Umnachtet (RL)
Der helle Vollmond scheint durch das Fenster, der eisige Wind spielt mit den Vorhängen, die kalte Nachtluft strömt in das Zimmer.
Remus Lupin sitzt auf der Bettkante und starrt den Mond an, seinen alten Feind. In den Händen hält er einen vollen Becher.
„Remus!“
Er muss das Zeug da trinken, oder er wird jede Seele in diesem Haus noch heute Nacht in Stücke reißen.
„Remus, jetzt!“
Remus hört die Stimme seines alten Klassenkameraden, er steht in der Tür. Die Dielen knarzen, als er sich auf Remus zubewegt.
Es ist kalt. Seine Fingernägel verändern sich, werden zu spitzen Krallen, die sich in das Glas bohren; es knirscht, droht zu zerbrechen.
Eine Hand legt sich auf Remus‘ Schulter, zwei schwarze Augen starren ihn eindringlich an; ein Vorhang aus schwarzen Haaren umrahmen das blasse, verhärmte Gesicht von Severus Snape.
„Remus! Sag nicht, ich hab das umsonst gebraut!“
Remus sieht zu Snape auf, aber alles, was er denken kann ist: „Seit wann nennt Severus mich Remus …?“
„Remus! Remus, wach auf!“
Irgendwer schüttelt ihn an der Schulter wie verrückt und schreit – ebenso wie verrückt. Langsam bekommt er die Augen auf. Er liegt in seinem Bett in seinem Schlafzimmer. Das Fenster ist geschlossen und es ist Neumond. Nur ein Traum.
„Remus, du hast nur schlecht geträumt. Geht es dir gut?“
Er sieht zu seiner rechten, zu der Person, die ihn noch immer an der Schulter berührt und besorgt ansieht. Remus weicht erschrocken zurück, seine Augen werden groß. Panisch schnappt er nach Luft.
„Was hast du denn? Was ist nur los mit dir …?!“
Remus öffnet seinen Mund und ein gellender Schrei bricht heraus, während er rückwärts aus seinem Bett flüchtet und aus dem Zimmer stürmt.
Verdutzt richtet sich Severus im Bett auf. „Was hat er denn nur?“
Remus‘ Kopf liegt auf der Tischplatte. Es ist früh am Morgen, irgendwo zwitschert fröhlich ein Vogel, die Sonne scheint ins Esszimmer. Er hört, wie jemand die Treppen hinunter kommt und eine Hand sanft über seinen Rücken streicht.
„Bitte sag mir einfach, dass du du bist …“, murmelt Remus erschöpft.
„Ich bin ich.“
Remus linst vorsichtig nach oben.
„Es tut mir so leid, Remus …“
Remus seufzt nur tief und richtete sich vollends auf. „Tu mir einfach den Gefallen und verwandel dich nicht nachts in Severus Snape, während du neben mir liegst.“
Tonks kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Aber ein bisschen lustig war es schon!“
Remus unterdrückt ein Knurren. Noch ist nicht Vollmond.