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Neue Zeiten

von

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Ungeplanter Zwischenstopp

Justice schreckte aus ihrem Dämmerschlaf hoch. Sie war eingeschlafen, kaum dass der Express den Bahnhof verlassen hatte. Einen Moment lang verstand sie nicht, weshalb sie erwacht war, bis ihr das leise Murren ihres Frettchens an die Ohren drang.

„Tucker, was hast du denn…?“ Müde blinzelnd schweifte ihr Blick durch die Kabine, bis sie das aufgebrachte Tier auf der Gepäckablage gegenüber entdeckte.

„Hey! Tucker, komm da runter!“ Doch auch dieser Protest wurde von ihm ignoriert. Stattdessen ging sein Blick aus dem Fenster. So kannte sie ihr Frettchen gar nicht, für gewöhnlich lies er sich immer anlocken.

„Wie du willst, du eigensinniges Vieh, dann hol ich dich eben von dort runter…“ Seufzend stand die Rothaarige auf und strich sich eine Strähne ihres Haares hinter die Ohren. Doch kaum war sie einen Schritt auf das Tier zu gegangen, schrie es panisch auf und warf sich ihr in die Arme.

Und dann ging alles so schnell, dass Justice das Handeln unmöglich war. Denn auf einmal kreischten die Bremsen sämtlicher Waggons auf und im nächsten Moment ging ein heftiger Ruck durch den ganzen Zug. Ohne reagieren zu können, stürzte sie zu Boden. Während sie sich zwischen den Sitzbänken zusammenkauerte, achtete sie nur noch darauf, Tucker nicht los zu lassen, trotz dass um sie herum ein Ohren betäubender Lärm laut wurde.

 

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Hogwarts-Express endlich stand und nur noch ein beständiges, pneumatisches Zischen zu vernehmen war. Erst dann wurden vereinzelte Schluchzer und Rufe laut.

Vorsichtig setzte sich Justice auf und entließ ihr Frettchen aus ihrem Griff. Obwohl es nun um sie herum wuselte und lautstark protestierte, achtete sie nicht weiter darauf Stattdessen stand sie vorsichtig auf und tastete sich sachte ab. Abgesehen von den Schmerzen an ihrer rechten Schulter fehlte ihr nichts. Und da die Schmerzen vom Sturz kamen, ihre Bewegung jedoch nicht beeinträchtigten, vermutete sie, dass es sich lediglich um einen Bluterguss handelte. Erst, nachdem sie dies festgestellt hatte, drehte sie sich zu ihrem Frettchen um und nahm es wieder auf den Arm.

„Tucker, sei still!“ Grummelnd gehorchte das Tier, ehe es an ihr hinauf kletterte und es sich auf ihrer Schulter gemütlich machte.

„Fein. Und jetzt lass uns schauen, was hier los ist.“ Ebenso vorsichtig, wie das Mädchen eben noch aufgestanden war, öffnete sie nun die Abteiltür und spähte in das Chaos hinaus. Überall standen ihre Mitschüler herum, doch schienen auch diese nicht viel mehr als sie selbst zu wissen. Zumindest ließen sie die Gesprächsfetzen darauf schließen.

Nur kurz wanderten Justice' blaugrüne Augen aus dem Fenster, um fest zu stellen, dass sie irgendwo im nirgendwo standen und es aufgehört hatte zu regnen. Dann schaute sie kurz zu den hinteren Waggons, ehe sie sich doch auf den Weg nach vorne, zur Zugmaschine, machte. Was sich als schwieriger herausstellte, als sie gedacht hatte, da sie kaum in den Massen an Jugendlichen voran kam.

 

Doch irgendwann erreichte sie endlich eine Stelle, an der sich die anderen eng auf einer Seite des Ganges aneinander drängten und ihr somit die Chance ließen, an ihnen vorbei zu schlüpfen. Wobei sie dort auch schon schlagartig stehen bleiben musste, um nicht erneut zu stürzen. Denn hinter der Durchgangstür klaffte ein Loch. Die vorderen beiden Waggons, sowie die Zugmaschine waren entgleist und lagen kreuz und quer vor ihnen. Nur der Waggon genau vor ihr stand noch windschief auf den Gleisen, so als hätte er sich einfach geweigert, ebenfalls umzukippen.

„Oh Gott…“, hörte Justice jemanden neben sich stammeln. „Ob das irgendjemand überlebt hat…?“ Bei diesem Satz fuhr die Rothaarige schlagartig herum und suchte das Mädchen, das eben noch gesprochen hatte. Als sie ihr in die Augen sah, verengten sich ihre eigenen zu Schlitzen.

„Ihr habt nicht nachgesehen?“ Zitternd schüttelte die Jüngere den Kopf, was Justice nur dazu brachte, sich wütend abzuwenden, bevor sie doch noch etwas falsches sagen würde. Nur kurz glitt ihr Blick über den Ausstieg, der sich nun vor ihr eröffnete, dann sprang sie das kurze Stück zum anderen Waggon hinüber. Ohne weiter darüber nach zu denken, lies sie die anderen an Ort und Stelle zurück. Nachdem sie die Schiebetür einen Spalt weit aufgeschoben hatte, um sich hindurch zu zwängen, stieg sie in das neue Chaos ein.

 

In dem schräg stehenden Waggon war es vollkommen still und es kam Justice so vor, als ob die Luft elektrisiert wäre. Achtsam schob sie sich voran und stützte sich dabei an den Wänden ab, während Tucker ein unruhiges Grollen von sich gab.

Doch, lies sie sich von dem Tier nicht beunruhigen, während sie in jedes Abteil schaute.

Allerdings entdeckte sie keine Menschenseele.

Justice war sich nicht sicher, ob sie das als gutes oder schlechtes Zeichen ansehen sollte, doch redete sie sich ein, dass die Schüler aus diesem Waggon mit Sicherheit bei den anderen hinten waren. Immerhin war es nicht so schwer, von diesem zum vorherigen Waggon zu gelangen.

Also setzte sie ihren Weg fort, bis sie an das Ende dieses Wagens kam. Hier war sie dazu gezwungen, aus dem Zug aus zu steigen, da der auf der Seite liegende Waggon doch ein Stück weit entfernt lag. Also ging sie in die Hocke und sprang vorsichtig nach unten. Stolpernd kam sie auf dem nassen Kies zwischen den Gleisen auf und ihr Blick huschte in Richtung Zugmaschine. Alle drei übrigen Wägen lagen gänzlich auf der Seite, was es komplizierter machte, sie durch zu sehen. Dennoch erklomm sie den nächsten offen stehenden Eingang und zog sich bedacht ins Innere.

Doch abgesehen von gesprungenen Scheiben und durcheinander geflogenen Gegenständen war auch hier nichts zu finden. Ebenso wenig in den nächsten beiden Zugteilen.

 

Als Justice auch die Zugmaschine verlassen vorfand, sprang sie kurzerhand zurück auf die Gleise und lief grübelnd zum Rest zurück, als plötzlich neben ihr der Knall einer apparierenden Person ertönte. Noch bevor die nächsten Knalle laut wurden hatte die Rothaarige auch schon ihren Zauberstab gezückt und in Richtung der Person gerichtet, die aufgetaucht war. Jedoch lies sie diesen auch genau so schnell wieder sinken, als sie mehrere Zauberstäbe auf sich gerichtet sah.

„Wer bist du und was suchst du hier draußen?“ Kritisch musterte Justice den Mann, der als erstes appariert war und sie ebenso von oben bis unten betrachtete.

„Justice Lorring. Ich wollte nachsehen, ob jemand verletzt ist.“ Als hätte sie den Mann mit den dunkelblonden Haaren auf etwas gestoßen, das er bis eben noch nicht bemerkt hatte, schaute dieser zu den umgestürzten Waggons hinüber. Ein langer Moment der Stille entstand, was Justice an die knisternde Stille in den umgestürzten Waggons erinnerte, ehe der Mann seine braunen Augen ihr wieder zuwandte.

„Und, Miss Lorring?“ Für einen Augenblick hatte Justice das Gefühl, dass er sie testen wollte, weshalb sie seinem Blick kurz auswich und selbst zum Zug hinüber schaute.

„Ich konnte niemanden finden.“ Da der Fremde erneut schwieg, blickte das Mädchen nun doch wieder zu ihm zurück, um fest zu stellen, dass er sie stirnrunzelnd musterte. Unbehaglich begegnete sie seinem Blick und zwang sich dazu, stand zu halten. Erneut begann sich diese eiskalte Stille aus zu breiten, doch unterbrach der Mann sie dieses Mal schneller, während er sich zu den anderen Männern um drehte, die nach ihm appariert waren.

„Leachman, Hunter, ihr seht nach, ob sich wirklich niemand mehr in den Waggons befindet. Flynt und Dearing, ihr beide kümmert euch um die Kinder.“ Er wartete kurz, bis die vier Männer sich an ihre Arbeit machten, dann wandte er sich erneut dem Mädchen zu.

„Und wir beide sollten uns erst einmal darüber unterhalten, dass man nicht durch umgestürzte Züge klettert. Vor allem nicht alleine.“ Verdutzt blinzelte Justice einige Male, ehe sie die Augenbrauen zusammenzog.

„Wie bitte? Weil ich die Einzige bin, die sich getraut hat, nach zu sehen, ob jemand verletzt ist, bekomm' ich jetzt auch noch eine Zurechtweisung?“ Prompt unterbrach der Mann sie, indem er die Hand in die Höhe hielt.

„Nein, nicht deswegen. Sondern aus dem Grund, dass du leichtsinnigerweise alleine gegangen bist. Es hätte alles mögliche passieren können. Du hättest dich verletzen können. Oder aber…“, wieder flog der Blick seiner braunen Augen zurück zum Zug. „Wenn niemand in den Waggons war… Hätte dir das selbe passieren können, wie denen, die während der Fahrt noch in diesen gesessen hatten…“ Die Stimme des Mannes war leise und nachdenklich. So, als hätte er diesen Gedanken gar nicht aussprechen wollen. Doch protestierte in diesem Moment das Frettchen auf Justice' Schulter mit keckernden Lauten, was ihn wieder zu dem Mädchen blicken lies.

„Und wage es dich ja nicht, mir das Tier als deine Rückversicherung zu verkaufen.“ Das Keckern des Tieres wurde wütender und das Mädchen musste ihm beschwichtigend eine Hand auf den Pelz legen, dass es sich wieder beruhigte.

„Shht, Tucker.“ Erst, als das Frettchen klein beigab und den Kopf beleidigt in ihre Halsbeuge legte, nahm Justice die Hand wieder runter und entgegnete den Blick des Mannes direkt.

„Wer sind Sie eigentlich?“ Ihr Misstrauen war in ihren Augen zu lesen. Doch schien dies den Fremden auf irgendeine Art und Weise zu amüsieren, denn er lächelte schief, bevor er antwortete.

„Wesley Graves, Auror.“ Kritisch verzog die Rothaarige das Gesicht, als sie ihre Vermutung bestätigt bekam, dass es sich hier um Auroren handelte. War dies nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, dass Auroren geschickt wurden, kurz nachdem der Zug verunglückte? Seufzend lies das Mädchen den Blick sinken.

„Kann ich dann wieder zu den anderen, Mister Graves?“

„Erst, wenn du mir genau erzählt hast, was passiert ist, bis zu dem Punkt, an dem wir hier eingetroffen sind.“ Erneut seufzte Justice. Sie hatte ihre Gedanken doch selbst noch nicht geordnet, wie sollte sie ihm dann eine genaue Antwort geben? Trotzdem ergab sie sich ihrem Schicksal und erzählte, was sie gesehen und gehört hatte, seit Tucker sie geweckt hatte.



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