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The Escape from Darkness

*Taito*
von

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„Yamato“

Stolpernd kam der Gerufene zum Stehen und schaute sich atemlos um. Direkt an der Eingangstür des Krankenhauses entdeckte er Joe, welcher direkt zu ihm kam.

„Joe“, hauchte Matt verwundert und wischte sich kurz über die Wangen. „Was machst du denn hier?“

„Jim hat mich angerufen wegen Taichi“, antwortete Joe ernst. Verstehend nickte Yamato, ehe sein Blick besorgt zur Krankenhaustür wanderte. Der Blauhaarige folgte seinem Blick und seufzte leicht. „Lass uns reingehen“

„Ja“, murmelte Matt. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er versuchte verzweifelt sich etwas zu beruhigen. Doch wie sollte das gehen? Seit dem Anruf von Joes Bruder war alles nur noch schlimmer geworden! Taichi lag im Krankenhaus! Anscheinend war er die Treppe herunter gefallen und hatte sich dabei verletzt. Neue Wunden, wieder neue Schmerzen und das alles war seine Schuld! Yamato bereute seine Entscheidung zur Polizei gegangen zu sein im Moment einfach nur.
 

Er wollte doch dass es Tai besser ging und er ein normales Leben führen konnte. Stattdessen war sein Freund nun wieder verletzt und er hatte keine Ahnung wie sehr!

Stumm lief Matt seinem Freund hinterher und achtete kaum auf den Weg. Die Sorge um Taichi machte ihn einfach wahnsinnig, ebenso wie seine Schuldgefühle. Wieso war das passiert?
 

Eine Hand legte sich plötzlich auf seine Schulter und zwang ihn zum Stehen bleiben. Erschrocken hielt er inne und schaute auf, direkt in das Gesicht einer der Polizisten bei dem er heute seine Aussage gemacht hatte.

„Solltest du nicht auf dem Revier sein?“, wurde er sofort gefragt.

„Ich…“, zögernd hielt Matt inne und blickte an dem Beamten vorbei zu Joe, der mittlerweile bemerkt hatte, dass er stehen geblieben war und irritiert zwischen ihm und dem Erwachsenen hin und her schaute. „Ich habe gehört dass mein Freund hier liegt und daher wollte ich unbedingt hier her“

„Woher weißt du das? Wer hat dir das gesagt?“

„Ist das wirklich wichtig? Ich möchte einfach zu Taichi“, versuchte der blonde sich rauszureden. Er hatte für dieses Gespräch im Moment einfach nicht die Nerven.

„Nein, ich hätte schon gern eine Antwort“, erwiderte der Polizist ernst.

„Ein Freund von mir hat mich angerufen, er hat gesehen dass Tai hier eingeliefert wurde. Darf ich jetzt bitte zu ihm?“, erklärte Yamato unwirsch und fuhr sich durch die Haare.

„Nein, er wird gerade noch behandelt also kannst du im Moment nicht zu ihm, verstanden? Am Ende des Ganges sind ein paar Stühle, dort setzt du dich hin und wartest. Sobald ich etwas weiß, sage ich dir Bescheid und alles andere klären wir noch.“ Dankbar nickte Yamato und atmete kurz auf, er war froh von dem Polizisten weg zu kommen. Lieber wäre er sofort zu Taichi gegangen, denn er wusste ja immer noch nicht wie es ihm genau ging. Klar hatte Jim ihn kurz informiert, aber seitdem war ja schon wieder eine Stunde vergangen.
 

„Was ist eigentlich passiert? Ich meine, warum ist Taichi eingeliefert worden?“, fragte Matt, nachdem er einige Schritte gegangen war. Die Fragen stellte er sich schon die ganze Zeit und der Polizist wusste sicherlich eine Antwort. Wieso war Taichi eine Treppe herunter gefallen?

„Also wir in die Wohnung deines Freundes sind, hat er versucht zu flüchten und ist dabei die Treppe runter gefallen.“ Nachdenklich nickte Yamato und seufzte leise, bei dem Gedanken wurde ihm sofort noch elender zu Mute und seine Schuldgefühle wuchsen ins Unermessliche. Ohne ein weiteres Wort setze er sich in Bewegung und ging an Joe vorbei, welcher sogleich neben ihm herging.

„Yamato.. die Polizei? Was…“, begann der Blauhaarige stockend, doch der Angesprochene schüttelte nur den Kopf, hoffte dass sein Freund verstehen würde. Die letzten Meter liefen die beiden schweigend nebeneinander her und leise seufzend ließ er sich auf einen der freien Stühle fallen. Joe folgte seinem Beispiel und beobachtete ihn stumm, nachdem er eine kurze Nachricht in sein Handy eingetippt hatte. Wahrscheinlich an Jim…
 

Matt konnte nur erahnen wie verwirrend die Situation für ihn sein musste. Es fiel ihm selbst schwer das alles zu begreifen. Hatte er am Ende wirklich solch einen schrecklichen Fehler begangen? Tais Verletzungen, sein Aufenthalt war allein seine Schuld! Dabei wollte er doch nur das Beste für ihn…

„Yamato“

Sacht zuckte Matt zusammen und wischte sich über die Wangen, ehe ein trauriges Lächeln seine Lippen zierte. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, sollte ihm wohl Trost spenden.

„Ich bin zur Polizei gegangen, heimlich und ohne Tais Wissen“, murmelte er.

„Was? Wieso! Ich dachte Tai wird verfolgt?“, fragte Joe erschrocken und auch verwirrt.

„Ja, aber nicht von irgendwelchen fremden Leuten“, murmelte Yamato und schloss die Augen. Eine Hand wanderte zu seiner Stirn und landete schließlich in seinen Haaren. Das Gespräch welches er nun führen musste überforderte ihn maßlos. Er selbst konnte das alles noch gar nicht wirklich begreifen, wie sollte er es dann Joe begreiflich machen. Das was er nun zu sagen hatte, war einfach unfassbar…
 

„Tai ist nicht weggelaufen…“, sagte er zögernd und sah Joe vorsichtig an.

„Aber…“

„Es war sein Vater“

„Ich verstehe nicht…“

„Sein Vater gibt ihm die Schuld an dem Tod von seiner Frau, Tai und Karis Mutter und hat ihn daher eingesperrt. Tai war die ganze Zeit in unserer Nähe, nie weggelaufen, sondern stattdessen eingesperrt und geschlagen“, murmelte Yamato leise und schaute in das geschockte Gesicht seines Freundes.

„Was, aber Kari? Wie sollte das funktionieren? Das kann doch nicht…“, stammelte Joe überfordert und schüttelte den Kopf. Traurig lächelte Matt und zuckte mit den Schultern.

„Unfassbar, ich weiß… Aber es ist die Wahrheit. Es dauerte lange bis Taichi endlich mit der Wahrheit rausgerückt ist, aber ich glaube ihm. Sein Vater hat ihn über zwei Jahre eingesperrt, geschlagen und Schlimmeres. Er wurde gezwungen die ganze Hausarbeit zu übernehmen und zu Kochen, wie ein Sklave. Er selbst hatte nichts, keine anständige Kleidung und oftmals kaum was zu Essen. Sein altes Zimmer wurde bis auf das Bett leer geräumt und die Fenster verdunkelt. Dort musste er sich die meiste Zeit aufhalten und jedes Fehlverhalten wurde hart bestraft. Deswegen war keiner von uns in den letzten Jahren bei Kari, deswegen war sie so komisch als ich nicht aufgeben wollte, ihn zu suchen. Sie wusste es und hat nichts gesagt…“
 


 

~~~~~~~~~
 


 

Gestresst eilte Jim durch die Gänge des Krankenhauses. Nachdem er Joe und Yamato informiert hatte, war er zurück zu Taichi gegangen und sich nach dessen Gesundheitszustand gekümmert. Leider durfte er sich ja nicht um ihn kümmern, doch wenigstens wusste er wie es dem Braunhaarigen ging. Die SMS von Joe hatte er erst 20 Minuten später gelesen, da er einfach zu abgelenkt gewesen war. Doch jetzt hatte er sich auf den Weg zu seinem Bruder gemacht und wollte diesen endlich informieren. Yamato sollte wohl auch da sein, zumindest stand das in der kurzen Nachricht. Tief atmete er ein, ehe ein letztes Mal abbog. Er war nervös und aufgewühlt, es kam nicht oft vor, dass Menschen eingeliefert wurden, die er kannte und mochte.
 

Klar war Taichi eigentlich ein Freund seines Bruders, aber er hatte auch ein paar Mal die Gelegenheit gehabt ein wenig Zeit mit dem Braunhaarigen zu verbringen. Er mochte den Jüngeren ganz gut leiden und auch Joe sprach immer in den höchsten Tönen von ihm. Als er damals verschwunden war, traf es ihn ebenso wie seinen Bruder litt. Ihn jetzt mit diesen Verletzungen im Krankenhaus wieder zu finden, nachdem er ihn erst Letztens in solch lädiertem Zustand aufgefunden hatte, war einfach schrecklich. Und wenn es ihm nun schon so ging, wie ging es da erst Joe und Yamato?
 

Just in dem Moment fand er die beiden auf den Stühlen im Wartebereich sitzend und trat eiligst auf beiden zu.

„Hey, entschuldigt, ich habe deine Nachricht nicht sofort gelesen“, sagte Jim reuevoll.

„Schon okay“, murmelte Joe, rückte seine Brille zurecht und sah seinen Bruder einfach nur stumm an. Jener runzelte bei dem Anblick seines Bruders die Stirn. Natürlich war es klar, dass es ihm schlecht ging und er sich Sorgen machte, doch irgendetwas stimmte hier nicht. So blass und geschockt wie Joe wirkte, musste da mehr dahinter stecken. Gerade wollte zu einer Frage ansetzen, als Yamato ihn direkt ansprach.

„Wie geht es Taichi?“

„Dem Umständen entsprechend, aber besser als erwartet…“, begann Jim langsam und lächelte angespannt, als er den erleichterten Ausdruck bei den beiden Jüngeren bemerkte.
 

„Die Kopfverletzung sah anfangs schlimmer aus, als sie dann schlussendlich war. Es handelt sich zum Glück nur um eine einfache Platzwunde, aber durch die vorherige Gehirnerschütterung, wird ihm sobald er aufwacht der Kopf trotzdem ziemlich wehtun. Ansonsten hat er sich noch einige blaue Flecke und Blutergüsse zugezogen, auch sein Rücken wurde wieder in Mitleidenschaft gezogen. Am schlimmsten ist jedoch sein Knie, bei dem Aufprall hat er es sich gebrochen“
 


 

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„Okay und was heißt das?“, fragte Yamato nervös und biss sich auf die Lippen. Der kurze Moment der Erleichterung schwand sogleich wieder. Keine schlimme Kopfverletzung, aber dennoch unzählige andere und nun auch noch das!

„Im Moment beraten sich die Ärzte über die weitere Behandlung und entscheiden ob sie Operieren müssen oder ein einfacher Gipsverband reicht“
 

Nachdenklich nickte Matt, Tränen traten in seine Augen. Das alles tat ihm so schrecklich Leid! Eine Hand legte sich um die seine, ruckartig drehte er den Kopf und schaute in besorgte blaue Augen. Dankbar nickte er und nahm die warme Hand in die eigene, er brauchte im Moment einfach jemanden der für ihn da war und er war Joe unendlich dankbar. Der Ältere war selbst noch durch den Wind, wegen dem was er eben erfahren hatte, trotzdem war er für ihn da.

„Ich gehe wieder zurück und komme wieder sobald es etwas neues gibt“, sagte Jim ruhig.

„Danke“, hauchte Yamato und nickte leicht. Krampfhaft versuchte er seine Tränen zurück zu halten und schaute Jim stumm nach. Ein Zittern durchlief seinen Körper während er angestrengt versuchte sich zusammen zu nehmen. Doch wie sollte er das tun? Er war doch erst für alles verantwortlich!
 

„Sie kümmern sich gut um ihn“, sagte Joe leise, hörte sich aber ebenso aufgewühlt an wie Matt sich fühlte.

„Es ist meine Schuld“, hauchte er schuldbewusst.

„Unsinn, es war ein Unfall“, beharrte Joe sofort.

„Wäre ich nicht zur Polizei gegangen…“

„Du wolltest Taichi doch nur helfen und konntest nicht ahnen, dass so etwas passieren würde“, sprach der Blauhaarige ernst.

„Ich… hatte ihm versprochen nicht zur Polizei zu gehen und es doch getan. Jetzt ist er verletzt und ich habe ihn hintergangen. Meinst du, er verzeiht mir das?“, fragte Yamato mit belegter Stimme. Die ganze Zeit während seiner unüberlegten Aktion hatte er nie auch daran gedacht, dass Taichi ihm das vielleicht nicht verzeihen würde. Er war so damit beschäftigt sich selbst einzureden das Richtige zu tun, dass er es einfach verdrängt hatte. Dabei war es nicht das einzig Richtige, sondern der einzige Weg um Taichi in seiner Nähe halten zu können. Wenn er es genau bedachte war es ziemlich egoistisch. Taichi hatte ihm vertraut und was tat er?
 

„Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass Taichi wieder gesund wird und wir ihn einfach so gut es geht unterstützen. Vielleicht wird er sauer sein, ganz bestimmt sogar. Aber wenn das alles vorbei ist und er genau darüber nachdenkt, wird er verstehen warum du das getan hast“, sagte Joe, bemühend ihn aufzumuntern. Doch Yamato konnte nur allzu deutlich die Unsicherheit in den Worten seines Freundes hören und das machte ihm Angst. Dennoch hatte Joe in einem Punkt Recht… Sie mussten Tai jetzt unterstützen, so gut es nur ging!
 

Zitternd atmete Matt ein und versuchte sich zu beruhigen. Zweifel durften keinen Platz haben, jetzt war nicht die Zeit. Alles was jetzt zählte war für Taichi da zu sein. Viele Dinge kamen nun auf seinen Freund zu, er musste seine Aussage bei der Polizei machen, sich unangenehmen Fragen stellen. Was würde danach überhaupt geschehen? Wo konnte Tai hin? Sicher würde man ihm helfen, aber das war alles nicht so einfach und im Moment alles nicht klar. Zum Glück war er ja bald Achtzehn! Trotzdem würde es ein langer Weg sein, bis Taichi sich wieder in ein normales Leben einfinden würde.
 

Zu lange hatte er dies nicht mehr gehabt und so viel Schreckliches erlebt. Tais Knie…
 

Daran vermochte Yamato im Moment nicht zu denken! Würde es wieder vollständig verheilen? Früher hatte Taichi den Sport so geliebt, es wäre schrecklich wenn er das jetzt nicht mehr könnte. Yamato konnte nur hoffen, dass es wieder vollständig genesen würde. Doch egal was die Zukunft jetzt bringen würde, er musste für Taichi da sein und das würde er. Er hatte ihn verraten, doch er würde sich erklären und irgendwann, so hoffte er, würde Tai ihm wirklich verzeihen…
 


 

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Ein gequältes Stöhnen verließ seine Lippen, kaum dass er die Augen einen Spalt geöffnet hatte. Sein Kopf hämmerte in einer unerträglichen Intensität, schlimmer als die Tage davor. Blinzelnd öffnete er die Augen und verzog das Gesicht schmerzerfüllt. Sein ganzer Körper schmerzte, sogar sein Rücken war wieder deutlich schlimmer. Verwirrt versuchte Tai sich zu erinnern was geschehen war und sah sich um. Sein Blick war leicht verschwommen und er kannte die Umgebung nicht.
 

Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus, blinzelnd versuchte er seine Sicht zu schärfen. Dann blieben seine Augen an etwas hängen, was ihn sofort erstarren ließ. Entsetzt starrte Taichi auf sein linkes Bein dass vollständig von einem Gips umhüllt war. Nicht begreifend wie das geschehen war, starrte er einfach auf den dicken Verband und schüttelte den Kopf, welcher bei der Aktion noch mehr pochte.
 

Nur langsam löste er seinen Blick und schaute sich erneut um. Jetzt wusste er wo er sich befand, er musste in einem Krankenhaus sein. Nur langsam dämmerte es ihm, was geschehen war. Die Polizei und seine Flucht, er war gestürzt und dann war es dunkel…
 

Panisch begriff Taichi, dass er sich nun in der Situation befand, vor der er sich am meisten gefürchtet hatte… Er war in einem Krankenhaus, die Polizei wusste sicher inzwischen wer er war und hatte seinen Vater informiert. Weggelaufen konnte er auch nicht… nicht mit diesem Bein! Überfordert durchsuchte er das Zimmer nach etwas hilfreichem, doch es gab nichts. Was hätte ihm auch helfen sollen? Er war allein und egal wer auch durch diese Tür kommen würde, es gab einfach kein Entkommen. Aber er durfte nicht hier sein!
 

Was würde geschehen wenn sein Vater hier auftauchte? Verzweifelt rollte Tai sich zur Seite und biss die Zähne zusammen, jede Bewegung tat ihm einfach nur weh. Dazu sein Kopf, der ihm das Denken so erschwerte…
 

Trotzdem drehte er sich weiter, bis er schließlich mit seinem gesunden Bein aus dem Bett kam und zog das andere einfach mit sich. Umständlich stellte er das gesunde auf den Boden und versuchte aufzustehen. Doch misslang der Versuch kläglich, denn sein gesunder Fuß wollte sein Gewicht nicht tragen und ließ ihn stattdessen zu Boden fallen. Ein schmerzhaftes Keuchen verließ seine Lippen, ehe er sich einfach über den Boden robbte. Ihm war klar, dass es sinnlos war, doch er war nicht gewillt sein Schicksal hinzunehmen. Er war doch erst vor ein paar Wochen aus dieser Hölle entkommen! Er durfte und wollte dahin nicht zurückkehren. Taichi musste hier raus!
 

Vielleicht konnte er durch das Fenster, sollte es im ersten Stock sein. Einfach raus und dann konnte er sich was überlegen. Im Moment zählte für ihn nur das Entkommen. Plötzlich legten sich Hände auf seinen Rücken und ließen ihn erschrocken zusammen zucken. Panisch drehte er den Kopf und schaute in das Gesicht einer besorgten Krankenschwester. Diese hielt ihn an Arm fest und redete auf ihn ein, doch Taichi wollte und konnte ihr nicht zuhören. Stattdessen versuchte er die Frau einfach nur abzuschütteln. Er musste doch hier raus!
 


 

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Müde massierte Yamato seine Schläfen und stöhnte genervt. Seit Stunden saßen Joe und er hier nun herum und durften nicht zu Taichi. Es war zum durchdrehen, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Jim war zwar immer wieder bei ihnen gewesen um sie zu informieren, aber Yamato konnte und wollte erst aufatmen, wenn er Taichi mit eigenen Augen gesehen hatte. Der einzige Lichtblick war, dass Jim ihnen mitgeteilt hatte, dass man Tais Knie nicht operieren müsste. Anscheinend war der Bruch nicht so kompliziert und sollte nur mit einem Gipsverband behandelt werden.
 

Trotzdem ließ man ihn nicht zu seinem Freund! Tai war bisher noch nicht aufgewacht und die Polizei hielt es für keine gute Idee, denn sie wollten diesen erst einmal befragen und er war ja kein Angehöriger…

Er war verdammt nochmal sein bester Freund und es war ihm sowas von egal, was jemand anderes sagte. Das war doch alles zum verrückt werden!
 

Zum vierten Mal heute sah Yamato Jim zu ihnen kommen und sah den Älteren ernst entgegen.

„Kommt mit“, murmelte dieser und drehte sich wieder um. Verwundert sprang Matt auf die Beine und folgte dem anderen, dicht gefolgt von Joe.

„Was ist denn los?“, fragte jener seinen Bruder verwirrt.

„Yamato, du möchtest doch zu Taichi?“,

„Unbedingt“, antworte Matt sofort und sah den Älteren fragend an.

„Dann zeige ich dir jetzt in welchem Zimmer er liegt, du wirst zwar nicht viel Zeit haben, aber sonst gibt es keine Möglichkeit“

„Okay“, murmelte Matt und atmete erleichtert auf. Er war dem schwarzhaarigen mehr als dankbar für diese Möglichkeit. Endlich konnte er zu Taichi!

„Ist das nicht schlecht, wenn das jemand rauskriegt?“, wollte Joe unsicher wissen.

„Das lass mal meine Sorge sein“, murmelte Jim und lief unbeirrt weiter, nur um nach wenigen Minuten stehen zu bleiben. „Da vorne, das letzte Zimmer links. Sollte dich jemand finden, dann…“

„…bin ich ganz allein hergekommen“, beendete Yamato den Satz. „Danke Jim, geht ihr einfach zurück. Ich komme dann später zu euch“. Zustimmend nickten die beiden Brüder und wandten sich zum Gehen. Joe hielt noch einmal inne und legte seine Hand auf Matts Schulter. Kurz sahen sie die beiden Freunde an, ehe Matt leicht nickte. Er wusste was Joe ihm damit sagen wollte und war einfach nur dankbar.
 

Seine Augen wanderten den Gang entlang und zögernd setzte er sich in Bewegung. Mit jedem Schritt wuchs seine Nervosität an und er bekam Angst. Angst vor dem was ihn dort erwartete und Angst, wie Taichi auf ihn reagieren würde…
 

Dennoch lief er tapfer weiter und hielt erst direkt vor der Tür inne. Kurz schlossen sich seine Augen, ehe er tief durchatmete. Das was er Tai nun gestehen musste, war das Schlimmste was er jemals über die Lippen gebracht hatte. Noch nie, niemals in all den Jahren ihrer Freundschaft, hatte er seinen Freund so dermaßen hintergangen und er konnte wirklich nur hoffen, dass jener ihn verstand. Zitternd legte Yamato seine Hand auf die Türklinke, während er sich die vorher zu Recht gelegten Worte nochmals durch den Kopf gehen ließ. Gerade wollte er die Klinke herunter drücken, als eine Hand sich auf seine Schulter legte und ihn fest hielt.

„Was soll das werden?“, ertönte die ernste Stimme des Polizisten hinter ihm. Verzweifelt stöhnte Matt auf und kniff die Augen zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein! Nur langsam drehte er sich in dem festen Griff und sah dem jungen Polizisten flehend ins Gesicht.

„Ich möchte ihn durch nur kurz sehen“, murmelte er verzweifelt.

„Das geht leider nicht“, antwortete dieser ernst.

„Bitte, nur fünf Minuten wenigstens“, bat Yamato verzweifelt. Genervt seufzte der Beamte auf und schaute nachdenklich auf ihn herab, ehe er ungläubig den Kopf schüttelte und ihn anschließend los ließ.

„Fünf Minuten“. Überrumpelt sah Matt sein Gegenüber an, konnte es nicht fassen. Eigentlich hatte nicht damit gerechnet, dass man ihn nun doch zu Tai ließ. Schnell drehte er sich um, bevor sich der andere es nochmal überlegen konnte. Wieder legte er seine Hand auf die Türklinke und wurde dabei erneut aufgehalten.

„Wir haben mit deinem Freund auch noch nicht gesprochen. Er ist vor einer halben Stunde aufgewacht und wollte anscheinend fliehen, was jedoch auf Grund seines Zustandes nicht möglich war. Die Ärzte haben ihm etwas zur Beruhigung gegeben, aber er scheint immer noch sehr aufgewühlt zu sein. Ich war vor kurzem bei ihm, doch er hat nicht geredet“, sprach der Polizist zögernd. Erschrocken hielt Yamato inne und kniff die Augen zusammen. Tai wollte in seinem Zustand noch fliehen? Sein Freund musste wirklich verzweifelt sein…

Wieder spürte er Schuldgefühle, ließ sich jedoch nicht davon beirren und öffnete endlich die Tür und verschwand hinter selbiger.
 


 

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Leicht zuckte Tai bei dem Geräusch der schließenden Tür zusammen und schaute zögernd zu selbiger. Überrascht weiteten sich seine Augen, als er Yamato vor sich stehen sah und nicht wie erwartet irgendeinen Arzt oder Polizisten. Der Blonde schaute ihn einfach nur an, sein Blick wirkte erschrocken und besorgt. Natürlich…
 

Wenn er nur annähernd so aussah, wie er sich fühlte, musste sein Anblick wirklich kein schöner sein. Ein leichtes Seufzen verließ seine Lippen, während er seinerseits Yamato betrachtete. Es tat gut seinen Freund jetzt zu sehen, jemanden um sich zu haben den er kannte und mochte. Das alles hier war ein Alptraum, das Schlimmste was ihm hätte passieren können und er gefangen. Schon jetzt…
 

Seine vorherige Flucht war lächerlich und unnötig, hatte er sich dabei nur noch mehr Schmerzen zugefügt, sonst gar nichts. Und ja, eine Schwester hatte ihm ein Mittel zur Beruhigung gespritzt nachdem man ihn wieder ins Bett verfrachtet hatte. Davon wurde ihm sogar noch schwindeliger als ohnehin schon und am liebsten würde er schlafen. Doch er konnte nicht, seine Gedanken schwirrten nur so durch seinen Kopf. Der Polizist welcher ihm vorhin ein paar Fragen gestellte hatte, würde wieder kommen und irgendwann musste er ihm Antworten geben. Außerdem war es wirklich nur eine Frage der Zeit bis sein Vater hier auftauchte. Und davor fürchtete er sich am meisten…

Klar konnte er ihm nichts tun, solange sie nicht alleine waren. Aber was würde er überhaupt tun?
 

Eine Hand legte sich auf die seine und ließ ihn erschrocken zusammen zucken. Überfordert sah Taichi in das angespannte Gesicht seines Freundes, welcher mit den Tränen kämpfen zu schien.

„Wie geht es dir?“ Ein spöttisches Lächeln legte sich auf Tais Züge, denn war es nicht offensichtlich?

„Großartig“, murmelte er leise und bemerkte sofort den betroffenen Blick seines Freundes. Seufzend ließ er zu, dass Matt seine Hand in die seine nahm und sich neben ihm auf das Bett setzte. Die blauen Augen schauten ihn ununterbrochen an, sorgten für ein gewisses Unwohlsein. Müde schloss Tai die Augen und legte den Kopf zurück in die Kissen.
 

„Tai, ich muss dir was sagen“, ertönte die unsichere Stimme seines Freundes und sorgte dafür das jener die Augen wieder öffnete und sein Gegenüber fragend ansah.

„Ich… bin Schuld…“, begann Matt zögernd und verkrampfte sich ein wenig. Verwirrt beobachtete Taichi seinen Freund und stellte mit Verwunderung fest, wie sehr dieser sich zu quälen schien. Er verstand nicht was Yamato ihm sagen wollte und drückte seine Hand leicht. Ja, eigentlich war er es, der im Moment Trost und Beistand brauchte. Aber er konnte es einfach nicht mit ansehen, wie der andere sich quälte. Woran sollte er schuld sein? Dass er nicht da war, als die Polizei heute Morgen vor seiner Tür gestanden hatte? Das konnte doch keiner wissen, denn wenn es so wäre, wäre Tai schon viel früher abgehauen… Er wusste zwar nicht wo Yamato gewesen war, aber er trug auf jeden Fall keine Schuld.
 

Tief atmete der Blonde ein und sah ihn schmerzerfüllt an, ehe er zitternd die Lippen öffnete um erneut zu sprechen. Stumm wartete Taichi einfach ab und wartete was sein Gegenüber zu sagen hatte.

„Die Polizei… das sie heute Morgen bei dir war, das lag daran das ich… heute Nacht bei ihnen war. Ich habe ihnen alles erzählt“, sagte Yamato mit Tränen in den Augen. Geschockt weiteten sich die braunen Augen und für einen Moment war Taichi als würde die Zeit stehen bleiben. Ungläubig sah er in das Gesicht seines Freunds und hoffte darauf, darin einen Beweis zu finden, dass es sich nur um einen makaberen Scherz handelte. Doch er fand nichts. Stattdessen begriff er langsam den Inhalt von Yamatos Worten und ein glühender Schmerz breitete sich in seinem Innern aus.
 

Ruckartig riss er seine Hand aus der des Blonden und Tränen traten in seine Augen. Flehend blickten ihn die blauen Augen an, doch er wandte den Blick ab. Nur langsam fraß sich die Gewissheit von Yamatos Verrat in seinem Verstand und es schmerzte ungeheuerlich.

„Tai, du musst das verstehen“, murmelte Yamato verzweifelt und versuchte nach seiner Hand zu greifen. Ruckartig wandte Taichi den Blick zu seinem Freund und riss seine Hand zur Seite. Sein Herz klopfte schmerzhaft, während er in das ihm so bekannte Gesicht sah. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, was Yamato da getan hat. Seine Lippen presste er fest aufeinander um verzweifelt ein Schluchzen zu unterdrücken. Die Tränen suchten sich nun einen Weg über seine Wangen.
 

„Tai, ich wollte dir nur helfen, dass musst du glauben…“, fing Matt erneut an. Auch er weinte und schien verzweifelt, doch das war dem Braunhaarigen inzwischen herzlich egal.

„Verschwinde“, hauchte Tai leise. Geschockt weiteten sich die blauen Augen und sahen ihn flehend an.

„Bitte…“

„Hau ab, ich will dich nicht mehr sehen“, sagte der Braunhaarige nun etwas lauter und funkelte seinen Gegenüber wütend an.

„Tai, bitte…“, bat Matt weinend. „Du musst nur deine Aussage machen und dann…“

„Du sollst gehen!“

„…dein Vater bekommt seine gerechte Strafe und du wirst ein normales Leben führen“

„RAUS HIER!“, schrie Taichi.

„Seiichi und ich, wir werden dir auch helfen und die anderen bestimmt auch...“

„Helfen?“, rief Taichi und lachte verzweifelt. „DU musst mir gar nicht mehr helfen… DANKE. Verschwinde einfach, Yamato. Ich will dich nicht mehr sehen.
 

Schmerzerfüllte blaue Augen trafen seinen Blick, sorgten nur noch für mehr Tränen, doch Taichi konnte und wollte seine Worte nicht zurücknehmen.

„Taichi“, hauchte sein Gegenüber beinahe tonlos.

„Du hast alles zerstört, Yamato. Geh einfach und komm nicht wieder, hörst du? Ich will dich nie wieder sehen“, rief Tai laut und setzte sich ruckartig auf, den brennenden Schmerz in seinem Körper ignorierend. Er wollte den Blonden nicht mehr sehen, nicht mehr daran denken. Es tat so schrecklich weh…
 

Er hatte ihm vertraut… Gedacht er könnte es. Sich an den Menschen von vor zwei Jahren erinnert und sich gewünscht, es wäre immer noch so zwischen ihnen. Doch das alles war nur eine Illusion. Nichts war echt…
 

Yamato hatte ihn verraten und alles zerstört. Sein Leben war nun ein Scherbenhaufen und es gab niemanden mehr, dem er vertrauen konnte. Er war ganz allein…
 

„Taichi..“. Ruckartig drehte Tai sich zur Seite und packte das Wasserglas auf dem Kästchen und warf es in Yamatos Richtung. Das Glas verfehlte den Blonden um einen Meter, aber er wollte ihn auch gar nicht treffen. Matt zuckte bei der Aktion erschrocken zusammen und schaute ihn weinend an. Taichi wandte den Blick ab und wartete einfach nur ab. Sekunden vergingen in der absoluten Stille, ehe er endlich die Schritte seines ehemaligen Freundes hörte. Dann wurde die Tür geöffnet und anschließend wieder geschlossen. Zögernd schaute Taichi sich um und stellte erleichtert fest nun endlich alleine zu sein.
 

Zitternd atmete er ein und versuchte sich zu beruhigen. Immer wieder schwirrten die eben gehörten Worte durch seinen Kopf und sorgten dafür, dass endgültig alle Dämme brachen….


Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu,
vorab möchte ich mich bei euch entschuldigen für die lange Wartezeit. Diese Kapitel sind schon seit knapp zwei Monaten fertig und auch meine nächsten Schritte genau geplannt. Das eine Zeitlang nichts online kam, kann euch aus aus privaten Gründen nicht sagen, aber das nächste kommt wieder in einer Woche.

Ich bin gespannt auf eure Reaktionen und freue mich auf eure Meinung.

liebe Grüße Shanti Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kitty007
2017-05-23T04:06:52+00:00 23.05.2017 06:06
Woah wie spannend :O
schnell schnell schnell weiter bitteee!

Also is wirklich ein ganz tolles kapitel! Man leidet ja schon fast mit, mit den beiden ^^'

Bin schon auf die fortsetzung gespannt

Lg katy
Antwort von:  Tales_
23.05.2017 17:02
Danke für deinen Kommentar!
Schön das es dir so gut gefallen hat ^^

Ja die zwei kriegen es ganz schön ab...

LG Shanti


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