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Last Desire 9.5 Teil 2

Uncertain Desire
von

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Nastasjas Gespräch

Am Abend ließ sich Ezra nicht mehr blicken und kam auch nicht zum Abendessen. Nach Monicas Besuch hatte die Feier ein etwas plötzliches Ende gefunden und während Sheol und Elion aufräumten, ging Nastasja die Treppen hinauf in Ezras Zimmer, um mit ihm zu reden. Der 16-jährige saß auf seinem Bett, blickte böse drein und hatte einen Teddybären im Arm, den er vermutlich aus Elions Zimmer genommen hatte. Die Russin setzte sich schließlich zu ihm und betrachtete ihn nachdenklich, dann aber brach sie endlich das Schweigen und fragte „Wie geht es dir denn?“ „Wie soll es mir denn bitteschön gehen?“ erwiderte Ezra mit verletzter Stimme. „Meine Mutter lässt sich einfach so blicken, nachdem sie es 16 Jahre lang nicht für nötig hielt, sich je bei mir zu melden.“ „Das ist sicher ganz schön viel für dich gewesen“, murmelte die Russin und nickte verständnisvoll. „Ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst. Sie nach all den Jahren so plötzlich wiederzusehen, muss sicher einige Fragen aufgeworfen haben. Warum hat sie mich einfach zurückgelassen? Hat sie mich denn nicht geliebt? Hat sie nie daran gedacht, sich früher zu melden? Hat sie in all den Jahren überhaupt an mich gedacht? Das sind doch sicher die Fragen, die dich beschäftigen, oder?“ Ezra nickte und hielt den Blick gesenkt. Aufmunternd legte Nastasja einen Arm um seine Schultern. „Ich kenne das. Früher habe ich mir auch immer die Fragen gestellt, wieso mich meine Eltern weggegeben haben und ich habe sehr darunter gelitten, dass ich sie niemals kennen lernen durfte. Aber dann habe ich erfahren, dass sie mich weggegeben haben, weil sie mich schützen wollten. Sie wurden damals von der russischen Regierung verfolgt, da sie meinen Vater für einen Spion gehalten haben und sowohl ihn als auch meine Mutter verschleppt haben. Und wahrscheinlich hätten sie mich auch getötet, wenn sie mich nicht in ein Waisenhaus gegeben hätten. Es mag zwar schwer nachvollziehbar klingen, aber manchmal geben Eltern ihre Kinder ab, weil sie es als das Beste erachten. Vielleicht hat deine Mutter gedacht, sie wäre nicht in der Lage, sich um dich zu kümmern. Womöglich hat sie gedacht, sie könnte mit der Verantwortung nicht umgehen und hatte Angst davor.“

„Aber warum hat sie sich nie gemeldet?“

„Tja, das kann ich dir leider nicht beantworten. Vielleicht hat sie ja oft daran gedacht, aber sich nicht getraut, weil sie Angst oder ein schlechtes Gewissen hatte. Womöglich hat sie heute all ihren Mut aufbringen müssen, um dich zu besuchen. Aber weißt du, die Antworten wirst du nur dann bekommen, wenn du mit ihr redest.“ Doch Monica Denaux war nicht das einzige Problem, das Ezra beschäftigte. Das verriet Nastasjas mütterlicher Instinkt und sie ahnte, dass ihren Pflegesohn etwas sehr schwer auf der Seele lag. Doch da er nicht mit der Sprache rausrücken wollte, hakte sie nach. „Sag schon, Ezra. Was hast du? Fühlst du dich nicht wohl hier?“ „So ein Quatsch!“ rief er, sank aber dennoch mehr in sich zusammen. Man hätte wirklich Mitleid bekommen, so unglücklich sah er in diesem Moment aus. „Was ist es dann? Hast du vielleicht Probleme mit Sheol oder Elion oder ist es wegen mir? Hey, du kannst mit mir über alles reden, ich bin dir da nicht böse.“ Doch Ezra zögerte noch, denn da war diese Angst, die so präsent war, dass sie alles in ihn blockierte. „Weißt du, ich hab schon längst bemerkt, dass du bereits seit Tagen so still und zurückhaltend bist, wenn ich in der Nähe bin. Das war kurz nach unserem Streit wegen der Raucherei. Kann es sein, dass du Angst vor mir hast oder du dich in meiner Gegenwart unwohl fühlst?“ Immer noch zögerte Ezra und brachte kein Wort hervor. Aber als er diese Ruhe und Wärme spürte, die Nastasja ausstrahlte, da konnte er seine Angst überwinden und erklärte sein Dilemma. „Jeder hat mich bis jetzt aufgegeben und niemand wollte mich je haben. Kaum, dass ich den anderen Pflegeeltern zu anstrengend wurde, wollten sie mich in eine Besserungsanstalt, in eine Klapse oder in ein Internat schicken, um mich loszuwerden. Es war doch immer dasselbe.“

„Und deshalb versuchst du, mir aus dem Weg zu gehen. Weil du Angst hast, ich würde dich ebenfalls irgendwo hinschicken, weil du zu anstrengend werden könntest?“ Zwar sagte Ezra nichts, aber sein Schweigen war mehr als Antwort genug. Und sogleich nahm Nastasja ihn in den Arm. „Das ist doch Unsinn. Ich würde dich doch niemals irgendwohin abschieben, nur weil wir uns mal streiten. Jede Familie streitet sich und Eltern, die von ihren Kindern noch nie gehasst und angeschrieen worden sind, haben in der Erziehung einiges falsch gemacht. Es ist ganz normal, dass auch wir beide uns streiten, weil wir unsere Differenzen haben. Und ebenso ist es auch wichtig, dass wir und streiten. Denn nur so können wir auch unsere Meinung mitteilen und sagen, was uns auf den Keks geht. Aber nur wegen so etwas würde ich dich doch nicht wegschicken. Offiziell bist du zwar „lediglich“ ein Pflegekind, aber du bist genauso meine Familie wie Sheol, Elion und die anderen. Und daran wird sich auch nichts ändern. Egal was auch kommt, du wirst immer einen Platz in diesem Haus haben. Auch wenn du dich eines Tages dafür entscheiden solltest, zu deiner Mutter zurückzukehren, kannst du jederzeit zu uns zurückkommen. Das ist ein Versprechen.“ Und kaum, dass sie das gesagt hatte, klammerte sich Ezra an sie und vergrub sein Gesicht in ihre Schulter. Sanft strich sie ihm durchs Haar und spürte, wie er mit seinen Emotionen kämpfte. „Weißt du Ezra, ich denke, dass der Herr dich mir aus einem bestimmten Grund anvertraut hat, genauso wie Elion und Sheol. Und aus diesem Grund werde ich euch nicht weniger lieben als meine beiden Söhne. Genauso wie für die anderen werde ich auch für dich da sein und dir dieselbe Liebe und Zuwendung geben, wenn du es auch zulässt.“ Nastasja hielt ihn im Arm, bis er sich beruhigt hatte. Dann strich sie ihm eine Träne weg und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich mag zwar streng sein, das stimmt. Und ich werde auch sehr temperamentvoll und laut. Russisches und italienisches Blut ist eben in Kombination etwas ungesund und ich gebe auch zu, dass ich manchmal ziemlich heftig reagieren kann. Aber das bedeutet nicht, dass ich jemals mit dem Gedanken spielen würde, dich oder die anderen einfach so vor die Tür zu setzen. Es ist so, dass ich selbst keine Kinder bekommen kann. Deshalb glaube ich, dass der Herr mir als Ausgleich dafür die Aufgabe übertragen hat, mich um verlorene Kinder zu kümmern und ihnen ein Zuhause zu geben.“

„Und was denkst du, soll ich tun? Soll ich mich mit meiner Mutter treffen oder nicht?“

„Das ist allein deine Entscheidung. Ich denke aber, dass es vielleicht ratsam wäre, wenn du ihr wenigstens die Chance gibst, alles zu erklären. Wer weiß, vielleicht hast du dann endlich Gewissheit und weißt, was du willst. Und vielleicht könnt ihr tatsächlich ein näheres Verhältnis zueinander aufbauen. Diese Situation ist nichts anderes als Schrödingers Katze…“

„Was für eine Katze?“ Nastasja musste schmunzeln und erklärte „Mein Mann Henry war Physiker und kam oft mit diesem Gleichnis. Schrödingers Katze ist ein Experiment, wo eine Katze sich in einer Kiste befindet, zusammen mit einer Kapsel, die zu einem unbestimmten Zeitpunkt ein tödliches Gas freisetzt. Und solange die Kiste nicht geöffnet wird, kann die Katze als tot und lebendig angesehen werden. Heißt also: solange du den Kontakt zu deiner Mutter nicht aufgenommen hast, kann das Verhältnis zwischen euch beiden gut und schlecht sein. Gewissheit wirst du erst haben, wenn du es versuchst. Aber schlaf erst mal eine Nacht darüber. Wenn du Rat oder Hilfe brauchst, kannst du dich jederzeit an mich oder an die anderen wenden.“ Ezra nickte und schien sich nun einigermaßen beruhigt zu haben. Er atmete tief durch und legte den Teddy beiseite. „Nur mal so eine blöde Frage: bist du so etwas wie eine von diesen Bibelfritzen oder so?“ Die Russin hob bei dieser Frage erstaunt die Augenbrauen, dann lachte sie und erklärte „Nein, ich bin Atheistin. Ich bin sozusagen eine freie Gläubige, die sich keiner Kirche verschrieben hat. Keine Religion war passend für mich und ich mag diese Gruppierungen nicht, die andere ausschließen oder unterdrücken. Ich glaube daran, dass jeder in den Himmel kommt, wenn er ein guter Mensch ist, ganz egal ob er an Gott glaubt oder nicht. Der Glaube hat mir oft in schweren Zeiten geholfen. Angefangen damals, als ich im Waisenhaus gelebt habe, als ich nach England kam und als ich erfahren habe, dass ich keine Kinder gebären konnte. Mein Leben bestand aus vielen Kämpfen und damit meine ich nicht nur die im Ring. Aber ich war auch für jeden Kampf sehr dankbar, weil ich dadurch stärker geworden bin. Sowohl für mich selbst, als auch für andere. Der Glaube hilft mir, nicht aufzugeben und wieder aufzustehen, wenn ich am Boden bin. Und auch du wirst stärker durch jeden Kampf, den du bestreitest. Aber von jetzt an musst du deine Kämpfe nicht mehr alleine bestreiten. Denn dafür hast du ja eine Familie.“ Damit erhob sich Nastasja und ging zur Tür. Sie blieb aber noch im Türrahmen stehen und wandte sich noch ein letztes Mal Ezra zu. „Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf, wie du dich entscheiden sollst. Schlaf einfach erst mal die Nacht darüber und nimm dir die Zeit, die du brauchst. Dieses Recht darfst du dir ruhig einfordern.“ Damit verließ sie das Zimmer und ging wieder die Treppen runter und so blieb Ezra allein im Zimmer. Er hatte das Gefühl, als würde ihm gleich die Decke auf den Kopf fallen und ihm der Kopf explodieren. Am liebsten hätte er jetzt eine Zigarette geraucht, aber Nastasja hatte all seine Vorräte entsorgt und ihm zur Strafe das Taschengeld gekürzt. Also stand er auf und ging rüber in Elions Zimmer. Der Proxy saß gerade am Schreibtisch und war wie schon so oft am Zeichnen. Dieses Mal handelte es sich bei dem Motiv um ein großes Lavendelfeld. Der Mistkerl hatte so ein Talent, dass Ezra jedes Mal neidisch wurde, wenn er diese Bilder sah. Elion malte fast jeden Tag und hätte eigentlich Künstler werden sollen. Sein ganzes Zimmer war voller Bilder, die er selbst gezeichnet hatte und sie alle waren wunderschön. Er hatte aber auch eine verspielte Seite, die sich mehr als deutlich zeigte, wenn man die vielen Stofftiere sah. Elion hatte eine große Schwäche für so etwas und liebte auch Spieluhren. Insbesondere jene, die er von Nastasja geschenkt bekommen hatte. Diese hatte er Ezra überlassen und die Spieluhr, die immerzu „Tears in Heaven“ spielte, war Ezras wertvollster Besitz, eben weil es ein ganz persönliches Geschenk von Elion war. Jeden Abend hatte er dieser Melodie gelauscht und sich zurückerinnert, als Elion ihm beigestanden hatte, nachdem sein Freier ihn brutal zusammengeschlagen hatte, während er sich an ihm vergangen hatte. Da hatte er einfach nicht verstanden, wieso sich Elion um ihn kümmerte, ohne irgendwelche Hintergedanken zu hegen. Und wenn er daran dachte, wie er ihn behandelt hatte…

Der Proxy drehte sich zu ihm um, als er bemerkte, dass da jemand ins Zimmer gekommen war. Und sogleich, als er Ezra sah, legte er die Stifte beiseite und hatte einen fragenden Gesichtsausdruck. Der 16-jährige sah in diese leuchtenden Augen, die so unterschiedlich und einzigartig waren. Das rechte Auge mit einer goldfarbenen Iris und das andere, welches so eisblau war wie Jeremiels Augen. Und dann noch dieses Haar, welches wie Silber war. Selten sah man so etwas wie Härte oder Zorn in Elions Gesicht. Meist war es von Ruhe, Gutmütigkeit und Herzlichkeit gezeichnet. Genauso wie Nastasjas, wenn sie nicht die fluchende Russin, das energische Kampfweib oder die strenge Erzieherin, sondern die liebevolle und einfühlsame Mutter war. Es ist schon komisch, dachte sich Ezra. Ich selbst habe es niemals geschafft, ihn so zu provozieren, dass er die Beherrschung verliert. Er tut nie einer Fliege was zuleide, ist die Friedfertigkeit und die Geduld in Person. Und er nimmt mich so wie ich bin, selbst mit meinen Wutausbrüchen und meinem schwierigen Charakter. „Echt Mann, wo hast du gelernt, so zu malen?“ „Ich hab es mir selbst beigebracht. Genauso wie alles andere auch, weil ich ja kaum jemanden hatte, der mir etwas beibringen konnte.“

„Ach ja, so was nennt sich Autodiktator, oder?“

„Autodidakt“, korrigierte Elion. „Alle Proxys besitzen diese Fähigkeit. Das Malen hat mir schon immer dabei geholfen, meine Fantasien und Träume zu Papier zu bringen.“ Ezra sah sich ein paar der Zeichnungen an und fand auch eine von sich. Es zeigte ihn schlafend und mit offenen Haaren. Es war ein sehr detailliertes Bild und in ruhigen Farben dargestellt. Er betrachtete es eine Weile und fragte schließlich „Wieso hast du mich so gemalt?“ „Weil du so am friedlichsten aussiehst und dich keine Ängste oder schlimme Erinnerungen quälen.“

„Hast du mir etwa beim Schlafen zugeguckt, als du mich gemalt hast?“

„Nein, ich habe es so gemalt, wie ich es mir in meiner Fantasie erdacht habe.“ Ezra sah sich die Zeichnungen an, die aber allesamt das Gleiche ausstrahlten, was Elions Wesen ausmachte. Ruhe, Helligkeit, Wärme… In keinem dieser Bilder war irgendwie Dunkelheit zu sehen. Selbst nicht auf den Bildern, wo er eine große Sternschnuppe am Nachthimmel gezeichnet hatte. „Ernsthaft, dich scheint wohl nie etwas aus der Ruhe zu bringen. Ich kann auch mit dir anstellen was ich will. Nimmst du irgendwelche Beruhigungspillen, oder wie machst du das?“ Elion zuckte unsicher mit den Achseln und erklärte „Ich war schon immer so. Ich sehe einfach keinen Grund, sauer zu werden, wenn man Konflikte auch friedlich lösen kann. Und sich aufzuregen ist sowieso ungesund.“

„Ernsthaft du Pazifist, gibt es überhaupt irgendetwas, was dich total zur Weißglut bringt? Wahrscheinlich nicht, oder?“ Hier aber wurde Elions Blick ernst und das geschah nicht sehr oft bei ihm. „Doch, da gibt es etwas. Und ich habe schon mal die Beherrschung verloren. Insgesamt geschah es zwei Mal.“

„Ach echt?“ fragte Ezra und hob verwundert die Augenbrauen. „Und was hat dich zur Weißglut gebracht?“

„Beim ersten Mal geschah es im Institut. Da gab es jemanden, der entsorgt werden sollte und das wollte ich nicht zulassen. Dabei eskalierte die Situation und ich tötete mehrere Aufseher. Allerdings kann ich mich kaum noch an die Person erinnern, die ich retten wollte und sie ist sowieso inzwischen verstorben. Das zweite Mal war, als ich dich gefunden habe, als dich diese beiden Mafiosi getötet haben. Ich hätte auch sie getötet, wenn mich Liam und Jeremiel nicht aufgehalten hätten.“ Nun war der 16-jährige endgültig sprachlos, als er das hörte. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, dass ausgerechnet Elion so wütend werden konnte, dass er sogar imstande war, jemanden umzubringen. Dabei war er doch die Friedfertigkeit in Person. „Du… du machst Scherze, oder?“ Doch es war Elions Ernst, das sah er sofort. „Ich habe es nicht zum Spaß gesagt, dass ich gefährlich bin. Denn obwohl ich Gewalt hasse, so hasse noch viel mehr Menschen, die jene töten wollen, die mir wichtig sind und vor allem jene, die ich liebe. Ich mag niemanden töten, aber als ich dich gesehen habe… tot und so entsetzlich zugerichtet, da hatte ich das Gefühl, als würde mit einem Male meine ganze Welt zusammenstürzen. Ich hatte meinen Glauben verloren und dachte mir einfach: wenn es immer nur Gewalt und Elend in dieser Welt gibt, dann kann sie doch aufhören zu existieren. Und da wollte ich einfach nur noch diese Menschen töten. Ich kann leider nichts dagegen tun. Das ist meine dunkle Seite, nämlich die meines Proxy-Ichs, das einzig und allein zu dem Zweck existiert, Menschen zu töten. Und auch wenn ich Gewalt verabscheue, würde ich sie jederzeit anwenden, wenn ich dich und die anderen auf diese Weise beschützen kann.“ Tief bewegt von diesen Worten sah Ezra ihn an, dann beugte er sich zu Elion herunter und küsste ihn. Schließlich stand der Grauhaarige auf und drückte fest ihn an sich. „Für mich bist du das Allerwichtigste auf der Welt, Ezra. Daran wird sich nie etwas ändern. Und eben weil du es bist, wirst du diese dunkle Seite von mir nur sehen, wenn ich dich beschützen will.“ Damit beugte er sich zu ihm herunter und küsste nun ihn. Ohne zu zögern erwiderte der 16-jährige seinen Kuss und stellte sich dabei auf die Zehenspitzen, um sich wenigstens ein bisschen größer zu machen. Sogleich aber hob Elion ihn hoch, woraufhin Ezra sich an ihm festhalten musste. „Was zum… Fuck Alter, lass mich runter!“ Doch Elion hörte nicht auf ihn, sondern brachte ihn zum Bett und ließ ihn auf diesem nieder. Dann setzte er sich neben ihn, beugte sich herunter und strich sanft über die Wange des Kurzgeratenen. Seine verschiedenfarbenen Augen beobachteten jede Reaktion genau, versuchten zu erkennen, ob es einen Widerwillen gab oder nicht. Doch dieser war nicht zu erkennen. Denn obwohl Ezra wie immer diesen verärgerten Gesichtsausdruck hatte, so gab es keinen Widerwillen in seinem Blick oder irgendetwas anderes, was für Elion erkenntlich darauf schließen ließ, dass sein jüngerer Freund es nicht wollte. Zärtlich strich er ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah tief in seine kastanienbraunen Augen. In seinem Blick lag so viel Emotionales. Liebe, Sehnsucht, aber auch ein Stück weit Angst. Angst davor, ihm wehzutun oder ihn zu verlieren. Die Erinnerung an diesen einen Tag, als er zu spät kam und nur noch Ezras Leiche fand, hatte sich tief in sein Herz eingegraben und Spuren hinterlassen. Spuren, die niemals verschwinden würden. Als Ezra das bemerkte, verzog er ein wenig spitzbübisch die Mundwinkel, dann kniff er Elion in die Nase. „Jetzt glotz nicht so doof. Wenn du schon über mich herfallen willst, dann auch richtig. Vom Anstarren werde ich ganz sicher nicht scharf. Bei deiner Trauermiene vergeht mir gleich noch die Lust. Ernsthaft…“

„Tut mir Leid“, sagte Elion und daraufhin ließ Ezra von seiner Nase ab. „Es ist nur so, dass ich unfreiwillig wieder an diesen Anblick denken musste.“

„Keine gute Methode, um heiß zu werden“, entgegnete der 16-jährige frech und legte es offenbar darauf an, Elion zu provozieren, noch weiter zu gehen. „Sei doch froh, dass ich da bin und du mich jetzt an der Backe hast. Wenn hier jemand einen Grund hat, sich irgendwelche Gedanken zu machen, dann ja wohl ich. Denn zufällig ist mein Lover mein Pflegevater, der abgefuckte Kräfte hat wie aus dem Marvel-Universum und der gut und gerne doppelt so alt ist wie ich, wenn nicht sogar noch älter. Meine erste große Liebe habe ich mir da ehrlich gesagt ganz anders vorgestellt.“

„Ach ja? Und wie?“

„Blond und vollbusig wie Pamela Anderson.“ Sie mussten beide darüber lachen, denn natürlich hatte Ezra dies überhaupt nicht ernst gemeint. „Nein jetzt ernsthaft: ich hab mir zwar keine Gedanken gemacht, wie meine erste große Liebe sein würde, aber mit so etwas hab ich nicht gerechnet. Nun, zumindest kann ich von mir behaupten, dass ich wohl den ungewöhnlichsten Freund habe. Mit Ausnahme vielleicht Jeremiel. Der toppt mit seinem Lover ja wirklich alles. Aber scheiß drauf! Lieber hab ich einen außergewöhnlichen Freund, als irgend so ein 08/15 Schlappschwanz, der mir auf die Eier geht.“ Elion schmunzelte und war froh, Ezra heute noch mal lächeln zu sehen. Es war schon sehr selten, dass er lächelte und diese Momente waren besonders für ihn sehr wertvoll. „Das war wohl das größte Kompliment, was du mir je gegeben hast.“

„Und auch das Letzte, wenn es hier nicht langsam mal zur Sache geht. Also was ist? Willst du jetzt ficken oder nicht?“ Und diese direkte Frage war zu viel für Elion. Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Oh Mann, daran merkt man, dass du 16 Jahre alt bist.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2014-12-15T20:31:41+00:00 15.12.2014 21:31
Schönes Kapitel :)

Von: abgemeldet
2014-12-14T20:10:23+00:00 14.12.2014 21:10
Ein spitzen Kapitel^^


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