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Du weißt ...

Drogen.
von

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Drogen

Du warst Tage ... Nächte weg.
 

Jetzt stehst du hier in meinem Bad, ziehst dich langsam aus. Vorsichtig, als würdest du fürchten etwas zu zerstören. Doch was bringt dir die Sorge um deinen Körper, wenn dein Inneres krank und gebrechlich ist?

Ich sitze auf dem Fliesenboden, schaue dir stumm zu.
 

Dein Rücken völlig zerkratzt und mit Blut verkrustet.

Deine Beine voller blauer Flecken.

Dein Oberkörper mit Knutschflecken übersäht.

Dein gesamter Körper von Bissspuren geziert.
 

Ich beiße mir auf die Lippe, schmecke das Blut und konzentriere mich auf das Wasserrauschen.
 

Tränen fließen meine Wangen hinab. Du hockst dich vor mich und küsst meine Lippen. Flüsterst leise: "Ich liebe dich." - "Sei mir bitte nicht böse." - "Entschuldige." - "Hör auf zu weinen, komm zieh dich aus. Lass uns Baden."

Ich stehe auf und du fängst an meine Bluse zu öffnen. Du küsst meine Tränen weg, gehst tiefer hinab zu meinem Hals, meinem Schlüsselbein. Ich schließe meine Augen und unterdrücke ein Wimmern. Mein Herz zieht sich zusammen und ich glaube an einem Kloß zu ersticken.
 

Ich flüstere gebrochen: "Warum?"
 

Stille.
 

"Du weißt ... Drogen."
 

Stille.
 

Sie versucht es zögerlich: "Es t..."
 

"Nein, entschuldige dich nicht. Was war's?", unterbreche ich sie und ziehe die Nase hoch. Das Weinen wird mir nicht helfen und das Baden in Selbstmitleid erst recht nicht. Ich sage mir nochmal in Gedanken, dass ich mir das selbst zuzuschreiben hatte.
 

"Ich habe keine Ahnung. Zuerst waren es nur die Teile... Dann lag eine krasse Line vor mir. Er gab mir eine nach der anderen aus. Tut mir leid. Ich habe übertrieben."
 

Ich hätte so vieles sagen können. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn ich ihr all meine Enttäuschung ins Gesicht gebrüllt hätte. Doch ich blieb bei: "Ist okey. Tut dir was weh?"
 

"Ich habe Angst. Meine Knochen, mein Herz, meine Nieren und mein Magen wollen nicht wie ich."
 

Kein Wunder bei den Sachen, die du dir reinpfeifst, hätte ich gerne geantwortet. Allerdings war mir klar, dass es keinen Sinn hätte. Sie hörte nicht auf mich. Sie beantworte nur Fragen. Sie besaß wenigstens eine gute Eigenschaft in solchen Momenten. Ich mochte Antworten. Ich mochte sogar die Antworten, die ich schon kannte und die mich seelisch krank machten, deshalb fragte ich: "Hast du...?"
 

"Nein."
 

"Du lügst.", gab ich trocken von mir. Sie log fast immer. Doch ich wusste es sofort. Das war die zweite Eigenschaft an ihr, die mir gefiel. Sie konnte nicht lügen. Sie log und ich enttarnte ihre Lügen bevor sie überhaupt fertig war mit reden.
 

"Ich hatte Gummis bei."
 

Ich seufzte und drehte mich von ihr weg. Meistens war ihre zweite Antwort wahrheitsgemäß. Mir blieb nichts anderes übrig außer zu hoffen. Ich stieg in die Wanne. Sie folgte mir vorsichtig - legte sich zwischen meine Beine, sodass ihr Kopf auf meinen Brüsten lag.
 

Es war an der Zeit die Augen zu schließen und nach alldem was eben war, genoss ich den Moment mit ihr und verdrängte die schlaflosen Nächte.

Anfang vom Ende

Ich konnte mich nicht mehr entsinnen, wann wir uns das erste Mal trafen. In meiner Erinnerung war es ein verregneter Herbsttag. Ich lief durchnässt durch die Stadt, allerdings hatte ich vergessen, was ich dort wollte. Jedenfalls beschloss ich ein Café zu besuchen, um der Nässe zu entkommen. Dort wählte ich einen grünen Tee und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Plötzlich sah ich eine Gestalt direkt gegenüber von mir sitzen.
 

Sie lächelte als hätte sie einen Preis gewonnen, während sie sagte: "Ich werde dir Gesellschaft leisten, damit du nicht so ernst schaust."
 

Verwundert sah ich in ein zierliches und verführerisches Gesicht. Ihre Ausstrahlung war sexuell, fast verrucht. Sie trank ihren Milchshake genüsslich, dabei fixierte sie mein Gesicht. Nach einiger Zeit bemerkte ich, dass ich antworten sollte: "In Ordnung."
 

Plötzlich lachte sie auf und sagte: "Mädchen, wie alt bist du?"
 

"18 und du?", fragte ich dümmlich.
 

"Das ist gut, denn ich könnte es mir niemals verzeihen eine Minderjährige zu verführen."
 

Das Mädchen, das Ähnlichkeit mit Uma Thurman aus Pulp Fiction hatte, brachte mich aus dem Konzept. Meinte sie, was ich dachte? Oder irrte ich mich?
 

"Bleib locker. Ich möchte dich bloß kennen lernen."
 

"Verführst du denn oft unscheinbare Mädchen in Cafés?"
 

"Nein, aber bei Schönheiten mache ich eine Ausnahme. Es ist selten, dass ich angetan bin.", erwiderte sie ehrlich und ich schluckte. Was dachte ich mir hierbei? Sie machte mich völlig verlegen.
 

"Sei nicht schüchtern. Ich werde vorerst nichts machen, was du nicht willst."
 

"Danke, sehr aufmerksam."
 

"Du bist süß wie Zucker, ob du süß schmeckst?"
 


 

Ich schreckte auf als ein Mann mich fragte, ob er sich neben mich setzen dürfte. Die Bahn war ziemlich voll. Die übliche Situation nach Feierabend. Als ich nach Hause kam, war wie immer der Geruch von Rauch in der Luft. Es spielte elektronische Musik, die aus dem Wohnzimmer kam, dort saß sie und zeichnete vollkommen vertieft in ihre Arbeit. Nach so langer Zeit sollte ich mich an diese Situation gewöhnt haben, aber es fiel mir weiterhin schwer. Maxim war eine außergewöhnlich Persönlichkeit, die viele in ihren Bann zog. Man durfte mir glauben. Ich übertrieb nicht, denn ich war ihr bedingungslos verfallen. Oft fragte ich mich, ob sie Fluch oder Segen war. Jedes Mal antwortete meine Vernunft, dass sie die Tochter des Teufels sein musste. Doch meine Hormone erschwerten mir das klare Denken, wenn ich sie erblickte. Ich fühlte mich zu ihr hingezogen, wie ein Erfrierender zu einer Wärmequelle bei Minus 40 Grad.
 

Als sie unerwartet aufsah wie ein Tier, das Beute erschnüffelte und mich dabei bemerkte, stand sie auf. Sie kam mir näher und küsste mich. Ihre zierlichen Hände umfassten mein Gesicht. Meine Lippen kribbelten, als ihre Zunge über sie leckte. Meine Tasche landete auf den Boden, damit ich ihre Taille umfassen könnte. Ich presste sie näher an mich. Ihre Brüste drückten gegen meine, dabei spürte ich ihre Wärme. Sie streichte meinen Rücken entlang bis sie zu meinem Arsch gelangte. Dort verblieb ihre Hand eine Weile, während wir uns küssten. Dann wanderte ihre Hand unter mein Oberteil und ihre langen Nägel streiften meine Haut, sodass ich eine Gänsehaut bekam.
 

Sie stieß mich sanft hinaus zum Schlafzimmer, wo ich auf dem Bett landete. Sie setzte sich auf meinen Schoss, zog erst ihr und dann mein Top aus. Ihre Zunge berührte meine nackte Haut und zärtliche Bisse entlockten mir Seufzer. Ich strich durch ihre Haare, danach packte ich ihre Schultern und drückte sie auf das Bett. Nun war ich oben und meine Augen leuchteten voller Lust. Ich konnte nicht länger warten, denn ihr Körper entfachte ein unerträgliches Verlangen in mir. Ich zog ihre Hose aus und sie öffnete meinen BH. Ihre Spitzenunterwäsche war erregend, allerdings gefiel sie mir nackt mehr. Ihre Brüste wurden zum Objekt meiner Begierde, wodurch ich ihr mehrmals ein Stöhnen entlockte. Nach einiger Zeit küsste ich entlang ihrer Oberschenkel bis ich am Ziel meines Verlangens ankam. Ihre Haut war weich und zärtlich.

Kaffee & Nasenbluten

Nach unserem Abenteuer schliefen wir eine Weile. Als ich aufwachte, brach die Dunkelheit bereits ein und Maxim war wie vom Erdboden verschluckt. Ich lief durch die düstere Wohnung, jedoch konnte ich sie nirgendwo entdecken. Wie immer fand ich mich damit ab, denn es nützte nichts sie anzurufen, geschweige ihr zu schreiben. Ich machte mir einen Kaffee, obwohl es 22 Uhr war. Ich musste eine Hausarbeit beenden, allerdings verschwanden die Gedanken an Maxim dadurch nicht. Ich konnte mir denken, dass sie in irgendeiner Bar oder bei einem ihrer zwielichtigen Typen herumhockte. Was sie dort trieb, wollte ich mir nicht ausmalen. Trotz meiner Bemühungen mich abzulenken, indem ich den Zeiger der Uhr betrachtete und mich fragte wie schnell seine Geschwindigkeit war, umgarnte mich die Eifersucht. Einerseits zu ihren flüchtigen Bekanntschaften, andererseits zu den Drogen.
 

Ich erinnerte mich schwummrig daran, wie es mir zum ersten Mal aufgefallen war. Es war 6 Uhr in der Früh an einem Montag. Ich wohnte erst seit ein paar Wochen bei Maxim. Es war merkwürdig, dass sie den ganzen Sonntag nicht nach Hause kam und ebenfalls nicht an ihr Handy ging. Damals war ich leichtgläubig und vertraute ihr in jeglicher Hinsicht. Allerdings kannte ich mittlerweile ihre Art und Weise besser. Sie liebte ihre Freiheit und nach mehr als drei unbeantworteten Anrufen konnte man sie nicht mehr erreichen. Möglicherweise schaltete sie ihr Telefon absichtlich aus oder blockierte einen, wenn sie sich genervt fühlte. Ich wollte beides vermeiden und überließ sie ihrem Leben. Schließlich war unser Verhältnis schwer definiert, da wollte ich nichts riskieren. Damals wusste ich nicht, ob ich sie liebte. Ich war viel mehr verzaubert und überwältigt von dem von ihr ausgelösten hormonellen Überschuss.
 

Jedenfalls bereitete ich mich auf die Uni vor. Ich hörte wie sich die Tür öffnete, dann kam sie ins Wohnzimmer, das verbunden war mit der Küche. Sie sah fertig aus. Ihr fahles Gesicht brachte ein müdes Lächeln zu Stande und die dunklen Schatten unter ihren Augen sagten mir, dass sie die letzten Nächte keine Stunde mit Schlafen verbracht hatte. Als ich ihr einen Kaffee auf den Couchtisch stellte, bemerkte ich wie verraucht sie roch. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Nachdem wir in vollkommener Stille den Kaffee tranken und eine rauchten, traute ich mich meine Frage auszusprechen.
 

"Wo warst du?"
 

"Ich glaube, dass du das nicht wissen willst."
 

Betrübt sah ich auf meinen schwarzen Kaffee in meiner grauen Kaffeetasse und fragte von meinen Gefühlen geleitet: "Hast du mich betrogen?"
 

"Lin, was sollen diese Fragen?", meinte sie dann genervt.
 

"Ich will nur wissen, wo ich bei dir stehe."
 

Sie antwortete nicht. Sie ging ins Bad, kurze Zeit später hörte ich die Dusche. Hätte ich schweigen sollen? Ich wollte sie nicht verlieren, aber mich plagte es zu wissen, dass ich ihr nicht genügte. Ich packte meine Sachen zusammen und wollte nochmal auf Toilette. Plötzlich kam sie aus der Tür. Die feuchten Haare benässten ihre weiße Haut und ich blickte auf ihren Körper, der mit nur einem Handtuch bedeckt war. Ich sah die blauen Flecke. Auf einmal begann ihre Nase zu bluten.
 

"Alles ok? Geht es dir gut?", fragte ich erschrocken auf ihre Nase deutend.
 

Ihre dünnen Finger fassten sich an die Lippe, danach blickte sie auf die blutroten Finger. Sie äußerte ein genervtes 'Shit', dann lief sie zurück ins Bad, um sich das Blut wegzuwaschen. Ich folgte ihr benommen, doch als ich hinter ihr stand, sah ich den Grund für das Nasenbluten. Auf der Waschmaschine lagen Karten, Röhrchen, Spiegel und eine Tüte mit weißem Pulver. Ich schluckte und handelte im Affekt. Mein Körper dreht sich abrupt um, dann schnappte ich mir meine Tasche und rannte aus der Wohnung.

Ruhig & turbulent

Der Abend danach gestaltete sich als ernüchternd. Keine Entschuldigung, keine Bemühungen, nur das müde Gesicht meiner Freundin, die sich die letzten Tage zugedröhnt hatte. Mir war nicht klar, wie ich damit umgehen sollte. Ich ließ sie machen und hoffte, dass sie keine falschen Schritte in die Wege leitete. Unsere Beziehung war ruhig und turbulent zugleich. Ich war ruhig. Sie war turbulent. Zwei Extreme prallen aufeinander und wollen nicht vom anderen weichen, aber genauso wenig wollen sie Kompromisse eingehen. Wie kann diese Beziehung funktionieren? Das frage ich mich täglich und manchmal bin ich mir unsicher, ob Maxim unsere Beziehung jemals ernst nahm.
 

Nach meinem Tagträumen kam ich unschön in der Realität an, als ich die Hitze der Kaffeetasse bemerkte und den tristen Qualm der Zigarette, der mir ins Gesicht wehte. Maxim scheute sich seit diesem Tag nicht vor mir zu konsumieren. Sie zog, wann sie wollte. Sie schluckte Pillen, wann sie wollte und sie inhalierte Cannabis, so viel sie wollte. Ihr Leben war bestimmt von den Drogen, sodass es im Sand verlief. Währenddessen studierte ich und arbeitete, dabei vergaß ich das auf der Couch sitzende Problem. Ein wenig zu spät realisierte ich mein Dilemma und überlegte, ob ich ernsthaft involviert war oder eher nebenher lief.
 

Maxim sah mich forschend an und fragte: "Wollen wir ausgehen?"
 

"Wohin?"

"Willst du tanzen?"

"Nicht viel."

"Gehen wir in den Beach Club, da läuft heute Hip Hop."
 

Ich nickte und trank meinen Kaffee, während ich die kreuz und quer verteilten Leinwände in unserem Wohnzimmer betrachtete. Viele nackte Frauen und abstrakte Kunst stach hervor. Der Impressionismus klang mit. Inspirierend und intelligent wirkte ihr Schaffen, wenn ich sie in Mitten der Kunst sah.
 

Maxim war eine Muse, die einer Hexe gleichte. Die Hure und die Heilige vereinten sich in ihr und schufen eine gefährlich Frau, die sich alles erlaubte.
 

Mein Lieblingswerk war die Malerei, die die Aussicht von unserem Balkon zeigte. Es hätte Paris oder New York sein können, letztendlich war es ihr Heiligtum. Das x auf ihre Schatzkarte ergaben die Koordinaten für unsere Wohnung. Hier fand sie Ruhe, nachdem sie Inspiration und Erfahrung gesammelt hatte. Es war selten, dass sie zu Putschmitteln griff. Oft rauchten wir zusammen Gras zum Entspannen, außerdem turnte es an. Wir redeten selten und fickten viel. Die Beziehung war Mittel zum Zweck. Ab und zu krochen die Ameisen hervor und hinterließen ein Kribbeln. Die Raupen verwandelten sich zu Schmetterlingen und ich spürte die Liebe, die mich umflügelte. Schönes, glattes Haar und volle kussbereite Lippen gestalteten das Verlieben leicht.

Gefunden, geeignet, gefangen

Ich glaube, dass Verlieben einfach ist, wenn die Gegebenheiten günstig für den sich Verliebenden stehen. Es ist nicht viel nötig zum Verlieben. Ein ansehnlicher Mensch und die eigene Einsamkeit, möglicherweise auch das Verlangen nach etwas, was nicht im eigenen Besitz steht oder jemand anderem gehört. Es ist ein Blick oder ein Lächeln, der wie ein Funke auf Magnesiumspäne trifft, um diese dann in ein weißes Leuchten zu verwandeln. Ein Feuerwerk wird im Gehirn entfacht, wodurch das Gehirn von Hormonen überflutet wird. Verlieben ist leicht, wenn einem keine hohen Ansprüche im Weg stehen.
 

Maxim hatte hohe Ansprüche. Ich hatte auch hohe Ansprüche, allerdings waren meine so winzig wie das Empire State Building im Vergleich zum Burj Khalifa. Sie war nicht geeignet für das Eingehen von Beziehungen, trotzdem tat sie es. Seit dem ersten Tag unserer Begegnung hatte sie mich für sich gewonnen. Es war ein kurzer Moment, der alles veränderte. Sie überredete mich zu ihr zukommen, denn sie war in meine Begeisterung für Kunst verliebt. Als wir bei ihr ankamen, war ich vorerst nicht von ihren Kunstwerken begeistert, sondern von ihrer Figur. Vielleicht hatte ich zulange meine Triebe verschlossen. Körperliche Beziehungen waren mir seit einem Jahr unvorstellbar geworden, da ich nie den richtigen Partner für das Vergnügen finden konnte. Wahrscheinlich erstaunte mich deswegen die Enthüllung ihres Körper. Zuvor trug sie einen schwarzen Mantel, der nur schöne Beine hinter feinem, schwarzem Netz zeigte. Als sie sich zu Hause ihrer herbstlichen Bekleidung entledigte, offenbarte sie ihre perfekte Figur. Ein hautenges, dunkelgrünes Kleid schmiegte sich an ihren zierlichen Körper, der trotz dessen Kurven zu bieten hatte.
 

Ich hatte mich schon immer für Frauen interessiert, da sie aus meiner Sicht das schönere Geschlecht sind. Männer hatten auch ihren Reiz, jedoch fehlte ihnen die Ästhetik. Möglicherweise hatte ich eine ähnliche Ansicht vom Schönen wie Burke, der schon im 18. Jahrhundert feststellte, dass die Merkmale der Ästhetik stark den Attributen einer Frau gleichten.
 

Maxim bemerkte mein Staunen und musste frech Grinsen, denn ich gab ihr die Bestätigung für ihre Zuversicht, dass sie sich den Hauptgewinn gesichert hatte. Fraglich, ob ich diesen Hauptgewinn wirklich verkörpere. Ich wusste nichts mit mir anzufangen, deshalb nahm sie mich an der Hand, nachdem ich mich von meinem Kälteschutz befreit hatte. Im Gegenteil zu ihr sah ich wie ein Mauerblümchen aus. Seltsamerweise gab sie mir das Gefühle, dass ich begehrt wurde, obwohl sie die zu Begehrende war. Sie führte mich durch ihre Wohnung präsentierte mir voller Stolz ihre Gemälde, die ich ausgiebig betrachtete.
 

Ich konnte meine Augen nicht von ihrer Kunst abwenden, denn die darin enthaltenen Gefühle erfassten mich auf Anhieb. Mir schien es kurzzeitig so, als hätte ich sie innerhalb weniger Minuten kennengelernt, sodass jegliche Kommunikation unnötig wirkte. Sie ließ mir alle Zeit der Welt, während sie uns einen leckeren Tee machte, der zu meinem Favorit wurde. Beim Duft und Geschmack der Orange spürte ich jedes Mal das Kribbeln, das meinen Körper durchfuhr als sie mir eindringlich in die Augen sah, so als erwartete sie, dass ich den Anfang machte.
 

"Ist das Schicksal oder Plan?", fragte ich dann unüberlegt, weil ich mich derart geborgen und daheim fühlte, dass es mich erschreckte.
 

Sie beantwortete mir meine Frage ohne eine vernünftige Antwort: "Schau auf das Bild mit dem engelsgleichen Geschöpf, das nicht stark geschminkt oder magersüchtig ist, das dem heutigen Vorzeigemodel nicht ähnelt und das keine Scheu vor Intelligenz besitzt. Dieses Geschöpf suchte ich, seitdem ich davon träumte. Ständig wurde ich enttäuscht und irgendwie verspürte ich bei jeder Enttäuschung Zufriedenheit. Heute habe ich diese Zufriedenheit deuten können."
 


 

Ich erwachte aus meinem Tagtraum, der mich seit dem Tag unserer Begegnung einholte und immer wieder schmerzlich an den Anfang unserer Beziehung erinnerte. Es hatte sich so vieles geändert in dieser lächerlich kurzen Zeit. Diesen Schmerz in mir konnte ich bis heute nicht einordnen, ob er sich innerhalb meines Gehirns oder Herzens abspielte? War ich enttäuscht oder beleidigt von meiner eigenen Unfähigkeit, die sich jedes Mal äußerte, wenn ich Maxim meine Wünsche mitteilen wollte? Verliefen ihre Aussagen immer im Sand oder war ich es nicht wert, um die Ausführung derart gerecht zu gestalten, dass ein Mensch sie ertragen konnte. Sah sie in mir tatsächlich einen Engel, der das Gute vom Bösen nicht unterscheiden konnte. Wollte sie mich auf diese Weise besitzen? Wollte sie ein neutrales Wesen, das Schmerz und Vertrauensbrüche wegsteckte, als wären es Handys in der U-Bahn, die den Besitzer aufgrund von Kleptomanie wechselten?
 

An diesem Abend gingen wir nicht tanzen wie vereinbart. Maxim bekam einen unerwarteten Anruf, dann verschwand sie mit einem kurzen Kuss und der üblichen nach geschmissenen Floskel. Ich wusste nicht, was ich von ihrem Handeln halten sollte. Mir war bewusst, dass sie lange wegbleiben würde. Die unerwarteten Anrufe stellten keine Besonderheit dar, weil Maxim ständig Anrufe dieser Art erhielt.
 

Ich erlebte selten derart flexible Menschen wie Maxim. Sie war sprunghaft und spontan. Meistens vermischten sich diese Eigenschaften mit einer verletzenden Rücksichtslosigkeit. Mir fiel vor ein paar Monaten auf, dass sich die unbekannten Anrufe häuften. Vor einem halben Jahr war es höchstens einer pro Woche. Übliche Anrufe erhielt sie öfter, allerdings meldete sie sich mit einer anderen Haltung, wenn Freunde oder Bekannte anriefen. Verwandte hatte ich selten herausgehört, möglicherweise meidete sie den Kontakt zu ihrer Familie. Bis jetzt hatte sie mir nur von ihrer Mutter erzählt, jedoch reichten ihre kurzen Erzählungen nicht für eine Beschreibung. Ich wusste nicht einmal wie sie hieß. Maxim war verschwiegen bezüglich ihrer Vergangenheit.

I still love you

Ich stand besoffen an der Bar, nachdem mich die Mädels zum Ausgehen überredet hatten. Ich musste von Maxim wegkommen, da kam mir die Einladung von Milena wie gerufen. Sie war ein entspanntes Mädchen aus meinem Mathematikkurs, die mit zwei weiteren Mädchen namens Cora und Isa eine interessante Kombination ergaben. Sie kifften sowie ich, wodurch wir uns näher kennen lernten. Isa war offen und erzählte gerne viel. Cora liebte ihre Ruhe. Sie war verschwiegener als ich, was mich verwunderte, jedoch verstand ich mich trotzdem gut mit ihr. Wir besuchten öfter Bars zusammen und redeten über Studium und Arbeit. Zum Ende der Abende wandten sich die Gesprächsthemen hin zum philosophischem Gerede über Gott und die Welt. Wir kamen oft auf einen gemeinsamen Nenner, sodass ich es angenehm fand mit ihnen auszugehen.
 

Der Schuppen war milde gesagt schäbig, jedoch hatte die Atmosphäre die perfekte Ausstrahlung zum Besaufen. Ich hatte es nötig, weil mir meine Lebensumstände zu schaffen machten. Ich wollte die Sorgen vergessen. Alles lief in kurzen Momenten ab. Anfangs tranken wir uns lustig, dann ging ich mit Isa tanzen. Mir gefiel ihre Ausstrahlung. Mit ihr vergaß ich des Öfteren Maxim, was mich derart verwunderte, dass ich es ignorieren wollte. Wir kannten uns erst ein halbes Jahr, aber die Weinabende zu zweit machten mich stets glücklich. Ich konnte kurzzeitig philosophieren und Ideen austauschen. Isa ermutigte mich zu neuen Projekten und Unternehmungen, die mich ausfüllten sowie entspannten. Wir planten sogar eine gemeinsame Reise, die wir mit einem Konzert verbinden wollten. Es war ein seltsames Gefühle, das mich in ihrer Nähe erfasste, denn ich konnte mir nicht ausmalen, was sie an mir fand. War es eine aufblühende Freundschaft oder keimte dort ein weiterer Zweig auf, der dem zuvor genanten Begriff hinsichtlich der körperlichen Anziehung fremd war. Ich war verwirrt. Zum Glück klärte der Alkohol die Sinne, sodass ich verschwommen auf tanzende Menschen blickte, die an mir vorbeizogen. Die laute Musik dröhnte durch meinen Körper, so als ob sie versuchte mich zu durchdringen und zu erfassen.
 

Die Gedanken an Isa verwarf ich, da ich nicht erahnen konnte, ob sie Interesse an Frauen hatte. Ich wollte mir nichts einbilden und irgendwie fühlte ich mich schlecht bezüglich Maxim. Ich wollte sie nicht betrügen oder daran denken, dass ich ihr fremd gehen könnte. Das war nicht nach meinen Vorstellungen. Ich wusste, dass sie mich bereits betrogen hatte. Vielleicht wäre es sogar fair oder berechtigt den Treuebruch in Erwägung zu ziehen? Aber ich verstand den Sinn dahinter nicht, sich mit einem Menschen abzugeben, der einem nicht genügte oder war das nur für Menschen, die ungenügsam waren, zu verstehen? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Die betrunkenen Gedanken lockten mich von der Tanzfläche zu den Couches, wo mich Milena wiederfand. Sie wollte mir Gesellschaft leisten, dann lehnte sie sich an mich und musste lächeln.
 

"Ich bin ziemlich fertig.", meinte sie erschöpft.
 

Ich sah auf die Uhr und entgegnete: "Kein Wunder. Es war schon nach 4 Uhr."
 

"Cora holt unsere Sachen. Willst du mitkommen?"
 

"Bleibt Isa hier?", fragte ich verwundert.
 

"Ja, ich denke schon. Sie liebt es bis zum Ende zu bleiben.", antwortete Milena selbstverständlich.
 

Ich überlegte, ob ich auch bleiben sollte. Brauchte ich noch mehr Alkohol? Genügte mir das Tanzen heute nicht? Was benötigte mein Verstand, um zu vergessen? Meine Unruhe drängte mich zum Bleiben. Ich fand den Weg zur Tanzfläche wieder nachdem ich mich von den Mädels verabschiedete. Ich fand Isa wieder im Getümmel und wir beschlossen uns an der Bar voll laufen zu lassen, um dann weiterzutanzen. Ich blickte um 5 Uhr auf die Uhr und war bei meinem siebten Bier. Da entdeckte ich plötzlich eine zu bekannte Person in der Menschenmenge. Die Anzahl der Tanzenden war geschrumpft, trotzdem traten einige neue Gesichter um diese Uhrzeit ein. Ich konnte mich nicht von meiner Vermutung überzeugen, denn Isa lockte mich hinaus zum Park, wo sich zwielichtige Gestalten tümmelten. Sie fand eine entspannte Ecke, wo wir einen Joint bauten. Unerwartet fragte sie mich wie ich zu anderen Drogen stand.
 

"Ich glaube an die medizinische Wirkung von natürlichen Drogen. Ich erkenne Kokain als Heilpflanze an, da die Bauern, die solche Pflanzen anbauen die Blätter gegen Kopfschmerzen nutzen. Es ist bewundernswert, dass das bloße Anlegen der Blätter an den Kopf so eine Wirkung hervorruft. Auch der Einsatz von Ketamin zur Bekämpfung von Depressionen ist interessant und ich könnte mir vorstellen, dass es in der Realität umgesetzt werden könnte, wenn einen nicht die Angst vor der Droge die positiven Eigenschaften vergessen lassen würde."
 

"Wow, du kennst dich aus. Das verwundert mich. Bist du damit in Kontakt gekommen?", fragte mich die Brünette erstaunt.
 

Ich schüttelte den Kopf und entgegnete lächelnd: "Nein, nicht direkt. Ich hatte mich eine Zeit lang damit beschäftigt, da ich gezwungenermaßen Informationen zu diesem Thema beschaffen musste."
 

Sie nickte und rauchte weiter am Joint, als wäre das Gespräch sowie der Rauch nach kurzer Zeit des Vernebeln verflogen. Ich war beruhigt, weil ich nicht Ansprechen musste, dass meine Freundin der Grund für meine Recherchen war.
 

"Ich weiß nicht, wie ich es ausrücken soll. Wir kennen uns noch nicht so lange, aber ich will keine Geheimnisse vor dir haben.", meinte Isa ehrlich und besorgt zugleich, "Ich konsumiere nicht nur Gras."
 

Ich nickte. Mein Kopf rotierte, denn ich verstand nicht weshalb ich ständig an die Konsumenten der Gesellschaft geriet. Sie waren so unscheinbar. Ein weiterer Gedanke schlich sich in meinen Kopf. Ich wollte es unbedingt verstehen, aber ich blieb solange im Unklaren bis ich mich selbst mit dem Gefühle auseinandersetzen würde, das die Droge hervorrief. Nun saß ich in dem dunklen Park, der bald von der aufgehenden Sonne erleuchtet werden sollte. Ich erkannte ein Zeichen des Schicksals an und wollte nicht mehr länger warten. Möglicherweise war es der Alkohol, der mich übermütig machte oder die Neugier, die mich zum waghalsigen Handeln bewegte.
 

"Ich möchte nicht mehr nur bei Gras bleiben.", sagte ich unüberlegt.
 

Sie musste Lächeln und ich erfuhr später auch, weshalb sie mich kurz darauf fragte, ob ich mit zu ihr kommen wollte. Wir holten unsere Sachen, dabei ließ mich der Gedanke nicht los, dass mich jemand beobachtete. Es waren zwei hasserfüllte Augen, die etwas bemerkten, was ihnen nicht gefiel. Allerdings konnten sie mich in diesem Moment nicht aufhalten. Ich war von meinem Plan überzeugt. Als ich bei Isa ankam, spürte ich keine Angst, kannte keine Bedenken und fühlte mich sofort wohl, weil sie die richtige Musik abspielte. Sie dämmte das Licht und bereitete uns ein Brett vor. Ich war interessiert am Vorgang. Dieses seltsame Gefühl, dass einen durchfuhr, wenn das Klopfen der Karten die gesamte Aufmerksamkeit einnahm, entfachte ein seltsames Verlangen.
 

Der gute Mensch in mir wurde bewusstlos und die Droge erfasste mich. Wir legten uns auf ihr Bett. Die Müdigkeit von vorhin war verschwunden. Anstatt der Ermüdung spürte ich Euphorie. Isa setzte sich auf und blickte in meine Augen, dann fragte sie ernst: "Denkst du, dass Nietzsche in unserer Zeit nicht aufgegeben hätte?"
 

"Wenn er dich kennen gelernt hätte, dann hätte er sicherlich mehr erreicht."
 

Sie lächelte verlegen, dann beugte sie sich zu meinen Lippen hinunter. Das aufeinander Treffen unserer Lippen war bestimmt. Zärtlich tasteten wir uns vor. Erst die Lippen erkunden, dann die Zungen kennen lernen. Die Hände blieben nicht ruhig. Nach kurzer Zeit erforschten sie den Körper der anderen. Die Kleidung störte, sodass wir beide ohne Worte entschieden, dass sie verschwinden musste. Wir fanden uns nackt auf ihrem Bett wieder und waren vom Anblick des jeweils anderen angetan. Es dauerte keinen Augenblick bis wir uns trafen, küssten, entgegen pressten. Wir wollten unsere Leiden durch Leidenschaft ersetzen. Die Gedanken weichten in unerklärliche Tiefen, derer wir uns nicht bewusst waren, weil die Lust die Leere entschädigte.

Hilferuf

Mein Verstand war immer noch vernebelt, aber ich fand den Weg nach Hause. Ich roch nach Rauch und sah durch aus. Meine Erwartungen wurden enttäuscht, seltsamerweise war Maxim bereits daheim, nicht so wie sonst. Meist blieb sie am Sonntag weg, aber heute saß sie im Wohnzimmer und malte. Ich wusste es, obwohl ich mich nicht traute die Tür zum Wohnzimmer zu öffnen, um mich zu überzeugen. Ich ging vorerst ins Bad und versuchte die Missgeschicke der Nacht wegzuwaschen. Letztendlich fühlte ich mich schlecht, weil ich sie betrogen hatte. Meine Gefühle waren in einem Kettenkarussel gefangen. Es war erst 8 Uhr morgens, aber mir kam es vor, als sei es Mittag. Die Sonne strahlte mir im Schlafzimmer entgegen. Meine ermüdeten Augen waren darauf nicht vorbereitet. Ich wollte schlafen und alles vergessen, was mit mir innerhalb der letzten Stunden passiert war. Mein Verstand klarte auf, so als hätte die Sonne mich durchleuchtet und erleuchtet. Die Gewissensbisse und die Ungewissheit machten sich in mir breit. Was sollte ich nun tun? Sollte ich warten bis die Sonne mir meine bevorstehenden Tränen wie ein Taschentuch wegwischen würde?
 

Ich hatte mich auf etwas eingelassen, was mir nun den Schlaf raubte. Wie sollte ich Maxim gegenübertreten? Ich konnte mich nicht weiterhin im Schlafzimmer verschanzen, denn sie wartete nur darauf, dass ich mich verriet. Ich atmete ein paar Mal tief durch und erfasste die Türklinke. Irgendetwas in mir wollte die Türklinke so unbemerkt öffnen, dass die Person hinter der Tür mich nicht bemerkte. Ein seltsamer Irrglaube, der sich innerhalb weniger Sekunden auflöste und meine Verzweiflung allein versinken ließ. Sie sah nicht auf, als ich hinein kam. Das war ein eindeutiges Zeichen, denn sie hatte es noch niemals gewagt mich zu ignorieren.
 

Mit einem Handtuch bedeckt ging ich zur Küche, dabei traute ich mich nicht die Stimme zu erheben. Ich bereitete mir und Maxim einen Kaffee zu, denn ich wusste, dass wir jetzt reden mussten. Ich fühlte mich dazu nicht in der Lage, aber sie erwartete von mir, dass ich den ersten Schritt machte. Ich ließ mir Zeit beim Kaffee machen, sodass ich darüber nachdenken konnte, was ich am besten sagen sollte.
 

Sie nahm mir meine Aufgabe ab und fragte mit gereiztem Unterton: "Wer war diese kleine Nutte?"
 

Ich blieb stumm und fragte mich, ob ich mich auf dieses Gespräch einlassen sollte. Sie provozierte und das zurecht, aber es reizte mich ebenso diese Anschuldigungen mitanhören zu müssen. War es die Droge, die sich noch in meinem Körper befand und mir einredete, dass ich mir das nicht gefallen lassen sollte? Oder weshalb entgegnete ich angepisst: "Das geht dich nichts an."
 

"Mich geht es nichts an, wenn meine Freundin mit einer billigen Hure fickt?"
 

Ihre Stimme wurde laut und die Wut in ihrem Gesicht bereitete mir Schmerzen in meinem Inneren. Ich schaute weg, fixierte einen unbedeutenden Punkt in unserer Wohnung. Mir fiel erst später auf, dass mein Blick auf dem Kaktus ruhte, den ich zu meinem Einzug kaufte. Die Zeit war so schnell verflogen. Nach einem Jahr zusammenwohnen, war er in die Höhe gewachsen.
 

"War ja klar, dass sie dich rumgekriegt hatte. Denkst du, dass du jetzt was besonderes bist, nur weil sie dir was von ihrem Stoff gegeben und dich zu sich eingeladen hat? Dummes Kind, geh morgen zum Gynäkologen."
 

"Was willst du mir hier eigentlich vorwerfen? Du bist doch diejenige, die sich jedes Wochenende zu stofft und von irgendwelchen zwielichtigen Typen ficken lässt.", schrie ich ihr entrüstet entgegen.
 

Die Stille kehrte ein und wir schauten beide betrübt zu Boden. Das Gefühl von Beklemmung umschlang mich. Ich musste mir die Tränen verkneifen, aber es war bereits zu spät. Meine Augen brannten, mein Kopf schmerzte und der Kloß in mir wollte mich ersticken. Plötzlich fragte sie ernst: "Habe ich dich dazu gebracht? Ich dachte immer, dass du dich nicht von mir zerstören ließest und jetzt sitzt du vor mir, versuchst dir nicht anmerken zu lassen, dass du Drogen genommen hast."
 

"Nein, du trägst nicht die Schuld. Ich war übermütig."
 

"Dummes Kind, mit deinen 19 Jahren bist du immer noch so naiv wie ich mit sechzehn. Halt dich von dieser Frau fern oder willst du irgendwann so enden wie ich? Willst du alle Menschen in deiner Nähe verletzen? Möchtest du dein Spiegelbild verabscheuen und dich bei jeder Line verachten? Willst du das?", fragte sie eindringlich und mir wurde bewusst, was ich mir da eingebrockt hatte, "Ich knalle mir nicht umsonst irgendwelche Substanzen bis morgens um zehn. Das ist Sucht und Selbstzerstörung, kein Vergnügen!"
 

"Warum hast du mich dann in dein Leben hinein gezogen?", fragte ich weinend und verwirrt.
 

"Ich war selbstsüchtig. Ich wollte dich um jeden Preis besitzen."
 

Sie strich sich durch die Haare. In diesem Moment erkannte ich ihre Ermüdung, die sich unter ihren Augen zu dunklen Schatten sammelte. Sie war kaputt und wollte, dass ich sie rette, anstatt mich selbst in dieses Elend hineinzuziehen. Ich sollte sie aus ihrem Elend herausziehen. Dazu hatte sie mich bestimmt, jetzt wurde es mir schlagartig bewusst.
 

"Warum hast du es nicht gleich gesagt?"
 

"Was meinst du?", fragte sie scheinheilig.
 

"Du weißt wovon ich rede. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Hilfe brauchst? Warum hast du mich im Glauben gelassen, dass ich dir nicht genüge und du deshalb Tage und Nächte wegbleibst?"
 

Sie antwortete mir auf diese Fragen nicht. Sie biss sich bloß stumm auf die Lippe und wünschte sich weit weg. Ich begann meinen Kaffee zu trinken. Die ersten Schlücke waren bitter. Sie drehte sich eine Zigarette. Das tat sie immer, wenn sie nervös oder gestresst war.
 

"Kannst du mir eine mitdrehen?"
 

Sie nickte, dann rauchten wir zusammen. Ich spürte das Nikotin und das Koffein. Die gemeinsame Wirkung der beiden Alltagsdrogen weckten meinen Verstand auf, sodass ich mich dazu entschloss mich zu entschuldigen: "Es tut mir leid. Ich weiß, dass du es nicht einfach hast. Ich hätte schon viel früher anfangen müssen zu reden und nicht erst wenn es bereits zu spät scheint. Ich wusste nicht wie ich es angehen sollte, denn ich war mir sicher, dass du mich nicht in dein Leben involvieren wolltest."
 

"Dummerchen, du bist mein Lebensinhalt. Was bringen mir die Drogen und die seltsamen Bekanntschaften, die mir meinen Lebensunterhalt zahlen? Ich will seit unserer Begegnung nichts sehnlicher als ein neues Leben. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als ein normales Leben mit dir."

Das Problem

Sie erzählte von ihrem Problem in einem verächtlichen Tonfall: "Ich wollte vermeiden von ihm zu erzählen, aber nach einem Jahr Schweigen verdienst du eine ehrliche Antwort. Vor vier Jahren habe ich mich dazu entschlossen von zu Hause wegzugehen. Natürlich hatte ich wenige Mittel. Ich verstand schnell, dass ich ohne Geld mein Hobby nicht ausleben konnte."
 

Es folgte eine lange Pause. Ich rauchte die zweite Zigarette und versuchte ihren Worten zu folgen. Maxim sammelte sich einige Minuten und erzählte dann weiter: "Die Kunst war mir zu diesem Zeitpunkt am wichtigsten. Ich hatte nichts anderes. Die Kunst hielt mich am Leben. Mir war bewusst, dass ich mit den wenigen Mitteln, die mir der Staat bieten konnte kein Studium bestreiten konnte, weshalb ich in falsche Kreise geriet, um mir was dazu zu verdienen. Mirko ist ein Punk, der seit einigen Jahren im schwarzen Geschäft unterwegs war. Selbstverständlich gefiel ich ihm, sodass ich nach kurzer Zeit seine wichtigsten Einnahmequelle wurde, die dummerweise für alle Arten der Geschäfte herhalten durfte. Er verkauft mich für viel Geld, wovon ich einen großen Teil bekomme. Zusätzlich spendiert er mir die notwendigen Drogen, um im Rotlichtmilieu durchzukommen."
 

"War er der Grund für deine Drogenabhängigkeit?", fragte ich verstimmt, nachdem ich ihren Lippen aufmerksam gefolgt bin. Das Verständnis für ihre Situation konnte mich nicht besänftigen, da die Wut auf diese Umstände nicht weichen wollte.
 

"Teilweise. Ich fing mit dem Konsum nicht durch ihn an, aber er hat mir gezeigt wie es funktioniert die Drogen zu lieben. Damals war ich dumm und möglicherweise verliebt in seine Freiheit. Mir wurde erst später klar, dass er genauso in Ketten gelegt war wie der Rest der Gesellschaft."
 

"Was denkst du? Wirst du dich jemals von ihm und den Drogen lösen können?", hackte ich weiter nach, um alle Fragen zu klären, solange meine Freundin oder was auch immer sie für mich darstellte, gesprächig war. Die Wut unterdrückte meine Tränen, aber der Kloß in meiner Kehle war nicht zu überhören.
 

"Ich weiß nicht, ob ich es kann. Jedenfalls will ich es. Dieses Leben zerstört mich. Mirko und ich vereinbarten, dass ich an Wochenenden verfügbar sein muss. In der Woche lässt er mich meist in Ruhe, jedoch verlangt er, umso mehr von mir. Mir fällt es schwer mit ihm zu reden. Wie soll ich es am besten sagen?"
 

"Hast du Angst?", erwiderte meine Stimme ohne mich davon einzuweihen. Drei kleine Worte, die darüber entscheiden wie es weitergehen soll.
 

"Ich weiß es nicht. Er zeigt keine Reue und kann sehr ungemütlich werden, wenn ihm etwas nicht gefällt. Wir hatten niemals über die Zukunft geredet. Du musst verstehen. Er hat keine Zukunft, deshalb verschwendet er keinen Gedanken daran.", antwortete die Schwarzhaarige mit leiser Stimme, so als müsste sie sich schämen. Möglicherweise musste sie sich auch schämen, denn ihr Leben gehörte jemand anderem. Um genauer zu sein, einem Punk, der Drogen, Nutten und viele weitere illegale Sachen verkaufte.
 

Nachdem ich lange Zeit geschwiegen hatte und sie ebenfalls nicht wusste, was sie noch zu erwidern hatte, begann sie zu bauen. Sie brauchte ihre Medizin und ich seltsamerweise auch. Das Verlangen nach dem grünen Gelumpe war widerlich, schließlich hatte sie es mit ihrem Körper bezahlen müssen. Nachdem wir den Dübel anhauten und uns darauf konzentrierten den Augen der anderen auszuweichen, konnte ich nicht weiter schweigen: "Ich weiß. Es ist dumm so etwas zu fragen, aber was denkst du, wann alles ein Ende findet?"
 

Sie konnte mir nicht antworten, wie auch? Wie sollte es nun weitergehen?
 

"Tut mir leid.", flüsterte sie plötzlich. Meine Wut wich. Endlich konnte ich verzeihen. Besänftigte mich das Gras oder hatte das Kokain seine Wirkung nun endgültig verloren? Wie konnte ein ewig berauschtes Leben Vergnügen bringen, fragte ich mich verwirrt, als ich erkannte, dass die Grenzen zwischen Charakter und Droge verschwammen. Ein Konsument war sich seiner eigenen Stimmung nicht vernünftig bewusst. Das war nicht möglich, wie auch, wenn die Droge die Gefühlswelt übernahm und die intelligible Welt wegsperrte? Vernunft und Gefühl verwirrten sich in einander bis sie sich selbst nicht mehr verstanden. Wer oder was konnte sich da noch in der Realität behalten?
 

"Ist egal.", meinte ich dann Kopf schüttelnd, "Ich konnte mir denken, worauf ich mich eingelassen hatte. Es verblüfft mich nur, dass die Situation derart verworren und schwierig ist. Ich werde mich damit abfinden, das ich dich teilen muss."
 

Sie nickte, dann blickte sie in meine Augen und kam mir näher. Ein vorsichtiger Kuss erreichte meine zerbissenen Lippen, danach folgte ein verkiffter Blick, allerdings konnte die Entspannung ihrer Augen nicht den Ernst in ihrer Stimme lindern: "Mir ist bewusst, dass es mit mir nicht einfach ist. Ich wäre dir niemals böse, falls du dich dazu entschließt es mit jemand anderem zu versuchen."
 

Ich verneinte, indem ich mit dem Kopf schüttelte und gab ihr einen weiteren Kuss, damit die verworrenen Gedanken nicht aus meinem Mund entsprangen. Ich konnte nicht anders. Vorhin stellte ich mir vor, dass Maxim mich verlassen könnte aufgrund meines Seitensprungs und seit diesem Moment des Schreckens wusste ich, dass ich ohne sie nicht leben wollte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls Bedarf an einer Fortsetzung ist, hinterlasst mir gerne ein Kommentar. Ich wäre nicht abgeneigt den Charakteren ein interessantes Leben einzuhauchen, mir fehlt nur die Motivation. ^^"

Liebste Grüße
Lizl ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Dolette
2016-10-31T08:26:24+00:00 31.10.2016 09:26
Huhu Yeliz,

deine Story liest sich sehr interessant, obwohl du es schaffst, dass es die ganze Zeit total ruhig rüberkommt. Das gefällt mir sehr gut.
Du hast einige Vertipper und Tempusbrüche drin, aber das passt.
Generell finde ich es teilweise alles recht logisch was so zwischen den beiden passiert ist und passiert und auch den Seitensprung mit Isa.
Das klärende Gespräch zwischen ihnen fand ich nun eher etwas komisch. Wenn ich grade erfahre, dass meine Frau anschaffen geht um sih ihren Konsum leisten zukommen, dann würde ich sofort mit ihr Pläbe schmieden, sie auf Entzug zusetzen. Dass das wahrscheinlich schief geht ist dabei ein anderes Thema.

Deine Art zu schreiben ist auf eine beklemmende Weise fesselnd und ich sehe da viel Talent in dir. Rein Fachlich hast du aber recht viele Worteoderholzmgen drin und die ein oder andere Formulierung hat mich die Stirn runzeln lassen.

Ich bin sehr gespannt wo der Weg hin geht und hoffe du hast die Muße weiter zuschreiben.

GlG Dolli
Antwort von:  Yeliz
11.12.2016 19:41
Hallo Dolette,

danke für das Lob und die aufschlussreiche Kritik. Das gibt mir Motivation meinen Schreibstil zu verbessern. :)
Ja, ich kann mir vorstellen, dass es vorerst seltsam scheint... Ich möchte nicht zu viel vorgreifen, aber es ist für Lin eine schwierige Entscheidung in Maxims Leben einzugreifen. Sie ist sich sehr unsicher bezüglich ihrer Gefühle und der Zukunft mit Maxim, deshalb bleibt es weiterhin brüchig.

Wünsche dir noch viel Spaß beim Lesen und wünsche einen schönen Abend.

Liebe Grüße
Yeliz
Von:  Pitsches5305
2016-08-16T13:01:14+00:00 16.08.2016 15:01
ich würde gerne wissen wie es mit den beiden weiter geht und ich muss sagen deine Geschichte ist mit eine der geschichten ( und noch zwei andere ) die zu meinen favoriten gehört

Mach weiter so liebe grüße Pitsches5305
Antwort von:  Yeliz
02.10.2016 20:45
Danke für das Lob! :)

Liebe Grüße
Yeliz
Von:  Say_Say
2015-01-03T02:35:00+00:00 03.01.2015 03:35
Ich mach es kurz und knapp:

Ich würde mich auch über eine Fortsetzung freuen!

Von:  Gabrielle
2014-12-07T15:43:45+00:00 07.12.2014 16:43
Auch das hier lese ich auf meiner Suche nach guten Geschichten für die Kommentarfieber-Aktion.

Ein schwieriges Thema dass du dir da ausgesucht hast, zumindest meiner Meinung nach und ich lese nicht mehr oft etwas darüber weil ich finde dass die meisten es einfach nicht drauf haben soetwas zu schreiben.

Hier das ist jedoch sehr gut geschrieben. Die Sätze sind aussagekräftig, gerade die wörtliche Rede hat es mir einfach angetan, muss ich ehrlich gestehen.
Dadurch dass du keine Namen nennst und nicht groß beschreibst wer dort eigentlich steht, lässt du genug Spielraum für die eigene Fantasie, was mir sehr gut gefällt.

Allerdings habe ich einen Satz über den ich gestolpert bin und bei dem ich nicht genau weiß ob er, so wie ich denke, beabsichtigt so geschrieben wurde:

Ich seufzte und drehte mich von mir weg.

Ich habe zwar weiter gelesen aber eigentlich sind meine Augen genau dort hängen geblieben, weil ich mir ab dem Zeitpunkt vorgestellt habe dass sie eigentlich alleine im Bad steht und dieses Gespräch mit sich selbst führt, allerdings habe ich das Gefühl dass du das nicht damit meinst deswegen war es mir wichtig dir da meinen Eindruck zu schildern.

Ansonsten gucke ich doch gleich mal ob du eine Forsetzung geschrieben hast, ich denke nämlich dass sich eine lohnen würde.

LG
Gabrielle
Antwort von:  Yeliz
10.12.2014 14:26
Hallöchen :)

Danke sehr für das freundliche Feedback und die Verlinkung bei der Kommentarfieber-Aktion (ich werde gleich mal reinschauen).
Es freut mich, dass dir die OS gefallen hat und du kannst mit einer Fortsetzung rechnen, nachdem meine Naruto-Fanfiction beendet ist. Ich habe nämlich noch einige Ideen und viel Motivation zum Weiterschreiben. (Wenn du möchtest, schicke ich dir eine Benachrichtigung wenn es soweit ist.)

Mir ging es wohl ganz ähnlich wie dir... Ich lese dieses Genre ziemlich gerne. Leider fand ich nicht allzu viele Storys, die mich packten, daher beschloss ich selbst zu schreiben. :)

Es tut mir leid... Ich habe bei meiner letzten Korrektur anscheinend diesen Fehler übersehen. Danke für den Hinweis! Es muss nämlich "... drehte mich von ihr weg." heißen.

Liebste Grüße
Liz
Von:  Fluffi-chan
2014-11-01T13:42:53+00:00 01.11.2014 14:42
Also das ist einer der besten OS die ich je lesen durfte! :)

Ich wäre sehr für eine Fortsetzung *zwinker* *mit Keks bestech*
Antwort von:  Yeliz
02.11.2014 22:26
Dankeschön für den Kommentar :)
Wenn ich meine NarutoFF geschafft habe, setze ich mich ans schreiben 0, aber bis dahin mache ich mir über die Fortsetzung Gedanken und Notizen.

Liebste Grüße :)
Liz


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