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Beautiful Lies

von

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Kapitel 4

Daisuke blieb ein Kloß im Hals stecken.

Sie schien es zu wissen. Aber von Riku? Sprach es sich schon herum?

Dabei haben sie immer darauf geachtet, dass es nicht aufflog und selbst, wenn er abends mit Satoshi wegging, da… da wäre es möglich gewesen, dass man sie gesehen hatte. Auf der Tanzfläche. Ob Harada-san dabei war?
 

„Emiko, Kind, was ist denn los?“, Daiki sah sie fragend an und deutete auf den freien Stuhl neben ihm. „Setz sich erst einmal. Du bist ja total außer Atem.“

„Nein, Vater! Ich werde mich jetzt nicht setzen!“, sie ging um den Tisch herum und baute sich vor Daisuke auf: „Nun sag doch was dazu!“

Kosuke faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. So hatte er seine Frau noch nie gesehen. So wütend und zornig…

„Was willst du denn hören?“, fragte Daisuke mit ruhiger Stimme, aber unter dem Tisch ballte er seine Hände angespannt zu Fäusten. Ihm wurde richtig heiß.

„Stimmt es, dass du was mit Satoshi hast?“ Sie sah ihn durchdringend in die Augen. Auf der Suche nach einer Antwort, die ihr Gemüt beruhigen würde.

Kosuke musterte Daisuke gespannt, aber wenig überrascht.

„Mum… Satoshi und ich…“, der Rotschopf suchte noch nach den passenden Worten. Doch welche waren passend? Was sie hören wollte, wäre nur eine Lüge und wenn er die Wahrheit sagen würde, … wäre es doch das einzig richtige.

„Ja, du hast Recht… Satoshi und ich sind zusammen.“

Kurz und knapp kam die Antwort, die jedem Anwesenden die Augen weiten ließ.

„Was? Mein Enkel und der… der Hikari-Junge?“, murmelte Daiki in sein Bart hinein. „Gut, Nachkommen brauchen wir ja nicht mehr, um das Erbe der Niwa-Familie weiterzureichen, um gegen die Hikari-Fami-“

„Stopp!!“, schrie Emiko dazwischen. „Vater, dich hat keiner gefragt! Und was dich angeht, Daisuke…“, sie sah verletzt zu ihm herunter, zog dann angewidert die Mundwinkel nach unten: „So habe ich dich nicht erzogen, Daisuke…! Und dann auch noch ausgerechnet er!“

Das reichte ihm. Klar, dass Daisuke nicht schwul erzogen wurde. Sowas passiert einfach. Wo die Liebe hinfällt. Und ihm war klar, dass seine Mutter keine Party schmeißen würde. Aber das…?

„Ja, ausgerechnet Satoshi! Aber ich bin ganz glücklich mit ihm! Und das, obwohl du mich nicht zu einem schrecklichen, schwulen Jungen erzogen hast!“

Nun stand Daisuke auf und schob den Stuhl an den Tisch.

„Wie lange schon?! Wie lange belügst du uns schon??“

Daisuke sah sie entrüstet an. „Du sagst es so, als hätte es mir Spaß gemacht, es zu verheimlichen…“

„Wie lange treibt ihr schon euer dreckiges Spiel?!!“, schrie Emiko und fing an zu weinen.

„Unser dreckiges Spiel…?“

„Emiko, beruhig dich…!“, versuchte Kosuke sanft auf sie einzureden und trat ihr zur Seite.

„Lass mich, Kosuke!“, unsanft schob sie ihn weg und sah ihren Sohn wütend an. „Seit wann treibt ihr euer dreckiges Spiel?!“

„Weißt du was…?“, setzte Daisuke an und nahm seinen Mut zusammen. Für sich und seine Sexualität. Für Satoshi. Für ihr gemeinsames Recht.

„Wir treiben kein Spiel, sondern wir treiben es miteinander – wie jedes normale Paar auch! Und wir haben Sex seit 2 Monaten, drei Wochen und fünf Tagen! Und ich liebe es, mit Satoshi zu schlafen! Ich liebe Satoshi!“

Sie holte aus und gab ihm eine schmerzhafte Ohrfeige. „Wie kannst du nur so etwas sagen?! Ekelhaft…!“, und während Emiko das sagte, ließ sie ihre Tränen laufen. „Auf dein Zimmer, Daisuke!“

„Nein!“

„Sofort!!“

Daisuke verließ die Küche, stapfte durch das Haus, zog sich Schuhe und Jacke an und verließ das Haus. Ohne Türknallen. Über solchen Dingen stand er.

Nun würde er zu Satoshi gehen und ihm all das erzählen, was passierte… Er hoffte auf ein offenes Ohr, eine starke Schulter zum Anlehnen… und eine Bleibe.
 

„Emiko, du warst viel zu streng zu dem Jungen“, sprach Daiki und verschränkte die Arme locker vor der Brust, „Er versteht doch jetzt die Welt nicht mehr.“

„Und was ist mit mir?! Ich soll das von jetzt auf gleich einfach so verstehen und hinnehmen?! Du hast doch gehört, was Daisuke für-… für Dinge gesagt hat.“

„Wir stecken aber nicht in seiner Haut, Emiko“, fügte nun Kosuke hinzu. „Denkst du nicht, er hat schon vieles mit sich ausmachen müssen? Wer weiß, wie schwer das war… Und was seine Freunde erst dazu sagten – falls sie es wissen. Das ist nicht ganz so einfach für einen jungen Mann! Man verleugnet sich selbst.“

„Ach, Kosuke…Nimm ihn nicht in Schutz! Er ist nur so geworden, weil du so selten für ihn da warst! So konnte er gar nicht zu einem richtigen Mann werden!“ Nun schluchzte sie wieder in ihr Tuch und atmete tief mit bebender Brust durch.

„Niemand trägt daran Schuld oder hätte das auch nur irgendwie beeinflussen können!“, erwiderte Kosuke energisch und stand auf, „Ist es nur wegen Satoshi? Oder kannst du den Gedanken wirklich nicht ertragen? Kannst du unseren Sohn nicht ertragen?“

Mit einem letzten tiefen Schluchzen verstummte Emiko und sah ihren Mann schweigend an. Nichts sagend. Doch dann zog sie die Augenbrauen tief in die Stirn zusammen: „Hör auf damit, Kosuke! Du hast doch gar keine Ahnung!!“ Mit der Faust schlug sie wütend auf den Tisch und stürmte aus der Küche, „Er soll erst nach Hause kommen, wenn er wieder bei Sinnen ist! Er ließ ja gar nicht mit sich reden! Gott, er kommt ganz nach dir, Kosuke! Ganz nach dir!“ Man hörte Emiko nur noch durch das Haus rufen, bis sie die Schlafzimmertür ins Schloss fallen ließ, sich mit der Stirn gegen die Tür lehnte und anfing zu weinen. Sie legte sich die zitternden Hände ins Gesicht und schluchzte tief.
 


 

Satoshi öffnete Daisuke etwas überrascht die Haustür. Erwartet hatte er ihn eigentlich erst heute Nachmittag.

„Hi“, lächelte Daisuke matt und umarmte Satoshi kurz, küsste ihn dabei auf die Wange, „Kann ich reinkommen?“

Der Blauhaarige trat beiseite, „Klar.“

Daisuke schloss hinter sich die Tür und ging mit Satoshi ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzten.

„Was ist los?“, Satoshi winkelte ein Bein an und sah aus den Augenwinkeln fragend in Daisukes rote Augen.

„Hmh…“, nun musste Daisuke verhalten schmunzeln. „Wo soll ich anfangen…?“ Suchenden Blickes sah er an die weiße Decke und lehnte sich zurück. Er musste sich zusammenreißen, nicht zu weinen, sich nicht von seinen Emotionen übermannen zu lassen. Er schwieg und atmete gedämpft aus.

Sein Freund spürte, dass das, was Daisuke beschäftigte, keine Kleinigkeit sein konnte. Er legte eine Hand auf Daisukes glühend heiße Hand und sprach mit sanfter Stimme: „Du kannst mit mir über alles reden.“

„Das weiß ich doch…“, ruhelos wanderten Daisukes Augen über den Boden. „Eben hat… Meine Mutter ist…“, resigniert brach er ab und atmete aus. „Sie ist gegen unsere Beziehung…!“

Satoshi sah ihn perplex an: „Du hast ihr von uns erzählt?“

„Irgendwie hat sie über uns Bescheid gewusst und mich heute zur Rede gestellt…“ In Erinnerung an die Backpfeife rieb sich Daisuke über die Wange.

Er erzählte Satoshi, was gesagt wurde, was geschah… und fand Trost an seiner Schulter.

Zurück nach Hause wollte er nicht. Er war ja unerwünscht. Eine schwule Sau, wie seine Mutter ihn nicht haben wollte. Gut, dann brauchte sie ihn gar nicht mehr zurück zu nehmen.

Satoshi wollte ihn nämlich haben.
 

Auch in dieser Nacht spendete er Daisuke bis zu später Stunde Trost. Er küsste und massierte ihn, ließ ihn wissen, dass Satoshi ihn genauso wollte und liebte, wie er war. Und er streichelte ihn in den Schlaf.



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