Prolog
Prolog
Die Frau wiegte sanft ihr schreiendes Kind in den Armen. Es kam ihr schon wie eine Ewigkeit vor, doch der Kleine wollte und konnte einfach nicht einschlafen.
"Shhh shhh shhh. Komm schon mein Liebling. Gönn Mami eine Pause", murmelte sie verzweifelt.
Sie überlegte fieberhaft was sie noch tun könnte. Füttern? Schon vor einer halben Stunde geschehen. Die Windeln? Prüfend schnupperte sie an ihm. Nichts. Sein Schnuller? Wollte er nicht.
"Makino, alles in Ordnung bei dir?", ein alter Mann mit gestreifter Mütze und Brille betrat ihr kleines Wohnzimmer und betrachtet sie prüfend. Bestimmt machte sie jeder Vogelscheuche alle Ehre. Die Haare waren zerzaust und sie hatte einen verzweifelten Glanz in ihren müden Augen unter denen sich dunkle Schatten breit machten. Mürrisch lehnte er seinen Gehstock aus Bambus an die Wand und kam mit gebeugtem Rücken auf sie zu. Dann nahm der Bürgermeister ihr sanft den Kleinen aus dem Arm.
"Na du kleiner Satansbraten, du willst wohl nicht Ruhe geben, was?"
Er setzte sich zusammen mit ihrem Jungen auf das Sofa und fing an Grimassen zu schneiden. Erleichtert beobachtete sie, wie das Gesicht des Kindes sich langsam entspannte und es anfing zu glucksen als es sah wie der alte Mann ihm die Zunge rausstreckte.
Seit der Geburt schaute Woop Slapp fast jeden Abend bei ihnen vorbei um nach dem Rechten zusehen und ihr ein bisschen unter die Arme zu greifen. Auch übernahm er hin und wieder den Kleinen, wenn sie in der Bar zu tun hatte.
Sie seufzte. Es war alles so kompliziert geworden. Sie liebte es Mutter zu sein. Ohne Frage. Doch eine Bar zu führen und ein Baby zu haben war nicht einfach. Vor allem wenn man das Kind allein großziehen musste.
"Ich glaube er ist endlich eingeschlafen", murmelte der alte Mann und strich dem Jungen durch die leuchtend roten Haare.
Nickend ging Makino zum Sofa, nahm ihm das Kind ab und brachte es vorsichtig zu der Wiege im Schlafzimmer, wo sie es behutsam hineinlegte.
"Ich lass euch jetzt allein. Falls was ist, du weißt ja wo du mich finde kannst", damit rückte er seinen Hut zurecht, schnappte sich den Gehstock und schloss leise die Wohnungstür hinter sich.
Die Frau mit den dunkelgrünen Haaren stand einfach da und betrachtete liebevoll ihren kleinen Rotschopf, wie er nun seelenruhig schlief. Wenn er ihn nur sehen könnte. Wenigstens nur ein einziges Mal...