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Das Lied im Automaten

von

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Fragen stellen

Erstaunlich schnell hatte die Halbelfe sich an das Gefühl der Magie um sich herum gewöhnt. Sie war fasziniert gewesen, wie viel Magie sich in ihrer Umgebung befand. Doch die Neugier eines kleinen Kindes wurde bald von der Dringlichkeit ihrer Lage überschattet. Sie riss sich zusammen und versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Feliff versuchte ihr zu erklären. Die Lichtgestalt war wieder ausgeflogen, das Monster - das Pferd, korrigierte sie sich immer wieder in Gedanken - stand am Rand der Lichtung und beobachtetete mit großen Augen das Prozedere. Ihr wurde klar, dass es die Magie nicht spüren konnte, ebenso wenig wie sie es spürte.

„... Alyne?“ Feliff sah sie mit einem verzweifelt anmutenden Blick an, sie riss sich wieder am Riemen.

„Magie kann man mit Hilfe von bestimmten Wörtern dazu bringen, das zu tun, was man will“, wiederholte sie reflexartig, wenn auch ohne zu wissen, was sie sagte. Erst im Nachhinein ging ihr die Bedeutung der Worte auf. „Also ist Magie... wie ein dressiertes Tier?“ Sie sah ihn schräg an.

Er musste sich nun zusammenreißen, um nicht lauthals loszuprusten. An diesen Vergleich hatte er gar nicht gedacht. Eine lächerliche Vorstellung, wenn man bedachte, dass Magie etwas Altehrwürdiges war, etwas, was wohl älter als die Welt war. Die Elfen von Adel würden ihr diese Frage sicher niemals verzeihen. „Wenn du es dir so besser vorstellen kannst, ja. Aber ich rate dir, niemanden genau über deine Sichtweise aufzuklären.“ Er unterdrückte ein Schmunzeln. Sie nickte, in ihren Augen kam zum ersten Mal das Verstehen über Magie zum Vorschein. Sie erinnerte sich an die vielen Stunden in der Elfenschule, die sie am Rand gesessen hatte und nicht zugehört hatte. Ihre schnippischen Antworten, wenn man sie denn mal ansprach. Und schlussendlich die Aufgabe der Magie, die sie eigentlich immer kennenlernen wollte, es aber nie konnte.

Mit leichtem Schrecken stellte sie fest, dass sie wieder abgedriftet war. Feliffs unerklärlicher Blick lag auf ihr, doch er seufzte nur und fuhr fort. Er war gerade mit den Grundlagen fertig geworden, welche die Wirkung- und Stärkeregulierung, die Art der Aussprache der Zauber und die Zielerfassung beinhalteten, als er erneut unterbrochen wurde, dieses Mal aber nicht von einer unaufmerksamen Schülerin.

Feliff, hast du dich auch vorbereiteit? Das Lichtwesen war wie jedes Mal ohne Vorwarnung erschienen, doch man rechnete schon damit. Auf seinem Gesicht breitete sich Nachdenken aus, Alyne war erleichtert über diese Pause. Das, was er ihr erzählte, kam ihr in Ansätzen vertraut vor, doch sie hatte so lange nichts mehr damit zu tun gehabt, dass sie alles wieder vergessen hatte. Und nun versuchte sie verzweifelt, sich an all das, was der reinblütige Elf ihr gesagt hatte, zu erinnern und nichts zu vergessen.

Nach einer längeren Pause, in der sich Alynes rauchender Kopf wieder abgekühlt hatte, antwortete er schließlich: „Nein. Soll ich jetzt gehen?“

Ja, am besten. Ich kümmere mich dann solange um Alyne. Er nickte, wieder nachdenklich, und winkte ihr zum Abschied zu, ehe er das Dickicht vor sich teilte und zwischen den Blättern verschwand. Nun war sie mit dem Lichtwesen wieder allein.

„Gibt es noch etwas zu tun?“, fragte die Halbelfe. Ihr wurde wieder unbehaglich zu Mute, als sie an die bevorstehende Schlacht dachte. „Wie stehen die Dinge denn eigentlich momentan?“ Sie hatte seit ihrem Aufenthalt in dem Wald keine Ahnung mehr, was sich in der Welt draußen getan hatte. Es war wie ein goldener Käfig gewesen, denn sie kannte weder den Weg rein, noch raus. Es gab nicht einmal die Lücken zwischen den Gitterstäben, die ihr einen Blick auf die Außenwelt gegeben hätten.

Unser Kampf ist ein anderer als der, den die anderen führen, begann die Lichtgestalt mit einer unverständlichen Erklärung, die nicht den Eindruck erweckte, besonders beantwortend zu sein. Die Elfen und die Rebellen sind in einen Krieg gezogen. Sie machen sich bereit zum Kampf. Letzten Endes hatte sie doch eine Antwort bekommen.

Alyne schluckte. Das klang nicht gerade gut. Und die Rebellen waren doch in der Unterzahl, oder? Soweit sie wusste gab es keine größere Heeresmacht als die der Elfen. „Und wir werden ihnen folgen?“ Auf welcher Seite standen sie überhaupt?

Eine Art Kopfschütteln folgte von dem Lichtflimmern. Nein. Wir haben einen anderen Kampf zu führen, wiederholte sie ihre Worte, Meine Schwester erwartet uns, ebenso wie ich sie. Wir werden die Tiere mitnehmen, ebenso wie sie die Monster. Und keine Sorge: Diese Tiere sind keine gewöhnlichen, ebenso wie ihre Monster nicht die Monster sind, die alle kennen. Bei diesen Worten wurde Alyne flau im Magen. Was hieß das nun wieder? Sie versuchte, ihre Vorstellungen zu beruhigen. Und doch wusste sie, dass das, was immer in Ainrafe war, schrecklicher sein musste als das Monster, welches die Elfen abgerichtet hatten.

„Also rufst du die Tiere nun zusammen?“, fragte Alyne weiter. Wieder ein Kopfschütteln. „Also macht Aura das?“ Bei der Erinnerung an das Mädchen wurde ihr warm und kalt zugleich. Ihr war bewusst, dass das Mädchen mitziehen würde, doch es bereitete ihr Unbehagen, daran zu denken. Doch als sie wieder ein Kopfschütteln erhielt, wusste sie für einen Augenblick nicht weiter. „Feliff?“ Vielleicht war das ja das, was er noch machen musste.

Norm Eruaf schüttelte wieder den Kopf. Du.

Ungläubig sah Alyne das Wesen an. Sie sollte das machen? Ihr ging im Unterbewusstsein ein Licht auf. War das vielleicht die Aufgabe, die ihr zugeteilt worden war? Ihre Rolle in der Welt? Doch irgendwie klang es auch ziemlich komisch. Tierführerin sein? Nun gut, was hatte sie auch erwartet.

Ein leises Kichern weckte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Lichtwolke. So könnte man es auch bezeichnen. Nein, es ist etwas Anderes. Du solltest Aura erwecken, das war der Kern deiner Aufgabe. Mit dieser Aufgabe ist aber auch viel mehr verbunden. Dir liegt die Führung des Waldes inne, ich bin zu schwach, um noch irgendetwas anrichten zu können. Ihre Stimme klang nicht bedauernswert. Der Kampf wird auf die nächste Generation übertragen. Sie machte eine Pause, in der Alyne die Worte auf sich wirken ließ. Sie sollte also nun... wirklich Hauptbestandteil des Kampfes werden? Sie wusste ja nicht einmal, wie und was sie da machen sollte! Es tut mir Leid, dass ihr unseren Streit nun tragen müsst. Das Gefühl eines zaghaften, traurigem Lächeln erreichte Alyne. Ihr krampfte sich das Herz zusammen.

Sie trug nun wirklich die Last eines mehr als Jahrtausenden alten Kampfes. Dann atmete sie tief durch, beruhigte sich. Das stimmte nicht ganz. „Feliff und Aura sind auch da, oder?“ Ein Nicken. „Und die Tiere des Waldes auch, oder?“ Wieder nickte die Lichtgestalt, mit zögernder Freude versehen, dass Alyne diese Aufgabe annahm. „Wann geht es los?“

Jetzt.

Sie sah das Flimmern entgeistert an, doch dieses schien nur entschuldigend mit den Schultern zu zucken, sofern die Halbelfe es beobachten konnte. „Und... wie rufe ich die Tiere?“ Sie zog unwillkürlich fragend eine Augenbraue hoch, ein Zeichen dafür, dass sie es immer noch für unwirklich hielt.

Du rufst sie mit einem Zauber. In Alyne kribbelte es. Es wäre das erste Mal, dass sie Magie anwandte, seit... Ja, seit wann eigentlich? Sie hatte die Jahre aufgehört zu zählen. Kannst du mir folgen? Sie nickte. Dann begann der Zauber, der den Tieren signalisierte, dass es bereit war, zu gehen. Sie versuchte den Wortlaut, den sie in ihren Gedanken wahrnahm, so gut es ging wiederzugeben. Ihre Konzentration war so hoch wie eigentlich nur bei ihren Übungen, wie eigentlich nie bei dem, was sich Magie nannte.

Sie hatte nach dem Ende des Spruches denselben schon beinahe wieder vergessen. Sie atmete erleichtert aus, als der Zauber beendet war. Da spürte sie ein besorgt anmutendes Zupfen an ihrem Oberteilsaum. Verwundert blickte sie an sich herunter und entdeckte einen kleinen Hasen, der aber auch nicht gerade sehr hasenähnlich wirkte. Seine Ohren vergrößerten sich gegen Ende zu großen, tellerförmigen Kreisen, so eine ähnliche Konstruktion ersetzte auch den kleinen Stoppelschwanz des Hasen. Das Fell war von hellgelber Färbung, die Augen von einem strahlendem hellblau.

Da bemerkte sie erst die undeutlichen Formen von Magie, die sie wahrnehmen konnte. Tiere aller Art hatten sich um sie herum versammelt. Nur die wenigsten kannte sie, die meisten blieben ihr schleierhaft. Sie sah verwirrt zu der Lichtgestalt hinüber, die an dem Ort verharrte, wo sie geblieben war. Ein verschmitztes Lächeln ging von ihr aus. Das war doch das, was du beabsichtigt hast, oder?

In ihr kam wieder die Erinnerung daran auf. Ein Bild, welches sie die ganze Zeit während des Zaubers verfolgt hatte – Feliff hatte ihr geraten, immer noch ein gedankliches Bild als Stütze zu nehmen, damit man selbst bei einem Versprecher die richtige Wirkung erzielte. Magie konnte Gedankenlesen, schoss es ihr in den Kopf.

Naja, das nicht unbedingt. Ein leises Kichern, welches nicht einmal im Ansatz bösartig wirkte. Aber es ist in dir drin. Sie stupste Alyne mit einem ihrer Fühler sanft an dem Ort an, wo ihr Herz war. Magie ist überall, vergiss das nicht. Sie kann nirgendwo nicht sein, nur manchmal ist sie so schwach, dass man sie nicht wahrnehmen kann.

Sie nickte, auch wenn sie nicht so recht wusste, was sie mit dem Wissen anfangen sollte. „Ich werde es mir merken“, versprach sie aber dennoch. Ein Rascheln von Blättern weckte ihre Aufmerksamkeit. Feliff war mit einer Tasche aus dem Gebüsch getreten.

„Ich wäre auch soweit.“

Die Lichtgestalt nickte. Dann zog sie in die Richtung los, in der der Pfad lag, auf dem sie gekommen waren. Einem Impuls folgend setzte auch Alyne sich in Bewegung, das Pferd und die anderen Tiere folgten ihr augenblicklich. Feliff gesellte sich wieder an die Seite der Halbelfe. Sie waren sorgsam darauf bedacht, einander nicht anzusehen.
 

Futave hatte sich noch nie so recht mit dem Gedanken angefreundet, in einen Krieg zu ziehen. Ihm waren natürlich die Krisen zwischen den Rebellen und den Elfen bewusst und bekannt gewesen, doch hatte er nicht erwartet, dass der König tatsächlich zum ersten Schlag ansetzen würde. Und das im Winter. Er beobachtete kritisch den Himmel über ihnen, der bedeckt schien. Wartete er nur darauf, dass die Flocken ihr Vorankommen noch erschwerten oder wieso legten sie so viele Pausen ein?

Ein Blick über die versammelten Elfen genügte, um ihm zu zeigen, dass alle der anwesenden topfit waren. Es schien sogar keine Rolle zu spielen, ob man, wie er selbst, auf einem Pferd saß, oder zu Fuß ging. Von seinem erhöhten Aussichtspunkt aus hatte er einen guten Überblick über die Lage, weshalb er diese Schlussfolgerungen schließen konnte. Er hielt die Zügel stramm, um sein Pferd davon abzubringen, herumzutänzeln. Er verweilte starr und mit nachdenklichem Blick, der der Menge vor, hinter und neben ihm gewidmet war.

In seinem Kopf fasste er die vergangenen Tage noch einmal Revue zusammen. Direkt nach dem Beginn des Marsches, der mit schlichter Feierlichkeit verabschiedet wurde, schickte er eine Botschaft zu Erfline. Er hoffte, dass der Vogel, den er sicherheitshalber gesandt hatte statt eines Elfen, ankommen würde. Er hatte keine Ahnung, in welcher Weise die Barriere auch auf Tiere wirken würde. Die Nachricht für sie hatte er an das linke Bein des Vogels gebunden, vor Regen geschützt in einem Röhrchen aus leichtem Aluminium verpackt. So weit, so gut. Der Marsch war losgegangen. Er hatte sich während der vergangenen fünf Tage zurückgehalten, seine Meinung zu den verschwenderischen Pausen zu äußern. Und auch jetzt hielt er sich mit eisernem Griff.

Wieso er sich dennoch weigerte, von seinem Fuchs zu steigen, blieb wohl nur ihm ersichtlich. Er sah, dass alle anderen ihre Pferde abgesattelt und zu den provisorischen Ställen gebracht hatten. Er seufzte. Vielleicht sollte er seinem Pferd auch eine Ruhepause gönnen. Er überlegte danach nur noch kurz und schwang sich schließlich mit einer eleganten Bewegung vom Pferd. Es stand still und bewegte sich erst dann wieder, als er es an den Zügeln nahm und mit der Zunge schnalzte. Langsam setzte es sich in Bewegung.

Das Lager, wenn man es so nennen konnte, war wirklich nur für eine kurze Zeitspanne. Es wurde ein Stück Wald für die Pferde abgezäunt, das war es eigentlich auch schon an Befestigungseinrichtungen. Die verschiedenen Truppen sammelten sich an verschiedensten Stellen im Wald. Er erinnerte sich an das nicht gerade einfache Vorankommen, doch es gab eben keinen breiten Waldweg, der ein ganzes Heer durchgelassen hätte. Man konnte die Größe des Heeres nur schwer abschätzen, wenn man nicht wusste, wie groß es tatsächlich war.

Während er sein Pferd dem Elfen gab, der dafür zuständig war, entdeckte er eine weiße Plane. Scheint, als hätte man das Zelt für den König nun doch aufgebaut. Es gab jeden Halt Streitereien, ob es nun sinnvoll war, und jedes Mal gewann der König, natürlich. Seine Begründung, alle naselang Besprechungen halten zu wollen, konnte scheinbar keiner entkräftigen. Und auch diese Pausen wurden damit begründet... Futave fragte sich einmal mehr, was das Ziel des Königs eigentlich war.

Kurz zog er es in Erwägung, sich zu dem König zu gesellen und ihn weiter zu bearbeiten, damit er diesen sinnlosen Krieg aufgab, doch dann ließ er es doch sein. Noch konnte er sowieso nichts erreichen, die ständigen Besuche würden seine Geduld nur strapazieren. Er gab es nur ungerne zu, doch es würde einfacher sein, wäre der reinblütige Elf hier. Es schien, dass er dieselben Absichten verfolgte wie er selbst, doch wer wusste das letzten Endes genau? Er jedenfalls nicht.

Er beschloss, sich ein wenig bei den einfachen Soldaten umzuhören, auch wenn er schon die letzten Male gemerkt hat, dass es hier nichts zu rütteln gab. Diese Begeisterung verursachte ihm Magenschmerzen. Er hatte Krieg nie verstanden, doch mit dieser Meinung stand er wohl ziemlich allein auf weiter Flur. Irgendwann entschloss er sich doch dazu, bei seinem Pferd zu bleiben und abzuwarten, dass man den Befehl zum Vormarsch geben würde.

Es schien aussichtslos zu sein, irgendetwas zu erreichen. In diesem Sinn war er für diese Verzögerungen sogar recht dankbar, würden sie nicht unendlich viele Ressourcen verschwenden, als wenn sie später aus dem Dorf aufgebrochen wären.
 

Die Situation wirkte bei Erfline nur dezent anders. Sie waren erst seit einem Tag unterwegs, allesamt zu Fuß. Sie hatte bequemes Schuhwerk aus Leder erhalten, ebenso wie eine kratzige, aber warme Hose und einen Pullover. Sie ging neben der Anführerin her, die als einzige Ausnahme zu Pferd unterwegs war. Sie blickte mit ernsten Blick geradeaus, sich selbst in eine leichte, aber stabil wirkende Rüstung gehüllt, die im schwachen Licht glänzte.

Das Klappern der Rüstungen und das Stapfen der Rebellen hinter ihr vermischten sich unter dem dumpfen Schweigen. Es wagte kaum jemand, ein Wort zu sagen, während sie den Weg entlang gingen. Sie waren die meiste Zeit unterwegs gewesen, legten nur eine Pause zur Nacht hin ein und eine am Mittag. Ab und zu hörte sie ein Flüstern, doch dann war es auch schon wieder verschwunden.

Sie selbst hatte bisher eine Gelegenheit gehabt, mit der Anführerin zu sprechen. Noch bevor die Reise losging, konnte sie einen unbeobachteten Moment mit der Anführerin verbringen, der ihr mehr Verwirrung als Klarheit gebracht hat. Sie wirkte müde, wenn sie nicht unter all den Rebellen war, die immer um sie herumschwirrten. Es ergab sich ein kurzes, eindringliches Gespräch.

Die Anführerin wollte diesen Kampf, diesen Krieg nicht. Dennoch führte sie ihn, doch die Gründe ergaben sich Erfline nicht. Wieso war sie überhaupt die Oberste der Rebellen geworden, wenn sie doch so etwas vermeiden wollte? Sie verstand einfach nicht, warum, wieso und weshalb. Doch der Unwille über den Kampf konnte sie nicht als einen Ansatzpunkt sehen, mit dem sie sie dazu bringen konnte, diese Rebellin dazu zu bringen, die Rebellen aufzuhalten, die unaufhörlich hinter ihr marschierten.

Nachdenklich blickte Erfline diesen Rücken an, der gerade und stolz auf einem dunkelbraunem Pferd thronte. Ihr Blick wirkte entschlossener, als sie eigentlich war. Erfline seufzte, ließ ihren Blick dann aber ebenfalls nach vorne gleiten. Sie ging in der ersten Reihe, niemand versperrte ihr die Sicht. Der Wald war voller Heimtücke und nicht gerade der beste Ort, um ein paar Hundert Mann durchzubringen, doch das schien niemanden zu kümmern.

Es war nun wieder Mittag geworden. Erfline beklagte sich nicht wegen ihren schmerzenden Gliedern, sie war schon unbeliebt genug. Nun noch ein Zeichen der Schwäche zu zeigen schien ihr gefundenes Fressen für die Rebellen zu sein, die ihr immer noch misstrauten.

„Wir legen eine Pause ein.“ Die Stimme der Anführerin war leise gewesen, doch man hatte sie klar verstanden. Die vorderen Männer trugen die Nachricht an die hinteren weiter. Jeder stöhnte innerlich erleichtert auf, doch niemand ließ sich etwas anmerken. Mit einer eleganten Bewegung schwang die Anführerin sich vom Pferd, überließ die Zügel dem Stallburschen und begann, sich in der Menge nach dem Wohlbefinden zu erkundigen.

Erfline blieb unschlüssig stehen, ließ sich dann aber zu Boden sinken, um ihre schmerzenden Füße auszuruhen. Anders als die anderen hatte sie kein Gepäck dabei, man hatte ihr auch keine Waffe gegeben. Während die anderen ihre Bündel aufschnürten, um eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, wartete Erfline darauf, dass jemand ihr sagen würde, wie sie etwas zu essen bekam, so lange musste sie ihren Magen noch beherrschen.

Sie beobachtete, wie die Anführerin mit einem aufmunternden Lächeln durch die Menge schritt, man sah ihr die Anstrenungen kaum an. Sie kümmerte sich gut um ihre Untertanen, fiel der Hofelfe ein weiteres Mal auf. Die Silhouette der großgewachsenen Rebellin verschwand in der Menge, als sie aus ihren Gedanken aufschreckte, weil jemand sie an der Schulter angetippt hatte.

Sie fuhr erschrocken herum, doch da war nur eine schüchtern wirkende Rebellin, die ein Stück Brot und ein Glas Wasser in der Hand hielt.

„Danke“, erwiderte sie, als die verschreckte Dienerin ihr die beiden Sachen reichte. Sie seufzte, als die Rebellin fortging. Wie dumm von ihr, zu denken, dass es Futave gewesen sein könnte. Sie sackte in sich zusammen, machte sich dann aber, das kalte Wasser und das trockene Brot zu essen. Einmal mehr fragte sie sich, warum der König gerade diese kalte Jahreszeit gewählt hatte. Noch war es nicht allzu kalt, doch der Schock von dem warmen Dorf der Rebellen, der sie die tatsächliche Jahreszeit vergessen ließ, war doch ein wenig erheblich gewesen.

Was führte der König bloß im Schilde? Wenn sie das nur wüsste.

Sie hörte dem Gemurmel der Rebellen, die sich nun leise, aber befreit unterhielten, halbherzig zu. Ein wenig schämte sie sich, dass sie auf solche Art lauschte, doch andererseits würden die Rebellen wohl kaum mit ihr reden, und wenn, dann wohl nicht offen über ihre Meinung zum Kampf. Generell hatte sie einmal mehr das Gefühl, dass man ihr misstraute.

Auch die Bitte, mitzuziehen, war von den meisten Rebellen nicht gut aufgenommen worden. Man gewährte es ihr schließlich, doch während sie an dem harten Brot nagte, plagten sie einmal mehr Schuldgefühle, weil sie Teile des Proviants beanspruchte. Konnte sie irgendetwas für die Rebellen tun? Nein, wohl eher weniger. Sie seufzte. Sie würde ihnen auch keine Magie beibringen können, dies war ihr strengstens untersagt.

Sie hielt in ihren Gedanken inne.

In den letzten Tagen kam sie sich immer fremder vor. Das Gefühl er Hochnäsigkeit, des Besserseins gegenüber der Rebellen war verschwunden, jedenfalls dachte sie nicht mehr so geringschätzig über sie. In Gedanken versunken blickte sie zu dem Ästedach über sich. Sie hatte sich wahrlich verändert, doch was war der Grund gewesen?

Sie erinnerte sich kaum noch an die Tage im Dorf, sie schienen ihr so fern, so leer gewesen zu sein. Ihr kamen die Elfen auf einmal falsch vor, all diejenigen, die verstießen, verstießen.

Einschließlich ihr selbst.

Und auf einmal konnte sie sich selbst nicht mehr mögen. Sie schluckte. Würde die Tatsache, dass sie es nun anders sah, auch ihre Einstellung zu sich selbst ändern? Die Einstellung von anderen zu ihr? Wie hatte Futave sie nur lieben können, als sie so jemand Garstiges gewesen war?

Sie atmete tief durch. Es war keine Zeit übrig, um sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen. Aber vielleicht sollte sie tatsächlich etwas für die Menschen tun, die um sie herum waren, die ihr, die keiner von ihnen wirklich mochte, Essen gaben und warme Kleidung. Sie wusste, dass sie es nicht gerne taten. Irgendetwas musste sie doch zurückgeben können...

Ihr fielen Beeren ein, die hier in der Nähe wachsen müssten. Zwar war sie hier nie gewesen, doch die Bäume kamen ihr bekannt vor. Da der Busch der Beeren mit diesen Bäumen in Einklang lebte, müssten hier auch die Beeren wachsen. Sie fasste sich ein Herz und erhob sich von der Stelle, auf der sie gesessen hatte.

Sie ignorierte die kritischen Blicke, die auf sie gerichtet waren. Am besten sprach sie zuerst mit der Anführerin darüber, doch diese war nicht aufzufinden. Sollte sie also lieber alleine die Beeren pflücken gehen? Nein, das war zu riskant. Man konnte es für einen Fluchtversuch halten und die Menge zu verlieren war auch eine Möglichkeit, die sie nicht eingehen durfte. Also streifte sie weiter durch die Rebellen, die ihr nur widerwillig antworteten, wnen sie fragte, wo die Anführerin war.

Als sie sie endlich entdeckt hatte, war es auch schon wieder Zeit für den Aufbruch. Sie seufzte leise auf, ging dann aber hinter der Anführerin her wieder nach vorne. Es würde sich auch später noch eine Gelegenheit ergeben, oder? Sie wusste auch nicht, ob sie die Beeren schon kannten. Sie hatten eine belebende Wirkung und schmeckten ein wenig scharf, waren aber wundervoll gegen Kälte.

Dann stockte sie. Würden sie überhaupt Beeren essen, die sie ihnen vorgeschlagen hat? Wenn sie ihr nicht trauten, wäre die Anstrengung, die Früchte aus ihren dornigen Ästen zu befreien, umsonst gewesen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nun werde ich strikt nach meinem Plan vorgehen, der bis zum Ende durchgeplant ist, es könnte also zu Schwankungen der Kapitelfülle kommen. Und zu Ergänzend fällt mir momentan auch nicht wirklich was ein, bin offen für Vorschläge! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2016-01-17T00:35:42+00:00 17.01.2016 01:35
Och nööö, Nirom Eruaf soll die armen Tiere aus dem Krieg raushalten. Q__Q Was kann denn der Hase dafür?

Hm, die Rebellen-Anführerin wird mir immer sympatischer. Aber abgesehen davon weis ich gerade wenig feedback. Das Kapitel hatte nicht sonderlich viel fortschreitende Story. Aber es hat toll Stimmung erzeugt. ^^


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