Zum Inhalt der Seite

Darkness ahead

Kaito x Astral
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erst jetzt merke ich, wie unterschiedlich wir wirklich sind

Hallo, meine Lieben...
 

Ich entschuldige mich bei euch allen für die viel viel viel zu lange Wartezeit, doch ich stecke derzeit in einer furchtbaren Schreibkrise... Die Tatsache, dass Darkness Ahead inzwischen als abgebrochen galt, hat mich aber etwas aufgerüttelt, so dass ich mich mal wieder zum Schreiben motivieren konnte und das seit Monaten begonnene Kapitel endlich fertig ist.

Wie das allerdings weitergeht, kann ich euch nicht sagen.

Ich habe noch keine genauen Vorstellungen davon, was als nächstes passiert und muss die Bruchstücke, die ich habe, erst noch irgendwie verbinden. Ich versuche aber, dass es nicht wieder so lange dauert, wie mit diesem Kapitel...

Jetzt bedanke ich mich noch für Kommentare und gute Wünsche (auch, wenn die schon lange her sind xD) und für euch gibt es noch ein kleines Bildchen, das ich schon vor einiger Zeit gezeichnet hatte , in den Illustrationen.
 

Und jetzt wünsche ich euch allen viel Spaß und drückt mir die Daumen, dass mir bald was einfällt. :3
 

Grüße und Kekse,

euer Wieselchen ♥
 

Kapitel 17

Beobachtung 60: Erst jetzt merke ich, wie unterschiedlich wir wirklich sind.
 

In diesem Augenblick trat Eliphas zwischen den Bäumen hervor und warf erst einen Blick auf die Flüchtlinge, bevor er Kaito kurz musterte. Das musste also Najms Auserwählter sein. Er machte einen starken Eindruck, auch wenn er gerade ziemlich erschöpft wirkte. Doch ihm war sofort aufgefallen, dass die leicht verschreckt wirkenden Astralwesen, die in einer kleinen Gruppe beisammen standen, ihm vertrauten. Denn als sie Eliphas entdeckt hatten, den wahrscheinlich keiner von ihnen persönlich kannte, waren sie etwas näher zu ihm getreten, so als könne er sie beschützen. Und das Kind auf dem Schoß des Menschen war ebenfalls mehr als nur ein dezenter Hinweis.

All das sprach für Najms Wahl.

Offenbar hatten der Duellant und Astral die anderen gerettet. Zumindest war das am naheliegendsten, wenn er sich den allgemeinen Zustand der Astralwesen so ansah. Ihre Kleidung war abgetragen und alt, wenn auch gut gepflegt. Sie wirkten allerdings sehr verschreckt und misstrauisch, viele von ihnen sahen abgemagert aus und er war sicher, sie waren alle hungrig und durstig.

Eliphas vermutete, Astral und der Mensch waren in einem der kleineren Flüchtlingslager gelandet, nachdem sie von Yuma und Najm getrennt worden waren und hatten diese Flüchtlinge gerettet. Also war wohl wieder ein Flüchtlingslager ausgelöscht worden.

Das Glück im Unglück dieser Tatsache war wohl nur, dass die beiden jetzt mit der Situation schon recht vertraut sein müssten. Also war es nicht mehr nötig, so viel zu erklären.

Yuma plapperte derzeit auf Astral ein und erzählte ihm lang und breit alles, was Najm und er erlebt hatten und zwischendurch stellte er immer wieder Fragen, ohne darauf zu warten, dass Astral sie beantwortete. Es war Eliphas, der ihn schließlich unterbrach.

„Yuma. Reden können wir später. Jetzt sollten wir aufbrechen. Je eher wir das tun, desto eher sind alle in Sicherheit und Astral und dein Freund können deine Fragen beantworten.“

Der Schwarzhaarige unterbrach sich selbst und nickte.

Da der astrale Krieger nicht umhinkam, mitzubekommen, dass die Astralwesen noch immer misstrauisch waren, ging er langsam zu ihnen hinüber und stellte sich vor. Sofort wich der Argwohn aus ihren Gesichtern, denn sie kannten seinen Namen natürlich. Auch wenn sie ihm bisher kein Gesicht hatten zuordnen können. Yuma half seinem Freund zwischenzeitlich beim Aufstehen, während das kleine Mädchen ihn aufmerksam beobachtete. Sie wirkte nicht verängstigt, eher wachsam. Als wolle sie aufpassen, dass der Fremde ihrem Freund auch ja nichts tat. Als alle sich langsam in Bewegung setzten, herrschte erstaunlicherweise Stille. Niemand sprach. Es waren nur die Geräusche der Füße zu hören, die nicht über dem Boden schwebten. Doch schließlich nutzte Astral die Gunst der Stille und stellte Yuma seinerseits eine Frage. Daraufhin bekam er nicht nur die Aufmerksamkeit seines Partners, sondern auch die von Eliphas, Kaito und den meisten anderen.

„Wo ist eigentlich Najm? Ist er nicht bei euch?“

Yuma warf erst einen Blick auf den astralen Krieger, um zu sehen, ob dieser die Frage beantworten wollte, doch Eliphas blieb stumm, weshalb der Duellant das übernahm.

„Der ist in der Stadt geblieben. Mit seiner Verletzung wollte Eliphas ihn nicht mitnehmen, obwohl er unbedingt beim Suchen helfen wollte.“

„Verletzung?“, antwortete diesmal Kaito und man hörte eine gewisse Sorge in der dunklen Stimme des Blonden. Auch wenn der Violette so ganz anders war als Astral und sehr viel nervenaufreibender, hatte er ihn doch schon ein wenig ins Herz geschlossen. „Doch nichts Ernstes, hoffe ich…“

Yuma winkte ab.

„Er hat sich den Fuß verstaucht, als wir gestern vor ein paar Hüllen geflohen sind. Aber sonst ist alles in Ordnung.“

Kaito nickte und warf einen kurzen Blick auf das Mädchen, das, die kleine Hand in seiner, neben ihm herlief. Der Mensch fand wohl in jeder Welt jemanden, den er bemuttern konnte. Bei dem Gedanken musste Yuma schmunzeln. War ja schon irgendwie süß. Kaito machte ja eigentlich immer so auf Eisblock, vor allem früher, auch wenn er noch immer gern so tat, als könnte ihn nichts wirklich berühren, doch wenn er mit kleinen Kindern zusammen war, sah man, wie lieb und knuddelig er eigentlich sein konnte. Wie ein Teddybär.

In diesem Moment ploppte ein Bild vor seinem inneren Auge auf von Kaito in einem braunen Teddybär-Kostüm und er prustete los. Das bescherte ihm verwirrte Blicke von allen und er versuchte sofort, sich zu beruhigen. Sollte Kaito jemals von diesem Gedanken erfahren, wäre er mal lebendig gewesen…

„‘Tschuldigung…“, murmelte er, noch immer ab und zu leise kichernd. Dieses Bild würde er nie mehr loswerden… Jedes Mal, wenn er Kaito jetzt ansah, würde es vor seinem inneren Auge auftauchen, da war sich Yuma vollkommen sicher.

Der Marsch dauerte etwas über eine Stunde und Kaitos Erschöpfung wuchs. Er hatte nicht allzu lang Zeit gehabt, sich auszuruhen, nachdem sein Monster sich dematerialisiert hatte, doch er wusste auch, dass es am besten war, an einen sicheren Ort zu gelangen. Vor allem für Astral und die Flüchtlinge. Deshalb setzte er weiter einen Fuß vor den anderen, ohne sich zu beschweren. Und schließlich erreichten sie einen weiteren Wald. Doch dieser war anders als der, den sie bereits gesehen hatten. Das Leuchten war auch hier allgegenwärtig, doch die Bäume waren größer, höher, und so gerade und symmetrisch gewachsen, dass sie auf keinen Fall natürlich sein konnten. Und auch der Boden war anders. Keine Farne, kein Moos, kein Gras. Es sah eher aus wie…Kristall. Und bei einem genauen Blick auf einen der Bäume erkannte Kaito, dass auch dieser offenbar aus Kristall bestand. Er blieb stehen und berührte den Stamm des Baumes mit seinen Fingerspitzen, spürte, wie dessen Energie durch sie hindurch floss und in seinen Körper hinein. Es kribbelte etwas, war aber keineswegs unangenehm und er fühlte sich gleich etwas besser. Er konnte zwar noch immer keine Bäume ausreißen und würde sicher trotz allem sofort einschlafen, sobald sein Kopf etwas berührte, das auch nur ansatzweise ein Kissen sein könnte, doch immerhin fühlte sich der Mensch frisch genug, um den Weg bis zu dem riesigen Gebäude zurücklegen zu können, das ihn auf seltsame Weise an einen Pilz erinnerte. In der Nähe hörte er ein Rauschen, das sehr wie das Meer klang und sonst waren nur noch die anderen zu hören, wie sie leise sprachen, das Rascheln von Kleidung und Yumas leise Schritte. Ohne diese Geräusche war es hier sicher totenstill. Astral gesellte sich zu Kaito und fasste ihn am Arm.

„Komm, Kaito. Wir sind fast da. Dort kannst du dich ausruhen.“

„Wo sind wir?“, fragte der Mensch, während sie gemeinsam zu den anderen zurückgingen, die schon ein ganzes Stück weiter waren als sie.

Astral, der noch immer den Arm des Menschen hielt, blickte kurz zu dem pilzartigen Gebäude, das sich vor ihnen in den Baumkronen erstreckte und so groß sein musste, dass es sicher ganz Heartland hätte fassen können, bevor er Kaito antwortete.

„Das hier ist der Kristallwald. Und das dort vorn ist Sūraj (Hindi Urdu Sonne), die Hauptstadt der Astralwelt.“

Ein lautloses „Oh“ verließ Kaitos sinnlichen Mund, als er mit neuem Interesse und einem kaum zu übersehenden Respekt zu dem riesigen Gebäude hochblickte. Sie schlossen langsam zu den anderen auf, doch Astral hatte gerade nicht das Bedürfnis, sich ihnen wieder anzuschließen. Während des Weges hierher war ihm bewusst geworden, dass es für ihn jetzt wohl fast unmöglich sein würde, Zeit mit Kaito allein zu verbringen, weshalb er diese wenigen Minuten, die ihnen jetzt blieben, möglichst lang genießen wollte. Deshalb schloss er die Augen und genoss die Wärme, die vom Arm des Menschen auf ihn übersprang, genoss die Berührung und die Nähe zu dem Blonden. Doch schließlich kamen sie bei der Gruppe an und schon kurz darauf erreichten sie den Sockel des Gebäudes. Erst jetzt konnten sie sich einen halbwegs realistischen Eindruck von den wahren Ausmaßen dessen machen, was die Hauptstadt der Astralwelt war. Allein der Sockel hatte einen gewaltigen Durchmesser, welchen man von Weitem nicht einmal hatte erahnen können. Ganz zu schweigen von dem, was auf diesem Sockel ruhte, hoch über ihren Köpfen. Dass es überhaupt dort oben blieb und der Sockel nicht einfach brach wie ein Streichholz, war in Kaitos Augen ein Wunder. Yuma, der diesen Anblick ja bereits einmal zu genießen vermocht hatte, war nicht ganz so eingeschüchtert davon, doch auch er hatte sich noch nie hier unten direkt unter der Stadt aufgehalten und war nicht weniger froh als Kaito, als sie den Sockel betraten und mit einer Art Fahrstuhl nach oben fuhren.

Oben angekommen, wurden sie von einigen Astralwesen erwartet, unter anderem Najm, der sofort auf Kaito zugeschwebt kam und ihn stürmisch umarmte, fast so, wie Yuma es bei Astral getan hatte.

„Kaito! Dir geht’s gut! Dem Kristall sei Dank!“, rief er, während er seine Nase in Kaitos blondem Haar vergrub und auch das leise Kichern einiger der anderen Anwesenden konnte ihn nicht davon abhalten. Kaito selbst war leicht verblüfft und ein wenig irritiert über diese überschwängliche Begrüßung, allerdings wunderte er sich in Bezug auf den Wächter inzwischen über gar nichts mehr. Astral versuchte, nicht allzu eifersüchtig auszusehen und beschloss, Najm einfach zu ignorieren. Stattdessen schwebte er hinüber zu Ena, die zusammen mit ein paar anderen ebenfalls hier war.

„Ena“, meinte er und umarmte sie kurz.

Die junge Frau lächelte und erwiderte die Umarmung.

„Ich freue mich, dass du hier bist, Astral. Ich war, ehrlich gesagt, ein wenig in Sorge, weil du einfach nicht heim gekommen bist, obwohl deine Aufgabe abgeschlossen war. Doch jetzt bist du endlich zurück.“

Der Wächter lächelte daraufhin nur leicht gequält. Er konnte sich nicht dazu überwinden, ihr zu sagen, dass er wahrscheinlich nicht hierblieb. Wieder wanderte sein Blick unwillkürlich zu Kaito hinüber, der mit Najm sprach. Wenigstens umklammerte der Violette ihn inzwischen nicht mehr…

„Und das ist also Najms Auserwählter…“, meine Ena nun, während sie Astrals Blick folgte. „Er ist älter als Yuma, nicht wahr?“

Die Astrale hatte nicht allzu viel Ahnung von der Welt der Menschen und wusste nicht, wie man dort das Alter festlegte. Also konnte sie nur vermuten. Astral bestätigte ihre Vermutung nickend.

„Ja, ist er.“

„Kennst du ihn gut?“

Astral seufzte. Das brachte ihm die Aufmerksamkeit der jungen Frau zurück und sie musterte ihn interessiert. Sie nahm das Leuchten in den verschiedenfarbigen Augen wahr, die zitternde Unterlippe und die leichte Bläue auf Astrals Wangen und verstand.

Ein liebevolles Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.

„Du magst ihn.“

Die Bläue auf Astrals Wangen vertiefte sich und er öffnete den Mund, um zu widersprechen. Doch ein Blick in Enas wissendes und äußerst zufriedenes Gesicht ließ ihn schweigen und er verschloss seine Lippen wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben.

Die Frau legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.

„Du musst dich dafür nicht schämen, Astral. Auch für uns ist die Liebe eine vollkommen natürliche Sache, selbst wenn es bei Wächtern nicht allzu oft vorkommt, dass sie sich verlieben. Und sie ist toll, oder nicht?“

Astral war sich nicht so sicher, dass diese Liebe, die er für Kaito empfand, wirklich so toll war. Er presste seine Lippen aufeinander und warf einen weiteren Blick auf den Menschen. Wie konnte etwas toll ein, das so sehr schmerzte? Wie konnte etwas toll sein, das ihn so egoistisch werden ließ, dass er die Sicherheit Kaitos über die seiner Heimat stellte?

„Ich…“, begann er, brach jedoch ab. Es schmerzte so sehr. So sehr, zu wissen, dass Kaito seine Gefühle nicht erwiderte.

Ena sah, dass etwas in Astrals Innerem vorging und strich ihm über die Wange. Sie ahnte etwas. Immerhin war Astral laut ihres Wissens noch nie zuvor verliebt gewesen, also wusste er nicht, wie man mit diesem Gefühl am besten umging. Und sicher war er erschrocken über seine Gedanken und Gefühle in Bezug auf den Menschen.

„Wenn du reden möchtest, ich bin für dich da. Da weißt du, ja?“

Astral nickte. Ena fasste ihn an der Hand und führte ihn zurück zu den anderen, die gerade ein scheinbar ernstes Gespräch führten.

Die Flüchtlinge waren nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich wurden sie bereits untergebracht, damit sie sich ausruhen konnten. Najm schwebte hinter Kaito und hatte seine Arme auf dessen blondem Schopf verschränkt und sein Kinn auf sie gebettet. Es wirkte leicht seltsam, aber Kaito hatte sich offenbar damit abgefunden. Sein Gesicht war ernst und auch Eliphas und die anderen Wächter hatten eine ernste Miene aufgesetzt. Nur Yuma schien keine Ahnung zu haben, worum es ging. Als Astral und Ena näherkamen, hörte der Wächter einen Gesprächsfetzen und wusste gleich darauf, worum es ging.

Kaito sprach. Und er sprach über den Angriff auf das Flüchtlingslager. Über Astrum und Corvo.

„Also habt ihr ihn getroffen. Corvo“, erwiderte Eliphas gerade. Kaito nickte bestätigend.

„Was ist mit ihm geschehen?“, konnte Astral sich nicht verkneifen, zu fragen. „Er war so…dunkel.“ Ein anderes Wort fiel dem Wächter nicht ein, um zu beschreiben, wie der andere sich verhalten hatte. Natürlich konnte Astral nicht beurteilen, wie Corvo gewesen war, bevor er der Dunkelheit verfiel, da sie sich nie kennengelernt hatten. Doch alles, was er über seinen Vorgänger gelernt hatte, stand in völligem Widerspruch zu dem Corvo, dem er in diesem Wald begegnet war.

„Wer ist Corvo?“, fragte Yuma, wurde jedoch von allen Anwesenden ignoriert.

„Das wissen wir leider nicht, Astral“, antwortete Eliphas. „Um ehrlich zu sein, hielten wir Corvo für vernichtet. Sonst hätten wir dich nicht erschaffen müssen.“

Kaito runzelte die Stirn, als Eliphas davon sprach, Astral erschaffen zu haben, hielt sich allerdings mit Fragen zurück. Das war nicht der richtige Ort und Zeitpunkt dafür.

„Wer ist Corvo?“, versuchte es Yuma erneut, doch wieder wurde er vollkommen ignoriert.

„Was wir allerdings wissen, ist, dass er offenbar der General der Dunkelheit ist. Er koordiniert die Angriffe, er befiehlt die Hüllen und die Späher und er entscheidet, wer getötet und wer verzehrt wird.“

Astral dachte an die Barianer. Also war es auch Corvo gewesen, der beschlossen hatte, sie zu vernichten.

„Wer zum Teufel ist CORVO!?“, rief Yuma, inzwischen leicht verärgert über die Tatsache, dass sich hier niemand mit ihm beschäftigte. Aufgrund seiner erhöhten Lautstärke erlangte er dieses Mal allerdings die Aufmerksamkeit der anderen, die ihn leicht irritiert anblickten. Fast so, als hätten sie vollkommen vergessen, dass er überhaupt da war.

„Corvo ist mein Vorgänger, Yuma“, erwiderte Astral schließlich, allerdings wurde Yumas Gesicht nur noch fragender. Manchmal kam er mit der kryptischen Sprache seines Freundes wirklich nicht zurecht. Astral las natürlich richtig in den Zügen des Menschen und präzisierte seine Aussage.

„Bevor ich erschaffen wurde, um Don Thousand zu vernichten, gab es bereits einmal einen Wächter, der das tun sollte. Dieser Wächter war Corvo.“

Auch Kaito hörte Astral aufmerksam zu, denn auch er kannte die genauen Umstände nicht und wusste nur das, was er gesehen hatte. Der Rest waren nur Vermutungen, die sich jetzt allerdings zu bestätigen schienen, während Astral erzählte. Doch wieder stolperte der Blonde über das Wort „erschaffen“, das der andere verwendete.

„Er führte einen harten und langwierigen Kampf voller Siege und Niederlagen, der unsere Welt noch bis heute prägt. Am Ende jedoch war er nicht erfolgreich. Lange Zeit hielten wir ihn für tot. Doch er wurde ein Symbol. Er wurde ein Symbol dafür, dass wir niemals aufgeben würden, gegen das Chaos zu kämpfen. Seine Niederlage war es letztendlich, die die Astralwelt zu dem gemacht hat, was sie lange Zeit war. Denn nach Corvos Verschwinden verfielen die Astralen in Trauer um ihren Helden und schworen, Don Thousand mit noch größerem Einsatz zu bekämpfen, bis er zerstört würde. Und sie fixierten sich auf das Rank Up.“

So war das also gewesen. Corvos Niederlage hatte sie dazu gedrängt, im Rank zu steigen, um bessere Chancen gegen Don Thousand zu haben. Und sie stiegen immer weiter und weiter und vergaßen dabei alles andere. Um nicht noch einmal eine Niederlage zu erleiden und einen der Ihren zu verlieren.

„Ich verstehe…“, meinte der Schwarzhaarige und wirkte plötzlich, als sei ihm sein Ausbruch peinlich.

Astral blickte seinen Freund einen Moment lang an und warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu.

„Also…“, fing nun Kaito an. „Was tun wir? Wie können wir Corvo und die Dunkelheit aufhalten?“

Darauf folgte allerdings eine fast schon bedrückende Stille. Niemand konnte dem Duellanten darauf antworten. Sie hatten einfach nicht genug Informationen, wussten nicht einmal, was genau die Dunkelheit war. Alles, was sie bisher gesehen hatten, waren nur Bruchstücke und Teile eines Puzzles gewesen und davon gab es noch zu viele, die sie nicht kannten. Kaito vermochte nicht, die Teile, die sie bereits besaßen, zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Und so wie ihm ging es jedem in diesem Raum. Nicht einmal Ena und Eliphas, die schon sehr viel länger mit der Dunkelheit rangen, konnten sehr viel mehr sagen. Vielleicht konnte Najm ihm ja noch ein paar Dinge erzählen, die ihm helfen konnten. Denn wenn er nicht herausfand, was die Dunkelheit wirklich war, konnte er sie nicht bezwingen. Er blickte in die hilflosen Gesichter seiner Kameraden. Doch was er sah, zeigte ihm, was er tun musste. Er brauchte Informationen.

Bevor er allerdings etwas sagen konnte, meldete sich Ena zu Wort. Sie klatschte einmal in dioe Hände und erschreckte so die meisten Anwesenden fast zu Tode.

„Genug jetzt damit“, meinte sie. „Es ist spät und wir sind alle erschöpft. Also… Astral…“

Sie drehte sich zu dem Wächter um und lächelte ihn spitzbübisch an.

„Wie wärs, wenn du Kaito zu seinem Zimmer bringst? Ihr beide braucht auf jeden Fall viel Ruhe. Ihr könnt euch später weiter den Kopf zerbrechen. Und ihr…“

Begann sie erneut und nahm so Yuma und Najm den Wind aus den Segeln, während Astrals Wangen eine Nuance blauer wurden.

„Ihr geht auch schlafen. Na los, husch husch!“

Sie scheuchte Najm und Yuma vor sich her und auch Eliphas zog sich leicht grinsend zurück. Ena war schon manchmal eine Persönlichkeit für sich.

Natürlich wusste Astral genau, weshalb die Astrale sich so verhalten hatte und er spürte förmlich, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Doch gleichzeitig war er ihr auch dankbar dafür, denn so konnte er etwas Zeit mit Kaito allein verbringen. Sie machten sich gemeinsam auf den Weg und eine kleine Weile schwiegen sie, während die einzigen Geräusche um sie herum Kaito verursachte, dessen leise Schritte leicht in dem kristallinen Flur widerhallten. Es war noch immer so unwirklich…

„Astral, sag mal…“, meinte der Mensch schließlich und seine Stimme klang durch den Hall leicht verzerrt.

„Hmmm?“, hörte er das Astralwesen und drehte den Kopf in die Richtung des anderen. Sein Blick fiel auf Astrals Profil und ihm fiel wieder einmal auf, wie geradlinig, markant und geschmeidig dessen Gesicht im seitlichen Profil aussah. Er wirkte wie eine perfekt modellierte kristalline Skulptur. Obwohl Kaito ja inzwischen wusste, dass auch Astrals so makellos ausschauende Haut nur so aussah. Wie die Haut eines Menschen wies auch die des Astralwesens kleine Unebenheiten auf, die ihn allerdings nur lebendiger wirken ließen.

„Du sagtest vorhin, du wärst erschaffen worden…“

Astral drehte den Kopf und erwiderte Kaitos Blick.

„Das stimmt. Ich wurde erschaffen. Warum?“

Kaito blinzelte ein paar Mal.

„Werden Astralwesen nicht geboren?“

Diesmal blinzelte Astral, bis diesem einfiel, dass Kaito ja gar nichts Genaues darüber wusste, wie Astralwesen entstanden. Ein schmales Lächeln schlich sich auf seine kristallinen Züge und er nahm Kaitos Hand.

„Komm mit.“

Er führte ihn in einen anderen Korridor, der allerdings genauso aussah wie der vorherige. Kaito spürte die zierlichen Finger in seinen und sie fühlten sich kühl an. Doch je länger Kaito sie festhielt, desto wärmer wurden sie. Schließlich erreichten die beiden das Ende des Korridors und blieben vor einer großen, zweiflügeligen Tür stehen. Astral ließ Kaitos Hand los und zusammen öffneten sie einen der großen Flügel. Sie schlüpften durch den entstandenen Spalt und als Kaito sich dem Raum zudrehte, in dem sie sich nun befanden, blieb ihm für einen Moment die Luft im Hals stecken. Seine Augen wurden groß und in Ehrfurcht erstarrt ließ er den Anblick auf sich wirken, der sich ihm bot. Astral und er standen in einem riesigen Saal, dessen kristalline Wände aus sich selbst heraus leicht schimmerten. Riesige Säulen stützten eine hohe Decke und gaben dem großen Raum die Erhabenheit eines Thronsaales. Im hinteren Bereich entdeckte Kaito einen großen, wunderschönen, durchscheinenden, unbehandelten Kristall, dessen Spitzen wie die Zacken einer Krone in Richtung der Decke ragten. Das Licht der Wände wurde von dem Kristall reflektiert und zurückgeworfen, so dass der gesamte Saal von einem wunderschönen Lichtspiel erhellt wurde. Vor den Säulen hingen kleine Kugeln an silbernen Ständern in Baumform, die ein sanftes, kaltweißes Licht in den Raum gossen wie flüssiges Silber und alles in allem verschmolzen all diese Lichtquellen zu einer einzigen, die sich wie eine warme Decke in den Raum legte und Kaito den Atem raubte.

Erneut griff Astral nach Kaito Hand und führte ihn weiter, vorbei an den Säulen und den silbernen Lichtbäumchen bis hin zu einer kleinen kristallinen Treppe, die sie auf ein Podest führte. Auf diesem ruhte der Kristall, der jetzt, wo Kaito näher gekommen war, erst seine wahren Ausmaße erkennen ließ. Der Mensch hatte noch nie einen größeren Kristall gesehen. Das massive Gebilde war höher als er selbst und bestand aus nicht nur einer Kristallspitze, sondern vielen. Sie besaßen unterschiedliche Größen und Höhen und Kaito stellte sich so einen Kristall vor, der ohne die Einmischung der Menschen seit Jahrmillionen langsam wuchs.

„Das ist der Kristall“, hörte er Astrals leise Stimme neben sich. „Er ist der Ursprung der Astralwelt. Aus ihm werden wir geboren, wenn du es so nennen möchtest.“

Astral ließ Kaitos Hand los und trat einige weitere Schritte an den riesigen Kristall heran.

„Du weißt, dass Menschen, die in eurer Welt sterben, entweder in die Astralwelt oder die Barianwelt kommen bzw. kamen. Doch eigentlich tun sie das auch nicht. Zumindest nicht ihre Körper. Was zu uns kommt, ist nur ihre Seele. Gute Menschen mit einer reinen Seele kommen hier her. Der Kristall ruft ihr Licht und die Seelen folgen diesem Ruf. Er nimmt sie in sich auf, komprimiert sie und erschafft ein Astralwesen aus ihnen. Jedes Astralwesen, das du in diesem Flüchtlingscamp gerettet hast, war einmal ein Mensch. Sie wachsen auf und leben ein Leben in dieser Welt. Während dieser Zeit wird alles, was der Mensch in seinem Leben erlebt hat, verarbeitet, die Seele wird gereinigt und in ihren ursprünglichsten Zustand zurückversetzt. Wenn dieser Prozess dann abgeschlossen ist, kehrt das Astralwesen zum Kristall zurück und wird erneut ein Teil von ihm. Die Seele wird zurück in eure Welt entsandt und dort wiedergeboren.“

Den Blick auf den riesigen Kristall gerichtet, hörte Kaito Astral stumm zu und was er hörte, war so unglaublich, dass er es gar nicht wirklich erfassen konnte. Er hörte gerade die Antwort auf das größte Rätsel der Menschheit. Astral gab ihm das, was jede Religion, jeder Mensch so unbedingt wissen wollte. Die Antwort auf die Frage, was nach dem Tod geschah.

„Es ist aber für die Astralwesen kein Tod in dem Sinne. Das Wesen des Astralwesens bleibt im Kristall zurück und jedes zukünftige wird einen Teil dessen in sich tragen. So lebt jedes Astralwesen in der nächsten Generation fort.“

„Das hört sich schön an…“, meinte Kaito leise und schaute an dem Kristall empor.

Aus einem ihm unerfindlichen Grund wollte er nicht zu laut sprechen. Vielleicht störte er die Seelen im Inneren des Kristalls ja…

Nur wusste Kaito bisher noch immer nicht, was es bedeutete, das Astral „erschaffen“ wurde.

„Aber was ist mit dir? Wurdest du auch so…geboren?“

Der Blick seiner grau-blauen Augen wanderte über den Kristall und dann zu Astrals Gesicht, während dieser sich zu ihm umdrehte.

„Nein. Ich wurde aus dem Kristall geboren…“, begann das Astralwesen, während es eine seiner zierlichen Hände auf die makellose Oberfläche des riesigen Kristalls legte. „Doch nicht aus der Seele eines Menschen. Wächter wie Najm und ich werden aus der Energie des Ursprungs geboren, bzw. erschaffen, die dem Kristall innewohnt. Diese Energie ist es gewesen, die die Astralwelt geschaffen hat. Und sie ist es auch, die unsere Welt am Leben erhält.“

Als Astral dem Menschen das erklärte, merkte er erst, wie unterschiedlich er und Kaito eigentlich waren. Es war ein wenig erschreckend, wenn er so darüber nachdachte. Astral lebte zwar, doch er wurde nicht geboren, so wie Kaito. Seine Haut bestand aus etwas anderem als Kaitos, etwas anorganischem… In seinen Adern floss Blut, er aß und trank… Doch selbst das lief bei ihnen vollkommen anders ab als bei Menschen. Sie verarbeiten komplett, was sie zu sich nahmen. Das bedeutete, sie mussten nicht, wie Menschen auf Toilette gehen. Wie viele Gemeinsamkeiten würde Astral wohl finden, wenn er Astralwesen und Menschen verglich…? Er war kurz tief in Gedanken, ließ sich das aber nicht anmerken.

„Corvo und ich sind besonders.

Da unsere Hauptaufgabe darin bestand, Don Thousand zu bezwingen, wurde bei unserer Erschaffung mehr der Energie verwendet, als für die anderen Wächter. Das machte uns stärker. Die anderen Astralwesen werden ohne unser Zutun aus dem Kristall geboren. Komm mit, ich zeig es dir.“

Er führte Kaito an eine der Seiten des riesigen Kristalls und dort entdeckte der Duellant einige Kristallspitzen, in denen kleine, runde Lichtkugeln eingeschlossen waren. Sie pulsierten leicht und bei einigen entdeckte Kaito, dass sich um sie herum eine Art Hülle zu bilden begann.

„Sind das…Seelen?“

Astral nickte.

„Ja. Das sind menschliche Seelen. Sie verbleiben so lang im Kristall, bis dieser eine Hülle für sie geschaffen hat. Dann wird er sie freigeben und aus diesen körperlosen Seelen sind Astralwesen geworden.“

Fasziniert beobachtete Kaito die Seelen im Kristall, während Astral weitersprach.

„Anders als diese Seelen werden Wächter nicht ohne das Zutun der Astralwesen geschaffen. Wir bitten um Hilfestellung und geben dem Kristall einen Kern, um den herum er mit Hilfe der Energie des Ursprungs dann einen Wächter erschafft. Je nachdem, woraus dieser Kern bestand, sieht der erschaffene Wächter am Ende anders aus. Kerne bilden in der Astralwelt die bei euch als Heil- und Edelsteine bekannten Mineralien. Najms Kern war ein von euch Amethyst genannter Stein. Und der von Corvo und mir war ein…“

„…Diamant“, beendete Kaito den Satz des anderen leise und Astral war leicht überrascht.

„Das stimmt. Woher wusstest du das?“

Der Mensch löste den Blick von den im Kristall eingeschlossenen Seelen und blickte in das so hübsche Gesicht des Astralwesens.

Woher wusste er, dass Astrals Kern ein Diamant war? Man sah es ihm an. Er wirkte genauso unbezahlbar und genauso wunderschön wie ein reiner, geschliffener Diamant. Obwohl er nicht sicher war, ob diese Gedanken wirklich objektiv waren oder eher davon herrührten, dass er bis über beide Ohren verliebt war. Allerdings konnte er das schlecht sagen. Deshalb sagte er was anderes.

„Der Diamant gilt in der Welt der Menschen als das härteste Material, das existiert. Kein den Menschen bekanntes Material kann einen Diamanten zerstören. Sie sind, wenn du es so willst, die stärksten Edelsteine. Und wenn ihr eine so schwere Aufgabe hattet, wie Don Thousand zu vernichten, musstet ihr so stark sein, wie möglich. Deshalb hielt ich den Diamant für ein logisches Material für einen Kern.“

Astral lächelte und Kaitos Herz hüpfte in seiner Brust.

„Klingt logisch…“

„Aber das bedeutet, dass du der einzige bist, der in der Lage wäre, Corvo aufzuhalten, oder? Denn kein anderer Wächter ist so stark wie ihr.“

Astral senkte den Kopf und nickte.

Dann war es ja ganz gut, dass er mit gekommen war. Sogar unverschämtes Glück.

„Los… Es ist spät. Gehen wir uns ausruhen. Du musst so erschöpft sein von den Kämpfen und der Beschwörung deiner Monster… Ganz zu schweigen von dem Fußmarsch.“

Kaito merkte natürlich, dass der andere vom Thema ablenken wollte, doch er sprach ihn nicht darauf an. Er konnte ja niemanden zwingen, mit ihm über Dinge zu sprechen, die der andere lieber für sich behielt. Er folgte Astral und bevor sie den Saal verließen, drehte er sich noch einmal um und ließ den Anblick des riesigen Kristalls und des Raumes an sich auf sich wirken. Diesen Anblick würde er niemals wieder vergessen…

Astral führte ihn durch noch einige Korridore und der Mensch hatte das Gefühl, er würde sich hier womöglich ständig verlaufen. Vor einer Tür stoppte der Astrale und drehte sich zu dem Duellanten um.

„Hier sind wir. Schlaf gut.“

„Du auch“, antwortete Kaito leise und versank leicht in den Augen Astrals, während es diesem nicht anders ging. Sie standen eine Weile einfach da und blickten sich an und Astral hätte sich beinahe vorgebeugt, um Kaito zu küssen. Gerade in diesem Moment hatte das Astralwesen mal wieder das furchtbare Bedürfnis und es fiel ihm unglaublich schwer, ihm nicht nachzugeben. Schließlich riss sich Astral von den wunderschönen Augen Kaitos los und ließ diesen allein, damit der Mensch sich ausruhte. Während Astral davon schwebte, hörte er die leisen Geräusche einer sich öffnenden und wieder schließenden Tür und erst, als es wieder still war, erhöhte er das Tempo, um möglichst schnell möglichst weit von Kaito wegzukommen…
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Das wars.

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und ihr bleibt mir treu, obwohl ich so ein megalahmes Wiesel bin. :B

Ich freue mich wie immer über konstruktive Kritik, Kommentare und Favoriteneinträge. :3
 

Grüße und Kekse,

euer Wieselchen ♥



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sakura_Kuromi
2016-03-26T01:24:06+00:00 26.03.2016 02:24
Hui was für ein knuffiges Kapitel.

Ich würde mich freuen wenn du weiterschreibst^^

Uh~ Schreibblockaden sind böse... Ich hab eine in meiner allerersten Geschichte ( und die schwerste -Sachthema Mobbing is net so einfach ^^°) und da tut sich seit ca 10 Jahren nichts mehr >_<
Hab andere Projekte vorgeschoben die mir wichtiger und aktueller waren.
Aber es gibt etwas was noch schlimmer ist: Ne Geschichte tippen zu wollen wenn weder PC noch Laptop zugänglich sind xD

Ich hoffe für dich, dass du die Blockade bald loswirst ;)

Lg Sakura Kuromi


Zurück