Zum Inhalt der Seite

Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

94. Die ersten holprigen Schritte im neuen Alltag

Ein nervtötendes, schabendes Geräusch drang an meine Ohren. So als würde jemand mit einer Gabel über eine Schiefertafel kratzen. Nur eben nicht einmal, sondern mehrfach. Gleichmäßig. Rhythmischer. Dabei vernahm ich zusätzlich noch ein leises, aber derbes Murren in einer anderen Sprache.

Ich schnaufte kurz und drehte mich vom Rücken auf die linke Seite, wo dieses Kratzen und Schaben her kam. In der Hoffnung, dass das Geräusch dadurch gemildert würde oder vielleicht sogar aufhörte. Tatsächlich verstummten das Murren und das Schaben wenig später. Doch es setzte auch recht schnell wieder ein. Verdammt. So konnte doch kein normaler Mensch schlafen. Wer veranstaltete denn da so einen unnötigen Krach mitten in meiner Wohnung?

Hatte ich den Fernseher vielleicht angelassen? Nein das konnte nicht sein. Als ich schlafen gegangen war, hatte ich diesen nicht einmal mehr angesehen. Benommen begann ich langsam umher zu tasten. Mein Kopf fühlte sich so unsagbar schwer und benebelt an. Wie in dicke Watte gehüllt. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es wirklich so war.

Ich ließ meine Hand vorsichtig nach oben wandern, um meinen Schädel zu berühren. Tatsächlich. Da war etwas. Es war weich, warm und irgendwie stoffartig. Zuerst rätselte ich, was es denn genau sein könnte. Vielleicht ein Kissen? Nein. Meine Kissenbezüge fühlten sich nicht so an. Das war etwas ganz anderes. Der Stoff umgab meinen gesamten Kopf und umschloss zusätzlich meinen Kiefer. Noch dazu schmerze es leicht, als ich zaghaft mit den Fingern darauf drückte.

Dann fiel es mir plötzlich wieder ein.

Richtig.

Ich war am Kopf verletzt worden, als Thorin einen Wutanfall bekommen und mich gegen meinen Sicherungskasten geschlagen hatte. Thorin? Oh mein Gott, nun fiel mir auch noch der Rest ein. Der Umzug, die Party, der Klangrausch und der ungebetene Besuch dieser Bibelfanatiker am Vormittag, welcher erst zu dem geführt hatte, was ich nun trug. Eine Gruppe aus Zwergen hatte sich daraufhin abgesondert, um mich vor weiterem Schaden zu schützen. Sie hatten mich erst weggeschafft, mich dann versorgt und schließlich nach einem kleinen Zwischenstopp bei einer meiner neuen Nachbarinnen zurück gebracht. Genau. Marina war ihr Name gewesen. Danach waren wir zurück in meine Wohnung gegangen, damit ich mich mit dem Zwergenkönig aussprechen konnte. Und dieses Gespräch war nicht gerade gut verlaufen.

Ein eiskaltes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus und eine kräftige Faust schien dabei zu sein mein Herz zu zerquetschen.

Thorin war fort. Er war aufgrund all der Vorkommnisse der letzten Stunden gegangen. Nur um mich vor sich selbst zu schützen. Damit er mir nie wieder so ein Leid antun könnte. Und es war ungewiss, wann und ob er jemals wieder zu mir zurück kehren würde. Doch bevor er ging, sagte er noch etwas ganz entscheidendes. Etwas, dass mich genauso fertig machte, wie das unaufhörliche Kratzen und Knirschen in meiner Wohnung.

Ich liebe dich.

Das waren seine letzten Worte an mich gewesen, bevor er mir den Rücken kehrte und dann einfach verschwunden war. Zusammen mit seinen Männern. Weg. Weit fort. In eine Welt, in die ich ihm nicht folgen konnte.

Meine Kehle fühlte sich mit einem mal unheimlich trocken an. Dafür bildeten sich unter meinen geschlossenen Augenlidern die ersten Spuren von Tränen. Ehe ich mich versah, drang ein leises, leidiges Schluchzen über meine Lippen. Hunderte von Fragen schossen mir durch meinen, vom Halbschlaf ertrunkenen Geist. Doch die Einzigen, die wirklich greifbar war, war das Warum. Warum war es nur so weit gekommen? Warum musste unsere noch recht junge Liebe einen so plötzlichen Einschnitt hinnehmen?

Ich verstand es nicht. Ich wollte es auch nicht verstehen. Was sich lediglich durch meine Grübelei nur einstellte, waren Kopfschmerzen. Wobei diese wohl auch von der Wunde auf meiner rechten Gesichtshälfte und dem nervtötenden Schaben her rührten. Zum Glück hörte dieses erneut abrupt auf, als ich ein weiteres Schluchzen von mir gab. Dann vernahm ich das deutlich klebende Schaben von Stuhlbeinen auf meinem PVC-Boden. Schlurfende, schwere Schritte näherten sich mir ganz langsam, bis sie schlussendlich neben meinem Bett am Kopfende zum Stehen kamen. Eine warme, raue Hand legte sich behutsam auf meinen Unterarm und zog diesen vorsichtig von meinem Gesicht weg. Dann murmelte mir eine sehr vertraute Stimme leise, aber unglaublich besorgt zu: "Cuna? Bist du Wach, Schwesterchen?"

Ich schluckte kurz und versuchte zu blinzeln. Doch meine Lider fühlten sich unsagbar schwer und von den Tränen auch leicht verklebt an. Aber ich erkannte die Stimme nach wenigen Sekunden. "Fili?", fragte ich verwirrt mit leicht heiserer Stimme, woraufhin dieser ein zustimmendes Brummen von sich gab. Ich atmete ganz tief durch und seufzte dann.

Ja. Richtig. Thorin hatte seine beiden Neffen bei mir gelassen, damit diese sich um mich kümmerten, wo es mir noch so schlecht ging. Nun fiel mir auch ein, dass die Beiden mich nach dem Abschied ihrer Gemeinschaft sofort in mein Bett komplementiert und zugedeckt hatten. Danach musste ich gleich eingeschlafen sein. Doch wann war das? Wie lange hatte ich überhaupt geschlafen? Waren es nur Stunden oder schon Tage? Auf jeden Fall wusste ich, dass ich mich immer noch erschöpft und ausgelaugt fühlte. Und nebenbei auch noch unglaublich durstig. Ich musste ganz dringend was trinken. Dann täte mir der Hals auch nicht mehr so weh, dachte ich bei mir und wollte mich schon aufrichten. Doch der blonde Junge hielt mich sanft, aber bestimmt davon ab, mich zu schnell und ruckartig zu bewegen.

"Langsam, Cuna. Überstürze es nicht gleich wieder. Du musst dich noch schonen", ermahnte er mich und drückte mich zurück auf mein Kissen. "Ich hab Durst. Will mir nur was zu trinken holen", murrte ich noch ein wenig verpeilt, wobei ich versuchte mich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Doch wie zu erwarten, schaffte ich es nicht mal meinen Arm aus seiner Hand zu befreien. Stattdessen musste ich mich vorläufig damit zufrieden geben, dass ich liegen blieb. Zumindest kam aber sein Bruder meinem Verlangen nach, indem er aus dem Hintergrund zu uns herüber rief: "Ich bringe dir gleich etwas."

Dann ging irgendwo in meiner Küchenzeile eine Schranktür auf. Ein kurzes klappern und klingeln war zu hören, als Kili sich wohl eines meiner Gläser schnappte und dann mit Wasser aus dem Wasserhahn über meiner Spüle füllte. Gut ich hätte ihm sagen können, dass ich im Kühlschrank noch die ein oder andere Flasche Mineralwasser herum stehen hatte. Aber gegen einen Schluck Kranenwalder war auch nichts einzuwenden. Erst recht, weil der dunkelhaarige Zwerg binnen weniger Augenblicke neben seinem Bruder auftauchte und mir das Glas an die Lippen setzte.

Dann neigte er das Glas ein wenig, sodass sich der Inhalt langsam in meine trockene Kehle ergießen konnte. Es war wirklich eine Erleichterung, das kühle Nass über meine Zunge gleiten zu fühlen. Als er das Glas wieder wegnahm, nachdem ich ausgetrunken hatte, schaffte ich es sogar meine Augen endlich zu öffnen und mich ein bisschen umzusehen. Es war ungewöhnlich dunkel geworden. Ein wenig verwirrt wendete ich den Kopf Richtung Balkonfenster und schielte hinaus. Im Laufe des Tages waren dichte, dunkle Wolken aufgezogen. Außerdem konnte ich nun, da das Schaben aufgehört hatte, ein leises Grummeln hören. Offenbar zog gerade ein Gewitter auf, oder es war bereits vorbei. Gut, das erklärte auch ein bisschen, warum ich mich gegenwärtig so schlapp fühlte. Aber zumindest kühlte es vielleicht ein bisschen ab, dachte ich ruhig, und wand mich dann wieder den beiden Jungs zu. "Wie spät ist es?", fragte ich und stellte dabei fest, dass Fili endlich meinen Arm losgelassen hatte. "Weit nach Mittag. Du hast einige Stunden geschlafen", erklärte dieser ruhig und ließ sich auf der Bettkante nieder.

Ich seufzte kurz und wischte mir den Rest meines Schlafes aus den Augen. "Meine Fresse. So lange wollte ich gar nicht schlafen", grummelte ich und rollte mich auf den Rücken. "Dafür, dass du das nicht wolltest, hast du aber ganz schön laut geschnarcht", meinte Kili und stellte mit einem breiten Grinsen das leere Glas auf die Spüle. "Jaja. Mach dich nur lustig über mich. Ich hätte wahrscheinlich auch noch länger geschlafen, wenn mich nicht so ein ätzendes Kratzen und Schaben dabei gestört hätte", brummte ich mit einem abfälligen Schnauben. "Oh. Das waren wohl wir. Tut mir leid", meinte Fili und grinste ebenso breit wie sein Bruder. "Ihr? Was habt ihr denn gemacht?", hakte ich nach, wobei sich bei mir unterbewusst ein ungutes Gefühl ausbreitete. Das bestätigte sich auch wenig später, als ich zu Kili sah. Dieser schritt eilig an meinem alten Küchentisch, den sie wohl auch in der Zeit zusammen gebaut hatten und auf dem nun einiges an Krempel lag.

Mein Krempel. Oder um genau zu sein, meine kleine Sammlung von scharfen Dolchen, die ich nicht auf dem Trödelmarkt verkauft hatte. Doch nicht nur diese schienen dort herum zu liegen, sondern auch noch einige andere Messer aus meiner Küchenschublade. Das demonstrierte der dunkelhaarige Junge auch prompt, indem er ein Schmiermesser hoch hob, welches bereits von Ferne unheimlich verhunzt aussah.

"Wir haben einige deiner Messer und Dolche geschliffen. Manche von denen waren so stumpf, dass man mit ihnen gar nichts mehr schneiden konnte. Daher haben wir versucht sie für dich ein wenig zu schärfen. Allerdings sind gerade diese hier sehr widerspenstig", meinte dieser und verzog ein wenig den Mund, als er dieses musterte.

Empört klappte mir der Mund auf, nachdem Kili es wieder zu den anderen legte. "Ihr... Ihr habt nicht ernsthaft versucht ALLE Messer zu schleifen, oder?", hakte ich völlig perplex nach und richtete mich ganz langsam auf, sodass ich mich mit dem Rücken an mein gepolstertes Bettgestell lehnen konnte. "Doch haben wir. Ist damit etwas nicht in Ordnung?", fragte Fili besorgt, als mir ein schmerzhaftes Stöhnen aus der Kehle rutschte und mir an den bandagierten Kopf fasste.

"Fili. Das sind Schmiermesser. Die müssen so stumpf sein", jammerte ich vor mich, woraufhin von beiden fast gleichzeitig ein peinlich berührtes "Oh" kam.

Na tolle Wurst. Das konnte doch nicht wahr sein. Da ließ ich die Jungs einmal für ein paar Stunden außer Acht, weil ich mich schlafen gelegt hatte und schon konnte ich mir eine ganze Garnitur neuer Schmiermesser zulegen. Meine Güte, das ging ja gut los. Damit hatte ich dann wohl meine erste Lektion in Sachen Zusammenleben mit Zwergen gelernt. Niemals unbeaufsichtigt lassen. Nicht mal in den eigenen vier Wänden.

"Das. Das tut uns wirklich leid. Wir konnten ja nicht wissen, dass man die nicht schleifen darf", nuschelte Fili und kratzte sich dabei betreten am Hinterkopf. "Dann fragt das nächste Mal, bevor ihr einfach an meine Sachen geht. Im Zweifel lasst ihr einfach die Finger davon. Jetzt muss ich neue kaufen", murrte ich seufzend und nahm die Hände wieder runter. "Wir ersetzen sie dir. Versprochen. Wir haben ja noch das Geld, was wir vor einigen Wochen bei der Versteigerung erhalten haben. Ich denke, dass müsste reichen, damit du dir Neue holen kannst. Aber mal davon abgesehen, wie fühlst du dich eigentlich?", fragte Kili, um von diesem Thema weg zu kommen und trat wieder näher.

Ich zuckte nur mit den Schultern und starrte auf meine Bettdecke, als er mich danach fragte. So wirklich sicher war ich mir nicht, wie ich mich fühlen sollte. Gut, ich war verärgert wegen den kaputten Messern. Aber sonst? Ja, wie ging es mir sonst? Eigentlich hätte ich sagen können recht gut, wenn auch ein wenig erschöpft. Aber das wäre wohl gelogen gewesen. Wieder musste ich daran denken, was alles vorgefallen war und an welchem Punkt ich nun stand. Mir wurde ein bisschen übel bei dem Gedanken daran, dass alles so kommen war. Dabei hatte ich es mir ganz anders ausgemalt. Ein einfaches Leben in trauter Zweisamkeit mit dem Zwergenkönig. Doch es hatte nicht sein sollen. Nein. Das Schicksal hatte sich mal wieder gegen mich gewandt. Und nun saß ich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich schwer verletzt in meinem Bett mit Thorins Neffen beisammen, welche auf meine Antwort warteten.

Doch diese schienen sie gar nicht erst abwarten zu wollen. Mein langes Schweigen sagte ihnen bereits alles. "Ist schon gut, Cuna. Du brauchst nichts zu sagen", meinte Fili mit einem Mal, als ich den Kopf hob und den Mund öffnete. Nachdem ich sein Gesicht musterte, warf er mir ein tröstendes Lächeln zu und legte seine Hand auf meine, welche er kurz drückte. Ich nickte ruhig und schluckte dann rasch einen kurzen Anflug von Tränen runter, die erneut in mir aufsteigen wollten.

Das Verständnis, was mir die beiden Jungs entgegen brachten, war für mich sehr erleichternd. Und ich war unendlich dankbar, dass sie zurück geblieben waren. So fühlte ich mich nicht ganz so einsam und verlassen. Auch wenn sie das Loch nicht stopfen konnten, was ihr Onkel durch seinem gekränkten Stolz in meinem Herzen hinterlassen hatte.

Doch nicht nur dieses verlangte danach gestopft zu werden, sondern auch eines in meinem Magen, der lauthals anfing zu grummeln. Und wie als Antwort darauf, vernahm ich dasselbe Geräusch von den beiden Jungs. Das war eigentlich nur selbstverständlich, da wir seit dem Morgen gar nichts mehr gegessen hatten, außer einer Scheibe Speckbrot.

"Ich glaube, wir sollten langsam mal was Essen", meinte ich und musste nun doch wieder etwas lächeln. "Guter Vorschlag. Aber was? Ich meine, dass du gesagt hättest, dass du nichts im Hause hast, außer den eingemachten Früchten, die uns deine Mutter hat zukommen lassen. Und um ehrlich zu sein, stünde mir der Sinn nach etwas warmen", sagte Kili ruhig, woraufhin ich kurz nickte.

"Ja. Ich weiß. Aber ich hab schon eine Idee was wir machen können", meinte ich und ließ meine Hand zur rechten Bettseite wandern, wo ich mein Handy abgelegt hatte. Ich nahm es mit einer lässigen Handbewegung auf und musterte das Display. Wobei mich die Jungs immer noch mit fragenden Blicken beobachteten.

Oh. Da war ja endlich die Antwort von Jana, dachte ich, als ich das kleine Briefchen entdeckte und ein kurzes Schmunzeln huschte über mein Gesicht. Zusätzlich sah ich noch, dass ich das Handy wohl auf Stumm geschaltet hatte. Denn die Nachricht war bereits vor gut zwei Stunden bei mir eingegangen. Kein Wunder, dass es weder vibriert, noch geklingelt hatte. Gut. Wenn sie mir schon zurück schrieb, dann konnte ich mir das auch durchlesen, bevor ich zu meinem eigentlichen Plan zurück kehrte.

Mit einem kurzen Knopfdruck öffnete ich diese und las sie mir eingehend durch.
 

"Hallo Jacky. Ich bin so erleichtert, dass du dich endlich bei mir meldest. Ich warte schon eine gefühlte Ewigkeit darauf. Mir geht es soweit ganz gut und ich hab mich riesig darüber gefreut zu hören, dass Fili wieder da ist. Kannst du ihn fragen, ob er mich mal anruft? Das wär echt super von dir. HDGDL Jana."
 

Nachdem ich zu Ende gelesen hatte, schmunzelte ich noch ein bisschen breiter und schrieb auch direkt meine Antwort darauf. Die beiden jungen Zwerge irritierte das allerdings ein wenig. "Cuna, was machst du denn da? Ich dachte wir wollten uns etwas zu Essen suchen?", kam es ziemlich ungeduldig von Fili, der noch keine Ahnung hatte, was ich gerade für ihn persönlich organisierte. "Nur die Ruhe. Ich muss erst einmal einer bestimmten Person eine Nachricht schicken. Dann kümmere ich mich um unser Essen", erklärte ich ruhig, während ich noch mal kurz meinen Text überflog.
 

"Hi Jana. Klar. Kann ich Fili sagen. Er wird sich in ein paar Minuten bei dir Melden. Liebe Grüße, Jacky"
 

Nachdem ich auf Senden gedrückt hatte, sah ich wieder zu den jungen Zwergen auf und grinste breit. "So. Erledigt. Jetzt kommt das Essen dran. Was haltet ihr von Pizza?", fragte ich ein wenig unbedacht, woraufhin beide verwirrt die Bärte schüttelten. "Warte mal einen Augenblick. Was hast du da gemacht? Und was ist Pitra?", fragte Kili und trat noch näher an mich heran. "Langsam. Nicht alles auf einmal. Zunächst heißt es nicht Pitra, sondern Pizza. Das ist so eine Art flaches Brot, das man mit allen möglichen Sachen belegen kann und was dann mit Käse überbacken wird. Ist verdammt lecker, je nachdem was man mag. Und was ich grade gemacht habe. Nun ja. Ich habe eine Angelegenheit geregelt. Aber dazu komme ich, sobald ich für uns bestellt habe. Also was sagt ihr? Wollt ihr das mal versuchen?", meinte ich ruhig und suchte schon die Nummer meines altbekannten Lieferservices heraus.

Einer von Vielen, die ich gelegentlich in Anspruch nahm, wenn ich zu faul zum Einkaufen und Selbstkochen gewesen war. Von diesen gab es in meiner Gegend eine unendliche Anzahl, welche auch immer wieder meinen Briefkasten mit ihren Angebotsflyern zu müllten, trotz der Aufschrift 'Keine Werbung'. Doch davon konnte man tatsächlich nur die Wenigsten wirklich gebrauchen, ohne Angst haben zu müssen, mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus zu landen. Bei einem davon bestellte ich eigentlich regelmäßig, da nicht nur die Preise erschwinglich, sondern auch eine recht große Auswahl an Menüs vorhanden waren. Außerdem schmeckte es mir da immer noch am besten, da ich wusste, dass sie wirklich frische Zutaten verwendeten.

Für die beiden Jungs, war so etwas allerdings wieder Neuland, was sie mir deutlich mit sehr skeptischen, aber neugierigen Blicken bestätigten. In Mittelerde hatte man das schnelle Essen auf Rädern ja noch nicht erfunden. Und vermutlich würde keiner, der dort lebenden Menschen, sich vorerst dazu anzuschicken, den Adlerexpress zu nutzen, um sich aus dem nächstgelegenen Gasthof eine halbe Sau auf Toast bringen zu lassen. Nein. In Mittelerde ging man noch zum Essen aus, wenn man zuhause nichts bekam. Aber meist war dies vor Ort ja immer teurer als selbstgemacht und die einfache bäuerliche Bevölkerung konnte sich dies bestimmt auch nur bedingt bis gar nicht leisten. Von daher besaß die moderne Gesellschaft meiner Welt schon wesentlich mehr Vorzüge in der Hinsicht. Und mit diesen wollte ich die Zwerge nun eingehend vertraut machen, auch wenn sie es zunächst eher als abschreckend empfanden.

"Also. Das hört sich ja durchaus köstlich an, Cuna. Aber ich verstehe nicht, was du mit deinem Plapperkasten vor hast?", hakte Kili verunsichert nach und legte den Kopf schräg. "Ganz einfach, Jungs. Ich rufe damit gleich bei einem sogenannten Lieferservice an, sage denen was wir essen wollen und die bringen es uns dann direkt nach Hause", erklärte ich ihm, ohne aufzusehen. "Du redest über deinen Plapperkasten mit einem Gasthof und die schicken ihre Bediensteten zu dir, um hier das Essen zu zubereiten?", fragte Fili und schüttelte verständnislos seine lange blonde Mähne, was mich dazu veranlasste zu kichern.

"Nein. Hört ihr mir nicht richtig zu? Sie machen das nicht hier in meiner Wohnung, sondern in ihrem Laden. Dann schicken sie einen Boten, der das fertige Essen dabei hat. Den müssen wir hier bezahlen. Jetzt verstanden?", erwiderte ich belustigt und sah beide langsam, aber immer noch verwirrt nicken. "Also. Nun. Ich weiß ja nicht, was ich davon halten soll. Das klingt ganz schön verrückt, Cuna. Aber wir wollen dir mal vertrauen", meinte Fili nach einer Weile und sein jüngerer Bruder brummte bestätigend. "Gut. Habt ihr einen besonderen Wunsch, womit ihr sie belegt haben wollt?", fragte ich, wobei ich endlich die gesuchte Nummer fand.

"Ich weiß nicht. Was kann man denn darauf legen?", erwiderte Kili schulterzuckend. "Also. Alles Mögliche. Zwiebeln, Schinken, Pilze, Salami, Paprika, Mais, Fisch und sogar Obst", erklärte ich ihm lächelnd. "Auch Wildschweinkeulen?", fragte Fili, dessen Magen nach dem Wort wieder bedrohlich laut knurrte, was mich wieder zum Lachen brachte. "Nein. Nein. Das ist dann doch etwas zu groß und schwer dafür. Aber die anderen Sachen, die ich genannt habe, werden recht gerne genommen", meinte ich und wischte mir kurz eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

Bei der Gelegenheit fiel mir ein sehr alter Comedy-Sketch von Jochen Busse ein, der an einem Imbisswagen eine Pizza mit Rahmschnitzel bestellte. Aber gut, wenn man wie die Zwerge nicht wusste, mit welchen Zutaten man diese italienische Köstlichkeit belegen konnte, war natürlich alles möglich. So hatte ich tatsächlich einmal auf einer Bestellkarte eine Pizza mit Schnitzelstreifen entdeckt. Allerdings hatte ich diese nie bestellt. Ich liebte in dieser Hinsicht nur Pizza Hawaii. Wobei die auch jeder Laden anders zubereitete. Am schlimmsten fand ich dabei die Versionen mit Cocktail-Kirschen, die man auch gerne mal auf die allseits beliebte Schwarzwälder Torte drauf klatschte.

Absolut widerlich. Für mich sollte es nur Schinken und Ananas sein. Was die beiden Jungs anging, musste ich wohl vorläufig improvisieren, da sie anfingen miteinander zu diskutieren. Was wie üblich darin endete, dass sie sich nicht einig werden konnten, welche der aufgezählten Zutaten sie haben wollten. Kili war mehr für Schinken und Pilze. Aber sein Bruder wollte lieber Salami und Zwiebeln. Das steigerte sich binnen weniger Sekunden zu einem handfesten Streit, wobei sich beide fast an die Gurgel gingen.

Doch bevor sich das Ganze zu sehr in die Länge zog oder noch mehr ausartete, hob ich beschwichtigend die Hände und rief dazwischen: "Hey. Immer mit der Ruhe. Ich bestell euch beiden einfach irgendwas, wo alles drauf ist, was ihr wollt. Dann könnt ihr mal schauen ob es euch schmeckt oder nicht."

Sie hatten sich gerade beide am Kragen gepackt und wollten schon aufeinander stürzen, als sie mein Zwischenruf dazu bewog die bereits gehobenen Fäuste sinken zu lassen. "Ist das denn möglich?", fragte Kili und ließ seinen Bruder los. Ich nickte nur seufzend und drückte dann endlich auf die Nummer, ehe ich das Handy ans Ohr hob.

"Ja, ist es. Aber jetzt seid bitte still, sonst verstehe ich die Leute am anderen Ende nicht", brummte ich und konzentrierte mich auf das gleichmäßige Tuten im Hörer. Ich atmete erleichtert auf, als die beiden Jungs sich wieder beruhigt hatten und wartete geduldig, ob jemand abnahm. Nach einigen Sekunden erstarb das Freizeichen und ein Mann mit türkischem Akzent meldete sich, mit den Worten: "Ayran Imbiss, guten Abend"

"Ja. Hallo. Ich möchte gerne bei euch etwas bestellen", entgegnete ich freundlich, bevor ich die gewünschten Speisen aufzählte. Für mich selbst nahm ich natürlich eine einfache Hawaii Pizza. Für die beiden Zwerge sollte hingegen eine große Familien Pizza werden, wo die eine Hälfte mit Kilis und die andere mit Filis Zutaten belegt werden sollte. Damit musste ich dann wohl beide zufrieden gestellt haben. Auch weil ich wusste, was Zwerge so alles verdrücken konnten, wenn sie wirklich hunger hatten. Und um ganz sicher zu gehen, dass ich kein Besteck verwenden musste, bat ich zusätzlich noch darum, die Pizzen vorzuschneiden. Das ersparte uns im Endeffekt einiges an Arbeit. Und das nicht nur, weil die beiden Jungs mein Schneidewerkzeug verstümmelt hatten. Es war einfach gemütlicher. Nachdem das dann endlich erledigt war, nannte ich nur noch meinen Namen und Adresse, und legte dann mit einem erleichterten Seufzen auf.

"So. Das wars schon. Der Bote wird in gut einer halben bis dreiviertel Stunde hier auftauchen. Ihr könnt in der Zwischenzeit mal den Küchentisch von meinen Messer befreien, damit wir da nachher das Zeug drauf stellen können", befahl ich und scheuchte die Beiden umgehend von meinem Bett weg.

Eines musste ich ihnen in der Hinsicht auch wieder lassen. Wenn es darum ging etwas anzupacken, brauchte man ihnen nichts zweimal sagen. Sie schnappten sich prompt den ganzen Krempel und verstauten diesen vorsorglich auf meiner Küchenzeile. Dann wischten sie sogar den Tisch ab und stellten eigenständig die Teller darauf. Bis Fili plötzlich etwas entscheidenden einfiel. "Sag mal. Kannst du überhaupt schon aufstehen, Cuna? Oder willst du lieber im Bett essen?", hakte er nach und musterte mich besorgt.

Ich zuckte nur lässig mit den Schultern und schnaubte kurz nachdenklich. "Mir ist das egal. Ich kann auch im Bett essen. Aber fernsehen wäre dabei nicht schlecht", grübelte ich vor mich hin. "Wie willst du denn vom Bett aus in die Ferne sehen? Das ist von diesem Punkt aus fast unmöglich. Außer wir würden es näher an das Fenster stellen", meinte Kili und strich sich über seinen, für einen Zwerg ungewöhnlich kurzen Bart. Dabei huschten seine rehbraunen Augen immer wieder von mir, meinem Bett und dem Fenster hin und her, als zöge er tatsächlich in Erwägung die Möbel erneut umzustellen.

Ich konnte indessen nur wieder belustigt mit dem Kopf schütteln. Es hätte mir aber klar sein müssen, dass sie Fernsehgeräte genauso wenig kannten, wie einen Lieferservice. Aber auch hier konnte ich gegen ihre Unwissenheit etwas tun, bevor der dunkelhaarige Junge tatsächlich den Entschluss fassen konnte meine Wohnung noch weiter auf den Kopf zu stellen.

"Kili. Ich meinte nicht in die Ferne sehen. Sondern fernsehen. Das macht man mit dem flachen schwarzen Ding da drüben an der Wand", meinte ich und deutete auf das Gerät, gegenüber von meinem Fußende, welches über meinem Hi-Fi-Schränkchen hing. Nun musterten mich beide wieder so ungläubig, als hätte ich ihnen gerade erzählt, dass der Weihnachtsmann und der Osterhase ein und dieselbe Person wären.

Mit hochgezogenen Augenbrauen legten beide die Köpfe schief und warfen immer wieder Blicke zwischen mir und dem schwarzen Ding hin und her. "Du willst dir die ganze Zeit über dieses schwarze Gemälde ansehen? Ist das dein Ernst?", fragte Fili irgendwann und verzog fast schon belustigt den Mund hinter seinem Bart.

"Jungs. Das ist kein Gemälde. Das ist ein Apparat, mit dem man sich Bildergeschichten ansehen kann. Das kennt ihr auch schon. Erinnert euch an unseren ersten Ausflug zum Einkaufszentrum. Da wo ihr fast die Fenster des Kinos eingeworfen habt", erklärte ich ruhig. Als ich das erwähnte, erhellten sich ihre Mienen und sie grinsten breit. "Du hast auch so ein Ding, wo kleine Menschen drin sind? Das ist ja toll. Kannst du uns zeigen wie das funktioniert?", fragte Kili und strahlte dabei, wie ein Kind, das gerade ein leckeres Stück Kuchen bekommen sollte. Ich erwiderte sein Lächeln kurz und nickte dann. "Sicher kann ich. Nichts einfacher als das. Einer von euch muss mir nur eben die Fernbedienung bringen. Das ist das kleine, längliche, schwarze Teil, das auf dem Schrank davor liegt", sagte ich und ließ meinen Finger etwas tiefer sinken, bis er genau auf das zeigte, was ich haben wollte.

Die Jungs ließen sich natürlich mal wieder nicht ein zweites Mal darum bitten und hechteten fast gleichzeitig nach vorne, wobei der Ältere von ihnen schneller dran war und mir das längliche Ding, mit den unzähligen Knöpfen und Schaltern brachte. Nachdem er es mir in die Hand gedrückt hatte, fiel mir aber plötzlich wieder eine andere Sache ein. "Danke, Fili. Im Übrigen kannst du gleich mal hier bleiben. Ich habe da eine freudige Überraschung für dich", sagte ich und lächelte ihn breit an.

"Eine Überraschung? Für mich? Weil ich dir dieses Ding gebracht habe?", hakte er nach und hob beide Augenbrauen in die Stirn. Doch bevor ich Antworten konnte, trat sein jüngerer Bruder neben ihn und schmollte empört: "Fili kriegt eine Überraschung? Und was ist mit mir? Ich hab vorhin als du geschlafen hast den Tisch zusammen gebaut und gerade eingedeckt."

"Ja, Kili. Das hab ich gesehen. Du darfst dir nachher, wenn das Essen kommt das größte und erste Stück Pizza nehmen. Aber das hier ist wirklich nur was für deinen Bruder. Es geht um die Angelegenheit, die ich vorhin geregelt habe", sagte ich und hob einmal mehr beschwichtigend die Hände. "Und welche wäre das?", fragte der blonde Bursche ungeduldig und ließ sich erneut auf meiner Bettkante nieder. Sein Bruder schnaubte unterdessen nur beleidigt und verschränkte mit einer trotzigen Schnute die Arme vor der Brust.

Ich seufzte kurz und rollte mit den Augen, als ich das im Augenwinkel bemerkte. Meine Güte, die beiden jungen Zwerge konnten wirklich anstrengend sein. Keiner von beiden wollte, dass der andere übervorteilt wurde. Es kam mir beinah schon so vor, als führten sie einen geheimen Wettbewerb um meine Gunst. Das konnte ja noch heiter werden. Aber ich hoffte, dass sie dies wenigstens nicht allzu oft taten. Zumindest hatte ich in diesem Moment aber einen guten Einblick darin bekommen, was Thorin wohl Tag für Tag mit seinen Neffen durchmachen musste. Und irgendwie belastete mich der Gedanke, dass ich die Bändigung der Jungzwerge nun allein meine Aufgabe war. Na danke, Herr Eichenschild. Wirklich die perfekte Generalprobe für das Auf- und Erziehen von Kindern, dachte ich verbittert und seufzte erneut, ehe ich endlich auf Filis Frage einging.

"Also. Pass auf. Als ich vorhin auf mein Handy geschaut habe, war da eine Nachricht drauf. Von Jana", begann ich und konnte zunächst gar nicht mehr weiter reden, da der blonde Zwerg ruckartig aufgesprungen war und mich vollkommen aufgeregt anfuhr. "Jana hat dir eine Nachricht zukommen lassen? Und das sagst du mir erst JETZT? Wie geht es ihr? Braucht sie Hilfe? Ist sie verletzt? Sag schon, Cuna! Ich muss es wissen!“, rief er aus, packte mich fest an beiden Schultern und begann an mir herum zu rütteln. "Hey! Hey! Fili! Hör auf! Mir wird schlecht! Beruhige dich! Es geht ihr gut, verdammt!", brüllte ich ihm entgegen.

Daraufhin ließ er Gott sei Dank von mir ab und atmete erleichtert auf. "Oh Mahal. Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Ich fürchtete schon ihr sei etwas geschehen", murmelte er und strich sich mit seinem Arm über die Stirn. Ich seufzte nur und schüttelte den Kopf.

Herr im Hemd. Dass Zwerge immer gleich ausflippen mussten, wenn es um ihre ach so geliebten Personen ging. In dem Punkt war Fili seinem Onkel ähnlicher denn je. Dieser wäre wahrscheinlich genauso abgedreht. Zum Glück war er nicht da, sonst hätte er seinem Neffen bestimmt die Ohren dafür lang gezogen, dass er mich in meinem Zustand so rüde angegangen war. Und wieder reifte in mir die Erkenntnis, dass ich vorerst mit solchen Problemen alleine klar kommen musste. Unglaublich. Der Zwergenkönig war nicht mal einen halben Tag weg und ich begann schon ihn zu vermissen.

Das war in dieser Situation alles andere als gut. Nein. Es tat einfach nur weh darüber nachzudenken. Das zeichnete sich wohl auch recht deutlich auf meinem Gesicht ab, weshalb Fili mich ein wenig beklommen musterte. "Ich. Tut mir leid, Cuna. Ich wollte dir nicht weh tun. Wirklich nicht. Das wird auch nie wieder vorkommen versprochen. Es ist nur so. Ich warte schon die ganze Zeit darauf sie endlich wieder zusehen und ihre Stimme zu hören. Es macht mich fast wahnsinnig", stammelte er und legte mir eine Hand auf den Arm.

Ich schnaubte einmal kurz und verzog den Mund zu seinem schiefen Lächeln. "Das kann ich schon verstehen. Aber versuch dich ein bisschen mehr im Zaum zu halten. Ich habe keine Lust noch einen Zwerg ausrasten zu sehen. Erst recht nicht mir gegenüber", erwiderte ich leise und hob den Blick. "Bitte. Glaub mir. Das wollte ich wirklich nicht. Aber nun sag mir, wie die Nachricht lautet", meinte er und wurde erneut etwas ungeduldiger. Ich atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Na, den hatte es ja auch ordentlich erwischt, dachte ich so bei mir. Nur ob ich auf sein Versprechen etwas geben konnte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Vermutlich war es das Beste, wenn ich ihm zunächst einmal erzählte, was seine Angebetete mir geschrieben hatte. Vielleicht konnte ihn das ein bisschen beruhigen. So öffnete ich die Augen wieder, nachdem ich mich etwas gesammelt hatte und setzte an dem Punkt an, wo er mich unterbrochen hatte.

"Nun. Wie schon gesagt. Sie hat mir eine Nachricht geschrieben. Es geht ihr gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Allerdings hat sie mich darum gebeten dich zu fragen, ob du sie anrufen möchtest", erläuterte ich ihm knapp, wobei ich bemerkte, dass seine blauen Augen anfingen zu leuchten. "Ja. Ja, natürlich möchte ich das. Aber. Aber wie mache ich das?", hakte er nach. "Ganz einfach. Ich habe ihre Nummer in meinem Handy. Die werde ich gleich auswählen, dann reiche ich es an dich weiter und du hältst es dir einfach an Ohr. Du wirst erst ein Tuten hören. Das ist ganz normal. Also keine Angst haben. Sobald das aufhört und du ihre Stimme hörst, kannst du ganz ruhig mit ihr reden, so als wäre sie gerade hier im Raum. Verstanden?", meinte ich, woraufhin Fili eifrig nickte.

"Ja. Ja, tu das bitte. Bei Durins Bart, ich kann es kaum erwarten", murmelte er fröhlich vor sich hin und richtete zu allem Überfluss sogar noch sein Leinenhemd. Ich schnaubte kurz belustigt und griff nach meinem Handy um den Datenspeicher zu durchforsten. Da ich nicht so viele fremde Nummern besaß, die mit J anfingen, hatte ich sie auch recht schnell gefunden und klickte bereits auf grün. Danach richte ich das Gerät an ihn weiter und deutete ihm an, dass er es sich sofort ans Ohr halten solle.

Keine zwei Sekunden später hob der blonde Bursche ruckartig den Kopf und keuchte ein wenig erschrocken, bevor er der Stimme am anderen Ende antwortete: "Ha-Hallo? J-Jana? Ja. Ich bin es. Oh Mahal, es ist so wundervoll deine Stimme zu hören. Du hast ja keine Ahnung wie sehr ich dich vermisst habe. Wie? Was sagst du? Ja. Ich wohne im Augenblick bei Cuna, warum fragst du? Ob ich mich mit dir treffen will? Natürlich. Jetzt sofort? Oh. Verstehe. Wann? Das klingt gut. Wo ist das? Ich kenne mich hier nicht so gut aus, kannst du mir sagen, wie ich da hin gelangen kann? Mhm. Verstehe. Gut. Ich denke Cuna kann mir helfen das zu finden. Was sagst du? Ja, ich freue mich auch schon darauf. Gut. Dann sehen wir uns dort. Mhm. Ja. Verstehe. Kann ich tun. Liebend gern. Also. Bis. Bis dann. Auf bald."

Mit diesen Worten nahm er das Handy von seinem Ohr und reichte es mir, breit grinsend, wie ein Honigkuchenpferd, zurück. Ich hatte große Mühe bei seinem Anblick nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Auch weil sein Bruder während dem gesamten Telefonat die Nase gerümpft und sich irgendwann sogar einen Finger in den Hals gesteckt hatte, um einen Würgereiz zu imitieren. Ja, Liebesgesäusel von anderen Leuten konnte schon das ein oder andere Mal ein wenig nervig sein. Wobei sich Fili ja doch ziemlich zurück genommen hatte. Eigentlich hatte er sich die ganze Zeit über dabei schon fast professionell verhalten. So als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun, als herum zu telefonieren. Ich musste immer wieder anerkennen, dass Zwerge wirklich verdammt schnell lernten, mit neuartigen Sachen umzugehen. Gut, ich hatte ihm ja auch eingehend erklärt, wie er sich dabei zu verhalten hatte. Von daher war dementsprechend nichts zu beanstanden.

Allerdings packte mich jedoch meine angeborene, weilbliche Neugierde, nachdem ich mein Handy ausgeschaltet und wieder beiseitegelegt hatte.

"Und? Wie wars?", hakte ich spitzfindig mit einem breiten Grinsen nach. Fili atmete einen Augenblick tief durch und seufzte dann fast schon theatralisch, ehe er sich langsam auf meiner Bettkante nieder ließ. "Sie. Oh Mahal, es war so wundervoll ihre Stimme hören zu können. Du kannst dir nicht vorstellen, was mir das gerade bedeutet hat", säuselte er vor sich hin. "Doch, Fili. Das kann ich mir vorstellen. Das kenne ich nur zu gut. Aber jetzt sag mir endlich, was sie dir erzählt hat", entgegnete ich und musterte ihn fordernd.
 

Bevor er mir aber darauf antworten konnte, klopfte es plötzlich an meiner Wohnungstür und eine dumpfe Stimme verkündete: "Hallo! Ihr Essen ist da!"
 

- 94. Die ersten holprigen Schritte im neuen Alltag / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben Leserinnen und Leser.

Ja, ich weiß. Die böse Autorin und ihre unpassenden Cliffhänger. Ihr hättet sicher gerne gewusst, was Jana Fili zu erzählen hatte. Aber wenn ich das nun geschrieben hätte, dann wäre das Kapitel nur unnötig lang geworden. So habt ihr beim nächsten Mal aber etwas, worauf ihr euch freuen könnt.
Allerdings kann ich noch nicht sagen, wann ich weiter schreibe, denn im Augenblich ist mein Privatleben ein bisschen im Arsch. Um nicht anders zu sagen, dass ich gegenwärtig einige Probleme habe, die ich beiseite schaffen muss. Ich versuche aber recht schnell alles wieder in den Griff zu bekommen, sodass ihr nicht allzu lange auf die Fortsetzung warten müsst.
Ich hoffe aber trotzdem wie immer, dass es euch gefallen hat und wünsche euch einen schönen Start in die neue Woche.

Liebe Grüße Eure Virdra-sama Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2016-08-12T14:35:30+00:00 12.08.2016 16:35
Hey
na noch ein ausraster von einem Zwerg das wünsche ich ihr nicht. Pizza, lecker, mal sehen wie den Zwergen dies Schmecken wird.
Na da hat es Fili aber gehörig gepackt. Mal sehen wies weiter geht.

LG Pellenor

P.S. Was meintest du mit splitten der Geschichte?
Antwort von:  Virdra-sama
13.08.2016 12:54
Hallöchen,

ja... noch so ein explodierender Zwerg und sie kann sich eine Eigentumswohnung auf dem Mars zulegen nur um ihre Ruhe zu haben. Naja spaß beiseite. Lecker Pizza geht immer für einen beschaulichen Fernsehnabend. Und Fili ist natürlich Feuer und Flamme für seine Jana. Sind Zwerge eigentli8ch alle. Sie zeigen es nur auf unterschiedliche art und weise.^^

Was ich mit Splitten meine ist ganz simpel. Und zwar möchte ich diese Stelle bis zu einem gewissen Punkt bringen, da stoppen und die Fortsetzung dazu in einer neuen Story bringen. Da bin ich aber noch am Planen. Muss genau überlegt sein.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-05-26T09:15:30+00:00 26.05.2016 11:15
Hi~~

Na das war doch mal süß.
Ein kleiner Einblick in das Miteinander der Brüder. Kann mir gerade so richtig vorstellen wie die Beiden auf ein ander los
wollten. Und das wegen ner Pizza. *lach*
So wie es aussieht hat Cuna nun wirklich die Mutterrolle inne.
Passt ihr ganz sicher überhaupt nicht. ^^°
Für den Einen hat sich eine Überraschung und für den Anderen nicht.
Na dat geht doch gar nicht. *pruste*

Was soll ich sagen schöner Alltag und schönes Kapi. ^^
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
26.05.2016 14:11
Hallöchen,

ja auch unter Zwergenbrüdern kann es zeitweilig mal zu rivalität kommen. Da muss die "Schwester" auch hin und wieder als Mutterersatz hinbhalten. Selbst wenn es nur um einen Pizzastreit geht.
Und natürlich möchte sie Fili nun die Gelegenheit geben seine herzallerliebste mal zumindest hören zu können. Das passt Kili zwar nicht. Muss er aber irgendwie hinnehmen.
Ob das der nun einkehrende Alltag sein wird, kann man nur abwarten. Sicher ist, dass er nicht der normalste für Cuna werden könnte.

LG Virdra-sama
Von:  Elwing76
2015-08-27T13:36:07+00:00 27.08.2015 15:36
Hallöchen...muss gestehen hab die Story jetzt innerhalb 24 h gelesen und würde mich über baldige Fortsetzung freuen . Mann das ist ja echt süchtig machend. Bin gespannt auf Fili und Jana und wie es mit Thorin und Jacky weiter geht. Hoffe es gibt da irgendwie ein Happy End , wäre denen zu gönnen nach al dem Stress.
Aber wünsche dir auch für deine private Situation das Beste.

LG Elwing
Antwort von:  Virdra-sama
27.08.2015 16:12
Hallöchen zurück und willkommen bei meiner FF :D
Wow mit 24 Stunden bist du echt einer von den schnellsten Lesern/ Leserinnen die ich bisher hier gesehn habe. Nur so ne Frage am Rande. 24 am Stück oder zusammen gerechnet über mehrere Tage? ;)
Also ich werde demnächst weiter schreiben, hab meine privaten Sachen vorerst wieder halbwegs unter kontrolle bekommen. Ein Happy End ist aber garantiert. Da habe ich schon einige Ideen zu. Verrate ich natürlich jetzt nicht. Aber es wird bald wieder sehr witzig werden, aber auch spannend und abenteuerlich.
Danke für den lieben Kommi.

LG Virdra-sama^^
Antwort von:  Elwing76
27.08.2015 21:35
Hoi

Gestern gefunden gegen 12.30 uhr ....fertig mit lesen heute morgen gegen 09.15 uhr. Joah die Story ist einfach zu interessant . ..konnte nicht aufhören. Hab die komplette Nacht gelesen :-) . Hab das Forum erst vor 3 Tagen durch Zufall entdeckt und schon min 8 Fanfics gelesen. Grins ich gebe zu nur zum Thema * der Hobbit * warum wohl...schmunzel. Also ich steh in den Startlöchern für mehr .... aber nur kein Druck. LG Elwing
Von:  bra08
2015-08-20T11:54:54+00:00 20.08.2015 13:54
hallo Virdra-sama,
Da steht Cuna wohl noch einiges bevor. Obwohl die beiden Chaosbrüder sind doch eigentlich ( bis jetzt) noch ganz pflegeleicht.Und sie hatten ja nicht böses im Sinn als sie ihre Messer schärfen wollten . Hey, sie haben nicht die Wohnung zerlegt das ist für Zwergen Verhältnisse doch recht brav*fg Ach ja Fili und Jana *seufz. Ich freu mich schon darauf wie du die beiden jetzt zusammenbringen willst. Aber erstmal steht wohl noch der Kulturschock der kulinarischen Art bevor. Mal sehen ob den beiden die Pizza auch schmeckt.^^

Ich hoffe das deine privaten Schwierigkeiten nicht so schlimm sind und sich alles wieder einrenkt. Ich weiß das schreibt sich immer so leicht . Aber die Zeit heilt alle Wunden . Also lass den Kopf nicht hängen . Vielleicht kann dich mein Review ja ein bisschen aufmuntern. Ich wünsche dir auf jedenfall alles Gute und hoffe das du die Lust am schreiben nicht verlierst.
Fühl dich ganz fest geknuddelt von mir.
Bis zum nächsten Kapitel

Deine bra08
Antwort von:  Virdra-sama
20.08.2015 14:04
Huhu,

zunächst mal danke für die lieben Worte. Sowas kann ich Momentan echt gut gebrauchen. Derzeit geht alles drunter und drüber in meinem Leben. Hauptsächlich in meiner Wohnung. Da könnte ich selbst ein paar Zwerge gebrauchen, die mich davon ablenken.
Ja gut, die beiden sind "noch" recht handzahm. kann sich aber jederzeit ändern. Wie Fili und Jana zusammen kommen. Nun da habe ich auch schon einen Plan und das Telefonat hat definitiv damit zu tun.
Aber wie du schon sagst. Erst mal Pizza. Dann gibt's ne Runde Fernsehn. Und danach noch mehr chaos. :D
Ich hoffe nur, dass ich bald voran komme. In ein paar Tagen feiert die Story hier sein einjähriges bestehen. So lang hab ich noch nie an einer Geschichte geschrieben.
Und ich hoffe, dass ich das noch eine ganze weile kann.

LG Virdra-sama


Zurück