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Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
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92. Entscheidungen und deren Folgen

Wie nicht anders erwartet wurden Kili, Fili und ich bei unserer Rückkehr von den zurückgebliebenen Zwergen in Empfang genommen. Wobei es zunächst nur ein Zwerg war. Dwalin um genau zu sein. Er stand mit verschränkten Armen auf dem Außenbalkon und schaute uns mit seiner üblich grantigen Miene entgegen.

Diese verhärtete sich allerdings noch ein wenig mehr, als wir schlussendlich direkt vor ihm standen. "Da seid ihr ja endlich. Was hat das so lange gedauert?", raunte er und musterte zunächst die beiden Jungs eingehend, ehe er einen flüchtigen Blick auf meine Erscheinung warf. Ich erwiderte diesen eher gleichmütig, obwohl es mich doch ein klein wenig nervös machte vor dem, was mir bevor stehen würde. Auch wenn sein Gesicht zunächst noch nicht ganz durchblicken ließ, was ihn beschäftigte. Nur eines wusste ich. Er stand nicht ohne Grund vor der Tür und versperrte uns mit seinem breiten Astralkörper den Zugang zu meiner Wohnung.

Und meine Vermutung bestätigte sich wenig später. Denn er wartete nicht erst ab, bis wir auf seine Frage geantwortet hatten, sondern wand sich direkt an die beiden Jungs hinter mir. "Kili. Fili. Thorin will euch beide zuerst sprechen", meinte er knapp und ruckte mit dem Kopf zur Wohnungstür, die halb offen stand. Leicht verwirrt schaute ich über die Schulter und sah Beide fragende Blicke austauschen. Damit hatte nun keiner von uns gerechnet. Besonders die beiden jungen Zwerge nicht. Eigentlich hatten wir gedacht, dass der Zwergenkönig sich umgehend mit mir befassen würde, sobald ich wieder da war.

Doch vermutlich wollte er zunächst noch ein Hühnchen mit seinen Neffen rupfen, bevor es ans Eingemachte ging. Die Jungs hatten sich ihm gegenüber vor nicht mal ganz zwei Stunden sehr respektlos und aufmüpfig verhalten. Das konnte eigentlich nur Ärger für sie bedeuten. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Es konnte doch nicht sein, dass Kili und Fili vor unserer Aussprache dafür bestraft wurden, weil sie doch eigentlich richtig gehandelt hatten. Aber vermutlich war das mal wieder eine dieser Zwergenlogiken, die ich nicht nachvollziehen konnte. Und die Zwei offenbar auch nicht, denn sie machten noch keine Anstalten Dwalins Wink Folge zu leisten. Zumindest nicht, bis er noch einmal deutlicher wurde.

"Braucht ihr zwei eine Extra-Einladung? Los! Rein mit Euch", raunte er barsch und die Jungs zuckten synchron zusammen. "Ja. Aber. Dwalin. Was ist mit Cuna? Sollte sie nicht...?", setzte Kili leicht verstört an, doch der Zwerg mit der Glatze blieb weiterhin hart bei seiner vorangegangenen Forderung. "Ihr geht zuerst, sage ich. Um das Weibstück werde ich mich schon kümmern. Und jetzt keine Diskussion. Rein da. Ihr findet ihn auf dem anderen Balkon", entgegnete er und ruckte erneut mit dem Kopf zur Tür.

Seufzend und Kopfschüttelnd ließen die Jungs die Schultern hängen. Es hatte wohl keinen Sinn sich dem zu widersetzten. Bevor sie allerdings rein gingen, legten mir beide noch einmal eine Hand auf die Schultern und murmelten mir aufmunternde Worte zu, ehe sie verschwanden.

Nun stand ich zunächst mit Dwalin allein draußen, welcher mich abschätzig und genauer musterte als zuvor. Sein Starren wurde nach einigen Sekunden ziemlich nervig. Auch da es meine Nervosität immer mehr steigerte. Schließlich senkte ich meinen Blick, damit ich ihn zumindest nicht mehr beim Starren sehen konnte. Doch in dem Moment als ich mich ein wenig abwand, hob er wieder die Stimme. "Siehst mitgenommen aus, Weibstück", stellte er fest. Ich nickte Wortlos, konnte mir aber ein bedrücktes Schnauben nicht verkneifen. "Deinetwegen hatten wir hier oben einigen Ärger. Ich denke aber, dass Nori dir das schon gesagt hat", ergänzte der Zwerg ohne dabei einen leicht vorwurfsvollen Unterton in seiner Stimme zu verbergen. "Ja. Er hat es zumindest angedeutet", meinte ich mit einem knappen Seufzen und ließ die Schultern hängen. War ja klar, dass er gleich wieder anfing zu stänkern und alles auf mich abwälzte. Und zu einem Teil konnte ich ihm das nicht verübeln. Es lag ja auch einiges im Argen. Um nicht zu sagen, dass die Aussichten alles andere als Rosig waren. Ich fühlte mich ein klein wenig schuldig, dass es zu diesem Zwischenfall gekommen war, der während meiner Abwesenheit für noch mehr Wirbel gesorgt haben musste. Wobei ich mir auf der anderen Seite recht dumm vorkam, da ich mir eigentlich nichts vorzuwerfen hatte. Außer, dass es vielleicht klüger gewesen wäre, Thorin nicht so direkt anzugehen.

Doch in Anbetracht der Lage, hatte ich so handeln müssen, um mich selbst vor größerem Schaden zu bewahren. So war ich wenigstens NUR verletzt und saß nicht mit Handschellen gefesselt im nächstbesten Streifenwagen, auf dem Weg zu einer Gerichtsverhandlung wegen zweifachen Mordes. Im Nachhinein betrachtet eine eher bittere Erkenntnis, aber besser als nichts. Der Gedanke warf bei mir allerdings wieder einige Fragen auf, die Nori bisher nicht beantwortet hatte. Wohl auch, weil ich sie in der Zeit einfach beiseitegeschoben und mich nicht mehr darum gesorgt hatte. Doch hoffte ich, dass mir vielleicht Dwalin weiter helfen konnte, der mich nun wieder eisern anschwieg.

"Sag mal, was habt ihr eigentlich mit den Menschen gemacht?", fragte ich vorsichtig, da ich insgeheim schon ziemliche Angst vor seiner Antwort darauf hatte. Aber ich musste einfach wissen, was sie mit den Zeugen angestellt hatte. Davon hing vielleicht sogar ab, ob nicht doch die Herren mit Blaulicht und Handschellen bei mir aufschlugen, um mich abzuführen. Insgeheim lauschte ich sogar in die Ferne, ob sich eines der 'Lalülalas' in unsere Richtung bewegte. Tatsächlich lief mir kurz ein eisiger Schauer über den Rücken, als tatsächlich so ein Wagen auf einer nahegelegenen Seitenstraße lärmend vorbei fuhr. Zum Glück entfernte sich die Sirene recht zügig vom Plattenbau, weshalb meine Anspannung wieder etwas nachließ. Dwalin hatte in der Zeit einmal tief durchgeatmet und gab dann ein Seufzen von sich, als er brüchig antwortete: "Sie. Leben."

Zum ersten Mal seit ich nun vor ihm stand, hob ich wieder den Kopf und sah überrascht zu ihm. "W-Wirklich? Ihr. Ihr habt sie doch am Leben gelassen?", hakte ich ein wenig ungläubig nach, da seine grantige Miene immer noch keinerlei Aufschluss über seine Gefühlswelt gab. Er nickte mir allerdings ganz knapp zu und verlagerte dabei sein Gewicht etwas auf die Mauer des Außenbalkons, gegen die er sich anschließend lehnte. "Ja. Wir haben ihnen jedoch zuvor das Gedächtnis genommen. Sodass sie sich an nichts mehr erinnern, was vorgefallen ist", meinte er ruhig. Erleichtert atmete ich tief durch und schüttelte kurz betreten den Kopf. "Meine Güte. Ich hatte schon Sorgen, dass ihr es doch durchgezogen habt", erwiderte ich und musste mir kurz mit einem Handrücken über die Augen wischen. Dabei flog ein flüchtiges Schmunzeln über meine Lippen, ehe ich Dwalin erneut ansah. Dieser betrachtete mich mit einigem Unverständnis und grunzte verächtlich. "Denkst du wirklich, dass wir das noch hätten tun können, nachdem du uns derart ins Gewissen geredet hast, Weibstück?", hakte er fast schon leicht belustigt nach, woraufhin ich nur mit den Schultern zuckte. "Bei euch Zwergen steckt man da nicht drin. Ich hab bisher die Erfahrung mit euch gemacht, dass ihr auch das durchzieht, was ihr euch vornehmt. Ganz egal wer was dagegen sagt", meinte ich und seufzte erneut.

Nun musste der Glatzenzwerg tatsächlich auflachen. Ich musterte ihn ein bisschen verwirrt, während er sich mit einer Hand über das Gesicht und den Bart stricht und er ungläubig den Kopf schüttelte. "Bei Durins Bart. Du kennst uns Zwerge offenbar doch nicht so gut, wie du dachtest", gluckste er und drehte sich nun komplett mit der Vorderseite zur Balkonmauer um, an der er sich nun vor Lachen festhielt. Leicht verständnislos hob ich eine Augenbraue in die Stirn und trat noch etwas näher an ihn heran. "Was ist daran denn so lustig? Ich fand es gar nicht witzig, dass ihr mich beinah in Schwierigkeiten gebracht habt", raunte ich ihn recht laut an, damit er aufhörte zu lachen. Das tat er dann auch, wobei weiterhin ein hämisches Grinsen hinter seinem Bart hervor schaute.

"Darüber hatten wir in dem Moment auch nicht wirklich nachgedacht. Wir waren nur wegen der Worte der Götterboten so aufgebracht. Wärst du nicht dazwischen gegangen, hätten wir das Ganze wohl auch durchgezogen. Du hast damit ziemlich viel Eindruck geschunden. Wobei ich für meinen Teil sagen muss, dass das nicht nur sehr mutig, sondern auch sehr dumm war. Ich denke aber, dass ist dir selbst bewusst. Doch dadurch ist den Meisten von uns im Nachhinein klar geworden, dass wir damit nicht das Richtige getan hätten. Erst recht als Thorin... Nun ja...", sagte er mit zum Ende hin ruhiger, leicht abwesender Stimme. Ich schluckte kurz geknickt, wobei sich mir aber auch eine leichte Schamröte ins Gesicht schoss.

Er hatte ja recht. Es war dumm gewesen, mich einer Horde wütender Zwerge in den Weg zu stellen. Aber das Dwalin mir mit seiner Aussage auch ein verstecktes Lob zukommen ließ, freute mich insgeheim ein wenig. Zumindest eine Sache, die er nicht zu beanstanden hatte. Was mich weniger glücklich machte, war der Ausdruck, den sein Gesicht danach annahm. Er wirkte angespannt. Ja, fast reumütig und leicht erschöpft. Nach seinen letzten Worten strich er sich seufzen über den kahlen Schädel und schüttelte den Bart. Sagte aber vorerst nichts mehr.

Ich wusste gar nicht, ob ich überhaupt nachfragen sollte, was denn nach meinem Verschwinden noch vorgefallen war. Mit Sicherheit nichts Gutes. Sonst wäre ja auch Oin zu mir gekommen, um mich zu verarzten. Es war durchaus wahrscheinlich, dass es ordentlich geknallt hatte. Vermutlich waren sogar die Fäuste geflogen, was bei aufgebrachten Zwergen untereinander nun doch nichts Ungewöhnliches war. Nur wusste ich nicht, wer wem da eine verpasst hatte. Es gab da zwar nicht viele Möglichkeiten, aber einige waren doch recht plausibel. Vielleicht hatte Dwalin seinem König eine verpasst, damit dieser wieder zu Verstand kam. Oder Letzterer war wieder mit Gloin aneinander geraten. Schließlich hatte er ja dessen Rat befolgt, weshalb ich verletzt worden war. Es konnte aber auch alles nacheinander passiert sein. Aber wie es auch sein mochte. Es war gewiss nicht schön gewesen. Besonders nicht für den muskelbepackten Krieger, der nun gedankenverloren vor sich hin starrte.

Erneut verfielen wir in Schweigen, während ich weiterhin darüber nachdachte, was ich denn gleich mit Thorin alles bereden müsste und wie die Folgen für mich daraus resultierten. Mich interessierte zudem auch brennend, warum er vorerst seine Neffen zu sich geholt hatte und ich außer den normalen Unterhaltungen aus der halb offenen Wohnungstür kein weiteres Geschrei oder sonstige Beschimpfungen hörte.

Was ich allerdings vernahm, war ein erneutes Seufzen von Dwalin, der sich kurz räusperte und dann sehr leise vor sich hin murmelte: "Es tut mir leid, Weibstück." Erschrocken machte ich einen Schritt nach Hinten und zuckte zusammen, als hätte er mir damit eine Ohrfeige verpasst. Ich war wirklich baff. Hatte ich das gerade richtig gehört? Dwalin und sich entschuldigen? Noch dazu bei mir? Und für eine Sache, die er gar nicht alleine zu verantworten hatte? Nun wurde aber wirklich der Mond viereckig. Ich schien etwas nicht ganz mitbekommen zu haben. Was war nur so dramatisches geschehen, dass ausgerechnet er sich dazu herab ließ, mir gegenüber solche Worte zu verwenden? Gut, außer meiner Kopfwunde, die leicht unter dem Verband herum pochte, da die Betäubung endgültig nach ließ. Aber ich war trotzdem leicht verstört, als ich ihn weiterhin musterte, während er immer noch jeglichen Blickkontakt mit mir tunlichst vermied.

"Ähm... wie... was? Hast du gerade gesagt, dass es dir leid tut oder hab ich was an den Ohren?", fragte ich mit einem leicht verunsichertem Grinsen. "Ich wiederhole das jetzt nicht noch mal. Aber ja, das habe ich gesagt", raunte er, womit er seine alte, grantige Form für den Moment kurz zurück gewann. "Äh. Ja. Ich. Aber was tut dir denn bitte leid? Ich meine, du hast mir nichts getan. Zumindest nicht direkt", stammelte ich und kratzte mir verlegen neben dem Verband am Hinterkopf.

Nun wandte er sich langsam wieder zu mir. Sein Gesichtsausdruck erschreckte mich erneut, sodass ich noch einen Schritt von ihm zurück trat. Ich hatte ja schon viel von dem Zwerg mit der Glatze erwartet, aber dass er mich irgendwann einmal derartig unglücklich ansehen würde mit Sicherheit nicht. Das passte irgendwie gar nicht zu ihm. Wobei mir dieser Anblick irgendwie bekannt vorkam. Ja, so langsam fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Er hatte Thorin einst so angesehen, als dieser sich geweigert hatte Dain in der Schlacht beizustehen. Himmel. Dass ich das mal erleben durfte.

Und damit nicht genug. Er räusperte sich erneut und senkte den Blick gen Boden, ehe er mir mit recht belegter Stimme auf meine Frage antwortete: "Ich habe dir vor mehr als einem Monat versprochen, dass ich gut auf Thorin aufpasse. Dass ihm ja nicht Schlimmes wiederfährt. Aber ich habe versagt. Ich habe es nicht geschafft ihn vor sich selbst zu beschützen. Ich hätte ihn schon viel früher wieder zu Verstand bringen müssen. Doch obwohl ich die Zeichen gesehen habe, bin ich untätig geblieben und dachte mir nichts dabei. Nun hat er dich angegriffen und schwer verletzt. Und daran bin ich schuld. Ich hätte früher handeln müssen, damit es nicht soweit hätte kommen können. Ich bin so ein einfältiger Narr."

Nun begann er auf Khuzdul über sich selbst zu schimpfen und schlug einmal verzweifelt mit der Faust auf die Balkonmauer. Doch im Gegensatz zu seiner Aussage, machte ich ihm keinen Vorwurf. Im Gegenteil. Er tat mir sogar ziemlich leid. Offenbar nahm ihn das gebrochene Versprechen ziemlich mit. Und auch die Folgen daraus, gingen nicht ganz spurlos an ihm vorbei. Wobei er es doch vermied auch nur eine Träne darüber zu verdrücken. Echte Krieger weinten eben nicht. Schon gar nicht vor Frauen. Deswegen fuhr er sich auch kurz mit dem Arm über die Augen und die Stirn, damit sich auch ja keine feige Träne daraus stehlen konnte, die seinen inneren Konflikt verraten hätte.

Mich bewog das allerdings dazu kurz betreten zu seufzen und die Hände nach ihm auszurecken. Diese legte ich ihm genau auf den Arm und zog diesen runter, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. Er versuchte zwar meinem Blick auszuweichen, aber das schaffte er nur so lange, bis ich ihn ruhig und versöhnlich ansprach.

"Hör mal, Dwalin. Ich mach dir keine Vorwürfe deswegen. Und du solltest dir auch keine machen. Thorin ist ein erwachsener Mann und für sein Handeln selbst verantwortlich. Dass es so gekommen ist, ist weder deine Schuld, noch war es Teil deines Versprechens mir gegenüber, ihn vor sich selbst zu schützen. Das kann niemand und wird auch nie jemand können. Er ist und bleibt nun mal ein eigenwilliger Sturkopf, der sich nicht gern in die Karten schauen lässt. Und ich weiß inzwischen, dass es viele Auslöser für diese Tat gab. Was nicht heißt, dass es die Sache weniger schlimm für mich macht. Aber noch mal. Du bist nicht der Schuldige. Und erst recht nicht derjenige, der die Konsequenzen daraus zu tragen hat. Das ist jetzt allein eine Sache zwischen Thorin und mir. Die Suppe haben wir uns selbst eingebrockt. Er mit seinem dummen Stolz und ich mit meinem Übermut und Unwissenheit. Jetzt löffeln wir sie zusammen aus. Was dann am Ende übrig bleibt, wird sich zeigen, sobald ich endlich zu ihm darf", meinte ich und sah den kahlköpfigen Krieger entschlossener an, als ich mich fühlte. Ja, mir zitterten richtig die Knie. Trotzdem wollte ich mir nicht direkt anmerken lassen, dass ich am liebsten schreiend davon gelaufen wäre. Das merkte Dwalin jedoch sofort und ein ziemlich verdrießliches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht.

"Bist du sicher, dass du das ganz alleine schaffst? Ich meine, du kannst dich ja jetzt schon kaum aufrecht halten, so sehr wie du vor Angst schlotterst", sagte er leicht spottend, doch ich schüttelte nur den Kopf.

"Ich. Ich muss es einfach allein schaffen. Was anderes geht nicht", stammelte ich und konnte meine Unsicherheit nun doch nicht verbergen. Ich war eben nicht so gut darin, mit meinen Gefühle bewusst lange hinterm Berg zu halten. Zumindest hatte es etwas Gutes an sich. Dwalin schienen meine Worte ein klein wenig aufgemuntert zu haben, weshalb er die andere Hand von der Balkonmauer löste und mir fest auf die Schulter drückte. "Ich hab mich wirklich in die getäuscht. Du bist doch eine wahre Königin", sagte er und grinste noch breiter, als ich ein empörtes Schnauben von mir gab. Doch bevor ich dem etwas erwidern konnte, schwang plötzlich die Wohnungstür auf und Balin erschien im Rahmen. Ruckartig löste ich mich von seinem Bruder und musterte den alten Zwerg, der mich ein wenig überrascht ins Auge fasste.

Mein dicker Verband schien ihn doch leicht zu verstören und aus der Fassung zu bringen, doch er schüttelte nur kurz den Bart, ehe er sich räusperte und direkt an mich wand. "Cuna. Ihr. Also Thorin erwartet Euch", meinte er leicht betreten, wobei er einen Schritt zur Seite machte, damit ich rein konnte. Ich nickte halbherzig zu und wand mich dann noch mal kurz an Dwalin, der mir ein letztes Mal auf die Schulter klopfte. "Viel Glück, Weibstück. Du wirst es brauchen", sagte er knapp. "Danke", erwiderte ich knapp, bevor ich einmal tief Luft holte und schließlich mit zögerlichen Schritten in mein Apartment trat.

Der Weg kam mir weit länger vor, als der den ich über das Treppenhaus genommen hatte. Dabei waren es vielleicht nur gut zehn Schritte vom einen bis zum anderen Balkon. Auch weil durch mein Erscheinen im Raum sämtliche Gespräche verstummten. Ich spürte alle Blicke auf mir ruhen, als ich bei der Hälfte der Strecke anhielt, um mich umzuschauen. Die Menschen waren tatsächlich verschwunden und die Zwerge hatten während meiner Abwesenheit weiter aufgeräumt. Inzwischen Stand auch mein Bett vollendsaufgebaut an der Wand. Dort und auch auf dem Sofa hatten es sich einige der Zwerge bequem gemacht. Andere standen herum oder lehnten sich mit ernsten Mienen an meine Küchenzeile. Nachdem ich einen nach dem anderen einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, blieb dieser vorerst an Gloin haften. Dieser sah ordentlich ramponiert aus. Sein roter Bart war genauso zerzaust wie sein Haarschopf und die unübersehbare Beule über seinem linken Auge verfärbte sich bereits in ein unansehnliches Blau mit einem kleinen Stich ins Violett. Nebenher drückte ihm sein Bruder Oin noch ein Tuch auf die rechte Seite, wo er sich auf der Wange einen kleinen Cut eingefangen hatte. Offenbar hatte ich mit meiner Vermutung recht behalten, dass dieser was auf die Mütze bekommen hatte. Dementsprechend grantig und beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust, als er meinen Blick auffing. Sicher, er gab mir die Schuld, dass man ihm eine rein gehauen hatte. Doch wer es im Endeffekt gewesen war, konnte ich nicht wirklich fest machen. Es sah nämlich so aus, als habe er von allen Seiten eine kleine Abreibung bezogen. Denn gerade als er den Mund aufmachen wollte, um mir wohl seine Meinung kund zu tun, fuhr ihn auch schon sein Bruder sehr barsch an. "Sei still, hab ich dir gesagt, oder es setzt noch eine", knurrte der alte Heiler, woraufhin Gloin den Mund wieder schloss und nur noch säuerlich vor sich hin schmollte.

Ich wusste zwar, dass ich nicht selbstgefällig hätte grinsen sollen. Doch in diesem Fall machte ich für mal eine Ausnahme. Zumindest lenkte es mich von meiner plötzlich hochkochenden Wut auf ihn ab. Wie hatte er nur Thorin einen so sau dämlichen Rat erteilen können? Am liebsten hätte ich ihm dafür auch noch eine rein gehauen. Doch fürs erste schien er gestraft genug zu sein. Außerdem hatte ich andere Probleme, die ich irgendwie bereinigen musste. Und das Erste davon war, den Zwergenkönig ausfindig zu machen. Aber das war so gesehen noch das Leichteste. Ich brauchte nur den Blick in Richtung Fenster schweifen zu lassen.

Dort stand er. Mit dem Rücken zum Raum und auf die Ellenbogen gestützt über die Mauer des Balkons gebeugt. Ich musste schlucken. Die Anspannung stieg bei mir bis ins unermessliche. Nur die paar Schritte noch, dachte ich vor mich hin. Ja, nur ganz wenige Schritte brauchte ich um bei ihm zu sein. Doch meine Füße wollten sich nicht vom Boden lösen. Ein Schwall aus Panik, Unsicherheit und Furcht kroch mir durch die Venen. Mein Herz begann heftig zu pochen und meine Hände fühlten sich klamm und taub an. Herrje, warum ging ich nur nicht weiter? Ich konnte doch nun keinen Rückzieher machen. Nicht wo mich alle so erwartungsvoll anstarrten. Ich schluckte heftig. Mir wurde langsam immer bewusster, auf welchem steinigen Pfad ich mich gerade befand. Einem Weg, der noch einmal Hoffnung, aber auch unendliches Leid versprechen konnte. Sowohl für mich, als auch für ihn.

Er wusste sicherlich schon, dass ich da war. Aber er drehte sich nicht zum Raum um. Er blieb weiter auf dem Balkon und betrachtete wohl das bescheidene Kleinstadtpanorama. Ob er genauso angestrengt über die Situation nachdachte wie ich? Oder dachte er vielleicht an etwas anderes, um sich abzulenken, ehe es zur Sache ging? Ich war mir unschlüssig. Auch darüber, ob ich das Ganze tatsächlich allein durchstand. Schweigend aber verzweifelt nach Hilfe suchend, blickte ich mich noch einmal bei den restlichen Männern im Raum um. Dann erhaschte ich Kili und Fili, die sich an meiner Küchenzeile aufhielten. Als sie bemerkten, dass ich sie ansah, warfen sie mir beide ein sehr angespanntes, aber doch tröstendes Lächeln zu. Anscheinend hatten sie doch nicht die erwartete Schelte bekommen, von der ich ausgegangen war. Ihr Anblick machte mir wieder Mut. Sofort fiel mir unser kleiner Schlachtruf wieder ein, den wir zuvor noch ins Treppenhaus gebrüllt hatten. 'Khayamu'. In den Sieg.

Gut. Dann mal los, dachte ich und nickte ihnen entschlossen zu. Ich es schaffte meine Füße wieder in Bewegung zu setzten, obwohl es immer noch zögerlich und unentschlossen wirkte. Aber mit der Zuversicht der beiden Jungs im Rücken, fiel es mir doch wesentlich leichter die Distanz zu überbrücken, meine Hand an den Griff der Balkontür zu legen, diese zu öffnen und schlussendlich nach draußen zu treten. Dann schloss Balin, der die ganze Zeit wohl hinter mir her gegangen war, die Tür von innen, sodass ich allein mit dem Zwergenkönig war. Auch das Fenster war geschlossen, damit wir uns in aller Ruhe unterhalten konnten und die Anderen nicht so viel mit bekamen.

Aber zunächst geschah erst einmal nichts. Ich stand nur steif und klamm an der geschlossenen Tür und Thorin lehnte sich weiterhin mit recht starrem, und wie ich nun sehen konnte, auch leeren Blick auf das Mäuerchen. Ein warmes Sommerlüftchen strich vorbei, welches sanft meine Haut streichelte. Es ließ mich kurz erzittern und eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Sicher, es war warm. Sehr sogar. Doch mir war kalt. Kein Wunder, denn ich schwitzte wie verrückt. Thorin hingegen sah man nichts dergleichen an. Ihm schien weder heiß noch kalt zu sein. Wobei ich bei seinem Pokerface sowieso nie ganz durch stieg.

Was ich nur erahnen konnte war, dass er genauso nach Worten suchte wie ich. Aber auch unser eisernen Schweigen sprach bereits Bände. Es war so unwirklich. So schmerzhaft, dass sogar meine Wunde dadurch leicht zu ziepen begann. Ich biss mir auf die Unterlippe und atmete etwas schneller. Fast schon stoßweise. Mehr und mehr breitete sich wieder das Gefühl von Hilflosigkeit und einer gewissen Ohnmacht gegenüber all dessen in meiner Brust aus. Vor nicht mal vierundzwanzig Stunden hatten wir zum ersten Mal gemeinsam dort gestanden. Ich hatte in seinen Armen gelegen und er hatte mir leise ins Ohr gesungen. Dieser glückliche Moment. Er kam mir so fern vor. Als sei es Monate her gewesen, dass wir uns angelächelt. Ja, sogar geküsst hatten. Nie hätten wir beide auch nur im Ansatz davon geträumt, dass wir binnen weniger Stunden auf eine solche Zwickmühle zu steuerten. Doch sie war nun da. Und es gab kein Entrinnen vor den Zahnrädern, die unser beider Gefühle zerquetschten.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich holte einmal ganz tief Luft und öffnete den Mund. Aber die Worte, die über meine Lippen kamen, waren mir selbst so fremd und abgeklärt, dass ich dachte, jemand anderes hätte sie gesprochen. "Ich. Bin da", sagte ich sehr leise.

Zunächst kam noch keine Reaktion darauf. Dann schien er sie gehört zu haben, denn sein Mundwinkel zuckte ein wenig. Mit einem fast gleichmütigen brummen, bestätige er das auch wenig später. Das machte mir zwar alles andere als Mut, aber zumindest schaffte ich es eine kleine, wenn auch recht dumme Frage zu stellen. "Hast. Hast du dich wieder beruhigt?", hakte ich nach und legte den Kopf ein wenig zur Seite. Nun öffnete auch er zum ersten Mal den Mund. Er atmete ganz tief ein und gab ein gedehntes "Ja" von sich. Gut, wenigstens sprach er mit mir, dachte ich ein wenig erleichtert. Das ließ schon mal darauf hoffen, dass wir auch mehr als nur ein paar Worte wechseln konnten.

Nur wollte er von sich aus nicht wirklich etwas sagen. So musste ich weiterhin mit meinem angekratzten Nervenkostüm nach etwas suchen, das ich sagen oder vielmehr fragen konnte. Schließlich fand ich doch noch etwas und räusperte mich knapp, bevor ich zögerlich fragte: "Wie. Wie geht. Es dir?"

Diesmal sagte er nichts. Er brummte auch nicht. Stattdessen zuckte er nur mit den Schultern. Das brachte mich jedoch zum Seufzen. So ging das nicht. Wie sollten wir uns denn aussprechen, wenn er nur beiläufige Gesten von sich gab und ich so gesehen nur bescheuerte Fragen stellte. Nein. So ging das wirklich nicht. Es mussten Klarheiten her. Ich wollte nicht weiterhin im Ungewissen darüber sein, was aus uns werden sollte. Und obwohl es eigentlich nicht richtig war, wagte ich wortwörtlich den ersten Schritt und trat näher an ihn heran.

"Thorin. Ich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß auch nicht, was ich denken soll. Ich. Ach, scheiße verdammt. Das bringt uns nicht weiter. Steh nicht einfach da rum und starr Löcher in die Luft. Sag doch wenigsten irgendetwas und lass mich hier nicht dumm sterben", sagte ich mit nun energischem Tonfall. Nun schnaubte er und schloss die Augen. Ganz bedächtig und kaum merklich begann er den Kopf zu schütteln, während er sich ein klein wenig aufrichtete. Danach öffnete er den Mund und murmelte fast kaum hörbar: "Und was willst du hören? Soll ich mich entschuldigen? Mich vor dir auf die Knie werfen und dich darum anflehen mir zu verzeihen? Dir versprechen, dass ich mich bessern und dir nie wieder ein Leid antun werde? Denkst du wirklich, dass ich es wagen würde mich für meine Gräueltat auch noch bei dir anzubiedern, damit du mir vergibst? Nein. Nein, Cuna. Das werde ich alles nicht tun. Ich war ungerecht und grausam dir gegenüber. Aber ich bin kein Schwein. Ich habe dir viel Schmerz und Leid zugefügt. Ausgerechnet Das vor dem ich geschworen habe dich zu schützen, habe ich dir selbst angetan. Weil ich einmal mehr meinen Stolz über das Wohl eines geliebten Wesen gestellt habe. Etwas das ich mir selbst niemals mehr verzeihen könnte. Dafür habe ich wahrlich keine Vergebung von dir verdient."

Ich musste kurz schlucken, als er mit jedem Satz lauter wurde. Dabei löste er die Ellenbogen von der Mauer und stützte stattdessen die Hände darauf. Seine Finger krallten sich fest in den Stein, dass ich sehen konnte, wie seine Knöcheln vor Anspannung weiß wurden. Er war wütend. Ja, wütend auf sich selbst. Dass er so die Beherrschung verloren hatte. Und irgendwie fürchtete ich, dass er diese erneut verlieren würde, wenn er noch ein Wort sagte. Außerdem hatte ich unschlüssiger weise Angst, dass es gleich knackte und die verputzten Ziegel anfangen würden zu zerbröseln. Trotzdem blieb ich wie angewurzelt an der Stelle stehen, wo ich mich hin bewegt hatte und verschränkte seufzend die Arme vor dem Körper.

"Ja. Du hast recht. Du hattest von Anfang an mit allem recht", sagte ich und blickte betreten auf meine Füße. Nun wand er sich ruckartig zu mir um und wollte etwas erwidern. Doch stattdessen hörte ich nur ein kurzes, erstickendes Keuchen. Ich wusste, was ihn so erschrocken hatte. Seit ich gegangen war, hatte er mich nicht mehr gesehen und der Verband schien ihn genauso zu verstören wie Balin zuvor. Doch wie der alte Zwerg riss er sich zusammen und fuhr dann mit dem fort, was er sagen wollte. Jedoch bedeutend ruhiger, als er es wohl zunächst vor hatte.

"Nein. Ich hatte eben nicht mit allem recht. Ich hätte sehen müssen, dass du ein freies Wesen bist, das man nicht so einfach an sich binden kann. Dass du alt genug bist um selbst zu wissen, was du brauchst und was du willst. Ich hätte darauf vertrauen sollen, dass du weißt was in deiner Welt das Richtige ist. Stattdessen habe ich seit meinem erneuten Eintreffen immer wieder versucht dich auf jede nur erdenkliche Art zu manipulieren und an meine Welt zu fesseln. Aber ich war zu blind um zu erkennen, dass du dafür nicht geschaffen warst. Du bist eine einfache Menschenfrau. Keine einfältige, pflichtgetreue Zwergin. Ich wollte dich zu etwas machen, was du nicht bist. Und um ehrlich zu sein, Mahal sei Dank, dass ich es nicht geschafft habe deinen Willen genauso zu zerbrechen wie deine Haarspange", meinte er und seufzte, wobei in seiner Stimme tatsächlich ein klein wenig Freude mit schwang.

Ich hob ein wenig verwirrt den Kopf und legte diesen fragend schief, bis er Wortlos in die Tasche seiner Leinenhose griff, um etwas hervor zu holen. Dann strecke er mir seine geschlossene Faust entgegen, die er schließlich auch wieder öffnete. In seiner Handfläche lagen tatsächlich die Bruchstücke der glitzernden, silbernen Haarspange. Sie war in zwei Hälften gebrochen, einige der Edelsteine schienen zu fehlen und das recht filigrane Muster aus silbernen Schnörkeln war reichlich verbogen. Ich beäugte das Ding noch ein paar Minuten lang, ehe ich vorsichtig eine Hand aus meiner Verschränkung löste und mir eines der Stücke nehmen wollte. Doch bevor ich sie berührte, fiel mir plötzlich Oins Geschichte über die beiden Gegenstände von gleichem Wert und Art wieder ein, weshalb ich mit einem Mal wachsam zögerte.

Ich wusste zwar nicht warum, aber irgendwie erweckte diese Geste mein Misstrauen. Deshalb zog ich sie meine Hand nochmal zurück und Blickte dem Zwergenkönig ruhig, aber abschätzig ins Gesicht. "Das ist jetzt hoffentlich nicht wieder irgendeiner deiner Tricks, um sich hinterrücks doch bei mir anzubiedern?", hakte ich vorsichtshalber nach. Zunächst schien Thorin gar nicht zu wissen worauf ich mit der Frage hinaus wollte, da er seine Augenbrauen hoch zog. Doch dann erkannte er offensichtlich, was er gerade tat und verstaute die Spangenstücke rasch wieder in seiner Tasche.

"Nein. Das hatte ich im Augenblick nicht beabsichtigt. Ich wollte sie dir lediglich zeigen und dich nicht in Versuchung bringen ein weiteres Ritual meines Volkes zu vollziehen. In Anbetracht der gegenwärtigen Umstände war dies wirklich nicht Weise von mir", meinte er und verzog verdrießlich den Mund hinter seinem dunklen Bart. Ich schüttelte nur seufzend den Kopf und verschränkte wieder meine Arme miteinander. "Ja. Das wäre sau dämlich. Zum Glück hab ich es rechtzeitig bemerkt, bevor ich vielleicht einen Fehler begangen hätte", sagte ich, was ihn zaghaft schmunzeln ließ.

"Du hast doch ziemlich viel von einer Zwergin. Wobei ich nicht wieder damit anfangen möchte. Das wäre noch ein Fehler meinerseits", sagte er mit reichlich ernstem Ton. "Wir. Begehen wohl beide im Augenblick jede Menge Fehler", stellte ich fest und schaute ihm dabei in seine wunderschönen blauen Augen. Er nickte knapp und schloss diese kurz um zu seufzen, bevor er meinen Blick erwiderte. Dann schwiegen wir eine Weile. Sonst taten wir nichts. Wir sahen uns an. Standen unschlüssig voreinander. Und tauschten Wortlos unsere Gedanken aus.

Zumindest kam es mir so vor. Denn ich bekam mehr und mehr das Gefühl, dass unser Gespräch bald richtig beendet sein würde und nicht nur für einen Moment der Stille. Mit meiner Vermutung lag ich auch dementsprechend Gold richtig, als er erneut den Mund öffnete, um endlich die klaren Worte zu sprechen, vor denen ich zum einen Angst, aber welche ich zum anderen auch erwartet hatte.

"Ich. Ich denke. Ich werde jetzt meine Männer nehmen... und gehen", sagte er ruhig. Ich zuckte kurz verschreckt zusammen und musterte ihn verunsichert. "Du. Gehst? Komm... Kommst du denn wieder?", fragte ich, da ich im ersten Moment doch ein wenig überfordert damit war. Er war hingegen ebenso überfordert mit meiner Frage. Damit hatte er nun wieder nicht gerechnet.

"Ich... Ich weiß es nicht. Willst du denn, dass ich wieder komme? Ich meine, nachdem was ich dir angetan habe?", erwiderte er verwirrt. Ich zuckte nur mit den Schulter und löste den Blickkontakt um auf den Boden zu sehen. "Ich denke, das ist wohl wieder etwas, bei dem ich dir recht geben muss. Nämlich, dass du recht hattest unrecht zu haben", meinte ich und druckste ein wenig um die Antwort herum. "Ich verstehe dich nicht. Willst du es nun oder nicht? Und was meinst du mit, ich hätte recht unrecht zu haben?", fragte er nun etwas direkter. Ein wenig verlegen begann ich mir auf der Unterlippe herum zu kauen und trat von einem Bein aufs andere. Es war schwer für mich die passenden Worte zu finden, um ihm das zu sagen, was mich beschäftigte. Denn es war verdammt viel was mir im Kopf herum ging. Unter anderem diese neuen Bilder einer glücklichen Familiengründung. Schließlich schaffte ich es nach einigen geschlagenen Minuten meine Gedanken und Worte so weit zu sortieren, dass ich wieder aufblicken konnte, um es ihm ruhig zu erklären.

"Was ich meine ist. Nun ja. Du hast unrecht damit, wenn du sagst, dass ich genau wüsste was ich will. Denn in Wahrheit, weiß ich gar nicht was ich will. Einerseits will ich im Augenblick nicht wirklich in deiner Nähe sein. Aus Angst, dass du mir wieder weh tun könntest und alles noch viel schlimmer wird. Auf der anderen Seite will ich nicht sagen, geh mir aus den Augen und komm nie wieder. Dann würde ich mir selbst das Herz brechen. Denn egal was vorgefallen ist, ich kann dich nicht für das hassen was du getan hast. Obwohl ich es eigentlich sollte. Ich ertrage diese Ungewissheit nicht, was nun aus uns wird. Verstehst du? Ich will dich bei mir haben, aber nicht so wie es derzeit ist. Nicht mit dem Gedanken im Hinterkopf vor einem erneuten Ausraster von dir Angst haben zu müssen. Vor allem nicht, wenn später vielleicht noch Kinder mit im Spiel sind. Ich will so einen Mann und auch so eine Liebe nicht, in der wir auf höflichen Abstand leben. Ich will...", sprudelte es aus mir heraus, doch bevor ich noch weiter reden konnte, legte er mir unversehens und fest beide Hände auf die Schultern.

"Ich habe verstanden, Cuna. Ich verstehe deine Einwände, deine Sorgen, deine Ängste und deinen Schmerz. Daher möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten, der vielleicht zu unser beider Wohl ist", meinte er und näherte sich ganz vorsichtig meinem Gesicht. Allerdings nur bis seine Stirn ganz vorsichtig den Verband berührte. "Und... Und der wäre?", fragte ich verunsichert, wobei meine Stimme ängstlich zu zittern begann.

Nicht nur weil mir seine plötzliche Nähe wieder unangenehm wurde, sondern auch weil ich nicht wusste was genau sein Vorschlag war. Doch bevor er antwortete, schloss er noch mal kurz die Augen und atmete schwerfällig durch. Es fiel ihm absolut nicht leicht das auszusprechen, was er mir unterbreiten wollte.

Das merkte ich allein schon daran, dass seine Stimme ebenso begann zu beben wie meine, und seine wunderschönen blauen Augen einen traurigen Glanz annahmen, als er sagte: "Lass uns vorläufig getrennte Wege gehen."
 

- 92. Entscheidungen und deren Folgen / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben Leserinnen und Leser.

Tja. Da ist es nun, das lang versprochene Gespräch mit dem Zwergenkönig. Und natürlich mit einem indirekten Cliffhänger. Sorry ich kann nicht anders. :D
Aber keine Sorge. Thorin sagte 'VORLÄUFIG'. Heißt es wird doch noch ein Wiedersehen geben. Allerdings erst dann, wenn beide über ihre Prioritäten nachgedacht haben. Da bleibt mir genug Zeit um euch mit anderen kleinen Ideen zu zu bomben. Außerdem gibts dann mehr von Kili, Fili, Jana und... ach den rest den lest ihr später. Das wird wie immer ne Überraschung.
Ich hoffe wie immer dass euch das Kapitel gefallen hat und wünsche allen ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße Eure Virdra-sama

P.S.: Für alle die einmal den Realen Schauplatz der Zeltstadt sehen wollen, habe ich in der FF Einleitung einen Link hinein gesetzt. Da könnt ihr euch dann mal umsehen und auch einige der Charaktäre begutachten. Natürlich nur wenn ihr lust habt :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2016-08-11T17:55:52+00:00 11.08.2016 19:55
Hi,
ich brauche einen roten Stift! Dwalin entschuldigt sich bei Cuna as muss festgehalten werden. Nein im ernst, ich hab nicht damit gerechnet das er sich bei Cuna entschuldigt und sich auch noch die Schuld gibt. Cuna hat aber Recht er hat keine Schuld.
Ha da hat es endlich mal den richtigen getroffen. Gut ich bin gerade sehr gehässig Gloin gegenüber, aber er hat es meiner Meinung nach auch verdient.
So nun Stehen sie sich gegen über und reden miteinander. Er möchte vorerst getrennte Wege gehen? Kommt er wieder?
Zum glück kann ich ja gleich weiter lesen wie es ausgeht.

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
11.08.2016 20:02
Hallöchen.

tja Dwalins Entschuldigung war ein Geniestreich. Er mochte Cuna zwar auch nicht, hatte aber immer respekt vor den Entscheidungen seines Königs. Nun bereut er es irgendwie ihn nicht zurück gehalten zu haben, als er sich so verändert hat. Daher gibt er sich auch die Schuld. Aber man kann niemanden vor sich selbst beschützen.
Das musste Thorin wohl auch recht schmerzhaft erfahren. Denn nichts tut so wweh, als eine geliebte Person zu verletzen. Ob nun Körperlich oder Seelisch.
Doch nun kommt erstmal die Aussprache. Und die wird nicht so einfach.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-05-25T18:13:49+00:00 25.05.2016 20:13
Hi~~

Oh man... Dwalin gab sich selbst eine Mitschuld an dieser Katastrophe.
Es ehrt ihn, doch vor sich selbst kann man niemanden schützen.
Cunas Worte haben Dwalin sicher gut getan.

Zu Gloin sag ich nix. Sonst kommt mir noch die Galle hoch.

Thorin hat nun entschieden.
Nicht die schlechteste Entscheidung.
Und da ich der Überzeugung bin das der Herr von und zu seine Cuna wirklich liebt, wird der Gute auch nicht irgendwo
nach einer geeigneterin Partnerin suchen.

Was unangenehm werden könnte, sind die Stichelein von einem Elbenkönig. Sollte der Läuten hören was Thorin
angerichtet hat.
Wie auch immer... für Cuna wirds jetzt bitter.
Denn sie kann nicht mit Thorin aber auch nicht ohne. Scheiß Gefühle... wer braucht sowas denn bitte?

Klasse Kapi.
Sich an so ein schwieriges Thema heran zu wagen zeigt Mut.
Es aber auch so gut zu meistern zeigt Können. Bin wie immer begeistert. ^______^b
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
25.05.2016 20:22
Hallöchen,

Maaaahhh. Du machst mich ganz verlegen. Ich laufe gerade rot an. >////<
Ich sage immer, ich kann vieles aber nichts kann ich richtig. Manchmal glaube ich, es war die falsche Entscheidung die Story so fortzuführen, weil sich ein paar Leute darüber doch negativ geäußert haben. Nun ist es aber eben so gekommen und einen Teil davon muss ich neben den Protagonisten ausbaden. So ist das halt....

Aber nun zum Rest deines Kommies.

Nunja der gute Dwalin. Er hat halt doch irgendwo einen weichen Kern unter den ganzen Muskeln. Und er meint eben, dass er sein Versprechen Cuna gegenüber nicht einhalten konnte. Du hast allerdings damit recht, dass man niemanden vor sich selbst beschützen kann. Gerade, wenn man sich noch nicht so lange kennt.
Da sind die Grenzen noch nicht ausgetestet worden.

Nun hat sich Thorin entschieden, dass beide getrennte Wege gehen sollten um sich wieder zu sammeln. Besonders er. Es wird aber nicht leicht für beide Seiten. Soviel ist sicher.

LG Virdra-sama
Von:  bra08
2015-08-02T19:29:57+00:00 02.08.2015 21:29
Guten Abend werte Autorin,
Fleißig , fleißig muss ich mal wieder sagen. Ich habe beide Kapitel nahezu verschlungen und hatte teilweise ein lachendes wie ein weinendes Auge. Zu Bofur und seine zukünftige kann ich nur eins sagen. Zuckersüß^^ Und Fili und Kili sind wirklich die besten Brüder die man sich wünschen kann. *seufz
Die absolute Überraschung war allerdings Dwalins Entschuldigung . Du hast ihn wirklich sehr gut getroffen ,harte Schale , weicher Kern . ZU Gloin sag ich jetzt mal nichts. Irgendwie hat er diese Abreibung schon verdient und ich bin nur ein klein wenig Schadenfroh *hust. Tja und dann Thorin. Irgendwo habe ich es ja geahnt das es dazu kommen könnte. ( Langsam habe ich mich ja an deine sadistische Ader gewöhnt. ach was, ich liebe sie XD) aber andererseits hab ich fast mein Pc angeschrien als Thorin sagte das er vorläufig getrennte Wege gehen will. Zum Schluss muss ich schon zugeben das es wohl das Beste für die beiden ist. Ich hoffe nur das diese Trennung jetzt nicht für ein paar Jahre oder so ist . DAS KANNST DU MIR NICHT ANTUN!!! *.* Naja ich bin wie immer gespannt wie es weiter geht und freue mich auf das nächste Kapitel .
Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag
LG bra08
Antwort von:  Virdra-sama
02.08.2015 21:42
huhu,
So fangen wir mal ganz oben an. Ja Bofur und seine Flamme werden noch ein ganz putziges Paar. Ich hab sie so aufeinander abgestimmt, dass die Chemie irgendwie stimmen muss.
Kili und Fili sind natürlich die beiden, die Cuna immer wieder aufmuntern und ihr in der größten Not beistehen. So kennt und liebt man sie ja. :D
Bei Dwalin hab ich mich ein bisschen schwer getan. Aber er ist mir ja denke ich recht gut gelungen.
Gloin. Nun ja, dazu sag ich mal auch nichts. Normalerweise ist er ja auch ein ganz netter. Aber jede Story braucht so seinen Bad Guy. Und bei mir hat es eben ihn erwischt. xD
So nun zur trennung auf Zeit der beiden Turteltäubchen. Das hat natürlich seinen Grund. Nicht nur weil er sie verletzt hat. Nein ich habe da noch ein paar Pläne in der Hinterhand, die teilweise sehr witzig, aber auch extrem spannend werden. Und in denen Cuna klar werden wird, dass sie ihn in dieser Zeit wirklich gut hätte gebrauchen können. Aber keine Sorge. Das wird nicht über Jahre hinweg gehen. Da sind ein paar wochen oder vielleicht ein zwei Monate eingeplant. Mehr aber auch nicht. Das will ich keinem antun. Ich denke damit würde ich die Leser auch vergraulen.
Im nächsten Kapitel, dass kan ich schon mal sagen, wird es dann zum vorläufigen Abschied kommen. Aber auch da warten noch kleine Überraschungen. (Ja ist denn heut schon Durinstag?)
Dir auch noch nen schönen Restsonntag.

LG Virdra-sama :D
Von:  Sanguisdeci
2015-08-01T18:09:53+00:00 01.08.2015 20:09
Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Ein interessantes Gespräch.
Antwort von:  Virdra-sama
01.08.2015 20:17
huhu.
Ich bin schon am arbeiten daran. Aber das dauert ja immer ein bisschen. :D

LG Virdra-sama


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