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Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
von

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79. Im Rausch der Klänge

Die Luft stand still. Genauso wie die Zeit. Zumindest kam es mir in diesem Augenblick so vor.

Doch meinte man immer noch das kurzen Klatschen hören zu können, welches der direkte Treffer auf Thorins Wange von sich gegeben hatte. Dessen Echo pulsierte nicht nur heftig und schmerzhaft in meinen Ohren, sondern auch in meiner Handfläche. Der Zwergenkönig hatte von mir die volle Breitseite ab bekommen. Diese begann sich nun allmählich und gut sichtbar im Schein des Dämmerlichts aus meinem Apartment ein Stück weit über seinem dunklen Bart abzuzeichnen.

Meinen plötzlichen Angriff hatte er nicht im Entferntesten vorhersehen können. Genauso verblüfft und verdattert starrte er mich auch dementsprechend mit leicht geöffnetem Mund an. Hinter mir gab Bofur ein verklemmtes und für einen Zwergen sehr hohes Quieken von sich. Im Zimmer selbst war es plötzlich still geworden. Das einzige was ich noch von drinnen vernehmen konnte, war ein vielstimmiges Keuchen. Danach erhob sich unheimvolles Gemurmel aus der Wohnung. Ich konnte aber nur einzelne Wortfetzen auffangen, wie "...hat Thorin geschlagen" oder "Ich fasse es nicht".

Alle zwölf standen genauso sehr unter Schock wie ihr König, der bedächtig, ungläubig und vorsichtig die Hand an seine edlen Züge legte und mit den Fingerspitzen über die Spuren meiner Hand fuhr, welche ich im Gegenzug sinken ließ. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf, während er mich von oben bis unten musterte.

Ich atmete stoßweise und zischend durch meine zusammengebissenen Zähne. Mein ganzer Leib zitterte vor Anspannung und Zorn auf diesen Mann, dem ich hoffnungsvoll und doch blind vor Naivität mein geschundenes Herz anvertraut hatte. Diesem Zwerg von dem ich dachte, dass er mich aufrichtig lieben würde. Ich kam mir so erbärmlich vor, dass ich so auf ihn herein gefallen war. Ich fühlte mich so hintergangen, belogen und um meine Liebe betrogen, die mir nun das Herz in der Brust beinahe zerriss, nachdem ich meine Tat vollbracht hatte. Auch wenn ich mich insgeheim wunderte, dass ich trotz der Nebel in meinem Kopf überhaupt so hatte reagieren können.

Es war aber eine Genugtuung, wie ich sie zuvor noch nie verspürte. In mir schrie und jubelte etwas, das ich bisher noch nie gehört hatte und wohl vom Einfluss des Weines und des Pfeifenkrauts noch verstärkt wurde. Eine eher befremdliche, aber sehr melodische Stimme, die mir leise einen Sing-Sang ins Hirn flötete: "Gut so. Mach weiter. Er hat es für seine Verlogenheit verdient!"

Ich schnaubte kurz und musste der Stimme stumm recht geben. Aber vorerst wollte ich auf eine Reaktion von ihm warten. Was würde er nun machen? Würde er schreien? Würde er zurück schlagen, sobald er sich von dem Schrecken erholt hatte? Oder würde er vor mir zurück weichen und sich feige davon machen, weil er genau wusste, dass ich ihn vermeintlich durchschaut hatte?

Viele Fragen schossen mir durch meinen wabernden, sich langsam drehenden Geist und jede Antwort schien mir allein aufgrund dessen plausibel. Mein eigentlich gesunder Menschenverstand hatte sich für den Augenblick eher in den Hintergrund gedrängt und ich konnte stattdessen meine kleinen Schlussfolgerungen aus der Lage ziehen, in die ich mich immer mehr hinein verstrickte. Dabei kamen mir die verrücktesten Einfälle in den Sinn, die ich so nie gehabt hätte. Und diese melodische Stimme wurde mit jedem einzelnen Einfall immer lauter und schien jede für möglich zu halten.

So meinte sie auch, dass es sein könnte, dass er eine Kombination aus allem wählte. Vielleicht würde er erst schlagen, dann schreien und zuletzt verschwinden und mich liegen lassen. Aber die Reihenfolge des Ganzen war mir vorerst egal. Er musste irgendwie reagieren und ich würde es so hinnehmen wie es kam. Alles was er danach tat würde mich nur in meinem Denken bestätigen.

Doch mit der ersten Geste, die er machte, hatte ich zunächst gar nicht gerechnet.

Er stand einfach nur wie vom Donner gerührt vor mir und begann fahrig vor sich hin zu flüstern. "Mahal. Was? Was hab ich denn...? Cuna...? Warum...? Warum nur...?", kam es stammelnd und stotternd aus seinem Mund. Meiner Kehle entkam nur ein rollendes Knurren und ich hob mit einem herabwürdigenden Blick meinen Kopf etwas an.

" 'Warum nur? Warum Cuna? Was hab ich denn getan, Cuna?' ", äffte ich ihn gehässig nach, woraufhin ein mehrstimmiges Luftholen in meiner Umgebung zu hören war. Ich konnte die Blicke der Zwerge auf mir spüren. Doch welchen Ausdruck sie hatte, konnte und wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht feststellen. Meine Aufmerksamkeit galt dem kleinen, dunkelhaarigen Mann vor mir, der plötzlich zusammen zuckte, als hätte ich ihm noch mal eine runter gehauen. Nun schüttelte er deutlicher den Kopf und strich sich immer noch fassungslos über meinen Abdruck. Wieder begann er zu sprechen, diesmal versuchte er es allerdings etwas lauter und mit festerem Ton.

"Was bei Durins Bart ist in dich gefahren? Wieso redest du plötzlich so mit mir? Und warum starrst du mich an, als wolltest du mir ans Leben?", sagte er und machte einen Schritt auf mich zu. Mein Körper reagierte auf seine Bewegung, ohne dass ich ihm zunächst den Befehl gegeben hatte und auch die nächsten Worte fielen mir mehr als unachtsam aus dem Mund.

"Komm mir nicht zu Nahe, du dreckiger Bastard!", brüllte ich ihm entgegen und machte einen Schritt rückwärts, wobei ich gegen Bofur stieß, den ich deutlich schlucken hörte. "Cuna. Was sagst du denn da?", wisperte mir dieser verängstigt zu. Doch ich ignorierte seinen panischen Tonfall. Ich musste den Zwergenkönig weiter im Auge behalten.

Thorins blauen Augen verengten sich jäh, als ich so dicht an den armen Zwerg mit der Mütze herangerückt war, dass sich unsere Körper leicht berührten. Sein Blick wanderte von mir, zu ihm, wieder zu mir und dann blieb er an Bofur haften, wie ein Magnet, bevor er die Hand sinken ließ und neben seinem Körper zu Faust ballte.

"So ist das also. Wie lange geht das schon? Sag mir, wie lange treibt ihr beiden dieses Spielchen hinter meinem Rücken?!", rief er mit einem Mal aus und machte einen Satz nach vorne, woraufhin Bofur hinter mir weg sprang. Ich drehte den Kopf kurz nach hinten und sah, dass er sich verängstigt an die Hauswand presste und flehend stammelte: "Tho-Thorin. Das. Das verstehst du falsch. Wir. Wir sind nicht..."

"Ihr seid nicht WAS?! Glaubst du ich bin mit Blindheit geschlagen, dass ich jetzt nicht genau erkannt hätte, was hier vor sich geht. Oh, ich hätte es schon damals sehen müssen, als sie plötzlich diesen Zopf im Haar hatte! Ich hätte es erkennen müssen, dass ihn ein Zwerg gebunden hat. Noch dazu, dass es von deiner Hand war! Diese Art zu flechten beherrscht nur du so tadellos! Und dann hast du dich auch noch freiwillig dazu bereit erklärt, vor einiger Zeit zu ihr zu reisen, um ihr meine Nachricht zu überbringen! Mahal möge mir beistehen, dass ich dich nicht auf der Stelle hier hinabstürzte! Du hinterhältiger, treuloser Verräter!", brüllte der Zwergenkönig aufgebracht, wollte mit ausgestreckten Händen noch einen Satz auf ihn zu machen und ihn packen. Doch wieder handelte mein Körper fast von selbst und ich stellte mich Thorin mit ausgebreiteten Armen und wütendem Blick in den Weg. Er zögerte daraufhin überrascht und hielt knapp vor mir stehend inne. "Geh mir aus dem Weg, Weib, damit ich diesen miesen Hund in Stücke reißen kann", knurrte er immer noch ohne mich anzusehen.

"Das werde ich nicht! Lass ihn da raus! Das ist eine Sache zwischen uns beiden! Und nenn ihn nicht Verräter! Wenn dann bist DU es, der MICH verraten und hintergangen hat! Nicht er!", entgegnete ich forsch und versuchte dabei ihn am weiteren vordringen zu seinem Gefolgsmann zu hindern. Thorins Blickkontakt löste sich unwillkürlich durch meinen Vorstoß und erneut trat Entsetzen auf seine edlen Züge. Meine offensive Beschuldigung schien ihn plötzlich genauso heftig zu treffen, wie eine zweite Ohrfeige. Von drinnen kamen wieder reihum verwirrte und fassungslose gemurmelte Worte. "Was redet sie denn da?", kam es reichlich ratlos von Nori. "Sie hat wohl den Verstand verloren", meinte Dori, der wohl versuchte seinem Bruder damit eine logische Erklärung für mein Handeln zu geben.

Doch nur ich allein wusste in dem Moment, warum ich es tat. Wobei allerdings seine Bemerkung mich ein wenig aufrüttelte und eine andere Stimme, die zwar weniger melodisch war, als die erste, dafür aber fest und bestimmt in mir erklang. "Was zum Henker treibst du denn da eigentlich?! Das ist doch der Mann den du liebst!", fauchte sie mich barsch an. Ich grummelte unbehaglich vor mich hin. Sicher, das war der Mann den ich eigentlich liebte. Aus diesem Grund tat es ja auch so unsagbar weh. Und deswegen hatte ich ihm auch eine geknallt.

Aber schienen ihn meine Worte weit mehr zu verletzen, als es mein Schlag je bei ihm getan hätte.

"Wa-Was? Was... sagst... du?", begann er zu stottern und seine Augen weiteten sich. Für einen Moment war arge Besorgnis, wenn nicht sogar Angst darin abzulesen. Allerdings konnte ich in seiner Miene nicht ausmachen, ob er sich nun ertappt fühlte oder einfach nur beunruhigt war. Um das festzustellen, musste ich noch ein bisschen weiter gehen. Wobei mir die erste Stimme beistand, die mir inzwischen hilfreich alle Worte in den Mund legte, die ich benötigte, um ihn vor allen zu stellen.

"Bofur ist kein Verräter. Nein. Er ist ein lieber, sehr hilfreicher Zwerg und wahrer Freund, der mir endlich die Augen über dich und deine hinterhältigen Machenschaften geöffnet hat", fauchte ich mit bisher noch nicht gekannter Giftigkeit und starrte dem Zwergenkönig fest an.

Während sich dieser wieder in einer Art Schockstarre befand, flötete mir die fremdartige Stimme weiterhin melodisch einige Sachen zu. "So ist recht. Sag es ihm. Sag ihm alles. Tu ihm weh, wie er dir weh getan hat", trällerte es in meinem Unterbewusstsein herum und ich spürte, wie sich ein schattenhaftes Lächeln auf meine Lippen legte. Auf der anderen Seite tat sich auch wieder die feste Stimme hervor die murmelte: "Hör nicht darauf. Um Himmels willen. Was tust du nur? Du liebst ihn doch."

"Ruhe", fauchte ich plötzlich einfach so vor mich hin, um die Stimmen in meinem vernebelten Kopf zum Schweigen zu bringen, die nun begannen unaufhörlich zu zanken und sich ständig Wiederworte gaben. Mein innerer Konflikt bereitete mir leichte Kopfschmerzen, die fast genauso schlimm pochten wie meine Handfläche. Doch blieb mein einfach dahin gesagtes Wort nicht ungehört.

Etwas daran verunsicherte den Zwergenkönig mit einem Mal, als es an seine Ohren drang, doch er blieb eisern vor mir stehen. Hielt mein Gesicht immer noch fest im Blick. Seine Mimik und Körperhaltung wandelte sich allerdings. Er wurde aufmerksamer, abwartend, wachsam und spannte die Muskeln ein wenig an. Seine Lippen pressten sich etwas zusammen und seine Züge verhärteten sich bevor er leise, aber doch deutlich seine Stimme wieder fand. Doch richtete er seine nächsten Worte nicht an mich, sondern an den Zwerg mit der Mütze hinter mir.

"Bofur..? Was.. hast... du... ihr ...gesagt?", fragte er sehr ernst und wieder hörte ich den Ärmsten hinter mir deutlich schlucken, bevor er hastig eine Antwort hervor stotterte. "G-gar nichts. T-Thorin. Ehrlich. Wir. Wir haben uns nur über den Abend unterhalten und. Und kurz darüber geredet, wie sehr ich dich und die Jungs beneide, dass ihr hier seid. Auch dass sie sich deinen Ausbruch vorhin nicht so zu Herzen nehmen soll, weil sie ja immer hin deine Âzyungâl ist", sagte er verängstigt, bevor Thorin ein entrüstetes Schnauben von sich gab.

Er schwieg zunächst, nachdem er es gehört hatte und musterte mich abschätzig. "Das also. Und du hast ihr gesagt, was es bedeutet und in welchem Zusammenhang es steht?", hakte er vermeintlich ruhig nach. "Nun ich. Nicht gänzlich. Weil. Dazu kam ich nicht vollkommen. Ich hab ihr nur gesagt was das Wort bedeutet", sagte er und klang dabei ziemlich beschämt.

Das Gesicht des Zwergenkönigs spannte sich leicht an und er gab ein verstehendes Brummen von sich, ehe er die Schulter straffe. "Geh rein. Schließ das Fenster und die Tür. Hier gibt es einiges zu klären. Mit dir befasse ich mich danach. Verstanden?", raunte er ihm mit harten Worten entgegen.

"Ja. Ja schon. Schon verstanden", sagte der Zwerg mit der Mütze überhastet und wollte sich an mir vorbei drängen, doch ich ließ ihn nicht durch. Hämisch hob ich eine Augenbraue und musterte den Zwergenkönig abschätzig. "Was soll das werden?", fauchte ich und hielt den Arm weiterhin oben. Thorin fixierte mich scharf und knurrte versucht beherrscht: "Wie du vorhin schon sagtest. DAS ist eine Sache zwischen uns beiden. Und die klären wir auch NUR zwischen uns beiden."

Ich zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen, während mir plötzlich die melodische Stimme wieder in den Kopf hinein flüsterte: "Siehst du, was er tut? Er will keine Zeugen. Niemanden der bestätigen kann, dass er dich belogen hat. Deshalb schickt er Bofur weg und will, dass sie alle davon nichts mitbekommen. Damit DU am Ende als Lügnerin da stehst."

"Ja. Genau. Er will keine Zeugen. Das ist wohl richtig", grübelte ich leicht abwesend vor mich hin, ohne zu bemerkten, dass sich meine Lippen dabei bewegten und die Worte wirklich aus meinem Mund kamen. Thorins Augenbrauen schossen derweil überrascht in die Höhe und er legte mit fragender Miene den Kopf schief. "Wozu in Durins Namen sollten wir Zeugen benötigen?", hakte er leicht irritiert nach.

Ich gab ein kurzes Brummen von mir, begann die Arme langsam vor meiner Brust zu verschränken und fasste den Zwergenkönig überheblich ins Auge, ehe ich ihm antwortete.

"Ganz einfach. HERR Eichenschild. Damit du dich nicht heraus winden kannst, wie eine Schlange und hinterher mich als Lügnerin dastehen lässt", knurrte ich barsch und straffte die Schultern. Thorin klappte ungläubig der Mund auf und zu, als er versuchte meine Worte genau zu erfassen. Dann schüttelte er nur die schwarze Mähne und brummte verärgert: "Das würde ich nie tun und das weißt du auch. Verdammt noch mal, Frau. Ich frage mich wirklich, was in dich gefahren ist. Du redest wirren Unsinn. Anscheinend ist dir der Wein vollkommen zu Kopf gestiegen. Aber gut. Wenn du unbedingt auf Zeugen bestehst. Dann sollst du deine Zeugen haben. Alle bleiben da wo sie sind und werden zuhören, was du mir vorzuwerfen hast."

Sein plötzlicher Sinneswandel war eine Überraschung für uns alle und machte mich im ersten Moment sprachlos. Die Einzige, die etwas sagte, war die feste Stimme, die wohl mein Gewissen war. Denn diese meldete sich kurz zu Wort und flüsterte: "Siehst du? Das ist doch der Beweis, dass du ihm etwas Wert bist."

Allerdings wurden diese Worte erneut von der melodischen Stimme gierig verschlungen, indem sie entgegnete: "Nein, das tut er nur, weil die Anderen bereits Bescheid wissen. Deshalb macht er auch keine Geheimnisse darum!"

Der erneute Streit in meinem vernebelten Geist versetzte mir wieder einen stechenden Kopfschmerz und ließ mich kurz keuchen und die Augen zu kneifen. "Cuna, ist dir nicht gut?", kam es etwas zögerlich von der Balkontür, wo sich Kili und Fili hingestellt hatten. Ich wusste in dem Moment nicht wirklich von wem der beiden die Frage gekommen war und schüttelte nur den Kopf. "Es ist nichts", murmelte ich lediglich, öffnete die Augen und schaute wieder in Thorins wunderschöne blaue Augen, in denen sich ein Hauch von Besorgnis wieder fand. Doch als er meinen Blick auffing verschwand diese und seine Gesichtszüge härteten sich erneut.

"Also. Nun spuck schon aus. Was hast du mir vorzuwerfen, Frau? Auf welche Art und Weise soll ich dich verraten haben?", sagte er ruhig, aber dennoch ungeduldig. Ich atmete einmal ganz tief durch und versuchte ihn fest anzusehen, bevor ich ihm endlich antwortete. Doch kam es mir unbewusst so vor, als wäre nicht ich selbst diejenige, die ihm die nächsten Worte an den Kopf warf, sondern die melodische Stimme in meinem Eigenen. Diese soufflierte mir alles so bitter kalt in meine Gedanken hinein, dass mein ganzer Körper davon erschauderte und zu zittern begann.

"Als wenn du es nicht wüsstest. Aber bitte, falls du es doch vergessen haben solltest. Erinnere ich dich eben noch mal dran. Du hast es bereits an dem Abend getan, als du mir den Heiratsantrag gemacht hast", sagte ich und hob überheblich meinen Kopf. "Ach? Das soll ich getan haben? Warum denkst du das?", fragte er und legte abschätzig den Kopf schief.

"Ganz einfach. Weil du mich dafür bestrafen wolltest, dass ich Chu an dem Abend alles über euch gesagt habe. Es war wirklich sehr gerissen von dir, so mit meinen Gefühlen zu spielen und mich innerlich fast in den Wahnsinn zu treiben. Mir Angst zu machen, dich zu verlieren. Ich meine, wie du so getan hast, als würdest du mir die Wahl lassen, mich selbst dafür zu bestrafen, weil ich mein Versprechen gebrochen habe. Das war wirklich eine Meisterleistung. Dabei hab ich es nur getan, um dich davor zu schützen. Damit du hier bei der Polizei und danach auf dem Sehziertisch irgendeines Arztes landest, der deinen Zwergenkörper genau unter die Lupe nimmt. Ha! Saubere Leistung, wie du mich da hinters Licht geführt hast. Da hat mein Laien-Schauspiel-Unterricht dir offenbar wirklich etwas gebracht, nicht wahr? Gut eigentlich warst du nie besonders leicht in deinen Absichten zu durchschauen. Oh ja. Du hast mich ganz schön reingelegt. Und erst dieser scheinheilige Mist mit dem Tanz am letzten Abend. Deinem vermeintlichen Liebesschwur, mit dem du mich so weich geklopft hast, dass ich tatsächlich bereit war dir in meinem angetrunkenen Zustand eine Nacht mit mir zu schenken. Wenn ich bedenke, was für widerwärtige Absichten du darin gelegt hast, wird mir schlecht!", knurrte ich und hätte beinahe vor seine Füße gespuckt. Auch weil mir tatsächlich etwas schlecht wurde, während ich sprach.

Der Grund dafür war nicht unerheblich. Denn die feste, unmelodische Stimme in meinem Kopf schrie mich die ganze Zeit über an, mit den Worten: "Bist du Wahnsinnig?! Hör auf so was zu sagen! Das kannst du doch nicht machen!"

Sicher, das konnte ich nicht einfach so machen. Und trotzdem tat ich es. Auch wenn ich bemerkte, wie dem Zwergenkönig verletzt und empört der Mund weit offen stand. Aber ich wollte mir von ihr nichts sagen lassen. Nein, dieses mal nicht. Schluss mit der Vernunft und der netten, jungen und gutherzigen Frau, die sich für alles und jeden opferte, und alles so hinnehmen sollte, wie es sich entwickelte.

Nie mehr! Nicht weiterhin! Ich brauchte keine Moralapostel mehr und wollte auch selbst keiner mehr sein. Ich wollte und musste endlich einmal was ändern, auch wenn das hieß gerade den Mann vor den Kopf zu stoßen, dem mein Herz gehörte. "Das ist nicht wahr! Das ist der falsche Weg, du dumme Kuh! Hör auf damit!", fuhr mich die feste Stimme laut an,noch während ich es dachte. Sie traf mich so heftig, dass mir fast schwindlig wurde.

"Sei still, verdammt!", fauchte ich ihr mit der selben Lautstärke und deutlich entgegen. Gerade als Thorin dazu ansetzen wollte etwas zu sagen. Vermutlich ließ mich diese Tatsache nicht ganz so dumm dastehen, denn langsam merkte ich, dass ich auf diese verrückte Art vor allen Anwesenden Selbstgespräche führte. Und das machte mir insgeheim ein wenig Angst. Genauso wie die immer stärker werdende Kälte, die mir durch meine Venen kroch und mich trotz der Sommerlichen Nachtluft fast frieren ließ. Etwas stimmte nicht mit mir. Und zwar ganz und gar nicht.

Trotzdem ignorierte ich meinen Zustand vorerst, um mit meiner Beweisführung fort zu fahren. "Ja. Deine Machenschaften sind so abartig, Thorin. Mich darum zu bitten mit meiner Familie zu reden, damit du bei mir den Erbschleicher spielen kannst, um dir wieder ein Vermögen zu schaffen, dass du verloren hast. Mir dann nach der Hochzeit einen Kind in den Leib pflanzen zu wollen. Dich bei mir so lange mit deiner Sippe einzunisten, bis du endlich einen passenden Erben in Händen hältst. Um mir dann das Kind zu entreißen, was ich unter Schmerzen geboren hätte und auf nimmer wiedersehen zu verschwinden. Ja. Genau das ist es doch, was du die ganze Zeit willst. Ich habe dich durchschaut. Und jetzt sage mir nicht das sei gelogen. Was wäre sonst der Grund, weshalb du mich nur als deine Geliebte bezeichnest? Los komm! Spucks aus!", brüllte ich ihm zum Ende hin entgehen. Ich hatte mich während der letzten Sätze so in die Sache hinein gesteigert, dass mein Körper nun noch mehr zitterte und bebte.

Der Zwergenkönig hingegen begann nur langsam zu begreifen, was ich ihm gerade alles entgegen geworfen hatte. Aber mit jeder Einzelheit verfinsterte sich sein Gesicht irgendwann so sehr, dass man nur noch tiefen Schmerz erkennen konnte. Er hatte sich in dieser Zeit immer fester auf die Unterlippe gebissen, dass diese blutete. Ich musste einen Moment schlucken, als ich diesen starken Ausdruck in seinen Augen bemerkte und machte unbewusst einen Schritt rückwärts. Als er dann die Stimme hob um mir zu antworten, fuhr mir der bittere Ton so tief ins Herz, dass ich meinte es würde erneut in unzählige Teile gerissen. "So also denkst du von mir? Du glaubst wirklich ich wäre dazu im Stande, dir ein derartiges Leid zu zu fügen? Nach allem was ich für dich getan habe? Nachdem ich. Nachdem ich sogar mein Leben für dich geben wollte? Da. Da hältst du mich für einen Lügner und Betrüger?", erwiderte er mit so stark unterkühlter Stimme, dass ich wieder schlucken musste. Mit einigem Erstaunen und sogar Entsetzen sah ich dabei zu, wie er fassungslos die Arme neben seinen kräftigen Körper sinken ließ.

Nie zuvor hatte ich ihn so schwach, so verletzt und so gebrochen gesehen, wie in diesem Augenblick. Er schien nicht einmal wütend auf mich zu sein. Er schrie nicht. Er fluchte auch nicht. Nein. Er stand einfach nur da, wie ein Mann, dessen ganzes Welt und ganzes Sein gerade in sich zusammen brach, als wäre alles nur ein Kartenhaus. Ich hatte Wiederworte erwartet. Hatte gedacht, dass er versuchte alles was ich sagte vehement abzustreiten und zu widerlegen. Doch er tat nichts dergleichen. Er schwieg einfach nur. Und sein Schweigen tat weh. Es schmerzte mich mehr als jede Ohrfeige, die er mir im gegenzug zu meiner hätte verpassen können. Sofort schaltete sich die feste Stimme wieder in meinem völlig benebelten Kopf ein, die mich anraunte: "Sieh nur was du angerichtet hast! Was du gerade dem Mann angetan hast, den du liebst! Und der dich offenbar auch liebt. Sonst würde er niemals so da stehen!"

Ich atmete tief durch und spürte, wie mir das Herz in die Hose rutschte. Das hatte ich doch gar nicht gewollt. Das hatte ich nie gewollt. Warum hatte ich das nur alles zu ihm gesagt? Warum nur? Ich liebte ihn doch! Ich wollte ihn doch nie so verletzen. Was hatte ich da nur angerichtet?

"Du hast nichts angerichtet. Er spielt dir nur wieder etwas vor! Du sollst Mitleid mit ihm haben, sollst dich entschuldigen für einen Fehler, den du nicht begangen hast! Genau deswegen verhält er sich gerade so! Er will dich nur wieder beeinflussen. Dich in seinen Bann ziehen, dass du ihm glaubst! Sei nicht dumm!", schrie plötzlich die melodische Stimme schmerzhaft zwischen meine Gedanken und versuchte damit jedes Schuldgefühl zu vertreiben.

"Nein", murmelte ich plötzlich benommen vor mich hin und versuchte der Stimme damit zum ersten Mal zu widersprechen. Doch statt der Stimme, antwortete mir der Zwergenkönig, der mich immer noch leidend, aber nun wieder verwirrt ansah. "Aber. Cuna. Du hast es doch gerade selbst gesagt. Oder irre ich mich da?", fragte er und trat einen Schritt auf mich zu. Ich blinzelte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Ich. Ja. Habe ich. Das habe ich, aber... ", stammelte ich, aber weiter kam ich nicht, da wieder die melodische Stimme dazwischen funkte und mir sehr giftig zu murmelte: "Fall doch nicht drauf rein. Er lügt! Er lügt! Er will nicht dein bestes! Er will dich nur weiterhin ausnutzen!"

Wieder zuckte ein heftiger Schmerz durch meinen vernebelten Geist und ließ mich so weit nach hinten stolpern, bis ich mit dem Rücken an die Ecke der Balkonmauer stieß. "Nein. Nein, er lügt nicht. Hör auf!", murmelte ich und und keuchte heftig. Ich löste unwillkürlich eine Hand aus meiner Verschränkung, wand mein Gesicht von allen Anwesenden ab und fasste mir an den Kopf, als ich in meinem Hirn ein heftiges Stechen fühlte. Die Andere legte ich auf die Balkonmauer und krallte sie dort krampfhaft fest.

Nachdem ich meine Stirn berührte, musste ich feststellen, dass diese Eiskalt und mit einigen schweren Schweißtropfen überzogen war. Meine Finger zitterten wie Espenlaub und waren nur unwesentlich wärmer wie die Stelle, die sie berührten. Nun endlich wurde ich mir einer Situation bewusst, die ich die ganze Zeit über ignoriert hatte und ich begann vor mich hin zu fluchen.

Um mich herum brach plötzlich beunruhigtes und besorgtes Stimmengewirr aus. "Was hat sie denn plötzlich?", hörte ich Ori besorgt fragen. "Ich weiß es nicht", kam es ein wenig beunruhigt von Balin. Im Hintergrund fluchte Oin plötzlich etwas lauter auf Khuzdul herum, was für noch mehr Stimmengewirr sorgte. Das Nächste was ich spürte, war der Druck einer kräftigen Hand, die sich auf meine Schulter legte. Der Druck bewog mich dazu die Augen leicht zu öffnen und zu demjenigen hin zu schielen, der mich gerade berührte. Thorin selbst war an mich heran getreten und auf seinem Gesicht stand nun ernsthafte Besorgnis geschrieben und auch seine Stimme klang sehr danach, als er zu mir sprach.

"Cuna? Was ist mit dir? Was hast du auf einmal?", fragte er und rüttelte mich etwas. Ich öffnete den Mund und versuchte ihm zu Antworten, doch wieder brüllte mir diese melodische Stimme in den Kopf, die sich inzwischen nur noch abartig und hässlich anhörte, wie ein paar Fingernägel, die über eine alte Schiefertafel kratzten. "Er lügt! Trau ihm nicht! Stoß ihn weg! Er macht dich nur unglücklich!", fauchte sie, doch dann tauchte auch wieder die feste Stimme auf und entgegnete: "Nein. Tut er nicht! Er liebt dich! Er liebt dich! Sonst wäre er nicht mehr da! Vertrau ihm! Glaub ihm!"

Nun gerieten die Stimmen wieder in einen Streit und begannen ein so derbes Wortgefecht, dass ich unwillkürlich einen heftigen Schluckauf davon bekam. Der Zwergenkönig neben mir begann mich auf einmal verzweifelt zu rütteln und murmelte mir panisch mit seiner tiefen Stimme ins Ohr: "Cuna?! Cuna, sprich mit mir! Was ist los? Sag irgendwas!"

Ich konnte gerade noch einmal den Kopf heben und zu ihm drehen. Ich sah in seine wunderschönen, blauen Augen in denen zum ersten Mal die nackte Angst stand. Doch das Einzige was mir nur noch über die Lippen kam war ein einziges verzweifeltes: "Hilf... mir..."

Dann gaben auch schon meine Knie unter mir nach. Meine Hand, die sich noch an der Balkonmauer befand lockerte sich und ich klappte einfach in mich zusammen. Sofort fingen mich Thorins Arme auf und um mich herum fing alles an panisch zu schreien.

"Nein. Nein! Cuna! CUNA! NEIN!", rief mir Thorin entgegen, während er erschrocken, mit mir zu Boden sank und meinen Kopf irgendwie auf seinen Schoß bettete. Ich spürte wie ich auf dem Rücken landete und seine rauen, warmen Hände über meine Arme und mein Gesicht fuhren, bis eine davon an meiner Stirn ruhte. Die Andere ergriff meine eigene, die schlapp und zitternd, wie der Rest meines Körpers, einfach so neben mir lag.

Der Zwergenkönig fluchte laut und wisperte dann hektisch: "Bei Durins Bart. Du bist ja Eiskalt! Mahal steh mir bei. Was ist nur los mit dir?!" Meine Lippen bebten und ich versuchte zu Antworten, doch in meinem Kopf drehte sich alles einfach zu viel. Die Stimmen kämpfen unerbittlich gegeneinander. Jede versuchte die Oberhand zu gewinnen, wobei es irgendwann zu einem Gewirr aus Worten, Klängen und Melodien. Meine Gefühlswelt fuhr plötzlich Achterbahn mit mir und ich konnte weder aussteigen noch anhalten. Doch obwohl sie sich heftig stritten, konnte ich trotzdem alles um mich herum hören, was gesagt wurde. Inzwischen waren Kili und Fili herbei gestürzt. Aber auch Bofur hatte sich zu mir gehockt und murmelte mir aufgekratzt irgendetwas zu. "Cuna? Cuna, kannst du uns hören? Sprich mit uns, wenn du uns verstehst", sagte er mit bebender Stimme. Die Jungs bestürmten unterdessen ihren Onkel mit Fragen, die er allerdings genauso wenig beantworten konnte wie ich.

"Thorin, was ist mit ihr? Was hat sie?", fragte Kili verstört. "Ich. Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Sie ist eiskalt. Sie Zittert. Ich. Oh Mahal. Was haben wir nur getan?", sagte er und ich spürte, dass er meine Hand fest drückte.

"Ich weiß was ihr getan habt! Ihr verdammten Dummköpfe! Und jetzt macht platz. Ich muss sie mir ansehen", fluchte plötzlich die raue, alte Stimme von Oin, dessen Schritte eilig über den Balkon gestapft kamen. Sofort spürte ich einen Luftzug, als sich wohl die beiden Jungs erhoben, um dem alten Zwerg platz zu machen, der sich nun über mich beugte und seine Hand an mein Kinn legte.

"Cuna? Wenn Ihr mich hören könnt, dann versucht kurz die Augen zu öffnen", sagte er eindringlich und hob dabei mein Gesicht etwas an. Ich atmete stoßweise und stöhnte vor Schmerz, doch zumindest schaffte ich es über meine zitternden Lippen einige Worte zu pressen. "Ich... kann.... nicht....", wimmerte ich verängstigt, doch der Alte ließ nicht locker. "Öffnet die Augen! Ihr könnt das! Los!", fuhr er mich an und ich spürte, wie Thorins Druck an meiner Hand noch fester wurde. Ich schluckte schwer und versuchte krampfhaft meine Lieder zu öffnen, damit ich ihn ansehen konnte. Allerdings gelang es mir nur sie gerade so weit auf zu zwingen, dass sie kleine Schlitze bildeten. Doch das allein reichte ihm schon, denn ich sah wie er nickte und dann begann sich von meinem Kinn zu lösen und den Rest meines Körpers zu untersuchen, während er mir weiterhin Befehle gab oder mir fragen stellte.

"Versucht sie auf zu halten so lange Ihr könnt, verstanden? Und jetzt sagt mir ob, Ihr irgendwo schmerzen habt", raunte er und tastete zunächst nach meinem Puls am Arm. "Mein. Mein Kopf", nuschelte ich zwischen dem Zähneklappern hindurch. Oin brummte kurz und hielt weiterhin die Aufmerksamkeit auf meinen Arm geheftet.

"Wie genau fühlt es sich an? Und nicht wieder die Augen schließen! Bleibt wach, in Durins Namen!", fuhr er mich sehr forsch an, nachdem mich ein kurzer Schwindel überkommen hatte und sich meine Lieder einen Moment lang schlossen. "Es. Es tut. So weh. Mir ist kalt", klagte ich, doch Oin ließ sich nicht beirren. "Das ist mir klar, Kindchen. Aber jetzt sagt mir endlich, wie es sich anfühlt. Wie äußern sich die Schmerzen? Lasst es Euch nicht aus der Nase ziehen und reißt Euch gefälligst zusammen! Ich kann Euch nur helfen, wenn Ihr es mir richtig beschreibt!", knurrte er so laut, dass ich aufstöhnen musste.

"Oin, hör auf meine Frau so anzuschreien und tu gefälligst etwas!", kam es aufgebracht von Thorin, der nicht nur meine Hand hielt, sondern mir auch immer wieder über die Stirn streichelte. "Ich kann nur etwas tun, wenn sie mir sagt, was sie für Schmerzen hat. Und jetzt hör auf mich bei meiner Arbeit zu stören. Damit hilfst du ihr nicht!", entgegnete der Alte barsch. Daraufhin erwiderte der Zwergenkönig nichts. Und auch wenn es mir so beschissen ging wie nie, wusste ich, dass er lediglich aus Respekt vor Oin schwieg, da dieser weit erfahrener in solchen Dingen war als er selbst.

Ich war unterdessen versucht diesem endlich zu beschreiben, was mit mir los war. Doch es fiel mir verdammt schwer. Denn eine Spur von Angst umklammerte mein Herz. Es war wirklich schwer ihm erklären zu wollen, dass ich zur Zeit total verrückte Stimmen und Töne in meinem Kopf hörte, die eigentlich gar nicht da sein sollten. Ich kam mir völlig Paranoid vor. Und vermutlich war ich es in diesem Moment auch. Aber ich hatte keine andere Alternative ihm klar zu machen, was gerade mit mir los war und was in mir vor sich ging. Er wollte mir ja helfen. Das war zumindest für mich das Wichtigste.

Unter großer Anstrengung schaffte ich es noch einmal die Augenlieder auf zu zwingen, ihn anzusehen und meine Lippen zu bewegen. "Es. Es ist so ein... Stechen. Da. Da sind Stimmen. Klänge. Sie. Sie streiten. Streiten immer zu. Es tut so weh. Sie hören nicht mehr auf. Bitte. Bitte macht. Macht dass sie aufhören", wimmerte ich und fühlte wie sich in mir plötzlich alles zusammen krampfte.

Oin brummte erneut und ließ von meiner Hand ab. "Mahal. Das ist schlimmer, als ich dachte", seufzte er und ich konnte gerade so erkennen, dass er irgendetwas von seinem Gürtel nahm.

"Was ist es? Oin, was hat sie denn?", fragte Fili aus dem Hintergrund. Der alte Zwerg gab ein gequältes und leidiges Stöhnen von sich, ehe er ihm antwortete. "Sie hat genau das, wovor uns Gandalf vor unserer Abreise gewarnt hat", erklärte er zunächst nur und entkorkte dabei einen Trinkschlauch. "Und was ist es jetzt? Sprich nicht in Rätseln", fuhr ihn nun der Zwergenkönig ungeduldig an.

"Klangrausch, Thorin. Ihr Geist wurde durch irgendetwas zu sehr in Mitleidenschaft gezogen. Zum Glück habe ich für diesen Fall bereits einen Trank zubereitet, der ihr einen Teil der Schmerzen nehmen kann und ihren Körper langsam wieder erwärmt. Allerdings müssen wir bis Morgen warten. Denn erst dann sehen wir, ob der Rausch verflogen ist. Ich kann aber nicht dafür garantieren, dass sie sich davon wieder vollends erholt", sagte er mit beflissener Stimme und drückte mir dann sacht den Schlauch an die zitternden Lippen.

Durch die Öffnung zog ein verdammt ekelerregender Gestank in meine Nase und versetzte meinem Schwindelgefühl einen ordentlichen Schubs. Ich konnte nicht einmal definieren wonach das Zeug genau stank. Ich japste nur und verzog angewidert das Gesicht, wobei ich zusätzlich versuchte dieses weg zu drehen. Doch Thorin hielt mit seiner anderen Hand an meinem Kopf eisern dagegen, als er meinen Widerstand bemerkte. "Cuna. Du musst das trinken. Egal wie schlimm es auch sein mag. Oin weiß was er tut. Und danach wird es dir besser gehen", ermahnte er mich eindringlich. "Komm schon, Cuna. Nur einen Schluck", forderte Kili, dessen Stimme irgendwo über mir zu hören war. "Das riecht so widerlich", moserte ich, doch es half schließlich nichts. Die Zwerge um mich herum blieben unerbittlich in ihren Forderungen, bis ich mich unter großer Qual überwand und mir der alte das Zeug einflößen konnte.

Bedauerlicherweise war dieser Trank von ihm, im Gegensatz zu dem, der einmal meinen Kater und den Hangover vertrieben hatte, genauso schlimm wie er roch. Er schmeckte ölig, rau und so bitter, dass sich einem buchstäblich die Zehennägel davon hoch rollen konnten.

Noch dazu fing er innerhalb weniger Sekunden an mich von innen heraus regelrecht zu erhitzen. Es war wirklich unangenehm. Auf der einen Seite fror ich noch. Auf der anderen schien mein Körper langsam heiß zu werden. Doch nun war es zu spät. Das Zeug war in mir und würde wohl auch in nächste Zeit nicht raus kommen wollen. Selbst wenn ich es mir irgendwo wünschte. Zumindest hatte es aber den positiven Effekt, dass die Schmerzen in meinem Kopf mit der Zeit nachließen, auch wenn mich die Klänge und Melodien immer noch nervten.

So konnte sich wenigstens mein Körper entspannen. Das spürte auch der Zwergenkönig, der nun wieder sanft meine Stirn streichelte, nachdem ich das ganze Zeug intus hatte. "Was sollen wir jetzt tun, Oin?", fragte er mit wesentlich ruhigerer, aber ernsterer Stimme als zuvor. "Bringen wir sie erst einmal hinein. Dort sollten wir ihr ein Schlaflager herrichten und sie in einige Decken einwickeln. Es kann durchaus sein, dass sie im verlauf der Nacht Fieber bekommt. Daher wäre es ratsam auch eine Schale kaltes Wasser bereit zu stellen", erklärte der Alte sachlich und stand neben mir auf. Thorin brummte nur zustimmend und sagte zunächst nichts. Doch dann löste sich seine Hand von meiner und seine Knie kamen unter meinem Kopf in Bewegung. "Kili, Fili, Bofur. Fasst mit an", sagte er und schob seine Hände hinter meine Schultern und dann unter meine Achseln.

Die angesprochenen Drei sagten nichts, sie tauchten nur wenig später zu meinen Seiten auf, wo sie ihre Hände ansetzten. Dann zählte Kili von drei runter und alle Vier hoben mich ein Stück weit über den Boden hoch.
 

Auf diese Weise trugen sie mich, sicher und behutsam zurück in mein Apartment.
 

- 79. Im Rausch der Klänge / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen meine lieben Leserinnen und Leser.

Ja es ist al wieder soweit, ich muss meine Charantäre foltern. Ist eine dumme Angewohnheit von mir, ich weiß. Aber hey. Ohne diese Turbolenzen wäre der Abend wohl ein bisschen langweillig geworden. ^^
Außerdem bleibt immer noch die Frage offen, ob Thorin und Cuna in ihrer Beziehung noch mal die Kurve bekommen. Ob sie sich für das was sie gesagt hat entschuldigt? Und ob der Zwergenkönig das annehmen wird?
Na ihr werdet es ja sehen. Ich hoffe natürlich wie immer, dass es euch gefallen hat und wünsche euch allen jedenfalls ein schönes langes Wochenende und einen guten start in die verkürzte Woche.

Liebe Grüße Eure Virdra-sama^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2016-08-09T14:03:03+00:00 09.08.2016 16:03
Hi,
ach du heiliger... Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Sie ist ja völlig von der Rolle. Was sie alles Thorin vorgeworfen hatte. Ich glaube er hat es irgendwie gemerkt das was nicht stimmte, konnte nur nicht genau ermitteln was es war. Mh Klangrausch hört sich für mich nicht besonders gefährlich an, aber es ist halt eine Krankheit oder besser ein Rauschzustand aus Mittelerde und da kann es schon schlimm für einen Menschen werden. Jetzt ist nur die Frage wir Thorin ihr verzeihen können? Nun ich werds ja in den nachfolgenden Kapiteln lesen.

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
09.08.2016 16:25
Hallöchen,

ja der Klangrausch. Gibt einen Grund warum ich diesen Zustand so genannt habe. Ist doch in Mittelerde laut dessen Schöpfungsgeschichte (Silmarillion) alles aus einer Melodie entstanden. Sprich jedes einzelne Stückchen was dort Wächst und gedeiht hat seine eigene Musik. Ich glaube Balin hat das mal kurz erklärt in einem anderen Kapitel.^^
Jedenfalls ist Thorin nicht auf den Kopf gefallen, auch wenn dieser einiges an bösen Worten abbekommen hat. Er weiß, dass es seiner Angebeteten nicht gut geht. Und sie wusste es spätenstens auch, als sich so komische Stimmen in ihrem Kopf gestritten haben.
Das Essen in unserer Welt ist wesentlich anders und ungefährlicher. (Mal von Alkohol und einigen diversen chemischen Substanzen abgesehen).
Ob er ihr verzeihen wird ist nicht die eigentliche Frage, sondern vielmehr Wann. Und das könnte schon recht bald sein.^^
Zuvor gibts allerdings noch ein paar winzige Reibereinen unter den Herrn.

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-05-13T16:57:13+00:00 13.05.2016 18:57
Hi ~~

Oh man das war "starker Tobak" im Sprichwörtlichem Sinne. Da stand der gut Thorin "im Regen" und wusste
zuerst gar nicht was ihn da getroffen hatte. Cunas Anschuldigungen waren schon hart. Und ja, ich denke eine
Aussprache wird bei den Beiden fällig, sobald Cuna wieder gerade aus sehen kann.
Und Bofur wird sich sicher auch noch verantworten dürfen, so wie ich Thorin einschätze. ^^°

Das war ein Aufregendes Kapi.
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
13.05.2016 23:54
Hallöchen,

ja Aussprach ist nötig. Die Beiden müssen sich da nochmal zusammensetzen. Vielleicht wieder im "Beratungszimmer"? Naja, ich sag dazu vorerst nichts. Fakt ist, dass sie ihn richtig hart getroffen hat. Sowas kennt der Herr nicht. Aber ich glaube Bofur wird sich da in nichts verwickeln. Er hat ihr ja nichts getan. Nur ist Eifersucht eben bei Zwergen selbst bei freundschaftlichen Gesten sehr stark ausgeprägt. Aber ich glaube das habe ich schonmal erklärt. :D

LG Virdra-sama
Von:  bra08
2015-06-01T13:28:10+00:00 01.06.2015 15:28
Hallöchen Du fleißiges Schreiberlein^^
Da vergehen gerade mal ein paar Tage und zack schon wieder 3 neue Kapitel. Ich werde zu jedem Kappi ein Review schreiben denn das muß jetzt einfach sein. Oder besser gesagt da mußt du jetzt durch *fg Also die Diagnose von Cunas Zustand hat mich echt umgehauen. Klangrausch , darauf muss man erstmal kommen. Obwohl ich mir das sehr gut vorstellen kann das es die Genussmittel Mittelerdes in sich haben. Besonders was den alten Tobi betrifft. Tja das erklärt Gandalfś gechilltes Verhalten. Den Mann bringt nix mehr aus der Ruhe solange er nur genug Pfeifenkraut dabei hat . XD
Antwort von:  Virdra-sama
01.06.2015 15:31
Hi auch
Um ehrlich zu sein, die Sache mit dem alten Tobi hab ich irgendwo mal nachgelesen, dass es das Marihuana von Mittelerde sein soll. Deshalb dachte ich, warum nicht einfach einbauen. ^^
Und ich persönlich bin schon sehr gespannt auf die anderen Reviews von dir.
LG Virdra-sama
Von:  CC16
2015-05-31T17:47:19+00:00 31.05.2015 19:47
Was für eine Achterbahnfahrt! Klangrausch- du kommst echt auf Ideen. Dies und das nächste Kapitel waren wieder superspannend. Ich freu ich schon auf die Fortsetzung. ich wünsche dir eine schöne kurze Woche! LG
Antwort von:  Virdra-sama
31.05.2015 19:49
Hallöchen. Ja und du kannst auch gleich schon das nächste kapitel lesen, sobald ich fertig mit korrektur lesen bin. Dann wird es richtig spannend. Ich gebe da mal Taschentuch garantie drauf. ^^
Ich freue mich inzwischen sehr darüber, dass man jetzt Kapitel sofort veröffentlichen kann, sobald sie fertig geschrieben sind.
LG Virdra-sama


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