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Zwischen zwei Seelen

von

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Seele 53

 

Man führte mich in meine Zelle zurück und immer noch war mir, als konnte ich Kumaris erbosten Schrei in meinen Ohren klingeln hören.

Fayeth´s Geständnis und ehrlichen Gefühle, sowie ihre endlose Loyalität mir gegenüber schienen die oberste Shiva erzürnt zu haben. Jedenfalls hatte sie sicherlich nicht damit gerechnet und somit wurde die Verhandlung auf eine unbestimmte Zeit vertagt.

Ich wusste nicht, was sich Kumari wirklich dabei gedacht hatte, wieso sie meine Bershabesh und mich auseinandertreiben wollte, aber geklappt hatte es jedenfalls nicht. Und dennoch fühlte ich mich unter Fayeth´s beobachtendem Blick, der mehr denn je prüfend wurde, so ungemein unwohl

Denn wir wurden beide eingesperrt.

Einen Umstand, den ich nicht sonderlich begrüßte, ich somit meinen Mund in keinster Weise halten konnte und meinem ganzen Unmut auch noch Luft machte.

Noch inmitten des Verhandlungssaales, doch schienen Kumari meine ganzen Beleidigungen nicht zu treffen, welche ich ihr an den Kopf warf und sie mir in einer gewissen Art und Weise hinterher sah, die mir mehr denn je irgendwo Angst machte.

Denn sie betrachtete mich mit dem gleichen Blick, den Freezer auch immer in seinen Zügen thronen hatte und mir mehr denn je nichts als Gänsehaut bescherte.

Es war – Besitz und dass mich dieser Gedanke abermals frösteln ließ war wohl so ungemein klar.

Und nun waren wir hier.

Eher ich in meiner Zelle, während Fayeth die neben mir bewohnen durfte und auch ihr wurden Handschellen angelegt.

Dieser Anblick schmerzte.

So sehr, dass sich doch glatt ein widerlicher Kloß in meinem Hals bildete, der wohl niemals wieder weichen würde und endlich und als man uns alleine ließ, trat ich näher an sie heran.

Auch wenn ich dennoch nicht wusste, was ich eigentlich zu ihr sagen sollte.
 

„Du hättest... das nicht tun müssen.“, sagte ich dann doch, während uns die Stille mehr denn je umgab und langsam die Dunkelheit der Nacht in unsere Zellen kroch.

Man hatte eine Fackeln brennen lassen, sodass uns wenigstens etwas Licht gespendet wurde und wieder sah ich aus voller Schuld auf die eisigen Ketten meiner Gefährtin. Doch wurde dann je aus meinen Gedanken gerissen, als ich ihre Stimme hörte. Ruhig, gelassen und irgendwie belehrend, sodass ich mich nur schlecht fühlen konnte und das tat ich auch.

In diesem einen Moment, indem ich am liebsten vor Scham im Erdboden versinken wollte. Denn diese Art meines Lebens; gar diese dunkelsten Pfade hätte sie niemals sehen sollen. Nicht den Weg meiner ganzen Schande.

„Du hättest das nicht tun sollen.“, drehte mir Fayeth nun meine Worte im Mund herum und bedachte mich dann mit einem Blick, der so vieles in sich trug und dennoch schwerer denn je zu lesen war. 

So vieles stand in ihren Zügen geschrieben, das ich lieber mal vergessen wollte, doch konnte ich Fayeth hier in keinster Weise ausweichen und war somit ihrer ganzen Meinung ausgeliefert.

Wut, Zorn, Verständnislosigkeit und doch so ungemeine Sorge wie Trauer lag in diesen mir so sehr vermissten Zügen, dass ich abermals nur den Kopf zur Seite drehen konnte und nicht wagte aufzusehen.

Ja, Fayeth....

Es gibt vieles in meinem Leben, auf das ich nicht stolz bin, aber dennoch... 

Verurteile mich nicht, für das was ich bin. Denn es reicht schon, wenn ich das selbst mein Leben lang tun werde und deinen ganzen Hass kann und will ich einfach nicht ertragen. Weil – es zu arg weh tut und dennoch hatte ich keinerlei Mitleid verdient. Aber um ehrlich zu sein, wollte ich das auch gar nicht.
 

„Wieso tust du das, Vegeta? Wieso redest du nicht über solche Dinge mit mir anstatt ewig damit zu schweigen und alles in dich hineinzufressen?“, belehrte mich nun ein sanftes Lächeln ihrer Stimme und nun sah ich doch auf.

Sah in diesen liebenden Blick, der mich all die Jahre meiner Vergangenheit wie ihren eigenen Sohn betrachten ließ und dennoch war da mehr. 

Viel mehr. 

Es war nur schwer diese Emotion zu greifen und richtig zu verstehen. Wir konnten eben nicht ohne und nicht miteinander. Genauso wie für Bulma würde ein Teil meines Herzens ewig für sie schlagen. 

In meiner Seele würde es immer einen kleinen Platz für sie geben. Für diese Eine, die vorher da war.

Für diese Eine, die es einst geschafft hatte mein Herz in den mir dunkelsten Stunden zu berühren und mir für wahr, ein Zuhause wurde.

Ein richtiges Zuhause und dafür würde ich Fayeth auf ewig dankbar sein.
 

„Wieso sagst du mir nie, was los ist? Was dich wirklich bedrückt und dir auf der Seele liegt?!?“, sprach meine Gegenüber ehrlich und wieder lag ihr warmer Blick auf mir. Etwas, was ich nicht ertragen konnte und abermals senkte ich den Blick.

Hatte... ich das wirklich verdient?!?

Nach allem, was Fayeth über mich gesehen hatte, stand sie immer noch zu ihrer Meinung und verfluchte mich mit keinem Mal. Schien nicht dieses eine Monster in mir zu sehen, das ich wahrhaft war und wieder zitterte mein Körper. Hielt meine Arme dicht an der Seite, die Hände immer noch zu Fäusten geballt und konnte ihr nicht in die Augen sehen.

Ich spürte ihren Blick auf mir.

Sanft, verständnisvoll und jeglicher Liebe gleich, dass ich mich einfach nur mit einem Schnauben abwandte und mich umdrehen wollte, wäre da nicht eine sanfte Berührung an meinen Wangen gewesen, die mich lähmte. Die mich abermals aufsehen ließ, ich alles um mich herum zu vergessen schien und in Fayeths ganzes Antlitz blickte.

„Sieh mich an, Vegeta....“, flüsterte sie zaghaft, während die Wärme ihrer Haut durch meinen Körper strömte und ich mich einfach nur in diesen blauen Augen verlieren konnte, welche soviel Güte einfach nicht tragen konnten. 

Und dennoch taten sie es.

„Hast du wirklich geglaubt, dass ich dich jemals hassen könnte?“, fragte sie mich ehrlich. Fast den eigenen Tränen nahe und beraubt von ihrem Anblick konnte ich nicht anders, als einfach schwach zu nicken.

Denn das war die Wahrheit.

Das glaubte ich wirklich und war mehr denn je felsenfest davon überzeugt, dass sich die Bershabesh nach diesem nun gesehenen Erlebten in voller Abscheu von mir abwenden würde. Doch Fayeth lächelte nur.

Ließ abermals ihre langen Ohren sinken, als sie mich näher an sich zog und dann ihre Stirn gegen die meine presste.

„Das könnte ich nie...“, hauchte sie mir entgegen und dann einen Kuss auf meine Haut.

„Niemals und das weißt du.“ 
 

Ich spürte ihren Kuss auf meiner Stirn und wie ihre Lippen zitterten.

Sie weinte, denn so unmissverständlich liefen mir nun ihre Tränen über die Wangen und benetzten meine Haut. Doch war ich zu ergriffen vom Moment um sie fort zu wischen und fühlte mich um Jahre zurückversetzt. Ganze gute 25 Jahre um genau zu sein und fühlte mich mehr denn je und wie damals zu den Zeiten Freezers, in ihrer ganzen Obhut. Sicher und geborgen in ihren Armen, während sie mir all die Jahre meiner Jugend Mut und Sicherheit versprochen hatte und obwohl uns nun eisige Gitter voneinander trennten, schlang ich meine Arme um ihren Körper.

Hielt sie somit in meiner eigenen Umarmung, ganz fest und würde sie nie wieder loslassen wollen.

Man hatte den Strom abgestellt, glücklicherweise, denn man wollte nicht Gefahr laufen, dass wir uns verletzten und dennoch hätte ich selbst diesen Schmerz ertragen, um in ihrer Nähe zu sein.
 

„Wie fühlt es sich an... zu wissen, dass man nicht mehr alleine ist?“, fragte ich nach einiger Zeit und begrüßte den Umstand, dass ich mit Fayeth eigentlich immer offen reden konnte. Dass ich mich vor ihr nicht zu verstecken brauchte, tat ich dies manchmal immer noch in Bulmas Gegenwart. Wollte somit einfach, dass mich meine Gefährtin von der mir allerbesten Seite sah. Ja...

Manche Dinge waren eben nicht für Bulma selbst bestimmt. Manches in meinem Leben wollte ich nicht mit ihr teilen, aus Angst vor ihrem ganzen Urteil und dennoch wünschte ich mir jetzt und in diesem Moment genau das Gegenteil.

Denn auch wenn ich in jenem Moment Fayeth an meiner Seite hatte - ob es meiner Gefährtin gut ging, wusste ich immer noch nicht und nur diese blöde Verhandlung selbst hatte mich von diesem Thema ablenken können. Doch nun nagte es wieder an mir, zerrte fast schon besitzergreifend an meiner Seele und riss somit tiefe, neue Wunden. Wunden die niemals weichen würden und demnach flüchtete ich mich in belanglose Gespräche, die dennoch einen gewissen Sinn und Zweck erfüllten. 

Denn was meine Bershabesh wirklich über ihr neu gefundenes Rassenmitglied dachte, interessierte mich tatsächlich und demnach sahen mich blaue Augen nun fragend an.

„Du meinst Kumari....“, stellte Fayeth mehr denn je überlegend fest und in der Dunkelheit der Nacht hörte sich ihre Stimme mehr denn je bitter an.

Ihre Hände verließen mein Gesicht, legten sich nun auf meine Schultern und wieder klackerte das Eisen ihrer Handschellen mehr denn je an meinen Gitterstäben.

Ein trauriges Geräusch.

Ein einsames noch dazu und betrübt sah ich zu Boden.

Niemals wollte ich meine Bershabesh in Ketten sehen und dennoch musste ich es durch mein Verschulden so sehr.

Vegeta...

Wieder etwas, auf das du nicht stolz sein kannst.
 

„Ich weiß nicht....“, flüsterte Fayeths Stimme nach einiger Zeit der Überlegung und weckte mich damit abermals aus meinen Gedanken.

„Es ist... komisch. Auf der einen Seite, nahm ich immer an, all die Jahre die... Einzige zu sein.“, gab meine Gegenüber ehrlich zu und sah dann in weite Ferne.

„Aber auf der anderen tut es gut zu wissen, dass da noch jemand ist, der dir diese jahrelange Trauer nimmt. Es lässt hoffen, dass noch mehr überlebt haben könnten, aber auf der anderen Seite bin ich... so enttäuscht von ihr, dass sie dir das antut.“

Die Ehrlichkeit in Fayeths Stimme verstummte und ließ sie mehr denn je bröckeln.

Ließ sie diese Feststellung mehr denn je im Raum stehen und wieder konnte ich die Blicke meiner Gegenüber auf mir spüren. Forsche Blicke, die zu ahnen schienen und wieder wich ich ihren Augen aus.

„Du hast sie schon ein Mal getroffen, oder Vegeta?“, fragte sie mich wieder. Verstärkte dabei den Griff um meine Schultern, nicht aber um mir gänzlich wehzutun und schwach konnte ich nicht anders, als nach einiger Zeit zu nicken. 

Und somit, begann ich zu erzählen.
 

Ich erzählte Fayeth, wie ich die oberste Shiva damals kennenlernte.

Wie sie damals und nach ihrem grausamen Tod in Freezers Fänge geriet, mitten in sein Visier und ich sie nur durch den Umstand hatte laufen lassen, da sie mich so sehr an sie erinnerte.

Ich erzählte ihr, wie schwer es für mich war, nicht sie selbst in ihr zu sehen, sodass ich mich doch meinem innigsten Wunsch widersetzten konnte und Kumari das Leben schenkte, doch war es einfach schier unmöglich. Es wäre so gewesen, als hätte ich Fayeth ihrem eigenen Leben beraubt, würde ich die weißhaarige Bershabesh einsperren und das konnte und wollte ich mir einfach nicht auf meine Seele laden.

Diese Schuld wollte ich mir nicht auch noch zuweisen und somit hatte ich mich an diesem Tag gegen Freezer und für das Leben entschieden, dem ich Gnade wallten lassen wollte. Doch leider weckte ich damit auch Kumaris ganzen Zorn, denn sie versprach mir; damals und vor mehr als 20 Jahren, dass sie mich verurteilen würde, sollten wir uns das nächste Mal wiedersehen. 

Und das war nun geschehen.
 

„Das ist... nicht fair.“, stieß Fayeth schwach über ihre Lippen, während sie einfach nur traurig den Kopf schüttelte und sich mehr denn je die Enttäuschung groß in ihren Zügen widerspiegelte.

Doch ich lachte nur bitter auf.

Was war heute noch bitteschön fair?

Dieses Wort verlor so langsam jegliche Bedeutung für mich und wieder sah ich betrübt zur Seite, als weitere Fragen meiner Bershabesh folgten.

Wieso es Korun-Kàn auf mich abgesehen hatte und während ich wusste, dass dies womöglich noch eine lange Nacht werden würden, begann ich, auch diese Geschichte über meine Lippen zu bringen.

Zeit hatte ich ja jetzt alle Mal und was hatte ich schon großartig zu verlieren?!?

Mein Stolz war hier drinnen sowieso nichts mehr wert und vor Fayeth musste ich diesen auch nicht aufrecht halten. Und somit begann die Reise von Neuem.

Eine Reise in meine längst gelebte Vergangenheit.
 

Ich begann damit, wie mich Freezer damals zusammen mit Jeeze nach Rith schickte.

Zugegeben, diese Mission hatte alles ins Laufen gebracht und hätte ich mich widersetzt, oder gar irgend einen anderen banalen Grund erfunden, wieso ich nicht hatte daran teilnehmen können, wäre dieser ganze Schlamassel auch nicht passiert.

Doch leider konnten wir nun mal nicht in die Zukunft sehen und somit musste ich mich dem fügen, was das Schicksal für mich bereitgehalten hatte.

Denn es war Schmerz.

So viel an Schmerz und einer Angst, die ich bis dahin noch nicht kannte und wieder erzitterte mein Körper, als ich an damals zurück dachte.

Und auch hier erzählte ich keine Einzelheiten.

Wie ich gefoltert wurde ging niemanden etwas an, es reichte schon, wenn man das Ausmaß dessen an meinem ganzen Körper sah. Alleinig was ich meiner Bershabesh nicht vorenthalten konnte, war das Kauna Strìipes selbst und das zeigte ich ihr auch.

Doch sie schien zu ahnen.

Hatte diesen einen Hauch von Wissen in ihren Augen, den ihr gespielter Schock einfach nicht vertreiben konnte und kurz hielt ich in meiner Erzählung inne.

Beobachtete meine Bershabesh genau, denn irgendwie sagte mir ihr Blick, dass sie das Zeichen auf meiner Haut irgendwo schon ein Mal gesehen hatte, doch hakte ich nicht weiter nach.

Fayeth würde schon von selbst zu mir kommen, hatte sie mir etwas zu sagen und wieder holte ich in meiner Erzählung aus. Berichtete ihr, wie ich damals und nach der Ereignissen auf Namek, zurück nach Rith reiste, um es doch glatt dem Erdboden gleich zu machen.

Doch leider nicht sauber genug, wie man nun anhand dieses ganzen Chaos sah und mit einem betrübten Blick verstummten meine Worte in nichts als Schweigen.

„Haben sie dir... auch das angetan?“, fragte meine Gegenüber mit erstickter Stimme, deutete dann mit zittrigen Fingern auf meine rechte Hand und stumm nickte ich ihr zu.

Sanft ergriff Fayeth diese und zog sie durch die Gitterstäbe. Begann mit einem trüben Blick den Verband von meiner Haut zu lösen und genau konnte ich in ihrem geschockten Gesicht sehen, wie sie all das mitzunehmen schien. Wie sehr sie mit den Tränen kämpfte, doch nach einer vergeblichen Zeit der Mühen diesen Kampf letzten Endes verlor.

„Es tut... mir leid.“, flüsterte sie wieder. Leise und nachdem die Stille so ungemein gut wie tröstlich über uns gelegen hatte und stumm starrte ich auf meine Hand, die immer noch wie ein abgebrochener Stumpen in der ihren ruhte.

Lauschte ihren Tränen, die wieder so wahrhaft wie ehrlich über ihre Wangen liefen und wie kühle Tropfen auf meine verletzte Haut flielen.

Ich erschauderte.

Wagte nicht den Blick erneut zu heben. Auch nicht sie anzusehen, weil ich sonst wusste, dass ich die Beherrschung verlieren würde und konzentrierte mich dann nur noch darauf, ruhig zu atmen. 

Versuchte diesen ganzen Wahnsinn nicht in mein Herz zu lassen und stellte dann die mir elementarste Frage.

Eine, die mich um ehrlich zu sein, so endlos plagte. Mein ganzes Sein erfüllte und mir mein Herz mehr denn je wild und unbändig hinter meiner Brust schlagen ließ. Meine Stimme, im Keim erstickte, doch brachte ich diese paar Worte nur noch in einem Flüstern zu Stande und jetzt erst wusste ich, wie nahe mir ihr Verlust wirklich ging.
 

„Hast du.... etwas von ihr gehört?“, fragte ich mehr denn je in einem erstickten Zögern und wieder ging meine Stimme in meiner eigenen Angst unter.

Doch Fayeth sah mich nur an.

Mit diesem einen Blick, der mehr denn je alle Traurigkeit dieser Welt in seinem Innersten trug und schüttelte dann ganz langsam den Kopf.

Riss meine Welt damit in nichts als tausend Scherben und während ich mich verstehend abwandte, senkte sich mein Blick von Neuem und somit wusste ich schon jetzt, dass ich die ganze weitere Nacht und alle die noch folgen sollten, nur an Eine denken konnte.

An eine mir geliebte Person, die von nun an alleine klar kommen musste und hoffte so bitterlich in meinem Leben, dass es ihr gut gehen würde. 
 

Wo immer sie jetzt war.
 

~***~ 
 

Wir rannten durch die Wälder.

Wohin wussten wir nicht.

Wo wir Zuflucht suchten noch weniger, denn alles und gar jeder kleinste Winkel, war zur Falle geworden.

Meine Beine trugen mich weiter, auch wenn mein Körper schon längst aufgegeben hatte und mehr denn je musste mich Son-Kun ziehen um voranzukommen.

Doch meine Seele wollte nicht mehr.

Mein Herz weinte stumme Tränen und immer noch war mir, als könnte ich die Explosion förmlich hören, mit der das Raumschiff der Tshehemen so plötzlich in nichts als seine Einzelteile zerfiel.

Fast war mir, als könnte ich den Rauch immer noch riechen, der wie ein alles zerstörendes Omen über uns thronte und meine Welt mehr denn je in tausend Scherben riss. 

Ich spürte die Hitze der Flammen.

Spürte den Griff meines besten Freundes, als er mich zurück riss und förmlich auf den Boden drückte, sah ich mit meinen eigenen Augen, wie das Raumschiff in dem Vegeta festgehalten wurde, mehr denn je in die Luft flog.

Ich spürte meine Tränen.

Bitter über meine Wangen laufen, während ich den Blick nicht von den Flammen nehmen konnten, die das mir Wichtigste in meinem Leben zu nichts als Asche verbrannten und auch jetzt spürte ich salziges Nass abermals meine Augen verlassen.

Es war, als spürte ich mich sterben.

Erneut und hier in diesem verlassenen Stück des Waldes und auch wie damals konnte und wollte ich meine Trauer nicht in mir halten.

Konnte nicht entsagen diesem einen Schmerz, der mich zu diesem grausamen Zeitpunkt mehr denn je zu Boden drückte und ich einfach nur noch bitterlich weinen konnte, während ich in der Ferne mitansehen musste, wie mein Mann, Gefährte und Seelenpartner bei lebendigem Leib zu Asche verbrannte.

Denn ob er fliehen konnte, war fraglich gewesen.

Ob er den Fängen der Tshehemen entkommen konnte noch weniger und wieder knisterte das Rauschen der Flammen in meinen Ohren.

Überzog sich meine Haut mit nichts als eisigen Schauern und wieder lauschte ich meinen vergangenen Tränen.

Spürte all die Hilfslosigkeit, die sich mit dieser einen Tat durch meinen ganzen Körper zog und mich dennoch und am Ende so gefühlstaub werden ließen.

Denn das war es, wie ich mich momentan fühlte.

Gefühllos...

Einsam...

Tot.

Und dennoch verlangte man von mir, dass ich lebte.

Dass ich weiterlebte und mehr denn je zog mich Son-Kun mit sich. Doch wollte ich in diesem Moment wahrlich nur noch Eines:

Ich wollte sterben.

Und das so schnell wie möglich, nur um wieder an Vegetas Seite zu sein.
 

„Nun komm schon!“, trieb mich mein bester Freund wieder voran und mehr denn je stolperte ich über meine eigenen Füße.

„Wir müssen weiter!!!“, schrie er wieder und wie durch dumpfe Schleier, doch war mir, als würde ich ihn nicht hören. Als würde ich nichts von all dem wahrnehmen, was sich um mich herum abspielte und somit sah ich auch nicht, wie mich mein Sohn mehr den je geschockt anstarrte. Weiterhin von Chichi durch die Wälder getragen wurde, doch auch er diesen einen Schock nicht überwinden konnte, der bis dahin nur in meinem Herzen wohnte.

Ja, ich sah nichts von all dem.

Schien viel zu sehr in meiner eigenen Trauer gefangen, als dass ich mich auf das wesentlich Wichtige konzentrieren konnte, denn mein mir wichtigster Sinn im Leben war soeben hier und heute gestorben.

Bitterlich und unter so neuen Qualen von uns gegangen, dass sich abermals Tränen in meinen Augen bildeten und ich diesen Umstand noch weniger akzeptieren konnte als den, dass sich Vegeta freiwillig den Tshehemen übergeben hatte. Und somit – auch seinem eigenen Tod.
 

„Bulma!!!!“
 

Son-Kuns Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

Durchbrachen diesen dumpfen Nebel aus Trauer, Angst und Einsamkeit und machten etwas Platz, das vager Vernunft den Vortritt räumte.

Endlich erreichte mich sein Blick, doch sah ich ihn immer noch nicht wirklich.

Ich sah sein Gesicht, immer noch blass von diesem einen Schock, den auch er verkraften musste, aber immerhin von meinem Saiyajin eine Aufgabe aufgebürgt bekommen hatte.

„Verdammt, ich habe versprochen dich zu beschützen und das will ich ja auch tun. Aber mache es mir nicht so schwer, Bulma!“, schrie mir mein bester Freund wieder zu und riss mich mehr denn je aus meiner Trance.

„Mache es mir bitte nicht so schwer!“

Und damit war ich im grausamen Hier.

So irgendwie und mehr denn je begann meine Umgebung um mich herum Farbe zu bekennen.
 

Wir hatten den Wald verlassen und insgeheim fragte ich mich, wie viele Kilometer an Wegstrecke wir eigentlich zurückgelegt hatten, um das zu vollbringen.

Die Rauchsäule der Explosion wehte noch immer in weiter Ferne. Wie ein dunkler Schatten schlich es sich in den Nachthimmel empor, verflüchtigte sich mit den Sternen, nur um dann zu nichts als Unendlichkeit zu werden und wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen.

Denn ich wollte diesen Ort nicht verlassen.

Es war das Letzte, was mir von meinem Saiyajin no Ouji geblieben war und ohne dass ich wollte, ruckte mein Körper wie von selbst nach hinten.

Wollte ich mich aus Son-Kuns hartem Griff lösen und zurück zu diesem stummen Feuer, nur um ihm irgendwie nahe sein zu können und während mein Geist immer fortan und ewig schrie: Lass mich zu ihm! Bitte lass mich zu ihm!, hoffte ich so innigst, dass sein Tod ein schneller gewesen war.

Dass er bitte nicht hatte leiden müssen, so wie er es sein halbes Leben lang getan hatte und wieder konnte ich nicht weiter gehen.

Wieder riss ich mich fort, diesmal aus dem Griff meines besten Freundes so endgültig und stolperte den Weg zurück, der mein eigenes Verderben in sich trug. 
 

„Bulma!!!“
 

Er war schneller als angenommen und somit packte er mich härter an der Schulter als mir lieb war.

Zugegeben, er führe Vegetas letzte Aufgabe mit Bravour durch und mein Saiyajin wäre sicherlich so ungemein stolz auf ihn, doch in diesem Moment empfand ich Son-Kuns Nähe als so sehr störend.

Ich glitt auf den Boden.

Zu entkräftet von meinen ganzen Tränen und ließ ihnen nun freien Lauf, während das Wissen nicht besser wurde, hier und heute mein Leben verloren zu haben. 

Es war als erstickte ich innerlich, obwohl ich doch atmen konnte. Obwohl sich meine Lungen mit Luft füllten, war da nichts, was ich mir so bitter ersehnte und schon bald waren es mein eigenes Weinen, das mich erstickte.

Meine stummen Tränen, die sich und je länger ich auf einen nebligen Rauche starrte, immer mehr und mehr wurden und sich schon bald mein wimmerndes Schluchzen durch die Stille zog.

„Du sollst mich loslassen!“, schrie ich meinen besten Freund nun an und hämmerte wild gegen seinen Griff, der mich trotz allem nur behüten wollte und somit in keinster weise fortließ.

Nein.

Er behielt mich hier, zusammengesunken auf dem Boden, während mich seine Arme in eine tröstliche Umarmung zogen und ich schon bald seine sanften Berührungen auf meinen Haaren spürte.

Versuchte mich zu beruhigen, doch würden seine Mühen niemals etwas bringen und wieder fanden meine Schläge ihr Ziel. 

Zorn wich in Extreme, doch zeitgleich in nichts als so ehrliche Trauer und schon bald verloren meine Schläge an Kraft und Präzision. Konnte ich nichts anderes tun, als nur noch in den Armen des größeren Saiyajins zu hängen und zu weinen. Seine Nähe mich so sehr trösten lassend, obwohl ich wusste, dass er das niemals wirklich konnte.

Denn ich hatte Vegeta verloren und keine Dragonballs der Welt konnten ihn wieder lebendig machen. Kein Wunsch mehr sein Sein, sein Herz und seine Seele an meine Seite bringen und wieder folgte mein Blick wallendem Rauch und wie er in der Ferne zu verpuffen schien.

Genauso, wie mein Leben sich in Nichts auflöste.

Gar hier und heute so vollkommen.
 

„Du musst stark sein, Bulma.“, hörte ich Son-Kuns Stimme nahe an meinem Ohr flüstern und mich abermals aus meiner Trance erwecken.

„Du musst stark sein!“, betonte er wieder. Diesmal etwas härter und hängte dem dann etwas an, was ich nicht so einfach vergessen konnte, so wie ich mich selbst gerne vergessen würde.

„Alleine schon für deinen Sohn.“

Das weckte mich aus meiner Starre und aus tränenreichen Augen sah ich über Son-Kuns Schulter.

Sah auf diesen jemand, den er meinte und der wohlbehütet in Chi-Chis Armen hing. Und dennoch betrachteten mich Trunks Augen mit dem gleichen Schmerz, der auch in meiner Seele innewohnte und dennoch hatte er genug Platz in seinem Herzen um neben dieser ganzen Trauer auch an seine Mutter zu denken.

Er machte sich Sorgen um mich und genau dieser Umstand ließ mich mit einem Mal nur eines:

Er ließ mich funktionieren.

Denn eigentlich war das doch meine Aufgabe. 

Meine - als Mutter und langsam schälte ich mich aus Son-Kuns Griff.
 

`Geht es wieder?`, schien sein stummer Blick zu sagen und langsam nickte ich ihm zu, auch wenn sich meine Beine mehr denn je so endlos zittrig anfühlten.

Aber er hatte recht.

Vegeta hätte nicht gewollt, dass ich in Einsamkeit versank, sondern nach neuen Wege suchte, das Beste aus dieser Situation zu machen. Er würde niemals aufgeben.

Er würde nicht weichen, nicht flehen und nicht fallen, zwecks dieser einen Aufgabe, die vor ihm stand und dennoch erschien mir dieses Los so unsagbar schwer. Aber ich wollte meinen Saiyajin nicht enttäuschen, genauso wie er mich nicht enttäuscht hatte. 

Niemals, in seinem ganzen Leben nicht und somit wischte ich mir auch die letzten Tränen fort und hoffte, dass sie nie mehr wiederkehren würden. 

Dass sie bleiben würden in ihren Schatten und dort wo sie hingehörten und wieder nickte ich meinem besten Freund merklich zu. Doch zitterte mein ganzes Inneres und eines wusste ich schon jetzt, während mich Son-Kun auf die Beine zog und mir abermals eine tröstliche Umarmung schenkte: Dass diese Aufgabe eine so schwere sein würde. Um nicht gänzlich ganz zu sagen...
 

Eine schier Unmögliche.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanguisdeci
2015-07-10T09:00:55+00:00 10.07.2015 11:00
Arme Bulma ;-; Das hat mich gerade eine Packung Taschentücher gekostet. Ich hoffe, diese Geschichte wird ein Happy End bekommen, auch wenn es mir sehr schwer fällt daran zu glauben.


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