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Aufgewachsen unter Trümmern

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Rith ~4~ : Ein Funke in der Dunkelheit


 

Aufgewachsen unter Trümmern

22. Kapitel: Rith 4 – Ein Funke in der Dunkelheit


 

Die Nächte waren das Schlimmste.

Das und die beißende Kälte, die sich haltlos durch meinen Körper fraß und mich in keinster Weise an einen erholsamen Schlaf denken ließ.

Schlaf den ich so dringendst benötigte, gar körperlich wie seelisch, doch war der alles durchdringende Frost endlos, gar folternd in einer lieblichen Manier und ließ mich zitternd zurück. Zurück in wirren Laken, die eher bleichen Fetzen glichen und nur schwach die Kühle der Luft abhalten konnte.

Der Hunger, kaum auszuhalten, welcher sich haltlos durch mein Sein zu ziehen schien und manche schlaflose Stunden dachte ich an jene Zeit zurück, die mich all dies schon ein Mal hatte durchleben lassen. Doch wusste ich nun nur noch kläglich, gefangen in wilden Schleiern des Vergessens, wie ich die innere Pein überlebt hatte.

Denn es war kaum auszuhalten.
 

Nur noch vage erinnerte ich mich an die erste Nacht zurück. An jene kalte Stunden, in denen mein verrückter Nachbar wiedergekehrt war und mich belustigt beobachtet hatte. Schön, dass er zumindest ein zufriedenstellendes Mahl hatte. Was immer es war, ich hoffte, es hatte wundervoll geschmeckt. Gar zum verlieben. Pah!

Frustriert zog ich die Beine enger an meinen zitternden Leib und schlang die Arme haltlos über meinen Körper. Für wahrlich.

Die Nächte waren das Schlimmste und so einsam, dass man dachte, man wäre am anderen Ende allen Seins. Am Anderen Ende des Nirgendwo und wieder wusch das ewige Grölen und Dröhnen der anderen Insassen über mich hinweg.

Rith schien wohl nie zu ruhen, schien wohl nie ganz zu schlafen und gequält schnappte ich mir das bisschen an Stoff, was wohl mein Kissen sein sollte und presste es mir über den Kopf.

Mir reichte schon mein eigenes stetiges Magenknurren. Alleine der ewige Durst schien so brennend, war so bestehend, dass es innerer Folter glich. Alleine das reichte schon und dennoch erschien es nicht genug.

Tag drei meines Hungerns war eingeläutet und schon jetzt spürte ich die Schwäche. Spürte haltlos, zaghaft vor sich hin verstreichend, wie langsam aber stetig das Leben aus mir zu kriechen schien und nichts als Leere hinterließ. Nichts als ewige Schwärze und wieder presste ich mit einem schwachen Stöhnen meine Hand auf den schmerzenden Magen. Wahrscheinlich hatte ich schon wieder an Gewicht verloren, leider ging das bei mir ziemlich schnell, doch konnte ich das nicht mit Gewissheit sagen. Kein Spiegel, nichts was dem auch nur ansatzweise ähnelte, hing in meiner Behausung. Alleinig eine kleinere Kammer hatte ich, nach meinem zweiten Erwachen, in der hintersten Ecke der Zelle ausmachen können. Der „Wandschrank“ war nichts weiter, als beengte weitere 4 Wände, befüllt mit einem Eimer voll Wasser (dreckiges wie ich enttäuschend feststellen musste – zum Trinken also nicht geeignet. Es sei denn man wollte seinen Tod vorschnell herbeirufen...) und einem Loch in der Mitte. Ich wusste ganz genau, für was das gut sein sollte und ließ entrüstet die Schultern hängen. Dagegen war Freezers Folterkabinet die reinste Kinderstube. Aber immerhin besser als Nichts. Das hätte alles auch schlimmer kommen können. Wie beispielsweise – gar nichts.
 

„Drág danág s´than jóst~...“, kam es schrill aus meiner Nebenzelle und verwundert drehte ich mich um. Wie jede Nacht schlief ich mit dem Rücken zu dem Tshehemen (hoffend, dass zumindest dies irgendetwas bringen würde), doch wie jede Nacht schaffte er es, irgendwie doch meine Aufmerksamkeit zu wecken – und mich vom Schlafen abzuhalten. Steckte er etwa mit den Wärtern unter einer Decke? War dass die neue Foltermethode des Oberst um mich völlig und endgültig zu brechen und zum Reden zu bringen?!? Vielleicht – vielleicht aber auch nicht, denn geschockt stellte ich nach einem weiteren dröhnenden, eintönigen Murmeln fest, das Esrás sein ignorantes Geblubber in.....

Oh bitte nicht.

…. ein schrilles Singen umgeändert hatte.

Oh Gott! Wenn er wenigstens die Töne treffen würde!!!

Verbittert presste ich mir beide Hände an die Stirn, warf mein Kissen dabei achtlos auf den Boden und unterdrückte gerade noch so ein genervtes Stöhnen.

Bei allen Ahnen. Da war ja die peinliche Posentour , die Ginyu immer abzuziehen schien bei weitem, nein dreihundert Mal besser, als das hier.

Wieder kam ein undefinierbarer Laut über tshehemische Lippen und genervt entrann sich schließlich doch ein lautes Knurren meiner Kehle. Eine Warnung wohlgemerkt, doch schien dies meinen wundersamen Nachbarn weniger zu stören.

„Ich hab noch Polotká auf der Platte wenn dir Barah´shk nich gefällt,“ kam es abermals glucksend aus den Schatten und qualvoll drehte ich mich wieder zur Wand zurück. Wieso konnte er nicht endlich die Klappe halten?!? Nur dieses eine mal, wenigstens diese eine Nacht, dass ich vielleicht irgendwann Mal schlafen konnte? Wieder ein Knurren meines Magens, diesmal ziemlich laut und wieder fegte ein schmerzerfüllter Laut über meine Lippen. Jetzt eine heiße Borshk.Das war genau das Richtige und sofort kam mir der süßlich deftige Geschmack des Eintopfes in den Sinn. Das und eine gute Portion Fleisch. 

Wieder ein schmerzliches Ziehen gefolgt von einem weiteren Knurren des Protestes und qualvoll schloss ich die Augen. Höchst unklug, jetzt an Essen zu denken, aber ich konnte nicht anders. 

„Weißte, Manjéth. Irgendwas muss ich ja machen um deinen Magen zu übertönen. Das wird langsam mit der Zeit ech´ nervig, weißte das?“

Genervt zog ich eine Grimasse. Zum Glück konnte er meinen Gesichtsausdruck gerade nicht sehen. Das und die Zornesader die unweigerlich aber langsam auf meiner Stirn anzuschwellen schien und mein Blut zum Kochen brachte. Ich brauchte keine Belehrungen. Nicht von einem Mitgefangenem wie ihm und wieder drückte ich mir das Kissen auf den Kopf , welches ich beiläufig vom staubigen Boden gefischt hatte. Seine Ratschläge konnte er sich sonst wo hinstecken und haltlos schloss ich die Augen. Hoffend, dass ich wenigstens für heute und in diesen paar Stunden, die geblieben waren, endlich zur Ruhe finden konnte.
 

~*~
 

Meine Träume waren wirr. Wirr und bedeutungslos und dennoch so schmerzlich real, dass ich sie nicht mehr missen wollte. Selbst wenn sie keinen Sinn ergaben und ich wusste, das ihre Echtheit reines Wunschdenken war. Ich sah Nappa und Radditz. Sogar Fayeth war in bleierner Schwärze vertreten gewesen, doch war sie unscharf, gar wie gleißender Nebel, sodass ich sie nicht richtig sehen konnte und fiebrig erinnerte ich mich an all den Schmerz zurück, den sie hinterließ. All die Qual und... an all die Einsamkeit. Doch mein Erwachen hatte ich mir anders vorgestellt und kam leider viel zu früh – und viel zu schnell.
 

Erschrocken keuchte ich auf, als mich ein Schwall kaltes Wasser traf und ich augenblicklich zu Boden fiel. Hart auf kaltem Gestein aufschlug und unterdrückte gerade noch so ein schmerzerfülltes Stöhnen.

Was zum....

Was war jetzt schon wieder los?!?

Gequält sah ich auf, als ein dröhnendes Lachen über mich fiel und versuchte das Zittern meines Körpers zu verbergen. Doch war es erbarmungslos und zum Scheitern verurteilt.

„Na, endlich wach, Prinzesschen?!?“

Alarmiert riss ich die Augen auf, als ich in die grinsende Fratze des Oberst blickte. Wusste....

Wusste er etwa wer ich war?!?

Bitte nicht....

Das... das durfte nicht sein. 

Dabei hatte ich doch niemandem auch nur eine leiseste Ahnung über meine Abstammung gegeben. Oder... hatte ich etwa im Schlaf gesprochen und mein wundersamer Nachbar etwas gehört, was er nicht hätte hören sollen? Panisch sah ich zu eben Jenem, doch sah ich nur in Esrás mitleidserfülltes Gesicht.

Also nicht.

Erleichtert war das Seufzten, welches sich über vernarbte Lippen stahl, doch leider war es zu laut. Leider wurde es gehört und hart packte man mich am Kragen meines Oberteiles und zog mich augenblicklich auf die Füße.

„Ich geb dir gleich nen Grund, dich zu entspannen!“ war das Einzige was ich hörte bevor mich wieder erbarmungslos eine Faust im Gesicht traf. Hart fiel ich erneut zu Boden und hielt mir die brennende Wange. Bei Gott, tat das weh. Sofort spürte ich den mir vertrauen metallischen Geschmack von Blut im Mund spuckte dickflüssiges Rot aus meiner Kehle.

„Scheinst das alles ja ziemlich leichtfertig aufzufassen, Saiyajin. Obwohl der Hunger dich langsam zerfressen müsste.“

Abermals fiel ein Schatten über mich, doch würdigte ich diesem Gesocks keines Blickes. Eher würde ich sterben, als irgendeine Information Preis zu geben. Meine Lippen würden versiegelt bleiben, das hatte ich geschworen. Selbst wenn die Folter noch so schmerzvoll sein sollte. Noch so qualvoll in die Nacht hinein. Viellicht... durfte ich dann endlich sterben. Vielleicht, wenn sie das Interesse an ihrem Orakel verloren hatten, wurde mir dann erlaubt zu – gehen. Denn etwas Anderes würde mich wohl auch nicht mehr erwarten. Hier an dem dunkelsten Ort meines Seins.

„Immer noch nicht gesprächiger geworden, was?“, kam es abermals über dunkle Lippen und zynisch stahl sich ein siegessicheres Grinsen in eine belustigte Fratze. Rote Opale nur auf mir ruhend und ich wusste genau, ganz genau, dass dieser Tshehemen, noch so einiges auf Lager hatte. Einiges in petto, was mich noch erwarten sollte.

„Weitere fünf Tage.“

Qualvoll schloss ich die Augen und versuchte das aufkommende Beben zu unterdrücken, welches erbarmungslos über meinen gebrochenen Körper fiel. 

Fünf Tage.

Weitere lange Tage stillen Leidens, die mich erwarten sollten. Dabei war der nie zu stillende Hunger jetzt schon unerträglich geworden. Der immer währende Durst zu unaufhaltsam und brannte langsam vor sich hin. Gar endlos.

Wie hatte ich all das unter Freezer nur aushalten können? Wie hatte ich all das überlebt?!? Ich wusste es nicht. Vielleicht das Glauben, gar das stumme Hoffen auf Freiheit. Auf eine … Chance.

„Vielleicht bist du dann gewillt zu reden, Saiyajin!“

Belustigt kniete sich der Weißhaarige zu mir herunter, packte mich hart am Kinn und zwang mich somit, aufzusehen.

„All das kann jetzt schon vorbei sein. All die Qual vergessend.“

Lüstern wusch sein Blick über meinen geschundenen Körper, doch sah ich streng zur Seite. Niemals.

Niemals würde ich nachgeben. 

„Ich will nur eine einzelne Antwort von dir. Dann ist alles vorbei, das verspreche ich dir.“, kam es gar lieblich aus des Tshehemen Mundes, doch ich glaubte seinen Worten kein Bisschen. Glaubte ihm kein Stück und widerstandslos spuckte ich dem Anderen vor die Füße.

`Du kannst mich mal kreuzweise´, schien mein brennender Blick zu sagen und sofort verwandelte sich sein gar gutmütig falsches Gesicht in eine Maske aus purem Zorn.

„Falsche Wahl, mein Freund!“

Und mit diesen wenigen Worten, kam der Schmerz.

Erbarmungslos, gar wie stählernes Eis, traf mich der Tritt des Tshehemen in die Seite und fegte mich augenblicklich über den ganzen Boden. Hart stieße ich mit dem Kopf an der hinteren Wand auf und das dumpfe Dröhnen gefolgt von einem widerlichen Knacksen, ließ nicht nur mich schmerzerfüllt auf keuchen. 

„Du musst lernen, was es heißt Respekt zu zollen, mein sturer Freund.“, kam es abermals eisig aus einer belustigten Fratze und leichtfertig wischte sich der Oberst die weißen Strähnen seiner Haare aus der Stirn. „Sonst wird das keine gute Zusammenarbeit, Saiyajin. Das kann ich dir versichern.“

Das waren die letzten Worte, die ich vernahm bevor alles in einem bleiernen Schwindel unterging. Nur noch zaghaft hörte ich das Schließen meiner Gitterstäbe und bald herrschte Nichts weiter, als mein eigenes qualvolles Keuchen. Verbissen versuchte ich nach Luft zu schnappen und drehte mich haltlos auf den Rücken. Versuchte das wilde Pochen in meinem Schädel zu verdrängen, doch leider war es unmöglich. Zittrig tastete ich an meinen Hinterkopf. Wenigstens kein Blut. Wie hatte Nappa einmal zu mir gesagt? Dein Dickkopf wird dich noch eines Tages retten.

Treffend hatte ich die dazu passende Stimme meines Mentors in Gedanken und sofort kamen erneute Tränen. Sofort erneute Trauer doch schluckte ich sie eisern herunter.

Nicht...

Ich durfte nicht daran denken.
 

„Manjéth....“
 

Bitte, nicht er auch noch!

Qualvoll rollte ich mich zur Seite, nur um den Anderen gar besorgt an seinen Gitterstäben stehen zu sehen. Traurig, gar nicht verstehend lagen dunkelgrüne Opale auf mir und ehrlich war Esrás mitleidiger Blick, den er mir zuwarf. So völlig frei und unverfroren.

„Wieso sagst´e denen nich, was die wissen wollen? Dann haste deine Ruhe.“

Augenblicklich stahl sich ein belustigtes Lachen über meine Lippen und nahe, am Rande der Verzweiflung, ließ ich es hinaus. Ließ es zu, auch wenn es schmerzte und endlos brannte wie das Feuer der Hölle.

Ihnen sagen?!?

Wenn das so einfach wäre.

Verbittert schüttelte ich den Kopf und beruhigte meine brennende Kehle.

„Ich...“, kam es zitternd über meine Lippen und haltlos vergrub ich meine Hände in den Haaren. Immer noch lag ich auf kaltem Stein. Immer noch auf dem Rücken liegend und sah an die morsche, gar toten graue Zellendecke

„Ich kann nicht.....“

„Wieso kannste net? Du redest doch jetzt auch grade mit mir.“

Sag mal war der Typ so bescheuert oder tat er einfach nur so?!?

Wenn ich gekonnt hätte würde ich mir die freie Hand an die Stirn klatschen, doch jede Bewegung tat einfach nur weh, also ließ ich es sein.

„Echt, manchmal verstehe ich dich nich. Aber gut.....egal.“, kam es lachend aus der Nebenzelle und gequält schloss ich die Augen, (das beruht auf Gegenseitigkeit, mein Freund) und spürte die Wärme. Denn haltlos brannte die Sonne vom Himmel, der neue Tag war schon längst angebrochen. 

Also mussten wir uns im Freien aufhalten, geschützt von felsigen Klippen. Eingemauert in Stein – etwas anderes konnte ich mir nicht erklären und wieder wandte ich den Blick zum Abgrund und beobachtete das schwebende, gleißende Licht. Tanzend im Wind.

Wieder dröhnte mein Magenknurren durch die Stille und hallte eisig von den Wänden wieder. Schmerzerfüllt presste ich mir abermals beide Hände auf den Bauch, hoffend, dass sich wenigstens so der Schmerz verflüchtigen würde, doch machte es alles nur noch schlimmer.

Doch dann.....

„Hier!“

Fiebrig, gar wie im Traum, hörte ich das Rascheln und sah augenblicklich auf die Hand, welche sich durch die Gitterstäbe zwängte und etwas in Händen hielt.

Etwas zu Essen. 

Sofort war ich auf den Beinen, schneller als ich gedacht hätte, ignorierte den wallenden Schmerz und wollte es dem Tshehemen aus den Händen reißen, doch bevor ich befülltes Papier in meinen Finger hatte, riss es mein Gegenüber zurück. Schützend hinter sich und fahrig war mein Knurren, war das kratzige Fauchen, welches sofort meine Lippen verlassen hatte.

„Ah..ah...“, kam es tadelnd von Seiten des Anderen und mahnend hob er den Finger, gar ein belustigtes Glitzern in seine Augen spiegelnd. Ebenso sein Grinsen und mein boshaftes Knurren wurde lauter.

Dieser... dieser Spinner!!!
 

„Erst deinen Namen, dann kannste es haben, Manjéth!“
 

Oh, wenn ich nur könnte, würde ich diesen Typen umbringen. Hier, sofort und auf der Stelle.

Verbissen ignorierte ich seine Bestechung und zwängte meinen Arm weiter durch die Gitterstäbe hindurch. Versuchend das klägliche Etwas hinter seinem Rücken zu erreichen doch tippte mir der gefangene Tshehemen augenblicklich leicht gegen die Stirn, stieß mich somit zurück und hielt das Ende meines Leides, weiterhin aus meiner Reichweite.

„So haben wir nich gewettet, Manjéth. Erst nen Namen.“

Bitter war mein Knurren, welches abermals meine Kehle verließ und dann gab ich dem Tshehemen die Antwort, welche er so verbissen hören wollte. Aber was für eine.

„Jánath´ bráshk!“, kam es fast schon gehässig über meine Lippen und sofort wurden die Augen meines Gegenüber groß. Wieder wollte ich zerfetztes Papier erreichen, doch hielt der Andere es immer noch schützend hinter sich. Dieser Teufel.

„Ohoho! Das nenn ich außergewöhnlich. Und was bedeutet er?“

„Leck mich!“

Verwirrt blinzelte mein Gegenüber, als meine harte Übersetzung zu treffen schien, doch dann brach Esrás in ein haltloses Gelächter aus.

„Das ist gut. Das ist saugut.“, röhrte er fröhlich und schlug sich lachend auf den Oberschenkel.

„Du gefällst mir , Manjéth!“

´Du mir aber nicht`, fügte ich in Gedanken hinzu und sah wieder fast flehend auf das Essen in seinen Händen.

Bitte. 

Ich hatte solch einen Hunger.

Bald hatte er mich soweit, dass ich für wahr alles für auch nur einen Bissen machen würde.

„Da. Haste dir verdient!“

Grinsend reichte mir der Tshehemen das Stück in seinen Händen und panisch, aus Angst man könnte es mir wieder wegnehmen, riss ich es aus seinen Fingern und zog mich sofort in die hinterste Ecke meiner Zelle zurück.

Ließ den Tshehemen dabei nicht aus den Augen, während ich verunsichert an der Wand kauerte und anfing das Papier von fettigem Teig zu schälen.

Was war das überhaupt, was ich in Händen hielt?

Egal. Es war völlig egal und haltlos stopfte ich mir den herben Teig in den Mund. 

Es schmeckte nach nichts, aber so schnell wie ich das Wenige hinunterschluckte, was meine heutige Ration sein sollte, war eh nicht an Geschmack zu denken. Überhaupt nicht, doch war mir momentan so ziemlich alles egal. Mein Magen schrie nach Vergebung und diese sollte er bekommen.

„Woah. Langsam, Manjéth! Nich das de dich....“

Doch weiter kam er nicht, den augenblicklich überfiel mich ein ekliger Schwindel und wieder kam die Übelkeit. Zurück mit all seiner Macht und haltlos erbrach ich mich erneut auf den steinigen Boden zu meinen Füßen.

„....übergibst.“, beendete der Tshehemen seinen Satz und schüttelte belustigt den Kopf.

„Das kommt davon, wenn de alles in dich hineinstopfst. Is nich gut gefüllte Innereientaschen auf ein Mal zu vertilgen.“, mahnte mich seine rauchige Stimme und zitternd sah ich auf.

Innereien-was bitte?!? Das hätte man mir doch sagen können.

Doch wollte ich mich nicht beschweren. Das verdorbene Fleisch, gar Reste aus den Tonnen (etwas anderes konnte man wohl auf Rith nicht erwarten) war momentan alles was ich hatte. Auch wenn sich alles in meinem Inneren dagegen sträubte ,weiter zu essen, tat ich es dennoch und zwang mich mehr zu jedem Bissen, als das es freiwillig von Statten ging.

Aber ich musste es. Musste die Hilfe annehmen, sonst würde ich nicht überleben. Sonst war mein Tod vorprogrammiert und auch wenn ich mir diesen momentan so sehr wünschte. Ich hatte eine Aufgabe. Hatte etwas zu erledigen und kurz, wenn auch nur flüchtig huschten meine Gedanken zu meinen Gefährten. Ich hatte nur noch sie und sie hatten – mich.

Wir Drei waren die Letzten unserer Art. Die Letzten, die übrig geblieben waren und das sollte auch so bleiben. 

Keine Gitterstäbe und keine haltlosen Steine konnten mich davon abhalten, zurück zu Nappa und Radditz zu kehren. Denn ich hatte es versprochen.

Hatte, als ich meinen kindlichen Eid ablegte, geschworen für mein Volk dazu sein. Selbst wenn es nur noch aus zwei Mann bestand.

Sie waren die Endlosigkeit. Sie waren Alles was mir je geblieben war und immer sein würde. Für ewig, selbst wenn alles in tiefster Dunkelheit versank. Für diese Beiden wollte ich kämpfen.

Und auch... für mich selbst.

„So ist´s besser. Langsam und beständig, sonst erträgst das nich und glaub mir....“

Wieder holte mich Esrás Stimme aus meinen Gedanken zurück und verwirrt sah ich auf. Langsam ließ sich der Tshehemen abermals zu Boden sinken und beobachtet mich aus belustigten Augen.

„Das war noch das Beste was du hier bekommen konntest.“, gluckste er belustigt und zeigte dann auf das Mahl in meinen Händen.

Wie... das Beste?!?

Argwöhnisch betrachtete ich den letzten Bissen Teig in bleichen Fingern und schluckte schwer. Das Beste. Sagt er auch noch so einfach. Wenn das, das Beste sein sollte, dann war ich Freezer höchstpersönlich.

„Gugg nich so geschockt, Manjéth. Ich will dir nich die Überraschung nehmen, aber warnen will ich dich trotzdem.“

Abermals lagen dunkelgrüne Opale auf mir und verbissen sah ich zur Seite, stopfte mir schließlich den letzten Rest in den Mund und versuchte den lehmigen Brei zu ignorieren und notdürftig hinunter zu schlucken.

Pff. Das Beste.

Schwach lehnte ich mich abermals an die Wand zurück und drückte mir eine Hand an den schmerzenden Kiefer. Genau dort wo mich der weißhaarige Tshehemen getroffen hatte und unterdrückte ein fiebriges Stöhnen.

Schmerz war alles, was mich zu begleiten schien. Mein ganzes Leben lang und so auch jetzt.

Schmerz war etwas, an das ich mich gewöhnen musste, gar sollte und fiebrig sah ich auf meine, immer noch, blutverschmierten Hände.

Qual und eisige Pein wurde zu etwas Befreitem. Musste zu etwas Ertragbarem werden, denn sonst würde ich fallen und nie wieder aus der Dunkelheit auferstehen.

Folter und Leid, mussten mein stummer Begleiter werden. Ein Freund, immer an meiner Seite, gar...wie etwas Gewöhnliches. Alltägliches traf es wohl besser und stumm sah ich auf. Sah zur Seite und beobachtete abermals das sanfte Spiel von Licht und Schatten, außerhalb der Zelle, über dem nahenden Abgrund.

War das mein Leben?

Sah so meine Zukunft aus?!?

Hin und hergerissen zwischen zwei Seelen, auf ewig dazu verdammt zwischen zwei Seiten zu wandeln?!? Zwischen Licht und...Dunkelheit?!?

Nein.

Das konnte nicht die Antwort sein.

Weder noch wollte ich es.

Ich musste mich entscheiden, hier und heute.

Musste jetzt, in diesem Moment, welcher mir der Klarste war, eine Entscheidung treffen.

Und während ich abermals tanzende Sonnenstrahlen betrachtete, welche endlos die Dunkelheit vertrieben, hatte ich meine Wahl getroffen.

Völlig frei und mir vorherbestimmt.

Denn ich wählte Licht.
 

Ich wählte - den Kampf.
 

~*~
 

Und Esrás half mir dabei.

Zwar war seine Hilfe nicht viel und nicht immer vertreten, da der Tshehemen Gefahr ging, selbst entdeckt zu werden, doch immerhin war es momentan das Einzige, was ich hatte.

Immerhin war es eine Chance.

Also durfte ich nicht wählerisch sein.

Das schwarzhaarige Wesen versorgte mich notdürftig mit Essen und Trinken. Jedes Mal schien er eine Kleinigkeit aus den Speisesälen mitzubringen, versteckt an seinem eigenen Leib und mir zu überlassen. Ich wusste nicht wie er das machte, wie er die Wachen übergehen konnte, doch war mir, als er mir jedes Mal eingewickeltes, befülltes Papier durch die Gitterstäbe streckte, mit der Zeit egal geworden.

Die Portionen waren nicht viel und reichten gerade Mal für das Nötigste. Kratze gerade Mal an der Oberfläche meines Appetits, aber ließ meinen Magen nicht seine eigentliche Funktion vergessen. Wozu er da war und jedes Mal knurrte er nach mehr, schrie gerade zu nach Schmerz und aus wallendem Protest und jedes Mal musste ich ihn, aufs Neue, vertrösten.

Trinken war weit aus Wichtiger, aber leichter zu beschaffen. Jeden Morgen wurde eine kleine Flasche ausgeteilt, die für den Tag reichen musste. Manche bekamen mehr, manche weniger. Doch gab mir Esrás jedes Mal ein paar Schlucke ab, sah einer der Wärter gerade nicht hin. 

Meine Zelle blieb dennoch unberührt, der Thaém hatte seine Bestrafung strikt eingehalten und somit zogen sich die Tage dahin. Somit zogen die Stunden ins Land und dennoch, selbst da mich Esrás kläglich am Leben hielt, merkte ich, wie mir mit jedem neuen Tag, die Kräfte schwanden. Mein Körper weniger wurde und meine Kleider kläglich an meinen Hüften blieben, (mein Nachbar reichte mir netterweise ein rotes Tuch, welches nun als Gürtel diente) doch musste ich ausharren. Musste aushalten, denn sonst, war alles verloren. Sonst war alles vorbei und so sollte mein Leben nicht enden. Nicht so.

Nicht in Gefangenschaft.

Und jeder Tag wurde ein Überlebenskampf.
 

Mehrere male besuchte mich der Oberst in meiner Zelle, gewillt, mich endlich zum Reden zu bringen, doch jeden Tag musste ich ihn aufs Neuste enttäuschen. Seine Bemühungen wirkten schon fast belustigend, doch der Schmerz, den er mir dabei aufs Neuste zufügte, brachte mich in den kalten Nächten gar um den Verstand.

Wie viel Pein und Qual mein Körper noch ertragen konnte, wusste ich nicht, doch musste er einfach. Musste meine Schmerzgrenze tolerieren und alles, was weit darüber hinaus ging.

Kein Wort über meine Lippen.

Das hatte ich geschworen.

Und diesen einen Schwur wollte ich halten. 
 

Halten, bis zum Schluss.



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