Zum Inhalt der Seite

Aufgewachsen unter Trümmern

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rith: ~3~


 

Aufgewachsen unter Trümmern

21. Kapitel: Rith 3

Alles lag in bleierner Schwärze. Alles in vergessenem Sein und obwohl mich eine innere Stimme rief, endlich die Augen zu öffnen, aufzuerstehen aus der langen Dunkelheit, so konnte ich nicht – und blieb gefangen.

Gefangen in meinem eigenen Schmerz und meinem eigenen Leid, das ich mir so haltlos, gar wie eine schützende Mauer, erschaffen hatte.
 

Hart traf mich etwas in die Seite und ein qualvolles Stöhnen entrann sich meiner Lippen.

Mein Geist war eingelullt, schien zu schläfrig um sich endlich dem vollen Erwachen hinzugeben und wieder ließ ich zittrige Lider geschlossen. Ließ dunkelbraune Opale in sicherer Dunkelheit und gab mich abermals der Erschöpfung hin.

Müde... ich war so schrecklich müde.

Wieso konnte man mich einfach nicht schlafen lassen? Ruhend in wallendem Vergessen und ließ mich einfach mein tragisches Schicksal hinnehmen?

Ich hatte doch schon sowieso alles verloren.

Alles was ich hatte.

Wieder ein Stoß in meine Seite, diesmal etwas kräftiger und verbissen keuchte ich auf. 

„Manjéth....“

Schwach hörte ich sein Rufen, doch versuchte ich es gekonnt zu verdrängen. Gekonnt auszublenden, denn dieser Typ ging mir gewaltig auf die Nerven. Aber so richtig.

Ich wusste nicht viel, was auf dem Weg zurück zu meiner Zelle geschehen war. Was die Wärter alles mit mir angestellt hatten und nur ein einziges Mal war ich kurz aufgewacht. Nur um zu sehen, wie man mich haltlos in den Dreck warf und kalte Gitterstäbe erneut geschlossen wurden.

Ich hörte Esrás erschrockenes Keuchen, dann seine belustigten Worte: `Hatte ich dir nich gesagt, dass de wiederkommst?´ und dann herrschte nichts als Dunkelheit. 

Nichts als ewiges Schweigen, als mich endlich die wohltuende Erschöpfung heimsuchte ich langsam aber sicher meine Augen schloss und einfach auf dem Boden liegenblieb.

Gebrochen und jeglicher Hoffnung auf Freiheit beraubt.

Schwach und blutend.

Alle Qual und Folter vergessend.

Nur noch vage das Brennen meines Körpers spürend, bevor bald nichts mehr weilte als Ruhe. Endlose Ruhe.

Doch dann das harte Erwachen.
 

Wieder ging ein Ruck durch meinen Körper, als mir der Tshehemen erneut in die Seite stieß, diesmal mit etwas ziemlich Spitzen und qualvoll entrann sich ein weiteres Stöhnen vernarbter Lippen. Ein Genervtes wohlgemerkt und ich hoffte inständig, dass dieser Irre endlich damit aufhören würde. Was immer er auch tat um mich wach zu bekommen, es tat weh – sehr weh und wieder grummelte ich lauter zum Prostet, als mich wieder etwas hart in die rechte Seite traf. Ein Stock. Das konnte nur ein Stock sein. Etwas Anderes konnte ich mir einfach nicht erklären, denn haltlos hielten uns die Gitterstäbe voneinander fern - was auch gut so war. Und so lange Arme hatte dieser Tölpel nun auch wieder nicht.

Eine längere Pause entstand und endlich schien dieser Typ es eingesehen zu haben. Bei allen Göttern der Ahnen, endlich Ruhe. 

Endlich Frieden.

Endlich nichts mehr spürend und wieder schloss ich langsam meine Augen, hatte kurz den Blick geöffnet und ein vages Umfeld erhascht, aber nur auf graue Zellwände geblickt. Ein trostloser Anblick und bekümmert ließ ich schwach die Schultern sinken.

Alles war egal geworden.

Egal, dass ich im Staub und wallendem Dreck auf dem Boden meiner Zelle lag und frierend die Beine an den Körper gezogen hatte.

Egal, dass meine Wunden unaufhörlich brannten, doch die nahende Müdigkeit zu bestehend war, um den Schmerz haltlos registrieren zu können.

Egal, all das Blut, welches sich mit dem dreckigen Regenwasser vermischte, welches erbarmungslos von der Decke auf den Boden tropfte.

Tropf...

Tropf..

Tropf.

Das Grölen der Menge war einem dumpfen Schleier gewichen, wahrscheinlich hatte ein Schlag meiner Peiniger mein Gehör verletzt und trübe erschien mir alles wie im Schleier. Alles eingelullt und wieder, weit in der Ferne konnte ich ein Rufen hören.

„Maaaaanjéth.....“

Oh bitte nicht.

Dieser Kerl raubte mir noch den letzten Verstand.

Plötzlich traf mich etwas Kleines, Hartes am Hinterkopf und verbissen zuckte ich zusammen. Was zum....

Doch wieder kam ein neues Geschoss angeflogen und haltlos versuchte ich mein Stöhnen zu unterdrücken. Wenn ich vielleicht so tat, als würde ich schlafen, würde dieser Vollidiot schnell das Interesse verlieren, aber leider hatte ich falsch gewettet.

„Manjéth, jetzt mach es einem doch nich so schwer. Ich seh doch, dass de wach bist....“, kam es glucksend über seine Lippen und nur schwer konnte ich meine Zunge noch im Zaum halten. Dieser Kerl war einfach... unbeschreiblich. Ja, das passte wohl am Besten. Unbeschreiblich und so nervtötend, dass ich augenblicklich explodieren konnte, doch zum Glück, eher zu dem Seinigen, war ich zu müde, zu erschöpft um mich rühren zu können. Ki oder nicht, wenn er so weiter machte, würde ich ihm noch weh tun und das konnte ziemlich unangenehm werden.

Erschrocken kam ein schwaches Keuchen über meine Lippen, als mich plötzlich etwas Weiches traf und widerstandslos von meinem wirren Haar abprallte. Was...

Was zum Geier hatte dieser Spinner jetzt schon wieder gemacht?

Nun schaffte ich es doch, den Kopf zu heben, auch wenn es nur kläglich war und sofort ein widerlicher Schmerz durch meinen Körper schoss. Müde, gar verquollen blickten braune Opale auf und sahen haltlos das Geschoss, welches fröhlich, gar unschuldig, an mir vorbeirollte und schließlich am anderen Ende der Wand liegen blieb.

Eine Klorolle.

Perplex konnte ich nicht anders als mehrere Male zu blinzeln bevor mich die Empörung heimsuchte. Das – und Wut.
 

„Sag mal hast du gerade Arschpapier nach mir geworfen?!?“
 

Zornig wandte ich den Kopf und funkelte mein Gegenüber erbost an, dabei meine eigene schwach zitternde Stimme ignorierend, die sich haltlos überschlug und einem kratzigen Flüstern glich. Diese Frechheit. Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich?!?

Doch Esrás sah mich augenblicklich an und brach dann in ein wallendes Gelächter aus, an dem er sich beinahe noch verschluckt hätte. (Oh bitte!) Wenn ich nur könnte, so würde ich ihm hier, jetzt sofort und auf der Stelle, den Hals umdrehen. Doch stattdessen durchbohrte ich ihn mit hasserfüllten Blicken, wusste, dass ich nicht viel ausrichten konnte, doch leider schien dies seine Wirkung zu verfehlen.

Lachend wischte sich der Tshehemen die Tränen aus den Augen und sah mich dann belustigt an, ließ die Arme lässig über die Gitterstäbe baumeln.

„Kannste froh sein, dass ichs net benutzt hab.“, kam es frech über seine Lippen und sofort wich alle Farbe aus meinem Gesicht - wenn es denn noch welche hatte.

Dieser Typ!

Dass...

Dass war ja nicht zum aushalten. 
 

Frustriert rollte ich mich wieder zur Seite, meinem wundersamen Nachbarn den kalten Rücken zeigend. Bei allen Ahnen. Wieso....

Wieso ausgerechnet er? Hätte man mich nicht in eine andere Zelle stecken können? Rith bot ja eine Unmenge an Platz, da würde ja wohl das Richtige dabei sein.

Wieder hörte ich das belustigte Lachen des Anderen und stieß abermals ein genervtes Stöhnen über meine Lippen.

Wann würde er endlich verstehen, das er momentan mehr als unerwünscht war?

„Siehst richtig übel aus, Manjéth!“

Wohl nie.

Nahe, am Rande des Ausbruches, versuchte ich ruhig zu atmen. Versuchte ruhig zu bleiben, doch brachte mich seine haltlose, rauchige Stimme um den Verstand. Er sollte endlich ruhig sein! Sollte endlich das Maul halten, bevor ich noch etwas tat, was ich vielleicht bereuen würde, denn ich wollte einfach Nichts mehr hören. Wollte nichts mehr spüren. Wollte nichts mehr wissen, gar um den Umstand, um die Tatsache, dass ich verloren war. Gefangen auf ewig, denn aus Rith gab es kein Entkommen. Jedenfalls nicht so. Nicht ohne meinen Ki, nicht ohne all meine Kraft und frustriert sah ich auf das Mal meines linken Armes, welches wieder teuflisch zu brennen begonnen hatte. Die Haut um die Stelle war geschwollen und war einer rötlichen Farbe gewichen. War es infiziert?!? Schwach fuhr ich mit zerrissenen Fingerspitzen über die erhobene Stelle, nur um abermals schmerzerfüllt zusammen zu zucken. Wahrscheinlich.

„Hier!“

Wieder fiel etwas haltlos über mich und erschrocken setzte ich mich auf. Nicht damit rechnend, was immer mir mein Mitgefangener über den Körper geworfen hatte und erst jetzt bemerkte ich das Brennen und sofort kam der Schwindel. Keuchend presste ich mir beide Hände an die Schläfen, wohl war mein überstürztes Aufsetzten zu viel gewesen und versuchte die nahende Schwärze zu vertreiben. Versuchte den Schmerz zu ignorieren und gequält sah ich herab. Sah auf das Etwas, was mir Esrás so netter weise überlassen hatte und erblickte einen Fetzen Stoff.

Verwirrt hob ich es hoch, hievte mich selbst in den Schneidersitz und betrachtete die dreckigen Lumpen vor mir. Neue Kleidung, wie ich unweigerlich feststellte und fragend sah ich zu dem Tshehemen herüber, welcher nun seinerseits aufgestanden war, immer noch lässig an den Gitterstäben lehnte und mich belustigt an funkelte.

„Dass de dich genauso heimisch fühlst wie ich.“

Grinsend zupfte er an seinen zerrissenen Kleidern, doch mein Blick sprach immer noch Bände, schien immer noch nicht ganz zu verstehen, auf was er hinaus wollte und wieder röhrte der Andere ein haltloses Lachen über seine Lippen.

„Man könnte glatt meinen du kommst von nem anderen Planeten. In den Fetzen die de jetzt trägst, wird’s hier ganz schnell ungemütlich für dich. Die Nächte hier sind eisig, musst du wissen.“, brachte er abermals glucksend über seine Lippen und zeigte dann grinsend auf mich. Sofort sah ich an mir herab und keuchte erschrocken auf. Jetzt verstand ich, was er meinte, was er mir mit seinen Worten sagen wollte und betrachtete wieder zweifelnd die neue Kleidung in meinen Händen. Viel war nicht mehr von meinem alten Gi übrig geblieben und bestand mehr aus Löchern als aus schützendem Stoff.

„Und außerdem....“

Wieder hörte ich schwach die Stimme des Anderen und sah aus großen Augen zu ihm. Alles war so neu. Alles zu schnell und der Wunsch nach ewigem Schlaf, nach Erlösung aus dieser Hölle wuchs von Minute zu Minute mehr.

Wieso musste das passieren?

Fiebrig versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, doch fand ich keinen Anfang.

Wieso ausgerechnet mir?!?

„Dieser Art der Kleidung is Pflicht. Wenn die Wärter dich in was anderem sehen, als das da....“, wieder zeigte er auf die Kleider in meinen Händen, die ich erst jetzt richtig zu registrieren schien. Ein Schwarzes kurzärmliges Oberteil mit weitem eingerissenen Kragen und zu kurzem Stoff und die dazu passende dunkelgrüne Hose, ähnlich wie die meiner Shaironenleidung, bloß dass die Fesseln nicht eng an den Schienbeinen anlagen, sondern weit über die Füße reichten. Schwarze dünne Schlappen endeten das ganze ab und geschockt fühlte ich den kühlen Stoff in meinen Händen. Zu dünn. Es war alles zu dünn, nicht richtig Wärme spendend und schon jetzt musste ich mich auf kalte Nächte einstellen.

Wie es der Tshehemen versprochen hatte. 

Mein Körper zitterte kraftlos. Automatisch, gar so, als würde er die eisige Qual spüren, noch bevor sie überhaupt eingetreten war.

„....dann biste fällig und glaub mir. Die Art von Strafe willst du gar nich wissen.“ , beendet der Andere grinsend seinen Satz und starrte erneut auf mich.

Eine längere Pause entstand, in denen keiner von uns Beiden auch nur einen Ton sagte. Es gar auch nur wagte einen Laut über die Lippen zu bringen und das stetige Grölen der anderen Gefangenen, wich einem verträumten Summen. Schien in weite Ferne gerückt, doch wusste ich, das es immer vorhanden sein würde.

Auf ewig...

Bei Gott war mir schlecht.
 

Sofort kam die Übelkeit, zurück mit aller Macht und ich schaffen es gerade noch, mich aufzurappeln, mich in die hinterste Ecke meines Kerkens zu werfen (ließ dabei achtlos die Kleider zu Boden fallen) und haltlos zu übergeben. Zumindest das, was noch in meinem Magen geblieben war – also nicht viel. Das Brennen der Magensäure, welche sich unaufhörlich meine Kehle hochjagte, war zu viel und der süßliche Geschmack einfach nur widerlich. War nicht auszuhalten und wieder erlag ich dem Drang und der Qual der Übelkeit. 

„Lass es raus, Manjéth. Lass es alles raus.“, kam es tröstend von dem Anderen und verbittert schüttelte ich den Kopf. Versuchte seinen ewigen Sing-Sang zu ignorieren, doch brachte es wenig.

„Das geht allen so. Bist nich der Erste, der sich in seiner Zelle übergeben hat.“ 

Wieder hörte ich sein Mitleid, dennoch gepaart mit wallender Belustigung und wieder ertappte ich mich selbst dabei, wie schwer es mir erschien, diesen Typen einzuschätzen. Konnte man ihm trauen?!?

Ich wusste es nicht. Konnte immer noch keine Antwort finden. Auch dann nicht, als ich mir zittrig über den Mund fuhr (ein Königreich für ein Glas Wasser...) und mein Gegenüber aus schwachen Augen ansah.

Belustigt lagen die Augen des Anderen auf mir und kläglich sah ich auf die Kleider, welche bestehend auf dem kalten Boden lagen. Sah so mein neues Leben aus?

Müde zog ich mich auf die Beine, der alles zerfressende Schmerz war nun nicht mehr zu ignorieren und schleppte mich vorwärts. Was blieb mir denn anderes übrig?

Zitternd krallten sich bleiche Finger den Stoff zu meinen Füßen und hob ihn auf.

Was hatte ich noch für eine Wahl?!?

Wieder lagen grüne Opale auf mir, leuchtend wie die hellsten Sterne der Nacht und empört sah ich den Tshehemen einfach nur an. Von Privatsspähre hatte er wohl noch nie etwas gehört. Dieser Stümper.

Dieser...Primat.

Verdutzt blickte er mir entgegen (sag mal , war dieser Kerl auf den Kopf gefallen?), doch dann fiel der Groschen.

„Ach so! Versteh schon. Versteh schon.“, kam es kratzig über seine Lippen und gespielt drehte sich der große Lange um und hielt sich beide Hände vor die Augen.

„Ich gugg auch nich, versprochen. Aber auf den da....“

Haltlos drehte sich Esrás doch noch mal um und ich unterdrückte gerade noch so ein genervtes Stöhnen. Ließ erneut meine Arme sinken, als ich mir mein zerfetztes Oberteil über den geschundenen Körper streifen wollte und folgte seinem Fingerzeig, der aus meiner Zelle hinaus zeigte und auf die Kammer mir gegenüber. Auch wenn der weite Abgrund bestehend vor meinen Augen lag und unseren Teil der Mauer von dem anderen Fels trennte, konnte ich, dank meiner saiyanischen Augen, den anderen Gefangenen auf der Seite erkennen, welcher gaffend über seine Gitterstäbe lehnte und zu mir herüber starrte. Eine tote Fratze, leblos in schwarzen Höhlen liegend und sofort trieb mir dieser Anblick die Gänsehaut auf den Körper.

Wie ein lebender Toter. Ohne Sinn und ohne - Hoffnung.

„Auf den musst du aufpassen. Der gafft nämlich. Der gafft nämlich immer.“, kam es abermals lachend aus Esrás Mund und erschrocken zuckte ich zusammen, als sich der Tshehemen beide Hände vor den Mund hielt, geformt zu einer Art Muschel nur um dem Anderen etwas zuzuschreien.

„Isses nich so, Bórok. Zeig unserem Frischling mal ein wenig Manieren, einfältiger alter Narr.“ 

Doch immer noch sahen uns tote Augen entgegen, leblos aus einer blassen Fratze und wieder brach das Wesen neben mir in einem amüsiertes Lachen auf.

„Scheinst nen Verehrer zu haben, Manjéth!“

Beiläufig klopfte mir der Andere auf die Schulter, (das hatte der Tshehemen als Scherz gemeint, oder?) hatte ich gar nicht bemerkt, wie ich mich automatisch ihm erschrocken zugewandt hatte und konnte nicht anders als ihn einfach nur anzustarren. Geschockt anzustarren, denn die Wandel der Dinge, ließ mich alle Hoffnung vergessend.

Und nur blanke Angst spürend.

„Nen Verehrer.....“, kam es abermals glucksend über blasse Lippen und kopfschüttelnd verschwand Esrás in den Schatten seiner Kammer. Mir endlich meine Ruhe lassend und keuchend sackte ich auf den Boden zurück.

Schwach streckte ich die blanken Füße von mir und ließ meine Arme kraftlos in meinem Schoß fallen, denn ich fühlte die Kälte. Fühlte das Eis der Wand, welches sich haltlos auf meinen nackten Rücken presste und mich abermals erzittern ließ. Meine zahlreichen Wunden erneut zum Brennen brachte, doch war der ganze Schmerz nebensächlich. Schien nichts Wert im Anbetracht der Situation, die mir mehr und mehr, als aussichtslos erschien.

Denn es wurde mir nicht erlaubt – zu sterben.

Nicht erlaubt mein sehnlichster Wunsch, der nun in den dunkelsten Stunden meines Seins, ja gar meines ganzen bisherigen Lebens, so sehr an Gewicht und Bedeutung gewonnen hatte.

Es wurde mir nicht erlaubt zu sterben – wiedermal. 

Das hatte ich ihm Gefühl.
 

~*~
 

Kalt und völlig fremd hingen mir die lumpigen Sachen am Körper und bitter betrachtete ich den dunklen Stoff der Hose. Sah auf meine blutverschmierten Hände und versuchte abermals Klarheit in meine wirren Gedanken zu bringen. Doch ohne Erfolg.
 

Mein Körper brannte.

Schrie immer noch die endlosen Qualen der Folter hinaus und nur kläglich hatte ich haltlose Wunden versorgen können. Mein alter Gi war gänzlich als Verbandsmaterial drauf gegangen und hatte nur die nötigsten Wunden bedeckt. Jene die am schlimmsten waren, jene die nicht von alleine heilen würden und verbissen presste ich mir den letzten Überrest meines alten Lebens auf eine tiefe Wunde meiner rechten Hand. Brennend, wie metallisches Feuer hatte sich die Schneide des Messers in meine Haut gebohrt und klaffendes Fleisch frei gelegt. Alles nur, dass ich endlich reden würde, doch waren meine Lippen versiegelt gewesen.

Würden auch versiegelt bleiben - auf ewig, denn kein Wort über Freezers Verbleib oder dessen Absichten sollten meine stumme Seele verlassen. 

Vielleicht... bestand ja doch die Möglichkeit, dass ich zurückkehren würde. Zurück in mein altes Leben, doch in jener dunklen Stunde, die so leichtfertig über mir thronte, hatte ich jegliche Hoffnung verloren.

Denn ich war allein.

Ganz allein.
 

„Nein, nein, nein. Das ist noch nich ganz richtig.“, kam es zischend aus meiner Nebenzelle und müde sah ich auf.

Hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch war dies momentan egal geworden, als ich auf den Tshehemen blickte. Ratlos, gar überlegend stand Esrás in seinen 4 Wänden, oh pardon – Gitterstäben und betrachtete sich das klägliche Gestell, was sich Pritsche schimpfte.

Okay. Ganz so allein war ich dann doch nicht.

„Südöstlich steht es besser, als quer zur Wand.“, kam es abermals haltlos über seine Lippen und sofort machte sich der Schwarzhaarige an das Werk, seine Schlafmöglichkeit um zuschieben. Eisig kratze das Gitter über den Boden und ließ mich augenblicklich alle Nackenhaare sträubten. Mein Muzuhara wickelte sich schmerzlich um meine Hüfte und verbissen hielt ich mir die Ohren zu. Ein widerliches Geräusch und verzweifelt sah ich zur Seite. Ließ die Arme lässig über angezogen Knie fallen und sah abermals in den tiefen Abgrund. Mir egal, was dieser Spinner machte. Er konnte noch so oft sein „Gemach“ umstellen, das war mir gleich. Er sollte es nur leise tun! Die Langeweile musste wohl seinen Verstand zerfressen haben und insgeheim fragte ich mich, wie lange der Tshehemen hier schon festsaß.

Wieder fielen dunkelbraune Opalen auf meinen Zimmergenossen und beobachteten ihn stumm. Was suchte ein Tshehemen eigentlich in einem seiner eigenen Gefängnisse?!? Was hatte er verbrochen, dass mein Gegenüber so bestraft wurde? Bestraft sein ganzes Leben?!?

Doch... eigentlich konnte mir das egal sein und das war es auch. Mürrisch streckte ich abermals die Beine aus und ließ die Arme ruhend zur Seite fallen, lässig an die Wand gelehnt.

Wie lange ich schon hier saß, auf dem staubigen Boden meiner kalten Zelle, wusste ich nicht und wollte es insgeheim gar nicht wissen. Es gab keinen Hinweis. Keine Andeutung wie spät oder gar, welcher Tag heute war. Es erschien fast so, als wollten uns die Wärter vergessen lassen, doch musste nach meiner Folter nicht viel Zeit vergangen sein. Denn meine Wunden waren noch frisch gewesen, also war ich nur einige Stunden in meiner erholsamen Erschöpfung gefangen gewesen. Na wenigstens ein Trost.

Wenigstens ….Etwas.
 

„Wie findest dus?!?“
 

Esrás Stimme ließ mich erschrocken zusammen fahren und verblüfft sah ich auf. Nicht damit rechnend, dass er mit mir sprach und erblickte den Tshehemen lässig an den Gitterstäben gelehnt, die Arme frei über die Stangen baumelnd. „Na sag schon, Manjéth. Und sei ehrlich..... Ich ertrag Kritik!“

Fragend folgte ich seinem Fingerzeug, welcher spielerisch hinter sich deutete und zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. Er erwartete doch nicht wirklich eine Antwort von mir, oder?

Wohl doch, denn sein bittender Blick sprach Bände und kopfschüttelnd registrierte ich nun völlig, das dieser Kerl den Verstand verloren haben musste. Etwas anderes kam mir einfach nicht in den Sinn.

„Das sieht genauso aus wie vorher!“

Eigentlich sollte meine Stimme härter klingen, gar spottend, da er sein Bett nur einmal im Kreis gedreht hatte nur um es dann wieder in gleicher Position an seinen alten Platz zustellen, doch ging sie in einem rauchigen Kratzen unter. 

„Typisch Saiyajin...“

Grummelnd verzog der Andere sein Gesicht zu einer Fratze und betrachte sich abermals sein „Werk.“

„Kein Sinn für Ästhetik....“, theatralisch warf er die Arme nach oben und ich konnte nicht anders als genervt mit den Augen rollen. „Kein Gespür für Sinnlichkeit.“

Oh Gott bitte. Ich wollte dieses sinnlose Geblubber nicht mehr hören. Mürrisch, hoffend, dass Esrás auch ja mein lautes Knurren hören konnte, wandte ich mich demonstrativ ab und starrte lieber auf den Boden, als auf meinen Vordermann, doch konnte ich genau dunkelgrüne Opale auf mir spüren. Wissend gar suchend und müde bettete ich mein Kinn auf meine Arme und zog meine Beine enger an den Körper.

Wieder schrie eben Jener unaufhaltsam seine Qualen hinaus und meine gebrochene Nase brannte verräterisch. Prüfend drückte ich die morschen Knochen und bemerkte schon bald darauf kleinste Tropfen Blut, welche sich kühl auf meine Haut legten und abermals nahm ich den letzten Teil meines zerrissenen Gi´s in zitternde Hände und presste es mir an das schmerzende Nasenbein. Wieder gebrochen.

Wieder unterlegen und neue Schmach, gar Schande, spürend. So langsam wusste ich nicht mehr, wie oft mein saiyanischer Metabolismus sie noch heilen konnte und dieses Mal war ich fast sicher, dass Narben bleiben würden, denn der Faustschlag des Oberst hatte mich hart getroffen. Leider nicht nur ein Mal.
 

„Siehst immer noch schön aus, Manjéth. Um dein Gesicht musst du dir keine Sorgen machen.“
 

Gequält sah ich auf, direkt in die Augen meines Gegenüber und registrierte nur noch vage, nahe am Rande der Erschöpfung, dass sich der Andere ebenfalls zu Boden gesetzt hatte. Nur näher an seine Gitterstäbe heran, die haltlos in meine Zelle zeigten und beobachtete mich belustigt.

Bitte.

Ich wollte nichts sehnlicher als meine Ruhe. Endlose Ruhe um endlich das wirre Chaos in meinem Kopf zu ordnen, welches seit meinem Erwachen zu bestehen schien. Ich war müde... so schrecklich müde und – prompt wallte ein haltloses Knurren durch den Raum und betreten hielt ich mir den schmerzenden Magen – hungrig.

Gerade wollte mein Gegenüber etwas erwidern, ich konnte nur raten, was eigentlich seine Lippen verlassen wollte, doch wurde er durch ein lautes Quietschen unterbrochen, als seine Zelltüre hart aufgestoßen wurde.

„Essenszeit, du dreckiger Unrat. Mach dass du auf die Beine kommst“, kam es hart über gräuliche Lippen und müde fiel mein Blick auf einen der bulligen Wärter, welcher dem gefangenem Tshehemen mit einem Kopfnicken andeutete, doch endlich seinen Hintern in Bewegung zu setzten.

„Was erwartet mich heute?“, brachte Esrás fragend heraus, seine Augen funkelten nur so vor Belustigung und sah gespielt gelangweilt auf seinen Artgenossen. „Ein Fünf-Sterne Menü vom Feinsten?!?“

„Es gibt gleich nen Schlag in die Fresse wenn du nicht endlich die Baken hältst.“, antwortete der Wärter hart und packte den Anderen zornig am Arm.

Ein ungleiches Bild, welches sich vor mir bot, waren Beide doch vom selben Schlag. Beide entstammten dem Volk der Tshehemen, den Bewohnern dieses gottverdammten Planeten, welcher mein eigener Untergang sein sollte und dennoch stand der Grad des Status deutlich im Raum. Der unübersehbare Rang unausweichlich im Mittelpunkt und qualvoll kniff ich die Augen zusammen, als mich ein helles Licht der Laterne traf. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sich der Himmel verdunkelt hatte und nur schwach das eisige Mondlicht über den Abgrund zog. Rith, oder vielmehr sein Gefängnis, bestand aus offenem Fels und alleinig unsere Zellen waren in den kalten Stein eingemauert. Das war bisher alles, was ich kläglich erhaschen konnte und dennoch wusste ich, dass diese Information, so klein sie auch war, nichts Besonderes an sich hatte. Sie würde nicht ausreichend sein zur Flucht, welche ich mir so sehnlichst herbei sehnte. Aber momentan war dieser Weg in weite Ferne gerückt.

„Was ist mit ihm?“, kam es von einem zweiten Wächter, den ich gar nicht bemerkt hatte und wieder traf mich helles Licht. Qualvoll kniff ich die Augen zusammen und versuchte meine Hände abschirmend vor die Augen zu halten, doch waren sie schwer wie Blei. Somit bleib mir nichts anderes übrig, als auszuharren und zu warten.

„Nichts für ihn – Befehl von ganz oben. Kein Brot.....“

Dumpf dröhnte das gehässige Lachen des Tshehemen über mich hinweg und wieder umfing mich Gänsehaut.

„....und kein Wasser. Für eine ganze Weile nicht. Vielleicht wird er dann gesprächiger.“

Sein abschätzender Tonfall war mir keinesfalls verborgen geblieben, doch schockten mich eher die Worte des Tshehemen, welche so haltlos seine Lippen verlassen hatte.

Kein Essen....

Erschöpft schluckte ich den trockenen Kloß in meinem Hals hinunter und hielt mir augenblicklich erneut den Magen.

Und kein trinken. Etwas, was meine Angst erneut stiegen ließ. Das Hungern war mir selbst nicht fremd, kannte ich unter Freezers strikter Folter nichts anderes, doch....

Dass man mir nun auch die Flüssigkeit verwehrte war neu. Zu neu für meinen Geschmack und verzweifelt versuchte ich, die aufsteigende Panik zu verdrängen, welche mich so offensichtlich heimsuchte.

Ohne Essen würde ich spielend aushalten können. Würde ausharren, eine ganze Zeit lang. Doch... ohne ein Tropfen Wasser.... sah alles ganz anders aus. 

Meine Kehle, zuvor trocken, war nun nichts als heißes ausgedörrtes Brachland und fiebrig wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Keine Panik....

Ich durfte jetzt alles, doch nur nicht in Panik verfallen.

Doch ohne zu wollen, schlug mein Herz schneller hinter meiner Brust und verbissen krallten sich zittrige Finger in gebräunte Haut.

„Nur kein Kummer, Manjéth....“

Erschrocken fuhr ich zusammen, als sich Esrás, befreit aus seiner Zelle zu mir beugte und seine Finger an kühles Metall krallte.

„Da verpasste eh nichts. Für den Fraß is sich selbst der Müll zu Schade“, kam es schon fast mitleidig aus seiner Kehle, doch verriet ihn abermals sein belustigtes Glucksen.Doch wurde es jäh unterbrochen, als ihm eine der Wachen hart in die Seite stieß.

„Beweg dich endlich, faules Pack.“, waren die einzigen Worte, die ich noch vernahm bevor sich ein widerlicher Strudel über mich legte und sich alles zu drehen schien. Erneut war der Schwindel zurück, traf mich mit aller Macht und kraftlos ließ ich mir zur Seite fallen. Einfach so – hinein in den Dreck. Hinein in mein Verderben, für das ich geboren wurde.

Schwach gar wie sterben nahe, kam mein Atem über vernarbte Lippen und langsam begann das Zittern. 

Haltlos hatte die Kälte der nahenden Nacht Einzug gewonnen, doch war es schwer zu sagen, welche Tageszeit wir gerade hatten. Denn alles lag im Dunkeln. Alles lag in bleiernen Schatten und müde blinzelte ich, immer noch liegend auf der Seite, aus den Gittern meiner Zelle und sah auf stumpfes Grau.

Sah schwach die anderen Gefangenen, welche hart aus ihren Zellen gerissen wurden, um einem Mahl entgegen zu treten, dem man sogar Unrat vorzuziehen schien.

Wieder knurrte mein Magen verräterisch und zittern presste ich mir eine Hand auf das Loch in meiner Mitte.

Verdammter Hunger. 

Radditz hatte mich in letzter Zeit gut genährt und somit hatte ich das Gefühl des langen Leidens langsam aber sicher verdrängt. 

Radditz.....

Was er wohl gerade machte?!?

Der Gedanke an den größeren Saiyjain tat weh und augenblicklich stiegen mir erneute Tränen in die Augen. Doch würde ich ihm nicht nachgeben und salziges Nass aus seinen dunklen Höhlen befreien. Die Zeit der Tränen war vorbei. Doch selbst wenn ich dies der Letzten Bershabesh versprochen hatte, wusste ich, dass es nicht so einfach werden würde.

Nicht hier.

Nicht an dem Ort der blanken Kälte.
 

Nicht... auf Rith.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück