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Last Desire 4.5

Another Desire
von

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Vorsichtige Annäherung

Als die Party vorbei war und die Kinder entweder nach Hause zu ihren Familien oder zurück ins Hospiz gebracht wurden, machten sich Oliver und Andrew auf den Weg nach Hause. Während sie im Auto saßen, war Andrew die meiste Zeit dabei, Süßes zu essen und fragte irgendwann „Ist es eigentlich normal, dass ich irgendwie jetzt plötzlich Heißhunger auf Süßes kriege?“ „Ja, das ist ein Nebeneffekt von den Drogen, ist also ganz harmlos. Es sei denn natürlich, du hast plötzlich Heißhunger auf saure Gurken.“ Der Rothaarige sah ihn verwirrt an und fragte „Und wieso? Ist das irgendwie gefährlich?“ „Nee, aber es bedeutet dann vielleicht, dass du schwanger sein könntest.“ So ein Spaßvogel, dachte Andrew und schüttelte den Kopf. „Kannst du auch ein Mal ernst sein?“ „Ich bin ernst, wenn es die Umstände erfordern. Aber ich muss dich schon loben! Die Kinder waren echt begeistert von dir und wollen dich beim nächsten Mal unbedingt wieder dabei haben. Ablehnen kannst du übrigens nicht, ich hab in deinem Namen schon fest zugesagt für das nächste Treffen.“ Wenn Andrew ehrlich war, dann würde er tatsächlich gerne wieder in der Gruppe dabei sein. Doch irgendwie konnte er den Gedanken einfach nicht loslassen, dass die Kinder allesamt krank waren einige von ihnen bald sterben würden. Das war echt hart, vor allem, wenn er an den 13-jährigen Leonard dachte. Wie sollte er damit am besten umgehen? Wie sollte er sich denn vor den anderen verhalten? Als könnte Oliver seine Gedanken lesen, fragte er „Du denkst an das, was ich dir erzählt habe, oder?“

„Natürlich. Ich meine, die sind noch so jung und schon todkrank. Das ist eben schlimm. Wie… wie soll ich ihnen da gegenübertreten?“

„Behandle sie einfach so wie heute, als du sie kennen gelernt hast. Als normale Teenager, die einfach nur Spaß am Leben haben wollen. Sie werden oft genug mit dem Tod konfrontiert und das Letzte, was sie wollen, ist Mitleid oder wie rohe Eier behandelt zu werden. Die Zeit, die Ridley und ich mit ihnen verbringen, gehören zu den wenigen schönen Momenten in ihrem Leben, wo sie die schmerzhaften Therapien und trostlosen Krankenhausaufenthalte vergessen können.“ Trotzdem stellte sich Andrew das nicht ganz so einfach vor, solch eine schreckliche Tatsache einfach so auszublenden und er fragte sich, wie Oliver die Kraft aufbringen konnte, für die Kinder da zu sein und so unbeschwert sein zu können, wenn manche von ihnen so oder so bald sterben würden. Vielleicht, weil er es einfach ausblendete und von diesem starken Wunsch angetrieben wurde, ihnen zu helfen. Er ist so ein guter Mensch, dachte Andrew und starrte mit einem melancholischen Blick aus dem Fenster in die dunkle Nacht. Ich habe echt großes Glück, bei ihm zu leben. Er kümmert sich um mich und die Kinder und er weiß immer Rat. Selbst als ich ihm so gemeine Sachen gesagt habe, hat er es mir nicht übel genommen und zeigt Verständnis. Ganz anders als James… Ich wünschte, ich könnte auch diese Stärke aufbringen und all diesen Kummer einfach von mir halten und sagen, dass es mir egal ist, was andere von mir denken. Im Grunde ist Oliver doch genau das, was ich mir selber immer gewünscht habe zu sein, nicht wahr? Ich wollte genauso frei sein und einfach nur das machen, was mir gerade Spaß macht und mich nicht um Watari, Roger und all die anderen Menschen scheren, die meinen, sie könnten mir sagen, wer ich zu sein habe und wer nicht. Wie gerne würde ich mir das Leben genauso einfach machen wie er und einfach sagen „Scheißegal was ihr wollt, ich mach mein eigenes Ding.“ Im Grunde war ich doch deswegen so sauer in der Kletterhalle und bin auf ihn losgegangen. Einfach deshalb, weil ich im tiefsten Grunde meines Herzens eifersüchtig auf ihn bin, weil er das erreicht hat, was ich mir selber gewünscht habe.

Als sie endlich wieder zuhause waren, wollte Andrew aussteigen, doch da merkte er, wie ihn endgültig die Kraft verließ und sich alles um ihn herum drehte. Ihm war ganz schummrig und er musste sich wieder hinsetzen. Oliver stieg aus und ging ums Auto herum zu ihm hin. „Hey, geht es dir nicht gut?“ „Mir ist schwindelig…“ „Warte, ich helfe dir.“ Oliver half Andrew auf die Beine und nachdem er die Wagentür geschlossen hatte, nahm er den Rothaarigen kurzerhand einfach auf seinen Rücken und trug ihn ins Haus. „Bin ich dir nicht zu schwer?“ „Machst du Witze? Du könntest locker ein paar Kilo mehr vertragen, wenn du mich fragst.“ Unglaublich, wie leicht er mich tragen kann, obwohl ich nur ein paar Zentimeter kleiner bin als er. Mit Sicherheit liegt es daran, weil er so sportlich ist, ganz im Gegensatz zu mir. Während Oliver mit ihm auf den Rücken die Treppen hochging, hielt sich Andrew an ihn fest und fühlte sich irgendwie seltsam, als er ihm so nahe war. Sein Herz klopfte wie verrückt und es fühlte sich angenehm an, sich an ihm festzuhalten. Er vernahm den leichten Geruch der Zigarette, die Oliver vorhin geraucht hatte und den Duft seines Haares. Bin ich jetzt irgendwie verrückt geworden, oder sind das bloß der Alkohol und die Drogen, dass mein Verstand jetzt so herumspinnt? Doch trotzdem schlangen sich seine Arme fester um Oliver und dieser blieb erstaunt stehen. „Alles okay bei dir? Ist dir irgendwie schlecht?“ „Ich weiß nicht… irgendwie… ist mir so komisch zumute.“

„Vielleicht sind das noch Nachwirkungen von dem Joint. Schlaf dich erst einmal in Ruhe aus, dann sehen wir weiter.“ Schließlich erreichten sie Andrews Zimmer und Oliver setzte ihn vorsichtig auf dem Bett ab, dann wandte er sich zum Gehen. Doch er sollte noch nicht gehen. Andrew wollte nicht alleine bleiben und so hielt er ihn am Arm fest. Er musste in diesem Moment wirklich verzweifelt ausgesehen haben, als er Oliver in die Augen schaute und ihn anflehte „Bitte lass mich nicht allein…“ Der 26-jährige Hacker lächelte liebevoll und nahm ihn in den Arm. „Schon gut. Wenn es dir hilft, dann bleibe ich solange bei dir.“ Andrew konnte sich selbst nicht erklären, wieso er auf einmal so reagierte. Aber er brauchte jetzt einfach diese Nähe zu jemandem. Nein… nicht zu irgendjemandem, sondern zu Oliver. Als sie so gemeinsam im Bett da lagen und er diese sanfte und beruhigende Umarmung spürte, da kamen ihm die Tränen. „Warum muss ich immer nur solches Pech haben und mich ständig in die falschen Männer verlieben? Vielleicht liegt es einfach daran, dass es von Grund auf schon falsch ist, überhaupt einen anderen Mann zu lieben.“

„Sag so etwas nicht. Die Frauen sind meist auch nicht besser. Glaub mir, irgendwann findest du schon den Richtigen und du weißt, dass ich immer für dich da bin, um dir zu helfen.“ Doch diese Worte zu hören, machte alles nur noch schlimmer bei Andrew und er drückte sich fest an Oliver. „Ist es denn so falsch, sich zu wünschen, einfach nur geliebt zu werden? Ist das nicht irgendwie selbstsüchtig?“

„Klar ist es das. Jedes Lebewesen ist selbstsüchtig und niemand bildet eine Ausnahme. Wer behauptet, durch und durch selbstlos zu sein, der ist ein schamloser Lügner. Und ich bin ebenfalls selbstsüchtig. Aber selbstsüchtig zu sein heißt noch lange nicht, dass man ein schlechter Mensch ist. Denn ein gewisses Maß an Selbstsucht ist sogar gut, denn das bedeutet, dass wir uns an das Leben klammern und es wertschätzen. Wer nie an sich selbst denkt, der kann sich kein Leben aufbauen, geschweige denn überhaupt überleben. Jede Aktion, jeder Wunsch für uns selbst ist eine Form der Selbstsucht. Wenn wir arbeiten und Geld verdienen, tun wir es in erster Linie allein für uns selbst und wenn wir uns etwas kaufen oder kochen, dann ist es auch Selbstsucht. Ohne ein gewisses Maß an Selbstsucht würde keiner von uns überleben. Und dass du dich nach der Liebe von anderen Menschen sehnst, ist selbstsüchtig, aber deshalb nicht verkehrt. Es ist ganz natürlich, dass man sich danach sehnt, von irgendjemandem geliebt zu werden.“

„Ich fühl mich so alleine“, schluchzte Andrew und vergrub sein Gesicht in Olivers Shirt. „Ich habe Angst davor, ganz alleine zu sein und dann nichts und niemanden mehr zu haben. Damals… in diesem einen Waisenhaus… da habe ich all meine Freunde verloren und die Menschen, die wie eine Familie für mich waren. Sie alle sind getötet worden und ich hatte niemanden mehr. Ich hab so entsetzliche Angst davor, dass es wieder passieren könnte.“ Tröstend strich Oliver ihm über den Kopf und spürte, wie Andrew am ganzen Körper zitterte. Dass sein alter Bekannter ein schweres Trauma erlitten hatte, davon hatte er ja schon gehört gehabt. Andrew hatte als einziger das Massaker im Norington Waisenhaus überlebt und seitdem mit seinen Depressionen und Selbstzweifeln zu kämpfen. Offenbar hat er nicht nur ein extrem geringes Selbstwertgefühl, sondern auch tief verborgene Verlustängste, dachte Oliver und schwieg, während er den aufgewühlten 25-jährigen tröstete. Irgendwie kann ich ihn schon verstehen. Immerhin wurde meine Familie auch vor meinen Augen umgebracht. Und hätte L den Eyeball-Killer damals nicht aufgespürt und von der Polizei festnehmen lassen, dann wäre ich auch umgebracht worden. Kein Wunder, dass ihn das so sehr verfolgt. Ich habe mir auch lange Zeit eingeredet, dass ich es nicht verdient habe zu leben. Vor allem nicht mit diesem schwachen Herzen. Aber Elijah hatte mir das Gegenteil bewiesen und jetzt muss ich für Andrew da sein und ihm klar machen, dass er so nicht weitermachen kann. Sonst wird er niemals glücklich werden.

Ihre Blicke trafen sich schließlich und Oliver wischte Andrew eine Träne weg. „Hör mir gut zu, ja? Du darfst niemals, nicht einmal für eine Sekunde denken, dass du es nicht verdient hast, zu leben oder glücklich zu werden. Eben weil du so viel Glück gehabt und überlebt hast, darfst du dich nicht selber aufgeben. Dein Leben ist nicht weniger Wert als das von anderen und es ist ein Geschenk. Jeder Tag den du lebst, ist ein Geschenk und du hast wie jeder andere Mensch ein Recht darauf, glücklich zu werden. Lass dir niemals etwas anderes einreden.“

„Warum bist du nur so gut zu mir? Niemand hat mir jemals so etwas gesagt, warum ausgerechnet du?“

„Na weil du mir viel bedeutest, auch wenn du es nicht weißt. Und eben weil es dir niemand zuvor gesagt hat, will ich es dir sagen, weil ich will, dass du weißt, dass du ein ganz besonderer Mensch bist. Wenn schon nicht für andere, dann auf jeden Fall für mich.“ Obwohl man in der Dunkelheit nicht viel erkennen konnte, so war zumindest zu erahnen, dass Andrew rot im Gesicht wurde, als er das hörte. Hatte er da gerade richtig gehört und er war etwas Besonderes für Oliver? Sollte das etwa bedeuten, dass… nein, das ist doch völliger Quatsch. Oliver hatte doch bis jetzt nur Frauengeschichten gehabt, wenn er richtig hingehört hatte. Da hatte er doch kein Interesse an Männern. „Wie… wie meinst du das?“ „Na wie wohl?“

„Ja aber… du liebst doch Frauen, oder etwa nicht?“

„Das auch, ich bin bisexuell. Ich habe sowohl an Frauen als auch an Männern Interesse. Je nachdem, wo die Liebe gerade hinfällt.“

„Warst du überhaupt schon mal mit einem Mann zusammen?“

„Ja, aber das ist schon Jahre her. Und mit den Frauen waren es nur recht kurze Affären. Meine Beziehungen sind allesamt immer gescheitert. Aber das ist nun mal das Leben. Beziehungen beginnen, Beziehungen enden. Sie kamen nie mit meiner Lebenseinstellung zurecht, nannten mich einen hoffnungslosen Spinner und einen Chaoten.“ Zugegeben, dass du ein Chaot und in gewisser Hinsicht auch ein Spinner bist, das stimmt ja auch. Aber sich deswegen einfach so trennen, obwohl du doch so viele Qualitäten hast? Du kannst wunderbar kochen, du bist gebildet und du hast viel erlebt. Und du hast ein großes Herz… „Wenn sie dich deswegen verlassen haben, können sie dich doch nicht wirklich geliebt haben, oder?“ „Kann schon sein. Aber es gehört leider auch zur Liebe dazu, dass jemandem mal das Herz gebrochen wird. Man darf sich nur nicht unterkriegen lassen, das ist alles.“ Irgendwie komme ich mir gerade so vor, als wäre Oliver wesentlich älter als ich. Als hätte er schon doppelt so lange gelebt. Aber womöglich liegt es ja daran, weil er mehr Lebenserfahrung hat als ich, der ich zehn Jahre isoliert in einem Institut gelebt habe. Irgendwie habe ich das Gefühl, als würde er alles wissen und können. Warum nur habe ich ihn schon nicht damals viel früher wahrgenommen? Er wirkte damals wie ein absoluter Versager, der niemals etwas ernst genommen hat und der sich einen Dreck um alles schert. Dabei habe ich mir nie die Mühe gemacht, ihn näher kennen zu lernen und zu hinterfragen, was wirklich hinter diesem Verhalten steckt und was er selber durchgemacht hat. Und jetzt hält er mich im Arm und versucht alles, damit es mir besser geht, dabei habe ich ihm damals nie Beachtung geschenkt und nur Augen für meine Probleme gehabt. Wieder schaute er in Olivers Augen und irgendwie kamen sie ihm so wunderschön und vertraut vor. Er strahlte so eine unerschütterliche Ruhe aus…

Andrew vergaß in diesem Moment völlig seine ganzen Gedanken, Ängste und Sorgen und ehe er sich versah, küsste er Oliver. Es war ein vorsichtiger und einfacher Kuss und doch fühlte es sich so angenehm an. Doch der gebürtige Ire erwiderte den Kuss nicht, er hielt sich zurück und sah Andrew fragend an. Doch dieser sagte nichts, sondern küsste ihn erneut und schlang seine Arme um ihn. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und obwohl er selber nicht so ganz verstand, was da mit ihm los war, wollte er nicht aufhören. Und dann erwiderte Oliver endlich seinen Kuss, aber auch nur kurz, denn da drückte er Andrew sanft von sich, um ihm in die Augen zu sehen. „Verstehe mich nicht falsch, Andy. Ich will nicht, dass du jetzt etwas Unüberlegtes tust, was du später bereust. Ich weiß, dass du Beyond liebst und da möchte ich nicht, dass du dir selbst Kummer machst, indem du etwas tust, was du später vielleicht als Fehler ansehen könntest.“

„Ich dachte, du hättest Gefühle für mich.“

„Natürlich, aber ich will dich zu nichts drängen und dir das Gefühl geben, du müsstest das hier jetzt unbedingt tun. Und ich möchte auch nicht, dass du am nächsten Morgen etwas bereust, weil du wegen dem Alkohol und der Drogen dich zu irgendetwas hast hinreißen lassen, was du eigentlich nicht wolltest und wofür du dich schämen könntest. Wenn du es unbedingt tun willst, dann auch von ganzem Herzen und weil allein du es willst und nicht, weil du dich irgendwie gezwungen siehst.“ Er ist so rücksichtsvoll und denkt gar nicht daran, seine eigenen Wünsche durchzusetzen. Stattdessen will er sich für mich zurücknehmen, weil er nicht will, dass ich irgendetwas bereuen oder Angst haben könnte, ihn zu verletzen. Warum nur habe ich nicht schon viel früher gesehen, was für ein Mensch er ist? Warum haben wir uns nicht schon viel früher kennen gelernt? „Ich… ich will dir nahe sein, Oliver. Und nicht irgendjemand anderem.“

„Gut, dann musst du auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen.“ Ein einfaches Nicken kam zur Antwort und so war es Oliver, der ihn küsste. Er war vorsichtig und noch ein wenig zögerlich, wohl weil er Andrew noch die Chance geben wollte, alles sofort abzubrechen, wenn er es sich anders überlegen sollte. Doch dieser erwiderte sofort den Kuss und schlang seine Arme um ihn. Eine Weile lagen sie so da, bis eine Hand langsam unter Andrews Shirt wanderte und dieses schließlich hochschob. Zärtlich strich Oliver über diese blasse Haut, wo noch schwach die blauen Flecken seiner letzten grausamen Misshandlung von Dr. Brown zu sehen waren. Sanft küsste er diese Stellen und strich über Andrews Brust. Dieser machte keine Anstalten, ihn zurückzuweisen und ließ ihn einfach gewähren. Stattdessen bemerkte er, wie ihm etwas benommen wurde. Ob es an seinem etwas berauschten Zustand lag, konnte er nicht hundertprozentig ausschließen, denn irgendwie wurde ihm auf einmal so heiß zumute und in seinem Körper war plötzlich so ein leichtes Kribbeln. Oliver ging sehr behutsam vor und als er damit begann, Andrews Hals zu liebkosen, da begann dem 25-jährigen das Herz zu rasen und er spürte deutlich, wie er im Gesicht glühte. Es fühlte sich so anders an, als wenn Dr. Brown so etwas mit ihm gemacht hatte. Vielleicht, weil er immer so grob vorging und Spaß daran hatte, sein Opfer leiden zu sehen? Oder lag es einfach daran, weil Andrew sich immer dagegen gesträubt hatte, von ihm so berührt zu werden, weil es ihm unangenehm war? Ja, das musste es wohl sein. Er hatte sich dem Willen von Dr. Brown gefügt, weil er damals keine andere Wahl hatte und weil er sonst nirgendwo hingehen konnte, um vor ihm zu fliehen. Und im Laufe der Jahre war dann dadurch diese Abhängigkeit zustande gekommen. James hat sich nie um meine Gefühle gekümmert und mich immerzu zusammengeschlagen, erniedrigt und grausam bestraft, wenn ich ihm nicht gehorcht habe. Aber bei Oliver ist es ganz anders. Er will mich nicht verletzen und tut so viel für mich, damit es mir besser geht und ich wieder lachen kann. Ich habe wirklich Glück, dass ich jetzt hier bin und dass ich auf Frederica gehört habe, als sie mich bat, ein allerletztes Mal das Institut zu verlassen. Ob sie irgendetwas gewusst hat, dass ich hier bei Oliver landen würde? Sie hatte doch gesagt, dass ich mein Glück finden werde, wenn ich gehen würde. Tja… das werde ich wohl nicht so schnell erfahren. Aber sie hatte schon immer so ein gewisses Gespür gehabt. Sonst hätte sie ja nicht gewusst, dass ich auch Beyond wiedertreffen und mich mit ihm aussprechen würde. Wäre sie nicht so hartnäckig geblieben, wäre ich jetzt wahrscheinlich immer noch bei Dr. Brown und würde von ihm geschlagen oder vergewaltigt werden. Im Grunde ist Oliver doch das Beste, was mir jetzt passieren konnte. Oder etwa nicht?

Als er spürte, wie da Olivers Zunge seine Brustwarzen umspielte, bekam Andrew eine Gänsehaut und ein intensives elektrisierendes Kribbeln durchfuhr seinen Körper. Er atmete schwerer und war überwältigt von der immer weiter wachsenden Erregung, die er kaum verbergen konnte. „Andy…“ Der 25-jährige hob den Kopf und sah Oliver an, der ihm zärtlich über die Wange streichelte. „Wenn du es nicht magst, musst du es mir sagen, ja? Du brauchst dich nicht meinetwegen zurücknehmen.“

„Okay…“ Damit machte der Hacker weiter und erforschte weiterhin Andrews Körper. Dieser hatte seinen Kopf ins Kissen gelegt und hatte das Gefühl, es würde sich alles um ihn herum drehen. Ihm war so heiß und schwindelig zumute und gleichzeitig fühlten sich Olivers Berührungen so überwältigend gut und intensiv an. Wann hatte er sich denn das letzte Mal so gefühlt? Vor zehn Jahren vielleicht, als er mit Beyond geschlafen hatte? Vielleicht, aber so wirklich sicher war er sich da nicht. Denn irgendwie verband er mit diesen Erlebnissen immer unangenehme Erinnerungen und ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatte er mit Beyonds Gefühlen gespielt und ihn als Ersatz für L benutzt, auch wenn sie beide wussten, dass das eine absolut bescheuerte Idee gewesen war. Aber hier war es ganz anders, zumindest glaubte Andrew das. Denn er sah Oliver nicht als Ersatz für jemand anderen und es fühlte sich auch nicht unangenehm an, wenn er ihn so berührte. Es fühlte sich gut an…

Langsam wanderte Olivers Hand seinen Körper hinunter, sanft küsste er seinen Bauchnabel, strich über seine Taille und dann begann er damit, Andrews Hose aufzuknöpfen. Und da durchfuhr den 25-jährigen ein leiser Schreck und er geriet kurz in Panik. Nicht etwa, weil er es nicht wollte, sondern weil die Erinnerung wieder so präsent war. Die Erinnerung daran, wie schmerzhaft es jedes Mal mit Dr. Brown war und wie er ihn angefleht hatte, damit aufzuhören und ihm nicht mehr wehzutun. Oliver bemerkte seine Reaktion und hielt inne. „Willst du es nicht?“ Andrew schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus. „Nein, es ist nur… ich habe bloß Angst. Die letzten zehn Jahre waren nicht gerade angenehm gewesen. Und… es hat immer sehr wehgetan.“

„Okay, dann pass ich besonders auf.“ Und diese Worte schienen zu genügen, dass Andrews anfängliche Angst wieder wich und er Oliver deshalb weitermachen ließ.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Olivers Rede über Selbstsucht hab ich aus einer alten FF genommen, nämlich aus dem Prequel zu meiner Creepypasta zu „Harvey the Skinner“, als Johnny einem Klon von Sally ein neues Leben geschenkt hat. Witzigerweise ist mir erst da aufgefallen, dass Johnny und Oliver einiges gemeinsam haben: Sie machen nur ihr eigenes Ding, sind frech und gehen viele Dinge auf eher unkonventionelle Weise an und sie strecken auch hin und wieder das Gesetz. Nun ja, Johnny ist eigentlich noch extremer als Oliver, weil er ein absoluter Troll ist und ich ihn offiziell zum „OC mit dem miesesten Charakter“ gemacht habe. Aber im Grunde genommen hat Johnny auch ein großes Herz und würde jederzeit für seine Freunde sein Leben riskieren. Nur leider zeigt er das nie und ist dafür bekannt, dass er der respektloseste, chaotischste und rücksichtsloseste Unruhestifter ist, den ich jemals entwickelt habe. Oliver ist da eher die Soft-Version von Johnny. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-09-21T17:03:31+00:00 21.09.2014 19:03
Ein süßes und wunderschönes Kapitel^^
♡♥♡♥♡♥♡♥♡♥♡♥♡♥♡♥♡♥


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