Noch?
Es war entschieden.
Hikari spielte zusammen mit Takeru dieses seltsame Partner-Ball. Sie auf seinen Schultern sitzend. Im Wasser. Es wurde ihnen immer klarer, dass sie in eine Falle getappt waren.
Doch nun hieß es: Augen zu und durch.
Das konnte doch nur peinlich werden.
Da waren sich beide sicher.
Die Paare bildeten sich so langsam und die Mädels, wie auch die beiden Jungs, kletterten auf die Schultern ihrer Partner. Takeru und Hikari standen sich bislang nur schweigend gegenüber und starrten verlegen auf den Boden. Sie wussten einfach nicht, wie sie das nun anstellen sollten, ohne völlig die Fassung zu verlieren. Takeru, welcher noch von Soras Worten ermutigt war, sprach sie schließlich an. Jedoch mit einem unüberhörbaren Zittern in der Stimme.
„Ach, Hika, wir stellen uns echt an… Lass uns das alles doch für einen Moment vergessen und einfach Spaß haben. Schließlich sind wir doch immer noch Freunde! Und sollten uns jetzt nicht alles verderben lassen.“
Die Angesprochene schaute ihn daraufhin etwas überrascht an. War aber sehr froh darüber, dass er das so empfand.
„J-ja, du hast recht“, stammelte sie, da die ganze Situation sie trotzdem natürlich überforderte. „Und wie wollen wir das nun machen, dass ich…also ja auf deine Schultern klettern kann?“, fragte sie weiter. Takeru rang ein wenig um Fassung, denn genau das war auch der Punkt, der ihm so zusetzte. Allein bei dem Gedanken, Hikaris Schenkel zu berühren, damit sie nicht hinunter fiel, überkam ihm eine Gänsehaut.
„I-ich würde sagen, ich gehe in die Hocke, du steigst auf und hältst dich irgendwie fest, ich halte dich zusätzlich an deinen B-Beinen und stehe wieder auf. Dann müssen wir nur noch hoffen, dass wir unser Gleichgewicht finden. Bist du einverstanden?“
Mit rotem Kopf nickte Hikari ihm zu. Sie gingen zum Wasser, da es dort wesentlich einfacher war, wie sie es auch den anderen abgucken konnten. Takeru ging, wie gerade von ihm beschrieben, in die Hocke, soweit, dass er gerade noch mit dem Kopf heraus schaute. Hikari trat hinter ihn und legte erst ein Bein über seine Schulter, welches von Takeru gleich gehalten wurde. Es kostete ihn zwar ziemliche Überwindung, jedoch war es notwendig, sonst hätte Hikari niemals ihr zweites Bein heben können ohne sogleich wieder von ihm herunter zu purzeln. Außerdem wäre es nur noch schwerer für sie geworden, wenn er gezögert hätte. Und das wollte er auf jeden Fall vermeiden. Die junge Frau, deren Gesicht einer überreifen Tomate ähnelte, schwang nun auch ihr zweites Bein über und versuchte krampfhaft die Balance zu halten. Takeru umfasse ihr zweites Bein, zwar genauso schnell, jedoch wesentlich zarter. Zumindest hatte sie dieses Gefühl gehabt. Und es erinnerte sie wieder daran, wie sie zusammen auf dem Sofa lagen. Angenehme Gefühle durchströmten sie. Auch, wenn das alles neu und ziemlich seltsam für sie war.
Langsam fing sie an, seine Berührungen tatsächlich zu genießen. Jedoch war sie nicht die Einzige mit diesem Gedanken.
Langsam stand er auf und fragte sie, ob es ihr soweit gut ginge. Vorsichtig drehte er dabei seinen Kopf zu ihr hinauf. Sie lächelte ihn, sichtlich entspannter als vorher, an und bejahte seine Frage. Takeru bekam einen leichten roten Schimmer im Gesicht. Denn wieder wurde ihm bewusst, wie schön und auch ‚erwachsen‘ sie geworden war. Schnell drehte er sich wieder zurück, sodass Hikari doch fast heruntergefallen wäre. Jedoch hielt sie sich gerade noch an seinem Hals fest und umklammerte diesen. Takeru fing daraufhin etwas zu husten und jammern an. Natürlich war ihr Griff nicht so fest… aber trotzdem fest genug. Zwischen seinen Zähnen presste er ein „Kari, ich ersticke“ heraus. Woraufhin die Angesprochene sofort ihre Hände von seinem Hals nahm und diese in die Höhe streckte, als wolle sie zeigen, dass sie keine Waffen bei sich trug. Takeru fing lauthals an zu lachen.
Selbstverständlich wurden die beiden auch beobachtet. Und zwar von so ziemlich allen Anwesenden. Der einzige, dem das Ganze nicht zu interessieren schien, war Cody. Ja, man hatte glatt den Eindruck, es wäre ihm egal. Alle anderen stimmten in Takerus Lachen ein. Die Situation war schon echt unglaublich komisch. Zuletzt begriff nun auch Hikari, warum alle lachten, nachdem sie einige Zeit nur verwundert dreingeschaut hatte.
Das Positive an dieser Situation war jedoch eine ganz andere.
Die Anspannung zwischen Hikari und Takeru war endlich mal wieder gelöst und locker.
Nach diesem Fortschritt für die beiden, welcher auch für die anderen schön anzusehen war, begannen alle nun mit dem Spiel. Da sie nicht so viele waren… ja, okay. Es war eigentlich nur ein 3 gegen 3 Spiel.
12 Freunde…jeweils zu zweit, ergibt 6, und dann noch in Teams geteilt… wären 3 und jeweils noch ein Hintermann. Tja, dann wären wir sogar schon bei 2.
Daher wurden mehrere Spiele ausgemacht. Sie wollten bis 15 Punkte spielen und dann evtl. noch Teammitglieder wechseln, um noch eine Runde zu spielen.
Das Spiel konnte nun also beginnen. Taichi und Mimi, Takeru und Hikari mit Joey und Izzy als Hintermann in der einen Mannschaft gegen Yamato und Sora, Ken und Yolei mit Davis und Cody in der anderen Mannschaft.
Einige der Digimon, welche schwimmen oder fliegen konnten, erklärten sich bereit den Ball wieder zu holen, sollte dieser zu weit davon fliegen.
Den ,Partnern' fiel das Spiel natürlich nicht allzu leicht. Da es schwer war, nicht getroffen zu werden, aber trotzdem das Gleichgewicht halten zu können. Es kam nicht nur einmal vor, dass jemand umfiel und so untertauchen musste. Natürlich war das immer ein besonderer Anblick für alle. Besonders Mimi fiel auffällig oft ins Wasser und beschwerte sich darauf lautstark bei Taichi, welcher nur schuldbewusst drein blickte und versuchte sie zu beruhigen.
Die Stimmung war sehr ausgelassen und gelöst. Alle hatten großen Spaß. Bis Mimi auffiel, dass ein Pärchen noch nicht umgefallen war. Es war aber auch klar, dass ausgerechnet diese beiden perfekt harmonierten. Sie versuchte Sora mit Blicken klar zu machen, was sie vorhatte. Diese verstand natürlich sofort und warf den Ball in Hikaris und Takerus Richtung, ließ aber Mimi noch genug Zeit, damit diese Taichi schnell zuflüstern konnte, dass er zu den beiden laufen sollte. Was dieser dann natürlich auch tat. Mimi streckte sich schnell nach dem Ball, nur ,leider' erwischte sie ihn nicht. Dafür stieß sie mit ziemlicher Wucht gegen Takeru. Volltreffer.
Dieser geriet natürlich ins Wanken, versuchte nicht umzufallen und hielt Hikari dabei krampfhaft fest. Durch seine Bemühungen, und Hikaris Gezappel, fielen beide aber trotzdem ins Wasser...
Mimi beschwerte sich daraufhin wieder bei Taichi, allerdings nicht ganz so energisch, da es diesmal ja geplant war. Mit einem Auge lugte sie zu den beiden frisch Untergegangenen. Ihr Plan war es eigentlich, dass die beiden irgendwie aufeinander landen würden. Jedoch hatte er eine ganz andere Wirkung erzielt. Ja, Hikari lag, wie beabsichtigt, im Wasser und Takeru war über sie gebeugt. Jedoch war sein Blick voller Sorge. Der Grund hierfür war, dass Hikari mit schmerzverzerrtem Gesicht im Wasser saß. Mimi bekam daraufhin große Schuldgefühle.
,Was ist nur passiert? Warum hab ich nicht nachgedacht? Ich Trottel!! Natürlich konnte sie sich auch verletzten!'
Sie schwamm schnell hinüber zu ihr und musterte sie „Hey Kari, hast du dich verletzt? Entschuldige, das wollte ich nicht.“
Die Angesprochene versuchte sie zu beruhigen, sie mochte es noch nie, wenn sich jemand Sorgen um sie machte, und lächelte sie gezwungen an: „Nein, keine Sorge! Mir tut nur der Fuß weh. Ich bin wohl blöd darauf gelandet.“
Ihr Freund und angehender Arzt Jeoy kam nun auch hinzu. Er bat Hikari ihren Fuß aus dem Wasser zu heben, was diese auch tat. Er war weder geschwollen noch blau. Nur, wenn man ihn berührte, hatte sie Schmerzen. Joey wollte ihr einen Verband darum machen, der ihren Fuß etwas stützen sollte. Nur musste sie dazu aus dem Wasser raus.
Sie versuchte aufzustehen, was ihr jedoch nicht wirklich gelang, da sie ihren Fuß nicht belasten konnte. Doch bevor sie wieder zurück ins Wasser segelte, spürte sie zwei starke Arme um ihre Hüfte, welche sie genau davon abhielten. Mit einem Blick nach links sah die dann auch in die blauen Augen des Besitzers der Arme. Takeru war nicht von ihrer Seite gewichen und hielt sie nun an sich gedrückt fest. Hikari spürte wieder dieses Kribbeln, wenn sie sich berührten. Sie sah beschämt ihn Richtung Wasseroberfläche.
„Ich werde sie raus tragen“, beschloss Takeru daraufhin. Mit einem Arm fuhr er Hikaris Rücken ein Stück hinauf, mit dem anderen nach unten in ihre Kniekehlen und mit einem Ruck lag sie auf seinen Armen. Aus Reflex legte sie auch gleich noch ihre Arme um seinen Hals. Das Ganze ging so schnell, dass sie gar keine Zeit hatte sich zu wehren oder zu protestieren. Aber hätte sie das denn auch gewollt?
Stattdessen blickte sie nun mit roten Wangen, großen Augen und offenem Mund in das Gesicht Takerus. Dieser lächelte sie kurz an, und setzt sich auch schon in Bewegung, die anderen mit verdutzen Gesichtern zurücklassend.
Hikari konnte nicht glauben, wie unbeeindruckt er war. Dass es ihm so leicht fiel, sie einfach auf den Arm zu nehmen, nach alldem, was die letzten 2 Tage gewesen war. Dieser merkte natürlich ihren verwunderten Blick.
„Nun guck, nicht so. Natürlich fällt mir das alles andere als leicht... aber noch sind wir beste Freunde...da hilft man sich eben.“
Hikari entging das kleine, winzige Wörtchen ,noch', welches er benutzt hatte, nicht. Sie war sich aber sicher, er hat das selber nicht gemerkt, jedoch blieb sie lieber stumm und versuchte ihr Herz zu beruhigen, welches gerade Purzelbäume schlug.
Das Wörtchen ermutigte sie jedoch auch. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und schloss ihre Augen. „Ich hoffe, das macht dir nicht aus?“ Sein Griff um ihren Körper wurde etwas stärker. Doch versuchte er Haltung zu bewahren. „N-nein.“ Hikari folgte einem inneren Impuls und lies eine Hand aus seinem Nacken gleiten, bis diese an seiner starken Brust liegen blieb. Sie konnte nicht anders, sie musste einfach bewundern, wie stark er geworden war.
Seine Muskeln und der gar nicht mehr jungenhafte Körper, waren ihr gar nicht bewusst gewesen.
Sie sah heute zum ersten Mal, dass aus dem kleinen, süßen T.K. ein junger Mann geworden war.
Ein Mann in den sie sich verlieben könnte.
Sie spürte unter ihrer Hand, wie sein Herzschlag schneller wurde. Sie konnte sich denken, dass es daran lag, dass sie ihre Hand und ihren Kopf an seiner nackten Brust hatte. Allerdings ließ sie diese dort trotzdem liegen.
Und er ließ sie gewähren.
