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Broken Genius

von

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Siri

Vier Tage später ging ich besonders früh zur Villa. Kaiba hatte mir erlaubt, ihn zur Therapie zu begleiten, aber er hatte nicht gesagt, dass wir uns erst da treffen konnten.

Fröhlich pfeifend schlenderte ich durch die Flure. Inzwischen fand ich Kaibas Zimmer ja im Schlaf. Vielleicht schlummerte er ja noch friedlich und machte meine Lieblingsgeste, wenn ich ihn weckte: den Waschbären.

Doch gerade als ich die Tür öffnen wollte, wurde sie von innen aufgerissen. Siri stieß fast gegen mich, als sie so hastig aus dem Zimmer eilte. Einen Moment lang wirkte sie irritiert, aber dann schenkte sie mir ein flüchtiges Lächeln, ehe sie sich an mir vorbeischob und in Richtung Haustür hastete.

Was zum Teufel hatte Siri hier zu suchen? Es war noch zu früh für eine Therapie. Hatte sie hier etwa übernachtet? Oh nein, Kaiba hatte doch nicht etwa mit ihr…

Ruckartig stieß ich die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Er stand vor dem Kleiderschrank und fischte ein T-Shirt heraus. Aber der Anblick war deutlich. Zerwühltes Bett und dieser unverkennbare Geruch in der Luft. Dieser Mistkerl!

Ungehalten lief ich auf ihn zu. „Wie konntest du das tun?“, rief ich wütend.

Irritiert drehte er sich zu mir um. „Was?“

Dieser Blick! Müde, verständnislos, als wäre er sich keiner Schuld bewusst und dazu noch dieses zufriedene Leuchten in seinen Augen. Argh! „Siri! Wie konntest du nur mit ihr schlafen?“

Unbeeindruckt hob er eine Augenbraue, bedachte mich mit einem kritischen Blick. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

Ja, was ging es mich an? Eigentlich nichts. Und doch konnte ich nicht anders, als zu kochen vor Wut. Was genau mich daran so rasend machte, konnte ich gar nicht sagen. Vielleicht, weil mir Siri leid tat, aber vorrangig, weil ich mich dadurch hintergangen fühlte. Nur warum?

Kaiba war nicht verpflichtet, sich vor mir zu rechtfertigen, aber trotzdem kam es mir so vor, als hätte er mir mit seiner Aktion mit voller Wucht in den Magen geboxt. Vielleicht hatte ich zu viel in unsere bisherige Beziehung hineininterpretiert. Vielleicht war er aber auch nur ein riesen Arschloch!

„Du elender Bastard!“, schrie ich wütend, während ich auf ihn zulief.

Es war nicht seine Schuld, dass ich mich irgendwelchen absurden Fantasien hingegeben hatte. Ich wusste ja eigentlich gar nicht, was ich letztendlich von ihm wollte, wie konnte ich da von ihm erwarten, dass er darauf Rücksicht nahm? Zugegeben, dass es mich inzwischen dermaßen traf, wenn er mit jemand anderen intim wurde, schockierte mich selbst, aber mit seinem Sexleben hatte ich nichts zu tun. Und obwohl ich wusste, dass es mich gar nichts anging, machte es mich gleichzeitig so unfassbar wütend.

Ich gab dem Drang nach, ihm meine Faust mit voller Wucht in dieses unverschämt schöne Gesicht rammen zu wollen. Doch Kaiba verfügte selbst wenn er noch nicht ganz wach war, über raubtiergleiche Reflexe. Er fing meinen Schlag mit einer Hand ab, bevor ich mein Ziel erreichte.

Allerdings schien er, obwohl ja nichts passiert war, wirklich verdammt erzürnt darüber zu sein. In seinen Augen flammte blanke Wut auf, die mir eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Sein Griff um meine Faust verstärkte sich so erbarmungslos, dass meine Finger schmerzten.

„Hast du sie noch alle?“, zischte er erbost.

Ich sah, dass er dazu ansetzte, mich wegzustoßen, aber in mir schwelte immer noch so verdammt viel Wut, dass ich ihm einfach wehtun wollte! Mit aller Kraft trat ich ihm auf den eingegipsten Fuß.

Damit schien er nicht gerechnet zu haben, denn er stieß einen Laut der Überraschung aus und taumelte zurück. Gut so! Ich nutzte die Gelegenheit und verpasste ihm einen Stoß gegen die Brust, so dass er rücklings aufs Bett fiel. Ehe er sich wieder aufrichten konnte, sprang ich hinterher, stemmte meine Beine neben seiner Hüfte ins Bett und umfasste seine Handgelenke, um ihn festzupinnen. Seine eigentliche körperliche Überlegenheit brachte ihm so gar nichts mehr.

„Was soll der Scheiß?“, fluchte er. „Lass los!“ Er versuchte sich aufzubäumen, mit aller Kraft gegen mich zu stemmen, und trotz der für ihn verdammt nachteilhaften Position, kostete es mich alle Mühe, ihn unten zu halten. Ich spürte, dass er dazu ansetzte, mir sein Knie zwischen die Beine zu rammen, aber das konnte ich verhindern, indem ich mich auf seine Oberschenkel setzte.

„Wheeler, du verblödeter Köter!“ So langsam war purer Hass in seinen Augen erkennbar. Klar, aus seiner Sicht hielt ich ihn völlig grundlos fest. Und ich konnte ihm auch nicht erklären, warum ich so wütend war.

„Wie konntest du nur mit Siri schlafen?“, fauchte ich. „Du hattest doch überhaupt kein Interesse an ihr.“

„Was geht dich das an?“ Er fletschte leicht die Zähne, als sich mein Griff um sein Handgelenk verstärkte.

„Du hast nur mit ihr geschlafen, um Lauren zu treffen! Du hast sie nur benutzt!“ Dass es so war, wussten wir beide. Er hatte sich nie für Siri interessiert, was sollte also sonst dahinter stecken? An sich war das wirklich eine miese Nummer von ihm gewesen.

„Dir ist Siri doch völlig egal!“, zischte er. Sein Blick war so feindselig und kalt. „Und du weißt rein gar nichts!“

Durchschaute er mich wirklich? Natürlich ging es nicht um Siri, aber ich konnte ihm doch schlecht sagen, dass ich mich von ihm betrogen fühlte. „Dann sag mir, dass ich falsch liege!“, meinte ich gezwungen ruhig.

Er schnaubte leicht. „Du hast doch keine Ahnung!“ Anscheinend hatte er keine Lust mehr mit mir zu reden, denn er wandte den Blick ab, starrte jetzt die Terrassentür feindselig an. Ich fragte ihn danach, wovon ich denn keine Ahnung hätte, aber er ignorierte mich einfach. Er hatte sehr genau erkannt, dass er körperlich gerade nichts gegen mich ausrichten konnte, aber mit mir reden musste er deswegen noch lange nicht.

Über uns breitete sich eine drückende Stille aus, die mir Zeit gab, meine Gedanken zu ordnen und mein Temperament ein wenig zu zügeln. Was tat ich hier eigentlich? Ich führte mich wirklich auf, als hätte er mich betrogen. Aber wir hatten keine Beziehung und ich damit gar kein Recht, sein Handeln persönlich zu nehmen. Ich wollte mir Hoffnungen machen, die er zerschlagen hatte, na und? Vielleicht war das der Stoß vor den Kopf, den ich brauchte, um unsere Beziehung zueinander wieder in einem vernünftigen Licht zu sehen.

Allerdings fiel das verdammt schwer, wenn er so ansehnlich unter mir lag, mit nach wie vor nacktem Oberkörper und so einem schönen Gesicht. In seinen Augen war die Wut langsam einem melancholischen Blick gewichen, der ihn fast schon ein bisschen verletzlich aussehen ließ.

Wenn ich die Situation überdachte, war die Nacht vermutlich Resultat einer Kurzschlussreaktion gewesen. Kaiba hatte Siri vermutlich nicht selbst zu sich bestellt und sie hätte keinen Grund gehabt, ihn hier allein aufzusuchen. Sicher, sie hatte Interesse an ihm gehabt, aber ich glaubte trotzdem nicht, dass sie einer spontanen Eingebung folgend einfach mal vorbeigeschaut hatte. Außerdem war Kaiba normalerweise ein sehr verstandgesteuerter Mensch, der nicht jeden der an seiner Tür klingelte, gleich ins Bett zog.

„Lauren war hier.“ Nur eine Vermutung, aber sie war das Bindeglied zwischen Kaiba und Siri. Und seinem entgeisterten Blick zufolge lag ich richtig. Jetzt starrte er mich nämlich feindselig an, wie immer wenn es ihm zu sehr in seine Privatsphäre ging.

Er versuchte sich erneut aufzubäumen, aber ich hielt ihn weiter unten. Warum wusste ich selbst nicht so genau. An sich war meine größte Wut verflogen und gar kein Grund da, ihn festzuhalten. Allerdings hatte man ja nicht oft die Gelegenheit, dass Kaiba einem wortwörtlich unterlag. Und der Anblick war schon verdammt sehenswert mit dem verwuschelten Haar, den intensiv – wenn auch feindselig – glühenden Augen und dem freien Oberkörper, bei dem sich die Muskeln so ansehnlich anspannten.

Immer noch hing dieser unverkennbare Geruch in der Luft, der zu verruchten Fantasien verführte und unweigerlich drängte sich mir die Frage auf, wie es wohl wäre, mit ihm zu schlafen. Er war bestimmt auch im Bett der dominante Typ und fordernd. Seine Augen mussten wahnsinnig erotisch aussehen, wenn er erregt war, der Blick lustverhangen.

Wenn ich ihn so betrachtete, stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn er sich unter mir räkeln würde, lasziv und willig vor Verlangen, und wie es wohl wäre, wenn ich seinen Körper mit den Fingern und der Zunge erkunden könnte. Ob ich es schaffen würde, dass er sich gehen und vollkommen fallen ließ? Im Moment verspürte ich wirklich den Drang, den Geschmack seiner Haut zu kosten, zu sehen wie er auf Liebkosungen reagierte.

Verdammt! Innerlich ohrfeigte ich mich dafür, meine Gedanken so sehr schweifen zu lassen. Es schockierte mich, tatsächlich so ein Verlangen nach ihm verspürt zu haben. Inzwischen hatte ich mich ja damit abgefunden, dass meine Gefühle für ihn überraschend stark waren und seine Schönheit mich faszinierte. Aber dass sein Anblick mittlerweile sogar meine niederen Instinkte dermaßen heftig ansprach, war doch ein bisschen beängstigend.

Er starrte mich intensiv an, die Lippen zu einem Strich zusammengepresst. Und trotzdem sahen sie noch weich genug aus, um einladend zu sein. Die Gelegenheit jetzt war einmalig und absurd. Es wäre zweifellos dumm, ihn einfach zu küssen. Aber irgendwie auch verdammt reizvoll. Mein Verstand schrie geradezu auf, diesen Blödsinn zu unterlassen, aber ich wollte nicht vernünftig sein. Ich wollte nur einmal kosten, wie er schmeckte und wie weich seine Lippen waren.

Ich beugte mich vor, ließ mich einfach von diesem Wunsch leiten. Allerdings schien Kaiba in dem Moment ganz andere Pläne zu haben. Während meiner Überlegungen hatte sich mein eiserner Griff um seine Handgelenke gelockert und anscheinend musste er das ausgerechnet jetzt nutzen, um sich zu befreien. Während ich mich also zu ihm herabbeugte, kam er gleichzeitig auf die großartige Idee, seine Hände zu befreien und sich aufsetzen zu wollen.

Wir stießen auf halber Strecke dermaßen brutal mit den Köpfen zusammen, dass für einen Augenblick Sterne vor meinem geistigen Auge tanzten. Der Schmerz war wirklich heftig, mir wurde richtig schwindelig davon. Keuchend sank ich auf Kaiba, der nach unserem Zusammenstoß wieder zurück in die Laken geglitten war.

„Du elender Betonschädel!“, knurrte er gequält.

„Musst du sagen!“ Der Typ hatte ja im wahrsten Sinne des Wortes einen Dickschädel. Aber wenigstens schien er jetzt genauso starke Kopfschmerzen zu haben wie ich. Und vielleicht war es ganz gut so. Ein unbedachter Kuss hätte leicht unser mühsam zueinander aufgebautes Verhältnis zerstört. Und das jetzt war auch nicht schlecht. Ich lag auf ihm, den Kopf an seiner Schulter. Abgesehen von den Kopfschmerzen eine ziemlich angenehme Position.

Vorsichtig sah ich zu Kaiba auf. Vielleicht passte es ihm ja gar nicht, dass ich auf ihm lag und wenn er meine eigentliche Absicht vorhin erkannt hatte, war er eventuell auch sauer darüber. Aber im Moment machte es nicht den Anschein, als würde er mich wegstoßen wollen. Er lag einfach nur da, die Augen geschlossen und die Hand gegen die Stirn gepresst.

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Brust. Auch jetzt tat er nichts dagegen. Ein Kuss wäre vielleicht unangebracht, aber er ließ meine Berührungen, meine Nähe zu. Und im Moment konnte ich für die Nähe, die er bot, dankbar sein. Ich spürte seine warme Haut unter meinen Händen und das Heben und Senken seiner Brust. Wer hätte gedacht, dass allein schon ein Herzschlag sinnlich sein konnte?

„Lauren war wirklich hier.“, murmelte er leise.

Ich horchte auf. Wollte er mir wirklich erzählen, was gestern passiert war? Wie sehr musste er mir vertrauen?

„Sie erzählte etwas von vorverlegter Therapiesitzung, weil sie heute angeblich nicht könne. Deswegen hatte sie auch Siri im Schlepptau.“

Was für eine fadenscheinige Ausrede! Warum konnte dieses Biest nicht endlich die Finger von ihm lassen?

„Am Anfang sah es wirklich aus, als würde sie es ernst meinen. Wir gingen ins Behandlungszimmer und Siri führte ihre Massage durch. Aber als fertig war, hat Lauren sie sofort aus dem Raum geschickt.“

Um freie Bahn zu haben. Intrigante Zicke! Sie hatte Siri erst zum Spielball gemacht, indem sie sie als Vorwand mitgenommen hatte.

„Ich hatte ja schon geahnt, dass Lauren wieder mit ihren zuckersüßen Versprechungen und emotionalen Plänkeleien anfangen würde, aber diesmal war sie so überraschend… subtil.“

Ich wusste zwar nicht, was subtil bedeutete, aber es klang, als hätte sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt.

Ich spürte, wie er schwer ausatmete. „Anstatt noch irgendetwas zu sagen, stürzte sie sich quasi gleich auf mich und küsste mich, unerbittlich fordernd und trotzdem ganz zärtlich.“

Allein die Vorstellung stieß mir sauer auf. Ohne mein Zutun kratzten meine Finger über seine Brust, gruben sich in die festen Muskeln.

Er schluckte leicht. „Es ist schwer, jemanden wegzustoßen, der so genau weiß, was dir gefällt. Vielleicht hat es deswegen länger gedauert, als es sollte. Aber als ich es schließlich getan habe, war sie außer sich.“

Konnte ich mir vorstellen. Aber es erleichterte mich auch. Damit hatte Lauren alles aufgefahren, was ihr möglich war, und sie konnte ihn trotzdem nicht zurückgewinnen.

„Sie hat mich beschimpft und beleidigt, wie ich es noch nie zuvor gehört habe. Alles treffend, alles unter der Gürtellinie.“

Und dass ihm das doch ein bisschen an die Nieren gegangen war, hörte ich in seiner Stimme deutlich. „Was hat sie gesagt?“, fragte ich leise.

Er schwieg eine Weile, so dass ich fast schon Angst hatte, dass ihn meine Stimme ihn aus seiner Erzählung gerissen hätte. Aber schließlich sprach er weiter, leiser und ein wenig zögerlicher, als wäre es ihm unangenehm. „Sie meinte, ich solle doch froh sein, dass es wenigstens eine Frau gäbe, die mich halbwegs zu nehmen wüsste, und ich bräuchte mich gar nicht erst der Vorstellung hingeben, dass es auch nur einen Menschen auf der Welt gibt, der mich so akzeptieren und lieben könnte, wie ich bin.“

Das war hart! Und falsch! In mir kochte kalte Wut hoch. Wie konnte sie ihm nur solche Flausen in den Kopf setzen? Und wie konnte er das alles auch noch glauben?

„Sie irrt sich!“, meinte ich eisern. „Es ist leicht, dich zu lieben, wenn man dich nur kennt. Und dein Erfindergeist macht dich nur noch besonderer und liebenswerter.“

Er war so einzigartig, dass ich nicht daran zweifelte, er könnte scharenweise Verehrer um sich sammeln, deren Gefühle aufrichtig für ihn wären.

Er überging meine Bemerkung und erzählte weiter. Vermutlich hatte er gerade den Kopf nicht frei, um zuzuhören. Das war vielleicht auch besser so, denn indirekt hätte er es auch als Liebesgeständnis verstehen können. Ich gab es inzwischen auf, mir einzureden, ich würde nichts für ihn empfinden, aber so schonungslos direkt musste ich ihm das auch nicht sagen.

„Ich weiß, dass mir egal sein sollte, was Lauren sagt, doch ihre Worte waren trotzdem ein Tiefschlag. Wahrscheinlich hat sie damit sogar recht.“ Er schnaubte leicht.

Unfassbar, dass er es wirklich glaubte!

„Kaum dass Lauren gegangen war, tauchte Siri plötzlich hinter mir auf. Sie meinte, sie hätte unser Gespräch belauscht und würde sich Sorgen deswegen machen. Sie meinte, Lauren läge falsch.“

Den Rest konnte ich mir selber denken. Nachdem Lauren ihn dermaßen attackiert hatte, musste Siri leichtes Spiel gehabt haben. Sie bewunderte ihn aufrichtig und wahrscheinlich war es genau das gewesen, was er in dem Moment gebraucht hatte. Einfach jemanden, der ihm das Gefühl gab, begehrenswert und wertvoll zu sein. Und dass er Lauren damit auch noch empfindlich treffen würde, war vermutlich nur ein netter Bonus.

„Was hat Lauren nur für dich getan, dass du ihre Meinung trotz allem so wichtig nimmst?“, fragte ich leise. Vielleicht ging es zu weit, aber ich musste wissen, was sie für ihn so unsagbar wichtig gemacht hatte. Egal, was sie tat, er konnte einfach nicht mit ihr abschließen. Was bot sie ihm trotz der Trennung noch?

Eine Weile schwieg er. Sein Blick wurde immer abwesender und ich dachte schon, er würde gedanklich ganz abdriften, als er schließlich erzählte. Seine Stimme war dabei so leise, dass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen.

„Gosaburo hat emotionale Schwächen verurteilt.“, murmelte er. „Er meinte, so ein Unsinn wie Liebe, Freunde oder Familie würden einen nur weich und angreifbar machen. Also drillte er mich dazu, hart zu sein und nichts zu empfinden. Keine Freude, kein Glück, nichts. Er sagte immer, nur so würde man in der Geschäftswelt bestehen.“

Was für ein grausamer Mann! Wie konnte man ein Kind nur so erziehen? Als wollte er aus Kaiba eine gefühlskalte Puppe machen, und leider war er seinem Ziel dabei näher gekommen, als mir lieb sein konnte.

„Wenn du nur lange genug so erzogen wirst, gewöhnst du dich irgendwann daran und nimmst es als selbstverständlich, allein zu sein. Das Leben war unter Gosaburo hart, unerbittlich und ziemlich freudlos. All das nahm ich so hin, schließlich kümmerte er sich im Gegenzug darum, dass Mokuba und ich zusammenblieben.“

„Und dann kam Lauren.“, vermutete ich.

Er nickte schwach. „Ich hatte vorher eine ziemlich hässliche Auseinandersetzung mit Gosaburo.“

Hässlich? Das war noch harmlos formuliert. Immerhin hatte dieser Mistkerl Kaiba die Hand gebrochen.

„Der Schmerz durch die Fraktur im Handgelenk war das intensivste Gefühl, dass ich seit Jahren gespürt hatte. Ziemlich erbärmlich, ich weiß.“

„Nein... ist es nicht.“, hauchte ich leise. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie fürchterlich die Jahre unter Gosaburo wirklich waren und ich ging davon aus, dass er mir das schlimmste auch nicht erzählen würde. Aber ich fühlte mit ihm, verstand, wie ausweglos ihm diese Zeit vorgekommen sein musste.

„Und dann traf ich Lauren.“ Bei dem Gedanken daran, entrang sich ihm ein trauriges Lächeln. „Ihre liebevolle Art und ihre Fürsorge waren für mich völlig ungewohnt, aber es fühlte sich gut an.“

Also verehrte er sie so, weil sie für ihn nach jahrelanger Gefühlkälte sein erster Kontakt zu menschlicher Wärme gewesen war?

„Sie war einfach so warmherzig und offen, dass es mir in ihrer Nähe leicht fiel, mich wohlzufühlen. Und je näher ich ihr war, desto mehr erkannte ich, dass ich Gosaburos Lebensweg nicht länger teilen konnte. Er war ein grausamer, herzloser Tyrann und ich wollte nicht so enden wie er.“

Ich verkniff mir die Anmerkung, dass ich bis vor einigen Wochen noch geglaubt hatte, er wäre genau so. Inzwischen kannte ich ihn und wusste, dass es einfach nicht stimmte, aber nach draußen vermittelte er schon sehr stark den Eindruck eines eiskalten Geschäftsmoguls. Ganz hatte er die jahrelange Erziehung wohl nie abschütteln können.

„Also hast du ihn gestürzt.“, riet ich.

Er nickte nur. „Ich fühlte mich stark und sicher mit dem Wissen, dass Lauren hinter mir stand. Sie war nicht nur eine kleine Verliebtheit sondern mein Halt, mein Anker im Leben. Ohne sie hätte ich vielleicht nie den Mut gefunden, Gosaburo vom Thron zu stoßen.“

Okay... das war wirklich schwer zu toppen. Lauren hatte ihm die Kraft gegeben, jahrelanger Tyrannei zu entrinnen und ein neues, erfolgreiches Leben aufzubauen. Klar, dass er ihr gegenüber dafür eine ewigwährende Dankbarkeit empfinden würde.

Nur wie konnte sie ihm einerseits so sehr helfen und ihm andererseits das Leben wegen den Erfindungen so schwer machen? Verstand sie ihn doch nicht gut genug, um deren Bedeutung für ihn zu erkennen oder ging es ihr wirklich nur darum, dass er sich körperlichen Extremen aussetzte?

Für mich sah es so aus: es gab eine Zeit, da war sie Balsam für seine Seele, sein Segen und seine heile Welt gewesen. Doch jetzt war es Vergangenheit, dieser Lebensabschnitt vorbei und wie ich fand, brauchte er jemanden, der zu seinem jetzigen Leben, seinen momentanen Wünschen und Träumen passte und ihn dabei begleitete. Nur ob er das auch so sah?

„Du hattest wirklich Glück, bei der ersten Liebe gleich so einen starken Menschen wie Lauren zu treffen.“, hauchte ich vorsichtig. „Aber wenn die Zeit gekommen ist, muss man einfach weiterziehen. Ihr könnt beide nicht glücklich werden, wenn ihr euch aneinander klammert, obwohl ihr beide wisst, dass ihr nicht mehr zusammen passt.“ Ich meinte es ehrlich und hoffte, dass er es nicht als zu bevormundend aufnahm. Innerlich musste er allerdings wissen, dass ich recht hatte.

Er schnaubte abfällig. „Als wäre das so leicht!“

„Niemand hat gesagt, dass es leicht ist.“

„Hm...“ Er schloss die Augen und dachte nach. Glaubte er mir? Hoffentlich, denn wenn er nicht endlich mit Lauren abschloss, würde der Weg nie frei für mich werden.

„Es war Siri gegenüber wirklich unfair.“, murmelte er nach einer Weile leise.

Anfangs war das auch mein Gedanke gewesen. Allerdings hatte sie ihn verführt und nicht umgekehrt. „Siri ist erwachsen und sie wird gewusst haben, worauf sie sich einlässt.“ Auch wenn sie sich jetzt vielleicht Hoffnungen auf eine Beziehung machte, war sie selbst schuld. Kaiba hatte nie Interesse an ihr gezeigt und eine Nacht würde daran nichts ändern. Inzwischen konnte ich ihm sein Techtelmechtel mit Siri nicht mal mehr verübeln. Besser mit ihr als mit Lauren, oder?

„Und dich scheint es auch verletzt zu haben.“

Erschrocken schnappte ich nach Luft. Ich? Er machte sich wirklich Gedanken um mich? Oh nein, wenn er merkte, dass es mich wirklich getroffen hatte, was dachte er dann, warum?

Zögerlich sah ich zu ihm auf. Sein Blick war auf die Zimmerdecke gerichtet, wirkte melancholisch. Die ganze Situation gefiel ihm nicht.

Ich richtete mich ein wenig auf, um mich über ihn zu beugen, damit er mir in die Augen sehen musste. „Um mich musst du dir keine Sorgen machen, okay?“

Sein Blick glitt zu mir, wirkte aufrichtig und auch ein wenig bedrückt. „Ich wollte dir nicht wehtun.“, hauchte er leise.

„Ich weiß.“ Seine Entschuldigung war Balsam für meine Seele, aber gleichzeitig fragte ich mich auch, was in seinem Kopf vor sich ging. Wusste er, wie ich wirklich zu ihm stand? Wenn ja, wie wertete er es? Und wie stand er überhaupt zu mir? Inzwischen war ich mir sicher, dass ich ihm zumindest nicht egal war. Ihn interessierte es, was ich von ihm dachte, aber was er wirklich von mir hielt, ließ er mich nicht wissen.

Konnte ich es ihm vorwerfen? Wohl kaum. Ich selbst war ja auch nicht aufrichtig und sagte, was ich fühlte. In gewisser Weise pokerten wir uns beide aus. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn ich kleine Schritte auf ihn zumachte. Er selbst würde wohl kaum sein Pokerface fallen lassen.

Gegen meine Nähe hatte er nichts, also beugte ich mich vor und lehnte meine Stirn an seine. Ich konnte ja einfach mal ausreizen, wann es ihm zu viel wurde. Auch jetzt sagte er nichts dagegen, sondern beobachtete mich nur aufmerksam mit diesen zum Verlieben blauen Augen.

Meine Hand glitt in sein dunkles Haar, strich vorsichtig durch die weichen Strähnen. Ein bisschen überraschte es mich schon, dass er sich das alles gefallen ließ, aber es stimmte mich auch optimistisch.

„Du verwirrst mich, Seto.“, gestand ich. Ich hoffte, dass Ehrlichkeit und mehr Intimität bei ihm Anklang fanden. Zumindest kam es mir persönlich langsam unpassend vor, dass wir uns so nah waren und trotzdem immer nur beim Nachnamen nannten.

„Du mich auch… Joey.“

Ah, er sprang darauf an. Das verbuchte ich mal als kleinen Sieg. Und zumindest wusste ich jetzt, dass er auch über mich nachdachte. Er wusste vermutlich nur selbst nicht, wie er zu mir stand.

Das brachte mich zwar nicht in der Hinsicht weiter, wie er für mich empfand, aber es machte Hoffnung. Er konnte ja nicht völlig abgeneigt sein, wenn er mich so nah an sich heranließ. Und diese Situation jetzt war schon verdammt intim. Wir waren uns so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spürte und es ein Kinderspiel wäre, ihn jetzt zu küssen. Es wäre so leicht…

Aber vielleicht zu forsch. Kleine Schritte!

Seufzend löste ich mich von ihm und stand auf. Seine Nähe konnte einen aber auch ganz wuschig machen. Ich musste erst mal tief durchatmen, um meine Gedanken wieder zu ordnen.

Eines wusste ich jetzt ganz genau. Ich wollte Seto. Nicht nur aus Neugier, nicht nur für einen flüchtigen Kuss oder eine kurze Affäre. Nein, ich wollte, dass er mir gehörte, für mich das gleiche empfand wie ich für ihn.

Ich hatte lange genug abgestritten, etwas von ihm zu wollen. Aber Gefühle ließen sich nicht ewig verdrängen. Und inzwischen war ich mir sicher, dass es nicht nur eine kleine Schwärmerei oder kurze Verliebtheit war. Ich empfand für ihn so viel, wie ich es noch nie für einen anderen Menschen getan hatte. Und dass obwohl er ein Mann war. Sprach das nicht für aufrichtige Liebe, wenn das Geschlecht plötzlich keine Rolle mehr spielte?

Ich bemerkte, wie er sich langsam aufsetzte und mich verwirrt musterte. Insgeheim würde schon gern wissen, was er von der Situation erwartet hätte. Vielleicht hätte er einen Kuss sogar zugelassen. Vielleicht musste ich das aber auch gar nicht wissen.

„Willst du frühstücken?“, fragte ich stattdessen.

Er nickte nur zögerlich.

Mein neuer Plan stand fest. Ich würde ihn für mich erobern. Egal, wie viel Geduld und Mut das erfordern würde, wenn ich etwas wollte, dann holte ich mir das auch. Ich würde alles tun, damit er sich in meiner Nähe wohlfühlte und dann Schritt für Schritt immer weiter auf Tuchfühlung gehen.

Ich ging in die Küche und bereitete uns etwas zu Essen vor. Während ich Kaffee kochte, tauchte Mokuba plötzlich hinter mir auf. Der Kleine sah mich ziemlich irritiert an, als ich ihn begrüßte.

„Was machst du denn hier, Joey?“, fragte er verwundert.

„Naja, eigentlich war ja heute Physiotherapie angedacht und ich wollte Seto dahin begleiten. Willst du mit uns frühstücken?“

„Ihr nennt euch inzwischen beim Vornamen?“

„Ja…“

Der Kleine umrundete mich, beobachtete mich aufmerksam. „Warum? Ihr habt euch immer nur angegiftet.“

„Zeiten ändern sich.“, meinte ich ausweichend.

„Und Gefühle auch?“

Abrupt hielt ich inne, die Brötchen zu belegen. Wusste Mokuba etwas?

„Ich hab das Gefühl, du verstehst meinen Bruder besser als alle anderen. Als wärt ihr trotz eurer Streitereien auf einer Wellenlänge.“ Er lehnte sich neben mir gegen den Tresen, beobachtete mich aufmerksam. „Und er reagiert auf dich, er vertraut dir. Dabei ist Seto wirklich nicht der vertrauensseligste.“

Er reagierte auf mich? Was hieß das nun wieder? „Nur wie steht er zu mir?“, fragte ich direkt.

„Keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern. „Seto lässt sich nie in die Karten schauen. Aber ich weiß, dass er dich gern um sich hat.“

Das brachte mir nicht so viele neue Erkenntnisse.

„Aber viel interessanter wäre, wie du zu meinem Bruder stehst.“ Mokub grinste mich frech an. „Ich hab das Gefühl, er liegt dir schon sehr am Herzen.“

„Das tut er wirklich.“ Warum sollte ich es leugnen? Und vielleicht fand ich in dem Kleinen sogar einen Verbündeten. Also erzählte ich ihm von meinen Gedanken und Plänen.

Allerdings wirkte Mokuba nicht so euphorisch wie gedacht. „Du willst mit meinem Bruder zusammenkommen?“, fragte er skeptisch. „Er ist aber nicht schwul.“

„Das bin ich auch nicht.“ Ich fuhr mir durchs Haar. Wie sollte ich ihm das erklären? „Und trotzdem habe ich noch nie so viel für einen Menschen empfunden wie für deinen Bruder.“

„Das ist schräg.“

„Ja vielleicht. Aber was soll ich machen?“

Der Kleine zuckte mit den Schultern, während er Saft aus dem Kühlschrank holte und damit drei Gläser füllte. „Irgendwie wäre es ja witzig, wenn ihr zusammenkommen würdet. Ausgerechnet ihr, die ewigen Streithähne.“

„Würde es dich denn stören, wenn es so wäre?“

„Warum sollte es?“ Er lächelte mich groß an. „Ich mag dich, Joey, und solange mein Bruder glücklich ist, ist es mir egal, mit wem.“

Gut, dann hatte ich ja zumindest schon mal Mokubas Segen. Jetzt musste ich nur noch Seto überzeugen.

„Denkst du, ich hab überhaupt Chancen?“, fragte ich vorsichtig. „Ich meine, ich hab das Gefühl, dass er mir gegenüber schon sehr aufgeschlossen ist, aber ich weiß einfach nicht, was er über mich denkt.“

„Da kann ich dir auch nicht helfen. Wie gesagt, er trägt sein Herz nicht unbedingt auf der Zunge.“

„Hm, Seto vertraut sich wohl niemandem an.“ Wie ärgerlich. Es machte die ganze Sache nur schwerer, wenn er sich immer so bedeckt hielt.

Der Kleine nickte, während er noch ein paar Weintrauben aufs Tablett packte „Gosaburo war immer der Meinung, dass Gefühle eine Schwäche sind und er hat Seto dahingehend gedrillt, sie nie offen zu zeigen.“

Wirklich makaber! Aber kein Wunder, dass mein kleiner Sturkopf so reserviert war. Nur wie sollte ich ihn dann knacken?

„Wenn du wissen willst, wie mein Bruder in Beziehungsfragen tickt, könntest du Lauren fragen.“

Ich könnte auch in eine Schlangengrube springen, aber vermutlich wäre beides nicht förderlich für meine Gesundheit. Nein, ich würde es lieber auf meine Weise versuchen. „Was macht er gern außer arbeiten?“, fragte ich stattdessen.

„Schwimmen. Darin ist er richtig gut.“

Hatte Seto ja damals erzählt. „Ich dachte, er betreibt es nur als Sport.“

„Und als Ausgleich, ja.“ Mokuba bedeutete mir, das Tablett anzuheben. Er ging neben mir her, als ich damit durch die Villa lief. „Früher hat Seto auch an Wettbewerben teilgenommen, und er war wirklich verdammt gut. Bis er sich die Hand brach.“

„Und dann wollte er nicht mehr?“, fragte ich, während ich vorsichtig die Treppen erklomm.

„Naja, durch so eine Verletzung fällst du sehr lange aus und danach hast du einen riesigen Trainingsrückstand. Seto hatte einfach nicht mehr die Zeit, diesen Rückstand noch aufzuarbeiten, weil er ja kurz danach die Firma übernahm.“

„Aber trotzdem schwimmt er immer noch gern.“

Mokuba nickte. „Wasser ist einfach sein Element.“

Gut zu wissen. Dann würde er sich dort auch wohlfühlen. Ich würde das gern für mich nutzen, nur wie, wenn er mit dem Gips nicht ins Wasser durfte?

„Danke für die Informationen.“, meinte ich.

„Mehr kann ich nicht tun, um dir zu helfen.“ Mokuba zuckte mit den Schultern. „Ich lass euch beim Frühstücken allein.“

Auch gut. Als ich mit Frühstück beladen wieder in sein Zimmer trat, war Seto angezogen und saß auf der Couch. Sein Blick glitt nur flüchtig über das Mitgebrachte, ehe er zu mir wanderte. Vielleicht lauerte er auf meinen nächsten Schritt. Den hatte ich mir allerdings selbst noch nicht überlegt.

Ich setzte mich zu ihm, goss uns beiden Kaffee ein, während er mich ununterbrochen beobachtete.

„Heute wird dann vermutlich keine Physiotherapie mehr stattfinden.“, stellte ich fest.

Er schüttelte den Kopf. „Da bist du wohl umsonst hergekommen.“

„Das denke ich nicht.“ Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln, als er mich fragend ansah. Für mich lohnte sich nun mal jeder Tag, an dem ich bei ihm sein konnte. Und ich genoss es, mit solch kleinen Neckereien seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Er blinzelte verwirrt, schien nicht so ganz zu durchschauen, was sich eigentlich hier abspielte.

„Willst du nichts essen?“

Er schüttelte den Kopf, strich sich nachdenklich durchs Haar. „Ich bin doch noch recht müde.“, murmelte er stattdessen.

War das die höfliche Bitte, zu gehen? Vielleicht war das alles doch zu viel auf einmal gewesen und er wollte sich selbst Zeit einräumen, das Ganze zu überdenken.

Schritt für Schritt, das hatte ich mir vorgenommen. „Dann lasse ich dich nach dem Frühstück allein.“

Er nickte. Mit einem Mal wurde sein Blick allerdings wieder unnachgiebig forschend und er musterte mich aufmerksam. „Ich denke, nach der letzten Nacht wird es keine weiteren Physiotherapiesitzungen mehr geben.“

Ich schluckte unbehaglich. Damit hatte er wohl recht und ich wusste auch, was er andeuten wollte. Ohne Therapie hatte ich keinen Vorwand mehr, den ich vorschieben konnte, um ihn zu besuchen.

Oder den perfekten.

„Ich glaube, es wäre ziemlich leichtsinnig, die Therapie für die letzten Tage ganz wegzulassen.“ Ich versuchte, es möglichst beiläufig klingen zu lassen. „Wenn du willst, könnte ich die letzten Sitzungen durchführen. Ich glaube, dafür habe ich schon genug gelernt.“

Sein Blick wirkte skeptisch.

„Wenn es unangenehm ist oder wehtut, kannst du auch jederzeit Stopp sagen.“

Ein wenig zögerlich nickte er. „Vielleicht wäre das wirklich besser als nichts.“

Strike! Besser ging es doch gar nicht.

„Aber nicht mehr heute.“

Das musste ich wohl so hinnehmen. Zumindest stimmte mich die Aussicht, ihn demnächst persönlich behandeln zu können wieder zuversichtlich. Da war es dann auch verschmerzbar, sich direkt nach dem Frühstück wieder zu verabschieden. Das gab uns beiden drei Tage Zeit, um die Situation zu überdenken.

Bevor ich ging, nutzte ich jedoch die Gelegenheit, dass er noch saß, um ihm im Vorbeigehen einen Kuss auf den Schopf zu hauchen und noch einmal durch sein weiches Haar zu streicheln. Dann lief ich eilig aus dem Raum, ehe er die Möglichkeit hatte, zu reagieren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein sehr ereignisreiches Kapitel. Finden Joey und Seto jetzt endlich zueinander oder haben Siri und Lauren da doch noch ein Wörtchen mitzureden? Wer weiß? ^^

Auch wenns jetzt in die heiße Phase geht, muss ich euch leider auf die Folter spannen. Die nächsten drei Wochen bin ich im Urlaub und solange wird nichts Neues folgen. Aber danach lade ich so schnell wie möglich das nächste Kapitel hoch. Versprochen ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2014-12-29T13:29:00+00:00 29.12.2014 14:29
Das war fies von Lauren. Aber Siri auch noch zu benutzen, naja. Vielleicht macht sie sich ja doch noch irgendwelche Hoffnungen mit Seto zusammen zu kommen. Wenigstens weiß man endlich, dass Seto auch über Joey nachdenkt. Aber noch nicht, wie seine Gefühle wirklich zu Joey stehen.
Ein ganz tolles Kapitel wieder.^^
Von:  Onlyknow3
2014-09-23T18:28:39+00:00 23.09.2014 20:28
Joey umgarnt Seto und dieser weiß das ganz genau, nur will er sich dem warum noch nicht Bewusst werden warum Joey das macht. Seine reagtion auf Joeys angriff zeigt das ganz genau, und auch das er diesem seine Innerstes sehen lässt, keinem hat er sich bis dahin so weit geöffnet, das es sogar Mokuba erstaund wie man hören konnte.
Mach weiter so, bin schon gespannt was die beiden Weibsen noch planen um den armen Seto fertig zu machen.
Freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Lyrael_White
2014-09-22T06:12:02+00:00 22.09.2014 08:12
Oh ha. Das war wirklich ein taktisch kluger Zug von Siri aber auch ziemlich gemein.
Joey wagt sich wirklich weit aus dem Fenster aber ich glaube bei Seto muss man das auch um überhaupt Erfolg zu haben. Ein Wunder das Seto bei dem "Angriff" nicht gleich in die Defensive geht und ihn wegbeisst.

PS: Ich hab ein kleines Fehlerteufelchen gefunden und würde es gerne behalten. Du hast nämlich statt Schlangengrube, Schlangengruppe geschrieben. Kommt zwar im Endeffekt au das selbe raus - eine Ansammlung mehr oder weniger giftiger Reptilien - aber klingt nicht so gut.
Von:  Lunata79
2014-09-21T19:25:05+00:00 21.09.2014 21:25
Als Joey seine Eifersuchtsattacke hatte, hab ich schon echt Panik bekommen, dass Joey sich Probleme einhandelt.
Joey hat diesmal wirklich viel gewagt und ich bin verzückt, dass man sogar von seiten Setos einen Fortschritt verfolgen konnte. Joey war Seto wirklich noch nie so nahe. Hat er tatsächlich eine ganze Weile auf Seto gelegen und der hat nichts dagegen unternommen? Und Seto hat auch noch mitbekommen, dass es Joey verletzt hat, dass Seto mit Siri geschlafen hatte. Puh, zu dem Zeitpunkt dachte ich echt, jetzt ist es aus. Ich bin wirklich erleichtert, dass Seto es so leicht aufgenommen hat, auch wenn er den Tritt gegen seinen Gipsfuss einstecken musste. Man könnte meinen, Seto hat es gar nix ausgemacht, außer dass er zu taumeln begonnen hat.
Bin echt schon vorfreudig aufs nächste Kapitel. Leider muss ich jetzt ganze 3 Wochen warten. *seufz* Dennoch schönen Urlaub. Ich werde mich wohl solange gedulden müssen, bis es weitergeht.

Lg
Lunata79
Von:  Niua-chan
2014-09-21T11:25:22+00:00 21.09.2014 13:25
Oh man Joey hat vielleicht ein Temperament und Seto ist wie ein Buch mit sieben Siegeln.
Irgendwie reagieren beide in dem Kapitel etwas extrem/unlogisch, aber das passiert ja öfter, wenn es um starke gefühle geht^^
Ich glaube es war ein sehr wichtiger Schritt den die beiden gerade gemacht haben.

LG, Niua
Von:  JK_Kaiba
2014-09-21T09:55:54+00:00 21.09.2014 11:55
Ich schau jeden Tag ob es ein neues Kapitel gibt, weil deine FF einfach süchtig macht :-D
Auch wenn ich Joeys Eifersucht verstehen kann, finde ich es nicht richtig das er Seto wirklich verletzt, vor allem an seinem eh schon verletzten Fuß, das ist wirklich unter der Gürtellinie.
Mein armer Seto, Lauren ist wirklich ein Biest, so gekränkt sie auch von seiner Abweisung ist, diese Worte sind wirklich unter der Gürtellinie gewesen, aber es ist auch klar das er so einfach nicht loslassen kann, wenn sie so viel zusammen erlebt haben...
Hoffentlich kann Joey ihm zeigen, das es sehr wohl jemanden gibt, der ihn genauso liebt wie er ist! Und das er endlich über Lauren hinwegkommt.

Bin schon so gespannt wie es weitergeht. Auch wenn die nächsten drei Wochen eine Qual werden ohne neues Kapitel ;-)

Wünsch dir trotzdem einen schönen Urlaub :-D




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