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Broken Genius

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, endlich geht's weiter. Hat diesmal länger gedauert, weil mein Laptop mal wieder meint, herumzicken zu müssen -.- Aber ich hoffe mal, dass er sich jetzt wieder eingekriegt hat und dann geht es auch schneller wieder weiter ^^ Komplett anzeigen

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Fernsehabend II

„W-was?“ Er war allergisch gegen Möhren? Wieso hatte er das nie vorher gesagt, dann hätte ich die da doch nie mit reingeworfen. Andererseits, was hieß schon allergisch? Vielleicht bekam er davon ja nur rote Flecken im Gesicht oder so.

„Er will mich umbringen!“, murmelte er vor sich hin.

„Es war ein Versehen! Ich wusste es doch nicht.“

Seine Antwort bestand nur aus einem dunklen Knurren.

„Wie reagierst du darauf?“, fragte ich vorsichtig.

„Atemwege schwellen an, Brennen im Hals, Schmerzen beim Atmen und Schlucken. Und immenser Druck im Brustkorb. Fühlt sich an, als würde er explodieren.“ Erst jetzt fiel mir auf, dass er wirklich ganz bewusst seine Atmung regulierte. Er holte tief Luft, verharrte einige Sekunden, ehe er sie wieder mit etwas Nachdruck ausblies.

Verdammt, wie schlimm wurde das genau? Würde er ersticken? Er verlor zumindest zunehmend an Farbe im Gesicht und seine Atmung wurde immer schwerer, stockte sogar immer wieder, obwohl er bemüht war, den Rhythmus beizubehalten. Und dabei hatte er doch nur daran genippt und selbst diesen winzigen Schluck sofort zurück ins Glas gespuckt.

„I-ich ruf einen Arzt.“, rief ich panisch.

Aber da schüttelte er schnell den Kopf, „Kein… Arzt!“, knurrte er.

„Aber du erstickst!“

„Nein!“, er hob beschwichtigend die Hand, atmete dabei schwer aus. „Es geht… schon.“

„Das sehe ich.“

Er sah blass aus und wenn seine Augen nur noch eine winzige Nuance blauer wurden, verlor ich den Verstand! Sie waren nämlich jetzt schon so schmerzhaft blau, dass sie meine Denkfähigkeit blockierten.

„Wie lange hält das an?“

„Stunde.“, knurrte er. Hochkonzentriert starrte er auf den Fernseher. Vielleicht versuchte er, sich abzulenken durch den Film. War wohl gar nicht so schlecht.

Diese Zeit war die reinste Folter. Ich musste immer wieder zu ihm schauen, um sicherzugehen, dass er nicht einfach umfiel. Inzwischen pfiff sein Atem, wenn er die Luft ausstieß und das Blau seiner Augen glühte regelrecht. Ich war froh, dass er so stur den Film anschaute. Wenn er mich damit nämlich angesehen hätte, wäre ich vermutlich rückwärts von der Couch gefallen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sein Atem langsam wieder gleichmäßiger wurde und seine Gesichtsfarbe halbwegs zurückkehrte.

„Besser?“, fragte ich vorsichtig.

„Geht schon.“, knurrte er.

„Knurrst du die ganze Zeit, weil es nicht anders geht?“ Klang ein bisschen so.

Er nickte und deutete auf seinen Hals. Wahrscheinlich bekam er einfach keine andere Tonlage hin.

Eine Weile lang sahen wir uns noch schweigend den Film an. Aber dann stieß er mir seinen Ellbogen grob in die Seite. Als ich ihn gerade anfahren wollte, was das sollte, deutete er auf das Bücherregal.

„Was denn?“, wollte er lesen?

Er verdrehte die Augen, deutete mir, ich sollte gefälligst meinen Arsch hochkriegen und zum Regal gehen. Murrend ging ich zum Regal. Da waren Bücher, toll. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Er bedeutete mir, sie zur Seite zu schieben. Gehorsam tat ich, was er verlangte. Und was ich entdeckte, brachte mich zum Grinsen. Feinster Whisky. Dann war bei Kaiba ja doch noch nicht alles verloren.

Daneben standen Gläser. Ich schnappte mir zwei davon und die Flasche und kehrte damit zu Kaiba zurück.

Er sah ziemlich fertig aus. Zusammengesunken saß er auf der Couch und massierte sich mit der linken Hand die Brust. Vielleicht half es ihm ja. Seine Gesichtsfarbe war immer noch nicht ganz normal.

Ich stellte die beiden Gläser auf den Tisch und schenkte ein. Das Zeug roch ziemlich stark nach… altem Holz und irgendwie modrig. Aber als ich Kaiba das Glas reichte, nippte er daran. Also musste es wohl noch gut sein, auch wenn es nicht so roch.

Ich nahm einen kleinen Schluck. Schmeckte, wie es roch. Irgendwie modrig und holzig. Aber Kaiba schien das in Ordnung zu finden.

„Ich dachte, du trinkst keinen Alkohol.“, merkte ich an.

„Hab nicht gesagt, dass ich nichts trinke. Ich BETRINKE mich nur nicht.“ Seine Stimme klang noch ein wenig heiser, aber immerhin knurrte er jetzt nicht mehr. „Außerdem hilft es mir, besser zu atmen.“

„Brennt die Atemwege frei, richtig?“ So roch es auch.

Er nickte nur. Anscheinend hatte er es jetzt halbwegs überstanden. Doch es hatte ihn sichtlich mitgenommen. Er sah vollkommen erschöpft aus. Gegen die Rückenlehne gesunken saß er da und starrte mit kraftlosem Blick den Fernseher an. Wenigstens ging seine Atmung wieder normal.

„Ist wieder alles in Ordnung?“

Wieder nur ein Nicken. Wenn alles in Ordnung war, wieso sprach er dann so wenig?

„Hast du Halsschmerzen?“

Da warf er mir nur einen schrägen Seitenblick zu, würdigte mich aber keiner Antwort.

„Tut mir leid.“, murmelte ich zerknirscht. „Ich hab scheinbar ein Talent dafür, dir zu schaden.“

„Scheint so.“

Er brachte das so trocken rüber, dass ich wirklich ein schlechtes Gewissen bekam. Aber ich wusste nicht, wie ich das wieder gutmachen sollte. Ich konnte ja nichts für ihn tun. „Soll ich dir irgendwas bringen?“, fragte ich kleinlaut.

Er knurrte unwillig. „Was denn? Eine Möhre?“

Okay, er war wirklich ein wenig angefressen. War ja verständlich, wenn man bedachte, dass ihm die allergische Reaktion ziemlich starke Schmerzen zugefügt haben musste.

Aber woher hätte ich das denn wissen sollen? Klar, ich hatte damals im Krankenhaus mitbekommen, wie er den Salat gemustert hatte. So, als ob er ihn schon gerne essen würde, es aber einfach nicht konnte. Hätte ich genauer darauf geachtet, vielleicht wäre mir dann in den Sinn gekommen, mal darüber nachzudenken, was ihn davon abgehalten hatte. Ich hätte ihm einfach sagen können, was in dem Saft war. Ich hätte damit rechnen müssen, dass er gegen irgendetwas allergisch sein könnte. Immerhin kannte ich ihn nicht sonderlich gut. Wenn die allergische Reaktion schlimmer gewesen wäre, hätte ich ihn damit genauso gut umbringen können.

Seufzend trank ich einen Schluck. Igitt! Ich hatte vergessen, wie ekelhaft dieses Zeug schmeckte. Ich schnappte mir die Colaflasche und goss einiges davon auf den Whisky drauf.

„Was machst du denn da?“ Kaiba sah mich vollkommen entsetzt an.

Was war denn jetzt los? „Ich mach das Zeug genießbar.“

Da kniff er die Augen zusammen und starrte mich durchdringend an. Wahrscheinlich sollte mich das einschüchtern, aber wie sollte man denn da Angst bekommen, wenn er dabei jedes Mal die Nase so niedlich kräuselte? Irgendwie weckte es in mir das Bedürfnis, ihm einfach mal über den Nasenrücken zu streichen. Er hatte wirklich ein feines Näschen.

„Dieser Whisky hat 18 Jahre in einem Fass in Schottland nahe dem Meer gelagert. Jedes einzelne Fass, jede einzelne Flasche hat ihren ganz eigenen Geschmack. Dieser Whisky ist von solcher Qualität, wie es ein Single Malt nur sein kann. Den vermischt man nicht mit Cola!“

Aha… Er verstand also etwas vom Whisky. Nun, ich leider nicht. Das hier war also ein besonders guter Whisky, das hatte ich mitgekriegt. Aber das änderte nichts daran, dass er eklig war.

„Ist das so ein Reichending? So wie »Ich trinke die größte Plörre, einfach nur, weil sie teuer ist«?“

Da fletschte er leicht die Zähne. „Nein! Du hast einfach keine Ahnung von wahrer Qualität!“

„Also trinkst du das Zeug, weil es dir wirklich schmeckt?“

„Natürlich! Warum denn sonst?“

Okay… dann hatte er einfach keine Geschmacksnerven. „Nimms mir nicht übel, aber das Zeug schmeckt, als würde man in einen Schrank beißen, der jahrzehntelang in einem feuchten Keller gestanden hat.“

„Das zeugt von wahrer Qualität!“

„Von mir aus.“

Er seufzte schwer, ließ sich resignierend wieder gegen das Sofa sinken. „Du hast einfach keine Ahnung!“

„Stimmt.“

„Cola!“ Er schnaubte genervt. „Welch unsägliche Stupidität des ungebildeten Proletariats, einen solch edlen Tropfen mit dieser chemischen Beleidigung des Gaumens zu verunglimpfen!“

Ich verdrehte die Augen. „Schon klar, du bist viel klüger als ich. Aber kennst du das Blondchen-Prinzip?“

Da sah er mich nur schief an. „Nein.“

„Klappe halten und einfach nur gut aussehen.“

Darüber musste er wohl erst mal nachdenken. Ich fand die Idee dagegen ziemlich gut. Er war ja wirklich ein unheimlich attraktiver Mann, aber wenn er den Mund aufmachte, kamen solche Sätze wie eben raus, die dafür sorgten, dass ich mir unglaublich dumm vorkam.

„Und wie kommst du damit durchs Leben?“, fragte er langsam.

„Hä?“ Wie sollte ich das jetzt verstehen?

„Naja…“ Er hob ein wenig die Augenbrauen, musterte mich kritisch. „Ohne dir zu nahe treten zu wollen, sooo gut siehst du eigentlich gar nicht aus. Kann mir nicht vorstellen, dass du damit besonders erfolgreich bist.“

Bitte?! Ich wusste nicht, was mich fassungsloser machte. Dass er dachte, ich hätte den Satz auf mich bezogen oder die Tatsache, dass er mein Aussehen beleidigte.

„Ich meinte dich, Hirni!“, knurrte ich böse. „Du sollst das Blondchen-Prinzip anwenden!“

Er dachte wieder nach „Du willst damit sagen, ich soll die Klappe halten und einfach nur gut aussehen?“ Er sah mich zweifelnd an. „Aber ich bin gar nicht blond.“

„Es geht auch nicht um die Haarfarbe!“, fauchte ich.

Er dachte wieder einen Moment nach. „Ich glaube nicht, dass ich darin so gut wäre.“

„Stimmt, weil du einfach nicht die Klappe halten kannst!“

Er grummelte leicht, sagte aber auch nichts mehr.

Also schwiegen wir uns eisern an, während Gandalf in die Tiefe stürzte. Ich bezweifelte, dass Kaiba genug vom Film mitbekommen hatte, um überhaupt zu wissen, wer Gandalf war.

Als der erste Film zu Ende war, schob ich gleich den zweiten hinterher. Aber bevor ich ihn startete, musste ich doch noch etwas wissen.

„Was meinst du damit, wenn du sagst, sooo gut sähe ich ja nicht aus?“, fragte ich. Die Frage brannte mir einfach auf den Lippen. Es störte mich, dass er mein Äußeres scheinbar nicht so ansprechend fand wie ich seines.

„Hm?“ Er sah mich irritiert an. Meine Frage verwirrte ihn. „Oh, das.“ Er rieb sich über die Augen. „Wieso ist das wichtig?“ Mein kleiner Sturkopf war wohl schon ein bisschen müde. Ganz wach sah er zumindest nicht mehr aus. Es ging ja inzwischen auch schon auf Mitternacht zu.

„Es interessiert mich, was dich denn so an mir stört.“

Er musterte mich nachdenklich von oben bis unten, als müsste er das selbst erst mal für sich herausfinden. „Du bist ungepflegt.“, meinte er nüchtern.

„W-was?“

Er deutete mit einer laschen Bewegung auf meine Hände. „Deine Fingernägel sehen immer aus, als ob du Gräber geschaufelt hast und deine Klamotten sind total zerschlissen, ganz abgesehen davon, dass du scheinbar nicht in der Lage bist, die richtige Größe zu finden.“

„Kann ja nicht jeder so viel Geld haben wie du!“, murrte ich. „Ich hab kein Geld, mir Anzüge maßanfertigen zu lassen.“

„Dann kauf wenigstens die richtige Größe! Und ab und an mal ein Waschsalon müsste ja wohl noch drin sein, ganz zu schweigen von einer Nagelfeile.“

„Schon gut! Habs ja verstanden!“

Aber er redete sich erst warm. „Und überhaupt, ist es zu viel verlangt, sich mal die Haare zu kämmen oder züchtest du da oben eine Läusearmee?“

„Ich hab keine Läuse!“

„Siehst aber so aus! Und lass dir mal die Spitzen schneiden, du hast Spliss.“

„Reicht ja langsam!“ Ich hatte ja verstanden, was ihn störte. Wenigstens waren das alles Dinge, die man ändern konnte.

„Und du hast total raue Hände.“

„Weil ich im Gegensatz zu dir reichen Pinkel arbeiten muss!“

„Das hat nichts mit Arbeit zu tun! Du hast keine Schwielen sondern raue Hände. Creme kann helfen.“

„Es reicht!“

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Du hast gefragt.“

Genervt startete ich den Film und ließ mich wieder auf die Couch fallen. Zur Strafe verunglimpfte ich seinen so hochgeschätzten Whisky wieder mit Cola.

„Was interessiert es dich, ob meine Hände rau sind oder nicht?“

„Ist mir nur aufgefallen, weil ich eben darauf achte. Ist es dir nicht auch lieber, dass die Haut weich ist und nicht so trocken, dass du Angst haben musst, sie würde zu Staub zerfallen, wenn du sie berührst?“

Dann mochte er wohl einfach das Gefühl weicher Hände auf seiner Haut lieber. Auf seiner Haut? Da stellte man sich doch die Frage, ob er dabei nicht eher an etwas anderes als Hände schütteln dachte. Ob Kaiba wohl gern gestreichelt wurde? Er bot zumindest einen Körper, den man wirklich gerne mit den Händen erkunden würde.

Nein, das klang schwul. Ich gab es zu, ich würde seine Haut einfach nur gerne mal streicheln, aber ohne irgendwelche Hintergedanken. Einfach nur, um zu spüren, ob sie wirklich so weich und warm war, wie sie aussah.

Wenn ich ab sofort Creme benutzte und meine Hände dadurch wirklich weich wurden, dann würde ich ihm das beweisen, indem ich damit über seine Haut strich. Aber die Stelle würde ich mir selbst aussuchen.

„Was ist?“, fragte er ungeduldig.

„Was?“ Ach ja, ich hatte ihm nicht geantwortet. „Oh. Doch, doch schon.“

Und wenn er das lieber mochte, dann sollte er das auch bekommen.

Wir schauten weiter den Film. Eigentlich war es recht entspannt. Wir saßen zusammen auf der Couch, sahen fern mit Popcorn und Whisky. Gab definitiv Schlimmeres. Die Atmosphäre war unglaublich entspannt.

Aber als ich die zweite DVD für den zweiten Teil einlegte und dabei einen flüchtigen Blick zu Kaiba warf, sah ich, dass er eingedöst war. Den Kopf auf die Hand gestützt saß er da und schlummerte friedlich vor sich hin.

Ich ließ mich geräuschvoll neben ihm auf die Couch fallen, so dass er hochschreckte. Er blinzelte verwirrt.

„Na, gut geschlafen?“, fragte ich grinsend.

Er murrte leise. „Hab nicht geschlafen.“

„Nein? Was ist denn zuletzt passiert?“

„Der komische Alte ist doch nicht tot.“

„Du meinst Gandalf, aber das ist schon ein bisschen her. Du bist doch eingeschlafen.“

Er murrte irgendwas von „Stimmt gar nicht!“ Nein, wie niedlich. Er sah aus wie ein Waschbär, als er sich die müden Äuglein rieb.

„Na wenn du nicht eingeschlafen bist, können wir den Film ja zu Ende schauen.“

„Von mir aus.“ Er reckte störrisch das Kinn vor.

„Das dürften noch so 4-5Stunden sein.“

Seine Augen wurden immer größer, als er mich entgeistert anstarrte. Aber für einen Rückzug war es jetzt zu spät. Er knurrte nur leise. „Kein Problem.“, behauptete er.

Na das wollten wir mal sehen!

Ich warf immer wieder einen Seitenblick zu ihm. Am Anfang schlug er sich ja noch ganz gut, aber schon nach zehn Minuten wurden ihm die Lider schwerer. Ihm fielen ständig die Augen zu und er nickte immer wieder weg, nur um dann wieder hochzuschrecken. Aber schließlich verlor er den Kampf gegen die Müdigkeit und schlief ein. Sein Kopf sackte auf seine Hand.

Ich beobachtete das Ganze nur mit einem Schmunzeln. So ein Sturkopf. Sollte er doch schlafen, wenn er müde war. Mich störte das nicht. Ich stellte den Ton ein wenig leiser, zog die Schüssel mit Popcorn zu mir und sah weiter den Film.

Eine ganze Weile lang ging das auch gut. Doch als Kaiba sich im Schlaf ein wenig zurechtrückte und sich mehr an die Lehne schmiegte, rutschte sein Gipsfuß vom Kissen auf den Tisch. Das war gar nicht gut. Ich konnte ihn nicht so sitzen lassen, denn womöglich würde er sich im Schlaf den Fuß am Tisch noch anschlagen. Also musste er ins Bett.

Ich beugte mich zu ihm rüber, um ihn zu wecken, aber als ich in sein Gesicht sah, dass so herrlich entspannt war, brachte ich es einfach nicht übers Herz. Wäre doch eine Schande, ihn wachzurütteln, wenn er beim Schlafen so niedlich aussah.

Dann musste es eben anders gehen.

Ich stieß ihn vorsichtig an, um zu sehen, ob er auch tief genug schlief. Das tat er. Er gab nur ein kleines Murren von sich, wachte aber nicht auf. Sehr gut. So lautlos und vorsichtig wie möglich hob ich ihn auf die Arme und trug ihn ins Bett. Ich ließ ihn behutsam in die Laken gleiten, bettete sein Füßchen auf einem großen Kissen und warf die Decke über ihn. Also einen gesegneten Schlaf hatte er wirklich. Er wachte tatsächlich nicht auf.

Na dann konnte ich mir ja jetzt in Ruhe den Film zu Ende ansehen. Oder… nicht? Etwas unschlüssig stand ich da und sah auf ihn herab. Er sah so friedlich aus, als könnte er keiner Fliege was zuleide tun. Wie ein kleines Engelchen.

In mir keimte ein fieser Gedanke auf. Er hatte an mir so viel zu kritisieren gehabt, mal sehen, ob er seine eigenen Voraussetzungen selbst erfüllte. Gut gekleidet war er immer und seine Fingernägel wirkten auch immer sauber und geschnitten, das wusste ich ja schon. Aber waren seine Hände so weich, wie er es von anderen forderte?

Vorsichtig, genau darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, nahm ich seine Hand in meine. Sie war warm und die Haut wirklich sehr weich. Selbst die Innenfläche fühlte sich unglaublich angenehm an. Von solchen Händen würde ich wirklich gern gestreichelt werden.

Nun gut, aber waren seine Haare denn auch so gepflegt?

Ich beugte mich zum Kopfende und ließ eine der dunklen Strähnen durch die Finger gleiten. Sie waren so glatt, dass er vermutlich das Problem gar nicht kannte, wenn die Haare taten, was sie wollten. Bei ihm lagen sie einfach immer gut, weil sie gar nicht anders konnten. Aber sie waren wirklich gepflegt. Er hatte kräftiges, seidenweiches Haar. Und kein Spliss.

Seufzend ließ ich von ihm ab und schlurfte zurück zu Couch. Er forderte also nur, was er selbst auch bot. Weiche Hände, bei denen sich vermutlich selbst eine Ohrfeige noch gut anfühlte, und gepflegtes Haar, durch das man immer wieder und wieder streicheln wollte.

Deprimierend!

Aber unfair war es schon. Der Kerl hatte einfach nur verdammt gute Gene. Er musste ja kaum etwas tun, um gut auszusehen. Wahrscheinlich könnte er herumlaufen wie der letzte Penner und würde trotzdem noch toll aussehen, einfach wegen seiner äußerst vorteilhaften Statur und diesen blauen Augen, die in so starkem Kontrast zu den dunklen Haaren standen.

Seufzend ließ ich mich auf die Couch fallen und sah weiter den Film. Den zweiten Teil würde ich mir noch zu Ende anschauen und dann verschwand ich lieber nach Hause. Auch wenn es hier gerade ziemlich gemütlich war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-12-25T18:14:50+00:00 25.12.2014 19:14
Für Herr der Ringe braucht man wirklich Ausdauer, um sich alle Teile anzusehen, die nicht geschnitten sind. Und das mit wenig Pausen und ohne Schlaf dawischen. Vielleicht sehen sich Seto und Joey alle Teile noch einmal an, ohne sich gegenseitig abzulenken, oder das Joey bei Seto wieder eine allergische Reaktion auslöst.😊
Von:  JK_Kaiba
2014-07-26T09:14:49+00:00 26.07.2014 11:14
Hi, huhu das nächste Kapitel.
War ja so gespannt wie es weitergeht nach der Karottensaft Aktion. Armer Seto, aber ein Arzt wäre eigentlich schon besser gewesen, aber so ist unser Sturkopf.
Du schreibst einfach super und du triffst Kaiba auch genau. Wie er dann auch seine Meinung über Joey sagt ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, schon typisch Kaiba :-D
Bin mal gespannt wie es weitergeht^^
lg
Von:  Lunata79
2014-07-26T09:02:51+00:00 26.07.2014 11:02
Beim Thema 'gepflegt' müsste man annehmen, dass wäre selbstverständlich, dass man sich pflegt. Kommt natürlich auch drauf an, wie Joey in deiner Story tatsächlich aussieht. Kann mir das jetzt gar nicht so bildlich vorstellen. Dennoch kann ich verstehen, dass Kaiba das anders nicht hinnehmen will, weil er selbst penibel auf sein Äußeres achtet. Eitler Kerl, was? *kicher*
Schafft Joey es denn überhaupt, Kaiba´s Voraussetzungen zu erfüllen? Wegen seiner widerspenstigen Haare?
Ich finde es aber eigentlich sehr schön, dass die beiden so offen miteinander reden. Ganz so, als wären sie Freunde. Zumindest habe ich den Eindruck, dass sich langsam der Grundbaustein dafür aufstellt, wenn ihr Beisammensein so weitergeht.
Will Joey eigentlich dann sofort das Gewünschte von Kaiba umsetzen? Wird Kaiba dann nicht etwas misstrauisch?
Kaiba wird auch nicht erfreut sein, wenn er aufwacht und feststellt, dass er nicht mehr auf der Couch, sondern in seinem eigenen Bett liegt. Auf das Donnerwetter würde ich liebend gern verzichten. Aber vielleicht ist es Kaiba auch ganz recht, wer weiß?
Freu mich zumindest schon auf das nächste Kapitel, um mehr zu erfahren.

Lg
Lunata79


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