Zum Inhalt der Seite

Die dunkle Ritterin

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hochzeitspläne

+
 

Hochzeitspläne
 

Das Gästezimmer in dem Dolette am Fenster saß und nachdenklich hinaus starrte, wurde nur schemenhaft durch den Mond beschienen. Marialle ließ nun schon die halbe Nacht auf sich warten. Offenbar ließen sich ihre Brüder nicht beruhigen. Warum auch? Wenn die dunkle Elfe so darüber nach dachte, würde sie sich selbst auch nicht einfach in ihrer Familie willkommen zurück heißen. Nicht als das was sie jetzt war, als Todesritterin.

Sie ließ ihre Gedanken zurück schweifen, in die große Küche drüben im Haupthaus. Noch immer spürte sie die kleine, fröhliche Tochter von Daria und Jazper auf ihrem Schoß sitzen. Dolette konnte sich gar nicht dagegen wehren, aber sie fühlte sich sofort mit der quirligen Emarielle verbunden. Es erschien ihr ganz natürlich sie so nah bei sich zu haben und dem kleinen Mädchen schien es genauso zu ergehen. Keine Schüchternheit war in den großen Herbsteindaebenen Augen zu erkennnen. Munter plapperte ihre Patentochter von ihrem Kuscheltier, ihren Eltern, ihrem Lieblingsbaum und allem anderen was ein kleines Mädchen das grade die große weite Welt entdeckte noch so beschäftigte.

Emarielle war so aufgeregt gewesen, dass sie nach einer Weile, als die Sonne sich schon dem Untergang neigte, einfach auf Dolettes Schoß eingeschlafen war. Die Todesritterin spürte die warmen, liebevollen Blicke von Marialle auf sich ruhen und auch Daria hatte sich zusehends mit der Situation angefreundet.

Kurz darauf waren die derben Stimmen der Männer, der Lichtsprungs, von draußen zu hören. Ein junger, schlaksiger betrat als erster den Raum, noch immer ein breites Grinsen auf den Lippen. Seine braunen Haare fielen ihm locker in die Augen und verdeckten somit seinen Blick. Doch als er in seiner Bewegung erstarrte, war Dolette klar, dass dieser sie gefunden hatte. Der zweite noch etwas jüngere stieß leicht gegen ihn und wollte schon anfangen Johannez zu beschimpfen. Als er seinem Blick jedoch folgte blieben Patrice die Worte im Halse stecken.

Behäbig schoben sich nun auch die vier Brüder von Marialle an ihren Neffen und Söhnen vorbei, ins Innere der Küche.

Die Lichtsprungmänner hätten nicht unterschiedlicher reagieren können und so verfielen sie augenblicklich in Diskussionen, nachdem die Worte "Todesritterin" und "Dolette" gefallen waren. Einzig Jazper trat ruhig und beherrscht direkt auf die dunkle Ritterin zu und nahm ihr das kleine Bündel ab, zu dem Emarielle sich zusammengerollt hatte. Sein Blick war undurchdringlich.

Für Dolette wurde es in diesem Moment ruhig im Raum und sie blendete die lauten Streithähne aus. Die Elfe hatte nur Augen für den jüngsten der Lichtsprungbrüder und das kostbare Gut, das nun er in seinen Armen trug. Ein merkwürdiges Gefühl, das sie noch nie für ein anderes Wesen als Marialle empfand, drohte in ihr aufzusteigen, doch sie drängte es mit aller Macht zurück. Sie hatte wahrlich kein qRecht auf Emarielles wVater eifersüchtig zu sein und schon gar nicht in diesem Moment. Jazper bedachte die dunkle Ritterin eines weiteren Blickes, der nun fragend und mehr und mehr zornig erschien. Er blickte in das liebliche Gesicht seiner Tochter und seine Züge wurden weich, nur um sich direkt wieder zu verhärten, als er den Blick seiner Frau Daria fand. Verachtung lag in seinen braunen Augen und ehe jemand hätte reagieren können, schnellte seine Hand vor und traf Darias Wange so hart, dass sie durch die Wucht des Schlages taumelte und gegen eine der Arbeitsplatten fiel. Dolettes Instinkte ergriffen die Oberhand und ohne groß nach zudenken, zog sie ihr Schwert und hielt es dem Familienvater an die Kehle. Die Runen auf der Klinge pulsierten ruhig mit ihrem Herzschlag. Ihre blau leuchtenden Augen verengten sich zu Schlitzen. Jazper hielt dem Blick ohne Mühe stand und seine Tochter fest im Arm. Da stürmte Magereth zwischen die beiden und nahm ihrem Sohn entschlossen die kleine Emarielle ab, die zum Glück noch immer seelenruhig zu schlafen schien. Mit wenigen Worten bewegte sie die Todesritterin dazu ihr Runenschwert wieder zurück in ihre Scheide gleiten zulassen und bat sie doch schon einmal ins Gästehaus zu gehen und Dolette tat wie ihr geheißen. Seit dem wartete sie in dem rustikal eingerichteten Zimmer.

Ein leises klicken riss sie aus ihren Gedanken und als sie zur Türe schaute, betrat Marialle endlich den Raum. Einige hellbraune Strähnen hatten sich mittlerweile aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst und ihre Augen verrieten wie müde sie sein musste. Sie hatte sicher nicht damit gerechnet sich heute wieder die qNacht um die Ohren schlagen zu müssen. Die dunkle Elfe sagte nichts und wandte sich wieder zum Fenster.

Die Hohepriesterin schwieg ebenso. Sie trat an Dolette heran und legte ihre Hände auf die Schultern der Todesritterin. Von hinten, an ihrem Ohr vorbei, hauchte Marialle der dunklen Ritterin einen sanften Kuss auf die Wange. Das Schimmern aus gold und silber holte die Todesritterin aus ihrer Trance und sie neigte ihren Kopf zu ihrer Liebsten.

"Wie geht es der Kleinen?" Ein wenig überrascht musterte Marialle die Elfe, doch schnell wurden ihre Miene zärtlich. Ein schiefes Lächeln umspielte ihre blassrosanen Lippen.

"Bea hat sie gleich nachdem du die Küche verlassen hast ins Bett gebracht. Es geht ihr gut." Kurz durchzog Zufriedenheit ihr makelloses Antlitz, ehe Dolette sich wieder dem Mond zuwandte.

"Es tut Jazper leid. Ihr solltet morgen Früh einmal miteinander reden, um das aus der Welt zu schaffen." Die erhabene, ruhige Art der Hohepriesterin erzürnte Dolette auf eine merkwürdige Weise und so gab sie gereizt zurück:

"Wenn es ihm doch so leid tut, wieso hast du dann so lange gebraucht?" Innerlich schalt Dolette sich für ihren harschen Ton, als sie in das verwunderte Gesicht ihrer Liebsten sah, doch sie fühlte sich in ihren Befürchtungen zu bestätigt. Zu lange hatte die Priesterin sie in diesem Gästezimmer alleine ihren Gedanken überlassen.

"Jazper sah das recht schnell ein, Dole. Es war Gustav auf den wir ziemlich lange einreden mussten. Bis er eingesehen hat, dass von dir keine Gefahr ausgeht. Er ist in den letzten Jahren immer mehr in die Rolle des Familienoberhauptes hinein gewachsen und er fühlt sich für alle verantwortlich. Deshalb ist er skeptisch.", erklärte Marialle vorsichtig und ließ ihre Hände dabei an den Armen der dunklen Ritterin hinab gleiten. Dolette konnte den ältesten der Lichtsprungbrüder ja verstehen, dennoch konnte sie ihre Gefühle grade nur schwer zügeln. Als das verschlagene Wispern in ihr deutlicher zu werden drohte, rang sie es entschlossen nieder, räusperte sich und stand auf. Die Todesritterin stellte sich vor ihre Geliebte und strich ihr sanft mit dem Handrücken über die Wange.

"Ich verstehe. Dann sollte ich mit den anderen vielleicht auch die ein oder anderen Worte wechseln, mh?" Marialle entspannte sich wieder und Dolette wusste, dass sie den Kampf in ihrem Inneren gewonnen hatte. Kurz schloss die Priesterin genießend die Augen, bevor sie begann wieder zu sprechen.

"Es wäre vielleicht ganz gut, wenn du zumindest mit Gus, vor dem Frühstück redest. Würdest du das bitte tun?" Dolettes Züge wurden liebevoll, als sie den bittenden Ausdruck im Gesicht von Marialle sah. Als hätte sie das nötig.

"Du brauchst mich um nichts zu bitten, Liebste.", erklärte die Elfe ruhig und entschlossen. Die Augen der Menschenfrau drohten kurz glasig zu werden, doch Dolette erstickte den aufkommenden Kloß in Marialles Hals mit einem Kuss, bevor er hoch drängen konnte. Die dunkle Kriegerin war ein ums andere mal überrascht wie weich doch die Lippen der Hohepriesterin waren, darum brauchte sie einige Herzschläge, bis sie den Kuss genießen konnte.

Noch immer gingen sie sparsam mit Intimitäten um. Langsam strich die Elfe den Rücken der Menschenfrau hinab und vertiefte den Kuss. Dolette spürte den Hunger nach jeder Berührung, jedem Kuss, sogar jedem Blick, den sie der Priesterin schenkte, schien Marialle in sich aufzunehmen und wie einen kostbaren Schatz zu verschließen. Doch die Todesritterin traute sich selbst nicht. Innerlich musste sie schmunzeln, während sie sich aus dem Kuss wieder zurück zog. Wie sollten ihr andere vertrauen wenn sie selbst nicht dazu in der Lage war? Gustav tat gut daran sie zu hinterfragen.

"Du bist sicher sehr müde. Lass uns zu Bett gehen.", erklärte Dolette ruhig und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. Sie spürte zu gut, dass es der Priesterin bei weitem nicht reichte, aber Marialle schien ebenso gut zu wissen was in der dunklen Ritterin vorging. So nickte sie nur sachte, trat einige Schritte zurück und begann sich zu entkleiden.
 

Der nächste morgen kam viel zu schnell für den Geschmack der Hohepriesterin. Das laute Krähen des Hahns ließ sie allerdings nicht zurück in die warme Umarmung des Traumes kehren. Verschlafen tastete sie auf die andere Bettseite. Sie war noch immer leer. Dolette hatte ihr nur zugesehen, bis Marialle einschlief. Sie sagte sie wäre nicht müde und wolle noch etwas nachdenken und so war sie auf dem Stuhl am Fenster sitzen geblieben. Marialles Lider waren schwer und sie brauchte einige Herzschläge, bis sie den Raum klar erkennen konnte. Von der Todesritterin keine Spur. Der Stuhl stand noch immer leer vor dem Fenster. Also wollte sie es selbst in die Hand nehmen. Im Grunde hatte die Priesterin auch nichts anderes von ihrer geliebten Elfe erwartet. Behäbig stieg die Menschenfrau aus dem Bett und trat ans Fenster. Die Sonne ging grade auf und der klare blaue Himmel verhieß einen sonnendurchtränkten Tag.

Nachdem Marialle sich umgezogen und gewaschen hatte beschloss sie ins Haupthaus rüber zugehen. Auf den wenigen Schritten zwischen dem Gäste- und Haupthaus drangen gedämpfte Stimmen an ihr Ohr und sie wandte sich in die Richtung aus der sie kamen. Die Hohepriesterin erkannte Gustav der lässig am Tor, zu den Feldern, gelehnt stand und ihm gegenüber Dolette. Ihre Mienen waren angespannt, aber die Stimmen ruhig und gefasst. Offenbar stellte es für die Todesritterin kein allzu großes Problem dar, die Gunst des Familienoberhauptes für sich zu gewinnen. Vielleicht hatte Magereth sie am Abend zuvor etwas voreilig fort geschickt. Die Elfe hatte schließlich nichts von ihrem Charme eingebußt. Gustav und Dolette reichten sich nun die Hände, zu einem kameradschaftlichen Handschlag. Sie schauten einander noch einmal in die Augen und fingen gleichzeitig an zu lächeln. Die Hohepriesterin war zwar unheimlich neugierig wie es nun so schnell dazu gekommen war, doch sie lächelte nur seicht und schritt weiter zum Haupthaus.

Sie betrat die große Küche durch den Flur und darin herschte schon reges treiben. Magereth knetete Teig für Brot, Katrice deckte den Tisch, Charlotte torkelte grade mit zwei vollen Eimern Milch herein und Meridith schnitt ein großes Stück Schinken zurecht.

"Guten Morgen, meine Kleine.", grüßte ihre Mutter gut gelaunt. Marialle schenkte ihrer Mutter ein zufriedenes Lächeln. Ob sie wohl jemals nicht mehr ihre Kleine sein würde?

"Guten Morgen, ihr alle." Die anderen Frauen erwiderten den Morgengruß ebenso gut gelaunt wie die Ältere. In dem Moment kam Daria zusammen mit den Kindern herein und sofort wurde es laut und unübersichtlich in der Küche. Auch Johannez, Patrice und Beatrice waren dabei und die drei kleinen Markos, Giselle und Emarielle quietschten vergnügt. Larah und Leah stürzten auf ihre Tante zu und sahen sie mit leuchtenden Augen an.

"Wo ist denn Dolette, Tante Mari?", fragte Larah und überging wie schon so oft jede höfliche Floskel.

"Hast du sie etwa fort geschickt?", ließ sich auch Leah kleinlaut vernehmen. Marialle sah die Zwillinge verständnisvoll an. Niemandem in der ganzen Familie hatte sie so oft die Geschichten ihrer Abenteuer an der Seite der Paladin erzählen müssen. Erst als die kleine Emarialle in der Lage war die Erzählungen verstehen zu können, löste sie die beiden allmählich ab. Ihr Blick schweifte zu ihrer Patentochter und vor ihrem inneren Auge nahm die kleine die aufgeregten Züge an, die ihr Antlitz immer dann aufwies, sobald Marialle ihr von Dolette erzählte. Die Verbundenheit war schon in diesen Momenten zu spüren und überaus glücklich hatte die Hohepriesterin wahrgenommen, wie sich dieser Bund am gestrigen Tage realisierte. Nostalgisch musste die Priesterin an ihr jüngeres Ich und die naiven Gedanken von Schicksal denken, die auch in diesem Augenblick wieder in ihr aufkeimten.

"Aber nein, ihr zwei. Sie wird auch gleich kommen und gemeinsam mit uns Früstücken." Das reichte den Zwillingen um aufgeregt loszustarten und aus der Türe, hinaus zum Hof zu stürmen. Marialle war sich sicher, dass sie die dunkle Ritterin suchen würden.

Das jüngste Mitglied der großen Familie zerrte daraufhin hartneckig an der Hand von Daria, bemüht sich los zureißen und den beiden hinter her zu eilen. Doch ihre Mutter ließ sie nicht.

Marialle lachte amüsiert, als Gustav und Jazper gefolg von Dolette den Raum betraten. In dem Moment schaffte Emarielle es sich von Daria los zumachen und lief auf die drei zu. Geistesgegenwärtig trat die Elfe einen Schritt hinter den massigen Körper von Gustav, woraufhin der Kleinen nichts anderes übrig blieb, als sich von ihrem Vater auf die Arme heben zu lassen. Dolettes und Marialles Blicke trafen sich und ein wissendes Lächeln stahl sich auf beider Lippen. Emarielles Mundwinkel zeigten, im Gegensatz zu vorher, allerdings enttäuscht nach unten.

"Da jetzt alle Unstimmigkeiten aus der Welt geschaffen sind, können wir uns ja jetzt erfreulichen Dingen widmen!", polterte die tiefe Stimme von Gustav dem Jüngeren durch die große Küche.

"Gedulde dich halt noch so lange, bis alle hier und bei Tisch sind, Sohn.", erstickte Magereth diesen Versuch direkt wieder im Keim. Marialle wusste, gänzlich würde Gustav seine Mutter als Familienoberhaupt zu ihren Lebzeiten nicht ablösen können. Der älteste der Lichtsprungmänner wollte grade aufbegehren, als die beiden fehlenden Brüder Gunter und Grubert lachend dazu traten. Kurz darauf stießen auch noch Borigan, Odessa und Maxime dazu und nachdem auch die Zwillinge Larah und Leah zurück in die geräumige Küche gerufen waren, versammelte sich die Familie samt Gäste an der großen Tafel. Gustav versuchte noch einige weitere Male die Aufmerksamkeit der Gesllschaft auf sich zu lenken und obwohl er eine gewisse, nicht zu leugnende Autorität besaß, scheiterte er jedesmal an einem seiner, vor Lachen losprustenden, Geschwister.
 

Als schließlich alle aufgegessen hatten und Marialles Schwägerinnen beginnen wollten den Tisch abzuräumen, ließ sich Magereth grinsend vernehmen:

"Also Gustav, du wolltest uns etwas mitteilen?" Schallendes Gelächter erklang und ließ die Miene des Familienoberhauptes kurz finster werden, doch dann schien er an das denken zu müssen was er verkünden wollte und sie hellte sich allmählich wieder auf.

"Ja ja, ist ja gut. Kicki von dir hatte ich wirklich etwas mehr Anstand erwartet. Eine schöne Hohepriesterin bist du mir!" Er strafte seine Schwester eines düsteren Blickes, der sie nur erneut lachen ließ.

"Also schön, jetzt hört endlich her!", befahl er und fuhr strahlend fort:

"Der junge Grünbach hat um Beatrice' Hand angehalten und in zehn Tagen werden sie vermählt werden." Erwartungsvoll grinsend schaute er in die Runde. Offenbar wussten die meisten Familienmitglieder schon um diesen Umstand. So war es Borigan, der seinen Becher knallend auf den Tisch abstellte und rief:

"Hört, hört!" Alle aplaudierten und man verfiel in jaulende Glückwunschrufe. Ihre Nichte, die ihr so unglaublich ähnlich sah, lief hochrot an und betrübt registrierte Marialle den nicht ganz so erfreuten Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Schwägerin Katrice. Dolette hatte sich die ganze Zeit förmlich zurück gehalten, stand nun allerdings auf und schritt an den lauten Bekundungen ungerührt vorbei. Im Vorbeigehen legte sie Katrice für den Bruchteil eines Augenblicks die Hand auf die Schulter. Die Augen der ältesten von Marialles Schwägerinnen weiteten sich bei der mitfühlenden Geste, doch rasch entspannten sich die Gesichtszüge der Frau und sie lächelte der dunklen Ritterin dankbar hinterher.

Dolette kniete nieder und Verwundert beobachtete die Priesterin ihre Geliebte, wie sie flüsternd einige Worte mit ihrem jungen Ebenbild austauschte, bis beide strahlend anfingen zu lachen. Einmal mehr schlich sich der Gedanke in Marialles Geist, dass sich einige Dinge doch nie ändern würden.

In diesem Moment wünschte sich die Hohepriesterin, dass ihre Liebste sich an ihr früheres Leben zu erinnern vermochte. Sie würde erkennen wieviel sie noch von ihrem einstigen Ich in sich trug.
 

"...,sonst mache ich wahr was ich eben sagte.", erklärte Dolette ernst, zwinkerte jedoch nachdem sie geendet hatte. Das zauberhafte Lächeln auf den vollen, rosigen Lippen von Beatrice ließ ihr Herz eine Winzigkeit schneller schlagen. Die dunkle Elfe war einem schier unbändigem Impuls gefolgt, dem Spiegelbild ihrer Liebsten zu erklären, dass sie aufgrund der überaus tragischen Neuigkeiten, ihren Zukünftigen bei Gelegenheit genaustens ins Auge fassen und seine ehrenhaften Absichten strengstens prüfen müsse. Schließlich würde er ihr die einzige große Liebe neben Marialle entreißen und sie hätte sich schon ausgemalt wie es einmal sein würde, wenn die Nichte den Platz der Tante an der Seite der Todesritterin einnehmen würde. Würde sich der Bräutigam in spe als unwürdig erweisen, ließe sich die Elfe durch nichts in der Welt davon abhalten, Beatrice aus seinen Fängen zu entreißen und sie mit sich zu nehmen. Die Bestätigung im Antlitz der jungen Schönheit, ließ Dolette kurz aufatmen und machte ihr dann etwas klar, das sie sich selbst bis zum jetztigen Zeitpunkt immer abgesprochen hatte. Sie hatte noch viele Charakterzüge und vorallem Gefühle von ihrem ehemaligen Ich übernommen. Zufriedenheit breitete sich in ihr aus, wie sie sie nie gekannt hatte. Beatrice fiel ihr um den Hals und flüsterte nah an ihrem langen elfischem Ohr:

"Es wäre so schön, wenn ihr dabei sein könnt." Ein kurzer Schauer stahl sich über die kalte Haut der Todesritterin, als der warme Hauch ihr Ohr streifte. Sie erwiderte die Umarmung und lächelte sanft.

"Wenn du es dir so sehr wünschst." Augenblicklich stieß sich die junge Frau sanft zurück und nickte wild und lächelnd.

Es war den scharfen Sinnen der dunklen Ritterin bisher völlig entgangen, aber jemand hatte sich in ihrem Rücken angeschlichen. Das erste was sie sah, war nicht wie erwartet, die Person die hinter ihr stand, sondern viele Körperlängen enfernt, das finstere fast angewiderte Gesicht der anderen Priesterin. Maxime saß zu Odessas rechten und hatte weder während des Frühstücks noch nach der Verkündung der anstehenden Hochzeit auch nur ein Wort verloren. Etwas dunkles beschlich die Todesritterin, doch sie wischte das ungewollte Gefühl eilig beiseite. Schließlich war Maxime eine ihrer alten Gefährten und eine heilige Priesterin noch dazu. Undenkbar, dass ihr auch nur der Hauch von Dunkelheit anhaftete. Sie riss ihren Blick hoch auf das Gesicht der anderen Priesterin, ihrer geliebten Heiligen, die sie mit gespielter Missgunst betrachtete. Marialle beugte sich zu der knieenden Elfe hinab.

"Geht hier irgendetwas vor sich von dem ich etwas wissen sollte?", fragte sie mit der Strenge und Erhabenheit der Hohepriesterin. Kurz verirrte sich ein frecher Schalk auf das Gesicht der Todesritterin, doch als sie zu einer Antwort ansetzte, entschied sie sich Marialle nicht provozieren zu wollen. Ganz so wohl fühlte sie sich mit ihren aufkeimenden alten Charakterzügen dann doch nicht.

"Beatrice hat mir grade gesagt, dass sie uns gern bei den anstehenden Festlichkeiten dabei hätte.", erklärte sie daher lächelnd und die Züge der Priesterin hellten sich augenblicklich auf.

"Was höre ich da? Ihr kommt mit zur Trauung?", griff Grubert einer Entscheidung vor. Was einen 'ich zieh dir gleich eins drüber' Blick von Marialle nach sich zog. Katrice' und Gustavs freudestrahlende Mienen schienen allerdings jeglichen Unmut auf der Stelle in den Hintergrund zu drängen.

"Fabelhaft Kicki! Es wird auch wirklich Zeit, dass du mal wieder an einem Familienfest teilnimmst.", gröhlte ihr ältester Bruder längs über die Tafel.

"Wohl eher an einem Besäufnis, Bruderherz.", stöhne die Hohepriesterin müde lächelnd.

"Eure Gefährten sind selbstredend auch herzlich geladen.", verkündete das Familienoberhaupt. Odessa strahlte Borigan fragend an, worauf der nur bestätigend lächelte. Einzig Maxime schaute noch immer missmutig drein und vermied es irgendjemanden anzusehen. Dieser Umstand blieb jedoch weitgehend unbemerkt, denn die kleine Emarielle hatte sich unter dem Tisch zu der dunklen Elfe gestohlen und zog sich grade auf ihr Knie, während sie glücklich gluckste:

"Bea heiratet?", fragte das Mädchen ohne Scheu an die Todesritterin gewandt. Die fragenden, bernsteinfarbenen Kulleraugen ließen sie liebevoll lächeln.

"Ja, meine Kleine. Bea heiratet." Ein verträumtes Leuchten breitete sich in den Augen Emarielles aus.

"Wenn ich groß bin, heirate ich Tante Dolette!", verkündete der laufende Meter, wie es der dunklen Ritterin grade durch den Kopf schoss und es verschlug ihr augenblicklich die Sprache. Die Gesellschaft an der Tafel gröhlte vor Lachen nur Jazper guckte dumm aus der Wäsche und Marialle zog ihre Patentochter von Dolettes Schoß hoch auf ihre Arme.

"Tut mir leid, mein kleiner Schatz. Aber Dolette gehört schon mir.", erklärte sie dem Mädchen ernst und streckte ihr zwinkernd die Zunge heraus, als sie geendet hatte.

"Jetzt aber alle raus aus meiner Küche! Ihr könnt beim Abendessen weiter Pläne schmieden. Bea, du nimmst heute bitte die kleinen. Mari und Dolette freuen sich sicher über eure Gesellschaft.", ließ sich Magereth nun deutlich vernehmen und wandte sich dann um zu ihren Gästen.

"Und ihr drei, genießt das Wetter, erholt und entspannt euch. Wenn ihr einen Wunsch habt, sei es ein Bad oder was auch immer, lasst es mich oder eine meine Schwiegertöchter wissen." Lächelnd schaute Dolette dabei zu wie Marialles Mutter einen nach dem anderen und schließlich auch sie selbst aus der Küche schob. Draußen blendete sie die grelle Sonne und ließ einen wunderschönen kommenden Tag erahnen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  rikku1987
2016-05-25T02:36:07+00:00 25.05.2016 04:36
Boah, in einem Ruck (naja fast, müsste schließlich auch arbeiten) durch gelesen. Ich muss sagen , da wow komplett an mir vorbei gezogen ist, habe ich lange überlegt ob ich diese Geschichte anfange zu lesen. Nun ein paar langweilige Nachtschichten später sitze ich jetzt hier und muss dann mal folgendes los werden. Aaaaaaaaalteer, war das geil. Ich bin total gefangen gewesen, musste mich selbst zwischendurch zwingen auf zu hören. Jedes Kapitel war klasse, vor allem das Kapitel " zählen lernen" habe ich mehr als nur einmal gelesen" dreckig grinst". Und nun sitze ich hier, 61 Kapitel später und schäme mich richtig, das ich schon seit Jahren nichts mehr veröffentlicht habe. Aber das wird sich demnächst ändern. Denn diese Geschichte steckte so voller Inspirationen, das es bei mir gerade so sprudelt. Nun alles in allem bin ich dafür richtig dankbar, und hoffe bald wieder von dir und deiner Todesritterin zu hören. Bis dann die Arbeit ruft.
Antwort von:  Dolette
25.05.2016 11:56
Here in einem Ruck. Nicht schlecht. Freut mich sehr, dass du es trotz der Wow Hürde geschafft hast, dich zu überwinden. Rückblickend glaube ich, dass ich meine Story auch in viele andere Fantasiefandoms hätte einbauen können. Also für andere die sich durch das Fandom abgeschreckt fühlen ist das hier doch ein wirklich aufschlussreicher Kommentar. ^^
Danke für dein Lob. Ein langezogenes Alter hatte ich bisher auch noch nicht. xD
Genau diesen Effekt wollte ich gerne produzieren, dass man nicht aufhören kann. Toll, dass es mir bei dir gelungen ist!
Wow, dass ich das noch erleben darf. Jemand dem zählen lernen gefällt und es sogar mehrfach gelesen hat! Spitze. Ich bin bei dem Thema so unsicher gewesen und habe bis jetzt auch noch keine positive Resonanz dazu bekommen. War schon am Überlegen es rauszulassen im Rahmen meiner Überarbeitung.
Toll, dass sie dir Inspiration bietet, das lese ich äußerst gern.
Ich möchte sooo gerne weiter schreiben, da diese Story mir echt als mein Erstlingswerk sehr am Herzen liegt, aber mir fehlt leider momentan die Muse dafür. Weiter gehts nur in den Sidestorys die ich dir an dieser Stelle ans Herz legen möchte, falls du noch mehr Inspiration brauchst.
Schönen FA und liebe Grüße Dolli


Zurück