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Die dunkle Ritterin

von

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Den Weg ebnen

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Den Weg ebnen
 

Eine warme Hand strich sanft ihre Wange auf und ab und zog sie so aus ihren Träumen. Oder war es umgekehrt?

Marialle linste durch ihre halb geöffneten Augen und erblickte das makellose Gesicht der Paladin, umrahmt von wild abstehendem, blond gewelltem Haar. Die junge Priesterin seufzte wohlig, als ihr bewusst wurde wo sie sich befand.

"Guten Morgen, Dole. Wird es etwa schon Zeit?", fragte sie während sie sich wieder eng an die Geliebte schmiegte. Sie vernahm ein wohlklingendes Schmunzeln.

"Du weißt doch was ich übers Schlafen denke und da fallen mir doch viele andere Dinge ein, die man stattdessen tun könnte."

Die Priesterin musste Grinsen als die Bilder des Morgens dabei in ihr hoch stiegen.

"Doch da die Sonne mittlerweile schon hoch am Himmel steht sollten wir vielleicht lieber zurück zu deiner Familie, bevor man uns anfängt zu vermissen." Marialle zog die Elfe in einen innigen Kuss bevor sie ihr antwortete:

"Stimmt schon." Die Menschenfrau schob schmollend die Unterlippe vor und öffnete erst jetzt die Augen. Dolette hatte recht es war schon Mittag und so wollte sie nicht unbedingt von einem Mitglied ihrer Familie vorgefunden werden. Sie schaute in die Augen der Paladin die noch immer satt golden leuchteten und eine Woge unendlichen Glücks stieg in ihr auf.

"Beim Licht! Ich bin in dir.", sagte sie verblüfft und zu gleich liebevoll. Und im Gesicht der Paladin las sie, dass sie in ihren Augen, dasselbe sah.

"Und ich in dir.", kam es daher glücklich lächelnd von der Elfe zurück.

Marialle gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange und machte Anstalten sich zu erheben. Doch Dolette hielt sie mit sanfter Gewalt zurück, unvermittelt spürte sie ihre weichen Lippen auf ihren eigenen und sie ließen die Zeit noch einen Moment länger stillstehen, bevor sie sich gemeinsam erhoben, ihre Kleider zusammen suchten und diese anzogen.

Als sie damit fertig waren legte Marialle noch einmal die Arme um den Hals der Elfe und schmiegte ihren Kopf an ihre Schulter. Dolette umschlang zärtlich ihre Taille und so verharrten sie weitere Herzschläge.

"Meinst du eigentlich, dass wir auch mal wieder aufhören, wie Glühwürmer zu leuchten?", fragte sie in die Umarmung.

"Um ehrlich zu sein, ist mir das ganz egal, am liebsten wäre es mir, wir würden damit nie wieder aufhören.", gab sie zwinkernd zu und die Priesterin strahlte.

"Wir fangen mal damit an, uns auf dem Weg zu den Wohnhäusern nicht zu berühren und vielleicht sollten wir auch einfach zu Fuß gehen? Dadurch hätten wir mehr Zeit und naja es sollte eh nicht zur Gewohnheit werden, dass du mich ständig trägst.", lachte Marialle.
 

Als sie beim Haupthaus ankamen, hatte das Leuchten tatsächlich soweit abgenommen, dass nur noch ihre Augen sanft in ihren Farben schimmerten und davon zeugten, was am Morgen zwischen ihnen geschehen war.

Ihr Vater saß auf der Veranda im Schatten eines Baumes und schnitzte etwas für die Kleinen, die ihm ungewohnt schweigsam zusahen. Als sie allerdings Dolette und Marialle entdeckten kamen sie auf die beiden zugerannt.

"Dolette, Tante Mari! Verbringt ihr heute den Rest des Tages mit uns? Bitte!"

"Jaaa bitte!", bat Leah ebenfalls. Sie und ihre Schwester legten ihren besten Hundebabyblick auf. Die Priesterin und Paladin nahmen je eins der Mädchen auf die Arme und sahen sich dann gegenseitig prüfend an.

Dolette zuckte lächelnd die Schultern.

"Wir werden unsere Truppe schon rechtzeitig einholen, auch wenn wir erst morgen aufbrechen.", erklärte sie den beiden lächelnd, die so gleich wieder in aufgeregte Schwärmereien verfielen.

"Das wäre so toll! Erzählt uns eine Geschichte!", freute sich Larah.

"Und erzählt uns wie dieser Zauber funktioniert hat, gestern Abend beim Tanzen.", forderte Leah die beiden auf.

Marialle konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, ihre beiden Nichten waren einfach zu niedlich, wie sie so interessiert und neugierig versuchten die beiden Frauen auszuquetschen. Dolette legte ihren Handrücken auf ihre Stirn wobei sie gespielt drohte die kleine Leah fallen zu lassen.

"Ohh, Kinder es ist gar kein Zauber! Es passiert einfach so, wir haben gar keinen Einfluss darauf und wissen nicht warum das passiert. Seht nur!", sprach sie theatralisch und hielt Marialle ihre Hand hin. Sie griff lächelnd zu und das Licht begann augenblicklich zu erstrahlen. Das Leuchten schien stärker geworden zu sein, so blendete es jetzt am Tage fast, wo es bisher abends noch immer, nur angenehm schimmerte. Die Mädchen stießen Laute des Staunens aus und konnten ihre Augen nicht von dem Lichtspiel nehmen.

"Ist das denn nur an den Händen?" fragte Larah mit großen, runden Augen.

Die Paladin senkte andächtig ihren Kopf, sodass nur die Zwillinge sie hören konnten.

"Überall!" Und sie lachte in das Gemurmel der beiden hinein. Dann gab sie Marialle einen kleinen Kuss auf die Wange. Als Beweis. Worauf die beiden anfingen wilde Theorien auszutauschen. Und schließlich kam ein interessanter Gedanke von der kleinen Leah, der die beiden Frauen dazu brachte sich verwundert und grübelnd anzusehen.

"Vielleicht sind ja ihre Lebensflüsse auf merkwürdige Weise miteinander verwoben?", überlegte sie laut.

"Willst du etwa Schamane, oder Druide werden wenn du groß bist?", fragte Larah neckend, worauf sie als Antwort nur eine rausgestreckte Zunge bekam. Innerlich schmunzelte Marialle, als wäre es den kleinen Menschenkindern überhaupt möglich.

"Mädchen, jetzt lasst die beiden doch wenigstens erstmal ankommen und etwas zu sich nehmen!", rief der Alte den Vieren zu.

Als die Mädchen von ihren Armen gerutscht waren liefen sie an dem Haupthaus vorbei und waren verschwunden. Marialle und Dolette tauschten einen Blick aus und die junge Frau konnte in den Augen der Elfe sehen, dass sie dasselbe dachte wie sie selbst. Sie würde nach einer Antwort suchen wollen, was das ist das sie so einzigartig miteinander verband. Sie bedankte sich, mit einem Kuss auf die Stirn, bei ihrem Vater und ging dann gemeinsam mit Dolette in die Küche, in der ihre Mutter mit Meredith und Katrice tätig war.

"Da seid ihr ja, Mädchen! Ihr habt sicher Hunger mitgebracht, Katrice hol ihnen doch bitte einen Laib Brot und eine der frisch geräucherten Würste." Wurden sie von Magereth begrüßt und Marialle registrierte, amüsiert das kurzzeitig, irritierte Gesicht der Paladin, die sicher schon ewig nicht mehr so genannt wurde.

"Gerne, wartet kurz ich bin gleich wieder zurück.", sprach die Angesprochene lächelnd.

"Meridith, reichst du mir zwei Teller und Becher? Die Milch findest du sicher noch selbst, Mari." Sie nickte und wandte sich zu dem Kühlraum, der von der Küche abging und einige Stufen hinunter führte.

"Setz dich!", hörte sie noch ihre Mutter sagen und als sie mit der Flasche Milch in der Hand wieder hochstieg, sah sie Dolette an dem relativ kleinen Küchentisch sitzen, das Geschirr vor sich verteilend. Marialle lächelte sanft als sie sich dazu setzte.

"Magereth ist wirklich die Herrin in der Küche, oder?", fragte sie nun als sie das Geschehen in der Küche beobachteten, während sie aßen.

Marialle ließ das Treiben in der großen Küche noch eine Weile auf sich wirken, bevor sie antwortete:

"Ja natürlich, sonst würde es auf dem Hof nicht tagtäglich seinen Gang gehen. Dasselbe gilt natürlich für meinen Vater, der aber an Gustav mittlerweile die meiste Verantwortung übertragen hat.", erklärte Marialle verträumt.

"Zum Glück!", erklang die Stimme ihrer Mutter.

"Sein Genörgel hat seit dem, auf ein erträgliches Maß abgenommen. Alle hier sind überaus dankbar." Die drei Frauen lachte laut und Marialle und Dolette stimmten mit ein.

"Reist ihr eigentlich noch heute ab oder bleibt ihr noch etwas?", fragte nun Charlotte die grade die Küche betrat.

"Wir werden morgen Früh abreisen, so wie es aussieht."

"Wie schön Mari, dann freut euch. Mutter kocht grade einen herrlichen Steckrübeneintopf, den musst du probieren, Dolette.", sagte sie lächelnd an die Paladin gewandt.

"Das werde ich mir nicht entgehen lassen, meine Damen!", gab sie gespielt höflich zurück und wieder lachten die Frauen heiter. Marialle spürt wie ihre Mutter ihr auf die Schulter tippte und ihr bedeutet ihr in den Flur zu folgen. Sie tat wie ihr geheißen.

"Du siehst glücklich aus, mein Kind." Prüfend sah sie ihre Jüngste an und ein Lächeln huschte ihr bei diesen Worten über die Lippen.

"Das bin ich Mutter, ich muss dir wirklich danken, und laut Dolette war Vater auch nicht ganz unbeteiligt, am glücklichen Ende dieser Geschichte." Sie spürte die sanfte Berührung der Hand von Magereth auf ihrer Wange.

"Das ist kein Ende, meine Tochter, das ist ein Anfang." Marialle spürt einen dicken Kloß in ihrem Hals aufsteigen und so nahm sie ihre Mutter nur nickend in die Arme. Wie recht die betagte Frau doch hatte.
 

Die beiden verbrachten, wie versprochen den Nachmittag mit den Zwillingen und Dolette erzählte einige ihrer aufregendsten Geschichten. Später saßen sie dann wieder im Kreise der gesamten Familie an der riesigen Tafel und genossen den Eintopf. Nachdem sie alle geendet hatten ließ Gustav der Ältere sich vernehmen:

"Sagt mir ihr zwei, werdet ihr denn nach dieser Mission weiter zusammen reisen? Oder beim Turm oder in Sturmwind bleiben?" Sie sahen sich an, darüber hatten sie noch nicht geredet, geschweige denn nur darüber nachgedacht. Dolette übernahm die Antwort:

"Nun, gewiss können wir das noch nicht sagen. Wenn wir den Turm erreicht haben, werde ich Meister Yskopaiah bitten Marialle in meine Dienste zu stellen und dann würde ich für meinen Teil am liebsten mit ihr durch Azeroth ziehen und im Sinne des heiligen Lichts handeln, wo uns der Wind grade hintreibt." Sie sah Marialle bei den letzten Worten prüfend an, doch diese nickte nur jedes mal zustimmend.

"Das klingt wunderbar, Dolette. Wir hoffen alle, dass es klappt, aber würdet ihr einem alten Mann einen Gefallen tun bevor ihr euch auf, in die Weiten Azeroths begebt?" Dolette war wieder schneller als Marialle und entschlossen erwiderte sie.

"Jeden, Gustav!"

"Welchen denn Vater?", mischte sich nun auch Marialle ein.

"Kommt uns noch einmal besuchen bevor ihr auf eure Reise geht, holt euch meinen Segen ab."

Er zwinkerte kaum merklich, aber Dolette und Marialle verstanden und erröteten beide leicht.

"Das wäre uns ein Vergnügen!", gab Dolette lächelnd zurück. Sie sah glücklich zu ihrer Liebsten die sich so gut mit ihrer Familie verstand und sie hoffte inständig, dass Yskopaiah ihr gestatten würde, sich Dolette anzuschließen.

Später am Abend tanzten sie noch ein paar Lieder lang, bis es Zeit wurde, heute etwas zeitiger zu Bett zugehen. Auch Dolette und Marialle wollten das heute Abend tun, denn sie wollten morgen in der Frühe die Lichtsprungländereien verlassen. Und so verteilte sich die Familie unter vielen Gute Nacht-Wünschen auf ihre jeweiligen Zimmer.
 

Marialle begleitete die Hochelfe auf das Gästezimmer, da sie in dem Haus alleine sein würden.

Gemeinsam standen sie am Fenster und sahen hoch zum Mond.

"Meinst du, dass Meister Yskopaiah mich ziehen lässt?", durchbrach die junge Priesterin schließlich die stille.

"Natürlich, mein Ruf ist hervorragend und seine beste Schülerin sollte so viel praktische Erfahrungen wie möglich sammeln und das würdest du an meiner Seite am Besten." Dolette grinste überzeugt und ließ eigentlich keinen Widerspruch zu dennoch ließ die Priesterin verlauten:

"Und wenn er nein sagt, dann begleite ich dich einfach trotzdem, schließlich bin ich ja jetzt ausgelernt."

Dies ließ die Paladin verständnisvoll lächeln.

"Es bedeutet mir unendlich viel, dass du das sagst, Mari. Jedoch bedenke, dass wir beide derselben Sache dienen und wir müssten uns schon beide von unserem Glauben lossagen wenn dem tatsächlich so kommen würde. Natürlich würde auch ich keinen Herzschlag zögern, aber dazu kommt auch noch, dass du deine glänzende Zukunft, die du im Dienste der Kirche des heiligen Lichts mit Sicherheit hättest, einfach so in den Wind schießen würdest und das würde ich nur ungern zulassen.", gab Dolette zu bedenken und lächelte verträumt. Anscheinend stellte sie sich grade eine gereifte Version ihrer Geliebten vor, erhaben und Oberhaupt des Turms. Diese kam der Träumerin jetzt ganz nah und legte ihr sanft, den Hauch eines Kusses auf die Lippen.

"Erwischt! Ich bin noch so jung und knackig und du träumst von Marialle der Oma!" Keck grinsend registrierte die Priesterin die Röte die der Elfe ins Gesicht geschossen war.

"Oma? Sowas! Quatsch, also ich hab nur grade daran denken müssen wie du, mir irgendwann Befehle erteilst, wenn du Meisterin, Hohepriesterin und Herrscherin über den Ausbildungsturm der Kirche des heiligen Lichts bist.", plapperte sie drauf los und verneigte ihr Haupt mit geschlossenen Augen. Ihr Blick zeichnete Aufrichtigkeit ab, als sie ihn wieder anhob. Jetzt erschien eine leichte rosa Verfärbung im Gesicht der Menschenfrau und verriet wie gerührt und geschmeichelt sie war.

"So oder so, ich werde nicht von deiner Seite weichen komme was da wolle!"

Sie ließen den Abend noch in trauter Zweisamkeit ausklingen, bevor sie zeitig, zum ersten Mal, gemeinsam im selben Bett, einschliefen.
 

Süßer Atem strich sanft über ihr Gesicht und die zarte Berührung einer Hand, an ihrer Wange riss sie aus einem wundervollen Traum. Einem von ihr und ihrer Geliebten, deren schöne Augen, sie nun durch den Spalt ihrer eigenen erblickte.

"Guten Morgen, Dole. Wird es etwa schon Zeit?" Die Angesprochene lächelte sanft.

"Du wirst dich wohl daran gewöhnen müssen, dass es nach jeder gemeinsamen Nacht mit mir, morgens immer schon Zeit wird." Sie zwinkerte. Vor Marialles Augen erwachten die Bilder der vergangenen Nacht zum Leben und sie nahm die anzügliche Anspielung mit einem breiten Grinsen hin.

"Und du verbringst die restliche Zeit der Nächte immer damit mich anzustarren, oder sehe ich das falsch?" Die Paladin fühlte sich sichtlich ertappt und zog eine Augenbraue hoch als sie ihr eine Erwiderung schildern wollte. Doch Marialle fuhr ihr frech über den Mund und fügte hinzu:

"Ich weiß, ich weiß schlafen können wir wenn wir Tod sind, aber der Körper ruft nunmal nach Regeneration, Liebste. Ich kann doch nichts dafür, dass ich nur ein schwaches Menschenweib bin.", sprach sie mit gespielter Entrüstung.

Dolette brach in Gelächter aus und sagte, nach dem sie endlich wieder Luft in ihre Lungen ziehen konnte:

"Bis echt'n krasses Weibchen, maaan!" Marialle prustete nur so los.

"Beim Licht, helft mir eine Trollin ist in mein Gemach eingebrochen!"
 

Als sie sich schließlich gewaschen und angekleidet hatten, begaben sich die beiden ins Haupthaus in dem schon reges Treiben herrschte. Die Frauen deckten den Frühstückstisch und die Gatten schickten sich an die Kinder zu wecken, damit sie alle noch zusammen frühstücken konnten. Sie aßen und lachten zusammen an dem großen Tisch und der Abschied rückte immer näher.

Die gesamte Familie Lichtsprung versammelte sich auf dem Vorhof und es folgten unzählige Umarmungen und Küsse.

Als die beiden schon auf ihren Pferden saßen ließ sich das Familienoberhaupt noch ein mal vernehmen:

"Kommt gut beim Turm an und vergesst mir nicht das Versprechen, das ihr mir gegeben habt!", sagte er ernst, aber mit einem Grinsen im Gesicht. Sie blickten noch in die versammelten Gesichter, bevor sie Gustav dem Älteren zu nickten und dann ihre Stuten in Gang setzten. Die beiden Zwillinge liefen noch eine Weile neben ihnen her und winkten wild.

"Das nächste mal wenn ihr wieder da seid erzählt ihr uns noch mehr Geschichten, ja?" Dolette lächelte sanft zu ihnen herab.

"Natürlich Mädchen. Auf bald!"

Und so ließen sie die schöne Zeit hinter sich und ritten ihrem Trupp hinterher, den sie zwei Tage später einholen würden, um schließlich heil und vollzählig beim Turm anzukommen.
 

Als sie wenig später die Tore des Geländes erreichten, wurden sie schon von einigen Klerikern in Empfang genommen.

"Lady Marialle, schön euch wohlauf begrüßen zu können!", erklang die sanfte Stimme eines braunhaarigen gestanden Mannes in einer weißen, hübsch verzierten Robe.

"Danke Meister Hestian. Ist hier alles beim Alten geblieben während meiner Abwesenheit?", fragte sie den Mann.

"Aber ja, der Hohepriester bat mich euch und Lady Glutklinge unverzüglich zu ihm zu geleiten, sobald ihr hier eintrefft, er wünscht einen ausführlichen Bericht."

"Selbstverständlich, Mylord." Sie übergaben ihre Pferde dem Stallmeister und schritten hinter Hestian her bis zum Arbeitszimmer des Herrn des Turmes. Hier hatte sich rein gar nichts verändert und Marialle wurde bewusst wie kurz sie doch eigentlich nur abwesend waren. Angesichts der lebensverändernden Ereignisse, kam es ihr viel länger vor.

Der Hohepriester saß an seinem Schreibtisch und sah die beiden erfreut an, als sie das Zimmer betraten.

"Marialle mein Kind, schön dich wohl auf zusehen. Seid willkommen in meinem Turm, Lady Glutklinge. Ich würde mich freuen wenn ihr und eure Männer bleibt, bis ihr euch ausgeruht und eure Kräfte wieder aufgefüllt habt.", ließ er freundlich verlauten.

"Danke, Meister Yskopaiah. Das Angebot nehmen wir gern wahr." Der Alte machte eine ausladende Handbewegung in die Richtung Hestians, worauf dieser eilig verschwand.

"Marialle, du möchtest vielleicht erstmal in deine Gemächer? Lady Glutklinge kann mir von eurer Mission berichten." Sie nickte ihm ergeben zu und wandte sich zum Gehen.

"Selbstverständlich Meister, wünscht ihr mich danach noch einmal zu sehen?" Er sah sie sanft lächelnd an.

"Wir sehen uns heute Abend beim Essen, mein Kind. Ruh dich von der langen Reise etwas aus." Und so verließ sie das Arbeitszimmer ihres Mentors und machte sich auf in ihr Gemach. Dort angekommen ließ sie sich auf ihr Bett fallen, atmete den vertrauten Geruch ein, der hier vorherrschte und versank tatsächlich direkt in einen traumlosen, erholsamen Schlaf.
 

Die Sonne schien in prächtigen orangen und roten Tönen in ihr Zimmer und sagte ihr, dass sie kurz davor war das Abendessen zu verpassen, wenn sie sich jetzt nicht sputete. Also eilte sie los und als Marialle den großen Speisesaal betrat war dieser schon voller Menschen die aßen und tranken und sich dabei angeregt unterhielten.

Dolettes Männer hatten sich munter unter die Priester und Kleriker gemischt und fühlten sich offenbar pudelwohl. Yskopaiah machte eine Geste mit der Hand, als er sie entdeckte, sich zu ihm zu setzen. Zu seiner linken saß Hestian, der Kommandant der Kleriker, der Platz zu seiner rechten war frei. Ihm gegenüber saß Dolette, flankiert von Borigan und einer ihrer Priesterinnenschwestern mit der sie sich angeregt zu unterhalten schien.

Marialle fühlte die Winzigkeit eines Stiches in ihrem Herzen, ging aber unbeirrt auf den für sie bestimmten Platz.

"Hast du dich erholen können, mein Kind?", fragte der Alte und noch immer lag diese väterliche Sänfte in seinen Augen.

"Ja danke, Meister. Um ehrlich zu sein bin ich direkt eingeschlafen, als ich in meinen Gemächern war." Er lachte milde und betrachtete ihr Gesicht.

"Nachvollziehbar. Du hast dich verändert, Marialle. Ich hoffe ich habe dich nicht zu früh auf diese Mission geschickt." Sie lächelte sanft und es brauchte einen Herzschlag bis sie adäquat antworten konnte.

"Es war nicht zu früh, Meister. Aber wenn mich so eine Mission nicht verändern würde, hätte ich wohl meine Berufung verfehlt." Ein ehrliches und stolzes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus bevor er sprach:

"Hört euch die weisen Worte dieser so jungen Priesterin an!", erklang seine Stimme jetzt laut, so dass sich die Aufmerksamkeit aller auf ihn richtete.

"Unsere Marialle hat ihre Aufgabe zu unser aller Zufriedenheit, wie erwartet erfüllt. Darauf möchte ich mit euch allen anstoßen!" Und alle erhoben ihre Krüge und Gläser, nur Dolette hielt die junge Priesterin mit einem wissenden Grinsen in ihrem Blick gefangen und so lief sie hoch rot an, als man auf sie anstieß.

"Nun iss, Kind! Du musst doch kurz vor dem Hungertod stehen!" Und sie tat wie ihr geheißen.

Als sich die meisten satt gegessen hatten und einige schon den Saal verließen, sprach Yskopaiah seine Schülerin wieder an:

"Wie du weißt, hat Lady Glutklinge mir Bericht erstattet, Marialle." Sein Ton war jetzt ernst und ein Hauch Missfallen lag in seiner Stimme, dennoch lächelte er aufrichtig.

"Und ich will dir noch einmal direkt sagen, wie stolz ich auf dich bin und dass ich es gern sehen würde wenn du hier im Turm bleibst und irgendwann meinen Platz einnehmen würdest." Fuhr er ungehindert fort.

"Das ist zu viel der Ehre, Meister.", sagte sie und senkte demütig den Kopf. Er legte ermutigend eine Hand auf ihre Schulter und bedeutete ihr so, wieder zu ihm aufzusehen.

"Nun, als Lady Glutklinge ihren Bericht zu Ende vorgetragen hatte, unterbreitete sie mir eine Bitte. Sie würde dich gerne mit sich nehmen und die Botschaft des Lichts in allen Winkeln Azeroths zu verkünden und Gutes zu tun. Das ist dir sicherlich nicht neu." Sie sah ihn gespannt an und nickte ihm als Antwort.

"Das habe ich mir gedacht. Ich habe ihr unter folgenden Bedingungen zugesagt, sofern das denn auch dein Wunsch ist." Ihr Blick wurde immer erwartungsvoller als sie zu ihm sprach:

"Ja Meister, das ist es absolut." Er nickte verstehend und brachte seine Ausführungen auf den Punkt:

"Ich wünsche, dass du jedes Jahr für zumindest drei Monate hier bist, um zu unterrichten. Eine so talentierte Priesterin wie du, muss ihr wissen an die nachfolgenden Generationen weiter geben. Außerdem, sollst du für eine Schülerin, Mentorin werden und die letzte Bedingung ist, dass du meinen Platz einnimmst sollte es an der Zeit sein." Marialle ließ das Gesagte auf sich wirken und schaute der Paladin ins Gesicht, die immer noch dieses wissende Lächeln auf den Lippen trug. Marialle strahlte zurück.

"Anders würde ich es mir nie wünschen, Meister Yskopaiah!" Er lachte erfreut ob der überschwänglichen Antwort.

"Dann ist es abgemacht! Meinen Glückwunsch, zu meiner fähigsten Priesterin, Lady Glutklinge. Ihr werdet euch sicher ausgesprochen gut ergänzen." Die Elfe erhob sich und hielt dem Hohepriester die Hand hin. Er ergriff und schüttelte sie, noch immer lachend.

"Danke Meister Yskopaiah, das ist gewiss!" Damit begannen die gemeinsamen Reisen von Dolette und Marialle.



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