Zum Inhalt der Seite

Die dunkle Ritterin

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle eine kleine Erklärung zu meinem Erzählstil, der sich erst zu diesem Zeitpunkt der Geschichte klar entwickelt hatte: Ich schreibe die gesamte Story rein aus Dolettes und Marialles Sicht. In den meisten Kapiteln wechseln die Sichten mehrmals (ausser im Flashback, der rein aus Maris Sicht erzählt wird). Eine Leerzeile verdeutlicht den Wechsel zur jeweils anderen oder einen Zeitsprung der meist mit einem Sichtwechsel einher geht. Das kann hier noch recht verwirrend sein, man gewöhnt sich aber wohl recht schnell daran, wie man mir sagte. ^^
Viel Spaß bei diesem Kapitel eure Dolli :) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wohin solls denn gehen?

+
 

Wohin solls denn gehen?
 

Die Luft roch salzig als sie erwachte und es war dunkel. Leise Stimmen drangen an ihr Ohr doch sie vermochte nicht sie zu verstehen.

"Beim Licht, wo bin ich?"

Was war geschehen?

Die Hohepriesterin versuchte sich zu setzen, erst da bemerkte sie, dass sie gefesselt war. Sie lag auf dem Bauch, die Arme hinter dem Rücken, an den Handgelenken zusammen gebunden und versuchte sich umzusehen. Alles um sie herum war aus Holz.

War sie in einer Hütte?

Eine Kerze in einem Glas war die einzige Lichtquelle. Um sie saßen zwei vermummte Gestalten, eine von ihnen machte sich bedachten Schrittes zu ihr auf und sprach mit gedämpfter Stimme:

"Wenn ihr nicht leise seid müssen wir euch knebeln, also tut uns allen einen Gefallen und senkt eure Stimme." Als ihr die Gestalt half sich in eine sitzende Position zu begeben, versuchte sie das Gesicht zu der kühlen, klaren Stimme über ihr zu sehen, doch die abgewandte Haltung, des offensichtlich weiblichen Wesens, machten ihr dies unmöglich.

"Wasser?", kam es knapp und sie nickte nur.

'Wo bleibt die Angst?', dachte sie bei sich.

'Wieso gerate ich nicht in Panik?' Als die Frau, der Priesterin den Wasserschlauch an den Mund führte, erschrak sie.

Im Inneren der Kapuze glomm ein sanftes, blaues Licht, von den Augen ausgehend, anscheinend die einer Todesritterin. Augen wie diese sah man in jüngster Zeit immer öfter und auch die Priesterin hat schon einige dieser Wesen gesehen und zum Teil bekämpft. Jedoch in Form und Ausdruck war dieses spezielle Augenpaar unfassbar vertraut und dasselbe Gefühl, wie am Nachmittag vor der Kathedrale, als sie weit hinter den Massen, Umrisse einer verhüllten Gestalt ausmachte, stieg unerbittlich in ihr hoch. Es dauerte höchstens den Bruchteil eines Herzschlags bis sie wusste wen sie vor sich hatte.
 

"Eure Gefährtin schläft noch, sie scheint euren Fähigkeiten um einiges nachzustehen, aber dass ihr so schnell erwacht, hätte auch ich nicht erwartet. Seid unbesorgt es waren nur ein paar Kräuter, die euch schlafen ließen. Es geht ihr gut."

Dolette zog den Schlauch wieder zu sich und folgte dem besorgten Ausdruck in den bernsteinfarbenen Augen der Hohepriesterin, bis zu der jungen Frau die ruhig atmend auf der Seite neben ihr lag. Weder Angst noch Panik lagen im Antlitz der schönen Priesterin, was die Elfe nur noch mehr, als eh schon, irritierte. Sie sah dieses Menschenweib heute Nachmittag definitiv zum ersten Mal und dennoch viel es ihr schwer ihren Blick von ihr abzuwenden, da doch jede Einzelheit an ihr so vertraut auf die Todesritterin wirkte.

"Wo sind wir?", fragte die Priesterin erneut.

"Auf einem Kutter Richtung Süderstade, Mylady.", erwiderte Dolette knapp und wandte sich um, zur Kerze zurück zu kehrend und sich wieder zu Plagg zu setzen.

"Und dann?", bohrte die Priesterin weiter und die bernsteinfarbenen, wachen Augen schienen sie regelrecht zu durchbohren. Dolette fühlte sich nackt, als könnte dieser Mensch, den sie vorhin so grob gefangen genomen hatte, wissend in die tiefsten Abgründe ihrer verstümmelte Seele sehen, frei von Angst und Abscheu noch dazu. Die Stimme in ihr rief sie unvermittelt zur Ordnung.

'Sie ist verdammt noch mal eine Priesterin, sie hat höchstens Mitleid. Vielleicht bildet sie sich sogar ein, dich auf irgendeine Weise läutern zu können. Lachhaft, dummes Menschenweib! Am Ende will sie dich eh nur aufs Kreuz legen um sich zu befreien!' Und so ließ sie ihre Augen gefährlich lange auf dem perfekt geformten Körper der Priestrin ruhen, bis sie endlich zu einer Antwort fähig war. Als aber noch einige Momente mehr vergingen, schaltete sich Plagg ein und sagte:

"Danach geht es weiter nach Unterstadt, Mylady Hohepriesterin. Wir brauchen euch um der Geißel einen vernichtenden Streich zu spielen." Seine mühsam, durch dem zerfallenen Kiefer gepressten, Worte zeugte von Missgunst, aber offenbar kam auch der Hexenmeister nicht umhin diesem heiligen Geschöpf mit Respekt und Ehrlichkeit gegenüber zu treten.
 

Diese labberige Art zu reden, als wenn am Mund irgendwas nicht mehr richtig funktionierte…oder fehlte, ließ sie aufhorchen. Sie brauchte nur einen weiteren Herzschlag , als sich die zweite, gedrungene Gestalt leicht in ihre Richtung drehte, um zu erkennen, dass es sich hierbei um einen Untoten handelte.

"Euch beiden ist bewusst, dass Allianz und Horde seit kurzem ein großes Bündnis miteinander geschlossen haben um den Lichkönig zu bezwingen? Meint ihr nicht, dass diese Aktion hier den Frieden, der nach einem Sieg über Arthas, bestehen bleiben könnte, massiv bedroht?", richtete sie nun scharf und angewidert das Wort an ihre Entführer.

Der Untote schnaubte und die Augen der Priesterin verengten sich. Sie spürte den Blick der anderen auf sich, heiß und forschend, während sie mit dem Untoten stumm einen Kampf mit den Augen ausfocht.

"Mir ist nicht daran gelegen, den beginnenden Frieden zwischen den Fraktionen zu gefährden, Mylady. Aber selbst zusammen werden sie die Geißel nicht ohne weiteres besiegen können. Die Verlassenen aus Unterstadt und Anhänger Lady Windläufers werden die nötige Geheimwaffe liefern. Ihr seht also, es ist das Risiko wert.", schaltete sich die Todesritterin wieder ein.
 

Was machte sie da?

Wieso erklärte sie sich dieser Frau?

Ihr Blick, ungeduldig wartend und erhaben, hielt Dolette unbarmherzig gefangen und ließ ihr keine andere Wahl, als ehrlich und ausführlich zu erklären, was ihre Beweggründe für dieses Unterfangen waren.

"Und da meint ihr, die letzte Hohepriesterin des Königreichs Sturmwind zu entführen ist eine gute Idee?" Sie betonte ihren Satz merkwürdig und hob die Stimme gereizt an, als hätte sie ihm eine verschlüsselte Nachricht mitgegeben, die Dolette jetzt ohne weiteres hätte entschlüsseln müssen.

"Mylady, ich wiederhole mich nur ein einziges mal. Wenn ihr weiter so viel und laut redet werden wir euch wirklich knebeln müssen! Ich denke ihr wollt schon, dass der Rest der Reise nicht mit unnötigen Strapazen erschwert wird."

Die Drohung klang viel weniger gefährlich als sie es beabsichtigt hatte und so sprach die Priesterin unbeirrt weiter.

"Also ist unser Ziel Lordaeron? Und dann? Was wollt ihr von mir?" In Dolette arbeitete es heftig, sie war von dem sturen Stolz und der Selbstsicherheit, die die Priesterin ausstrahlte, wie gelähmt und unfähig ihrer eben noch ausgesprochenen Drohung auch nur den Hauch von Nachdruck zu verleihen.

Da die Erwiderung noch immer auf sich warten ließ ergriff Plagg erneut das Wort.

"Mylady, was genau die Apotheker hoffen durch euch zu Endecken oder zu entwickeln versuchen, wissen auch wir nicht."

Auch ihr untoter Gefährte schien leicht eingeschüchtert, ob der unnachahmlichen Präsenz der Priesterin, aber die Auswirkungen waren bei der Elfe um einiges heftiger.

Die Priesterin setze schon wieder zu einer Erwiderung an, wurde allerdings von leisem Stöhnen unterbrochen.

"Therez?" Sie beugte sich so gut es ging zu ihr rüber und musterte ihre junge Schülerin besorgt.

Sofort befahl sie:

"So helft ihr doch sich aufzurichten, beim Licht!" Die Menschenfrau erschrak als Dolette, kaum dass sie geendet hatte schon neben ihr stand, Therez vorsichtig in eine sitzende Position bugsierte und ihr den Wasserschlauch hin hielt.

Das amüsierte die Elfe jetzt doch. Stieg der geschätzten Hohepriesterin etwa grade die Röte ins Gesicht?

"Meisterin Marialle? Herrin wo sind wir? Seid ihr verletzt? Beim Licht, bin ich verletzt?" Der Hauch Eines Schmunzelns, der auf den blutleeren Lippen lag, verschwand schnell als der Name fiel. Marialle..., er hallte unendliche Male in ihrem Geist wieder.

Als sie sich endlich wieder gefasst hatte, sprach sie beruhigend auf die junge Frau ein:

"Wir sind auf einem Schiff Richtung Süderstade und dann geht es weiter nach Unterstadt. Außer einem dröhnenden Kopf, sollte es dir gut gehen. Wir brauchen deine Meisterin um die Geißel zu besiegen. Das ist die Kurzfassung" Grüne, unschuldige Augen trafen auf eiskalte, blaue und Therez spürte Angst in sich aufsteigen, das sah man ihr an, doch sie nahm sich ein Herz und fragte gereizt:

"Und warum sind wir dann bitte schön gefesselt?"

"Hättet ihr uns begleitet wenn wir einfach nur gefragt hätten?", mischte sich Plagg nun ein, worauf die Priesterin missgünstig in das fahle Gesicht des Untoten schaute.
 

"Natürlich hätte ich das! es ist auch in meinem Interesse eine Möglichkeit zu finden, die Geißel und den Lichkönig zu besiegen. Und ich hätte mir zumindest den Plan hinter dieser ganzen Hauruckaktion hier anhören wollen!" Dass das auch zu mindest gleichen Teilen mit der Anwesenheit der Todesritterin zusammenhing, verschwieg sie, aber vielleicht konnte sie so dafür sorgen, dass Therez frei gelassen würde.

Die Hohepriesterin wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als das Holz des Schiffes laut anfing zu knarren und der Wellengang urplötzlich stark zugenommen hat.

"Festhalten meine Da..." Die Schiffskonstruktion krächzte ohrenbetäubend, der Kutter schwankte heftig in den hohen Wellen und dabei brach eine Planke, die durch den nächsten Ruck der das Schiff durchzog, zu einem gefährlichem Geschoss wurde. Sie flog genau auf Plagg zu und durchbohrte seinen Oberkörper. Er sakte augenblicklich zusammen und sofort trat schwarzes Blut aus der Wunde.

"Kinnab! Verdammt ihr steht aber auch immer an genau der falschen Stelle.", brüllte die Elfe entnervt, aber auch ein wenig besorgt.

Er atmete schwach und konnte nicht antworten. Anscheinend drückte ihm die Planke gegen die Lunge, was immer davon übrig sein mochte. Die dunkle Ritterin war schnell zu ihm geeilt, glich dabei nur einem schwarzen Schatten und schien nun fieberhaft zu überlegen wie sie ihm helfen konnte. In diesem Moment schritt Marialle leicht stolpernd zu den beiden und stellte sich neben die Frau.

"Ich helfe euch!" Ehrlichkeit lag in ihrer Stimme. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie die Überraschung im Gesicht der knienden Frau sah.

"Ich hoffe ihr habt Kraft, Lady Todesritter!" Der Kutter fing an sich wieder gleichmäßiger rauf und runter zu bewegen. Das war doch kein Unwetter? Der Gedanke wurde wieder rasch vom beunruhigenden Anblick, den der Hexer bot, abgelöst und rauschte in die hintersten Ecken von Marialles Geist.

Das blau erleuchtete Gesicht nickte nur sachte als Antwort.

"Gut, dann zieht auf drei so fest ihr könnt, ich werde die Wunde mit meinen Kräften verschließen, aber ihr solltet sobald wir in Süderstade angekommen sind Verbandszeug und Tinkturen besorgen, sonst springt euer Freund hier doch noch von der Klippe. Wärt ihr dann so lieb?" Sie drehte sich um, kaum ein Herzschlag verging und hinter ihr wurde behände ein Dolch gezückt um die Fesseln zu lösen. Marialle rieb sich kurz die Handgelenke bevor sie ihre Hände prüfend über den Brustkorb des Verwundeten gleiten ließ.

"Es eilt, er bekommt kaum noch Luft, also auf drei! Eins…zwei…drei!"

Mit einem gewaltigen Ruck wurde die Planke aus dem Verlassenen gerissen und sofort sprudelten Unmengen Blut in alle Richtungen aus der Wunde. Ein sanftes silbernes Leuchten glomm auf als sie ihre Hände langsam über die Wunde gleiten ließ und man konnte zusehen wie sie sich, der silbernen Spur folgend, verschloss.

Der Untote zog die Luft tief ein und fiel augenblicklich in eine tiefe Bewusstlosigkeit.

Die beiden Frauen atmeten ebenfalls tief durch und ließen sich aus der knienden Haltung zurück sinken. Blaue, leuchtende Augen schauten sie dankbar, aber vor allem immer mehr verwundert, an.

"Habt Dank.", kam es zögerlich.

Sie nickte der Todesritterin nur zu, immer noch schwer atmend aufgrund des hohen Manaverbrauchs. Ein kurzer Blick zur Seite verriet der Priesterin, wie wenig Verständnis ihre Schülerin für sie auf bringe konnte. Vielleicht war Therez doch nicht ganz so tolerant wie ihre Meisterin sie bisher eingeschätzt hatte. Die Frauen fuhren herum als sie Schritte hörten und dann eine männliche Stimme leise anfing zu sprechen:

"Dole, alles in Ordnung? Dieser Walhai, dieses Ungetüm war der Meinung unbedingt mal in die Luft springen zu müssen. Hat uns alle ganz schön durchgeschüttelt. Bei dir alle heil geblieben?"

"Wie mans nimmt, Cid. Eine deiner Planken hat meinen Diener mal eben aufgespießt, hast du Verbandszeug an Bord?" Er nickte eifrig und verschwand sofort wieder.

Eine Todesritterin besorgt um einen Untoten? Besorgt um einen Freund? Vielleicht ist es bei ihr ja anders als bei den anderen? Vielleicht ist sie….

Cid erschien erneut und übergab Dolette das Verbandszeug.

"Hier, wir kommen auch gleich an, beeilt euch." Die Todesritterin bedankte sich bei ihm und er ging wieder. Gemeinsam verbanden die Frauen dem Hexenmeister den Brustkorb und warteten darauf, dass sie diesen Kahn endlich verlassen konnten.

Leuchtende Augen, in denen sie kurz zu versinken drohte, sahen sie direkt an, als sie die Frage von ihrem Gegenüber vernahm.

"Wartet ihr hier während ich das Pferd und den Karren hole?."

Die Todesritterin brachte ihr Vertrauen entgegen. Sie musste hart schlucken und brachte nur ein Nicken zustande. Ja sie würde auf jeden Fall warten.

Die dunkle Ritterin schnitt nun auch die Fesseln von Therez auf, die sich kleinlaut bedankte und eilte geschwind vom Schiff. Marialle sah der Frau nach und verfiel augenblicklich wieder in ihre aufgewühlte Gefühlswelt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück