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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Zwei Welten

Kapitel 29 ~ Zwei Welten
 

~ Adriano Coldfire ~

Eigentlich wollten Juline und ich uns ja heute einen schönen Tag machen... Nur wir beide. Zu schön wäre es gewesen. Aber nein... Gleich zum Auftakt Jo und Melody... Natürlich freute ich mich, dass mein bester Kumpel wieder im Lande war. Jo war einer der wenigen Menschen, die es derzeit schafften meine Laune etwas zu bessern. Trotzdem war der beginn dieses Tages nicht so wie ich es mir erhofft hatte. Und auch jetzt lief wieder alles anders. Statt mit ihr irgendwo alleine Zeit zu verbringen waren wir auf dem Weg zu meiner Tante, wo Oma und Opa offenbar schon hockten. Und ich wusste wie dieses Treffen wieder verlaufen würde. Ich hasste Familientreffen!!! Die waren so verdammt lästig.

Schon allein diese Auseinandersetzung mit Fabio reichte mir für den restlichen Tag. Ich hab ihn zwar sonst immer in Schutz genommen, aber derzeit war es einfach genug.

„Ich hab schon viel über Rick und Chann gehört! Mama hat immer von ihnen erzählt“, schwärmte Juline und sprang wie ein kleines Kind neben mir herum. Ich machte mir eher Gedanken wo ich sie die nächsten Tage unterbringen könnte. Was für ein jämmerlicher Freund ich doch war. Ich konnte meine eigene Freundin nicht mal versorgen. Ihr nicht mal zur Not ein Dach über dem Kopf bieten. Sicher wäre zu Hause die Hölle los, sobald ich sagen würde, dass Juline über Nacht bleiben müsste, weil sie sonst nichts hat.

„Hat dir deine Mutter auch erzählt wie bescheuert die Beiden sind?“, fragte Fabio mit einem Grinsen. Juline lächelte: „Ja, auch das. Und dass sie der Anfang eines Fluches seien.“ „Hahaha! Ja! Der Coldfire-Fluch. Aber seien wir ihnen dankbar. Sonst wären wir ja nicht hier.“ Ohne Elohim wäre ich auch nicht hier... Aber irgendwie könnte ich ihm nicht dankbar dafür sein. Und dieser komischen Lumen-Tussi sowieso nicht.

„Schatz! Du wirkst so nachdenklich.“ „Ach... Ich bereite mich nur mental auf das Chaos vor, das uns gleich ereilen wird“ log ich. Ich hatte keine Lust darauf... Aber Juline freute sich so sehr auf sie. Also dann – Augen zu und durch! Bis zu Tante Jenn war der Weg nicht weit und schon von Außen war zu hören, dass drinnen Stimmung war.

Fabio klingelte und Alex, Jenn's Mann machte uns die Tür auf. Er hatte dicke Augenringe und schien genervt zu sein. Völlig nervös nuckelte er an seiner Zigarette.

„Ich nehm an, ihr wollt euch dem großen Haufen anschließen?“ „Ja! Unbedingt!“, sagte Juline fröhlich, während Fabio und ich uns skeptische Blicke zuwarfen. Von wollen war ja keine Rede.

„Ey Alex... Hast du auch eine für mich?“, fragte ich ihn im vorbeigehen und zeigte auf seine Zigarette. Er schnaufte und gab mir eine davon ab. Na ein Glück! Ein bisschen was für meine überanstrengten Nerven. Sie saßen alle im Wohnzimmer. Verteilt auf der riesigen Couch. Aber es gab noch ein Grund zur Freude: Jo war ja auch da. Er saß mit Melody auf einem Hocker.

„Ah guck mal einer an!!!“, gröhlte Opa Rick und alle machten mit, als sie uns drei sahen. Ich blickte durch den Raum und ich freute mich, dass doch nicht so viele Familienmitglieder vor Ort waren. Es waren „nur“ Chann, Rick, Jenn, Alex, Jo, Melody, Ashley – Jo's kleine Schwester, Fabio, Juline und ich.

„Wow, seid ihr groß geworden!“, sagte Oma Chann verwundert und musterte Fabio und mich. „Nicht so toll und groß wie ich!“, meckerte Jo dazwischen und stellte sich nun neben mich. „Du bist kleiner als ich.“ „Das Herz und die Ehre zählen.“ „Ach leck mich doch, Alter!“ Jo funkelte mich an und streckte mir die Zunge entgegen: „Hose runter!“ „Bah!“ „Oh Kinder, keine Schwuchtelei vor dem Mädchen!“, ermahnte uns Jenn, die grade eine Ladung neues Trinken brachte. Trinken? Alkohol! Ashley guckte mich an und streckte mir die Zunge raus. Blödes Gör!

Ich setzte mich mit Juline und Fabio auf das andere Ende des Sofas, ehe ich meine Zigarette anzündete und mir ein Glas von dem Gesöff nahm. Auch Juline bediente sich, wovon ich grinsen musste: „Sauf nicht zu viel, Schatz. Du weißt, wie du dann unterwegs bist.“ „Hehe. Jaja, ich reiß mich zusammen.“

Meine Großeltern guckten zu Juline und Oma strahlte wieder: „Du bist Juline! Mir wurde am Telefon schon von dir erzählt!“ „Ja! Ich freu mich euch endlich mal kennenzulernen. Mama hat schon viel von euch erzählt.“ „Hach die süße kleine Feye. Wir waren damals allesamt total mitgenommen als Luzifer sie mit sich nahm“, erklärte Opa und Juline schmunzelte. Hoffentlich taten sie ihr nicht zu arg weh weil sie ihre Eltern ansprachen.

„Der alte Penner! Sag, wie geht’s dem Höllenfürst?“ „War klar, dass du dich nach ihm erkundigst, Ma. In Wahrheit warst du ja immer sein größter Fan“, entgegnete Jenn flach.

„Gar nicht wahr!!! Er war immerhin der Feind!“ „Papa geht’s gut... Fit wie ein Turnschuh!“, erklärte Juline und lachte dabei. Ich guckte sie an und fragte mich ob dieses Lachen nicht aufgesetzt war.

„Und ihr beiden seid zusammen? Juline, du gibst dich mit Schlägertypen ab?“, fragte Opa nun hämisch und guckte mich dabei an. „Ich bin keine Schlägertype!“ „Doch, bist du!“, murmelte Jo und grinste dabei so typisch. Juline musste kichern: „Ja, scheint so.“ Aber auch Oma kicherte: „Grade du nennst ihn so, Rick.“ „Was!? Ich bin doch schon ewig voll nett und so!“ „Ach? Wie war das letzte Woche? Als du den Zigarettenverkäufer am Strand niedergemacht hast?“ „Er hat dich angemacht“, gab er verständnislos zurück und tat auf unschuldig.

Jenn schüttelte den Kopf, während ihr Mann immernoch Scheintot neben ihr saß. Jo becherte einen Drink nach dem Anderen und Melody ebenfalls. Seit wann ist sie eigentlich so aufgeblüht? Ich konnte es immernoch nicht glauben, dass die beiden einfach mal so in Vegas geheiratet hatten. Aber das passte zu Jo. Immer spontan und planlos.

Ich nahm mir vor Juline irgendwann auch einen Antrag zu machen. Aber erst, wenn ich ihr was bieten könnte. Allgemein war sie in mein Leben geplatzt und rüttelte alles durcheinander. Aber das war okay. Allerdings wusste ich nicht, wie ich eine Freundin, die selbst nichts hatte, versorgen sollte. Ich hatte grade mal mein Taschengeld und ging noch zur Schule. Eigentlich sollte nun das Studium folgen, das auch noch einige Jahre dauern würde... Mit Caro war das noch etwas leichter, denn sie hatte ihr eigenes zu Hause und ihr eigenes Geld.

„Hey! Ihr müsst unbedingt mal zu uns in die Karibik kommen und dort eine Weile Urlaub machen! Ihr glaubt gar nicht wie schön es dort ist. Vor allem du, Juline! Du musst mal was von der Welt sehen!“, schwärmte Opa mit dem nächsten Glas Alk. Juline bekam leuchtende Augen und nahm sich auch noch eins: „Sicher! Das würde ich zu gerne mal! Wenn wir den Kampf gegen Chamuel gewinnen und unser Leben im Griff haben, will ich mir die Welt angucken!“ „Das wird teuer, hehe“, sagte Jenn und guckte mich sarkastisch an.

„Habt ihr vergessen? Wir leben alle ewig, also haben wir alle Zeit der Welt!“, sagte Fabio optimistisch in die Runde und alle lachten. „Und wenn Chamuel uns morgen alle umbringt?“, fragte ich nun weniger freundlich und war ehrlich gesagt Glücklich sie alle aus ihrer Euphorie zu reißen.

„Adde, du bist so ein alter Spielverderber!“, schimpfte Jo. „Ist aber Tatsache.“ „Quatsch. Luzifer wollte uns auch ewig alle umbringen und nie ist was passiert. Nichts gegen ihn, Juline“, fügte Oma noch flüchtig hinzu. „Im Gegensatz zu Dad ist Chamuel aber recht zielstrebig und noch viel fieser“, entgegnete Juline. Melody guckte sie verwirrt an: „Ja aber du bist jetzt seit fünf Wochen hier und außer zwei oder drei Angriffe ist auch nichts passiert.“ „Wer weiß was so alles passiert wäre. Chamuel hat sich nur zurückgehalten, weil er nicht damit gerechnet hat, dass es einen Engel gibt, der es mit ihm aufnehmen kann.“ „Findet ihr es nicht alle krass mit Engeln Kontakt zu haben?“, fragte Alex nun müde und trocken in die Runde. „Man gewöhnt sich dran. Aber früher hätte ich auch nicht an sowas geglaubt“, antwortete Oma. Opa nickte zustimmend. Ich hätte auf die Begegnung mit ihnen verzichten können.

Melody faltete die Hände und guckte verträumt: „Dieser Engel der uns alle Retten wird ist bestimmt ultra cool und super stark! Sieht er gut aus?“ Mir verschlug es die Laune... „Du würdest lachen, wenn du ihn sehen würdest“, sagte Juline und musste sich selbst das Lachen verkneifen. Wahrscheinlich sollte das eine Anspielung darauf sein, dass Elohim eben aussieht wie ich. Oder andersrum? Ich war ja immerhin die blöde Kopie.

Ich wünschte mir, sie würden endlich das Thema ändern, doch Jo und die Andern beharrten darauf. „Wieso lachen? Sieht er komisch aus?“ „Nein, er sieht gut aus“, antwortete Juline auf Jo's Frage und ich wusste nicht wie ich das verstehen sollte. Ich musste mich zusammenreißen. Im Grunde wusste ich, dass sie das so sagte, eben weil wir gleich aussahen und sie mich gutaussehend fand. Aber dennoch stieg ein Funken Eifersucht in mir auf.

Ich trank darauf noch ein Glas und schwieg dazu nur noch. Zu meiner Erleichterung wechselte sich das Thema dann doch endlich wieder.

„Und wie lange bleibt ihr hier?“, fragte Fabio nun neugierig. „Naja, falls wir bis dahin nicht alle umgebracht wurden einen Monat“, antwortete Opa Rick mit seinem typischen Humor. Ihm schien das alles kaum was auszumachen und ernst nahm hier eh keiner mehr was. „Cool. Also lange genug um die ganze Familie mal auszuquetschen und sich dann wieder zu verziehen“, lachte Jo. „Genau das! Länger ertragen wir euch auch nicht, hahaha!“ „Dad! Als ob wir euch länger ertragen könnten!“, gab Jenn zurück und alle prosteten sich zu. Dieser Haufen Schwachköpfe! Wir saßen auch zwei Stunden später noch alle zusammen und erzählten allen möglichen Kram. Zum Glück keine – für mich – unangenehme Themen! Für Jo wurde es jedoch richtig übel.

„Hey Bruder! Seit wann trägst du einen Ring?“, fragte seine kleine nervige Schwester, die so eben das Unheil beschwor. Juline, die inzwischen leicht betrunken war, hatte sich auf mein Schoß gequetscht und beobachtete mit den restlichen Anwesenden Jenn und Alex, die nun auch zu Jo's Ring guckten.

„Was ist das für ein Ring? Und du hast mir immernoch nicht erklärt, wo du die letzten Tage warst, junger Mann!!! Alex, sag auch mal was!“ „Ja, man! Genau!“ „ALEX!“ „Ja was denn!? Lass ihn doch erstmal reden.“

Jo, der seiner kleinen Schwester gegen den Hinterkopf schlug, grinste verlegen, doch Melody ergriff das Wort: „Es ist meine Schuld. Ich hab ihn dazu verführt mit mir nach Vegas zu fahren, wo wir geheiratet haben.“ „WAS!?“, platzte es nun aus allen Unwissenden. Jenn und Alex wurden blass. Doch die Tatsache, dass grade die ach so vernünftige Melody das alles zu verantworten hatte, half wohl ein klein wenig.

„Du? Aber... Das glaube ich nicht! Das sagst du nur um meinen Sohnemann in Schutz zu nehmen, weil er immer für Schwachsinn verantwortlich ist! ALEX!!!“ „Jaaaah! Glückwunsch. AU!“ Jenn kickte ihm gegen das Schienbein und richtete sich wieder zu Jo und Melody.

„Nein, es ist wirklich so.“ „Wow... Blitzhochzeit. Glückwunsch ihr Beiden“, sagte Opa Rick und prostete ihnen zu. Oma musterte Jenn mit besorgten Blicken. Allgemein war meine Tante für ihr explosives Temperament bekannt. Sie griff sich an die Stirn und musste sich erstmal wieder setzen: „Ich fasse es nicht... Ihr seid doch noch so jung und...“ „Schatz... Jetzt komm mal wieder runter. Wir waren auch verdammt jung, als wir endlich zusammen sein konnten. Ich erinnere mich, dass ich sogar lange warten musste, weil es sonst illegal gewesen wäre“, erklärte Alex und hielt seine Frau fest. „Aber wir haben nicht sofort geheiratet und schon gar nicht in Vegas! Wann lasst ihr euch scheiden?“ „Gar nicht“, entgegnete Jo selbstsicher und umklammerte Melody.

Ich glaube Jenn hätte einen Nervenzusammenbruch bekommen, wenn nicht im selben Moment mitten im Raum ein komisches Licht erschienen wäre, wovon sich alle fast zu Tode erschraken.

Aus dem Lichtkreis kam auf einmal ein Kerl gesprungen, den wir erst kurz darauf als Luzifer erkannten. Was zur... Was ist das denn für eine Art Leute zu besuchen!?

„Ah! Bingo!“ „D-Dad!?“, stammelte Juline und langsam kamen wir alle wieder vom Boden hoch. Die Anderen guckten ihn entsetzt an. Vor allem Oma und Opa.

„Luzifer!? Was...? Wie siehst du denn aus?“, fragte Opa dreist, als würde er ihn schon ewig als ganz normalen Mitbürger kennen.

Luzifer, der von uns allen richtig herausstach zog eine Augenbraue hoch und nahm erstmal seine Tochter in die Arme. „Ach... Ich erinnere mich an euch beiden. Ihr seid doch diese Wasserpest, die sich so rasch vermehrt, dass die Erde in den nächsten 200 Jahren nur noch aus Wasserassistant-Coldfire-Gedöns besteht. Fast wie eine Krankheit.“ „Ahaha! Charmant wie eh und je... Und das wo du so viel freundlicher aussiehst also beim letzten mal.“ „Der Schein trügt, Menschlein.“ „Dad! Wo warst du? Ich hab dich schon vermisst!“ „Die haben dich abgefüllt... Oder? Ja... Man riecht es... Gott... Wär ich doch nur früher hierher gekommen.“ „Willst du nen Schluck? Wir haben noch...“, fragte Jenn flach. Luzifer grinste: „Ja wenn man mich schon so fragt... Hehe... Das erinnert mich an alte Zeiten mit alten Freunden.“

Da setzte er sich doch tatsächlich mit in die Runde und fing an sich mit den anderen zu betrinken.

„Dein Dad ist komisch...“, sagte Melody zu Juline. „Ja, aber in gewisser Weise hat er euch den Arsch gerettet.“ „Stimmt, er hat unsrer Ehe die Show gestohlen.“ Jo quetschte sich zu uns: „Macht euch keine Hoffnung, meine Mutter ist hartnäckig. Die kommt drauf zurück.“ „Damn!“

„Erzähl, Dad! Ich hab dich gesucht. Wir können nicht mehr in dem Hotel bleiben.“ „Ja, ich weiß. Lumen hat es mir erzählt. Ich war bei ihr und hab mit ihr geredet. Ich wollte dich eigentlich nur abholen, damit du nicht auf der Straße schlafen musst. Hier kümmert sich ja keiner um dich.“

Ich fühlte mich direkt angesprochen und beleidigt. Ich wusste ja, dass er mich nicht leiden konnte, aber das war auch eine Art und Weise mir unter die Nase zu reiben, dass ich nicht gut genug für sie war. „Ach Dad... Wir hätten schon eine Lösung gefunden, aber...“ „Egal, ich bin dein Vater und deswegen kümmere ich mich darum, dass mein Mädchen einen sicheren Platz für die Nacht hat.“ „Awww, wie süß. Guckt mal, was für ein Vorzeigedaddy der alte Lutz geworden ist“, schwärmte Oma Chann hämisch. „Lutz... Sagt mir nicht, dass ihr mich Lutz nennt.“ „Oh... Doch, tun wir“, beteuerte Opa Rick. Auch Jenn nickte. Und für Alex als normalen Menschen schien es zu viel zu sein. Er starrte Luzifer die ganze Zeit fassungslos an. Luzifer seufzte: „Wie tief bin ich eigentlich gesunken... Lutz.... Ahahah.“ „Lulz!“ „Lulu haben wir auch schon gesagt.“ „...“ „Ich mach euch eines Tages so fertig, Leute!“ „Nein, du bist jetzt offenbar ein lieber Engel, also darfst du das nicht“, meinte Jo übermütig. Luzifer lachte und schoss eine winzig kleine Lichtkugel gegen Jo's Stirn. Es machte nur leise „pitsch“, aber Jo tat so als hätte er grade einen heftigen Schlag abbekommen. „Auaaaa!“ „Pass auf, Kleiner. So! Es wird Zeit. Juline, wir gehen los. Ab ins Himmelsreich.“

Juline guckte erst unsicher zu ihm, dann zu mir. Ich wollte nicht, dass sie nun geht. Irgendwie machte es mir Angst. Wenn sie nicht mehr wieder kommen würde? Es war immerhin kein Ort, wo ich sie einfach mal besuchen könnte, wenn ich Lust drauf hätte sie zu sehen.

„Du kannst auch heute Nacht bei mir bleiben.“ „Adriano... Ich glaube es ist wirklich besser wenn ich mit Dad gehe. Es gibt viel zu klären und naja... Ich bin dort eher willkommen als bei dir zu Hause.“ Ich guckte zu Fabio, dem die Worte fehlten. „Aber...“ „Ich komm doch morgen wieder zu dir, okay?“ „Aber...“ „Du wirst die Nacht ohne sie doch wohl überleben. So Leute, war nett. Man sieht sich vielleicht irgendwann wieder“, sagte Luzifer und nahm Juline mit sich durch das Portal nachdem sie mir noch einen Kuss zum Abschied gab.

Ich fühlte mich furchtbar nervös seit sie weg war. Ich konnte das Zusammensitzen gar nicht mehr richtig mitverfolgen und wollte schon bald lieber gehen. Ich bekam diese Gedanken nicht aus dem Kopf. Juline war nun im Himmelsreich bei den Engeln. Da wo sie eigentlich hin gehörte... Aber dort war auch Elohim. Und ich konnte mir einfach die Vorstellung nicht aus dem Kopf schlagen, wie die Beiden den Abend zusammen verbringen würden. Mir zog dich der Magen zusammen. Ich sah sie bildlich zusammen da sitzen und ich könnte nichts dagegen tun, weil ich dort nicht hin kommen könnte.

Sie müssten sich also nicht mal Gedanken machen, dass sie erwischt werden könnten. Und Luzifer, der mich hasst, würde es sogar noch unterstützen. Sicherlich würde er sich darüber freuen, wenn seine süße kleine Tochter mit einem starken Engel zusammen wäre.

„Adriano? Was ist los?“, fragte Fabio, als wir auf dem Weg nach Hause waren. Er riss mich kurzfristig aus meinen Gedanken. „Nichts... Es war nur ein aufregender Tag.“ „Absolut... Luzifer war ja die Krönung.“ „Hm...“ „Machst du dir Gedanken wegen Juline? Ach komm, als ob ihr irgendwas passieren würde, wenn sie zu Hause ist.“ „...“ „Da musst du dir keine Sorgen um sie machen. Sie ist dort gut aufgehoben.“ „Genau das ist es ja!!! Sie ist dort gut aufgehoben, aber nicht bei mir! Weil ich der letzte wäre, der sie beschützen könnte, wenn irgendwas wäre! Was bring ich schon...“ „Okay... Wow. Ganz neue Worte von dir. Vielleicht muss sie ja gar nicht von dir beschützt werden? Immerhin hat sie selbst sehr starke Kräfte.“ „Du hast ja keine Ahnung...“ Ich schwieg ihn an bis wir zu Hause ankamen. Dort fiel mir meine Ma erstmal um den Hals. Heilfroh, dass ich endlich wieder da war, fing sie an zu weinen. Schon wieder... Allen ging es schlecht wegen mir. „Bitte sag mir, dass du hier bleibst.“ „Ja, werd ich.“ „Oh, der verlorene Sohn!“, begrüßte Dad mich und gab mir einen Klaps auf die Schulter.

Und auch Jade war hier. Es wunderte mich, dass sie nicht noch länger bei Chris blieb. „Brüderchen! Mal ohne Begleitung?“ „Wie geht’s Chris?“ „Viel besser. Wo ist dein Anhängsel?“ „Können wir das bitte heute Abend lassen?“ Ma und Dad musterten uns verwirrt und sagten nichts weiter dazu. „Ach, wusstet ihr, dass Oma und Opa da sind?“, fragte Fabio fröhlich, während sich die ganze Familie aufs Sofa hockte. „Na und?“, entgegnete Dad desinteressiert.

Ich beobachtete sie, wie sie zu viert da saßen und ausgelassen und vertraut Neuigkeiten austauschten. Aber irgendwie konnte ich mich nicht dazu setzen. Sie wirkten so weit entfernt, während mir Lumen's Sätze durch den Kopf gingen. Eigentlich hätten sie nur Fabio und Jade bekommen... Und ich war einzig und allein zu dem Zweck geboren, dass Juline Elohim finden konnte. Ansonsten war meine Geburt sinnlos und überflüssig... Nur deswegen... Ich fühlte mich leer und traurig. Als würde ich nirgendwo mehr hingehören. Als wäre mein Platz bei ihnen nicht mehr vorhanden. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Nein! Diese Gedanken sind falsch! Es ändert nichts daran, dass ich bei ihnen aufwuchs – als ihr Sohn. Und sie liebten mich... Weil ich ihr Sohn war.

Aber... Mein Magen zog sich wieder zusammen. Mich überkam dieses Gefühl von Hass und Abscheu. Elohim... Er war an allem Schuld. Schuld daran, dass meine Freundin nun nicht bei mir war, dass ich eigentlich gar nicht zu meiner Familie gehörte... Schuld an allem!!!

Ich konnte nicht anders als mich umzudrehen und nach oben zu rennen, wo ich mich in mein Bett warf und meinen Kopf im Kissen vergrub. Es dauerte nicht lange, da ging schon die Tür hinter mir auf. Ich war genervt... In dem Moment hatte ich wohl einen Groll gegen alles und jeden.

Jade hatte die Arme verschränkt und lehnte sich gegen den Türrahmen: „Was hat sie jetzt schon wieder gemacht?“ „DU NERVST!“ „Ey! Man merkt doch, dass du ein Problem hast!“ „JA IHR SEID ALLE MEIN PROBLEM! HAU AB!“, fuhr ich sie an und warf ein Kissen nach ihr. Wütend ging sie weg und knallte die Tür zu. Ich vergrub mich weiter und dachte über all diesen negativen Kram nach. Guckte auf die Uhr... 23 Uhr... Ich stellte mir vor wie Juline nun bei Elohim sitzen würde. In seinen Armen. Vielleicht haben sie nur darauf gewartet sich mal ungestört küssen zu können. Ob sie überhaupt wieder zu mir kommen würde?

Ich riss die Augen auf um nicht ständig dieses Bild vor mir zu sehen. Doch im Zimmer war es dunkel und ich sah sie auch mit offenen Augen vor mir wie sie miteinander glücklich waren.

Nun versuchte ich mich damit abzulenken, was sie zu mir am Strand sagte. Warum sie MICH liebte. Ich wünschte ich könnte diese Gedanken stoppen.
 

~ Juline Coldfire ~


 

„Ich dachte schon, ich müsste gucken wo ich diese Nacht bleibe“, sagte ich erleichtert, als ich mit Dad durch das Portal kam. Natürlich wurde ich wieder erschlagen von der Lichtenergie des Himmelsreichs. Ich fühlte mich auch noch etwas angetrunken von dem ganzen Alkohol, den die Familie so angeboten hatte. Für mich war es ein sehr lustiger Tag, auch wenn es mir leid tat die Zeit nicht mit Adriano allein genutzt zu haben. Aber irgendwie kam es ja immer anders als geplant. Ich hatte dennoch Spaß. Allerdings machte ich mir Gedanken um ihn. Es schien ihn ziemlich getroffen zu haben, dass ich nun ins Himmelsreich ging. Aber wie ich ihm schon sagte – es gab viel zu klären.

Ich hatte mich nach Sicherheit gesehnt. Nach jemandem der mich an die Hand nimmt und mir sagt, dass alles okay ist. Dad packte mich an der Hand und zog mich an eine Hausmauer: „Es ist alles okay. Aber ich will mich noch etwas versteckt halten. Wir dürfen nicht gesehen werden.“ „O-kay? Du warst also seit gestern hier?“ „Ja. Komm, wir gehen zu Lumen nach Hause. Dort können wir vorerst bleiben.“ „Aber wehe ihr schlaft miteinander, während ich anwesend bin.“ „Nein, wir sind nur Freunde. Du sollst nicht meinen ich hätte deine Mutter schon vergessen“, sagte er etwas gestresst und ging mit mir zügig weiter.

Über Mama zu reden machte mich schon am Mittag traurig. Es machte mich jedes mal aufs Neue traurig. Ich erkannte die Gegend wieder. Es war der selbe Ort, wo Elohim am Tag zuvor seinen richtigen Körper wieder zurück bekam. Lumen's Haus. Nachdem wir hinter der Tür waren wurde Dad schnell ruhiger. Lumen kam uns auch schon entgegen.

„Willkommen, Juline“, sagte sie mit ihrem typischen Lächeln. „Eh... Hi!“ „Du bist sicher verwirrt. Natürlich bist du das. Das sind wir alle. Ich habe deinem Vater von den Problemen berichtet, die du auf der Erde hattest. Also kam er dich abholen. Du darfst hier schlafen, ich habe bereits ein Bett für dich hergerichtet.“ „Wow, danke. Lumen, du hast meinem Freund nicht gut getan. Ich hoffe, das ist dir klar.“ „Weil ich ihm die Wahrheit sagte? Das ist sein Problem“, antwortete sie unbekümmert und legte noch ein Kissen auf das Bett, welches für mich bestimmt war.

„Redest du nicht ein bisschen zu unbekümmert über die Probleme Anderer?“ „Ich weiß nicht was du meinst. Er ist nur ein Mittel zum Zweck für mich. Persönlich habe ich kein Interesse an diesen Leuten. Tut mir leid, wenn dich das verärgert. Aber ich werde daran nichts ändern.“

„Lumen, ist okay“, sagte Dad und setzte sich auf die Bank. Ich setzte mich auf das Bett und wartete was als nächstes passieren würde. Dad guckte mich ernst an: „Wir haben den folgenden Tag durchplant.“ „Oh, und wie stehen die Pläne?“ „Ich werde morgen zum Volk gehen und ihnen sagen, dass ich zurück bin.“ „Natürlich werden sie sich freuen, diese Dummköpfe“, plauderte Lumen dazwischen. „Ich hoffe es. Denn wenn sie mir vertrauen und mich wieder als König annehmen, kann ich Truppen zusammenstellen um das Himmelsreich zu verteidigen. Zudem werde ich mit Lumen und Elohim einen Angriff gegen Chamuel einleiten.“ „Was? Wieso Elohim!!! Chamuel ist sein Vater!“, sagte ich entsetzt und bekam verständnislose Blicke auf meine Reaktion.

„Es geht hier um die Existenz aller Engel und die der Menschen. Da spielt es keine Rolle ob Elohim gegen seinen Vater kämpfen müsste. Willst du, dass deine Freunde und Feye's Familie draufgehen, weil du nicht willst dass Elohim gegen Chamuel kämpft? Ich kann in diesem Kampf nicht auf den Jungen verzichten.“ Ich war sprachlos. Dad hatte ja schon Recht... Elohim wollte ohnehin gegen Chamuel kämpfen. Und es stand nunmal wirklich viel auf dem Spiel.

„Hast du denn schon mit Elohim darüber gesprochen?“, fragte ich unsicher. „Nein. Das machen wir gleich noch.“ „WIR!?“ „Ja, wir. Ich denke wenn du dabei bist wird er etwas zugänglicher sein. Versteh das nicht falsch... Er hasst uns sowieso alle und ich wette er würde so nicht mit mir reden wollen. Da ist es ihm auch egal wer ich bin“, sagte Dad und lachte. „Wahrscheinlich“, antwortete ich immernoch unsicher und leicht verwirrt.

Lumen ging derweil einen Tee machen und ließ Dad und mich alleine. Ich sah mich um und blickte dann nach draußen. Meine erste Nacht im Himmelsreich... Aber ich fühlte mich bereits jetzt wohl und umsorgt. Endlich mal wieder. Dieses Gefühl kannte ich schon bald gar nicht mehr.

„Danke, dass du mich abgeholt hast und für mich da bist, Dad“, sagte ich leise. Er lächelte, kam zu mir und tätschelte mir den Kopf, ehe er sich neben mich setzte und seinen Arm um mich legte: „Selbstverständlich... Ich werde immer für dich da sein, egal wo du bist. Ob nun bei mir, oder deinem jämmerlichen Menschenfreund.“ „Bitte rede nicht so über ihn. Adriano kann nichts dafür. Und er ist eben noch ziemlich jung und hat deshalb kaum was zu bieten.“ „Hmm... Mag sein. Wir werden sehen wie sich das alles entwickelt. Vielleicht ändere ich meine Meinung ihm gegenüber noch, wenn er erwachsen geworden ist.“ „Er ist grad mal zwei Jahre jünger als ich.“ „Ich hab auch nie behauptet, dass du erwachsen bist“, entgegnete er sarkastisch und ich schlug ihn auf den Arm.

„Komm, wir gehen Elohim einen Besuch abstatten. Da wird er sich freuen.“ „Ohja, und wie. Über deine Visage kann man sich nur freuen.“ „Sei respektvoll deinem alten Herrn gegenüber!“ „Jaja, Lulu.“ „Ahhhrrr! Ich muss mich wirklich an dieser Familie rächen!“ „Wollen wir Lumen nicht Bescheid sagen?“ „Pff, die weiß es doch sowieso schon...“ „Ich weiß alles!“, rief sie fröhlich aus ihrer Küche heraus. Irgendwie interessant... Die Engel lebten gar nicht sooo anders als die Menschen. Interessiert guckte ich mich um und beobachtete wie es im Himmelsreich Abend wurde. Wie schön die Lichter hier aussahen. Alles war noch viel schöner als auf der Erde. Aber ich vermisste den Strand etwas.

Dad blickte sich wieder gestresst um. Doch Lumen's Haus war so abgelegen, dass hier eigentlich niemand sonst war, der ihn sehen konnte.

„Weißt du überhaupt wo wir Elohim finden?“ „Lumen meinte, er hockt eigentlich immer an diesem Brunnen. Wenn man ihn sucht, findet man ihn dort.“ „Okay...“

Und Lumen sollte mal wieder Recht behalten. Etwas weiter entfernt befand sich wirklich ein größerer Brunnen, auf dem Elohim saß. Dad grinste fies und schlich sich an. Grade als er ausholen wollte um ihn ins Wasser zu schubsen, wich Elohim zur Seite aus und packte Dad's Arm. Eigentlich hätte er ihn nun locker ins Wasser werfen können, tat er aber nicht. Ich fand es lustig und musste kichern. Irgendwie fühlte ich mich glücklich ihn wiederzusehen.

„Ich würde dich ja gerne ersäufen, Luzifer. Aber ich mag meinen Brunnen nicht dreckig machen.“ „Welch nette Begrüßung, haha!“ „Ich mag keine grünen Schimmelflecken in meinem Wasser. Zum Schluss muss ich das auch noch sauber machen. Hau lieber ab.“

Elohim schien mein Kichern zu hören und drehte sich überrascht um. Ich winkte ihm verlegen zu, bekam aber keine Geste zurück. „Pack deine Tochter weg, Luzifer. Die ändert nichts. Ich werde nicht mit dir reden und nicht mit dir zusammenarbeiten. Ich handle nur in eigenem Interesse. Hi Prinzessin!“, begrüßte er mich trotzdem frech. „Nenn mich nicht Prinzessin!!!“, sagte ich trotzig und hibbelig. Ich hasste das!

Dad ließ sich nicht dadurch beirren und setzte sich dreist neben Elohim, der sich dadurch sichtlich unwohl fühlte. Ich blieb lieber stehen und sah zu wie Dad das regeln wollte. Sein Plan mich zu benutzen um Elohim „zugänglicher“ zu machen scheiterte immerhin.

„Also, ich will nicht, dass du für mich arbeitest.“ „Das würde ich auch nicht. Ich hasse dieses ganze Engelspack hier.“ „Das verstehe ich. Ich weiß, dass du viel durchgemacht hast. Wenn ich meinen Platz als König zurück habe, dann schwöre ich, dass sich die Haltung der Engel dir gegenüber ändern wird. Ich bin ja nicht Metatron, der frustriert ist und alles und jeden aufhetzt“, erklärte Dad wie ein kleiner Klugscheißer. Elohim war unbeeindruckt: „Tzz... Als ob sie ihre Meinung jemals ändern würden. Aber gut, wir haben das selbe Ziel. Ich werde ihn erledigen. Mit oder ohne eure Hilfe.“ „Elohim! Er ist dein Vater!“, platzte ich wieder dazwischen und bekam trotzige Blicke dafür.

„Er ist mein Erzeuger. Aber er hat uns im Stich gelassen und dich angegriffen. Also ist es mir egal. Und du! Mit dir hab ich auch noch nicht abgerechnet!“, sagte er grimmig und guckte Dad an: „Du hast meine Mutter auf dem Gewissen! Eigentlich sollte ich keine Sekunde mit dir zusammenarbeiten.“ „... Ja, ich weiß. Es tut mir auch leid... Keine Ahnung wie ich das jemals wieder gutmachen könnte. Wenn du willst, kann du dich danach an mir rächen. Wenn du kannst... Hehe.“

Elohim verengte die Augen: „Ich kenne deine Kräfte nicht. Aber wenn du schon gegen Chamuel versagt hast als du noch ein Gefallener warst kannst du ja als Gegner nicht so heftig sein.“ „Kleiner... Überschätze dich nicht. Gut... Mach was du willst, wenn wir mit Chamuel fertig sind.“ Nun schwieg Elohim kurz und guckte mich an, dann wieder Dad: „Er hat ihre Mutter umgebracht... Wenn ich ihr jetzt noch den Vater nehmen würde, wäre ich ja genauso wie Chamuel. Sag bescheid, wenn wir angreifen. Und jetzt lasst mich in Ruhe.“

Dad lächelte zufrieden. Er hatte erreicht was er wollte und stand wieder auf. Elohim drehte uns den Rücken zu und schwieg. Ich wollte ihn so nicht alleine hier sitzen lassen. Während Dad zurück zu Lumen's Haus ging, blieb ich einfach stehen und überlegte was ich sagen sollte. Doch dann fielen mir keine Worte ein und ich beschloss einfach mich hinter ihn zu stellen und ihn ganz dreist zu umarmen. Lustig, da konnte selbst er nicht kalt bleiben. Knallrot wurde er, aber ich sagte es ihm nicht. Um ihn zu erlösen setzte ich mich neben ihn und guckte in den Himmel, der nun dunkel war.

„Du musst nicht gegen Chamuel kämpfen. Nicht aus diesen Gründen. Du musst nicht meine Mutter für mich rächen.“ „Du hast mich bei unsrem allerersten Treffen darum gebeten dir zu helfen. Weil er dir Angst machte und weil er dich töten wollte. Also helfe ich dir.“ „Aber warum so Bedingungslos?“ „Keine Ahnung... Vielleicht weil du einfach so doof bist, dass man dich beschützen muss.“ „Doof also!? War so klar, dass du mich wieder ärgern musst!“ „Klar muss ich. Ich fühle mich dazu verpflichtet du dummes kleines Mädchen.“ „Du bist auch doof!“ „DOOOF! Kannst du nicht aufhören so zu sein?“ „Wie?“, fragte ich verwirrt.

„Na so... So du halt! Ahh! Du machst mich wahnsinnig.“ Ich musste lachen und dann schwiegen wir wieder einige Zeit. Ich genoss diese Ruhe aber und empfand sie nicht als unangenehm. Zufrieden dachte ich mal nicht an alle Sorgen und plätscherte mit den Fingerspitzen im Wasser herum.

„Du bist oft hier, hab ich gehört.“ „Ja... Es gibt keinen Ort wo ich sonst hingehen würde. Hier sind keine anderen Engel. Zumindest meistens. Abends aber nie.“ „Verstehe...“ „Es ist gruselig, dass du nach der kurzen Zeit viel zu viel über mich weißt.“ „Schon... Aber wenn es sich eben so ergeben hat. Stört es dich denn sehr?“ Er lächelte kurz: „Nö. Ich sage nur, dass es gruselig ist.“ „Irgendwie schon... Wir wurden vom Schicksal zueinander gehauen.“ „Was eine Aussage. Jaja, die olle Lumen...“

Nun mussten wir beide lachen. Ich genoss es lachen zu können und ihn auch mal lachen zu sehen.

„Wo ist eigentlich Destinia?“, fragte ich neugierig und sah mich um. Gestern kam sie ja überhaupt nicht mehr von ihm los. Er schien genervt von ihr zu sein und verdrehte die Augen: „Im Palast. Sitzungen abhalten und so... Wie immer eben. Arbeiten. Ein wichtiger Engel sein.“

Jetzt klang er schon fast wie Adriano... „Hat sich dein Freund eigentlich wieder eingekriegt?“ „Ach... Naja in gewisser Weise hoffentlich schon. Er hat mir ja versprochen sich in Zukunft zusammenzureißen. Aber ich zweifle derzeit noch stark daran, dass er sein Versprechen halten kann. Er reagiert sehr sehr heftig wenn dein Name fällt.“ „Hah... Das bin ich ja schon gewohnt. Heftige Reaktionen auf mich.“ „Zweideutigkeit lässt grüßen? Du bist perverser als du tust.“ „Ich weiß nicht was du meinst...“, sagte er mit großen unschuldigen Augen. Sie leuchteten so schön in dem Licht, das wir grade hatten.

Er lächelte mich auf einmal verständnisvoll an: „Gib ihm noch etwas Zeit. Wenn wir den Kampf gegen Chamuel erstmal gewonnen haben, dann kehrt bei euch Ruhe ein und dann wird er sicher schnell wieder normal in seinem kleinen kranken Köpfchen. Dann könnt ihr euch zusammen was tolles aufbauen und habt eine schöne Zukunft zusammen. Du darfst jetzt nur nicht aufgeben. Also: Bleib stark Prinzesschen!“ „AH!!! NENN MICH NICHT SO! Aber... Danke. Das gibt mir Mut. Ich wusste gar nicht, dass man mit dir auch so reden kann.“ „Wusste ich selbst nicht. Ich rede ja nicht viel. Eigentlich bist du die einzige die mich zum Reden bringt.“ Ich guckte unsicher zum Wasser und seufzte. Wenn der Kampf gegen Chamuel erstmal gewonnen ist... „Woher nimmst du eigentlich diese Selbstsicherheit? Du redest als wäre schon morgen alles wieder in Ordnung.“ „Was soll ich sonst sagen? Ich vertraue meinen Kräften und mir. Hätte ich Zweifel würde ich mich ausbremsen. Und das können wir ja nicht gebrauchen.“

Ich beneidete ihn um seine Selbstsicherheit. Aber ich war auch froh darum, dass er diese Kraft ausstrahlte. Damit meinte ich nichtmal seine Kräfte, sondern dass er mir Sicherheit und Ruhe gab. Ich fühlte mich an diesem Abend wirklich seit langem nicht mehr allein gelassen. Ich war bei Dad, Lumen und Elohim. Was sollte schon passieren?

Ich war müde vom vielen Alkohol und den Erlebnissen des Tages und dachte nicht darüber nach als ich mich an seine Schulter lehnte: „Meinst du wir könnten Freunde sein?“ Er guckte ziemlich überrascht zu mir herab und dann wieder zum Wasser: „Du bist dann aber ne doofe Freundin. Klein, doof und unbeholfen. Tollpatschig und blöd.“ „Meinetwegen...“, antwortete ich schläfrig und döste ein wenig.
 

Kapitel 29 ~ Zwei Welten ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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