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Dear Loser

von

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The warning

Ungläubig starrten Yoshiki's aufgerissene Augen auf den bewegungslosen Jungen auf der Strasse. Er hatte ihn doch die ganze Zeit beobachtet, wie er sich von ihnen abgewand hatte und den Gehweg verließ um die Fahrbahn zu überqueren. Und plötzlich lag er einfach da...so leblos.....warum bewegte er sich nur nicht mehr.....? Menschenmassen begannen sich um das Opfer zu scharen, irgendjemand rief, man sollte einen Krankenwagen holen. Das alles sah aus wie im Film, wie in irgendeiner Fernsehserie. Yoshiki war von diesem unvorhersehbarem Ereignis so geschockt, dass sein Hirn auffällig langsam arbeitete. Denn erst mehrere Momente nachdem der Schuss fiel teilte ihm sein Verstand mit, aus welcher Richtung das Geräusch der Waffe gekommen war. Er hatte es direkt neben sich gehabt. Dicht neben sich. Der Leader riss den Kopf herum und starrte Toshi an. „Du Hornochse, was hast du gemacht?“, fauchte er fassungslos und konnte immernoch nicht so ganz vollständig begreifen, dass das wirklich wahr war. Sein eigenes Team streckte sich schon gegenseitig nieder.

Toshi, die Pistole natürlich schon längst wieder in der Innenseite seiner Jacke sicher versteckt, schaute den Älteren mit einem Blick aus überzeugter Rechtfertigung an. „Er wollte dich verlassen, Yoshi! Er wollte dich und uns alle im Stich lassen!“ Scheinbar hatte der Blonde in seinen Augen absolut nichts Unrechtmäßiges getan. „Willst du dir das etwa gefallen lassen?“

Yoshiki konnte nicht fassen wie weit sein Freund scheinbar schon von der Realität entfernt war und packte ihn ziemlich grob und hart an den Schultern. „Du ARSCH! Wenn dich Einer gesehen hat?!“ Er schüttelte ihn kurz aber heftig. „Du kannst nicht auf offener Strasse einfach so losballern – schon gar nicht ohne meinen Befehl!“ Es fiel dem Leader sichtlich schwer seine Lautstärke im Zaum zu halten, dessen er sich schließlich auch bewusst wurde. Er sah sich kurz vorsichtig und möglichst unauffällig um, ob schon irgendwer auf sie aufmerksam geworden war, doch alle Menschen im näheren Umfeld hatten im Moment nur Augen für Den. Er blickte wieder zurück in Toshi's Gesicht, funkelte ihn voller Wut an. „Ich geh für dich nicht in den Knast, dass wir uns verstanden haben!“, knurrte er mit ungewöhnlich tiefer Stimme. Noch einmal ließ er seine Blicke um sich schweifen. Inzwischen war gerade ein Krankenwagen eingetroffen. Hilfe war also vorhanden. War nur noch die Frage, ob Den überhaupt noch eine Chance hatte. Nach kurzem Zögern ließ Yoshiki von Toshi's Schultern ab und packte ihn am Arm um mit ihm nun ganz schnell die Flucht anzutreten.
 

Den blinzelte. Es war alles ruhig. Er hörte keinen Ton. Seine Augen schauten sich suchend um. Die Szenerie war in ein seltsames Grün getaucht. Niemand war zu sehen, endlose Weite. Nur ein kleines, weißes, kastenartiges Gebäude, für Menschen zu klein, stand in der Einöde herum. Die Fassade bröckelte bereits sichtbar. Vor dem Gebäude ein großer Stein, über den ein weites, braungemustertes Tuch lag und das Gebilde weitestgehend bedeckte. Vielleicht eine Statue? Große Schatten wurden über das Land geworfen, aber Den konnte nicht ausmachen woher die Schatten kamen; als ob es dafür keine Quelle gab. Dann fielen seinen Augen plötzlich die meterlange, signalrote Lanze auf, die, wie von Geisterhand gehalten, in die einzige fensterartige Öffnung des winzigen Gebäudes hineinragte, mit der Spitze voran. Das Ding war das Auffälligste an diesem Bild – warum sah er sie erst jetzt...? Und dann sah er noch was: Aus der Ferne bewegte sich plötzlich etwas auf ihn zu. Dieses Etwas entpuppte sich bald schon als menschliche Gestalt, ein junger Mann vielleicht. Doch ganz genau konnte Den ihn nicht erkennen denn es schien so als sei dieser Mann unentwegt von einer Art Nebel umgeben. Klare Konturen waren an ihm nicht zu erkennen. Irgendwann blieb er jedoch stehen, nur ganz knapp vor dem weißen Gebäude. Und dann stand er einfach nur da, tat nichts, sagte nichts. Überhaupt wunderte sich Den, dass er immernoch nichts hörte. Nicht einmal der Wind wehte. Gar nichts. Er wollte was sagen, doch er konnte nicht. Er wollte den Mann ansprechen, wollte ihn fragen wo sie hier waren, doch sein Mund gehorchte ihm nicht. Er bekam seine Lippen nicht einmal auseinander. Aber aus irgendwelchen Gründen beunruhigte ihn das keinen Deut. Er verfiel nicht in Panik, er nahm die Situation an, so wie sie war. Etwas Anderes blieb ihm auch gar nicht übrig. Seine Augen musterten den Mann, schauten ihn sich so genau an wie sie konnten. Doch viel zu erkennen gab es nicht, störte ja dieser dichte Nebel, der ihn nach wie vor wie einen Schutzmantel umgab. Und dann, nachdem er eine Zeit lang einfach nur so rumstand, drehte sich der Typ wieder um und verließ im gleichen Tempo den Schauplatz, in welchem er ihn auch besucht hatte. Er wurde am Horizont immer kleiner und schließlich verschwand er ganz. Den war wieder alleine. Sein Blick wanderte abermals zu dem abgedeckten Felsen und blieb wieder an der roten Lanze hängen. Als wenn dieses Ding ihm etwas sagen wolle, dachte er sich. Als wenn sie ihm etwas mitzuteilen hätte......dann wandelte sich das ganze Grün um ihn herum langsam aber zunehmend in Weiß.....Weiß......überall Weiß....bis er nichts Anderes mehr sah...........
 

Ryö war gerade dabei Den's Cassetten-Sammlung durchzuwühlen, als Den's Mutter ins Zimmer trat. „Da ist jemand für dich am Telefon.“

Ryö blickte auf. „Den?“, fragte er knapp mit hörbarer Vorfreude in der Stimme.

Doch die Frau schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Nein. Ein Junge. Hat seinen Namen aber nicht genannt.“ Sie mochte Ryö. Sie mochte ihn schon von Anfang an, als sich ihr Sohn und er im Kindergarten kennen gelernt hatten und sie war glücklich darüber, dass die Freundschaft zwischen den beiden bis heute andauerte.

Ryö sprang auf und ging neugierig in den Flur, wo das Telefon stand. Er griff nach dem Hörer. „Ja?“

„Hier is' Yoshiki“, kam es von der anderen Seite der Leitung.

Sofort verkrampfte sich die Hand des Jüngeren leicht um den Hörer. Er wusste, dass Den bei ihm war um mit ihm über ihren geplanten Ausstieg zu reden. Warum rief der Boss ihn jetzt an...? War das Ganze schlimmer gelaufen als erhofft, wollte er Ryö jetzt auch noch den Marsch blasen nachdem er Den schon zur Sau gemacht hatte? „Hey...was gibt’s?“, fragte er und gab sich Mühe, seine Unsicherheit so gut es ging zu verbergen.

Die Antwort ließ sich etwas Zeit, bis sie mal erklang. Dann jedoch trat sie ein wie ein Faustschlag. „Den wurde angeschossen.“

Ryö's Blick glitt sofort ins Nichts. Seine Hände wurden wie auf Knopfdruck schweissnass. Sein Hals fühlte sich ausgedörrt und zugeschnürt an. Den. Wurde angeschossen? „Wa....was...?“, brachte er schließlich nur stammelnd hervor. „W-wo ist er, wie geht’s ihm...?“ Die Worte kamen eigentlich halb automatisch aus seinem Mund; zum wirklichem Nachdenken war er gerade überhaupt nicht im Stande.

Yoshiki's Stimme klang kratzig und heiser. „Sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Asan Medical Center, glaub ich...weiß nich' genau....“ Yoshiki erwähnte dieses Krankenhaus, weil er, als er noch mit Toshi an der Mauer stand und die ersten Sanitäter eintrafen, in diesem riesigen Stimmengewirr glaubte, diesen Namen rausgehört zu haben. Ausserdem war das eines der am naheliegensten Krankenhäuser gewesen.

Ryö war nicht mehr zu halten. Kaum hatte er den Namen des vermeintlichen Krankenhauses, knallte er den Telefonhörer zurück auf die Gabel, griff nach seinen Schuhen und zog sie sich überhastig an.

Als Den's Mutter wieder im Flur vorbeikam, fiel ihr die Eile des Braunhaarigen auf. „Na, war es was Wichtiges?“, fragte sie völlig unwissend.

Ryö hielt mitten in seiner Bewegung inne, als er die so freundliche Stimme der Mutter seines Freundes hörte. Er starrte sie nur an. Den wurde angeschossen. Wer wusste, wie schwer die Verletzung war. Wer wusste, wer das getan hatte. Wer wusste, ob er überlebte. „Ja“, kam von ihm schließlich nur die mehr als knappe Antwort und stürmte dann auch schon im nächsten Moment aus der Wohnung. Er hatte jetzt nur noch eine einzige Sache im Kopf und das war, so schnell es ihm möglich war zu Den zu gelangen. Wie das alles passiert war, darüber dachte er nicht nach. Ebensowenig darüber, warum Yoshiki's Stimme am Telefon so angeschlagen klang.
 

„Warum hast du ihn angerufen?“ Toshi stand dicht hinter Yoshiki, sein Blick war auf dessen Hinterkopf gerichtet.

Yoshiki hatte kaum den Hörer aufgelegt, als Toshi's Frage erklang. Er drehte sich nicht gleich um, verharrte statt dessen noch in der alten Position und atmete ein paar Mal tief durch. Allmählich riss ihm der Geduldsfaden. Er hatte keine Ahnung was sich im Kopf des Blonden abspielte, aber es war definitiv an der Grenze seiner eigenen Toleranz. Nein, eigentlich ging es sogar schon darüber hinaus. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der verfolgten Toshi und er noch die selben Ziele, gingen in die selbe Richtung. Wo waren diese Zeiten geblieben? Schließlich drehte er sich doch um, aber seine schönen, femininen Augen mit den dichten, schwarzen Wimpern waren zu gefährlich schmalen, engen Schlitzen verformt die die Pupillen kaum noch Preis gaben. Ein leises Grollen drang aus seiner Kehle, doch die Lippen blieben geschlossen. „Du Penner begreifst auch gar nix mehr, hä?“ Es kam selten vor, dass er mit solch einer tiefen und bedrohlichen Stimme zu Toshi sprach. „Ich reiss mir den Arsch auf um X zusammen zu halten und du machst alles nur noch schlimmer...!“ Hart und grob packte er seinen, eigentlich besten, Freund am Kragen, zog ihn ganz nah an sich ran, sodass Diesem der heisse Atem Yoshiki's ins Gesicht schlug. „Ich sag dir Eins: Wenn X wegen dir kaputt geht...bring ich dich um.“

Toshi musste gestehen, so extrem und hautnah hatte ihn der Boss selten seine Wut spüren lassen. Und dennoch – er sah seine Schuld noch immer nicht ein. „Kaputt geht? Wir sind doch nur noch zu viert, mit hide und Pata! Die Anderen sind doch alle schon weg!“

Diese nackte Darlegung der Tatsachen war zu viel für Yoshiki und die Wut brach ungebremst aus ihm heraus. Er schmiss den Jüngeren mit voller Wucht zu Boden, setzte sich auf ihn drauf und schlug mit geballter Faust und wild schreiend immer wieder auf ihn ein! „Du verdammter Hurensohn! Es ist deine Schuld, deine Schuld, deine Schuld!“ Die Verzweiflung, Hilflosigkeit und Trauer, vielleicht sogar Angst, floss durch jede Ader des Leaders und der enorme Druck war zu groß als das er ihm noch Stand halten konnte. Sie musste raus, diese ganze Energie, sie musste einfach irgendwie raus! Und wenn er sie an seinem besten und langjährigsten Freund abreagierte – immerhin hatte Dieser ihn überhaupt erst zum kochen gebracht!

Das Spektakel im Flur war nicht zu überhören und so steckte bald schon Hiroki den Kopf aus seinem Zimmer. Er erblickte im ersten Moment jedoch nur ein Bündel aus zwei Menschen; dem Gekreische und Geschrei nach zu urteilen musste einer dieser Menschen sein Bruder sein. Was ging hier nur vor? „Hey! Aufhör'n!“, rief er und hastete kurzentschlossen zu den beiden hin, bemühte sich trotz seiner geringeren körperlichen Kraft die beiden Jungs voneinander zu trennen, oder zumindest zu verhindern, dass Yoshiki Toshi noch totprügelte (was er ihm im Moment durchaus zugetraut hätte). Es war verdammt schwer Yoshiki im Zaum zu halten wenn Dieser in seiner Wut voll aufging und wieder mal der Meinung war, alles und jeden um sich herum zerstören zu müssen. Doch schließlich gelang es Hiroki irgendwie, seinen älteren Bruder unter den Armen zu packen und ihn so mehr oder weniger von Toshi runter zu ziehen. „Willst'e ihn umbringen oder was?“, fragte er mit einem Ton, den eigentlich eher ein großer statt ein kleiner Bruder anschlagen würde. Zum Glück war die Mutter der beiden Jungs gerade nicht zu Hause und musste das Chaos nicht miterleben.

Yoshiki strampelte in dem Klammergriff des Dreizehnjährigen noch immer, aber da er wusste dass es sich um Hiroki handelte und er ihn nicht ernsthaft verletzen wollte, nahm seine Kraft schlagartig ab – die restlichen Gefühle aber leider nicht. „Es geht kaputt! Es ist seine Schuld! Er hat es getan!“, waren die wirren Anschuldigungen die nun schluchzend aus Yoshiki's Mund kamen, unterstrichen von einer Tränenflut die sich ihren Weg über sein Gesicht bahnte. Als Toshi ihm so unverblümt die nackten Tatsachen auf den Tisch legte, ihm vor Augen hielt dass ihre einst so große und gefürchtete Bande mittlerweile tatsächlich nur noch auf vier Leute geschrumpft war, da hatte er wirklich einfach nur noch Rot gesehen. Da war jede Sicherung bei ihm durchgebrannt. Die Panik, zu Grunde zu gehen, war zu groß, die Angst zu versagen, zu allmächtig.

Toshi, der noch immer, blutend aus Mund und Nase und inzwischen übersäät mit blauen und lilanen Flecken, keuchend am Boden lag, drehte sich langsam und unter Schmerz keuchend zur Seite, froh darüber dass Hiroki ihm seinen Angreifer abgenommen hatte. „Du willst es nicht sehen!“, nuschelte er etwas undeutlich. Seine Zungenspitze tastete vorsichtig einen oberen Schneidezahn ab. Der wackelte verdächtig. Toshi hob seinen Kopf mit der völlig zerzausten, honigblonden Mähne und blickte auf seinen, völlig mit den Nerven am Ende stehenden, Freund. „X muss neu gebildet werden! Die alte Form löst sich auf, verweichlicht! Wir brauchen neue Leute!“ Dann erhob er sich ächzend und verließ die Wohnung, ohne noch irgendein weiteres Wort zu sagen. Ließ die anderen Beiden kommentarlos zurück.

Yoshiki konnte nicht mehr. Er hing völlig ausgepowert noch immer in den Armen des Jüngeren, weinte kläglich wie ein kleines Kind und sehnte sich nur noch nach Erlösung. Wie konnte Toshi ihm soetwas nur antun, wie konnte er soetwas nur sagen?! Zweifelte er wirklich an X? Wo war ihre einst gemeinsame Überzeugung hin? Warum löste sich alles um ihn herum auf.....? Vor ein paar Wochen war er noch so fest davon überzeugt gewesen, X's Status noch höher pushen zu können, noch einflussreicher gestalten zu können. Aber kurz danach fingen die Katastrophen an, der ungeplante Polizisten-Mord, Kazzy's Übermut, seine Ermordung und zur Krönung des Ganzen hatte die Yakuza auch noch einen ihrer Stammplätze, Pata's Keller, ausfindig gemacht. Ausgerechnet die Yakuza....hatte er doch geglaubt, mit diesem Kapitel ganz schnell abschließen zu können. Er spürte Hiroki's Finger durch seine zerzausten Haare gleiten, spürte wie sie ihn fürsorglich kämmten. Sein kleiner Bruder.....was auch passierte, wie wenig er auch noch von dieser Welt, in der Yoshiki lebte, verstand – er hielt irgendwie immer zu ihm.
 

Er rannte durch die langen Krankenhausflure, seine hastigen Schritte hallten in den Gängen wieder. Die braunen Augen suchten panisch nach der richtigen Zimmernummer. 114, 115, 116...wie weit war es denn noch?? Ihm kam jede Sekunde wie eine Ewigkeit vor, jeder gehechelte Atemzug wie ein ganzes Leben. Langsam müsste das richtige Zimmer doch mal auftauchen...! Unten an der Rezeption hatten sie ihm gesagt, Den würde im dreizehntem Stock auf Zimmer 125 liegen. Notgedrungen hatte er der Schwester gegenüber behauptet, er sei sein Halbbruder; immerhin sollte eigentlich niemand zu ihm ins Zimmer, ausser die nächsten Angehörigen. An das Standart-Blabla aber wollte er sich jetzt nicht halten – nicht jetzt, wo es um seinen besten und wichtigsten Freund ging. Da! Da war es, Zimmer 125! Ryö hatte Mühe zu bremsen, blieb für wenige Sekunden vor der Tür stehen um kurz Luft zu holen, dann drückte er sie vorsichtig auf. Sein brauner Wuschelkopf schob sich sofort ins Zimmer und blickte sich um.

Zwei Betten, eines davon leer. Im Anderen lag ein schwarzhaariger Junge.

„Den!“

Als Den seinen Namen hörte, wand er seinen Kopf sofort ein Stückchen in Richtung Tür. Diese Stimme – hier! „Ryö!“ Die Verblüffung aber auch gleichzeitig die Freude schwang deutlich in seiner Stimme mit.

Ryö schloß die Tür sogleich wieder hinter sich, dann sprang er wie ein Gummibärchen die wenigen Meter zu Den's Bett und warf sich fast halb auf ihn, während seine Arme sich viel zu fest um den geschwächten Körper schlangen. Er konnte fast gar nicht reden, war er immernoch so sehr ausser Atem und die Freude, seinen Freund lebend wieder zu sehen, zu überwältigend.

Den keuchte bei dieser stürmischen Begrüßung sogleich auf. „Vorsicht, Kleiner...! N-nicht da....“ Er versuchte die eine Hand Ryö's vorsichtig weg zu schieben. „...da is' die Wunde...“

„Oh...“ Sofort löste er die Umarmung und musterte Den, war er eben doch so stürmisch hier reingekommen, dass er ihn noch gar nicht richtig angesehen hatte. Den hatte einen kleinen Bluterguss über der linken Schläfe, ansonsten sah er im Gesicht völlig normal aus. Okay, man sah an seinen Augen, dass sein Körper derzeitig nicht ganz fit war, aber das war ja, unter den gegebenen Umständen, völlig normal und zu erwarten gewesen. Ryö setzte sich bequem auf die Bettkante und strich dem Freund ein paar vereinzelte, kurze Haarsträhnen aus der Stirn. „Scheiße man....ich bin so froh, dass du noch lebst....!“ Man konnte förmlich hören, wie der riesen Felsbrocken von Ryö's Herz hinunter fiel.

„Ich auch...“, gestand das Opfer und lächelte matt, schloss für einen Moment die Augen.

„Ey, ich hatte so scheiße Angst als Yoshiki mich anrief und sagte, du seist angeschossen worden“, berichtete der Braunhaarige. „Ich dachte schon, du seist tot!“

Den blinzelte. „Yoshiki hat dich angerufen?“ Warum Yoshiki...? War er dabei gewesen als das alles passierte...? Er versuchte sich zu erinnern, aber er bekam das Puzzle nicht mehr zusammen. Er wusste nicht mehr, wo er niedergeschossen wurde. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war das Gespräch mit Yoshiki....dass er ihn und Ryö gehen ließ.....er hatte sich von ihm verabschiedet.....wollte nach Hause gehen......dann war alles weg. Ab dem Punkt wusste er nicht mehr weiter. War er noch so dicht in Yoshiki's Nähe gewesen als der Schuss fiel, dass Dieser es mitbekommen hatte und Ryö alamierte...?

„Ja, er rief bei dir zu Hause an.“ Ryö's Finger strichen mehrfach fürsorglich durch das pechschwarze Haar des Freundes, bevor sie ihm kurz die Wange liebkosten. Er wollte ihn nicht mehr alleine lassen, er wollte auf ihn aufpassen. Das hatte Den sonst auch immer für ihn getan, nun war er an der Reihe.

„Hm...“, machte der Patient nur und sein Blick wurde für einige Momente leicht abwesend. Er versuchte sich die ganze Zeit krampfhaft an den Schuss zu erinnern, der ihn so gefährlich in den Rücken getroffen hatte. Aber er konnte sich an keinerlei Schmerzen erinnern, nicht einmal an das Geräusch an sich. Ryö's fürsorgliche Gesten jedoch rissen ihn schon bald wieder in die Gegenwart zurück. Er spürte was für eine ungeheure Angst der Andere sich um ihn gemacht hatte und wie unsagbar dankbar er war, ihn noch zu haben. Den lächelte ihm sanft zu, hob langsam und mit Bedacht einen Arm und strich Ryö über den Kopf, wie er es, gerade in letzter Zeit, oft tat. Eine Geste die immer wieder zeigen sollte, wie sehr er ihn mochte. Wie sehr er ihn liebte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  hideplueschtier
2010-04-14T18:24:30+00:00 14.04.2010 20:24
So, der Kommi kommt nun zwar spät, aber er kommt.
Eigentlich müsste ich ja nun das letzte Kapi auch noch kommentieren, aber da der Uni-Alltag mich wieder hat, beschränke ich mich mal darauf, das hier noch irgendwie reinzupacken.

Das Toshi auf Den schießt kam ja schon ziemlich überraschend. Es zwar zwar klar, das der gewünschte Austritt aus X nicht reibungslos über die Bühne gehen würde, aber das Toshi ihn gleich niederstreckt... schon krass. Andererseits gibt es auch sehr viel Aufschluss über seinen Charakter; diese fast schon besessene, krankhafte Loyalität hast du sehr gut vermittelt.
Ebenso wie Yoshikis schokierte Reaktion, die lässt ihn doch gleich schon wieder menschlicher erscheinen. Allerdings ist die Erkenntnis, das es nicht gerade vorteilhaft ist seine eigenen Leute zu erschießen auch nicht unbedingt ein Kunststück XD. Bei den ganen Problemem die X mittlerweile haben düfte ihm nun der Boden unter den Füßen ziemlich wegbröckeln... ich nehme aber mal an, dass er das auch bemerkt und das wahrscheinlich auch mit ein Auslöser für die Prügellei mit Toshi war.

Den's Nahtodvision war wirklich interessant zu lesen und gut beschrieben und das ich erleichtert bin, das er überlebt hat, muss ich wohl kaum extra erwähnen. Auch deine Beschreibung von Ryö, seinen Reaktionen und Emotionen hat mir sehr gut gefallen, wirkte sehr realistisch und der Leser konnte praktisch ja gar nicht anders als mit um Den's Leben zu bangen. Jedenfalls dürften die beiden ja nun noch unzertrennlicher zusammenkleben...
Was dann allerdings die Reaktion darauf, das einer aus den eigenen Reihen geschossen hat, für Auswirkungen hat, kann ja auch interessant werden.

Bin jedenfalls gespannt wie sich das ganze weiter entwickelt, nach Yoshikis und Toshis Auseinandersetzung dürfte da ja auch noch einiges im Argen liegen; genauso wie bei Taiji und Morrie, auch wenn hides kleiner Bruder es ja unbeschadet überstanden hat. Und auf die Entwicklung zwischen hide und Pata bin ich natürlich auch gespannt, obwohl hide ja nun schon ziemlich am Ende ist.

lg,
das Plüschi

Von: abgemeldet
2010-04-13T19:12:22+00:00 13.04.2010 21:12
er lebt **
yay...das find ich echt gut **...
also, das kapitel hat mir gut gefallen, yoshiki wird mir zunehmend sympatischer...die szenen waren gut aufeinander abgestimmt finde ich, in der reihenfolge, in der du sie dargelegt hast ^^ man hat so mitgefiebert, dass den es überlebt <.< **...
nun muss ich aber auch anmerken, dass mcih toshis charakter langsam vor ein rätsel stellt, denn zu anfang dachte ich er bekommt noch mehr...eigenen charakter sozusagen...oo bin gespannt, was da noch so kommt, oder ob er der brutale schläger-yoshiki-fanatiker bleibt o-o...mir gefällt sein chara neeet ;_; *quengel* mach was dran
>.<
xD°
na jaaa ich hoffe, im nächsten kapitel geht es ein bissl wieda um hide und tusk ** auch wenn ich ja verstehe, dass du net non stop über die beiden schreiben kannst U_U xD°
ich freu mcih aufs nächste kappi **
_pinkuuu_
Von:  Yoshiki_Deyama
2010-04-12T20:58:57+00:00 12.04.2010 22:58
Puhh! Den lebt, noch... ein kleiner Lichtblick in einer düsteren aber sehr tollen FF!
Ich bin froh, dass Toshi sein Fett abbekommen hat! Das geht doch gar nicht, jetzt knallen die sich in der eigenen Gruppe schon ab! Ich bin sehr gespannt, wie es nun weiter geht!
Ob sich Toshi mit Yoshiki wieder verträgt, was mit Pata und hide los ist und ob Den nicht Rache nehmen will, wenn er die Wahrheit erfährt! Tja, ich werde es sicher erahren! ^.^
Freu mich schon aufs nächste Kapitel!
lg ^__^
Von:  Luinaldawen
2010-04-12T16:25:42+00:00 12.04.2010 18:25
Man bin ich erleichtert, dass Den noch lebt. @_@ Es gab wirklich genug Tote. >_< *Ryö pattet* Du kannst Den noch ein wenig behalten, Glück gehabt. ^-^
Und... DANKE! Danke, dass Yoshiki mit dieser Aktion nun wirklich nicht einverstanden war. Er ist zwar wirklich extrem abgebrüht, aber alles hat seine Grenzen. Und es reicht, wenn Toshi sie übertritt. Und dafür eine riengehauen bekommt. ^-^ Braver Yoshiki. Er mag seine Leute eben doch. Hat sogar Ryö angerufen. *ihn dafür auch pattet* Ich bin allerdings gespannt, wie sich das mit Yoshiki und Toshi noch entwickelt.
Und was sich in der Zwischenzeit bei den Sisters tut. Und ob Pata sich wieder einkriegt. Und, und, und...

Wieder ganz, ganz toll geschrieben, weiter so. *Keks schenk*
Von: abgemeldet
2010-04-12T15:18:57+00:00 12.04.2010 17:18
heeeey, und weiter ging's...
ich dachte ja yoshiki wollte, dass toshi schießt... ist er ja doch nicht so abgekatert, wie ich dachte... hehe, trotzdem bleibt's spannend... mit toshi scheint ja zumindest noch etwas im argen zu liegen und was er jetzt genau plant und ob das yoshiki gefällt...?! hm... muss ich wohl notgedrungen abwarten...
ah, und ich glaube du hast wieder ein gemälde beschrieben, allerdings weiß ich diesmal nicht um welches es sich handelt.. wieder ein dali? oder ein selbstausgedachtes?
jetzt is ja die frage wie es bei den sisters weitergeht...
meeensch... du weißt auch wie man's spannend macht :D


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