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Dear Loser

von

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torture chamber

Hiroki hockte im Treppenhaus, den Rücken gegen die Wand, die Hände im Nacken miteinander verhakt. Starrte nun schon minutenlang auf den graugemusterten Fußboden. Was musste er bei seiner Flucht auch den Wohnungstürschlüssel vergessen haben...? Er war so fluchtartig getürmt, dass er gar keinen Gedanken mehr an den Schlüssel verschwendet hatte. Dafür saß er nun da, neben der Wohnungstür und wartete auf Yoshiki oder seine Mutter, die beide im Moment nicht zu Hause waren. Wobei es ihm lieber wäre wenn sich zuerst seine Mutter blicken ließe, denn vor Yoshiki's Reaktion hatte er immernoch Angst. Auch wenn er sich von Taiji und Tommy dazu überreden hatte lassen, zurück nach Hause zu gehen – die Aussprache mit seinem großen Bruder stand noch bevor und er konnte ihn diesmal ausnahmsweise überhaupt nicht einschätzen. Dass er hingegen von seiner Mutter nichts zu befürchten hatte war sicher. Wenn sie heute überhaupt nochmal nach Hause käme – es war bereits am späteren Abend und Hiroki hockte hier schon eine gute halbe Stunde – würde er sich spielend leicht mit der Behauptung, er sei bei einem Freund gewesen und hätte seine Schlüssel vergessen, rausreden können. Seine Mutter würde nicht nachfragen. Und Yoshiki würde ihn nicht verpetzt haben. Egal was auch immer zwischen ihnen vorfiel: Wenn es konkret ihn und seinen Bruder betraf, petzte Yoshiki nie etwas ihrer Mutter.

Plötzlich vernahm er vertraute Geräusche, die ihm signalisierten dass Yoshiki zurück kam. Schnell erhob er sich aus seiner Hockposition und blickte die Treppe hinunter, die sein großer Bruder jeden Moment betreten müsste.

Das leise, unregelmäßige Klirren der offenen Schnalle seiner Lederjacke und das dominante Trampeln seiner Stiefel, wenn er die Treppe hocheilte und nur jede zweite Stufe nahm, war schon eine altbekannte Soundkulisse. Schließlich kam auch noch das klirrende Geräusch des gezückten Schlüsselbundes hinzu. Als Yoshiki schließlich die letzte Treppe zu seiner Wohnung nahm, blieb er auf der dritten Stufe für wenige Momente wie versteinert stehen. „Hiroki...!“, brachte er völlig überrascht über die Lippen, bevor er auch die übrigen Stufen rasch hinter sich ließ und nun vor seinem kleinem Bruder stand.

Das nächste was Hiroki spürte war eine saftige Ohrfeige. Eine halbe Sekunde später wurde er von Yoshiki's Armen fest an seine Brust gepresst. Der Kleine war über diese widersprüchliche Handlung so verwirrt, dass er in den ersten paar Momenten überhaupt nicht reagieren konnte. Er spürte nur die Wärme des Körpers seines Bruders.

„Wo hast du gesteckt, verdammt?“, nuschelte Yoshiki mit gepresster Stimme in das Haar des Jüngeren.

Erst als er die Stimme hörte, kam auch wieder Leben in Hiroki. Er erwiderte die Umarmung und schmiegte sich nun auch eigenständig an Yoshiki. „Es tut mir Leid....!“, schluchzte er und seine Finger verkrallten sich in die Lederjacke. Er registrierte wie die große Hand seines Bruders über sein zerzaustes Haar strich. Und da spürte er es wieder: Den Schutz, den Yoshiki ihm gab. Das brüderliche Vertrauen, die Verbundenheit und die Geborgenheit den er bei sonst niemandem spürte.
 

Kazzy trat ungeduldig von einem Fuß auf den Anderen. Warf immer wieder einen Blick auf seine Armbanduhr. Hielt pausenlos Ausschau. Wo blieb der Typ nur? Hatte er es sich anders überlegt und ihn einfach versetzt? Beim letzten Mal war er doch auch so pünktlich gewesen. Warum heute nicht? Kazzy wurde von Minute zu Minute unruhiger. Das Geschäft das er mit dem Kerl abzog war schon heiß genug, da konnte er auf Ungewissheit echt verzichten. Mittlerweile hielten es Kazzy's Füße nicht mehr aus bloß rumzustehen und somit ging er schließlich vor dem Eingang des alten Fabrikgebäudes immer wieder auf und ab. Als auch das nichts brachte und der Typ, mit dem er sich verabredet hatte, immernoch nicht auftauchte, wurde Kazzy schließlich ziemlich flau im Magen. Ob er heute überhaupt noch kam? Vielleicht hatte er es sich doch anders überlegt und er wollte keine Japaner mit Schusswaffen beliefern. Oder vielleicht war Kazzy ihm zu jung? - Schwachsinn! Der Blonde schüttelte energisch den Kopf über seine abwegigen Gedanken. Er hatte ihm versichert, das Geld auftreiben zu können und nur das Geld zählte. Der Typ würde seine Wahre auch an Achtjährige verkaufen, wenn das Geld stimmte. Da war sich Kazzy ziemlich sicher. Solche Leute waren keine Moralapostel, es interessierte sie nicht wer warum mit Pistolen, Revolvern und Gewehren herum handtierte, solange die Kasse klingelte.

Der Blonde sah sich um: Die Fabrik lag etwas abgelegen, aber nicht allzu versteckt. Man konnte von hier aus problemlos das Treiben auf den Strassen verfolgen. Ob der Kerl ihn vielleicht in der Fabrik treffen wollte und nicht davor? Hatte er möglicherweise irgendwas durcheinander gekriegt was den genauen Treffpunkt anbelangte? Er blickte sich nochmal kurz um, dann griff seine Hand unauffällig nach dem Griff der Tür, vor der er stand. Sie war offen. Abermals kurzes Zögern – dann schlüpfte Kazzy auch schon hinein in die unbekannte Dunkelheit. Zuerst sah er kaum etwas, doch nach wenigen Sekunden hatten sich seine Augen an die gegebenen Lichtverhältnisse gewöhnt und er erkannte, dass er sich in einer Art Vorraum befinden musste. Nur wenige Meter entfernt befand sich eine zweite Tür, die einen breiten Spalt weit offen war und einen schummrigen Lichtstrahl hineinwarf. Kazzy trat auch durch diese Tür und befand sich in einer Art Gang, der sich in eine gewisse Länge zog und von dem links und rechts diverse Türen abgingen. Irgendwie erinnerte ihn das alles mehr an einen Keller als an das Innenleben einer leerstehenden Fabrik... Neugierig und unwissend tapste er den erstaunlich gut beleuchteten Gang entlang, versuchte an irgendetwas auszumachen, was hier wohl früher produziert wurde. Doch die Wände waren alle weiß und schmutzig und die Türen aus Metall und nichts davon gab ihm auch nur irgendwelche Hinweise. Es war totenstill, aber irgendwas musste hier vor sich gehen, dachte sich Kazzy. Warum sonst war hier überall das Licht eingeschaltet? Die alten Lampen die links und rechts unter den Decken hingen funktionierten sogar alle einwandfrei, nirgendwo war eine Glühbirne kaputt. Ganz so, als ob diese merkwürdigen Räumlichkeiten noch regelmäßig in Benutzung standen. Es war seltsam.... Schließlich konnte er seine Neugier nicht mehr zügeln und er öffnete eine der diversen Metalltüren, an denen er vorbei kam, und steckte seinen Kopf in den dahinter liegenden Raum.

Dunkelheit. Er konnte lediglich die Umrisse irgendwelcher Regale und undefinierbarem Gerümpel ausmachen. Das verstärkte seinen Eindruck, sich in einem Keller anstatt in einer Fabrik zu befinden, nur noch mehr. Er schloss die Tür wieder. Plötzlich schoss ihm ein kalt-prickelnder Schauer die Wirbelsäule entlang. Ob das hier vielleicht als Waffenlager von dem Typen, mit dem er verabredet war, genutzt wurde...? Dieser Gedanke veranlasste ihn, mehrere Augenblicke wie angewurzelt stehen zu bleiben. Dann warf er einen Blick zurück, in die Richtung aus der er gekommen war. Wieder kurzes Zögern. Nein, er wollte noch weiter, nur ein kleines Stückchen. Diese Möchte-gern-Fabrik barg einfach zu viele Geheimnisse und seine Neugierde war viel zu groß. So trugen ihn seine Füße leise weiter, schob sich sein Zottelschopf noch in ein paar weitere Räume die hinter Metalltüren verborgen lagen – bis er plötzlich glaubte, in der Ferne leises Wimmern zu vernehmen. Abermals blieb er für einen kurzen Moment wie angewurzelt stehen. Wo kam das her....? Es konnte nicht so weit entfernt sein wie er im allerersten Augenblick dachte. Allerdings konnte er nicht klar ausmachen, ob es sich bei den Lauten um einen Menschen oder ein Tier handelte. Schritt für Schritt ging er weiter, folgte dem klagvollem Wimmern. Schließlich stand er vor einer Tür von der er überzeugt war, dass sich dieses Geräusch dahinter befinden musste. Kazzy's Herz raste. Er spürte wie ihm der Schweiß aus den Poren trat. Dennoch legte er seine Hand auf die Klinke und drückte sie langsam hinunter. Mit höchster Anspannung drückte er die Tür einen winzigen Spalt weit auf. In diesem Raum brannte Licht. Wenn auch kein sehr Helles, aber es genügte um zu erkennen, dass sich hier mindestens zwei Personen aufhielten. Einer davon saß irgendwie zusammengesackt und nicht gerade bequem auf einem Stuhl, der Zweite stand vor oder hinter ihm, so ganz genau konnte Kazzy das aufgrund des Schattenfalls nicht ausmachen. Das Wimmern aber kam eindeutig von dem Kerl auf dem Stuhl. Plötzlich blieb Kazzy's Blick auf dem Boden, dicht neben dem Stuhl, hängen. Da lag was..... Er blinzelte angestrengt um es in diesem diffusem Licht besser erkennen zu können. Das sah aus wie.....Finger..... Sein Puls raste! Lagen da wirklich abgetrennte Finger auf dem Boden?

„Wieso legst du ihn nicht gleich um?“

Moment! Die Stimme kam nicht von dem Kerl mit dem Stuhl oder dem Zweiten! Es musste noch eine dritte Person anwesend sein! Mit allergrößter Vorsicht vergrößerte Kazzy den Spalt, durch den er spähte, noch ein kleines Bisschen. Und tatsächlich! Da stand noch ein Kerl, ziemlich groß gewachsen, gut durchtrainiert, mit dynamischem Kurzhaarschnitt und den Armen vor der herausgestreckten Brust verschränkt. Er musste Japaner sein, denn er hatte seine Frage auf akzentfreiem Japanisch gestellt.

Der Kerl der, wie Kazzy nun erkennen konnte, hinter dem Stuhl stand und deutlich kleiner war als sein Kollege, wand seinen Kopf langsam in dessen Richtung. „Du bist zu ungeduldig, Yuudai.“ Die Stimme war ruhig und gelassen. Es musste ein Profi sein, schoss es Kazzy durch den Kopf. Vielleicht einer von der Yakuza...? Plötzlich überschlugen sich seine Gedanken geradezu. Wo war er hier reingeraten? Gehörte der Typ mit den Waffen etwa auch zu denen? Obwohl er Weißer war? Von was wurde er hier gerade Zeuge? Warum musste er nur so scheiß neugierig sein und sich in Sachen einmischen die ihn gar nichts angingen? Doch zu weiteren Gedanken kam er auch schon gar nicht mehr, denn er beobachtete wie der kleinere Kerl sich kurz umdrehte und nach etwas Langem griff – als er es daraufhin diesem Yuudai reichte, erkannte Kazzy dass es ein Baseballschläger war. Er trat ein, zwei Schritte zurück und bedeutete mit einer Handbewegung, dass Yuudai näher treten soll. „Tob dich an ihm aus“, erklang die Anweisung, dessen Tonlage immernoch ungewöhnlich lässig war. Was daraufhin folgte, hatte Kazzy in der Form noch nie zuvor gesehen: Der große Kerl schlug mit solch einer Kraft und Brutalität immer und immer wieder auf das am Stuhl gefesselte Opfer ein, dass er sich überhaupt nicht ausmalen mochte wie der Typ, der da saß, aussehen mochte wenn das alles hier vorbei war. Ob er das überhaupt überleben würde? Die Schmerzensschreie des Typens drangen gellend durch den Raum und, dank der geöffneten Tür, auch durch den hell erleuchteten Gang. Kazzy bekam einen mächtigen Schauer nach dem Anderen und bei der Geräuschkombination aus den Schreien und dem, immer wieder auf den Kopf zielenden, zuschlagendem Baseballschläger gefror ihm das Blut in den Adern. Der zermatschte ihm doch den Schädel, ging es ihm nur immer wieder wie in einer Dauerschleife durch den Kopf. Der vermeintliche Folterraum war zu schlecht ausgeleuchtet als dass er von seiner Position aus die Verletzungen hätte erkennen können, aber die nicht aufhören wollenden Schreie genügten ihm schon vollkommen. Er hatte noch nie einen Menschen vor Schmerz so schreien hören. Es waren Schreie aus purer Todesangst.

Wie er da so stand, leicht vorgebeugt, eine Hand am Türgriff, die Andere an der Wand und konzentriert durch den Türspalt kuckend, reichte seine Aufmerksamkeit nicht mehr für das, was um ihn herum passierte. So realisierte er auch viel zu spät, dass er schon lange nicht mehr alleine in diesem Gang war und dass sich ihm jemand zielstrebig näherte. Er war nicht mehr der Einzige, der beobachtete – er wurde selbst beobachtet. Das begriff er aber erst als er eine riesige Pranke sich auf seiner Schulter niederlegen spürte. Sein Herzschlag musste in der Sekunde für einen kurzen Moment ausgesetzt haben. Ihm wurde speiübel und beinahe schwarz vor Augen. Der Schreck saß ihm so tief in den Knochen, dass er nicht einmal einen Aufschrei über die Lippen brachte. Jetzt war alles aus, jetzt sollte seine Neugier bestraft werden. Mit leichenblassem Gesicht wand er seinen Kopf wie in Zeitlupe zur Seite um der Person, die ihn entdeckt hatte, wenigstens noch ins Gesicht kucken zu können.

Es war seine Verabredung. Der bullig gebaute weiße Typ, von dem Kazzy der Annahme war er sei Amerikaner. Der Bürstenhaarschnitt machte sein fleischiges Gesicht in diesem Moment noch härter, noch bedrohlicher. Die wässrig-blauen Augen starrten unerbittlich auf den kleinen, blonden Japaner nieder.

Wie er so vor ihm stand kam der Typ Kazzy vor wie eine undurchdringbare Wand. Diese, aus Fleisch gebaute, menschliche Wand im Rücken und den eiskalten Schläger, zusammen mit dem möglichem Yakuza-Kerl in einigen Metern Abstand vor sich..........Kazzy war eingekesselt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Dark-Kaze
2009-11-25T13:00:22+00:00 25.11.2009 14:00
Juhu endlich ein neues Kapiel ^^
Gefällt mir wirklich gut. Besonders die Szenen mit Yoshiki und seinem Bruder sind dir gut gelungen. Aber irgendwie leidet Yoshiki wirklich unter stimmungschwankungen, erst verpasst er Hiroki ne Ohrfeige und dann im nächsten Momen umarmt er ihn. Scheinbar weiß er auch nicht was er will XD.
Und zu Kazzy kann ich nur sagen, ich hoffe dass er heil wieder raus kommt. Du schafst es immer wieder andere mit der Story zufesseln. Mach bloss weiter so . Hoffentlich kommt bald ein neues Kapitel..

Lg
sakura
Von: abgemeldet
2009-11-24T21:22:05+00:00 24.11.2009 22:22
uwah >.<
O-o°°°
ich hoffe sooooo verdammt sehr, dass du kazzy da wieda heil rauskommen lässt.....
boah...mir wurd regelrecht schlecht bei dem teil, mit dem baseballschläger usw....
bitte bitte, lade ganz schnell ein neus kapitel hoch....

(wo vllt endlich wieda ein hide-chan vorkommt...? **....oda sowas in der richtugn xP....)
lg,
_pinkuuu_
Von:  hideplueschtier
2009-11-24T16:58:33+00:00 24.11.2009 17:58
Wie schön, schon wieder ein neues Kapi, freut mich ja immer wieder eines zu lesen ^-^

Für meinen Geschmack zwar etwas sehr kurz, dafür hatte es aber inhaltlich einiges in sich.
Die Szene zwischen Hiroki und Yoshiki beschreibst du sehr schön, kann sein, dass ich es schon einmal geschrieben habe, aber mir gefällt, das du auch Yoshikis positive Seiten beschreibst, das er sich um seinen kleinen Bruder sorgt und ihn beschützen will, bringst du gut rüber, sodass der Leser seine Beweggründe gut nachvollziehen kann.

Zum zweiten Teil kann ich nur sagen: exzellent aufgebauter Spannungsbogen. Du beschreibst detailiert ohne es langweilig werden zu lassen und verstehst es, sowohl durch deinen Stil als auch die Schilderung der Geschehnisse, den Leser zu bannen und sehr neugierig auf mehr zu machen. In diesem Sinne ist auch der Cliffhanger am Ende sehr gut gewählt, gespannter auf das nächste Kapitel kann man ja nun gar nicht mehr sein.

Freue mich auf das nächste Kapi und mach weiter so ^~^


Von:  Luinaldawen
2009-11-24T16:18:59+00:00 24.11.2009 17:18
Erstens: yay, es geht weiter! *-* Hach, waren Yoshiki und Hiroki süß! *-* Auch wenn Yoshiki sich die Ohrfeige ruhig hätte sparen können û.ú

Zweitens: Das nennst du ein Ende? >___< Das kann doch nicht dein Ernst sein! >______< Weeeeeiter!

Außerdem: Luina vermisst hide .__. Und Pata ._.

Also: Ran an die Tastatur! °-° *Cheerleaderkostüm anzieh*


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