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Privet und cześć!

Russian Lullaby
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, nach einer halben Ewigkeit geht es hier endlich mal weiter!! Es tut mir so leid, dass ich so lange nicht geupdatet habe.. v_v Aber die nächsten Kapitel werden viel schneller folgen! Und sie werden länger. :'D

Ich hoffe, mir wird diese grob fahrlässige Vernachlässigung verziehen. v_v

Jetzt wünsche ich euch aber viel Spaß bei Kapitel 3 von PuC - Russian Lullaby! c: Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallö~
Endlich geht es auch hier mal weiter! ^-^

Es tut mir leid, dass ich so lange mit dem Update gebraucht habe. Daher kommt hier auch ein extralanges Kapitel!
Das Kapitel ist übrigens einer guten Bekannten von mir gewidmet, die sich eine Gastrolle gewünscht hat.

Ich wünsche euch dann jetzt viel Spaß beim Weiterlesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben~
Mehr oder minder lang ist's her seit dem letzten RuLu-Update und ich möchte mich an dieser Stelle nochmal bei allen bedanken, die diese Geschichte trotz der längeren Wartezeiten treu verfolgen. Fühlt euch gedrückt! ^-^
Ich habe seit Juni (lolol) auch endlich mein Abi in der Tasche und sollte jetzt mehr Zeit zum Schreiben zur Verfügung haben! :D PAH! Von wegen~
Momentan habe ich zwar keinen Lernstress was Schule und Co. betrifft, dafür bin ich aber mit einer Ausbildung ausgelastet die doch ziemlich viel meiner Energie in Anspruch nimmt. ^^' (Ernsthaft, ich bin sogar zu erschöpft um an Inktober teilzunehmen, obwohl ich mich wochenlang darauf gefreut habe... ;-;) Wirklich viel häufigere Updates sind also nicht wirklich drin, aber wie bereits so oft erwähnt liegt RuLu mir sehr am Herzen und ich werde kontinuierlich an der Story weiterarbeiten und updaten - auch wenn diese Updates mal so ihre Zeit in Anspruch nehmen. :'^) Ich hoffe trotz allem, dass dies euch nicht den Spaß am Lesen nimmt. :'D
Wer mag kann übrigens mal auf meinem Insta Acc vorbeischauen, den dort mülle ich meine Gallerie gerne mal mit kleinen Kritzeleien oder Comics von Sergej & Co. (und auch vielen anderen OCs xD) zu. Wäre also eventuell eine nette Kleinigkeit als Überbrückung zwischen den Kapitel-Updates. c':
Zu diesem Kapitel wollte ich noch anmerken, dass es wohl etwas kürzer ist als üblich. Das liegt aber auch daran, dass ich den Entwurf schon so lang zurückgelegt habe und euch nicht noch länger warten lassen wollte. Denn an den Szenarien die ich für dieses Kapitel geplant habe fehlt noch eine ganze Menge, aber ich würde wohl noch gefühlt ein Jahr hinauszögern, bis ich all das noch in dieses Chap eingebaut hätte - und so lang warten lassen wollte ich euch nun doch wirklich nicht. ^^' Also...ich hoffe, dass es euch trotz allem gefällt...! Wenigstens ein bisschen. :'D Nun reicht es auch langsam mit dem A/N-Gelaber - viel Spaß beim Lesen von Kapitel 10! (...wow, erst Kapitel 10? O-o Ich bin ja wirklich langsam...) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leut~ Lang ist's her. ^-^;;

Zunächst einmal eine Entschuldigung an alle die ich immer mit meinen schleichenden Updates so unverschämt lang warten lasse. /D Ich weiß, ich hatte gesagt, dass ich mir Mühe geben werde, sehr viel regelmäßiger zu updaten, sobald ich mein Abi hinter mir habe. Doch traurigerweise musste ich feststellen, dass das Leben als berufstätige Erwachsene wesentlich anstrengender ist, als als ohnehin schon über alle Maßen hinaus gestresste Schülerin. ////D

In den drei Wochen Urlaub die ich diesen Sommer hatte bin ich auch kaum dazu gekommen auch nur ein Drittel von dem zu schaffen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Mexx ist also bei Weitem nicht das Einzige was zu kurz getreten ist. :') Und auch abseits von Ausbildung und anderen Verpflichtungen gibt es gerade so viele Faktoren, die an meinem Verstand nagen, dass ich überhaupt froh bin noch irgendwie zu funktionieren. x,D

Für den Moment kann ich nur so viel sagen, dass ich weiterhin viel Zeit brauchen werde für Kapitel-Updates - egal welches Buch. Ich werde auch meine Zeit dafür brauchen, um auf Kommentare oder sonstiges zu reagieren und an alle meine Watty-Kumpanen, denen ich versprochen habe ihre Bücher zu lesen - ich werde dies tun. Keine Frage. Aber bitte habt etwas Nachsicht mit mir, denn auch wenn es wenig scheint, ich schaffe es im Moment einfach nicht mich "eben mal" einem dieser Dinge zu widmen.

(Noch eine Nebenbemerkung eingefügt; ich hatte auf meiner alten Festplatte einen Plan angefertigt mit Stundenplan, Zimmerverteilung und sonstigem Orga-Krams was die Figuren um RuLu betrifft, sowie Kapitelentwürfen und dann sagte mein PC zu Windows 10: "Ich mag nicht mehr mit Dir spielen!! Du...Du doof!!!!!" - und nun ja, long story short; ich habe keinen Zugriff mehr auf meine Daten, was mir noch zusätzlich Motivation geraubt und neue Arbeit auferlegt hat. c,:)

Ich bedanke mich bei allen, die mir dafür Verständnis entgegenbringen, so geduldig auf mich warten und überhaupt erst bis hierhin gelesen haben. Fühlt euch gedrückt. :')

Nun genug der ernüchternden Botschaften~ Fühlt euch kompensiert mit dem nächsten Kapitel~ von RuLu~!! (o^o)/ Komplett anzeigen

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Grzegorz

12:00 am. Sonntag.

Ich stieg aus dem Bus und war froh endlich angekommen zu sein. Völlig übermüdet, weil ich in meinem gut 28-Stunden-Flug kaum ein Auge zugetan hatte (das komische Kind hinter mir hatte ständig gegen meinen Sitz, im Rhytmus der Filmmusik der deutschen Soap 'Rosamunde Pilcher', getreten und die Granny neben mir hatte anscheinend Valium oder sowas genommen, da sie mich die ganze Zeit happy wie sonst was ansmilte und schließlich sabbernd auf meiner Schulter einschlief).

Total fertig und mit Augenringen, die wahrscheinlich tiefer wahren als die Karmadon-Schlucht, versuchte ich durch die verschwommene Umgebung ein Zeichen zu erkennen. Irgendetwas. Ich wartete zwei Sekunden. Ich wartete sieben Sekunden...Nach fünf Minuten hatte ich genug und ging einfach los. Vielleicht sollte ich an einer anderen Stelle auf sie warten? Ich suchte und suchte und fand...nichts. Beziehungsweise niemanden. Immernoch müde und angenervt, dass ich sie nicht gefunden hatte (oder viel mehr, dass sie mich nicht gefunden hatten) versuchte ich es im Café des Flughafens. Dann im Foyer und zum Schluss sogar auf den Toiletten. Ist ja auch menschlich, jeder muss mal auf's Klo...nur alle gleichzeitig? Na, ja...wer weiss...vielleicht war es eine sehr lange Fahrt und sie sollten nochmal vorher gehen bevor man alle fünf Minuten anhalten musste.

Ich wusste nicht wo genau das APH war...ich wusste nur, dass es irgendwo in Vancouver war und mich hier niemand abholte. Ich war so verzweifelt, dass ich gerade wirklich in Betracht zog, an der Information zu fragen ob die mal den Namen am Lautsprecher ausrufen könnten. Wie früher, wenn die kleinen Kinder in der Spielwarenabteilung zu lange gespielt und alles betatscht hatten und nicht merkten, dass Mami schon lange an der Kasse war. Genau so verzweifelt war ich! Wie diese Kinder! Doch glücklicherweise (oder auch unglücklicherweise) hörte ich eine fröhliche, weibliche (und ziemlich nervige) Stimme, die mich von meinem wahnsinnigen Plan abhielt: "Hey, hast Du mal 5$??"

Ich dreht mich um und sah um mich...dann sah ich nach unten und blickte in das Gesicht eines blonden, ziemlich zierlichen Jungen, welcher mich mit seinen großen, alles verschlingenden Augen erwartungsvoll angaffte (Ich dachte zunächst wirklich es sei ein Mädchen.).

"Kenn ich Dich...?" fragte ich skeptisch. Mir hatte noch nie jemand solch eine Frage gestellt, nicht zuletzt weil Dollar nicht die übliche Währung bei mir Zuhause war.

"He, he, nein..." antwortete der feminine Junge. "Aber Du sahst nett aus und ich wollte nicht an der Theke gfragen ob ich was umsonst haben kann. Essen umsonst bedeutet meistens nichts Gutes!"

Ich ging mit dem einfachen, dennoch sehr ausdrucksstarken Wörtchen "Was?" auf diese Aussage ein. (Ich frage mich noch heute, warum ich nicht einfach weggegangen bin..) Tatsächlich hatte der Junge 'nett' gesagt. Innerlich musste ich ein wenig schmunzeln.

"Jaa...ich habe gerade einen längeren Flug hinter mir und habe totalen Hunger! Riesengroßen Hunger!! Du weisst gar nicht wie groß! So groß, dass ich eine Banane essen könnte die so groß ist wie dieser Mann dort!!" er zeigte auf einen Mann welcher ihn ungläubig ansah. Ja, man wurde nunmal nicht jeden Tag mit einer Banane verglichen.

"Äh...ja, okay..." ich wusste nicht so recht was ich antworten sollte, daher sagte ich nichts. Das stellte sich als ein großer Fehler heraus.

"Hm...muss aber nicht unbedingt'ne Banane sein. Eigentlich mag ich gar keine Bananen...Seltsam, wie ich nur darauf gekommen bin?" Der Kleine schien sich darüber wirklich den Kopf zu zerbrechen, das war eine verpasste Gelegenheit von mir abzuhauen.

"So...ähm, ja...tut mir leid, ich hab leider keine 5$, frag mal ob Du doch was umsonst kriegst oder bewähr Dich als Tellerwäscher. Also dann..." ich wollte gehen, doch anscheinend hatte ich schon zu viel gesagt um zu gehen.

"Tellerwäscher? Wieso, meinst Du ich krieg dann was umsonst?" fragte er erstaunt.

"Weiss nich...Hast ja anscheinend nichts zu verlieren (wie etwas Zeit)." damit wollte ich mein Gespräch eigentlich beenden, aber ich hatte wohl mehr Interesse geweckt als gestillt.

"Ja? Meinst Du?"

"Ja." war meine Antwort.

"Ja, wirklich?", stocherte er weiter.

"Ja!", antwortete ich schon ein wenig die Beherrschung verlierend.

"Hm, okay. Ich glaub Du hast recht, ich geh dann mal.", sagte er lächelnd.

"Endlich.", sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.

"Bitte?"

"Ich meine ja!"

Doch das schien ihn nicht zu überzeugen. Zumindest ging er wieder auf mich zu und sah mich wieder mit diesem fröhlichen, erwartungsvollen Gesicht, welches puren Optimismus und Lebensfreude ausstrahlte, an.

"Ich bin Grzegorz. Grzegorz Bręczyszczykiewicz." sprach er lächelnd.

"Aha." sagte ich und hoffte die Sache wäre damit abgeschlossen. Doch das Schweigen und dieser stechende Blick deuteten mir das Gegenteil.

"Und Du?" fragte mich Grzegorz erwartungsvoll.

Ein Schweigen meinerseits, ein übertriebenes Lächeln seinerseits.

"Sergej...Braginski..." sagte ich zögerlich und eher ungewollt.

Sofort fuhr Grzegorz in sich zusammen: "Bra-Braginski???? Wirklich??? Du veralberst mich!"

Ich sah ihn skeptisch an, warum sollte ich bei meinem Namen schwindeln? Ich hätt's ja verstanden, wenn ich James Bond gesagt hätte...Oder Helene Fischer, aber Sergej Braginski? Was war denn dabei bitte so außergewöhnlich?

"Nein, Du heißt wirklich so? Boah! Das ist ja cool!! Jetzt kenne ich tatsächlich Jemanden, der Braginski mit Nachnamen heißt!" er schien sich wirklich einen abzufreuen, denn sein Gesicht strahlte noch mehr als zuvor, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hätte.

"Ja...cool." sagte ich, wobei ich mir dachte: "Ja....cool...."

Noch mehr Grzegorz

Da stand ich nun...mitten im Flughafen. Und von einem quirligen (wahrscheinlichen) Polen in Gewahrsam genommen. Ja...klar, passierte mir auch jeden Tag.

Was sollte das? Ich suchte nach autoritären Personen und was fand ich??

"Jaa und außerdem komme ich aus Danzig. Das liegt in Polen, wie Du sicherlich weißt! Diese Stadt ist so wunderschön! Sie liegt direkt am Meer, aber das ist kein gewöhnliches Meer, wie die Ostsee in Deutschland oder so...Obwohl...Polen liegt auch an der Ostsee...Na, ja, jedenfalls ist dieser Strand wunder-wunder-wunderschön, denn der Sand ist ganz fein und so weiß wie Alabaster. Weßt Du überhaupt was das ist; Alabaster?" - es folgten zwei Sekunden des Schweigens, in denen ich mir am liebsten einen Bleistift in die Ohren gerammt hätte. Nur, damit er endlich aufhörte! Im Ernst! Wie konnte man nur so viel reden?! Hatte der Kerl als Kind nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen? Oder war es zu viel Aufmerksamkeit?! Ernsthaft! Jetzt denkt ihr wahrscheinlich: 'Höh, er hat doch nur euphorisch von seiner Heimat erzählt!' Ja, ja...wenn ich hier alles erwähnen würde, was dieser Spinner mir erzählte, würde ich ein ganzes Buch füllen! Und es wäre garantiert dicker als eine Sammlung der Werke die Shakespeare je niedergeschrieben hat. So ist das! Eine Sammlung mit ALLEN Werken! Doch ich konnte mich innerlich noch nicht einmal aufregen, weil der Typ einfach wieder anfing zu reden:

"Der Strand ist auch besonders toll, weil man da Eis kaufen kann! Italienisches Eis und auch amerikanisches, so heißt das da nämlich, ob es wirklich nach italienischer beziehungsweise amerikanischer Art hergestellt wurde, weiss ich nicht...Das ist so gedrehtes Eis und die Farben sind auf zwei Seiten senkrecht getrennt; auf der einen Seite ist es weiß und auf der anderen Seite hat es irgendeine andere Farbe...je nach Geschmacksrichtung. Und es gibt sooo viele, aber nicht immer findet man einen Eiswagen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen...Aber wenn man einen findet, dann; mein lieber Herr Gesangsverein!

Aaalso, was immer, immer, immer dabei ist, ist Vanille. Auf dem zweiten Platz der Wahrscheinlichkeit liegt Schokolade. Danach Erdbeere und wenn man ganz viel Glück hat, findet man auch Apfel. Kennst Du eigentlich polnische Waffeln?"

In dem Moment wollte ich ihn an den Schultern packen, daran rütteln und ihn anschreien: 'Hör endlich auf!!!' Doch in der letzten Sekunde, kurz bevor ich meinen Verstand endgültig verlor, sagte er eine Sache, die in mir drinnen etwas auslöste...ja...sogar tief bewegte.

"Aber, weißt Du was ich am liebsten mag? Am Strand verkaufen sie auch Sonnenblumen. Zwar nur die Köpfe, weil sie nur dazu gedacht sind die Kerne herauszupicken und zu essen, aber...nachher, wenn alle ihre Sonnenblumenkerne gegessen haben, dann ist der ganze Strand voller Sonnenblumen."

Er blickte mich an und ich wusste nicht was für einen Blick ich drauf hatte, aber er muss wohl anders gewesen sein als sonst, denn Grzegorz sah mich total überrascht an und lächelte darauf: "Magst Du Sonnenblumen gerne?"

Ich weiß nicht mehr genau, was damals in mir vorging, aber ich kann mich an ein stummes Nicken meinerseits erinnern. Ja, Sonnenblumen sind wirklich toll! Ich mag sie echt gerne.

In diesem Moment beruhigte ich mich etwas und dachte an die schönen Sonnenblumenfelder in Russland. Doch mein Moment wurde zerstört, von dem weiteren Gerede diese merkwürdigen Jungen.

"Hi, hi, ja, Sonnenblumen sicht echt super." Zu meiner Überraschung sagte Grzegorz das nicht so überdreht wie gewohnt. "Hm, aber, sag mal...was machst Du hier eigentlich?" War das sein Ernst?

Doch ich war so müde und hatte absolut keine Lust mehr...und auch keine Kraft. Also erzählte ich.

"Ich habe mich für so ein Projekt beworben, so eins was die kreativen Fähigkeiten von Jugendlichen fördern soll. APH heißt das Ganze...glaube ich...

"APH?!" fragte Grzegorz verblüfft. ich fragte mich warum. Vielleicht hatte er auch davon gehört. Nichtsahnend nickte ich.

"Waah! Das ist ja toll! Da bin ich auch!"

Ich war schockiert. Einfach nur schockiert. Ich war nicht einmal imstande etwas weiteres auszudrücken, außer: "Was?"

"Ja! APH, hier in Vancouver. Du bist dann wohl der Junge aus...Warte!"

Immer noch total geschockt stotterte ich: "J-ja?"

"Du bist doch kein Russe! Russen sehen nicht so aus!"

Ich erwachte etwas aus meiner paralysierten Phase.

"Klar bin ich ein Russe."

"Nein, nein, das glaube ich nicht."

"Willst Du mich etwa als Lügner bezeichnen?"

Das habe ich zwar nicht gesagt, aber ich kann es mir trotzdem nicht vorstellen."

"Ach, nein?"

"Nein."

"Und warum nicht? (Warum frage ich überhaupt?)

"Das ist unmöglich!"

"Nichts ist unmöglich." ich taute so langsam auf, aber der Satz, den der polnische Teenie als nächstes sagte, ließ mich wieder erfrieren:

"Du bist viel zu schön für einen Russen!"

"...Was...?"

"Ja, Russen sind nicht so schön, sie haben große, schiefe Nasen. Deine ist viel zu gerade!"

"...Okay...zunächst einmal; nicht alle Russen sind hässlich. Zweitens, ein Mann ist niemals schön, sondern gutaussehend. Merk Dir das. Und drittens: Was hast Du bitte für ein Weltbild?!"

"Ja...aber..."

"Was 'aber'?!"

"Dein...Dein Kinn..."

"Was? Was ist mit meinem Kinn?"

"Ws ist...viel zu schmal, als dass es zu einem Russen gehören könnte..."

Innerlich musste ich mich Face-palmen. Mich mit letzter Kraft beherrschend, nahm ich meine Hand und verdeckte damit meine untere Gesichtshälfte. Sofortiges Schreien.

"Maaann! Du bist ja wirkich ein Russe!!"

Ich seufzte. Ich konnte es nicht fassen, dass ich jetzt mit diesem Typen in eine Einrichtung kommen würde. So wie der sich benahm, schien es mir, als müsste er in eine völlig andere Einrichtung.

Ich seufzte noch einmal lautlos und fragte dann mit etwas ruhigerem Ton: "Sag mal, wo wart ihr eigentlich? Ich habe bestimmt den ganzen Flughafen nach euch abgesucht."

"Oh, ach, das liegt daran: Wir waren auf der Toilette!"

".......Alle...gleichzeitig...?"

"Hm, ja, wir sollten nochmal gehen, bevor der Fahrer alle zwei Minuten anhalten muss. Du glaubst ja gar nicht, wie harntreibend der Kaffe ist, den sie im Flugzeug ausschenken!"

Ich schwieg.

...Doch nicht alles an Grzegorz war nervig. Er führte mich zum Beispiel zu der restlichen Truppe, die schon auf uns warteten. Bald würde ich endlich schlafen können.

EDIT: Eine lustige Busfahrt

«Doch nicht alles an Grzegorz war nervig. Er führte mich zum Beispiel zu der restlichen Truppe, die schon auf uns wartete. Bald würde ich endlich schlafen können.»
 

Von Wegen.
 

Im Ernst. Ich bin doch gar kein so schlechter Kerl. Ich bin sogar ein sehr guter Kerl, wenn ich das mal so sagen darf. Good Guy. Warum, frage ich dann, warum werde ich so bestraft??
 

"Ich mein ja nur...wenn Anatidaephobie, die Angst bzw. eine Abneigung dagegen ist, von Enten beobachtet zu werden und es in der Biologie phob und phil gibt, zum Beispiel hydrophil (das sind Teilchen, die das Wasser so sehr lieb haben, dass sie sich am liebsten damit verbinden) und hydrophob (das sind Teilchen, die das Wasser überhaupt nicht mögen) und einige Menschen dann halt anatidaephob sind...gibt es dann auch anatidaephil...? Quasi den Wunsch von Enten beobachtet zu werden?"
 

Grzegorz sah mich mit diesem niedergeschlagenen, verständnislosen Gesicht mit seinen grünen Hundeaugen an (gibt es grüne 'Hundeaugen'? Ich denke nicht. Aber bei Grzegorz merkt man wohl mal wieder, dass nichts unmöglich ist [vgl. Kapitel 1].). Wir saßen übrigens gerade in dem Kleinbus, der uns jetzt endlich in die Einrichtung brachte.
 

Er sah mich an und es schien, als hätte er sich über diese ungeklärte (und zugegebenermaßen auch irgendwie berechtigte) Frage ziemlich lange den Kopf zerbrochen. Ich mein, ja, das Ganze war absurd. Aber...irgendwie...hatte er recht, auch wenn ich das jetzt eher ungern zugab. Ich mein, ja klar. Warum sollte man sich wünschen, von Enten beobachtet zu werden? Andererseits, warum sollte man Angst davor haben? So nach dem Motto, Enten - die größten Stalker der Welt? Oder Gossip Girls 2.0? Sodass sie dann hinterher voll über einen ablästern? Das ist doch Schwachsinn! Als ob Enten nichts Besseres zu tun hätten, als andere Leute zu stalken! Oh, Mann, jetzt fange ich auch schon damit an...
 

Ich sollte die ganze Situation wohl mal etwas aufklären. Also, wie bereits erwähnt führte Gerzegorz mich zu den restlichen Teilnehmern des Projektes. Jenes Projekt, APH, bezeichnet übrigens Artistic Personality's Home. Es ist eine relativ neue Einrichtung, wo Jugendliche darin bestärkt und gefördert werden sollen, ihre kreativen Fähigkeiten auszubauen. Dabei ist es völlig egal, ob man zeichnet, tanzt, singt, schauspielert oder dichtet. Dieses Programm ist recht weit gefasst, aber ist auch mal was Interessantes. Die Besonderheit bei diesem Projekt liegt darin, dass Jugendliche aus der ganzen Welt die Möglichkeit dazu haben, daran teilzunehmen. Es ist quasi international. Was auch ganz cool ist, sind die Exkursionen. Jedes Quartal macht die Gruppe eine Exkursion in ein anderes Land, in erster Linie in das Heimatland eines Teilnehmers. Es sollte wohl dazu dienen die Kultur und Mentalität kennenzulernen, aber es ist auch so mal ganz interessant. Der allerdings Hauptsitz ist in Vancouver.
 

Als ich das erste Mal davon hörte, hatte es mich zugegebenermaßen nicht ganz so sehr vom Hocker gehauen. Aber hinterher dachte ich mir, dass es doch ganz angenehm sein könnte. ........ Ganz langsam und unauffällig schielte ich zu meinem Sitznachbarn (blondes Haar, unbeschwerter Gesichtsausdruck, grüne Hundeaugen - ich denke, ihr wisst, wen ich meine). Mittlerweile denke ich, dass es doch ganz gut gewesen wäre, Zuhause zu bleiben...
 

Na ja, aber...hey. ....Moment, was...?
 

Ich blickte, ohne den Kopf zu bewegen mehr in die Richtung von Grzegorz, um mir ganz sicher sein zu können und tatsächlich! Der Typ starrte mich an. Einfach so. Und dann auch noch so unverschämt direkt! Boah, kennt ihr das? Ihr sitzt gerade in der Bahn und schaut gedankenverloren aus dem Fenster, da seht ihr kurz auf, weil ihr das Gefühl habt, dass euch jemand beobachtet und dann ist da tatsächlich so eine dreiste Person, die auch dann noch weitermacht, wenn ihr auf ihre Observation aufmerksam geworden seid und auch dann immernoch weitermacht, wenn ihr ihr direkt in die Augen seht? Das ist sowas von schrecklich! Und unverschämt! Und...Mann! Warum starrt der mich den immernoch so an?! Ach, egal...ich ignoriere ihn einfach. Das hat zwar bis dato nicht funktioniert, aber einen Versuch ist es immerhin wert. Schließlich sollte man nicht so schnell aufgeben! Ganz genau, man sollte...MANN, WARUM STARRT DER DENN SO?!!
 

Habe ich vielleicht irgendetwas komisches getan und jetzt philosophiert er so intensiv darüber nach wie über sein Phob- und Phildilemma?? ..Wo wir gerade dabei sind, langsam kann ich verstehen, warum es tatsächlich Menschen gibt, die Angst davor haben angestarrt zu werden. Das macht einen richtig nervös! Allerdings denke ich, dass dies viel schlimmer ist, wenn man von Menschen angestarrt wird und nicht von Enten. Ich meine, bei so einer Ente, kann es einem ja total egal sein, was der dabei durch den Kopf geht, aber bei Menschen - die sind doch so unberechenbar! Da kann man die Gedanken immer so schlecht aus den Gesichtern herauslesen und...und...ACH, ich frag ihn jetzt einfach.
 

Ich drehte meinen Kopf leicht zu dem kleinen Stalker, wobei ich zugeben musste, dass mein Blick wohl etwas verunsichert aussah.
 

"Ähm...Grzegorz...", fing ich an zu sprechen, doch ich wurde sofort von einer markanten Stimme unterbrochen, welche einen Akzent in sich hatte, den ich nicht so genau zuordnen konnte.
 

"Woah! Krass, Alter! Du kannst seinen Namen aussprechen??!"
 

Leicht erstaunt (......ja, ja, erschrocken, ich gebe es ja zu...) blickte ich in die Richtung, aus der die Stimme kam, also direkt vor mich. Ich sah in das Gesicht eines braungebrannten, strubbelhaarigen (gibt es das Wort überhaupt?) Blondschopfes mit seltsam grünen Augen. Sie waren schon fast giftgrün und wirkten so, als könnten sie auch im dunkeln leuchten. Mir fiel auch eine Narbe auf, welche sich auf seiner Stirn über der linken Augenbraue befand. Der Junge starrte mich verblüfft an. Schon wieder einer, der mich anstarrte! Man war aber auch nirgends mehr sicher! (Baboschka hatte Recht, früher war die Welt wohl wirklich besser!)
 

"Äh...ja..? Wie man hören kann......?", antwortete ich leicht desorientiert. Was sollte denn diese Frage? Hatte er etwa Schwierigkeiten bei Grzegorzs Namen (Ich hatte leider nicht alles mitbekommen, was in der Gruppe angesprochen bzw. besprochen wurde. Ich war die meiste Zeit auf der Toilette. ............Sie...waren immerhin die ganze Zeit auf der Toilette und das alle gleichzeitig...da ich sie gesucht hatte konnte ich selber nicht gehen und, ach hey, ich muss mich doch jetzt nicht wirklich dafür rechtfertigen, dass ich auf die Toilette musste, oder?)?
 

"Awesome...", gab der Strubbelkopf mit einem 'Not bad!-Face' von sich. Es kann auch sein, dass ich mich irre, aber ich hatte das Gefühl, dass er mir irgendwie Respekt für diese Fähigkeit zollte, Grzegorzs Namen aussprechen zu können. .....Ist ja auch mal ganz nett.
 

"Bist Du auch Pole?", fragte Struwi, während er mich wieder anstarrte.
 

"Äh, nee, eher Russe."
 

"Oh, okay..."
 

Es folgten einige Sekunden des Schweigens.
 

"Ich hätt' Dich für 'nen Polen gehalten.", nahm Struwi den Gesprächsfaden wieder auf.
 

"Aha. Warum...?"
 

"Na ja, in erster Linie wegen Deinem Akzent."
 

War das sein Ernst?
 

"Mein...Akzent...?"
 

"Ja, Mann. Aber okay, russisch is auch cool."
 

..............
 

"..........."
 

Ernsthaft. Ernsthaft? Ich weiss, dass ist nichts womit man angeben kann, aber wenn man an meinem Englisch keinen eindeutigen, starken russischen Akzent heraushören kann, dann weiss ich auch nicht.
 

Jetzt grinste er zu dem Anstarren auch noch. Also wirklich! Ich war ja schon schockiert genug, dass er polnisch noch nicht einmal von russisch unterscheiden konnte, aber das....!
 

"Tjaja..."
 

"...Woher kommst Du denn? England, Amerika, irgendwie so die Richtung...?"
 

"Alter!"
 

"Äh...?"
 

"Australien!!"
 

"Oh, sorry...kenn mich da nicht so—-"
 

"Das hört man doch total am Akzent!"
 

...............SE-RI-OUS-LY....?!
 

"Ich...kenn mich da halt nicht so—-"
 

"G'day! Macces! Barbie! Das klingt doch wohl ganz anders als 'This is not my cup of tea.' oder 'Bruh' (Bro)!"
 

"Du hast aber 'awesome' gesagt! Nicht G'day oder Macces oder....Barbie....(?)"
 

"Ja, nee, aber trotzdem!" (<- im Ernst? Was ist denn das für eine Aussage?)
 

"Du hast mich doch auch für einen Polen gehalten!"
 

"Ja, aber das zählt nicht! Diese slavischen Sprachen klingen alle gleich!"
 

"WAS?!"
 

Ich wusste nicht, was mich mehr schockierte: Das der Typ so dreist war, oder dass er tatsächlich den Begriff 'slavisch' kannte.
 

"Jetzt hör mal!", eigentlich wollte ich diesem Typen erstmal sagen, was ich von seinem Verhalten halte (....Verhalten hal...ich muss unbedingt schlafen gehen...). Aber ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf behalten, dass Grzegorz mich anstarrte wie so ein tollwütiges Wiesel und irgendwie blockierte mich das jetzt.
 

"Ja? Ich höre?"
 

"....Ach, vergiss es...", ich gab auf. Am besten war es, wenn man sofort aufgab. Das ersparrte einem eine Menge Energie und Ärger. Auch wenn ich vorhin etwas anderes behauptet habe. Aber wie sagte man denn noch so schön: 'Meine Meinung mag sich vielleicht geändert haben, aber nicht die Tatsache, dass ich Recht habe.'.
 

Ich war jetzt ruhig und gab noch nicht einmal mehr Acht auf Grzegorzs intensives Studieren meines was auch immer. Vielleicht hatte er an einer meiner Haarsträhnen Spliss entdeckt und kam damit nicht klar, aber das war sein Problem. Und an dem ganzen Quatsch, denn ich hier rede, sieht man, wie übermüdet ich doch bin. Aus demselben Grund hatte ich auch keine Nerven mehr auf diese ganze Situation einzugehen.
 

Nach wenigen Sekunden jedoch, ertönte wieder eine mir bekannte Stimme.
 

"Hey...hey, Alter..."
 

Struwi hatte sich wieder nach hinten zu mir gedreht und ich begann mich tatsächlich zu fragen, ob ihm vom ganzen nach hinten drehen nicht der Hals oder die Seite weh tat. Musste doch anstrengend sein, sowas.
 

Ich habe keine Ahnung wieso, aber aus irgendeinem Grund reagierte ich und blickte zu ihm, wenn auch nicht gerade enthusiastisch.
 

"...Kannst Du das nochmal sagen?"
 

Ich war etwas verwirrt. Was sollte ich nochmal sagen? Dass der Typ derbste unverschämt war? Das ich mich von Grzegorz total gestalkt fühlte? Das Anatidaephilie totaler Schwachsinn war, besonders bezogen auf die Geschehnisse der letzten Minuten? Aber das habe ich ja alles nur in Gedanken gesagt..
 

"Was?", fragte ich immernoch recht desinteressiert. Zumindest kam es so rüber, weil ich müde war. Und genervt. Und gereizt. Und gestalkt.
 

"Gr-Gr-Gr......", Struwi (er heißt eigentlich gar nicht Struwi, aber ich finde es passt ganz gut zu ihm. Wegen der Haare) schaute mich mit einem bittenden Blick an.
 

"Seinen Namen da..", führte er weiter aus. Er meinte wohl: Grzegorz.
 

"Nein."
 

"Ach, komm."
 

"Nein."
 

"Warum denn nicht?"
 

"Nein."
 

"Sei kein Frosch."
 

"..."
 

"Ignorier mich nicht!"
 

Innerlich musste ich tief seufzen. Was wollten denn alle von mir? Erst so ein komischer Junge, der mich zulabbert, aber seit etwa 18 Minuten keinen Ton mehr von sich gab, sondern alles nur noch mit seinen Augen verschlang und dann so ein dreister Typ, der...der...der einfach dreist war. Bin ich denn echt so toll?
 

Ich sah allerdings ein, dass ich wohl etwas sagen musste, damit ich endlich Ruhe hatte. Mir fiel auf, dass Grzegorz zuerst die ganze Zeit geredet hatte. Jetzt, wo er schwieg, redete der andere Typ. Die haben sich bestimmt abgesprochen!
 

Jedenfalls sprach ich dann um die Sache damit (hoffentlich) zu beenden.
 

"Junge, Du kannst den Namen doch selbst aussprechen, wenn er Dir so gefällt."
 

"Nein."
 

"Was nein? Gefällt Dir der Name nicht?"
 

"Nein, ich kann ihn nicht aussprechen."
 

"Warum..??"
 

"Na weil...ist doch voll der Zungenknoten, wenn man das ausspricht!"
 

"Ist es nicht, ich kann's ja auch aussprechen."
 

"Klar, Du bist ja auch ein Po—-"
 

Strafender Blick meinerseits.
 

"Du bist ja auch ein Russe!"
 

Ich schüttelte den Kopf, womit ich wohl genug kenntlich machen konnte, dass ich das jetzt echt nicht mehr lustig fand und er doch aufhören sollte, aber gerade in dem Moment, als sich mein Kopf nach links bewegte, sah ich wieder Grzegorzs starren Stalker-Anstarr-Blick. Und ich kann nur sagen: So etwas Schreckliches, habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Dieser Blick. Dieser Blick! Ich habe ihm mitten in die Augen gesehen! Das konnte doch echt nich' wahr sein!! Das war doch krank! Wie konnte man nur...! Dieser Blick wird mich in meinen Alpträumen verfolgen! Das weiss ich! Ich weiss es! Weil diese Augen einfach schlimm sind! Ich nehme alles zurück was ich über Anatidaephobie gesagt habe! Das ist kein Schwachsinn! Das ist die Realität! Die bittere Re-a-li-tät (man merkt, dass ich wirklich an massiven Schlafmangel leide)!!
 

Ich sah zu Grzegorz. Vielleicht würde die direkte Konfrontation ja mein Trauma beheben.
 

"Sag mal, was siehst Du da eigentlich? Wo starrst Du die ganze Zeit denn hin?! Ist da irgendetwas Interessantes?", ich versuchte Grzegorzs Blick zu folgen und wünschte mir kurz darauf, jenes nicht getan zu haben. Besser gesagt, wünschte ich mir, diese ganze vorherige Situation ausradieren zu können (aber da das Leben ja bekanntlich wie Zeichnen ohne Radiergummi ist, konnte ich natürlich auch nichts ausradieren). Der Grund? Rechts von mir saß noch eine Person. (....saß sie schon die ganze Zeit da...?)
 

Sofort entwickelten sich bei mir Schamgefühle der Stufe zehn(tausend). Das war mir jetzt in der Tat überaus peinlich. Es tat mir auch wirklich leid, dass ich so rücksichtslos war. Das war ihr bestimmt sehr unangenehm. War's auf jeden Fall, wäre mir auch unangenehm gewesen. Das war es auch. Das war immerhin fast so schlimm, wie Leute, die im Kino telefonierten, Leute die in der Bahn laut Musik hörten (und das noch nicht mal gute Musik), Leute, die gegen Sitze traten. Und in dem Moment wurde mir klar, dass ich auch nicht besser bin, als diese doofen Kinder, die ständig gegen den Sitz treten. Im Rhytmus der Filmmusik. Der Rosamunde Pilcher (Ich hasse die Rosamunde Pilcher! Sie ist so unlogisch! Aber darauf wollte ich jetzt eigentlich nicht hinaus.). Es wäre wohl am besten, wenn ich mich entschuldigen würde. Auch wenn ich oftmals recht mürrisch rüberkomme, ich habe dennoch Anstand.
 

Doch das Seltsame war; das Mädchen, welches neben mir saß, war die ganze Zeit über ruhig geblieben und hatte sich kein einziges Mal eingemischt, geschweigedennn beschwert. Auch jetzt saß sie einfach so da. Einfach ruhig. Ohne irgendetwas zu sagen (Damit wäre sie die erste Person heute, ich glaub ich mag sie.). Auch wenn das ziemlich....................süß aussah, ich sollte mich doch besser entschuldigen. Ich würde mich sonst wirklich schlecht fühlen.
 

Wobei...sie...irgendwie...Das war echt komisch. Ich beschwerte mich die ganze Zeit über's Anstarren und konnte jetzt selbst meinen Blick nicht von ihr lassen.
 

............ÄHÄM, *räusper*, ich entschuldige mich dann mal.
 

"Hey, ähm—-", ich wollte mich eigentlich entschuldigen, doch bevor ich meinen ersten Satz überhaupt aussprechen konnte, wurde ich durch ein lautes 'Pfuaaaaaaaaaaaa' unterbrochen.
 

"Pfaa!", machte es wieder. Ich musste nicht lange rätseln, damit ich herausfand, dass es sich hierbei um Grzegorz handelte. Dieser schaute nach vorn und blickte kurz darauf wieder zu mir. Mit einem überaus zufriedenen und unschuldigen Lächeln berichtete er mir: "20 Minuten sind vorbei!"
 

.........Was sollte das jetzt? Was bitte sollte ich mit dieser Information anfangen? 20 Minuten sind vorbei! Hat jemand eine Tiefkühlpizza im Ofen aufgebacken, oder was? Also ehrlich, der Typ macht mich fertig!
 

"Aha. Schön." Ich konnte Grzegorzs Intention nicht eindeutig herauslesen, aber nun hatte er endlich aufgehört, mich so schrecklich anzustarren. Ich wusste nicht wofür die 20 Minuten standen, aber ich war wirklich froh, dass sie vorbei waren.
 

"Weisst Du, der Betreuer meinte, ich solle mal für eine halbe Stunde die Luft anhalten. Aber ich glaube das kann kein Mensch. Ich glaub, er meinte damit, ich solle einfach nur ruhig sein.", gab Grzegorz zu.
 

"Aha. Gut, Du hast aber nur 20 Minuten geschwiegen.", erwiderte ich, was jedoch wohl nicht ganz so schlau meinerseits war. Er hatte endlich aufgehört mich so anzustarren und ich konnte dankbar sein, dass es sich nicht um diese zehn Minuten verlängert hatte. Ich weiss nicht, ob ich das überlebt hätte.
 

"Ja, aber....ich kann das nun mal nicht länger als 20 Minuten...", gab Grzegorz niedergeschlagen von sich. Interessant. Er konnte also nicht länger als 20 Minuten schweigen. Textete er mich deshalb die ganze Zeit so zu? Gut, okay, das ist ein Grund. Aber weshalb konnte er nicht länger als 20 Minuten Schweigen? Hatte er in seinem Innern einen Timer, der explodiert, wenn er länger als 20 Minuten nichts von sich gibt? Quasi seine Innere Uhr? .....Ach, ja, die guten, alten Flachwitze. Ich muss mich unbedingt mal auf's Ohr legen.
 

"Okay? Aber, was machst Du dann im Unterricht? Bekommst Du denn keinen Ärger, wenn Du ständig dazwischenquatscht?", fragte ich ihn. Das war in der Tat ein Problem, wenn man ständig reden musste. Wie sollte man denn da schlafen können? Oder redete er auch im Schlaf?
 

"Ach, nein! Das ist ja was ganz anderes! Da hab ich ja eine Ablenkung und oft ist es auch so interessant, dass ich einfach nur zuhören will. Wenn ich mich darauf konzentrieren muss, nichts zu sagen, ist das richtig anstrengend, weisst Du?", antwortete Grzegorz mit seinem freudestrahlenden, erklärenden Gesichtsausdruck. Interessant. Er konnte also auch zuhören.
 

Doch plötzlich wurde mir alles klar: Es war doch so anstrengend für ihn, wenn Grzegorz die ganze Zeit nichts sagen durfte. Das heißt, er konzentrierte sich auf einen Punkt, damit er möglichst wenig Energie verbrauchte. Das heißt er starrte auf einen leeren Punkt!
 

"Ach..achso, jetzt verstehe ich. Du hast mich also gar nicht angestarrt, sondern hast Dich nur auf einen Punkt konzentriert!"
 

...Doch es geschah nicht die Reaktion, welche ich eigentlich erwartet hatte. Grzegorz sah mich kurz etwas konfus an. Ohne ein Wort, ohne meine Aussage zu bestätigen, wand er seinen Blick von mir ab und guckte einfach irgendwo anders hin. .....Was-Be-deu-te-te-Das-Jetzt-?! Was hatte das zu bedeuten?? Was ging in diesem undurchsichtigen, nicht nachvollziehbaren anatidaephilen Kopf vor?! Was?! WAS?!?!
 

"Okay, Leute. Wir sind da! Dann mal alle aussteigen, bitte!"

Eine Gute-Nacht-Geschichte

Da waren wir nun. APH, Vancouver, Kanada. So war ich letztendlich doch ans Ziel angelangt. Zugegebenermaßen, passierten, seit ich hier war, so einige Dinge, die mich beunruhigten. Schon allein die Busfahrt hierhin hatte es in sich. Doch das spielte keine Rolle mehr, denn endlich, endlich würde ich diesen ganzen Wahnsinn vergessen können, welcher mir bis hierhin widerfahren war. Endlich würde ich das alles hinter mir lassen und vor allem diesen Verrückten, welchem das Sprichwort 'Schweigen ist Gold.' gar fremd war. Endlich würde ich schlafen können!

Als ich nun meine Tasche hatte und mir mein Zimmer zugeteilt wurde, wollte ich schleunigst hin. Eigentlich. Doch...mir fiel noch etwas ein, welches eine gewisse Relevanz für mich besaß...

Bevor ich das Gebäude betrat, blickte ich noch einmal zurück. Vielleicht konnte ich sie ja jetzt ansprechen? Mein Blick schweifte umher und obwohl ich recht gute Augen hatte, konnte ich sie nirgends finden. War sie etwa schon auf ihr Zimmer gegangen? Das war jetzt etwas blöd, ich wollte mich eigentlich noch bei ihr entschuldigen, bevor ich mich schlafen legte. Aber jetzt sah ich sie nirgends.

Ich überlegte kurz. Ich könnte sie vielleicht in ihrem Zimmer antreffen. Allerdings kannte ich noch nicht einmal ihren Namen (da es schon relativ spät war und viele eine sehr lange Reise hinter sich hatten, wurde die Vorstellrunde auf den nächsten Tag festgesetzt). Kurzerhand sah ich einen Betreuer, welcher noch ein paar Taschen und Koffer entlud. Ich dachte mir, ich könnte ihn sicher nach dem Namen des Mädchens fragen. Und ehe ich mich versah, setzten sich meine Beine auch schon in Bewegung Richtung Kleinbus. Doch während meines Hinschreitens zum Betreuer hin, wurde mein Sinn auch diesmal nicht von diversen Gedanken, welche sich zu Sorgen entwickelten, verschont. Jene sahen wie folgt aus:

Ich bin gerade erst angekommen und das erste was ich tue, ist einen der Betreuer nach dem Namen eines Mädchens zu fragen. Erste Sache, welche sich der Betreuer denken könnte: 'Warum zum Geier fragt er sie das nicht selbst?'

und auch: 'Der Typ ist seit 30 Stunden unterwegs und das erste was er tut ist, sich nach dem Namen eines Mädchens zu erkundigen. Was ist das denn für ein Checker?'. Bestimmt verallgemeinert er die Situation dann auch noch und sagt sich Dinge, wie 'Diese Bengel von heute! Dieser Russe ist bestimmt immer so drauf!'. Und DANN bin ich für den Rest meines Lebens gezeichnet! ....Zumindest für die Zeit, in der ich hier am Projekt beteiligt bin. Es wäre aber auch möglich, dass der Betreuer so empört ist, dass er das Ganze an andere weiterleitet, so like 'Da bei uns, da gab's mal so 'nen Jungen...'. Boah! Schrecklich! Das will ich mir noch nicht einmal vorstellen! Und wenn ich dann irgendwo unterwegs bin, spricht mich hinterher noch so ein wildfremder Mensch an mit den Worten 'Hey! Du bist doch der Junge, der dieses eine Mädchen anbaggern wollte, obwohl er seit 30 Stunden unterwegs war und das Mädchen erst seit 2 Stunden kannte? Mein Freund, der Betreuer hat mir von Dir erzählt! Du Schuft! Du hast aber auch nichts anderes im Kopf!". Nein!! Das verfolgt mich dann um die halbe Welt! Wenn der Betreuer bei Facebook angemeldet ist, vielleicht sogar um die ganze! Das will ich nicht! Das wäre zu schlimm! Jetzt ernsthaft!

....Nun, aber dennoch wollte ich mich ja eigentlich nur bei ihr entschuldigen. Aber die ganze Situatiuon zu erklären wäre auch peinlich und würde irgendwie erzwungen rüberkommen. Also ist Möglichkeit Nummer 1 schon einmal ausgeschlossen. Möglichkeit Nummer 2 wäre, ich suche eigenständig nach dem Zimmer. Allerdings müsste ich dann nahezu das ganze Gebäude absuchen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich es tatsächlich finde, wäre dennoch sehr gering. Und falls sich die Umstände mir gegenüber doch als günstig erweisen würden und ich tatsächlich ihr Zimmer ausfindig machen könnte, wäre es doch irgendwie komisch. Ich mein'; da ist ein Kerl und der sucht das ganze Gebäude nach dem Zimmer eines Mädchens ab. Und wenn ich dann noch da mitten in der Nacht anklopfe und sie mir aufmacht und ich sage: 'Hey! Sorry, ich weiss, es ist schon total spät und Du kennst mich eigentlich gar nicht und vielleicht ist es Dir auch nicht aufgefallen, aber ich wollte mich bei Dir noch wegen der Sache im Bus entschuldigen! Und nein, ich konnte nicht bis morgen warten! Also dann, das war's auch schon! Tschüdioouh!' Das wäre doch ernsthaft irgendwie merkwürdig, oder nich? Also, die Entscheidung ist gefallen - heute entschuldige ich mich nicht mehr bei ihr. Außer ich würde sie noch so zufällig treffen. Aber so wie ich das Leben kenne, wird mir dieser Pass bestimmt nicht zugespielt.

Ich machte also einen Rückzug und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Wobei ich zugeben musste, dass ich mit diesem Resultat nicht gerade zufrieden war. Ich hätte das gerne noch heute geklärt. Na ja...morgen war ja schließlich auch ein Tag. Vielleicht hatte sie es ja auch wirklich nicht wahrgenommen, sie hatte ziemlich verträumt gewirkt...........Nein, ich werde nicht rot. So leicht nicht!

..Na ja...wenigstens hatte ich jetzt endlich meine Ruhe....Das dachte ich zumindest. Jedoch hatte ich wohl aufgrund des permanenten Anstarrens von Grzegorz eine Art Paranoia entwickelt, denn ich hatte irgendwie das Gefühl, verfolgt zu werden. So drehte ich mich um und erlitt beinahe einen Herzstillstand (äußerlich blieb ich natürlich total cool und ließ mir nichts anmerken...!). Der Grund? Nun, ein paar Meter weiter hinter mir konnte ich die Silhouette einer Person erkennen. Um wen genau es sich dabei handelte, konnte ich jedoch nicht entziffern. Doch das Geheimnis wurde alsbald gelüftet, als das Objekt ein paar Schritte näher auf mich zukam.

"Tagchen auch.", entgegnete mir ein Mann mittleren Alters. "Du bist doch der Russe, oder?", führte er weiter fort. Ich habe es gewusst! Der Betreuer hatte es schon in dieser kurzen Zeit geschafft, überall herum zu erzählen, was für ein Casanova ich doch war! Ich hab's ja geahnt! Aber...ich habe ihn doch eigentlich gar nicht nach dem Namen gefragt.. Woher nahm er dann diese Annahme? Hatte er es etwa in meinem machohaften, selbstsicheren Checkerblick herausgelesen? Konnte er sich dadurch meiner Gedanken erschließen?? ....Ja, jaa, ich werde paranoid.

"..Äh...ja..", antwortete ich etwas bedröppelt. Langsam wurde das alles zu viel für mich.

"Oh, schön! Das freut mich jetzt aber! Ich habe erfahren, dass bei uns am Projekt auch ein Russe teilnehmen wird und habe sogleich ein Russisches Müsli besorgt!", teilte mir der Mann höchst erfreut mit.

"Russisches Müsli?", erwiderte ich. Was meinte er bloß damit?

"Na ja, Russisches Müsli halt! Wie normales Müsli nur das man statt der Milch Vodka nimmt und statt der Cornflakes Sardinen!"

Ich schwieg. Dem Mann blieb es jedoch nicht verwehrt weiter wie ein Pädagoge aus der Sesamstraße zu lächeln. Aber für mich war das ein wenig zu viel. Ich konnte förmlich spüren, wie bei mir langsam die Sicherungen durchbrannten. Normalerweise bin ich nicht so drauf, aber das brachte das Fass jetzt zum überlaufen.

"....WAS bitte haben Sie denn für ein Weltbild?? Denken Sie, nur weil ich Russe bin, esse ich zu jeder Tages- und Nachtzeit Vodka mit Sardinen?!"

"Nein, eigentlich nur zum Frühstück...", versuchte er sich noch zu retten, aber jetzt war es zu spät. JETZT kam ich erst richtig in Fahrt!

"Was soll denn das bitte?! Denkt etwa jeder, dass Russen hässliche Schränke sind, die immer und überall Vodka trinken?!", zog ich den Sesamstraßentypen zur Rechenschaft.

"Schränke...?", hakte er etwas verwirrt nach.

"Ja, Schränke!", erwiderte ich. "Sie wissen schon! Mann. Breite Schultern. Breite Nase. Breites Kinn. Schrank halt!"

"Oh, ach Schrank!"

"Ja, Schrank!"

"Ähm, also nee...das hab ich jetzt nicht gedacht..."

"Mir geht das alles gehörig auf die Nerven! Um das jetzt endgültig mal klarzustellen; wir Russen trinken nicht immer und überall Vodka, ist das klar?! Und dieses ganze Sardinen-Vodka-Müsli ist ekelhaft! Einfach nur ekelhaft, sage ich!! Wer isst denn bitte Müsli mit Sardinen?! Da gehören getrocknete Rosinen rein und keine Fische!!"

"....Aber...Rosinen sind doch immer getrocknet...?"

Ja, das war das einzige, was er mir auf meine leidenschaftliche Rede erwiderte.

"Wer sind Sie überhaupt?!", fragte ich. Man wollte ja schließlich wissen, mit wem man es zu tun hatte.

"Ich bin der Hausmeister!", erklärte er mir halb stolz.

"Ich gehe jetzt!", stellte ich klar, drehte mich daraufhin um und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Das war doch echt unglaublich! Da wurde man von Morgens bis Abends mit Vorurteilen bombadiert! Das ging ja mal gar nicht.

Als ich um die Ecke bog, konnte ich aus dem Augenwinkel noch erkennen wie der Hausmeister niedergeschlagen zu Boden schaute und etwas murmelte wie: "Was mach ich den jetzt mit dem Müsli...?"

Na gut, vielleicht war ich etwas hart gewesen, er hatte mich aber auch zu so einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt, wo ich ohnehin schon genervt war. Aber so ein Spruch ging echt gar nicht. Absolut nicht.

Nun, aber jetzt hatte ich wohl endlich die Möglichkeit, etwas runterzufahren. Ich sah auch schon meine Zimmertür. Jetzt fand ich wohl doch etwas Ruhe.

So drehte ich den Schlüssel im Schloß um und öffnete die Tür. ...Ich hatte es zumindest vorgehabt, aber wie ich feststellen musste, ließ sich der Schlüssel nicht drehen (ergo; die Tür war bereits offen). Leicht verwundert, aber zu müde, um es doch konkret zu hinterfragen, öffnete ich die Tür und blickte in das Gesicht eines relativ kleinen, zierlichen, blonden, optimistischen, fröhlichen, aufgeweckten, osteuropäischen Jungen mit grünen Hundeaugen.

.........................................................................................................................................

WAS-Zum-Geier-Tat-Er-Hier-?-!-?-!

Verwirrt blickte ich ihn an und er begann sogleich mich ebenfalls anzublicken.

".......................................................Hallo...?"

"Oh! Hallo! Du bist ja schon da!"

".......................................................Ja...?"

Ein kurzes Schweigen meinerseits, ein übertriebenes Lächeln seinerseits.

".......................................................Das ist mein Zimmer...", fing ich daraufhin an, zu sprechen.

"Ich weiss.", antwortete er mir daraufhin freundlich.

".......................................................Aha...", erwiderte ich.

".......................................................Was machst Du hier...?", fragte ich.

"Das ist mein Zimmer!", antwortete er.

".......................................................Nein...", antwortete ich.

"Wir sind Mitbewohner!", erklärte er.

".......................................................Nein...", sagte ich.

...Und so lief das ganze ab. Tja, ich weiss nicht mehr so genau, was mir da durch den Kopf ging. Wahrscheinlich gar nichts, denn ich war so schockiert und sprachlos. Wirklich einfach nur sprachlos. Ich verstehe das nicht, von all den Leuten die da waren; ausgerechnet er. Er! Er, der er so eine hyperaktive Quasselstrippe ist. Und nicht nur das! Dank diesem Typen habe ich meine eigene Ophthalmophobie entwickelt (die Angst, angestarrt zu werden)! Aber, hey! Ist doch auch mal was feines! Ja, ich mein', das kann ja nicht jeder von sich behaupten! Das ist fast so cool, wie der Bad Boy, der in seiner Freizeit strickt!

'Yo Leute, ich habe meinen Führerschein in der Tasche! Total klasse!'

'Wow, ist ja echt super! Ich habe mein Abi mit 1,4 abgeschlossen!'

'Cool! Ich habe nun eine Festanstellung und verdiene genug um endlich eine Familie zu gründen!'

'Das ist ja toll! Ich habe Ophthalmophobie !'

......Das ist doch lächerlich.

Mich mit meinem Schicksal letztendlich doch abfindend, schlurfte ich ins Zimmer hinein. Ich musste es wohl akzeptieren, ändern konnte ich an der ganzen Sache ja doch nichts. Noch einmal blickte ich zu dem lebensfrohen Polen, mit welchem ich jetzt wohl die meiste meiner Zeit verbringen würde.

...Niedergeschlagen sackte ich auf ein Bett, welches ich somit für mich beanspruchte. Vielleicht wollte er es haben, aber das war mir jetzt egal. Jetzt war mir alles egal.

~-"Vielen Dank für Ihre Bestellung bei McDoof! Möchten Sie zu Ihrem Chillicheeseburger und Ihrem Sundaeice noch ein Softgetränk dazu?"

"Ist mir egal..."

-"Hmmm...das ist durchaus kompliziert...Wir hätten eine Karte mitnehmen sollen! Hey, welchen Weg sollen wir nehmen? Links oder rechts?"

"Ist mir egal..."

-"Fred! Schnell! Die Bombe geht in weniger als 7 Sekunden hoch! Sag mir; welchen Draht soll ich durchschneiden - den roten oder den blauen?!!"

"..."~

Mal abgesehen davon...wieso heiße ich in meinem Kopfkino der Extremsituationen Fred...? ...Ich mag den Namen noch nicht einmal besonders...

Wieder halbwegs bei Besinnung vernahm ich wieder einen stechenden Blick, als würde mich erneut jemand anstarren. Mit einem lustlosen Ausdruck in meinem Gesicht richtete ich mich halbwegs auf und entgegnete dem Anstarrer mit einem ebenso lustlosen Blick.

Grzegorz schaute mich mit einem leicht fragenden, aber dennoch lächelnden Gesicht an.

".........Das ist mein Bett.", stellte ich klar.

"Ha, ha! Ja, klar in Ordnung.", stimmte er zu.

Seufzend ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen. Das hieß wohl, dass meine Energiereserven jetzt aufgebraucht waren.

Dennoch hörte ich eine vertraute Stimme sagen: "Hey...willst Du Dich etwa jetzt so schlafen legen?"

Ohne mich zu erheben, brachte ich nichts als ein "...Hah..?" heraus.

"Du musst Dich doch noch bettfertig machen!"

"...Ah.."

"..Du willst Dich also so schlafen legen? Ohne umziehen? Ohne Zähne putzen? Ohne nichts?"

"...Aha.."

Eine kurze Pause folgte in der ich in meiner Naivität glaubte, das Gespräch sei beendet und ich könne nun schlafen. Hach ja, wie dumm ich damals doch gewesen bin!

".....Nö!", rief der Blonde, der niemals müde wird und stieß mich kurz darauf aus dem Bett. Er hatte es zumindest versucht, aber er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich so schwer bin. Hehe!

"Du!"

Wenn ich ihn ignorierte, hörte er vielleicht von alleine auf.

"Du!!"

Er geht bestimmt gleich weg.

"Duu!!"

Ignorieren sage ich!!

"Alter, jetzt nerv nich...!", gab ich im Halbschlaf von mir. Das mit dem Ignorieren hatte um ehrlich zu sein nicht ganz so sehr geklappt.

"Das darfst Du nicht!!!", versuchte Grzegorz mir schon fast verzweifelt klarzumachen. Widerwillig ließ ich nach und drehte mich etwas zu ihm, sodass ich ihn einigermaßen ansehen konnte.

"Sag mal...wirst Du nicht irgendwann müde..?", fragte ich Grzegorz verschlafen.

"Jetzt noch nicht..", antwortete er, als hätte ich das ein kleines Kind gefragt, das noch nicht ins Bett gehen wollte.

Ich seufzte einmal und hielt kurz inne. Dann bemühte ich mich gefasst zu bleiben und fragte ihn: "Was willst Du denn jetzt eigentlich von mir...?"

Ich musste nicht sehr lange warten, da rückte Grzegorz auch schon raus mit der Sprache: "Deine Sachen..."

"Was ist mit meinen Sachen?"

"Hast Du die selbst gepackt?"

Ich schaute Grzegorz etwas verwirrt an, beantwortete jedoch seine Frage mit einem "Ja...?"

"Du hast sie aber bestimmt nicht selbst gebügelt, oder?", fragte er als wolle er auf etwas bestimmtes hinaus.

"...........................Was..?!"

"Das hat doch bestimmt jemand anders für Dich erledigt."

Ich schaute Grzegorz an. Grzegorz schaute mich an. Er wollte definitiv auf etwas bestimmtes hinaus. Doch es war mir zu anstrengend herumzurätseln auf was. Also beantwortete ich einfach seine nie richtig gestellte Frage.

"Ja, meine Mama."

"Aha!", rief er sofort und ich musste wirklich aufpassen vor Schreck nicht gleich zusammenzuzucken.

"Bügeln ist richtig harte Arbeit! Und Deine Mama hat sich bestimmt schwer getan, gleich so viel für Dich zu bügeln. Und dann noch Sachen in Deiner Größe!"

Meine einzige Antwort war ein leerer Blick in Richtung Grzegorz. Hatte er tatsächlich andeuten wollen, ich sei fett...?

"...Du musst ihre Arbeit schätzen!"

"Gute Nacht Grzegorz.", erwiderte ich und legte mich auf die andere Seite. Doch dies schien dem Polen überhaupt nicht zu gefallen. Schnell redete er auf mich ein: "Du musst das einräumen, Sergej! Sonst wird es morgen zerknittert sein!"

"Die Sachen sind schon seit über 30 Stunden in dem Koffer, wenn dem so ist, werden sie so oder so zerknittert sein!"

"Räum sie ein!"

"Nein!"

"Ordnung muss sein!!"

"Neeeeeeeeeiiin!!!!"

"Sergej!!"

"Aaaaaah!!!"

Ich sprang auf und stolperte zu meinem Koffer. Diesen öffnete ich und räumte sogleich alle Sachen in einen Schrank, von welchem ich spontan entschied, dass er nun mir gehörte.

In einer halben Minute etwa war ich fertig und fiel wieder zurück auf mein Bett.

"Das hast Du aber nicht sehr ordentlich gemacht!", merkte der Kontrolleur noch an, wobei ich das dreckige Grinsen in seinem Gesicht buchstäblich spüren konnte!

Langsam richtete ich meinen Kopf auf und drehte ihn noch langsamer in Richtung des kleinen Schlaumeiers. Ich bin froh, dass ich mir nicht selbst ins Gesicht sehen kann, ich hätte mich dann wahrscheinlich vor mir selber erschrocken.

"Ha, ha! Okay, alles klar. Du darfst das auch morgen machen.", beschwichtigte mich Grzegorz und verschwand kurz darauf im Bad. Das war aber nett, dass ich das darf. Wie überaus zuvorkommend, dass der große Grzegorz mir das erlaubt hatte. Oh, nein, er kam wieder!

"Okay, dann gute Nacht!", verkündete mir Grzegorz so freudestrahlend wie immer. So wie er immer strahlte brauchten wir wohl kein Nachtlicht (Was sehr beruhigend war, da ich diese Nacht wohl zunehmend mit Alpträumen von stalkenden Enten zu kämpfen haben werde).

"Ja, ja, gute Nacht...", murmelte ich noch und machte noch eben mein Kissen zurecht um mich sogleich darauf niederzulegen.

Und plötzlich...war er da. Der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte. Der Moment, in dem ich endlich schlafen durfte! Vier Kapitel hat es bis dahin gebraucht, aber endlich bin ich am Ziel angekommen!

Doch, was war das...? War das der Wecker? Aber ich habe mich doch eben erst schlafen gelegt. War es etwa schon morgen? Es war ein seltsam nervtötendes, permanentes Geräusch. Es...ach..., nein...es war nur Grzegorzs Stimme.

"Sergej. Sergej. Seeeeeeergej!", quakte er eifrig.

"Was? Was? Waaaaaas?", imitierte ich die Intonation Gergorzs.

"Ich...ich kann nicht schlafen.", beichtete er mir.

"Ist auch vielleicht ein bisschen schwer, wenn man die ganze Zeit redet.", erwiderte ich dezent genervt.

Daraufhin drehte sich Gerzegorz auf die Seite, damit er mir ins Gesicht sehen konnte. Beziehungsweise auf meinen Hinterkopf. Ich hatte mich nicht zu ihm gedreht.

"Sag mal...hast Du denn gar kein Heimweh? Jetzt, wo wir so weit von Zuhause entfernt sind?", das fragte Grzegorz mich wirklich. Nee, nee, das habe ich mir nicht ausgedacht, alles original übertragen.

".........Wir sind doch gerade erst angekommen..!", antwortete ich nach einer etwas längeren Pause.

"Sergej..."

"Waas...?"

"Erzählst Du mir eine Gute-Nacht-Geschichte?" ....Wie gesagt, original übertragen.

Langsam erkannte ich, dass ich die Sache nicht so leicht wegstecken konnte, wie erhofft. So drehte ich mich zu ihm um.

"....Was?!"

"Ja, weil---", noch bevor Grzegorz überhaupt erklären konnte, was er zu erklären hatte, stand ich auf und ging ins Bad. Der wollte gar keine Gute-Nacht-Geschichte! Der machte das nur, damit ich das tat, was er wollte! Das tat der mit Absicht! Alllles! Aber gut, sollte er seinen Willen doch haben!

Ich ging also ins Bad und dort tat ich alles. Ich zog mich um, putzte mir die Zähne und tat auch sonst alles, was man tat, wenn man sich bettfertig machte. Endlich kam dann der Moment, wo ich wieder in mein Bett zurück konnte.

Jetzt lag ich da und war froh endlich schlafen zu dürfen. Doch nicht, wenn man in einem Zimmer mit Grzegorz Brzeczyszczykiewicz wohnte:

"Das hast Du aber schön gemacht!", lobte Grzegorz mich.

"................"

"..Weinst Du etwa?", erkundigte er sich vorsichtshalber.

"Lass mich doch einfach in Ruhe!", antwortete ich mit einem tatsächlich etwas weinerlichen Klang in meiner Stimme. Der Typ schaffte mich.

"Hast Du so doll Heimweh?", fragte er mitfühlend. Ich ersparte mir die Antwort.

"Da weiss ich was hilft!", warf Grzegorz ein, meine nicht vorhandene Reaktion sofort als ein 'Ja' aufgreifend.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah zu ihm. Einfach nur ruhig und verzweifelt zugleich. Was würde jetzt wohl kommen?

"Eine Gute-Nacht-Geschichte!"

Ich glaube, jetzt musste ich tatsächlich weinen.

Na gut, okay, ich gebe auf. Jetzt gab ich auf, jetzt war mir wirklich alles egal!

"....Was willst Du denn...?!", fragte ich wie der gebrochene Mann der ich innerlich war.

"Oh, toll!!", rief Grzegorz begeistert.

"Hm, also, Du bist ja Russe. dann kennst Du bestimmt ganz viele russische Märchen. Ich liebe russische Märchen! Ich find's lustig, dass da fast alle männlichen Protagonisten immer Ivan heißen!"

Grzegorz redete wohl noch fünf Minuten so weiter, aber ich nahm das nicht mehr war. Ich dachte über mein Leben nach. Was ich wohl falsch gemacht hatte. Ob ich mal jemandem weh getan hatte oder so. Das ich jetzt so bestraft wurde, meine ich. Vielleicht hätte ich manchmal etwas netter zu meinem Bruder sein sollen...

"Ich weiss! Erzähl mir doch einfach die Geschichte von 'Ivan und der Wolf'!"

Ich drehte mich auf die Seite und sah Grzegorz an um seinem Wunsch Folge zu leisten. "Also gut.", fing ich an und begann mit der Geschichte.

"Es gab einmal einen Jungen und der hieß Ivan. Und der traf einst einen Wolf. Und zusammen waren sie: Ivan und der Wolf."

Grzegorz starrte mich fassungslos an.

"Der Junge war übrigens Russe."

"....Ist das alles?"

"Das ist alles."

Ein nachdenkliches Schweigen seitens Gregorzs. Dann wurde die genießbare Stille wieder von seiner Stimme durchbrochen: "Mann, das war ja voll doof! Du kannst sowas ja gar nicht! Doofe Geschichte! Buuuuh! Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuh!", ja, ich wurde hier tatsächlich von einem fünfzehnjährigen ausgebuht, der eine Gute-Nacht-Geschichte hören wollte. So läuft das heutzutage!

"Sergej. Du hast mich wirklich enttäuscht!"

"Ich weiss."

"Das Du nicht einmal diese Geschichte kennst."

"Ja."

"So als Russe."

"Natürlich."

"Weisst Du was?"

"Ha?"

"Dann erzähle ich Dir eben eine Gute-Nacht-Geschichte!"

"Ach, muss nicht sein."

"Ja, das ist eine gute Idee! Dann sind Deine zukünftigen Kinder wenigstens nicht ganz so schlimm dran."

"Ach, weisst Du---"

"Aaalso, es war einmal..."

Und so konnte ich Grzegorz nicht mehr davon abhalten zu reden. Alles was ich wollte waren doch bloß ein paar Stunden Schlaf. Und jetzt wurde mir selbst das verwehrt! War das denn so schlimm?? Dabei war ich doch so müde...
 

__________ __________ __________ __________ __________
 

"...Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute! Ende! Hey, Sergej, wie fandest Du die Ge--- Oh...er ist eingeschlafen...Na sowas.", ich hatte soeben eine Geschichte über Katzen erzählt. Das war ein polnisches Märchen, da ging es um eine kranke Katze und ihre Freunde haben sie wieder gesund geplfegt. Das ist eines meiner Lieblingsmärchen! Damals als ich krank war, hat mir das meine Mama immer erzählt und es hat mich sofort aufgeheitert! Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich es so gerne mag aber...gerade als ich Sergej fragen wollte, was er von der Geschichte hält, fiel mir auf, dass er eingeschlafen war.

"....Hm, es muss ihm wohl gefallen haben! Aber das er direkt dabei einschläft...", ich schaute noch einmal zu Sergej und musste irgendwie lächeln.

Irgendwie ist er total nett, ich glaube die Zeit hier beim APH wird bestimmt noch richtig lustig!

"Gute Nacht Sergej."

Ist das eine Selbsthilfegruppe?

~Eine Gruppe von jungen Männern stand in einem Kreis und jeder Einzelne berichtete, was er erreicht hatte:
 

„Yo, alles klar Leute? Alles fit? Ihr kommt nicht drauf, daher sag ich's euch; ich hab 'nen Bestseller geschrieben, der so erfolgreich ist, dass gleich mehrere Verfilmungen, eine Graphic Novel und 'ne eigene Serie im Freitagabendprogramm diesbezüglich feststehen!", berichtete der erste von ihnen. Ein anderer zollte ihm Respekt indem er begann, sich wild zu gestikulieren und kurz darauf mit seinem Erfolg herausrückte:
 

„Ho-hoo! Nicht schlecht, nicht schlecht! Ich hab mir grad zum ersten Mal in meinem Leben eine Promi-News-Zeitschrift gekauft und habe soeben festgestellt, dass ich zum 'Sexiest Man Alive' gewählt wurde. Doch das krasse ist, dass es nicht nur für 2015 gilt. Nein! Es gilt auch für 2016 und 2017 und die Jahre darauf auch. Ich bin Sexiest Man Alive forever and ever, Baby! Schon seltsam...Dabei bin ich gar kein Promi!"
 

Ein Dritter trat hinzu und würdigte die Errungenschaften der beiden Ersteren mit einer selbstbewussten und lockeren Handbewegung.
 

„Alter Falter! Voll korrekt ihr zwei! Aber wisst ihr was? Ich kann das noch toppen! Ich habe eine Methode gefunden um voll funktionsfähige, naturalistisch aussehende und sehr authentische Körperprothesen zu entwickeln. Außerdem werden die Dinger von den Krankenkassen bezahlt!"
 

Respektvoll und schwer beeindruckt nickten die Mitgenossen. Sowohl in Gestik, als auch in Mimik war die Anerkennung deutlich zu beobachten. Als auch noch eine vierte Person hinzu trat, meinte man, jetzt käme die ultimative Steigerung. Der schwarzhaarige, junge Mann schien etwas überstrapaziert, was wohl daran lag, dass er in letzter Zeit zu wenig schlief. Aber das war auch verständlich, wenn man wusste, was für eine Errungenschaft er geleistet hatte:
 

„Ich habe Ophtalmophobie."
 

Ehe noch eine Reaktion der drei anderen Herren folgen konnte, platzte auch schon eine fünfte Person herein. Ein blonder Junge, der zwar auch sehr positiv und stolz wirkte, jedoch auf eine andere Weise, als die ersten drei.
 

„Und ich kann das verursachen!", rief er freudig. So basierte also der Erfolg des Schwarzhaarigen auf dem des Blonden.
 

Die ersten drei schauten sich schweigend und leicht verwirrt an.
 

Der Blonde vernahm das Misstrauen und schaute diese bedrückt an:
 

„Ja, was denn??"~
 

„NEIN!!!"
 

Schweißgebadet und mit aufgerissenen Augen, in denen sich meine Panik bzw. vielleicht auch meine Paranoia widerspiegelte, schnellte ich hoch. Ich brauchte ein paar Atemzüge, um mich wieder zu beruhigen und zu erkennen, wo ich war.
 

Ich saß gerade auf einem Bett in einem Zimmer und hielt mich mit meinen Händen verkrampft an der Bettdecke fest.
 

"..Es war nur ein Traum....", stellte ich nach einiger Zeit erleichtert fest. Oh, wie gut. Wie gut, dass ich aufgewacht war..Aber irgendwie wusste ich immer noch nicht so genau, wo ich war. Ich blickte noch einmal etwas ruhiger umher, um etwas zu erkennen. Das Zimmer kam mir bekannt vor. So langsam erinnerte ich mich, wo ich hier war.
 

....Ah, ja... Gut, okay. Da wäre nur noch eine Kleinigkeit, die mich beunruhigte. Langsam und vorsichtig richtete ich meinen Blick zur Seite nach links. Da lag er. Schlummerte seelenruhig und zufrieden vor sich hin. Bestimmt träumte er von Regenbögen und Gummibärchen und vielleicht sogar von Ponys. Aber nur vielleicht!
 

Fix und fertig atmete ich aus. Man konnte dies wohl auch als Seufzer gelten lassen. Dieser Verrückte! Ich wusste, dass er mich sogar in meinen Albträumen verfolgen würde. Ich wusste es! So eine Frechheit. Da war man nicht einmal mehr in seinem eigenen Unterbewusstsein sicher! Der Typ war einfach überall.
 

Ich blickte Grzegorz noch einmal genauer an, um sicherstellen zu können, dass er auch wirklich noch schlief.
 

Okay, die Luft war rein. Jetzt brauchte ich ersteinmal etwas, um mich zu beruhigen. Aber was? Ich hatte nichts Essbares in meinem Koffer, da man ja keine verderblichen Lebensmittel einpacken durfte. Und um in den nächsten Laden zu gehen, kannte ich mich nicht genug aus. Wahrscheinlich war es auch noch zu früh. Die Situation schien ausweglos.
 

Doch dann fiel mir noch der Typ von gestern ein. Ihr wisst schon, der aus der Sesamstraße. Aber Vodka? Dann auch noch am frühen Morgen? .....Nein...nein, nein..Der würde mir nicht helfen. Ich brauchte etwas anderes. Sardinen? .........Ja..warum nicht, Sardinen sind doch immer gut..
 

Ich stand langsam auf, wobei ich darauf achtete keinen Krach zu machen und zog mir etwas über. Dann schlich ich zur Tür, öffnete diese wie ein Ninja, schlich hinaus und schloss sie auch wieder wie ein Ninja. Wenn ich sage, wie ein Ninja, meine ich einfach nur; sehr, sehr leise.
 

Auf dem Gang war es etwas heller, als in unserem Zimmer. Anscheinend hatte Grzegorz die Jalousien zugedreht. Das war aber sehr aufmerksam von ihm! Dann kann ich ihm ja fast nicht mehr böse sein, dass ich wegen ihm eine neue Angststörung entwickelt habe! Okay, sagen wir einfach die passt perfekt zu meiner Sammlung!
 

Spaß beiseite, ich sollte mich mehr auf den Weg konzentrieren. Sonst lief ich noch Gefahr mich zu verlaufen. Das wär' echt hart. Dann könnte ich gar nicht mehr in mein Zimmer zurückfinden.
 

.........Wobei...ich könnte dann einfach bei jemand anderem im Zimmer wohnen oder auf dem Dachboden...falls diese Einrichtung so etwas besaß. Wenn mein neuer Mitbewohner dichthalten würde, würden wir nie auffliegen. Nie! So nett das von Grzegorz auch war, die Jalousien zuzudrehen, aber fürs erste brauchte ich meine Ruhe.
 

Nach einiger Zeit meinte ich die Küche erreicht zu haben und tatsächlich; es sah hier sehr küchig aus! Zumindest die Tür vermittelte mir das Gefühl, sie gehöre zu einer Küche.
 

Ich drückte also die Klinke herunter und betrat die potentielle Küche, wobei ich sogleich vor lauter Verwunderung wieder stehenbleiben musste.
 

Mein Blick fiel auf den Kühlschrank, in welchem ich das 'Russische Müsli' vorzufinden gehofft hatte. Doch vor dem Kühlschrank stand eine gewisse Person. Jene erblickte ich nur von hinten, doch ich konnte erkennen, dass es sich um eine recht kleine Person handelte. Und wenn mich nicht alles täuschte, war diese Person, der Silhouette nach zu urteilen, eine weibliche Person. Ich hätte es auch für sehr merkwürdig empfunden, wenn sich ein Junge so die Haare gebunden hätte. Dann allerdings passierte etwas, was meinen Atem stocken ließ.
 

Die Person (und ich hatte Recht, es war ein Mädchen), drehte sich um und schaute mich an. Man konnte deutlich erkennen, dass sie sich ertappt fühlte. Der Grund? Nun, sie futterte gerade mein Russisches Müsli auf. Es guckte sogar noch der Fischschwanz aus ihrem Mund heraus. Sogleich saugte sie ihn ein, als wäre es eine einfache Spaghetti gewesen. ........Auf eine...sehr abartige Weise..., war das irgendwie total niedlich...Ich..ich weiß auch nicht.... ..Jedenfalls..fingen wir kurz darauf an, uns anzustarren. (Okay! Ja, gut! Ich geb's ja zu! JETZT wurde ich rot! JETZT wurde ich tatsächlich rot! Seid ihr jetzt glücklich? Super! Schickt mir Fanpost!)
 

Eine Tatsache ließ mich besonders nervös werden: Das Mädchen vor mir, welches es soeben tatsächlich fertig gebracht hatte, in Vodka eingelegte Sardinen zu verspeisen, war auch das Mädchen von gestern. Ja! Die aus dem Bus!
 

„Mh...", fing sie an. Anscheinend wollte sie etwas sagen. Ich war ihr äußerst dankbar dafür, denn ich glaube nicht, dass ich im Stande gewesen wäre die Stille zu durchbrechen. Auch wenn...sie etwas verunsichert schien. Ich glaube jedoch, dass sie hundertmal gescheitere Dinge formulieren konnte, als ich in dem Moment.
 

Etwas schüchtern blickte sie mich an und fuhr fort: „Ähm...Gu-Guten Morgen..."
 

...............Ja...ja, ich wurde rot..N-na und...?! Das ist doch keine große Sache...! Im-merhin, wenn man von jemandem so angeschaut wird..., dann...dann kann man doch nur rot werden...! Das ist eine völlig natürliche Reaktion! A-außerdem bedeutet 'Rotwerden' nichts anderes, als das einfach mehr Blut als sonst durch bestimmte Gesichtspartien fließt!! Man..man wird immerhin auch rot, wenn man Fieber hat o-oder, wenn man zu lange einen Kopfstand gemacht hat! G-genau!!
 

....So, nachdem wir das nun geklärt haben, führe ich euch mal weiter aus, was sonst noch so passiert ist.. Also, es fiel mir nach einiger Zeit (!!) wieder ein, dass ich sie immer noch anstarrte. Und sie mich auch. Wir starrten uns gegenseitig an und mir wurde klar, dass das so nicht weitergehen konnte. Aber mein Mund war sich mit meinem Verstand noch nicht so ganz einig; er hielt es nicht für notwendig, eine Antwort zu äußern.
 

Also wirklich! Ich bin der Herr und Gebieter über meinen Mund! Vielleicht nicht immer über meine Blase, aber doch wohl über meinen Mund!! Also, wenn ich mich dazu entscheide, etwas zu sagen, dann tue ich das gefälligst auch!! Na los!! Nun sag doch endlich was!!!
 

...................wie ihr euch sicher denken könnt, sagte ich nichts.
 

Das war doch lachhaft. Wenn ich etwas sagen wollte, dann konnte ich das jederzeit; also los, Sergej; another try!
 

„.....Äh......m.............!", ...............DAS WAR DOCH JETZT ECHT NICHT WAHR!!!! Warum versagte meine Stimme denn jetzt so?!! Sergej!! Jetzt reiß Dich mal zusammen!!! Du wirst doch wohl einem Mädchen 'Hallo' sagen können! Seit Sascha ausgezogen ist, ist Dein einziger männlicher Mitstreiter in Deiner Familie Dein Vater, sonst ist das ein absoluter Frauenhaushalt!! Also sei ein Mann und - sag - was - !!!
 

„......Hi......", .......super, Junge...ich bin stolz auf Dich.
 

Das war wirklich deprimierend...aber wenigstens hatte ich etwas gesagt..! Das war doch besser, als nichts.....oder...?
 

Es war auf jeden Fall sehr deprimierend...Was machte eigentlich mein Gegenüber währenddessen?
 

Ich schaute zu ihr und erblickte ein kleines (das heißt von der Körpergröße her), recht zierliches und stilles Mädchen mit leicht welligen, weichen Haaren, deren Farbe ich nicht direkt zuordnen konnte (Es war irgendwas zwischen blond und braun...oder beides. Auf jeden Fall sehr hell.). Wie lang sie genau waren, konnte ich nicht sagen, denn sie hatte sie in einem interessanten Etwas zusammen gebunden. Es war kein Pferdeschwanz, aber auch kein Dutt. Wieder so ein Zwischending. Ihre Haut war sehr hell und hatte einen rosigen Teint. Doch was wirklich besonders war, waren ihre Wimpern. Ernsthaft; sie hatte irgendwie 50.000 Wimpern! Und sie sahen nicht so aus, als wären sie angeklebt. Sie wirkten natürlich, vor allem weil sie nicht gestriegelt in eine einzige Richtung wuchsen. Sie waren irgendwie ein wenig unordentlich, aber das sollte jetzt nicht heißen, dass es irgendwie hässlich aussah oder unästhetisch. Nein, das....äh.....sah wirklich sehr...schön aus....Ja, ähm und ihre Augen waren wirklich sehr groß! Was...aber auch daran liegen könnte, dass sie jetzt so große Augen machte..ACH DU SCHANDE! Was tat ich denn da??!
 

Ich habe sie jetzt keine Ahnung wie lange angestarrt und einfach Schritt für Schritt ihr Aussehen in Gedanken beschrieben! Und - sie - dabei - die - ganze - Zeit - AN-GE-STARRT! DIE - GANZE - ZEIT - !
 

Ist ja kein Wunder, dass sie mich so verängstigt ansieht! Ich mein, wie lange rede ich hier denn schon??! Fünf Minuten?? Oder sogar noch länger?? Oh, Mann...Das arme Mädel...!!
 

Erst falle ich ihr im Bus auf die Nerven...dann starre ich sie stundenlang an...und - Moment.. Der Bus.....Das hatte ich ja total vergessen!! Oh, Maann!! Was sollte das denn?! Sergej!! Wie gedenkst Du Dich jetzt bei ihr zu entschuldigen, hä?! Mit einem einfachen 'Ja, sorry, Schnecksche' ist es nicht getan! Und - Moment. Schneck...wo hab ich das denn jetzt her...? Ach...das...spielt doch jetzt ehrlich keine Rolle, oder...?
 

Was im Moment viel wichtiger war, war die Tatsache, dass ich langsam mal was sagen musste und zwar mehr als 'Hi.'. Was sollte das überhaupt?! 'Hi.'...Was für ein Checker bist Du denn?! Fehlt ja nur noch, dass Du sie mit zurückgelehnten Schultern und halb offenen Augen mit einem totalen Smirky-Face ansiehst! Boah, Junge es reicht echt...
 

Okay, ich musste etwas sagen. Sie wirkte nämlich mehr als verunsichert. Ich mein, ist auch halbwegs verständlich. Wenn ich in ihrer Rolle wäre, ich würde auch Angst kriegen, wenn ich vor einem 1,91m großen, schwarzhaarigen Schrank stehen würde. Okay...ganz so ein Schrank war ich auch wieder nicht...aber egal. Das tat jetzt nichts zur Sache! Hm...aber was sagte ich denn jetzt..?? Ich konnte sie ja noch nicht einmal vernünftig begrüßen!
 

Hach, das war ja alles so traurig...jetzt war ich bei ihr bestimmt schon unten durch, noch bevor ich überhaupt richtig mit ihr geredet habe...Dabei habe ich mich noch nicht einmal bei ihr entschuldigt...
 

...Dabei habe ich mich noch nicht einmal bei ihr entschuldigt.
 

....
 

Das....IST ES!! Danke liebes Hirn! Manchmal bist Du etwas langsam, aber ich bin wirklich froh, dass es Dich gibt!
 

Ich setzte also alle Hebel in Bewegung, um endlich das zu tun, was schon lange nötig war: „Hey...ähm, hör mal. Ich wollte..."
 

Doch leider wurde mir dieser Triumph auch diesmal nicht gestattet.
 

Ich war wirklich kurz davor endlich das zu sagen, was ich seit drei Kapiteln kläglich versuchte. Ich wollte endlich diese Ungereimtheit aus der Welt schaffen. Ich wollte...endlich mein Gewissen erleichtern, aber vor allem mein tiefes Bedauern der Person gegenüber ausdrücken, welcher ich so zur Last gefallen war.
 

Ich wollte das alles wirklich bereinigen! Doch...dieses Glück wurde mir nicht gegönnt...Denn Sergejs sind nicht dazu bestimmt, glücklich zu sein. Besonders Sergej Braginskis nicht. Und ganz besonders keine Sergej Braginskis mit einem lilafarbenen Schal (Ja, ich trage einen lilafarbenen Schal. Den hab ich von meiner Schwester bekommen, aber psscht!). Das war einfach nicht fair. Aber...vielleicht hatte ich es auch nicht anders verdient...Immerhin war ich es, der auf Grzegorz' kranke Psychospielchen eingegangen war...Ich war es, der laut los gerufen hatte, als die mentale Last zu groß wurde...ICH war es, der nie die Rosamunde Pilcher bis zum Ende hatte ertragen können! Ich! Ich! Ich! Mea culpa! (←Für alle, die Latein abgewählt haben: Das bedeutet 'Meine Schuld!')
 

Ihr mögt jetzt vielleicht denken, dass ich hier übertreibe...überreagiere...überinterpretiere...Aber glaubt mir; ich weiß wovon ich rede!
 

'Was mag nur der Grund für sein Denken sein?', könntet ihr euch fragen. Aber das ist eine andere Geschichte, die zu erzählen nicht für heute bestimmt ist. Stattdessen sage ich euch einfach, weshalb ich mich nicht ganz einfach bei ihr entschuldigen konnte.
 

Denn in dem Moment, als ich endlich versuchte zur Sache zu kommen, wurde ich durch einen...ahhh, ich will's nicht Schrei nennen...durch einen Zwischenruf unterbrochen.
 

Ich blickte hinter mich. Lautes Gelächter. Allem Anschein nach, kam es aus dem Flur. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und ein Mädchen mit längeren blonden Haaren und einer Skimütze auf dem Kopf trat ein. Sie sah sehr unzufrieden aus. In derselben Weise, in der sie mich anstarrte, sprach sie mich auch an: „Ihr sollt kommen."
 

Dann drehte sie mir wieder den Rücken zu und verschwand durch die Tür.
 

Wow. Ging das eigentlich noch freundlicher? Ernsthaft, was hat die denn gefrühstückt? Wahrscheinlich gar nichts. Das würde auch ihre Laune erklären. Oder war sie immer so? ...Na hoffentlich nicht.
 

Ich seufzte leise und ging zur Tür, als mir noch auffiel, dass das Mädchen aus dem Bus ja immer noch da war. Ich kam mir jetzt zu dumm vor, als dass ich noch etwas zu ihr hätte sagen können. So öffnete ich die Tür, machte ihr Platz und blickte zur Seite. Ich weiß, nicht gerade die beste Art. Aber es war mir im Moment zu peinlich, sie anzusehen. So, wie mein Verhalten in der letzten Zeit schief lief...Aber ich wollte wenigstens zeigen, dass ich nicht so unhöflich war, wie man wohl dachte und hielt ihr die Tür auf. Ich hätte es ohnehin getan, nur hätte ich sie vielleicht dabei angesehen, hätte ich das Missgeschick ausräumen können.
 

Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie sie mit gesenktem Blick schnell hinauslief. Ich hätte wieder einen Seufzer von mir geben können, aber eine Sache irritierte mich etwas. Es schien mir, als habe ich etwas gehört, sehr leise zwar nur, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los. Ich grübelte etwas darüber nach, denn so richtig verstanden hatte ich es nicht. Es hatte sich ein wenig wie 'Danke' angehört, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein.
 

Nun denn. Grumpy-Girl meinte ja, wir sollen kommen. Sie würde wohl noch grumpiger werden, wenn ich sie länger warten ließ. Also ließ ich die Tür los und bewegte mich Richtung Flur. Dort angekommen erwartete mich wieder ein ganz bizarrer Anblick:
 

Da waren drei Jungen, und wenn ich 'Jungen' sage, dann nur, weil ich mir zu dämlich vorkam, die Typen bei der Aktivität, welche sie vollzogen, als 'Kerle' oder 'Männer' zu bezeichnen. Wow. Das war ein sehr langer Satz. Ich sollte mir das wirklich abgewöhnen.
 

Na ja, jedenfalls waren da drei männliche Individuen, welche...auf dem Flurboden herumrutschten. Das hört sich jetzt nicht besonders spektakulär an, aber es sah einfach nur albern aus. Besonders, weil sie es mit so einer Leidenschaft taten und diese auch lautstark zum Ausdruck brachten.
 

„Woohooou!! Alter, das macht ja voll Spaß hier! Der Boden hier ist super!!"
 

-„Ja, voll! Bei mir Zuhause klappt das nie..."
 

Mir fiel gerade auf, dass der Australier ebenfalls zu der munteren Truppe gehörte.
 

........Irgendwie war das klar....
 

Die Drei hatten noch richtig viel Spaß, allerdings kam relativ zeitnah jemand angedackelt, der nicht solchen Spaß daran hatte:
 

"Hey, was tut ihr denn da??! Ich habe den Boden heute Morgen frisch gebonnert!!", rief ein Mann mittleren Alters, während er zu den Fußbodenrutschern eilends hineilte.
 

"Tut uns leid, Herr Hausmeister...", sprachen die Drei im Chor. Einer der dreien löste sich allerdings von der Eintönigkeit, indem er hinzufügte:
 

"Aber es macht solchen Spaß! Der Boden ist wirklich glat; Sie haben gute Arbeit geleistet!"
 

"Ächz....wie alt wart ihr noch gleich...?", erwiderte der Hausmei--- Oh. Guck mal einer an; Sesamstraßenmann. Vielleicht sollte ich mich auch bei ihm entschuldigen, für die gestrige Situation?
 

Doch noch ehe ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, betrat auch schon eine weitere Person den Ort des Geschehens: Ein Mann, wieder mittleren Alters, welcher ziemlich groß war, trat in den Raum ein. Er hatte recht breite Schultern und sein Gesicht wirkte ebenfalls etwas kantig. Er hatte sehr kurze, braune Haare und trug eine schwarze Brille. Seine Statur war etwas schwierig zu beschreiben; nun er war nicht dick, aber wirklich schlank war er auch nicht. Alles in allem hatte er ein recht maskulines Erscheinungsbild, welches aber durch sein munteres Lächeln erweicht wurde.
 

"Guten Morgen zusammen! Sind schon alle wach?", begrüßte er uns, wartete aber noch damit ab, sich vorzustellen. Anscheinend wollte er noch damit warten, bis alle da waren. Kurze Zeit später wies er uns an, in den Aufenthaltsraum zu gehen. Dort befand sich ein großer Stuhlkreis, allem Anschein nach um uns gegenseitig vorzustellen. Irgendwie hatte das was von einer Selbsthilfegruppe. Oder einer Besprechungsrunde in einer Schulklasse.
 

Ohne mir groß Gedanken zu machen, setzte ich mich einfach irgendwo hin. Später wünschte ich mir, meinen Platz mit mehr bedacht ausgewählt zu haben, denn ich landete letztendlich wieder bei Grzegorz. Als nun alle Stühle besetzt waren, kam auch der Mann von grade zu uns hinzu und setzte sich ebenfalls zu uns. Er hielt eine Liste und einen Stift in der Hand und schaute freundlich in die Menge.
 

"Okay, also grüßt euch allerseits! Mein Name ist Stefan Schwartz und ich bin einer der Betreuer dieses Projektes. Falls ihr irgendwelche Fragen haben solltet, fühl euch frei euch an mich zu wenden. Im Laufe des Tages werdet ihr aber noch weitere Mitarbeiter kennenlernen.", stellte er sich nun vor. Stefan Schwartz...das klang irgendwie deutsch. Jetzt fiel mir auch auf, dass er einen leichten Akzent aufwies, welcher auf seine Wurzeln hindeutete. Aber es schien irgendeinem Dialekt entsprungen zu sein. Vielleicht bayrisch oder österreichisch. Irgendwie die südliche Richtung.
 

"Okay, also, da ihr euch wahrscheinlich noch nicht alle so gut kennt, machen wir jetzt mal eine kleine Vorstellrunde. Ihr nennt euren Namen, das Alter, woher ihr genau kommt und was ihr so gerne macht. Alles klar, dann fangen wir mal an mit...", der Betreuer schaute auf seine Liste. Allerdings verging ihm das Lächeln alsbald. Er starrte ratlos das Stück Papier an und wusste nun wirklich nicht, was er sagen sollte.
 

"Das spricht man Grzegorz aus!", hörte ich plötzlich neben mir eine Stimme erklingen. Ich war wirklich erstaunt darüber, dass Grzegorz sofort erkannt hatte, dass es um seinen Namen ging. Den er lag tatsächlich richtig. Offenbar passierte ihm das öfter.
 

"Oh, achso. Ja, natürlich! Gut, dann stell Dich mal vor!", erwiderte der Betreuer dankbar und darauf verzichtend, den Namen zu wiederholen.
 

Grzegorz, sichtlich zufrieden, fing mit seiner Vorstellung an:
 

"Ja, also, ich heiße Grzegorz Brzeczyszczykiewicz und---"
 

"Warte, warte, warte!", wurde Grzegorz plötzlich unterbrochen. Der Junge, dem diese Stimme gehörte, saß neben dem Australier und einem anderen Jungen. Jedenfalls handelte es sich um die Drei, welche vorhin so munter auf dem Flurboden rumgerutscht waren. Was ihn selbst anging, konnte ich nicht klar sagen, wie alt er war. Zwischen 14 und 17 hätte es alles sein können. Er hatte ein relativ weiches Gesicht und relativ mandelförmige Augen. Ja, ich weiss, alles relativ. Ha, ha. Na ja, um ihn weiter zu beschreiben, seine Haare waren zu einer etwas kürzer als üblich geratenen Skaterfrisur zur Seite gekämmt. Seine Haarfarbe war auch bemerkenswert: Eine seltsame Mischung aus straßenköterblond und goldblond, dazu mit einem leichten naturrotstich. Seine Augenfarbe konnte ich nicht genau erkennen, aber es schien etwas mit blau darin zu sein. Von der Statur her wirkte er schlank und definitiv kleiner als ich, allerdings auch definitiv größer als Grzegorz. Von den drei Flurskatern war er von der Größe her in der Mitte.
 

Jedenfalls meldete er sich weiter zu Wort: "Alter, das kann doch keiner aussprechen!"
 

"Äh, doch! Wie Du eben gemerkt hast! Das ist ganz einfach, Grzegorz Brze---", wollte Grzegorz noch kontern, wurde aber derweil unterbrochen, ehe er noch zu Ende sprechen konnte.
 

"Hör mal, sorry, ich will Dir jetzt nicht zu nahe treten, aber hast Du vielleicht 'nen Spitznamen?", fragte der Skaterjunge.
 

"Spitznamen?"
 

"Ja, irgend'ne Abkürzung. Ich mein; Aussprache ist eine Sache, aber dafür müsst ich mir Deinen Namen erstmal merken können! Ich mein', wie heißt Du noch gleich mit Nachnamen?"
 

"Brzeczyszczykiewicz!"
 

"Da hast Du's! Ich hab's schon wieder vergessen!"
 

"Ah, okay...Gut, nennt mich einfach Levi!"
 

"Alles klar!"
 

...Okay, er hatte jetzt zwar einen Spitznamen und die meisten schienen recht erleichtert darüber zu sein. Aber....was bitte hat 'Levi' mit 'Grzegorz' oder 'Brzeczyszczykiewicz' zu tun?! Da ist noch nicht einmal ein 'L' drin in seinem Namen! Bin ich jetzt echt der Einzige, denn das irritiert?! Ah, nein...Stefan scheint auch deswegen verwirrt zu sein. Wie schön! Ein Geselle!
 

"Also, ich bin Levi.", fuhr Grzegorz aka Levi fort, wurde aber sogleich von einem Chor, angestimmt von, wer hätte es gedacht, den drei Jungens. Ich gebe ihrer lustigen Truppe jetzt einen Namen, denn es ist mir zu umständlich immer 'die Drei', 'die drei Typen' oder ähnliches zu schreiben. Also, der Chor wurde angeführt vom Trick-Trio (tolle Namensgebung, ich weiss):
 

"Hallo Levi!"
 

Wieder einmal löste Skaterboy sich von der Menge, welche nur aus drei Personen bestand und äußerte den nächsten Gedanken:
 

"Leute, das hat irgendwie was von einer Selbsthilfegruppe. Wollen wir das jetzt bei jedem so machen? Das hat dann dieses coole Gemeinschaftsfeeling!"
 

Schlug er das jetzt ernsthaft vor? Und Stefan? Was sagte der dazu? Lachte er da etwa gerade? Tatsache! Er lachte einfach! Wenn auch leise. Amüsierte ihn das etwa? Schnade! Das ist doch nicht lustig! Das ist traurig! Traurig ist das! Wie kann man sich denn so als halber Erwachsener verhalten? ....Naja, es heißt ja nicht umsonst 'halber Erwachsener'.
 

Grzegorz verkraftete es erstaunlich gut, dass er so oft unterbrochen wurde, durfte dann aber doch letztendlich fortfahren.
 

"Äh, okay. Also ich bin 15 Jahre alt und ich bin hier, weil ich gern singe und tanze. Und ähm, E-Gitarre spiele ich auch." E-Gitarre? Respekt, das hätte ich ihm jetzt nicht zugetraut. Aber singen? Das klingt jetzt vielleicht etwas gemein, aber ich glaub, das will ich bei ihm nicht hören. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Okay, tut mir ja leid...
 

"Und woher genau kommst Du, Levi?", fragte Stefan, von Grzegorz Spitznamen sofort Gebrauch machend.
 

"Aus Danzig in Polen!"
 

"Oh, Danzig. Ich habe gehört, das soll eine sehr schöne Stadt sein?" NEIIN!! Stefan!! Was tust Du denn da?! Ich dachte wir wären Kameraden?? Mein Fehler lag darin, nicht schnell genug abgehauen zu sein, weswegen Grzegorz mich vollquatschte. Aber Du! Du rennst da ja freiwillig rein!! Es tut mir leid, aber an diesem Punkt muss ich jetzt einmal lachen! Einmal kurz und herzhaft. Ha, ha! Sie Narr!
 

Und mein Verdacht bestätigte sich, denn Grzegorz fuhr sogleich fort uns lang und breit von seiner Heimat zu erzählen. Er erzählte wirklich so ausführlich und zugegebenermaßen auch lebendig, dass wir eine Pause einleegen mussten, weil es schon Mittagszeit war und das Essen bereits auf uns wartete.
 

Aber wisst ihr was? Das Ganze hatte auch etwas Positives! Und wisst ihr auch warum? Es gab Sardinen mit Tomatensoße!

EXTRA! WA-Chat: Levi & Siggi

Leviii ^ ° ^: Halloo Siggi! :D ^3^ xD
 

Sergej Bragisnki: .....Woher hast Du meine Nummer...?
 

Leviii ^ ° ^: Ich hab sie mir abgespeichert, als ich mir Dein Smartfon kurz ausgeliehen hab! :D
 

Sergej Braginski: ...Smart..fon...? Das heißt Smartphone!
 

Leviii ^ ° ^: Oh, ehrlich?

Weißt Du, in Polen werden die Wörter so geschrieben, wie sie auch wirklich ausgesprochen werden!

Weißt Du, wie Grapefruit auf polnisch heißt?

??????
 

Sergej Braginski: ?
 

Leviii ^ ° ^: Grejpfrut!!
 

Sergej Braginski: ....muss ich darauf antworten?
 

Leviii ^ ° ^: Das hast Du doch schon!! ^°^ xD
 

Sergej Braginski: ....

Ich geh dann mal...
 

Leviii ^ ° ^: WARTE!! OoO
 

Sergej Braginski: Was ist denn noch?! Ich hab Hunger!
 

Leviii ^ ° ^: Oh, das ist doch kein Problem! Dann

Kann

Ich

Dir

Doch

Was

Kochen

Während

Wir

Schreiben

!
 

Sergej Braginski: ....
 

Leviii ^ ° ^: :D
 

Sergej Braginski: Warte mal, Du bist im Wohnheim?!
 

Leviii ^ ° ^: Ähm, ja...
 

Sergej Braginski: ...Dein Ernst?!
 

Leviii ^ ° ^: Was meinst Du? O.o
 

Sergej Braginski: Wenn Du doch da bist, warum schreibst Du mich dann an?!

Du kannst Dich doch Face-to-Face mit mir unterhalten!
 

Leviii ^ ° ^: Ich wollte aber unbedingt schreiben... o3o
 

Sergej Braginski: Dann schreib mit jemand anderem!
 

Leviii ^ ° ^: Das geht nicht!

Weil

Alle anderen waren beschäftigt und nur Du warst on!
 

Sergej Braginski: Ich bin auch beschäftigt!
 

Leviii ^ ° ^: Und warum schreibst Du dann mit mir?
 

Sergej Braginski: Das frage ich mich auch...
 

Leviii ^ ° ^: ^ ^'
 

Sergej Braginski: Kann man sich bei WhatsApp irgendwie unsichtbar machen?
 

Leviii ^ ° ^: Ach, komm!

Sei doch nicht so!

Ich mach Dir auch eine wundertolle Suppe!

Wundertollig! :D
 

Sergej Braginski: Ich will aber nichts wundertolliges...
 

Leviii ^ ° ^: Was möchtest Du denn dann? owo
 

Sergej Braginski: Mach einfach eine ganz normale Suppe!
 

Leviii ^ ° ^: Oki ^ ^
 

Sergej Braginski: Sigh..
 

Leviii ^ ° ^: High

My

Cry
 

Sergej Braginski: Ich cry auch gleich...
 

Leviii ^ ° ^: Bye
 

Sergej Braginski: Würd ich auch sagen.
 

Leviii ^ ° ^: Wartee! Nein, geh nicht!

SERGEJ!!
 

Sergej Braginski: Ich bin doch noch da, Mann!
 

Leviii ^ ° ^: ^ ^
 

Sergej Braginski: Mal ehrlich, hast Du nichts besseres zu tun?
 

Leviii ^ ° ^: Ich koche grade. :D :)
 

Sergej Braginski: Solltest Du Dich dann nicht lieber darauf konzentrieren, als mit mir zu schreiben?
 

Leviii ^ ° ^: Ich bin multitaskingfähig! ^-^
 

Sergej Braginski: Wow.
 

Leviii ^ ° ^: Nicht wahr?

....

SERGEJ!!!
 

Sergej Braginski: JA???
 

Leviii ^ ° ^: Warum schreibst Du nichts...? TT ^ TT

xD
 

Sergej Braginski: Ich hab keine Ahnung, was ich darauf antworten soll.
 

Leviii ^ ° ^: Dann schreib einfach irgendwas! :)
 

Sergej Braginski: Ich hab aber keine Leiche, um mit Dir zu schreiben.
 

Leviii ^ ° ^: O.O
 

Sergej Braginski: LUST! LUST! Ich meinte Lust!

Diese Autokorrektur ist zu nichts zu gebrauchen...
 

Leviii ^ ° ^: Ach so... - ^ -

Meine Autokorrektur kannte das Wort Autokorrektur noch nicht einmal. :/
 

Sergej Braginski: Na so was.
 

Leviii ^ ° ^: Was wolltest Du jetzt eigentlich nochmal schreiben? owo
 

Sergej Braginski: Ach ja...

Ich habe aber gar keine Lust mit Dir zu schreiben.
 

Leviii ^ ° ^: Siggi.... ToT
 

Sergej Braginski: Was soll überhaupt dieser Spitzname?! Ich heiße Sergej und nicht Siegfried!
 

Leviii ^ ° ^: Hm? O.o
 

Sergej Braginski: Siggi ist ein Spitzname für Siegfried.
 

Leviii ^ ° ^: Oder Sigrid! :D
 

Sergej Braginski: Ich heiße weder Siegfried, noch Sigrid!

Und überhaupt; Sigrid ist ein Frauenname.
 

Leviii ^ ° ^: Sergej, wenn Du ein Mädchen wärst, hätten Deine Eltern Dich dann Sigrid genannt?
 

Sergej Braginski: ....

Wie weit bist Du mit der Suppe?
 

Leviii ^ ° ^: O kurczę, nie!!

Ich muss schnell eben afk!
 

Sergej Braginski: Dein Ernst jetzt?!

Grzegorz?!

Ich komm jetzt rüber.
 

Leviii ^ ° ^: Nein, warte!

Bleib wo Du bist!

Ich hab alles unter Kontrolle.
 

Sergej Braginski: Alles okay bei Dir?
 

Leviii ^ ° ^: Ja, ja

Nur komm jetzt nicht in die Küche, hier ist überall Qualm...
 

Sergej Braginski: Was?!
 

Leviii ^ ° ^: Ich habe die Suppe verbrannt...
 

Sergej Braginski: Was?!
 

Leviii ^ ° ^: Ich hab vergessen, dass ich den Herd angemacht habe...
 

Sergej Braginski: ...Und warum?
 

Leviii ^ ° ^: ...

Weil ich so in unser Gespräch vertieft war... v.v
 

Sergej Braginski: Siehst Du? Bist wohl doch nicht multitaskingfähig.
 

Leviii ^ ° ^: Heyy.... Ó^Ò
 

Sergej Braginski: Ich habe doch recht.

Und ich habe es Dir gleich gesagt.

Hast Du schon die Fenster aufgemacht?
 

Leviii ^ ° ^: Ja...

Aber der Qualm will nicht so richtig verschwinden...
 

Sergej Braginski: Mach am besten noch die Tür auf.

Für den Durchzug.
 

Leviii ^ ° ^: Siggi, mein Kopf tut weh...

Und mir ist schlecht... Ó^Ò
 

Sergej Braginski: Geh aus der Küche raus, bis da durchgelüftet ist.
 

Leviii ^ ° ^: Aber die Suppe...
 

Sergej Braginski: Ich glaube, die kann man ohnehin nicht mehr essen.
 

Leviii ^ ° ^: O.O
 

Sergej Braginski: ?
 

Leviii ^ ° ^: Siggi, das wirst Du nicht glauben!

Die gesamte Suppe ist verdampft! OoO
 

Sergej Braginski: ?!
 

Leviii ^ ° ^: Da ist gar keine Flüssigkeit mehr im Topf!! D:
 

Sergej Braginski: Oh, na dann ist das vielleicht nur Wasserdampf und kein Qualm.
 

Leviii ^ ° ^: Nee, das ist Qualm.

Das Gemüse ist ganz schwarz und klebt am Topfboden fest... :/
 

Sergej Braginski: Oh, Grzegorz!
 

Leviii ^ ° ^: Sergej! D:
 

Sergej Braginski: Du machst mich wahnsinnig!
 

Leviii ^ ° ^: Tut mir ja leid... ; ^ ;

Mir ist immer noch schlecht und ich habe immer noch Kopfschmerzen...>^<°
 

Sergej Braginski: Geh lieber aus der Küche raus, bevor Du noch umkippst.
 

Leviii ^ ° ^: Okay...

Aber was mache ich gegen den Qualm? :(
 

Sergej Braginski: Mach Dir jetzt erstmal keine Gedanken darüber. Das lüftet sich schon durch.
 

Leviii ^ ° ^: Sollte ich vielleicht eine Duftkerze anzünden?
 

Sergej Braginski: ...
 

Leviii ^ ° ^: O.o?
 

Sergej Braginski: Du hast die Küche gerade fast anhand von Suppe in Brand gesteckt und spielst jetzt allen Ernstes mit dem Gedanken, eine Duftkerze anzuzünden?
 

Leviii ^ ° ^: Stimmt, ist vielleicht doch nicht so schlau. ^ ^'
 

Sergej Braginski: Ganz und gar nicht.
 

Leviii ^ ° ^: Siggi...

Denkst Du, Stefan wird sauer sein? :,(
 

Sergej Braginski: Mach Dir da nicht so viele Gedanken drum.

Stefan ist doch ein ganz netter.
 

Leviii ^ ° ^: Aber ich muss daran denken... :,(
 

Sergej Braginski: Guck, ich schreibe jetzt doch auch mit Dir.

Das ist doch Grund zur Freude, oder?

:)
 

Leviii ^ ° ^: Hhhhhh...!

Siggi! Du hast einen Smiley benutzt!!! OoO
 

Sergej Braginski: Yo.
 

Leviii ^ ° ^: ...

Okay, also ich darf Dich fragen, was ich will?
 

Sergej Braginski: Schieß los.
 

Leviii ^ ° ^: Also würdest Du jetzt Sigrid heißen, wenn Du ein Mädchen wärst?
 

Sergej Braginski hat Leviii ^ ° ^ blockiert.

Nach einer kurzen Unterbrechung sind wir gleich wieder für Sie da!

So hatte ich am Ende doch noch meine Sardinen bekommen. Zugegeben, es war nur ein kleiner Trost im Vergleich zu meinen restlichen Angelegenheiten. Aber es war dennoch eine tolle Sache (Ich meine; Sardinen - Yey!)!

Ähem, wie dem auch sei. Nach dem Essen ging es dann weiter mit der Vorstellrunde. Beziehungsweise dem Selbsthilfestuhlkreis.

Ich nahm also wieder meinen Platz neben Grzegorz aka.....tut mir leid. Aber den Spitznamen 'Levi' kann ich nicht akzeptieren. Ich weigere mich ihn als seinen Rufnamen anzuerkennen, geschweige denn zu verwenden! Oder um es korrekter auszudrücken; ich bin nicht in der Lage, dies hinzunehmen! Ich weiss, das habe ich schon vorhin gesagt, aber wie...wie kommt man bitte von Grzegorz Brzęczyszczykiewicz auf Levi?? Wie?! Ich werde dieses Ungeschick nicht akzeptieren, ehe ich eine Antwort auf meine Frage erhalten habe! Aber meiner Erfahrung nach, vermute ich, dass mich selbst die Antwort nicht überzeugen wird. Aus diesem Grund werde ich die Verwendung dieses Spitznamens ganz grundsätzlich ablehnen.

...Ich weiss, viele Worte um nichts. Tut mir leid. Aber so seht ihr wenigstens, wie mein innerer Gefühlszustand gerade so steht. Okay, zurück im Text. Ich nahm also meinen Platz ein, welcher sich neben dem von Grzegorz befand und wartete, dass es wieder losging.

Wenig später dackelten auch schon die anderen rein, mit ihnen Stefan. Ach, Stefan. Er wird bestimmt nicht wieder so töricht handeln. Der hat seine Lektion gelernt.

Wie dem auch sei. Nachdem alle Platz genommen hatten und es wieder ruhig wurde, wollten wir fortfahren.

Doch dies sollte sich als schwieriger, als gedacht herausstellen...

„Gut, also dann machen wir mal weiter mit...", begann Stefan fortzufahren. Doch die kleine Pause am Ende seines Satzes wurde von Jemand bestimmten dazu genutzt, das Wort zu ergreifen. Ich denke, ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass es sich um Grzegorz handelte, welcher wiedereinmal zu reden anfing. Nichts desto trotz betone ich es erneut; Grzegorz hat ihn unterbrochen (Wow.).

„Äh, ich war eigentlich noch nicht fertig...", äußerte der blonde Quasselkopf, doch anscheinend war es schon zu spät für ihn. Denn Stefan wusste sich aus dieser Situation zu helfen! Tja, Stefan halt.

Blitzschnell, mit einem nervösen Blick in seinen Augen wandte er sich dem Jungen, welchen ich vorhin schon als Skaterboy benannt habe, zu.

„Äh, ja, also Du! Wie heißt Du noch gleich??" - Hey.

Ignorierte er jetzt etwa Grzegorz? Also, wirklich! Das war nun aber nicht pädagogisch! Okay, Gut. Ich kann ihn auch ein Stück weit verstehen. Grzegorz vergaß gerne Mal die Zeit, während er sprach. Dennoch hatte Stefan sich da selbst hineingeritten. Und eigentlich müsste er das jetzt auch ausbaden.

...Ich könnte ja Partei ergreifen und ihn darauf aufmerksam machen, dass eigentlich Grzegorz noch nicht fertig war. Könnte ich. Mach ich aber nicht. Ich bin kein schadenfreudiger Sadist. Auch wenn meine kleine Schwester das gerne mal behauptet, wenn sie sauer auf mich ist. Aber wir sagen ja alle mal Dinge, die wir nicht so meinen (Das heißt aber nicht, dass es deshalb weniger weh tut...).

Während Stefan gezielt die Aufmerksamkeit umlenkte und Skaterboy damit beschäftigt war, einfach mal kurz verwirrt zu sein, ließ ich meinen Blick zu Grzegorz hinüber schweifen. Und ganz ehrlich; irgendwie fing er an mir leid zu tun. Er sah traurig aus, weil er nicht zu Ende erzählen durfte. Das war schon nahezu herzzerreißend. Wie der gestiefelte Kater aus Shrek. Nur...schlimmer. Ernsthaft, der gestiefelte Kater ist nichts gegen Grzegorz!

Ich hätte meine Meinung ja eventuell noch geändert. Immerhin, wenn ich es für Grzegorz tat, war das Partei ergreifen ja nicht mehr als schadenfreudige Geste sadistischen Ursprungs zu verstehen. Aber gleichzeitig hatte ich auch Mitleid mit Stefan. Er schaute ja noch nicht einmal mehr auf seine Liste, sondern bestimmte wahllos irgendwelche anderen Leute, welche sich als nächstes vorstellen sollten. Das musste ja auch was heißen!

Hm, ich glaube, ich komme nicht drum herum Grzegorz später aufzuheitern. Dann würde ich ihm heute Abend vielleicht doch noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Vielleicht. Wenn mir eine einfällt. Und sie denn auch gut ist. Sonst wäre es ja keine Gute-Nacht-Geschichte. Ich weiß, meine Witze sind der Brüller.

Also hielt ich den Mund und schaute wieder in Richtung Stuhlkreis. Grzegorz musste sich noch bis heute Abend gedulden!

„Bin ich schon dran?", fragte Skaterboy erstaunt. Vielleicht verstand er das System nicht so ganz. Zum einen hätte man ja denken können, dass Stefan nach der Liste ging, welche er in der Hand hielt. Da er jenes aber offensichtlich nicht tat, sondern sie vielmehr als Antistressball zwecksentfremdete, konnte man annehmen, dass die Reihenfolge im Uhrzeigersinn verlief. Was sie allerdings auch nicht tat. Denn direkt neben Grzegorz saß ein asiatischer Junge. Gegen den Uhrzeigersinn war auch keine Option, denn wie ihr ja wisst, hatte ich das Vorrecht, neben Grzegorz sitzen zu dürfen. Rechts von mir saß dann Grumpy-Girl (welche übrigens immer noch nicht gerade glücklich aussah), neben ihr dann Struwi und erst dann kam Skaterboy. Nun, ich hätte es auch nicht verstanden, wenn ich nicht längst wüsste, dass es gar kein System mehr gab.

Aber wisst ihr, welche traurige Tatsache mir erst jetzt aufgefallen war? Mit der Vorstellrunde würden sich alle vorstellen! Ja, ich weiß, dass ist total klar, aber worauf ich hinaus wollte; sie würden ihre Namen nennen! Ja, gut das ist auch offensichtlich, aber mit der Offenbarung ihrer wahren Namen würden auch gleichzeitig ihre von mir verliehenen Spitznamen rechtskräftig werden! ...Das stimmte mich nun wirklich etwas traurig. Ich war doch so kreativ gewesen und nun war alles für die Katz! Ob sie mir vielleicht auch insgeheim irgendwelche Spitznamen gaben? Was das wohl für welche waren...

Nachdem ich einige Zeit darüber gerätselt hatte, was mir die anderen wohl für Spitznamen geben könnten, war ich doch ganz froh darüber, dass wir uns jetzt doch endlich vorstellen durften.

Stefan gab Skaterboy währenddessen zu verstehen, dass er nun anfangen sollte. Sogleich befolgte dieser die Anweisung:

„Äh, ja...Also, ich heiße Tobi...as. Äh, ja Tobias Schmidt mein Name und ich komme aus Deutschland. Ich bin 16 und hier weil ich mich unter anderem im Tanzen verbessern möchte. Also ich mache Breakdance. Und dann, öhm, ja also ich singe auch, wie Levi, und spiele Bassgitarre. Und ansonsten zeichne ich auch gern, also Graffiti und Cartoons, so in die Richtung. Ist aber mehr hobbymäßig, als Talent."

Tobias stellte sich recht locker und ungezwungen vor und zugegebenermaßen auch nicht so überdreht, wie ich es anfangs vermutet hätte.

„Ah, schön. Und woher genau aus Deutschland kommst Du?", versuchte Stefan locker zu erfragen, jedoch merkte man, wenn man denn genauer hinsah, dass er leicht angstvoll hoffte, dass es nicht so ausarten möge wie beim ersten Mal.

„Also, ich wohne in Düsseldorf, aber gebürtig komme ich aus München.", antwortete Tobias freundlich. Doch neben ihm ertönte schon ein leises, unterdrücktes Kichern.

„Was gibt's da zu lachen, hm?", fragte er Struwi, denn, wie man sich wohl denken kann, war er es, der so vergnügt kicherte.

„Sorry, Mann aber das kann ich nicht ernst nehmen! Ich mein, was is'n das für ein Name?? Düsseldorf, ich bitte Dich!"

„Das ist kein Name, sondern eine Stadt und außerdem können wir ihn alle nicht ernst nehmen, trotzdem lachen wir uns keinen Ast ab." - Oh, harter Diss. Nun, an Tobias Gesichtsausdruck wurde schließlich dann aber doch kenntlich, dass diese Äußerung nicht böse gemeint war.

Kurz darauf ging es auch schon weiter; Stefan wählte sogleich den nächsten aus:

„Okay, da Du Dich ja anscheinend so gerne mitteilst, sollst Du nicht länger warten müssen, also los!", verwies er auf Struwi, locker flockig von der Kante. Was diese komische Formulierung sollte? Nun, ich wollte witzig sein. Ist mir nicht gelungen? Egal. Lauschen wir Struwi!

Dieser räusperte sich kurz und richtete sich etwas auf, denn zuvor hat er etwas sehr lässig auf seinem Stuhl rumgehangen (Anscheinend wollte er jetzt richtig loslegen!).

„Yo, also ich heiße Robert Jackson, bin 16 und komme aus New South Wales in Australien.", nachdem er das gesagt hatte, wandte er seinen Blick zu mir und schaute übers ganze Gesicht ernst drein. Ja! Gut! Ich hab's verstanden! Du kommst aus Australien und nicht aus England, Amerika oder sonst einem englischsprachigen Land! Können wir jetzt weitermachen?!

Tatsächlich fuhr er alsbald fort.

„Also ich wohne in einem kleinen Ort Nähe Sydney. Ist ziemlich witzig, weil unsere Nachbarn 'n paar Meilen weiter entfernt wohnen. Joa und hier bin ich, weil ich mich im Schlagzeug spielen upgraden will."

„Upgraden?", hakte Stefan noch einmal nach.

„Jaa, upgraden. Das sagt man so.", bestätigte Robert ihm, während er sich leicht am Hals kratzte.

Stefan erwiderte nur: „Alles klar, coole Sache."

„Find ich auch.", entgegnete der sich Upgradende.

„Du hast doch sicherlich noch andere Interessen?", erkundigte sich Stefan weiter.

„Oh, ja.", versicherte Robert, minder enthusiastisch.

„Na dann, hau raus!", schlug Stefan vor, worauf Robert auch kurzerhand einging:

„Ja, also ich rappe auch und...ja, spraye gern. So, Graffitis und so. Wie der Düsseldorfer neben mir." - Wow, der hat gesessen.

„Ha, ha. Okay, gut dann machen wir mal mit einem Mädchen weiter. Magst Du Dich vorstellen?", fragte der Gruppenleiter während er auf Grumpy-Girl verwies.

„Von mir aus.", antwortete sie nur trocken. Ernsthaft. Welcher Name passt bitte besser zu ihr, als Grumpy-Girl? Hm?! Also, den Namen will ich erstmal hören!

„Mein Name ist Juni Falk, ich bin 16 und ich komme aus Schweden."

„Woher genau?", fragte Stefan nochmal genauer nach, diesmal deutlich sicherer. Anscheinend merkte er, dass von Juni keine Gefahr ausging, länger als zur vorgegebenen Zeit zu reden.

„Uppsala.", antwortete sie kurz und knapp und wenig begeistert. In dem Moment wussten wir alle, dass Robert all seine Selbstbeherrschung zusammen nehmen musste, um nicht laut loszulachen. Denn er wusste genau, dass er sich bei Juni nicht dasselbe leisten konnte, wie es bei Tobias der Fall war. Allein schon diese bedrohliche Aura, welche sie umgab. Regelrecht einschüchternd. Oder vielleicht hatte sie auch einfach nicht genügend geschlafen. In diesem Fall kann ich ihre schlechte Laune vollstens nachempfinden. Kennt man ja.

„Es gibt doch sicher einen Grund, weshalb Du hier bist!", versuchte Stefan sie, freundlich wie immer, zum weiterreden zu animieren. Das war schon lustig. Grzegorz musste er zum Schweigen bringen, aber Juni musste er praktisch jedes Wort aus der Nase ziehen. Wie unterschiedlich die Charaktere hier doch waren.

„Ja, ich...fotografiere gern. Und rappe auch. Und...Ich spiele auch Geige, beziehungsweise E-Geige. Eiskunstlauf praktiziere ich auch.", antwortete Juni so lustlos, dass ich mich fragte, weshalb sie denn so viele Hobbys fördern wollte, wenn ihr anscheinend ohnehin nichts Spaß machte. Na ja...vielleicht war sie auch einfach nur schüchtern? Oder so...

Dazu muss ich auch sagen, das ihr Kleidungsstil sehr...interessant war. Nein, ehrlich. Das sollte jetzt auch nicht abwertend klingen oder so. Ich meine dies im wahrsten Sinne des Wortes. Neben ihrer gräulichblassblauen Skimütze trug sie ein grünliches Oberteil, welches etwas an Mosaik oder besser gesagt an abstrakte Kunst erinnerte. Dann noch Stulpen, welche ich persönlich mit Waldo von „Wo ist Waldo?" assoziierte. Darüber hinaus trug sie noch einen Rock, welcher etwas von einem Tütü hatte, wohl aber keines war. Dazu eine Strumpfhose, welche an jeweils beiden Beinen eine andere Musterung hatte und Sneakers. Wie gesagt, sehr innovativ, hab ich noch nie gesehen, aber das muss ja nicht unbedingt heißen, dass es schlecht war.

Stefan schien die Sache aufzugeben, für's erste zumindest. So richtete er seinen Blick auf mich.

Ich zögerte nicht lang und begann auch schon damit, mich vorzustellen: „Ähm, ja...Also ich heiße Sergej---", sofort, wie hätte es auch anders sein können, wurde ich unterbrochen. Und zwar von, wer hätte es anders sein können, dem Trick-Trio:

„Hallo Sergej!", grüßten sie mich munter im Chor, als sei dies tatsächlich eine Selbsthilfegruppe. ...Was zum Geier sollte das? Waren sie die ganze Zeit ruhig, bezogen auf die Selbsthilfenummer zumindest, und zogen dieses Ding dann nur bei mir ab, oder wie? Nun, aber ein Blick meinerseits gereichte, um sie zum Schweigen zu bringen. He, he! Wobei...eigentlich habe ich gar nicht so böse geguckt.

....Sollte das etwa bedeuten, dass ich schon von vorne rein so einschüchternd wirke...? War ich denn...wirklich so gruselig...??

...Ich beschloss, schnell mit der Vorstellung weiterzumachen, bevor ich mir noch mehr über diese Frage den Kopf zerbrach...

„....Braginski....", fuhr ich dann langsam fort, mit einer gewissen Skepsis in der Stimme. Wurde aber dennoch erneut gehindert fortzufahren, da ich merkte, wie sich direkt neben mir jemand aufs Äußerste einen abgrinste. Ich denke, es ist offensichtlich, dass dieser Jemand nicht Juni war.

Wie auch immer. Ich versuchte diese Tatsache zu ignorieren und weiterzumachen:

„Ähm...Ich bin 17 Jahre alt und komme aus Sankt Petersburg, Russland. Ich tanze auch Breakdance und zeichne ebenfalls, allerdings mehr im naturalistischen Stil. Und sonst spiele ich noch Klavier."

„Ah, gut also mehr die klassischen Sachen?", fragte Stefan interessiert.

„Äh...ja.", äußerte ich so selbstsicher wie man dies in einem Selbsthilfestuhlkreis nun mal sein konnte. Deutlich zu erkennen an dem 'Äh...'. Nun und klassisch orientiert waren meine Interessen wohl tatsächlich. Wenn man denn von Breakdance absah...

Der nächste im Bunde war dann wohl der asiatische Junge, welcher ebenfalls neben Grzegorz Platz genommen hatte. Er wirkte von allen am normalsten, wenn ich das mal so sagen darf. Nicht aufgekratzt, auch nicht sonderlich schlecht gelaunt, vielleicht etwas müde, aber das waren wir, schätze ich, alle.

„Ja, ich bin Kagawa Shinji---", weiter ist der arme Junge auch nicht mehr gekommen, denn natürlich musste er unterbrochen werden. Tobias, welcher eigentlich recht sympathisch wirkte, konnte sich anscheinend nicht länger damit zurückhalten und fiel dem Schwarzhaarigen ins Wort:

„Beim BVB gibt's auch einen Shinji Kagawa!"

Shinji schaute Tobias nur etwas perplex an.

„Hä...?", stammelte er.

Tobias klärte ihn freundlicherweise alsbald auf: „Das ist ein Spieler in einem deutschen Fussballverein!"

Shinji schien noch immer etwas bedröppelt. Offenbar war das alles etwas zu viel für ihn.

„Aha...", fing er dann an, als er sich wieder etwas gefangen hatte. „Der bin ich aber nicht.", sprach er weiter.

„Bist Du sicher...?", fragte Tobias locker flockig von der Kante runter (Sorry, aber ich weiß nicht, wie ich das sonst beschreiben soll!). Ein Scherzkeks war er also auch.

„Ziemlich...", erwiderte Shinji. Oh, schlagfertiger als gedacht!

„Kannst Du überhaupt Fussball spielen?", wollte Tobias daraufhin wissen. Shinji erwiderte nur ein kleines, aber leicht lang gezogenes „Nee...".

„Schäme Dich.", entgegnete der Blonde ihm, an seiner Art jedoch deutlich erkennbar, dass es nur ein Scherz gewesen war. Shinji selbst schien etwas irritiert zu sein.

„Äh...okay...Darf ich jetzt weitermachen?"

„Mach einfach weiter...", beantwortete Stefan nun seine Frage. Anscheinend hatte er sich schon an diese ganze Alles-und-jeder-wird-hier-unterbrochen-Nummer gewöhnt. Ich frage mich ehrlich, warum er nichts dagegen tat. Vielleicht wollte er selbst nicht in dieses Schema hineinrutschen.

„Okay...Also, ich bin 17 Jahre alt und komme aus Japan. Aus Tokyo. Ja...und ähm, ich schreib gern Texte. So Poetry Slam mäßig und so..."

Natürlich durfte an dieser Stelle nicht einfach geschwiegen werden. Diesmal fiel Robert ihm ins Wort:

„Poetry Slam...? Was 'n das?"

Tobias erklärte sich bereit, diese Frage zu beantworten:

„Das ist wie ein Rap Battle nur im Monolog!", Verwunderung zeichnete des Australiers Gesicht.

„...Ernsthaft? Das heißt...Du mobbst Dich selber...?", fragte er noch einmal genauer nach, denn richtig verstanden hatte er es nicht.

„Nee, nee, Du hast so ein Thema und dann diskutierst Du darüber. Quasi mit Dir selbst und vor Publikum.", erläuterte Tobias es näher. Beide schauten daraufhin zu Shinji, damit dieser die Aussage bestätigte oder entsprechend widerlegte.

„Äähh...ja, kann man unter Umständen auch so erklären.", sagte er schließlich. Robert schien aber nicht zu 100% überzeugt zu sein.

„Klingt ja ziemlich schizophren...", sagte er dann. Dieser Junge überraschte mich echt immer wieder.

„...Jedenfalls...", versuchte Shinji daraufhin unberührt fortzufahren, „...interessiere ich mich sehr für Musik. Also ich erstelle häufig Remixes am PC oder mache meine eigene. Und Bildbearbeitung mache ich auch gern, also ich benutze häufig meinen PC für sowas. Und...ja, ich spiele auch Keyboard."

„Oh, klingt ja sehr interessant. Dann bist Du wohl mehr so im modernen Bereich unterwegs?", erwiderte Stefan.

„J..ja genau.", bestätigte Shinji noch einmal, bevor nun der Nächste dran kam. Dieser entpuppte sich als dritter Konponent des Trick-Trios. Mir fiel auf, dass er der einzige Brünette in der Jugendgruppe war. Und auch sein Stil hob sich, wie auch der Junis, von dem der anderen ab; er kleidete sich eher im klassischen Stil, wenn ich das jetzt mal so sagen darf. Also Hemd, Weste und Krawatte. Dennoch wirkte er in seiner Aufmachung nicht wie ein Geschäftsmann fortgeschrittenen Alters. Er schien auch eher zu den größer gewachsenen zu gehören. Das heißt, er war wohl der Größte nach mir. Mann, ich bin ja ein echter Riese. Aber gut, bei 1,91m ist es auch schwer, das Gegenteil zu erreichen.

„Alles klar, ich heiße Vincent Petitaud Ughetto...", die Pause, welche Vincent eigentlich nutze, um für seinen nächsten Satz Luft zu holen, wurde von Tobias gebraucht, um ihm ins Wort zu fallen:

„Petitaud, das klingt wie Patato nur auf französisch ausgesprochen!"

Robert allerdings sträubte sich sogleich gegen diese Bemerkung:

„Alter, ist das echt das erste, was Dir auffällt?! Ich meine Ughetto! Streich das 'u' und Du hast Ghetto!!"

Erfreut erwiderte Tobias: „Krahahaaass!" - Wow.

„Hey, seid mal ruhig, ihr Ghettos, ich will weitermachen!", unterbrach der Brünette die beiden Ghettos dabei, ihn zu unterbrechen, nonchalant mit einem Grinsen auf seinen Lippen. Wow, also da haben sich drei gefunden. Die werden bestimmt zu Best Friends. Wie gut, dass ich sie bereits in ein Trio eingeteilt habe!

Nach einem kurzen Räuspern, fuhr Vincent mit seiner Vorstellung fort:

„Ich bin 18 und komme aus Marseille im Süden Frankreichs. Ich möchte meine Fähigkeiten im Schauspielern, sowie im Tanzen und Singen vertiefen. Gegebenenfalls praktiziere ich auch Rap, aber das mache ich mehr aus Jux."

„Und in welche Richtung geht Dein Tanzstil so?", fragte Stefan wieder einmal noch etwas genauer nach.

„Ich lerne eher so die klassischen Stile.", antwortete Vincent unbefangen.

„Gut, also ich denke damit wären wir dann...Oh! Nein, wartet wir haben noch jemanden!", wollte Stefan die Runde erst schließen, korrigierte sich nach genauerem Hinsehen aber schnell. Kurz darauf blickte er zu...ihr...

....Wie konnte er sie nur vergessen?! Das war ja sowas von, nein. Nein, ich sollte mich nicht aufregen. Das ist ungesund. Nichts desto trotz war das echt daneben!

„Entschuldige bitte. Stellst Du Dich dann noch vor?", also ehrlich! Dieser nette Unterton machte die Sache auch nicht wieder wett! Nun...aber ich sollte lieber zuhören, damit ich endlich ihren Namen mitbekam. So beschloss ich noch einmal über Stefans Fehler, welche ja eigentlich auch menschlich waren, hinwegzusehen.

„A-also ich heiße...", fing sie an, wurde aber von Stefan noch einmal angesprochen:

„Entschuldige, aber kannst Du vielleicht ein klein wenig lauter sprechen?", fragte er mit einem freundlichen Lächeln, so wie Stefan eben war. Einerseits ärgerte es mich, dass wieder einmal jemand unterbrochen wurde! Andererseits war ich tatsächlich dankbar dafür, dass er darum gebeten hatte, denn ich saß so weit weg von ihr, dass ich bei ihrer eher leisen Stimme, wahrscheinlich nicht viel mitbekommen hätte.

„J-ja, natürlich!", versicherte sie etwas unsicher und bemühte sich darauf, lauter zu sprechen.

„Also, ich...Ich heiße Neelie Timmermans und ich...ich komme aus Amsterdam, in den Niederlanden. Ich...Ich bin 17 Jahre alt und ich bin hier, weil...weil...", sie gab sich wirklich größte Mühe, laut und deutlich zu sprechen. Und mir fiel jetzt erst auf, was für eine schöne Stimme sie doch hatte. Ich glaube...ich hätte ihr stundenlang zuhören können...JEDOCH, ähem, schien sie gerade etwas nervös zu werden! Aber...man merkte wirklich, dass sie sich sehr darum bemühte, ihre kleine Rede zu vollenden. Nicht viel später schaffte sie es anscheinend auch, sich zu überwinden.

„Ich...ich schreibe sehr gerne, vor allem Geschichten! Und außerdem tanze ich auch liebend gern..., wobei ich mich da auf Ballett spezialisiert habe...Und...Und außerdem...ähm, also der Hauptgrund, weshalb ich hier bin ist, dass ich versuchen möchte mich im schauspielerischen Bereich weiterzubilden. Also..."

Stefan lächelte Neelie warm an, als wolle er sagen: „Gut gemacht!"

Und ich muss ihm zustimmen! Dafür, dass sie offenbar so schüchtern war, hatte sie das alles gut hinter sich bringen können. Ich schaute noch kurz zu ihr hinüber, wobei ich darauf achtete, sie nicht anzustarren, immerhin wollte ich sie nicht verunsichern.

....Ähm, also, ich musste sie ja jetzt wenigstens ein bisschen ansehen, damit ich mir merken konnte, mit wem ich es denn zu tun hatte! Ja, ich wollte mich ja nachher noch bei ihr entschuldigen! Ganz genau, ich habe noch nicht aufgegeben! Und außerdem, außerdem, habe ich doch gerade auch meterlang das Aussehen der anderen beschrieben! Da durfte ich sie doch wohl eben kurz mal ansehen, ohne das wilde Schlussfolgerungen geschlossen wurden! Oder etwa nicht??

Egal, ich seh sie jetzt einfach an. Nur kurz, okay?

Wie mir nun auffiel, war Neelie mit Abstand die kleinste im Bunde, also von der Körpergröße her. Und trotz der Tatsache, dass sie eigentlich schon fast zierlich war, trug sie dennoch ein Sweatshirt, welches deutlich über ihre eigentliche Kleidergröße hinaus zu gehen schien. Aber trotzdem sah es nicht weniger gut aus. Man könnte sogar schon so weit gehen, zu behaupten, dass es irgendwie niedlich aussah.

...Ähm, ja...Ich hör dann mal auf sie anzusehen. Bin ja schon fertig...

Irgendwie fiel mir gerade auch etwas auf, worauf ich vorhin nicht aufmerksam geworden war. Ich spürte einen stechenden Blick auf meiner Haut. Man sollte meinen, das sollte man gar nicht spüren können, aber wusstet ihr, dass man aus seinem Schlaf aufwachen kann, nur weil man sich gerade angestarrt fühlt?

Jedenfalls bewegte ich meinen Blick langsam in die Richtung, aus welcher ich die Quelle vermutete. Nichtsahnend. Und ganz ehrlich; als ich die Quelle erblickte, hätte ich vor Schreck fast einen Herzstillstand erlitten.

Ernsthaft! Wer denn jetzt eigentlich diese Quelle war? Nichts leichter zu beantworten, als das! Wer hatte denn schon die ganze Zeit über so genervt drein geschaut, als wolle sie Grumpy Cat höchstpersönlich herausfordern? Ganz genau! Meine über alles charmante Sitznachbarin Juni Falk!

Ich konfrontierte mich todesmutig damit, indem ich meinen Blick ebenfalls auf ihr Verharren ließ. Doch sie starrte einfach munter weiter! Als sei sie sauer auf mich, als hätte ich etwas schlimmes verbrochen! Aber ich hatte doch gar nichts getan?!

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ sie endlich von mir ab. Was zum Geier, sollte das bitte??

Die Stille vor dem Sturm

„Ich check immer noch nicht, wie man eine Stadt so nennen kann!"
 

-„Das liegt daran, dass Du einfach keine Ahnung hast! Du hast in Erdkunde bestimmt eine 6!"
 

„Nein! Nein. Ich habe Erdkunde abgewählt!"
 

-„Ohoho! Hälst Dich jetzt wohl für den größten Macker aller Zeiten, hm?"
 

Ihr wollt wissen, wer sich dieses krasse Battle lieferte, welches nur so vor gekonnten Kontern triefte? Tja, nachdem sich nun letztendlich doch alle vorgestellt hatten, wurden wir in unsere Freizeit entlassen. Das klingt jetzt vielleicht etwas förmlich. Na ja, es bedeutet einfach; wir haben den Rest des Tages frei. Und da es ein Sonntag war, die Geschäfte geschlossen hatten und die meisten von uns noch recht müde von der Anreise gestern waren, blieben wir alle erst einmal im Wohnheim. Genauer gesagt gingen wir einfach zum Aufenthaltsraum hinüber. Ich habe wohl schändlicherweise letztes Mal behauptet, dass wir im Aufenthaltsraum unsere kleine Selbsthilfesitzung abgehalten hatten, aber wie ich erfahren durfte, handelte es sich dabei nur um einen langweiligen Konferenzraum. Der eigentliche Aufenthaltsraum sah auch viel mehr wie ein Aufenthaltsraum aus. Etwa in der Mitte des Raumes stand eine große Couch. Rechts und links daneben gab es auch einige andere Sitzmöglichkeiten. Diese waren natürlich direkt vor einem Fernseher platziert. Fragt mich nicht, was es für einer war, ich kenne mich mit dem ganzen Kram nicht aus. Als mein Laptop kaputtging wollte mir ein überdeutlich hilfsbereiter Mitarbeiter in dem Elektronikfachgeschäft/Reparaturwerkstatt einen neuen andrehen, mit Advance Dual Docking Station, Track Point und natürlich Ethernet Lan. Ich habe bis heute nichts verstanden, außer dass es um einen Laptop von anscheinend bester Qualität ging. Na ja, wie auch immer, jedenfalls war es ein großer Flachbildschirm, auf dem alle Mitglieder unserer Gruppe gleichzeitig etwas erkennen konnten. Hinter der, mit grünem Stoff bezogenen, Couch war ein Tischfußball......tisch....Ich bin mir nicht sicher, wie das heißt. Tischfußballtisch klingt doch wirklich abstrus, oder? Ich meine ja, man sagt 'Lass uns Tischfußball spielen!', aber wie heißt denn bitte das Gerät selbst? Wenn es einer weiss, man möge es mir bitte mitteilen. Wobei, ich denke noch einmal werde ich dieses Wort nicht benötigen. Jedenfalls stand da so ein Ding. Und dahinter befand sich auch schon die Außenwand. Diese war mit einer großen Fensterfront besetzt, sodass man einen guten Blick nach draußen hatte und auch tagsüber reichlich Licht in den Raum drang. Wenn man nun einfach von...der Couch aus gesehen (?) nach rechts ging, erreichte man eine Möglichkeit den Speisesaal zu betreten. Wobei Saal etwas übertrieben war, denn da wir ja eine relativ kleine Gruppe waren, brauchten wir keinen riesigen Saal. Nun denn, zu Ihrer Linken - pardon - zu der Couch Linken fänden Sie einen Durchgang zum Flur vor. Der Aufenthaltsraum war ein sehr großer Raum und beinhaltete ohne Frage mehr Inventar, als lediglich einen Tischfussball.... (Mist.).....tisch..., eine Couch und eine fette Glotze. Aber ich möchte mich jetzt nicht zu lange dabei aufhalten, die Äußerlichkeiten des Wohnheimes zu beschreiben. Dafür haben wir später noch genug Zeit! Ich meine, ich wollte ja eigentlich erzählen, wer sich dieses krasse Battle lieferte, dessen Stattfinden ihr sicherlich schon vergessen habt, da ich einfach so lange und imens vom Thema abschweife. Es tut mir leid! Ich gelobe Besserung! Aber ich brauche etwas Zeit...
 

Ähem, wie dem auch sei. Wir sind also alle in den Aufenthaltsraum rübergegangen. Ich wollte eigentlich Hippster sein und in mein Zimmer gehen. Gut, ich wollte einfach nur schlafen. Aber irgendetwas deutete mir, dass es wohl unhöflich sei, einfach so die Gruppe zu verlassen. Da machten sich wohl die Spuren meiner Erziehung bemerkbar. Wie schön! Wenigstens etwas Positives heute.
 

Um zum Thema zurückzukommen, wie es unter neuen Bekannten nunmal so war, verfloss die Gruppe in Smalltalk. Beziehungsweise eine etwas tiefere Vorstellung. Wenn ich seinen Namen richtig behalten habe, hatte Tobias (Skaterboy) eine lockere Runde angefangen, nachdem wir nach einigen Minuten des fehlenden Gesprächsstoffes, Gefahr liefen, den Fernseher einzuschalten. Ich setze an dieser Stelle der Einfachheit halber einfach ein Flashback:
 

"Hey, sagt mal, wie seid ihr eigentlich auf das Programm hier gekommen?", fragte der Blonde ehrlich interessiert. Es wurde einen Moment gezögert, darüber, wer sich als Erster nennen sollte. Schließlich antwortete Vincent (Der hatte keinen Spitznamen, oder? Okay, dann kriegt er halt jetzt einen. Ähm, es war Ghetto-Patato. Ihr wisst schon, Ughetto...Petitaud...Es war der Franzose.):
 

"Ganz ehrlich? Internet.", diese unspektakuläre Antwort hinterließ einen weiteren Moment der Stille, ehe sich auch Weitere diesem Statement anschlossen.
 

"Japp, bei mir auch.", erwiderte Struwi, ich meine natürlich Robert. Mann, das ist ganz schön schwer, sich das abzugewöhnen. Kurzerhand gestanden auch noch die Anderen, dass sie das Angebot auf dieselbe Weise entdeckt hatten. So enttäuschend das auch klingen mag, aber ich bin auf das APH ebenfalls im Netz gestoßen. Besser gesagt hatte es meine kleine Schwester gefunden und unsere Eltern so lange genervt, bis sie damit einverstanden waren, mich hierher zu schicken. Ja, sie hat mich sehr lieb. Danke, siströnka¹!
 

Empört guckte Tobias uns alle an: "Also ehrlich! Was seid ihr denn für Mainstream-Kinder? Einer findet's im Internet, okay. Zwei, auch gut. Aber alle??"
 

Stru- Robert hatte einen Einwand einzuwenden(!): "Ja, sorry, aber hey, ich wohne 15 Meilen von der Stadt entfernt! Was erwartetst Du denn bitte? Woher sonst soll ich wissen, was so in der Welt passiert? Denkst Du ein Wombat hat mir das Heim hier empfohlen, oder was?"
 

Tobias sah seinen Denkfehler ein: "Ja, okay....aber echt alle? Ich meine, bin ich denn echt der Einzige, der das nicht bei Google ausgespuckt bekommen hat?"
 

"Ich hab's bei Bing gefunden.", meldete sich erstmals Shinji zu Wort. Sah aber schnell ein, dass Tobias Frage nicht darauf hinauslief. Aber immerhin hatte er versucht etwas beizutragen! Er schien auch eher der Stille zu sein. Von daher konnte man da mal ein Auge zudrücken. Skaterboy war derzeit am verzweifeln:
 

"Leute...?"
 

"Ähm....", tatsächlich erhielt Tobias wenig später eine Antwort auf seine Aufforderung. Und zwar von einer Person, von welcher wir alle es wohl am wenigsten erwartet hätten. Nachdem die zögerliche Antwort erfolgt war, richteten wir alle unseren Blick auf Neelie. Zunächst schien sie etwas überfordert mit der neugewonnenen Aufmerksamkeit, gab jedoch recht schnell eine Antwort:
 

"Also, mir hat mein Lehrer das Projekt empfohlen..."
 

Tobias zögerte nicht, rechtzeitig zu antworten: "Wow, Dein Lehrer? Wie kommt's?"
 

"Ähm, also...wir haben bei uns an der Schule eine Literatur-AG und ähm, also dort gibt es mehrere Positionen...Schauspielerei, Schreiberei, all sowas. Und der Lehrer, welcher mir dieses Projekt vorgeschlagen hat, ist die Aufsichtsperson für die AG.", antwortete Neelie, gewillt möglichst flüssig zu reden. Tobias wertschätzte die Bemühungen ihrerseits sehr. Man konnte einerseits denken, dass sie lieber nichts mehr sagen wollte, da es offenbar solche Schwierigkeiten für sie bereitete vor mehreren Personen, oder vielleicht sogar überhaupt zu sprechen. Aber stattdessen vergeltete er ihr es mit einem freundlichen Lächeln und einem Ausdruck von Begeisterung in seinem Gesicht und seiner Stimme:
 

"Wow cool! Wir hatten eine Theater-AG, aber ist bestimmt etwas anders aufgebaut. Was hast Du denn so in der AG gemacht?"
 

Neelie war einen Moment lang ruhig. Möglicherweise, um erst die Worte in ihrem Kopf zu ordnen, oder vielleicht auch aufgrund der Verwunderung über solches Interesse, aber sie antwortete alsbald:
 

"Ich, ähm, also...ich schreibe sehr gerne, also das habe ich in der Einleitung ja auch schon gesagt...also, ich habe mich mit allgemeinen Texten befasst..wie, wie Prosa und Poesie und so etwas...Hm, und irgendwann, als wir aufgrund des abgehenden Jahrganges weniger Mitglieder wurden, habe ich auch angefangen, an den Theaterstücken mitzuschreiben und habe...dann auch einige selbst geschrieben...Na ja und irgendwann meinte mein Lehrer dann, ich solle es doch mal versuchen, selbst auf der Bühne zu stehen...Und ja...ein paar Wochen später hat er mir dann von dem Projekt hier erzählt."
 

Etwas verschüchtert schaute Neelie auf ihre Füße. Sie kämpfte wohl damit, den Blick oben zu behalten, aber ihre Introvertiertheit war diesmal wohl stärker als sie. Es ließ Tobias jedoch nicht daran hindern weiter freundlich und hilfsbereit, immer wieder zu versuchen, ihre stille Phase zu durchbrechen. Zugegeben, dass sie so fleißig war, hätte ich auf den ersten Blick nicht erwartet. Das sollte jetzt nicht abwertend oder dergleichen klingen. Ich schätze, ich habe mir bis jetzt noch nicht so große Gedanken darüber gemacht, dafür war ja auch nicht wirklich Zeit gewesen. Aber es war schon...na ja, beeindruckend zu hören, dass sie so viel versuchte, wenngleich es ihr schwer viel. Ich hätte gern auch etwas zu ihr gesagt, aber ich hatte ja schon in der Küche versagt. Und eine solch peinliche Situation, wie sie sich momentan wohl erübrigen würde, wollte ich vorerst möglichst verhindern. Aber auch die anderen fingen an, ihr gut zuzureden. Irgendwann äußerte Vincent den Satz:
 

"Cool. Vielleicht können wir ja mal zusammen ein Stück einstudieren. Magst Du Romeo und Julia?"
 

....Dieser Ghetto-Patato. Sollte das etwa ein Anmachspruch sein?! Hä?! Sowas blödes aber auch, sie saßen sogar fast nebeneinander!

Da muss doch jemand dazwischen gehen!!
 

"Ich check' immer noch nicht, wie man eine Stadt so nennen kann!"
 

In der kurzen Zeit, in der ich hier bin, war ich noch nie so froh Struwis, ach, Mann!!...Ich war noch nie derart froh Roberts Stimme zu hören. Kurzerhand antwortete Tobias ihm und somit hat sich die Frage, wer sich denn nun gebattlet hat, geklärt. Okay, gut. Cool. Wir haben sogar ein Happy End. darf ich jetzt schlafen gehen? Noch nicht? Hach, na gut...Dann stelle ich noch den Rest des 'Battles' rein.
 

-„Das liegt daran, dass Du einfach keine Ahnung hast! Du hast in Erdkunde bestimmt eine 6!"
 

„Nein! Nein. Ich habe Erdkunde abgewählt!"
 

-„Ohoho! Hälst Dich jetzt wohl für den größten Macker aller Zeiten, hm?"
 

Wiedereinmal, wie hätte es am heutigen Tag auch anders sein sollen, wurde das Gespräch unterbrochen. Stefan kam in das Zimmer, oder besser gesagt, er lehnte sich über die offene Tür zu uns herein:
 

"Hey, na ihr?", erkundigte er sich nach unserem Wohlbefinden. Sofortige Resonanz.
 

"Hey Stefan!!"
 

-"Stefaaaaan!!"
 

"Yo, Alda! Was gibt's?"
 

Wissend, dass verblüfft nicht das richtige Wort ist, um Stefans darauffolgenden Gesichtsausdruck zu beschreiben, benutze ich dieses Wort dennoch; verblüfft blickte Stefan uns an. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, rückte er auch schon mit der Sprache heraus:
 

"Nichts besonderes, ich wollte nur kurz sehen, ob bei euch alles in Ordnung ist."
 

"Ja, klar! Wir sind schon Besties!! Nicht wahr, Leute?", entgegnete Tobias fröhlich. Kurz darauf fügte er allerdings noch etwas an: "Oh, ach ja, das hätte ich fast vergessen. Ihr könnt mich übrigens Tobi nennen! Alle nennen mich so, Tobias klingt so...förmlich.", okay danke für das Angebot, Tobi. Eine Frage; ist Skaterboy eine Option (Tut mir ja leid, aber irgendwie sind mir diese Spitznamen sympathisch geworden.)?
 

"Okay, eine kleine Mitteilung habe ich doch zu machen", gab Stefan, anfangs leicht lachend, zurück.
 

"Und die wäre?", wollte Ghetto-Patato wissen. Ja, okay Vincent. Sorry, aber ich bin noch nicht ganz darüber hinweg, dass er Neelie anbaggern wollte. Tut mir ja leid...
 

"Meine Tochter kommt für ein paar Tage zu Besuch. Ich wollte euch nur kurz darüber informieren, nicht dass ihr euch wundert."
 

"Cool, heißt das, wir bekommen noch weiblichen Zuwachs?", fragte Rooooooobert (Ihr wisst nicht, wie viel Selbstbeherrschung es mich kostete, nicht Struwi zu sagen. Wisst ihr nicht.).
 

"Nein, nein, sie nimmt nicht am Projekt teil. Sie...bleibt nur vorübergehend etwas hier.", erklärte Stefan.
 

Zu dem Zeitpunkt, war mir noch nicht klar, was da auf mich zukommen würde...

Beach Boys, Baywatch und Badehose

Wisst ihr, mir ist letztens etwas aufgefallen. Und zwar, dass damals im Aufenthaltsraum gar nicht alle APH-Teilnehmer anwesend waren! Ja, so Leute wie Grumpy Girl zum Beispiel. Gut, eigentlich war ich darüber relativ froh. Ich hatte das Toleranzpensum an Angestartwerden schon während der Busfahrt und in der Selbsthilfegruppe aufgebraucht. Ich brauchte auch mal eine Pause von diesen aggressiven Todesblicken die mir regelmäßig zugeworfen wurden, auch wenn man's zunächst vielleicht nicht vermutet. Ich frage mich ohnehin, was sie für ein Problem mit mir hat. Ich meine, ihr habe ich ja doch wohl nichts getan, oder? Vielleicht hat Neelie und ganz bestimmt auch der Hausmeister Grund mich mit ihren Blicken zu vernichten, aber doch wohl nicht Juni! Oder vielleicht doch?

Na ja, wenn ich richtig darüber nachdenke, war sie generell zu jedem nicht gerade...herzallerliebst. Es war wohl also nicht nötig, sich weiterhin mit solchen Gedanken zu beschäftigen.

Die nächste Person, die eigentlich da war, jedoch nicht sonderlich auffiel, war dieser japanische Junge. Shinji...? Irgendetwas in der Richtung. Ich schätze er war einer der wenigen, die keinen krassen Spitznamen von mir verpasst bekommen hatten. Wenn nicht sogar der Einzige. Wobei...nein, Neelie hatte auch noch keinen...Sollte ich das vielleicht nachtragen und ihr einen geben?

...Nein, das traue ich mich jetzt irgendwie nicht...Vi-vielleicht später.

Also jedenfalls schien Shinji recht unscheinbar. Allerdings fand ich das durchaus positiv - ich hätte es nicht ertragen wenn es hier noch einen aggressiv-hyperaktiven Spinner geben würde.

Wo wir zur letzten Person kommen, welche nicht an der kleinen geselligen Runde im Aufenthaltsraum teilgenommen hatte: Grzegorz.

Aha! Er war die ganze Zeit nicht da! Die ganze Zeit über nicht! Und obwohl ich zugeben muss, dass es mir zunächst nicht aufgefallen war, weil es - verhältnismäßig - recht ruhig war und ich diese - verhältnismäßige - Stille genoss, so muss ich sagen, dass ich umso beunruhigter war, als es mir dann endlich auffiel. Ja, Ghetto-Patato hatte nämlich angefangen mit seinen Haustieren daheim anzugeben: "Ja, ich habe zwei Katzen Zuhause. Witzig, die eine hat eine Fellfarbe die Deinem Haar sehr nahe kommt, Neelie.", ja sehr witzig, an dieser Stelle bitte ein schelmisches Grinsen mit Zahnpastawerbunglächeln vorstellen. Danke. Ihr mögt jetzt zwar erwidern, dass das ja überhaupt keine Anmache oder dergleichen sein sollte. Aber ihr seid nicht dabei gewesen! Ihr wisst jetzt zwar, was Vincent gesagt hat, aber nicht wie er es tat. Und es ist mir völlig egal, dass es eigentlich Tobias war, der das Thema überhaupt aufgegriffen hatte! Sein Haustier als Anhaltspunkt zu missbrauchen, um ganz charmant mit einem Mädchen ins Gespräch zu kommen ist unterste Schiene! Ganz genau! Ich meine, gegen Gespräche gibt es ja nichts einzuwenden, aber darüber hinaus gibt es ja nicht nur Gespräche, sondern auch Gespräche! So ist es! Nein, ich reagiere nicht über!

Aber gerade da hatte Mr. Charming das Stichwort gegeben welches eine unterschwellige Unruhe in mir hervorrief: Katze? Warte, da war doch etwas. Erst kürzlich hatte ich doch...eine Katze...? Eine Geschichte mit Katzen...? ....Eine Gute-Nacht-Geschichte - über - Katzen!

Und das war der Moment in dem sich ein träger Klos in meinem Hals festsetzte. Wo war dieser verrückte Laberkasten mit seiner Entenarmee?! Hier war er jedenfalls nicht! Mir kam in den Sinn, dass er wahrscheinlich zurück ins Zimmer gegangen war. Aber was wollte er dort? Er war doch so hypersozial und äußerst gesprächsfreudig - warum verschanzte er sich dann allein in unserem Zimmer?! Was hatte er vor?! Ich nahm gar nicht mehr wahr, was um mich herum geschah. Charming-Patato, pubertäre Wahnsinnige und schüchternes-Mädchen-dem-ich-wahrscheinlich-einen-schlechten-Eindruck-hinterlassen-hatte-und-noch-eine-Entschuldigung-von-mir-benötigt hin oder her. Das hatte jetzt höhere Priorität! Es könnte um mein Leben gehen! Mal ganz nebenbei bemerkt hoffe ich, dass die Bezeichnung von eben nicht Neelies neuer Spitzname würde. Das wäre ziemlich lang. Und würde mir jedes Mal ein schlechtes Gewissen einbleichen, wenn ich sie (natürlich nur in Gedanken) beim Spitznamen nenne. Die Abkürzung sMdiwesEhhuneEvmb klingt auch nicht gerade melodiös.

Zurück zum eigentlichen Thema; ich bin mir durchaus im Klaren, dass meine Wahrnehmung und auch Vorstellung wahrscheinlich von meinem massiven Schlafmangel verzerrt wird. Es ändert aber nichts an dem Fakt, dass ich in dieser Situation mäßig bis weitgehend paranoid war. Ich hatte keine Ahnung, was Grzegorz jetzt wieder für einen wahnsinnigen Plan ausgeheckt hatte. Um ehrlich zu sein, wollte ich es überhaupt nicht wissen. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Ich wollte endlich in Ruhe schlafen und das ging nicht, wenn ich panisch spekulierte was dieser hyperaktive Pole wohl vorhatte.

Im Nachhinein musste ich feststellen, dass er überhaupt nichts vorhatte. Er hatte sich während der Freizeit einfach zurückgezogen, um zu schlafen. Weil er müde sei. Weil gestern ja so ein anstrengender Tag gewesen sei.

...Mal kurz am Rande, ich fühle mich hier dezent auf den Arm genommen. Aber nur ganz dezent.

Jedenfalls hatte Grzegorz einige Stunden geschlafen, was bedeutete, dass er am Abend wieder topfit war - denn anatidaephile Stalker benötigen weniger Schlaf als Normalsterbliche, das ist wissenschaftlich erwiesen. Und so hatte er wieder genügend Energie, um mir die phantastische Geschichte des tropfenden Wasserhahns zu erzählen! Und offen gesagt war das schlimmer, als alles was ich zuvor befürchtet hatte, was mich erwarten würde, wenn ich wieder ins Zimmer kam. Auch erzählte er mir, was er so geträumt hatte und eine Menge über Essen. Wie man Pirogen zubereitet, zum Beispiel. Weil ich das natürlich auch nicht selbst von Haus aus weiß. Aber nein, sagte er, russische Pirogen und polnische Pirogen sind von Grund auf verschieden! Ukrainische Pirogen waren auch nochmal eine Extrawurst. Grzegorz erzählte auch noch mehr. Ich hatte das Gefühl, dass er mir überhaupt alles erzählte. Alles. Von Geburt bis 15 - das Leben des Grzegorz. Schlafen konnte ich mir da natürlich abschminken. Apropos abschminken, aus unerfindlichen Gründen fing Grzegorz urplötzlich an über Schminke zu sprechen. Er meinte, dass er viele Schwestern habe, fünf um genau zu sein, und dass es ihn nerve, wenn sie ihr Schminkzeug einfach überall im Bad verteilt herumliegen ließen. Interessant zu erfahren, dass es tatsächlich etwas gab was auch den lieben Grzegorz nervte. Ihr könnt euch denken, dass er mir daraufhin auch im Detail mehr über jede Einzelne seiner fünf Schwesterchen erzählte.

Okay, so viel zum restlichen gestrigen Tagesablauf. Nun befassen wir uns mit den Ereignissen, die mich heute heimsuchten.

Wir saßen gerade beim Frühstück und es war überraschend ruhig. Zu meiner Freude erfuhr ich, dass sowohl Vincent (Charming/Ghetto-Patato), als auch Robert (Struwi) keine Morgenmenschen waren. Tobias (Skaterboy/Tobi) schien nicht sonderlich aufgedreht zu sein, wenn es die anderen Beiden nicht waren, also hatten wir schon drei Hypers im inaktiven Zustand. Shinji war ohnehin eher wortkarg und Neelie war zu schüchtern um von sich aus ein Gespräch anzufangen oder unaufgefordert auf eines einzugehen. Überraschenderweise konzentrierte sich Juni (Grumpy Girl) neben ihr auf ihre Müslischüssel, statt irgendwen mit ihren giftigen Blicken zu terrorisieren. Stefan sagte, dass wir ihn vor seinem ersten Kaffee nicht ansprechen sollten und Marié (eine weitere Betreuerin, scheint nett zu sein) war soeben, wie sie sagte "kurz verschwunden". Und Grzegorz? Nun, trotz dessen, dass mein Verstand und meine Sinne durch meine Schlaflosigkeit etwas eingedämmt sind, war ich intelligent genug, die gescheite Entscheidung zu treffen mich erst zu setzen, wenn ich wusste wo Grzegorz saß. Das führte dazu, dass er am anderen Ende des Tisches saß und ich neben Shinji. Shinji sprach nicht viel. Ich mag Shinji.

Und so verbrachten wir alle einen schönen ruhigen Morgen!

Der Morgen war so schön und so ruhig! Bis es an der Tür klingelte.

"Wer kann das denn so früh am Morgen sein?", fragte Grzegorz überrascht. Nun, Grzegorz, ich kann mir vorstellen, dass Dich das brennend interessiert und Du gerne darüber eine talkshowreife Rederunde einleiten würdest, die Du höchstwahrscheinlich dominierst. Aber in dieser Situation steht Reden eher nicht auf dem Programm.

Aber denkt ihr, das würde den legendären Grzegorz aufhalten? Oooh, weit gefehlt. Auch ich war einst so dumm, dies zu vermuten. 'Einst' bedeutet übrigens dreieinhalb Sekunden. Der Junge lässt echt nicht auf sich warten. Apropos warten; wollte nicht irgendwann mal jemand zur Tür gehen?

"Sergej, machst Du bitte die Tür auf?"

Rettung! Danke! Danke, Stefan! Ja, Stefan hatte mich gefragt, ob ich die Tür öffnen könne. Er schien wohl seinen ersten Kaffee noch nicht​ hinter sich zu haben. Aber umso besser! Ich hatte gerade vor, die nötigen Schritte einzuleiten, um mich von meinem Platz zu erheben (weil das natürlich immense Vorbereitung in Anspruch nahm). Doch dann vernahm ich eine weniger gefällige Stimme:

"Mach schon, Kartoffelsack."

...Nur damit ihr es wisst, es war nicht Stefan, der mich Kartoffelsack genannt hatte. Es war, oh welch Ironie, Ghetto-Patato! Ich verharrte kurz in meiner Position, still wie ich war und drehte dann langsam meinen Kopf zu ihm.

"Kartoffelsack?"

Warum Kartoffelsack?

"Ja, ich weiß nicht. Ich muss irgendwie an einen Sack Kartoffeln denken, wenn ich Dich sehe.", erwiderte Vincent charmant wie eh und je, aber weniger lebhaft, denn er war, wie gesagt, kein Morgenmensch.

...War dies jetzt als Beleidigung zu verstehen? Darf ich das so werten? Um der Sache auf den Grund zu gehen, wollte ich gerade milde zurückfeuern, was sich Mr. Ghetto-Prince-Charming-Potato-Patato bei dieser Bemerkung eigentlich dachte. Aber meine koscheren Absichten wurden von Stefan sabotiert.

"Sergej, gehst Du jetzt bitte die Tür aufmachen?", der unterschwellige gereizte Klang war nicht zu überhören. So wurde ich also von Stefan verraten, erneut. Wo war die Gerechtigkeit? Aber es war ja nicht das erste Mal, dass er mich im Stich ließ. Ich will nochmal ein Auge zudrücken, und das alles auf den Kaffee schieben, den er wohl immer noch nicht ausgetrunken hatte.

"Äh, ja, äh...entschuldige, bin gleich wieder da.", so erhob ich mich letztendlich und verließ die Szenerie. Wenigstens konnte ich Grzegorzs Vortrag entfliehen. Und musste Patata nicht mehr sehen. Zumindest dachte ich, dies sei besser. Aber ich hatte ja keine Ahnung, was mich hinter dieser Tür erwarten würde. Und so, so sorglos wie ich in meiner Situation nun mal sein konnte, ging ich Richtung Eingangsbereich. Ahnungslos berührte ich den Türknauf und drehte ihn langsam und geschickt im Uhrzeigersinn, bis das Schloss aufknackte. Nur mal so am Rande, warum wurde ich eigentlich zur Tür geschickt? Also, nicht das ich mich beschweren würde, es hat mich irgendwo gerettet. Aber ich bin doch nicht der Laufbursche hier! Und wäre es nicht prinzipiell besser, wenn jemand vom Dienst die Tür öffnet? So, jemand der Ahnung hat? Was ist, wenn da plötzlich irgendjemand vom Gesundheitsamt steht und ich nicht weiter weiß? Hm?

Wundert euch nicht über meinen abrupten Gedankenwechsel, ich wollte bloß etwas die Spannung auflockern. Die Formulierungen zuvor waren mir zu horrorfilmreif. Also weiter im Text! Ich öffnete also die Tür und sofort sprang mir ein türkiser Zwerg ins Gesicht.

Nein, keine Sorge. Ich bin nicht verrückt geworden, nur weil ich seit gefühlt drei Jahrhunderten nicht schlafe. Es handelte sich genau genommen auch um keinen türkisen Zwerg, sondern um ein circa 1,60m großes Mädchen mit türkisfarbenen Haaren. Und glücklicherweise sprang sie mir auch nicht buchstäblich ins Gesicht, sondern starrte mich wahrscheinlich genauso verblüfft an, wie ich sie. Sie sah eigentlich gar nicht so ungewöhnlich aus, wenn man mal von ihrer Haarfarbe absah. Allerdings wunderte es mich schon, was sie hier wollen könnte. Denn mit dem Acid Washed Disney-T-Shirt konnte sie keinesfalls als Vertreterin vom Gesundheitsamt durchgehen.

So stylisch ihr T-Shirt auch aussah, irgendwie wurde dieses stille anstarren langsam peinlich. Ich entschied mich also, die Stille zu brechen und etwas zu sagen. Ich wusste zwar noch nicht ganz genau was, aber irgendwas würde wohl rauskommen. Es mag zwar sein, dass die Stille die darauf folgen würde noch länger und noch peinlicher würde, aber yolo! Habe ich gerade wirklich 'yolo' gesagt? Und legitimiert? ....Ich sollte wirklich eine Runde Mittagsschlaf in Betracht ziehen.

Jedoch kam mir die junge Frau bezüglich des Brechens der Stille zuvor:

"Na, Süßer?"

.....

.....

.....Hatte...Nein. Doch, hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Oder...bilde ich mir das ein? Erst yolo und dann so was, ich verliere wohl wirklich langsam den Verstand. Jedoch blickte sie mich mit diesen sturmgrauen und äußert vielsagenden Augen an. Ich wusste nicht so genau, was es denn jetzt war, was ihre Augen sagten. Aber wenn ich mir so den Rest ihrer Mimik und Gestik ansah, wollte ich es wohl auch nicht wirklich wissen. Sie grinste mich auf eine sehr hämische Weise an - zumindest wirkte es auf mich so. Ihr Blick schien sehr selbstsicher und ich habe keinerlei Zweifel, dass wenn neben ihr ein Pfosten stehen würde, sie sich ganz lässig daran anlehnen würde.

Wieder schwiegen wir uns an.

...Ganz ehrlich, da hättest Du auch mich reden lassen können. Ich bin zwar die Ungeschicktheit in Person was Kommunikation betrifft, aber so was wäre auf alle Fälle nicht bei heraus gekommen.

...Sie erinnerte mich irgendwie an einen türkisen Furby. Größtenteils war ihre Haarfarbe wohl daran Schuld, aber solange ich ihren Namen nicht kenne, nenne ich sie mal Furby. Aber ehrlich gesagt, habe ich irgendwie ein sehr mulmiges Gefühl, wenn ich daran denke sie näher kennenzulernen. Ich meine....sie....sie hat mich Süßer genannt...was...was soll denn das..?

"Ähm...kann ich...Ihnen irgendwie helfen?", fragte ich vorsichtig in meinem akuten Zustand der Verwirrung. Wir konnten ja nicht bis morgen hier schweigend in Unbeholfenheit stehen! Jedoch lachte sie mich mit ihren schwarz umrandeten Augen und einem tiefen Blick an und sagte:

"Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass Du das kannst."

Das hat sich übrigens genauso gruselig angehört, wie es sich liest. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Furby das jetzt ernst meinte, oder ob sie sich einfach einen riesigen Spaß mit mir erlaubte. Aber was klar war, war dass ein unterschwelliger Ansturm von Angst in mir hoch lief. Und in dem Moment sagte ich wohl so panisch, wie ich mich nun gerade fühlte: "Sie haben die Falschen! Wir werfen unsere Milchprodukte immer nach Ablauf des Verfallsdatums weg!"

Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, dass Furby ein Gesundheitsamt-Furby war, aber ich hatte gerade ein sehr verlangendes Bedürfnis danach, die Tür rasch zu schließen.

Doch noch bevor Furby und auch ich irgendetwas tun konnten, betrat ein dritter Charakter diesen merkwürdigen Schauplatz.

"Sergej, was brauchst Du denn so lange?", fragte Stefan während er auf uns zu ging. Sein Tonfall war wieder ruhiger und auch seine Gesichtszüge schienen entspannter. Endlich hatte der Mann seinen Kaffee getrunken!

"Ähm, also...", ich wollte gerade versuchen die Situation zu erklären. Allerdings wurde die Tradition von gestern fortgesetzt und ich wurde unterbrochen, noch ehe ich etwas Anständiges formulieren konnte. Offen gesagt war das auch ganz gut so. Ich meine, ich hatte die Stichwörter 'Furby', 'Türkis', 'Gesundheitsamt' und 'Acid Washed Disney-T-Shirt'. Und eventuell auch 'auf beunruhigende Art charmant wirkend'. Und ich denke, da wäre nicht viel Gutes bei heraus gekommen.

"Lena??", unterbrach mich Stefan mit einem erstaunten Ton in seiner Stimme.

"Hi Papa!", okay jetzt bin ich erst recht froh, dass ich nicht zu meiner Erklärung gekommen bin.

Stefan hatte eine Tochter?! Stefan hatte eine Tochter. Momentan schien er über diesen Fakt wohl genauso überrascht zu sein, wie ich. Oder besser gesagt, eher über den Fakt dass sie hier war.

"Was machst Du denn hier?", seht ihr?

Furby, welche, wie ich ja nun erfahren durfte, Lena hieß, richtete sich auf, nur um kurz danach eine wieder lockerere Haltung einzunehmen. Dabei zupfte sie eine Haarsträhne aus ihrer Zahnpasta-Mähne und spielte etwas damit herum.

"Weißt Duu...sagen wir...ich war zufällig in der Nähe?", antwortete sie ihrem Vater mit einem unschuldigen Lächeln. Stefan nahm dies mit Fassung.

"Liebling. Du studierst in Wien. Wir sind in Kanada. Du warst zufällig in der Nähe?", alles sagte er ruhig und gefasst und sogar mit einer leicht netten Art. Ich hätte gerne seine Nerven! Wenn nur eine Tasse Kaffee so etwas bewirkt, werde ich Starbucks wohl doch eine Chance geben!

Lena schien allerdings noch keinen Kaffee gehabt zu haben, denn sie antwortete auf eine etwas trotzige Art: "Ich habe Semesterferien, okay?!"

Dabei schleuderte sie die Haarsträhne aus ihrer Hand und erst jetzt fiel mir auf, dass sie gar nicht daran herumgespielt, sondern einen kleinen Zopf geflochten hatte. Das war immerhin ein Unterschied! Ich stand übrigens immer noch da und fühlte mich ziemlich überflüssig. Ich wusste aber nicht recht, was ich sonderlich beitragen sollte. Allerdings war ich mir auch nicht ganz sicher, ob ich jetzt einfach so gehen durfte. Das war wirklich eine missliche Situation.

"Papa, ich habe Dir doch gesagt, dass ich komme! Weißt Du nicht mehr?", versuchte Lena die Erinnerungen ihres Papas aufzufrischen. Und tatsächlich, ich meine auch, dass Stefan vor kurzem noch irgendetwas meinte, von wegen, dass seine Tochter zu Besuch käme. Stefan schaute seine türkishaarige Tochter noch etwas irritiert an, ehe es auch bei ihm klingelte.

"Ah..ja, entschuldige, es war viel los. Na fein, warum kommst Du denn dann nicht endlich rein, Puppi?", das liegt daran, dass der große, böse Russe Puppi nicht reinlassen wollte. Aber jetzt verzieht er sich lieber, bevor Puppi noch irgendetwas Nachteiliges für ihn sagt. Und jetzt hört er auf von allem und jedem in der dritten Person zu sprechen. Puppi war übrigens ein sehr interessanter Kosename. Ich mochte Furby aber dennoch lieber. Ihr wisst schon, die Vorliebe die ich zu meinen selbsterfundenen Spitznamen habe. Tjaja..

Ich beeilte mich zügig wieder zum Frühstückstisch zu kommen, aber dort angelangt musste ich erschüttert feststellen, dass etwas fehlte.

"Wo ist mein Teller?", fragte ich. Es fehlte zwar auch mein Messer, mein Glas und eigentlich auch alles andere was sich auf dem Tisch befunden hatte. Aber diese Lappalien interessierten mich nicht. Mich interessierte nur mein Teller.

Obwohl ich eigentlich eher zu mir selbst gesprochen hatte, erhielt ich eine Antwort von Tobias, der vom Wohnzimmer aus zu mir herrief.

"Wir haben schon abgeräumt."

Von jetzt auf gleich stand ich im Türrahmen zum Wohnzimmer und Tobias war wohl auch überrascht, wie schnell ich es dahin geschafft hatte.

"Abgeräumt?"

Tobias blickte mich nur mit einem etwas verwunderten Blick an. Dezent ausgedrückt.

"Auch meinen Teller?"

"Jaa...?", bestätigte Tobias mir etwas verunsichert wirkend. Ja, wenn sie abgeräumt hatten war es wahrscheinlich, dass mein Teller auch abgeräumt wurde. Es war sogar offensichtlich, weil ja nichts mehr auf dem Tisch war. Auch nicht mein Teller. Aber man wird doch wohl noch auf Nummer sicher gehen dürfen!

"Da war aber noch etwas drauf.", machte ich meine Unzufriedenheit weiter deutlich.

"Das wolltest Du noch essen?!", fragte Tobias noch zweihundertmilliarden mal überraschter, als er es zuvor getan hatte. Ja, Tobias! Genau das ist der Grund weshalb ich es überhaupt auf meinen Teller platziert hatte! Weil ich es essen wollte! Ganz ehrlich? Du verdienst es nicht, dass ich mir die Mühe mache, Deinen Namen richtig zu lernen. Du bist ab sofort wieder Skaterboy!

"Ja, wollte ich.", antwortete ich kürzer und deutlich weniger elanvoll.

"Oh...Tut mir leid, Du warst so lange weg und das Frühstück war dann schon vorbei.", erklärte Skaterboy mit einem sehr verständnisvollen Blick.

Es ist aber völlig egal wie verständnisvoll er guckte. Ich hatte Hunger. Und auf dem Teller hatte ich einen Hering. Mit Tomatensauce! Wie konnte man so etwas denn wegwerfen?! Einen ganzen Hering?! Mit Sauce!! Aus Tomaten!!

Skaterboy schien die gereizte Anspannung, die sich in mir breit machte, zu wittern. Er redete nämlich gleich darauf wieder zu mir:

"Ähh, ich bin mir sicher, Du darfst Dir bestimmt ein Brot oder so machen!"

Ich will aber kein Brot. Ich will Tomatensauce mit Hering dran! Aber natürlich sagte ich das nicht so ungestüm, wie ich es eigentlich gern würde.

"Okay...", ich sag doch; nicht so ungestüm, wie ich gern würde. Nun denn, ich machte mich auf die Suche nach einem Betreuer, der mir die Erlaubnis erteilen würde zu essen! Es klang im Nachhinein betrachtet etwas komisch. Ich meine, es konnte ja nicht verboten sein zu essen? Und Neelie hatte sich letztens ja auch sehr frei an meinem Russischen Müsli bedient. Andererseits wollte ich Stefan unter die Nase reiben, dass ich wegen ihm und seiner Tochter nun verhungern würde! Nun, eigentlich war ich nur beleidigt, weil ich meinen Hering nicht essen durfte und er jetzt so sinnloserweise im Müll gelandet war. Trotzdem war dies mein Frust. Und diesen Frust wollte ich an jemandem auslassen! Und ganz nebenbei bemerkt ist es nicht gerade vorbildlich, gute Nahrung wegzuschmeißen. Das wird ihnen eine Lehre sein!

Ich begab mich also wieder zurück ins Wohnzimmer und war sehr überrascht, als ich nicht nur Skaterboy beim Fernsehen antraf. Der Fernseher war mittlerweile aus und neben Skaterboy war auch Patatas wieder da. Und auch Grumpy Girl beehrte uns wieder! Ihr Blick wirkte aber nicht mehr so alles vernichtend wie er es gestern tat. Allerdings war auch Stefan da und das Mädchen, das seine Gene trug. Sie schienen sich zu unterhalten.

"Also, ich find das ist 'ne gute Idee! Lass das machen!", Skaterboy war wieder einmal voll dabei. Wenn ich doch bloß wüsste bei was. Na ja, ich würde es wohl überleben, es nicht zu wissen! Furby machte nun auch wieder auf sich aufmerksam, indem sie freudig zustimmte.

"Ich kann's kaum erwarten zum Strand zu gehen! Österreich liegt ja im Binnenland, von daher hab ich daheim nicht wirklich Möglichkeit dazu."

Oho, zum Strand also. Na guck, ich bekomme die Informationen sogar, wenn ich nicht einmal danach in irgendeiner Weise frage. Ist ja fast wie ein Gespräch mit Grzegorz! Von dem was ich weiter heraushörte sollte wohl die ganze Gruppe gehen und sie wollten auch zeitnah los.

...Das war...hervorragend! Dann hatte ich ja nicht nur Zeit zu essen, sondern auch noch Zeit zum Schlafen und meine Ruhe! Stefan und auch die Anderen schienen auf mich aufmerksam geworden zu sein. Was soll ich sagen, bei meiner Größe ist es etwas schwierig unbemerkt zu bleiben. Ich wollte einen weiteren peinlichen Moment der Stille umgehen, also sagte ich ausnahmsweise auch mal was:

"Viel Spaß dann."

Stefan schaute mich an, als hätte ich gerade etwas sehr Unsinniges gesagt. Als hätte ich gefragt, ob es anatidaephobe Enten gäbe oder so.

"Hehe, Du bist gut! Du kommst mit, Du Nase." - Moment. Nein. Nein, ich denke nicht, dass das mit meinem eigentlichen Plan vereinbar ist. Tut mir leid, das geht nicht. Ich wollte Stefan gerade mitteilen, dass er sich irren musste, aber ich wurde bereits unterbrochen, ehe ich überhaupt richtig den Mund aufgemacht hatte: "Wir wollen recht bald los, Du solltest Dich fertig machen.", als ob ich nicht schon fertig genug wäre. Das passte mir jetzt aber wirklich gar nicht! Stefan! ich weiß, wir hatten unsere Differenzen, aber man kann die jeweiligen Interessen doch aufeinander abstimmen, oder? Ich bin mir sicher wir kommen zu einem Kompromiss! Immerhin hattest Du heute schon Deinen ersten Kaffee!

"Aber...ich habe Hunger.", versuchte ich mich durchzusetzen. Allerdings hatte mein Ton gerade nicht wirklich viel für Durchsetzungskraft übrig. So wurde meine indirekte flehentliche Bitte schamlos ignoriert und Stefan verließ mit einem einfachen 'Du kannst auch am Strand essen!' den Ort des Geschehens. Ich blieb sprachlos zurück.

Und genau das ist der Grund, warum ihr niemals auch nur daran denken solltet, euren Frust an jemandem auszulassen, liebe Kinder! Im Nachhinein habt ihr dann nur mit noch mehr Problemen und Unannehmlichkeiten umzugehen!

Wo wir gerade das Wort 'Unannehmlichkeit' so schön gebraucht haben - ich hatte wieder das Gefühl einen stechenden Blick im Nacken zu spüren. Als ich mich vorsichtig zur Gefahrenquelle umdrehte vernahm ich nicht nur einen, nein, sondern zwei Blicke die mich durchbohrten! Der eine gehörte zu Grumpy Girl. Ihre ruhige Art war also bloß eine Phase, gut zu wissen. Die andere Person, die mir fast ein Loch in den Rücken gestarrt hatte war Furby. Als sich unsere Blicke trafen, fing sie an mich anzugrinsen und kurz mit den Augenbrauen zu wackeln. Ehrlich gesagt konnte ich mich nicht festlegen, welcher der beiden Blicke mir mehr Angst machte. Aber ich hatte auch nicht wirklich Zeit groß darüber zu debattieren, denn schon kam der nächste Treffer.

"Los Kartoffelsack, Stefan sagt wir wollen um zehn Uhr los.", ertönte Patatas Stimme. Genervt guckte ich ihn an, wie er gerade vom Sofa aufstand.

"Warum bin ich eigentlich der Kartoffelsack? Du bist doch die Ghetto-Potato.", ich wollte mich eigentlich nicht auf dieses Niveau herabbegeben. Aber der Typ fing wirklich an, mir auf die Nerven zu gehen! Ha! Was sagst Du nun?!

"Ich mag wie Kartoffel heißen, aber Du siehst wie eine aus!", damit verließ auch er den Raum.

Mama, hilf mir! So ein gemeines Kind ärgert mich und ich weiß nicht, wie ich mich dagegen wehren soll!

"Hey, Vince, Du Frollo! Das war voll unsozial!", hieß es plötzlich. Na so was. Half Skaterboy mir da etwa? Tatsächlich sah er entschuldigend zu mir: "Sorry, Sergej. Nimm das nicht ernst. Du siehst nicht wie eine Kartoffel aus, by the way!", danach eilte er aus dem Wohnzimmer. Na guck. Wenn Skaterboy nun so sozial ist, denke ich, hat er sich seinen echten Namen wieder verdient. Ein bisschen schade um den Spitznamen, aber nun ja. Was war eigentlich ein Frollo?

Doch auch für diese Frage blieb keine Zeit, denn Furby war ja noch da: "Er hat Recht...Du siehst aus wie eine Pommes!", versicherte sie mir hocherfreut.

....Warum? Ich wollte eigentlich gar nicht wirklich fragen, aber mein Mund war hier wohl wieder etwas voreilig. Furby blinzelte kurz etwas erstaunt und zeigte mir gleich darauf ihre Interpretation des Prince(ss) Charming-Zahnpastawerbegrinsens:

"Weil Pommes heiß sind~" und damit zog auch sie von dannen.

Okay...also...Tobias habe ich seinen richtigen Namen erst abgenommen, so als Strafe. Aber Furby nenne ich jetzt mal mit sofortiger Wirkung Lena, einfach weil ich mir sehr unwohl vorkomme, wenn ich sie mit einem von mir so kreativen und liebevoll spontan erdachten Spitznamen anspreche.

Ehrlich gesagt hatte ich eigentlich überhaupt keine Lust mitzukommen. Heute war es sehr sonnig draußen. Bei dem Wetter würde der Strand wahrscheinlich maßlos überfüllt sein. Wenn man bedenkt, dass unsere kleine APH-Gruppe momentan schon zu viel Gesellschaft für mich war, war dieser Ausflug wirklich einfach nur unzumutbar!

Aber es führte ja alles nichts daran vorbei. Mich meinem unvermeidlichen Schicksal ergebend, schlurfte ich Richtung Flur. Meine betrübte Stimmung musste wohl auch für Außenstehende bemerkbar geworden sein, denn ich hörte aus nicht allzu ferner Distanz, wie mich jemand ansprach:

„Sergej, ist alles in Ordnung?“

Ich drehte mich um, um Gewissheit zu haben, welche gütige Seele sich jetzt tatsächlich dazu herabgelassen hatte, nach meinem Befinden zu fragen. In der Tat handelte es sich um Marié! Wie ich zuvor erwähnte, war sie, neben Stefan, eine weitere Betreuerin. Ich wusste nicht genau, wie alt sie war, aber sie schien jünger als er zu sein.

Warte – wenn ich mich recht entsinne, war das meine Chance! Auf, Sergej! Mach was draus!

„Ähm..also, um ehrlich zu sein...“, ich pausierte einen Moment und Marié schaute mich währenddessen mit ihren großen Schokoladenaugen fragend an. Ich muss zugeben, dass mich dies etwas verunsicherte, aber ich ließ mich nicht beirren!

„..Ich hab...Bauchschmerzen...“

-“Bauchschmerzen?“

„Jaaa.“

-“Oh, hast Du eine Idee woran das liegen könnte?“

Nur um das klarzustellen – ich hatte tatsächlich Bauchschmerzen! Nicht, dass mich hier gleich jemand als Lügner bezichtigt. Was die konkrete Antwort betraf, musste ich jedoch geschickter vorgehen. Stefan hatte meine verzweifelte Bitte nach Essen herzlos ignoriert! Ich meine, ja, er war nett. Aber er war auch knallhart, besonders vor seinem ersten Kaffee und er ließ sich von niemandem aus der Bahn bringen. Nun, außer von Grzegorz, aber wenn wir ehrlich sind, gab es wohl kein menschliches Wesen, welches sich nicht von dem aus der Bahn bringen ließ. Jedenfalls schien Marié mir da ein wenig weicher. Ich meine, ich bin eigentlich eine Niete was Menschen betrifft, habe kaum soziale Fähigkeiten und bin obendrein noch miserabel wenn es um das Einschätzen meines Gegenübers geht. Aber das ist egal, ich vermute dennoch, dass Marié heute etwas mehr Verständnis für mich aufbringen würde. Allein schon wegen ihren Haaren! Okay, die letzte Aussage mag wenig sinnig erscheinen, aber hört euch erst einmal die Erklärung dazu an; also meine Oma hat damals so eine Theorie aufgestellt. Es gibt zwar keine wasserfesten Beweise, um sie zu verifizieren, allerdings auch keine Argumente, welche sie widerlegen. Beziehungsweise hat sich bis jetzt noch niemand getraut, das Gegenteil zu behaupten, geschweige denn zu beweisen, aber das ist auch eine komplett andere Geschichte. Um die Theorie meiner Oma kurz und sinngemäß darzulegen; die Persönlichkeit eines Menschen spiegelt sich zu einem gewissen Grad in dessen Haaren wieder. Das zählt übrigens nur für die Kopfhaare, also die Frisur.

Stefan mit seinem kurzen Standard-Herrenschnitt hatte etwas Ordnungsliebendes, Gepflegtes und Zivilisiertes, aber es zeigte auch irgendwo etwas sehr Hartes und Bestimmerisches. Marié dagegen mit ihren zotteligen, afroähnlichen Locken zeigte deutlich weichere, lockerere und somit auch nachsichtigere Züge.

Es ist mir klar, dass diese Theorie auf den ersten Blick sehr weit hergeholt erscheint, aber wenn wir uns mal ein anderes Beispiel ansehen...wenn wir uns mal Grzegorz ansehen, genau! Grzegorzs Haar sieht bei genauerer Betrachtung irgendwie aus wie ein, na, wie ein...Entenhintern. Und ich will jetzt sehen, wer es wagt, nein, wer die Unverfrorenheit besitzt, allen Ernstes zu behaupten dass dies in keinster Weise auf seine charakteristischen Attribute zutrifft! Welches Leitbild benutze ich denn beinahe schon die ganze Geschichte über als Motiv? Hmmm?? Ich denke, da sollte mal jemand nochmal die genaue Bedeutung von Anatidaephobie im Duden nachschlagen! Ich hätte ja auch Anatidaephilie angeboten, aber dieser Term ist noch weniger fundiert, als die Haar-Theorie meiner Oma, also lassen wir das an dieser Stelle fürs Erste. Wenn ich jetzt nicht mindestens neunzig Prozent aller Beteiligten wenigsten ansatzweise von der Haar-Theorie meiner Oma überzeugen konnte, verliere ich wirklich den Glauben an die Menschheit. Und ich fürchte Babuschka wird auch ganz fürchterlich enttäuscht sein.

Aber nun genug des Geredes, welches mich nur ablenkt und überhaupt nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat!

„Hmm...also...ich würde sagen in erster Linie, weil ich noch nicht richtig gefrühstückt habe...“, gab ich kleinlaut von mir. Kurzerhand blickte ich Marié aber etwas bestimmter und mit einem Hauch von Zuversicht an: „Aber wenn ich darf, würde ich mich noch gern etwas hinlegen. Ich bin mir sicher, dass es mir dann schon bald sehr viel besser gehen würde!“

Nebenbei bemerkt glaube ich wirklich, dass ich mich mit regelmäßigen acht Stunden Schlaf am Tag um Längen besser fühlen würde. Aber dies tat in der jetzigen Situation nicht viel zur Sache. Tatsächlich lächelte Marié mich freundlich an und ihr Blick schien nahezu so weich, wie ihre Lockenpracht:

„Nah, wird schon. Du wirst sehen, man kann sich am Strand hervorragend ausruhen! Ich bin mir sicher, die Seeluft wird Dir auch gut tun.“

Okay, das hier ging definitiv in die falsche Richtung. Ich weiß, dass meine Social Skills nicht die besten sind, aber ich würde doch wohl nicht auf so langer Strecke versagen?

„Ähmmm, also ich würde aber wirklich lieber gerne hier bleiben.“, versuchte ich mit meiner unauffällig aufdringlichen Betonung der Schlüsselwörter, meine Situation doch noch irgendwie zu retten.

„Es ist nicht gut, wenn Du bei dem Wetter den ganzen Tag drinnen sitzt. Außerdem gehen alle, da möchtest Du doch nicht ganz allein hier bleiben! Es wäre eigentlich sogar ganz gut, wenn Du mal ein bisschen Farbe abbekommst.“, mit einem kurzen Zwinkern verabschiedete Marié sich dann. Während ihres Abganges fügte sie noch hinzu: „Wir wollen in etwa einer halben Stunde los, Du solltest Dich also schon mal vorbereiten!“

...Also, ich denke, wenn ich nach Hause komme, werde ich erst einmal ein ernstes kleines Gespräch mit meiner Oma führen. Entweder leckt ihre Theorie oder aber ich habe irgendetwas falsch gemacht. Aber wahrscheinlich ist es eher Letzteres, denn irgendetwas mache ich irgendwie wohl immer falsch.

Aber um mal Mariés Aussagen zu analysieren (bringt mir zwar nichts, aber ich habe ja gerade so schön Zeit zum Nachdenken, auf den Weg in mein Zimmer); ja, ich war blass. Aber warum war Blässe denn etwas so abgrundtief Schlechtes heutzutage? Vergessen etwa alle, dass dies damals voll das krass harte Schönheitsideal war? Ganz ehrlich, wenn wir nun in den damaligen Zeiten leben würden, dürfte ich über euer aller Angesicht herzhaft spotten! Ganz Recht! Damals konnten es sich nur die Adligen leisten, von der Sonne geschützt zu verweilen. Die Bauern, die mussten den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten. Und da es keinen Sonnenschutzfaktor 60+ gab, wurden sie alle braun. Sie alle! Was meint ihr denn, woher der Term 'Blaues Blut' kommt?! Ganz einfach daher, weil die Haut der der Oberschicht angehörenden Personen so bleich war, dass man ihre Adern deutlich erkennen konnte! Und, nun...Kenntnisse über die menschliche Anatomie...damals...noch nicht so fortgeschritten wie heute...jaa...also, weil die Adern ja blau sind, hat man damals gesagt, dass Adelige blaues Blut hätten und dies hat sich dann eben als Begriff etabliert.

Es ist jetzt nicht so, dass ich irgendwie adelig sein möchte, oder hochnäsig oder mich an der harten Arbeit und dem Leid anderer ergötzen würde....aber ich will auch genauso wenig braun werden, ehrlich gesagt. Aber das interessierte hier ja natürlich niemanden! Hier interessierte es irgendwie überhaupt niemanden, was ich empfand oder was ich wollte....Na ja, egal.

Nachher, wenn ich irgendwann allein sein sollte, verfasse ich einen Song, der da lautet: 'Niemand versteht mich'. Der wird dann total dunkel und trostlos und herzzerreißend und drückt meine Gefühle auf einer solch mitreißenden und tiefgründigen Ebene aus, dass meine Mutter sich fragen wird, warum sie mich damals doch nicht gezwungen hat, zum Psychiater zu gehen. Und mein Vater wird wahrscheinlich hinterfragen, was ich damals so im Literaturunterricht getrieben habe, dass ich mich nun mit solchen Depri-Themen auf Facebook-Sprüche-Niveau bewege. Ich denke, ich werde es dann doch etwas schleierhafter machen. Baue hier und dort ein paar groteske Parabeln ein, etwas surreale Wortmalerei, vielleicht auch eine etwas bizarre, schwarze Metapher. Dann mache ich wenigstens eines meiner Elternteile ein bisschen stolz.

Und um auf Mariés zweite Aussage zu sprechen zu kommen; doch, ich wollte allein sein. Das war doch der Grund, weshalb ich überhaupt so froh war, dass alle zum Strand wollten. Ich hatte in den letzten 48 Stunden genug Gesellschaft genießen dürfen. Ich finde eigentlich, dass ich schon sehr geduldig und beherrscht war während dieser ganzen Zeit. Man zähle da einmal Patata auf, das Trick Trio generell, Blicke der Zerstörung Nummer 1 und Nummer 2 und von meinem Zimmergenossen will ich erst gar nicht anfangen! Wo wir gerade bei Entengeneral Grzegorz sind, mittlerweile bin ich wieder in unserem Zimmer angelangt. Grzegorz war gerade dabei ein paar Sachen in eine Tasche zu packen, wahrscheinlich für den Strand. Verständlich, aber etwas an seiner Erscheinung irritierte mich. Seine Haare waren irgendwie...seltsam. Mit seltsam meine ich anders als sonst – statt eines Entenhinterns hatte er sie nun zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein paar Ponysträhnen hingen vorne dennoch raus. Ich will jetzt nicht sagen, dass er damit noch weiblicher aussah, als er es ohnehin schon tat, aber...ach, ich sag einfach gar nichts dazu.

„Hast Du noch Zeit gehabt Dich umzustylen?“, fragte ich, so dumm wie ich doch war. Dumm deshalb, weil es wahrscheinlich wieder ein Katalysator für eine von Grzegorzs ausschweifenden Erzählungen war, aber mittlerweile war mir das ziemlich egal. Ich machte mich einfach auf die Suche nach meiner Badehose. Gestern hatte ich meine Sachen ja so schön in den Schrank gepackt.

„Huh? Ah, nein. Ich dachte nur das sei praktischer. Wenn wir an den Strand gehen ist Haarspray nicht so gut, insbesondere nicht, wenn ich ins Wasser gehe.“, antwortete Grzegorz kürzer als erwartet. „Sie hätten aber schon vorher Bescheid geben können. Ich hab heute morgen eine Stunde für meine Haare gebraucht. Hätte ich eher gewusst, dass wir schwimmen gehen, hätte ich sie gleich zusammen gebunden.“, erzählte er weiter. Zu meiner Überraschung schien Grzegorz gerade etwas, nun, wie soll ich sagen, normaler? Zumindest nicht so aufgedreht, wie er die meiste Zeit sprach. Ob das etwas mit seiner neu arrangierten Frisur zu tun hatte?

„Aber eigentlich ist es ganz okay. Der Sommer ist fast vorbei, wäre doch schade drum, wenn wir da nicht einmal vom Meer profitiert hätten! Lena meinte auch so was Ähnliches.“

Grzegorz fuhr in seiner relativ ruhigen Art fort. Ich blieb wie üblich minder enthusiastisch in meinen Antworten. „Mag schon sein“, erwiderte ich, während ich überlegte, welches Buch ich mitnehmen sollte. Es war eigentlich völlig utopisch auch nur anzunehmen, dass ich bei unserem Ausflug auch nur die geringste Chance hatte zum Lesen zu kommen. Aber auch ich brauchte von Optimismus und Hoffnung geprägte Träume! Ich entschied mich für einen Psychothriller.

„Apropos...“, fing Grzegorz wieder an, „Was meinst Du, was der Grund ist, dass Lena jetzt plötzlich dazugestoßen ist? Ich meine, sie ist ja keine Teilnehmerin des Projektes. Und wenn man bedenkt, dass das Projekt auch erst vor ein paar Tagen angefangen hat, hätte sie doch vorher schon genug Zeit gehabt, ihren Vater zu besuchen.“

Ich schaute erstmals richtig in Grzegorzs Richtung. Er schien sich ja wirklich Gedanken über unseren inoffiziellen Neuzugang gemacht zu haben. Er hatte zwar irgendwo logisch argumentiert, aber ich entschloss mich dennoch dazu, das Gespräch zu ersticken.

„Weiß nicht, sie wird wohl ihre Gründe gehabt haben.“, ich ging nochmal ins Bad, um mich umzuziehen und den Rest meiner noch fälligen Morgentoilette zu tätigen. Ich erspare euch die Details – ich meine, es interessiert euch doch nicht wirklich in welchem Winkel ich meine Zahnbürste hielt?

Als ich rauskam, war Grzegorz bereits fertig, wartete dennoch sozialerweise auf mich. Nein, das war ja echt nice.

„Sergej, willst Du keinen Hut oder so mitnehmen?“, sprach Grzegorz, während er von seinem Bett aufstand und sich seine Tasche umhängte.

„Warum sollte ich so etwas wollen?“, fragte ich mit einem dezent schockierten Unterton. Ich war eigentlich überhaupt nicht schockiert. Und reden wollte ich auch nicht wirklich. Aber ich dachte, ich könnte ja mal versuchen etwas witzig zu sein und mich nett verhalten. So als Danke, dass Grzegorz auf mich gewartet hatte und so. Beziehungsweise war mir mittlerweile wieder fast alles egal. Also unterhielt ich mich mehr als üblich. Ich frage mich, wie lange diese soziale Phase bei mir wohl andauern würde?

„Na ja, Deine Haut ist ziemlich hell, demnach empfindlicher was Sonnenstrahlung betrifft. Und bei Deinen schwarzen Haaren ist es recht wahrscheinlich, dass Du einen Sonnenstich bekommst, wenn Du zu lange ungeschützt in der Sonne rumstehst.“, Grzegorz sprach noch einige Zeit weiter und ich begann wirklich mich ernsthaft zu wundern, wie lang der Weg von unserem Zimmer zur Lobby doch eigentlich war. Langsam kam mir der Gedanke, dass meine soziale Phase hier zu Ende war. Aber da ich noch einen kleinen Hoffnungsschimmer übrig hatte, machte ich doch noch einen Versuch, mich an dem Gespräch zu beteiligen:

„Ich fürchte, Du hast Recht. Ich sollte dann wohl wahrscheinlich lieber hier bleiben, meinst Du nicht auch?“

„Ha, ha, guter Witz, Sergej!“, okay meine soziale Phase war hiermit offiziell vorbei.

In der Lobby angekommen fanden wir die meisten anderen Gruppenmitglieder schon vor. Das Trick Trio debattierte untereinander, Stefan und Marié unterhielten sich und Shinji kapselte sich von der Außenwelt ab, indem mit aufgesetzten Kopfhörern vorgab, nicht als die Musik, die er hörte, wahrzunehmen. Eine gute Taktik übrigens, sollte ich vielleicht auch mal versuchen.

Lediglich die Mädels unserer munteren Truppe fehlten noch.

„Tobi, ganz ehrlich, ich versteh echt nicht, was das symbolisieren soll.“, Patatas, cool wie immer, schien einen Punkt bei Tobias gefunden zu haben, den es wohl wert war, zu kritisieren. Dieser schien verwirrt zu sein, wie wir alle wohl und blickte fragend an sich herab.

„Hm? Ich weiß nicht, was Du meinst. Oh, nein - Sind meine Haare etwa nicht on fleek?“, ach, Du meine Güte.

„Ha, wenn's nur das wäre.“, erwiderte Patata mit einem halb verächtlichen und halb selbstsicheren Schnauben. „Mal ganz ehrlich, das Teil da schreit ja schon förmlich lauthals 'Hilfe!'“.

„Das Teil? Meinst Du meine Badehose?“, antwortete Tobias fragend und studierte eingehend seine Beinbekleidung.

„Deine Badehose! Das Teil ist ja schon so rot wie Deine Seele.“, bitte fragt nicht, ich hab selbst keine Ahnung was das bedeuten soll. Tobias ließ sich trotz all der Unsinnigkeit nicht beirren:

„Was sagst Du denn da! Das ist voll die coole Badehose, ja?! Das ist genau so eine, wie die die die Leutchen in Baywatch tragen!“

„Baywatch?“, äußerte Vincent ungläubig.

„Sag mir nicht, dass Du Baywatch nicht kennst!“, zuckte Tobias schockiert zurück. „Also, wirklich, da merkt man ja mal wieder, dass Du überhaupt keine Ahnung hast! Hey Jackie, Du kennst doch sicher Baywatch, oder?“, ich wusste zunächst nicht, wer mit 'Jackie' gemeint war. Aber da Tobias sich Robert zuwandte, welcher ja mit von der Partie war, schloss ich einfach daraus, dass es Tobias Alternative für 'Struwi' war.

„Hm, ja. Ich guck manchmal die Wiederholungen mit meiner Mum zusammen.“, antwortete Robert etwas desinteressiert. Kurzerhand blickte er zu Vincent und erzählte weiter: „Es geht um so eine Gruppe von wunderschönen Bademeistern mit roten Badesachen, die in Zeitlupe über den Strand rennen.“ - das war mit Abstand die beste Inhaltsangabe aller Zeiten.

Tobias schien amüsiert und ergänzte noch einige Kleinigkeiten, um diese ohnehin schon großartige Zusammenfassung zu perfektionieren: „Ha, ha, ja~ Na ja, natürlich kommen manchmal noch einige dramatische Wendungen hinzu, um den Plot auch schön spannend zu gestalten. Aber im Grunde ist es so, wie Jackie es erklärt!“

„Baywatch also.“, gab Vincent skeptisch schmunzelnd von sich.

„Ja, und heute werde ich einer von ihnen sein!“, erwiderte Tobias stolz.

-„Na, dann besorgen wir Dir besser etwas Sonnencreme für Deine Nase. Die Trillerpfeife nicht vergessen.“

„Ha, spotte nur weiter, Vince, aber Du wirst schon sehen! Ich werde der beste und tollste Bademeister, den....hey, zu welchem Strand gehen wir eigentlich?“, zum Ende der Frage hin, wendete Tobias sich den Betreuern zu. Stefan antwortete: „Kitsilano Beach.“

„Der beste und tollste Bademeister, den Kitsilano Beach je gesehen hat!“, vollendete der Möchtegern-David Hasselhoff nun seinen epischen Plan. Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, was ich davon halten soll. Daher kommentiere ich es nicht weiter. Solange ich ein Kapitel meines Buches schaffe, ist alles gut.

Endlich kamen nun auch die Mädchen dazu: Juni, selbiger alles zerstörender Ausdruck wie immer, diesmal aber ohne Skimütze, dafür aber mit zusammengebundenen Haaren. Im Vergleich zu ihrer gestrigen Aufmachung war sie heute recht schlicht und auch relativ burschikos angezogen. Neelie dagegen hatte ein helles Sommerkleid an. Ihr Haar war zu einem Dutt hochgesteckt und sie hatte einige Kunstblüten ins Haar geflochten. Also....ich denke, dass ich da sehr objektiv darüber aussagen kann, dass dies sehr niedlich aussah. So völlig, ohne dass da jetzt wieder tausend Dinge hineininterpretiert werden. Ich meine, wenn es um Kaninchen geht oder um Hundewelpen kann man da ja auch ganz pauschal sagen, dass diese niedlich aussehen oder sind oder was auch immer! Schön, dass wir das klären konnten.

Auch Lena war mit von der Partie. Sie trug immer noch das gleiche total stylische T-Shirt und eine relativ kurze, ausgefranste Jeans. Wahrscheinlich wollte sie genauso cool aussehen, wie sie sich fühlte, denn nun hatte sie auch noch eine Sonnenbrille aufgesetzt.

Stefan checkte nochmal alles durch und gab anschließend das Zeichen, dass wir losgehen sollten. Auf dem Weg zum Van, merkte ich wie sich blitzschnell jemand aus dem Hinterhalt an meine Seite warf. Da ich aus dem Augenwinkel eine strahlendtürkise Farbe ausmachen konnte, hatte ich eine ungefähre Ahnung, um wen es sich handelte.

„Hey Sergej~ Sitzen wir zusammen?“, Hilfe, Körperkontakt! Lena kam mir so langsam wirklich eindeutig ein bisschen zu nah. Ich wich ein wenig zur Seite, um wieder etwas Raum zwischen uns zu schaffen, aber sie kam einfach hinterher. Wäre ich so schnell weiter zurückgewichen, wie ich es gern würde, wäre sie mir wohl in Höchstgeschwindigkeit hinterhergerannt.

„Naa, was ist denn nun?~“, fragte sie und kam mit jedem Wort einen halben Schritt näher. Sie fing zwar an, mir wirklich Angst zu machen, aber ich antwortete dennoch recht abgehackt:: „Weiß noch nicht genau.“

Ich hatte die Wahl, ob ich neben der größten Labertasche, die die Sonne je geküsst hat sitzen würde, oder aber neben einem Mädchen, welche die Definition von 'Space Invader' auf eine völlig neue Ebene brachte. Das war keine leichte Entscheidung! Ich fing also allmählich doch zu rennen an und fragte mich nebenbei, woher Lena eigentlich so schnell meinen Namen gelernt hatte. Ich hätte mich sicher daran erinnert, wenn ich mich angemessen vorgestellt hätte!

Das Rennen sollte nicht umsonst gewesen sein. Ich bekam einen Fensterplatz, was bedeutete, dass nur eine Person neben mir sitzen konnte. Dies war schon eine Erleichterung, weil somit der Worst Case zwischen Grzegorz und Lena zu sitzen, ausgeschlossen wurde. Und tatsächlich endete ich als Sitznachbar von Shinji. Shinji hörte Musik. Shinji sprach daher nicht. Ich mag Shinji.

Neben Shinji saß dann auch noch Grzegorz. Während der Fahrt unterhielt er sich größtenteils mit Tobias, statt mit mir. Da dieser direkt vor ihm saß, schien dies einfacher zu sein. Heute war vielleicht doch kein so schlechter Tag!

Das Gespräch entwickelte sich daraus heraus, dass Tobias sich nach hinten gedreht hatte, weil er Grzegorz offenbar etwas fragen wollte. Ich finde, an dieser Stelle merkt man wirklich, wie sozial und unparteiisch Tobias doch war. Er animierte einfach jeden zum Reden – völlig gleich, ob es ein schüchternes, introvertiertes Mädchen, oder ein quirliger Junge mit dem Wortfluss eines Wasserfalls war.

„Hey Levi, das auf Deiner Tasche ist doch Hatsune Miku, oder?“

Er meinte damit wohl das Motiv, welches auf Grzegorzs Umhängetasche abgebildet war. Ich kenne mich mit dem ganzen Thema nicht aus, aber wenn ich irgendwo wenigstens teilweise richtig lag, bildete es eine weibliche Anime-Figur ab. Sie hatte überdimensional lange Zöpfe und sowohl Haar- als auch Augenfarbe war blau.

Grzegorz, glücklich darüber, angesprochen worden zu sein, antwortete in einer ebenso heiteren Art:

„Oh, ja! Magst Du Vocaloid etwa?“

-„Ja, schon. Aber mein Lieblingsloid ist Kaito. Beziehungsweise wenn es um die weiblichen Loids geht, mag ich Luka lieber! Oder Gumi. Oder Ia.“

„Hm, ja, ich hatte eigentlich eine Tasche mit Len und Rin. Aber meine Schwester hat sie sich gemobst, also musste ich mir auf der nächsten Con eine besorgen, auf die sie nicht so scharf wäre. War etwas umständlich.“

-„Ah, ich verstehe. He, he, ist dann wohl nicht so leicht mit dem Merch, was?“

„Nee, überhaupt nicht. Mittlerweile kaufe ich mir auch keine gebundenen Manga mehr, weil die immer auf mysteriöse Weise verschwinden, ehe ich durch bin.“

-„Ha, ha, das klingt ja echt hart. Was für Manga liest Du denn so in der Regel?“

„Hm....also eigentlich fast alles. Klar, gibt es Ausnahmen...Momentan lese ich relativ viele Shojo-Manga.“

-„Oha, Du auch?!“

„Bist Du etwa auch fanboymäßig unterwegs??“

-„Hm, ja, also eigentlich bewege ich mich mehr so in die Shonen-Richtung, beziehungsweise höchstens Love Comedy. Aber meine Cousine hatte niemanden, mit dem sie ihre Lieblingsmanga hypen konnte, also hat sie mich dazu gezwungen, diese zu lesen. Und seitdem bin ich süchtig. Ich meine, es gibt auch eine Menge gute Shojos, aber die meisten sind so klischeehaft und schrecklich, aber ich kann dennoch nicht aufhören! Es ist wie eine Krankheit!!“

„Ahhh!! Ich weiß genau, was Du meinst!! Das Schlimmste ist, wenn Second Lead Syndrome vertreten ist und ich dennoch anfange die Protagonistin mit dem Typen zu shippen, mit dem sie auf alle Fälle nie zusammenkommen würde. Das ist so schrecklich! Vor allem, in den meisten Fällen verdient die ihn ja eigentlich nicht mehr, weil sie sich einfach so asozial verhält!! Aber ich shippe sie trotzdem, weil Second Lead mir einfach so leid tut. Ich meine, der hat es doch auch verdient, glücklich zu sein!!“

-„Soo wahr!! Aber manchmal sitze ich auch da und wünsche mir, dass sich Protag-chan in zwei teilen könnte. So, dass eine Hälfte mit dem männlichen Protagonisten zusammen kommt und die andere mit Second Lead. Weil ich manchmal dann beides shippe und mich einfach nicht entscheiden kann und dann immer heartbroken bin!!“

„Du sprichst mir aus der Seele! Aber glücklicherweise gibt es auch einige wenige Shojo-Manga, die nicht so klischeebehaftet sind. Die sind dann auch wesentlich besser. Kennst Twinkle Stars? Das ist der beste, den ich bis jetzt gelesen habe!“

-„Levi, mein Freund. Ich denke, wir werden uns noch sehr gut verstehen!“

Falls sich einer wundert – ich habe auch kaum verstanden, worum es in dieser Unterhaltung jetzt eigentlich ging. Aber es scheint, als seien Tobias und Grzegorz nun Freunde. Schön für sie.

Nachdem die beiden noch einige Zeit weiter diskutiert hatten, wen oder was sie shippen, supporten, hypen und welche Headcanons potentiell richtig Canon sein könnten oder welche Szene ihnen voll die Feels gegeben hat, kamen wir schlussendlich an.

Zu meiner Überraschung war der Strand nicht so maßlos überfüllt, wie ich es zunächst erwartet hatte. Es ging sogar noch einigermaßen.

Stefan und Marié machten einen Platz aus, wo wir dann ungefähr lagern würden. Die meisten setzten erst einmal ihre Sachen ab, halfen beim Aufbau und all so was. Aber nicht Robert.

Sobald wir einen Platz am Strand ausgemacht hatten, ließ er sofort seine Tasche fallen, zerrte sich schon nahezu das T-Shirt vom Leib und schmiss es grobkoordiniert mitsamt Schuhen zu seiner Tasche. Dann rannte er ins Wasser und so schnell er reingerannt war, so schnell kam er auch zurückgerannt.

„Waah!! Das ist noch viel zu kalt!“, rief er panisch. Je näher er kam, desto ruhiger schien er zu werden. So kam es, dass er doch noch ein wenig mithalf, als er angekommen war.

„Mach Dir bitte nicht ins Hemd, bloß weil das Wasser nicht beheizt ist.“, entgegnete Vincent, während er einen Sonnenschirm aufrichtete. War er eigentlich zu jedem so nett?

„Also zuerst einmal, Mister, trage ich gar kein Hemd! Und zweitens, wenn Du so der Obermacker bist, dann versuch Du doch an einem Stück ins Wasser zu gehen! Dann werden wir ja sehen, wer von uns sich nass macht!“, obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht schlecht staunte, wie gut Robert doch konterte, musste ich leider zugeben, dass Vincent mindestens ebenso gut abblocken konnte.

„Nass machen würden wir uns wahrscheinlich beide so oder so, wenn wir ins Wasser gehen, Du Genie.“, damit stand es 2-1 für Patatas. Aber wir werden sehen, ob sich das Blatt im Laufe des Spiels nicht noch wendet!

„Genug der leeren Worten! Wenn Du schon so hohe Töne spuckst, dann zeig was dahintersteckt! Es sei denn Du bist bloß ein großmauliges Weichei, hmm?“, Robert ließ sich nicht einschüchtern. Aber genauso wenig ließ Vincent sich verunsichern:

„Weichei? Ich? Ich sehe, Du willst mich herausfordern? Bist Du sicher, dass Du da mithalten kannst, Kurzer?“, langsam befürchtete ich, dass der kleine Spaß etwas zu weit getrieben wurde. Robert schien Vincents Spitznamen nicht mehr mit Humor zu nehmen.

„KURZER?!“, schrie er schon regelrecht. Doch meine Sorge schien sich als unbegründet herauszustellen.

„Niemand nennt mich 'Kurzer'! Du Honk! Wir werden ja sehen, wer von uns beiden kürzer kommt! Ich fordere Dich heraus auf der Stelle und ohne Rückhalt ins Wasser zu springen!“, ein muss man ihm lassen, Robert hatte eine amüsante Vorliebe für Wortspiele. Vincent schaute währenddessen überlegt aufs Meer.

„Ohne Rückhalt? Bist Du sicher, dass das nicht zu hardcore ist? Ich meine, wir haben schon Spätsommer und außerdem sind wir in Kanada und nicht in Aussie-Land. Da ist es schon um einiges kühler...“

„Oh~ Heißt das etwa, dass es Dir ein wenig zu kalt ist? Entschuldige, ich erwarte natürlich nicht, dass Du Dich mit Deinem zerbrechlichen Prinzessinenkörper in die eiskalten und krassen Tiefen des Ozeans wagst! Ich verübels Dir auch nicht, dass Du vorhin so große Töne von Dir gegeben hast Ich meine, wenn man sonst nichts hat, muss man natürlich angeben. Aber weißt Du was? Wenn wir wieder im APH sind, bauen wir Dir ein Planschbecken auf! Dann kannst Du dort mit warmen Wasser planschen und brauchst keinerlei Angst zu haben, Dich zu verkühlen~“, meine Damen und Herren, damit steht es wohl unentschieden! Sollte sich das Manöver von MC Struwi als effektiv genug erweisen, ist er der heutige Gewinner der Battle-Runde! Doch Sir Ghetto-Patatas hat offenbar noch nicht genug!

„Weißt Du, was der Vorteil ist, größer als Du zu sein?“, wir alle lauschen gespannt, was hat Insane Charming Potato nun für Geschütze aufgefahren? Auch MC Struwi wartet gespannt auf die herausfordernden Worte.

„Ich hab längere Beine als Du!“ und mit diesen Worten rannte Patata ohne Rückhalt und ohne etwas zu bereuen Richtung Meer. Struwi tat es ihm gleich, rief ihm aber während des Laufes noch zu: „Ey, das ist unfair! Wir hatten kein Startzeichen!“ Und somit stürzten sie sich in die Wellen.

Ich fand's gut, so waren zwei Quatschköpfe weniger da. Vielleicht kam ich ja doch noch zum Lesen? Ich setzte mich unter einen der beiden Sonnenschirme. Dort saß noch niemand. Perfekte Voraussetzungen um mein Buch zu lesen! Ich nahm es aus meinem Rucksack und schaffte tatsächlich eine Seite durchzulesen. Ich schaffte sogar eine zweite Seite! Als ich etwa ein Viertel des Kapitels durch hatte, begann ich mich ernsthaft zu fragen, was hier nicht stimmte. Wie kam es, dass ich so ungestört lesen konnte? Nicht, dass ich mich beschweren würde. Es war nur so...unerwartet. Na ja, aber ehe die schöne Ruhe vorbei war, wollte ich wenigstens noch ein weiteres Viertel schaffen. Also hörte ich auf, meine Ungestörtheit zu hinterfragen und widmete mich wieder meiner Literatur.

Obwohl wir in Kanada waren und es offenbar zu dieser Zeit im Jahr nicht ganz so glühend heiß war, spürte ich doch, wie die Wärme langsam unangenehmer wurde. Ich nahm meine Wasserflasche aus dem Rucksack und trank einen Schluck. Aber da jenes erfrischendes Wasser sich mittlerweile zu weniger erfrischender Suppe transformiert hatte, half es nicht wirklich. Es war in der Tat sogar etwas eklig. Wer schon mal von der Sonne aufgewärmtes Wasser getrunken hat, wird mir da wohl zustimmen. Also zog ich mein T-Shirt aus, am Strand soll dies ja durchaus legitim sein. Recht zeitnah hörte ich ein Pfeifen.

Erschrocken blickte ich in die Richtung, aus der das Pfeifen gekommen war. Dort saßen sie, unsere APH-Mädels, beisammen. Da ich mit 99,99%iger Wahrscheinlichkeit sicher sein konnte, dass weder Neelie, noch Juni zu dieser Tat imstande wäre, fiel die Lösung relativ schnell auf Lena. Umso mehr, als ich sah, dass Neelie und Juni sich ungestört unterhielten und Lena langsam aufstand und sich auf mich zu bewegte und ich nun während dieses Momentes ernsthaft bereute, jemals mein Shirt ausgezogen zu haben.

Sie begrüßte mich mit einem freudigen „Hey~“. Ich antwortete in einem ähnlich freudig erscheinenden „Hey~“, hob dabei allerdings mein Buch in die Höhe, um ihr zu signalisieren, dass ich ja jetzt so beschäftigt war und keine Zeit für sie hätte. Aber ich wurde ignoriert. Erneut. Tja, wie der Vater, so die Tochter, was?

Lena hockte sich vor mich und hielt mir eine Flasche Sonnencreme entgegen. Sogar mit Sonnenschutzfaktor 50. Wow!

„Kannst Du mir den Rücken eincremen?“, fragte sie liebreizend lächelnd.

„Nein“, antwortete ich liebreizend lächelnd.

„Darf ich Dir den Rücken eincremen?“, fragte sie nun noch liebreizender.

„Nein.“, antwortete ich wie zuvor.

Lena schien meinen Sinn für Humor nicht ganz so witzig zu finden. Sie sah mich erst etwas skeptisch an, begann dann aber leicht zu schmollen: „Was darf ich denn?“

„Du darfst Dich gern dort ganz weit hinten hinsetzen, wenn Du möchtest.“, schlug ich vor. Aber diesen Vorschlag lehnte sie sofort ab.

„Das möchte ich aber nicht“

„Das ist zu tragisch.“

Zu meiner Verwunderung fing Lena leise zu kichern an.

„He, he, Du bist so süß, wenn Du versuchst witzig zu sein!“ - entschuldige mal, bitte! Schätzchen, ich versuche nicht witzig zu sein. Ich bin witzig! Was, bin ich nicht? Okay, gut, aber wenn ich nicht witzig bin, bin ich auch genauso wenig süß, kapiert?

„Was liest Du denn da Schönes?“, fragte sie weiter. Da sie mir nicht so auf die Pelle rückte, wie sie es zuvor getan hatte, beschloss ich sie einige Zeit zu tolerieren.

„Ein Buch.“, benannte ich zunächst das Offensichtliche. Da Lenas Unzufriedenheit mir aber schnell deutlich wurde und ich Angst hatte, was sie wohl tun würde, wenn ich sie tatsächlich verärgern sollte, sprach ich weiter:

„Es geht um einen Psychopathen mit gespaltener Persönlichkeit. Der eine Teil seiner Persönlichkeit begeht ein Verbrechen nach dem anderen, während der andere Teil verzweifelt versucht ihn daran zu hindern. Er hinterlässt an jedem Tatort verschlüsselte Nachrichten, um dem Kommissar zu helfen, ihn zu fassen. Dieser wird von dessen Psychiaterin begleitet. Gemeinsam versuchen sie die Fälle aufzuklären, aber es verstrickt sich immer mehr in Unklarheit und jeder Hinweis, den sie haben stellt sich als falsche Fährte heraus. Schließlich ist nichts so wie es scheint.“

-„Wow, das klingt ja total spannend!“

„Ist es auch, deswegen würde ich auch sehr gerne weiterlesen!“

Nach einer kurzen Pause, wagte ich es wieder zu sprechen: „Darf ich?“

„Nein~“, antwortete Lena mir frech zuzwinkernd. Dieses unverschämte Furby! Zu allem Überfluss tauchte auch Grzegorz wieder auf. Er rief einige Male den Namen 'Siggi'. Ich brauchte einige Zeit, ehe ich kapierte, dass er mich damit meinte.

„Ich heiße Sergej.“, sprach ich ernst. „Nicht Siggi.“, sprach ich weiter.

Grzegorz seufzte darauf leicht, während er mich belächelnd ansah: „Schon klar, aber jeder braucht doch einen Spitznamen!“

„Ich nicht.“, erwiderte ich, „Siggi ist kein Spitzname für Sergej.“

„Aber mir viel kein anderer ein, der zu Sergej passen würde. Außerdem hat außer Dir schon echt jeder einen Nick – pass auf! Ich bin Levi, Tobias ist Tobi, Vincent ist Vince, Robert ist Rob oder Robbie oder Jackie oder Roberto, Neelie ist Lily oder Nel, Shinji ist Shinjin und sogar Lena hat schon einen Spitznamen!“

„Len!“, klärte Len mich freundlicherweise auf.

„Ich heiße nicht Siggi.“, verharrte ich weiterhin auf meiner Position. „Und hast Du nicht Juni vergessen?“

Juni hatte zwar einen Spitznamen, aber außer mir wusste ja niemand von diesem. Nicht einmal Juni selbst. Und das war auch gut so. Grzegorz lächelte jedoch einfach nur lieb und sagte: „Juni an sich ist schon so ein niedlicher Name, dass keine Verniedlichung mehr notwendig ist!“

Nun, ich schätze wenn die Trägerin jenes Namens 24/7 mit dem Ausdruck des Untergangs herumlief, war ein derart niedlicher Name nötig, um das auszugleichen.

„Siggi, würde es Dir eigentlich weh tun, wenn man gegen Dein Sixpack schlagen würde?“, ich wusste ganz ehrlich nicht, welcher Teil dieses Satzes mich am meisten schockierte.

„...Ich...weiß nicht....ich habe mir noch nie gegen meinen Bauch geschlagen.“, antwortete ich so gefasst wie ich nach zwei Tagen mit dieser irren Selbsthilfegruppe nur sein konnte.

„Darf ich das mal versuchen??“, fragte Lena begeistert. Ich verneinte ihre Anfrage umgehend, aber das schien sie nicht daran zu hindern, noch weitere hundert Male zu fragen.

„Du kannst es mal bei mir versuchen!“, ertönte plötzlich die heroische Stimme, die mich von meiner Bedrängnis erlösen sollte. Tatsächlich glich Tobias Pose in dem Moment der eines Helden. Oder der von Peter Pan.

„Schnucki, tut mir leid, Dir das sagen zu müssen, aber Du hast da kein Sixpack.“, entgegnete Lena ihm auf sein Angebot, „Du hast da bestenfalls einen minimalen Schwabbel.“

„Ha! Lass Dich nicht täuschen! Mein Sixpack liegt darunter! Mein Schwabbel schützt es bloß vor äußeren Einflüssen!“, erwiderte Tobias ihr selbstsicher. Tatsächlich ließ Lena einen Moment von mir ab, offenbar um sich selbst zu überzeugen. Tobias in seiner Peter Pan-Haltung, auf alles gefasst, hielt Lenas Testschlag allemal stand.

„Wow, Du hast ja Recht!“, rief sie dann begeistert.

„Haha! Ich bin Sir Waschbrett Hasselhoff!!“, bitte mach, dass sie endlich aufhören...!

„Aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem hergekommen...“, gab Sir Waschbrett Hasselhoff zu. „Wir haben einen Wasserball mitgenommen und ich wollte fragen, ob ihr Lust habt, mitzuspielen? Wäre cool, wenn wir alle dazu animieren könnten! Je mehr desto lustiger.“

Grzegorz und Lena waren sofort Feuer und Flamme für die Idee. Ich tastete unauffällig nach meinem Buch mit dem zwiegespaltenen Psychopathen.

„Was ist mit Dir Sergej, magst Du nicht mitmachen?“, hakte Tobias noch einmal genauer nach. Also, ich fand es zwar wirklich gut, wie nett und sozial er doch war, aber dabei konnte er doch mich getrost außen vorlassen?

„Ehrlich gesagt, bin ich nicht so der Typ, der im Wasser Spaß hat.“, versuchte ich behutsam auszudrücken, dass ich nicht wirklich Lust hatte mitzuspielen.

„Wieso, kannst Du nicht schwimmen? Oder hast Du Angst vor Wasser? Wasserallergie vielleicht?“, fragte Tobias weiter. Mann, der war ja echt hartnäckig.

„Das nicht, aber...“

„Na, dann gibt es ja keine rechte Entschuldigung für Dich, nicht mitzuspielen, nicht?“ - hey, hey, hey. Immer langsam, Skaterboy!

„Aber...ähm...“, mir gingen langsam die Argumente aus. Ich musste also einen Kompromiss finden!

„Wie wär's, wenn ihr erst mal alleine spielt und ich dann zu einer späteren Runde dazukomme? Ich bin gerade an einer echt spannenden Stelle in meinem Buch und würde sehr gerne...“

„Die Psychiaterin ist die Psychopathin!“

Völlig fassungslos blickte ich in das Angesicht von Lena, deren Mund es war, aus welchem dieser Satz gerade kam.

„....Wie...?“

„Das Buch was Du liest. Ich habe es letztes Jahr gelesen. Die Psychiaterin ist die Täterin.“

Ich war immer noch total schockiert und überwältigt. Zu was war diese Frau bitte im Stande?!

„Eh, nein, aber...Aislín ist doch ein Mann...?“, gab ich verwirrt zurück. Ich konnte ihr nicht glauben. Ich wollte ihr nicht glauben.

„Das ist das was Du denken sollst! Red Herring und so. Du meintest doch selbst, dass man immer wieder auf falsche Fährten gebracht wird und in dem Buch nichts so ist, wie es zunächst scheint. Aber ich kann verstehen, dass Du es nicht glauben kannst, ich war auch so schockiert, dass ich die ganzen letzten fünf Kapitel nochmal lesen musste, ehe ich es ansatzweise fassen konnte! Echt ein großartiges Buch.“

Ich sah Lena mit einem angewiderten Blick an: „Du bluffst doch!“

Sie entgegnete mir aber nur ein verschmitztes Lächeln. Aber dann sprach sie doch noch weiter: „Übrigens, was die Beziehung zwischen dem Kommissar und der Psychiaterin betrifft. Wir alle kennen ja die Gefühle, die er für sie entwickelte. Daher ist das Ende auch wirklich total...“

„STOP! Ich will das nicht hören!!“, rief ich verzweifelt. Sie war unglaublich. Sie war...skrupellos. Sie hatte mir mein Buch verdorben...!

„Hey Sergej...“, immer noch total erschüttert blickte ich auf. Tobias sah mich etwas mitleidig an, lächelte aber kurz darauf.

„Wenn ich es schaffe auch noch Neelie, Juni und Shinji zu überreden mitzuspielen, machst Du mit, okay?“

Ich war eigentlich nicht mehr ansprechbar aufgrund der Tatsache, wie rapide sich die Dinge gerade entwickelt hatten. Aber ich nickte einfach stumm. Diese Frau hatte mich gebrochen. Ein türkises Gesundheitsamt-Furby hatte mich gebrochen!

Nachdem ich mein innerliches Weinen beendet hatte, fing ich an mir Sorgen um Tobias zu machen. Mir war nämlich jetzt erst aufgefallen, was er da eigentlich gesagt hatte. Und zeitgleich viel mir auf, dass es ziemlich gefährlich werden konnte, sich Juni bis auf Weiteres zu nähern. So verfolgten Grzegorz, Lena und ich aus sicherer Entfernung gespannt das Geschehen.

Tobias ging schnurstracks zunächst auf Neelie und Juni zu. Freundlich lächelnd wie immer, sprach er sie dann an. Aus dieser Distanz konnten wir nicht eindeutig heraushören, was genau er sagte, aber durch die Gestik und Mimik konnten wir uns ungefähr ein Bild machen. Lena versuchte sogar das ganze zu synchronisieren:

„Oh, Neelie~ Du bist so süß, geh bitte mit mir aus!“

„Lass das!“, wies ich sie genervt zurecht. Sie imitierte zeitgleich auch Tobias Gestik in einer wirklich übertriebenen Weise. Das war ziemlich nervig.

„Was?! Sag mir nicht, dass Du in Neelie verknallt bist, Siggi!!“, reagierte sie entsetzt.

„Ich bin in überhaupt niemanden verknallt! Und nenn' mich nicht Siggi!!“, keifte ich zurück. Sie blieb allerdings immer noch nicht ruhig:

„Das will ich auch für Dich hoffen, Mister! Du gehörst mir, kapiert?!“

-„Was?“

„Ach, nichts.“

„Hey ihr zwei! Seid mal leise!“, verbot uns nun Grzegorz den Mund. Also, echt, wenn Grzegorz uns schon...wow. Ach...ich meine...ach, Du meine Güte.

Ich kam immer noch nicht ganz darauf klar, was hier eigentlich gerade vor sich ging. Um mich abzulenken verfolgte ich wieder das Geschehen um Tobias, Neelie und Juni. Diese unterhielten sich nämlich immer noch. Es schien, als hätten die beiden Mädchen ebenfalls kein Interesse daran, Wasserball zu spielen. Wobei es ein wenig so wirkte, als sei Neelie einfach bloß schüchtern und Juni einfach Juni. Vielleicht traute Neelie sich aber auch nicht konkret abzulehnen, die drei diskutierten irgendwie ziemlich lange. Juni schien schon langsam ungeduldig zu werden, denn man sah ihr an wie ihr Blick immer giftiger wurde. Doch gerade in dem Moment, als Grzegorz, Lena und ich anfingen zu debattieren, ob es nicht gut wäre da vielleicht einzuschreiten, ehe Tobias von Juni vernichtet wurde, verschwand die Bedrohung aus ihrem Gesicht urplötzlich. Sowohl Neelie, als auch Juni standen auf und folgten einem mehr als zufriedenen Tobias.

Wir werden wohl nie erfahren, wie Tobias das jetzt eigentlich angestellt hat. Wobei mich das ehrlich gesagt unheimlich stark interessieren würde. So oder so wird er in die Geschichte eingehen, als Held der Juni Falk das Wasser reichen konnte.

Die drei waren mittlerweile bei uns angelangt und Lena begrüßte die Mädchen freudig, als seien sie ihre besten Freundinnen. Ganz ehrlich, wie lange war sie jetzt eigentlich da? Und Juni? Juni schien auch nichts gegen Lena zu haben. Tatsächlich war ihre Mörderaura noch nicht zurückgekehrt. Konnte es vielleicht sein, dass sie tastächlich einfach nur ausnahmsweise schlecht drauf war?

Kurz darauf viel allerdings ihr Blick auf mich und alles verfinsterte sich wieder.

Offen gesagt fühle ich mich jetzt langsam wirklich hochgradig diskriminiert.

„Okay, Vince und Jackie meinten, sie würden auch mitspielen. Dann fehlt jetzt nur noch Shinji!“, äußerte Tobias und wollte gerade losgehen.

Ich zuckte währenddessen zusammen, denn ich spürte urplötzlich etwas sehr Kaltes an meiner rechten Schulter aufkommen und wie es langsam meinen Rücken herabfloss.

„Vince, Du Honk! Das war mein Eis!“, hörte ich hinter mir. Wenigstens wusste ich jetzt, was es denn nun eigentlich war, was so unangenehm an meinem Rücken klebte. Und auch wem ich das aller Wahrscheinlichkeit nach zu verdanken hatte.

Ich drehte mich um und war wirklich überrascht, wie beherrscht ich doch war. Ich meine ja, ich machte Juni mit ihren Blicken wahrscheinlich schon Konkurrenz. Das merkte ich daran, dass Grzegorz und auch Tobias vorsichtig von mir zurückwichen. Aber andererseits, fing ich nicht zu brüllen an, machte nichts kaputt und grün wurde ich auch nicht. Also war doch noch alles super, oder?

„Sorry, Sergej. War keine Absicht.“, sagte Vincent als er mit Robert immer näher auf uns zuschritt. Dabei hatte er mit Roberts Meckerattacken zu kämpfen.

Keine Absicht? Wer soll Dir das bitte glauben?! Hä?! Ich antwortete einfach nicht auf seine schon unverschämte Aussage und ignorierte die halbherzige Entschuldigung. Bei all der Spannung, die sich gerade in mir aufbaute, konnte er mir wirklich dankbar sein, dass ich es dabei beließ. Ich spürte noch einen sanften Druck an der Stelle, an der das Eis gelandet war. Als ich meinen Kopf zur Seite drehte, sah ich wie Lena freundlicherweise das Eishörnchen, welches wohlgemerkt zuvor noch an meinem Rücken geklebt hatte, entfernt hatte. Sie lächelte mich peinlich berührt an und trat dann auch zwei oder drei Schritte zurück. Ich schätze, man konnte mir meine Gereiztheit wirklich deutlich anmerken! Sie schien es sich nicht verscherzen zu wollen. Hatte sie etwa Angst, weil sie mich zuvor gespoilert hatte, würde sie die erste auf meiner Liste sein?

Ich seufzte einmal tief und versuchte damit so viel Spannung wie möglich abzulassen.

„Ich geh mal kurz ins Wasser...“, bemerkte ich leise, zwar immer noch genervt, aber nicht mehr in Zerstörerstimmung. Das war doch alles blöd. Ich wollte von Anfang an nicht an den Strand und jetzt musste ich sogar in dieses doofe Wasser. Allerdings schien mich da doch jemand daran hindern zu wollen.

„Sergej, Du willst das doch nicht im Meer abwaschen, oder?“, fragte Tobias, mutig genug, mich als erster anzusprechen. Ich sah zu ihm und antwortete knapp: „Doch, stell Dir vor, genau das war mein Plan.“

Allerdings schien ihm meine Antwort alles andere als zu gefallen.

„Nein, Sergej! Das darfst Du nicht!! Denk an die Umwelt! Denk an das arme, ohnehin schon überbelastete Klima! Gehe nicht zur Dunklen Seite der Macht über, wenn Du alles mit einer einfachen Dusche lösen kannst!!" - ganz ehrlich. Gerade hielten noch alle Abstand und jetzt traute der Sozialo sich schon so was. Na ja, soll mir Recht sein. Ist ja nicht so, dass es mir gefallen würde, abschreckend auf andere zu wirken.

Wieder im Text; vielleicht mag ich etwas abgestumpft erscheinen, aber war diese flehentliche Bitte nicht etwas überzogen? Ich meine, ich hatte jetzt lediglich etwas Eiscreme quer über den Rücken verteilt und keinen radioaktiv-verseuchten, chemisch-giftigen Biomüll. Und wenn dem so wäre, würde ein kurzer Sprung ins Meer nicht genügen. Eine einfache Dusche würde ebenfalls nicht genügen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob eine Spezialmaßnahme der Seuchenschutzbehörde in diesem Fall genügen würde! Aber wie gesagt, handelte es sich bloß um Eiscreme. Und weshalb wurde ich jetzt auch schon mit Darth Vader gleichgestellt, bloß weil ich dieses Bisschen verflüssigte, nicht-verstrahlte und absolut unbedenkliche Milchspeiseeis am Strandufer abwaschen wollte? Wie sollte denn dadurch die Umwelt belastet werden? Das einzig Belastende an diesem Eis war höchstens der Kaloriengehalt!

Nun...aber Tobias sah mich mit diesem eindringlichen Blick, mit dem puren Ausdruck des Terrors an. Als würde ich von einem ganz netten Kerl zum schrecklichsten Menschen der Welt werden, würde ich jetzt ins Wasser gehen.

...Ich fand das jetzt zwar ziemlich überzogen und nachvollziehen konnte ich es auch nicht wirklich, aber man musste sich ja jetzt nicht mehr Feinde machen, als man ohnehin schon hatte. Und gemein sein wollte ich auch nicht, ich meine es war jetzt kein Weltuntergang, die Duschanlage zu benutzen.

Also seufzte ich, als Zeichen meiner Kapitulation, und bewegte mich Richtung Duschanlage. Ich konnte immer noch Tobias unterstützenden Anfeuerungsrufe weit hinter mir hören. Rufe wie „Sehr gut! Ich wusste, dass Du zur guten Seite gehörst!!" und „Lass Dich nicht von Deiner Wut bestimmen!".

Der Junge hatte eindeutig zu viel Star Wars geguckt.

Ich ging weiter bis ich in nicht allzu weiter Entfernung ein containerähnliches Gebäude erblickte. Nach einigen weiteren Schritten erkannte ich auch ein kleines Schild mit einem aufgedruckten Duschkopf. Kein Zweifel, ich hatte die Duschanlage gefunden! Sehr gut! Gerade als ich merkte, wie die lauwarme, klebrige Pampe von Softeis an Stellen rutschte, an denen sie mir alles andere als lieb war, erreichte ich die Tür.

Nachdem ich eingetreten war drängte sich sofort ein stechender Geruch von Chlor und Wasser in meine Nase. Wasser an sich hatte jetzt vielleicht keinen Eigengeruch, aber irgendwie hatte dieser ätzende, stechende Duft etwas wässriges in sich. Meinen Geruchssinn ignorierend ging ich weiter. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass Chlor an sich eigentlich keinen spezifischen Geruch hatte, sondern erst zu riechen begann, wenn er mit bestimmtem Schmutz oder Flüssigkeiten in Verbindung geriet. Ehrlich gesagt wollte ich darüber nicht weiter nachdenken und legte diese Behauptung einfach als auf ausschließlich Wikipediaartikeln fundierte Aussage ab.

Übrigens war ich allein, was ich nur begrüßen konnte! So hatte ich Gelegenheit mir eine Kabine auszusuchen, welche vom Geruch her nicht so aggressiv war, wie die meisten anderen. Ganz nebenbei bemerkt war hier alles voller Sand. Ja, Überraschung, Sergej! An einem Strand wäre nicht einmal ein Wahnsinniger mit realitätsverzerrter Wahrnehmung darauf gekommen, Sand vorzufinden! Schon klar, aber ich wunderte mich einfach, wie viel von dem Zeug hier herumlag. Ich meine, ein grober Teil dieser feinkörnigen Masse musste doch von dem Wasser, das aus den Duschköpfen trat wieder weggespült werden, oder?

Na ja, eigentlich war das auch egal. Ich wollte hier drin nicht mehr Zeit verbringen, als unbedingt notwendig, also stellte ich mich unter eine vergleichsweise geruchsneutrale, sandfreie Dusche und entfernte die Eispampe von meinem Rücken. Zu meinem Ärgernis musste ich feststellen, dass dies nicht so einfach war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch musste ich unzufrieden feststellen, dass mein Rücken nicht das Einzige war, an dem dieses Zeug klebte. Alles andere als amüsiert musste ich feststellen, dass das Meiste auf meiner Badehose gelandet war. Nein, wie ärgerlich!

Also...ernsthaft, das war wirklich ärgerlich. Ich weiß nicht, ob das immer so klar wird, wenn ich versuche ironisch zu sein oder etwas ernst meine. Soll ich das demnächst immer einleiten? Na ja, wie dem auch sei, diesmal handelte es sich nicht um Ironie.

Da ich nicht wirklich erkennen konnte, ob meine Badehose jetzt sauber war und ich jetzt auch nicht wirklich Lust hatte, mich wie ein Schlangenmensch zu verrenken, tat ich etwas, was ich im Anschluss zunehmend bereute. Aber da ich offenbar ein sehr naiver und zugleich auch sehr dummer Mensch war oder vielleicht sogar bin, tat ich es einfach ohne mögliche Konsequenzen abzuwägen.

Für alle die schon eine Vorahnung haben - ja, ich zog meine Badehose aus. Ja, ich kam kurzerhand auch auf die glorreiche Idee mir ein paar Papierhandtücher vom naheliegenden Bereich zu holen, um den Softeisrest von eben jener Badehose zu entfernen. Ja, ich ging ohne meine Badehose, da ja alles innerhalb des Containers und ich ja alleine war. Und ja, ich stellte bei meiner Rückkehr schockiert fest, dass meine geliebte Badehose nicht mehr da war, wo ich sie vorzufinden gehofft hatte.

Ich weiß, ich bin unglaublich schlau!

Warum zum Geier passierte mir so etwas?! Warum?! Warum?!

Es gab jetzt zwei Möglichkeiten, die eine Antwort auf meine verzweifelte Frage boten. Ich war mir aber nicht sicher, welche mir lieber war. Möglichkeit Nummer eins wäre, dass meine Badehose während meiner kurzen Abwesenheit von dem Gemisch aus Chlor, faulem Wasser und anderer Bestandteile, die ich nicht zu identifizieren wage, befallen wurde, und sich mit Hilfe dieser interessanten mikrobiologischen Lebensformen davongestohlen hat.

Die zweite, wesentlich wahrscheinlichere Überlegung wäre, dass ich doch nicht so ganz allein war, wie ich es zunächst annahm und mir irgendein wahnsinniger Sadist die Badehose geklaut hat. Aber ehrlich; wer stiehlt denn bitte Badehosen?! Als würde ich Geld oder sonstige Wertsachen mit in eine Dusche nehmen! Meine Badehose hatte noch nicht einmal Taschen! Die hatte einen aufgedruckten Hai, das war ziemlich cool! Aber keine Taschen!!

Okay, es mag unlogisch gewesen sein, den Hai jetzt extra an dieser Stelle zu erwähnen, aber ich fand das ziemlich cool. Das war meine Lieblingsbadehose! Und jetzt hatte sie irgend so ein delinquenter Irrer! Ja, ich sollte in so einer Situation wohl besser andere Dinge tun, als meiner Badehose nachzutrauern. War ja immerhin nur ein Stück Stoff. Allerdings war dieses Stück Stoff die einzige Möglichkeit für mich, jemals aus dieser Dusche zu kommen und nach draußen zu gehen. Mir kam gerade der Gedanke, dass es dem Badehosendieb vielleicht ja gar nicht darum ging, an Geld oder Ähnliches zu kommen, sondern einfach darum, mich in diese missliche Lage zu bringen. So ein kranker Psychopath!

Ich ging vorsichtig in dem kleinen Duschhaus umher. Nur um sicherzugehen, dass ich Möglichkeit Nummer eins auch wirklich hundertprozentig ausschließen konnte und meine Badehose nicht doch noch hier irgendwo herumlag. Enttäuscht musste ich Möglichkeit Nummer eins widerlegen.

Da stand ich nun. An einem Sommertag, an einem kanadischen Strand in einer Duschanlage. Im Adamskostüm und ohne eine Idee, was ich nun hätte tun können.

...Ich schätze, das ist ein persönlicher Rekord im Versagen. Ehrlich, das toppt alles, was mir bisher passiert ist. Und mir ist schon viel Unglückliches, unglaublich Dummes passiert! Vielleicht sollte ich demnächst mit einem Tagebuch anfangen. Dann kann ich all diese grauenhaften Dinge dokumentieren. Was das für einen Zweck erfüllen soll, muss ich mir noch überlegen, aber das tue ich später. Jetzt konzentriere ich mich einfach darauf, dass ich irgendwann dieses Tagebuch anfange. Und wenn ich es anfange, muss es ja bedeuten, dass ich irgendwann, mit einem annehmbaren Stück Stoff bekleidet, diesen ätzenden Sandkasten verlassen würde. Genau das bedeutete es. Man musste immerhin positiv bleiben!

Ich hatte versucht mir einzureden, dass es gar nicht wichtig war, zu erörtern wie ich hier rauskommen würde. Ich wollte mich einzig und allein auf die Tatsache konzentrieren, dass ich hier rauskommen würde. Alles andere wollte ich als unwichtig abstempeln und abhaken. Aber da ich offenbar nicht leben kann, ohne mir in irgendeiner Hinsicht Sorgen zu machen, lehnte ich es ab, meine eigenen Lifecoach-Anweisungen zu befolgen. Folglich wurden zahlreiche Schreckensszenarien vor meinem geistigen Auge lebendig: Was, wenn ich doch keine Möglichkeit finde hier raus zu kommen? Was, wenn ich hier zwar rauskomme, aber ohne jegliche Kleidung? Was, wenn der Strand 24/7 von unzählbaren Menschenmassen belagert ist? Was, wenn der Strand zum Abend hin zwar menschenleer ist, ich auf dem Weg nach Hause aber von der Polizei oder sonst wem gesichtet und gleich als Sittenstrolch festgenommen werde? Was, wenn ich festgenommen werde und dann selbst in der Zelle auch keine Kleidung bekomme?!

Mein Was-wäre-wenn-Theater setzte sich in einer nach unten gewölbten Spirale fort und ich muss anmerken, dass ich wirklich erstaunt bin, wie lange ich mir in dieser Situation den Kopf zerbrechen konnte. Einerseits durch die Tatsache, dass (glücklicherweise) niemand das Bedürfnis zu haben schien, hier zu duschen. Andererseits auch, dass ich es schaffte ein Worst Case-Szenario nach dem anderen raus zu hauen, ohne etwas Produktives dabei hervorzubringen, was mir bei der Lösung dieses Problems helfen könnte.

Aber wenn wir ehrlich sind: Ich war nackt, ich hatte keine Möglichkeit, irgendwie um Hilfe zu rufen und MacGyver war ich auch nicht. Was für Aussichten hatte ich denn da bitte??

Da mein Kopf ja so gerne nachsinnt und es einfach nicht lassen kann nachzudenken, selbst wenn ich ihn anflehe jenes zu tun, versuchte ich meine Gedanken wieder etwas umzulenken.

Der Chlorgeruch wurde allmählich intensiver. Zumindest hatte ich das Gefühl ihn nun noch stärker wahrzunehmen als vorhin. Das war schon beinahe ironisch; Eiscreme im Meereswasser ist umweltschädigend, aber Chlor am Strand ist unbedenklich?! Es war mir schon klar, dass diese Hygieneeinrichtung irgendwie sauber gehalten werden musste. Aber so wie es mir schien hatte man gleich eine Jahresdosierung an chemischen Reinigern auf diese Fliesen geklatscht! Aber natürlich würden alle Meereslebewesen und das Klima und überhaupt das ganze Ökosystem einen erheblichen, irreparablen Schaden nehmen, hätte ich diese 200ml geschmolzenes Softeis im Ozean abgewaschen! Und Vorsicht: Das war - ironisch!

Dieser ignorante, unvernünftige, jedibessesene, pseudosoziale Hummel-Skater-Sunnyboy-Typ!! Das war alles bloß seine Schuld!! Nein, nein, das ist Quatsch. Das ist alles meine Schuld, wer ist denn bitte so dämlich und lässt seine Badehose einfach liegen...Ich habe den Auswahltest für mein Gymnasialstipendium ohne größere Probleme bestehen können, aber um auf die simple Idee zu kommen, meine Badehose nicht außer Augen zu lassen fehlte es mir offenbar an gesundem Menschenverstand.

Mir fiel nun wirklich nichts mehr ein. Weder was ich tun könnte, um das Problem zu lösen, noch ein Worst Case-Szenario, in das ich mich stürzen konnte. War das etwa ein Symptom von Burnout? Wenn ich sogar schon keine Kraft mehr hatte, die mich verfolgenden negativen Gedanken zuzulassen? War meine Situation wirklich ausweglos...?

Gerade als ich mich mit meiner verzweifelten Lage abzufinden versucht hatte, nahm ich ein klopfendes Geräusch war, woraufhin ich eine Stimme reden hörte:

„Hey Siggi, bist Du immer noch da drin?“

Eine leichte Welle von Schock überkam mich, als ich mir nicht sicher war, ob dies nun der Realität entsprach oder ich nun doch zu halluzinieren angefangen hatte.

„Grzegorz?!“, rief ich vielleicht etwas zu laut.

„Willst Du nicht langsam mal rauskommen? Du bist schon 'ne ganze Weile da drin, wir haben uns gewundert...“, redete er weiter und mit jedem Wort wurde ich mir sicherer, dass da tatsächlich Grzegorz draußen stand. Ganz ehrlich...ich war...noch nie so froh diese präpubertäre, quirlige Stimme zu hören! Ich könnte Freudensprünge machen!! Es war ihnen aufgefallen, dass ich fehlte!! Ich musste nicht in dieser chlorverseuchten Sanddünen-Dusche sterben!!! Einen Moment dachte ich wirklich, ich würde anfangen zu heulen.

„Grzegorz!! Du bist da!“, rief ich halb in Verzweiflung und halb erfreut.

„Ja!“, rief er freudig. „Kommst Du jetzt raus?“

Ich verstummte umgehend.

„Siggi...?“

„Ich...“, fing ich zunächst zögerlich an, „...ich kann nicht...“

„Warum denn nicht? Was ist los?“

„Nun...“, ich war zwar froh, dass er jetzt da war, weil das bedeutete, dass ich die Angst eliminieren konnte, hier unbekleidet in dieser dubiosen Sanitäranlage zu verenden. Allerdings war die Situation dennoch peinlich und...ganz ehrlich...wie sollte ich das bitte erklären? Ich meine, wer verliert denn schon bitte seine Badehose beim Duschen?! Das ist doch einfach nur beschämend!! Aber irgendwie musste ich es erklären, sonst würde ich hier vielleicht am Ende doch noch verrecken.

„Also...wie soll ich sagen...ähm...“

„Was ist denn los?“, versuchte Grzegorz mich zum weiter reden zu animieren, aber es half nicht wirklich viel.

„Äh...na ja, ich hab...hier so ein kleines...Problem.“

-„Ein...Problem?“

„Eher ein Problemchen?“

-„Aha. Und...was genau ist dieses 'Problemchen'?“

„Haha! Nun, äh...also....um ehrlich zu sein....“, ich konnte mich nicht wirklich überwinden, es konkret auszusprechen. Aber zu meiner Überraschung war wohl auch Grzegorzs Geduld begrenzt.

„Sergej, was ist los? Hast Du Deine Tage gekriegt oder was?“, wow.

Nein, ehrlich ich war schockiert. Ich wusste nicht, dass Grzegorz, so freudig und gesellig er doch war, auch so eine gehässige Seite hatte! Und vor allem wie er das gesagt hatte! Ich war einfach nur baff.

„Ähm...nein. Das nicht.“, antwortete ich immer noch nicht vollends fähig zu fassen, was der blonde Entengeneral da gerade von sich gegeben hatte.

„Was denn dann? Kannst Du nicht endlich rauskommen?“, fragte er ungeniert weiter. Er war wirklich dreist und unsensibel, das möchte ich mal an dieser Stelle gesagt haben.

„Ähm...ich bin mir nicht sicher, ob das so jugendfrei wäre.“, gab ich zu. Konntest Du Dir jetzt endlich einen Reim darauf machen?! Tatsächlich war Entengeneral Grzegorz erstaunlich gut im Raten.

„Hast Du Deine Badehose verloren, oder wie?“

-„Fast.“, erwiderte ich nun in einem dreisten Ton.

„Du hast Deine Badehose fast verloren?“

-„So ähnlich, ja.“

Schweigen von beiden Seiten.

„Sergej...?“

-„Ist ja gut! Okay, die Sache ist folgende...“, ich beschrieb Grzegorz den Verlauf. Wie der tückische Softeisrest nicht von meiner Badehose weichen wollte, wie ich unachtsam handelte, wie ich Szenarien durchlief, ob meine Badehose entweder geflüchtet oder gestohlen worden sei und wie ich jetzt ziemlich eingeschränkt in dieser Situation auf Hilfe angewiesen war. Die Reaktion, welche auf meine Ausführungen folgte kam recht überraschend, war allerdings doch irgendwo zu erwarten. Grzegorz fing hinter der Tür lauthals zu lachen an. Ich weiß wirklich nicht, wie lang er brauchte, um sich wieder einzukriegen, da es kurzzeitig auch so schien, als würde er ersticken....Nun mach mal halblang, Kurzer.

„Haha..ha...oh, nein Sergej, das ist nicht wahr.“, entgegnete Entengeneral Grzegorz endlich etwas Verständliches, nachdem sein Haupt-Lachflash vorbei war. Was denkst denn Du? Ich wünschte mir, dass dies nicht wahr sei, aber leider sah die Realität anders aus.

„Denkst Du, ich würde hier freiwillig seit einer halben Stunde in diesem Bunker stehen?“, gab ich, nun deutlich genervter, zurück. So sehr ich mich anfangs gefreut hatte, Grzegorzs Stimme zu vernehmen, so sehr wurde mir bewusst, wie sehr sie mich doch eigentlich molestierte. Offenbar waren meine zunehmends gereizten Attribute nun sogar für Grzegorz erkennbar:

„Okay, okay. Alles mit der Ruhe! Ich habe vorhin an der Promenade einige Strandshops gesehen. Einer von ihnen wird sicher auch Badehosen verkaufen. Ich gehe Dir eben eine besorgen, während Du hier wartest!“

-“Das...das wär echt nett...“, gab ich weniger genervt zurück. Allerdings sollte mein Gemüt nicht lange beschwichtigt bleiben.

„Alles klar! Mach Dir keine Sorgen, Siggi! Ich bin gleich wieder da. Lauf ja nicht weg!“, autsch. Kurz nachdem er den letzten Satz geäußert hatte, konnte ich wieder ein prustendes und äußerst amüsiertes Kichern hören. Das Lachen distanzierte sich, daraus schloss ich, dass Grzegorz während seines Abganges munter weiter lachte. Der Typ war ja richtig fies. Wo sollte ich den bitte hinlaufen, hm?! Aber genau das war es, was ihn so sehr amüsierte – dass ich gar keine Möglichkeit hatte wegzulaufen und er dennoch seinen ach so lustigen Scherz raus haute! Dieser Giftzwerg!!

...Allerdings machte Giftzwerg sich in diesem Moment auf, mich aus meiner brenzligen Situation zu retten. Gut, das war wiederum nett. Aber er musste doch nicht auch noch Salz in die Wunde streuen, selbst wenn er mir half!

Ich verbrachte also weitere zahlreiche Minuten des Wartens in der äußerst interessant riechenden Sandkasten-Duschanlage. Dieses Mal aber mit der Hoffnung erfüllt, bald endlich raus zukommen. Dennoch änderte dies nichts an der Tatsache, dass ich ziemlich ungeduldig wurde. Ich möchte ja jetzt nicht behaupten, dass mir langweilig wurde...ich denke Langeweile ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann. Vor allem nicht in meiner jetzigen Situation...aber...ich hatte wirklich keine Lust mehr in dieser Einöde von Sanitärhaus zu vergammeln!

Gerade als ich zu berechnen anfing, wie lange Grzegorz wohl bei seinem Tempo zur Promenade und wieder zurück brauchte, nahm ich war, wie die schwere Tür zur Sanitäranlage langsam aufgeschoben wurde. Zu Recht kam das Gefühl von beunruhigender Panik in mir auf. Denn vor der Tür stand die letzte Person, die ich in dieser Situation sehen wollen würde.

Lena stand schockiert dar. Ich stand schockiert dar. Wir waren beide total schockiert. Vor Schreck erstarrt war ich kurzzeitig nicht in der Lage, mich zu rühren, also schrie ich in Gedanken den Boden an: Erdboden!! Tu Dich auf! Verschlinge mich! Jetzt!!

Der Boden gab meiner verzweifelten Bitte allerdings nicht nach, weshalb ich doch die Initiative ergreifen musste und Furby die Tür nahezu schon ins Gesicht knallte. Ich war mir nicht sicher, ob die Tür tatsächlich ihr Gesicht berührt hatte und wenn ja, ob es ihr weh getan hatte. Aber ehrlich gesagt war mir das im jetzigen Moment ziemlich egal. Ich hatte mit anderen Sorgen zu kämpfen und war so panisch, dass mir das Herz schon fast aus dem Halse sprang. Mir war auch seltsam übel. Vielleicht war das ja wirklich mein Herz, das raus wollte?

Wenn ihr meint, dass meine Panik nicht überzeugend rüberkäme, der einzige Grund warum ich in irgendeiner Weise ruhig wirke ist, dass ich gerade all meine Selbstbeherrschung zusammen nehme, keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Die Panik, die für euch sichtbar wird äußert sich dann viel mehr in sinnlosem Geschwätz meinerseits. Ich nahm es dem Boden sehr übel, dass er sich nicht aufgetan hatte, als ich ihn so flehentlich darum bat. Aber vielleicht hätte ich ja bitte sagen sollen? ….Seht ihr?

Mittlerweile hatte ich mich übrigens an die Tür gelehnt, damit jener Vorfall sich nicht wiederholen konnte. Als Grzegorz dann endlich kam, musste er klopfen, damit ich überhaupt eine Reaktion zeigte.

„Wo warst Du...?“, fragte ich mit gebrochener und teils vorwurfsvoller Stimme.

„Tut mir leid, aber die Schlange an der Kasse war extrem lang! Du ahnst ja nicht wie viele Leute so einen Strandshop besuchen.“, redete er sich heraus. Nach einer kurzen Pause sprach er weiter: „Ähm, Siggi, kannst Du...ähm, ich weiß auch nicht...die Tür aufmachen?“

„Nein...“

-„...Ähm...Aber wie soll ich Dir denn dann die Badehose geben?“

„Ich weiß es nicht, aber Du kommst hier nicht rein. Hier kommt niemand mehr rein.“

-„Was soll das, hast Du Dich da drinnen jetzt einquartiert, oder wie?“

„Sehr witzig.“

-„Komm, jetzt lass denn Quatsch. Ich stand extra 20 Minuten für Dich in der Schlange, da kannst Du jetzt wenigstens diese Badehose annehmen! Ist ja nicht so, als würdest Du mir einen Gefallen damit tun.“

Grzegorz hatte da zwar Recht. Aber ich war einfach nur fertig. Wirklich, einfach nur fertig. Ich wollte jetzt schon nicht mehr weiter. Er konnte da jetzt zwar nicht direkt was für, aber dies änderte nichts daran, dass ich wirklich einfach nur fertig war!

„Siggi...“

Keine Antwort.

„Hey Siggi, komm, ich weiß dass Du da drin bist!“

„Lass mich einfach in Ruhe! Ich habe die Schnauze voll von euch allen...!“, wenn er mich tatsächlich in Ruhe lassen würde, hätte ich wieder dasselbe Problem wie zuvor. Aber das war mir im Moment ziemlich egal. Ich weiß, dass Herumjammern nichts bringt und an dieser Stelle auch total kindisch ist. Und dass ich es im Nachhinein wohl bereuen würde, so zu sprechen. Aber...aber ich hab echt keinen Bock mehr...

Tatsächlich war es einen kurzen Moment lang still und ich fürchtete, dass es selbst Grzegorz schon zu doof wurde. Aber dann hörte ich wieder seine Stimme. Wieder einmal hätte ich nie gedacht, dass es mich mal so erleichtern würde, ihn reden zu hören.

„...Sag mal, ist irgendetwas passiert, als ich nicht da war?“, er hatte natürlich keine Ahnung. Aber ich würde es ihm auch nicht erzählen. Ich meine...das war ja noch peinlicher, als die Tatsache, dass man mir meine Badehose geklaut hatte! Auf mein Schweigen hin entschloss er den weiteren Part des Redens zu übernehmen.

„Hey, mal ganz nebenbei bemerkt...Ich guck Dir schon nichts weg, okay? Also mach endlich die Tür auf, bitte! Ich will hier nicht bis morgen stehen!“

-„Das ist mir egal! Ich werde diese Tür nicht aufmachen! Niemals!“

„Siggi, mal ehrlich, ich hab das doch auch. Was schämst Du Dich denn so? Das wird langsam wirklich lächerlich.“, es war mir klar, dass Grzegorz nicht wusste, warum ich so herumzickte. Und es war mir auch klar, dass das wohl wirklich lächerlich rüber kommen musste und irgendwie auch undankbar, wenn man bedachte, dass ich derjenige war, dem er aus der Patsche half. Aber indem er das alles so betonte, wurde es auch nicht besser!

„Bist Du einfach nur schüchtern oder was ist los?!“, langsam verlor selbst Grzegorz seine Geduld. Aber Besserung meinerseits war nicht in Sicht.

„Ach, geh doch einfach weg!“, wow, Sergej lehnt sich aber weit aus dem Fenster. Pass auf, wenn Du Dir weiterhin solche Frechheiten erlaubst, verreckst Du wirklich noch in dieser schrecklichen Duschanlage. Tatsächlich musste Grzegorzs Geduldsfaden jetzt endgültig gerissen sein. Ich hörte nämlich, wie er leise seufzte. Ich schätze mal damit ist mein Schicksal in diesem Chlorsandkasten zu sterben besiegelt.

„Okay, hör mal. Mach bitte die Tür auf, ja? Ich will Dir nur die Badehose geben. Ich guck auch nicht hin, wenn Dich das so stört, okay? Versprochen! Also öffne jetzt bitte endlich die Tür.“

Ich war ernsthaft erstaunt wie viel Mühe Grzegorz sich machte, mir zu helfen. Offen gesagt, ich denke ich wäre an seiner Stelle längst abgehauen und hätte die Badehose im Meer versenkt. Oder hätte mich selbst nochmal mit Softeis attackiert. Ich seufzte innerlich und öffnete vorsichtig die Tür, bevor ich mir die Badehose schnappte.

Einige Momente später hörte ich wieder Grzegorzs Stimme:

„Und hast Du sie an? Passt alles?“

„..Ja...“, antwortete ich zögerlich.

„Wie schön! Kommst Du dann jetzt raus?“

Nach kurzem Zögern öffnete ich die Tür und trat schweigend heraus. Mir war die ganze Situation immer noch peinlich und ich schämte mich auch irgendwie, dass ich mich vorhin so kindisch benommen hatte. Vor allem aber schämte ich mich, weil Grzegorz trotz meines Verhaltens immer noch so fröhlich und freundlich blieb wie immer.

„Yey! Du bist raus gekommen!“, gab er ein wenig jubelnd von sich, „Dann lass uns mal zu den Anderen zurück gehen. Die wundern sich schon bestimmt wo wir bleiben!“

Ich nickte und folgte ihm einfach. Bei wie vielen Personen musste ich mich jetzt eigentlich schon entschuldigen? Die Liste wurde ja immer länger...Nun, aber ich konnte ja nun langsam anfangen, sie abzuarbeiten.

„Hey, ähm...Grzegorz.“

„Hah?“

„Ähm, also...tut mir leid, dass ich gerade...so...“, ich suchte noch nach den richtigen Worten. Aber wenn man Grzegorz dabei hatte, brauchte man dies nicht eigenständig zu tun.

„...bockig war? Kratzbürstig? Am PMSing? Rumgezickt habe?“

„Ja, danke, so viele Beispiele waren nicht nötig.“, erwiderte ich meine aufkommende Angenervtheit in Zaum haltend.

„Bist Du sicher, dass Du nicht Deine Tage hast?“

„Ja, Grzegorz! Ich hab's ja verstanden!“, zu meiner Überraschung fing er an leise zu lachen. So, amüsierte es ihn etwa mich derart zu mobben?

„Alles gut, Siggi. Ich bin Dir nicht böse. Ich weiß, dass Du das nicht so gemeint hast.“

„Du...weißt das?“, die Aussage klang etwas gewagt. Vor allem wenn man bedachte, dass wir uns eigentlich kaum kannten, ich meine, wir waren ja erst seit zwei Tagen hier. „Entschuldige bitte, ich finde es ja toll, dass Du mir offenbar keine faulen Beweggründe unterstellst, aber wie kannst Du das so genau wissen?“

Grzegorz sah mich erst etwas fragend an und lächelte dann kurz: „Weil ich glaube, dass Du ein guter und netter Mensch bist.“

Nachdem er diesen Satz raus gehauen hatte, ging er zu Tobias und den Anderen. Wir waren nämlich mittlerweile wieder bei unserem Lagerpunkt angelangt.

...Also...ich weiß, dass diese Aussage ebenfalls sehr weit hergeholt kommt, vor allem weil ich bis jetzt rein gar nichts getan habe, woraus man schließen könnte, dass ich ein guter Mensch sei. Aber...aber irgendwie...freute mich das trotzdem total. Mag sein, dass ich einfach gestrickt bin.

Auch ich ging zu der Truppe um Tobias herum. Keine Ahnung, ich hatte gerade irgendwie Lust, sozial aktiv zu sein. Eigentlich tat ich nichts soziales, sondern gesellte mich einfach nur dazu, ohne etwas zu sagen. Wahrscheinlich wirkte ich eher gruselig. Aber egal.

„Spielt ihr nicht noch eine Runde Wasserball?“, fragte Grzegorz. Tobias schüttelte den Kopf.

„Nee, das Wasser ist auf Dauer echt zu kalt. Die meisten hatten nach einer Runde auch keine Lust mehr. Nur Len schwimmt noch.“, erzählte er beiläufig weiter. Doch dann hob Tobias auf bestimmte Weise seinen Kopf und verwies mit dem Daumen auf Shinji:

„Außerdem muss ich den da jetzt erst mal abziehen!“

Ich schaute mir die Szene genauer an. Tobias, Shinji, Neelie und Juni saßen im Kreis und spielten Karten. Was genau spielten sie denn? UNO? Er wollte Shinji bei UNO abziehen?

Auch wenn es UNO war, Tobias schien bei allem was er tat abzugehen: „Ha! Was sagst Du dazu! Zieh zwei, Du Vereinsspieler, der kein Fußball spielen kann!“ - er ritt wohl immer noch auf dem Namen 'Shinji Kagawa' herum.

Herr Vereinsspieler ließ sich aber nicht beirren und legte desinteressiert die nächste Karte ab, statt zwei zu ziehen.

„Sechs ziehen. Ach ja, und ich wünsche mir blau.“

Während Shinji sein Pokerface bewahrte, waren alle um ihn herum geschockt. Besonders Tobias.

„Das kann doch nicht angehen! Zeig mir Dein Blatt!“

-„Hey, bist Du irre? Ich zeig Dir doch nicht mein Deck. Wir spielen noch. Das wäre voll der Nachteil. Außerdem ist Neelie jetzt dran, also chill.“

„Neelie, lass die Karten unten! Ich will erst sehen, was der da für ein Blatt hat! Das ist doch unglaublich! Niemand hat so einen Run bei UNO!“

Neelie schien unschlüssig zu sein, was sie nun tun sollte. Sie tat mir etwas leid. Wenn man zwischen Shinji, der nun kaum eine Gefühlsregung zeigte und Tobias, der da vor Leidenschaft nur so strotzte, saß und dann auch noch Juni neben sich sitzen hatte, konnte man nur verwirrt sein. Ich wollte ihr erst leicht zulächeln, so als freundliche Geste. Aber ich traute mich dann doch nicht, also ließ ich es bleiben. Also...ich fürchtete, dass das was bei mir rauskam, wenn ich versuchte zu lächeln sie noch mehr verunsicherte, als die momentane Situation es ohnehin schon tat. So, genau so!

„Shinjin! Wir spielen nicht weiter, bis ich Deine Karten gesehen habe!“, pochte Tobias weiter auf sein recht. Wobei, konnte man da wirklich von Recht sprechen? Jedenfalls schien Shinji darüber zu stehen und legte seine Kartenreihe ab. Ich muss zugeben, dass auch ich noch nie gesehen hatte, dass jemand bei UNO so viele gute Karten hatte. Von den vier, die er noch übrig hatte waren zwei 'Vier Ziehen'-Karten, eine 'Zwei Ziehen'-Karte und eine 'Aussetzen'-Karte dabei. Tobias guckte fassungslos auf das Blatt.

„Sag mal, willst Du mich verschaukeln...?“

-„Du kannst sie gern nochmal mischen. Wir können auch weiterspielen, aber erst hinterher. Jetzt hab ich keine Lust. Immer nur zu gewinnen ist langweilig.“

„So viel Glück hat doch keiner bei UNO! Du bist krank! Du bist doch krank! Krank!“

-„Nein, ich bin Shinji, danke.“

Shinjis Gesicht blieb ausdruckslos, das von Tobias dagegen fassungslos.

Neelie sammelte die Karten ein und mischte noch einmal. Wenig später blickte sie etwas zögerlich zu Grzegorz und mir hoch, wobei ich erst vergessen hatte, dass Grzegorz überhaupt neben mir stand.

„Ähm...wenn ihr möchtet, können...können wir auch eine Runde zusammen spielen...?“, sie lächelte mich, ich meine natürlich uns, leicht an.

Es ist eine Unterstellung zu behaupten, dass ich deshalb rot geworden wäre. Ganz recht. Ich werde hier hier gar nichts zugeben. Niemals! (Nur mal so am Rande, danke für eure Fanpost, ich habe mich sehr gefreut! <3)

Juni kam diesem wunderbaren Moment aber natürlich in die Quere: „Lass mal.“

Ich war verwirrt, Grzegorz schien ebenfalls verwirrt zu sein, Shinji hörte wieder Musik und Tobias nahm überhaupt nichts mehr wahr. Neelie war von uns allen wohl die am wenigsten Verwirrte, so sprach sie auch Juni an: „Hm? Hast Du etwa auch keine Lust mehr zu spielen?“

Was wirklich auffiel war, dass Neelie kaum stotterte, wenn sie mit Juni sprach. Wenn sie sich mehr in der Gruppe unterhielt, schien es für sie wie das schwerste der Welt überhaupt von sich aus ein Gespräch anzufangen, oder etwas vorzuschlagen. Warum? Warum stotterst Du bei mir, aber nicht bei Grumpy Girl – Grumpy Cat's Greatest Challenge?! Bitte sag es mir! Aber eigentlich kann mir das ja egal sein. Ganz Recht, es total egal. Schenkt dem keinerlei Beachtung. Und nein, ich bin immer noch nicht rot (aber das heißt nicht, dass ihr aufhören sollt, mir Fanpost zu schicken)!

Ich merkte, wie langsam Vincent und Robert auch wieder zu uns kamen. Robert hatte diesmal je ein Softeis per Hand und ich fragte mich, ob ich nicht lieber in Deckung gehen sollte.

„Hey Sergej! Keine Sorge, eins ist für Dich!“, steckte Robert mir breit grinsend und drückte mir eines der Eishörnchen in die Hand. „Die gehen auf Vinces Rechnung. Wenn wir uns geschickt anstellen, bezahlt er uns vielleicht noch je ein Getränk!“

„Wenn Du Dich geschickt anstellst, landet das Eis vielleicht noch in Deinem Gesicht.“, gab Vince der Grinsekatze zurück.

„Wenn Du damit leben kannst, mir noch eins zu kaufen, hab ich kein Problem damit.“ und damit haben wir wohl einen Gewinner, sehr verehrte Damen und Herren!

Ich schaute blickte wohl immer noch etwas verwirrt drein und dann auf das Eis in meiner Hand. Also, das wäre doch nun wirklich nicht nötig gewesen! Ja, meine Lieblingsbadehose war weg, ich hatte die schlimmsten Minuten meines Lebens in einer verseuchten, alten Zisterne gleichenden Sanitäranlage verbracht und das Mädel, welches sich mir schon ohnehin übertrieben und unnötigerweise an den Hals warf, hatte mich nackt gesehen. Aber ein Eis als Wiedergutmachung war doch nun wirklich zu viel! Nicht so cool und witzig, wie ich mich im Innern fühlte, entgegnete ich: „Okay, ähm...danke.“

Vincent sah danach zu mir. Nachdem er mich kurz gemustert hatte, sprach er dann:

„Sag mal, Sergej. Warum hast Du jetzt eigentlich eine andere Badehose an?“

Dieses Thema musste ja auf den Tisch kommen. Ganz ehrlich, ich war schon so gut drauf, dass ich in Gedanken Witze riss. Aber Du machst mir meine Laune echt jedes Mal kaputt, Patata!

„Wie...meinst Du...“, versuchte ich die Frage etwas zu verharmlosen – aber Prince Charming Ghetto Potato ließ sich nicht täuschen!

„Nein, nein. Mir machst Du nichts vor. Du hattest vorhin noch eine andere an.“, er wendete sich Robert zu: „Er hatte doch so eine coole, mit so 'nem Hai.“

„Oh, ja stimmt! Die war wirklich unglaublich cool!“, stimmte Struwi begeistert zu, während er sein Eis aß. Langsam aber sicher kam ich nicht mehr mit. Bekam ich jetzt wirklich Komplimente?

„Stimmt, mir war das auch aufgefallen, aber ich hatte nichts gesagt, weil ich dachte, Dir könnte das unangenehm sein.“, stimmte nun auch Tobias mit ein. „Ich wollte Dich auch fragen, wo Du die her hast. Die war echt maßlos cool. Das wirkte wie die perfekte Freizeit-Badehose für Rin aus Free!!“

„Oha, Du hast Recht!!“, rief Grzegorz plötzlich völlig begeistert. „Denkst Du, er könnte die Real Life-Version von Rin sein??“

„Naaah...wobei.“, Tobias und Grzegorz fingen an aufmerksam mein Gesicht zu studieren. Und meine Haare. Und auch alles andere. Ich hoffe echt, dass sie nicht versuchen, die Haar-Theorie bei mir anzuwenden.

„Stell Dich ihn mit burgundifarbenen Haaren vor und einer leicht abgeänderten Frisur...“

„Siggi, Du bist RL-RIn!! Ist das nicht cool?!“, wenn ich bloß wüsste wer oder was Rin ist, könnte ich Dir sicher zustimmen, Grzegorz. Zu meinem Ärgernis musste ich aber Patatas leises, unterdrücktes Lachen vernehmen:

„Siggi...! Haha..!“

„Ha, ha, stimmt! Siggi ist ein echt lustiger Spitzname.“, bemerkte Tobias.

„Äh, ich heiße aber nicht...“

„Dann heißt Sergej ab heute Siggi!“, verkündete auch Robert, sein Eis nun schon fertig gegessen habend..

„Halt. Moment, nein!“

„Siggi, dürfen wir Dich verbuddeln?“, machte Grinsepeter erneut von diesem schrecklichen Namen Gebrauch.

„Nein. Und ich habe doch gesagt...“

„Wir können ja Dich verbuddeln, Rob.“, ich gab's auf, mich ließ doch eh niemand ausreden.

„Oh, ja! Da bin ich auch für! Neelie, Juni, Levi, Siggi, ihr seid doch auch dabei?“, Tobias war mal wieder Feuer und Flamme.

„Was ist mit Shinjin?“, fragte Grezgorz.

„Nein, der darf nichts von meinen geheimen UNO-Strategien erfahren, über welche ich mit euch beraten werde!“

Shinji schien das alles recht wenig zu interessieren. Shinji machte einfach sein Ding. Ich denke, ich sollte mir ein Beispiel an Shinji nehmen.

Schließlich waren Tobias, Neelie, Juni, Grzegorz und Vincent damit beschäftigt, Robert im Sand einzugraben. Es wurde recht häufig umstrukturiert, was sie denn jetzt eigentlich genau mit ihm machten. Am Ende einigten sich alle darauf, ihm den Körper einer Meerjungfrau zu geben. Sie waren schon fast fertig. Juni machte immer mal wieder ein paar Schnappschüsse mit ihrer Kamera.

„Und, bin ich hübsch?“, fragte Robert mit einem kecken Grinsen. Eigentlich meinte er damit wohl in erster Linie Juni, die ihn gerade fotografierte, als sei er eine Kandidatin bei America's Next Top Model'. Da diese ihn aber offensichtlich ignorierte, nahm Tobias es in die Hand, ihm auf seine Frage zu antworten:

„Du bist wunderschön. Ich meine, seht euch diese Kurven an! Ich sollte Schönheitschirurg werden!“, sagte er stolz. Da er das ganze zu koordiniert haben schien, wendete er sich noch Neelie und Vincent zu und lobte sie: „Das habt ihr super gemacht! Wir sind ein tolles Team!!“

„Ja, das stimmt. Neelie, ohne Dich hätten wir das nie geschafft.“ - Hey, hey, hey! Charming Potato, Du lebst gefährlich! Spar Dir dieses Lächeln für Deine Karriere in der Zahnpasta-Werbeindustrie! Glücklicherweise machte sich Struwi wieder bemerkbar, dass er befreit werden wollte. So wurde Prince Charming von da an keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Haha!

Ich hatte bei der ganzen Aktion eigentlich nur zugesehen. Auch jetzt betrachtete ich das Geschehen eher aus der Ferne. Ich nahm mein Buch wieder raus. Auch wenn Lena es mir zuvor eigentlich verdorben hatte, ich wollte wissen, ob an ihren Spoilern etwas dran war. Die Psychiaterin...soll Aislín sein...das ist doch lachhaft!

Apropos, wo war die werte Frau meiner Albträume eigentlich? Tobias meinte ja, dass sie noch schwimmen gegangen war. Aber hatte sie echt so viel Ausdauer, das die ganze Zeit über bis jetzt durchzuziehen? Ich saß immer noch allein und ungestört da. So fiel mir recht schnell auf, dass die Antwort auf meine Frage nicht lang auf sich warten lassen sollte:

Ich blickte aufs Meer und tatsächlich sah ich dort einen türkis strahlenden Kopf. Keine Frage, dies musste Lena sein. Sie schien zu winken. Aber von der Stelle an der sie sich gerade befand, sollte sie eigentlich nicht in der Lage sein, aufrecht zu stehen. Winken würde mit gleichzeitigem Schwimmen echt schwierig sein.

...Oh, heck, nein.

Sie, sie war doch jetzt nicht allen Ernstes dabei zu ertrinken...oder? Das konnte doch nicht wahr sein!! Tobias! Wenn irgendetwas an dem dran ist, was Du zuvor über Baywatch und Dich gesagt hast, dann schwing Deinen Hintern zu Furby!! Dein innerer Hasselhoff wird gebraucht! Erweise Dich als würdig, die rote Badehose zu tragen! Die da angeblich ja so rot sein soll wie Deine Seele, was auch immer das bedeuten mag!

Wie ihr euch denken könnt, bat ich weder die Anderen um Hilfe, noch machte ich Tobias auf seinen Auftrag aufmerksam oder holte wenigstens Stefan oder Marié hinzu. Nein, ich rannte selbst Richtung Strandufer um den Hasselhoff zu spielen. Und warum? Ganz einfach, weil ich dämlich war. Und weil ich in dem Moment einfach zu viel Panik schob, um konkret darüber nachzudenken.

Diese Frau machte mich wahnsinnig! Ich wollte keinesfalls in dieses blöde Meer springen! Und jetzt blieb mir wieder keine andere Wahl! Dafür, dass sie mich so eiskalt und grausam gespoilert hatte, hatte sie es sich eigentlich nicht verdient von mir gerettet zu werden! Aber ganz ehrlich, wenn jeder Mensch, der spoilert mit dem Tode bestraft werden würde – wie viele Menschen würden noch auf der Erde wandeln?

Das hier ist zwar nicht Baywatch, aber wer unbedingt will, kann sich von mir aus vorstellen, wie ich in Zeitlupe Richtung Wasser renne. Um das ganze kurz zu fassen, ja, ich schaffte es, sie unbeschadet aus dem Wasser zu ziehen. Ich brachte sie ans Ufer, doch sie schien ihr Bewusstsein verloren zu haben. Ich blickte hektisch umher. Wenigstens Stefan musste doch hier irgendwo sein?! Was war das überhaupt für ein öffentlicher Strand, der keine Bademeister hatte?! Auf der Homepage stand, dass hier Rettungsschwimmer arbeiten würden! Wo waren die denn alle?!

„Dreck, was mach ich denn jetzt?!“, fing ich aus lauter Verzweiflung an zu mir selbst zu sprechen. Doch diese Verzweiflung verschwand, als ich eine Stimme kleinlaut rufen hörte: „Mund-zu-Mund-Beatmung!“

Die Verzweiflung wurde durch Wut ausgewechselt, als mir genau klar wurde, wem diese Stimme denn gehörte.

„Lena, ist das Dein beknackter Ernst?!“, schrie ich sie an. Wenn sie das jetzt tatsächlich alles gespielt haben sollte, hoffe ich dass sie rennen konnte. Irgendwann hörte der Spaß auf.

„Äh-äh, w-wie meinst Du das??“, stellte sie sich dumm. Aber an der Art wie sie sprach merkte ich, dass sie verunsichert war. Da konnte sie mir nicht sagen, dass das völlig grundlos war. Natürlich beantwortete ich ihre Frage. Wenngleich nicht gerade nett. Aber offen gesagt war Nettigkeit das letzte was sie in dieser Situation von mir erwarten durfte.

„Du bist gar nicht bewusstlos!“

„Ehh...doch!“

„...Willst Du mich eigentlich verschaukeln?“, ich sah sie ungläubig an. Sie konnte das doch jetzt nicht wirklich ernst meinen.

„Nein, nein, pass auf! Ich war wirklich bewusstlos! ...Doch dann bin ich aufgewacht und habe gemerkt, dass Du mich in Deinen großen~, starken~ Armen hälst~...und dann bin ich wieder ohnmächtig geworden...“, das ganze erzählte sie zur Hälfte schwärmerisch, zur anderen Hälfte versuchte sie sicherzustellen, dass ich nicht völlig austickte.

Ich muss sagen, dass ich wirklich extrem stolz bin, wie gut ich mich heute beherrscht hatte. Nein, ehrlich. Erst Vincent, dann Lena. Vielleicht kommt hinterher ja noch eine Vincent-und-Lena-Kombo.

„Lena ganz ehrlich...das ist nicht normal.“

-„Ich will jetzt meine Mund-zu-Mund-Beatmung!“

„Lass es sein!!“

-„Siggi, Du kannst mir alles sagen, aber nicht, dass Du es nicht auch willst!“

Ich schaute sie einfach nur völlig bedröppelt an. Sie nutzte die Situation, indem sie mich wieder mit diesem koketten Blick anschmachtete.

„Du willst es doch auch~“ - Okay, jetzt war wirklich vorbei. Lena merkte wohl auch endlich, dass Schluss mit lustig war. Sie sprang blitzschnell auf und fing an wegzurennen. Ich tat es ihr gleich, nur war ich derjenige, vor dem sie flüchtete.

„Ganz recht, renn! Renn so schnell Du kannst!“, schrie ich ihr hinterher, „Renn weiter!!“

„Siggi, ich bitte Dich!“, rief sie zurück, „Wir können über alles reden!“

„Hier wird nie wieder geredet!“, versicherte ich ihr immer noch in rage. Als sie merkte, wie der Abstand zwischen uns immer kleiner wurde, schlug sie Haken. Es kamen ihr immer mehr Hindernisse in den Weg, wie Sandburgen und Sonnenschirme und Menschen. Als uns nur noch wenige Meter trennten, täuschte sie hier und da an, was sie allerdings nur halbwegs weiterbrachte. So fing sie an, hin und wieder kurz zu kreischen. Vielleicht wollte sie mich mit ihrer hohen Stimmlage abschrecken. Aber das funktionierte nicht. Dazu hatte sie den Spaß heute etwas zu hoch getrieben.

Als sie merkte, dass nichts half und anscheinend Panik bekam, ich könne sie einholen, riss sie einem vorbeilaufenden Kind sein Frisbee aus der Hand und warf es in meine Richtung. Also zuerst einmal möchte ich anmerken, dass dieses Verhalten mehr als unsportlich war! Allerdings half es ihr, denn ich wich so grobmotorisch aus, dass ich mein Gleichgewicht verlor und halb stolperte. Es tat mir jetzt um das Kind leid, weil es jetzt ganz allein sein Frisbee holen musste, obwohl es eigentlich gar nicht seine Schuld war. Aber ich hatte jetzt keine Zeit, so nett und zuvorkommend zu sein! Lena war wieder 15 Meter weiter! Ich rappelte mich also schnellstmöglich auf und versuchte schnell aufzuholen. Keine Sorge, Kleiner – ich Frisbee rächen, wenn ich das böse, türkise Furby in die Finger kriege!

Ich brauchte etwas um aufzuholen, aber nach nicht allzu langer Zeit hatte ich wieder etwas an Geschwindigkeit aufgeholt. Das ganze war echt anstrengend, ich meine wir rannten hier immerhin seit zehn Minuten über Sand. Lena schien derselben Meinung zu sein, denn sie blieb urplötzlich stehen. So plötzlich, dass ich nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte und gegen sie rannte beziehungsweise auf sie flog. Herzlichen Dank, Lena.

Ich gab einen unterdrückten Laut des Schmerzes von mir und rollte mich zur Seite.

„Warum hast Du das getan...?!“, wimmerte ich.

„Ich habe mich nur gerade gewundert, warum ich denn eigentlich wegrenne...“, antwortete sie mir. Sie schien offenbar unversehrt zu sein. Na, wie schön, dass es ihr so blendend ging!

„Das hast Du doch mit Absicht gemacht...!“, rief ich frustriert und schlug mit meiner Faust in den Sand. Mein Arm tat mir irgendwie richtig weh.

„Oh, nein, Siggi! Nein, das siehst Du falsch! Das letzte was ich wollen würde, ist Dir weh zu tun!“, versicherte sie mir mit einem entschuldigenden Ton und fing kurz darauf an, meinen Kopf zu streicheln.

Seltsam, dafür, dass es das letzte ist, was Du wolltest, hast Du das heute aber schon ganz schön oft getan! Und lass endlich Deine Finger von mir, bitte!

„Nenn mich nicht Siggi...!, stöhnte ich und versuchte weiter von ihr wegzurollen. Das sah bestimmt urkomisch aus.

„Hey ihr Turteltauben, ihr versteht euch wohl gut, was?“, hörte ich eine Stimme sagen. Ich ordnete sie jetzt einfach mal Tobias zu. Und tatsächlich hatte ich Recht.

„Nein...“, antwortete ich gequält. Lena kicherte nur. Ach, Lena. Wir kennen uns seit gerade mal wenigen Stunden und immer wieder fällst Du mir in den Rücken.

Ich setzte mich etwas auf und erkannte, dass Tobias nicht der einzige war, der uns so entdeckt hatte. Nein, auch Grzegorz war da. Und Vincent. Und Robert. Und Neelie.....Nyyaaaaahh! Nein, Neelie, es ist nicht so wie Du denkst! Es ist nicht so, wie ihr alle denkt!!

Ich überlegte gerade angestrengt, was ich sagen könnte, um Tobias 'Turteltauben' zu falsifizieren. Aber Lena machte vor mir ihren Mund auf:

„Hey, Juni, darf ich Deine Haare flechten?“ - Oh, großartig! Juni hatte es auch gesehen. Nachdem sie mich noch mit meiner üblichen Dosis strafender Blicke versorgt hatte, ging sie mit Lena und Neelie mit, um sich ihre Haare flechten zu lassen. Na, super. So viel Glück wie ich heute hatte, würde Lena ihnen wahrscheinlich auch etwas Unsinniges erzählen.

Den Rest der Zeit verbrachte ich deprimiert auf meinem Handtuch. Ich lag unter dem Sonnenschirm und blendete meine Außenwelt so gut aus, wie es ging. Auf das Buch hatte ich auch keine Lust mehr.

Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit verging, aber irgendwann kamen Stefan und Marié wieder.

„Yo, wo wart ihr Beiden die ganze Zeit?“, fragte Robert sie, während er sich eine knallharte Partie UNO mit Tobias, Shinji, Grzegorz und Vincent lieferte.

„Sagt bloß, ihr habt uns vermisst.“, erwiderte Stefan lachend. Auf diese Aussage fand sich allerdings keine Erwiderung mehr, denn offenbar wollte da noch jemand etwas von ihm.

Erst unauffällig versuchte Neelie zögerlich doch auf sich aufmerksam zu machen: „Ä..ähm, Stefan..? Ganz kurz, ähm...Lena..ist etwas komisch.“

Das war sie doch schon die ganze Zeit über! Aber aus Respekt Stefan gegenüber und weil ich Neelie bei ihren mühsamen Sprechversuchen nicht blamieren wollte, behielt ich meine Gedanken für mich.

„Wie meinst Du das?“, fragte Stefan verwundert. Neelie versuchte ihre Gedanken dann klarer auszudrücken.

„Ehm, also...ich glaube ihr ist nicht wohl...Kannst...kannst Du vielleicht eben kommen und ihr sehen?“

Ich vermutete zwar, das Furby dies wieder fakete, aber natürlich behielt ich auch dies für mich. Nach ein paar Minuten kam Stefan wieder.

„Okay, Leute, wir sollten langsam los.“, sagte Stefan an und Marié half uns beim Zusammenpacken. Stefan war gerade dabei, den Sonnenschirm zu schließen, als Grzegorz ihn fragte, ob mit Lena auch alles in Ordnung sei. „Hm, ich fürchte sie hat einen Sonnenstich bekommen.“

„Oha, muss sie ins Krankenhaus?“, fragte nun auch Robert etwas beunruhigt.

„Nein, so schlimm ist es wohl noch nicht.“, beschwichtigte Stefan die Beiden. „Ich denke auch, dass sie sich besser fühlen wird, wenn wir erst mal Zuhause sind. Ich habe ihr gerade ein kaltes Wasser gegeben, dass sollte sie schon mal etwas abkühlen.“

Hah, also war sie tatsächlich angeschlagen? Nun, ja, sie war wohl auch von uns allem am längsten direkt in der Sonne. Ich wollte gerade helfen die restlichen Sachen zusammenzupacken, als Stefan auf mich zu sprechen kam. Ehrlich gesagt, beunruhigte mich das etwas. Ich meine, ich hatte ja eigentlich nichts Schlimmes getan. Aber wenn er etwas von vorhin mitbekommen hatte, dachte er vielleicht, dass ich etwas von Lena wollte und nicht sie von mir. Und wenn wir das ganze mal mit Kapitel Vier vergleichen, hielt er mich vielleicht ohnehin total für einen russischen Don Juan! Nein, Stefan! Du kannst mir wirklich glauben! Ich bin eine gute Nudel!!

„Sergej, ich habe eine Bitte.“, Moment was? Oh...warte, jetzt kam aber nicht so was wie 'Bitte werde der Mann meiner Tochter'? Nein, nein das war nun wirklich mehr als absurd.

„Lena fühlt sich wirklich nicht gut, könntest Du sie vielleicht ein Stück tragen? Also nur bis zum Auto?“, seht ihr?

„Oh...äh, ja das kann ich machen.“, sagte ich, worauf Stefan sich bei mir bedankte. Als er weg war seufzte ich kurz. Ich fragte mich, was Furby wohl als nächstes raus hauen würde. Na ja, aber wenn sie einen Sonnenstich hatte, wird sie wohl nicht genug Energie haben, mir irgendwelche Sprüche an den Kopf zu schmeißen.

Ich hatte weit gefehlt. Trotz Sonnenstich war sie beinahe so schlimm wie sonst. Da Stefan mich darum gebeten hatte, trug ich sie den Weg zum Van Huckepack. Sie konnte es nicht lassen, sich währenddessen an meinen Rücken zu kuscheln.

„Lena...könntest Du das bitte lassen?“, fragte ich sie und versuchte dabei noch so geduldig zu bleiben, wie es ging.

„Hö, hö, hö...Siggi~ Du hast mich geküsst...!~“, lallte sie zurück.

„Red keinen Quatsch. Ich habe Dich noch nicht einmal beatmet. Also lass endlich gut sein.“

Lena ignorierte meine Worte aber und wiederholte das bereits gesagte unterbrochen von mehreren gluksenden Kicherwellen.

„Hi, hi, hi...~“

„Lena....Du sabberst.“, machte ich sie auf ihren unkontrollierten Speichelfluss aufmerksam. Doch sie schien sich prächtig zu amüsieren:

„Aber ich muss doch mein Revier markieren~“

Ich lass Dich gleich fallen!

Nach einer halben Ewigkeit waren wir endlich im APH angekommen. Lena wurde von Marié und den restlichen Mädchen in die kühlere Küche begleitet und dort entsprechend versorgt. Stefan fuhr noch eben zur Apotheke, um etwas gegen Lenas Kopfschmerzen zu kaufen. Wobei ich an diesen Kopfschmerzen aufgrund ihres Verhaltens ganz stark zweifelte. Das Trick Trio schien ausgepowert und zog sich dementsprechend zurück und auch Shinji und Grzegorz schienen entsprechend müde.

Und ich? Nun, ich blieb noch eine Weile im Aufenthaltsraum sitzen. Ich saß auf dem Sofa und hatte meinen Kopf zurückgelehnt. Gerade hatte ich noch keine Kraft aufzustehen und den ganzen weiten Weg ins Bett zu gehen. Der heutige Tag war eindeutig zu viel gewesen. Ich ruhte meine Augen aus und während ich so versuchte, mich zu entspannen, merkte ich, wie jemand das Wohnzimmer betrat. Schon an der Tatsache, wie nah mir dieser jemand kam, konnte ich schnell feststellen, wer mir da nun Gesellschaft leistete.

Lena lehnte sich hinter mir vor und legte ihre Hände auf meine Schultern. Ein gekonnter Karate-Abwehr-Kick meinerseits war nicht drin, ich war gerade zu kaputt für dafür.

"Na Du?", fragte sie mit einer weichen Art. Ich konnte ihr kokettes Lächeln förmlich hören.

"Lena, lass mich in Ruhe. Zum letzten Mal, ich habe Dich nicht beatmet.", erwiderte ich ganz und gar nicht weich. Nach allem was heute passiert war, wollte ich endlich meine Ruhe haben. Und ich denke auch, dass diese Attitüde wirklich deutlich zum Vorschein kam. Auch für Lena.

"Hey, jetzt sei doch nicht so~ Ich wollte doch gar nicht mehr darauf eingehen. Du bist wirklich fies~", wenn ich so fies bin, frage ich mich wirklich warum Du auch jetzt noch an mir dran klebst.

"Dafür dass Du einen Sonnenstich hast, bist Du aber ganz schön munter.", antwortete ich in einem deutlich entnervten Ton. Ich hatte langsam wirklich keine Geduld mehr, was war bloß mit ihr los? Machte ihr das Spaß? Ganz sicher. Mittlerweile war ich aber einfach nur genervt. Aber Furby hier schien die Grenzen nicht ganz so wahrzunehmen, wie ich es tat. Es ist wohl an der Zeit, dass ich sie etwas aufkläre?

"He, he, okay. Schon verstanden. Ich geh schon weg." - Ach, wirklich? So einfach?

Tatsächlich machte Lena langsam, aber sicher Anstalten zu gehen. Doch als ich schon angefangen hatte, mich etwas zu erholen, stoppte sie doch nochmal abrupt ab.

"Da ist nur noch eine kleine Sache, die ich loswerden möchte.", mit diesen Worten lehnte sie sich noch etwas weiter vor und flüsterte mir kurz ins Ohr: "Süßes Muttermal~"

NEIN! NEINN!! NEEEEIIIIIINNN!!!!! Erdboden!!

Erdboden, warum konntest Du Dich nicht wenigstens ein einziges Mal auftun, hm?? Du brauchst mich auch nicht aktiv zu verschlingen, ich springe selbst in den Abgrund, aber tu Dich doch bitte endlich aaauuuf!!

Lena ließ zufrieden von mir ab und verließ den Raum mit einem hämischen Kichern im Abgang, während ich verzweifelt das Sofa vermöbelte. Zu allem Überfluss ließ sich Grzegorz auch nochmal blicken.

„Hm? Hey Siggi, hast Du etwa doch einen Sonnenbrand bekommen? Du bist so rot im Gesicht."

Ich hasse das alles ja so!!!

Bonus-Kapi: Von Bienchen und Blümchen

Es war ein ungewohnt ruhiger Tag in der Einrichtung zur Förderung junger Talente. Wenn euch diese Einleitung irgendwie nach X-Men erschien, dann lag es vermutlich daran dass ihr kürzlich X-Men gesehen habt. Oder vielleicht dachte auch bloß ich daran, weil ich gerade X-Men guckte. Genauer gesagt war ich auch nicht allein, sondern fand in Tobias, Vincent und Robert meine Gesellschaft. Und eigentlich war der Film schon längst vorbei, aber Tobias bestand darauf noch bis nach dem Abspann auf irgendwelche zusätzlichen Szenen zu warten. 

 

Ich weiß, eigentlich würde man eher davon ausgehen, dass diese dynamische Trick-Trio-Kombo mich killte. Allerdings blieb es ja nicht nur bei den Dreien, denn bald kam auch Grzegorz hinzu.

 

...Das ist eigentlich nicht viel besser, oder? Einerlei. Wir betrachteten also gemeinsam die durchs Bild ziehenden Namen und ahnten nicht, was diese ruhige, idyllische Beschäftigung stören könnte, als Robert plötzlich unvermittelt verkündete:

 

"Wo kommt Pietro eigentlich her?"

 

Wir ließen diese Frage mit einigen Sekunden des Schweigens nachwirken, ehe Tobias sich entschloss dem genauer auf den Grund zu gehen.

 

"Wie meinst Du, Wo kommt Pietro her? ? Der gehört halt zur Story."

 

-"Ja, schon, ab das ist doch irgendwie nicht richtig. Ich meine er ist ja der suppossed to be Sohn von Erik. Aber zeitlich passt das irgendwie nich. Oder gibt es schon wieder einen alternativen Zeitstrang, den ich nicht geblickt habe?"

 

"Huh...jetzt wo Du es sagst...Aber bei den X-Men-Filmen achten die meist sowieso nicht auf die korrekten Zeitabstände. Er kommt wahrscheinlich aus 'nem Plot Hole oder so."

 

-"Looool, die Kinder bei X-Men sind alles Produkte eines Plot Holes!"

"Zumindest was die Filme betrifft!"

 

Die beiden Komponenten des Trick Trios schienen sich über diese frische Entdeckung sehr zu amüsieren. Aber ihr Spaß sollte nicht lange halten, als plötzlich Grzegorz einwendete:

 

"Ist das euer Ernst? Das mit Pietro kann man doch wohl total logisch erklären!", äußerte er schon nahezu empört. Das ärgerte ihn? Das man eine scheinbare Nicht-Logik in einer Comicverfilmung, die nur teils auf dem Original basiert als Plot Hole benennt? Nebenbei bemerkt wusste ich ja gar nicht, dass Grzegorz ein Marvel-Fan war. Das kam jetzt...ein klein wenig überraschend. Aber eigentlich war es auch nicht weiter wichtig. Wie ihr euch sicher denken könnt, wollte das blonde Duo eine plausible Erklärung von Grzegorz, nachdem er so hohe Töne gespuckt hatte. Dieser ließ sich nicht beirren und fuhr selbstsicher fort:

 

"Um euch diesen expliziten Fall zu beleuchten, sollten wir erst einmal zu den Basics zurückgehen! Und zwar zu der allseits - vor allem bei Kindern - beliebten Frage: Wo kommen die Babys her?"

 

Ich verstand wohl genauso wenig wie alle Anderen, wie Grzegorz jetzt auf diese Überleitung kam, dennoch war es Robert der zuerst protestierte:

 

"He, was soll das? Levi, ich weiß wo die Babys herkommen und das hat rein gar nichts damit zu tun, dass Pietro aus der Plot Hole kommt!"

 

"Das sagst Du jetzt so einfach, aber; weißt Du es auch wirklich?", konterte Grzegorz selbstsicher. Doch Robert ließ sich nicht so leicht verunsichern.

 

"Ja, natürlich, was denkst Du denn?!"

 

"Ganz sicher?", stocherte Gregorz weiter, was Robert allerdings wieder bejate. Erneut hakte Grzegorz (warum auch immer) nach:

 

"G a n z   sicher?"

 

"...Ja...", antwortete Robert nun doch in einem eher kleinlauten Ton. Na sowas. Man konnte also Menschen bei Fragen verunsichern, deren Antwort sie eigentlich zu 100% kannten, wenn man nur oft genug dieselbe Frage wiederholte. Vielleicht konnte man es auch einfach nur dann, wenn man Grzegorz war. 

 

Der Abspann war inzwischen vorbei und es waren keine zusätzlichen Szenen gekommen. Was ich schade fand, es wäre nämlich ein guter Vorwand dieses abstruse Gespräch zu unterbinden. Robert wäre mir da wohl auch dankbar. Doch leider war dem nicht so, wie gesagt. Also erhob ich mich von der Couch und ging zum Fernseher um den Film wieder in seine rechtmäßige Hülle zu packen. So konnte ich diesem ganzen Quatsch vielleicht ansatzweise entkommen. Zuhören musste ich trotzdem bei Entengeneral Grzegorzs folgender Rede.

 

"Okay, ihr Noobs ! Passt mal auf, ich erklär euch das jetzt alles!", Grzegorz machte sich wohl bereit für die ultimative Aufklärungsstunde. Wobei mir die Notwendigkeit eben jener sehr rätselhaft erschien, aber wann hatte ich schon bitte Recht? Vincent schien ausnahmsweise mal meiner Meinung zu sein, zumindest hatte ich den Eindruck, dass er deshalb von der Couch aufstand, weil er sich diesen Stuss nicht mitanhören wollte.

Doch wenn ihr denkt, dass ihr, in einem Raum mit Sir Entengeneral Grzegorz 'Levi' Brzęczyszczykiewicz mit den grünen Hundeaugen, der niemals schläft, einfach so ungeschoren davon kommen könntet, ohne seinen ausführlichen, malerischen Ausführungen zu lauschen - 

 

...dann seit ihr echt für euren Optimismus zu bestaunen. Oder besser gesagt eure Naivität. Auch Vincent wurde recht schnell seiner jugendlichen Naivität beraubt, als er feststellen musste, dass Blondie Nummer 3 ihn nicht einfach so gehen lassen würde.

 

"Heyey, immer langsam Monsieur Patate!", Monsieur Patate - wieso ist mir das nicht eingefallen? Monsieur Patate war übrigens genauso schockiert über seinen neuen Spitznamen wie ich. Langsam wurde mir Grzegorz immer sympathischer.

 

"Was denkst Du denn, wo Du hingehst, hm?", wollte er wissen und forderte Charming Patatas sogleich heraus: "Wenn Du Dich hier so guten Gewissens aus dem Staub machst, nehme ich an, dass Du das Objekt der Frage simpel erläutern kannst!"

 

Vincent stand erstmal einen Moment dar. Ein wenig fassungslos bis irritiert und kurzzeitig unschlüssig, was er jetzt wohl tun sollte. Nach einem kurzen Moment des Überlegens fing er dann an, der Gesichtsausdruck immernoch von Irritation gezeichnet:

 

"Also...manchmal, da überkommt einen Mann und eine Frau ein bestimmtes Verlangen nach...", weiter kam er nicht, denn der General der Enten musste dazwischen schreiten:

 

"Halt! Rede nicht weiter! Das kann man ja nicht mit anhören! Du setzt Dich jetzt wieder schön dort drüben hin! Ihr alle habt völlig falsche Informationen, ich werde dies nun korrigieren!", sprach Grzegorz nun in einem ungewohnt bestimmerischen Ton. Fast so, als sei er wirklich eine Art General. Vincents Irritation machte keine Anstalten aus seinem Gesicht zu verschwinden, im Gegenteil, er schien nur noch mehr Bahnhof zu verstehen. Auch Robert und Tobias kamen nicht mehr mit. Wobei Robert ja schon zu Anfang ausgeschieden war. Nach einem weiteren Moment schien Grzegorz die Geduld zu verlieren:

 

"Hinsetzen!", drillte er. Dem wurde natürlich sofort Folge geleistet. Ein solch streng kommandierender Grzegorz war ein bisher unbekanntes Phänomen, das niemand herauszufordern wagte. Kurzerhand drehte er seinen Kopf zu mir und sagte, nein, rief nahezu:

 

"Du auch!"

 

"Äh..ja!", antwortete ich, mir eine Scheibe von Vincents irritierter Attitüde abschneidend. Ich setzte mich einfach auf den Boden, dort wo ich gerade war. So war ich wenigstens relativ nah am Ausgang und konnte im Worst Case fliehen. Wobei ich mir nicht sicher war, was hier bitte der Worst Case sein sollte. Aber bei Grzegorz konnte man ja nie wissen.

 

"Levi, Du erzählst uns jetzt aber nicht wirklich was von Bienchen und Blümchen, oder?", fragte Tobias kurz nachdem er sich hingesetzt hatte. Grzegorz antwortete ihm mit einem leichten, belächelnden Blick.

 

"Aber natürlich nicht. Was denkst Du denn von mir?", tat er das Thema als etwas schon nahezu Lächerliches ab. Die in mir aufkommende Erleichterung wurde aber nur einen Augenblick später schon abgetötet:

 

"Wir machen alles der Reihe nach! Erst kommt ja der Klapperstorch."

 

Ihr könnt euch sicherlich ausmalen, wie der Rest von uns gerade dreinblickte. Lediglich Tobias schien dezent amüsiert. Vielleicht hielt er das Ganze immer noch für einen Scherz. Moment, das war  doch ein Scherz, oder? Bitte, nein..das...das kann er doch unmöglich ernst meinen..!

 

"Der Klapperstorch, huh?", wiederholte Tobias schmunzelnd.

 

"Ja...", bestätigte Grzegorz, "...aber eigentlich müssen wir ja noch davor anfangen!"

 

-"Oh, ja natürlich. Verzeih, ich vergaß."

 

"Dir ist klar, wie wichtig dieser Schritt ist?"

 

-"Dessen bin ich mir vollstens bewusst."

 

"Das ist die Grundlage aller!"

 

-"Mhm, schon klar."

 

"Wie schön, dass wir uns verstehen!"

 

-"Ja, ja!"

 

Während ihres kurzen Dialogs tauschten Tobias und Grzegorz grinsende Blicke und lockeres Kopfnicken aus. Als wären beide topinvolviert und wüssten Bescheid. Selbst nachdem sie nicht mehr sprachen, simulierten sie immer noch eine gefühlte Minute die Halswirbelmotorik eines Wackeldackels.

 

...Die beiden waren ja echt auf einer Wellenlänge. Jetzt machte Tobias auch noch bei diesem Quatsch mit. Klar, seine positive und aufgeschlossene Art war bemerkenswert, aber das hier...war doch etwas unnötig.

Ich kam langsam nicht mehr mit. Robert brauchte ich gar nicht mehr mitzuzählen, der war schon lange ausgespacet. Und Vincent? Ihm schien es ähnlich wie mir zu gehen. Doch während ich mich darin übte, meine Skepsis nach außen hin auszudrücken, unterbrach er aktiv Grzegorzs Ausführung kurz bevor er damit begann:

 

"Warte mal eben."

 

Grzegorz (und auch Tobias, meine Güte, jetzt war er auch dabei) schaute fragend in seine Richtung. "Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte Blondie...oh, warte, die sind ja beide blond. Wisst ihr, genau deswegen müssen Spitznamen individuell und distinguiert sein! Damit sie auch immer funktionieren und man nicht durcheinander kommt, sondern immer genau weiß, um wen es sich handelt. Genau dieses Prinzip verfolge ich. Ich meine, werdet ihr etwa jemals jemand anderen unter 'Entengeneral' als Grzegorz oder aber 'Prince Charming Ghetto Potato Patata Patatas' als Vincent verstehen? Na? Gern geschehen.

 

Und ich bin mal wieder in den Orbit gedriftet. Entschuldigt. Ich habe halt viel im Kopf. Gedankentechnisch. Das sollte jetzt keine arrogante Äußerung sein, ich sei schlauer als ihr alle. Als ihr alle bin ich das nämlich bestimmt nicht. Sergej, Du befindest Dich immer noch im Orbit. Ja, ich weiß!

 

Grzegorz wartete also auf eine Antwort, doch Vincent schien nicht recht in der Lage dazu zu sein. Er hielt einen Moment inne, ehe er es wieder zu sprechen wagte:

 

"Ich...ich bin noch nicht bereit dafür.", äußerte er verwirrt-verzweifelt. Er war momentan wohl noch damit beschäftigt, die letzten Minuten zu verarbeiten. Verständlich. Doch Grzegorz erwies sich weniger verständnisvoll.

 

"Vince, mein Lieber. Du bist 18 jahre alt. So langsam solltest Du bereit dafür sein, das zu hören.", Grzegorz im Ernst, jetzt lass den armen Jungen in Ruhe! Ja, Vince ist zwar nicht mein Lieblingsmensch, aber im Prinzip tut mir jeder Mensch leid, den Du verstörst. 

 

"Ja...ich...", es schien als wolle Patata provokant etwas erwidern, so wie es seine Art zu sein schien. Auf halber, nun, eigentlich schon auf viertel Strecke brach er aber ab. Als hätte er entweder nicht genügend Kraft oder wisse von vornherein schon, dass es nichts brachte. Er hinterfragte innerlich gerade wohl auch, wo er hier gelandet war. Seine Handfläche machte Bekanntschaft mit seinem Gesicht und er streifte zaghaft an seiner Schläfe entlang. Nach einem kurzen, tiefen Durchatmen richtete er sich dann etwas auf.

 

"Okay. Ich...bin zwar nicht bereit. Und ich...möchte das hier auch nicht.."

 

"Aber?", warf Grzegorz mit einem erwartungsvollen Blick ein. Für kurze Zeit reichte Vincents Stamina für einen tödlichen Blick, bevor er dann in ermatteter Weise fortfuhr:

 

"Okay...gut, her..her damit. Los, gib mir. Mach mich kaputt, Junge.", oh wow. Hey Patata, möchtest Du Mitglied in meiner 'Mir ist alles egal - Fertig mit der Welt'-Vereinigung werden? Wir wären dann zwar für's Erste nur zu zweit, aber zwei Mitglieder sind schon näher an der Definition einer Vereinigung dran, als eines!

 

"Vince, es macht Dich doch nicht kaputt, etwas über den Klapperstorch zu hören!", protestierte Grzegorz. Vincent widersprach allerdings mit einem resignierenden Seufzen und blickte General von Ente mit dem Blick eines besiegten Mannes an.

 

"Du...hast ja keine Ahnung.", immer deutlicher wurde es, dass er sich verzweifelnd fragte, wie er bloß hier gelandet war. Vincent erinnert mich an wenig an mich selbst. Als ich noch jünger, unerfahrener und naiver war. Um genau zu sein an mein Ich von vor fünf Tagen, als wir mit dem Van hierher gefahren sind (vgl. Kapitel 3).

 

Kurz schwieg Grzegorz. Aber dieses fabelhafte Ereignis, welches ja nur so selten stattfand, sollte auch nicht weiter lang halten: 

 

"...Du lernst hier was für's Leben."

 

"Ah, ja? Erzähl das meinen Eltern, die denken nämlich, die Irrenanstalt sei am anderen Ende von Vancouver.", Shots fired. Vincent schien etwas von seiner Stamina zurückerlangt zu haben. Doch am Ende nützte es wohl doch nicht viel, denn scheinbar war Grzegorz nicht bloß General, sondern auch Man of Steel.

 

"Darf ich dann jetzt endlich anfangen? Schon fast 2000 Worte und noch immer ist keine Pointe raus. Das hier sollte bloß ein kurzes Bonuskapitel werden!"

 

"Levi!!", meldete sich urplötzlich Struwi zu Wort, "Du sollst nicht die vierte Wand durchbrechen!! Das ist mega unhöflich!"

 

"Nein, Du bist unhöflich!", konterte Vincent. Die beiden mussten sich echt immer befeuern, egal um was es ging, hah? Vor allem für Dich war dieser Schritt sehr ungünstig, Patatas. Struwis Einwand hielt Grzegorz immerhin vom Reden ab.

 

"Er hat aber Recht. Also, eigentlich ist das ja mein Part...so...von wegen Protagonist und alles, Du verstehst?", gab ich nun auch meinen Senf dazu. Wenn wir schon random und offtopic wurden, dann aber richtig. Allerdings erntete ich mehr verständnislose Blicke, als erwartet.

 

"Was redest Du denn da, Siggi?", von hier.

 

"Ja, Siggi! Was ist Dein Problem?", von dort.

 

"Mein Problem ist, dass ihr mich Siggi nennt! Und das wir überhaupt diese unnötige Unterhaltung führen! Was soll das überhaupt?!", von mir.

 

"Nun hört endlich auf, dem so viel Aufmerksamkeit zuzuwenden, ihr macht es nur noch schlimmer!", rief Robert immer aufgeregter rein.

 

"Ich will meine Pointe!", rief Grzegorz nicht gerade amüsiert. Langsam hatte er wirklich was von einem kleinen Kind.

 

"Levi, jetzt halt endlich Deinen Rand!"

 

"Ja, Levi! Halt die Luft an!"

 

"Ja, Levi!"

 

"Das will ich Dir schon seit Kapitel 1 sagen, Grzegorz!"

 

Und von da an wart ein bestimmter Teil des RuLu Squads nicht mehr gesehen. Tobias, Robert, Vincent und vor allem Sergej verschwanden spurlos. Man munkelt sie seien gestorben, einfach so. Der Rest lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage, vor allem Grzegorz aka Levi, der da eine Entenfarm kaufte und vertrieb.

Und wenn er nicht gestorben ist, dann redet er noch heute.

 

Russian Lullaby - Ende

Antisoziale Social Skillz for the win!!

Bevor wir hier konkret anfangen, möchte ich nochmal auf das Ende des vorherigen Kapitels eingehen. Und zwar ist mir erst neulich aufgefallen, was für einen drolligen Wortwitz ich doch geschaffen habe! Die Rede ist von mir, als ich das Sofa vermöbelte!

 

...

 

Das Sofa vermöbelte!

 

...

 

Kapiert? Möbel vermöbeln und ja, es ist mir völlig egal, wie schlecht dieser Witz ist, ich bin da sehr stolz drauf.

Gut, befassen wir uns nun mit anderen Dingen, abseits meines schon nahezu erschreckend stupiden Humors.

Es mag vielleicht aufgefallen sein, dass diese ganze Aktion hier eher wie ein Geschehen in einem Ferienlager wirkte und der eigentliche Sinn dieser Institution verfehlt würde, so schien es zumindest. Die ersten paar Tage waren wohl aber lediglich dazu gedacht, uns etwas Zeit zum einleben zu geben. Irgendwo ist das auch logisch, ich meine die meisten Teilnehmer kommen gefühlt vom anderen Ende der Welt. Zu erwarten, dass man nach diesem Reiseaufwand sofort in der Lage wäre, aktiv am Programm teilzunehmen, wäre wohl etwas utopisch. Und vielleicht auch grausam...nach 28 Stunden Flugzeit und dann auch noch einer einstündigen Busfahrt zum APH, hätte ich so gar keine Energiereserven für Unterricht über. Und das muss bei mir schon was heißen, immerhin teile ich mir ein Zimmer mit Grzegorz!

Also am vierten Tag fand unser erster richtiger Projekttag nach Plan statt. Nach dem Frühstück begaben wir uns in den Versammlungsraum. Ihr wisst schon, der wo die Selbsthilferunde stattgefunden hatte. Allerdings setzten wir uns nicht in einem Stuhlkreis zusammen, denn es sollte schnell weitergehen.

Vor meiner Abreise bekam ich ein Schreiben nach Hause zugeschickt. Darin befand sich die Bestätigung, dass ich für das Projekt angenommen wurde, ein kleines Handbuch mit Regeln und Vorkehrungen an welche sich jeder Teilnehmer während seines Aufenthaltes zu halten hatte, ein Ferienplan (ob ihr es glaubt oder nicht, aber ja, wir durften auch ab und zu mal nach Hause!) und eine Liste von Dingen, welche mitgeführt werden sollten. Neben Dingen, welche für jeden Teilnehmer gleichermaßen verpflichtend waren, wie Reisepass, Versichertenkarte, Zahnbürste und dergleichen, gab es auch Dinge, welche gewisse Teilnehmer individuell mitbringen sollten. Beispielsweise diejenigen die ein Instrument spielten, sollten jenes mitnehmen. Gut, ich persönlich hätte jetzt Schwierigkeiten ein Klavier in meinen Koffer zu zwängen...Aber Grzegorz und Tobias, die jetzt jeweils ein tragbares Saiteninstrument hatten, sollten ihre Instrumente dann mitführen.

Stefan und Marié verteilten nun noch unsere Klassen- und Stundenpläne. Wie ich vor einiger Zeit bereits erwähnt hatte, ist das Artistic Personalities Home eine Einrichtung welche den Schwerpunkt auf musisch-kreative Fertigkeiten legt. Doch halt, nahezu alle Teilnehmer sind ja noch minderjährig und in den allermeisten Fällen auch schulpflichtig (na ja...je nachdem in welchem Land wir uns gerade befinden ist Vincent so ein Zwischending aus Jugendlicher und junger Erwachener...das ist...bedenklich!)! Doch wie sollen all diese Schüler nur ihre jeweilige Stufe bestehen, wenn sie praktisch den ganzen Tag hier in der Einrichtung beschäftigt sind? Ich mein...ich kann jetzt nicht eben mal schnell nach Sankt Petersburg flitzen um am Unterricht teilzunehmen. Es wäre schon irgendwie praktisch, wenn ich auf dem Hin-und Rückflug meine Hausaufgaben schaffen würde aber---

 

"Ey Siggi!"

 

Nein, also wirklich! Warum unterbricht man mich immer?? Gut, ich sollte diesmal vielleicht etwas Nachsicht zeigen. Die Person weiß wahrscheinlich nicht, dass sie---

 

"Siggoooow~!"

 

Meine Güte, was ist denn los?! (Sehr gut, Sergej. Und jetzt nochmal in laut!)

Ich drehte mich dezent genervt um und siehe da! Ein wildes Türkiser Zwerg ist erschienen! Was soll ich bloß tun?

 

»Ignorieren

»Giftig Anstarren

»Den Feueralarm auslösen

»Fliehen

 

Ich würde ja gerne »Fliehen« wählen, aber das klappt eh nie...Und mal ganz nebenbei; warum sind alle meine Auswahlmöglichkeiten so antisozial?!

 

Du hast zu lang mit Deiner Wahl gewartet, Türkiser Zwerg ist am Zug. -Also ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht ganz Fair Play ist!

 

Türkiser Zwerg setzt »Personal Space Invasion« ein. Es ist sehr effektiv. Sergej verliert 68 HP! -Hey, Moment, nein! So geht das nicht!!

 

Sergej ist verunsichert. Sergej weiß nicht, was zu tun ist. Sergej setzt »Selbstironie« ein. Sergej verliert 32 HP. Türkiser Zwerg gewinnt. -Was?! Wie kann ich denn bitte durch meinen eigenen Zug HP verlieren?? Und seit wann stand »Selbstironie« in meiner Auswahl? Und...und...ach....

 

...Mir kommt gerade der Gedanke...vielleicht sind alle meine Auswahlmöglichkeiten ja so antisozial, weil ich einfach endlos HP verliere, wenn ich mit Anderen interargiere...

 

"Sergej...ehm...mal ehrlich, geht's Dir nicht gut?"

 

-"Lena, jetzt geh weg, ich bin beschäftigt!"

 

"Beschäftigt?", Furbinator sah mich mit einem Ausdruck der Verblüffung an, was ebenfalls bei mir Verblüffung auslöste. Denn ich wagte zuvor nicht, mir auszumalen, dass es tatsächlich etwas gab, was auch sie in Staunen versetzte.

 

"Siggi, alles was Du tust ist rumstehen und Löcher in die Luft zu starren!"

 

-"Ich tue noch...sehr viel mehr als das! Und jetzt lass mich, ich versuch hier grad was zu machen...!!"

 

"Aber...ich brauch Dich gerade für---"

 

"Nein!", hielt ich ein, ehe sie ihren Satz vollenden konnte.

 

"Aber--", wagte sie noch einen Versuch - aber nicht heute! Nicht jetzt! Nicht mit mir!

 

"Nein!", äußerte ich in derselben Standhaftigkeit wie zuvor.

 

Mit einem beiläufigen Schulterzucken ließ Lena dann doch endlich von mir ab. Eher als erwartet! Sauber abgewehrt, Braginski! Offenbar entfache ich mein volles Potential erst, wenn meine HP vollständig aufgebraucht sind. Vielleicht so in der Art wie ein Worst Case-Schutzmechanismus des letzten Willens oder so. Wie wenn man unmittelbar nach einem Autounfall unter Schock steht und nicht bemerkt, wie das eigene Bein abgetrennt wurde und erst von den Schmerzen Wind bekommt, wenn man den ganzen Weg zum Krankenhaus gehüpft ist, um Hilfe zu holen. Genau so!

 

Doch kurz bevor sie tatsächlich weggegangen war, drehte sie sich noch einmal zu mir um und formte ein seltsames Handzeichen mit ihrem Daumen und ihrem Zeigefinger. Ich hatte keine Ahnung, was es bedeuten sollte, aber um es mal möglichst effektiv zu umschreiben...ehm...es sah aus, wie diese AIDS-Schleife, nur umgekehrt.

....Was soll mir das jetzt sagen?

 

Türkiser Zwerg evolviert...

 

....

 

Türkiser Zwerg evolvierte zu Radioaktiver Giftzwerg!

 

Ach, hack Dir doch ein Loch ins Knie...

 

Deutlich weniger heiter als zuvor warf ich einen Blick auf meinen eben erhaltenen Plan. So liebreizend zuvorkommend das Leben bisher mit mir war, war bestimmt Grzegorz in sämtlichen meiner Klassen vertreten! Das Übel ließ sich leider nicht länger verzögern, bloß weil ich mich selbst in Unwissenheit ließ. Also riss ich mich zusammen und überprüfte meinen Stundenplan für den heutigen Tag. Und ich begann mich tatsächlich zu fragen, ob ich denn nun doch an so etwas wie Wunder oder Glück glauben durfte: Meine erste Klasse fand am heutigen Morgen statt und wenn mein Plan wirklich keinerlei Druckfehler beinhaltete, hieß das, das Grzegorz nicht mit dabei war!

 

Ich studierte den Plan etwas genauer. Tanzunterricht. Und scheinbar war Tobias der Einzige, welcher diese Klasse mit mir zusammen hatte. Dazu muss ich sagen, dass der Tanzunterricht in zwei Gruppen aufgeteilt wurde. Einmal die eher zeitgenössischen Tanzstile wie Ballett, Jazz oder Gesellschaftstanz und dann wiederum eine Klasse für Stilvarianten die eher in die Richtung des Street Dance gingen. Tobias und ich gehörten letzterer an. Und tatsächlich vernahm ich auch kurzerhand eine heitere Stimme, die mir ziemlich bekannt vorkam:

 

"Hey Siggow~!", diese Spitznamenaffäre nahm langsam überhand.

 

Da dieser Ausruf zwar heiter, aber nicht überdreht getätigt wurde, konnte ich schnell ausschließen, dass es sich um Grzegorz oder aber Lena handelte. Und tatsächlich sah ich einen munteren Tobias aka Skaterboy auf mich hinzu spazieren. Er sah mich einfach mit diesem sozialen Netter-Nachbarsjunge-von-nebenan-Lächeln an. Völlig egal, wie awkward die Stille wurde - er lächelte standhaft weiter und wahrte den Blickkontakt, bis ich endlich einknickte und selbst, wenn auch zögerlich, etwas äußerte. Nein, was für ein netter Junge.

 

"...Siggow?", hakte ich halb widerwillig nach. Doch der Vorzeigebursche aus der Nachbarschaft ließ sich nicht von solch unbedeutenden Lapalien wie meine überaus bezaubernde Ausstrahlung oder meinen antisozialen Social Skills beirren. Etwas anderes zu erwarten wäre wohl auch naiv gewesen, ich meine immerhin hatte er es mit Juni aufnehmen können.

"Hm? Oh, ich hab eben mitbekommen wie Len Dich so genannt hat und fand den Namen irgendwie witzig." - verflucht seist Du, Lena der Radioaktive Giftzwerg!!

 

"Wie auch immer, wir haben ja gleich die erste Klasse zusammen. Ich dachte wir könnten vielleicht zusammen hingehen, für den Fall dass Du nicht weißt, wo unser Übungsraum ist!"

Meine Augen weiteten sich auf seine Bemerkung hin. Auch Tobias Lächeln schwindete ein wenig, mein Blick muss wohl ziemlich komisch geworden sein.

 

"Ehm...", willkommen zurück, Awkwardness, "Sollen...sollen wir dann los, oder...?", ich beschloss Skate nicht noch länger hängen zu lassen. Es war ja nicht so, als würde ich seine zuvorkommende Art nicht schätzen, im Gegenteil. Es war einfach so, dass ich das so gar nicht gewohnt war. Ich meine, er war so....nett. Warum war er so nett?  W a r u m  war er - okay das reicht.

 

"Eh, ja klar...danke..!", sagte (oder viel mehr stammelte) ich, in der sozialen Unbeholfenheit, die nun mal einen Großteil meines nicht vorhandenen Charmes ausmacht und machte mich mit dem sozial weniger unbeholfenen Zeitgenossen auf den Weg zum Übungsraum. Beziehungsweise folgte ich ihm einfach nur, wobei eine gewisse Frage in mir aufkam.

"Eh, hey Tobias...", doch ich sollte nicht zu Ende sprechen dürfen...

"Dude, sorry aber kannst Du bitte damit aufhören?"

 

"Ah, wie...?", ha..haaah, was hab ich denn jetzt schon wieder verbrochen?? Ich musste nicht allzu lang eine fragende Grimasse ziehen bis Tobias mich aufklärte. Dachte ich zumindest.

 

"Mich ständig 'Tobias' zu nennen. Ich kann das echt nicht hören. Tobias, Tobias, Tobias! Es reicht, Kumpel!"

 

...Okay, also...mir war bislang nicht aufgefallen, dass ich wie ein nerviges Kind, das unnachgiebig die Aufmerksamkeit seiner Mama auf sich lenken wollte seinen Namen wiederholte...wenn ich so darüber nachdenke...tat ich das auch gar nicht! Also entweder litt Tobias an noch größeren Wahrnehmungsverzerrungen als ich oder er wollte auf etwas anderes hinaus.

"Aber...das ist doch Dein Name..! Was stört Dich denn so daran?!", wollte ich jetzt wissen und wurde auch gleich darauf mit einem überlegenden Blick bedacht.

 

"Ich würde ja sagen, Tobias war mein Vater, aber der heißt David."

 

.....

 

"Traurige Geschichte."

 

....Der...der ist ja noch irritierender als das Gedankennetz welches ich mein Eigen nennen darf...Ach, ja - Lt. Commander Awkward stattete uns auch mal wieder einen Besuch ab! Toll gemacht, Skate, echt toll gemacht!

 

-"Tobi---"

 

"Okay, nein, also worauf ich hinaus will ist, dass ich mich wohler fühlen würde, wenn Du mich ganz einfach Tobi nennen würdest. Tobias ist mir echt zu förmlich. Ich mein, klar es ist jetzt kein Helmut...oder ein Hans-Dieter...aber, nenn mich doch einfach bitte Tobi. Das ist lockerer und außerdem bist Du der Einzige, der mich mit meinem Namen wie er in meinem Ausweis verzeichnet ist, anspricht. Das macht Dich voll zum Außenseiter, Dude.", Dude, that's what I'm aiming at!

 

Aber wenigstens verstand ich endlich worauf er hinaus wollte, also antwortete ich: "Ah..okay. Es ist jetzt aber auch nicht so, als ob ich Dich sonderlich gut kennen würde. Normalerweise benutzt man ja keine Spitznamen, sofern man nicht wirklich eng miteinander ist.", zumindest wäre mir dies nicht bewusst. Aber was weiß ich schon. Ist ja nicht so, als ob ich von Sozialisation oder Interaktion oder Konversation oder überhaupt Menschen irgendeine Ahnung hätte.

 

"Aber das heißt ja nicht, dass es so distanziert bleiben muss!", und da war es wieder; das sozialste Lächeln der Welt.

 

"Ich denke, wenn die Atmosphäre etwas lockerer ist, ist es für alle Beteiligten angenehmer. Außerdem werden wir jetzt eine ganze Weile ziemlich viel Zeit miteinander verbringen. Da fände ich es schön, wenn sich alle in der Gruppe gut verstehen. Das wäre voll cool, wenn wir so ein richtiger Squad werden würden, wie Friends oder diese Truppe aus Breakfast Club! Oder...oder Baywatch!"

 

"Du...willst Dich also sozusagen mit allen hier anfreunden?", fragte ich nochmal nach.

 

"Sozusagen.", erwiderte er keck.

 

"Und...", nach einer kurzen (Künstler-)Pause fuhr ich fort, "...Du denkst, dass das auch wirklich wahrscheinlich ist, dass das klappt?", meine Frage war eigentlich aufrichtig, ohne besondere Hintergedanken intendiert. Aber ich merkte schon, dass ich wieder irgendeinen Fehler gemacht haben musste, denn das ach so sonnige Lächeln verschwand mal wieder aus Sunnyboys Gesicht und er begann mich wieder so eindringlich stechend anzusehen. Das tat er bestimmt mit Absicht, nur um mich zu ärgern!

 

"Willst Du etwa damit sagen, dass Du nicht mit mir befreundet sein willst...??", kam es dann und mit jedem Wort wurden Sunnys Augen graduell glasiger. Oh, nein...Was, das...das war doch nicht..! Was antwortet man denn da? Ich hatte doch nicht...ich wollte doch nicht..!! Und Awkward Silence klopfte auch wieder an der Tür. Tobi, ganz ehrlich! So was fragt man doch nicht einfach so! Vor allem nicht mich!! Was antwortet man denn da? Ich hab von so was doch keine Ahnung!! Und genau das, das ist der Grund warum man mich nicht auf Menschen loslassen sollte! Ich mein, es ist ja auch nicht so, als könnte man sich soziale Fertigkeiten irgendwie aus einem Handbuch anlesen oder so!! Das--- Moment.

 

....

 

....Der Typ vereierte mich doch jetzt.

 

"...Das...ist nicht witzig...! Es gibt Leute...die so was ernst nehmen...!, brachte ich nach einem gefühlten Millenium hervor und setzte meine Vermutungen auf eine Karte! Wenn ich Recht haben sollte; großartig! Wenn nicht...werde ich wohl als der Trampel bekannt mit dem Tobias-Tobi-Skate nicht klar kam, obwohl er selbst mit Juni Falk klar kam. Die Wunde sitzt tief.

"Wie...Du zum Beispiel?", konterte Tobias und die Dreistigkeit in seiner Stimme bestätigte mir, dass ich ausnahmsweise mal Recht hatte: Der tat das mit Absicht!

 

"Ich wiederhole...das ist nicht witzig!", Tobias schien da aber anderer Meinung zu sein. Doch auch wenn er weiteres Lachen unterdrücken musste; er unterdrückte es wenigstens auch wirklich. Das war schon wesentlich mehr Mühe als sich so manch Anderer machte.

 

"Okay, sorry Sig~ Aber hey, wir sind jetzt cool, oder?", also wenn Du Dich cool fühlst, bestimmt. Über mich kann ich das nicht so eindeutig sagen.

 

"...Ja, sind wir...", kam es dann doch irgendwann meinerseits. Doch dann fiel mir auf, dass dies gerade die perfekte Gelegenheit war, eines meiner Päckchen los zu werden!

 

"Okay, ehm, also ich kann Dich von nun an gern Tobi nennen, wenn Du Dich damit wohler fühlst, aber...", ich gönnte ihm seine Vorfreude nicht, denn wie wir alle wissen ließ das 'aber~' immer ein...ein Aber...ein...eine Bedingung, ach ihr wisst was ich meine! ....Also...es ließ immer die Sache von der ihr wisst, welche ich meine, nach sich kommen. Genau. Diese Einbettung war so unnötig und misslungen, dass ich mir wünschte erst gar nicht zu sprechen angefangen zu haben....Na ja, genug davon. Für semidepressive Trübseligkeiten und Selbstzweifel ist immer nachher noch Zeit!

 

"...Aber?"

 

"Oh, ja ehm, aber könntest Du mich im Gegenzug dann bitte auch Sergej nennen? Also, wirklich einfach nur Sergej. Nicht Siggi, nicht Siggow, nicht Sig oder sonst eine Aneinanderreihung von Buchstaben die nur im Entferntesten etwas mit dem Namen 'Sergej' zu tun haben. Denn...offen gesagt würde ich mich damit wohler fühlen.", auch wenn ich mir bei dieser Sesamstraßenmasche etwas albern vorkam, muss ich offen gestehen, dass ich wirklich stolz auf mich war, wie ich das nun geklärt hatte. Na ja...zumindest wäre ich das gewesen, hätte es denn auch wirklich geklappt. Aber Mr. Sunshine gab sich mit meiner vernünftigen und ehrlichen Bitte nicht zufrieden. Er setzte wieder dieses Gesicht auf, welches einen angstvoll erwarten ließ, dass er jede Sekunde in Tränen ausbrechen könnte. Mit Einwürfen wie, dass es doch furchtbar traurig sei, wenn man keinen Spitznamen hatte oder wenn man der Einzige in einer Gruppe wäre, den man nicht bei eben jenem nannte und all dergleichen. Ich hatte kein allzu großes Problem damit die Außenseiterrolle zu spielen (denn offen gesagt war ich echt gut darin!), aber da ich Angst hatte, Skates Löwenherz könne bei dieser sozialen Inkorrektheit zerbrechen, gab ich einfach nach. Entweder wollte es nicht in seinen Kopf rein, dass ich mir aus solchen Dingen nichts machte, weil er zu fixiert darauf war seinen Wir-haben-uns-alle-lieb-Verein zu gründen, oder er veralberte mich wieder. Ich wagte es allerdings nicht, darauf zu setzen und noch weiter so hoch zu pokern, denn ich hatte vorhin schon so einen Lauf von zwei Glückstreffern, dass die Wahrscheinlichkeit nahe lag, dass ich wieder in ein Fettnäpfchen hinein katapultieren würde, wenn ich es erneut herausforderte. Also blieb ich auf der sicheren Seite und gab nach. Mal ganz am Rande bemerkt, wir hatten heute ziemlich viele Gaming-Referenzen.

 

"Okay, wir sind gleich da. Noch da um die Ecke und dort im rechten Raum haben wir! Die Dance Perfomance-Gruppe mit den Standardtänzen ist im Raum daneben, die haben nämlich parallel zu uns Unterricht. Eigentlich schade, ich hätte es cool gefunden, wenn Vince mal reinschauen könnte.", ja genau, Tobi. Das wäre supercool. Charming-Patatas in meiner Klasse, das hat mir noch gefehlt! Aber dieser Themenwechsel erinnerte mich wieder an die Frage, die ich ja anfänglich stellen wollte.

"Wie kommt es eigentlich, dass Du Dich hier schon so gut auskennst?", ganz im Ernst. Er war genau so lang hier wie wir alle anderen auch und bewegte sich schon so selbstsicher durch die vielen Gänge und Abzweigungen als würde er hier wohnen.

...Also...das tut er ja auch...aber halt noch nicht lange. Er führt sich so auf, als würde er hier schon lange wohnen, so!

"Oh, das liegt ganz einfach daran dass Vince, Jackie und ich die Gegend unsicher gemacht haben~!", das glaub ich Dir sogar fast auf's Wort.

 

"Nee, also...Jackie und ich teilen uns ja ein Zimmer und wir konnten beide nicht schlafen. Wegen Jetlag und so. Also sind wir morgens ein bisschen durch die Gegend gelaufen und haben uns die Umgebung näher angesehen.", erklärte Tobi mir, ehe er die Tür zum Übungsraum öffnete und diese sogar für mich aufhielt. Na also echt, bei Tobias fühlte sich selbst der griesgrämigste Riese wie eine Lady.

 

Und so betraten wir den Übungsraum um an unserer ersten Unterrichtsstunde teilzunehmen. Soweit so gut. Ich versprach mir eine kleine Auszeit von den üblichen Geschehnissen, die das APH bis dato für mich bereit gehalten hatte.  Doch von nun an sollten die Dinge doch noch wesentlich heikler und nervenzerrender werden, als ich es bisher erlebt hatte.

 

Bonus-Kapi: Von Bienchen und Blümchen UND DEINER MUTTER

"Hey Leute...habt ihr kurz Zeit?", ich denke dass ich für alle Anwesenden spreche, wenn ich sage, dass ich nicht der Einzige war, der verwundert drein schaute als er einen niedergeschlagen wirkenden Grzegorz herein spazieren sah. Die gesamte Menschenmenge (welche um genau zu sein eigentlich nur aus Robert, Vincent, Tobias und mir bestand) hielt gespannt inne und alles konzentrierte sich auf den Entengeneral mit Dackelblick, welcher soeben den Raum betreten hatte. Ein Jeder bedachte vorsichtig, wie er nun reagieren sollte - schließlich handelte es sich hier um eine äußerst sensible, nie da gewesene Situation. Doch all der taktische Aufwand wurde zerschmettert von der emotionalen Überwältigung die Tobias ist; dieser sprang nämlich sofort vom Sofa und eilte zu Grzegorz, welcher seinen Kopf immer noch etwas hängen ließ.
 

"Levi!! Was ist los? Können wir Dir helfen??", versuchte Social Boi of the Year in Erfahrung zu bringen. Grzegorz, immer noch mit herabhängenden Schultern, antwortete etwas zögerlich:
 

"Kann ich denn wirklich mit euch darüber reden...?"
 

"Aber natürlich, Levi! Du kannst mit uns über alles Reden!" - Wowowowow!! Tobi!! Was zum Droggelbecher sagst Du da?! Nun mach mal langsam, willst du uns alle in unser Verderben stürzen?!
 

...Doch, wie so häufig wurden meine verzweifelten Schreie auch heute nicht gehört...
 

...Das mag daran liegen, dass ich im Grunde gar nicht richtig schrie, sondern einfach nur sehr gequält nachdachte. Vielleicht sollte ich meine Gedanken ja wirklich mal laut aussprechen. Aber...dafür müsste ich ja...reden.
 

Nee...das lassen wir erstmal.
 

Während ich innerlich mit mir selbst haderte, blinzelte Grzegorz Tobi noch einmal mit einem glasiggrünen Hundeblick an und fragte mit schon nahezu piepsiger Stimme:
 

"Meinst Du wirklich?", woraufhin Tobi nickte, nahezu schon  aggressiv und Grzegorzs Augen schienen erstmals wieder von der Sonne erhellt worden zu sein:
 

"Dann kann ich euch ja endlich weitererzählen woher die Babys eigentlich kommen!!"
 

...
 

Ich wusste von Anfang an, dass dies eine Falle ist! Aber es wollte ja niemand auf meine mentalen Warnrufe achten...Das habt ihr nun davon, ihr minderbemittelten Deuteragonisten...!!
 

Doch wir alle wussten ja, dass wenn Grzegorz einmal zu sprechen angefangen hatte, es kein Ende mehr nahm. Und so beugten wir uns relativ widerstandslos unserem unvermeintlichen Schicksal.
 

Einer Aufklärungsstunde mit Levi-senpai.
 

Yey.
 

Und fragt mich bitte nicht, woher ich weiß was ein Senpai ist.
 

Danke.
 

"Also, zuerst kommt ja der Klapperstorch...? Ja? Ist es tatsächlich das was Du uns eintrichtern willst, Levi?", warf Struwi misstrauisch ein. Doch Grzegorz ließ sich von diesen Zweifeln nicht verunsichern, sondern antwortete mit etwas was ein wenig wie ein sassy Hairflip aussah. Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass es gar kein sassy Hairflip war, sondern Grzegorzs Haare bei dem Schwung, welchen er beim Hinsetzen verursachte, seine Haare etwas ausschwingeb ließ. Ein sassy Sitdown vielleicht?
 

(Ganz nebenbei bemerkt saß seine Frisur trotz des ganzen Wirbels, den General von und zu Ente da veranstaltete perfekt. Also ehrlich. Das hier ist Jugendliteratur mit satirisch angehauchten Inhalten und keine Garnier-Werbung directed by Heidi Klum!)
 

Jedenfalls folgte nach dem sassy Sitdown auch schon ein spezidischer Blick mit nachfolgender verbaler Ausführung:
 

"Der Klapperstorch-- Nein!! Ihr müsst ja noch vorher anfangen! Ganz am Anfang! Also, wenn Mama und Papa... wenn denen mal langweilig ist und die nichts tun haben und gerade nichts Gutes im Fernsehen läuft und gerade Stromausfall ist - deswegen läuft auch nichts Gutes im Fernsehen - dann beschließen sie etwas ganz Krasses zu machen! Nämlich denken sie sich dann: 'Ey! Wir könnten uns ja die jahrelange, mit astronomischen Kosten und unfassbarer Strapaze verbundene Mühe machen, ein Kind großziehen!'", weiter kam Levi-sensei vorerst nicht, denn glücklicherweise wurde er von Tobi unterbrochen:
 

"Boah! Genau das haben meine Eltern auch gesagt, kurz bevor sie mich gemacht haben!!"
 

....Es...folgte ein tief bewegter Blick von Blondie zu Blondie.
 

"Woher hast Du das bloß gewusst??", kam es seitens Tobi Richtung Grzegorz, worauf dieser nur mit selbstsicher gen Himmel gerümpfter Nase erwiderte:
 

"Ha, Du denkst ja wohl nicht, dass ich ein Anfänger Bin!!"
 

....Sagte ich tatsächlich "glücklicherweise"? Mein Fehler, ich meinte undglücklicherweise. Totunglücklich(erweise).
 

...Irgendewann fuhr Grzegorz dann auch weiter fort:
 

"Und dafür gehen sie in die Küche!"
 

"Die Küche?", hinterfragte Vincent plötzlich misstrauisch.
 

"Ja, die Küche!", bestätigte Grzegorz ihm noch einmal.
 

"Und zwar nehmen sie ein Stück Würfelzucker aus dem Küchenschrank und man muss auf jeden Fall Würfelzucker nehmen! Man darf keine Schiffchen und auch keinen Candiszucker und vor allem keinen feinen Zucker nehmen und schon  gar keinen Puderzucker - da kommt was ganz Verkorkstes bei raus! Also; immer schön bei den Würfeln bleiben! Und je nachdem wie viele Kinder man haben möchte - zum Beispiel Zwillinge - kann man auch zwei Würfelzucker nehmen. So. Die legt man dann auf die Fensterbank, natürlich auch das Fenster aufmachen, damit der Klapperstorch dann nämlich reinkommen und den Zucker mitnehmen kann. Ja, ihr ahnt ja gar nicht, wie viele Unfälle jährlich passieren, weil Klapperstörche an die Fensterscheibe knallen! Es gibt zwar keune Statistiken, aber es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die statistischen Zahlen sehr hoch sind! Die Klapperstörche, die können das nämlich nicht sehen, wisst ihr? Ja, das macht dann immer richtig viel Stress mit den ganzen Versicherungen und so. Vor allem, wenn man bedenkt wie viele Klapperstörche nicht versichert sind! Das liegt dann aber zu einem gewissen Teil auch daran, dass es viele Zuwanderer von Zugvögeln aus dem Süden gibt und diese meist illegal herkommen, um ihre Schwärme ernähren zu können."
 

General Enterich Quakczynski war gerade dabei, näher ins Detail einzugehen, als er jedoch unterbrochen wurde. Und zwar wieder einmal von Charming Patatas:
 

"Levi, jetzt ganz ehrlich; mach mal halblang. Irgendwann reicht es auch mit dem Nonsens."
 

"Aber was meinst Du denn??", fragte Grzegorz auf eine unglaublich ehrlich wirkende Art. Woraufhin Vincent ihm nur einen skeptischen (hust - zickigen - husthust) Ausdruck schenkte.
 

"Anfangs war es noch ganz witzig, aber ganz ehrlich - nicht versicherte Flüchtlingsstörche?"
 

-"Ich habe nicht gesagt, dass es sich bei den Störchen um Flüchtlinge handelt, ich habe bloß gesagt, dass die Zugvögel illegal hier sind!"
 

"Aber--"
 

-"Nein!"
 

"Wo sollen die illegalen Zugvögel denn bitte registriert werden, he?"
 

-"Im 'Ich-hol-gleich-mein-Steakmesser'-Register!"
 

...Nicht nur ich. Nein, auch der Rest des Trupps starrte Grzegorz schockiert an und hinterfragte, zugegeben etwas angstvoll, ob er das jetzt wirklich gesagt hatte.
 

...Doch all die Sorge schien unbegründet, als Grzegorz uns bloß verwirrt in aller Unschuldigkeit musterte:
 

"Was...? Das heißt so."
 

Die Atmosphäre fing an sich wieder ein wenig zu beruhigen. Doch Patatas musste die Alarmstufe natürlich wieder in den roten Bereich bewegen! (Schönen Dank auch, Patatas. :) )
 

"Sag mal...willst Du mich eigentlich verschaukeln?!"
 

-"Stell gefälligst nicht so dumme Fragen, wenn Du die Antwort nicht akzeptieren kannst! Andauernd unterbricht mich jemand, jetzt hört mir doch endlich mal bis zum Ende zu!!"
 

Auch wenn es eher wirkte, wie wenn ein kleiner Welpe eine Straßenlaterne anbellte, weil diese sich nicht von ihm markieren ließ, beunruhigte mich das Ganze doch etwas. Man konnte merken, wie Grzegorz langsam sauer wurde. Und auch wenn ich jetzt nicht unbedingt schreiend und weinend vor einem kleinen Shiba Inu weglaufe, wenn dieser mit seiner piepsigen Stimme wie ein Maschinengewehr losbellt, so gucke ich mir die Szene doch aus einer gewissen Entfernung bendenkend an.
 

Doch Vincent schien kein sonderlich ausgeprägtes Feingefühl für manische, unkontrolliert kleffende Shiba Inu-Welpen zu haben und diskutierte einfach weiter drauf los:
 

"Das kann doch nicht Dein Ernst sein!! Störche können versichert werden und nichts ist in irgendeiner Weise unnormal, aber wenn es darum geht sie zu registrieren, soll das der größte Hirnriss sein?! Wo ist da die Logik?!!"
 

-"Wenn Du mal zuhören würdest, statt immer nur zu reden, würdest auch Du die Logik erkennen!", now look who's talking.
 

"Es gibt keine Logik. In dieser. Geschichte."
 

-"Gibt es doch~!"
 

"Gibt es nicht~!"
 

-"Gibt es doch~!"
 

"Gibt es nicht~!"
 

Das ganze Tralala ging noch etwa eine halbe Minute so weiter, wobei es sich wie wesentlich mehr anfühlte. Tobi und Struwi hatten das Pech zwischen den beiden Streithähnen zu sitzen, man merkte förmlich wie unwohl hin und her gerissen sie sich vorkamen. Wobei es zugegebenermaßen irgendwie lustig aussah, wie sie zwischen Grzegorz und Vincent schnell hin und her schauten.
 

Endlich unterbrach Struwwelpeter diese Endlosschleife. Und auch wenn sein Einwand nicht gerade klug gewählt war, finde ich, hat sich der Bursche dafür einen Orden verdient. Einfach weil er versucht hat, beide zum Schweigen zu bringen. (Ich weiß ja längst, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit ist, vor allem bei Grzegorz, aber wir waren ja alle mal jung und naiv~).
 

"Ehm, Leute ist nicht beides irgendwie dämlich? Sowohl das Versichern, als auch das Registrieren...?", kurz darauf schrie Grzegorz Struwi fast schon an, sodass sein Haar gleich noch eine Spur unordentlicher wurde:
 

"Deine Mutter wird gleich registriert!!"
 


 

Die Autorin entschuldigt sich an dieser Stelle, begleitend von der ausgesprochenen Tatsache, dass diese Fortsetzung des Bonuskapitels erneut und ähnlich wie der erste Teil, aus dem Ruder gelaufen ist. Sie legt an dieser Stelle eine kleine Pause ein, um schwerwiegenderen Eskalationen vorzubeugen. In diesem Sinne wünscht sie der noch nicht vertriebenen Leserschaft einen angenehmen Samstagnachmittag und begrüßt diese im dritten (und damit hoffentlich finalen) Teil von Levis abenteuerlicher Geschichte der Herkunft der Babys!
 

Fortsetzung folgt...

Ein Stück Verantwortung

Sie hat mich ausgelacht...ausgelacht hat sie mich! ...Eigentlich hat sie sogar ein sehr schönes Lachen. Es hat so etwas Liebliches an sich.

Aber es ändert nichts an dem Fakt, dass sie mich ausgelacht hat!!

OMG, Sergej, what the heeeck, was ist denn jetzt schon wieder falsch bei Dir?? 

Was falsch bei mir ist?? Ich werde es Dir sagen, besorgniserregende Stimme in meinem Kopf, die sich wirklich seltsam feminin anhört!

Der heutige Tag verhieß ein ungewohnt angenehmer, ja, ich wage sogar zu sagen, "guter" zu werden. Ich meine, ich wurde heute weder mit irgendetwas Klebrigem abgeworfen und wirklich tödlich angestarrt oder zugetextet wurde ich auch nicht. Des weiteren blieb mir ein Paketsprung ins nächste Fettnäpfchen erspart und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen wurde mir nun endlich eine geringfügige Pause von meinem herzallerliebsten Zimmergenossen gegönnt. Ich meine, ja gut, ich hatte heute auch Einiges einzustecken und wirklich ausgeschlafen war ich immer noch nicht, aber verglichen mit der sonstigen Quote ist der heutige Tag bis jetzt echt spitze! Fast spitze! Fast echt spitze! Echt fast...!

....Genau!

Ich spürte wie das jugendliche Stimmchen in meinem Kopf Gestalt anzunehmen schien und die Augen zu verdrehen begann, was mir signalisierte, dass ich doch endlich mal zum Punkt kommen sollte. Entweder das oder aber dass ich jetzt endgültig den Verstand verloren hatte. Ich bin da recht offen.

Aber egal! Wie man sich schon eventuell vielleicht, vielleicht auch nicht, denken kann, beging ich heute Morgen meine erste Klasse. Zusammen mit Tobi(as - ich bin es immer noch nicht gewohnt ihn gänzlich zum Spitznamen abzukürzen) betraten wir den Übungsraum, wo schon unsere Tanzlehrerin darauf wartete uns in Empfang zu nehmen. Heftiger Plottwist; wir kannten diese schon, denn bei unserer Lehrerin handelte es sich um niemand anderen als die unheimlich liebe Marié. Also, unheimlich lieb. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn einerseits ist sie in der Lage mit ihrer Pädagogenattitüde mich derart unwohl fühlen zu lassen, dass ich schon fast Bauchschmerzen bekomme. Andererseits aber schafft sie es so freundlich zu sein, dass ich gerade wegen meines Unwohlseins ein schlechtes Gewissen bekomme. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Freundlichkeit dazu bestimmt ist bei Dritten negative Gefühle hervorzurufen...aber vielleicht habe ich den Begriff von Freundlichkeit auch einfach nicht richtig verstanden.

Wie dem auch sei. Dies war unsere erste Stunde und Marié verstand es, uns nicht gleich ins kalte Wasser zu schubsen. Zwar hatten sowohl Tobias, als auch ich schon Übung, aber wenn man noch irgendwo neu ist, ist es bekanntlich angenehmer erst einmal langsam zu beginnen. Und das taten wir. Denn bevor es an irgendeine ausgeklügelte, komplizierte, halzbrecherische Choreographie ging, sollten wir uns zunächst nur aufwärmen und entsprechend einige Schritte ausführen, die wir sicher beherrschten.

Und ich. Beherrschte. Meine Schritte. Sicher.

Das hätte ich unter normalen Umständen zumindest getan. Zu Anfang hatte ich mich brav aufgewärmt und dann mit den Basics weitergemacht, wie Marié es von uns verlangt hat. Nach etwa einer halben Stunde wurde mir dies aber verständlicherweise zu langweilig und ich wollte weitergehen. Insbesondere weil ich etwas indirekten Druck von Seiten Skaterboys bekam, da dieser sich immer mehr und immer schneller wie ein buchstäblicher Skaterboy benahm. Aber ich bin ein großer Mann! Ich habe mehr zu dehnen als diese Dreiviertelportion! He, genau!

Jedenfalls setzte ich an, um auch zu zeigen was ich kann. Skate führte einen Spin nach dem anderen aus und ich wollte etwas in die Gänge kommen, bevor dem armen Jungen noch ganz schwindelig wurde. Und so, anstatt nur einen Move stumpf zu üben, wollte ich es meinem Mitschüler gleich tun und viel mehr eine Abfolge aus mehreren flüssigen Schritten hintereinander ausführen. Es fing eigentlich auch alles ganz vielversprechend an. Ich war in der Lage, die Schrittfolge sauber, flüssig und mit gleichmäßig steigender Geschwindigkeit auszuführen. Nur bei meinem letzten Schritt geriet ich ins Straucheln. Na ja, eigentlich bei meinem vor letzten, denn eigentlich wollte ich die ganze Geschichte mit einem Suicide beenden. Und bevor jetzt alle meine Fangirls panisch die vierte Wand sprengen - nein, ich wollte nicht mein Leben, sondern nur die Schrittfolge beenden und dass auch nicht mit einem Selbstmord, sondern mit einem Move der sich simpel Suicide nennt. Wenn man diesen Move erst einmal gesehen hat, ist die Namensgebung ziemlich selbsterklärend. Um ganz genau zu sein, wollte ich einen Baby Suicide ausführen. Hach ja, die B-Boy-Nomenklatur ist schon ulkig. Aber wie schon gesagt, war das ja nur der finale Move. Diesen glorreichen Abschluss wollte ich mit einem Freeze einleiten, bei dem ich allerdings grandios versagte (wie auch schon so oft bei anderen Dingen in meinem Leben, hach ja~).

Als kurze Erklärung, damit jetzt nicht alle nervös zu Google rennen; ein Freeze ist, wie der Name es schon erahnen lässt, ein Schritt bei dem man in seiner aktuellen Körperposition verharrt und jegliche Bewegung einstellt, so dass es den Anschein hat, als sei man eingefroren. Das allein ist weniger spektakulär, aber Break Dance wäre ja nicht Break Dance, wenn es nicht tatsächlich knochen- und wirbelbrechende Varianten zu jedem Basic Schritt gäbe. Den Freeze auf den ich abzielte nennt sich Pike. Das ist ein Freeze der im einhändigen Handstand ausgeführt wird, während der Körper senkrecht zum Boden gestützt und beide Beine nach oben gestreckt werden. In einer Choreo wird der Schritt vor allem benutzt um die Aufmerksamkeit auf die momentan ausgeführte, nun "eingefrorene", Pose zu lenken. Freezes allgemein erfordern ein gewisses Maß an Körperbeherrschung, aber sobald ein hohes Maß an Balance erforderlich ist, werden sie erst zu einer echten Herausforderung und tragen in der Performance zu einer spektakulären Darstellung bei. Daher sehen sie besonders dämlich aus, wenn man sie auf halber Strecke mit größter Wucht vermasselt - wie ich! :^D

Eigentlich war diese Abfolge etwas was ich in den Grundzügen schon öfters getan und womit ich recht wenig Probleme hatte. Doch leider kamen heute zwei ganze entscheidende Faktoren hinzu, die mir eine perfekte Ausführung verwehrten. 

Erstens hatte ich während der ganzen Abfolge immer mehr an Geschwindigkeit zugelegt und hatte bei dem Freeze dann zu viel Schwung über, um mein Gleichgewicht noch korrekt halten zu können. Gut, das war ein Fehler resultierend aus meinem eigenen Verfehlen. Der zweite Faktor allerdings war die Tatsache, dass der Hausmeister tatsächlich einen erstaunlich bemerkenswerten Job beim Bohnern des Bodens getan hatte...und ich hatte gedacht, das Trick Trio übertreibe bloß bei ihrer gemeinsamen Sockenrutschaktion. Na sie mal einer an.

Der gute Tobi war bereits in alles eingeweiht und da er dank seines Jetlags auf Erkundungstour durch die gebohnerten Hallen geslidet war, hatte er natürlich die perfekten Skills erlankt, um die Rutschigkeit des Bodens zu seinem Vorteil zu nutzen.

Ich hingegen klatschte auf wie ein vom Himmel fallender Wal.

Achtung! Baum fällt!

Hey.Nur weil ich mich die ganze Zeit selbstironisch mobbe, heißt das nicht, dass Du das auch darfst.

Na ja...mein finaler Move sollte ja ein Baby Suicide sein, von daher war fallen nicht ganz so verkehrt. Allerdings wäre ich gern mehr so auf den Rücken gefallen und auch ein bisschen koordinierter. Und nicht so grobmotorisch zu Seite wie so ein toter Fisch. Oder so ein großes, im Wasser lebendes Säugetier. Ja, man muss bei seinen Beschreibungen und Definitionen ja genau sein! 

Nachdem Marié sichergestellt hatte, dass ich mir keine ernsthaften Verletzungen zugezogen hatte, fing sie auch schon an mich auszulachen. Ich muss sagen, den Schalter hat sie echt schnell gefunden. Und was sollte überhaupt dieses ständige Gegackere?! Grzegorz, Tobias und jetzt auch noch eine Aufsichtsperson?? Ist ein griesgrämiger Riese mit Killerblick und ohne soziale Kompetenzen denn echt so lustig?? Ah, natürlich. Der Schal. Der Schal macht mich zur Witzfigur, wie konnte ich das übersehen. Aber es ist mir egal, wie viele lachen, ich nehme ihn nicht ab! Haters gonna hate!!

Ich lag also am Boden und begann mein Leben ernsthaft in Frage zu stellen. Hatte meine Anstrengung einen Sinn? Hatte überhaupt irgendetwas einen Sinn? Was bedeutete Sinn überhaupt und was war es, dass uns diesen Sinn gab? Meter für Meter stürzte ich weiter hinab in die Tiefen die sich meine Gedanken nennen, doch zu meinem Pech (oder auch Glück, wer weiß) befand sich ein gewisser Junge namens Blondie 1 neben mir, der einen Bohrer in Form seiner penetranten Stimme bei sich hatte. Und oh, Mann, wusste er das Ding einzusetzen!

"Siggi! Siggii! Siiiiiiggggiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeehh!!"

-"Kein Anschluss unter dieser Nummer."

"Du, Tobi, ich glaub er ist deprimiert...Du hättest ihm eine Banane zu essen geben sollen!!"

Ich weiß, so langsam ergab alles keinen rechten Sinn mehr, aber hatte Grzegorz nicht ganz zu Anfang unserer Bekanntschaft betont, dass er Bananen partout nicht mag? Warum wollte er, dass Tobias nun welche an mich verfüttert? 

...Ich hab's gewusst. Insgeheim hasst der Typ mich.

"Ach, Quatsch, er ist nicht deprimiert. Nur faul! Los, Siggi! Spring auf! Spring! Lieg nicht so träge rum!!"

Widerwillig rappelte ich mich auf und murmelte etwas wie: "Nicht einmal in Frieden sterben lässt man einen hier.", woraufhin Tobias mir aber energisch entgegnete: "Den Suicide hattest Du doch auch nicht hinbekommen, also was mümmelst Du hier so rum?"

Schwungvoll drehte ich mich um und schnippste in Skaterboys Richtung, damit er sich auf alle Fälle angesprochen fühlte mit den Worten: "Ey!"

Hier bitte eine (Möchtegern-)Künstlerpause setzen.

"Man tritt keine Leute, die schon am Boden liegen."

Ich muss zugeben, mit der dramatischen Wendung, der Art wie ich das sagte und allem, fühlte ich mich schon ziemlich cool. Aber ich merkte sehr schnell, dass Leute wie ich nicht dazu bestimmt sind cool zu sein, da selbst Tobi meinen Moment zerschmetterte. Sergej Braginskis mit lilafarbenem Schal sind nun nicht nur mehr nicht dazu bestimmt glücklich, sondern auch cool zu sein. Da kann man doch nur verzweifeln...!!

"Wieso denn am Boden liegen, Du bist doch schon aufgestanden!"

...

...danke, Tobi.

"Okay, Jungs, die heutige Klasse ist vorbei! Ich hoffe ihr ruht euch nicht zu sehr aus, weil wir heute nur eigenständiges Wiederholen gemacht haben. Nächstes mal geht's richtig hart zur Sache, also bereitet euch gut vor!", verkündete Marié in ihrer freudigen Art. Sie mag mir zwar manchmal Bauchschmerzen bereiten, aber eigentlich scheint sie ein recht sympathischer Mensch zu sein. Wie schon meine Oma einst indirekt sagte, ein Mensch mit solch einer Frisur kann gar nicht böse sein. Groß Bange hatte ich vor der nächsten Stunde eigentlich nicht, denn offen gesagt hatte ich im Unterricht lieber etwas Anleitung als blind einfach irgendetwas zu tun wonach mir eventuell gerade war.

Blondie 1, Blondie 2 und ich begaben uns aus dem Übungsraum in den Flur was mich an etwas erinnerte.

"Hey Grzegorz, warum warst Du gerade eigentlich bei uns?", ich werde es vermutlich bereuen, den Entengeneral willentlich zum Reden gebracht zu haben, allerdings hatte ich eigentlich gedacht, ich würde ihn erst heute Abend beim Essen sehen und nun wollte ich wissen, wieso er mir diesen optimistischen Ausblick eines Grzegorz-freien Unterrichtstages so verwarf!

"Wir sind dieses Jahr ja nur wenige Teilnehmer und dementsprechend wenige Lehrer und Übungsräume gibt es, sodass die Klassen verteilt geplant sein müssen...Ich hatte den ganzen Morgen frei und es war so langweilig, weil fast alle irgendeine Klasse zum teilnehmen hatten und nur ich übrig blieb! Na ja, eigentlich blieb nicht nur ich übrig. Robbie zum Beispiel! Der hatte auch frei! Aber der war den ganzen Morgen im Bad, ich frag mich, ob er was Komisches gegessen hat, ich hoffe nicht! Und dann warst Du auch beschäftigt und ich hab die ganze Zeit gewartet bis Du raus kommst und dann bist Du aber nicht rausgekommen und ich dachte mir 'Oh nein! Vielleicht hat er dasselbe gegessen wie Robbie!', doch dann ist mir ja wieder eingefallen, dass ich ja gar nicht weiß, ob Robbie es mit dem Darm hat und dann war ich beruhigt. Doch dann fiel mir auf, dass nur weil Robbie vielleicht nichts falsches gegessen hat, oder aber ich nur nicht weiß, dass er etwas falsches gegessen hat, dass ja noch lange micht heißt dass Du nichts falsches gegessen hast und dann hab ich angefangen mir Sorgen zu machen und dann war eine Minute vergangen und dann dachte ich mir 'Der Unterricht ist vorbei, geh rein!' und das habe ich getan und dann habe ich gesehen, dass Du auf dem Boden liegst und bin schnell zu Dir gerannt und dann hast Du noch irgendwas von Sterben geredet, doch dann hat Tobi mir erklärt, dass Du damit wohl diesen komischen Tanzschritt meinst und dann hab ich mich gewundert, warum man Tanzschritte nach..."

Der weitere Verlauf von Grzegorzs Monolog wurde von meinem Gehirn nicht mehr aufgezeichnet, da es dessen Kapazitäten überschritt. Ich konnte nur noch mit einem Ohr zuhören, da ich befürchtete, dass mein Kopf ansonsten tatsächlich platzt. Nicht nur, weil Grzegorz so viel Input lieferte, sondern, weil mein Kopf wohl auch durchdreht, wenn ich innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls nicht konkret irgendetwas analysiert, über etwas philosophiert oder mir schlichtweg einfach Gedanken gemacht habe. Ich denke, dass was Grzegorz mit Reden hat, habe ich mit Denken. Und, nun...er mag zwar eine Labertasche sein, aber ich gebe zu, es hat mir irgendwie geschmeichelt, dass er sich tatsächlich Sorgen gemacht hat, weil ich eine Minute nach Unterrichtsschluss noch nicht draußen war. Wobei ich diese Sorge nicht gänzlich nachvollziehen kann. Es gibt einfach keine Möglichkeit, seine Badehose während des Tanzunterrichts zu verlieren!

"Apropos!", ergriff Tobi das Wort, nachdem er Grzegorz geduldig hatte ausreden lassen. Wow. Also, Tobi...Du verdienst echt einen Orden oder so etwas! Dass Du Grzegorz erst so geduldig zuhörst und dies dann auch noch so aufmerksam tust, dass Du auf seine Aussagen eingehen kannst. Da hat aber jemand heftig an seiner Charakterentwicklung gearbeitet seit Kapitel 5~ Jedenfalls fuhr er dann weiter fort.

"Findet ihr es nicht etwas seltsam, dass das Projekt so umfangreich und doch so winzig ist? Ich meine, wir sind insgesamt acht Teilnehmer und die Anzahl der Lehrer ist darauf angepasst und das Gebäude...scheint für diese Personenkapazität groß zu sein, aber sie ist nicht zu vergleichen mit anderen Akademien oder dergleichen. Dennoch gibt es so vielseitige Spezifikationen. Allein Junis Stundenplan ist eine Wucht und ich kenne keine Einrichtung, die etwas vergleichbares bietet wie das APH, wenngleich diese wesentlich größer sind."

"Eigentlich ist das der Grund, warum wir so klein sind.", ich war mindestens so erstaunt über meine plötzliche Teilnahme am Gespräch wie das blonde Duo neben mir. Etwas peinlich berührt zweifelte ich daran, ob dieser plötzliche soziale Wandel so eine gute Idee gewesen war, doch da sowohl Tobi, als auch Grzegorz mir bedeuteten, dass ich doch weiter ausführen solle was ich meinte, war mir klar, dass es nun zu spät für einen Rückzieher war. Also setzte ich fort: "Nun...bevor ich mich hier konkret beworben hatte, hab ich etwas recherchiert. Die Info-Broschüre vom APH selbst, klar, aber ich hab mir auch ein paar fremde Quellen angesehen. Ehm, in einigen Artikeln hab ich gelesen, dass das Projekt stark in der Kritik steht, weil es sehr weitläufig und dementsprechend kostspielig ist. Es war umstritten es ins Leben zu rufen, weil es in erster Linie auf keinen Profit abzielt und wohl auch keinen verspricht, jedenfalls was Finanzen und Einfluss betrifft. Ich mein, klar, kann es sein, dass einige der Teilnehmer hier eines Tages zu berühmten Persönlichkeiten werden aufgrund ihres Talentes dass sie hier ausgeweitet haben. Aber unsere Schule hat nicht die Absicht weltbekannte Persönlichkeiten oder erfolgreiche Künstler auszubilden. Ich habe gelesen, dass das Hauptaugenmerk des APH der interkulturelle Austausch ist und dass es auch gerade deshalb für Jugendliche angesetzt ist, damit die Erfahrungen und Werte, die sie hier lernen Teil an ihrer Entwicklung haben. Das Ganze ist gekoppelt mit den Talenten und Hobbys, damit sie mit ihren Fähigkeiten wachsen. Der pädagogische Ansatz soll sein, dass die Teilnehmer etwas lernen was sie gerne tun und sie dies als ihre Ressourcen nutzen können. Deshalb gibt es auch so allgemein gefasste Klassen wie "Kunst" und nicht näher definierte wie "Illustration", "Straßenkunst" oder "Character Design". Der Anfangsplan war eigentlich, das Spektrum generell auch auf die technischen Zweige auszubauen, aber dem wurde dann doch nicht stattgegeben, weil es als einheitliches Projekt dann doch zu groß würde."

Ich räusperte mich kurz, als mir aufgefallen war, dass ich fast so viel am Stück gesprochen zu haben schien, wie es Grzegorz normalerweise tat. Diese Tatsache erschreckte mich etwas. Normalerweise sprach ich nur so lang, wenn ich in der Schule einen Vortrag hielt. Zu meiner Überraschung schauten mich jedoch Tobias und Grzegorz beide interessiert an. 

"Ja, eben, es ist  riesig! Warum dann nur die paar Teilnehmer? Ich meine auch wenn nur wir hier sind muss das ja maßlos teuer sein, meinst Du nicht?", wollte Tobias wissen. Also überlegte ich kurz und erzählte weiter: "Ihr habt ja sicher gemerkt, dass man sich bei dem Projekt nur für ein Jahr anmelden konnte, nicht?", beide nickten mir bestätigend zu. "Nun, das liegt daran, dass dieses Projekt vorläufig nur für ein Jahr besteht. Wir sind der Probedurchlauf um zu bestimmen, ob es Sinn macht ein derart aufwendiges Programm weiterzuführen. Das eigentliche, wahre Projekt ist dazu ausgelegt eine viel größere Dimension anzunehmen. Immerhin ist es nicht nur von den Unterrichtspunkten vielseitig, sondern auch von der Teilnehmerschaft selbst. Ich meine wenn ihr bedenkt, dass im Prinzip jeder Jugendliche die Chance hat, sich hier anzumelden, egal von welchem Teil der Erde er kommt, liegt es eigentlich auf der Hand, dass acht Leute nicht das Maximum sind."

"Dann müssen sich aber schon im ersten Jahr echt viele beworben haben."

-"Das stimmt schon."

Tobi machte ein nachdenkliches Gesicht. "Ich frag mich, was uns Acht so besonders gemacht hat, dass wir ausgewählt wurden...", es schien mehr als würde er einfach laut denken, aber da ich mich ohnehin schon out of character benahm und gerade so in Fahrt war, antwortete ich einfach trotzdem:

"Ich vermute mal...dass wir im Laufe dieses Jahres selbst herausfinden sollen, was uns so besonders macht."

"Wow, Siggi, Wahnsinn! Du kennst Dich aus!!", strahlte Grzegorz mich an. So hatte ich ihn nur gesehen, als er so begeistert von diesem komisch gedrehten Eis aus Polen sprach. Na, ich schätze das kann man mal als Kompliment der Oberklasse nehmen.

"Ehm...ich wollte mich eigentlich nur genügend informieren, bevor ich mich irgendwo anmelde, wovon ich keine Ahnung hab...", gab ich verlegen zu. Kurz darauf schnitt eine tiefe Stimme ein.

"Ja, und eigentlich solltet ihr das alle!"

Tobi und Grzegorz fuhren in sich zusammen und ich muss zugeben, dass auch ich etwas zusammen zuckte, als plötzlich Stefan hinter uns auftauchte und uns, mit in die Hüften gestemmten Armen, beäugte. Dieses gefährlich genervte Lächeln verhieß nichts Gutes! Mann, warum waren alle Betreuer hier so passiv aggressiv?? Muss man denn immer so gefährlich Lächeln und unterschwellig boshaft nett sein? Kann man denn nicht klar zeigen, wenn man wütend ist?!

Stefan ließ dieses eine Mal Gnade walten und seufzte während er sich in erster Linie den beiden Herren neben mir widmete.

"Mal ganz ehrlich. Seid ihr wirklich hergekommen, ohne die Hintergründe genau zu kennen?"

"Ich hab mich natürlich schon etwas informiert...", gab Tobi schmollend von sich, "..aber Siggis Hintergrundwissen war Top Notch..Und Du weißt ja, dass Levi selbst scheinbar alles weiß.", gerade in dem Moment als Grzegorz Luft holte, um etwas darauf zu erwidern, schnitt Stefan mit einem einfachen "Ja." seinen Ansatz ab. Er musste wohl geahnt haben, dass Grzegorz nicht bei einem Satz geblieben wäre, wenn er hier erstmal angefangen hätte zu sprechen. Ich muss hier nun meine ernsthafte Bewunderung ausdrücken, dafür wie schnell Stefan doch dazu lernte und wie effektiv er sein Wissen einsetzen konnte! Wobei es schon etwas bemitleidenswert ausgesehen hatte, als Grzegorz so plötzlich traurig die gesamte Luft, die er für's Vorbereiten seiner Rede eingeatmet hatte, nun wieder in einem mal auspustete.

Stefan lächelte uns aufrichtig an, bevor sein Blick eine Spur ernster wurde.

"Am Ende dieses Projektjahres wird es eine Veranstaltung geben, bei der ihr zeigen sollt, was euch die Zeit im APH gebracht hat. Ihr sollt in erster Linie Freude während eurer Zeit hier empfinden und ich möchte euch keinen Stress machen. Aber es ist wirklich wichtig, dass ihr ein Gespür dafür bekommt, was es eigentlich bedeutet unter diesen acht Testschülern sein zu dürfen.", er bedachte uns einen Moment mit einem Blick, ehe er weitersprach.

"Sergej hat euch die Sache eigentlich ziemlich gut erklärt. Nach diesem Jahr entscheidet sich erst, ob das APH bestehen wird oder nicht. Nach diesem Jahr fängt alles erst richtig an oder ist alles vorbei. Wenn diese Einrichtung eine Zukunft haben soll, müssen wir Ergebnisse erbringen."

 

Bonus-Kapitel: Von Bienchen und Blümchen (und Kohlköpfen)

Von Bienchen und Blümchen: Akt 3, Szene 1.
 

Robert, Sergej, Tobias und Vincent sitzen in einer Runde.
 

Zu ihrer Rechten tritt Grzegorz hinzu.
 

Grzegorz: "Hi Leute!!" (freudig)
 

Die Runde äußert ein verzweifeltes Seufzen. Tobias erhebt sich als Einziger.
 

Tobias: "Hey Levi!!"
 

Es fallen strafende Blicke von seiten der Runde.
 

Grzegorz: "Also, wir haben mit der gesamten Sache vieeeel zu viel Zeit in Anpsruch genommen. Heute beenden wir sie endlich!" (ignorierend)
 

Ein totes Jubeln ertönt innerhalb der Runde.
 

Grzegorz: "Lasset uns keine Zeit mehr verlieren und gleich beginnen!"
 

Tobias: "Gewiss doch!"
 

Die Runde schweigt, während Grzegorz fortfährt.
 

Grzegorz: "Also, wo waren wir..."
 

Vincent: "Ehh, Mommy und Daddy gehen in die Küche!"
 

Grzegorz: "Ach ja! Tiefsten Dank, G'nosse! Nun, also Mami und Papi sind in die Küche, um alles für das Babymachen vorzubereiten. Allerdings nimmt diese Prozedur so einige Zeit in Anspruch, in der sie nur warten können. Also...gehen sie währenddessen ins Schlafzimmer oder so und machen irgendetwas anderes-" 
 

Grzegorz wird von Vincent unterbrochen.
 

Vincent: "Wartewartewartewartewas...? Die gehen...einfach so - ins Schlafzimmer?"
 

Grzegorz: "Ja?"
 

Vincent: "Um was zu tun?"
 

Grzegorz: "Um zu...........warten."
 

Vincent: "Unfug! Das soll uns doch bloß von der Warheit ablenken! Ablenken soll uns das!!"
 

Grzegorz: "Genug! Der Pole redet jetzt!!"
 

Der Pole redet generell immer.
 

Vincent: "Ich werde mich dieser trügerischen Farce nicht länger beugen!" (protestierend)
 

Vincent war ein Idiot.
 

Grzegorz: " Ich sagte genug! Die Eltern warten im Schlafzimmer, basta! Ich werde es nicht dulden, mich noch einmal von einem von euch Kreaturen unterbrechen zu lassen!! Wir fahren nun fort!!" (tobend)
 

Die Runde schaut verwundert drein über den Begriff "Kreaturen". Grzegorz fährt fort.
 

Grzegorz: "Und nun befassen wir uns mit dem Zucker! Also, der Klapperstorch kommt dann in der Nacht und sammelt den Zucker ein. Dann muss sich der Klapperstorch auf eine lange abenteuerliche Reise begeben. Wisst ihr, das ist immer so ein Ding mit den Klapperstörchen. Weil eigentlich müssen sie den Zucker an einen ganz bestimmten Ort bringen, aber manchmal, da klauen sie ihn einfach und nehmen ihn für sich und liefern ihn gar nicht, aber wisst ihr, ich kann es dem Storch eigentlich auch nicht wirklich verübeln, ich meine, er muss jeden Tag arbeiten und er wird noch nicht mal bezahlt, ich meine, okay, gut, ist jetzt auch schwierig, was willst Du so einem Klapperstorch eigentlich überhaupt bezahlen? Der muss keine Miete zahlen oder Brötchen kaufen, der muss nicht mal für die Versicherung aufkommen wenn er mal gegen die Fensterscheibe knallt! Okay, es tut zwar weh, aber er muss wenigstens nicht für die Krankenhauskosten bezahlen und ja und dann muss er noch auf so eine richtig krassharte Reise gehen, also, ja, es ist immer so ein Ding. Das ist auch der Grund warum Schwangerschaft nicht immer beim ersten Versuch sofort klappt! Voll logisch und so. So, nun fliegt der Klapperstorch und der fliegt und fliegt und irgendwann kommt er an an einer Bienenwabe an und dort schmeißt er diesen Zucker ganz behutsam rein. Dort angekommen beginnt ein epischer Kampf - denn die Bienen, das sind ja so stinknormale Arbeiterbienen und die essen nur diesen stinknormalen Bienenhonig. Und die Bienenkönigin - die Bienenkönigin jetzt, die kriegt Gelee Royal! Das ist der Premiumhonig! Das ist wie wenn der Boss eine Pizza mit Doppelkäse vom Italiener kriegt und die Angestellten essen alle Tiefkühlpizza Margherita aus'm Discounter!  Die kleinen, unterdrückten Bienen der Arbeiterklasse haben so gar keine Chance auf, irgendwie, eine Gehaltserhöhung oder so oder irgendwie eine Beförderung, deshalb, wenn da mal Zucker rein kommt, dann sind alle echt extrem krass drauf! Die wollen den nämlich alle für sich haben und dann beginnt ein epischer Kampf um den Zucker und die Biene die als erstes den Zucker an sich gerissen hat, die darf dann ganz alleine den Zucker für sich allein nehmen manchmal passiert es auch, dass zwei oder mehr Bienen gleichzeitig den Zucker schnappen und na ja, das ist dann der Moment in dem sogennante eineiige Zwillinge entstehen! Es sei denn, es gab von vornherein zwei Zuckerstückchen und jede Biene hat jeweils eins. Dann werden es zweieiige Zwillinge! Das' ganz einfach. Also, aber das Verspeisen des Zuckers ist auch mit Komplikationen verbunden, denn es ist nicht einfach irgendein Zuckerschlecken! Also, die Biene, die den Zucker genommen und dann verspeist hat, die muss sich dann nämlich auch für eine abenteuerliche und schwere Reise bereit machen, denn sie muss das Kind weitertragen!"
 

Dramatische Pause.
 

 Grzegorz: "Und zwar macht sich die Biene dann, nachdem sie den Zucker verspeist hat, auf, aus der Bienenwabe raus und fliegt zu einer nah - oder eher weit gelegenen Wiese und dort muss sie den Kohlkopf finden, aber der Kohlkopf ist seeehr schwer zu finden, denn der liegt unter einem Busch und der Busch, der ist grün und die Wiese, die ist auch grün und der Kohlkopf - dER IST AUCH GRÜN! Aber bevor sie diesen Kohlkopf findet oder finden darf oder kann, muss sie erstmal auf diese große Blumenwiese die ja grün ist und dort muss sie zu allererst einmal die bunten Blumen bestäuben! Also, je mehr Blumen, desto besser! Wobei zu viele wohl auch nicht sooo gut sind...aber ja, je mehr, desto besser! Und dann endlich...endlich, wenn sie als das endlich geschafft hat und diesen Busch gefunden hat, bleibt die finale Aufgabe! Sie muss zu diesem Kohlkopf unter dem Busch und muss in ihn reinstechen und daaaaaaaann~~ warten wir neun Monate und nach neun Monaten kommt der Klapperstorch vom Anfang wieder an und dann erntet er das Baby oder eben die Babies und daaaaann~ bringt er es den Eltern an die Haustür. Ende!"
 

Und das ist woher die Babys kommen. So, genau so und nicht anders!
 

Die Runde schaut verdutzt drein. Grzegorz schnappt nach Luft um den verlorenen Sauerstoff, der während der Geschichte verschont wurde, wieder einzunehmen. Stefan betritt die Szene.
 

Stefan: "Hey Jungs, worüber redet ihr?"
 

Beklemmende Pause des Unbeholfenen Schweigens.
 

Vincent: "...Über Sex."
 

Die restliche Runde, mitsamt Stefan, verfällt in Empörung.
 

Alle: "viNcENt..!!11"
 

Vincent: "...etwa nicht?" (leicht verunsichert)
 

Tobias: "Also ehrlich, Vince!"
 

Ja, ehrlich mal, Vince!
 

Vincent: "Hey, komm schon! Ich dachte der Kohlkopf der so schwer zu finden ist, sei eine Metapher!"
 

Robert: "Vince, Vince, Du alter Lustmolch!"
 

Vincent: "Hast Du mich gerade....Molch...genannt?" (unterschwellig bedrohlich)
 

Robert: "Vince, Vince, Du alter Lustaxolotl"
 

Vincent: "W...wuas..?" (leicht zurückgeblieben)
 

Grzegorz erhebt sich, enttäuschte Haltung.
 

Grzegorz: "Vincent, Du hast immer so schmutzige Gedanken! Du solltest Dein Gehirn waschen gehen..."
 

Vincent: "Hmm, ja, ich steh nicht so auf Gehirnwäsche, davon werde ich immer so wirr im Kopf."
 

Grzegorz: "Tch, diese Jugend von heute, einfach nur schrecklich, es treibt mich zur Verzweiflung!"
 

Sergej: "Mich auch, vor allem, wenn man bedenkt, dass Du der Jüngste in diesem Raum bist!"
 

Todesblicke richten sich gen Sergej.
 

Sergej: "Wie? Was ist los??"
 

Grzegorz ab.
 

Tobias und Robert ab.
 

Stefan ab.
 

Vincent schüttelt verständnislos den Kopf
 

Vincent ab.
 

Sergej weint.
 

Bienchen und Blümchen Akt 3, Szene 1 Ende.

 
 

Disclaimer:

1) Die Babies werden in Wahrheit nicht vom Klapperstorch gebracht.

2) Auf Anraten des Entendiktators hin, revidiert die Autorin ihre Aussage bezüglich der Babies.

3) Alle Babies werden vom Klapperstorch gebracht.

4) Die Autorin ist sich bewusst, dass sie die Regieanweisungen inkorrekt verwendet hat.

5) Die Autorin verweist darauf, dass sie keine geübte Dramatikerin ist.

6) Die Autorin verweist darauf, dass sie beim Schreiben dieses Stücks nicht unter Einfluss von Rauschmitteln stand.

7) Die Autorin entschuldigt sich wegen der mangelnden Updates, dies sei in ihrem momentanen Ausbildungsstress begründet.

8) Die Autorin ist ein Weichei.

9) Beim Schreiben dieser Szene wurden keine Sergejs verletzt.

10) Der letzte Disclaimer ist eine Lüge.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber irgendwie fehlten die letzten paar Abschnitte dieses Kapis. O.o
Ich habe sie gerade ergänzt.

EDIT: 30. Juni 2016 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
¹siströnka: Russisch für „Schwesterchen“ (Umschrift)

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So, sorries für das vergleichsweise kurze Kapitel und dass der Upload so gedauert hat. :T Der nächste wird wahrscheinlich noch länger dauern, weil es ein XXL-Chap wird (geplant zumindest) und am Mittwoch die Schule wieder losgeht. ;^;

High school life is busy... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und genau das kommt dabei raus, wenn ich Geschichten schreibe, statt zu schlafen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  Alufolie-kun
2017-10-28T22:00:05+00:00 29.10.2017 00:00
Hast du mal darüber nachgedacht, wie gut sich Grzegorz mit Lena verstehen würde? Ich sage nur abgedrehtes Kind mit überdurchschnittlichen Geschichtskenntnissen...
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
29.10.2017 06:58
Ich bereite schon mal Sergejs Beerdigung vor, für den Fall dass auch Lena einen Gastauftritt bekommt. :'D

Und Levi-Tobi-Lena sind ja eh das Fandom-Dreieck! xD

Und kuhl, dass Du auch mal wieder auf Mexx kommst!
Antwort von:  Alufolie-kun
29.10.2017 09:09
Ja, stimmt. Armer Sergej! :'D

Joa, werde aber wahrscheinlichauch nicht besonders oft on sein...
Von:  yugi-san
2017-04-11T21:03:06+00:00 11.04.2017 23:03
sooooo endlich komme ich mal dazu dieses Chapter zu kommentieren^^

als erstes, unser Pole kann auch mal ruhig und einfühlsam sein xDD neee so gemein bin ich dann auch nicht zu ihm, er muss ja unserem "Siggi" nicht dauernd auf die Nerven gehen, das macht Lena ja auch irgendwie...wenn auch auf ihre Art xDD

Die Idee mit der geklauten Badehose war echt episch, ich hab mich vor Lachen weggeschmissen^^ Ich könnte schwören, dass Lena dahinter steckt but nyaa ich mal lieber nicht den Teufel an die Wand xD
Stefan kennt natürlich kein erbarmen genauso wie Marie, unser armer Sergej ...aber wenigstens hatte er etwas Ruhe am Strand.

Well was soll ich zu dem Chappi sagen, es war awesome und schön lang^^ Sergejs Gedankengänge sind nach wie vor unterhaltsam und seinen Stresspegel kann man wirklich nachvollziehen, da du das Geschehen anschaulich beschreibst und dich dabei nicht in Details verlierst. Ich mag deinen Schreibstil, bleib ihm treu^^

Lg
yugi-san
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
14.04.2017 23:18
Nicht nur Lena und Levi~ Alle steuern so ihren Beitrag bei, Siggow in den Wahnsinn zu treiben~ xD

Phew, freut mich dass das doch so gut ankam. xD Ich war mir nicht sicher, ob die Aktion dann doch etwas zu hardcore sei. Daher gut, dass Du das nochmal aufgreifst! :D
Das, öh, ist eine unfundierte Unterstellung ist das, ja genau...! //D Nee, also ich überlasse den Verbleib seiner kuhlen Badehose erstmal Deiner Fantasie. Vielleicht wird es ja irgendwann aufgeklärt. Vielleicht. :>

Vielen Dank, das bedeutet mir sehr viel! ^///^)~ Ich bin mir manchmal unsicher, ob ich mich nicht zu sehr in Sergejs Gedanken verliere, zu wenig oder zu viel beschreibe und manchmal bin ich auch echt unzufrieden mit der Art und Weise wie ich schreibe. ._. Deshalb freue ich mich sehr, dass Du es doch so positiv empfindest! Made my day~ c':

LG und bis (eventuell/hoffentlich) bald~ :^D
Von: abgemeldet
2016-07-04T13:16:23+00:00 04.07.2016 15:16
Was Juni wohl für Probleme hat????

Ich freue mich darauf zu erfahren, wie es denn weiter geht. *freu* (^_-)V
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:38
Sie selbst ist ihr Problem. *teathralisch die Beine überschlägt* Vielleicht auch nicht. Wir werden sehen. c:

Captain Obvious hat wieder zugeschlagen! O0O

Ich setz heute das nächste Kapi in die Warteschleife, dürfte nicht allzu lange dauern. c;

An dieser Stelle nochmal ein riesengroßes Dankeschön, dass Du jedes Kapi durchkommentiert hast! Das macht mich so glücklich!! /Q//^//Q/
Von: abgemeldet
2016-07-04T13:08:13+00:00 04.07.2016 15:08
Höm. Ist es bedenklich, wenn Sergej sich mehr Sorgen darüber macht, dass das Wort Smartphone falsch geschrieben wurde, als über die Tatsache, dass sein Smartfon "ausgeliehen" wurde? :OOOOOO

:O eine face-to-face-Unterhaltung :OOOO
Sergej was machst du daaaaa >.< ????

Ich will nicht gemein sein, aber ich bin froh, dass dieser Special nicht zur Hauptstory gehört, hoffe ich, sonst müsste ich annehmen, dass Grzegorz Sergej eine Gehirnwäsche verpasst hat ... das wäre - bedauerlich ^___^ .
Sehr bedauerlich Q_____Q

Bitte nicht allzu ernst nehmen :P
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:36
Ich weiß nicht, ob ich Deine Kommis cool finden oder einfach mal eine Runde verwirrt sein soll.. xDD

Er hat es sich "erlaubterweise" ausgeliehen! Und warum verwende ich "Klammern"?

Wer weiß, vielleicht gehört es ja indirekt doch zur Hauptstory? /D
Nyawwww, da hat der kleine manischdepressive Russe, welcher niemals schläft einen Fan gefunden. :'3
Bitte ebenfalls nicht zu ernst nehmen. xD
Von: abgemeldet
2016-06-29T16:15:15+00:00 29.06.2016 18:15
*räusper* Sergej, du hast Fanpost. XDDDDDDD

Woher hat dieses eine Mädchen gewusst, dass die zwei in der Kücher sind? Wie viel Zeit ist in der Kücher vergangen? Niemand hat was von einem Termin am frühen Morgen gesagt. Was ist mit dem Frühstück? Ich bin verwirrt @_@ freue mich aber trotzdem auf s nächste Kapitel
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:32
Sergej: "...Ähm...." =///=
*and out*

Du weißt gar nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe! Q^Q

Du brauchst Dir da nicht so viele Gedanken zu machen, hab ich auch nicht (huehue). x'D
Von: abgemeldet
2016-06-29T16:00:46+00:00 29.06.2016 18:00
Dieses Mädchen ist in Wirklichkeit ein Mitglied der Ninjas *tamtamtamtaaaaaaam*

Gott! Sergej ist so ein Pechvogel. Zuerst die Geschichte mit dem Mädchen, wo er sich den Kopf zerbricht, wie er sich trefen kann um sich zu entschuldigen, dann der Hausmeister mit seinem russischen Müsli (die Variante ist mir völlig fremd, Google stimmt mir da zu :) ) und dann .... und dann..... ich kann es nicht fassen .... teilt er auch noch n Zimmer mit IHM. Ich an seiner Stelle, hätte im Flur ein Zelt aufgeschlagen, mannnn.
Grzegorz, der große Manipulator. Der wird bestimmt mit seiner arglos netten Art noch die Weltherrschaft an sich reißen. Ich sehe es schon kommen. Und als Währung wird er Sonnenblumen einführen, oh schreck >.<
Und was soll das mit der Gute-Nacht-Geschichte??? Mannnn, du bist 15 Jahre alt. Erzähle dir selber eine gutenachtgeschichte >.<

Ich leide mit Sergej Q___Q
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:30
Wie kommst Du darauf?? qO0OP

Mir war die Variante auch fremd, bis eine Freundin mit der Idee kam. xD Ich musste sie einführen! Q^Q)/

Und woher weißt Du das?! xD Mensch, Mädchen...Du durchschaust die Charas ja ganz schön schnell. o.o

Und ich kann mich nur wiederholen...ich hätte mich vielleicht so ähnlich benommen wie er. xD Wobei, meiner Erinnerung zu urteilen, war ich immer diejenige, die die Gute-Nacht-Geschichten erzählt hat. xDD

Er wird es sicher zu schätzen wissen! ;^;
Von: abgemeldet
2016-06-29T15:37:54+00:00 29.06.2016 17:37
Warum du so bestraft wirst, obwohl du eigentlich n guter Kerl bist? Hmmmm. Wahrscheinlich hast du die Suppe nicht aufgegessen und das Geschirr nicht abgewaschen und das ist nun die Strafe dafür :O *lach*

Sergej, wieso hast du dich nicht neben jemanden anderen hingesetzt, wieso nur, wiesoooooo T_T?

Da bin ich aber echt gespannt, welche Talente diese Zwei wohl haben. Sergej und Singen.... öhm.... schauspielen und fröhlich sein... verkehrte Welt :)

alles slavischen Sprachen klingen ähnlich ... :OOOOO in welchem Universum?
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:26
Dafür ist bestimmt seine Oma verantwortlich! D:

Und der arme Junge ist akut übermüdet, lass ihn. xD Als ob der da noch darauf achtet, ob er überhaupt im richtigen Bus sitzt. /D

Richtig viele Leute (meist, die dieser Sprachen nicht mächtig sind) meinen, dass russisch und polnisch zum Beispiel das Gleiche ist. es klingt gleich, scheint gleich...und ich nur: "Whuuut??" xD

Ach ja, ich weiß nicht ob Du es gesehen hast, aber mir, Mexx, whatever ist ein kleiner Fehler unterlaufen und zwar hat bei diesem Kapitel noch ein Teil gefehlt. Ich hab ihn mittlerweile ergänzt (Daher "EDIT: Eine lustige Busfahrt"). Just sayin'~
Von: abgemeldet
2016-06-29T15:19:48+00:00 29.06.2016 17:19
Warum Sonnenblumen? Wie kommst du auf Sonnenblumen? Sonnenblumen? x_x jetzt sind sie überall. Flieht! XD

"Du bist doch kein Russe! Russen sehen nicht so aus!" .... wie sehen Russen denn eigentlich aus? *lach* ... Oh Gott, diese Erklärung, ich gehe weiter rollen, dann kann ich mir wenigstens s Staubsaugen sparen *lach*

Boah, diese Story als Manga, das wäre zu herrlich XDDDDD
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:22
Wovor? Den Sonnenblumen? D: Aber die sind doch schön!

Hahaha, auch eine Methode. c; Freut mich, dass ich indirekt bei der Hausarbeit helfen konnte~ /D

Als die Geschichte ihren Anfang nahm, plante ich tatsächlich noch eine Alternative in Mangaformat. Allerdings mit anderen Szenarien. :'D ich bin auch ehrlic gesagt, etwas zu faul für Doujins, wenngleich ich gerne viele zeichnen würde. ._. Muss bald mal den einen, den ich veräöffentlicht habe weiter updaten. x'D

Wieder ein herzliches Danke für Dein Lob und Feedbäck. c':
Von: abgemeldet
2016-06-29T15:07:35+00:00 29.06.2016 17:07
Jaja, und am Ende WareN (Absicht) sie alle zusammen auf dem Stillen Örtchen XDDDDDDDD

"Achtung, eine Durchsage. Der kleine Kevin möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden" *laaach*

Warte, Stop! Eine fröhliche UND weibliche Stimme. Oh Gott, ein Grzegorz mit einer Mädchenstimme. Alles klar. Ich gehe eine Runde rollen und Tränen lachen.

Eine Banane essen, die so groß wie der Mann dort drüben ist .... einfach genial. Dieses Bild, dieses Kopfkino XDDD

Alles klar. Erster Eindruck: Grzegorz ist strohdoeff (Absicht) und Sergej sehr grummelig. Super Mix. Ich will nicht an Sergejs Stelle sein. Auf keinen Fall. Niemals >.<. Ich wäre schon längst durchgedreht.
Blöd nur, dass man nicht vorher weiß, was auf einen zukommt. Mein Mitleid ist mit dir Sergej. Oh je XDDDDDD

Super Geschichte. Lustige Ideen. Toller Schreibstil. Weiter so ^o^
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:19
Hey Du! o-o

Es tut mir total leid, dass ich erst jetzt auf Deine Kommis antworte. Ich brauche da manchmal echt ewig. :c Ich hoffe, Du kannst mir vergeben! V^V

Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön für die ganzen Komplimente! c': Mittlerweile bin ich mit den ersten beiden Chaps eigentlich recht unzufrieden, ich finde aber keinen rechten Anreiz sie neu- oder umzuschreiben. Daher bedeutet es mir besonders viel, dass diese noch so gut ankommen bei manchen. ^-^)/~

Ich bin mindestens so bekloppt wie Grzegorz, also hat er ein gutes Vorbild. :'D Die Ideen was ihn betrifft werden ejdenfalls nicht so bald ausgehen. xD

Und noch ein Extradanke für Den echt langen Kommi! Danke, sowas macht mich echt glücklich! ;^;
Von: abgemeldet
2016-06-09T21:20:19+00:00 09.06.2016 23:20
Wie geht es weiter? Wie geht es weiter? :D >.<
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
10.06.2016 07:22
Wenn ich spoilern würde, wär's doch nicht mehr spannend. ;D
Ich lade heute noch ein Kapi hoch, also solltest Du es bald erfahren. Ovo
Antwort von: abgemeldet
10.06.2016 10:30
Juhu *_*


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