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Privet und cześć!

Russian Lullaby
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leut~ Lang ist's her. ^-^;;

Zunächst einmal eine Entschuldigung an alle die ich immer mit meinen schleichenden Updates so unverschämt lang warten lasse. /D Ich weiß, ich hatte gesagt, dass ich mir Mühe geben werde, sehr viel regelmäßiger zu updaten, sobald ich mein Abi hinter mir habe. Doch traurigerweise musste ich feststellen, dass das Leben als berufstätige Erwachsene wesentlich anstrengender ist, als als ohnehin schon über alle Maßen hinaus gestresste Schülerin. ////D

In den drei Wochen Urlaub die ich diesen Sommer hatte bin ich auch kaum dazu gekommen auch nur ein Drittel von dem zu schaffen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Mexx ist also bei Weitem nicht das Einzige was zu kurz getreten ist. :') Und auch abseits von Ausbildung und anderen Verpflichtungen gibt es gerade so viele Faktoren, die an meinem Verstand nagen, dass ich überhaupt froh bin noch irgendwie zu funktionieren. x,D

Für den Moment kann ich nur so viel sagen, dass ich weiterhin viel Zeit brauchen werde für Kapitel-Updates - egal welches Buch. Ich werde auch meine Zeit dafür brauchen, um auf Kommentare oder sonstiges zu reagieren und an alle meine Watty-Kumpanen, denen ich versprochen habe ihre Bücher zu lesen - ich werde dies tun. Keine Frage. Aber bitte habt etwas Nachsicht mit mir, denn auch wenn es wenig scheint, ich schaffe es im Moment einfach nicht mich "eben mal" einem dieser Dinge zu widmen.

(Noch eine Nebenbemerkung eingefügt; ich hatte auf meiner alten Festplatte einen Plan angefertigt mit Stundenplan, Zimmerverteilung und sonstigem Orga-Krams was die Figuren um RuLu betrifft, sowie Kapitelentwürfen und dann sagte mein PC zu Windows 10: "Ich mag nicht mehr mit Dir spielen!! Du...Du doof!!!!!" - und nun ja, long story short; ich habe keinen Zugriff mehr auf meine Daten, was mir noch zusätzlich Motivation geraubt und neue Arbeit auferlegt hat. c,:)

Ich bedanke mich bei allen, die mir dafür Verständnis entgegenbringen, so geduldig auf mich warten und überhaupt erst bis hierhin gelesen haben. Fühlt euch gedrückt. :')

Nun genug der ernüchternden Botschaften~ Fühlt euch kompensiert mit dem nächsten Kapitel~ von RuLu~!! (o^o)/ Komplett anzeigen

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Ein Stück Verantwortung

Sie hat mich ausgelacht...ausgelacht hat sie mich! ...Eigentlich hat sie sogar ein sehr schönes Lachen. Es hat so etwas Liebliches an sich.

Aber es ändert nichts an dem Fakt, dass sie mich ausgelacht hat!!

OMG, Sergej, what the heeeck, was ist denn jetzt schon wieder falsch bei Dir?? 

Was falsch bei mir ist?? Ich werde es Dir sagen, besorgniserregende Stimme in meinem Kopf, die sich wirklich seltsam feminin anhört!

Der heutige Tag verhieß ein ungewohnt angenehmer, ja, ich wage sogar zu sagen, "guter" zu werden. Ich meine, ich wurde heute weder mit irgendetwas Klebrigem abgeworfen und wirklich tödlich angestarrt oder zugetextet wurde ich auch nicht. Des weiteren blieb mir ein Paketsprung ins nächste Fettnäpfchen erspart und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen wurde mir nun endlich eine geringfügige Pause von meinem herzallerliebsten Zimmergenossen gegönnt. Ich meine, ja gut, ich hatte heute auch Einiges einzustecken und wirklich ausgeschlafen war ich immer noch nicht, aber verglichen mit der sonstigen Quote ist der heutige Tag bis jetzt echt spitze! Fast spitze! Fast echt spitze! Echt fast...!

....Genau!

Ich spürte wie das jugendliche Stimmchen in meinem Kopf Gestalt anzunehmen schien und die Augen zu verdrehen begann, was mir signalisierte, dass ich doch endlich mal zum Punkt kommen sollte. Entweder das oder aber dass ich jetzt endgültig den Verstand verloren hatte. Ich bin da recht offen.

Aber egal! Wie man sich schon eventuell vielleicht, vielleicht auch nicht, denken kann, beging ich heute Morgen meine erste Klasse. Zusammen mit Tobi(as - ich bin es immer noch nicht gewohnt ihn gänzlich zum Spitznamen abzukürzen) betraten wir den Übungsraum, wo schon unsere Tanzlehrerin darauf wartete uns in Empfang zu nehmen. Heftiger Plottwist; wir kannten diese schon, denn bei unserer Lehrerin handelte es sich um niemand anderen als die unheimlich liebe Marié. Also, unheimlich lieb. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn einerseits ist sie in der Lage mit ihrer Pädagogenattitüde mich derart unwohl fühlen zu lassen, dass ich schon fast Bauchschmerzen bekomme. Andererseits aber schafft sie es so freundlich zu sein, dass ich gerade wegen meines Unwohlseins ein schlechtes Gewissen bekomme. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Freundlichkeit dazu bestimmt ist bei Dritten negative Gefühle hervorzurufen...aber vielleicht habe ich den Begriff von Freundlichkeit auch einfach nicht richtig verstanden.

Wie dem auch sei. Dies war unsere erste Stunde und Marié verstand es, uns nicht gleich ins kalte Wasser zu schubsen. Zwar hatten sowohl Tobias, als auch ich schon Übung, aber wenn man noch irgendwo neu ist, ist es bekanntlich angenehmer erst einmal langsam zu beginnen. Und das taten wir. Denn bevor es an irgendeine ausgeklügelte, komplizierte, halzbrecherische Choreographie ging, sollten wir uns zunächst nur aufwärmen und entsprechend einige Schritte ausführen, die wir sicher beherrschten.

Und ich. Beherrschte. Meine Schritte. Sicher.

Das hätte ich unter normalen Umständen zumindest getan. Zu Anfang hatte ich mich brav aufgewärmt und dann mit den Basics weitergemacht, wie Marié es von uns verlangt hat. Nach etwa einer halben Stunde wurde mir dies aber verständlicherweise zu langweilig und ich wollte weitergehen. Insbesondere weil ich etwas indirekten Druck von Seiten Skaterboys bekam, da dieser sich immer mehr und immer schneller wie ein buchstäblicher Skaterboy benahm. Aber ich bin ein großer Mann! Ich habe mehr zu dehnen als diese Dreiviertelportion! He, genau!

Jedenfalls setzte ich an, um auch zu zeigen was ich kann. Skate führte einen Spin nach dem anderen aus und ich wollte etwas in die Gänge kommen, bevor dem armen Jungen noch ganz schwindelig wurde. Und so, anstatt nur einen Move stumpf zu üben, wollte ich es meinem Mitschüler gleich tun und viel mehr eine Abfolge aus mehreren flüssigen Schritten hintereinander ausführen. Es fing eigentlich auch alles ganz vielversprechend an. Ich war in der Lage, die Schrittfolge sauber, flüssig und mit gleichmäßig steigender Geschwindigkeit auszuführen. Nur bei meinem letzten Schritt geriet ich ins Straucheln. Na ja, eigentlich bei meinem vor letzten, denn eigentlich wollte ich die ganze Geschichte mit einem Suicide beenden. Und bevor jetzt alle meine Fangirls panisch die vierte Wand sprengen - nein, ich wollte nicht mein Leben, sondern nur die Schrittfolge beenden und dass auch nicht mit einem Selbstmord, sondern mit einem Move der sich simpel Suicide nennt. Wenn man diesen Move erst einmal gesehen hat, ist die Namensgebung ziemlich selbsterklärend. Um ganz genau zu sein, wollte ich einen Baby Suicide ausführen. Hach ja, die B-Boy-Nomenklatur ist schon ulkig. Aber wie schon gesagt, war das ja nur der finale Move. Diesen glorreichen Abschluss wollte ich mit einem Freeze einleiten, bei dem ich allerdings grandios versagte (wie auch schon so oft bei anderen Dingen in meinem Leben, hach ja~).

Als kurze Erklärung, damit jetzt nicht alle nervös zu Google rennen; ein Freeze ist, wie der Name es schon erahnen lässt, ein Schritt bei dem man in seiner aktuellen Körperposition verharrt und jegliche Bewegung einstellt, so dass es den Anschein hat, als sei man eingefroren. Das allein ist weniger spektakulär, aber Break Dance wäre ja nicht Break Dance, wenn es nicht tatsächlich knochen- und wirbelbrechende Varianten zu jedem Basic Schritt gäbe. Den Freeze auf den ich abzielte nennt sich Pike. Das ist ein Freeze der im einhändigen Handstand ausgeführt wird, während der Körper senkrecht zum Boden gestützt und beide Beine nach oben gestreckt werden. In einer Choreo wird der Schritt vor allem benutzt um die Aufmerksamkeit auf die momentan ausgeführte, nun "eingefrorene", Pose zu lenken. Freezes allgemein erfordern ein gewisses Maß an Körperbeherrschung, aber sobald ein hohes Maß an Balance erforderlich ist, werden sie erst zu einer echten Herausforderung und tragen in der Performance zu einer spektakulären Darstellung bei. Daher sehen sie besonders dämlich aus, wenn man sie auf halber Strecke mit größter Wucht vermasselt - wie ich! :^D

Eigentlich war diese Abfolge etwas was ich in den Grundzügen schon öfters getan und womit ich recht wenig Probleme hatte. Doch leider kamen heute zwei ganze entscheidende Faktoren hinzu, die mir eine perfekte Ausführung verwehrten. 

Erstens hatte ich während der ganzen Abfolge immer mehr an Geschwindigkeit zugelegt und hatte bei dem Freeze dann zu viel Schwung über, um mein Gleichgewicht noch korrekt halten zu können. Gut, das war ein Fehler resultierend aus meinem eigenen Verfehlen. Der zweite Faktor allerdings war die Tatsache, dass der Hausmeister tatsächlich einen erstaunlich bemerkenswerten Job beim Bohnern des Bodens getan hatte...und ich hatte gedacht, das Trick Trio übertreibe bloß bei ihrer gemeinsamen Sockenrutschaktion. Na sie mal einer an.

Der gute Tobi war bereits in alles eingeweiht und da er dank seines Jetlags auf Erkundungstour durch die gebohnerten Hallen geslidet war, hatte er natürlich die perfekten Skills erlankt, um die Rutschigkeit des Bodens zu seinem Vorteil zu nutzen.

Ich hingegen klatschte auf wie ein vom Himmel fallender Wal.

Achtung! Baum fällt!

Hey.Nur weil ich mich die ganze Zeit selbstironisch mobbe, heißt das nicht, dass Du das auch darfst.

Na ja...mein finaler Move sollte ja ein Baby Suicide sein, von daher war fallen nicht ganz so verkehrt. Allerdings wäre ich gern mehr so auf den Rücken gefallen und auch ein bisschen koordinierter. Und nicht so grobmotorisch zu Seite wie so ein toter Fisch. Oder so ein großes, im Wasser lebendes Säugetier. Ja, man muss bei seinen Beschreibungen und Definitionen ja genau sein! 

Nachdem Marié sichergestellt hatte, dass ich mir keine ernsthaften Verletzungen zugezogen hatte, fing sie auch schon an mich auszulachen. Ich muss sagen, den Schalter hat sie echt schnell gefunden. Und was sollte überhaupt dieses ständige Gegackere?! Grzegorz, Tobias und jetzt auch noch eine Aufsichtsperson?? Ist ein griesgrämiger Riese mit Killerblick und ohne soziale Kompetenzen denn echt so lustig?? Ah, natürlich. Der Schal. Der Schal macht mich zur Witzfigur, wie konnte ich das übersehen. Aber es ist mir egal, wie viele lachen, ich nehme ihn nicht ab! Haters gonna hate!!

Ich lag also am Boden und begann mein Leben ernsthaft in Frage zu stellen. Hatte meine Anstrengung einen Sinn? Hatte überhaupt irgendetwas einen Sinn? Was bedeutete Sinn überhaupt und was war es, dass uns diesen Sinn gab? Meter für Meter stürzte ich weiter hinab in die Tiefen die sich meine Gedanken nennen, doch zu meinem Pech (oder auch Glück, wer weiß) befand sich ein gewisser Junge namens Blondie 1 neben mir, der einen Bohrer in Form seiner penetranten Stimme bei sich hatte. Und oh, Mann, wusste er das Ding einzusetzen!

"Siggi! Siggii! Siiiiiiggggiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeehh!!"

-"Kein Anschluss unter dieser Nummer."

"Du, Tobi, ich glaub er ist deprimiert...Du hättest ihm eine Banane zu essen geben sollen!!"

Ich weiß, so langsam ergab alles keinen rechten Sinn mehr, aber hatte Grzegorz nicht ganz zu Anfang unserer Bekanntschaft betont, dass er Bananen partout nicht mag? Warum wollte er, dass Tobias nun welche an mich verfüttert? 

...Ich hab's gewusst. Insgeheim hasst der Typ mich.

"Ach, Quatsch, er ist nicht deprimiert. Nur faul! Los, Siggi! Spring auf! Spring! Lieg nicht so träge rum!!"

Widerwillig rappelte ich mich auf und murmelte etwas wie: "Nicht einmal in Frieden sterben lässt man einen hier.", woraufhin Tobias mir aber energisch entgegnete: "Den Suicide hattest Du doch auch nicht hinbekommen, also was mümmelst Du hier so rum?"

Schwungvoll drehte ich mich um und schnippste in Skaterboys Richtung, damit er sich auf alle Fälle angesprochen fühlte mit den Worten: "Ey!"

Hier bitte eine (Möchtegern-)Künstlerpause setzen.

"Man tritt keine Leute, die schon am Boden liegen."

Ich muss zugeben, mit der dramatischen Wendung, der Art wie ich das sagte und allem, fühlte ich mich schon ziemlich cool. Aber ich merkte sehr schnell, dass Leute wie ich nicht dazu bestimmt sind cool zu sein, da selbst Tobi meinen Moment zerschmetterte. Sergej Braginskis mit lilafarbenem Schal sind nun nicht nur mehr nicht dazu bestimmt glücklich, sondern auch cool zu sein. Da kann man doch nur verzweifeln...!!

"Wieso denn am Boden liegen, Du bist doch schon aufgestanden!"

...

...danke, Tobi.

"Okay, Jungs, die heutige Klasse ist vorbei! Ich hoffe ihr ruht euch nicht zu sehr aus, weil wir heute nur eigenständiges Wiederholen gemacht haben. Nächstes mal geht's richtig hart zur Sache, also bereitet euch gut vor!", verkündete Marié in ihrer freudigen Art. Sie mag mir zwar manchmal Bauchschmerzen bereiten, aber eigentlich scheint sie ein recht sympathischer Mensch zu sein. Wie schon meine Oma einst indirekt sagte, ein Mensch mit solch einer Frisur kann gar nicht böse sein. Groß Bange hatte ich vor der nächsten Stunde eigentlich nicht, denn offen gesagt hatte ich im Unterricht lieber etwas Anleitung als blind einfach irgendetwas zu tun wonach mir eventuell gerade war.

Blondie 1, Blondie 2 und ich begaben uns aus dem Übungsraum in den Flur was mich an etwas erinnerte.

"Hey Grzegorz, warum warst Du gerade eigentlich bei uns?", ich werde es vermutlich bereuen, den Entengeneral willentlich zum Reden gebracht zu haben, allerdings hatte ich eigentlich gedacht, ich würde ihn erst heute Abend beim Essen sehen und nun wollte ich wissen, wieso er mir diesen optimistischen Ausblick eines Grzegorz-freien Unterrichtstages so verwarf!

"Wir sind dieses Jahr ja nur wenige Teilnehmer und dementsprechend wenige Lehrer und Übungsräume gibt es, sodass die Klassen verteilt geplant sein müssen...Ich hatte den ganzen Morgen frei und es war so langweilig, weil fast alle irgendeine Klasse zum teilnehmen hatten und nur ich übrig blieb! Na ja, eigentlich blieb nicht nur ich übrig. Robbie zum Beispiel! Der hatte auch frei! Aber der war den ganzen Morgen im Bad, ich frag mich, ob er was Komisches gegessen hat, ich hoffe nicht! Und dann warst Du auch beschäftigt und ich hab die ganze Zeit gewartet bis Du raus kommst und dann bist Du aber nicht rausgekommen und ich dachte mir 'Oh nein! Vielleicht hat er dasselbe gegessen wie Robbie!', doch dann ist mir ja wieder eingefallen, dass ich ja gar nicht weiß, ob Robbie es mit dem Darm hat und dann war ich beruhigt. Doch dann fiel mir auf, dass nur weil Robbie vielleicht nichts falsches gegessen hat, oder aber ich nur nicht weiß, dass er etwas falsches gegessen hat, dass ja noch lange micht heißt dass Du nichts falsches gegessen hast und dann hab ich angefangen mir Sorgen zu machen und dann war eine Minute vergangen und dann dachte ich mir 'Der Unterricht ist vorbei, geh rein!' und das habe ich getan und dann habe ich gesehen, dass Du auf dem Boden liegst und bin schnell zu Dir gerannt und dann hast Du noch irgendwas von Sterben geredet, doch dann hat Tobi mir erklärt, dass Du damit wohl diesen komischen Tanzschritt meinst und dann hab ich mich gewundert, warum man Tanzschritte nach..."

Der weitere Verlauf von Grzegorzs Monolog wurde von meinem Gehirn nicht mehr aufgezeichnet, da es dessen Kapazitäten überschritt. Ich konnte nur noch mit einem Ohr zuhören, da ich befürchtete, dass mein Kopf ansonsten tatsächlich platzt. Nicht nur, weil Grzegorz so viel Input lieferte, sondern, weil mein Kopf wohl auch durchdreht, wenn ich innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls nicht konkret irgendetwas analysiert, über etwas philosophiert oder mir schlichtweg einfach Gedanken gemacht habe. Ich denke, dass was Grzegorz mit Reden hat, habe ich mit Denken. Und, nun...er mag zwar eine Labertasche sein, aber ich gebe zu, es hat mir irgendwie geschmeichelt, dass er sich tatsächlich Sorgen gemacht hat, weil ich eine Minute nach Unterrichtsschluss noch nicht draußen war. Wobei ich diese Sorge nicht gänzlich nachvollziehen kann. Es gibt einfach keine Möglichkeit, seine Badehose während des Tanzunterrichts zu verlieren!

"Apropos!", ergriff Tobi das Wort, nachdem er Grzegorz geduldig hatte ausreden lassen. Wow. Also, Tobi...Du verdienst echt einen Orden oder so etwas! Dass Du Grzegorz erst so geduldig zuhörst und dies dann auch noch so aufmerksam tust, dass Du auf seine Aussagen eingehen kannst. Da hat aber jemand heftig an seiner Charakterentwicklung gearbeitet seit Kapitel 5~ Jedenfalls fuhr er dann weiter fort.

"Findet ihr es nicht etwas seltsam, dass das Projekt so umfangreich und doch so winzig ist? Ich meine, wir sind insgesamt acht Teilnehmer und die Anzahl der Lehrer ist darauf angepasst und das Gebäude...scheint für diese Personenkapazität groß zu sein, aber sie ist nicht zu vergleichen mit anderen Akademien oder dergleichen. Dennoch gibt es so vielseitige Spezifikationen. Allein Junis Stundenplan ist eine Wucht und ich kenne keine Einrichtung, die etwas vergleichbares bietet wie das APH, wenngleich diese wesentlich größer sind."

"Eigentlich ist das der Grund, warum wir so klein sind.", ich war mindestens so erstaunt über meine plötzliche Teilnahme am Gespräch wie das blonde Duo neben mir. Etwas peinlich berührt zweifelte ich daran, ob dieser plötzliche soziale Wandel so eine gute Idee gewesen war, doch da sowohl Tobi, als auch Grzegorz mir bedeuteten, dass ich doch weiter ausführen solle was ich meinte, war mir klar, dass es nun zu spät für einen Rückzieher war. Also setzte ich fort: "Nun...bevor ich mich hier konkret beworben hatte, hab ich etwas recherchiert. Die Info-Broschüre vom APH selbst, klar, aber ich hab mir auch ein paar fremde Quellen angesehen. Ehm, in einigen Artikeln hab ich gelesen, dass das Projekt stark in der Kritik steht, weil es sehr weitläufig und dementsprechend kostspielig ist. Es war umstritten es ins Leben zu rufen, weil es in erster Linie auf keinen Profit abzielt und wohl auch keinen verspricht, jedenfalls was Finanzen und Einfluss betrifft. Ich mein, klar, kann es sein, dass einige der Teilnehmer hier eines Tages zu berühmten Persönlichkeiten werden aufgrund ihres Talentes dass sie hier ausgeweitet haben. Aber unsere Schule hat nicht die Absicht weltbekannte Persönlichkeiten oder erfolgreiche Künstler auszubilden. Ich habe gelesen, dass das Hauptaugenmerk des APH der interkulturelle Austausch ist und dass es auch gerade deshalb für Jugendliche angesetzt ist, damit die Erfahrungen und Werte, die sie hier lernen Teil an ihrer Entwicklung haben. Das Ganze ist gekoppelt mit den Talenten und Hobbys, damit sie mit ihren Fähigkeiten wachsen. Der pädagogische Ansatz soll sein, dass die Teilnehmer etwas lernen was sie gerne tun und sie dies als ihre Ressourcen nutzen können. Deshalb gibt es auch so allgemein gefasste Klassen wie "Kunst" und nicht näher definierte wie "Illustration", "Straßenkunst" oder "Character Design". Der Anfangsplan war eigentlich, das Spektrum generell auch auf die technischen Zweige auszubauen, aber dem wurde dann doch nicht stattgegeben, weil es als einheitliches Projekt dann doch zu groß würde."

Ich räusperte mich kurz, als mir aufgefallen war, dass ich fast so viel am Stück gesprochen zu haben schien, wie es Grzegorz normalerweise tat. Diese Tatsache erschreckte mich etwas. Normalerweise sprach ich nur so lang, wenn ich in der Schule einen Vortrag hielt. Zu meiner Überraschung schauten mich jedoch Tobias und Grzegorz beide interessiert an. 

"Ja, eben, es ist  riesig! Warum dann nur die paar Teilnehmer? Ich meine auch wenn nur wir hier sind muss das ja maßlos teuer sein, meinst Du nicht?", wollte Tobias wissen. Also überlegte ich kurz und erzählte weiter: "Ihr habt ja sicher gemerkt, dass man sich bei dem Projekt nur für ein Jahr anmelden konnte, nicht?", beide nickten mir bestätigend zu. "Nun, das liegt daran, dass dieses Projekt vorläufig nur für ein Jahr besteht. Wir sind der Probedurchlauf um zu bestimmen, ob es Sinn macht ein derart aufwendiges Programm weiterzuführen. Das eigentliche, wahre Projekt ist dazu ausgelegt eine viel größere Dimension anzunehmen. Immerhin ist es nicht nur von den Unterrichtspunkten vielseitig, sondern auch von der Teilnehmerschaft selbst. Ich meine wenn ihr bedenkt, dass im Prinzip jeder Jugendliche die Chance hat, sich hier anzumelden, egal von welchem Teil der Erde er kommt, liegt es eigentlich auf der Hand, dass acht Leute nicht das Maximum sind."

"Dann müssen sich aber schon im ersten Jahr echt viele beworben haben."

-"Das stimmt schon."

Tobi machte ein nachdenkliches Gesicht. "Ich frag mich, was uns Acht so besonders gemacht hat, dass wir ausgewählt wurden...", es schien mehr als würde er einfach laut denken, aber da ich mich ohnehin schon out of character benahm und gerade so in Fahrt war, antwortete ich einfach trotzdem:

"Ich vermute mal...dass wir im Laufe dieses Jahres selbst herausfinden sollen, was uns so besonders macht."

"Wow, Siggi, Wahnsinn! Du kennst Dich aus!!", strahlte Grzegorz mich an. So hatte ich ihn nur gesehen, als er so begeistert von diesem komisch gedrehten Eis aus Polen sprach. Na, ich schätze das kann man mal als Kompliment der Oberklasse nehmen.

"Ehm...ich wollte mich eigentlich nur genügend informieren, bevor ich mich irgendwo anmelde, wovon ich keine Ahnung hab...", gab ich verlegen zu. Kurz darauf schnitt eine tiefe Stimme ein.

"Ja, und eigentlich solltet ihr das alle!"

Tobi und Grzegorz fuhren in sich zusammen und ich muss zugeben, dass auch ich etwas zusammen zuckte, als plötzlich Stefan hinter uns auftauchte und uns, mit in die Hüften gestemmten Armen, beäugte. Dieses gefährlich genervte Lächeln verhieß nichts Gutes! Mann, warum waren alle Betreuer hier so passiv aggressiv?? Muss man denn immer so gefährlich Lächeln und unterschwellig boshaft nett sein? Kann man denn nicht klar zeigen, wenn man wütend ist?!

Stefan ließ dieses eine Mal Gnade walten und seufzte während er sich in erster Linie den beiden Herren neben mir widmete.

"Mal ganz ehrlich. Seid ihr wirklich hergekommen, ohne die Hintergründe genau zu kennen?"

"Ich hab mich natürlich schon etwas informiert...", gab Tobi schmollend von sich, "..aber Siggis Hintergrundwissen war Top Notch..Und Du weißt ja, dass Levi selbst scheinbar alles weiß.", gerade in dem Moment als Grzegorz Luft holte, um etwas darauf zu erwidern, schnitt Stefan mit einem einfachen "Ja." seinen Ansatz ab. Er musste wohl geahnt haben, dass Grzegorz nicht bei einem Satz geblieben wäre, wenn er hier erstmal angefangen hätte zu sprechen. Ich muss hier nun meine ernsthafte Bewunderung ausdrücken, dafür wie schnell Stefan doch dazu lernte und wie effektiv er sein Wissen einsetzen konnte! Wobei es schon etwas bemitleidenswert ausgesehen hatte, als Grzegorz so plötzlich traurig die gesamte Luft, die er für's Vorbereiten seiner Rede eingeatmet hatte, nun wieder in einem mal auspustete.

Stefan lächelte uns aufrichtig an, bevor sein Blick eine Spur ernster wurde.

"Am Ende dieses Projektjahres wird es eine Veranstaltung geben, bei der ihr zeigen sollt, was euch die Zeit im APH gebracht hat. Ihr sollt in erster Linie Freude während eurer Zeit hier empfinden und ich möchte euch keinen Stress machen. Aber es ist wirklich wichtig, dass ihr ein Gespür dafür bekommt, was es eigentlich bedeutet unter diesen acht Testschülern sein zu dürfen.", er bedachte uns einen Moment mit einem Blick, ehe er weitersprach.

"Sergej hat euch die Sache eigentlich ziemlich gut erklärt. Nach diesem Jahr entscheidet sich erst, ob das APH bestehen wird oder nicht. Nach diesem Jahr fängt alles erst richtig an oder ist alles vorbei. Wenn diese Einrichtung eine Zukunft haben soll, müssen wir Ergebnisse erbringen."

 



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