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Privet und cześć!

Russian Lullaby
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallö~
Endlich geht es auch hier mal weiter! ^-^

Es tut mir leid, dass ich so lange mit dem Update gebraucht habe. Daher kommt hier auch ein extralanges Kapitel!
Das Kapitel ist übrigens einer guten Bekannten von mir gewidmet, die sich eine Gastrolle gewünscht hat.

Ich wünsche euch dann jetzt viel Spaß beim Weiterlesen! Komplett anzeigen

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Beach Boys, Baywatch und Badehose

Wisst ihr, mir ist letztens etwas aufgefallen. Und zwar, dass damals im Aufenthaltsraum gar nicht alle APH-Teilnehmer anwesend waren! Ja, so Leute wie Grumpy Girl zum Beispiel. Gut, eigentlich war ich darüber relativ froh. Ich hatte das Toleranzpensum an Angestartwerden schon während der Busfahrt und in der Selbsthilfegruppe aufgebraucht. Ich brauchte auch mal eine Pause von diesen aggressiven Todesblicken die mir regelmäßig zugeworfen wurden, auch wenn man's zunächst vielleicht nicht vermutet. Ich frage mich ohnehin, was sie für ein Problem mit mir hat. Ich meine, ihr habe ich ja doch wohl nichts getan, oder? Vielleicht hat Neelie und ganz bestimmt auch der Hausmeister Grund mich mit ihren Blicken zu vernichten, aber doch wohl nicht Juni! Oder vielleicht doch?

Na ja, wenn ich richtig darüber nachdenke, war sie generell zu jedem nicht gerade...herzallerliebst. Es war wohl also nicht nötig, sich weiterhin mit solchen Gedanken zu beschäftigen.

Die nächste Person, die eigentlich da war, jedoch nicht sonderlich auffiel, war dieser japanische Junge. Shinji...? Irgendetwas in der Richtung. Ich schätze er war einer der wenigen, die keinen krassen Spitznamen von mir verpasst bekommen hatten. Wenn nicht sogar der Einzige. Wobei...nein, Neelie hatte auch noch keinen...Sollte ich das vielleicht nachtragen und ihr einen geben?

...Nein, das traue ich mich jetzt irgendwie nicht...Vi-vielleicht später.

Also jedenfalls schien Shinji recht unscheinbar. Allerdings fand ich das durchaus positiv - ich hätte es nicht ertragen wenn es hier noch einen aggressiv-hyperaktiven Spinner geben würde.

Wo wir zur letzten Person kommen, welche nicht an der kleinen geselligen Runde im Aufenthaltsraum teilgenommen hatte: Grzegorz.

Aha! Er war die ganze Zeit nicht da! Die ganze Zeit über nicht! Und obwohl ich zugeben muss, dass es mir zunächst nicht aufgefallen war, weil es - verhältnismäßig - recht ruhig war und ich diese - verhältnismäßige - Stille genoss, so muss ich sagen, dass ich umso beunruhigter war, als es mir dann endlich auffiel. Ja, Ghetto-Patato hatte nämlich angefangen mit seinen Haustieren daheim anzugeben: "Ja, ich habe zwei Katzen Zuhause. Witzig, die eine hat eine Fellfarbe die Deinem Haar sehr nahe kommt, Neelie.", ja sehr witzig, an dieser Stelle bitte ein schelmisches Grinsen mit Zahnpastawerbunglächeln vorstellen. Danke. Ihr mögt jetzt zwar erwidern, dass das ja überhaupt keine Anmache oder dergleichen sein sollte. Aber ihr seid nicht dabei gewesen! Ihr wisst jetzt zwar, was Vincent gesagt hat, aber nicht wie er es tat. Und es ist mir völlig egal, dass es eigentlich Tobias war, der das Thema überhaupt aufgegriffen hatte! Sein Haustier als Anhaltspunkt zu missbrauchen, um ganz charmant mit einem Mädchen ins Gespräch zu kommen ist unterste Schiene! Ganz genau! Ich meine, gegen Gespräche gibt es ja nichts einzuwenden, aber darüber hinaus gibt es ja nicht nur Gespräche, sondern auch Gespräche! So ist es! Nein, ich reagiere nicht über!

Aber gerade da hatte Mr. Charming das Stichwort gegeben welches eine unterschwellige Unruhe in mir hervorrief: Katze? Warte, da war doch etwas. Erst kürzlich hatte ich doch...eine Katze...? Eine Geschichte mit Katzen...? ....Eine Gute-Nacht-Geschichte - über - Katzen!

Und das war der Moment in dem sich ein träger Klos in meinem Hals festsetzte. Wo war dieser verrückte Laberkasten mit seiner Entenarmee?! Hier war er jedenfalls nicht! Mir kam in den Sinn, dass er wahrscheinlich zurück ins Zimmer gegangen war. Aber was wollte er dort? Er war doch so hypersozial und äußerst gesprächsfreudig - warum verschanzte er sich dann allein in unserem Zimmer?! Was hatte er vor?! Ich nahm gar nicht mehr wahr, was um mich herum geschah. Charming-Patato, pubertäre Wahnsinnige und schüchternes-Mädchen-dem-ich-wahrscheinlich-einen-schlechten-Eindruck-hinterlassen-hatte-und-noch-eine-Entschuldigung-von-mir-benötigt hin oder her. Das hatte jetzt höhere Priorität! Es könnte um mein Leben gehen! Mal ganz nebenbei bemerkt hoffe ich, dass die Bezeichnung von eben nicht Neelies neuer Spitzname würde. Das wäre ziemlich lang. Und würde mir jedes Mal ein schlechtes Gewissen einbleichen, wenn ich sie (natürlich nur in Gedanken) beim Spitznamen nenne. Die Abkürzung sMdiwesEhhuneEvmb klingt auch nicht gerade melodiös.

Zurück zum eigentlichen Thema; ich bin mir durchaus im Klaren, dass meine Wahrnehmung und auch Vorstellung wahrscheinlich von meinem massiven Schlafmangel verzerrt wird. Es ändert aber nichts an dem Fakt, dass ich in dieser Situation mäßig bis weitgehend paranoid war. Ich hatte keine Ahnung, was Grzegorz jetzt wieder für einen wahnsinnigen Plan ausgeheckt hatte. Um ehrlich zu sein, wollte ich es überhaupt nicht wissen. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Ich wollte endlich in Ruhe schlafen und das ging nicht, wenn ich panisch spekulierte was dieser hyperaktive Pole wohl vorhatte.

Im Nachhinein musste ich feststellen, dass er überhaupt nichts vorhatte. Er hatte sich während der Freizeit einfach zurückgezogen, um zu schlafen. Weil er müde sei. Weil gestern ja so ein anstrengender Tag gewesen sei.

...Mal kurz am Rande, ich fühle mich hier dezent auf den Arm genommen. Aber nur ganz dezent.

Jedenfalls hatte Grzegorz einige Stunden geschlafen, was bedeutete, dass er am Abend wieder topfit war - denn anatidaephile Stalker benötigen weniger Schlaf als Normalsterbliche, das ist wissenschaftlich erwiesen. Und so hatte er wieder genügend Energie, um mir die phantastische Geschichte des tropfenden Wasserhahns zu erzählen! Und offen gesagt war das schlimmer, als alles was ich zuvor befürchtet hatte, was mich erwarten würde, wenn ich wieder ins Zimmer kam. Auch erzählte er mir, was er so geträumt hatte und eine Menge über Essen. Wie man Pirogen zubereitet, zum Beispiel. Weil ich das natürlich auch nicht selbst von Haus aus weiß. Aber nein, sagte er, russische Pirogen und polnische Pirogen sind von Grund auf verschieden! Ukrainische Pirogen waren auch nochmal eine Extrawurst. Grzegorz erzählte auch noch mehr. Ich hatte das Gefühl, dass er mir überhaupt alles erzählte. Alles. Von Geburt bis 15 - das Leben des Grzegorz. Schlafen konnte ich mir da natürlich abschminken. Apropos abschminken, aus unerfindlichen Gründen fing Grzegorz urplötzlich an über Schminke zu sprechen. Er meinte, dass er viele Schwestern habe, fünf um genau zu sein, und dass es ihn nerve, wenn sie ihr Schminkzeug einfach überall im Bad verteilt herumliegen ließen. Interessant zu erfahren, dass es tatsächlich etwas gab was auch den lieben Grzegorz nervte. Ihr könnt euch denken, dass er mir daraufhin auch im Detail mehr über jede Einzelne seiner fünf Schwesterchen erzählte.

Okay, so viel zum restlichen gestrigen Tagesablauf. Nun befassen wir uns mit den Ereignissen, die mich heute heimsuchten.

Wir saßen gerade beim Frühstück und es war überraschend ruhig. Zu meiner Freude erfuhr ich, dass sowohl Vincent (Charming/Ghetto-Patato), als auch Robert (Struwi) keine Morgenmenschen waren. Tobias (Skaterboy/Tobi) schien nicht sonderlich aufgedreht zu sein, wenn es die anderen Beiden nicht waren, also hatten wir schon drei Hypers im inaktiven Zustand. Shinji war ohnehin eher wortkarg und Neelie war zu schüchtern um von sich aus ein Gespräch anzufangen oder unaufgefordert auf eines einzugehen. Überraschenderweise konzentrierte sich Juni (Grumpy Girl) neben ihr auf ihre Müslischüssel, statt irgendwen mit ihren giftigen Blicken zu terrorisieren. Stefan sagte, dass wir ihn vor seinem ersten Kaffee nicht ansprechen sollten und Marié (eine weitere Betreuerin, scheint nett zu sein) war soeben, wie sie sagte "kurz verschwunden". Und Grzegorz? Nun, trotz dessen, dass mein Verstand und meine Sinne durch meine Schlaflosigkeit etwas eingedämmt sind, war ich intelligent genug, die gescheite Entscheidung zu treffen mich erst zu setzen, wenn ich wusste wo Grzegorz saß. Das führte dazu, dass er am anderen Ende des Tisches saß und ich neben Shinji. Shinji sprach nicht viel. Ich mag Shinji.

Und so verbrachten wir alle einen schönen ruhigen Morgen!

Der Morgen war so schön und so ruhig! Bis es an der Tür klingelte.

"Wer kann das denn so früh am Morgen sein?", fragte Grzegorz überrascht. Nun, Grzegorz, ich kann mir vorstellen, dass Dich das brennend interessiert und Du gerne darüber eine talkshowreife Rederunde einleiten würdest, die Du höchstwahrscheinlich dominierst. Aber in dieser Situation steht Reden eher nicht auf dem Programm.

Aber denkt ihr, das würde den legendären Grzegorz aufhalten? Oooh, weit gefehlt. Auch ich war einst so dumm, dies zu vermuten. 'Einst' bedeutet übrigens dreieinhalb Sekunden. Der Junge lässt echt nicht auf sich warten. Apropos warten; wollte nicht irgendwann mal jemand zur Tür gehen?

"Sergej, machst Du bitte die Tür auf?"

Rettung! Danke! Danke, Stefan! Ja, Stefan hatte mich gefragt, ob ich die Tür öffnen könne. Er schien wohl seinen ersten Kaffee noch nicht​ hinter sich zu haben. Aber umso besser! Ich hatte gerade vor, die nötigen Schritte einzuleiten, um mich von meinem Platz zu erheben (weil das natürlich immense Vorbereitung in Anspruch nahm). Doch dann vernahm ich eine weniger gefällige Stimme:

"Mach schon, Kartoffelsack."

...Nur damit ihr es wisst, es war nicht Stefan, der mich Kartoffelsack genannt hatte. Es war, oh welch Ironie, Ghetto-Patato! Ich verharrte kurz in meiner Position, still wie ich war und drehte dann langsam meinen Kopf zu ihm.

"Kartoffelsack?"

Warum Kartoffelsack?

"Ja, ich weiß nicht. Ich muss irgendwie an einen Sack Kartoffeln denken, wenn ich Dich sehe.", erwiderte Vincent charmant wie eh und je, aber weniger lebhaft, denn er war, wie gesagt, kein Morgenmensch.

...War dies jetzt als Beleidigung zu verstehen? Darf ich das so werten? Um der Sache auf den Grund zu gehen, wollte ich gerade milde zurückfeuern, was sich Mr. Ghetto-Prince-Charming-Potato-Patato bei dieser Bemerkung eigentlich dachte. Aber meine koscheren Absichten wurden von Stefan sabotiert.

"Sergej, gehst Du jetzt bitte die Tür aufmachen?", der unterschwellige gereizte Klang war nicht zu überhören. So wurde ich also von Stefan verraten, erneut. Wo war die Gerechtigkeit? Aber es war ja nicht das erste Mal, dass er mich im Stich ließ. Ich will nochmal ein Auge zudrücken, und das alles auf den Kaffee schieben, den er wohl immer noch nicht ausgetrunken hatte.

"Äh, ja, äh...entschuldige, bin gleich wieder da.", so erhob ich mich letztendlich und verließ die Szenerie. Wenigstens konnte ich Grzegorzs Vortrag entfliehen. Und musste Patata nicht mehr sehen. Zumindest dachte ich, dies sei besser. Aber ich hatte ja keine Ahnung, was mich hinter dieser Tür erwarten würde. Und so, so sorglos wie ich in meiner Situation nun mal sein konnte, ging ich Richtung Eingangsbereich. Ahnungslos berührte ich den Türknauf und drehte ihn langsam und geschickt im Uhrzeigersinn, bis das Schloss aufknackte. Nur mal so am Rande, warum wurde ich eigentlich zur Tür geschickt? Also, nicht das ich mich beschweren würde, es hat mich irgendwo gerettet. Aber ich bin doch nicht der Laufbursche hier! Und wäre es nicht prinzipiell besser, wenn jemand vom Dienst die Tür öffnet? So, jemand der Ahnung hat? Was ist, wenn da plötzlich irgendjemand vom Gesundheitsamt steht und ich nicht weiter weiß? Hm?

Wundert euch nicht über meinen abrupten Gedankenwechsel, ich wollte bloß etwas die Spannung auflockern. Die Formulierungen zuvor waren mir zu horrorfilmreif. Also weiter im Text! Ich öffnete also die Tür und sofort sprang mir ein türkiser Zwerg ins Gesicht.

Nein, keine Sorge. Ich bin nicht verrückt geworden, nur weil ich seit gefühlt drei Jahrhunderten nicht schlafe. Es handelte sich genau genommen auch um keinen türkisen Zwerg, sondern um ein circa 1,60m großes Mädchen mit türkisfarbenen Haaren. Und glücklicherweise sprang sie mir auch nicht buchstäblich ins Gesicht, sondern starrte mich wahrscheinlich genauso verblüfft an, wie ich sie. Sie sah eigentlich gar nicht so ungewöhnlich aus, wenn man mal von ihrer Haarfarbe absah. Allerdings wunderte es mich schon, was sie hier wollen könnte. Denn mit dem Acid Washed Disney-T-Shirt konnte sie keinesfalls als Vertreterin vom Gesundheitsamt durchgehen.

So stylisch ihr T-Shirt auch aussah, irgendwie wurde dieses stille anstarren langsam peinlich. Ich entschied mich also, die Stille zu brechen und etwas zu sagen. Ich wusste zwar noch nicht ganz genau was, aber irgendwas würde wohl rauskommen. Es mag zwar sein, dass die Stille die darauf folgen würde noch länger und noch peinlicher würde, aber yolo! Habe ich gerade wirklich 'yolo' gesagt? Und legitimiert? ....Ich sollte wirklich eine Runde Mittagsschlaf in Betracht ziehen.

Jedoch kam mir die junge Frau bezüglich des Brechens der Stille zuvor:

"Na, Süßer?"

.....

.....

.....Hatte...Nein. Doch, hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Oder...bilde ich mir das ein? Erst yolo und dann so was, ich verliere wohl wirklich langsam den Verstand. Jedoch blickte sie mich mit diesen sturmgrauen und äußert vielsagenden Augen an. Ich wusste nicht so genau, was es denn jetzt war, was ihre Augen sagten. Aber wenn ich mir so den Rest ihrer Mimik und Gestik ansah, wollte ich es wohl auch nicht wirklich wissen. Sie grinste mich auf eine sehr hämische Weise an - zumindest wirkte es auf mich so. Ihr Blick schien sehr selbstsicher und ich habe keinerlei Zweifel, dass wenn neben ihr ein Pfosten stehen würde, sie sich ganz lässig daran anlehnen würde.

Wieder schwiegen wir uns an.

...Ganz ehrlich, da hättest Du auch mich reden lassen können. Ich bin zwar die Ungeschicktheit in Person was Kommunikation betrifft, aber so was wäre auf alle Fälle nicht bei heraus gekommen.

...Sie erinnerte mich irgendwie an einen türkisen Furby. Größtenteils war ihre Haarfarbe wohl daran Schuld, aber solange ich ihren Namen nicht kenne, nenne ich sie mal Furby. Aber ehrlich gesagt, habe ich irgendwie ein sehr mulmiges Gefühl, wenn ich daran denke sie näher kennenzulernen. Ich meine....sie....sie hat mich Süßer genannt...was...was soll denn das..?

"Ähm...kann ich...Ihnen irgendwie helfen?", fragte ich vorsichtig in meinem akuten Zustand der Verwirrung. Wir konnten ja nicht bis morgen hier schweigend in Unbeholfenheit stehen! Jedoch lachte sie mich mit ihren schwarz umrandeten Augen und einem tiefen Blick an und sagte:

"Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass Du das kannst."

Das hat sich übrigens genauso gruselig angehört, wie es sich liest. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Furby das jetzt ernst meinte, oder ob sie sich einfach einen riesigen Spaß mit mir erlaubte. Aber was klar war, war dass ein unterschwelliger Ansturm von Angst in mir hoch lief. Und in dem Moment sagte ich wohl so panisch, wie ich mich nun gerade fühlte: "Sie haben die Falschen! Wir werfen unsere Milchprodukte immer nach Ablauf des Verfallsdatums weg!"

Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, dass Furby ein Gesundheitsamt-Furby war, aber ich hatte gerade ein sehr verlangendes Bedürfnis danach, die Tür rasch zu schließen.

Doch noch bevor Furby und auch ich irgendetwas tun konnten, betrat ein dritter Charakter diesen merkwürdigen Schauplatz.

"Sergej, was brauchst Du denn so lange?", fragte Stefan während er auf uns zu ging. Sein Tonfall war wieder ruhiger und auch seine Gesichtszüge schienen entspannter. Endlich hatte der Mann seinen Kaffee getrunken!

"Ähm, also...", ich wollte gerade versuchen die Situation zu erklären. Allerdings wurde die Tradition von gestern fortgesetzt und ich wurde unterbrochen, noch ehe ich etwas Anständiges formulieren konnte. Offen gesagt war das auch ganz gut so. Ich meine, ich hatte die Stichwörter 'Furby', 'Türkis', 'Gesundheitsamt' und 'Acid Washed Disney-T-Shirt'. Und eventuell auch 'auf beunruhigende Art charmant wirkend'. Und ich denke, da wäre nicht viel Gutes bei heraus gekommen.

"Lena??", unterbrach mich Stefan mit einem erstaunten Ton in seiner Stimme.

"Hi Papa!", okay jetzt bin ich erst recht froh, dass ich nicht zu meiner Erklärung gekommen bin.

Stefan hatte eine Tochter?! Stefan hatte eine Tochter. Momentan schien er über diesen Fakt wohl genauso überrascht zu sein, wie ich. Oder besser gesagt, eher über den Fakt dass sie hier war.

"Was machst Du denn hier?", seht ihr?

Furby, welche, wie ich ja nun erfahren durfte, Lena hieß, richtete sich auf, nur um kurz danach eine wieder lockerere Haltung einzunehmen. Dabei zupfte sie eine Haarsträhne aus ihrer Zahnpasta-Mähne und spielte etwas damit herum.

"Weißt Duu...sagen wir...ich war zufällig in der Nähe?", antwortete sie ihrem Vater mit einem unschuldigen Lächeln. Stefan nahm dies mit Fassung.

"Liebling. Du studierst in Wien. Wir sind in Kanada. Du warst zufällig in der Nähe?", alles sagte er ruhig und gefasst und sogar mit einer leicht netten Art. Ich hätte gerne seine Nerven! Wenn nur eine Tasse Kaffee so etwas bewirkt, werde ich Starbucks wohl doch eine Chance geben!

Lena schien allerdings noch keinen Kaffee gehabt zu haben, denn sie antwortete auf eine etwas trotzige Art: "Ich habe Semesterferien, okay?!"

Dabei schleuderte sie die Haarsträhne aus ihrer Hand und erst jetzt fiel mir auf, dass sie gar nicht daran herumgespielt, sondern einen kleinen Zopf geflochten hatte. Das war immerhin ein Unterschied! Ich stand übrigens immer noch da und fühlte mich ziemlich überflüssig. Ich wusste aber nicht recht, was ich sonderlich beitragen sollte. Allerdings war ich mir auch nicht ganz sicher, ob ich jetzt einfach so gehen durfte. Das war wirklich eine missliche Situation.

"Papa, ich habe Dir doch gesagt, dass ich komme! Weißt Du nicht mehr?", versuchte Lena die Erinnerungen ihres Papas aufzufrischen. Und tatsächlich, ich meine auch, dass Stefan vor kurzem noch irgendetwas meinte, von wegen, dass seine Tochter zu Besuch käme. Stefan schaute seine türkishaarige Tochter noch etwas irritiert an, ehe es auch bei ihm klingelte.

"Ah..ja, entschuldige, es war viel los. Na fein, warum kommst Du denn dann nicht endlich rein, Puppi?", das liegt daran, dass der große, böse Russe Puppi nicht reinlassen wollte. Aber jetzt verzieht er sich lieber, bevor Puppi noch irgendetwas Nachteiliges für ihn sagt. Und jetzt hört er auf von allem und jedem in der dritten Person zu sprechen. Puppi war übrigens ein sehr interessanter Kosename. Ich mochte Furby aber dennoch lieber. Ihr wisst schon, die Vorliebe die ich zu meinen selbsterfundenen Spitznamen habe. Tjaja..

Ich beeilte mich zügig wieder zum Frühstückstisch zu kommen, aber dort angelangt musste ich erschüttert feststellen, dass etwas fehlte.

"Wo ist mein Teller?", fragte ich. Es fehlte zwar auch mein Messer, mein Glas und eigentlich auch alles andere was sich auf dem Tisch befunden hatte. Aber diese Lappalien interessierten mich nicht. Mich interessierte nur mein Teller.

Obwohl ich eigentlich eher zu mir selbst gesprochen hatte, erhielt ich eine Antwort von Tobias, der vom Wohnzimmer aus zu mir herrief.

"Wir haben schon abgeräumt."

Von jetzt auf gleich stand ich im Türrahmen zum Wohnzimmer und Tobias war wohl auch überrascht, wie schnell ich es dahin geschafft hatte.

"Abgeräumt?"

Tobias blickte mich nur mit einem etwas verwunderten Blick an. Dezent ausgedrückt.

"Auch meinen Teller?"

"Jaa...?", bestätigte Tobias mir etwas verunsichert wirkend. Ja, wenn sie abgeräumt hatten war es wahrscheinlich, dass mein Teller auch abgeräumt wurde. Es war sogar offensichtlich, weil ja nichts mehr auf dem Tisch war. Auch nicht mein Teller. Aber man wird doch wohl noch auf Nummer sicher gehen dürfen!

"Da war aber noch etwas drauf.", machte ich meine Unzufriedenheit weiter deutlich.

"Das wolltest Du noch essen?!", fragte Tobias noch zweihundertmilliarden mal überraschter, als er es zuvor getan hatte. Ja, Tobias! Genau das ist der Grund weshalb ich es überhaupt auf meinen Teller platziert hatte! Weil ich es essen wollte! Ganz ehrlich? Du verdienst es nicht, dass ich mir die Mühe mache, Deinen Namen richtig zu lernen. Du bist ab sofort wieder Skaterboy!

"Ja, wollte ich.", antwortete ich kürzer und deutlich weniger elanvoll.

"Oh...Tut mir leid, Du warst so lange weg und das Frühstück war dann schon vorbei.", erklärte Skaterboy mit einem sehr verständnisvollen Blick.

Es ist aber völlig egal wie verständnisvoll er guckte. Ich hatte Hunger. Und auf dem Teller hatte ich einen Hering. Mit Tomatensauce! Wie konnte man so etwas denn wegwerfen?! Einen ganzen Hering?! Mit Sauce!! Aus Tomaten!!

Skaterboy schien die gereizte Anspannung, die sich in mir breit machte, zu wittern. Er redete nämlich gleich darauf wieder zu mir:

"Ähh, ich bin mir sicher, Du darfst Dir bestimmt ein Brot oder so machen!"

Ich will aber kein Brot. Ich will Tomatensauce mit Hering dran! Aber natürlich sagte ich das nicht so ungestüm, wie ich es eigentlich gern würde.

"Okay...", ich sag doch; nicht so ungestüm, wie ich gern würde. Nun denn, ich machte mich auf die Suche nach einem Betreuer, der mir die Erlaubnis erteilen würde zu essen! Es klang im Nachhinein betrachtet etwas komisch. Ich meine, es konnte ja nicht verboten sein zu essen? Und Neelie hatte sich letztens ja auch sehr frei an meinem Russischen Müsli bedient. Andererseits wollte ich Stefan unter die Nase reiben, dass ich wegen ihm und seiner Tochter nun verhungern würde! Nun, eigentlich war ich nur beleidigt, weil ich meinen Hering nicht essen durfte und er jetzt so sinnloserweise im Müll gelandet war. Trotzdem war dies mein Frust. Und diesen Frust wollte ich an jemandem auslassen! Und ganz nebenbei bemerkt ist es nicht gerade vorbildlich, gute Nahrung wegzuschmeißen. Das wird ihnen eine Lehre sein!

Ich begab mich also wieder zurück ins Wohnzimmer und war sehr überrascht, als ich nicht nur Skaterboy beim Fernsehen antraf. Der Fernseher war mittlerweile aus und neben Skaterboy war auch Patatas wieder da. Und auch Grumpy Girl beehrte uns wieder! Ihr Blick wirkte aber nicht mehr so alles vernichtend wie er es gestern tat. Allerdings war auch Stefan da und das Mädchen, das seine Gene trug. Sie schienen sich zu unterhalten.

"Also, ich find das ist 'ne gute Idee! Lass das machen!", Skaterboy war wieder einmal voll dabei. Wenn ich doch bloß wüsste bei was. Na ja, ich würde es wohl überleben, es nicht zu wissen! Furby machte nun auch wieder auf sich aufmerksam, indem sie freudig zustimmte.

"Ich kann's kaum erwarten zum Strand zu gehen! Österreich liegt ja im Binnenland, von daher hab ich daheim nicht wirklich Möglichkeit dazu."

Oho, zum Strand also. Na guck, ich bekomme die Informationen sogar, wenn ich nicht einmal danach in irgendeiner Weise frage. Ist ja fast wie ein Gespräch mit Grzegorz! Von dem was ich weiter heraushörte sollte wohl die ganze Gruppe gehen und sie wollten auch zeitnah los.

...Das war...hervorragend! Dann hatte ich ja nicht nur Zeit zu essen, sondern auch noch Zeit zum Schlafen und meine Ruhe! Stefan und auch die Anderen schienen auf mich aufmerksam geworden zu sein. Was soll ich sagen, bei meiner Größe ist es etwas schwierig unbemerkt zu bleiben. Ich wollte einen weiteren peinlichen Moment der Stille umgehen, also sagte ich ausnahmsweise auch mal was:

"Viel Spaß dann."

Stefan schaute mich an, als hätte ich gerade etwas sehr Unsinniges gesagt. Als hätte ich gefragt, ob es anatidaephobe Enten gäbe oder so.

"Hehe, Du bist gut! Du kommst mit, Du Nase." - Moment. Nein. Nein, ich denke nicht, dass das mit meinem eigentlichen Plan vereinbar ist. Tut mir leid, das geht nicht. Ich wollte Stefan gerade mitteilen, dass er sich irren musste, aber ich wurde bereits unterbrochen, ehe ich überhaupt richtig den Mund aufgemacht hatte: "Wir wollen recht bald los, Du solltest Dich fertig machen.", als ob ich nicht schon fertig genug wäre. Das passte mir jetzt aber wirklich gar nicht! Stefan! ich weiß, wir hatten unsere Differenzen, aber man kann die jeweiligen Interessen doch aufeinander abstimmen, oder? Ich bin mir sicher wir kommen zu einem Kompromiss! Immerhin hattest Du heute schon Deinen ersten Kaffee!

"Aber...ich habe Hunger.", versuchte ich mich durchzusetzen. Allerdings hatte mein Ton gerade nicht wirklich viel für Durchsetzungskraft übrig. So wurde meine indirekte flehentliche Bitte schamlos ignoriert und Stefan verließ mit einem einfachen 'Du kannst auch am Strand essen!' den Ort des Geschehens. Ich blieb sprachlos zurück.

Und genau das ist der Grund, warum ihr niemals auch nur daran denken solltet, euren Frust an jemandem auszulassen, liebe Kinder! Im Nachhinein habt ihr dann nur mit noch mehr Problemen und Unannehmlichkeiten umzugehen!

Wo wir gerade das Wort 'Unannehmlichkeit' so schön gebraucht haben - ich hatte wieder das Gefühl einen stechenden Blick im Nacken zu spüren. Als ich mich vorsichtig zur Gefahrenquelle umdrehte vernahm ich nicht nur einen, nein, sondern zwei Blicke die mich durchbohrten! Der eine gehörte zu Grumpy Girl. Ihre ruhige Art war also bloß eine Phase, gut zu wissen. Die andere Person, die mir fast ein Loch in den Rücken gestarrt hatte war Furby. Als sich unsere Blicke trafen, fing sie an mich anzugrinsen und kurz mit den Augenbrauen zu wackeln. Ehrlich gesagt konnte ich mich nicht festlegen, welcher der beiden Blicke mir mehr Angst machte. Aber ich hatte auch nicht wirklich Zeit groß darüber zu debattieren, denn schon kam der nächste Treffer.

"Los Kartoffelsack, Stefan sagt wir wollen um zehn Uhr los.", ertönte Patatas Stimme. Genervt guckte ich ihn an, wie er gerade vom Sofa aufstand.

"Warum bin ich eigentlich der Kartoffelsack? Du bist doch die Ghetto-Potato.", ich wollte mich eigentlich nicht auf dieses Niveau herabbegeben. Aber der Typ fing wirklich an, mir auf die Nerven zu gehen! Ha! Was sagst Du nun?!

"Ich mag wie Kartoffel heißen, aber Du siehst wie eine aus!", damit verließ auch er den Raum.

Mama, hilf mir! So ein gemeines Kind ärgert mich und ich weiß nicht, wie ich mich dagegen wehren soll!

"Hey, Vince, Du Frollo! Das war voll unsozial!", hieß es plötzlich. Na so was. Half Skaterboy mir da etwa? Tatsächlich sah er entschuldigend zu mir: "Sorry, Sergej. Nimm das nicht ernst. Du siehst nicht wie eine Kartoffel aus, by the way!", danach eilte er aus dem Wohnzimmer. Na guck. Wenn Skaterboy nun so sozial ist, denke ich, hat er sich seinen echten Namen wieder verdient. Ein bisschen schade um den Spitznamen, aber nun ja. Was war eigentlich ein Frollo?

Doch auch für diese Frage blieb keine Zeit, denn Furby war ja noch da: "Er hat Recht...Du siehst aus wie eine Pommes!", versicherte sie mir hocherfreut.

....Warum? Ich wollte eigentlich gar nicht wirklich fragen, aber mein Mund war hier wohl wieder etwas voreilig. Furby blinzelte kurz etwas erstaunt und zeigte mir gleich darauf ihre Interpretation des Prince(ss) Charming-Zahnpastawerbegrinsens:

"Weil Pommes heiß sind~" und damit zog auch sie von dannen.

Okay...also...Tobias habe ich seinen richtigen Namen erst abgenommen, so als Strafe. Aber Furby nenne ich jetzt mal mit sofortiger Wirkung Lena, einfach weil ich mir sehr unwohl vorkomme, wenn ich sie mit einem von mir so kreativen und liebevoll spontan erdachten Spitznamen anspreche.

Ehrlich gesagt hatte ich eigentlich überhaupt keine Lust mitzukommen. Heute war es sehr sonnig draußen. Bei dem Wetter würde der Strand wahrscheinlich maßlos überfüllt sein. Wenn man bedenkt, dass unsere kleine APH-Gruppe momentan schon zu viel Gesellschaft für mich war, war dieser Ausflug wirklich einfach nur unzumutbar!

Aber es führte ja alles nichts daran vorbei. Mich meinem unvermeidlichen Schicksal ergebend, schlurfte ich Richtung Flur. Meine betrübte Stimmung musste wohl auch für Außenstehende bemerkbar geworden sein, denn ich hörte aus nicht allzu ferner Distanz, wie mich jemand ansprach:

„Sergej, ist alles in Ordnung?“

Ich drehte mich um, um Gewissheit zu haben, welche gütige Seele sich jetzt tatsächlich dazu herabgelassen hatte, nach meinem Befinden zu fragen. In der Tat handelte es sich um Marié! Wie ich zuvor erwähnte, war sie, neben Stefan, eine weitere Betreuerin. Ich wusste nicht genau, wie alt sie war, aber sie schien jünger als er zu sein.

Warte – wenn ich mich recht entsinne, war das meine Chance! Auf, Sergej! Mach was draus!

„Ähm..also, um ehrlich zu sein...“, ich pausierte einen Moment und Marié schaute mich währenddessen mit ihren großen Schokoladenaugen fragend an. Ich muss zugeben, dass mich dies etwas verunsicherte, aber ich ließ mich nicht beirren!

„..Ich hab...Bauchschmerzen...“

-“Bauchschmerzen?“

„Jaaa.“

-“Oh, hast Du eine Idee woran das liegen könnte?“

Nur um das klarzustellen – ich hatte tatsächlich Bauchschmerzen! Nicht, dass mich hier gleich jemand als Lügner bezichtigt. Was die konkrete Antwort betraf, musste ich jedoch geschickter vorgehen. Stefan hatte meine verzweifelte Bitte nach Essen herzlos ignoriert! Ich meine, ja, er war nett. Aber er war auch knallhart, besonders vor seinem ersten Kaffee und er ließ sich von niemandem aus der Bahn bringen. Nun, außer von Grzegorz, aber wenn wir ehrlich sind, gab es wohl kein menschliches Wesen, welches sich nicht von dem aus der Bahn bringen ließ. Jedenfalls schien Marié mir da ein wenig weicher. Ich meine, ich bin eigentlich eine Niete was Menschen betrifft, habe kaum soziale Fähigkeiten und bin obendrein noch miserabel wenn es um das Einschätzen meines Gegenübers geht. Aber das ist egal, ich vermute dennoch, dass Marié heute etwas mehr Verständnis für mich aufbringen würde. Allein schon wegen ihren Haaren! Okay, die letzte Aussage mag wenig sinnig erscheinen, aber hört euch erst einmal die Erklärung dazu an; also meine Oma hat damals so eine Theorie aufgestellt. Es gibt zwar keine wasserfesten Beweise, um sie zu verifizieren, allerdings auch keine Argumente, welche sie widerlegen. Beziehungsweise hat sich bis jetzt noch niemand getraut, das Gegenteil zu behaupten, geschweige denn zu beweisen, aber das ist auch eine komplett andere Geschichte. Um die Theorie meiner Oma kurz und sinngemäß darzulegen; die Persönlichkeit eines Menschen spiegelt sich zu einem gewissen Grad in dessen Haaren wieder. Das zählt übrigens nur für die Kopfhaare, also die Frisur.

Stefan mit seinem kurzen Standard-Herrenschnitt hatte etwas Ordnungsliebendes, Gepflegtes und Zivilisiertes, aber es zeigte auch irgendwo etwas sehr Hartes und Bestimmerisches. Marié dagegen mit ihren zotteligen, afroähnlichen Locken zeigte deutlich weichere, lockerere und somit auch nachsichtigere Züge.

Es ist mir klar, dass diese Theorie auf den ersten Blick sehr weit hergeholt erscheint, aber wenn wir uns mal ein anderes Beispiel ansehen...wenn wir uns mal Grzegorz ansehen, genau! Grzegorzs Haar sieht bei genauerer Betrachtung irgendwie aus wie ein, na, wie ein...Entenhintern. Und ich will jetzt sehen, wer es wagt, nein, wer die Unverfrorenheit besitzt, allen Ernstes zu behaupten dass dies in keinster Weise auf seine charakteristischen Attribute zutrifft! Welches Leitbild benutze ich denn beinahe schon die ganze Geschichte über als Motiv? Hmmm?? Ich denke, da sollte mal jemand nochmal die genaue Bedeutung von Anatidaephobie im Duden nachschlagen! Ich hätte ja auch Anatidaephilie angeboten, aber dieser Term ist noch weniger fundiert, als die Haar-Theorie meiner Oma, also lassen wir das an dieser Stelle fürs Erste. Wenn ich jetzt nicht mindestens neunzig Prozent aller Beteiligten wenigsten ansatzweise von der Haar-Theorie meiner Oma überzeugen konnte, verliere ich wirklich den Glauben an die Menschheit. Und ich fürchte Babuschka wird auch ganz fürchterlich enttäuscht sein.

Aber nun genug des Geredes, welches mich nur ablenkt und überhaupt nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat!

„Hmm...also...ich würde sagen in erster Linie, weil ich noch nicht richtig gefrühstückt habe...“, gab ich kleinlaut von mir. Kurzerhand blickte ich Marié aber etwas bestimmter und mit einem Hauch von Zuversicht an: „Aber wenn ich darf, würde ich mich noch gern etwas hinlegen. Ich bin mir sicher, dass es mir dann schon bald sehr viel besser gehen würde!“

Nebenbei bemerkt glaube ich wirklich, dass ich mich mit regelmäßigen acht Stunden Schlaf am Tag um Längen besser fühlen würde. Aber dies tat in der jetzigen Situation nicht viel zur Sache. Tatsächlich lächelte Marié mich freundlich an und ihr Blick schien nahezu so weich, wie ihre Lockenpracht:

„Nah, wird schon. Du wirst sehen, man kann sich am Strand hervorragend ausruhen! Ich bin mir sicher, die Seeluft wird Dir auch gut tun.“

Okay, das hier ging definitiv in die falsche Richtung. Ich weiß, dass meine Social Skills nicht die besten sind, aber ich würde doch wohl nicht auf so langer Strecke versagen?

„Ähmmm, also ich würde aber wirklich lieber gerne hier bleiben.“, versuchte ich mit meiner unauffällig aufdringlichen Betonung der Schlüsselwörter, meine Situation doch noch irgendwie zu retten.

„Es ist nicht gut, wenn Du bei dem Wetter den ganzen Tag drinnen sitzt. Außerdem gehen alle, da möchtest Du doch nicht ganz allein hier bleiben! Es wäre eigentlich sogar ganz gut, wenn Du mal ein bisschen Farbe abbekommst.“, mit einem kurzen Zwinkern verabschiedete Marié sich dann. Während ihres Abganges fügte sie noch hinzu: „Wir wollen in etwa einer halben Stunde los, Du solltest Dich also schon mal vorbereiten!“

...Also, ich denke, wenn ich nach Hause komme, werde ich erst einmal ein ernstes kleines Gespräch mit meiner Oma führen. Entweder leckt ihre Theorie oder aber ich habe irgendetwas falsch gemacht. Aber wahrscheinlich ist es eher Letzteres, denn irgendetwas mache ich irgendwie wohl immer falsch.

Aber um mal Mariés Aussagen zu analysieren (bringt mir zwar nichts, aber ich habe ja gerade so schön Zeit zum Nachdenken, auf den Weg in mein Zimmer); ja, ich war blass. Aber warum war Blässe denn etwas so abgrundtief Schlechtes heutzutage? Vergessen etwa alle, dass dies damals voll das krass harte Schönheitsideal war? Ganz ehrlich, wenn wir nun in den damaligen Zeiten leben würden, dürfte ich über euer aller Angesicht herzhaft spotten! Ganz Recht! Damals konnten es sich nur die Adligen leisten, von der Sonne geschützt zu verweilen. Die Bauern, die mussten den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten. Und da es keinen Sonnenschutzfaktor 60+ gab, wurden sie alle braun. Sie alle! Was meint ihr denn, woher der Term 'Blaues Blut' kommt?! Ganz einfach daher, weil die Haut der der Oberschicht angehörenden Personen so bleich war, dass man ihre Adern deutlich erkennen konnte! Und, nun...Kenntnisse über die menschliche Anatomie...damals...noch nicht so fortgeschritten wie heute...jaa...also, weil die Adern ja blau sind, hat man damals gesagt, dass Adelige blaues Blut hätten und dies hat sich dann eben als Begriff etabliert.

Es ist jetzt nicht so, dass ich irgendwie adelig sein möchte, oder hochnäsig oder mich an der harten Arbeit und dem Leid anderer ergötzen würde....aber ich will auch genauso wenig braun werden, ehrlich gesagt. Aber das interessierte hier ja natürlich niemanden! Hier interessierte es irgendwie überhaupt niemanden, was ich empfand oder was ich wollte....Na ja, egal.

Nachher, wenn ich irgendwann allein sein sollte, verfasse ich einen Song, der da lautet: 'Niemand versteht mich'. Der wird dann total dunkel und trostlos und herzzerreißend und drückt meine Gefühle auf einer solch mitreißenden und tiefgründigen Ebene aus, dass meine Mutter sich fragen wird, warum sie mich damals doch nicht gezwungen hat, zum Psychiater zu gehen. Und mein Vater wird wahrscheinlich hinterfragen, was ich damals so im Literaturunterricht getrieben habe, dass ich mich nun mit solchen Depri-Themen auf Facebook-Sprüche-Niveau bewege. Ich denke, ich werde es dann doch etwas schleierhafter machen. Baue hier und dort ein paar groteske Parabeln ein, etwas surreale Wortmalerei, vielleicht auch eine etwas bizarre, schwarze Metapher. Dann mache ich wenigstens eines meiner Elternteile ein bisschen stolz.

Und um auf Mariés zweite Aussage zu sprechen zu kommen; doch, ich wollte allein sein. Das war doch der Grund, weshalb ich überhaupt so froh war, dass alle zum Strand wollten. Ich hatte in den letzten 48 Stunden genug Gesellschaft genießen dürfen. Ich finde eigentlich, dass ich schon sehr geduldig und beherrscht war während dieser ganzen Zeit. Man zähle da einmal Patata auf, das Trick Trio generell, Blicke der Zerstörung Nummer 1 und Nummer 2 und von meinem Zimmergenossen will ich erst gar nicht anfangen! Wo wir gerade bei Entengeneral Grzegorz sind, mittlerweile bin ich wieder in unserem Zimmer angelangt. Grzegorz war gerade dabei ein paar Sachen in eine Tasche zu packen, wahrscheinlich für den Strand. Verständlich, aber etwas an seiner Erscheinung irritierte mich. Seine Haare waren irgendwie...seltsam. Mit seltsam meine ich anders als sonst – statt eines Entenhinterns hatte er sie nun zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein paar Ponysträhnen hingen vorne dennoch raus. Ich will jetzt nicht sagen, dass er damit noch weiblicher aussah, als er es ohnehin schon tat, aber...ach, ich sag einfach gar nichts dazu.

„Hast Du noch Zeit gehabt Dich umzustylen?“, fragte ich, so dumm wie ich doch war. Dumm deshalb, weil es wahrscheinlich wieder ein Katalysator für eine von Grzegorzs ausschweifenden Erzählungen war, aber mittlerweile war mir das ziemlich egal. Ich machte mich einfach auf die Suche nach meiner Badehose. Gestern hatte ich meine Sachen ja so schön in den Schrank gepackt.

„Huh? Ah, nein. Ich dachte nur das sei praktischer. Wenn wir an den Strand gehen ist Haarspray nicht so gut, insbesondere nicht, wenn ich ins Wasser gehe.“, antwortete Grzegorz kürzer als erwartet. „Sie hätten aber schon vorher Bescheid geben können. Ich hab heute morgen eine Stunde für meine Haare gebraucht. Hätte ich eher gewusst, dass wir schwimmen gehen, hätte ich sie gleich zusammen gebunden.“, erzählte er weiter. Zu meiner Überraschung schien Grzegorz gerade etwas, nun, wie soll ich sagen, normaler? Zumindest nicht so aufgedreht, wie er die meiste Zeit sprach. Ob das etwas mit seiner neu arrangierten Frisur zu tun hatte?

„Aber eigentlich ist es ganz okay. Der Sommer ist fast vorbei, wäre doch schade drum, wenn wir da nicht einmal vom Meer profitiert hätten! Lena meinte auch so was Ähnliches.“

Grzegorz fuhr in seiner relativ ruhigen Art fort. Ich blieb wie üblich minder enthusiastisch in meinen Antworten. „Mag schon sein“, erwiderte ich, während ich überlegte, welches Buch ich mitnehmen sollte. Es war eigentlich völlig utopisch auch nur anzunehmen, dass ich bei unserem Ausflug auch nur die geringste Chance hatte zum Lesen zu kommen. Aber auch ich brauchte von Optimismus und Hoffnung geprägte Träume! Ich entschied mich für einen Psychothriller.

„Apropos...“, fing Grzegorz wieder an, „Was meinst Du, was der Grund ist, dass Lena jetzt plötzlich dazugestoßen ist? Ich meine, sie ist ja keine Teilnehmerin des Projektes. Und wenn man bedenkt, dass das Projekt auch erst vor ein paar Tagen angefangen hat, hätte sie doch vorher schon genug Zeit gehabt, ihren Vater zu besuchen.“

Ich schaute erstmals richtig in Grzegorzs Richtung. Er schien sich ja wirklich Gedanken über unseren inoffiziellen Neuzugang gemacht zu haben. Er hatte zwar irgendwo logisch argumentiert, aber ich entschloss mich dennoch dazu, das Gespräch zu ersticken.

„Weiß nicht, sie wird wohl ihre Gründe gehabt haben.“, ich ging nochmal ins Bad, um mich umzuziehen und den Rest meiner noch fälligen Morgentoilette zu tätigen. Ich erspare euch die Details – ich meine, es interessiert euch doch nicht wirklich in welchem Winkel ich meine Zahnbürste hielt?

Als ich rauskam, war Grzegorz bereits fertig, wartete dennoch sozialerweise auf mich. Nein, das war ja echt nice.

„Sergej, willst Du keinen Hut oder so mitnehmen?“, sprach Grzegorz, während er von seinem Bett aufstand und sich seine Tasche umhängte.

„Warum sollte ich so etwas wollen?“, fragte ich mit einem dezent schockierten Unterton. Ich war eigentlich überhaupt nicht schockiert. Und reden wollte ich auch nicht wirklich. Aber ich dachte, ich könnte ja mal versuchen etwas witzig zu sein und mich nett verhalten. So als Danke, dass Grzegorz auf mich gewartet hatte und so. Beziehungsweise war mir mittlerweile wieder fast alles egal. Also unterhielt ich mich mehr als üblich. Ich frage mich, wie lange diese soziale Phase bei mir wohl andauern würde?

„Na ja, Deine Haut ist ziemlich hell, demnach empfindlicher was Sonnenstrahlung betrifft. Und bei Deinen schwarzen Haaren ist es recht wahrscheinlich, dass Du einen Sonnenstich bekommst, wenn Du zu lange ungeschützt in der Sonne rumstehst.“, Grzegorz sprach noch einige Zeit weiter und ich begann wirklich mich ernsthaft zu wundern, wie lang der Weg von unserem Zimmer zur Lobby doch eigentlich war. Langsam kam mir der Gedanke, dass meine soziale Phase hier zu Ende war. Aber da ich noch einen kleinen Hoffnungsschimmer übrig hatte, machte ich doch noch einen Versuch, mich an dem Gespräch zu beteiligen:

„Ich fürchte, Du hast Recht. Ich sollte dann wohl wahrscheinlich lieber hier bleiben, meinst Du nicht auch?“

„Ha, ha, guter Witz, Sergej!“, okay meine soziale Phase war hiermit offiziell vorbei.

In der Lobby angekommen fanden wir die meisten anderen Gruppenmitglieder schon vor. Das Trick Trio debattierte untereinander, Stefan und Marié unterhielten sich und Shinji kapselte sich von der Außenwelt ab, indem mit aufgesetzten Kopfhörern vorgab, nicht als die Musik, die er hörte, wahrzunehmen. Eine gute Taktik übrigens, sollte ich vielleicht auch mal versuchen.

Lediglich die Mädels unserer munteren Truppe fehlten noch.

„Tobi, ganz ehrlich, ich versteh echt nicht, was das symbolisieren soll.“, Patatas, cool wie immer, schien einen Punkt bei Tobias gefunden zu haben, den es wohl wert war, zu kritisieren. Dieser schien verwirrt zu sein, wie wir alle wohl und blickte fragend an sich herab.

„Hm? Ich weiß nicht, was Du meinst. Oh, nein - Sind meine Haare etwa nicht on fleek?“, ach, Du meine Güte.

„Ha, wenn's nur das wäre.“, erwiderte Patata mit einem halb verächtlichen und halb selbstsicheren Schnauben. „Mal ganz ehrlich, das Teil da schreit ja schon förmlich lauthals 'Hilfe!'“.

„Das Teil? Meinst Du meine Badehose?“, antwortete Tobias fragend und studierte eingehend seine Beinbekleidung.

„Deine Badehose! Das Teil ist ja schon so rot wie Deine Seele.“, bitte fragt nicht, ich hab selbst keine Ahnung was das bedeuten soll. Tobias ließ sich trotz all der Unsinnigkeit nicht beirren:

„Was sagst Du denn da! Das ist voll die coole Badehose, ja?! Das ist genau so eine, wie die die die Leutchen in Baywatch tragen!“

„Baywatch?“, äußerte Vincent ungläubig.

„Sag mir nicht, dass Du Baywatch nicht kennst!“, zuckte Tobias schockiert zurück. „Also, wirklich, da merkt man ja mal wieder, dass Du überhaupt keine Ahnung hast! Hey Jackie, Du kennst doch sicher Baywatch, oder?“, ich wusste zunächst nicht, wer mit 'Jackie' gemeint war. Aber da Tobias sich Robert zuwandte, welcher ja mit von der Partie war, schloss ich einfach daraus, dass es Tobias Alternative für 'Struwi' war.

„Hm, ja. Ich guck manchmal die Wiederholungen mit meiner Mum zusammen.“, antwortete Robert etwas desinteressiert. Kurzerhand blickte er zu Vincent und erzählte weiter: „Es geht um so eine Gruppe von wunderschönen Bademeistern mit roten Badesachen, die in Zeitlupe über den Strand rennen.“ - das war mit Abstand die beste Inhaltsangabe aller Zeiten.

Tobias schien amüsiert und ergänzte noch einige Kleinigkeiten, um diese ohnehin schon großartige Zusammenfassung zu perfektionieren: „Ha, ha, ja~ Na ja, natürlich kommen manchmal noch einige dramatische Wendungen hinzu, um den Plot auch schön spannend zu gestalten. Aber im Grunde ist es so, wie Jackie es erklärt!“

„Baywatch also.“, gab Vincent skeptisch schmunzelnd von sich.

„Ja, und heute werde ich einer von ihnen sein!“, erwiderte Tobias stolz.

-„Na, dann besorgen wir Dir besser etwas Sonnencreme für Deine Nase. Die Trillerpfeife nicht vergessen.“

„Ha, spotte nur weiter, Vince, aber Du wirst schon sehen! Ich werde der beste und tollste Bademeister, den....hey, zu welchem Strand gehen wir eigentlich?“, zum Ende der Frage hin, wendete Tobias sich den Betreuern zu. Stefan antwortete: „Kitsilano Beach.“

„Der beste und tollste Bademeister, den Kitsilano Beach je gesehen hat!“, vollendete der Möchtegern-David Hasselhoff nun seinen epischen Plan. Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, was ich davon halten soll. Daher kommentiere ich es nicht weiter. Solange ich ein Kapitel meines Buches schaffe, ist alles gut.

Endlich kamen nun auch die Mädchen dazu: Juni, selbiger alles zerstörender Ausdruck wie immer, diesmal aber ohne Skimütze, dafür aber mit zusammengebundenen Haaren. Im Vergleich zu ihrer gestrigen Aufmachung war sie heute recht schlicht und auch relativ burschikos angezogen. Neelie dagegen hatte ein helles Sommerkleid an. Ihr Haar war zu einem Dutt hochgesteckt und sie hatte einige Kunstblüten ins Haar geflochten. Also....ich denke, dass ich da sehr objektiv darüber aussagen kann, dass dies sehr niedlich aussah. So völlig, ohne dass da jetzt wieder tausend Dinge hineininterpretiert werden. Ich meine, wenn es um Kaninchen geht oder um Hundewelpen kann man da ja auch ganz pauschal sagen, dass diese niedlich aussehen oder sind oder was auch immer! Schön, dass wir das klären konnten.

Auch Lena war mit von der Partie. Sie trug immer noch das gleiche total stylische T-Shirt und eine relativ kurze, ausgefranste Jeans. Wahrscheinlich wollte sie genauso cool aussehen, wie sie sich fühlte, denn nun hatte sie auch noch eine Sonnenbrille aufgesetzt.

Stefan checkte nochmal alles durch und gab anschließend das Zeichen, dass wir losgehen sollten. Auf dem Weg zum Van, merkte ich wie sich blitzschnell jemand aus dem Hinterhalt an meine Seite warf. Da ich aus dem Augenwinkel eine strahlendtürkise Farbe ausmachen konnte, hatte ich eine ungefähre Ahnung, um wen es sich handelte.

„Hey Sergej~ Sitzen wir zusammen?“, Hilfe, Körperkontakt! Lena kam mir so langsam wirklich eindeutig ein bisschen zu nah. Ich wich ein wenig zur Seite, um wieder etwas Raum zwischen uns zu schaffen, aber sie kam einfach hinterher. Wäre ich so schnell weiter zurückgewichen, wie ich es gern würde, wäre sie mir wohl in Höchstgeschwindigkeit hinterhergerannt.

„Naa, was ist denn nun?~“, fragte sie und kam mit jedem Wort einen halben Schritt näher. Sie fing zwar an, mir wirklich Angst zu machen, aber ich antwortete dennoch recht abgehackt:: „Weiß noch nicht genau.“

Ich hatte die Wahl, ob ich neben der größten Labertasche, die die Sonne je geküsst hat sitzen würde, oder aber neben einem Mädchen, welche die Definition von 'Space Invader' auf eine völlig neue Ebene brachte. Das war keine leichte Entscheidung! Ich fing also allmählich doch zu rennen an und fragte mich nebenbei, woher Lena eigentlich so schnell meinen Namen gelernt hatte. Ich hätte mich sicher daran erinnert, wenn ich mich angemessen vorgestellt hätte!

Das Rennen sollte nicht umsonst gewesen sein. Ich bekam einen Fensterplatz, was bedeutete, dass nur eine Person neben mir sitzen konnte. Dies war schon eine Erleichterung, weil somit der Worst Case zwischen Grzegorz und Lena zu sitzen, ausgeschlossen wurde. Und tatsächlich endete ich als Sitznachbar von Shinji. Shinji hörte Musik. Shinji sprach daher nicht. Ich mag Shinji.

Neben Shinji saß dann auch noch Grzegorz. Während der Fahrt unterhielt er sich größtenteils mit Tobias, statt mit mir. Da dieser direkt vor ihm saß, schien dies einfacher zu sein. Heute war vielleicht doch kein so schlechter Tag!

Das Gespräch entwickelte sich daraus heraus, dass Tobias sich nach hinten gedreht hatte, weil er Grzegorz offenbar etwas fragen wollte. Ich finde, an dieser Stelle merkt man wirklich, wie sozial und unparteiisch Tobias doch war. Er animierte einfach jeden zum Reden – völlig gleich, ob es ein schüchternes, introvertiertes Mädchen, oder ein quirliger Junge mit dem Wortfluss eines Wasserfalls war.

„Hey Levi, das auf Deiner Tasche ist doch Hatsune Miku, oder?“

Er meinte damit wohl das Motiv, welches auf Grzegorzs Umhängetasche abgebildet war. Ich kenne mich mit dem ganzen Thema nicht aus, aber wenn ich irgendwo wenigstens teilweise richtig lag, bildete es eine weibliche Anime-Figur ab. Sie hatte überdimensional lange Zöpfe und sowohl Haar- als auch Augenfarbe war blau.

Grzegorz, glücklich darüber, angesprochen worden zu sein, antwortete in einer ebenso heiteren Art:

„Oh, ja! Magst Du Vocaloid etwa?“

-„Ja, schon. Aber mein Lieblingsloid ist Kaito. Beziehungsweise wenn es um die weiblichen Loids geht, mag ich Luka lieber! Oder Gumi. Oder Ia.“

„Hm, ja, ich hatte eigentlich eine Tasche mit Len und Rin. Aber meine Schwester hat sie sich gemobst, also musste ich mir auf der nächsten Con eine besorgen, auf die sie nicht so scharf wäre. War etwas umständlich.“

-„Ah, ich verstehe. He, he, ist dann wohl nicht so leicht mit dem Merch, was?“

„Nee, überhaupt nicht. Mittlerweile kaufe ich mir auch keine gebundenen Manga mehr, weil die immer auf mysteriöse Weise verschwinden, ehe ich durch bin.“

-„Ha, ha, das klingt ja echt hart. Was für Manga liest Du denn so in der Regel?“

„Hm....also eigentlich fast alles. Klar, gibt es Ausnahmen...Momentan lese ich relativ viele Shojo-Manga.“

-„Oha, Du auch?!“

„Bist Du etwa auch fanboymäßig unterwegs??“

-„Hm, ja, also eigentlich bewege ich mich mehr so in die Shonen-Richtung, beziehungsweise höchstens Love Comedy. Aber meine Cousine hatte niemanden, mit dem sie ihre Lieblingsmanga hypen konnte, also hat sie mich dazu gezwungen, diese zu lesen. Und seitdem bin ich süchtig. Ich meine, es gibt auch eine Menge gute Shojos, aber die meisten sind so klischeehaft und schrecklich, aber ich kann dennoch nicht aufhören! Es ist wie eine Krankheit!!“

„Ahhh!! Ich weiß genau, was Du meinst!! Das Schlimmste ist, wenn Second Lead Syndrome vertreten ist und ich dennoch anfange die Protagonistin mit dem Typen zu shippen, mit dem sie auf alle Fälle nie zusammenkommen würde. Das ist so schrecklich! Vor allem, in den meisten Fällen verdient die ihn ja eigentlich nicht mehr, weil sie sich einfach so asozial verhält!! Aber ich shippe sie trotzdem, weil Second Lead mir einfach so leid tut. Ich meine, der hat es doch auch verdient, glücklich zu sein!!“

-„Soo wahr!! Aber manchmal sitze ich auch da und wünsche mir, dass sich Protag-chan in zwei teilen könnte. So, dass eine Hälfte mit dem männlichen Protagonisten zusammen kommt und die andere mit Second Lead. Weil ich manchmal dann beides shippe und mich einfach nicht entscheiden kann und dann immer heartbroken bin!!“

„Du sprichst mir aus der Seele! Aber glücklicherweise gibt es auch einige wenige Shojo-Manga, die nicht so klischeebehaftet sind. Die sind dann auch wesentlich besser. Kennst Twinkle Stars? Das ist der beste, den ich bis jetzt gelesen habe!“

-„Levi, mein Freund. Ich denke, wir werden uns noch sehr gut verstehen!“

Falls sich einer wundert – ich habe auch kaum verstanden, worum es in dieser Unterhaltung jetzt eigentlich ging. Aber es scheint, als seien Tobias und Grzegorz nun Freunde. Schön für sie.

Nachdem die beiden noch einige Zeit weiter diskutiert hatten, wen oder was sie shippen, supporten, hypen und welche Headcanons potentiell richtig Canon sein könnten oder welche Szene ihnen voll die Feels gegeben hat, kamen wir schlussendlich an.

Zu meiner Überraschung war der Strand nicht so maßlos überfüllt, wie ich es zunächst erwartet hatte. Es ging sogar noch einigermaßen.

Stefan und Marié machten einen Platz aus, wo wir dann ungefähr lagern würden. Die meisten setzten erst einmal ihre Sachen ab, halfen beim Aufbau und all so was. Aber nicht Robert.

Sobald wir einen Platz am Strand ausgemacht hatten, ließ er sofort seine Tasche fallen, zerrte sich schon nahezu das T-Shirt vom Leib und schmiss es grobkoordiniert mitsamt Schuhen zu seiner Tasche. Dann rannte er ins Wasser und so schnell er reingerannt war, so schnell kam er auch zurückgerannt.

„Waah!! Das ist noch viel zu kalt!“, rief er panisch. Je näher er kam, desto ruhiger schien er zu werden. So kam es, dass er doch noch ein wenig mithalf, als er angekommen war.

„Mach Dir bitte nicht ins Hemd, bloß weil das Wasser nicht beheizt ist.“, entgegnete Vincent, während er einen Sonnenschirm aufrichtete. War er eigentlich zu jedem so nett?

„Also zuerst einmal, Mister, trage ich gar kein Hemd! Und zweitens, wenn Du so der Obermacker bist, dann versuch Du doch an einem Stück ins Wasser zu gehen! Dann werden wir ja sehen, wer von uns sich nass macht!“, obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht schlecht staunte, wie gut Robert doch konterte, musste ich leider zugeben, dass Vincent mindestens ebenso gut abblocken konnte.

„Nass machen würden wir uns wahrscheinlich beide so oder so, wenn wir ins Wasser gehen, Du Genie.“, damit stand es 2-1 für Patatas. Aber wir werden sehen, ob sich das Blatt im Laufe des Spiels nicht noch wendet!

„Genug der leeren Worten! Wenn Du schon so hohe Töne spuckst, dann zeig was dahintersteckt! Es sei denn Du bist bloß ein großmauliges Weichei, hmm?“, Robert ließ sich nicht einschüchtern. Aber genauso wenig ließ Vincent sich verunsichern:

„Weichei? Ich? Ich sehe, Du willst mich herausfordern? Bist Du sicher, dass Du da mithalten kannst, Kurzer?“, langsam befürchtete ich, dass der kleine Spaß etwas zu weit getrieben wurde. Robert schien Vincents Spitznamen nicht mehr mit Humor zu nehmen.

„KURZER?!“, schrie er schon regelrecht. Doch meine Sorge schien sich als unbegründet herauszustellen.

„Niemand nennt mich 'Kurzer'! Du Honk! Wir werden ja sehen, wer von uns beiden kürzer kommt! Ich fordere Dich heraus auf der Stelle und ohne Rückhalt ins Wasser zu springen!“, ein muss man ihm lassen, Robert hatte eine amüsante Vorliebe für Wortspiele. Vincent schaute währenddessen überlegt aufs Meer.

„Ohne Rückhalt? Bist Du sicher, dass das nicht zu hardcore ist? Ich meine, wir haben schon Spätsommer und außerdem sind wir in Kanada und nicht in Aussie-Land. Da ist es schon um einiges kühler...“

„Oh~ Heißt das etwa, dass es Dir ein wenig zu kalt ist? Entschuldige, ich erwarte natürlich nicht, dass Du Dich mit Deinem zerbrechlichen Prinzessinenkörper in die eiskalten und krassen Tiefen des Ozeans wagst! Ich verübels Dir auch nicht, dass Du vorhin so große Töne von Dir gegeben hast Ich meine, wenn man sonst nichts hat, muss man natürlich angeben. Aber weißt Du was? Wenn wir wieder im APH sind, bauen wir Dir ein Planschbecken auf! Dann kannst Du dort mit warmen Wasser planschen und brauchst keinerlei Angst zu haben, Dich zu verkühlen~“, meine Damen und Herren, damit steht es wohl unentschieden! Sollte sich das Manöver von MC Struwi als effektiv genug erweisen, ist er der heutige Gewinner der Battle-Runde! Doch Sir Ghetto-Patatas hat offenbar noch nicht genug!

„Weißt Du, was der Vorteil ist, größer als Du zu sein?“, wir alle lauschen gespannt, was hat Insane Charming Potato nun für Geschütze aufgefahren? Auch MC Struwi wartet gespannt auf die herausfordernden Worte.

„Ich hab längere Beine als Du!“ und mit diesen Worten rannte Patata ohne Rückhalt und ohne etwas zu bereuen Richtung Meer. Struwi tat es ihm gleich, rief ihm aber während des Laufes noch zu: „Ey, das ist unfair! Wir hatten kein Startzeichen!“ Und somit stürzten sie sich in die Wellen.

Ich fand's gut, so waren zwei Quatschköpfe weniger da. Vielleicht kam ich ja doch noch zum Lesen? Ich setzte mich unter einen der beiden Sonnenschirme. Dort saß noch niemand. Perfekte Voraussetzungen um mein Buch zu lesen! Ich nahm es aus meinem Rucksack und schaffte tatsächlich eine Seite durchzulesen. Ich schaffte sogar eine zweite Seite! Als ich etwa ein Viertel des Kapitels durch hatte, begann ich mich ernsthaft zu fragen, was hier nicht stimmte. Wie kam es, dass ich so ungestört lesen konnte? Nicht, dass ich mich beschweren würde. Es war nur so...unerwartet. Na ja, aber ehe die schöne Ruhe vorbei war, wollte ich wenigstens noch ein weiteres Viertel schaffen. Also hörte ich auf, meine Ungestörtheit zu hinterfragen und widmete mich wieder meiner Literatur.

Obwohl wir in Kanada waren und es offenbar zu dieser Zeit im Jahr nicht ganz so glühend heiß war, spürte ich doch, wie die Wärme langsam unangenehmer wurde. Ich nahm meine Wasserflasche aus dem Rucksack und trank einen Schluck. Aber da jenes erfrischendes Wasser sich mittlerweile zu weniger erfrischender Suppe transformiert hatte, half es nicht wirklich. Es war in der Tat sogar etwas eklig. Wer schon mal von der Sonne aufgewärmtes Wasser getrunken hat, wird mir da wohl zustimmen. Also zog ich mein T-Shirt aus, am Strand soll dies ja durchaus legitim sein. Recht zeitnah hörte ich ein Pfeifen.

Erschrocken blickte ich in die Richtung, aus der das Pfeifen gekommen war. Dort saßen sie, unsere APH-Mädels, beisammen. Da ich mit 99,99%iger Wahrscheinlichkeit sicher sein konnte, dass weder Neelie, noch Juni zu dieser Tat imstande wäre, fiel die Lösung relativ schnell auf Lena. Umso mehr, als ich sah, dass Neelie und Juni sich ungestört unterhielten und Lena langsam aufstand und sich auf mich zu bewegte und ich nun während dieses Momentes ernsthaft bereute, jemals mein Shirt ausgezogen zu haben.

Sie begrüßte mich mit einem freudigen „Hey~“. Ich antwortete in einem ähnlich freudig erscheinenden „Hey~“, hob dabei allerdings mein Buch in die Höhe, um ihr zu signalisieren, dass ich ja jetzt so beschäftigt war und keine Zeit für sie hätte. Aber ich wurde ignoriert. Erneut. Tja, wie der Vater, so die Tochter, was?

Lena hockte sich vor mich und hielt mir eine Flasche Sonnencreme entgegen. Sogar mit Sonnenschutzfaktor 50. Wow!

„Kannst Du mir den Rücken eincremen?“, fragte sie liebreizend lächelnd.

„Nein“, antwortete ich liebreizend lächelnd.

„Darf ich Dir den Rücken eincremen?“, fragte sie nun noch liebreizender.

„Nein.“, antwortete ich wie zuvor.

Lena schien meinen Sinn für Humor nicht ganz so witzig zu finden. Sie sah mich erst etwas skeptisch an, begann dann aber leicht zu schmollen: „Was darf ich denn?“

„Du darfst Dich gern dort ganz weit hinten hinsetzen, wenn Du möchtest.“, schlug ich vor. Aber diesen Vorschlag lehnte sie sofort ab.

„Das möchte ich aber nicht“

„Das ist zu tragisch.“

Zu meiner Verwunderung fing Lena leise zu kichern an.

„He, he, Du bist so süß, wenn Du versuchst witzig zu sein!“ - entschuldige mal, bitte! Schätzchen, ich versuche nicht witzig zu sein. Ich bin witzig! Was, bin ich nicht? Okay, gut, aber wenn ich nicht witzig bin, bin ich auch genauso wenig süß, kapiert?

„Was liest Du denn da Schönes?“, fragte sie weiter. Da sie mir nicht so auf die Pelle rückte, wie sie es zuvor getan hatte, beschloss ich sie einige Zeit zu tolerieren.

„Ein Buch.“, benannte ich zunächst das Offensichtliche. Da Lenas Unzufriedenheit mir aber schnell deutlich wurde und ich Angst hatte, was sie wohl tun würde, wenn ich sie tatsächlich verärgern sollte, sprach ich weiter:

„Es geht um einen Psychopathen mit gespaltener Persönlichkeit. Der eine Teil seiner Persönlichkeit begeht ein Verbrechen nach dem anderen, während der andere Teil verzweifelt versucht ihn daran zu hindern. Er hinterlässt an jedem Tatort verschlüsselte Nachrichten, um dem Kommissar zu helfen, ihn zu fassen. Dieser wird von dessen Psychiaterin begleitet. Gemeinsam versuchen sie die Fälle aufzuklären, aber es verstrickt sich immer mehr in Unklarheit und jeder Hinweis, den sie haben stellt sich als falsche Fährte heraus. Schließlich ist nichts so wie es scheint.“

-„Wow, das klingt ja total spannend!“

„Ist es auch, deswegen würde ich auch sehr gerne weiterlesen!“

Nach einer kurzen Pause, wagte ich es wieder zu sprechen: „Darf ich?“

„Nein~“, antwortete Lena mir frech zuzwinkernd. Dieses unverschämte Furby! Zu allem Überfluss tauchte auch Grzegorz wieder auf. Er rief einige Male den Namen 'Siggi'. Ich brauchte einige Zeit, ehe ich kapierte, dass er mich damit meinte.

„Ich heiße Sergej.“, sprach ich ernst. „Nicht Siggi.“, sprach ich weiter.

Grzegorz seufzte darauf leicht, während er mich belächelnd ansah: „Schon klar, aber jeder braucht doch einen Spitznamen!“

„Ich nicht.“, erwiderte ich, „Siggi ist kein Spitzname für Sergej.“

„Aber mir viel kein anderer ein, der zu Sergej passen würde. Außerdem hat außer Dir schon echt jeder einen Nick – pass auf! Ich bin Levi, Tobias ist Tobi, Vincent ist Vince, Robert ist Rob oder Robbie oder Jackie oder Roberto, Neelie ist Lily oder Nel, Shinji ist Shinjin und sogar Lena hat schon einen Spitznamen!“

„Len!“, klärte Len mich freundlicherweise auf.

„Ich heiße nicht Siggi.“, verharrte ich weiterhin auf meiner Position. „Und hast Du nicht Juni vergessen?“

Juni hatte zwar einen Spitznamen, aber außer mir wusste ja niemand von diesem. Nicht einmal Juni selbst. Und das war auch gut so. Grzegorz lächelte jedoch einfach nur lieb und sagte: „Juni an sich ist schon so ein niedlicher Name, dass keine Verniedlichung mehr notwendig ist!“

Nun, ich schätze wenn die Trägerin jenes Namens 24/7 mit dem Ausdruck des Untergangs herumlief, war ein derart niedlicher Name nötig, um das auszugleichen.

„Siggi, würde es Dir eigentlich weh tun, wenn man gegen Dein Sixpack schlagen würde?“, ich wusste ganz ehrlich nicht, welcher Teil dieses Satzes mich am meisten schockierte.

„...Ich...weiß nicht....ich habe mir noch nie gegen meinen Bauch geschlagen.“, antwortete ich so gefasst wie ich nach zwei Tagen mit dieser irren Selbsthilfegruppe nur sein konnte.

„Darf ich das mal versuchen??“, fragte Lena begeistert. Ich verneinte ihre Anfrage umgehend, aber das schien sie nicht daran zu hindern, noch weitere hundert Male zu fragen.

„Du kannst es mal bei mir versuchen!“, ertönte plötzlich die heroische Stimme, die mich von meiner Bedrängnis erlösen sollte. Tatsächlich glich Tobias Pose in dem Moment der eines Helden. Oder der von Peter Pan.

„Schnucki, tut mir leid, Dir das sagen zu müssen, aber Du hast da kein Sixpack.“, entgegnete Lena ihm auf sein Angebot, „Du hast da bestenfalls einen minimalen Schwabbel.“

„Ha! Lass Dich nicht täuschen! Mein Sixpack liegt darunter! Mein Schwabbel schützt es bloß vor äußeren Einflüssen!“, erwiderte Tobias ihr selbstsicher. Tatsächlich ließ Lena einen Moment von mir ab, offenbar um sich selbst zu überzeugen. Tobias in seiner Peter Pan-Haltung, auf alles gefasst, hielt Lenas Testschlag allemal stand.

„Wow, Du hast ja Recht!“, rief sie dann begeistert.

„Haha! Ich bin Sir Waschbrett Hasselhoff!!“, bitte mach, dass sie endlich aufhören...!

„Aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem hergekommen...“, gab Sir Waschbrett Hasselhoff zu. „Wir haben einen Wasserball mitgenommen und ich wollte fragen, ob ihr Lust habt, mitzuspielen? Wäre cool, wenn wir alle dazu animieren könnten! Je mehr desto lustiger.“

Grzegorz und Lena waren sofort Feuer und Flamme für die Idee. Ich tastete unauffällig nach meinem Buch mit dem zwiegespaltenen Psychopathen.

„Was ist mit Dir Sergej, magst Du nicht mitmachen?“, hakte Tobias noch einmal genauer nach. Also, ich fand es zwar wirklich gut, wie nett und sozial er doch war, aber dabei konnte er doch mich getrost außen vorlassen?

„Ehrlich gesagt, bin ich nicht so der Typ, der im Wasser Spaß hat.“, versuchte ich behutsam auszudrücken, dass ich nicht wirklich Lust hatte mitzuspielen.

„Wieso, kannst Du nicht schwimmen? Oder hast Du Angst vor Wasser? Wasserallergie vielleicht?“, fragte Tobias weiter. Mann, der war ja echt hartnäckig.

„Das nicht, aber...“

„Na, dann gibt es ja keine rechte Entschuldigung für Dich, nicht mitzuspielen, nicht?“ - hey, hey, hey. Immer langsam, Skaterboy!

„Aber...ähm...“, mir gingen langsam die Argumente aus. Ich musste also einen Kompromiss finden!

„Wie wär's, wenn ihr erst mal alleine spielt und ich dann zu einer späteren Runde dazukomme? Ich bin gerade an einer echt spannenden Stelle in meinem Buch und würde sehr gerne...“

„Die Psychiaterin ist die Psychopathin!“

Völlig fassungslos blickte ich in das Angesicht von Lena, deren Mund es war, aus welchem dieser Satz gerade kam.

„....Wie...?“

„Das Buch was Du liest. Ich habe es letztes Jahr gelesen. Die Psychiaterin ist die Täterin.“

Ich war immer noch total schockiert und überwältigt. Zu was war diese Frau bitte im Stande?!

„Eh, nein, aber...Aislín ist doch ein Mann...?“, gab ich verwirrt zurück. Ich konnte ihr nicht glauben. Ich wollte ihr nicht glauben.

„Das ist das was Du denken sollst! Red Herring und so. Du meintest doch selbst, dass man immer wieder auf falsche Fährten gebracht wird und in dem Buch nichts so ist, wie es zunächst scheint. Aber ich kann verstehen, dass Du es nicht glauben kannst, ich war auch so schockiert, dass ich die ganzen letzten fünf Kapitel nochmal lesen musste, ehe ich es ansatzweise fassen konnte! Echt ein großartiges Buch.“

Ich sah Lena mit einem angewiderten Blick an: „Du bluffst doch!“

Sie entgegnete mir aber nur ein verschmitztes Lächeln. Aber dann sprach sie doch noch weiter: „Übrigens, was die Beziehung zwischen dem Kommissar und der Psychiaterin betrifft. Wir alle kennen ja die Gefühle, die er für sie entwickelte. Daher ist das Ende auch wirklich total...“

„STOP! Ich will das nicht hören!!“, rief ich verzweifelt. Sie war unglaublich. Sie war...skrupellos. Sie hatte mir mein Buch verdorben...!

„Hey Sergej...“, immer noch total erschüttert blickte ich auf. Tobias sah mich etwas mitleidig an, lächelte aber kurz darauf.

„Wenn ich es schaffe auch noch Neelie, Juni und Shinji zu überreden mitzuspielen, machst Du mit, okay?“

Ich war eigentlich nicht mehr ansprechbar aufgrund der Tatsache, wie rapide sich die Dinge gerade entwickelt hatten. Aber ich nickte einfach stumm. Diese Frau hatte mich gebrochen. Ein türkises Gesundheitsamt-Furby hatte mich gebrochen!

Nachdem ich mein innerliches Weinen beendet hatte, fing ich an mir Sorgen um Tobias zu machen. Mir war nämlich jetzt erst aufgefallen, was er da eigentlich gesagt hatte. Und zeitgleich viel mir auf, dass es ziemlich gefährlich werden konnte, sich Juni bis auf Weiteres zu nähern. So verfolgten Grzegorz, Lena und ich aus sicherer Entfernung gespannt das Geschehen.

Tobias ging schnurstracks zunächst auf Neelie und Juni zu. Freundlich lächelnd wie immer, sprach er sie dann an. Aus dieser Distanz konnten wir nicht eindeutig heraushören, was genau er sagte, aber durch die Gestik und Mimik konnten wir uns ungefähr ein Bild machen. Lena versuchte sogar das ganze zu synchronisieren:

„Oh, Neelie~ Du bist so süß, geh bitte mit mir aus!“

„Lass das!“, wies ich sie genervt zurecht. Sie imitierte zeitgleich auch Tobias Gestik in einer wirklich übertriebenen Weise. Das war ziemlich nervig.

„Was?! Sag mir nicht, dass Du in Neelie verknallt bist, Siggi!!“, reagierte sie entsetzt.

„Ich bin in überhaupt niemanden verknallt! Und nenn' mich nicht Siggi!!“, keifte ich zurück. Sie blieb allerdings immer noch nicht ruhig:

„Das will ich auch für Dich hoffen, Mister! Du gehörst mir, kapiert?!“

-„Was?“

„Ach, nichts.“

„Hey ihr zwei! Seid mal leise!“, verbot uns nun Grzegorz den Mund. Also, echt, wenn Grzegorz uns schon...wow. Ach...ich meine...ach, Du meine Güte.

Ich kam immer noch nicht ganz darauf klar, was hier eigentlich gerade vor sich ging. Um mich abzulenken verfolgte ich wieder das Geschehen um Tobias, Neelie und Juni. Diese unterhielten sich nämlich immer noch. Es schien, als hätten die beiden Mädchen ebenfalls kein Interesse daran, Wasserball zu spielen. Wobei es ein wenig so wirkte, als sei Neelie einfach bloß schüchtern und Juni einfach Juni. Vielleicht traute Neelie sich aber auch nicht konkret abzulehnen, die drei diskutierten irgendwie ziemlich lange. Juni schien schon langsam ungeduldig zu werden, denn man sah ihr an wie ihr Blick immer giftiger wurde. Doch gerade in dem Moment, als Grzegorz, Lena und ich anfingen zu debattieren, ob es nicht gut wäre da vielleicht einzuschreiten, ehe Tobias von Juni vernichtet wurde, verschwand die Bedrohung aus ihrem Gesicht urplötzlich. Sowohl Neelie, als auch Juni standen auf und folgten einem mehr als zufriedenen Tobias.

Wir werden wohl nie erfahren, wie Tobias das jetzt eigentlich angestellt hat. Wobei mich das ehrlich gesagt unheimlich stark interessieren würde. So oder so wird er in die Geschichte eingehen, als Held der Juni Falk das Wasser reichen konnte.

Die drei waren mittlerweile bei uns angelangt und Lena begrüßte die Mädchen freudig, als seien sie ihre besten Freundinnen. Ganz ehrlich, wie lange war sie jetzt eigentlich da? Und Juni? Juni schien auch nichts gegen Lena zu haben. Tatsächlich war ihre Mörderaura noch nicht zurückgekehrt. Konnte es vielleicht sein, dass sie tastächlich einfach nur ausnahmsweise schlecht drauf war?

Kurz darauf viel allerdings ihr Blick auf mich und alles verfinsterte sich wieder.

Offen gesagt fühle ich mich jetzt langsam wirklich hochgradig diskriminiert.

„Okay, Vince und Jackie meinten, sie würden auch mitspielen. Dann fehlt jetzt nur noch Shinji!“, äußerte Tobias und wollte gerade losgehen.

Ich zuckte währenddessen zusammen, denn ich spürte urplötzlich etwas sehr Kaltes an meiner rechten Schulter aufkommen und wie es langsam meinen Rücken herabfloss.

„Vince, Du Honk! Das war mein Eis!“, hörte ich hinter mir. Wenigstens wusste ich jetzt, was es denn nun eigentlich war, was so unangenehm an meinem Rücken klebte. Und auch wem ich das aller Wahrscheinlichkeit nach zu verdanken hatte.

Ich drehte mich um und war wirklich überrascht, wie beherrscht ich doch war. Ich meine ja, ich machte Juni mit ihren Blicken wahrscheinlich schon Konkurrenz. Das merkte ich daran, dass Grzegorz und auch Tobias vorsichtig von mir zurückwichen. Aber andererseits, fing ich nicht zu brüllen an, machte nichts kaputt und grün wurde ich auch nicht. Also war doch noch alles super, oder?

„Sorry, Sergej. War keine Absicht.“, sagte Vincent als er mit Robert immer näher auf uns zuschritt. Dabei hatte er mit Roberts Meckerattacken zu kämpfen.

Keine Absicht? Wer soll Dir das bitte glauben?! Hä?! Ich antwortete einfach nicht auf seine schon unverschämte Aussage und ignorierte die halbherzige Entschuldigung. Bei all der Spannung, die sich gerade in mir aufbaute, konnte er mir wirklich dankbar sein, dass ich es dabei beließ. Ich spürte noch einen sanften Druck an der Stelle, an der das Eis gelandet war. Als ich meinen Kopf zur Seite drehte, sah ich wie Lena freundlicherweise das Eishörnchen, welches wohlgemerkt zuvor noch an meinem Rücken geklebt hatte, entfernt hatte. Sie lächelte mich peinlich berührt an und trat dann auch zwei oder drei Schritte zurück. Ich schätze, man konnte mir meine Gereiztheit wirklich deutlich anmerken! Sie schien es sich nicht verscherzen zu wollen. Hatte sie etwa Angst, weil sie mich zuvor gespoilert hatte, würde sie die erste auf meiner Liste sein?

Ich seufzte einmal tief und versuchte damit so viel Spannung wie möglich abzulassen.

„Ich geh mal kurz ins Wasser...“, bemerkte ich leise, zwar immer noch genervt, aber nicht mehr in Zerstörerstimmung. Das war doch alles blöd. Ich wollte von Anfang an nicht an den Strand und jetzt musste ich sogar in dieses doofe Wasser. Allerdings schien mich da doch jemand daran hindern zu wollen.

„Sergej, Du willst das doch nicht im Meer abwaschen, oder?“, fragte Tobias, mutig genug, mich als erster anzusprechen. Ich sah zu ihm und antwortete knapp: „Doch, stell Dir vor, genau das war mein Plan.“

Allerdings schien ihm meine Antwort alles andere als zu gefallen.

„Nein, Sergej! Das darfst Du nicht!! Denk an die Umwelt! Denk an das arme, ohnehin schon überbelastete Klima! Gehe nicht zur Dunklen Seite der Macht über, wenn Du alles mit einer einfachen Dusche lösen kannst!!" - ganz ehrlich. Gerade hielten noch alle Abstand und jetzt traute der Sozialo sich schon so was. Na ja, soll mir Recht sein. Ist ja nicht so, dass es mir gefallen würde, abschreckend auf andere zu wirken.

Wieder im Text; vielleicht mag ich etwas abgestumpft erscheinen, aber war diese flehentliche Bitte nicht etwas überzogen? Ich meine, ich hatte jetzt lediglich etwas Eiscreme quer über den Rücken verteilt und keinen radioaktiv-verseuchten, chemisch-giftigen Biomüll. Und wenn dem so wäre, würde ein kurzer Sprung ins Meer nicht genügen. Eine einfache Dusche würde ebenfalls nicht genügen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob eine Spezialmaßnahme der Seuchenschutzbehörde in diesem Fall genügen würde! Aber wie gesagt, handelte es sich bloß um Eiscreme. Und weshalb wurde ich jetzt auch schon mit Darth Vader gleichgestellt, bloß weil ich dieses Bisschen verflüssigte, nicht-verstrahlte und absolut unbedenkliche Milchspeiseeis am Strandufer abwaschen wollte? Wie sollte denn dadurch die Umwelt belastet werden? Das einzig Belastende an diesem Eis war höchstens der Kaloriengehalt!

Nun...aber Tobias sah mich mit diesem eindringlichen Blick, mit dem puren Ausdruck des Terrors an. Als würde ich von einem ganz netten Kerl zum schrecklichsten Menschen der Welt werden, würde ich jetzt ins Wasser gehen.

...Ich fand das jetzt zwar ziemlich überzogen und nachvollziehen konnte ich es auch nicht wirklich, aber man musste sich ja jetzt nicht mehr Feinde machen, als man ohnehin schon hatte. Und gemein sein wollte ich auch nicht, ich meine es war jetzt kein Weltuntergang, die Duschanlage zu benutzen.

Also seufzte ich, als Zeichen meiner Kapitulation, und bewegte mich Richtung Duschanlage. Ich konnte immer noch Tobias unterstützenden Anfeuerungsrufe weit hinter mir hören. Rufe wie „Sehr gut! Ich wusste, dass Du zur guten Seite gehörst!!" und „Lass Dich nicht von Deiner Wut bestimmen!".

Der Junge hatte eindeutig zu viel Star Wars geguckt.

Ich ging weiter bis ich in nicht allzu weiter Entfernung ein containerähnliches Gebäude erblickte. Nach einigen weiteren Schritten erkannte ich auch ein kleines Schild mit einem aufgedruckten Duschkopf. Kein Zweifel, ich hatte die Duschanlage gefunden! Sehr gut! Gerade als ich merkte, wie die lauwarme, klebrige Pampe von Softeis an Stellen rutschte, an denen sie mir alles andere als lieb war, erreichte ich die Tür.

Nachdem ich eingetreten war drängte sich sofort ein stechender Geruch von Chlor und Wasser in meine Nase. Wasser an sich hatte jetzt vielleicht keinen Eigengeruch, aber irgendwie hatte dieser ätzende, stechende Duft etwas wässriges in sich. Meinen Geruchssinn ignorierend ging ich weiter. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass Chlor an sich eigentlich keinen spezifischen Geruch hatte, sondern erst zu riechen begann, wenn er mit bestimmtem Schmutz oder Flüssigkeiten in Verbindung geriet. Ehrlich gesagt wollte ich darüber nicht weiter nachdenken und legte diese Behauptung einfach als auf ausschließlich Wikipediaartikeln fundierte Aussage ab.

Übrigens war ich allein, was ich nur begrüßen konnte! So hatte ich Gelegenheit mir eine Kabine auszusuchen, welche vom Geruch her nicht so aggressiv war, wie die meisten anderen. Ganz nebenbei bemerkt war hier alles voller Sand. Ja, Überraschung, Sergej! An einem Strand wäre nicht einmal ein Wahnsinniger mit realitätsverzerrter Wahrnehmung darauf gekommen, Sand vorzufinden! Schon klar, aber ich wunderte mich einfach, wie viel von dem Zeug hier herumlag. Ich meine, ein grober Teil dieser feinkörnigen Masse musste doch von dem Wasser, das aus den Duschköpfen trat wieder weggespült werden, oder?

Na ja, eigentlich war das auch egal. Ich wollte hier drin nicht mehr Zeit verbringen, als unbedingt notwendig, also stellte ich mich unter eine vergleichsweise geruchsneutrale, sandfreie Dusche und entfernte die Eispampe von meinem Rücken. Zu meinem Ärgernis musste ich feststellen, dass dies nicht so einfach war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch musste ich unzufrieden feststellen, dass mein Rücken nicht das Einzige war, an dem dieses Zeug klebte. Alles andere als amüsiert musste ich feststellen, dass das Meiste auf meiner Badehose gelandet war. Nein, wie ärgerlich!

Also...ernsthaft, das war wirklich ärgerlich. Ich weiß nicht, ob das immer so klar wird, wenn ich versuche ironisch zu sein oder etwas ernst meine. Soll ich das demnächst immer einleiten? Na ja, wie dem auch sei, diesmal handelte es sich nicht um Ironie.

Da ich nicht wirklich erkennen konnte, ob meine Badehose jetzt sauber war und ich jetzt auch nicht wirklich Lust hatte, mich wie ein Schlangenmensch zu verrenken, tat ich etwas, was ich im Anschluss zunehmend bereute. Aber da ich offenbar ein sehr naiver und zugleich auch sehr dummer Mensch war oder vielleicht sogar bin, tat ich es einfach ohne mögliche Konsequenzen abzuwägen.

Für alle die schon eine Vorahnung haben - ja, ich zog meine Badehose aus. Ja, ich kam kurzerhand auch auf die glorreiche Idee mir ein paar Papierhandtücher vom naheliegenden Bereich zu holen, um den Softeisrest von eben jener Badehose zu entfernen. Ja, ich ging ohne meine Badehose, da ja alles innerhalb des Containers und ich ja alleine war. Und ja, ich stellte bei meiner Rückkehr schockiert fest, dass meine geliebte Badehose nicht mehr da war, wo ich sie vorzufinden gehofft hatte.

Ich weiß, ich bin unglaublich schlau!

Warum zum Geier passierte mir so etwas?! Warum?! Warum?!

Es gab jetzt zwei Möglichkeiten, die eine Antwort auf meine verzweifelte Frage boten. Ich war mir aber nicht sicher, welche mir lieber war. Möglichkeit Nummer eins wäre, dass meine Badehose während meiner kurzen Abwesenheit von dem Gemisch aus Chlor, faulem Wasser und anderer Bestandteile, die ich nicht zu identifizieren wage, befallen wurde, und sich mit Hilfe dieser interessanten mikrobiologischen Lebensformen davongestohlen hat.

Die zweite, wesentlich wahrscheinlichere Überlegung wäre, dass ich doch nicht so ganz allein war, wie ich es zunächst annahm und mir irgendein wahnsinniger Sadist die Badehose geklaut hat. Aber ehrlich; wer stiehlt denn bitte Badehosen?! Als würde ich Geld oder sonstige Wertsachen mit in eine Dusche nehmen! Meine Badehose hatte noch nicht einmal Taschen! Die hatte einen aufgedruckten Hai, das war ziemlich cool! Aber keine Taschen!!

Okay, es mag unlogisch gewesen sein, den Hai jetzt extra an dieser Stelle zu erwähnen, aber ich fand das ziemlich cool. Das war meine Lieblingsbadehose! Und jetzt hatte sie irgend so ein delinquenter Irrer! Ja, ich sollte in so einer Situation wohl besser andere Dinge tun, als meiner Badehose nachzutrauern. War ja immerhin nur ein Stück Stoff. Allerdings war dieses Stück Stoff die einzige Möglichkeit für mich, jemals aus dieser Dusche zu kommen und nach draußen zu gehen. Mir kam gerade der Gedanke, dass es dem Badehosendieb vielleicht ja gar nicht darum ging, an Geld oder Ähnliches zu kommen, sondern einfach darum, mich in diese missliche Lage zu bringen. So ein kranker Psychopath!

Ich ging vorsichtig in dem kleinen Duschhaus umher. Nur um sicherzugehen, dass ich Möglichkeit Nummer eins auch wirklich hundertprozentig ausschließen konnte und meine Badehose nicht doch noch hier irgendwo herumlag. Enttäuscht musste ich Möglichkeit Nummer eins widerlegen.

Da stand ich nun. An einem Sommertag, an einem kanadischen Strand in einer Duschanlage. Im Adamskostüm und ohne eine Idee, was ich nun hätte tun können.

...Ich schätze, das ist ein persönlicher Rekord im Versagen. Ehrlich, das toppt alles, was mir bisher passiert ist. Und mir ist schon viel Unglückliches, unglaublich Dummes passiert! Vielleicht sollte ich demnächst mit einem Tagebuch anfangen. Dann kann ich all diese grauenhaften Dinge dokumentieren. Was das für einen Zweck erfüllen soll, muss ich mir noch überlegen, aber das tue ich später. Jetzt konzentriere ich mich einfach darauf, dass ich irgendwann dieses Tagebuch anfange. Und wenn ich es anfange, muss es ja bedeuten, dass ich irgendwann, mit einem annehmbaren Stück Stoff bekleidet, diesen ätzenden Sandkasten verlassen würde. Genau das bedeutete es. Man musste immerhin positiv bleiben!

Ich hatte versucht mir einzureden, dass es gar nicht wichtig war, zu erörtern wie ich hier rauskommen würde. Ich wollte mich einzig und allein auf die Tatsache konzentrieren, dass ich hier rauskommen würde. Alles andere wollte ich als unwichtig abstempeln und abhaken. Aber da ich offenbar nicht leben kann, ohne mir in irgendeiner Hinsicht Sorgen zu machen, lehnte ich es ab, meine eigenen Lifecoach-Anweisungen zu befolgen. Folglich wurden zahlreiche Schreckensszenarien vor meinem geistigen Auge lebendig: Was, wenn ich doch keine Möglichkeit finde hier raus zu kommen? Was, wenn ich hier zwar rauskomme, aber ohne jegliche Kleidung? Was, wenn der Strand 24/7 von unzählbaren Menschenmassen belagert ist? Was, wenn der Strand zum Abend hin zwar menschenleer ist, ich auf dem Weg nach Hause aber von der Polizei oder sonst wem gesichtet und gleich als Sittenstrolch festgenommen werde? Was, wenn ich festgenommen werde und dann selbst in der Zelle auch keine Kleidung bekomme?!

Mein Was-wäre-wenn-Theater setzte sich in einer nach unten gewölbten Spirale fort und ich muss anmerken, dass ich wirklich erstaunt bin, wie lange ich mir in dieser Situation den Kopf zerbrechen konnte. Einerseits durch die Tatsache, dass (glücklicherweise) niemand das Bedürfnis zu haben schien, hier zu duschen. Andererseits auch, dass ich es schaffte ein Worst Case-Szenario nach dem anderen raus zu hauen, ohne etwas Produktives dabei hervorzubringen, was mir bei der Lösung dieses Problems helfen könnte.

Aber wenn wir ehrlich sind: Ich war nackt, ich hatte keine Möglichkeit, irgendwie um Hilfe zu rufen und MacGyver war ich auch nicht. Was für Aussichten hatte ich denn da bitte??

Da mein Kopf ja so gerne nachsinnt und es einfach nicht lassen kann nachzudenken, selbst wenn ich ihn anflehe jenes zu tun, versuchte ich meine Gedanken wieder etwas umzulenken.

Der Chlorgeruch wurde allmählich intensiver. Zumindest hatte ich das Gefühl ihn nun noch stärker wahrzunehmen als vorhin. Das war schon beinahe ironisch; Eiscreme im Meereswasser ist umweltschädigend, aber Chlor am Strand ist unbedenklich?! Es war mir schon klar, dass diese Hygieneeinrichtung irgendwie sauber gehalten werden musste. Aber so wie es mir schien hatte man gleich eine Jahresdosierung an chemischen Reinigern auf diese Fliesen geklatscht! Aber natürlich würden alle Meereslebewesen und das Klima und überhaupt das ganze Ökosystem einen erheblichen, irreparablen Schaden nehmen, hätte ich diese 200ml geschmolzenes Softeis im Ozean abgewaschen! Und Vorsicht: Das war - ironisch!

Dieser ignorante, unvernünftige, jedibessesene, pseudosoziale Hummel-Skater-Sunnyboy-Typ!! Das war alles bloß seine Schuld!! Nein, nein, das ist Quatsch. Das ist alles meine Schuld, wer ist denn bitte so dämlich und lässt seine Badehose einfach liegen...Ich habe den Auswahltest für mein Gymnasialstipendium ohne größere Probleme bestehen können, aber um auf die simple Idee zu kommen, meine Badehose nicht außer Augen zu lassen fehlte es mir offenbar an gesundem Menschenverstand.

Mir fiel nun wirklich nichts mehr ein. Weder was ich tun könnte, um das Problem zu lösen, noch ein Worst Case-Szenario, in das ich mich stürzen konnte. War das etwa ein Symptom von Burnout? Wenn ich sogar schon keine Kraft mehr hatte, die mich verfolgenden negativen Gedanken zuzulassen? War meine Situation wirklich ausweglos...?

Gerade als ich mich mit meiner verzweifelten Lage abzufinden versucht hatte, nahm ich ein klopfendes Geräusch war, woraufhin ich eine Stimme reden hörte:

„Hey Siggi, bist Du immer noch da drin?“

Eine leichte Welle von Schock überkam mich, als ich mir nicht sicher war, ob dies nun der Realität entsprach oder ich nun doch zu halluzinieren angefangen hatte.

„Grzegorz?!“, rief ich vielleicht etwas zu laut.

„Willst Du nicht langsam mal rauskommen? Du bist schon 'ne ganze Weile da drin, wir haben uns gewundert...“, redete er weiter und mit jedem Wort wurde ich mir sicherer, dass da tatsächlich Grzegorz draußen stand. Ganz ehrlich...ich war...noch nie so froh diese präpubertäre, quirlige Stimme zu hören! Ich könnte Freudensprünge machen!! Es war ihnen aufgefallen, dass ich fehlte!! Ich musste nicht in dieser chlorverseuchten Sanddünen-Dusche sterben!!! Einen Moment dachte ich wirklich, ich würde anfangen zu heulen.

„Grzegorz!! Du bist da!“, rief ich halb in Verzweiflung und halb erfreut.

„Ja!“, rief er freudig. „Kommst Du jetzt raus?“

Ich verstummte umgehend.

„Siggi...?“

„Ich...“, fing ich zunächst zögerlich an, „...ich kann nicht...“

„Warum denn nicht? Was ist los?“

„Nun...“, ich war zwar froh, dass er jetzt da war, weil das bedeutete, dass ich die Angst eliminieren konnte, hier unbekleidet in dieser dubiosen Sanitäranlage zu verenden. Allerdings war die Situation dennoch peinlich und...ganz ehrlich...wie sollte ich das bitte erklären? Ich meine, wer verliert denn schon bitte seine Badehose beim Duschen?! Das ist doch einfach nur beschämend!! Aber irgendwie musste ich es erklären, sonst würde ich hier vielleicht am Ende doch noch verrecken.

„Also...wie soll ich sagen...ähm...“

„Was ist denn los?“, versuchte Grzegorz mich zum weiter reden zu animieren, aber es half nicht wirklich viel.

„Äh...na ja, ich hab...hier so ein kleines...Problem.“

-„Ein...Problem?“

„Eher ein Problemchen?“

-„Aha. Und...was genau ist dieses 'Problemchen'?“

„Haha! Nun, äh...also....um ehrlich zu sein....“, ich konnte mich nicht wirklich überwinden, es konkret auszusprechen. Aber zu meiner Überraschung war wohl auch Grzegorzs Geduld begrenzt.

„Sergej, was ist los? Hast Du Deine Tage gekriegt oder was?“, wow.

Nein, ehrlich ich war schockiert. Ich wusste nicht, dass Grzegorz, so freudig und gesellig er doch war, auch so eine gehässige Seite hatte! Und vor allem wie er das gesagt hatte! Ich war einfach nur baff.

„Ähm...nein. Das nicht.“, antwortete ich immer noch nicht vollends fähig zu fassen, was der blonde Entengeneral da gerade von sich gegeben hatte.

„Was denn dann? Kannst Du nicht endlich rauskommen?“, fragte er ungeniert weiter. Er war wirklich dreist und unsensibel, das möchte ich mal an dieser Stelle gesagt haben.

„Ähm...ich bin mir nicht sicher, ob das so jugendfrei wäre.“, gab ich zu. Konntest Du Dir jetzt endlich einen Reim darauf machen?! Tatsächlich war Entengeneral Grzegorz erstaunlich gut im Raten.

„Hast Du Deine Badehose verloren, oder wie?“

-„Fast.“, erwiderte ich nun in einem dreisten Ton.

„Du hast Deine Badehose fast verloren?“

-„So ähnlich, ja.“

Schweigen von beiden Seiten.

„Sergej...?“

-„Ist ja gut! Okay, die Sache ist folgende...“, ich beschrieb Grzegorz den Verlauf. Wie der tückische Softeisrest nicht von meiner Badehose weichen wollte, wie ich unachtsam handelte, wie ich Szenarien durchlief, ob meine Badehose entweder geflüchtet oder gestohlen worden sei und wie ich jetzt ziemlich eingeschränkt in dieser Situation auf Hilfe angewiesen war. Die Reaktion, welche auf meine Ausführungen folgte kam recht überraschend, war allerdings doch irgendwo zu erwarten. Grzegorz fing hinter der Tür lauthals zu lachen an. Ich weiß wirklich nicht, wie lang er brauchte, um sich wieder einzukriegen, da es kurzzeitig auch so schien, als würde er ersticken....Nun mach mal halblang, Kurzer.

„Haha..ha...oh, nein Sergej, das ist nicht wahr.“, entgegnete Entengeneral Grzegorz endlich etwas Verständliches, nachdem sein Haupt-Lachflash vorbei war. Was denkst denn Du? Ich wünschte mir, dass dies nicht wahr sei, aber leider sah die Realität anders aus.

„Denkst Du, ich würde hier freiwillig seit einer halben Stunde in diesem Bunker stehen?“, gab ich, nun deutlich genervter, zurück. So sehr ich mich anfangs gefreut hatte, Grzegorzs Stimme zu vernehmen, so sehr wurde mir bewusst, wie sehr sie mich doch eigentlich molestierte. Offenbar waren meine zunehmends gereizten Attribute nun sogar für Grzegorz erkennbar:

„Okay, okay. Alles mit der Ruhe! Ich habe vorhin an der Promenade einige Strandshops gesehen. Einer von ihnen wird sicher auch Badehosen verkaufen. Ich gehe Dir eben eine besorgen, während Du hier wartest!“

-“Das...das wär echt nett...“, gab ich weniger genervt zurück. Allerdings sollte mein Gemüt nicht lange beschwichtigt bleiben.

„Alles klar! Mach Dir keine Sorgen, Siggi! Ich bin gleich wieder da. Lauf ja nicht weg!“, autsch. Kurz nachdem er den letzten Satz geäußert hatte, konnte ich wieder ein prustendes und äußerst amüsiertes Kichern hören. Das Lachen distanzierte sich, daraus schloss ich, dass Grzegorz während seines Abganges munter weiter lachte. Der Typ war ja richtig fies. Wo sollte ich den bitte hinlaufen, hm?! Aber genau das war es, was ihn so sehr amüsierte – dass ich gar keine Möglichkeit hatte wegzulaufen und er dennoch seinen ach so lustigen Scherz raus haute! Dieser Giftzwerg!!

...Allerdings machte Giftzwerg sich in diesem Moment auf, mich aus meiner brenzligen Situation zu retten. Gut, das war wiederum nett. Aber er musste doch nicht auch noch Salz in die Wunde streuen, selbst wenn er mir half!

Ich verbrachte also weitere zahlreiche Minuten des Wartens in der äußerst interessant riechenden Sandkasten-Duschanlage. Dieses Mal aber mit der Hoffnung erfüllt, bald endlich raus zukommen. Dennoch änderte dies nichts an der Tatsache, dass ich ziemlich ungeduldig wurde. Ich möchte ja jetzt nicht behaupten, dass mir langweilig wurde...ich denke Langeweile ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann. Vor allem nicht in meiner jetzigen Situation...aber...ich hatte wirklich keine Lust mehr in dieser Einöde von Sanitärhaus zu vergammeln!

Gerade als ich zu berechnen anfing, wie lange Grzegorz wohl bei seinem Tempo zur Promenade und wieder zurück brauchte, nahm ich war, wie die schwere Tür zur Sanitäranlage langsam aufgeschoben wurde. Zu Recht kam das Gefühl von beunruhigender Panik in mir auf. Denn vor der Tür stand die letzte Person, die ich in dieser Situation sehen wollen würde.

Lena stand schockiert dar. Ich stand schockiert dar. Wir waren beide total schockiert. Vor Schreck erstarrt war ich kurzzeitig nicht in der Lage, mich zu rühren, also schrie ich in Gedanken den Boden an: Erdboden!! Tu Dich auf! Verschlinge mich! Jetzt!!

Der Boden gab meiner verzweifelten Bitte allerdings nicht nach, weshalb ich doch die Initiative ergreifen musste und Furby die Tür nahezu schon ins Gesicht knallte. Ich war mir nicht sicher, ob die Tür tatsächlich ihr Gesicht berührt hatte und wenn ja, ob es ihr weh getan hatte. Aber ehrlich gesagt war mir das im jetzigen Moment ziemlich egal. Ich hatte mit anderen Sorgen zu kämpfen und war so panisch, dass mir das Herz schon fast aus dem Halse sprang. Mir war auch seltsam übel. Vielleicht war das ja wirklich mein Herz, das raus wollte?

Wenn ihr meint, dass meine Panik nicht überzeugend rüberkäme, der einzige Grund warum ich in irgendeiner Weise ruhig wirke ist, dass ich gerade all meine Selbstbeherrschung zusammen nehme, keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Die Panik, die für euch sichtbar wird äußert sich dann viel mehr in sinnlosem Geschwätz meinerseits. Ich nahm es dem Boden sehr übel, dass er sich nicht aufgetan hatte, als ich ihn so flehentlich darum bat. Aber vielleicht hätte ich ja bitte sagen sollen? ….Seht ihr?

Mittlerweile hatte ich mich übrigens an die Tür gelehnt, damit jener Vorfall sich nicht wiederholen konnte. Als Grzegorz dann endlich kam, musste er klopfen, damit ich überhaupt eine Reaktion zeigte.

„Wo warst Du...?“, fragte ich mit gebrochener und teils vorwurfsvoller Stimme.

„Tut mir leid, aber die Schlange an der Kasse war extrem lang! Du ahnst ja nicht wie viele Leute so einen Strandshop besuchen.“, redete er sich heraus. Nach einer kurzen Pause sprach er weiter: „Ähm, Siggi, kannst Du...ähm, ich weiß auch nicht...die Tür aufmachen?“

„Nein...“

-„...Ähm...Aber wie soll ich Dir denn dann die Badehose geben?“

„Ich weiß es nicht, aber Du kommst hier nicht rein. Hier kommt niemand mehr rein.“

-„Was soll das, hast Du Dich da drinnen jetzt einquartiert, oder wie?“

„Sehr witzig.“

-„Komm, jetzt lass denn Quatsch. Ich stand extra 20 Minuten für Dich in der Schlange, da kannst Du jetzt wenigstens diese Badehose annehmen! Ist ja nicht so, als würdest Du mir einen Gefallen damit tun.“

Grzegorz hatte da zwar Recht. Aber ich war einfach nur fertig. Wirklich, einfach nur fertig. Ich wollte jetzt schon nicht mehr weiter. Er konnte da jetzt zwar nicht direkt was für, aber dies änderte nichts daran, dass ich wirklich einfach nur fertig war!

„Siggi...“

Keine Antwort.

„Hey Siggi, komm, ich weiß dass Du da drin bist!“

„Lass mich einfach in Ruhe! Ich habe die Schnauze voll von euch allen...!“, wenn er mich tatsächlich in Ruhe lassen würde, hätte ich wieder dasselbe Problem wie zuvor. Aber das war mir im Moment ziemlich egal. Ich weiß, dass Herumjammern nichts bringt und an dieser Stelle auch total kindisch ist. Und dass ich es im Nachhinein wohl bereuen würde, so zu sprechen. Aber...aber ich hab echt keinen Bock mehr...

Tatsächlich war es einen kurzen Moment lang still und ich fürchtete, dass es selbst Grzegorz schon zu doof wurde. Aber dann hörte ich wieder seine Stimme. Wieder einmal hätte ich nie gedacht, dass es mich mal so erleichtern würde, ihn reden zu hören.

„...Sag mal, ist irgendetwas passiert, als ich nicht da war?“, er hatte natürlich keine Ahnung. Aber ich würde es ihm auch nicht erzählen. Ich meine...das war ja noch peinlicher, als die Tatsache, dass man mir meine Badehose geklaut hatte! Auf mein Schweigen hin entschloss er den weiteren Part des Redens zu übernehmen.

„Hey, mal ganz nebenbei bemerkt...Ich guck Dir schon nichts weg, okay? Also mach endlich die Tür auf, bitte! Ich will hier nicht bis morgen stehen!“

-„Das ist mir egal! Ich werde diese Tür nicht aufmachen! Niemals!“

„Siggi, mal ehrlich, ich hab das doch auch. Was schämst Du Dich denn so? Das wird langsam wirklich lächerlich.“, es war mir klar, dass Grzegorz nicht wusste, warum ich so herumzickte. Und es war mir auch klar, dass das wohl wirklich lächerlich rüber kommen musste und irgendwie auch undankbar, wenn man bedachte, dass ich derjenige war, dem er aus der Patsche half. Aber indem er das alles so betonte, wurde es auch nicht besser!

„Bist Du einfach nur schüchtern oder was ist los?!“, langsam verlor selbst Grzegorz seine Geduld. Aber Besserung meinerseits war nicht in Sicht.

„Ach, geh doch einfach weg!“, wow, Sergej lehnt sich aber weit aus dem Fenster. Pass auf, wenn Du Dir weiterhin solche Frechheiten erlaubst, verreckst Du wirklich noch in dieser schrecklichen Duschanlage. Tatsächlich musste Grzegorzs Geduldsfaden jetzt endgültig gerissen sein. Ich hörte nämlich, wie er leise seufzte. Ich schätze mal damit ist mein Schicksal in diesem Chlorsandkasten zu sterben besiegelt.

„Okay, hör mal. Mach bitte die Tür auf, ja? Ich will Dir nur die Badehose geben. Ich guck auch nicht hin, wenn Dich das so stört, okay? Versprochen! Also öffne jetzt bitte endlich die Tür.“

Ich war ernsthaft erstaunt wie viel Mühe Grzegorz sich machte, mir zu helfen. Offen gesagt, ich denke ich wäre an seiner Stelle längst abgehauen und hätte die Badehose im Meer versenkt. Oder hätte mich selbst nochmal mit Softeis attackiert. Ich seufzte innerlich und öffnete vorsichtig die Tür, bevor ich mir die Badehose schnappte.

Einige Momente später hörte ich wieder Grzegorzs Stimme:

„Und hast Du sie an? Passt alles?“

„..Ja...“, antwortete ich zögerlich.

„Wie schön! Kommst Du dann jetzt raus?“

Nach kurzem Zögern öffnete ich die Tür und trat schweigend heraus. Mir war die ganze Situation immer noch peinlich und ich schämte mich auch irgendwie, dass ich mich vorhin so kindisch benommen hatte. Vor allem aber schämte ich mich, weil Grzegorz trotz meines Verhaltens immer noch so fröhlich und freundlich blieb wie immer.

„Yey! Du bist raus gekommen!“, gab er ein wenig jubelnd von sich, „Dann lass uns mal zu den Anderen zurück gehen. Die wundern sich schon bestimmt wo wir bleiben!“

Ich nickte und folgte ihm einfach. Bei wie vielen Personen musste ich mich jetzt eigentlich schon entschuldigen? Die Liste wurde ja immer länger...Nun, aber ich konnte ja nun langsam anfangen, sie abzuarbeiten.

„Hey, ähm...Grzegorz.“

„Hah?“

„Ähm, also...tut mir leid, dass ich gerade...so...“, ich suchte noch nach den richtigen Worten. Aber wenn man Grzegorz dabei hatte, brauchte man dies nicht eigenständig zu tun.

„...bockig war? Kratzbürstig? Am PMSing? Rumgezickt habe?“

„Ja, danke, so viele Beispiele waren nicht nötig.“, erwiderte ich meine aufkommende Angenervtheit in Zaum haltend.

„Bist Du sicher, dass Du nicht Deine Tage hast?“

„Ja, Grzegorz! Ich hab's ja verstanden!“, zu meiner Überraschung fing er an leise zu lachen. So, amüsierte es ihn etwa mich derart zu mobben?

„Alles gut, Siggi. Ich bin Dir nicht böse. Ich weiß, dass Du das nicht so gemeint hast.“

„Du...weißt das?“, die Aussage klang etwas gewagt. Vor allem wenn man bedachte, dass wir uns eigentlich kaum kannten, ich meine, wir waren ja erst seit zwei Tagen hier. „Entschuldige bitte, ich finde es ja toll, dass Du mir offenbar keine faulen Beweggründe unterstellst, aber wie kannst Du das so genau wissen?“

Grzegorz sah mich erst etwas fragend an und lächelte dann kurz: „Weil ich glaube, dass Du ein guter und netter Mensch bist.“

Nachdem er diesen Satz raus gehauen hatte, ging er zu Tobias und den Anderen. Wir waren nämlich mittlerweile wieder bei unserem Lagerpunkt angelangt.

...Also...ich weiß, dass diese Aussage ebenfalls sehr weit hergeholt kommt, vor allem weil ich bis jetzt rein gar nichts getan habe, woraus man schließen könnte, dass ich ein guter Mensch sei. Aber...aber irgendwie...freute mich das trotzdem total. Mag sein, dass ich einfach gestrickt bin.

Auch ich ging zu der Truppe um Tobias herum. Keine Ahnung, ich hatte gerade irgendwie Lust, sozial aktiv zu sein. Eigentlich tat ich nichts soziales, sondern gesellte mich einfach nur dazu, ohne etwas zu sagen. Wahrscheinlich wirkte ich eher gruselig. Aber egal.

„Spielt ihr nicht noch eine Runde Wasserball?“, fragte Grzegorz. Tobias schüttelte den Kopf.

„Nee, das Wasser ist auf Dauer echt zu kalt. Die meisten hatten nach einer Runde auch keine Lust mehr. Nur Len schwimmt noch.“, erzählte er beiläufig weiter. Doch dann hob Tobias auf bestimmte Weise seinen Kopf und verwies mit dem Daumen auf Shinji:

„Außerdem muss ich den da jetzt erst mal abziehen!“

Ich schaute mir die Szene genauer an. Tobias, Shinji, Neelie und Juni saßen im Kreis und spielten Karten. Was genau spielten sie denn? UNO? Er wollte Shinji bei UNO abziehen?

Auch wenn es UNO war, Tobias schien bei allem was er tat abzugehen: „Ha! Was sagst Du dazu! Zieh zwei, Du Vereinsspieler, der kein Fußball spielen kann!“ - er ritt wohl immer noch auf dem Namen 'Shinji Kagawa' herum.

Herr Vereinsspieler ließ sich aber nicht beirren und legte desinteressiert die nächste Karte ab, statt zwei zu ziehen.

„Sechs ziehen. Ach ja, und ich wünsche mir blau.“

Während Shinji sein Pokerface bewahrte, waren alle um ihn herum geschockt. Besonders Tobias.

„Das kann doch nicht angehen! Zeig mir Dein Blatt!“

-„Hey, bist Du irre? Ich zeig Dir doch nicht mein Deck. Wir spielen noch. Das wäre voll der Nachteil. Außerdem ist Neelie jetzt dran, also chill.“

„Neelie, lass die Karten unten! Ich will erst sehen, was der da für ein Blatt hat! Das ist doch unglaublich! Niemand hat so einen Run bei UNO!“

Neelie schien unschlüssig zu sein, was sie nun tun sollte. Sie tat mir etwas leid. Wenn man zwischen Shinji, der nun kaum eine Gefühlsregung zeigte und Tobias, der da vor Leidenschaft nur so strotzte, saß und dann auch noch Juni neben sich sitzen hatte, konnte man nur verwirrt sein. Ich wollte ihr erst leicht zulächeln, so als freundliche Geste. Aber ich traute mich dann doch nicht, also ließ ich es bleiben. Also...ich fürchtete, dass das was bei mir rauskam, wenn ich versuchte zu lächeln sie noch mehr verunsicherte, als die momentane Situation es ohnehin schon tat. So, genau so!

„Shinjin! Wir spielen nicht weiter, bis ich Deine Karten gesehen habe!“, pochte Tobias weiter auf sein recht. Wobei, konnte man da wirklich von Recht sprechen? Jedenfalls schien Shinji darüber zu stehen und legte seine Kartenreihe ab. Ich muss zugeben, dass auch ich noch nie gesehen hatte, dass jemand bei UNO so viele gute Karten hatte. Von den vier, die er noch übrig hatte waren zwei 'Vier Ziehen'-Karten, eine 'Zwei Ziehen'-Karte und eine 'Aussetzen'-Karte dabei. Tobias guckte fassungslos auf das Blatt.

„Sag mal, willst Du mich verschaukeln...?“

-„Du kannst sie gern nochmal mischen. Wir können auch weiterspielen, aber erst hinterher. Jetzt hab ich keine Lust. Immer nur zu gewinnen ist langweilig.“

„So viel Glück hat doch keiner bei UNO! Du bist krank! Du bist doch krank! Krank!“

-„Nein, ich bin Shinji, danke.“

Shinjis Gesicht blieb ausdruckslos, das von Tobias dagegen fassungslos.

Neelie sammelte die Karten ein und mischte noch einmal. Wenig später blickte sie etwas zögerlich zu Grzegorz und mir hoch, wobei ich erst vergessen hatte, dass Grzegorz überhaupt neben mir stand.

„Ähm...wenn ihr möchtet, können...können wir auch eine Runde zusammen spielen...?“, sie lächelte mich, ich meine natürlich uns, leicht an.

Es ist eine Unterstellung zu behaupten, dass ich deshalb rot geworden wäre. Ganz recht. Ich werde hier hier gar nichts zugeben. Niemals! (Nur mal so am Rande, danke für eure Fanpost, ich habe mich sehr gefreut! <3)

Juni kam diesem wunderbaren Moment aber natürlich in die Quere: „Lass mal.“

Ich war verwirrt, Grzegorz schien ebenfalls verwirrt zu sein, Shinji hörte wieder Musik und Tobias nahm überhaupt nichts mehr wahr. Neelie war von uns allen wohl die am wenigsten Verwirrte, so sprach sie auch Juni an: „Hm? Hast Du etwa auch keine Lust mehr zu spielen?“

Was wirklich auffiel war, dass Neelie kaum stotterte, wenn sie mit Juni sprach. Wenn sie sich mehr in der Gruppe unterhielt, schien es für sie wie das schwerste der Welt überhaupt von sich aus ein Gespräch anzufangen, oder etwas vorzuschlagen. Warum? Warum stotterst Du bei mir, aber nicht bei Grumpy Girl – Grumpy Cat's Greatest Challenge?! Bitte sag es mir! Aber eigentlich kann mir das ja egal sein. Ganz Recht, es total egal. Schenkt dem keinerlei Beachtung. Und nein, ich bin immer noch nicht rot (aber das heißt nicht, dass ihr aufhören sollt, mir Fanpost zu schicken)!

Ich merkte, wie langsam Vincent und Robert auch wieder zu uns kamen. Robert hatte diesmal je ein Softeis per Hand und ich fragte mich, ob ich nicht lieber in Deckung gehen sollte.

„Hey Sergej! Keine Sorge, eins ist für Dich!“, steckte Robert mir breit grinsend und drückte mir eines der Eishörnchen in die Hand. „Die gehen auf Vinces Rechnung. Wenn wir uns geschickt anstellen, bezahlt er uns vielleicht noch je ein Getränk!“

„Wenn Du Dich geschickt anstellst, landet das Eis vielleicht noch in Deinem Gesicht.“, gab Vince der Grinsekatze zurück.

„Wenn Du damit leben kannst, mir noch eins zu kaufen, hab ich kein Problem damit.“ und damit haben wir wohl einen Gewinner, sehr verehrte Damen und Herren!

Ich schaute blickte wohl immer noch etwas verwirrt drein und dann auf das Eis in meiner Hand. Also, das wäre doch nun wirklich nicht nötig gewesen! Ja, meine Lieblingsbadehose war weg, ich hatte die schlimmsten Minuten meines Lebens in einer verseuchten, alten Zisterne gleichenden Sanitäranlage verbracht und das Mädel, welches sich mir schon ohnehin übertrieben und unnötigerweise an den Hals warf, hatte mich nackt gesehen. Aber ein Eis als Wiedergutmachung war doch nun wirklich zu viel! Nicht so cool und witzig, wie ich mich im Innern fühlte, entgegnete ich: „Okay, ähm...danke.“

Vincent sah danach zu mir. Nachdem er mich kurz gemustert hatte, sprach er dann:

„Sag mal, Sergej. Warum hast Du jetzt eigentlich eine andere Badehose an?“

Dieses Thema musste ja auf den Tisch kommen. Ganz ehrlich, ich war schon so gut drauf, dass ich in Gedanken Witze riss. Aber Du machst mir meine Laune echt jedes Mal kaputt, Patata!

„Wie...meinst Du...“, versuchte ich die Frage etwas zu verharmlosen – aber Prince Charming Ghetto Potato ließ sich nicht täuschen!

„Nein, nein. Mir machst Du nichts vor. Du hattest vorhin noch eine andere an.“, er wendete sich Robert zu: „Er hatte doch so eine coole, mit so 'nem Hai.“

„Oh, ja stimmt! Die war wirklich unglaublich cool!“, stimmte Struwi begeistert zu, während er sein Eis aß. Langsam aber sicher kam ich nicht mehr mit. Bekam ich jetzt wirklich Komplimente?

„Stimmt, mir war das auch aufgefallen, aber ich hatte nichts gesagt, weil ich dachte, Dir könnte das unangenehm sein.“, stimmte nun auch Tobias mit ein. „Ich wollte Dich auch fragen, wo Du die her hast. Die war echt maßlos cool. Das wirkte wie die perfekte Freizeit-Badehose für Rin aus Free!!“

„Oha, Du hast Recht!!“, rief Grzegorz plötzlich völlig begeistert. „Denkst Du, er könnte die Real Life-Version von Rin sein??“

„Naaah...wobei.“, Tobias und Grzegorz fingen an aufmerksam mein Gesicht zu studieren. Und meine Haare. Und auch alles andere. Ich hoffe echt, dass sie nicht versuchen, die Haar-Theorie bei mir anzuwenden.

„Stell Dich ihn mit burgundifarbenen Haaren vor und einer leicht abgeänderten Frisur...“

„Siggi, Du bist RL-RIn!! Ist das nicht cool?!“, wenn ich bloß wüsste wer oder was Rin ist, könnte ich Dir sicher zustimmen, Grzegorz. Zu meinem Ärgernis musste ich aber Patatas leises, unterdrücktes Lachen vernehmen:

„Siggi...! Haha..!“

„Ha, ha, stimmt! Siggi ist ein echt lustiger Spitzname.“, bemerkte Tobias.

„Äh, ich heiße aber nicht...“

„Dann heißt Sergej ab heute Siggi!“, verkündete auch Robert, sein Eis nun schon fertig gegessen habend..

„Halt. Moment, nein!“

„Siggi, dürfen wir Dich verbuddeln?“, machte Grinsepeter erneut von diesem schrecklichen Namen Gebrauch.

„Nein. Und ich habe doch gesagt...“

„Wir können ja Dich verbuddeln, Rob.“, ich gab's auf, mich ließ doch eh niemand ausreden.

„Oh, ja! Da bin ich auch für! Neelie, Juni, Levi, Siggi, ihr seid doch auch dabei?“, Tobias war mal wieder Feuer und Flamme.

„Was ist mit Shinjin?“, fragte Grezgorz.

„Nein, der darf nichts von meinen geheimen UNO-Strategien erfahren, über welche ich mit euch beraten werde!“

Shinji schien das alles recht wenig zu interessieren. Shinji machte einfach sein Ding. Ich denke, ich sollte mir ein Beispiel an Shinji nehmen.

Schließlich waren Tobias, Neelie, Juni, Grzegorz und Vincent damit beschäftigt, Robert im Sand einzugraben. Es wurde recht häufig umstrukturiert, was sie denn jetzt eigentlich genau mit ihm machten. Am Ende einigten sich alle darauf, ihm den Körper einer Meerjungfrau zu geben. Sie waren schon fast fertig. Juni machte immer mal wieder ein paar Schnappschüsse mit ihrer Kamera.

„Und, bin ich hübsch?“, fragte Robert mit einem kecken Grinsen. Eigentlich meinte er damit wohl in erster Linie Juni, die ihn gerade fotografierte, als sei er eine Kandidatin bei America's Next Top Model'. Da diese ihn aber offensichtlich ignorierte, nahm Tobias es in die Hand, ihm auf seine Frage zu antworten:

„Du bist wunderschön. Ich meine, seht euch diese Kurven an! Ich sollte Schönheitschirurg werden!“, sagte er stolz. Da er das ganze zu koordiniert haben schien, wendete er sich noch Neelie und Vincent zu und lobte sie: „Das habt ihr super gemacht! Wir sind ein tolles Team!!“

„Ja, das stimmt. Neelie, ohne Dich hätten wir das nie geschafft.“ - Hey, hey, hey! Charming Potato, Du lebst gefährlich! Spar Dir dieses Lächeln für Deine Karriere in der Zahnpasta-Werbeindustrie! Glücklicherweise machte sich Struwi wieder bemerkbar, dass er befreit werden wollte. So wurde Prince Charming von da an keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Haha!

Ich hatte bei der ganzen Aktion eigentlich nur zugesehen. Auch jetzt betrachtete ich das Geschehen eher aus der Ferne. Ich nahm mein Buch wieder raus. Auch wenn Lena es mir zuvor eigentlich verdorben hatte, ich wollte wissen, ob an ihren Spoilern etwas dran war. Die Psychiaterin...soll Aislín sein...das ist doch lachhaft!

Apropos, wo war die werte Frau meiner Albträume eigentlich? Tobias meinte ja, dass sie noch schwimmen gegangen war. Aber hatte sie echt so viel Ausdauer, das die ganze Zeit über bis jetzt durchzuziehen? Ich saß immer noch allein und ungestört da. So fiel mir recht schnell auf, dass die Antwort auf meine Frage nicht lang auf sich warten lassen sollte:

Ich blickte aufs Meer und tatsächlich sah ich dort einen türkis strahlenden Kopf. Keine Frage, dies musste Lena sein. Sie schien zu winken. Aber von der Stelle an der sie sich gerade befand, sollte sie eigentlich nicht in der Lage sein, aufrecht zu stehen. Winken würde mit gleichzeitigem Schwimmen echt schwierig sein.

...Oh, heck, nein.

Sie, sie war doch jetzt nicht allen Ernstes dabei zu ertrinken...oder? Das konnte doch nicht wahr sein!! Tobias! Wenn irgendetwas an dem dran ist, was Du zuvor über Baywatch und Dich gesagt hast, dann schwing Deinen Hintern zu Furby!! Dein innerer Hasselhoff wird gebraucht! Erweise Dich als würdig, die rote Badehose zu tragen! Die da angeblich ja so rot sein soll wie Deine Seele, was auch immer das bedeuten mag!

Wie ihr euch denken könnt, bat ich weder die Anderen um Hilfe, noch machte ich Tobias auf seinen Auftrag aufmerksam oder holte wenigstens Stefan oder Marié hinzu. Nein, ich rannte selbst Richtung Strandufer um den Hasselhoff zu spielen. Und warum? Ganz einfach, weil ich dämlich war. Und weil ich in dem Moment einfach zu viel Panik schob, um konkret darüber nachzudenken.

Diese Frau machte mich wahnsinnig! Ich wollte keinesfalls in dieses blöde Meer springen! Und jetzt blieb mir wieder keine andere Wahl! Dafür, dass sie mich so eiskalt und grausam gespoilert hatte, hatte sie es sich eigentlich nicht verdient von mir gerettet zu werden! Aber ganz ehrlich, wenn jeder Mensch, der spoilert mit dem Tode bestraft werden würde – wie viele Menschen würden noch auf der Erde wandeln?

Das hier ist zwar nicht Baywatch, aber wer unbedingt will, kann sich von mir aus vorstellen, wie ich in Zeitlupe Richtung Wasser renne. Um das ganze kurz zu fassen, ja, ich schaffte es, sie unbeschadet aus dem Wasser zu ziehen. Ich brachte sie ans Ufer, doch sie schien ihr Bewusstsein verloren zu haben. Ich blickte hektisch umher. Wenigstens Stefan musste doch hier irgendwo sein?! Was war das überhaupt für ein öffentlicher Strand, der keine Bademeister hatte?! Auf der Homepage stand, dass hier Rettungsschwimmer arbeiten würden! Wo waren die denn alle?!

„Dreck, was mach ich denn jetzt?!“, fing ich aus lauter Verzweiflung an zu mir selbst zu sprechen. Doch diese Verzweiflung verschwand, als ich eine Stimme kleinlaut rufen hörte: „Mund-zu-Mund-Beatmung!“

Die Verzweiflung wurde durch Wut ausgewechselt, als mir genau klar wurde, wem diese Stimme denn gehörte.

„Lena, ist das Dein beknackter Ernst?!“, schrie ich sie an. Wenn sie das jetzt tatsächlich alles gespielt haben sollte, hoffe ich dass sie rennen konnte. Irgendwann hörte der Spaß auf.

„Äh-äh, w-wie meinst Du das??“, stellte sie sich dumm. Aber an der Art wie sie sprach merkte ich, dass sie verunsichert war. Da konnte sie mir nicht sagen, dass das völlig grundlos war. Natürlich beantwortete ich ihre Frage. Wenngleich nicht gerade nett. Aber offen gesagt war Nettigkeit das letzte was sie in dieser Situation von mir erwarten durfte.

„Du bist gar nicht bewusstlos!“

„Ehh...doch!“

„...Willst Du mich eigentlich verschaukeln?“, ich sah sie ungläubig an. Sie konnte das doch jetzt nicht wirklich ernst meinen.

„Nein, nein, pass auf! Ich war wirklich bewusstlos! ...Doch dann bin ich aufgewacht und habe gemerkt, dass Du mich in Deinen großen~, starken~ Armen hälst~...und dann bin ich wieder ohnmächtig geworden...“, das ganze erzählte sie zur Hälfte schwärmerisch, zur anderen Hälfte versuchte sie sicherzustellen, dass ich nicht völlig austickte.

Ich muss sagen, dass ich wirklich extrem stolz bin, wie gut ich mich heute beherrscht hatte. Nein, ehrlich. Erst Vincent, dann Lena. Vielleicht kommt hinterher ja noch eine Vincent-und-Lena-Kombo.

„Lena ganz ehrlich...das ist nicht normal.“

-„Ich will jetzt meine Mund-zu-Mund-Beatmung!“

„Lass es sein!!“

-„Siggi, Du kannst mir alles sagen, aber nicht, dass Du es nicht auch willst!“

Ich schaute sie einfach nur völlig bedröppelt an. Sie nutzte die Situation, indem sie mich wieder mit diesem koketten Blick anschmachtete.

„Du willst es doch auch~“ - Okay, jetzt war wirklich vorbei. Lena merkte wohl auch endlich, dass Schluss mit lustig war. Sie sprang blitzschnell auf und fing an wegzurennen. Ich tat es ihr gleich, nur war ich derjenige, vor dem sie flüchtete.

„Ganz recht, renn! Renn so schnell Du kannst!“, schrie ich ihr hinterher, „Renn weiter!!“

„Siggi, ich bitte Dich!“, rief sie zurück, „Wir können über alles reden!“

„Hier wird nie wieder geredet!“, versicherte ich ihr immer noch in rage. Als sie merkte, wie der Abstand zwischen uns immer kleiner wurde, schlug sie Haken. Es kamen ihr immer mehr Hindernisse in den Weg, wie Sandburgen und Sonnenschirme und Menschen. Als uns nur noch wenige Meter trennten, täuschte sie hier und da an, was sie allerdings nur halbwegs weiterbrachte. So fing sie an, hin und wieder kurz zu kreischen. Vielleicht wollte sie mich mit ihrer hohen Stimmlage abschrecken. Aber das funktionierte nicht. Dazu hatte sie den Spaß heute etwas zu hoch getrieben.

Als sie merkte, dass nichts half und anscheinend Panik bekam, ich könne sie einholen, riss sie einem vorbeilaufenden Kind sein Frisbee aus der Hand und warf es in meine Richtung. Also zuerst einmal möchte ich anmerken, dass dieses Verhalten mehr als unsportlich war! Allerdings half es ihr, denn ich wich so grobmotorisch aus, dass ich mein Gleichgewicht verlor und halb stolperte. Es tat mir jetzt um das Kind leid, weil es jetzt ganz allein sein Frisbee holen musste, obwohl es eigentlich gar nicht seine Schuld war. Aber ich hatte jetzt keine Zeit, so nett und zuvorkommend zu sein! Lena war wieder 15 Meter weiter! Ich rappelte mich also schnellstmöglich auf und versuchte schnell aufzuholen. Keine Sorge, Kleiner – ich Frisbee rächen, wenn ich das böse, türkise Furby in die Finger kriege!

Ich brauchte etwas um aufzuholen, aber nach nicht allzu langer Zeit hatte ich wieder etwas an Geschwindigkeit aufgeholt. Das ganze war echt anstrengend, ich meine wir rannten hier immerhin seit zehn Minuten über Sand. Lena schien derselben Meinung zu sein, denn sie blieb urplötzlich stehen. So plötzlich, dass ich nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte und gegen sie rannte beziehungsweise auf sie flog. Herzlichen Dank, Lena.

Ich gab einen unterdrückten Laut des Schmerzes von mir und rollte mich zur Seite.

„Warum hast Du das getan...?!“, wimmerte ich.

„Ich habe mich nur gerade gewundert, warum ich denn eigentlich wegrenne...“, antwortete sie mir. Sie schien offenbar unversehrt zu sein. Na, wie schön, dass es ihr so blendend ging!

„Das hast Du doch mit Absicht gemacht...!“, rief ich frustriert und schlug mit meiner Faust in den Sand. Mein Arm tat mir irgendwie richtig weh.

„Oh, nein, Siggi! Nein, das siehst Du falsch! Das letzte was ich wollen würde, ist Dir weh zu tun!“, versicherte sie mir mit einem entschuldigenden Ton und fing kurz darauf an, meinen Kopf zu streicheln.

Seltsam, dafür, dass es das letzte ist, was Du wolltest, hast Du das heute aber schon ganz schön oft getan! Und lass endlich Deine Finger von mir, bitte!

„Nenn mich nicht Siggi...!, stöhnte ich und versuchte weiter von ihr wegzurollen. Das sah bestimmt urkomisch aus.

„Hey ihr Turteltauben, ihr versteht euch wohl gut, was?“, hörte ich eine Stimme sagen. Ich ordnete sie jetzt einfach mal Tobias zu. Und tatsächlich hatte ich Recht.

„Nein...“, antwortete ich gequält. Lena kicherte nur. Ach, Lena. Wir kennen uns seit gerade mal wenigen Stunden und immer wieder fällst Du mir in den Rücken.

Ich setzte mich etwas auf und erkannte, dass Tobias nicht der einzige war, der uns so entdeckt hatte. Nein, auch Grzegorz war da. Und Vincent. Und Robert. Und Neelie.....Nyyaaaaahh! Nein, Neelie, es ist nicht so wie Du denkst! Es ist nicht so, wie ihr alle denkt!!

Ich überlegte gerade angestrengt, was ich sagen könnte, um Tobias 'Turteltauben' zu falsifizieren. Aber Lena machte vor mir ihren Mund auf:

„Hey, Juni, darf ich Deine Haare flechten?“ - Oh, großartig! Juni hatte es auch gesehen. Nachdem sie mich noch mit meiner üblichen Dosis strafender Blicke versorgt hatte, ging sie mit Lena und Neelie mit, um sich ihre Haare flechten zu lassen. Na, super. So viel Glück wie ich heute hatte, würde Lena ihnen wahrscheinlich auch etwas Unsinniges erzählen.

Den Rest der Zeit verbrachte ich deprimiert auf meinem Handtuch. Ich lag unter dem Sonnenschirm und blendete meine Außenwelt so gut aus, wie es ging. Auf das Buch hatte ich auch keine Lust mehr.

Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit verging, aber irgendwann kamen Stefan und Marié wieder.

„Yo, wo wart ihr Beiden die ganze Zeit?“, fragte Robert sie, während er sich eine knallharte Partie UNO mit Tobias, Shinji, Grzegorz und Vincent lieferte.

„Sagt bloß, ihr habt uns vermisst.“, erwiderte Stefan lachend. Auf diese Aussage fand sich allerdings keine Erwiderung mehr, denn offenbar wollte da noch jemand etwas von ihm.

Erst unauffällig versuchte Neelie zögerlich doch auf sich aufmerksam zu machen: „Ä..ähm, Stefan..? Ganz kurz, ähm...Lena..ist etwas komisch.“

Das war sie doch schon die ganze Zeit über! Aber aus Respekt Stefan gegenüber und weil ich Neelie bei ihren mühsamen Sprechversuchen nicht blamieren wollte, behielt ich meine Gedanken für mich.

„Wie meinst Du das?“, fragte Stefan verwundert. Neelie versuchte ihre Gedanken dann klarer auszudrücken.

„Ehm, also...ich glaube ihr ist nicht wohl...Kannst...kannst Du vielleicht eben kommen und ihr sehen?“

Ich vermutete zwar, das Furby dies wieder fakete, aber natürlich behielt ich auch dies für mich. Nach ein paar Minuten kam Stefan wieder.

„Okay, Leute, wir sollten langsam los.“, sagte Stefan an und Marié half uns beim Zusammenpacken. Stefan war gerade dabei, den Sonnenschirm zu schließen, als Grzegorz ihn fragte, ob mit Lena auch alles in Ordnung sei. „Hm, ich fürchte sie hat einen Sonnenstich bekommen.“

„Oha, muss sie ins Krankenhaus?“, fragte nun auch Robert etwas beunruhigt.

„Nein, so schlimm ist es wohl noch nicht.“, beschwichtigte Stefan die Beiden. „Ich denke auch, dass sie sich besser fühlen wird, wenn wir erst mal Zuhause sind. Ich habe ihr gerade ein kaltes Wasser gegeben, dass sollte sie schon mal etwas abkühlen.“

Hah, also war sie tatsächlich angeschlagen? Nun, ja, sie war wohl auch von uns allem am längsten direkt in der Sonne. Ich wollte gerade helfen die restlichen Sachen zusammenzupacken, als Stefan auf mich zu sprechen kam. Ehrlich gesagt, beunruhigte mich das etwas. Ich meine, ich hatte ja eigentlich nichts Schlimmes getan. Aber wenn er etwas von vorhin mitbekommen hatte, dachte er vielleicht, dass ich etwas von Lena wollte und nicht sie von mir. Und wenn wir das ganze mal mit Kapitel Vier vergleichen, hielt er mich vielleicht ohnehin total für einen russischen Don Juan! Nein, Stefan! Du kannst mir wirklich glauben! Ich bin eine gute Nudel!!

„Sergej, ich habe eine Bitte.“, Moment was? Oh...warte, jetzt kam aber nicht so was wie 'Bitte werde der Mann meiner Tochter'? Nein, nein das war nun wirklich mehr als absurd.

„Lena fühlt sich wirklich nicht gut, könntest Du sie vielleicht ein Stück tragen? Also nur bis zum Auto?“, seht ihr?

„Oh...äh, ja das kann ich machen.“, sagte ich, worauf Stefan sich bei mir bedankte. Als er weg war seufzte ich kurz. Ich fragte mich, was Furby wohl als nächstes raus hauen würde. Na ja, aber wenn sie einen Sonnenstich hatte, wird sie wohl nicht genug Energie haben, mir irgendwelche Sprüche an den Kopf zu schmeißen.

Ich hatte weit gefehlt. Trotz Sonnenstich war sie beinahe so schlimm wie sonst. Da Stefan mich darum gebeten hatte, trug ich sie den Weg zum Van Huckepack. Sie konnte es nicht lassen, sich währenddessen an meinen Rücken zu kuscheln.

„Lena...könntest Du das bitte lassen?“, fragte ich sie und versuchte dabei noch so geduldig zu bleiben, wie es ging.

„Hö, hö, hö...Siggi~ Du hast mich geküsst...!~“, lallte sie zurück.

„Red keinen Quatsch. Ich habe Dich noch nicht einmal beatmet. Also lass endlich gut sein.“

Lena ignorierte meine Worte aber und wiederholte das bereits gesagte unterbrochen von mehreren gluksenden Kicherwellen.

„Hi, hi, hi...~“

„Lena....Du sabberst.“, machte ich sie auf ihren unkontrollierten Speichelfluss aufmerksam. Doch sie schien sich prächtig zu amüsieren:

„Aber ich muss doch mein Revier markieren~“

Ich lass Dich gleich fallen!

Nach einer halben Ewigkeit waren wir endlich im APH angekommen. Lena wurde von Marié und den restlichen Mädchen in die kühlere Küche begleitet und dort entsprechend versorgt. Stefan fuhr noch eben zur Apotheke, um etwas gegen Lenas Kopfschmerzen zu kaufen. Wobei ich an diesen Kopfschmerzen aufgrund ihres Verhaltens ganz stark zweifelte. Das Trick Trio schien ausgepowert und zog sich dementsprechend zurück und auch Shinji und Grzegorz schienen entsprechend müde.

Und ich? Nun, ich blieb noch eine Weile im Aufenthaltsraum sitzen. Ich saß auf dem Sofa und hatte meinen Kopf zurückgelehnt. Gerade hatte ich noch keine Kraft aufzustehen und den ganzen weiten Weg ins Bett zu gehen. Der heutige Tag war eindeutig zu viel gewesen. Ich ruhte meine Augen aus und während ich so versuchte, mich zu entspannen, merkte ich, wie jemand das Wohnzimmer betrat. Schon an der Tatsache, wie nah mir dieser jemand kam, konnte ich schnell feststellen, wer mir da nun Gesellschaft leistete.

Lena lehnte sich hinter mir vor und legte ihre Hände auf meine Schultern. Ein gekonnter Karate-Abwehr-Kick meinerseits war nicht drin, ich war gerade zu kaputt für dafür.

"Na Du?", fragte sie mit einer weichen Art. Ich konnte ihr kokettes Lächeln förmlich hören.

"Lena, lass mich in Ruhe. Zum letzten Mal, ich habe Dich nicht beatmet.", erwiderte ich ganz und gar nicht weich. Nach allem was heute passiert war, wollte ich endlich meine Ruhe haben. Und ich denke auch, dass diese Attitüde wirklich deutlich zum Vorschein kam. Auch für Lena.

"Hey, jetzt sei doch nicht so~ Ich wollte doch gar nicht mehr darauf eingehen. Du bist wirklich fies~", wenn ich so fies bin, frage ich mich wirklich warum Du auch jetzt noch an mir dran klebst.

"Dafür dass Du einen Sonnenstich hast, bist Du aber ganz schön munter.", antwortete ich in einem deutlich entnervten Ton. Ich hatte langsam wirklich keine Geduld mehr, was war bloß mit ihr los? Machte ihr das Spaß? Ganz sicher. Mittlerweile war ich aber einfach nur genervt. Aber Furby hier schien die Grenzen nicht ganz so wahrzunehmen, wie ich es tat. Es ist wohl an der Zeit, dass ich sie etwas aufkläre?

"He, he, okay. Schon verstanden. Ich geh schon weg." - Ach, wirklich? So einfach?

Tatsächlich machte Lena langsam, aber sicher Anstalten zu gehen. Doch als ich schon angefangen hatte, mich etwas zu erholen, stoppte sie doch nochmal abrupt ab.

"Da ist nur noch eine kleine Sache, die ich loswerden möchte.", mit diesen Worten lehnte sie sich noch etwas weiter vor und flüsterte mir kurz ins Ohr: "Süßes Muttermal~"

NEIN! NEINN!! NEEEEIIIIIINNN!!!!! Erdboden!!

Erdboden, warum konntest Du Dich nicht wenigstens ein einziges Mal auftun, hm?? Du brauchst mich auch nicht aktiv zu verschlingen, ich springe selbst in den Abgrund, aber tu Dich doch bitte endlich aaauuuf!!

Lena ließ zufrieden von mir ab und verließ den Raum mit einem hämischen Kichern im Abgang, während ich verzweifelt das Sofa vermöbelte. Zu allem Überfluss ließ sich Grzegorz auch nochmal blicken.

„Hm? Hey Siggi, hast Du etwa doch einen Sonnenbrand bekommen? Du bist so rot im Gesicht."

Ich hasse das alles ja so!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yugi-san
2017-04-11T21:03:06+00:00 11.04.2017 23:03
sooooo endlich komme ich mal dazu dieses Chapter zu kommentieren^^

als erstes, unser Pole kann auch mal ruhig und einfühlsam sein xDD neee so gemein bin ich dann auch nicht zu ihm, er muss ja unserem "Siggi" nicht dauernd auf die Nerven gehen, das macht Lena ja auch irgendwie...wenn auch auf ihre Art xDD

Die Idee mit der geklauten Badehose war echt episch, ich hab mich vor Lachen weggeschmissen^^ Ich könnte schwören, dass Lena dahinter steckt but nyaa ich mal lieber nicht den Teufel an die Wand xD
Stefan kennt natürlich kein erbarmen genauso wie Marie, unser armer Sergej ...aber wenigstens hatte er etwas Ruhe am Strand.

Well was soll ich zu dem Chappi sagen, es war awesome und schön lang^^ Sergejs Gedankengänge sind nach wie vor unterhaltsam und seinen Stresspegel kann man wirklich nachvollziehen, da du das Geschehen anschaulich beschreibst und dich dabei nicht in Details verlierst. Ich mag deinen Schreibstil, bleib ihm treu^^

Lg
yugi-san
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
14.04.2017 23:18
Nicht nur Lena und Levi~ Alle steuern so ihren Beitrag bei, Siggow in den Wahnsinn zu treiben~ xD

Phew, freut mich dass das doch so gut ankam. xD Ich war mir nicht sicher, ob die Aktion dann doch etwas zu hardcore sei. Daher gut, dass Du das nochmal aufgreifst! :D
Das, öh, ist eine unfundierte Unterstellung ist das, ja genau...! //D Nee, also ich überlasse den Verbleib seiner kuhlen Badehose erstmal Deiner Fantasie. Vielleicht wird es ja irgendwann aufgeklärt. Vielleicht. :>

Vielen Dank, das bedeutet mir sehr viel! ^///^)~ Ich bin mir manchmal unsicher, ob ich mich nicht zu sehr in Sergejs Gedanken verliere, zu wenig oder zu viel beschreibe und manchmal bin ich auch echt unzufrieden mit der Art und Weise wie ich schreibe. ._. Deshalb freue ich mich sehr, dass Du es doch so positiv empfindest! Made my day~ c':

LG und bis (eventuell/hoffentlich) bald~ :^D


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