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Privet und cześć!

Russian Lullaby
von

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Eine Gute-Nacht-Geschichte

Da waren wir nun. APH, Vancouver, Kanada. So war ich letztendlich doch ans Ziel angelangt. Zugegebenermaßen, passierten, seit ich hier war, so einige Dinge, die mich beunruhigten. Schon allein die Busfahrt hierhin hatte es in sich. Doch das spielte keine Rolle mehr, denn endlich, endlich würde ich diesen ganzen Wahnsinn vergessen können, welcher mir bis hierhin widerfahren war. Endlich würde ich das alles hinter mir lassen und vor allem diesen Verrückten, welchem das Sprichwort 'Schweigen ist Gold.' gar fremd war. Endlich würde ich schlafen können!

Als ich nun meine Tasche hatte und mir mein Zimmer zugeteilt wurde, wollte ich schleunigst hin. Eigentlich. Doch...mir fiel noch etwas ein, welches eine gewisse Relevanz für mich besaß...

Bevor ich das Gebäude betrat, blickte ich noch einmal zurück. Vielleicht konnte ich sie ja jetzt ansprechen? Mein Blick schweifte umher und obwohl ich recht gute Augen hatte, konnte ich sie nirgends finden. War sie etwa schon auf ihr Zimmer gegangen? Das war jetzt etwas blöd, ich wollte mich eigentlich noch bei ihr entschuldigen, bevor ich mich schlafen legte. Aber jetzt sah ich sie nirgends.

Ich überlegte kurz. Ich könnte sie vielleicht in ihrem Zimmer antreffen. Allerdings kannte ich noch nicht einmal ihren Namen (da es schon relativ spät war und viele eine sehr lange Reise hinter sich hatten, wurde die Vorstellrunde auf den nächsten Tag festgesetzt). Kurzerhand sah ich einen Betreuer, welcher noch ein paar Taschen und Koffer entlud. Ich dachte mir, ich könnte ihn sicher nach dem Namen des Mädchens fragen. Und ehe ich mich versah, setzten sich meine Beine auch schon in Bewegung Richtung Kleinbus. Doch während meines Hinschreitens zum Betreuer hin, wurde mein Sinn auch diesmal nicht von diversen Gedanken, welche sich zu Sorgen entwickelten, verschont. Jene sahen wie folgt aus:

Ich bin gerade erst angekommen und das erste was ich tue, ist einen der Betreuer nach dem Namen eines Mädchens zu fragen. Erste Sache, welche sich der Betreuer denken könnte: 'Warum zum Geier fragt er sie das nicht selbst?'

und auch: 'Der Typ ist seit 30 Stunden unterwegs und das erste was er tut ist, sich nach dem Namen eines Mädchens zu erkundigen. Was ist das denn für ein Checker?'. Bestimmt verallgemeinert er die Situation dann auch noch und sagt sich Dinge, wie 'Diese Bengel von heute! Dieser Russe ist bestimmt immer so drauf!'. Und DANN bin ich für den Rest meines Lebens gezeichnet! ....Zumindest für die Zeit, in der ich hier am Projekt beteiligt bin. Es wäre aber auch möglich, dass der Betreuer so empört ist, dass er das Ganze an andere weiterleitet, so like 'Da bei uns, da gab's mal so 'nen Jungen...'. Boah! Schrecklich! Das will ich mir noch nicht einmal vorstellen! Und wenn ich dann irgendwo unterwegs bin, spricht mich hinterher noch so ein wildfremder Mensch an mit den Worten 'Hey! Du bist doch der Junge, der dieses eine Mädchen anbaggern wollte, obwohl er seit 30 Stunden unterwegs war und das Mädchen erst seit 2 Stunden kannte? Mein Freund, der Betreuer hat mir von Dir erzählt! Du Schuft! Du hast aber auch nichts anderes im Kopf!". Nein!! Das verfolgt mich dann um die halbe Welt! Wenn der Betreuer bei Facebook angemeldet ist, vielleicht sogar um die ganze! Das will ich nicht! Das wäre zu schlimm! Jetzt ernsthaft!

....Nun, aber dennoch wollte ich mich ja eigentlich nur bei ihr entschuldigen. Aber die ganze Situatiuon zu erklären wäre auch peinlich und würde irgendwie erzwungen rüberkommen. Also ist Möglichkeit Nummer 1 schon einmal ausgeschlossen. Möglichkeit Nummer 2 wäre, ich suche eigenständig nach dem Zimmer. Allerdings müsste ich dann nahezu das ganze Gebäude absuchen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich es tatsächlich finde, wäre dennoch sehr gering. Und falls sich die Umstände mir gegenüber doch als günstig erweisen würden und ich tatsächlich ihr Zimmer ausfindig machen könnte, wäre es doch irgendwie komisch. Ich mein'; da ist ein Kerl und der sucht das ganze Gebäude nach dem Zimmer eines Mädchens ab. Und wenn ich dann noch da mitten in der Nacht anklopfe und sie mir aufmacht und ich sage: 'Hey! Sorry, ich weiss, es ist schon total spät und Du kennst mich eigentlich gar nicht und vielleicht ist es Dir auch nicht aufgefallen, aber ich wollte mich bei Dir noch wegen der Sache im Bus entschuldigen! Und nein, ich konnte nicht bis morgen warten! Also dann, das war's auch schon! Tschüdioouh!' Das wäre doch ernsthaft irgendwie merkwürdig, oder nich? Also, die Entscheidung ist gefallen - heute entschuldige ich mich nicht mehr bei ihr. Außer ich würde sie noch so zufällig treffen. Aber so wie ich das Leben kenne, wird mir dieser Pass bestimmt nicht zugespielt.

Ich machte also einen Rückzug und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Wobei ich zugeben musste, dass ich mit diesem Resultat nicht gerade zufrieden war. Ich hätte das gerne noch heute geklärt. Na ja...morgen war ja schließlich auch ein Tag. Vielleicht hatte sie es ja auch wirklich nicht wahrgenommen, sie hatte ziemlich verträumt gewirkt...........Nein, ich werde nicht rot. So leicht nicht!

..Na ja...wenigstens hatte ich jetzt endlich meine Ruhe....Das dachte ich zumindest. Jedoch hatte ich wohl aufgrund des permanenten Anstarrens von Grzegorz eine Art Paranoia entwickelt, denn ich hatte irgendwie das Gefühl, verfolgt zu werden. So drehte ich mich um und erlitt beinahe einen Herzstillstand (äußerlich blieb ich natürlich total cool und ließ mir nichts anmerken...!). Der Grund? Nun, ein paar Meter weiter hinter mir konnte ich die Silhouette einer Person erkennen. Um wen genau es sich dabei handelte, konnte ich jedoch nicht entziffern. Doch das Geheimnis wurde alsbald gelüftet, als das Objekt ein paar Schritte näher auf mich zukam.

"Tagchen auch.", entgegnete mir ein Mann mittleren Alters. "Du bist doch der Russe, oder?", führte er weiter fort. Ich habe es gewusst! Der Betreuer hatte es schon in dieser kurzen Zeit geschafft, überall herum zu erzählen, was für ein Casanova ich doch war! Ich hab's ja geahnt! Aber...ich habe ihn doch eigentlich gar nicht nach dem Namen gefragt.. Woher nahm er dann diese Annahme? Hatte er es etwa in meinem machohaften, selbstsicheren Checkerblick herausgelesen? Konnte er sich dadurch meiner Gedanken erschließen?? ....Ja, jaa, ich werde paranoid.

"..Äh...ja..", antwortete ich etwas bedröppelt. Langsam wurde das alles zu viel für mich.

"Oh, schön! Das freut mich jetzt aber! Ich habe erfahren, dass bei uns am Projekt auch ein Russe teilnehmen wird und habe sogleich ein Russisches Müsli besorgt!", teilte mir der Mann höchst erfreut mit.

"Russisches Müsli?", erwiderte ich. Was meinte er bloß damit?

"Na ja, Russisches Müsli halt! Wie normales Müsli nur das man statt der Milch Vodka nimmt und statt der Cornflakes Sardinen!"

Ich schwieg. Dem Mann blieb es jedoch nicht verwehrt weiter wie ein Pädagoge aus der Sesamstraße zu lächeln. Aber für mich war das ein wenig zu viel. Ich konnte förmlich spüren, wie bei mir langsam die Sicherungen durchbrannten. Normalerweise bin ich nicht so drauf, aber das brachte das Fass jetzt zum überlaufen.

"....WAS bitte haben Sie denn für ein Weltbild?? Denken Sie, nur weil ich Russe bin, esse ich zu jeder Tages- und Nachtzeit Vodka mit Sardinen?!"

"Nein, eigentlich nur zum Frühstück...", versuchte er sich noch zu retten, aber jetzt war es zu spät. JETZT kam ich erst richtig in Fahrt!

"Was soll denn das bitte?! Denkt etwa jeder, dass Russen hässliche Schränke sind, die immer und überall Vodka trinken?!", zog ich den Sesamstraßentypen zur Rechenschaft.

"Schränke...?", hakte er etwas verwirrt nach.

"Ja, Schränke!", erwiderte ich. "Sie wissen schon! Mann. Breite Schultern. Breite Nase. Breites Kinn. Schrank halt!"

"Oh, ach Schrank!"

"Ja, Schrank!"

"Ähm, also nee...das hab ich jetzt nicht gedacht..."

"Mir geht das alles gehörig auf die Nerven! Um das jetzt endgültig mal klarzustellen; wir Russen trinken nicht immer und überall Vodka, ist das klar?! Und dieses ganze Sardinen-Vodka-Müsli ist ekelhaft! Einfach nur ekelhaft, sage ich!! Wer isst denn bitte Müsli mit Sardinen?! Da gehören getrocknete Rosinen rein und keine Fische!!"

"....Aber...Rosinen sind doch immer getrocknet...?"

Ja, das war das einzige, was er mir auf meine leidenschaftliche Rede erwiderte.

"Wer sind Sie überhaupt?!", fragte ich. Man wollte ja schließlich wissen, mit wem man es zu tun hatte.

"Ich bin der Hausmeister!", erklärte er mir halb stolz.

"Ich gehe jetzt!", stellte ich klar, drehte mich daraufhin um und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Das war doch echt unglaublich! Da wurde man von Morgens bis Abends mit Vorurteilen bombadiert! Das ging ja mal gar nicht.

Als ich um die Ecke bog, konnte ich aus dem Augenwinkel noch erkennen wie der Hausmeister niedergeschlagen zu Boden schaute und etwas murmelte wie: "Was mach ich den jetzt mit dem Müsli...?"

Na gut, vielleicht war ich etwas hart gewesen, er hatte mich aber auch zu so einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt, wo ich ohnehin schon genervt war. Aber so ein Spruch ging echt gar nicht. Absolut nicht.

Nun, aber jetzt hatte ich wohl endlich die Möglichkeit, etwas runterzufahren. Ich sah auch schon meine Zimmertür. Jetzt fand ich wohl doch etwas Ruhe.

So drehte ich den Schlüssel im Schloß um und öffnete die Tür. ...Ich hatte es zumindest vorgehabt, aber wie ich feststellen musste, ließ sich der Schlüssel nicht drehen (ergo; die Tür war bereits offen). Leicht verwundert, aber zu müde, um es doch konkret zu hinterfragen, öffnete ich die Tür und blickte in das Gesicht eines relativ kleinen, zierlichen, blonden, optimistischen, fröhlichen, aufgeweckten, osteuropäischen Jungen mit grünen Hundeaugen.

.........................................................................................................................................

WAS-Zum-Geier-Tat-Er-Hier-?-!-?-!

Verwirrt blickte ich ihn an und er begann sogleich mich ebenfalls anzublicken.

".......................................................Hallo...?"

"Oh! Hallo! Du bist ja schon da!"

".......................................................Ja...?"

Ein kurzes Schweigen meinerseits, ein übertriebenes Lächeln seinerseits.

".......................................................Das ist mein Zimmer...", fing ich daraufhin an, zu sprechen.

"Ich weiss.", antwortete er mir daraufhin freundlich.

".......................................................Aha...", erwiderte ich.

".......................................................Was machst Du hier...?", fragte ich.

"Das ist mein Zimmer!", antwortete er.

".......................................................Nein...", antwortete ich.

"Wir sind Mitbewohner!", erklärte er.

".......................................................Nein...", sagte ich.

...Und so lief das ganze ab. Tja, ich weiss nicht mehr so genau, was mir da durch den Kopf ging. Wahrscheinlich gar nichts, denn ich war so schockiert und sprachlos. Wirklich einfach nur sprachlos. Ich verstehe das nicht, von all den Leuten die da waren; ausgerechnet er. Er! Er, der er so eine hyperaktive Quasselstrippe ist. Und nicht nur das! Dank diesem Typen habe ich meine eigene Ophthalmophobie entwickelt (die Angst, angestarrt zu werden)! Aber, hey! Ist doch auch mal was feines! Ja, ich mein', das kann ja nicht jeder von sich behaupten! Das ist fast so cool, wie der Bad Boy, der in seiner Freizeit strickt!

'Yo Leute, ich habe meinen Führerschein in der Tasche! Total klasse!'

'Wow, ist ja echt super! Ich habe mein Abi mit 1,4 abgeschlossen!'

'Cool! Ich habe nun eine Festanstellung und verdiene genug um endlich eine Familie zu gründen!'

'Das ist ja toll! Ich habe Ophthalmophobie !'

......Das ist doch lächerlich.

Mich mit meinem Schicksal letztendlich doch abfindend, schlurfte ich ins Zimmer hinein. Ich musste es wohl akzeptieren, ändern konnte ich an der ganzen Sache ja doch nichts. Noch einmal blickte ich zu dem lebensfrohen Polen, mit welchem ich jetzt wohl die meiste meiner Zeit verbringen würde.

...Niedergeschlagen sackte ich auf ein Bett, welches ich somit für mich beanspruchte. Vielleicht wollte er es haben, aber das war mir jetzt egal. Jetzt war mir alles egal.

~-"Vielen Dank für Ihre Bestellung bei McDoof! Möchten Sie zu Ihrem Chillicheeseburger und Ihrem Sundaeice noch ein Softgetränk dazu?"

"Ist mir egal..."

-"Hmmm...das ist durchaus kompliziert...Wir hätten eine Karte mitnehmen sollen! Hey, welchen Weg sollen wir nehmen? Links oder rechts?"

"Ist mir egal..."

-"Fred! Schnell! Die Bombe geht in weniger als 7 Sekunden hoch! Sag mir; welchen Draht soll ich durchschneiden - den roten oder den blauen?!!"

"..."~

Mal abgesehen davon...wieso heiße ich in meinem Kopfkino der Extremsituationen Fred...? ...Ich mag den Namen noch nicht einmal besonders...

Wieder halbwegs bei Besinnung vernahm ich wieder einen stechenden Blick, als würde mich erneut jemand anstarren. Mit einem lustlosen Ausdruck in meinem Gesicht richtete ich mich halbwegs auf und entgegnete dem Anstarrer mit einem ebenso lustlosen Blick.

Grzegorz schaute mich mit einem leicht fragenden, aber dennoch lächelnden Gesicht an.

".........Das ist mein Bett.", stellte ich klar.

"Ha, ha! Ja, klar in Ordnung.", stimmte er zu.

Seufzend ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen. Das hieß wohl, dass meine Energiereserven jetzt aufgebraucht waren.

Dennoch hörte ich eine vertraute Stimme sagen: "Hey...willst Du Dich etwa jetzt so schlafen legen?"

Ohne mich zu erheben, brachte ich nichts als ein "...Hah..?" heraus.

"Du musst Dich doch noch bettfertig machen!"

"...Ah.."

"..Du willst Dich also so schlafen legen? Ohne umziehen? Ohne Zähne putzen? Ohne nichts?"

"...Aha.."

Eine kurze Pause folgte in der ich in meiner Naivität glaubte, das Gespräch sei beendet und ich könne nun schlafen. Hach ja, wie dumm ich damals doch gewesen bin!

".....Nö!", rief der Blonde, der niemals müde wird und stieß mich kurz darauf aus dem Bett. Er hatte es zumindest versucht, aber er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich so schwer bin. Hehe!

"Du!"

Wenn ich ihn ignorierte, hörte er vielleicht von alleine auf.

"Du!!"

Er geht bestimmt gleich weg.

"Duu!!"

Ignorieren sage ich!!

"Alter, jetzt nerv nich...!", gab ich im Halbschlaf von mir. Das mit dem Ignorieren hatte um ehrlich zu sein nicht ganz so sehr geklappt.

"Das darfst Du nicht!!!", versuchte Grzegorz mir schon fast verzweifelt klarzumachen. Widerwillig ließ ich nach und drehte mich etwas zu ihm, sodass ich ihn einigermaßen ansehen konnte.

"Sag mal...wirst Du nicht irgendwann müde..?", fragte ich Grzegorz verschlafen.

"Jetzt noch nicht..", antwortete er, als hätte ich das ein kleines Kind gefragt, das noch nicht ins Bett gehen wollte.

Ich seufzte einmal und hielt kurz inne. Dann bemühte ich mich gefasst zu bleiben und fragte ihn: "Was willst Du denn jetzt eigentlich von mir...?"

Ich musste nicht sehr lange warten, da rückte Grzegorz auch schon raus mit der Sprache: "Deine Sachen..."

"Was ist mit meinen Sachen?"

"Hast Du die selbst gepackt?"

Ich schaute Grzegorz etwas verwirrt an, beantwortete jedoch seine Frage mit einem "Ja...?"

"Du hast sie aber bestimmt nicht selbst gebügelt, oder?", fragte er als wolle er auf etwas bestimmtes hinaus.

"...........................Was..?!"

"Das hat doch bestimmt jemand anders für Dich erledigt."

Ich schaute Grzegorz an. Grzegorz schaute mich an. Er wollte definitiv auf etwas bestimmtes hinaus. Doch es war mir zu anstrengend herumzurätseln auf was. Also beantwortete ich einfach seine nie richtig gestellte Frage.

"Ja, meine Mama."

"Aha!", rief er sofort und ich musste wirklich aufpassen vor Schreck nicht gleich zusammenzuzucken.

"Bügeln ist richtig harte Arbeit! Und Deine Mama hat sich bestimmt schwer getan, gleich so viel für Dich zu bügeln. Und dann noch Sachen in Deiner Größe!"

Meine einzige Antwort war ein leerer Blick in Richtung Grzegorz. Hatte er tatsächlich andeuten wollen, ich sei fett...?

"...Du musst ihre Arbeit schätzen!"

"Gute Nacht Grzegorz.", erwiderte ich und legte mich auf die andere Seite. Doch dies schien dem Polen überhaupt nicht zu gefallen. Schnell redete er auf mich ein: "Du musst das einräumen, Sergej! Sonst wird es morgen zerknittert sein!"

"Die Sachen sind schon seit über 30 Stunden in dem Koffer, wenn dem so ist, werden sie so oder so zerknittert sein!"

"Räum sie ein!"

"Nein!"

"Ordnung muss sein!!"

"Neeeeeeeeeiiin!!!!"

"Sergej!!"

"Aaaaaah!!!"

Ich sprang auf und stolperte zu meinem Koffer. Diesen öffnete ich und räumte sogleich alle Sachen in einen Schrank, von welchem ich spontan entschied, dass er nun mir gehörte.

In einer halben Minute etwa war ich fertig und fiel wieder zurück auf mein Bett.

"Das hast Du aber nicht sehr ordentlich gemacht!", merkte der Kontrolleur noch an, wobei ich das dreckige Grinsen in seinem Gesicht buchstäblich spüren konnte!

Langsam richtete ich meinen Kopf auf und drehte ihn noch langsamer in Richtung des kleinen Schlaumeiers. Ich bin froh, dass ich mir nicht selbst ins Gesicht sehen kann, ich hätte mich dann wahrscheinlich vor mir selber erschrocken.

"Ha, ha! Okay, alles klar. Du darfst das auch morgen machen.", beschwichtigte mich Grzegorz und verschwand kurz darauf im Bad. Das war aber nett, dass ich das darf. Wie überaus zuvorkommend, dass der große Grzegorz mir das erlaubt hatte. Oh, nein, er kam wieder!

"Okay, dann gute Nacht!", verkündete mir Grzegorz so freudestrahlend wie immer. So wie er immer strahlte brauchten wir wohl kein Nachtlicht (Was sehr beruhigend war, da ich diese Nacht wohl zunehmend mit Alpträumen von stalkenden Enten zu kämpfen haben werde).

"Ja, ja, gute Nacht...", murmelte ich noch und machte noch eben mein Kissen zurecht um mich sogleich darauf niederzulegen.

Und plötzlich...war er da. Der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte. Der Moment, in dem ich endlich schlafen durfte! Vier Kapitel hat es bis dahin gebraucht, aber endlich bin ich am Ziel angekommen!

Doch, was war das...? War das der Wecker? Aber ich habe mich doch eben erst schlafen gelegt. War es etwa schon morgen? Es war ein seltsam nervtötendes, permanentes Geräusch. Es...ach..., nein...es war nur Grzegorzs Stimme.

"Sergej. Sergej. Seeeeeeergej!", quakte er eifrig.

"Was? Was? Waaaaaas?", imitierte ich die Intonation Gergorzs.

"Ich...ich kann nicht schlafen.", beichtete er mir.

"Ist auch vielleicht ein bisschen schwer, wenn man die ganze Zeit redet.", erwiderte ich dezent genervt.

Daraufhin drehte sich Gerzegorz auf die Seite, damit er mir ins Gesicht sehen konnte. Beziehungsweise auf meinen Hinterkopf. Ich hatte mich nicht zu ihm gedreht.

"Sag mal...hast Du denn gar kein Heimweh? Jetzt, wo wir so weit von Zuhause entfernt sind?", das fragte Grzegorz mich wirklich. Nee, nee, das habe ich mir nicht ausgedacht, alles original übertragen.

".........Wir sind doch gerade erst angekommen..!", antwortete ich nach einer etwas längeren Pause.

"Sergej..."

"Waas...?"

"Erzählst Du mir eine Gute-Nacht-Geschichte?" ....Wie gesagt, original übertragen.

Langsam erkannte ich, dass ich die Sache nicht so leicht wegstecken konnte, wie erhofft. So drehte ich mich zu ihm um.

"....Was?!"

"Ja, weil---", noch bevor Grzegorz überhaupt erklären konnte, was er zu erklären hatte, stand ich auf und ging ins Bad. Der wollte gar keine Gute-Nacht-Geschichte! Der machte das nur, damit ich das tat, was er wollte! Das tat der mit Absicht! Alllles! Aber gut, sollte er seinen Willen doch haben!

Ich ging also ins Bad und dort tat ich alles. Ich zog mich um, putzte mir die Zähne und tat auch sonst alles, was man tat, wenn man sich bettfertig machte. Endlich kam dann der Moment, wo ich wieder in mein Bett zurück konnte.

Jetzt lag ich da und war froh endlich schlafen zu dürfen. Doch nicht, wenn man in einem Zimmer mit Grzegorz Brzeczyszczykiewicz wohnte:

"Das hast Du aber schön gemacht!", lobte Grzegorz mich.

"................"

"..Weinst Du etwa?", erkundigte er sich vorsichtshalber.

"Lass mich doch einfach in Ruhe!", antwortete ich mit einem tatsächlich etwas weinerlichen Klang in meiner Stimme. Der Typ schaffte mich.

"Hast Du so doll Heimweh?", fragte er mitfühlend. Ich ersparte mir die Antwort.

"Da weiss ich was hilft!", warf Grzegorz ein, meine nicht vorhandene Reaktion sofort als ein 'Ja' aufgreifend.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah zu ihm. Einfach nur ruhig und verzweifelt zugleich. Was würde jetzt wohl kommen?

"Eine Gute-Nacht-Geschichte!"

Ich glaube, jetzt musste ich tatsächlich weinen.

Na gut, okay, ich gebe auf. Jetzt gab ich auf, jetzt war mir wirklich alles egal!

"....Was willst Du denn...?!", fragte ich wie der gebrochene Mann der ich innerlich war.

"Oh, toll!!", rief Grzegorz begeistert.

"Hm, also, Du bist ja Russe. dann kennst Du bestimmt ganz viele russische Märchen. Ich liebe russische Märchen! Ich find's lustig, dass da fast alle männlichen Protagonisten immer Ivan heißen!"

Grzegorz redete wohl noch fünf Minuten so weiter, aber ich nahm das nicht mehr war. Ich dachte über mein Leben nach. Was ich wohl falsch gemacht hatte. Ob ich mal jemandem weh getan hatte oder so. Das ich jetzt so bestraft wurde, meine ich. Vielleicht hätte ich manchmal etwas netter zu meinem Bruder sein sollen...

"Ich weiss! Erzähl mir doch einfach die Geschichte von 'Ivan und der Wolf'!"

Ich drehte mich auf die Seite und sah Grzegorz an um seinem Wunsch Folge zu leisten. "Also gut.", fing ich an und begann mit der Geschichte.

"Es gab einmal einen Jungen und der hieß Ivan. Und der traf einst einen Wolf. Und zusammen waren sie: Ivan und der Wolf."

Grzegorz starrte mich fassungslos an.

"Der Junge war übrigens Russe."

"....Ist das alles?"

"Das ist alles."

Ein nachdenkliches Schweigen seitens Gregorzs. Dann wurde die genießbare Stille wieder von seiner Stimme durchbrochen: "Mann, das war ja voll doof! Du kannst sowas ja gar nicht! Doofe Geschichte! Buuuuh! Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuh!", ja, ich wurde hier tatsächlich von einem fünfzehnjährigen ausgebuht, der eine Gute-Nacht-Geschichte hören wollte. So läuft das heutzutage!

"Sergej. Du hast mich wirklich enttäuscht!"

"Ich weiss."

"Das Du nicht einmal diese Geschichte kennst."

"Ja."

"So als Russe."

"Natürlich."

"Weisst Du was?"

"Ha?"

"Dann erzähle ich Dir eben eine Gute-Nacht-Geschichte!"

"Ach, muss nicht sein."

"Ja, das ist eine gute Idee! Dann sind Deine zukünftigen Kinder wenigstens nicht ganz so schlimm dran."

"Ach, weisst Du---"

"Aaalso, es war einmal..."

Und so konnte ich Grzegorz nicht mehr davon abhalten zu reden. Alles was ich wollte waren doch bloß ein paar Stunden Schlaf. Und jetzt wurde mir selbst das verwehrt! War das denn so schlimm?? Dabei war ich doch so müde...
 

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"...Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute! Ende! Hey, Sergej, wie fandest Du die Ge--- Oh...er ist eingeschlafen...Na sowas.", ich hatte soeben eine Geschichte über Katzen erzählt. Das war ein polnisches Märchen, da ging es um eine kranke Katze und ihre Freunde haben sie wieder gesund geplfegt. Das ist eines meiner Lieblingsmärchen! Damals als ich krank war, hat mir das meine Mama immer erzählt und es hat mich sofort aufgeheitert! Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich es so gerne mag aber...gerade als ich Sergej fragen wollte, was er von der Geschichte hält, fiel mir auf, dass er eingeschlafen war.

"....Hm, es muss ihm wohl gefallen haben! Aber das er direkt dabei einschläft...", ich schaute noch einmal zu Sergej und musste irgendwie lächeln.

Irgendwie ist er total nett, ich glaube die Zeit hier beim APH wird bestimmt noch richtig lustig!

"Gute Nacht Sergej."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-06-29T16:00:46+00:00 29.06.2016 18:00
Dieses Mädchen ist in Wirklichkeit ein Mitglied der Ninjas *tamtamtamtaaaaaaam*

Gott! Sergej ist so ein Pechvogel. Zuerst die Geschichte mit dem Mädchen, wo er sich den Kopf zerbricht, wie er sich trefen kann um sich zu entschuldigen, dann der Hausmeister mit seinem russischen Müsli (die Variante ist mir völlig fremd, Google stimmt mir da zu :) ) und dann .... und dann..... ich kann es nicht fassen .... teilt er auch noch n Zimmer mit IHM. Ich an seiner Stelle, hätte im Flur ein Zelt aufgeschlagen, mannnn.
Grzegorz, der große Manipulator. Der wird bestimmt mit seiner arglos netten Art noch die Weltherrschaft an sich reißen. Ich sehe es schon kommen. Und als Währung wird er Sonnenblumen einführen, oh schreck >.<
Und was soll das mit der Gute-Nacht-Geschichte??? Mannnn, du bist 15 Jahre alt. Erzähle dir selber eine gutenachtgeschichte >.<

Ich leide mit Sergej Q___Q
Antwort von:  Nosferatu-kyoudai
22.08.2016 02:30
Wie kommst Du darauf?? qO0OP

Mir war die Variante auch fremd, bis eine Freundin mit der Idee kam. xD Ich musste sie einführen! Q^Q)/

Und woher weißt Du das?! xD Mensch, Mädchen...Du durchschaust die Charas ja ganz schön schnell. o.o

Und ich kann mich nur wiederholen...ich hätte mich vielleicht so ähnlich benommen wie er. xD Wobei, meiner Erinnerung zu urteilen, war ich immer diejenige, die die Gute-Nacht-Geschichten erzählt hat. xDD

Er wird es sicher zu schätzen wissen! ;^;


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