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Kaibas Herz

Seto x Joey
von

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Perspektiven

Anmerkung: Ich fasse mich kurz: It sucks. Aber wenigstens hat es mir keinen größeren Stress bereitet, da ich das alles innerhalb von drei, vier Tage runtergeleiert habe. (Man merkts ...)

An dieser Stelle Danke an alle Kommentarschreiber. Ihr seid wunderbar und die Sonne meines Daseins! Ich liebe euch, Leute!

Danke auch an Azra - die schuld ist, dass ich noch nicht angefangen habe diese FF an die Wand zu nageln und einfach aufzugeben. Denn immer wenn ich ihren wunderbaren Joey lese, bekomme ich Lust selbst weiterzuschreiben ... ^^

Nicht zu vergessen Nyx, deren Schuld es ist, dass ich dieses Kapitel so schnell beendet habe. Sie hat mich nämlich mit einem, ihrer wunderbaren Bilder erpresst. ^_~
 

http://animexx.4players.de/fanarts/output/?fa=616007&sort=zeichner&sort_def=0&sort_manuell=&datum=0&set_empfehlen=1
 


 

~ I was just guessing

At numbers and figures

Pulling your puzzles apart
 

Questions of science

Science and progress

Don´t speak as loud as my heart ~
 

(Coldplay: "The Scientist")
 


 

,Pest und Cholera ...'

Seine Worte hängen in der Luft, genauso wie die Andeutung eines Lächelns um seine Lippen ... und ich finde, es ist beängstigend, wie gut ich Kaiba in diesem Augenblick leiden kann.

Ich kann ihn selten genug leiden. Auch wenn diese Momente sich in letzter Zeit irgendwie häufen.

Aber jetzt grade würde ich ihm direkt eine Niere spenden. Oder wenigstens ein Eis ausgeben ... wenn es hier irgendwo eins geben würde.
 

Ich bin aufgewühlt und gleichzeitig ganz ruhig. Mein Herz klopft, und zum ersten Mal wird mir klar, dass ich zwar langsam persönlicher Dolmetscher von Kaibas Herz werden könnte ... aber dass ich eigentlich nie wirklich darauf achte, was mein eigenes Herz so treibt. Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet, wenn es jetzt so laut vor sich hin hämmert. Ich weiß nicht einmal, ob ich es so genau wissen will. Aber es ist irgendwie nett ... viel netter, als das Gefühl nach dem Völkerball im Sportunterricht, was der einzige Moment ist, wo es genauso in meiner Brust herumrast. Ja, genau ... nettes Gefühl.
 

Es gibt eine Menge Dinge, die jetzt passieren könnten.

Das wahrscheinlichste ist, dass ich jetzt aufwache, weil alles nur ein total irrer Traum war. Und wenn ich zu mir komme, bin ich vielleicht grade in Mathe und Kaiba wirft mir einen bösen Blick über den Rand seines Laptops zu, weil ich mitten im Unterricht angefangen habe, auf mein Mathebuch zu sabbern.

Okay, das wäre richtig frustrierend.

Oder vielleicht wird er in einer Sekunde wieder er selbst, ihm fällt ein, dass er mich eigentlich hasst und er ruft den Sicherheitsdienst. Und morgen sitze ich dann wegen Stalking hinter Gittern. Also, DAS wäre echt mies! Aber Kaiba durchaus zuzutrauen.

Das relativ Unwahrscheinlichste, was passieren könnte, ist allerdings dass er mich jetzt packt und wir eine leidenschaftliche Orgie auf seinem Schreibtisch haben.

Könnte aber passieren!

Allerdings ... unwahrscheinlich.
 

Oder wir könnten einfach hier sitzen bleiben ... ich könnte weiter mit den Beinen schlenkern, ihn die nächsten Stunden dämlich angrinsen und an mich an dem Sonnenschein auf seinen Haaren erfreuen ... und ihm Geschichten aus meinem Leben erzählen. Und das klingt nicht einmal nach der schlechtesten Alternative.
 

Das melodische Dudeln irgendeiner klassischen Oper reißt mich aus diesen Gedanken. Verwirrt sehe ich mich um. "Was ist das?" Wie denn, was denn - etwa romantische Musik? Nur für mich?

"Mein Wecker. Deine halbe Stunde scheint abgelaufen zu sein", stellt er ungerührt fest.

"Wecker", wiederhole ich geistlos.

Er greift nach einem der modernen Hightech-Schnickschnack-Geräte auf seinem Schreibtisch, mit dem man garantiert unter Wasser tauchen, sich die Morgentemperatur auf dem Mars anzeigen lassen und gleichzeitig seine Brötchen auftauen kann, und drückt mit einem herablassend-nachsichtigen Gesichtsausdruck auf einen der tausend Knöpfe.

"Du hast ... einen Wecker gestellt?!" wiederhole ich etwas lauter, damit es hier keine Irrtümer gibt.

Er nickt. "Sehe ich aus, als hätte ich Zeit zu verschenken?"
 

Okay, streicht den ganzen romantischen Müll mit dem Eis wieder. Von mir kriegt er keins!

Er hat einen Wecker gestellt?!

Grade will ich ansetzen ihm zu sagen, was ich davon halte, als es wie auf Kommando in diesem Moment an der Tür klopft. Ich kriege die Krise. Was habe ich nur verbrochen? Muss uns denn immer irgendjemand dazwischen platzen?
 

Es ist Michalina, die ihren Kopf hereinsteckt. Ihr Blick landet sofort auf mir, aber wenn sie von der Tatsache überrascht ist, dass ich vor ihrem Boss auf seinem Schreibtisch sitze, lässt sie es sich nicht im Geringsten anmerken.

"Roland ist jetzt hier, Sir", verkündet sie. "Möchten sie mit ihm sprechen?"

Kaiba nickt. " Ja, bitten sie ihn herein."

"Sofort, Sir."

"Dziekuje", ist die Erwiderung. Abwartend sieht er sie an.

Zu meiner absoluten Überraschung lächelt sie. "Korrekterweise ist die Betonung DzieKUje, Sir."

"Ah, danke." Kaiba nickt und sie verschwindet wieder.
 

"Was war das denn?" frage ich perplex und schwinge mich langsam und widerwillig von seinem Schreibtisch herunter. Irgendwie kommt das vielleicht nicht gut, wenn Roland jetzt gleich reinstiefelt und einen Haufen Paragraphen aus der Tasche zaubert, und ich immer noch vor seinem Boss auf dem Schreibtisch sitze und mit den Beinen baumle.
 

"Ich nutze Michalinas dreisprachige Herkunft, um meine Fremdsprachenkenntnisse zu erweitern", erwidert er, als wäre das ganz selbstverständlich. "Ich verlasse mich nicht gerne auf andere Leute zum Dolmetschen."
 

Eine weitere Information über Seto Kaiba, die lohnenswert ist, um abgespeichert zu werden. Ich stecke sie in den Ordner in meinem Kopf, der die Aufschrift ,Arroganter Pinkel' trägt und alles Wissenswerte über Kaiba enthält, was ich jemals erfahren habe. "Du findest es echt scharf, ein Genie zu sein, oder?"
 

"Ja, manchmal ist es ganz praktisch", stellt er mit einem dermaßen selbstgefälligen Gesichtsausdruck fest, dass ich unwillkürlich die Augen verdrehe. Ich schlendere zu meinem Rucksack, der auf dem Boden neben dem Drehstuhl liegt, auf dem ich vorhin gesessen habe und hebe ihn auf.

"Also gut", sage ich. "Du willst arbeiten, nehme ich an. Ich bin ausnahmsweise friedlich und lasse dich in Ruhe."
 

"Zu gütig."

Ich überhöre diesen vollkommen überflüssigen Einwand und fahre fort. "Aber ..."

"Ich wusste, dass da noch was kommt."
 

Ich stütze die Hände auf dem Schreibtisch ab, beuge mich ganz weit vor und sehe ihn direkt an. " ... denk nicht, dass das alles war!" Er erwidert meinen Blick mit erhobenen Augenbrauen und zusammen gespreizten Fingern. "Ich will etwas", fahre ich fort, "und zwar eine ganze Menge - und zwar von dir!"

"Du willst immer irgendetwas, kann das sein?" erwidert er trocken. "Was ist es diesmal?"

Ich schiebe den Träger meines Rucksacks über eine Schulter. "Ich will eine Menge mehr halbe Stunden Joey-Zeit in deinem Kalender haben, als jetzt drin stehen."
 

"Du willst mehr Joey-Zeit in meinem Kalender?" wiederholt er.

"Genau!" Ich nicke eifrig. "Und ich will auch mal welche ohne Wecker haben", füge ich schnell hinzu, als mein Blick auf das Hightech-Ding fällt.

"Sehe ich das richtig? Du willst ... Zeit mit mir verbringen?" Er klingt, als wäre ihm allein der Gedanke absolut suspekt und nahezu unbegreiflich.

"Ja, man!" Ich nicke nachdrücklich.

"Um was zu tun?" fragt er scharf.
 

Ich grinse breit und puste eine Wolke heller Haare aus meinen Augen. "Ach, da fällt mir schon was ein ..."

Hey, ich dachte wirklich - wirklich! - an so was wie DuellMonsters. So ziemlich.
 

Hinter mir geht die Tür auf, erspart ihm eine Antwort und ermöglicht mir einen richtig coolen Abgang. Wenigstens einmal in meinem Leben kriege ich einen! Yess!

Zumindest ... fast ... krieg ich einen.
 

"Sir?" Es ist Roland, der mir auf halbem Weg entgegenkommt und schnurstracks an mir vorbei zu Kaibas Schreibtisch marschiert. Aus reinem Interesse bleibe ich stehen und drehe mich um. Kaiba sieht mir nach und ich muss lächeln, als er sich hastig räuspert und seinen Blick auf Roland konzentriert. Ich bin ja in Versuchung nur einmal mit den Hüften zu wackeln ... nur ein Mal noch, und nur um ihn zu ärgern... aber seine Drohung, mir dann den Arm und weitere Körperteile zu brechen, ist vermutlich kein Scherz gewesen.

"Die Techniker haben die vermutliche Ursache für den Stromausfall entdeckt", sagt Roland. "Es scheint sich tatsächlich um einen bösartigen Akt von Sabotage zu handeln!"
 

"Sabotage?" Kaiba klingt beinah gelangweilt, und er hat einen unterschwelligen ,Ach, schon wieder?'-Tonfall in der Stimme. Seine Augen zucken kurz in meine Richtung, aber er bleibt standhaft und sieht mir nicht nach. Ich stehe in der Tür und bin einfach neugierig. Und ein winzig kleiner Teil von mir will einfach noch nicht gehen.
 

"Jawohl, Sir!" Was Roland dann in einer Plastiktüte nach vorne streckt, kommt mir Überraschenderweise irgendwie bekannt vor. Dabei habe ich doch echt keinen Schimmer von Sabotage. "Das hier wurde offenbar in eine der laufenden Maschinen geworfen. Dadurch kam es zu einer Überhitzung und sämtlicher Strom schaltete sich als Sicherheitsmaßnahme ab."
 

Moment ... Ich runzele die Stirn. Dieses qualmende, angeschmorte Ding kommt mir tatsächlich vage bekannt vor ... Nur, woher?

Eine verschwommene, vollkommen unwichtige, kleine Erinnerung taucht in mir auf ... und verursacht mir unerwartete Bauchschmerzen.
 

> "Hey! Du erwartest doch nicht, dass ich damit rumlaufe!" <
 

Könnte das vielleicht ...? Ach nein ... das ist nicht ... ich hätte doch niemals ...

Oder doch? Die plötzliche Erkenntnis zuckt wie ein Blitzschlag durch mein Gehirn.
 

"Was soll das sein?" fragt Kaiba im selben Augenblick mit zusammengekniffenen Augen.
 

> ,Das Ding' ist eine Kappe. Eine wirklich hässliche Kappe. Eine sehr hässliche Kappe mit einem fetten K.C. oben drauf. <
 

Beide scheinen vergessen zu haben, dass ich immer noch im Raum bin. Das ist gut, denn sonst wäre vielleicht jemandem aufgefallen, dass ich im Augenblick verdammt grün um die Nase bin. Unbemerkt rutscht mir mein Rucksack aus den plötzlich schweißnassen Händen und landet mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden.

Bitte ... das darf nicht ...
 

"Das ist eine von den Kappen, die wir immer an Besucher und die Touristengruppen verteilen, Sir."
 

> ...ich werfe sie ganz einfach elegant über die Brüstung in eine der tausend Produktionshallen, durch die wir laufen... <
 

"Wir können uns im Moment noch nicht erklären, wie sie in genau diesen Abschnitt der Maschine gelangen konnte ... Wahrscheinlichkeit gleich Null ... Besuchergruppen dürfen nicht einmal in die Nähe ..." Rolands Worte verschwimmen zu einem einzigen unverständlichen Brei.
 

> Hoffentlich wird sie von einer der riesigen Maschinen zerstampft, die immer noch am laufen sind. So weit kommt es noch, dass ich wie ein billiger Tourist mit einer Kappe auf dem Kopf herumlaufe. Mit seinem K.C. darauf! <
 

Oh Gott ... nein.

Wieso ich ...? Wieso immer ich?!

Wieso ...?!
 

Ich renne. Der Asphalt unter mir hämmert und Autos hupen, wenn ich direkt vor ihren Kühlerhauben die Straße überquere. Die Spätsommersonne knallt auf mich hinab und droht mich zu grillen, aber mir ist das alles ganz egal im Augenblick.

Oh fuck ... fuck ... fuck ...

Das ist der einzig klare Gedanke, den ich grade fassen kann, und er bohrt sich in meinen Kopf wie ein Presslufthammer. Da geht es hin, mein neues, tolles Leben, mit coolen Abgängen und einem sprachlosen Seto Kaiba ... einem Seto Kaiba, der dann und wann tatsächlich ein ehrlich gemeintes Lächeln in meine Richtung wirft und der mir halbe Stunden von seiner Zeit reserviert.

Ich habe seine Firma lahm gelegt. Ich habe seine VERDAMMTE Firma lahm gelegt!!

Ich ... fasse das einfach nicht.
 

Ich meine ... oh Gott ... Wahnsinn. Das ist die am besten gesicherte Firma der Welt - denke ich - und ich gehe hin und lege sie mit einer blauen BASEBALLKAPPE FÜR TOURISTEN lahm!

Wie groß ist überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass DAS passiert?

Wieso ich ...?

Wieso passiert so was immer nur mir?

Und welcher Teil des menschlichen Gehirns ist bei meiner Geburt vergessen worden, mitgeliefert zu werden?!

Oh Hilfe ... Ich habe seine gottverdammte Firma lahm gelegt ... ich meine ... ich habe es ja nicht mal versucht ... und ich habe nicht mal zehn Sekunden dafür gebraucht ... ob er von dieser äußerst bedenklichen Sicherheitslücke überhaupt weiß?!
 

Ein riesiger Laster donnert hupend an mir vorbei und ich schaffe es in letzter Sekunde, mich auf den Bordstein in Sicherheit zu bringen. Sekundenlang klammere ich mich an den nächstbesten Laternenpfahl. Ich atme tief durch und presse meine Stirn gegen das aufgeheizte Metall. Denk nach, Joey! Los, DENK nach!
 

Das verzeiht er mir nie.

Niemals.

Wenn er das herausfindet ... oh man ...

Ich meine, das ist die Kaiba Corporation. Das ist sozusagen sein Baby. Sie rangiert auf seiner ,Wichtige Dinge in meinem Leben'-Liste, die ja ohnehin kurz genug ist, vermutlich direkt hinter Mokuba. Und mit absoluter Sicherheit irgendwo vor mir.

Ich bin ja nur Joey, der nervige Typ mit der großen Klappe, der ihn in seinem Büro geküsst hat - und DAS ist so was wie sein Lebenswerk!

Oh Gott, bin ich tot ...

Ich habe seinem Baby geschadet.

Und ich WEIß, was mit Typen passiert, die so dumm sind, das zu tun. Immerhin war ich die letzten Monate regelmäßig dabei, wenn wir sie erledigt haben.

Fuck ...
 

Ein unerwarteter und nicht grade netter Gedanke schießt mir plötzlich durch den Kopf.

Andererseits ... NOCH weiß er es ja nicht.
 

Ich bin aus seinem Büro gerannt, bevor mein Verhalten auffällig werden konnte. So was wie hysterische Ausbrüche kriegen oder in Ohnmacht fallen. Ich habe mich einfach umgedreht und bin wie von Furien gehetzt davon gerannt. Also, noch hat er keine Ahnung, dass ausgerechnet ich es war, der diesmal den unfreiwilligen Attentäter gespielt hat.

Wer sagt denn, dass er es jemals erfahren muss? Was er nicht weiß ...macht ihn auch nicht heiß, und mich nicht tot.
 

Ich hebe den Kopf und starre entrückt auf die Metallstange vor mir.

Genau. Ich wollte ja nicht mal was Böses tun. Ehrlich nicht. Ich bin praktisch so gut wie unschuldig. Auch wenn ,praktisch so gut wie' nicht dasselbe ist wie ganz unschuldig. Aber es war wirklich nur ein Unfall ... und es würde alles nur viel komplizierter machen, wenn er das jetzt wüsste ...

Und verdammt, ich will meine Chance auf mehr Kaiba-Zeit nicht so einfach wieder hergeben. Irgendwo tief drin habe ich nämlich immer noch dieses warme, tingelnde Gefühl, wenn ich jetzt an ihn denke ... welches mir verrät, dass ich ihm immer noch ein Eis spendieren würde ... oder ne Niere und so ...
 

Los, Kumpel, streng dein Gehirn an! Glaub an dich! Du schaffst es. Dir fällt schon irgendwas ein.

Ich ertappe mich dabei, dass ich mich selbst motiviere, genau wie vor einem Duell. Aber so fühle ich mich irgendwie auch grade. Diese Mischung aus hundertprozentigem Adrenalin, welches durch meine Adern rauscht ... die Angst, dass ich versagen und alle enttäuschen könnte ... und das triumphierende Gefühl, dass der Sieg nur noch eine Handbreit entfernt ist.
 

Ich habe mit einer Baseballkappe seine Firma lahm gelegt ... heilige Scheiße ... das glaubt mir doch keiner, wenn ich es ihm erzähle ...

Ich meine, darauf kommt er bestimmt nicht von allein. Das ist ja nicht grade was, was jeden Tag passiert.

Denk nach, Joey, denk nach ...

Wo könnten Beweise sein, die gegen dich sprechen?

Fingerabdrücke? Schwer zu glauben, so verkokelt, wie das Ding aussah ...

DNS?

Okay, Kaiba übertreibt ja immer maßlos - aber das traue ich ihm dann doch nicht zu.
 

Mika. Überwachungsvideos. Genau.

Ich weiß, dass es welche gibt. Da waren doch überall Kameras an den Wänden. Aber Kaiba scheint sie nicht gesehen zu haben ... denn sonst wüsste er doch längst ...

Ja, genau, wieso hat er die nicht längst angesehen, wenn er wissen will, was passiert ist?

Da bin ich doch mit Sicherheit irgendwo drauf, wie ich diese Kappe mit einer unauffälligen Handbewegung über die Brüstung entsorge. Mika hat doch wirklich ununterbrochen mit den Kameras um mich herumgeschwenkt. Mika ...

Wie Puzzlestücke fällt es in meinem Kopf zusammen, als ich Kaibas Stimme hören kann, der sagt: > "Sie hat mir den Zugriff zu gewissen Dateien verweigert." <
 

Er hat die Überwachungsbänder nicht gesehen ... er KANN sie gar nicht sehen, weil Mika sie zurückhält. Deswegen haben sie gestritten ... und er hat zur Strafe ihre Persönlichkeit runtergefahren ... und sie hat ihn ausgesperrt ... das macht alles Sinn. Das macht sogar eine ganze Menge Sinn.

Und natürlich wollte er die Bänder sehen ... aber nicht etwa, weil da drauf zu sehen ist, wie ich eine unschuldige Kappe ermorde.

Weil da ein Kuss zu sehen ist.

Sein Kuss. Unser Kuss.

Das Erpressungsvideo des Jahrhunderts.
 

Alle diese Gedanken rasen in Lichtgeschwindigkeit durch meinen Kopf und es dauert minutenlang, bis ich sie alle in eine halbwegs stimmige Reihenfolge gebracht habe. Ich bin ein Genie. Und ich habe nur sechzehn Jahre gebraucht, um es zu merken. Gott, bin ich toll!

Langsam und ungläubig löse ich mich von der Laterne. Ein paar Grundschüler stehen daneben und starren aus großen Augen zu mir hoch.
 

"Der Mann da redet mit sich selbst" piepst ein kleines Mädchen und versteckt sich hinter einem etwas größeren Jungen. Ihre Augen sind kugelrund und sie hat zwei kleine Pferdeschwänze seitlich von ihrem Kopf abstehen.

"Sind sie verrückt?" fragt der Junge mit schief gelegtem Kopf. "Oder ein Perverser?"
 

Ich blinzele. "Ich ... äh ... nein. Ich bin nur ein hilfloses Opfer der Umstände."

Mit diesen Worten sause ich davon.

Es gibt im Moment eigentlich nur eine einzige Person, die mir helfen kann. Und die kann mich nicht ausstehen und ist ein zickiges, weibliches Computerprogramm.

Ich liebe mein Leben.
 

Natürlich macht es keinen Sinn zurück zur Kaiba Corp. zu laufen, wo ich grade so panisch entschwunden bin. Aber das ist ja, soweit ich bisher mitbekommen habe, nicht der einzige Ort, wo man mit Mika in Kontakt treten kann. Es gibt noch einen weiteren.

Immerhin habe ich ja selbst gesehen, wie sie nach Mokuba gecheckt hat, als wir den Stromausfall in der Firma hatten. Also muss da logischerweise auch eine Verbindung zu Kaibas Haus sein.

Habe ich schon erwähnt, dass ich ein Genie bin?
 

Leider sind auch Genies nicht automatisch Supersportler - das merke ich spätestens dann, als ich schwer atmend gegen die Gitterstäbe seines Eingangstores sinke und mir die Lunge aus dem Leib keuche. Fünfzehn Minuten von der Innenstadt bis hierher, und nur gerannt - nicht schlecht. Ich vermisse mein Fahrrad ...

Nach Luft schnappend und mit Seitenstechen richte ich mich auf und drücke auf die Klingel. Immerhin ist es schon Nachmittag und ich habe die vage Hoffnung, dass wenigstens Mokuba zu Hause ist.
 

Es dauert einen Moment, bis ein knisterndes Rauschen verkündet, dass jemand auf der anderen Seite an die Sprechanlage gegangen ist.
 

"Willkommen beim Anwesen der Kaibas", lässt mich eine vertraut metallisch klingende Stimme wissen.
 

"Ähm ... hi ...", beginne ich und habe das vage Gefühl, dass mir diese Situation sehr bekannt vorkommt.
 

"Bitte nennen Sie Ihr Anliegen."
 

"Ähm ... persönlich ... oder auch geschäftlich. Ich ... also ... ich bin ... ich bin ein Freund der Familie. Von Mokuba! Genau!"
 

"Bitte identifizieren Sie sich."
 

Ich wusste es. Das wird garantiert wieder nichts. Ich bin nicht gut mit Maschinen, vor allem nicht mit welchen, die intelligenter sind als ich. Sieht man ja an Kaiba.

"Ich bin nur ein harmloser Besucher! Kein Attentäter, kein Bombenleger, kein Psychopath aus Atlantis, kein tot geglaubter, durchgeknallter Stiefbruder, kein rüschentragender, konkurrierender Firmenboss", leiere ich in einem Atemzug herunter. "Oh, und keiner von fünf frustrierten Angestellten, der sich rächen will oder so etwas. Reicht das?"
 

Offenbar ist die elektronische Mika mit diesen Informationen deutlich überfordert.

"Identifizieren Sie sich", wiederholt sie in monotonen Tonfall. Die echte Mika hätte das wenigstens irgendwie witzig gefunden. Ich ertappe mich dabei, dass ich dieses Scheusal beinah ein wenig vermisse. Und ich habe echt keinen Plan, wie zum Teufel ich mich identifizieren soll. Mit was denn?
 

"Joey Wheeler", sage ich probeweise.

Es rauscht ein wenig.
 

"Kein Eintrag vorhanden."
 

Oh klasse. Wieso hat Kaiba keinen Eintrag über mich?! Das darf ja nicht wahr sein ... immerhin bin ich ein essentiell wichtiger Teil seines Lebens! Ich habe seine Firma und seinen Arsch ja wohl mehr als nur einmal gerettet.
 

"Joseph Jay Wheeler?" versuche ich, ohne große Hoffnung. Bei meinem Glück hat Kaiba mir einen zwanzigstelligen Zahlencode zugeordnet. Oder gar nichts.

Erneutes Rauschen folgt.
 

"Kein Eintrag vorhanden."
 

"Bonkotsu?" frage ich.
 

"Kein Eintrag vorhanden."
 

"Köter?"
 

"Kein Eintrag vorhanden."
 

"Hündchen?!"
 

"Kein Eintrag vorhanden."
 

"J.J.?!" probiere ich aus reiner Verzweiflung.
 

"Kein Eintrag vorhanden."
 

"Zweitklassiger Duellant?"
 

"Kein Eintrag vorhanden."
 

Grrr, soll das ein Scherz sein?!

Oh man ... das wird schwerer, als erwartet. Man könnte glatt meinen, Kaiba will nicht, dass ich ihn besuche. Pah! Um das zu verhindern, muss er früher aufstehen.

Entschlossen hebe ich die Hand und drücke auf sämtlichen vorhandenen Knöpfen herum. Irgendwo muss es doch hier eine Direktverbindung ins Haus geben. Wenn ich es nur schaffe, endlich mit Mokuba zu reden - er lässt mich bestimmt rein.
 

"Identifizie-..." "... keine Berechtigu-..." "Bitte ..." "Wenden Sie sich ..." "... haben kei-..." Aufgebracht hämmere ich auf den Tasten herum. Los, spuck schon irgendwas Brauchbares aus! Ich muss da jetzt rein! Und ich lass mich von einer sprechenden Schrottkiste ganz sicher nicht aufhalten.

"Blödes Mistding!", murmele ich.
 

"Joey?" ertönt plötzlich eine Stimme, die ganz und gar nicht nach Computer klingt, und ich halte abrupt inne.
 

"Mokuba?!" rufe ich in die Sprechanlage und umklammere sie mit beiden Händen. Oh Gott ja! Ein Mensch - endlich! Ich bin gerettet! "Zwerg, ich bin´s!"
 

"Ja, das ist mir nicht entgangen. Ich habe dich auf dem Monitor."
 

"Hör zu, es tut mir leid - sie wollte mich nicht reinlassen. Ich habe nur versucht ..."
 

"Ich sehe schon. Ich weiß nicht genau, was du versucht hast - aber dabei hast du den internen Alarm ausgelöst." Er seufzt. "Es werden gleich ein Haufen Wachleute bei dir sein. Beweg dich nicht und leiste besser keinen Widerstand. Mach alles, was sie sagen und lass dich einfach ohne Gegenwehr von ihnen zum Haus bringen. Ich versuche das irgendwie zu klären."
 

"Wie bitte?!"
 

"Ich meine es ernst - leiste keinen Widerstand, ja?"
 

"Wa- ...? AAAAAAAAAAAAAAAH!"
 

Fünf Minuten später, in denen ich von einem Haufen Ninjas in schwarzen Anzügen mit Waffen bedroht, zu Boden geworfen, mit Handschellen gefesselt und ins Haus geschleift werde wie ein Sack Kartoffeln, finde ich mich auf dem Boden kniend vor Kaibas kleinem Bruder wieder. Meine Haare sind zerrupft, mein T-Shirt zerwühlt und mein Knie tut weh - ausgerechnet das Knie, welches sich immer noch nicht von dem Zusammenstoß mit Kaibas Wagen erholt hat. Kurz, ich mache wie üblich einen tollen Eindruck als ich über die Türschwelle ins Innere gezerrt werde.
 

Mokuba steht im Flur vor mir und löffelt in aller Seelenruhe ein Eis. Irgendwie fehlt es dem kleinen Knilch an angemessenem Mitgefühl.
 

"Ist er das?" fragt einer der Anzugninjas, den ich inzwischen als den Anführer der Horde und gleichzeitig als den Typen aus dem Auto identifiziert habe, der mich schon mal mit einem Attentäter verwechselt hat. Scheinbar gibt er die Hoffnung echt nicht auf, mich doch noch bei was Widerrechtlichem ertappen zu können. Oder er ist einfach nur schrecklich übereifrig in seinem Job.

Mokuba nickt. "Yep, das ist Joey." Er klingt etwas undeutlich, weil er den Löffel noch im Mund hat. "Machen sie ihm die Handschellen ab."
 

"Danke, Kumpel - ich schulde dir was!" Ich atme auf und möchte ihm am liebsten die Füße küssen vor Erleichterung.
 

Äußerst widerwillig macht der Anzug mir die Handschellen ab, packt mich am Oberarm und zerrt mich mit einer Hand auf die Beine. Ich fühle mich neben diesem zweimetergroßen Muskelpaket klein und hilflos, wie ein Welpe, den man grade am Nacken gepackt hochhält.

Woher zum Teufel kommen immer diese Hundeanalogien?!
 

"Melden sie sich, wenn er Ärger macht. Wir sind immer in der Nähe." Er wirft einen bedrohlichen Blick in meine Richtung, als rechnet er jeden Moment damit, dass ich mir Mokuba unter den Arm klemme und mit ihm türme. Scheinbar färbt die Paranoia ihres Bosses auch auf seine Angestellten ab.
 

"Alles okay?" fragt Mokuba, während die Anzugtypen sich langsam vom Acker machen und ebenso plötzlich wieder verschwinden, wie sie gekommen sind.
 

"Klar, alles bestens. Ich bin hart im Nehmen!" Ich winke lässig ab und verziehe sofort das Gesicht. Der Typ hat meinen Arm lädiert! "Eure Sicherheitsvorkehrungen sind wirklich ... äh ja."
 

Mokuba seufzt und verdreht die Augen. "Sorry, ehrlich. Das liegt nur an dem Stromausfall letzte Nacht. Immer, wenn so was passiert, besteht Seto darauf, dass wir die Sicherheitsmaßnahmen für ein paar Tage verschärfen."

Spätestens jetzt fühle ich mich richtig schuldig.

"Deswegen habe ich jetzt Ralf am Hals", fährt Mokuba fort, "als Bodyguard! Aber ich habe Seto gleich gesagt, dass er mich nicht wieder in die Schule begleiten soll. Das ist so peinlich!"
 

Ralf? Woher zum Teufel kriegen die eigentlich ihre Angestellten? Aus dem Teutonenkatalog? Ich meine - Ralf und Roland?!
 

"Kann ich verstehen." Ich nicke zur Bestätigung. Wie viele Dreizehnjährige gibt es schon, hinter denen im Matheunterricht ein schwer bewaffneter zwei Meter Kampfninja im schwarzen Anzug steht? Das steigert die eigene Popularität nicht grade ungemein.
 

"Schon okay. Er ist nett. Nur ungeheuer paranoid. Willst du ein Eis?" Plötzlich und unerwartet strahlt er mich an. "Hey, ich war grade dabei, ein neues Computerspiel für meinen Bruder zu testen - willst du mitmachen? Es ist ohnehin als Multiplayer gedacht."
 

"Oh, im Prinzip gerne ... aber nicht grade heute ...", stottere ich herum. Ich knie nieder, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Seine großen, runden Kulleraugen haben frappierende Ähnlichkeit mit Yugis und das ist verhängnisvoll genug. "Hör zu, wegen mir können wir nachher eine Runde zocken - so lange du willst. Aber ich bin eigentlich gekommen, weil ... na ja ... ich wollte mit ... Mika sprechen."
 

"Mit M.I.C.A?" Er klingt überrascht. "Ich glaube nicht, dass das ..."

"Ich weiß, dass Kaiba sie abgeschaltet hat", unterbreche ich ihn rasch. "Also, ihre Persönlichkeit runtergefahren oder wie auch immer. Aber deswegen - unter anderem - muss ich ja mit ihr reden."

"Man kann nicht mit ihr reden, wenn ihre Persönlichkeit unten ist", erklärt er geduldig. "Dann ist sie nur noch ein ganz normales Computerprogramm."

"Aber rumzicken kann sie doch immer noch", stelle ich fest und denke an den Vorfall vor seiner Firma, wo sie ihn nicht reinlassen wollte.

"Seto meint, das ist nur ein Fehler im System." Er klingt unsicher. "Und das heißt nicht, dass man richtig mit ihr reden kann."
 

"Aber wenn du vielleicht ...? Es ist wirklich wichtig." Bettelnd sehe ich ihn an. Ich habe diesen Eiswürfel-Schmelz-Blick zwar noch nicht so aus dem Stehgreif drauf wie er oder Yugi, aber ich arbeite daran. Bei meiner Schwester funktioniert er schon. "Ich meine, kannst DU nicht ...?"

"... ihre Persönlichkeit wieder hochfahren?" vervollständigt er überrascht. "Doch, das könnte ich natürlich. Aber Seto ...!"
 

"Es ist ja nur zu seinem Besten", nicke ich eifrig. "Er findet es sicher auch besser, wenn sein Sicherheitssystem keine Zicken mehr macht. Und wenn du mich nur einmal mit ihr reden lässt ..."

Er legt den Kopf schief und sein Blick ist immer noch skeptisch. Etwas eindeutig gegen die Anweisungen seines Bruders zu tun, scheint nicht leicht für ihn zu sein.

"Bitte!" sage ich.
 

"Und du willst das wirklich nur machen, um Seto zu helfen?"
 

Ein fieses Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus, und ich muss mich praktisch dazu zwingen zu nicken. Ich meine, indirekt will ich ihm ja wirklich helfen ... es würde ihm immerhin auch nichts bringen, wenn er das Überwachungsvideo sieht ... wenn er wüsste, dass ich ...

Also, eigentlich tue ich ihm damit praktisch einen Gefallen. Genau.

Ich nicke noch einmal, diesmal etwas nachdrücklicher.
 

"Na gut." Er gibt sich geschlagen. "Komm mit."

Scheinbar ist Mokuba wieder eingefallen, dass wir zu den wenigen vertrauenswürdigen Menschen in seinem Leben gehören. Anstatt besser, fühle ich mich jetzt noch mieser. Aber um mein schlechtes Gewissen kümmere ich mich später. Jetzt geht es ums nackte Überleben.
 

"Ich wusste nicht einmal, dass du sie kennst", sagt Mokuba, während wir durch lange, edel aussehende Korridore laufen, in denen ich schon nach einer Minute die Orientierung verliere. "M.I.C.A meine ich. Sonst will nie jemand mit ihr sprechen."
 

"Doch, klar. Wir sind total gut ... bekannt miteinander." ,Befreundet' wäre vielleicht ein kleines bisschen zu dick aufgetragen.
 

"Sie ist cool, nicht?" Er klingt stolz. "Ich habe sie programmiert."
 

"Was? Ich dachte Kaiba hätte ...?"
 

"Seto hat natürlich das Sicherheitssystem programmiert - aber ich habe ihren Charakter dazugeschrieben." Er sieht zu mir hoch, als erwartet er, dass ich ihm nicht glaube. "Ich kann so was. Ehrlich."
 

Was hat er sich dabei eigentlich gedacht, so ein Monster zu erfinden?! Okay, vermutlich ist sie zu ihm etwas netter ... zu Kaiba ist sie ja auch netter als zu mir. Trotzdem ...

Ich ertappe mich dabei, wie ich ihm versichere, dass sie wirklich eine sehr ... eindrucksvolle Persönlichkeit hat.
 

"Ja, nicht wahr? Seto konnte seine Sekretärinnen nie richtig leiden. Er vertraut den meisten unserer Angestellten nicht wirklich. Aber Mika ist toll - sie kann einfach alles! Und er hat jemanden zum Reden, wenn er abends allein in der Firma ist." Ein Lächeln breitet sich bei diesem Gedanken auf seinem Gesicht aus. "Willst du ein Bild von ihr sehen?"
 

"Es existieren Bilder von ihr?"
 

"Keine wirklichen natürlich", versichert er, während wir bei einer Tür ankommen. Auch hier muss man einen Code eingeben, aber die Sicherheitsvorkehrungen scheinen etwas weniger strikt zu sein, als in der Kaiba Corp. "Mehr so, wie ich sie mir vorgestellt habe, beim Programmieren." Ein leichter Hauch von Röte macht sich auf seinen Wangen breit, während die Tür langsam vor uns aufgleitet. Allein das macht mich neugierig.
 

Wir landen in einem Raum, der aussieht wie eine riesige Schaltzentrale - oder eine Raumstation. Überall sind Monitore, Schaltflächen und Tastaturen, und es blinken irgendwelche Lichter. Alles ist verchromt und hinter Glas und sieht nach mehr-als-teuer aus. Ich trau mich kaum, zu auffällig zu atmen, aus lauter Angst, dadurch etwas zu beschädigen, was ich in diesem Leben nie wieder bezahlen kann.
 

"Das ist die Hauptschaltzentrale von M.I.C.A", erklärt Mokuba. "Hier ist man verbunden mit sämtlichen ihrer externen und internen Kameras, allen Sicherheitsvorkehrungen, mit Setos Laptop und der Kaiba Corp. Sie hat Zugriff auf alle Dateien, die sich irgendwo in unserem Datennetz befinden. Im Notfall wäre es sogar möglich, die Kaiba Corp. von hier aus zu steuern." Er klingt mächtig stolz und ich kann es ihm nicht verdenken.
 

"Abgefahren ...", murmele ich und wende den Kopf nach allen Seiten.
 

"Und das ..." Mokuba greift nach einem Bild, das hinter einen der Monitore geklemmt ist und hält es mir mit einem Ausdruck von Besitzerstolz entgegen, "... das ist sie."
 

Ich schnappe es mir und werfe einen Blick darauf. Wortlos klappt mein Unterkiefer hinunter.

Auf dem Bild ist eine absolute Superbraut zu sehen. Sie rekelt sich in einem verdammt knappen, schwarzen Lederbikini verführerisch im Sand und sieht aus, als würde sie mir jeden Moment zuzwinkern. Die könnte glatt Mai Konkurrenz machen - aber auch nur fast.
 

"Gefällt sie dir?" Das Rot auf seinen Wangen hat sich vertieft und er sieht mich mit einem abwartenden Ausdruck in seinen riesigen, violetten Augen an.
 

"Mokuba ... Mokuba ..." Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich sie ihm zurückgebe. Ich pfeife leise vor mich hin und wuschele ihm verschwörerisch durch die Haare. "Ich bin schwer beeindruckt von dir. Erinnere mich mal daran, dich bei Gelegenheit zu unseren Männerabenden einzuladen."
 

"Hast du sie dir auch so vorgestellt?" fragt er interessiert.
 

"Also ... nicht ganz ... aber äh ganz dicht dran", versichere ich hastig. In meiner Phantasie hatte sie eine Knarre in der Hand und eine Zigarette im Mundwinkel - und wollte mich umbringen. Mika war für mich immer eher der Typ fiese Ganovenbraut. Gefängnisaufseherin. Dominante Schuldirektorin. So was in der Art.
 

"Ich bin froh, wenn sie wieder an ist", sagt Mokuba ein wenig bedrückt und klemmt das Bild mit einem letzten liebevollen Blick zurück hinter den Monitor. "Es ist so langweilig hier ohne sie. Ralf ist echt in Ordnung - aber er hat absolut keine Ahnung von Computerspielen."
 

"Ich tue was ich kann, Zwerg", verspreche ich in einem unerwarteten Moment der Rührseligkeit. Mokuba schwärmt für seine superscharfe Sicherheitsanlage - das ist einfach zu schön, um wahr zu sein.
 

"Ich fahre sie jetzt hoch - aber nur das interne Netz innerhalb des Hauses, sonst kriegt Seto es mit." Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck stellt er sich auf die Zehenspitzen und tippt auf einer der unzähligen Schaltflächen herum. Es gibt einige surrende Geräusche von sich und die Lichter um uns herum blinken etwas heftiger.

Er deutet auf einen Monitor, auf dem sich ein langer Balken hochläd. "Wenn er voll ist, ist sie ganz hochgefahren. Willst du alleine mit ihr reden?"
 

Ich nicke und starre wie gebannt auf den immer voller werdenden Balken. Langsam wird mir ein bisschen mulmig. Das letzte Mal, als wir uns über den Weg gelaufen sind, hat sie mich mit Lasern bedroht und sexuell belästigt. Wer weiß, wie sie diesmal drauf ist. Mokuba sieht erst mich an und dann den Balken, der jetzt bei 69% steht. Es fällt ihm offensichtlich schwer, aber er geht zur Tür.
 

"Viel Glück", sagt er und ich höre ein leises Geräusch, als die Tür aufgleitet. "Wenn du raus willst - drück einfach auf diesen Knopf."
 

"Danke."

Ich denke an Kaiba - und das seltsame, unbeabsichtigte Lächeln auf seinem Gesicht eben in seinem Büro. Und seinen Blick, als er mir nachgesehen hat. An unsere verschmierten Handabdrücke auf der Glasfront.

Ich tue das Richtige. Wirklich. Bestimmt. Ganz sicher ...
 

"... das können sie nicht mit mir machen! Ich bin wirklich empört, Sir! Wie können sie es wagen ...?!"
 

Überrascht sehe ich auf. Die zeternde, wutentbrannte Stimme kommt mir sehr bekannt vor. Sie scheint in dem ganzen, kleinen Raum wiederzuhallen.
 

"Äh ... Sir? Wo ...?" Ein paar Kameras lösen sich von den Wänden und beginnen suchend im Raum herumzuschwirren. "Sir?"

"Hi ...", beginne ich unsicher.

Prompt landen sie auf mir. "Na, wen haben wir denn da ..." Rasant sausen sie auf mich zu, so dass ich erschrocken zur Seite springe. "Wenn das nicht der kleine Punk ist. Was zum Teufel machst du denn hier?"
 

"Ich ... äh ..."
 

"Wo ist der Boss?" verlangt sie ungehalten zu wissen und ihre Kameras kreiseln um mich herum, so dass einem schwindelig wird davon.

"Na ja, er ..."

"Was hast du gemacht? Und wie bist du überhaupt hier hereingekommen?"

"Mokuba hat ..."

"Mokuba ...", wiederholt sie. "Moment, Moment - halt die Klappe!" Einer der großen Monitore beginnt hektisch zu flimmern, und dann sehe ich, wie darauf ein Bild entsteht. Es scheint so etwas wie das Wohnzimmer zu sein, und man sieht Mokuba, der sich grade auf der Couch niederlässt und nach einem Joystick greift. Neben ihm steht eine Schüssel Chips und ein Stapel Kissen liegt auf dem Boden. Es hat etwas unheimlich Verlorenes an sich, wie er so am helllichten Tag in dem abgedunkelten Raum sitzt und auf einen flackernden Bildschirm starrt.

Mika seufzt abgrundtief.

"Ist er böse auf mich?" fragt sie schließlich. "Ich hatte ihm eigentlich versprochen, das neue Spiel mit ihm zusammen zu testen ... aber kann ich ahnen, dass der Boss heute Morgen diesen Anfall bekommt und mich ausschaltet?!"
 

"Nein ... also, ich hatte nicht den Eindruck." Hastig schüttele ich den Kopf. "Ich glaube, er ... öh ...vermisst dich sogar." Unbegreiflicherweise.
 

"Na gut." Das Bild auf dem Monitor flackert und verschwindet. "Ich werde es ihm später erklären."

Die Kameras schwenken langsam und bedrohlich zurück zu mir. Ich finde mich in eine Ecke des Raumes gedrückt wieder und versuche nicht so aussehen, als ob ich mir vor Angst gleich in die Hose mache.
 

"Kommen wir zu dir, Kleiner. Was machst du hier?" Sie klingt misstrauisch. Ihre Kameras schwenken um mich herum und betrachten mich genauer. "Du siehst aus, als hättest du eine Schlägerei hinter dir."

"Könnte man so bezeich-..."

"Wo ist der Boss?" würgt sie mich ab.

"In seiner Firm- ...", versuche ich erfolglos zu erklären.

"Hat er dich geschickt?"

"Nein, ich bin frei- ..."

"Und weswegen bist du hier?"

"Ich wollte nur ..."

"Du wolltest nur?"
 

"STOP!" explodiere ich und balle die Fäuste. Angst hin oder her. "Das reicht! Lass mich gefälligst ausreden!"
 

"Oho ...was soll das denn werden? Aufstand der Blondies?" Sie klingt beinah belustigt. "Reg dich ab - ich bin ja schon ganz Ohr." Sie neigt eine Kamera zu mir. "Erzähl mir deinen Frust, Kleiner. Los, lad ihn ab bei Tante Mika."
 

Ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich ernst nimmt.

"Ich bin nicht gefrustet", stelle ich verärgert fest. "Mir geht's fabelhaft, danke!"
 

"Ach ja? Letzte Nacht sahst du mir sehr gefrustet aus ...Mutiere ich jetzt zu deiner Liebeskummertante, weil du nicht beim Boss landen konntest?"
 

Wumm! Meine Augen werden weit.

"Ich ... was ... NEIN!" Ich stolpere zurück und wedele hektisch mit den Händen. "Das ist ... überhaupt nicht ... kein Wort ist wahr ...!" Ich kann spüren, wie mein Gesicht brennt. Muss sie alles so unverblümt in Worte fassen?
 

"Ist ja wieder typisch! Sich erst ranschmeißen und es dann wieder nicht gewesen sein!"
 

"Das stimmt nicht ...!!" keuche ich. "Das war ganz anders ... ich habe nicht ...!" Oh Gott, die ist schlimmer als erwartet. Ich hatte vergessen, WIE schräg die drauf ist.
 

"Ach, du HAST also gar nicht ... Na, wenn das so ist ...! Erste Lektion für die Zukunft, Punk. Belüge niemals ein allwissendes Sicherheitssystem." Mit diesen Worten beginnt der riesige Bildschirm erneut zu flackern. Unangenehmes, elektrisches Licht breitet sich dort aus - und dann sehe ich mich selbst. Mit dem Rücken zur Wand stehend. Kaibas Mantel sieht lächerlich lang an mir aus. Mein Gesicht ist wütend. Aufgelöst. Mein Mund bewegt sich hastig und ich brülle Kaiba an, aber kein Ton verlässt dabei meine Lippen.
 

"...WEIß, dass ich ein Idiot bin!" schallt mir meine eigene Stimme entgegen, als sie den Ton andreht und mein Magen zieht sich zusammen. "Du könntest mir wenigstens verraten ... wie du es schaffst, dass dich alles an mir so kalt lässt ... Und wieso kostet es dich so unglaublich viel ... einfach nur nett zu mir zu sein ...? Warum ...?!"
 

Kaiba steht mit dem Rücken zur Kamera, von daher kann ich nichts sehen, außer wie seine Schulterblätter sich anspannen. Er sieht aus, als würde er vor Wut zittern. Aber das kann auch das leichte Flackern des Bildschirmes sein.
 

"Mach das weg ...", flüstere ich entsetzt und wende den Blick ab.
 

"Was denn? Lieber eine andere Perspektive?" flötet sie.
 

Ein weiterer Monitor geht an. Und noch einer. Und ein weiterer. Egal, wo ich mich hinwende - überall sehe ich ihn und mich. Mein wütendes Gesicht und die glitzernden Tränen in meinen Augen, die ich letzte Nacht nicht einmal bemerkt habe. Sein Körper, angespannt bis zum geht nicht mehr und sein Gesichtsausdruck, der unerwartet lebendig ist. Aus vier verschiedenen Kameraperspektiven muss ich mit ansehen, wie Kaiba einen Schritt auf mich zumacht und mich an die Wand donnert.

Ich presse die Augen zusammen, so fest, dass ich Sterne sehe. Die Wand hinter mir fängt mich auf, als ich dagegen sinke und mit zitternden Knien zu Boden rutsche. Mir wird schlecht. Ich hatte vergessen, wie sehr mich das traumatisiert hat ...

"Mach das weg!" fauche ich.
 

"So ..." sagt sie und Überraschenderweise klingt ihre Stimme beinah mild. Meine Stimme auf den Monitoren erstirbt. "Jetzt noch mal Klartext." Ich öffne die Augen und zu meiner Erleichterung stelle ich fest, dass alle Bildschirme schwarz sind. "Ehrliche Antwort. Bist du deswegen hier?"

"Nein ..."

"Du willst die Bänder nicht bekommen, um sie zu vernichten? Oder den Boss damit zu erpressen?"

Hastig schüttele ich den Kopf.

"Sicher?"

"Ja!"

"Nicht mal erpressen?"

"Verdammt ...nein!"

"Oh ... gut." Sie klingt überrascht. "Ähm - möglicherweise habe ich dann ein wenig überreagiert..."

"Möglicherweise?! MÖGLICHERWEISE?"

"Jetzt regen wir uns am besten alle wieder ab, nicht wahr?"

"Grrrrr..."
 

Ich atme tief ein und aus und versuche sie nicht zu erwürgen. Zum ersten Mal schäme ich mich ein kleines bisschen für das Übermaß an Triumph, welches ich eben in Kaibas Büro empfunden habe. Vielleicht habe ich irgendwie vergessen ... verdrängt ... dass er hier nicht der einzige ist, der dieses Problem am Hals hat. Scheiße ... das kam so unerwartet ... und dann haut sie mir das so um die Ohren. Mein Herz hämmert.

"Wollte Kaiba das etwa löschen ...?" frage ich schließlich aus einem Impuls heraus und öffne die Augen.

"Das kannst du glauben! Ich musste es mit Zähnen und Klauen verteidigen!"
 

Ich nicke dumpf. Auch wenn es nicht wirklich unerwartet kommt und es ziemlich gut in meine Theorie über ihren Streit hineinpasst ... der Gedanke schmerzt. Dass Kaiba es wirklich auslöschen wollte. Einfach vernichten.

Als ob es nie passiert wäre, denn wie wir alle wissen ... wenn es keine Zeugen für etwas gibt, dann ist es auch nicht passiert. Sekundenlang frage ich mich, ob ich doch danebengelegen habe, mit allem was ich vorhin noch gesagt habe ... ob das alles nur ein Hirngespinst war ...

Aber nein, das war echt. Sein Herzschlag war echt ... auch wenn er mich vielleicht immer noch nicht wirklich leiden kann - irgendetwas IST da. Irgendetwas, was nicht einmal er wegignorieren kann. An diesen Gedanken klammere ich mich.
 

"Jetzt aber Klartext! Weswegen bist du hier? Etwa nur wegen meiner reizenden Gesellschaft?"
 

"Natürlich ni-..." Bedrohliche Kameras surren auf mich zu, und ich habe das deutliche Gefühl schon wieder ein rotes Fadenkreuz auf meiner Stirn zu haben. "Natürlich! Das auch! Auf jeden Fall!" nicke ich hastig.
 

"Was noch?" fragt sie scharf.
 

"Die Bänder ...", murmele ich widerwillig. "Da muss noch was von mir drauf sein ..."
 

Der große Bildschirm zu meiner Linken beginnt erneut zu rauschen. Ein Bild erscheint und wieder kann ich uns sehen. Ich will den Kopf abwenden, aber sofort beginnt es zu flackern und mir wird klar, dass sie zurückspult. Es wird schwarz und ich vermute, dass das die Zeit während des Stormausfalles war.
 

"Sag Stopp, wenn wir da sind", befiehlt sie.
 

Unsere sich zackig bewegenden Gestalten in seinem dunklen Büro rauschen über den Bildschirm. Jetzt ist das Licht wieder an und ich kann meine eigene, desolate und auf den Teppich tropfende Gestalt sehen. Rückwärts gehe ich aus seinem Büro. Fahre im Aufzug nach unten. Und da ... da betrete ich endlich die Kaiba Corp.
 

"Stopp", sage ich tonlos.
 

Ausnahmsweise ganz ohne biestige Kommentare hält sie an und lässt das Band laufen. Und da ist es.

Da bin ich. Ganz klar und deutlich. Kein Zweifel möglich. Meine Haare leuchten verräterisch hell in der dunklen Halle. Unwillkürlich halte ich die Luft an, als der Joey auf dem Bildschirm seinen Arm bewegt. Etwas saust durch die Luft. Es ist klein und blau, und er wirft ihm einen beleidigten Blick hinterher, während er seine Hände lässig in die Hosentaschen schiebt.
 

"Noch mal aus einer anderen Perspektiven?" fragt sie höflich.

"Danke", erwidere ich mit Grabesstimme. "Einmal reicht ..."

"Du hast die Kaiba Corporation lahm gelegt", stellt sie interessiert fest und geht auf Standbild. Sie klingt, als könnte sie es selbst nicht glauben.

"Könnte man so sagen ...", hauche ich und vergrabe den Kopf in den Händen.

"Bin beeindruckt."

"Ehrlich ...?"

"Ne Scherz."

Ich stöhne leise und schlinge die Arme um meinen Kopf.
 

"Trotzdem wow. Das schafft nicht jeder", bemerkt sie. "Wieso lebst du eigentlich noch?"

"Weil Kaiba das noch nicht gesehen hat - deshalb", murmele ich dumpf.

"Du willst, dass ich die Aufnahme lösche, nicht wahr?" sagt sie nach einem Moment Nachdenken. "Deswegen bist du hergekommen."

Ohne aufzusehen, nicke ich. "Ich ... ja ... weiß nicht ...irgendwie schon ...", murmele ich unglücklich.

"Wieso?"

"Wieso?" wiederhole ich gedämpft. "WIESO?! Weil er mich sonst umbringt! Weil ich an meinem verdammten Leben ein bisschen hänge! Weil ich an ihm ein bisschen hänge! Und weil ich auf beides nicht gerne verzichten möchte - deswegen."
 

"Wie schrecklich rührend."

"Schon gut", knurre ich unwillig. "Mach mich ruhig fertig. Ich hatte nicht erwartet, dass du das verstehst ..." Wie sollte sie auch.

"Jetzt stell dich doch nicht an, wie ein laufender Blondinenwitz, selbst wenn du schon so aussiehst", befiehlt sie barsch.

"WAS?! HEY!" Mein Kopf fliegt hoch und ich funkele wütend die nächstbeste Kamera an, die um mich herumschwirrt.
 

"Du willst also, dass ich hingehe und es lösche - ja?" fragt sie, ohne auf meinen Einwand einzugehen.

Unsicher nicke ich. "Ja ..."

"Das klingt nicht sehr überzeugend, mein Lieber."

"Doch schon ... ich meine, das wäre toll ..."

"Sicher?"

Ich atme tief durch. Der Gedanke an unsere Handabdrücke auf seiner Glasfront verfolgt mich, und allein deswegen möchte ich nicken und einfach ,ja' sagen.

"Ich weiß nicht ...", sage ich schließlich und komme mir dumm vor. Wieso nehme ich den ganzen Ärger auf mich, nur um dann hier zu sitzen und keine klare Antwort geben zu können?
 

"Das darf nicht wahr sein. Ihr seid beide wirklich begriffsstutzig", sagte sie und klingt wirklich wütend. "Wenn es keine Zeugen gibt, ist es nicht passiert. Wenn ich das Überwachungsband vernichte, habe ich auch niemals die Kaiba Corp. lahm gelegt. Bla bla bla. Wenn ihr das wirklich denkt, tut ihr mir leid. Fangt endlich an, euch wie Erwachsene zu benehmen und steht mal dazu, was ihr getan habt! Langsam frage ich mich, ob ihr nichts Besseres mit eurer Zeit anzufangen habt, als Spuren davon auszulöschen!" faucht sie. "Das ist ja wie im Kindergarten! Und jetzt raus! Du hast hier ohnehin nichts zu suchen. Komm wieder, wenn du endlich weißt, was du willst."
 

Mein Kopf fährt hoch und ich starre perplex in eine der Kameras. "Du kannst mich doch nicht einfach rauswerfen ...!" Vor allem nicht nach den Mühen, die ich hatte hierher zukommen!
 

"Schätzchen - ich habe die Laser. Natürlich kann ich."

Schon wieder klickt es verdächtig um mich herum und ich krabbele hastig rückwärts zur Tür. Sie scheint wirklich angepisst zu sein ... und dann wird sie psychopathisch.

"Ihr regt mich so was von auf - alle beide!"
 

Ein roter Strahl zischt durch die Luft und zwei Zentimeter von meinem rechten Bein entfernt verkokelt leise ein bisschen Metall am Boden. Oh Gott, sie hat es getan. Hilfe! Yugi!

Ohne abzuwarten, was sie noch zu sagen hat, springe ich auf und hämmere auf dem Knopf herum, den Mokuba mir vorhin gezeigt hat. Die Tür gleitet auf und ich stürze nach draußen. Ich will gar nichts mehr hören.
 

Ich bin ein Idiot.

Ich stolpere ein paar Schritte von der Tür weg, die sich mit einem endgültigen Geräusch hinter mir schließt und sehe mich um. Adrenalin pulsiert noch immer wild durch meinen Körper und so langsam habe ich das Gefühl, wenn das nicht bald nachlässt, zerbröselt es mich irgendwann in Einzelteile, wie ein altes Knäckebrot.
 

Oh scheiße ... scheiße ...

Ich fühle mich wie ein Schwächling, weil ich es nicht einmal schaffe, mich gegen ein zickiges Computerprogramm durchzusetzen. Ich fühle mich schlecht, weil ich tief drinnen weiß, dass sie Recht hat. Ich ...

Verdammt ... wo bin ich überhaupt?

Lange Flure erstrecken sich in alle Richtungen, manche zweigen ab oder münden in Treppen, die in andere Stockwerke führen. Eine kleine, hartnäckige Stimme in meinem Inneren versucht mich zu motivieren, weiterzumachen, zu planen, nachzudenken, irgendetwas zu überlegen, was ich als nächstes tun soll ... aber ich blende sie einfach aus. Zum ersten Mal heute bin ich wirklich müde.

Ich habe die letzte Nacht nicht viel Schlaf abbekommen und der Tag heute war alles in allem verdammt anstrengend. Hässliche und mit Sicherheit sündhaft teure Gemälde hängen an den Wänden und ich frage mich düster, wie viel ich von Kaibas Sachen noch kaputt machen kann.

Ich bin ein Hund im Porzellanladen ... so sieht es aus.
 

Anstatt ziellos durch die Flure zu strolchen, trete ich weiter in das Zimmer, welches sich direkt an Mikas Schaltzentrale anschließt. Am Rand steht ein Bett. Es ist so riesig, dass dem man vermutlich Volleyballturniere darauf abhalten könnte - und im Augenblick trägt es meinen Namen. Jetzt in diesem Riesenschloss nach Mokuba zu suchen oder mich mit den Anzugninjas anzulegen, geht über meine Kräfte. Ich brauche eine Pause. Nur ganz kurz.
 

> "Fangt endlich an, euch wie Erwachsene zu benehmen und steht mal dazu, was ihr getan habt! Langsam frage ich mich, ob ihr nichts Besseres mit eurer Zeit anzufangen habt, als Spuren davon auszulöschen!" <
 

> "Weil ich an meinem verdammten Leben ein bisschen hänge! Weil ich an ihm ein bisschen hänge!" <
 

Wenn es Sinn machen würde, hätte ich mir spätestens jetzt die Ohren zugehalten, nur um meine eigenen Gedanken nicht mehr hören zu müssen. Ich starre hoch an die Decke und da ist ein riesiges Gemälde von Kaibas angebeteter Lieblingskarte. Ein weißer Drache. Natürlich. Wer hätte das gedacht.
 

Ich sinke auf das Bett und schließe die Augen, vergrabe den Kopf in den Armen. Wieso stelle ich mich nur so dumm an? Wieso bin ich so unfähig in diesen Dingen? Und wieso war es früher nur so unglaublich einfach ihn zu hassen ... und wieso ist alles andere nur so schwer ...?
 

Ich rolle mich in der Mitte zusammen und schließe die Augen.

Ralf, der Teutonen-Ninjakrieger, wird mich schon rechtzeitig rauswerfen, wenn er mich findet ... ist mir egal ...
 


 

~ Nobody said it was easy

It's such a shame for us to part

Nobody said it was easy

No one ever said it would be this hard
 

Oh, take me back to the start ... ~
 


 

^ to be continued ^
 

Feedback?: Ich lebe dafür. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (72)
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Von:  berenike
2009-09-10T15:13:56+00:00 10.09.2009 17:13
Nun labbere ich dich wieder voll ich soll mich mal schämen *schäm* aber ich kann nicht anders!!!
Ich muss einfach loswerden das die Art wie du schreibst geil ist und ich deine FF's liebe!!!!♥♥♥
Außerdem habe ich ausnahms weise einen winzig kleinen Kritik punkt....
Die Geschichte muss weiter gehen, bald bin ich mit den 14 momentanigen Kapiteln schon durch.... brauch mehr *verückt sei oder werd* *auf die Männer mit den weißen Mänteln wart*

Viel Spaß noch beim lesen von vielen vielen und aber vielen Kommis, die dich unterstützen, dir helfen und mut geben und ich hoffe das die Story nie zuende geht....
Oder deine FF *wiederhol, dass süchtig sei.*
NSFeder♥♥♥
Von:  Anfang
2007-09-08T16:53:50+00:00 08.09.2007 18:53
Hallo
Das hier wird sicher Kritik werden, die dir nicht gefällt.

Leider muss ich sagen, dass ich das Kommentar nicht ganz freiwillig schreibe. Auf eine Art und Weise unfreiwillig, die mich selbst irritiert. Ich setze nämlich keine FF´s auf meine Favoriten-Liste, bei der ich kein Kommentar hinterlassen habe. Und bei keiner FF die ich bis jetzt gelesen und gefaved habe, habe ich das unwilliger getan als bei dieser.

Ich bin verliebt in diese FF. Ich liebe die persönliche, emotionale, humorvolle Art mit der du schreibst. Es waren so viele Andeutungen versteckt, die alles so selbstverständlich gemacht haben, dass man sich fragte wann genau die Grenze zwischen dem Hass und diesem versteckten Zwang nach Nähe gewesen ist. Da war keine. Alles ging so nahtlos in einander über. Die Charakter waren perfekt beibehalten.
Und dann flossen darin auch noch die wahren Umstände wie die Firma, die Karten, Roland, Mokuba und Joeys Geldlosigkeit ein. Es war beeindruckend. Fesselnd. Emotional.
Oft habe ich davor gesessen und gelacht. Und ich habe die Verzweiflung fast gefühlt.
Du kannst mit wenigen Worten so viel ausdrücken, dass es fast erschreckend ist. Manche Szenen haben mich so unglaublich bezaubert. Dazu muss ich deinen unglaublichen Ideenreichtum loben, der mir an manchen Stellen wirklich die Luft genommen hat.
Deine bildliche Ausdruckweise berührt mich zutiefst...


Aufmerksam auf die FF geworden bin ich, als ich eine Favoriten-Liste durchstöbert habe und mir die FF mit den meisten Kommentaren rausgesucht habe. Und folglich war das deine. Ebenso ist das der Grund dafür, warum ich dir nur wiederwillig ein Kommentar hinterlasse. Weil man irgendwie das Gefühl hat, du bräuchtest keine mehr. Du hast schon all die Annerkennung die du brauchst. Und ich war beinahe geschockt, als ich auf einem Kapitel deine Äußerung des Wunsches auf Kommentare gelesen habe, weil du eigentlich wissen müsstest, dass dich keiner der vielen Kommentarschreiber die du hast einfach so hängen lassen wird. Ich will dir keine Undankbarkeit vorwerfen, sondern dir nur sagen, dass du keine Sorge darum haben musst, keine Kommentare zu bekommen, da deine FF sicherlich zu einer der beliebtesten auf dieser Seite gehört. Trotzdem finde ich das Fragen nach Kommentaren bei deinem Rang etwas Dreist.

Ich hab versucht, in der ganzen FF Fehler zu finden. Aber ich hab keine gefunden. Und du fragst dich sicher warum ich das versucht habe.
Weil ich tierisch eifersüchtig auf die Bewunderung bin, die du bekommst und ich wollte einen Punkt finden, der mir bestätigt, dass die FF und du das nicht wert bist. Aber das stimmt nicht. Du und die FF bist/seid jedes Kommentar wert und damit gibst du mir einen großen Ansporn, zu versuchen, mich zu verbessern und Anderen auf die Weise gerecht zu werden, wie du.
Auch beeindruckend finde ich die Leichtigkeit, mit der du alles aufs Papier zu bekommen scheinst.

Du bist älter als ich. Vielleicht ist das ein Grund, warum ich nicht an dich ran komme. Ich hab total kindisch klingen, mit meiner blöden Eifersucht aber ich hoffe, dass ich später auch auf diese fast perfekte (wenn nicht sogar wirklich perfekte) Art und Weise schreiben können werde.

Puh, so das hab ich auch wieder hinter mich gebracht und es war ne Hürde.
Jetzt mach ich deine FF erst mal zu einem meinem Favoriten der Favoriten

PS: Ich poste das Kommentar auf diesem Kapitel und nicht auf dem nächsten, weil die Kommentarleiste auf dem nächsten etwas aus der Ruder gelaufen ist und mein Kommentare sehr unübersichtlich geworden wäre ;-)

YourOwnEmoKid
Von: abgemeldet
2007-07-08T12:39:12+00:00 08.07.2007 14:39
;________________;
Das ist soo... schöööööööööööööööön.....
Das ich hier heulen muss ... echt... ich weiß auch nicht warum... also doch, wegen der ff.....
Außerdem liebe ich dieses Lied ;-)

Von: abgemeldet
2007-01-05T03:51:45+00:00 05.01.2007 04:51
die Kappe! Es war also doch die Kappe! Ich liebe es, wenn ich mit meinen wirren spekulationen recht behalte^^
Naja zumindest in dem einen Punkt-.- der rest wird ja jetzt wohl unmöglich durchzuführen sein, was aer auch egal ist, denn die Story gefällt mir so gut, dass ich alles einfach aufsauge und so annehme, wie du es schreibst^^
Es ist spät und ich weiß nichtob ich noch ein kapi lesen soll...aber zu spannend, jedoch müde...dilemma
LG
Von:  bebi
2006-12-06T13:20:37+00:00 06.12.2006 14:20
Mika is sowas von genial. Mal eine die voll den durchblick hat XD Cool. einfach cool.^^
LG bebi
Von:  Junichi
2006-04-08T12:05:31+00:00 08.04.2006 14:05
Hoi, ich hab' Kommi-nachhol-Bedarf ^.^ ;;
Das Kapitel war irgendwie kewl. Ich musste oft mitten beim lesen loslachen ^^ Und Mika *lachz* Ich liebe sie einfach. Und die Bilder dazu sind genial.
Jedenfalls, der Anfang von dem Kapitel war schon geil. Wie Joey in seinen Gedanken schwelgt und sich plötzlich der romantische Wecker als Wecker zu erkennen gibt. So genial. Noch genialer natürlich die Aktion mit Mika. Also der richtigen Mika in dem High-Tech-Schnick-Schnack-Raum *~* Soo geil XD~
Aber das Joey der Firma-Lahmleg-Übeltäter ist? ôo Hätte ich das erwartet? NEVER!! O.O Zu geil XD Der gute Seto muss doch die Krise kriegen, wenn er erstmal checkt, das selbst DAS HÜNDCHEN mit einer minimalen Handbewegung seine Firma zum Stillstand bringen kann *ggg*
Hm, aber trotz allem hat mir irgendwie die "Lesestimmung" vor dem Vorfall in der Firma besser gefallen. Deine Ausdrucksweise ist zwar genauso genial wie eh und je [~~>> *Hightech-Schnickschnack-Geräte, mit dem man garantiert unter Wasser tauchen, sich die
Morgentemperatur auf dem Mars anzeigen lassen und gleichzeitig seine Brötchen
auftauen kann*], aber trotzdem ist es wie so ein Bruch, nach der Firmen-Aktion. Kann es sein, dass Joey in den letzten Kapiteln mehr "Selbstgespräche" führt, als dass er von dem berichtet, was passiert? ôo
Hm, jedenfalls immer noch eine der genialsten FF auf Mexx, die ich hier gelesen habe XD~
Von:  eisbaerfussel
2006-03-02T21:17:28+00:00 02.03.2006 22:17
lalala...
ich bin ein drops.. schreib weiter...
lalala..
*schon ganz blöd vor lauter entzug wird*
@.o

bye fue =^.^=
Von:  masayume
2006-03-02T20:59:39+00:00 02.03.2006 21:59
xD Ich wusste, dass Joey das System mit der Mütze lahm gelegt hat! *strike*
xD Die Geschichte ist wunderbar!! Nachdem ich auf fanfiktion.de die ersten vier kapite gelesen habe wollte ich unbedingt weiterlesen und hab dann einfach mal geschaut, ob du hier schon mehr gepostet hast. Ich hatte Glück! =D
Teilweise kann ich Kaiba echt verstehen...du schaffst es wirklich Joey ganz und gar nervig darzustellen xD
Manchmal hätte ich ihm am liebsten irgendwas in den Mund gesteckt, nur damit er aufhört zu reden...
Tja, also, ich hoffe du schreibst bald weiter ^^
Aber vor allem hoffe ich, das du bald an TbF weiterschreibst! Wenn du das tust, dann kann ich in Ruhe sterben ;D
Von: abgemeldet
2006-03-01T15:34:18+00:00 01.03.2006 16:34
*______*
Das ist ja so waii!!!!!!!!!
Ich hab deine FF gerade inerhalb von 4 Stunden und 34 Minuten komplett durchgelesen und find sie einfach nur genial!!XD
In deiner Geschichte kommt schön viel Sarkasmus vor.
Und ich LIEBE Sarkasmus!!!!XD
Ich hoffe du schreibst ganz schnell weiter!

cucu
Blue-chan^.~
Von:  AncientKisara
2006-02-27T19:22:11+00:00 27.02.2006 20:22
Ich bin überweltigt! Ko_to_ko, du hattest absolut Recht! Das ist so eine geile FF...ein Hauch von Humor und dann doch noch irgendwo Ernst. Hier ist alles enthalten. Und diese Zankereien zwischen Joey und Seto... einfach nur unbeschreiblich. Schreib schnell weiter und benachrichtige mich!
AncientKisara
P.S. Du hast einen klasse Schreibstill! Das wollte ich nur mal gesagt haben.


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