Zum Inhalt der Seite

Wahnsinnig&Durchgeknallt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Lakritzlutschbonbons und Kleidung

Als klar wurde, dass Makarov nicht allzu bald aufwachen würde, zog ein Teil der Anwesenden ab, Yashe allen voran. Einerseits wegen dem zerrissen-verkohltem Hemd, andererseits hatte sie als 18-jährige Gymnasiastin noch die typische Schülermentalität, sobald man das O.K. zu verduften hat, dem auch umgehend nachzukommen.

Auf dem Weg nach Hause warf Yashe einen prüfenden Blick zur Sonne hinauf. Dann aber fiel ihr ein, dass sie gar nicht in der Lage war, die Zeit anhand des Sonnenstandes abzuschätzen und so richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg – beziehungsweise die Geschäfte am Straßenrand. Yashe wollte sich Ersatz für ihr Hemd besorgen und dank des Zechprellens am Vorabend hatte sie auch jetzt noch das nötige Geld dafür.

Damit sie nicht die zerfranzten Ränder ihres Hemdes die ganze Zeit festhalten musste, hatte die Dragon Slayerin die vernichteten Fasern mit ihrer Magie ersetzt. Natürlich sah das absolut lächerlich aus, vorne große Teile grellgelber Kristall – der aber hübsch in der Sonne funkelte und unter dem dank des Lupen-Effekts eine Bruthitze herrschte – und der Rest nachtschwarzer Stoff, weshalb das Funkeln noch mal deutlicher und somit für Yashe auch peinlicher wurde. Ein bisschen dekoratives Glitzern mochte für die Violetthaarige ja in Ordnung sein, deswegen musste sie aber noch lange nicht als Anime-Version gewisser – ihrerseits nicht grade geliebter – Diskokugel-Vampire herumrennen. Eher würde sie freiwillig gegen Gray verlieren. Und grade was Gray anging war ihr Stolz da ein zu großes Hindernis, als dass sie so einfach freiwillig verlieren könnte.

Aber wo ihre Gedanken schon mal in die Richtung gingen… Ob er wohl noch immer Yoshis Hinterlassenschaften im Gesicht kleben hatte? Yashe hoffte, dass dem so war. Sie wusste natürlich nicht mehr, warum, aber sie war sich sicher, dass eine gewisse emotionale Distanz gegenüber dem Typ sich als mehr als nur gesund erweisen könnte. Außerdem war sie sich sicher, dass jemand wie Gray in ihrer Heimat die Mädels angezogen hätte, wie der Misthaufen die Fliegen. Selbst diejenigen, die kein Interesse an Animes hatten. Solche Typen waren ihr von Natur aus mehr als unsympathisch und Yashes Meinung nach, hatten ihre Gesichter gewisse Ähnlichkeiten mit Lexika: Aufschlagen, zuschlagen und immer wieder nachschlagen war die Devise.

Und daheim tat Yashe das auch. Allerdings konnte sie Gray nicht einfach ohne ersichtlichen Grund angreifen. Wenn in der Gilde mal wieder eine Prügelei anfing, prügelte zumeist bereits Natsu bereits auf den Eismagier ein und da würde Yashe sich garantiert nicht noch mal einmischen. Zwar achtete sie auch im Hinblick auf ihre Kleidung nicht auf jedes Staubkörnchen und kleinere Risse flickte sie manchmal – wenn auch katastrophal schief und bedürftig – selbst.

Leider war der Riss von ihrem Dekoletée bis knapp über ihrem Bauchnabel kein kleiner Riss. Das Hemd war reif für die Mülltonne, bestenfalls noch als Putzlappen zu gebrauchen.

Was für Yashe natürlich die bessere Alternative war. Wenn sie Pech hatte, würde das gesamte Geld ihres Auftrages für ein neues Hemd draufgehen. Yoshi wäre dabei kaum eine große Hilfe, daher hatte Yashe ihr Haustier erneut bei Mira geparkt und dem Monsterbaby Order gegeben, nicht in Laxus’ Nähe zu kommen. Auch wenn die Violetthaarige meistens absolut keinen Anlass zu solchen Vermutungen gab, sie war durchaus in der Lage, ihren Verstand zu nutzen.

Es gab einige Zeichen, die sie beunruhigten und das gar nicht mal so sehr um Yoshis Wohlergehen. Beinahe schien es, als wären alle (abgesehen von Laxus) eine Spur zu begeistert von Yoshi, als wäre diese ein bisschen zu perfekt…

Vielleicht sah Yashe aber auch einfach nur Gespenster.

Sie blieb mitten auf der Straße stehen, schüttelte energisch den Kopf und schlug sich selbst kräftig gleichzeitig gegen beide Wangen. Schluss mit diesem Nonsense!, rief sie sich selbst zur Ordnung, Das ist völlig unmöglich! So ein… Ding kann es in der Realität doch gar nicht geben! Außerdem HAT Yoshi einen Makel, sie ist nicht stubenrein. Yashe drehte sich schlagartig von ihrer ursprünglichen Gehrichtung weg und betrat das nächstbeste Geschäft. Noch ahnte sie nicht, dass sie das schon bald bereuen würde…
 

Beinahe übertrieben vorsichtig öffnete Lucy die Tür zu ihrer Wohnung. Auf den ersten Blick schien alles in Ordnung, kein Natsu, kein Happy, niemand war in ihrer Wohnung, der dort nichts verloren hatte. Jedenfalls bis ein lautes Scheppern erklang und Yashe einen Kopfsprung durch das Fenster hinlegte, einige riesige Einkaufstüten im Schlepptau.

„Mein Fenster!“, schrie Lucy entsetzt und fügte mit Blick auf die Scherben oder vielmehr den Ort, wo die Scherben lagen hinzu: „Mein Bett!“ Yashe, die den Schwung des Sprunges elegant mit ihrem Gesicht abgefangen hatte, stand auf, besah sich die Bescherung und fing überschwänglich an, sich zu entschuldigen.

„Äm, ist schon gut, du konntest ja nicht wissen, dass mein Bett da steht“, versuchte Lucy verzweifelt die Violetthaarige zu beruhigen, besonders als diese die Scherben hecktisch per Hand aufsammelte und sich knapp vor dem Handgelenk an einem kleineren, aber scharfen Bruchstück schnitt. „G-geht es dir gut?“

„Ja, ist ja kein allzu tiefer Schnitt und er hat nur mickerige Adern erwischt, also alles bestens“, erklärte Yashe und ballte zum Beweis die Hand zur Faust. Blöderweise spannte das die Sehnen im Handgelenk und weil Yashe sich im Punkte Adern ein wenig vertan hatt, führte das dazu, dass der Schnitt jetzt etwas heftiger blutete und die Dragon Slayerin den Boden mit ihrem Blut volltropfte. Lucy quietschte kurz auf, ehe sie sich beeilte Verbandszeug aus dem Badezimmer zu holen.

„S-sag mal, wolltest du dir nicht was neues zum Anziehen holen?“, erkundigte die Stellargeistmagierin sich, als sie bemerkte, dass Yashe noch immer das notdürftig mittels ihrer Magie geflickte Hemd trug.

„Naja“, stotterte Yashe, „das wollte ich tun, aber irgendwie…“ Sie brach ab und sah bedauernd zu den Einkaufstüten. Lucy musterte diese verwirrt, bis Yashe eine öffnete und eine schwarze Tüte mit der Abbildung sehr dunkelbrauner, fast schwarzer Bonbons hervor holte. Die Tüte trug außerdem die Aufschrift „Salmiakko“ und war oben und unten mit silbernen und weißen Karos verziert.[1] „Irgendwie“, fuhr Yashe fort, „bin ich in einem Süßigkeitenladen gelandet und die hatten da Lakritzlutschbonbons und… Moment, hab grad eins aufgelutscht“, unterbrach sie sich, kramte aus einer Einkaufstüte ein angebrochenes Paket hervor und steckte sich das nächste Lakritzlutschbonbon in den Mund. Lucy wusste nicht, ob sie entsetzt sein sollte oder lieber belustigt.

„Äh und du hast dein ganzes Geld für dieses Zeug ausgegeben?!?“, fragte sie, nachdem sie sich für „entsetzt“ entschieden hatte. Yashe ihrerseits nickte, ehe sie mit einem Vergleich anfing, den Lucy absolut nicht verstehen konnte.

„Das ist wie bei Minecraft. Man kann sich zwar aus Wolle und Glas ein Haus bauen, was zwar sehr schön aussieht, aber sobald ein Creeper nur ans in die Luft jagen denkt, ist es nutzlos. Da bleibe ich dann lieber bei einem Haus aus Diamant und Eisen, das erheblich stabiler ist.“ Lucy fiel dazu nur ein „Hä?“ ein. Yashe kratzte sich am Hinterkopf. „Minecraft ist ein Spiel aus meiner Heimat. Das findet alles nicht in der Wirklichkeit statt, es ist mehr so eine Art… Illusionsspiel. Aber es macht Spaß“, fügte sie an [2], „was ich sagen will: Kleidung ist mir nicht so wichtig, wie meine Lakritzlutschbonbons.“ Mit einem Mal fiel Lucy auf, dass diese Süßigkeiten anscheinend gar keinen Einfluss auf Yashes Aussprache hatten. Sie hatte anfangs überhaupt nicht in Erwägung gezogen, dass Yashe etwas im Mund haben könnte, erst als sie sich das nächste in die Backe geschoben hatte, war Lucy das aufgefallen. Auch jetzt war Yashes Aussprache einwandfrei.

„Wie kannst du mit den Dingern im Mund so gut reden?“, erkundigte die Blonde sich.

„Alles eine Frage der Übung. Aber der eigentliche Grund aus dem ich hier bin: Ich hab zu Hause keine Ersatzklamotten“, gestand Yashe mit rotem Gesicht, „und ich wollte mir was von dir leihen. Nur bis ich Geld für eigene Sachen habe“, fügte sie schnell an, offenbar um keinen falschen Eindruck zu hinterlassen.

„Wieso kommst du damit ausgerechnet zu mir?“, erkundigte Lucy sich skeptisch. Schlagartig vertiefte sich der Rotton auf Yashes Gesicht heftigst, sie murmelte irgendwas Unverständliches und tippte dabei die Spitzen ihrer Zeigefinger aneinander. „Wie bitte?“

„Äh… Ich mag… deinen Kleidungsstil?“ Auch wenn es mehr nach einer Frage klang, Lucy war sofort überzeugt.

„Sekunde… Ich denke das hier dürfte dir passen“, erklärte sie, während sie in ihrem Schrank wühlte. Dass Yashe ihr hinter ihrem Rücken den Vogel zeigte, bekam die Blonde vor lauter Euphorie gar nicht mit, während sie ein Rotes Hemd zu Tage förderte. Die Ärmel gingen bis knapp über die Ellbogen und das Hemd war ziemlich weit ausgeschnitten, allerdings nicht vorne, sondern rechts und links. Zu dem Hemd gehörte auch ein Top mit weißen, breiten Trägern, das darunter getragen wurde. Yashe verzog sich kurz ins Badezimmer, um das mit Kristallen versehene Hemd loszuwerden.
 

Als Yashe wieder hinaustrat entschuldigte sie sich noch mal für das zerbrochene Fenster.

„Sag mal“, erkundigte Lucy sich, „woher wusstest du eigentlich, wo ich wohne?“ Yashe zuckte kaum merklich zusammen. Eigentlich war sie ja nur zu Lucy mit der Kleidungsfrage gekommen, weil ihr die Blonde zufällig über den Weg gelaufen war.

„Äh… Ich dachte eigentlich, das wäre meine Wohnung und da bin ich halt einfach durch ‘s Fenster gesprungen. Ich wollte die Tüten nicht ablegen“, flunkerte sie kurzerhand, aber als sie geendet hatte, viel ihr auf, dass die Frontseiten der beiden Häuser tatsächlich identisch waren. Der einzige Unterschied von außen war wohl, dass das Haus von Yashe nicht in der Nähe einer Brücke stand. „Als ich dann gemerkt habe, dass das hier nicht meine Bude ist, dachte ich mir, warum sollte ich warten, bis wir uns das nächste Mal in der Gilde begegnen? Verstehst du?“ Lucy nickte eingeschüchtert. Das könnte eventuell daran gelegen haben, dass Yashe sie an den Oberarmen gepackt und eine wirklich gruselige Miene aufgesetzt hatte. Oder daran, dass einige Scherben aus Yashes Haaren rieselten. Oder vielleicht auch daran, dass soeben die Wohnungstür aufging und Natsu mitsamt Happy reinmarschierte. Yashe tendierte definitiv zu dieser Erklärung.

„Hey! Lass Luigi runter!“ Yashes erste Reaktion bestand darin, Lucy und den Luigi der Mario Brothers zu vergleichen. Sie kam zu dem Schluss, dass es durchaus im Bereich des Möglichen lag, dass Lucy die weibliche Version des grünen Klempners war. Beide waren ängstlich, eher schmal und sie würden auf ewig nur Randfiguren bleiben, auch wenn sie sich als Hauptfiguren sahen.

„Ich tu Luigi doch gar nichts“, antwortete Yashe Natsu mit einiger Verspätung.

„Du nicht auch noch“, jammerte Lucy, wurde aber übergangen.

„Dann kannst du sie ja runterlassen“, knurrte Natsu beinahe.

„Hmm? Oh, Sorry“, grinste Yashe und lies Lucy einfach fallen, „Hab ganz vergessen, sie loszulassen. Ich muss dann auch mal weiter, Yoshi abholen und so“, stotterte sie sich einen Grund zusammen, dabei hatte sie jetzt, wo Yoshi nicht in der Nähe war, überhaupt keine Lust an diesem Zustand etwas zu ändern. Das war irgendwie seltsam, aber Yashe machte sich keine großartigen Gedanken darum.

„Wieso willst du das Viech denn bei dir behalten?“, fragte Natsu mit einem eher dämlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Auch Lucy schien eher verwundert: „Ja, ich mein die ist zwar ganz süß aber irgendwie…“

„Zu perfekt? Zu beliebt, wenn sie anwesend ist?“, half Yashe aus und Lucy nickte. Sofort war die Furcht vom Vormittag wieder da. „Dann muss ich Mira doch erst recht vor der retten!“ Mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Einkaufstaschen und hinterließ die Scherben von Lucys Fenster.

Wie der Blonden auch grade auffiel: „OI! WAS IST MIT MEINEM FENSTER?“ Yashe beschloss sich, dass Miras Charakter wichtiger war als ein Fenster und legte noch einmal an Tempo zu. „YASHE!“
 

„Sag mal, Luigi“, fing Natsu an, wurde aber sofort von Lucy unterbrochen: „Ich heiße Lucy!“

„Aye“, kam es von Happy, den Yashe zuvor über den Haufen gerannt hatte.

„Was wollte die eigentlich von dir?“

„Einen Ersatz für ihr Hemd, das DU kaputt gemacht hast!“

„Hab ich das?“

„Aye!“

„Seid ihr euch sicher, dass ich das war? Ich meine, ich würde mich an sowas erinnern“, meinte Natsu und legte den Kopf schief. [3]

„Ich hab aber genau gesehen, wie du das Hemd verbrannt hast“, warf Happy ein.

„Unsinn!“ Lucy verdrehte die Augen, ehe ihr etwas einfiel und sie ins Badezimmer lief. Happy, neugierig wie die Katze, die er ja auch war, folgte ihr und beobachtete, wie Lucy ein schwarzes Stück sehr mitgenommenen Stoff holte – Yashes Hemd oder das was davon übrig war.

„Natsu, das hier ist Yashes Hemd“, fuhr sie den Pinkhaarigen an.

„Wieso trägt Yashe so zerfetzte Sachen?“

„Bist du so doof oder tust du nur so?“, fragte Lucy erschlagen.

„Wieso doof?“
 

Yashe währenddessen rannte nahezu mit der Geschwindigkeit eines Zuges zur Gilde. Beziehungsweise, sie versuchte es. Sie war einmal falsch abgebogen und fand nun den Weg zur Gilde nicht mehr. Dafür kam sie aber bei sich zu Hause vorbei und konnte flugs den Glaser einlassen, damit der sich um das Fenster kümmern konnte, sowie ihre Einkäufe abzüglich einer Tüte Lakritzlutschbonbons in die Küche verfrachten.

Während des gesamten Weges machte sie sich Vorwürfe. Sie war auf dieses Ding reingefallen, hatte der Versuchung nicht widerstehen können… Sie kam sich vor, wie ein blutiger Anfänger. Aber jetzt wollte sie ihren Fehler wieder gut machen und das möglichst ohne Kollateralschaden. Aber… Konnte sie das wirklich noch schaffen? War ihr Fehler nicht schon unumkehrbar?

Alles was sie jetzt noch tun konnte, war beten, dass sie noch rechtzeitig kam.
 

[1]Das Zeug gibt es wirklich! Hier ein Link zur Verpackung: http://media1.marktjagd.de/images/8/2/0/3/3/0/270x270_orig.jpg

[2]Das war natürlich KEINE Schleichwerbung für Minecraft!

[3]Das war genauso wenig von Lamas mit Hüten geklaut, wie das mit Minecraft Schleichwerbung war… Das ist… So etwas würde ich nie machen!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück