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Ein Schuss...

GemeinschaftsFF der Majesticsiten
von

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Gefahr im Verzug

Enricos Gesichtsausdruck wirkte hart und abweisend, doch Oliver ließ sich davon nicht beeindrucken und machte Anstalten, sich aus Enricos Griff zu befreien, um die Nudeln zu sich zu nehmen. Sein Gegenüber unterband das jedoch und durch eine geschickte Handbewegung, hatte er sich selbst blitzschnell die Gabel in den Mund geschoben.

Oliver besah in skeptisch. "Weißt du, ich weiß wirklich nicht, was dein Problem ist."

"Mein Problem ist", meinte Enrico, hielt seinen Arm weiterhin fest und besah ihn mit ernster Miene, "dass ihr euch da in Sachen einmischt, die euch nichts angehen. Und denen ihr nicht gewachsen seid."

Ehe Enrico reagieren konnte, hatte Oliver sich aus seinem Griff befreit. Das Klappern der Gabel, als sie scheppernd auf den Boden fiel, wurde übertönt von dem lauten Knall eines heftigen Schlags auf nackter Haut. Entsetzt weiteten sich die Augen des Italieners, als ihm klar wurde, was in diesem Augenblick passiert war.

Die beiden Wachposten waren erschrocken aufgesprungen und blickten der Auseinandersetzung vor ihnen aufmerksam zu. Ihnen war durchaus bewusst, dass sie im Falle des Falles eingreifen mussten.

"Wen willst du mit diesen Ausflüchten beschützen?", fragte Oliver vorwurfsvoll und er schüttelte den Kopf, "Uns, oder dein Ego?"

Mit einem verächtlichen Schnauben wandte er sich ab. "Ich sehe schon, du hast deine Wahl getroffen, was dir wichtiger ist. Vermutlich hatte Robert recht, dass der einzige, bei dem die Schuld für das alles hier zu suchen ist, du bist. Du und dein dämliches, eingebildetes Ego!"

Er verließ das Zimmer und Enrico starrte ihm sprachlos hinterher.

Der Wachmann, der auf Oliver acht geben sollte und bis zu der Auseinandersetzung der beiden mit seinem Kollegen Karten gespielt hatte, sah wehleidig auf seine Karten, nickte seinem Spielpartner entschuldigend zu und folgte dann dem jungen Franzosen aus dem Raum.

Oliver blieb für einen kurzen Moment vor dem Krankenzimmer stehen, ehe er sich durch die Haare fuhr, tief durchatmete und sich dann ein Lächeln abrang.

Er bemerkte den verwunderten Blick des Polizisten und er wank ab. "Keine Sorge, mit mir ist alles in Ordnung."

Nachdenklich verschränkte er die Arme vor der Brust und wandte sich erneut an seinen Aufpasser: "Die Krankenschwester meinte, dass Robert mit Hauptkommissar Strobel und einigen Polizisten aufgebrochen sei. Wissen Sie mehr bezüglich dieses Vorfalls?"

Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. "Es tut mir sehr Leid. Da ich aktuell für Ihren Schutz zuständig bin, habe ich von den neusten Entwicklungen in diesem Fall selbst nichts mitbekommen."

"Nun, dann ist es doch an der Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen..."

Alles verlief nach Plan...
 

Nervös und ruhelos ging Robert den Krankenhausgang auf und ab. Er hatte Johnny nicht einmal zu Gesicht bekommen und man hatte ihn sofort in den OP gebracht. Keiner konnte Robert Auskunft über seinen gesundheitlichen Zustand geben, doch dass es sehr schlecht um seinen Freund stand, konnte er sich mittlerweile selbst denken. Und dass er wohl erst in ein paar Stunden nähere Informationen erhielt sowieso.

Mit einem schweren Seufzen rieb er sich über seine Augen und betete, dass Johnny überleben würde.

Er selbst war sich nicht sicher, was er tun sollte - was er tun konnte. Die nächsten Stunden vor dem OP-Saal herumzulungern und sich in Gedanken immer wieder die schrecklichsten Horrorszenarien auszudenken, würde weder Johnny, noch ihm oder ihrer Situation etwas nützen.

Müde wandte er sich von der Tür zum OP ab, während sein Herz sich so schwer fühlte, als würde er gerade Johnny verraten und im Stich lassen, und machte sich langsam auf den Weg zum Büro von Herrn Strobel. Vielleicht gab es mittlerweile neue Informationen?

Er bog gerade um die Ecke, als er Oliver, der ihn selbst jedoch nicht bemerkte, in einiger Entfernung vorbeilaufen sah und er erstarrte. Oliver grinste von einem Ohr zum anderen.

Verdattert starrte dem Franzosen hinterher, wie er eiligen Schrittes den Gang entlang lief, in gewissem Abstand folgte ihm sein Wachmann.

Warum zum Teufel hatte Oliver so verdammt gute Laune, wenn ihr aller Leben auf dem Spiel stand? Hatte es eine neue Wendung im Fall gegeben?

Für einen kurzen Augenblick überlegte er, ob er hinter Oliver hergehen und ihn fragen sollte, was genau los war, doch irgendetwas hielt ihn zurück.

Mit ernster Miene stand er eine Weile lang da und dachte darüber nach, ob er vielleicht künftig Oliver genauer im Auge behalten sollte, als ihn eine Hand am Arm packte. Erschrocken fuhr er herum, und sah sich Hauptkommissar Strobel gegenüber stehen.

"Ich wusste, dass ich Sie hier finden würde", meinte dieser und blickte ihn verständnisvoll an, "allerdings möchte ich, dass Sie sich kurz Zeit nehmen und mit mir kommen. Wir haben ein paar neue Anhaltspunkte, bei denen Sie uns vielleicht weiterhelfen können..."

"In Ordnung", murmelte Robert langsam und versuchte seine Gedanken zu ordnen, "Ich komme mit Ihnen. Ich hätte zudem eine Bitte, allerdings würde ich das gerne mit Ihnen unter vier Augen besprechen."

Sein Gegenüber nickte. "Folgen Sie mir bitte."

Robert gehorchte, musste jedoch feststellen, dass sie sich nicht auf den Weg zu Herrn Strobels Büro befanden. "Wohin gehen wir?", erkundigte er sich ein wenig unruhig, da sie nun in Richtung der Aufzüge liefen. Je weiter sie sich vom OP entfernten, desto weiter war er von Johnny entfernt. Und wenn es zu Komplikationen kam-...

Er wollte gar nicht weiter daran denken, deshalb war er dankbar, dass Strobel ihn mit seiner Antwort aus den Gedanken riss.

"Wir gehen zum Polizeipräsidium. Mittlerweile gibt es neue Entwicklungen bei unseren Ermittlungen. Diese neuen Erkenntnisse sind jedoch so sensibel, dass wir sie nicht hier besprechen wollen. Die Gefahr ist zu groß, dass jemand mithört."

Das klang in jedem Fall nach sehr sensiblen Informationen. Robert beunruhigte diese Geheimniskrämerei sehr. Vor allem aber würde das bedeuten, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, bis er Strobel darum bitten konnte, dass sofern Johnny überlebte (was er inständig hoffte und weshalb er die Möglichkeit des Todes ausschloss), man seinen Tod publik machen sollte. Niemand sollte erfahren, dass er überlebt hatte. Selbst Enrico und Oliver sollten die Wahrheit nicht erfahren, denn den beiden traute er mittlerweile nicht mehr. Allem Anschein nach verfolgten sie beide ihre ganz eigenen Pläne.

Nur so konnte Robert sich sicher sein, dass der Schotte außer Gefahr war. Auch wenn das bedeutete, dass man ihn alleine in ein Krankenzimmer sperren musste und Robert selbst ihn nicht besuchen durfte.

Ganz in seinen Gedanken versunken stieg Robert gemeinsam mit Strobel in das Polizeiauto, das sie zum Polizeipräsidium brachte. Erst als sie das Gebäude betraten und Robert zahlreiche Polizeibeamte mit komischen Detektoren in den Händen herumwerkeln sah, erklärte Strobel: "Wir wollen nur sicher gehen, dass wir hier keine Wanzen irgendwo haben. Man kann nie sicher genug sein, gerade wenn es um so ein sensibles Thema geht..."

Robert nickte und musste ein schwermütiges Seufzen unterdrücken. Wie war es überhaupt so weit gekommen?

Sie kamen zu Herrn Strobels Büro, aus dem gerade zwei Polizisten traten. In einem kleinen, verschlossenen Gefäß befanden sich zwei winzige Knöpfchen - zwei Wanzen. Ein Glück, dass die Polizei gerade jetzt auf die Idee gekommen war, doch einmal zu überprüfen, ob sie vielleicht abgehört wurden.

Allerdings war die Wahrscheinlichkeit groß, dass die kleinen Geräte schneller wieder an ihren Platz zurückkamen, als allen Beteiligten lieb war. Immerhin mussten sie zuvor in die Räume gekommen sein - was wiederum auch bedeuten konnte, dass einige der Beamten käuflich waren. Robert wollte gar nicht weiter darüber nachdenken.

Die beiden traten in das Büro und Strobel verschloss die Tür und ließ die Jalousien der Fenster herunter.

"Nun, was ich Ihnen mitzuteilen habe, wird ein ziemlich harter Brocken zu verdauen sein", der Hauptkommissar hatte die Unterlagen bereits in der Hand, zögerte dann jedoch einen Moment. "Sie meinten, Sie wollten mich um etwas bitten - Vielleicht sollten wir das klären, bevor ich Sie mit all dem hier konfrontiere."

Robert starrte die Akte, die ihm ein enormes Unbehagen bereitete, für einen Moment intensiv an, fast so als hoffe er, dass sie die Lösung aller Probleme wäre, dann fokussierte er wieder den Mann vor ihm. Er hatte keinen Sinn um den heißen Brei herumzureden - sie hatten kaum Zeit.

"Ich möchte, dass Johnny öffentlich in den Medien für tot erklärt wird, wenn er überlebt. Stecken Sie ihn irgendwohin, wo er in Sicherheit ist und niemand ihn findet. Aber tun Sie so als sei er tot. Ich weiß, er könnte wertvolle Informationen bringen, aber ich fürchte um sein Leben. Er war lange in Gefangenschaft - dass man ihm die Chance gelassen hat zu überleben bedeutet, dass seine Entführer irgendetwas mit ihm vor haben. Ich will nicht, dass ihm noch Schlimmeres widerfährt."

Strobel zögerte einen Augenblick. Er schien angestrengt nachzudenken, dann setzte er sich. "Und was ist, wenn Ihr Freund stirbt?"

Roberts Gesicht wurde eigenartig ausdruckslos und es dauerte eine Weile, bis er auf die Frage antwortete. "Dann ist es mir egal, was Sie den Medien erzählen."

"In Ordnung. Allerdings möchte ich das vor Ort persönlich klären. Die Ärzte meinten, die Operation dauert noch mindestens zwei Stunden, daher haben wir noch genügend Zeit, um das hier zu besprechen."

Er schlug die Akte auf und Robert sah einige beschriebene Zettel und daneben ein paar Fotos. Strobel zückte eines der Bilder und legte es ihm vor. "Kennen Sie diesen Mann?"

Roberts Augenbrauen schoben sich nach oben. Er kannte beide jungen Männer, die abgebildet waren - nur dass einer nicht mehr lebte. Zu ihrer aller Glück, wie er zugeben musste. Er hatte es Oliver und Johnny nie verraten, aber Enricos Familie gehörte der Mafia an. Einzig Enrico hatte hart dafür gekämpft, da irgendwie herauszukommen. Als sein Zwillingsbruder versucht hatte, ihn umzubringen, hatte einer der Bodyguards ihn niedergeschossen. Ende der Geschichte.

"Das sind Oliver und Enricos Bruder - Matteo, wenn ich mich nicht irre. Was ist damit?"

"Dieses Foto wurde letzte Woche aufgenommen."

Robert verkrampfte sich und sog scharf die Luft ein. "Aber Matteo ist tot!"

"Das sind nicht die einzigen Fotos, die wir haben", erklärte Strobel weiter und überging Roberts Einwand, "Es scheint in der Tat so, als wäre Matteo nicht tot. Und als hätte er eine besondere Beziehung zu Ihrem Freund Oliver."

Robert erstarrte, als der Hauptkommissar ihm ein recht eindeutiges Bild von Matteo und Oliver unter die Nase hielt. "Das ist unmöglich!"

Gut, Oliver hatte sich seit dem Vorfall ein wenig seltsam verhalten. Aber das konnte wirklich nicht stimmen. Waren die Fotos nachbearbeitet worden? Und wie zum Geier waren die Bilder in die Hände der Polizei geraten?

Robert schluckte, sah kurz zur Seite. "Ist es nicht seltsam", begann er und zögerte einen Augenblick, "Ist es nicht seltsam, dass Matteo sich die ganzen letzten Jahre bedeckt gehalten hat und plötzlich ist er wieder da und macht sich überhaupt keine Gedanken mehr darum, beobachtet zu werden? Da ist doch etwas faul bei der Sache."



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