Wieso habe ich ihn nicht schon früher angesprochen?
Joaquim war erstaunt als er Fernando im WC sah, sein Gesicht war Schnee weiss und er zitterte am ganzen Körper. Dann sackte er zusammen, und wurde sogar bewusstlos.
Fernando spürte den kalten Boden unter sich und sah verschwommene Gestalten wahr, die miteinander redeten. Dann vernahm er Herr Scheubers Stimme und konnte einen Fetzten des Gespräches erhaschen: „Typisch für den Jungen. Ich kann es nicht fassen gleich zwei Störenfriede und das so knapp nach den Ferien!“
Kaum hatte er das gehört kam er wieder richtig zu sich. Er erinnerte sich an Josua und an Joaquim und er schreckte schnell auf. Dabei schlug er den Kopf mit voller wuscht gegen das Waschbecken. Zack, und er verlor gleich nochmals das Bewusstsein. Als er dann endlich das zweite mal wider zu sich kam, diesmal aber mit höllischen Kopfschmerzen, regte er sich im Stillen über die beiden auf.
Waren die nicht in der lange ihn so hinzulegen, dass er sich nicht gleich den Kopf am Waschbecken anschlagen konnte, nervte er sich.
Jetzt hatte er wirklich Lust die beiden umzubringen. Dann stand er langsam auf. Joaquim und Herr Scheuber schauten ihn dumm an, sagten aber fürs erste nichts.
„Fernando.“, fing dann Herr Scheuber an, “Du weißt doch hoffentlich noch was für Schulregeln wir haben? Auch wen du uns bis jetzt nicht aufgefallen bist ist dann kein Grund dagegen zu verstossen und wie es aussieht verträgst du das Zeug ja eh nicht.“
„Was?“, fragte Fernando.
„Idiot!“, fauchte Joaquim, „Du hast doch geraucht.“
„Was glaubst du von mir?“, fragte Fernando verwirrt, „So was würde ich nie tun.“
„Ach was.“, höhnte Joaquim, „Wenigstens in der Paus hat es noch nicht so gestunken, und ich sehe hier ausser dir einfach weit und breit keine andere Gestalt. Oder war sonst noch jemand hier, den wir nicht gesehen haben.“
„Nein.“, flüsterte Fernando.
„Es ist der 5 Tag und du bist gerade dabei Josua zu übertreffen. Geschweige das ich jetzt dir noch glaube soll was du mir vor der Pause gesagt hast. Ich mein ja nur, du schwänzt den Unterricht und rauchst im Schulhaus, sass geht doch nicht!“
Fernando stand auf, packte seine Schultasche und ging, ohne noch einmal ein Wort zu sagen. Auch hinderten ihn die Beiden nicht daran.
Kaum hatte er das Schulgelände verlassen, trat ein kichernder Josua aus dem Schatten des nächsten Baumes.
„Hey Fernando, dass fand ich aber genial von dir das du mich nicht verpetzt hast.“, quasselte Josua.
„Was hätte ich den sagen sollen, dass du da gewesen bist und dich in Luft aufgelöst hast?“
„Dann hätten sie dich in die Klapse gesteckt.“, meinte Josua kichernd.
„O ja.“, sagte Fernando dann, „Bin eh nicht der, der gerne Andere verpetzte.“
So liefen sie noch ein wenig weiter und machten bei einer grünen Wiese eine Pause. Dort legte sich Josua ins Gras und blickte einfach in den Himmel. Fernando setzte sich dann neben ihn hin und blickte ihn an.
„Du bist gar nicht so gemein wie alle sagen.“, fing Fernando an.
„Ah, wirklich?“, fragte Josua, „Unsere kleine Unterhaltung im Klo schon vergessen?“
„Nein, aber du sagst die Wahrheit.“, nuschelte Fernando.
„Du bist ein Spinner Fernando.“, flüsterte Josua zurück, „Ich bin ein Monster.“
„Du bist kein Monster.“, versicherte er.
„Ach was.“, knurrte Josua, „Du hast mich noch nie in meiner Dämonengestallt gesehen.“
„Dann zeig doch mal.“, fragte Fernando.
„Lieber nicht.“, meinte Josua, „Du bist heute schon genug in Ohnmacht gefallen.“
„Du hast mich auch überrumpelt.“, versicherte Fernando.
„Easy, vielleicht ein anderes mal.“, meinte Josua und kramte sich wieder eine Zigarette aus dem Pack und zündete sie an.
„Kommst du eigentlich mit ins Klassenlager?“, fragte er Josua weiter aus, „Oder nähmen sie dich nicht mit?“
„Frag mich was, was ich weiss. Keine Ahnung, ob dieses Arsch von Lehrer mich mitnimmt oder nicht.“, fauchte Josua.
„Vor den Ferien, als er es zum ersten Mal erwähnt hatte, hatten dich alle schräg angesehen, als er gefragt hat ob jemand raucht.“
„Ja.“, regte sich Josua auf, „Ich bin doch kein Tier das man beglotzen kann! Aber wenigstens war ich ehrlich.“
„Geschweige davon dass du der einzige bist der Raucht.“, setzte Fernando an.
„Ja, aber der Drogensuchti der Klasse!“, knurrte Josua weiter.
„Aber da haben sie leider recht.“, flüsterte Fernando.
Josua blickte ihn finster an und sagte rasch: „Es geht mir gerade halt einfach richtig Scheisse, nächste Woche ist alles wieder okay, versprochen.“
„Aber trotzdem, du hast Drogen genommen.“
„Ich rauche, ich saufe, ich kiffe und jetzt nähme ich halt ein par Tage Heroin zu mir, na und ist doch kein Weltuntergang!“, knurrte Josua laut.
„Vielleicht hast du darum keine Freunde.“
„Na und, brauche ich die Wirklich?“, fragte er weiter.
„Nein, aber wie lange bist du schon bei uns?“, wollte Fernando wissen.
„6 Jahre.“, zischte Josua, „6 verdammte Jahre hocke ich in diesem scheiss Kaff!“
„Eines kann ich dir aber sagen Josua, du bist nicht so schlimm wie immer alle sagen.“
„Du bist auch nicht diese nervtötende kleine Kröte, als die dich viele hinter deinem Rücken bezeichnen, ich mag dich irgendwie.“
„Was!“, schrak Fernando auf.
„Easy, hinter deinem Rücken reden noch viele schlecht über dich.“, säuselte Josua, „Ich kann da halt nur sagen ich höre halt einfach alles.“
Fernando regte sich leise über seine so genannten Kollegen und Josua lachte, nahm den letzten Zug aus seiner Zigarette und schmiss sie dann fort.
„Wir können Freunde sein.“, flüsterte Josua fast.
„Wirklich?“, fragte Fernando nochmals nach um sicher zu sein.
„Ja, ist mein voller ernst.“
„Du bist wirklich viel netter als ich immer gedacht habe.“, lachte Fernando.
„Aber keine Umarmungen, so was hasse ich wie die Pest!“, setzte er hastig hinzu.
„Ich hasse Scheuber.“, meinte Fernando fast fröhlich.
„Dieses arrogante Arsch!“, fauchte Josua, „Den bringe ich nochmals um, dieses verdam…“
„Wen das nicht unserer Hurensohn Josua ist!“, schrie Joaquim fast über die gesamte Wiese, „Was machst du den mit Kiffer Fernando hier?“
Josua stand auf, rauste mit schnellen Schritten auf ihn zu und blieb knapp vor ihm stehen.
„Beleidige nie wieder in meiner Gegenwart meine Mutter und Fernando, sonst verspräche ich dir wird es für dich sehr, sehr schmerzvoll werden!“
„Ach, was willst du tun du Zwerg?“, fragte Joaquim.
Gut, die Szene war wirklich lustig, dachte Fernando, da Joaquim wirklich mehr als 1 ½ Köpfe grösser war als Josua.
„Es kommt nicht auf die Grösse drauf an.“, knurrte Josua, „Ich kann mehr als du denkst.“
„Hey, Josua, Joaquim, was macht ihr den da!“, rief plötzlich eine vertraute Stimme.
Die beiden drehten sich um und erblickten Maike.
„Mit dem Trottel mache ich überhaupt nichts, wollte ihm nur sagen, dass ich es nicht zulasse, dass er uns das Klassenlager verdirbt!“, schimpfte Joaquim laut und stolzierte davon.
Josua lächelte breit und ging wieder zurück zu Fernando.
„Easy, mich stört es nicht wen ich nicht ins Klassenlager mit muss.“, sagte Josua ganz locker.
„Ich würde es total doof finden.“, meinte Fernando gleich.
„Ja, es wer dumm wen wir nicht komplett sind.“, meinte Maike.
„Wirklich?“, fragte Josua.
„Nur weil du keine Freunde hast gehörst du trotzdem zu unserer Klasse.“, sagte Maike.
„Von mir aus, komme ich halt mit.“, meinte Josua fast beleidigt.
„Also wirklich, ein wenig mehr Begeisterung solltest du schon zeigen.“, nervte sich Maike.
„Wieso soll ich mich freuen?“, fragte er, „Das ich mit einer Klasse ins Lager fahre die ich nicht leiden kann! Geschweige das ich dort nicht rauchen kann wen ich will!“, ärgerte sich Josua.
„Nur weil du nicht rauchen kannst wen du willst?“, fragte Fernando nach.
„Natürlich, ich bin süchtig danach.“, knurrte Josua.
„Dann versuch doch aufzuhören.“, schlug Maike vor.
„Wen ich nicht will?“, fachte er sie fast an und setzte schon ein wenig lockerer hinzu, „Wen ich es wirklich wollte dann könnte ich es ja, aber ich will jetzt einfach nicht.“
Danach schwiegen die Drei wieder ein wenig. Bis dann Josua aufstand und fragte: „Hi, wollt ihr was zu trinken?“
„Ja klar, so eine Cola wer jetzt genau richtig.“, freute er sich.
„Dann nähme ich ein Fanta.“, setzte Maike an.
Josua stand dann auf und lief Richtung des nächsten Ladens davon. Maike setzte sich jetzt näher neben Fernando ins Gras.
„Josua ist irgendwie noch nett, selbst wen er unberechenbar ist. Aber wen man ihn so sieht, könnte man angst bekommen.“, meinte Maike.
„Er ist sonder bar und hat auch so manches kleines Geheimnis, aber irgendwie ist er noch richtig nett. Ich habe keine Ahnung wieso ich ihn nicht schon früher angesprochen habe.“, antwortete Fernando.
„Man sagt von ihm das er kifft und Drogen nimmt. Stimmt das?“, sprach Maike weiter.
Fernando wusste nicht was er sagen sollte und sagte dann knapp: „Frage ihn dich selbst.“
Dann schwiegen sie bis Josua wieder zurück war. Er reichte ihnen ihre Getränke und setzte sich wieder ins Gras. Er hatte eine Bierflasche bei sich und kramte wieder in der Hosentasche herum, zog wieder sein Zigarettenpack heraus und nahm sich wieder eine draus und zündete die sich wieder an. Kaum hatte er das gemacht lächelte er zu Fernando hinüber.
Josua beim Drogen rauchen, dachte Fernando fast boshaft. Irgendwie hätte ich mich früher mit ihm abgeben sollen. Schau dir den Typen doch mal an, er raucht, trinkt, ist genau das was alle sagen. Nur ist sein Charakter nicht so mies wie sie von ihm behaupten. Irgendwie konnte einem Josua sogar leid tun.
„Josua?“, fragte Maike, „Eine Frage. Stimmt es eigentlich was alle über dich so erzählen, dass mit den Drogen und so?“
Josua lachte bitter und blickte sie an, nahm einen Schluck aus der Flasche und legte sich ins Gras.
„Ja.“, sagte er knapp.
Fernando verschluckte sich fast als er diese Antwort hörte.
Hatte Josua wirklich gerade die Wahrheit gesagt? Frage er sich.