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I've become so numb ...

The Dark Knight
von
Koautor:  Jack-Spicer

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Auf Tuchfühlung

Ein wenig hatte es Harleen schon frustriert, dass der Joker nach seinem emotionalen Ausbruch nicht besonders auskunftsfreudig gewesen war. Aber sie ließ es darauf beruhen und drängte ihn nicht dazu, darüber zu erzählen. Sie war schon froh darüber, dass er zum ersten Mal, seit er in Arkham Asylum inhaftiert war, recht umgänglich und ruhig war. Selbstverständlich vermerkte sie diese Auffälligkeiten in seiner Akte und notierte sich entsprechende Vermutungen dazu. Mittlerweile war sie sich auch recht sicher, dass der Joker der mit Abstand interessanteste, weil komplexeste Patient der ganzen Anstalt war.
 

Die Zeit bis zur nächsten Unterredung mit ihrem Patienten nutze Harleen dazu, tiefere Einsicht in seine Polizeiakte zu werfen und diverse Fachbücher zu Rate zu ziehen, um eine bessere Einsicht in seine Psyche zu bekomme, was sich allerdings als schwieriger heraus stellte, als gedacht.
 

Sie sprach sogar mit Commissioner Gordon darüber, wie er die Kontakte mit dem Joker erlebt hatte und wie er ihn einschätzte. Bei diesem Gespräch erfuhr die Ärztin auch Dinge, die nicht in der Polizeiakte aufgetaucht waren, wie zum Beispiel seine persönlichen Eindrücke, die Gordon nicht vermerkt hatte.
 

Momentan war Harleen ganz froh darüber, nur aller paar Tage direkten Kontakt mit dem Joker zu haben. Er war ein schwieriger Patient und es erforderte jede Menge Vorbereitung und Recherche, um aus ihm irgendwie schlau zu werden. In solchen Momenten kam sie sich eher wie ein Privatdetektiv vor, als wie eine Psychologin. Aber wenn sie dem Joker helfen wollte, dann musste sie seine Vergangenheit kennen. Und da er derzeit nicht gewillt war, darüber zu sprechen, musste sie eben selbst herausfinden, was los war.
 

Wieder einige Sitzungen später, quasselte Harleen ihn gerade mit irgendeinem Zeugs zu. Er hörte ihr nicht zu. Belangloses Gewäsch über irgendwelche ... ach, was wusste er schon. Es interessierte ihn nicht die Bohne, was es alles für Krankheiten gäbe und unter welchen er vielleicht leiden würde. Er wusste woran er litt.
 

"Haben Sie schon einmal etwas von der dissozialen Persönlichkeitsstörung gehört?", fragte Harleen und hakte einen Punkt auf ihren Block ab. Sie hatte im Vorfeld dieser Therapiesitzung, die nun zum ersten Mal in einem der speziellen Räume stattfand, die unter anderem mit der obligatorischen, wenn auch sehr klischeehaften Couch ausgestattet war, verschiedene Diagnosen heraus gearbeitet und wollte sie ihrem Patienten möglichst schonend mitteilen.
 

"Die antisoziale oder auch dissoziale Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch eine Missachtung sozialer Normen und mangelndes Einfühlungsvermögen in die Gefühle anderer. Zwischen dem Verhalten und den herrschenden sozialen Normen besteht eine erhebliche Diskrepanz", zitierte sie wie aus dem Lehrbuch und saß den Joker dabei bewusst an. Er saß ihr gegenüber und machte den Eindruck, dass er ihr überhaupt nicht zuhörte. "Kommt Ihnen das vielleicht irgendwie bekannt vor?", fragte sie weiter. Der leere Ausdruck in den Augen ihres Gegenübers ließ sie lautlos seufzen.
 

Sie machte sich eine entsprechende Notiz, dass der Joker aktuell einer Gesprächstherapie eher abgeneigt war, als sie erstaunt den Kopf hob und ihren Patienten ein wenig irritiert ansah. "Batman ...", knurrte er kaum hörbar vor sich hin.
 

Er hielt kurz inne, bevor er dann langsam blinzelnd zu ihr sah und zu sprechen begann. "Muss es Sie nicht frustrieren ...?" seine Stimme war rau und etwas heiser, als würde ihm gerade die Stimme zum sprechen fehlen. "Ihr Job", fügte der Joker als Ergänzung hinzu. "Studieren ... Qualifizieren ... Bewerben ... Angenommen werden ... Und das Alles, damit die Kollegen Einen für unfähig betrachten."
 

Als der Joker dann zum ersten Mal in dieser Sitzung anfing zu sprechen, verwandelte sich Harleens Irritation nach nur wenigen Worten in Beunruhigung und puren Unglauben. Woher, zum Teufel, wusste der Joker, was ihre Kollegen von ihr hielten?
 

Mit starrem Blick sah der Joker zu ihr und ließ abermals seine finstersten Abgründe walten. "Dabei ist das doch Ihre Berufung? Ihr Leben. Ihre Existenz. Nur um ... hier zu landen, bei diesen ... Möchtegern-Chauvinisten ... Haben Sie sich tatsächlich dazu herabgelassen ... Ihrem Dozenten einen ... kleinen verstohlenen Blick auf ihre Unterwäsche zu gewähren, während Sie ... Ihr weiches Gesäß auf seinen Schreibtisch platziert haben, um ihm ... 'Eine Lehrstoff-bezogene Frage' zu stellen ..."
 

Mit einem durchdringenden Blick sah er sie an. Es war der Verlauf von Harleens Vergangenheit. Oftmals hatte sie ihren Dozenten kleine Gegenleistungen für eine 'gute Zusammenarbeit' erbracht. Anders hätte sie ihren Traumberuf gar nicht bestehen können, war das Durchkommen überhaupt sehr schwer.
 

Als er dann auch noch intime Details aus ihrer Studienzeit zum Besten gab, verlor ihr Gesicht jegliche Farbe und ihr entglitten die Gesichtszüge. Blass und sprachlos starrte sie ihren Patienten an und war unfähig, auch nur ein Wort zu sagen.
 

Wie war er an diese Informationen gekommen?
 

Nicht einmal Jeremiah Arkham wusste um den Umstand, dass sie das ein oder andere Mal ihren Noten ein wenig auf die Sprünge geholfen hatte. Es war nicht so, dass ihr der Lehrstoff zu viel gewesen wäre, aber sie hatte noch andere Interessen während des Studiums gehabt und so weniger Zeit zum Lernen gehabt. Einer ihrer Dozenten hatte mit der Aussage, dass sie zwar hochintelligent, aber faul war, den Nagel auf den Kopf getroffen.
 

Wie zum Teufel ...?
 

Irgendwie hatte der Joker es geschafft, während seines Aufenthaltes hier in Arkham an diese privaten Informationen zu gelangen. Es musste in dieser Zeit passiert sein, denn bevor er hier seine Zelle bezog, wusste er nicht einmal um ihre Existenz.
 

"Diese Kürbisköpfe halten Sie für unfähig. Inkompetent. Schwach. Berechenbar. Doch wissen Sie was? Ich denke, dass sind Sie keineswegs. Ich denke, Sie sind gefährlich ...", schmiegte sich ein sanftes Schmunzeln auf seine Lippen. "Sie haben Pfeffer unterm Hintern, Püppchen."
 

Als der Joker endete und sie ansah, rasten ihre Gedanken immer noch. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, was sie gerade aus dem Mund ihres Patienten gehört hatte. Zum Glück hatte sie bislang darauf verzichtet, ein Tonbandgerät während der Sitzung mitlaufen zu lassen. Es wäre ihr Karriereende, wenn diese Informationen an ihre Vorgesetzten gelangen würde.
 

"Woher haben Sie diese Informationen ...?", fragte sie nach einem Moment leise.
 

Leises dreckiges Kichern stieg aus seiner Kehle, während er sie anstarrte. "Sie denken ich bin ein Monster, was?", fragte er in ruhigem Tonfall. "Was denken Sie, wenn Sie sich Gotham ansehen? Sie sind hier doch geboren, kennen diese Stadt also in- und auswendig. Ich wette, Sie verbinden etwas Heimisches mit dieser Stadt - deswegen sind Sie hier wohl auch geblieben aber ... auch Angst, nicht wahr?"
 

Tausend Gedanken gleichzeitig schossen Harleen durch den Kopf, als der Joker sie mit seinem Blick fixierte. Der gesunde Menschenverstand brüllte sie geradezu an, jetzt aufzuspringen, ihn zu Recht zu weisen und schleunigst den Raum zu verlassen. Doch sie tat es nicht. Sie blieb stocksteif auf dem Stuhl sitzen und starrte den Mann ihr gegenüber an.
 

Vielleicht hatte sie zu wenig Berufspraxis, um zu verstehen, was hier gerade geschah. Sie sollte es sein, die Theorien aufstellte und ihn damit konfrontierte. Sie war diejenige, die ein Diplom in ihrem Büro hängen hatte, nicht er! Und trotzdem kam sie sich wie im falschen Film vor.
 

Es war gespenstisch, wie er ihre geheimsten Gedanken in Worte fasste und sie aussprach. Auf der einen Seite jagte er ihr eine Heidenangst ein, aber auf der anderen Seite war sie so fasziniert von ihm, dass sie unbedingt mehr über ihn in Erfahrung bringen wollte.
 

Bei seiner Frage, ob sie Angst in Gotham City hatte, hätte sie am liebsten gelacht. Natürlich hatte sie Angst. Es gab so viele Verrückte da draußen, dass sie sich schon seit einiger Zeit nicht mehr traute, im Dunkeln allein durch die Straßen zu gehen. Wo Gestalten wie Scarecrow, Batman und auch der Joker auftauchten, musste ein Nest sein und sicher stand schon der nächste Wahnsinnige in den Startlöchern. Sie hatte in den Nachrichten von einem Typen gehört, der Personen entführte und kryptische Rätsel an die Polizei schickte. Keinen von ihnen wollte Harleen jemals im Dunkeln in einer Seitenstraße begegnen.
 

Langsam stand der Joker auf und kam ihr näher, ruhig und gelassen. In keinster Weise drückte seine Körperhaltung Gefahr aus. "Sie wurden Psychologin, um Ihrer Angst Herr zu werden, denn Sie haben entdeckt, dass die Angst noch was ganz anderes mit Ihnen macht, als Sie nur zu erstarren."

Er ging vor Harleen auf die Knie und legte seine Hände behutsam auf ihre nackten Knie. "... Erregung ...", gab er leise von sich, während er ihr mit sanfter Mine ins Gesicht sah. Seine Augen blieben dabei so tief und dunkel, wie sie es schon vorher waren.
 

Als der Joker sich vor sie hin kniete und ihr vorsichtig, beinahe sanft eine Hand auf ihr Knie legte, zuckte sie automatisch zusammen. Es war wie ein kurzer Stromstoß, der bei Weitem nicht so unangenehm war, wie er eigentlich sein sollte. Ohne es wollen, empfand sie tatsächlich Sympathie für ihren Patienten. Aber das durfte nicht sein! Sie durfte auf keinen Fall zulassen, dass sie persönliche Gefühle für den Joker entwickelte! Er war schließlich nach wie vor ein sehr gefährlicher – wenn auch sehr anziehender – Mann. Doch so, wie er sie ansah, konnte sie einfach nicht den Blick von ihm abwenden.
 

"Wenn diese Angst Sie nicht gerade in ihren Griff hat, dann ...", fuhr er fort und glitt mit seinen Händen vorsichtig an den Außenseite ihrer Schenkel entlang. "... pumpt sie diese mit Adrenalin zu. Aufregung. Spaß. Begierde. Erregung. - Es kribbelt, nicht wahr?", fragte er sie, als er an ihrer Hüfte angekommen war.
 

Er musste früher zweifelsfrei mal ein sehr attraktiver Mann gewesen sein. Wie er wohl ohne diese entstellenden Narben aussah? Gedanklich verpasste sich Harleen selber eine Ohrfeige. Diese Gedanken waren nicht in Ordnung. Absolut nicht! Sie war seine behandelnde Ärztin, er ihr Patient. Mehr nicht! Punkt!
 

Doch wie er sprach, sie dabei ansah und sanft, aber bestimmt seine Hand über ihren Schenkel gleiten ließ, erzeugte einen wolligen Schauer, der ihr über den Rücke kroch. So sehr sie auch in ihren Prinzipien festhielt, sie kam nicht umhin, mehr als nur rein berufliches Interesse für den Joker zu entwickeln.
 

Sofort ließ er sie wieder los und brachte Distanz zwischen ihnen, schritt langsam immer weiter nach hinten, während er fortführte. "Gotham ist ein Drecksloch. Korrupt und widerwärtig. Wussten Sie, dass Gothams oberster Richter ...", sagte er, während er ein Bild an der Wand gerade rückte. "... von der Mafia bezahlt wird? Nein? Nicht wahr? Kein Wunder. Das weiß auch Niemand. Ich allerdings hatte eine Zeitlang dort mit agiert und ... nun ja ... ich habe so einiges herausgefunden ..." Er drehte sich wieder zu ihr und setzte er sich auf die Couch. "Diese Stadt ist verkommen und würde sogar ihre eigene Oma verkaufen, wenn sie eine hätte. Wie Sie sehen ... Ich bin kein ... Irrer. Ich zeige der Stadt schlichtweg, wie sie wirklich ist."
 

Als der Joker abrupt losließ, hätte Harleen beinahe frustriert geseufzt. Seine Berührungen waren erstaunlich sanft und wider Erwarten empfand sie seine warmen Hände auf ihrer nackten Haut als sehr angenehm. Es war schon viel zu lange her, dass ein Mann sie auf diese Art berührt hatte.
 

Sie hörte ihm sehr genau zu, während er über Gotham, die vorherrschende Korruption und die mangelnde Kompetenz des GCPD sprach und musste sich dazu zwingen, nicht bestätigend zu nicken. Es machte Sinn, was er sagte. Er erkannte die Zusammenhänge im tiefen Sumpf, der Gotham darstellte. Der Joker war auf keinen Fall dumm, doch Selbstjustiz, wie er sie verübte, war auch nicht das Gelbe vom Ei. Eine leise Stimme in ihrem Kopf fragte, ob er wirklich nach Arkham gehörte.
 

Nachdem der Joker seinen kleinen Vortrag beendet hatte und sie beinahe erwartungsvoll ansah, konnte Harleen nicht mehr widerstehen und nickte bestätigend. "Sie haben nicht unrecht damit, was Sie sagen, aber sehen Sie das nicht Alles etwas zu negativ? Die Polizei tut ihr Möglichstes, um der vorherrschenden Situation auf den Straßen entgegen zu wirken. Sie mögen vielleicht das Richtige im Sinn gehabt haben, aber Sie haben es übertrieben. Sie haben die ganze Bevölkerung von Gotham in Angst und Schrecken versetzt und damit eher das Gegenteil von dem erreicht, was Sie damit bezweckt haben."
 

Kurz überrascht über ihre Äußerung erhob der Joker seine Augenbrauen, schmunzelte doch direkt schon im nächsten Moment. Er neigte seinen Kopf etwas nach unten, als sei er ihm zu schwer und sah sie mit seinen, mit Augenringen versehenen, Augen an. "Wie diplomatisch von Ihnen", erwiderte er und ließ sie dabei nicht aus den Augen.
 

Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, preschte Joker wieder nach vorne und kniete sich wieder vor sie. Sie wirkte so grotesk, als wollte er ihr einen Antrag machen. Er lehnte sich mit dem Oberkörper gegen ihre Beine und hielt sie mit seinen Händen fest, als würde es ihm um etwas wahrlich Wichtiges gehen, was er niemals loslassen wollte.
 

"Wo ist denn nur Ihre Leidenschaft?", fragte er und war richtig zittrig dabei. "Ich kann Sie sehen. In Ihren Augen", sagte er und deutete mit einem Finger auf ihr Gesicht. "Ihre Augen verraten mir, dass Sie in Wirklichkeit nicht so diplomatisch denken, wie sie es hier gerade tun, nicht wahr?"
 

Langsam richtete er sich auf und stützte sich dabei mit seinen Händen an ihrer Stuhllehne ab. "Auch Sie sind enttäuscht von der Polizei. Und Sie fühlen sich unsicher." Auf ihrer Kopfhöhe angekommen sah er ihr in ihre blauen Augen und machte ihr allein mit seinen Augen klar, wie ernst seine Worte ihm waren. "Ich allerdings ...", hauchte er ihr entgegen, "... kann Ihnen Schutz bieten." Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Ich auf ihrer Seite ... und Niemand, wirklich Niemand ..." Wider lies er seine Hand über ihr Bein gleiten. "... könnte Ihnen jemals wieder auch nur ein einziges Haar krümmen ..."



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