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Wo dein Herz schlägt

Star Trek: Classic
von
Koautor:  CaptainCalvinCat

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Was wirklich zählt

McCoy hatte dem Ausbruch Spocks verwundert nachgesehen und den Kopf geschüttelt, dann die Treppe hoch und in den rechten Korridor bis zu Saaviks Zimmer gegangen. Er hatte geklopft - vielleicht war sie ja im Stande, Antworten auf die Fragen zu finden, die dem Arzt gerade im Kopf rumspukten.

"Lieutenant?"

Es kam keine Antwort.

Nichts.

Nur Stille.

McCoy klopfte ein zweites Mal und als er wieder keine Antwort bekam, öffnete er von außen die Tür und betrat das Zimmer.

Saavik saß auf dem Bett und starrte regungslos aus dem Fenster. Nichts deutete darauf hin, dass sie das Eintreten des Arztes registriert hatte.

Daher räusperte er sich. "Ähm, Lieutenant?", fragte er und sah sie vorsichtig an.

Immer noch keine Reaktion seitens der Vulkanierin.

Nähertretend räusperte er sich erneut: "Lieutenant, alles in Ordnung?", fragte er besorgt.

Saavik nickte fast unmerklich.

Es war zwar nur eine schwache, fast unsichtbare Reaktion, aber immerhin war es eine Reaktion.

Vorsichtig trat er einen weiteren Schritt zu ihr, worauf hin die junge Frau ihren Kopf ein Stück von McCoy wegdrehte. Trotzdem sah er die Tränen auf ihren Wangen.

"Was ist los?", fragte er und trat noch näher. Langsam streckte er die Hand nach ihrem Gesicht aus und tupfte ihr vorsichtig eine Träne von der Wange. "Sind Sie traurig, weil Sie sich mit Spock gestritten haben?"

"Es ist nichts weiter", antwortete Saavik leise mit tränenerstickter Stimme.

Äußerlich war sie ruhig, doch noch immer bahnten sich die Tränen einen Weg über ihr Gesicht.

"Spock hat das Alles sicher nicht so gemeint. Er kann manchmal wirklich extrem gefühllos sein", versuchte McCoy sie zu trösten.

Er seufzte lautlos, als die Sekunden verstrichen, in denen er keine Antwort bekam. Die Situation kam ihm seltsam vertraut vor. So ähnlich hatte sich Saavik nach der Hellguard-Mission verhalten.

"Ich weiß, dass er Ihnen einiges bedeutet", versuchte der Arzt einen weiteren Dialog mit ihr zu beginnen. "Sie sind - oder waren, wie Sie immer betonen - sein Protegé, daher geht es Ihnen verständlicherweise nahe, wenn er so leidet." McCoy sah sie mitfühlend an. "Aber er leidet genau so wie Sie, wenn ich mich da nicht komplett vertun sollte."

"Ich wollte seine Gefühle nicht verletzten ...", erwiderte Saavik leise. "Aber er hat nicht aufgehört, Fragen zu stellen und ... - Es tut mir leid. Das wollte ich doch Alles nicht", schluchzte sie und sah McCoy mit flehendem Blick an, in der Hoffnung, dass er ihr ihr Versagen vergab.

Doch McCoy vergab ihr nicht. Weswegen auch? Sie hatte nichts getan, was der Arzt als Versagen wertete.

"Sie haben nur das getan, das Sie gerade für richtig hielten - nicht gerade Vulkanisch, aber immerhin verständlich. Sie brauchen sich nicht bei mir zu entschuldigen. Wenn Sie sich entschuldigen wollten - was Sie nicht müssen - tun Sie das bei Spock."

Bei der Erwähnung dieses Namens weiteten sich ihre Augen und eine leichte Panik machte sich in ihnen breit. Es war so offensichtlich, dass McCoy keine Schwierigkeiten hatte, diese Emotionen richtig zu deuten.

"Das geht nicht!", rief Saavik erschrocken und sah nur Millisekunden später beschämt zu Boden.

Warum musste sie sich auch immer so gehen lassen? Es brachte Schande über sie und über Spock. Besonders über Spock.

"Warum geht es nicht?", fragte McCoy verwundert und sah die junge Vulkanierin an. "Hören Sie, Sie haben getan, was Sie für richtig hielten. Sie müssen sich nicht entschuldigen. Aber - wie schon gesagt - wenn Sie wirklich möchten, dann nicht bei mir, sondern bei Spock."

"Ich kann ihm so nicht unter die Augen treten", sagte Saavik leise und vermied es, McCoy anzusehen. "Ich habe ihn entehrt. Ich habe seine Familie entehrt. Ich bin es nicht wert, dass er sich auch noch Sorgen um mich macht ..."

"So ein Blödsinn", meinte McCoy und sah sie an. "Sie haben ihn entehrt? Wodurch denn? Dadurch, dass Sie ihm auf Genesis das Leben gerettet haben? Oh ja, ich bin sicher, das entehrt die Familie ziemlich - dass eine junge Frau das tut, was richtig ist!"

"Diese ungewöhnliche Situation wäre in Vergessenheit geraten und niemand hätte etwas davon erfahren, wenn nicht ..." Sie beendete den Satz nicht, sondern legte vorsichtig eine Hand auf ihren gewölbten Bauch. "Ich hätte das von Anfang unterbinden und auf Sarek hören sollen ...", sagte sie so leise, dass McCoy es kaum verstehen konnte.

"Ja, Sie hätten ihn von Anfang an auf Genesis zurücklassen sollen, natürlich", sagte McCoy und in seinen Augen funkelte der Spott. "Was wäre denn die Alternative zum Pon Farr gewesen? Hätten Sie ihn sterben lassen sollen?"

Saavik schüttelte den Kopf und sah McCoy traurig an. "So meinte ich das nicht. Es ist nur mittlerweile unübersehbar, dass die Genesis-Mission ernste Folgen hat ..."

"Das mag sein, aber darauf ist das Pon Farr doch auch ausgelegt, oder?", fragte McCoy zurück und sah sie abwartend an.

"Im Prinzip schon ... Wenn Spock eine andere Wahl gehabt hätte, hätte er sicherlich Jemanden gewählt, der weitaus mehr seinen Anforderungen entspricht, als ich ..."

Saavik ließ den Kopf hängen und versuchte, weitere Tränen zu unterdrücken.

"Sie haben doch einen Knall!", sagte McCoy. "Wer sollte besser für ihn geeignet sein, als Sie? Sie kennen ihn seit Jahren, Sie haben sich als seine beste Freundin erwiesen - also, was wollen Sie mehr?"

"Ich hatte und werde nie die Kontrolle über meine Emotionen haben. Spock weiß das nur zu gut. Dieser und weitere Gründe machen mich absolut ungeeignet für ihn und seine Familie." Saavik seufzte leise und schüttelte den Kopf. "Sarek hatte recht. Er sagte, dass ich die Kontrolle über mich verliere, wenn ich Spock begegne ..."

"Es mag sein, dass er recht hatte, der gute Sarek ... Aber: Es ist so, dass Sie durchaus Ihre Qualitäten haben, die Sie zu einem wertvollen Mitglied des Hauses Surak machen würden", meinte McCoy und sah die junge Frau an. "Sehen Sie, Sarek ist in der Sache absolut nicht objektiv. Das Einzige, das ihm im Kopf herum spukt, ist der Blödsinn mit der Blutlinie."

"Aber er hat Recht", erwiderte Saavik trotzig, sah McCoy an und in ihren Augen funkelte es zornig. "Ich werde nie wirklich nach Vulkan gehören."

"Nein, er hat nicht recht", sagte der Arzt und sah sie an - mit einer ruhigen, neutralen Entschlossenheit in den Augen, die den Zorn, der sich in Saaviks Augen befand, beinahe neutralisierte. "Es mag ja sein, dass Sie nicht nach Vulkan gehören, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass Sie die Person sind, die Spock am meisten schätzt."

"Und ich habe ihn enttäuscht. Ich habe Sarek und Amanda enttäuscht." Trotzig schüttelte sie den Kopf. "Ich muss damit aufhören. Spock verdient das nicht. Ich sollte ihm für immer aus dem Weg gehen. Das wäre das Beste für Alle ..."

"Meinst du, dummes Ding, dass Amanda von dir enttäuscht ist?", fragte McCoy mit mildem Spott in der Stimme und bemerkte erst nachdem er gefragt hatte, dass er Saavik duzte. Er schob es darauf, dass Spocks Katra in seinem Kopf war. "Ich würde eher sagen, dass sie sich für dich freut, Mädel. Denk doch mal nach ... Denkst du wirklich, dass du sie dermaßen enttäuscht hast? Dann muss sie sich aber ziemlich gut verstellen können, sie macht mir nämlich so überhaupt nicht den Eindruck."

Saavik schien sich nicht daran zu stören, dass McCoy sie duzte. "Aber sie sollte es sein", beharrte sie auf ihrem Standpunkt - der nicht einmal ganz ihr eigener war, sondern hauptsächlich der von Sarek. "Alles andere wäre unlogisch ..."

"Menschen sind unlogisch", lächelte McCoy und zwinkerte ihr zu. "Und warum wäre es logisch, wütend zu sein?"

"Die Blutlinie Suraks ist schon verwaschen genug. Ich verschlimmere das Alles nur noch unnötig. Spock wird sich nie offiziell zu mir und dem Baby bekennen können, ohne Sareks Erbe zu riskieren."

"So ein Mist!", ereiferte sich McCoy. "Die Blutlinie ist Unsinn. Glauben mir, das ist alles Käse. Riesengroßer Schwachsinn!" McCoy sah sie an und lächelte. "Entschuldige, dass ich so ausgetickt bin."

Saavik überging McCoys Entschuldigung. "Es ist für die Vulkanier und vor allem für Sarek sehr wichtig. Er würde mich nie akzeptieren - selbst wenn Spock sich für mich entscheiden würde. Aber ich möchte nicht, dass er das macht, weil er sich dazu verpflichtet fühlt ..." Sie seufzte leise. "Er würde sich nie für mich entscheiden ... Ich bin nicht gut genug für ihn und außerdem ... - ... sind wir nur Freunde ..."

"Das weißt du doch gar nicht", sagte McCoy und sah sie an. "Es kann doch genau so gut sein, dass er dich genau so liebt, wie du ihn liebst. Hast du seinen Gefühlsausbruch vorhin nicht miterlebt? Warst du da gedanklich auf Risa?"

Resigniert schüttelte Saavik den Kopf. "Das glaube ich nicht. Ich bin ... - ... war sein Protegé. Das würde er nie tun. Sein Gefühlsausbruch war nicht sehr vulkanisch, aber ich habe ihn auch entsprechend provoziert. Es ist nicht seine Schuld, sondern meine ..."

"Mensch, Mädel, mach die Augen auf!" McCoys Stimme wurde wieder ein paar Dezibel lauter, als es eigentlich angenehm war. "Der Mann liebt dich, siehst du das nicht?"

Die Vulkanierin sah den Arzt erschrocken mit großen Augen an und in ihren Pupillen glitzerte es. Sie wollte nur zu gern glauben, was McCoy sagte.

Nach ein paar Sekunden, die sie McCoy ansah, senkte sie wieder den Blick und starrte auf ihre Hände. "Du sagst das nur, um mich aufzumuntern. Ich glaube dir nicht", sagte sie schlicht, auch wenn sie sich ein wenig unwohl dabei fühlte, dass sie den Arzt ebenfalls duzte. Aber sie hatte Vertrauen in den Mann.

McCoy warf die Hände gen Himmel. "Verdammt, wie kann man nur so stur sein?", fragte er sich selbst und schüttelte den Kopf. "Saavik, der Mann liebt dich wirklich. Was willst du als Beweis? Soll er es dir mit bunten Fahnen vortanzen?"

Erstaunt sah sie den Arzt an und versuchte, seine seltsame Redewendung in einen Kontext zu bringen. "Wie genau meinst du das?", fragte sie vorsichtig.

"Ob er es dir schriftlich geben soll", seufzte McCoy und ahnte, in diesem Moment, dass auch diese Frage mit einem verständnislosen Blick Saaviks enden würde.

"Warum seit ihr eigentlich hier? Ich dachte, dass ihr zurück auf die Enterprise beamen würdet", wechselte sie unvermutet das Thema.

"Hey, Themenwechsel ist nicht drin", erwiderte der Arzt und sah sie an, ehe er mit den Schultern zuckte. "Momentan versucht Jim, Spock zu beruhigen, während ich dich beruhigen möchte. Und sag mir bitte nicht, dass du keine Beruhigung brauchst, wir wissen beide, dass das gelogen wäre."

"Es ist absolut unnötig, dass du dir Sorgen um mich machst. Ich bin in Behandlung bei einem Heiler. Ich brauche also deine medizinische Hilfe nicht."

"Du bist ein Mitglied der Crew der Enterprise. Also bist du auch meine Verantwortung. Und ja, ich mache mir Sorgen."

"Würdest du mich bitte allein lassen", bat Saavik, erhob sich und trat zum Fenster. "Ich möchte mich ein wenig nachdenken ..."

McCoy seufzte erneut und fügte sich dann der Bitte. "Wenn irgendetwas ist, über das du reden möchtest, dann habe ich jederzeit ein offenes Ohr für dich."

Er musterte für einen kurzen Moment ihren Rücken, ehe er das Zimmer verließ.
 

=A=
 

Auf dem Weg zurück in den Eingangsbereich kam ihm Kirk entgegen. Er konnte das Gesicht seines Freundes nicht deuten und wusste somit nicht, wie das Gespräch mit Spock gelaufen war Er hoffte, dass Jim mehr Glück hatte, als er.

"Wo willst du denn hin?", fragte der Arzt und musterte den Captain misstrauisch.

"Mit Saavik reden", erwiderte Kirk mit einem verschmitzten Grinsen. "Oder nach was sieht es für dich aus?"

"Ich glaube nicht, dass es Etwas bringen wird. Dafür ist sie zu verängstigt", meinte McCoy.

"Verängstigt?", wiederholte das Captain.

"Verstehst du denn nicht, wie sie sich im Augenblick fühlt? Offenbar ist sie immer noch traurig wegen David und verwirrt, weil sie Spock gern hat. Schuldbewusst wegen dem, was auf Genesis passiert ist. Bedrängt, weil Sarek die wichtigste Person auf diesem Planeten ist und nicht will, dass sie mit Spock Kontakt hat. Und besorgt, dass sie die Aufnahmeprüfung an der Wissenschaftsakademie nicht schafft, weil sie so viel Anderes um die Ohren hat."

"So viel kann doch Keiner fühlen, ohne zu explodieren", erwiderte Kirk.

"Dein Gefühlsreichtum passt ja auch auf einen Teelöffel", konterte McCoy und sah mit einem zufriedenen Grinsen zu, wie seinem Vorgesetzten und Freund das Grinsen im Gesicht einschlief.
 

© Choga Ramirez & Calvin Cat



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