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Wo dein Herz schlägt

Star Trek: Classic
von
Koautor:  CaptainCalvinCat

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Die Zeit heilt nicht alle Wunden

Saavik fühlte sich sehr unwohl, als sie den inneren Tempel betrat, wo die Quartiere der Vulkanier lagen. Aber McCoy und Uhura hatten recht. Sie musste mit Amanda reden ...

Langsam näherte sie sich der Tür, hinter der sich Amanda Grayson, die Frau hoch geachteten Botschafters Sarek, befand.

Saavik verlangsamte ihre Schritte immer weiter und war sich dessen nicht einmal bewusst. Es machte sie nervös, dass sie in ein paar Minuten ihr wohlgehütetes Geheimnis lüften musste.

Als sie schließlich an der Tür angekommen war, zögerte sie. Sie hob die Hand, um den Knopf des Türmelders zu betätigen, zögerte aber und ließ die Hand wieder sinken.

Saavik musste erst langsam und tief durchatmen, bevor sie sich dazu durchringen konnte, den Knopf zu drücken.

Es dauerte nur ein paar Sekunden, in denen Saaviks Fluchtreflex sehr stark ausgeprägt war, doch dann öffnete sich die Tür.

Vorsichtig betrat die Vulkanierin das Quartier ihrer Pflegemutter und sah sich verhalten um.

"Einen kleinen Moment, bitte", rief Amanda aus einem Nebenzimmer und Saavik musste der Versuchung widerstehen, sich umzudrehen und das Quartier fluchtartig zu verlassen.

Dadurch, dass sie die geschlossene Tür anstarrte, bemerkte sie nicht, dass Amanda den Nebenraum verließ und sich ihr näherte.

"Saavik! Was für eine Überraschung!", sagte die Frau des Botschafters und Saavik fuhr überrascht herum.

"Amanda ...", erwiderte die Vulkanierin erschrocken, fasste sich aber schnell wieder.

"Komm, setz' dich zu mir", bedeutete Amanda der jungen Frau sich neben sie zu setzen. "Was verschafft mir die Ehre?"

Saavik sah Amanda unsicher an, dann folgte sie ihrer Aufforderung. "Ich bin hier, um dich um Etwas zu bitten", sagte sie vage, nachdem sie sich niedergelassen hatte.

"Saavik, du weißt doch, dass du mich um Alles bitten kannst", erwiderte Amanda mit einem Lächeln. "Um was geht es?"

Saavik atmete tief durch, ehe sie antwortete. "Ich habe mich entschlossen, die Akademie der Wissenschaften hier auf Vulkan zu besuchen und habe gehofft, dass ich in dieser Zeit wieder bei dir und Sarek leben kann."

Amanda sah Saavik überrascht an. "Die Akademie der Wissenschaften? Wieso denn das? Ich dachte, du bist glücklich in der Sternenflotte?"

"Nun ja ...", begann die Vulkanierin. "Ich habe festgestellt, dass es sinnvoll ist, wenn ich mehr mit der vulkanischen Kultur und Mentalität beschäftige."

"Und wann bist du zu dieser Erkenntnis gekommen? Vor oder nach der Genesis-Mission?", fragte Amanda weiter nach.

Unsicher sah Saavik auf den Boden, bevor sie ihre Pflegemutter wieder ansehen konnte. "Ich bin zu dieser Überzeugung gekommen, nachdem wir nach Vulkan gekommen sind."

"Verstehe ...", meinte Amanda und nickte langsam. "Auch wenn ich dir nicht ganz glaube, kannst du gerne wieder bei uns wohnen."

"Ich danke dir, Amanda."

"Hat dein Sinneswandel zufällig etwas mit einem Mann zu tun?", fragte die Frau des Botschafters unvermittelt und sah Saavik an.

Für einen Moment war die Vulkanierin sprachlos, ehe sie schnell den Kopf senkte um zu verhindern, dass ihr das Blut in die Wangen schoss.

"Dachte ich es mir doch ...", meinte Amanda mit einem Lächeln. "Kenne ich ihn?"

Saavik antwortete nicht auf ihre Frage, was Amanda als stumme Bestätigung auslegte.

"Hast du mit Spock über deine Pläne gesprochen? Er hat sich für dich eingesetzt, dass du die Sternenflottenakademie besuchen kannst."

"Nein", erwiderte Saavik. "Ich habe bislang kaum ein Wort mit Spock gewechselt. Er scheint sich nicht an mich zu erinnern ..." Ihre Stimme war leise und ein trauriger Unterton wohnte ihr inne.

Amanda sah die junge Frau neben sich mitfühlend an und legte ihr eine Hand auf den Unterarm. "Er wird sich sicher bald wieder an dich erinnern. Es braucht nur Zeit."

Saavik nickte langsam. "Vermutlich ...", sagte sie mit brüchiger Stimme.

Als Amanda sie ansah und ihre minimale Mimik musterte, ging der älteren Frau ein Licht auf. "Hat dein Wunsch, die Akademie der Wissenschaften zu besuchen etwas mit Spock zu tun?", fragte sie.

"Ich ...", setzte Saavik an, brach aber ab, als sie Amandas Blick für einen kurzen Moment erwiderte.

Auch wenn sie Amanda gerne die Wahrheit über ihre Motivation sage würde, konnte sie es einfach nicht tun. Sie schätze die Frau des Botschafters sehr, aber sie hatte Angst vor ihrer Reaktion.

"Was ist los, Saavik?", fragte Amanda unvermittelt mit Sorge in der Stimme, als ob sie Saaviks Gedanken lesen konnte.

"Nichts", log die Vulkanierin und vermied es, die ältere Frau anzusehen. Sie war noch nie eine überzeugende Lügnerin gewesen.

Amanda wusste, dass dies nicht der Wahrheit entsprach, aber sie ließ es erst einmal auf sich beruhen. Saaviks hatte sicherlich gute Gründe, warum sie sagte, dass nichts war, auch wenn dem ganz offensichtlich nicht so war.

"Spock ist der Grund, warum du die Sternenflotten verlassen möchtest, nicht wahr?", fragte die Frau des Botschafters nach einigen Minuten des Schweigens.

"Meine Gründe sind persönlicher Natur", erwiderte Saavik leise.

In Gedanken versunken und vollkommen unbewusst legte Saavik eine Hand sanft auf ihren Bauch und ihre Gesichtszüge wurden weicher.

Amanda entging diese unbewusste Handlung nicht und sie wusste plötzlich, was mit Saavik los war und warum sie so dringend auf Vulkan bleiben wollte. Es war die Intuition einer Mutter.

"Saavik ...", sagte sie leise und sah die junge Vulkanierin ernst an. "Du erwartest ein Kind." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Entsetzt sah Saavik die Frau des Botschafters an und war sprachlos. "Ich ...", setzte sie an, erkannte aber an Amandas Blick, dass sie es wusste. "Ja ...", erwiderte sie schließlich leise und senkte den Blick.

Ohne ein unnötiges Wort zu verlieren, nahm Amanda die Vulkanierin in die Arme. "Das ist wundervoll, mein Kind. Ich freue mich für dich." Dann ließ sie Saavik los und sah sie ernst an. "Weiß der Kindsvater schon davon?"

Saavik schüttelte langsam den Kopf. "Nein ... Ich existiere für ihn noch nicht einmal ..." Ihre leise Stimme war tieftraurig und es brauchte all ihre Beherrschung, damit sich ihre Augen nicht mit Tränen füllten.

Verwirrung huschte über Amandas Blick, ehe sie sich der Tragweite von Saaviks Worten bewusst wurde.

"Soll das heißen, dass du und Spock ...?"

Saavik drehte sich halb zu Amanda um. "Es tut mir leid, Amanda!", sagte sie schnell und ihre Stimme klang flehend. "Ich wollte nicht, dass das passiert, aber ich wollte ihn auf keinen Fall noch einmal sterben lassen!"

"Noch einmal sterben lassen ...?", wiederholte Amanda fragend. "Genesis?"

Saavik nickte verhalten.

Was genau passiert war, musste nicht ausgesprochen werden. Amanda war lange genug mit einem Vulkanier verheiratet, um zu wissen, wie das Naturell der vulkanischen Männer war.

Mitfühlend nahm sie Saavik wieder in den Arm. "Ich danke dir, Saavik. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du für Spock da warst. Du musst dich für absolut nichts entschuldigen. Du hast das Richtige getan und ich stehe dafür tief in deiner Schuld."

Saavik blieb stumm, doch Amanda konnte in der Umarmung spüren, wie viel Mühe es die junge Vulkanierin kostete, Herr über ihre Emotionen zu bleiben.

"Spock bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?", fragte die ältere Frau.

"Ja ...", erwiderte Saavik tonlos und schämte sich, dass sie sich nicht im Griff hatte.

"Mehr als nur freundschaftlich?"

Wieder zog Saavik es vor, Amandas Frage unbeantwortet zu lassen, doch anhand der leichten grünlichen Färbung von Saaviks Wangen wusste Amanda, dass die Beziehung zwischen ihr und Spock mehr war, als nur Mentor und Protegé. Sie war sehr viel tiefer, als bloße Freundschaft und es erfüllte Amanda mit Traurigkeit, dass sich ihr Sohn nicht an die junge Vulkanierin erinnern konnte.
 

=A=
 

Als Saavik das Quartier von Amanda verließ, war sie unendlich erleichtert. Im Nachhinein musste sie feststellen, dass die Ratschläge von Doktor McCoy und Commander Uhura richtig gewesen waren. Es war gut und richtig, dass sie mit Amanda geredet hatte. Jetzt würde sich – hoffentlich – Alles zum Guten wenden.

In ein paar Stunden, wenn sich der Tag dem Ende neigte, wollte Admiral Kirk mit seiner Crew den Planeten verlassen und zu ihrer Anhörung zur Erde fliegen. Bis dahin wollte Saavik noch einmal die von ihr durchgeführten Reparaturen am klingonischen Bird-of-Prey kontrollieren.

Als sie durch die in den Stein gehauenen Gänge des vulkanischen Tempels ging, freundete sie sich mit dem Gedanken an, die nächsten Monate hier auf Vulkan zu bleiben. Es gab wesentlich schlimmeres.

Ihr vorsichtiger Optimismus versiegte jäh, als ihr Spock entgegenkam. Kaum merklich versteifte Saavik ihre Haltung.

"Captain Spock", grüßte sie ihn höflich und neigte respektvoll den Kopf, als sie im Gang stehen blieb.

"Lieutenant", erwiderte Spock regungslos, als er an ihr vorbei ging und kaum eines Blickes würdigte.

Als der Vulkanier nach ein paar Schritten hinter einer Ecke verschwunden war, biss sich Saavik auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass die Emotionen die Kontrolle über ihr Handeln übernahmen.

Doch eine kleine, einsame Träne fand den Weg über ihre Wange und tropfte lautlos auf den Boden.
 

=A=
 

Die Bounty vibrierte mit einer tiefen, pulsierenden Frequenz, als sie sich auf den Start vorbereitete.

"Beeilen Sie sich", sagte Jim und versuchte, sich unbeschwert und zuversichtlich zu geben. "Sie haben auf Vulkan viel gelernt. Fast so viel wie Spock. Und Sie werden nach Ihrem Aufenthalt hier ein besserer Starfleet-Offizier sein. Außerdem sind Sie die Einzige, die alles weiß, was auf Genesis geschehen ist ..." Seine eigenen Erinnerungen überfielen ihn. Seine gezwungene Unbeschwertheit brach zusammen, seine Stimme versagte. Er nahm sich zusammen, nicht so schnell wie es einem Vulkanier gelungen wäre. "Sie könnten Spock helfen, wieder Zugang zu seinen Erinnerungen zu erlangen."

"Mein Wissen ist für Captain Spocks Regenerierung bisher nicht benötigt worden", sagte Saavik steif.
 

[...]
 

Jim blickte Saavik nach, als sie ging. Das Luk glitt auf, als sie sich ihm näherte. Zu Jims Verwunderung trat Spock herein. Er trug eine lange, weiße Robe. Saavik blieb stehen.

"Guten Tag, Captain Spock", sagte sie.

"Langes Leben und Frieden, Lieutenant", sagte Spock mit ausdrucksloser Stimme und unbewegtem Gesicht.

Er ging an ihr vorbei und warf nicht einen Blick zurück. Saaviks Selbstbeherrschung zerbrach in tiefem Schmerz. Sie blickte Spock an, doch als sich ihr Blick mit dem Jims kreuzte, warf sie den Kopf zurück, wandte sich um und ging hinaus.

Anscheinend hatten die für Spocks Erinnerungstraining verantwortlichen Vulkanier es nicht für wünschenswert gehalten, ihn an Saavik zu erinnern, und an die wichtige Rolle, die er in ihrer Kindheit gespielt hatte. Vielleicht würde die Zeit die Erinnerung zurückbringen.
 

[...]
 

Saavik ging über das Landefeld. Hinter ihr machte die Bounty sich bereit zum Abheben. Saavik veränderte ihren Schritt nicht. Amanda wartete am Rand des Landefeldes und blickte an ihr vorbei auf das Schiff, das Gesicht ausdruckslos. Der Wind ergriff eine lose Haarsträhne und wehte sie an ihren Hals.

Amanda streckte ihre Hand aus. Saavik zögerte, dann umfasste sie sie und trat neben sie. Gemeinsam sahen sie zu, wie das Schiff startete. Es hob sich in einer Wolke von Staub und Energie, schoss dann vorwärts und gewann rasch an Höhe, bis es zwischen denn Gipfeln und Schluchten der Seleya-Bergkette verschwand.

Saavik blickte Amanda an, als die Bounty verschwunden war. Sie war plötzlich froh, dass sie geblieben war, denn jetzt rannen Tränen über Amandas Wangen, und ihre Finger lagen dünn und zerbrechlich in Saaviks kräftiger Hand.



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