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Blooddrops

The Dark Inside
von

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Unverhoffte Begegnung

Warum hatte er sich nur darauf eingelassen? Immer wieder fragte sich William dies, während er nun schon die zweite Stunde auf einem Hocker in der Maske saß und eine Maskenbildnerin an seinem Gesicht herum werkelte. "Mel, noch etwas blättriger, es muss aussehen, als würde sich seine Haut wie Papier von seinem Gesicht ablöse.", wies eine blonde Frau in den Vierzigern, die mit verschränkten Armen hinter ihm stand die Maskenbildnerin nun an. Will wagte es nicht sich auch nur annähernd zu bewegen. Je weniger er sich bewegte desto schneller würde er hier hoffentlich fertig werden. Die Direktorin hatte geradezu einen Narren an ihm gefressen, weil er angeblich Dorian Gray wie aus dem Gesicht geschnitten war. Nicht, dass er vor der Idee begeistert gewesen wäre als Zombie oder sonst einer seltsamen Kreatur durch einen Freizeitpark voller vergnügungswütiger Teenies herum zu streifen. Hätte Charlie ihn nicht überredet und damit gelockt, dass es eine optimale Chance für eine einfache Mahlzeit wäre, hätte er garnicht erst zugestimmt.

Das war allerdings noch bevor die Direktorin ihn als Maskottchen für ein Gewinnspiel des Parks zum Festival ausgesucht und ihn damit zu ihrem Liebling auserkoren hatte. "Was bin ich doch für ein Glückspilz!", ging es ihm sarkastisch durch den Kopf. Besonders da William nach der viktorianischen Zeit gehofft hatte nie wieder diese fürchterliche Mode tragen zu müssen - von der kratzigen langen Unterwäsche bis hin zu den steifen Kragen, der ihn jetzt schon im Nacken juckte. Es kostete ihn wirklich alle Mühe sich nicht einfach zu kratzen.

William sah an der Maskenbildnerin vorbei in den Spiegel und suchte diesen nach Charlie ab, damit er diesen mit seinen Blicken töten könnte, weil er ihn zu alle dem hier überredet hatte. Begeistert legte die Direktorin ihre Hände auf seine Schultern. "Genau so! Das ist der Blick den sie die ganze Zeit über aufsetzen müssen.", schwärmte sie begeistert. William unterdrückte den starken Drang die Augen zu verdrehen und brachte hinter zusammen gebissenen Zähnen ein "Ich werds versuchen." hervor. Endlich ließ die Direktorin von ihm ab und wandte sich ihren anderen Darstellern zu. Offensichtlich hatten auch andere Vampire dieses Festival als Chance auf eine leicht zu habende Mahlzeit erkannt.

Charlie, der gerade aus der Garderobe kam, machte sich vor dem Spiegel breit und betrachtete prüfend den Stoff seines Kostüms. "Schrecklicher Stoff!", brummte er. "Damals hatten die Dinge noch mehr Qualität! Sieh dir nur die Verarbeitung an!" Er konnte nur den Kopf darüber schütteln. "Nichts ist mehr wie es einmal war! Heutzutage glauben junge Mädchen Vampire glitzern im Sonnenlicht!" Darüber konnte er sich einfach immer wieder empören. Die Jungend heutzutage!

Charles nahm auf einem Hocker platz, ließ sich nun selbst schminken und sich künstliche Fangzähne auf seine Eckzähne kleben. Diese würden sicher nicht lange bleiben. Wenn er die Maske verlassen würde, würde er sie heraus nehmen und durch seine eigenen Fänge ersetzen. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er Williams düsteren Blick und konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. "Nun schau nicht so, Junge. Es dient einem guten Zweck und zwar unserem Eigenen!", erinnerte er ihn schmunzelnd. Sein Blick war ja geradezu unerträglich. Kurzerhand richtete sich Charlie auf, warf sich ein Ende seines Umhangs über den Unterarm und hielt sich diesen vor und verbarg so sein Gesicht, ganz so wie er es in zahlreichen Filmen gesehen hatte. "Sieh mir in die Augen.", forderte er mit aufgesetztem rumänischem Akzent. "Du wirst deine Rolle spielen und deinen Spaß daran haben!" Diabolisch lachte er auf. Williams Mundwinkel zuckte verräterisch nach oben, dennoch warf er ihm einen warnenden Blick zu.

"So, ich bin fertig. Drehen Sie mal den Kopf damit ich weiß ob die Haut hält.", wies ihn die Visagistin an und Will folgte ihrer Anweisung nachgiebig. Als die Maskenbildnerin endlich zufrieden schien seufzte er erleichtert auf und wandte sich an Charles. "Lass den Quatsch!", murrte er ihm nun entgegen und kratzte sich nun endlich im Nacken. "Dir hat man nicht diesen blöden Kragen zugemutet. Weißt du eigentlich wie sehr ich diese Dandy-Anzüge hasse? Mal davon abgesehen ... wieso bin ich nochmal hier?", erkundigte er sich zum gefühlt hundertsten Mal. Charles grinste ihm nur leicht entgegen. "Nein, dafür muss ich diese grausigen Stofffetzen tragen.", erwiderte und verwies damit auf seinen Umhang. Damit fühlte er sich gleich Jahrhunderte alt, was er genau genommen ja auch war. "Ganz einfach: wegen der leicht zu habenden Mahlzeit!", erinnerte er ihn nun schmunzelnd. "Außerdem schadet dir etwas Ablenkung auch nicht.", warf er nun ein und griff in sein Jackett. Aus dessen Innentasche zog er nun einen Flachmann hervor und hielt diesen William entgegen. "Trink einen Schluck, damit du mal ein bisschen entspannter wirst.", schlug er ihm nun vor.

Noch bevor William die Hand nach dem Flachmann ausstrecken konnte, schnellte eine wohlgebräunte Hand nach vorne und riss ihn Charles aus der Hand. "Oh nein, meine Herren, nicht doch. Kein Alkohol während der Arbeit das wissen sie doch.", lachte die Direktorin des Parks und konfiszierte den Flachmann sogleich. Stattdessen drückte sie den beiden Männern nun jeweils einen Stapel Flyer in die Hand, die für das Gewinnspiel warben. Charles verengte die Augen. Das würde er sich von einem einfachen Menschen sicher nicht gefallen lassen. Zumal die Frau keine Ahnung hatte war sich in seinem Flachmann befand. Alkohol, richtig! Jedoch mit einem guten Schuss seiner Lieblingsblutgruppe. Er sah der Frau eindringlich in die Augen. Er drang mit Leichtigkeit in ihre Gedanken, manipulierte ihren Willen und brachte sie dazu ihm den Flachmann wieder zu geben. Diesen steckte er jedoch in sein Jackett zurück, ehe er sie mit einem gedanklichen Wink davon schickte. Er wusste schon jetzt genau in wessen Hals er seine Fänger nachher bohren würde.

William interessierte sich nicht dafür, stattdessen studierte er in Ruhe die Flyer, die er verteilen sollte und auf denen ein Bild von ihm abgebildet war. "Ah, wie ich sehe tauge ich immerhin als Maskottchen. Ich weiß nur nicht was erschreckender ist als in der Sonne zu glitzern oder mit schlechtem Akzent reden zu müssen. Wie wärs wir machen 'ne Boygroup auf ... Glitzer Sonnenschein mit Biss.", witzelte er herum. Sarkasmus war wohl die einzige Methode mit der Situation umzugehen. Um Charlies Mundwinkel herum zuckte es amüsiert. "Ja, na klar und du wirst der Sänger, oder wie?", fragte er belustigt nach. Will zuckte mit den Schultern. "Aber sicher! Du wirst der coole Gitarrist. Ich habe mir sagen lassen, die schleppen am ehesten Mädchen ab oder besser gesagt irre Groupies." Charles zog eine Augenbraue in die Höhe."Und wovon träumst du Nachts?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, sag es mir besser nicht. Ich kann es mir vorstellen." William grinste ihm frech entgegen. "Ich glaube, dass ist nichts für deine Ohren." Charlie winkte ab. "Ja, ja. Behalt es für dich, Junge. Ich will nicht hören was du dir so alles vorstellst mit ihr zu tun.", brummte er nun. Das ging nun wirklich einen Schritt zu weit. Noch immer grinsend schüttelte Will den Kopf. Er hatte nicht vor Charlie mehr davon zu erzählen.

"Wo wurdest du eingeteilt?", fragte er stattdessen und lenkte das Thema wieder auf ihre Arbeit. "Vielleicht als mein Butler?" Charles schnaubte empört. "Sicher nicht! Ich bin für den Eingang eingeteilt.", erklärte er ruhig und wedelte auffällig mit den Flyern. "Dracula gilt hier anscheinend nur als Witzfigur." Das hatte er sich definitiv anders vorgestellt. William nickte nur zustimmend. "Tja, heutzutage wird man halt ausgelacht, wenn man damit droht jemanden wie ein Spanferkel an 'nem Pfahl auf zu spießen. Die finden das eher amüsant." Charles nickte zustimmend. "Ja, ja. Heutzutage ist nichts mehr wie es mal war. Früher hatte man noch Respekt vor unseresgleichen. Heute sind Vampire eben im Sonnenlicht glitzernde Jünglinge und Werwölfe nichts weiter als Kuscheltiere. Das ist doch eine Schande! Die Menschen heute sind durch diese ganzen Horrorfilme viel zu sehr abgestumpft." Was wiederum auch ein Vorteil für ihre Art war, weil junge Frauen Vampire heute als romantisch empfanden. Nun ja, zumindest bis man ihnen mit seinen Fängen in die Puls- oder Halsschlagader biss und von ihnen trank. Andererseits gab es heutzutage auch Clubs, in denen Menschen gegenseitig ihr Blut tranken. Das war das reine Paradies für Vampire, nur leider fand man nicht in jeder Stadt solch einen Verein.

William steckte einen Teil der Flyer in die Innentasche seines Jacketts. "Wollen wir? Ich muss eh beim Eingang anfangen und mich dann durch den gesamten Park arbeiten.", schlug er nun vor. Zustimmend nickte der Ältere. William warf den übrigen als Zombies und Schlächter verkleideten Vampire in der Garderobe einen warnenden Blick zu. Er wollte nur schon einmal vorweg schicken wer hier in der Hierarchie ganz oben stand. Er war mit Abstand der Älteste Vampir hier und somit auch der Stärkste, das sollten sie ruhig wissen. Es konnte immerhin nicht schaden sein Revier ab zu stecken.

Die beiden Männer traten durch eine Doppeltür, die zum Park führte nach draußen in die Herbstluft. Will zog die kalte Luft in seine Lungen, um den Geruch von Chemie aus seiner Nase zu bekommen. Auf ihrem Weg zum Eingang drückte er dem ein oder anderen Besucher bereits einen Gewinnspielflyer in die Hand. Die weiblichen Besuchen kicherten vergnügt. Meistens waren es kleine Grüppchen, von denen ein Mädchen mit dem Finger auf ihn zeigte, die Anderen heran winkte, ein Blitzlicht aufleuchtete und dann Kichern zu hören war. William machte sich nicht einmal die Mühe missmutig oder unterkühlt drein zu schauen, denn das kam automatisch aufgrund seiner nicht vorhandenen Begeisterung. "Eins musst du mir erklären. Wie willst du hier jemanden ... kennen lernen?", erkundigte er sich leise. "Dürfte recht auffällig sein, wenn du wen vom Eingang weg lockst. Ich dagegen habe ja die große Ehre auch durch die Labyrinthe zu spazieren." Charles verstand was er mit kennen lernen wirklich meinte und schmunzelte. "Ach das ist nicht so schwer, wie du dir das vorstellst. Es werden genug dabei sein, die Fotos mit uns machen wollen. Da ist es ein Leichtes sie zu manipulieren und hier gibt es genügend dunkle Ecken.", erinnerte er ihn er ihn grinsend. "Ich verstehe.", entgegnete Will schlicht. Manipulation war wirklich etwas praktisches. "Aber du, Junge, du behälst besser deine Hände bei dir." Charlie warf dem jüngeren Mann einen warnenden Blick zu. William verdrehte die Augen. Er hatte sich all die Jahre keinen Fehltritt erlaubt, da würde er jetzt da die Zeit näher rückte, in der er seine Gefährtin zurück bekommen würde nicht noch damit anfangen.

Am Eingang, wo ein großer Brunnen samt Wegweiser stand, wurde das Gedränge der Menschen größer. Der Vampir nutzte seine kühle Präsens und sorgte so dafür, dass ja niemand auf die Idee kam ihn an zu rempeln oder zu betatschen. Dennoch schenkte er den Besuchern wie es seine Aufgabe war hin und wieder ein süffisantes Lächeln, während er ihnen Flyer in die Hand drückte. Das Lächeln gefror ihm allerdings schlagartig, als er ein bekanntes Gesicht entdeckte und ihm ein nur all zu bekannter Geruch in die Nase stieg. "Ich glaub ich spinne ...." Mit seinem Blick fixierte er nun eine kleine Gruppe, die den Park gerade betreten hatte. Auch Charles war der Geruch in die Nase gestiegen. "Was machen dir denn hier? Das ist denkbar ungünstig.", zischte er und lege William eine Hand auf die Schulter. "Hier sind viel zu viele unserer Art. Wir können sie nicht einfach so hier herum rennen lassen!" Er warf dem jungen Mann neben sich einen auffordernden Blick zu. "Du weißt was du zu tun hast. Pass auf sie auf!", erinnerte er ihn. William lachte und klopfte seinem Freund auf den Rücken. "Ich könnte etwas Ablenkung vertragen ... waren nicht das deine genauen Worte?" Er schüttelte den Kopf. Natürlich würde er auf Faren acht geben. Bei diesem regen Betrieb hier präsentierte sie sich immerhin wie auf einem Silbertablett für seine vampirischen Kollegen.

Will schnalzte mit der Zunge. "Dir ist hoffentlich klar, dass ich unmöglich alles im Blick behalten kann?" Immerhin würde er Faren in der Menge schnell wiederfinden solange sie bei Danielle mit ihrem grünen Gesicht bleiben würde. Charles nickte. "Natürlich weiß ich das, aber sieh dir die jungen Dinger doch an. Ein Blick und sie halten Abstand.", erinnerte er ihn nun. "Halt dich einfach in ihrer Nähe auf. Das wird die Meisten hoffentlich schon fernhalten. Ich komme nach, sobald ich hier weg kann.", versprach er und beobachtete die beiden Frauen. "Du bist verkleidet ... das wäre deine Chance dich ihr zu nähern.", warf er schließlich mit einem Schmunzeln auf den Lippen ein. William seufzte kellertief. "Das geht nicht." So gerne er es auch tun würde. "Es wäre zu früh, was wenn sie in Panik gerät, hm?" Sein Blick auf die junge Frau sagte jedoch etwas völlig anderes. Der Ältere verdrehte die Augen. "Ich verstehe nicht, warum du warten willst. Die Zeiten haben sich geändert und sie sich auch. Sie ist nicht die Selbe wie damals. Das solltest du bedenken. Sie braucht vielleicht länger Zeit als damals.", überlegte Charlie nun und verschränkte die Arme. Ihm wäre es lieber William würde langsam voran kommen und sich ihr wieder annähern. Das bedeutete ja schließlich nicht, dass er nicht mit ihrer Verwandlung warten konnte bis sie auf den Tag genau in gleichen Alter war wie vor zweihundert Jahren. "Ich rate dir näher dich ihr und lern auch diese Seite von ihr kennen. Das könnte dir später noch behilflich sein. Auch wenn sie sich erinnert ist ihr jetziges Leben damit nicht ausgelöscht.", erinnerte er ihn nüchtern. Möglicherweise musste Will mehr um sie kämpfen, als er es sich vorgestellt hatte. "Warte nicht zu lange.", riet er ihm und nickte ihm nun auffordernd zu.

William haderte mit sich. Er hatte diese Ratschläge bereits befürchtet. Nicht weil er sie nicht schätzte, sondern weil sie an seinen eigenen Ängsten nagten wie Mäuse an einem Stück Käse und wenn er nicht aufpasste, dann würde die Falle zuschlagen. So sehr er sich nach Faren sehnte und sie wieder in seinen Armen halten, sie küssen, sie lachen hören wollte, so sehr scheute er noch davor zurück. Noch wollte er ihre Welt nicht auf den Kopf stellen, sie noch nicht aus ihrem jetzigen Leben reißen. Andererseits hatte Charlie Recht, es würde nicht schaden sich langsam vor zu tasten. "Also schön, ich werde den Beiden folgen und du hälst mir den Rücken frei.", stimmte er schließlich zu.

Er ließ Charlie stehen und näherte sich langsam der kleinen Gruppe, während er weiter Flyer verteilte. Er hielt zwei Flyer in den Händen, bereit sie den beiden Damen zu überreichen, doch bevor er sie erreichte, entdeckte er den ersten Feind des Abends. Er machte eine unauffällige wenn auch erschrechende Kehrtwende und drückte die Flyer stattdessen irgendeiner Frau und ihrem Partner in die Hände. Dem als Zombie verkleideten Vampir schickte er einen bitterbösen Blick. Der Kerl zuckte zusammen als hätte William ihm einen Stromschlag verpasst.

Doch noch ehe er sich wieder seinem Ziel widmen konnte, zupfte jemand an seinem Ärmel. Genervt drehte er sich um. "Kann ich ein Foto mit Ihnen machen?" Das Mädchen schätzte Will auf vielleicht gerade einmal sechzehn. Augenscheinlich hatte sie sich dermaßen aufgebrezelt, dass sie als 21 durchgehen könnte um so auf die Attraktionen zu kommen, die nicht für minderjährige zugelassen waren. Ergeben seufzte er auf und küsste dann die Hand des Mädchens, um nicht aus der Rolle zu fallen. "Aber natürlich meine Schöne.", erwiderte er lächelnd. Somit fing er sich ein schüchternes Lächeln ein, als er den Arm um ihre Schulter legte für die Kamera. Leider war es das erste Bild von vielen, so dass er gezwungen war, danach eine kleine Horrorshow à la Manipulation ein zu setzen, bei der er den Besuchern um ihn herum die Illusion vorspielte, dass sich die Haut seines Gesichtes tatsächlich abschälte.

Faren sah sich suchend um. "Wo bleibt denn Jon jetzt?", brummte sie und verdrehte genervt die Augen. Das er aber auch immer auf sich warten lassen musste. Warum konnte er auch nicht einfach seine Brille nehmen, statt diese Kontaktlinsen, an die seine Augen nicht gewöhnt waren? Sie hakte sich bei Danielle ein und zog sie etwas zur Seite, damit sie nicht direkt in der Eingangsschneise standen. Auf ständiges anrempelt werden hatte sie nun wirklich keine Lust. Das war etwas, auf das man doch liebend gerne verzichtete. "Ist ja echt unglaublich viel los hier, aber war wohl zu erwarten.", stellte Faren nüchtern fest und sah sich erneut nach ihrem Freund um. Hier am Eingang liefen schon einige Zombies und andere Gestalten herum, die die Leute versuchten zu erschrecken. Faren faltete den Plan, den sie am Durchlass bekommen hatte auseinander und studierte diesen. "Wo wollen wir denn zuerst hin? Der Reihe nach, oder einfach quer Beet schauen was uns am besten gefällt und dann vielleicht gleich mehrfach rein?", erkundigte sie sich nun und warf Danielle einen fragenden Blick zu. So hatten sie es zumindest bei vorherigen Parkbesuchen auch schon gemacht. Zuerst musste aber nun Jonathan erstmal wieder zu ihnen stoßen.

William, der die beiden Frauen beobachtet hatte, entdeckte nun den verirrten Piraten etwas weiter weg in der Menge untergehen. Er konnte nur den Kopf über diesen Burschen schütteln. Obwohl es ihm lieber wäre alle möglichen Rivalen weit weg zu wissen, sah er es als Chance das Blatt nochmal zu wenden. Er bahnte sich seinen Weg durch die vielen Besucher, hin zu Jon. Mit Absicht ließ er sich von Jonathan anrempeln und lächelte diesen anschließend mit einem gekonnt arroganten Lächeln an. "Noch eine verirrte Seele, wie die meine, Captain?" Er reichte ihm einen seiner Flyer. Mit seiner Kraft der Manipulation sorgte er dafür, dass die Menschen um sie herum sich ein wenig weiter verteilten. "Wenn du die meine findest ... ist dir mehr als eine Buddle voll Rum sicher.", erklärte er ganz in seine Rolle. In seinen Augen funkelte es belustigt. "Irgendwo hier im Park ... halt die Augen offen." Jon führte den Flyer näher zu seinem Gesicht, um mit den Kontaktlinsen etwas erkennen zu können. William ließ es sich mit keiner einzigen Regung anmerken, dass er ihn am liebsten an den Schultern gepackt und geschüttelt hätte, selbst wenn er ihm dadurch nur ein wenig mehr Verstand in die Birne schütteln würde.

Faren, die inzwischen Jon entdeckt und Danielle mit sich gezogen hatte, kam bei den beiden Herren an und nahm Jonathan den Flyer aus der Hand. "Was hast du denn da?" Sie warf einen Blick auf den Flyer. "Das Bildnis des Dorian Gray? Den Film hab ich gesehen, der war garnicht schlecht." Jetzt war ihr auch klar, was für ein Kostüm der Mann vor ihr trug. William lächelte charmant. "So ist es." Elegant verneigte er sich. Da Danielle näher stand als Faren, nahm er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf deren Rücken, wie es zu der Zeit, in der die Figur, die er spielte angeblich lebte üblich war. "Findet mein Bild. Irgendwo im Park ist es versteckt.", verkündete er und überreichte nun auch Danielle einen Flyer. Faren sah den Schauspieler fragend an. Sie hatte bei ihm ein seltsames Gefühl, so als ... "Kann es sein, dass ... ich sie schon mal irgendwo gesehen habe?", erkundigte sie sich ruhig. Irgendwie kam er ihr so bekannt vor. William sah sie fragend an. Natürlich hatte sie ihn schon mal gesehen, aber das konnte er ihr schlecht sagen, deswegen wich er der Frage mit einem Lächeln aus. "Vielleicht. Ich treibe mich sehr viel rum. Dafür bin ich schließlich bekannt." Er zwinkerte ihr amüsiert zu.

Noch immer sah Faren ihn skeptisch an, richtete dann aber ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Flyer. "Und was gibt es dabei zu gewinnen?", fragte sie nun ruhig nach und überflog den Fyler. "Ein Auto? Wow ... warum glaube ich das nur nicht? Das ist doch nur wieder so eine Aktion, womit sie die Leute locken und nachher geht das Auto zurück ans Autohaus, dass es zum Ausstellen verliehen hat. Keiner gewinnt dabei etwas." Davon hörte man doch oft genug. Alles nur Schwindel! Will zuckte etwas unbeholfen mit den Schultern. "Nun ja, die Details stehen wie immer in dem Kleingedruckten ..." So genau wusste er es selbst nicht, er hatte sich einfach nicht damit auseinander gesetzt. Immerhin hatte ihn das Ganze bis eben auch nicht sonderlich interessiert. "Aber ich wäre durchaus dankbar, wenn man mich von der ewigen Einsamkeit befreien würde." Skeptisch sah Faren zu ihm auf. Irgendetwas an ihm fühlte sich so vertraut an, schon alleine dieses Lächeln. Zaghaft nickte sie. "Ewige Einsamkeit?", fragte sie leicht schmunzelnd nach. "So wie ich mich an die Geschichte erinnere war Dorian Gray doch nie ein Kind von Traurigkeit. Er hatte doch immer irgendeine Frau an seiner Seite. Von Einsamkeit würde ich da also nicht sprechen." Dennoch klang dieser Satz irgendwie seltsam in ihren Ohren. Er setzte wieder sein charmantestes Lächeln auf. "Nun, selbst das schönste Licht an eines Mannes Seite kann keinen Frieden bringen, wenn die Seele schwärzer ist als jede Nacht." Mit diesen Worten verneigte er sich. In seinen Augen konnte man jedoch sehen, dass die Rolle ihm allmählich doch begann Spaß zu machen. Charles hatte definitiv Recht gehabt, dass das Kostüm sich als Vorteil erweisen würde. Faren zog eine Augenbraue in die Höhe. "Das denke ich nicht. Ich glaube nicht, dass es sowas wie eine schwarze Seele gibt." Sie zuckte mit den Schultern. An so etwas glaubte die junge Frau einfach nicht.

Schließlich wechselten Faren und Danielle einige vielsagende Blicke. "Dann versuchen wir doch das Bild zu finden. Immerhin: Ein Auto haben, oder nicht haben.", erinnerte die Hexe lächelnd. Nicht, dass sie eines brauchen würde. Danny durfte sich wann immer sie wollte den Wagen ihrer Mutter ausleihen, wenn diese ihn nicht gerade selbst brauchte. William beobachtete die Blicke, die die Beiden tauschten. So verstanden sich wohl nur beste Freundinnen untereinander. "Dann solltet ihr die Augen offen halten. Aber wie mir scheint kann euer Freund nicht recht sehen. Vielleicht sollte er sich eine Brille zulegen.", witzelte der Vampir nun. Er konnte sich diese kleine Stichelei gegen Jon einfach nicht verkneifen. Schmunzelnd sah Faren wieder zu dem Schauspieler auf und nickte zustimmend. "Er hat ja sonst auch eine Brille, aber Jon war so schlau sich Kontaktlinsen aus dem Internet zu bestellen. Leider hat er vergessen sich die Flüssigkeit dafür gleich mit zu bestellen, in der man sie aufbewahrt, also sind sie ausgetrocknet und haben Risse bekommen.", erklärte sie ruhig. So etwas konnte auch nur Jo passieren. Dieser verschränkte beleidigt die Arme und plusterte die Backen auf. Faren und Danielle konnten beide nicht anders als bei diesem Anblick auf zu lachen. "Was denn? Das ist doch die Wahrheit.", verteidigte Danielle ihre Freundin.

Auch Will fiel es schwer ein Schmunzeln zu verbergen. "Nun wenn das so ist solltet ihr vielleicht zuerst bei der Krankenstation vorbei schauen. Vielleicht können die euch weiterhelfen." Was er selbst bezweifelte. Kein Sanitäter hätte Ersatzbrillen für vergessliche Nerds dabei. William deutete daher nicht wirklich auf eine ärztliche Einrichtung auf Farens Parkübersicht, sondern auf eine Attraktion, die sich Death 'pital nannte. "Ich könnte euch auch gerne sicher dorthin begleiten, Ladies. Schließlich schneit eure ... Begleitung nicht ganz so dazu in der Lage zu sein.", bot er nun überaus freundlich an, nicht ohne wieder gegen Jonathan zu sticheln.

Faren schmunzelte leicht. "Ich denke zwar nicht, dass sie da was für Jon tun können, aber wenn sie uns das schon empfehlen ...", begann Faren und sah zu Danielle. Diese nickte ihr schließlich zu. "Na dann nehmen wir das Angebot doch gerne an. Vielleicht finden wir ja ihr Bildnis. Ich hoffe doch aber, dass sie nicht zu der Art von Dorian Gray gehören, die zerfällt wenn sie ihr eigenes Bild sehen.", versuchte nun sie den Schauspieler zu necken. Nur weil er hier arbeitete, hieß das ja nicht, dass sie nicht auch mit den Schauspielern herum schäkern konnten. Er schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Nun dafür müsste man das zerstören, was auf dem Bild zu sehen ist.", erklärte er mit süffisantem Lächeln. "Ach so ist das. Also gehören sie nicht zu denen, die gleich zu Staub zerfallen beim bloßen Anschauen ihres Bildes.", erwiderte die Dunkelhaarige schmunzelnd. "Nein, ich denke es ist äußerst schmerzhaft wenn man zu Asche zerfällt. Hört sich jedenfalls danach an, oder?", antwortete er mit charmantem Lächeln auf den Lippen. "Ja, klingt ganz danach. Muss ich auf jeden Fall nicht unbedingt miterleben.", erklärte Faren ruhig.

William freute sich natürlich darüber, dass man sein Angebot annahm. Schon allein weil er somit die Vampire auf Abstand halten konnte. Sollte doch einer dabei sein, der die Rechts-vor-Links-Regel nicht kannte, dann würde er ihm diese halt kurzerhand beibringen. Einmal mehr verbeugte sich William elegant, ehe er der kleinen Gruppe voraus ging und sie durch die Menge führte. In diesem Fall bedeutete dies die lange Hauptstraße entlang gehen zu müssen, wo sich die verschiedensten Monster tummelten. Zwar waren es nicht allesamt verkleidete Vampire, aber Will brauchte nur einen Blick und sie wurden nicht weiter von ihnen behelligt. Er führte die kleine Gruppe vorbei an einem Herrenhaus, aus dem hin und wieder ein Schrei ertönte. Diese Attraktion war eine die William meiden würde, da darin alles stockdüster war. Die Straßenlaternen hatte man umdekoriert indem man Kürbisse aus Plastik über die Lichter gestülpt hatte. Schwarz-orangene Girlanden waren von Laterne zu Laterne aufgehangen.

Danielle hatte sich bei Jonathan eingehakt und führte ihn die Straße entlang. Faren ging still neben William her. Interessiert sah sie sich um. Zu diesem Horrorfestival hatten sie sich wirklich alle Mühe gegeben den Park möglichst gruselig zu schmücken. "Wenn man mit einem von euch unterwegs ist, dann halten die Anderen alle Abstand, was?", fragte sie amüsiert und sah schmunzelnd zu Will auf. William lachte leise auf bei ihrer Bemerkung. "Vielleicht wissen die Herren Zombies und Meuchelmörder einfach was ihnen blüht, wenn sie meine Begleitung angreifen." Bei dieser Bemerkung bot er Faren seinen Arm an. Faren lachte auf und hakte sich bei ihm ein. "Ja, bestimmt. Schade eigentlich und ich dachte schon, dass es an meiner tollen aber improvisierten mexikanischen Totenmaske liegen könnte. So wie es aussieht habe ich dann also einen neuen Beschützer." Amüsiert schüttelte sie den Kopf.

William hatte es wirklich schrecklich vermisst mit ihr herum zu albern. Über zweihundert Jahre hatte er darauf gewartet sie endlich wieder zu sehen und an seiner Seite zu haben. Nach all dem Warten war dies nun das erste ehrliche Lächeln, dass er zustande brachte. "In der Regel fürchten nur die Lebenden den Tod. Es sei denn in Mexiko weiß man es besser?" Ihm war natürlich klar, dass sie nicht aus Mexiko kam, aber nicht zu fragen hätte auffällig erschienen können. Faren zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich hab mich nicht so damit auseinander gesetzt. Ich wollte mich nur nicht groß verkleiden, da war eine mexikanische Totenmaske das schnellste und einfachste.", erklärte sie ruhig lächelnd. Schnell und einfach war das Makeup in seinem Gesicht nicht gewesen, worum er Faren nun schon etwas beneidete. Bei ihr juckte das Zeug bestimmt nicht. "Dafür ist sie aber hervorragend gelungen.", machte er ihr ein aufrichtiges Kompliment. Er war kein Experte, ob diese Maske auch authentisch war, aber sie sah auf jeden Fall toll aus. Lächelnd nickte Faren. "Finde ich auch. Das hat Danielle wirklich gut hinbekommen.", stimmte sie anerkennend zu.

Dennoch fühlte es sich seltsam an hier mit ihm so entlang zu gehen. Es war wieder so vertraut, als sie sich berührten. "Sind sie sicher, dass wir uns noch nie gesehen haben? Ich könnte schwören ...", murmelte Faren erneut. Das konnte doch kein Zufall sein, aber ihr wollte partout nicht einfallen wo sie ihn gesehen hatte. "Vielleicht ... dann wäre es aber eine Schande, dass Sie mir nicht aufgefallen sind.", erwiderte der Schauspieler charmant. Faren schmunzelte leicht. "Vielleicht kennen wir uns ja aus einem früheren Leben.", scherzte sie. William war erstaunt über ihre Worte. Instinktiv antwortete er nur ausweichend. "Ich bin unsterblich, meine Schöne. Das bezweifel ich dann doch." Der Schreck saß ihm noch einen Moment lang in den Knochen, jedenfalls bis er merkte, dass Faren lediglich einen Scherz gemacht hatte.

Will warf einen Blick über seine Schulter zurück zu ihren Begleitern. Danielle hatte ihre Mühe Jon über jede Schwelle zu führen, die sie übertraten. Garnicht so leicht bei so einem großen Kerl, er war gut einen ganzen Kopf größer als Danny. Nachdem sie das Herrenhaus hinter sich gelassen hatten, kamen sie zu einer langen Warteschlage. Das Death 'pital schien sehr beliebt zu sein. "Nun wie mir scheint hat nicht nur ihr Freund ein Problem.", kommentierte der Vampir scherzhaft. Es wäre ein leichtes ihnen Vortritt zu verschaffen, aber das wäre dann wohl zu auffällig, weswegen er sich brav mit den drei Menschen an seiner Seite in die Schlange einreihte. Zumindest für die Wartezeit konnte er etwas ausspannen und sich weiter mit Faren unterhalten.

Faren seufzte nach nur ein paar Minuten des Wartens. "Ob man ... wir müssen wohl heute mit langen Wartezeiten rechnen.", brummte sie unwillig. War wohl aber auch nicht weiter verwunderlich bei so einem Event. Sie sah zu William auf. "Also ... wo hängt das Bild?", fragte sie nun leicht grinsend nach. Gerade er als Hauptfigur sollte das doch eigentlich wissen. "Wehe wir laufen einfach daran vorbei und sie machen uns nicht darauf aufmerksam. Ich könnte ein Auto gebrauchen." Der Vampir setzte eine traurige Miene auf. "Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht auf die Hilfe von charmanten jungen Damen und blinden Piraten angewiesen.", erwiderte er mit einem Schmunzeln. Er wusste tatsächlich nicht wo das verdammte Bild hing. Niemand hatte es ihm gesagt und wenn dann hatte er wahrscheinlich nicht zugehört. Faren sah schmunzelnd zu ihm auf. "Nicht mal für einen Moment aus der Rolle fallen, hm?", fragte sie amüsiert nach. William zwinkerte ihr nur vielsagend zu.

Faren beobachtete wie Jon sich schon wieder die Augen rieb und seufzte. "Ich hab dir gleich gesagt nimm deine Brille mit. Passt zwar nicht zum Kostüm, aber du würdest zumindest etwas sehen.", tadelte sie ihn. Abgesehen von den Fahrten in den Bahnen, wenn er die Brille verlieren konnte und sie deshalb abnehmen musste. Jon gab ein Murren von sich. Das aber würde ihn auch nicht weiter bringen. Die Dunkelhaarige widmete sich also wieder ihrem neuesten Begleiter. "Ist das nicht anstrengend den ganzen Tag jemand anderen zu spielen? Ich stelle es mir zumindest so vor. Bestimmt haben sie wegen der Fetzen im Gesicht stundenlang in der Maske gesessen, oder? Und dann erst diese Klamotten." Sie schüttelte amüsiert den Kopf. "Wird es wenigstens ordentlich bezahlt?" Faren neigte den Kopf, um zu ihren Freunden zu sehen. "Vielleicht sollten wir das nächstes Jahr auch machen. Als Zombie Leute erschrecken ist bestimmt witzig." Danielle schüttelte sofort entsetzt den Kopf. Offenbar behagte ihr der Gedanke als verwesende Leiche durch die Gegend laufen zu müssen garnicht. William griff hinter sich an die Metallabsperrung und setzte sich auf diese, um so einen besseren Überblick zu bekommen. Er war versucht wirklich aus der Rolle zu fallen, das konnte er sich aber zu seinem Bedauern nicht erlauben. Daher beugte er sich vor zu Farens Ohr. "Fünf Stunden. Still sitzen und noch nicht mal mit der Wimper zucken und das für eine kleine Gage ... nicht mehr als ein Kellner verdienen würde ... Spaß macht es trotzdem.", flüsterte er ihr zu, ehe er sich wieder zurück lehnte. Faren sah überrascht auf, als er sich so nah zu ihr beugte und errötete dabei tatsächlich etwas. Dann aber schmunzelte sie wieder und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr zurück. "Also nicht so empfehlenswert? Aber solange man Spaß daran hat und man sollte bedenken, dass man dafür auch kostenlos durch den Park kann .. na gut abgesehen von den Fahrgeschäften .. aber sonst kann man doch auch alles nutzen. Man kommt so doch dann auch dahin, wo normale Besucher vielleicht garnicht erst hin kommen. Außerdem könnten wir dann jetzt einfach an der Schlange vorbei gehen.", erklärte sie grinsend.

Nach einiger Zeit bewegte sich die Schlange stetig Richtung Eingang, so dass William vom Geländer sprang. Ein Aufseher des Parks an der Tür sah ihn ein wenig irritiert an, da er eigentlich nicht in die Attraktionen hinein sollte, sondern nur die Leute bei Laune halten sollte. Eine kurze, klitzekleine Manipulation später und der Mann ließ sie sogar auf einen Wink von Will vor. "Der Name Gray hat auch seine Vorteile, er öffnet Türen, Ladies .... Captain.", erklärte er, machte eine elegante Verbeugung und ließ den dreien den Vortritt. Faren schmunzelte leicht. "War also doch eine gute Idee sich von ihnen begleiten zu lassen." Sie griff nach der Hand ihrer Freundin und zog diese mit sich. William wartete auf den halb blinden Piraten und bildete selbst das Schlusslicht der Truppe.

Kaum hatten sie die Türen durchschritten, wurde es stockdüster Die Attraktion sah von Innen wirklich wie ein Krankenhaus aus. Überall klebte Kunstblut an den Wänden, der Decke und dem Boden. Es begegneten ihnen kostümierte Darsteller als Ärzte, Krankenschwestern und untote Patienten, die auf die Besucher lauerten und diese aus dem Hinterhalt erschreckten. Flackernde Halogenlampen sorgten für die richtige Atmosphäre, so dass man wenigstens etwas sehen konnte. Wills Augen bekamen in der Dunkelheit einen silbrigen Schimmer, da sie das wenige Licht reflektierten wie bei einer Katze. So konnte er wunderbar sehen wohin er ging und wer sich hinein näherte.

Faren ging mit Danielle an der Hand voraus. Hier und da sprangen immer wieder Zombies und Anderes auf sie zu. Danielle zuckte jedes Mal erneut zusammen. Plötzlich legte sich aus dem Hinterhalt eine Hand auf Danielles Unterarm und packte fest zu. Die ganze Gruppe, einschließlich des Vampirs zuckten nun bei Danielles markerschütterndem Schrei zusammen. Diese Frau hatte aber auch eine unglaubliche Kraft in der Lunge. Dann aber sah Faren den Arzt und begann zu lachen. "Gott, Danielle du schreist besser als die Schauspieler.", zog sie ihre Freundin auf, die das alles andere als zum Lachen fand. Wirkliche Vampire schreckte William mit einem einfachen warnenden Blick ab. Mit einer Hand schob er den hilflosen Jonathan vor sich her, der wohl ansonsten nie wieder aus der Attraktion heraus gefunden hätte.

Draußen angekommen atmete der Vampir wieder auf, tippte dann Jon auf die Schulter. "Und haben die Herren Doktor helfen können?", scherzte er. Faren bemerkte wie Jo den Schauspieler ansah. "Hey ... alles klar?", ging sie sofort dazwischen. Sie löste sich von Danielle und hakte sich bei Jon ein. William warf sie nun einen warnenden Blick zu. "Es reicht langsam. Ja Jo ist verschusselt, na und?" Das war kein Grund den ganzen Abend über ihn zu lästern. Er hatte schon genug mit den Kontaktlinsen zu kämpfen. So würde Faren Fremde sicher nicht mit ihren besten Freunden umgehen lassen, denn mehr war Will im Moment für sie nicht, auch wenn sie das Gefühl nicht los wurde ihn zu kennen. William zog eine Augenbraue in die Höhe, als Faren ihren Freund verteidigte. Innerlich seufzte er auf, ließ sich nach außen aber nichts anmerken. "Komm schon Jo. Ich will mir eh was zu trinken holen. Wir suchen jetzt nach der nächsten Toilette und du nimmst die Dinger raus. Kann ja nicht sein, dass du die ganze Zeit über nur deine Augen reizt, dann geh lieber ganz ohne.", entschied Faren nun für ihren Freund und zog ihn weiter. Dann sah er sicher mehr als mit den kaputten Kontaktlinsen, wenn auch weiter unscharf.

Bevor die Drei ihn jedoch alleine zurück ließen, tippte er Faren auf die Schulter. "So war das nicht gemeint. Vorne hinter dem Restaurant ist eine Sanitätsstation, da wird man ihm helfen. Zumindest können sie ihn von den Linsen befreien und vielleicht ein paar Tropfen ins Auge tun, damit diese nicht mehr so gereizt sind. In den anderen Attraktionen wird das sonst nur noch schlimmer, weil dort künstlicher Nebel in die Räume geblasen wird. Wenn ihr wollt, begleite ich euren Freund dahin.", schlug er nun beschwichtigend vor. "Es war nicht meine Absicht jemandem auf die Füße zu treten. Entschuldigung." Faren sah ihn skeptisch an. "Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen sondern bei Jonathan. Er ist hier der, der die ganze Zeit über verarscht wird.", brummte sie. William wollte sich nichts nachsagen lassen, also nickte er sofort und entschuldigte sich förmlich bei dem Piraten. Faren sah wieder zu Jo auf. "Ist das okay für dich?", erkundigte sie sich. Jonathan nickte nur langsam. Er wäre wohl auch froh, wenn er die Linsen erstmal los wäre. "Schön dann zeigen sie uns wo die Sanitätsstation ist.", stimmte Faren schließlich zu. Danielle hakte sich auf Jons freier Seite ein und so führten sie ihn zu der Krankenstation.

Danielle nahm neben Jonathan auf der Liebe platz. Faren nickte ihre Freundin zu. "Ich hole uns was zu trinken.", kündigte sie an und trat aus dem Raum wieder nach draußen an die frische Luft. Sie seufzte und atmete tief durch. Sie hasste einfach diesen Desinfektionsmittelgeruch, das erinnerte sie immer nur an den Tag, an dem ihre Eltern starben und sie danach alleine im Krankenhaus saß. Will hatte anstandshalber direkt draußen gewartet und in der Zwischenzeit Getränke für die Freunde geholt. Eine davon reichte er nun Faren. "Hier, als Entschädigung. Ich hoffe dein Freund kommt in Ordnung, so dass ihr den Besuch im Park doch noch genießen könnt." Er lächelte sie freundlich an und stellte sich dann neben sie, so dass er sich gegen die Mauer lehnen konnte.

Dankend nahm Faren die Coke entgegen und saugte am Strohhalm. Sie trank einen Schluck, sah dann aber um die Ecke, durch die geöffnete Tür wieder nach drinnen. "Die Beiden sehen süß aus zusammen, oder?", murmelte sie schmunzelnd. "Danielle ist so sehr in meinen Stalker verknallt, dass sie garnicht merkt, dass Jo mehr von ihr will." Amüsiert schüttelte sie den Kopf. Sie trank erneut einen Schluck und lehnte sich wieder an die Mauern neben Will zurück. "Hm, stimmt. Das schlechteste Paar wären sie schon mal nicht. Aber ich kenne die Beiden nicht, also kann ich das wohl auch schlecht beurteilen.", erwiderte der Vampir ruhig. "Glauben sie mir sie passen perfekt zusammen. Das muss Danny nur auch noch erkennen. Sie ist einfach blind vor Liebe zu diesem Idioten Steve.", erklärte sie ruhig. Selbstverständlich kannte er diesen Stalker, allein die Vorstellung an ihn grauste Will bereits. Umso irritierter sah er Faren an. "Und das ist was Gutes? Also ich wäre von 'nem Stalker nicht so angetan, der meine Freundin belauert. Du wirst doch hier hoffentlich nicht im Park belästigt?", fragte er nun direkt besorgt nach. Bisher hatte er Steve nirgendwo gesehen. Faren schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Nein, das ist definitiv nichts Gutes. Deswegen war ich schon irgendwie froh, als Jo mit den Karten hierfür an kam. So konnte ich mir die Halloweenparty in der Uni sparen. Da hätte er mir sicher wieder aufgelauert. Einige mögen es ja toll finden, wenn ihnen alle paar Tage eine große Liebeserklärung gemacht wird ... ich allerdings nicht. Jedenfalls nicht von ihm! Ich hoffe nicht, dass er hier auftaucht. Falls aber doch muss ich sehen, dass ich so schnell wie möglich aus seinen Blickfeld verschwinde.", murmelte sie und trank erneut von ihrer Coke.

Still musterte William die junge Frau von der Seite aus. "Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", fragte er schließlich nach einem kurzen Moment der Stille. Faren betrachtete ihn einen Moment lang, lächelte dann aber wieder. "Hm ... uns weiter Gesellschaft leisten vielleicht?", erwiderte sie nun und sah zu ihm auf. Will lächelte leicht. "Da ich eh brav meine Flyer verteilt habe, spricht absolut nichts dagegen. Schwebt euch denn was bestimmtes vor? Vielleicht kann ich ja meine Kollegen wieder überreden uns vor zu lassen, dann hättet ihr keine langen Wartezeiten." Faren nickte darauf lächelnd.

Das klang doch gut. Das war für William das Leichteste an der Sache überhaupt, zudem konnte er so den Abschaum von Faren fernhalten, da er in ihrer Nähe blieb. Was ihn zu der Frage brachte wo Charles eigentlich steckte. Er hoffte, dass der Ältere nichts dummes anstellte, obwohl dieser eindeutig alt genug war um auf sich selbst aufpassen zu können. Vielleicht hätte Will ihn auch warnen sollen, dass Steve hier irgendwo lauern könnte. Vielleicht.

"Aber ich muss dann schon wieder zurück in meine Rolle schlüpfen, sonst bekomme ich Schwierigkeiten, sprich keine Gage." Was für eine Ironie, als wäre er auf die Gage aus. Vielmehr wollte er seine Tarnung nicht gänzlich auffliegen lassen. Faren lächelte ihm ruhig entgegen und nickte. "Ja, ich verstehe. Kein Problem. Nur mit den dummen Sprüchen über Jons Sehkraft solltest du dich künftig zurück halten. Wenn man sich über meine Freunde lustig macht, dann ist mit mir nicht gut Kirschen essen, nur dass du es weißt.", warnte sie ihn nun vor. Sie hielt ihm eine Hand entgegen. Sofort nickte Will. "Geht klar. Keine blöden Sprüche mehr über deine Freunde." Er reichte ihr ebenfalls die Hand und schüttelte diese. "Ich bin übrigens Faren und nun sag mir nicht, dass du Dorian heißt." Misstrauisch sah sie zu ihm auf. Er hatte tatsächlich für einen Augenblick mit dem Gedanken gespielt ihr zu sagen er hieße Dorian. Er lachte auf. "Nein, ich bin Will." - "Freut mich.", erwiderte sie lächelnd. Faren spürte schon bei der bloßen Berührung ihrer beider Hände ein Kribbeln in der Magengegend. Verunsichert zog sie die Hand zu sich zurück. William sah sie fragend an, als sie ihre Hand zurück zog. Er musste sich wirklich zusammen reißen, sie nicht einfach über seine Schulter zu werfen, um mit ihr zu verschwinden. "Bin ich elektrisch geladen?", fragte er stattdessen. "Entschuldige." Faren lächelte verlegen und schüttelte den Kopf. "Nein! Nein, schon gut. Es ist nichts. Mach dir bitte keine Gedanken.", bat sie ihn. William hielt in der Bewegung inne. "Na dann ist ja gut, ich dachte schon."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kupoviech
2015-02-01T20:57:36+00:00 01.02.2015 21:57
DAs Kapitel ist richtig gut geworden.
Und William hast du wunderbar umgesetzt ♥

Keine Beschwerden diesmal =)


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