Zum Inhalt der Seite

Magi: The crying Soul

Band 1: Das Vermächtnis
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Crimsonfarbene Überraschung

Sheila schob gerade einen Ast zur Seite, als sie das zischen hörte und sich sofort duckte. Schon fegte ein dicker Ast direkt über ihr hinweg und klatschte gegen den Baumstamm eines anderen Baumes. „Pass doch auf! Du ignoranter Scheißkerl“, fluchte sie und sah Judal mit einem giftigen Blick an.

Dieser sah nur kurz über die Schulter zu ihr und grinste zynisch, bevor er einfach weiterging und den nächsten Ast zur Seite schob. Diesmal huschte sie unter seinem Arm hindurch vor ihn um nicht wieder von einem Ast erwischt zu werden. Ja… der eben war leider nicht der erste gewesen den Judal ihr unabsichtlich, haha natürlich…, ins Gesicht geklatscht hatte. Nur mit dem Unterschied das der Erste gesessen hatte.

Nun baute sie sich vor dem Magi auf, wobei sie die Hände in die Hüften stemmte und ihn wütend in die Augen sah. Sie sah zu, wie sein Blick zu dem roten Striemen, der ihr quer durchs Gesicht ging, wanderte und schon presste er die Lippen zusammen um nicht los zu lachen. Sie glaubte nicht dass er ein Problem damit hätte sie auszulachen, aber er konnte es wohl nicht gebrauchen wenn sie noch wütender auf ihn war. Dann würde sie ihm aber auch die Hölle heiß machen, das schwor sie sich!

Doch das Prusten das er nur schwerlich in den Griff bekam, reichte ihr schon, denn ihr Blick verfinsterte sich. Mit einem Schnauben wand sie sich ab und ging vor, wobei sie nun einen Ast der im Weg hing wegschob. Judal rechnete schon damit das er zurückkommen würde, weswegen er sich sofort duckte als er sah wie sie den Ast einfach losließ. Dabei flog sein Haar ganz klischeehaft ein Stück nach oben, ja, er hatte das grässliche Kopftuch sofort abgenommen als sie aus dem Dorf draußen waren. Wäre auch ein Wunder gewesen, wenn er das Ding angelassen hätte, nochmal würde sie ihn wohl nicht dazu kriegen es anzuziehen… Schade eigentlich, sie fand den Anblick amüsant.

„Sei doch nicht so verklemmt, ist doch nur Spaß“, meinte er dann neckisch als sie grimmig zu ihm nach hinten sah, nachdem sie gemerkt hatte, dass der Ast sein Ziel nicht erreicht hatte. „Klar Spaß! Ich knall dir auch demnächst mal so ne Peitsche ins Gesicht und sag es war Spaß“, knurrte sie ihm dann entgegen, eine Tatsache die sein Grinsen nur breiter werden ließ. Für ihn war es tatsächlich nur Spaß, sie zu Necken schien ihm zu gefallen.

Seit ihre Ahme beide an dem kleinen Waldpfad abgesetzt hatte, kämpften sie sich, den kaum noch vorhandenen Weg entlang, durch das Dickicht.  Es wäre Judal lieber gewesen einfach über den Wald zu ihrem Ziel zu schweben, doch er musste tatsächlich sparsam mit seinem Magoi umgehen. Das war etwas ganz Neues für ihn und er musste schnell damit umgehen können, sonst würde er ein Problem bekommen wen es an den richtigen Kampf ging. Doch das ließ er sich nicht anmerken, wäre ja auch noch schöner!

„Ich kann dir auch was ganz andres ins Gesicht peitschen wenn dir das lieber ist“, meinte er dann nur, immer noch mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Wahrscheinlich würde die Welt untergehen wenn er nicht mehr grinste.

Sheila war wieder einmal kurz vorm ausflippen und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie dem Magi auf den Spruch eine geknallt. Aber leider hatte der Ast schon nicht getroffen und er war etwas zu weit weg. Weswegen sie ihm einen giftigen Blick zuwarf und antwortete: „Nein Danke, darauf verzichte ich gern“. Sie hielt sich mit Mühe zurück und ließ ihre Wut an dem hilflosen Geäst aus. Wobei sie auch keine Gelegenheit ausließ und weiterhin versuchte Judal doch noch mit einem Ast zu erwischen… vergebens… das war so fies!

Aber gut, es war für ihn auch nicht schwer auszuweichen, schließlich rechnete er ja durchgehend damit. Doch beim nächsten Mal, als Sheila sich unter einem dicken Ast hindurch duckte, rutschte sie plötzlich zur Seite weg. Ihr Fuß hatte in der weichen Erde keinen Halt mehr und der steile Abhang der sich plötzlich rechts von ihr offenbarte, war eben noch nicht sichtbar gewesen.

Strauchelnd versuchte sie halt zu finden und sich an einem der Äste fest zu halten, doch sie griff vorbei und verlor dabei das letzten bisschen Halt und drohte den Abhang hinunter zu Fallen.

Sie bereitete sich schon darauf vor sich zu überschlagen und kniff die Augen zusammen, gab in der ganzen Situation aber keinen Laut von sich. Erst als sie plötzlich spürte wie sie mit einem Ruck aus dem Fall aufgehalten wurde, sodass es ihr fast die Luft aus den Lungen drückte, keuchte sie automatisch auf.

Überrascht sah sie an sich herunter und registrierte das goldene Glitzern von Metall, dann blickte sie nach oben und sah in das entnervte Gesicht des Magis, der sie mit einem Arm um ihre Mitte festhielt und mit dem anderen einen Ast umgriffen hatte. Im Gegensatz zu ihr, hatte er festen Halt im Boden gefunden, zumindest waren seine Füße regelrecht in die Erde gegraben und zog sie nun mit einem Ruck wieder zurück auf den Pfad.

Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, musste sie sich kurz an dem Schwarzhaarigen abstützen und Luft holen. Als sie registrierte was sie da tat, löste sie schnell seinen Arm von ihrer Mitte und ging etwas auf Abstand, wobei sie diesmal darauf achtete wo sie hintrat. Verdammt! Das war ja mehr als peinlich! Sie war einfach ausgerutscht, wie ein kleines Kind das im Wald spielt und zu allem Überfluss hatte er sie sogar vor einem schmerzhaften Abgang bewahrt. Obwohl sie ihm fast ansah das er es zum Teil zu bereuen schien… haha, das glaubte sie gern. Er hätte sicher seinen Spaß daran gehabt wenn sie sich Verletzt hätte. Aber warum hatte er ihr dann geholfen?

„Ähm… danke“, meinte sie dann trotzdem und kratzte sich leicht im Nacken als sie zu ihm sah. Irgendwie ein wenig unbeholfen, nach diesem Erlebnis. Ihre Wut war wie verraucht und hinterließ ein seltsam leeres Gefühl.

„Nichts zu danken, mit wem soll ich mir den die Langeweile vertreiben wen dir was passiert?“, meinte er dann aber nur mit einem Ton der zeigte das dies wirklich der einzige Grund war wieso er sie gerettet hatte. Mit einem Schlag war ihre Wut wieder da und sie ballte die Hände zu Fäusten.

„Na danke! Beim nächsten Mal kannst du drauf verzichten. Lieber brech ich mir das Genick als mir nochmal von wem wie dir helfen zu lassen!“, knurrte sie ihm entgegen und verschränkte die Arme, nur um sie vom wilden gestikulieren abzuhalten.

Judal schien auf ihren Ausbruch nur noch amüsierter, den seine Augen blitzten vielsagend. „Also gehst du davon aus das du wieder ausrutschst und mit deinem Arsch den Abhang erkunden gehst?“, fragte er zynisch und hatte sichtlich Freude daran sie wieder aufziehen zu können.

„Nein! Dreh mir nicht die Worte im Mund um! Aaaaarg… beschissener Magi!“, genug war genug! Wütend drehte sie sich um und stapfte den Weg weiter. Wenn das so weiter ging würden sie sich eher gegenseitig massakrieren anstatt die Tritonen.

Judal folgte ihr nur mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. Es machte ihm wirklich tierischen Spaß sie so aufzuziehen. Aber sie reagierte ja auch jedes Mal darauf, sie machte es ihm so leicht.

Es half ein wenig das sie ihre Wut wieder an ihrer Umgebung ausließ anstatt sich direkt auf Judal zu stürzen und am Ende mit ihm zusammen den Abhang runter zu kugeln, nur damit er sich mit seinen tollen Magi Kräften vor schlimmeren bewahren konnte, während sie alles abbekam.

 

Langsam beruhigte sie sich wieder und auch der Weg wurde bald wieder breiter, verlief in einer sanften Biegung nach unten. Es schien nicht mehr weit zu sein. Der Boden war weicher und matschiger, die Baumarten veränderten sich und erinnerten langsam aber sicher immer mehr an einen Sumpf.

„Wir sind bald da“, sagte sie dann leise und sah sich kurz zu dem Magi um der ihr bis jetzt stumm gefolgt war, stumm aber nicht in sich gekehrt, ganz im Gegenteil. Es kam ihr so vor als würde er jeden Schritt genießen, es wirkte als würde er mit jedem Mal mehr Freiheit erfahren. Schwer zu beschreiben, aber das traf es am ehesten.

Dass es tatsächlich auch so war konnte sie nicht wissen. Der Magi fühlte sich mit jeder Sekunde wohler und das nicht nur weil er sich langsam an sein neues Schicksal gewöhnte und sich damit abgefunden hatte. Sondern auch weil das Rukh um ihn herum immer weiter zunahm. Es war als würde ein Loch sich langsam aber sich immer weiter füllen… mit heller, klarer Energie.

Noch nie hatte er sich so Gefühlt wenn er das weiße Rukh um sich sammelte, sonst war es immer nur bei dem schwarzen Rukh so gewesen. Dort hatte ihn die dunkle Macht voller Energie pulsieren lassen und ihn teilweise an den Rande des Wahnsinns getrieben, wenn er kein Ventil hatte um die Kraft heraus zu lassen.

Doch jetzt strotzte er von Kraft die immer mehr und mehr wurde und er fühlte sich nicht so als würde er sie ablassen müssen. Ganz im Gegenteil, er sammelte mehr und mehr und es tat ihm gut. Es vertrieb die ganzen grüblerischen Gedanken die er seit seinem Erwachen tief in sich trug und erstickte das dumpfe Gefühl von Einsamkeit.

Das erste Mal seit er hier war, war er glücklich… richtig glücklich.

Und das merkte Sheila auch, er war so viel lockerer und unbeschwerter, irgendwie wirkte er auch erträglicher, obwohl sie wusste das sie das bald wieder zurücknehmen würde. Seine gute Laune würde für sie eventuell nichts Gutes bedeuten.

Aber auch die Blauhaarige fühlte sich fitter als zuvor, sie sah nicht das das Rukh sich immer mehr erholte, je weiter sie in den Wald vordrangen, je weiter sie in das Gebiet der Tritonen vordrangen. Doch sie spürte es, sie spürte es in jeder Faser ihres Körpers, es war seltsam, als würde etwas nach ihr rufen und sie fühlte sich zu etwas hingezogen das sie nicht sehen, nicht hören und nicht fühlen konnte… nur spüren, tief in ihrem Inneren.

Doch sie sagte nichts, sowieso war es fraglich ob der Magi ihr die Frage, die ihr auf der Zunge lag, beantworten konnte oder wollte. Sie musste selbst herausfinden was mit ihr los war, was es bedeutete ein Magus zu sein.

Judal nickte nur auf ihre Aussage und so konzentrierte sie sich wieder auf den Weg, während der Magi nach wie vor sorglos hinter ihr her schlenderte und einfach nur das Leben zu genießen schien, auch wenn das, in Bezug auf ihn, ziemlich seltsam klang. Eigentlich wäre ihm schon längst todlangweilig geworden, der Weg war einfach zu lang. Doch so war er ganz gut abgelenkt. Glück für Sheila.

Sie bewegten sich nun aber leiser vorwärts und Sheila sah bei jedem Geräusch auf und blickte sich um. Das alles hier war neu für sie und auch wen sie sich sicher schon 100x ausgemalt hatte wie sie diesen elenden Fischviechern den Hals umdrehen würde, war es etwas ganz anderes das tatsächlich auch zu tun. Sie wurde zunehmend nervöser und hatte Probleme sich weiterhin auf den Weg zu konzentrieren, weswegen sie plötzlich einfach stehen blieb.

Dadurch war Judal ebenfalls gezwungen anzuhalten, damit er nicht in sie hinein lief. „Was ist los?“, fragte er skeptisch, schien die Antwort aber schon zu kennen, denn sein Grinsen erlosch nicht. „Angst bekommen?“, nun troff Hohn in seiner Stimme mit und als Sheila ihm einen vernichtenden Blick zuwarf wurde sein Grinsen nur breiter. Direkt ins Schwarze getroffen.

„Erst das Maul aufreißen aber dann den Schwanz einziehen was? Wie lächerlich bist du denn!?“, er konnte sich das kurze auflachen nicht verkneifen und als sie sich zu ihm umdrehte, verschränkte er nur herausfordernd die Arme.

Doch sie tat ihm diesmal nicht den Gefallen ihn anzufahren. Eher wurde ihr wütender Blick plötzlich leicht trüb und sie drehte sich schnell weg. Verdammt… er hatte doch Recht, sie hatte wirklich Angst bekommen. Sie hatte noch nie gekämpft, sie wusste nicht wie sie sich gegen die Fischmenschen wehren sollte, aber sie wollte weder ein Klotz am Bein sein noch sich auf den Magi verlassen müssen.

„Du hast ja Recht… ja ich hab Angst. Ich habe noch nie gekämpft, aber trotzdem will ich kein Hindernis sein…“, sie ballte die Fäuste leicht und obwohl sie wollte, schaffte sie es nicht sich wieder zu ihm umzudrehen. Judal hingegen schien etwas überrascht zu sein, dass sie es wirklich zugab. Eigentlich würde er sich nun richtig über sie Lustig machen, doch irgendwas hielt ihn zurück. Vielleicht die Tatsache das sie wirklich geknickt war und es ihr schwer fiel es zuzugeben. In diesem Moment erinnerte sie ihn irgendwie an Kougyoku. Obwohl Sheila bei weitem nicht so wehleidig war wie die Pinkhaarige und er bezweifelte das sie jemals in Tränen ausbrechen würde.

So gesehen war die junge Frau vor ihm stark… stärker als er vermutete hatte. Irgendwo musste er es ihr anrechnen das sie zu ihren Schwächen stand, auch wenn er es lächerlich fand.

„Versuchs einfach… aber steh mir nicht im Weg rum“, meinte er dann und klang dabei seltsam fürsorglich. Eine Tatsache die Sheila dazu brachte ihn doch wieder anzusehen. Doch Judal sah nur mit einem leichten Hauch von Verachtung zu ihr und ob sie es wollte oder nicht, der Blick tat weh. Weh genug, dass sie sich wieder aufrichtete, umdrehte und den Weg weiter folgte. Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können? Erwarten können das irgendetwas Tröstendes von dem Magi kam? Sie konnte froh sein das er die Situation nicht ausgenutzt hatte um sie fertig zu machen, obwohl der Blick schon fast ausreichte.

Normalerweise war sie nicht so leicht angreifbar, doch gerade fühlte sie sich so sensibel. Sie musste unbedingt wieder herunter kommen wenn sie weiter mit dem Magi klar kommen wollte… nein, musste.

Wahrscheinlich lag es einfach an der ganzen Situation gerade, das alles so viel schneller ging als sie erwartete hatte. Sie hatte gehofft sich ordentlich vorbereiten zu können, doch nun war sie ins kalte Wasser geworfen worden.

//Ich hab nicht einmal eine Waffe//, dachte sie und war leicht sauer auf sich selbst das sie nicht an so etwas Banales und Offensichtliches wie eine Waffe gedacht hatte. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich und ehe sie reagieren konnte, schwang Judal einen Arm um ihre Schulter und sah über die andere hinweg zu ihr, während es ihm scheinbar total egal war dass er ihr so nahe war. „Komm schon, Kopf hoch! Was kann schon passieren? Im schlimmsten Fall wirst du getötet und dann bin ich dich los“, meinte er in neckendem Tonfall und sie funkelte ihn an. „Das ist nicht gerade aufbauend! Behalt deine Kommentare für dich wenn du mich nur aufziehen willst“, knurrte sie ihm entgegen und schob ihn mit dem Ellenbogen weg, wobei sie sich unter seinem Arm, den er um ihre Schulter gelegt hatte, wegduckte. „Ach denkst du echt ich will dich aufbauen? Aber ich hab auch keinen Bock mit einem Crybaby durch die Gegend zu laufen“, meinte er dann nur überheblich und grinste sie herausfordernd an.

„Ich bin kein Crybaby! Wenn ich dir so auf die Nerven gehe dann kannst du ja gern alleine weitergehen“, zischte sie wütend und bereute es schon fast. Wenn er ging, dann würde sie hier alleine zurück bleiben und ob sie es wollte oder nicht, sie war im Moment noch auf ihn angewiesen.

„Ok… hab ich kein Problem mit“, meinte er dann nur mit klarer Stimme und einem Schulterzucken, dann ging er einfach an ihr vorbei, wobei er ihr einen kurzen Blick zuwarf den sie nicht beschreiben konnte. Undurchsichtig und gleichzeitig irgendwie vorwurfsvoll.

Sie sah ihm kurz nach und realisierte in diesem Moment das er sie wirklich zurücklassen würde. Sie ballte die Faust und tat dann schnell einen Schritt nach vorne, wobei sie einen Arm ausstreckte und das Büschel Haar zu fassen bekam was noch ein Stück hinter ihm her wehte.

Da er nicht stehen blieb, zog sie automatisch kurz an seinem Haar und musste noch einen Schritt nach vorne machen um den Halt nicht zu verlieren. Doch nun hielt er an und sah genervt zu ihr nach hinten. „Lass meine Haare los“, meinte er mit einem leicht zickigen Ton und entriss ihr das Büschel, indem er den dicken Strang packte und zu sich zog.

Sie hielt nicht weiter fest, sondern ließ sich das seidige Schwarz durch die Finger ziehen und sah zu Boden. Doch dann gab sie sich selbst einen Ruck und sah hinauf, direkt in seine Augen die sie abwartend ansahen.

„Lass mich nicht zurück“, sagte sie dann mit fester Stimme und blickte entschlossen. Er drehte sich nun ganz um, legte den Kopf leicht schief und grinste: Breit und Hämisch. Beinahe hätte sie daraufhin den Blick abgewandt, er lachte nicht aber es war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben wie lächerlich er es fand dass sie ihn jetzt wieder anbettelte. Doch wenn sie jetzt den Blick abwenden würde, dann hatte sie verloren, für immer. Dann würde er sie nie wieder ernst nehmen. Also sah sie ihm nur weiter in die Augen, ernst und entschlossen, nach wie vor.

Judal merkte das sie nicht nachgeben würde und plötzlich wurde sein Grinsen zu einem Lächeln, seltsam sanft, für nicht mehr als eine Sekunde. „Dann beweg deinen Po und komm“, meinte er nur, wobei Heiterkeit in seiner Stimme mitklang. Dann drehte er sich wieder um und ging den Weg weiter.

Sheila sah ihm leicht verdutzt nach, dann lächelte sie kurz und beeilte sich ihm zu folgen. Sie schloss zu ihm auf und ging dann ein kleines Stück hinter ihm. Auf dem Rest des Weges musste sie sich nicht vor zurückschnellenden Ästen in Acht nehmen. Sie hatte sich bewiesen, sie hatte sich tatsächlich bewiesen. Das erste Mal seit sie ihn kannte, hatte sie ihn beeindruckt… oder so ähnlich.

 

„Psst…“, mahnte er, während er vor ihr in leicht geduckter Haltung zwischen den Bäumen stand. Sie war auf einen Ast getreten der ganz klischeehaft laut geknackt hatte, doch die Fischwesen etwas weiter vor ihnen hatten es nicht bemerkt.

Sie beide wären beinahe direkt in die grotesken Gestalten hinein gelaufen, nicht lange nach ihrer kurzen Auseinandersetzung. Die Tritonen hatten sich so leise bewegt, das Sheila sie erst im letzten Moment bemerkt, aber sofort reagiert hatte und Judal einfach mit sich ins Gebüsch zog. Dieser war erst empört gewesen und fast hatte Sheila schon damit gerechnet das er ihr die unsanfte Behandlung heimzahlen würde, doch er schien nach wie vor noch gut gelaunt zu sein und als sie ihn auf die Salamandermenschen aufmerksam gemacht hatte, hatte er verstanden und genickt.

Judal fand es jedoch nicht nötig in den Büschen zu sitzen und hatte sich hinaus geschlichen zu den dicht beieinander stehenden Bäumen. Dadurch war Sheila gezwungen ihm zu folgen und war dabei auf den Ast getreten.

Die Wesen vor ihnen waren tatsächlich halb Fisch und halb Mensch. Sie liefen auf 2 stämmigen, blauen Beinen und ihre Füße besaßen, wie Sheila schon erklärt hatte, Schwimmhäute zwischen den Klauen. Ihr hinterer Teil zierte ein langer, kräftiger Schwanz der von einer langen, fischartigen Rückenflosse geziert wurde, die vom Kopf bis zum Schwanzende verlief. In Höhe der Schultern formte sich die Rückenflosse jedoch zu 2 breiten „Flügeln“ die ein klein wenig wirkten wie die Flossen der fliegenden Fische.  Ähnliche flossenartige Auswüchse hatten sie auch unten an den Füßen, den Ellenbogen und den Ohren.

Ihre Hände besaßen wie auch ihre Füße Schwimmhäute, schienen ansonsten aber zu funktionieren wie die eines Menschen. Der Kopf ähnelte sehr dem eines Molches, jedoch hatte das Maul eher etwas von einem Fisch und 2 kleine „Fühler“ hingen rechts und links herunter. Die Augen waren jedoch nicht glubschartig wie bei Fischen sondern sahen aus wie die eines Menschen, nur ungefähr doppelt so groß und ohne das Weiße.

Die Tritonen waren jedoch nicht nackt, sondern hatten beide eine Art Set an, das aus einem ledernen Unterteil bestand was den Unterleib bedeckte und bis zur Brust hinauf ging, wo es von 2 dicken, geflochtenen Bändern gehalten wurde, welche auf dem Rücken zu einer Schleife zusammen gebunden waren. Auf diesem ledernen Anzug trugen sie noch verschiedene Rüstungsteile an Armen, Beinen oder dem Körper. Ansonsten schienen sie recht schutzlos und besaßen als Waffen jeweils nur einen Speer der eher zum Fischen geeignet war als zum kämpfen.

Es war offensichtlich dass sie nicht damit rechneten angegriffen zu werden, obwohl sie irgendwie nervös wirkten und sich mit leisen, bellenden und grunzenden Lauten unterhielten.

„Die können auch normal reden oder?“, fragte Judal dann und hatte wiedermal ein Grinsen aufgelegt, diesmal aber eines was seine Vorfreude auf den Kampf deutlich machte. „Ja können sie“, bestätigte Sheila ihm und nickte dabei auch, behielt die beiden Fischmenschen aber im Auge. „Sehr gut“, meinte Judal dann nur, zog sein goldenes Zepter unter dem weißen Stoff des Chunnaris hervor und spazierte plötzlich einfach aus seiner Deckung heraus als wäre nichts.

„Was zum!?“, rief Sheila überrascht und nach kurzem zögern folgte sie ihm. Die Tritonen sahen sofort zu ihnen und hielten die Speere in ihre Richtung, dabei grunzten sie sich wieder etwas zu und verengten die Augen als sie wieder zu ihnen sahen. Sie registrierten das Zepter das Judal in der Hand hielt und sahen dann kurz zu Sheila. Erkennen blitzte in den Augen des Hellblauen auf und er grunzte dem Dunkleren etwas zu, der daraufhin nickte.

„Was wollt ihr hier? Und wer bist du Fremder?“, fragte der Hellere dann mit tiefer, kratziger Stimme und sah zu Judal, welcher nun leicht mit dem Zepter in seiner Hand spielte und das Grinsen nach wie vor nicht ablegte. Doch nun blitzten seine Augen freudig und ehe der Hellblaue reagieren konnte, streckte Judal das Zepter gen Himmel. Sofort blitzten lilafarbene Blitze auf und schossen mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Tritonen zu und durchfuhren ihn. Der Fischmensch schaffte es nicht rechtzeitig zu reagieren und es war fraglich ob er sich überhaupt irgendwie hätte retten können. Zumindest sank er nun in sich zusammen und blieb regungslos auf dem Boden liegen, während kleinere Rauschwaden aus den Löchern seines Körpers empor stiegen und den Geruch von verbranntem Fleisch in der Luft verteilten.

Der andere Tritone hatte laut aufgebrüllt, ganz so als hätte ihn auch etwas getroffen und Sheila dämmerte es, dass er die Elektrizität vom Boden abbekommen haben musste, aber keinen direkten Treffer. Trotzdem schien er ein wenig gelähmt und zuckte unkontrolliert. Er schaffte es nicht mehr den Speer fest zu halten und ließ ihn los. Dumpf schlug die Waffe auf dem Boden auf, dann ging der Fischmensch in die Knie und blieb, leicht auf sein linkes Bein gestützt, sitzen.

„Also… wenn du nicht auch als Bratfisch enden willst, sag uns wo euer Dorf liegt und wo euer Chef abhängt“, meinte Judal dann und ging auf den Fischmenschen zu, wobei er ihn von oben herab anblickte und das Zepter in seine Richtung hielt. Doch der kobaltfarbene Tritone sah Judal nur mit zusammen gekniffenen Augen an, Wut blitzte in ihnen auf. Er würde nichts sagen.

„Tz… dein Pech“, meinte der Magi genervt und wieder zuckten Blitze auf. „Achtung!“, der Ruf von Sheila lenkte ihn ab und er sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Im nächsten Moment blitzte helles Licht auf und funken stoben, dann fiel der Kampfspeer, welcher nach ihm geworfen wurde, zu Boden. Er war an dem Bolg des Magis abgeprallt.

Judals Augen verengten sich, als er in die Richtung sah aus der die Waffe gekommen war, dort stand ein roter Fischmensch, der seine Mundwinkel zu einem hämischen Grinsen verzogen hatte. Dann erklang eine tiefe, rauchige aber keinesfalls unangenehme Stimme: „Magier… nein, Magi… du und das kleine Dorfmädchen… ihr werdet erwartet“.

 

 ~~~~~

 

Bolg: Die magische Schutzhülle die einen Magier als solchen auszeichnet. Bei Magiern ist das Bolg schwächer als bei Magis, da sie keine unbegrenzte Magoiquelle besitzen. Das Bolg wehrt alle physischen Attacken und kleinere magische Attacken ab.

Ren Kougyoku: Eine Prinzessin des ehemaligen Kou-Imperiums. Sie war eine der Königskandidaten von Judal und bewältigte mit der Hilfe ihres Assistenten, Ka Koubun, einen Dungeon. Dort bekam sie den Djinn des Wassers: Vinea.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Puma-
2013-12-08T18:59:41+00:00 08.12.2013 19:59
macht immer wieder aufs neue Spaß Judals und Sheilas Streitereien zu lesen xDD
Das Kapi hat mir wieder sehr gut gefallen und ich mich schon aufs nächste ^^ und auf weitere Zickereien von den beiden xD
Von:  ShiroiKaze
2013-12-07T22:14:24+00:00 07.12.2013 23:14
und es beleibt weiter hin spannend XD
oh bist du fies an so einer stelle zu enden >.<
ganz wie man es vor dir gewöhnt ist, was? XD
also den Tritonen würde ich ungern begegnen <.<
es würde mich nicht wundern wenn ich plötzlich eine Phobie zu fischen entwickle XDDD
also ich sehe eine deutlich verbesserung an dir ^^
deine beschreibungen sind immer eins A X3~
ich hatte ein fettes Grinsen auf den Lippen als ich Sheila und Judal gelesen und es mir bildlich vorgestellt habe XD
das arme mädel q.q
oh ich freue mich auch schon aufs nächste weekend x33~~
will unbedingt meine spannung stillen XD
lg Shi ^.~


Zurück