Zum Inhalt der Seite

deformis

by Black Symphony
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Anfang...

Ich wollte meine Augen öffnen...

Ich wollte atmen...

Ich wollte leben...

Doch als ich all dies machen wollte, als ich versuchte meine Augen zu öffnete, als ich versuchte zu atmen... Mich umhüllte eine rötliche, beinahe durchsichtige Flüssigkeit die zuerst in meinen Augen brannte und mir schlussendlich die Luft nahm.

Ich spürte meinen Körper nicht.

Wie wollte ich so wieder anfangen zu leben?

Als langsam wieder Lebensgefühl durch meine Adern floss, bemerkte ich, dass ich an Schläuchen angeschlossen war, die irgendetwas in meinen Körper pumpten.

Hielten mich diese Schläuche etwa am Leben?

Ich begriff nicht sofort, was um mich herum geschah und wo ich war.

Nur eines war mir im ersten Moment bewusst: Ich war nicht mehr dort, wo ich eigentlich sein sollte.

Ich befand mich jetzt in einem riesigen... Wie soll ich sagen...? Wie in einem riesigen, mit einer eigenartigen Flüssigkeit gefülltem Reagenzglas.

Ich bekam Panik.

Aus Angst versuchte ich die Schläuche zu zerbeissen. Jedoch wollte es mir nicht gelingen. Ich wollte da raus. So schnell wie möglich. Sofort!

Als mein kläglicher Versuch also zum Scheitern verurteilt war, fing ich neuen Mut und nahm meine messerscharfen Krallen zur Wehr. Ich versuchte das harte Glas zu zerkratzen, so, dass das riesige Reagenzglas zerspringen sollte.

Doch das Glas war so massiv, dass schon nach wenigen Sekunden meine Krallen heftig zu schmerzen anfingen. Ausserdem fand ich keinen halt, um meine Klauen irgendwie hineinzuschlagen.

Ich merkte, wie mein Puls zu rasen anfing und mein Herz pumpte so schnell, dass ich dachte, es würde jeden Augenblick zerspringen.
 

Durch meine Unruhe wurden Zweibeiner, Menschen nennen sich diese Wesen, aufmerksam. Durch das Glas, trotz der rötlichen Flüssigkeit, sah ich ganz klar in den Raum. Zwei, in weissen Kitteln gekleidete Menschen schritten auf mich, beziehungsweise auf mein “Gefängnis” zu.

Durch das dicke Glas konnte ich sie nicht verstehen. Sie unterhielten sich nur für einen kurzen Moment, dann nickte einer der Menschen und trat näher heran.

Ich knurrte und schlug wie wild um mich.

Verdammt! Ich will raus! Raus!, wollte ich schreien. Aber vergebens, denn die Flüssigkeit rann meine Kehle hinunter und ich dachte, ich würde ersticken.

Der Mensch stand also direkt vor mir und guckte mich unbeeindruckt an.

Verdammt!, dachte ich.

Ich fixierte den Zweibeiner. Angestrengt guckte ich nach Draussen.

Der Mensch stand noch ein paar Minuten wie angewurzelt da, sah mich mit starrem Blick an und mit einer ruckartigen Bewegung langte er in einer der riesigen Kitteltaschen.

Ich kniff meine Augen zusammen, um genauer sehen zu können.

Dann schien für einen Augenblick mein Herz stillzustehen.

Der Mensch hatte eine Spritze in seiner Hand!

Diese Dinger kannte ich noch von früher. Als ich noch bei meinem Rudel war. Als meine Welt noch in Ordnung war.

Ich wurde nämlich in einem Wildpark geboren und da kamen in den ersten paar Monaten nach meiner Geburt oft solche Menschen, mit eben diesen weissen Kitteln und mit Spritzen. Sie verabreichten mir fast jeden Tag eine Dosis von irgendwelchen Mitteln. Das fast einen Monat lang. Zuerst wehrte ich mich mit aller Kraft dagegen. Aber ich war noch ein Welpe, meine Zähne waren noch nicht ganz so scharf und ich war schwach. Kläglich, was?

Nach etwa zwei Wochen fügte ich mich meinem Schicksal. Meine Mutter meinte damals, dass die Menschen nur das Beste für mich, für meine Gesundheit wollten. Ich wäre krank zur Welt gekommen. So ihre Ansicht. Ich war anderen Meinung. Ich fühlte mich nicht krank... Na ja.

Und dann, nach etwa einem halben Jahr wurde ich meinem Rudel entrissen.

Ich kann mich aber im Moment an nichts mehr erinnern.

Die Flüssigkeit scheint mein Gedächtnis gelöscht zu haben...
 

So. Der Mensch hatte also seine scheussliche Spritze in der Hand und lief zu einem Schlauchwirrwarr gerade neben meinem Reagenzglas.

Ich fixierte immer noch jede Bewegung des Menschen.

Dann erblickte ich hinter den Schläuchen eine Art Generator. Von dort musste die Flüssigkeit also von den Schläuchen direkt in meinen Körper gelangen.

Das menschliche Wesen injizierte die Flüssigkeit der Spritz in diesen Generator.

In nur wenigen Sekunden merkte ich, wie sich der Inhalt in meinem Körper langsam verbreitete.

Ich wurde müde.

Nein! Nein! Lasst mich hier raus!, wollte ich schreien. Ich will... Raus... Jetzt!

Und schon umhüllte mich die gnadenlose Dunkelheit.
 

...
 

Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen habe, aber als ich wieder zu mir kam, waren meine Augen so schwer, dass ich sie nicht öffnen konnte.

Jedoch nahm mein Gehör eilige Schritte wahr und ich hörte Stimmgemurmel.

Moment...!

Seit wann kann ich hören, was “draussen” passierte?

Augen, öffnet euch! Kommt schon...

Und als ich es irgendwie endlich geschafft hatte, dass sich meine Augen öffneten, erblickte ich wieder die beiden Personen in den weissen Kitteln und ich schien immer noch im Reagenzglas zu sitzen. Ich war auch immer noch an den Schläuchen angeschlossen.

Die Situation schien die gleiche wie zuvor zu sein. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich plötzlich hören konnte, was die Zweibeiner sprachen. Und nicht nur das, ich konnte sie sogar verstehen. Ich konnte plötzlich ihre Sprache verstehen!

Völlig überfordert mit der Situation, versuchte ich mich wieder von den Schläuchen loszureissen.

Aber wie schon zuvor, es klappte nicht.

Der eine Mensch wurde auf mich aufmerksam. Er lief schnellen Schrittes zum Generator und sagte zum anderen Menschen: “Unser Freund ist wieder erwacht. Und er hat schnell gelernt. Er versteht jetzt unsere Sprache. Gut. Ja, sehr gut.”

“Wie sehen seine Gehirnströme aus? “01” scheint mir ziemlich aufgeregt zu sein.”

“Hmm”, gab der eine Mensch von sich, “die Beta-Frequenz ist ziemlich hoch. “01” scheint wirklich unter Stress und unter Angst zu stehen.”

Warum nennen sie mich “01”? Und was hat das alles zu bedeuten? Die beiden Menschen wissen aber also, dass ich sie verstehen kann.

Aber was macht das für einen Sinn?, schoss es mir durch den Kopf.

Der Mensch am Generator gab dem anderen die Anweisung, dass dieser meine Gehirnströme am Computer bewachen sollte und sie gäbe mir jetzt noch ‘Sedativa’.

Ich verstand dieses Wort nicht, aber plötzlich merkte ich, wie mein Herzschlag abrupt langsamer wurde. Auch meine Atmung beruhigte sich schnell.

Ich habe wahrscheinlich irgendwelche Beruhigungsmittel eingeflösst bekommen...
 

Es sind unzählige Tage vergangen. Ich habe sie aufgehört zu zählen. Denn der Tag war immer der Gleiche. Ich regte mich jeden Tag ab den abartigen Menschen auf und versichte, hier herauszukommen. Bis jetzt aber ohne Erfolg.

Und immer wieder wurden mir verschiedene Stoffe verabreicht.

Mein Körper hatte sich verändert. Ich merkte, wie ich immer kräftiger wurde und meine Muskulatur wurde deutlich stärker.

Auch schienen meine Sinne besser geworden zu sein. Ich sah sogar durch die rötliche Flüssigkeit plötzlich klar in den Laborraum. Mein Gehör schien noch das gleiche zu sein, genauso wie mein Geruchssinn. Aber diese Sinnesorgane sind ja bei Wölfen sowieso schon extrem gut entwickelt.

Wie dem auch sei. Ich habe in diesen Tagen (oder sind es sogar schon Monate?) jedoch noch nicht sehr viel erfahren, was ich hier soll.
 

An einem Morgen kam wieder mal ein Mensch zu mir und schien mich für einige Zeit zu beobachten. Dabei schaute er ab und zu auf den Generator und schrieb sich irgendwelche Notizen auf seinen dicken Schreibblock.

Ich hatte es eigentlich schon lange aufgegeben, mich gegen meine Situation zu sträuben, denn alle Fluchtversuche aus diesem riesigen Reagenzglas schlugen fehl.

Doch irgendwie schöpfte ich heute neuen Mut, um zu fliehen. Denn es schien mir so, wie ich jeden Tag etwas stärker wurde.

Ich beschloss, dass ich die Situation zuerst einmal beobachten werde. Wenn sich der Zweibeiner entfernte, würde ich zuschlagen. Oder dies zumindest versuchen.

Als sich dann, nach einer schieren Unendlichkeit sich der Wissenschaftler entfernte, nahm ich all meine Kraft zusammen und schlug gegen das dicke Glas. Und tatsächlich: Es bildeten sich Risse. Zwar waren diese sehr klein und noch kaum zu sehen, aber es war ein Anfang. Ich schlug meine Krallen, die inzwischen sehr stabil und scharf waren, ins Glas.

Ein leises Klirren hallte durch den düsteren Raum. Für einen Augenblick hielt ich den Atem an und verharrte. Ich dachte nämlich zuerst, dass der Mensch das Geräusch wahrgenommen hätte.

Fehlanzeige.

Gut, dachte ich erleichtert. Was für ein schlechtes Gehör Menschen doch haben.

Und dann setzte ich zum entscheidenden Stoss an. Mit vollem Körpereinsatz brachte ich das Reagenzglas zum zerspringen.

Die rötliche Flüssigkeit breitete sich auf dem weissen, gekachelten Boden aus.

Dicke Tropfen fielen von meinem hellbraunen Fell.

Ich keuchte und versuchte die eben auftretenden Schmerzen zu unterdrücken. Da ich mich mit dem ganzen Körper gegen das Glas ‘geworfen’ hatte, trug ich ein paar Schürfwunden davon. Ausserdem rissen die Schläuche aus meiner Haut und jetzt klafften überall scheussliche Wunden.

Ich wollte so schnell wie möglich davon rennen, aber mir wurde fast schwarz vor Augen und mein Herz fing an zu rasen.

Der Mensch hatte sich zu mir gewandt und ein scheussliches Lächeln zierte sein Gesicht.

“Du bis jetzt also soweit”, sagte er monoton.

“Bereit wofür?”, kläffte ich ihn an.

Als ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, kam der andere Mensch dazu. Es war ein Weibchen. Ähm, eine Frau.

Sie guckte zuerst auf das Reagenzglas und dann zu mir. Sie lächelte mich an. “”01”, endlich bist du soweit.”

“Wofür?”, wiederholte ich wütend. Und warum “01”?

“Hör jetzt gut zu”, sagte die Frau, “deine Reinkarnation wird bald abgeschlossen sein.”

Reinkarnation? Wie bitte?! Bin ich etwa... gestorben und jetzt wiedergeboren worden?

“Was bedeutet das?”, knurrte ich jetzt noch wütender. Ich hasste es, dass ich im Unwissen lag.

“Das bedeutet”, begann der andere Mensch, “dass du ein neues Leben beginnen wirst.”

Das wollte ich aber nicht! Ich möchte mein altes Leben wieder haben.

Ich hatte mich vor Wut fast nicht mehr unter Kontrolle. Mein ganzer Körper zitterte und mein Blut vermischte sich mit der Flüssigkeit am Boden.

“Ich möchte das aber nicht!”

“Doch... Du wirst es schon noch wollen”, lächelte mich die Wissenschaftlerin an.

“Nein!”, schrie ich entsetzt.

“Du bist in unser Gewalt “01”. Und du wirst perfekt werden.”

Perfekt? Es gibt aber nichts perfektes auf dieser Welt. Das ist doch alles eine Lüge!

Die Frau drehte sich auf dem Absatz um und sagte mit süsslicher Stimme: “Folge mir “01”. Bald hast du’s hinter dir. Komm...”

Aus irgendeinem Grund konnte ich mich ihrer Stimme nicht entziehen und folgte dem weiblichen Menschen schlussendlich durch eine Schleusentüre in einen mit Licht durchfluteten, kahlen Raum.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kyulein
2009-05-13T18:56:52+00:00 13.05.2009 20:56
Ich mag das Kapitel iwie sehr gerne*gg*
dein schreibstil ist wirklich sehr schön*gg* hab zwar hier und da ien paar rechtschreibfehler entdeckt, aber das tut jetzt nichts zur sache XD
Mit Defor bekommt man auf jeden Fall Mitleid... das ist doch wirklich grausam...>;< blöde Menschen...sicher, dass ich mich nicht aus dem Fenster stürzen darf?
v_v
Von:  hundefrau
2009-05-08T18:41:51+00:00 08.05.2009 20:41
Gaaahhh, das war so toll geschrieben <33
Ich liebe deinen Schreibstil >////<

"01" kann einem schon leid tun.
So eingesperrt zu sein...
Aber er hats ja bald hinter sich xD
Wenn man der Wissenschaftlerin glauben darf ^^°

Ohhhh, er kann die Sprache der Menschen verstehen und sprechen |D


Zurück