Affair

Words they were never spoken

Da ihr so lange warten musstet, will ich euch gar nicht lange vollquasseln. Ich wollte mich nur schnell bei allen Bedanken, die der Story trotz der langen Wartezeit treu geblieben sind. Außerdem wollte ich euch informieren, dass meine Betaleserin jetzt wohl endgültig aufgegeben hat und das ihr dieses Kapitel meiner lieben Freundin MichiruKaiou zu verdanken habt, die Autorin der großartigen Story Reunion hat nämlich die Vorlage zu diesem Kapitel geliefert, einige kleinere Passagen stammen sogar von ihr. So, jetzt aber genug geredet, hier kommt das nächste Kapitel...
 

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Words they were never spoken
 

Mariella entfuhr ein Seufzen, als sie sich nun schon zum fünften mal in eine andere Position brachte und ihre Lage trotzdem nicht bequemer wurde. Die ganze Nacht hatte sie sich so auf der unbequemen Couch hin und her gewälzt, ohne wirklich Schlaf bekommen zu haben. Doch wenn sie ehrlich war, lag ihre Schlaflosigkeit nicht an der Couch, die offenbar nicht für Schlafgäste gemacht war, sondern an dem gestrigen Abend und dem Telefonat mit Ash.
 

Zwar versuchte sich die junge Züchterin mit aller Macht einzureden, dass es nichts weiter war, aber ihre Angst Ash zu verlieren war zu groß um seine Worte nicht ernst zu nehmen. Mariella hatte die ganze Nacht vor sich hin gegrübelt, was sie anders machen könnte, was sie tun konnte, damit Ash begriff, dass sie ihn liebte, ihn aber keinesfalls einengen wollte. Aber vielleicht fühlte er sich ja aber auch nur eingeengt, weil sie hier waren und all seine Freunde um ihn herum. Es musste doch schon ein sehr beklemmendes Gefühl sein, ihnen in die Augen zu schauen, nachdem sich so viel verändert und sie sich alle so lange nicht gesehen hatten.
 

Vielleicht wollte Ash ja auch gar nicht mehr wirklich mit ihnen befreundet sein und er fühlte sich deswegen jetzt von ihr verraten, weil sie dieses Treffen erst arrangiert hatte? Oder aber, er gewöhnte sich jetzt wieder so sehr an seine alten Freunde, dass er nicht mehr von ihnen weg wollte und er glaubte nun, dass Mariella ihn daran hindern würde, hier bei ihnen zu bleiben.
 

Oder aber...
 

Ach! Es gab etliche Möglichkeiten, was der Auslöser für diese Situation sein konnte. Für Mariella stand nur eines fest, es wurde dringend Zeit, dass sie Alabastia wieder verließen. Wenn sie erst einmal wieder nur noch zu zweit waren und ihrer Wege gingen, würde sich sicher alles wieder einrenken. Ash würde wieder seine Reiselust nachgehen können, war nicht gezwungen mit Leuten Kontakt zu haben, zu denen er vielleicht keinen Kontakt mehr wollte und würde sich dann sicherlich bald wieder entspannen. Er würde so werden wie vorher und dann...
 

Dann wäre Mariella auch nicht glücklich.
 

Das eigentliche Problem war, die Art wie Ash ihre Beziehung anging. Dieses verkrampfte Haltung und dieser Mangel an Zärtlichkeit und Leidenschaft, wenn sie beide Zeit miteinander verbrachten. Alleine durch das weiterreisen würde Mariella in der Richtung sicherlich nichts verändern. Nein, sie musste sich etwas einfallen lassen. Irgendwie Ashs Verhalten ihr gegenüber in eine ganz andere Richtung lenken, ihm klar machen, was sie ihm hoffentlich bedeutete und er ihr und das zu so einer Liebe einfach mehr gehörte, als sie hatten.
 

Nur wie?
 

Mit einem erneuten seufzen schlug Mariella die Decke zur Seite und stand von der Couch auf, beinahe wäre sie dabei auf den Schwanz ihres geliebten Flamaras getreten, welches sich vor der Couch zusammen gerollt hatte und noch immer friedlich schlief. Sie belächelte den Anblick ihres Lieblingspokemons und trat dann Barfuß in den Flur hinaus, der in die Küche führte, wo sie schon mal das Frühstück vorbereiten wollte, es war zwar noch recht früh, aber wenn sie schon einmal wach war...
 

Doch kaum das sie in der Tür zur Küche stand, wurde ihr klar, dass jemand anderes für heute Morgen versprochen hatte, das Frühstück zu machen und dieser jemand, nämlich Drew, war schon fleißig dabei. Er war fertig angezogen, seine Haare waren perfekt gestylt und mit der Schürze von Ashs Mutter, die er sich um den Bauch gebunden hatte, machte er den Eindruck eines Profi-Chefkochs. Von Müdigkeit war bei ihm keine Spur, während er geschickt die versprochenen Pfannkuchen in der Pfanne wendete.
 

Wie lange er wohl schon wach war? Offenbar musste er aus dem Schlafzimmer gekommen sein, als Mariella doch mal für ein paar Minuten geschlafen hatte, denn gehört hatte sie ihn nicht und vom Schlafzimmer aus, führte ja kein anderer Weg in die Küche, als durchs Wohnzimmer, wo sie ja nun einmal gelegen hatte.
 

Wie von Mariella nicht anders erwartet, war Drew nicht alleine in der Küche. Maike war auch da, allerdings war sie mittlerweile mit dem Kopf auf ihren Armen, auf einer der freien Arbeitsplatten, an der sie saß, wieder eingeschlafen. Vor ihr stand eine Schüssel nach der Drew jetzt griff, offenbar darauf bedacht, seine Freundin nicht zu wecken.
 

Wieder so ein Bild, dass Mariella neidisch machte. Nicht nur, dass Drew völlig selbstverständlich das Frühstück machte, nein, seine Freundin war dabei auch an seiner Seite. Mariella war sich sicher, dass Maike extra ebenfalls so früh aufgestanden war, um Drew etwas zur Hand zu gehen. Zwar hatte sie wohl nicht viel beitragen können, weil sie so müde war, aber der Wille allein zählte schon. Ein Wille, den Ash für sie nicht aufbringen würde, weder von selbst, noch wenn Mariella ihn darum bitten würde.
 

Ash war eben... naja, eben Ash.
 

Mariella beschloss Drew, der die ganze Zeit mit dem Rücken zu ihr stand, und sie daher nicht gesehen hatte, nicht auf sich aufmerksam zu machen, auch um Maike auf keinen Fall zu wecken, und trottete stattdessen in Richtung des Bades. Sie würde sich erst einmal fertig machen, dann die Pokemon füttern und nebenbei die ganze Zeit hoffen, dass Ash bald zurück kommen würde und das er sie dann wieder genau so behandeln würde, wie immer. Auch wenn das nicht exakt das war, was sie sich wünschte, würde es für erst einmal ausreichen.
 

~*~
 

Etwas später, aber doch noch recht früh am Morgen, waren Tracey und Misty gerade damit beschäftigt, das Bettzeug wieder ordentlich zusammen zu legen und wegzuräumen. Ash hatte sich mal wieder vor der Arbeit gedrückt, indem er ins Bad verschwunden war, aus welchem er zufälligerweise gerade dann zurück kam, als alles wieder dort verstaut war, wo es hingehörte.
 

„Zum Glück haben wir immer was für Gäste im Haus“, meinte Tracey zufrieden, als er Ash erblickte, dem er Problemlos eine Wegwerfzahnbürste für seine Morgentoilette hatte geben können, ebenso wie einen Lappen und einige frische Handtücher, ja und auch das Bettzeug hätte er ja sonst nicht so schnell zur Hand gehabt.

„Wir sollten uns dann mal so langsam auf den Weg machen, die anderen warten sicher schon auf uns“, meinte Misty und hielt Ausschau nach Ashs Pokemon, welche nach dem aufstehen erst einmal eine ordentliche Portion Pokemonfutter von Tracy erhalten hatten. Mittlerweile waren sie fertig damit, selbiges zu verputzen und so sprang Pikachu auf Ash Schulter und Ariados krabbelte neben seinen Trainer, welcher ihm kurz den Kopf streichelte, bevor er Misty mit desinteressierter Miene antwortete.

„Meinetwegen.“
 

Es waren bis jetzt die einzigen Worte, die sie und er gewechselt hatten, von einem ‚Guten Morgen’ mal abgesehen. Die Gespräche von gestern Abend schienen nie stattgefunden zu haben und doch konnte man auf den Gesichtern der beiden deutlich erkennen, dass nicht alles in Ordnung war. Aber keiner von ihnen sprach etwas davon an. Auch Tracy, der das ganze ja mit angehört und sich seinen Teil dazu gedacht hatte, hielt sich zurück, obgleich er gerne gewusst hätte, wie das zwischen seinen beiden einstigen Weggefährten wohl weiter ging.
 

„Dann brauche ich euch ja kein Frühstück zu machen. Das spart mit etwas Zeit, immerhin kommt Professor Eich heute zurück und da muss hier alles blitzblank sein.“, schmunzelte der Beobachter schließlich, während er sich gedanklich aber fragte, wie der Tag wohl für Ash und Misty weitergehen würde, wo sie doch gleich Mariella und Gary begegnen würden.

Ash nickte. „Mariella wird sicher schon dabei sein, das Frühstück vorzubereiten.“ So wie sie es immer tat. Jeden Tag machte sie ihm Frühstück und jedes Mal lächelte sie ihn an, wenn er ihr leckeres Essen hinunter schlang. „Und anschließend wird sie wieder das Haus schrubben, damit auch ja alles sauber ist, wen Mom heute Abend nach Hause kommt“, fügte er schmunzelnd hinzu, verschwendete aber keinen Gedanken daran, Mariella zur Hand zu gehen, zum einen, weil er heute so gar keine Lust hatte, überhaupt viel mit ihr zu tun zu haben und zum anderen, weil Hausarbeit einfach nicht sein Ding war.

„Dann sollte sie nicht wieder hoffnungslos auf uns warten müssen“, warf Misty schließlich ein, als sie befürchtete, dass er noch weiter ausholen und erzählen würde, wie penibel seine Freundin beim Putzen war, auch wenn sie natürlich wusste, das Ash das nur erzählen würde, um sich mal bei jemandem darüber beschweren zu können und nicht, weil es ihn so beeindruckte. „Vielen Dank für alles Tracey.“

„Keine Ursache“, tat Professor Eichs Assistent seine gute Tat ab und brachte seine beiden Freunde noch zur Tür. Mit einem Winken verabschiedeten sich die Freunde von einander und endlich konnten sich Ash und Misty auf den Weg zurück zu Mrs.Ketchums Haus machen, wo man sie schon sehnsüchtig erwartete.
 

~*~
 

Während Mariella mittlerweile dabei war, ihre Pokemon und auch die Pokemon ihrer Gäste zu versorgen, Maike endlich richtig wach war und sich daher erst einmal im Bad fertig machte, waren Drew und Gary damit beschäftigt die Betten neu zu beziehen. Dem Koordinator entging dabei nicht, dass Gary völlig in Gedanken war. Und es gab nur eine Sache, um die sich seine Gedanken drehen konnten.Die Schultern des jungen Professors sanken nach unten, während er sich fragte, wo seine Freundin nur blieb.
 

Warum machte er sich nur so viele Sorgen? Ash und Misty hatten zusammen im Labor bei Tracey übernachtet, na und? Was war denn schon dabei. Misty war seine Freundin und er konnte ihr vertrauen, trotzdem nagte etwas an der hintersten Ecke seiner Gedanken.
 

Er würde den Tag niemals vergessen, an dem Ash ihn und Misty im Garten ‚erwischt’ hatte. Ja, er hatte ihn bemerkt, hatte gesehen wie sich sein Gesichtsausdruck mit jeder Sekunde verändert hatte, hatte mit diesem Kuss absichtlich alles auf eine Karte gelegt und... hatte gewonnen. Ash war gegangen, ohne Misty und ohne sie wissen zu lassen, wie viel sie ihm bedeutet hatte. Das war zwar so nicht Garys Absicht gewesen, aber er konnte auch nicht sagen, dass es ihn wirklich gestört hatte, dass Ash einfach aus ihrer beider Leben verschwunden war, denn nachdem der heutige Pokemonmeister weg war, war Misty endlich bereit gewesen, sich ihm zu öffnen, ihm und seinen Gefühlen für sie eine Chance zu geben. Wäre Ash geblieben oder sie mit ihm gegangen, hätte er niemals nur den Hauch einer Chance gehabt.
 

Ein ungewohnt lustloses „Wir sind wieder da!“, ertönte aus dem Haus und rüttelte Gary aus seinen Gedanken. Schnell legte er das eben fertig bezogene Kissen auf seinen Platz und eilte in den Flur, um seine Freundin zu begrüßen. Drew schnappte sich die alten Bettbezüge und folgte seinem Freund dann in den Flur, wo sich auch Mariella mittlerweile eingefunden hatte.
 

„Hey, da seid ihr ja endlich!“, Maike war in den Türrahmen der Küche getreten, wo sie heimlich schon einen Pfannkuchen vernascht hatte, um die Neuankömmlinge in Augenschein zu nehmen und strahlte über das ganze Gesicht, als sie Ash und Misty sah. Auch wenn sie es am Abend zuvor nicht gezeigt hatte, sie hatte sich wirklich Sorgen um ihre beiden Freunde gemacht und nun zu sehen, dass ihnen nichts passiert war, erleichterte sie ungemein.

Ash hielt kurz seine Nase in die Luft und trotz der Tatsache, dass er vor kurzem noch gedacht hatte, keinen Bissen runter zu bekommen, wenn er so mit Mariella, Gary und Misty am Frühstückstisch sitzen müsste, bekam er auf einmal Bärenhunger. „Hmm... das duftet aber Lecker“, verkündete er und lugte bereits in die Küche, ohne wirklich jemanden begrüßt oder sich für die ganze Geschichte vom letzten Abend entschuldigt zu haben.

„Ja, Drew hat uns sein Spezialfrühstück gemacht“, grinste Maike, ging auch direkt zu ihrem Freund rüber und bedachte ihn mit einem Kuss auf die Wange, dann kehrte sie aber sofort wieder in die Küche zurück und drückte Ash einen Stapel Teller in die Hand. „Bevor wir essen kannst du allerdings den Tisch decken, immerhin bist du gestern Abend ja schon dem aufwaschen entgangen.“

„Dem guten Essen aber auch...“, grummelte Ash nur, ging an Mariella und Maike vorbei und begann den Tisch zu decken. Um so schneller der Tisch gedeckt war, desto eher konnte er seinen Hunger stillen, also lohnte es sich, keine Zeit zu verlieren.
 

Mariella bedachte ihn mit einem leicht verwirrten Blick. Keine Begrüßung, kein sagender Blick, kein Kuss, nicht einmal die kleinste Berührung. Ash benahm sich ganz normal. War es gestern Abend also wirklich nicht ernst gemeint gewesen? Wäre heute wieder alles in Ordnung und wollte er jetzt nur nichts sagen, weil sie Gäste hatten? Trotzdem kam es ihr komisch vor und sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sollte sie vielleicht ebenso wie er, so tun, als wäre nichts gewesen, oder sollte sie ihn darauf ansprechen? Vielleicht nicht unbedingt gleich jetzt, aber später, wenn sie alleine waren...
 

Nein! Vielleicht sollte sie die ganze Sache wirklich auf sich beruhen lassen. Morgen, wenn Ashs Mutter wieder da war, würden sie ohnehin weiter reisen und dann würde alles wieder normal werden und wenn sie Ash nur etwas Zeit lies, dann würde vielleicht auch noch alles so werden, wie sie es sich wünschte. Sie musste eben nur geduldig sein und durfte ihren Freund nicht bedrängen. Das war auch schon alles... Hoffte sie zumindest.
 

„Guten Morgen“, begrüßte Misty die anwesenden nun endlich, da Ash beschäftigt war.

Alle erwiderten den Gruß, einer allerdings besonders leidenschaftlich. Gary zog seine Freundin ohne Vorwarnung zu sich und drückte ihr zur Begrüßung einen innigen Kuss auf, dass Ash ihm von der Küche her einen finsteren Blick zuwarf, bemerkte er nicht. „Schön, dass du wieder da bist“, lächelte der Erbe Professor Eichs schließlich, als sich seine Lippen von denen Mistys gelöst hatten.

Selbiger war von dem Kuss noch ganz schwindlig. „Womit hab ich den denn verdient?“, fragte sie schließlich überrascht. Sie hatte ja eher damit gerechnet, dass Gary sauer wäre und schmollen würde, weil sie nicht daran gedacht hatte, sich beim ihm zu melden und zu sagen, dass sie okay war.

„Das frage ich mich auch“, meinte Drew, der mit verschränkten Armen dastand, nachdem er das benutzte Bettzeug schnell weg gebracht hatte, und die Arenaleiterin mit deutlichen Vorwürfen im Blick ansah. „Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Das war immerhin kein harmloses Unwetter gewesen und ihr habt euch nicht gemeldet!“ Er wusste, dass es eigentlich nicht sein Part war, sich darüber zu beschweren, aber da Mariella und Gary offenbar plötzlich kein Interesse mehr hatten, ihren Partnern diese Standpauke zu verpassen, musste er es eben tun, denn einer musste es tun. Ganz so durften die beiden nicht davon kommen, nachdem sie alle die Nacht ihretwegen so unruhig geschlafen hatten.

„Das haben wir bei all dem Trubel gestern Abend vollkommen vergessen, tut mir Leid.“ Und das tat es wirklich. Aber sie hatte am gestrigen Abend nicht einen Moment lang an Gary gedacht, außer bei dem Gespräch mit Ash und da war ihr wirklich nicht dazu zu Mute gewesen, ihren Freund anzurufen, und auch anschließend, schwebten ihr Tracys Worte noch viel zu sehr im Kopf herum, um an den Forscher zu denken. Denn egal wie sie nun genau zu Ash stand – und ehrlich gesagt, wusste sie das nicht einmal so mit Sicherheit – wenn er sie zumindest damals wirklich geliebt oder wenigstens intensiver gemocht hätte, dann würde das alles verändern. Irgendwie.

„Bei mir musst du dich nicht entschuldigen.“ Drew zuckte mit den Schultern, immerhin hatte sich Gary sicherlich wesentlich mehr Sorgen gemacht, immerhin war die Arenaleiterin seine Freundin.

Mistys Blick fiel wieder auf ihren Freund. „Es tut mir wirklich leid“, brachte sie mit reuiger Miene hervor.

Gary winkte ab. „Hauptsache ihr seid wieder da und euch ist nichts passiert.“ Vielleicht fügte er innerlich noch ein ‚und zwischen euch ist nichts passiert‘ hinzu, aber wenn, dann hörte er das selbst nicht, als sie alle zusammen in die Küche gingen und sich um den Frühstückstisch versammelten.
 

Doch trotz der Tatsache, dass Ash und Misty wohl noch einmal ohne wirkliche Standpauke davon gekommen waren, kamen sie nicht drum herum genau zu erklären, was am vorherigen Abend bei Tracy alles so passiert war. Aber Misty störte es überhaupt nicht, zu erzählen, wie tapfer sie Ariados gerettet hatte, welches mit Pikachu längst draußen mit den anderen Pokemon spielte.
 

Nachdem allerdings alles erzählt war, brach eine unangenehme Stille zwischen allen Anwesenden aus. So sehr sie es bisher auch zu verbergen versucht hatten, zwischen ihnen standen Dinge, die ausgesprochen werden sollten, aber nicht würden.
 

Die Anspannung in der Luft, machte Maike wahnsinnig, sie musste etwas tun. „Wisst ihr was?“, sie hatte so laut und so plötzlich gesprochen, das alle anwesenden erst einmal zusammenzuckten und die Koordinatorin überrascht ansahen. „Ich finde, nachdem unser toller Abend gestern buchstäblich ins Wasser gefallen ist, sollten wir das ganze dringend wiederholen. Was haltet ihr davon, wenn wir so einen Abend noch einmal bei Rocko veranstalten, sobald er und Solidad von den Flitterwochen zurück sind?“

„Naja...“, wollte Ash beginnen, wurde allerdings von Mariella unterbrochen.

„Nein, das geht nicht“, platzte es aus ihr, fast schon etwas zu energisch, für eine einfache Feststellung. „Ash und ich haben Termine... in den nächsten Wochen... wir können nicht länger bleiben und zurück kommen auch nicht.“ Auf einmal überkam sie Panik. Was würde passieren, wenn sie noch länger bleiben würden? Wenn Ash sich wieder an seine Freunde gewöhnt hatte? Wenn er vielleicht gar nicht mehr weg wollte aus Alabastia? Was für eine Rolle würde sie dann noch in seinem Leben spielen? Würde er wollen, dass sie bei ihm bleibt? Würde sie überhaupt hier bleiben wollen? Sie liebte doch das reisen! Und ihr Traum würde sicher nicht in Erfüllung gehen, wenn sie hier bliebe. Sie musste also unter allen Umständen versuchen, Ash davon zu überzeugen, dass sie nicht bleiben und auch nicht so bald wieder kommen konnten.

Ash wüsste ja nur zu gern, wo sie diese Termine her nahm. Sicherlich, sie hatte sich hier und da bei einem Wettbewerb der Züchter angemeldet, aber wenn, dann waren das ihre Termine und nicht seine. „Also eigentlich, könnte ich schon noch bleiben“, meinte er daher schließlich auch. Warum eigentlich nicht? Seine Reisen hatten ohnehin irgendwie den Sinn verloren, seit er Pokemonmeister war. Er hatte seinen Traum erfüllt und seit dem kein neues Ziel mehr gefunden. Warum also nicht ein paar Wochen länger Zuhause bleiben? Verpassen würde er ja sicherlich nichts. Und irgendwie fand er auch, dass er Maike und den anderen diesen Gefallen schuldig war, nachdem er sie so lange ignoriert hatte.
 

Gerade als Mariella ihren Freund fragen wollte, was mit ihr war, ertönte von draußen ein Ohrenbetäubendes Geschrei.

Das klang nach Pokemon...

Nach Flugpokemon...

Vielen Flugpokemon...

Scheinbar Taubsis und Taubogas und...

Tauboss!
 

Wie von der Tarantel gestochen sprang Ash auf und stürmte nach draußen, er wusste nicht was es war, aber er fühlte ganz deutlich, dass dieses Tauboss seines war, jenes, welches er einst hier ganz in der Nähe, in einem kleinen Wald zurück gelassen hatte. Und scheinbar brauchte es Hilfe und zwar dringend.
 

Nur wenige Sekunden nachdem Ash aufgestanden war, folgte ihm auch Misty und danach der ganze Rest. Draußen vor dem Haus war Ashs Tauboss gelandet, über ihm schwebten einige Taubogas und Taubsis, wie als wollen sie ihren offenbar geschwächten Anführer bewachen.
 

Ash blickte seinen Pokemonfreund entgeistert an, während die Pokemon aus dem Garten hervor stürmten, um ebenfalls zu sehen, was geschehen war. Pikachu erkannte das Tauboss sofort und stürmte zu Ash hin, um ihm bei der Kommunikation zu helfen. Doch Ash war im Moment gar nicht nach kommunizieren. Fassungslos blickte er auf die Füße des Vogelpokemons, welche schwer bluteten. Die tiefen Wunden, die die Klauen seines Freundes aufzeigten, bildeten eine Art Muster, als wären sie von einer Art Netz verursacht wurden. Aber wie und wieso?
 

Atemlos und mit einer unübersehbaren Verzweiflung in den Augen blickte Tauboss seinen einstigen Trainer an. Ash wusste, was zu tun war. „Los Pikachu!“ Mit einem Satz war das gelbe Pokemon auf seiner Schulte gesprungen und kurz darauf war Ash auch schon losgestürmt in die Richtung des Waldes, aus dem sein Tauboss kam. Irgendetwas musste dort passiert sein und er würde herausfinden was. Die Vogelpokemon, samt dem geschwächten Tauboss machten sich auf dem Weg in dieselbe Richtung und Ash Freunde blieben allein zurück.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Maike ganz perplex, während Gary und Drew ihre Pokemon zusammen riefen und in ihre Pokebälle zurück schickten, sie wussten das Ash ihre Hilfe brauchen würden und obgleich zwischen Ash und Gary einige Dinge standen und auch Drew nicht viel mit dem Pokemonmeister am Hut hatte, sie würde ihn ganz gewiss nicht im Stich lassen. Niemals, denn wenn es darauf ankam hielten sie immer alle zusammen. Dann waren sie ein Team und zwar ein unschlagbares!
 

~*~
 

Um so näher Ash dem Wald kam, desto lauter wurde das kreischen eines anderen Tauboss und als der Schwarzhaarige endlich inmitten des Waldes zum stehen kam, entdeckte er auch das Tauboss, dass so verbittert schrie. Es war in einem Netz gefangen und die Fäden, aus denen das Netz bestand waren so fein, dass sie dem armen Pokemon ins Fleisch schnitten. Daher kamen dann wohl auch die Verletzungen an den Füßen von Ashs Tauboss, dass vermutlich versucht hatte, seinen Freund zu retten.
 

Oder... Moment! Da war noch mehr. So wie die beiden Taubosse sich ansahen, waren sie nicht nur Freunde. Sie waren ein Paar. Das Tauboss in dem Netz war die Freundin von Ashs Tauboss.
 

„Warte! Ich rette dich!“, rief Ash dem verängstigten Pokemon zu und sah sich nach irgendetwas um, was er verwenden konnte, um das Netz auseinander zu schneiden. Mist! Hätte er doch nur alle seine Pokemon mitgenommen. Eines seiner Pflanzenpokemon hätte ihm jetzt sicher mit Rasierblatt helfen können.
 

Gerade als Ash beschlossen hatte, erst einmal den Baum hoch zu klettern, an dessen Ast das Netz befestigt war, und dann weiter zu sehen, ertönte ein Schuss und ein unerträglicher Schmerzensschrei war das letzte, was das weibliche Tauboss in dem Netz von sich gab.
 

Ash wusste auch ohne nur hinzusehen, was passiert war, aber er wollte es nicht wahr haben...