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Schattenherz

von

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Fünfzehn Minuten

Wütend stürmte ich aus der Bar. Sophie war mir dicht auf den Fersen. „Warte!“

Doch ich dachte gar nicht daran zu warten. Ich war wütend. Wütend auf diese ignorante Meute, dass sie nicht auf das hörten was ich sagte. Allmählich verlangsamte ich meinte Schritte und ließ zu, dass Sophie mich einholte. Ich drehte mich zu ihr um und schnaufte wütend.

„Was hattest du denn erwartet? Dass sie einfach so bei so'nem Zeug mitmachen? Die Meisten sind sich doch dem Ganzen noch gar nicht bewusst!“

„Es ist nett, dass du mitgekommen bist“, meinte ich und wollte mich zum Gehen abwenden.

Doch Sophie legte mir eine Hand auf die Schulter und hielt mich auf. „Komm. Lassen wir den Abend nicht so enden. Ich nehme dich mit in meine Lieblingsbar.“
 

An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich wachte in einem fremdem Bett auf. Mein Schädel schmerzte, als wollte er gleich in alle seine Einzelteile zerspringen, mit jedem Schub des pochenden Schmerzes wogte eine abartige Übelkeit in mir auf.

Ich stöhnte auf und versuchte mich zu bewegen. Wo war ich nur? Jemand war so nett gewesen die Vorhänge zu zu lassen. Nach einigen Fehlversuchen schaffte ich es mich aufzusetzen. Der Wecker verriet mir, dass es zehn nach zwölf war. Mittag.

Ich war allein. Es gab nur ein Einzelbett in diesem Zimmer, einen Schreibtisch mit Laptop und stapelweise Bücher. Ich vermutete, dass ich mich im Studentenwohnheim befand.

Nachdem ich mich mühsam hoch gequält hatte, wankte ich zu einer kleinen Tür. Sie stellte sich als Wandschrank heraus. Ich stöhnte. Das Zimmer hatte keine Toilette. Es blieb mir nichts anderes übrig als zu warten oder mich auf den Gang zu wagen. Ich legte keinen Wert darauf so verwahrlost herumzulaufen und stellte fest, dass ich noch immer meine Sachen von gestern trug. Das war gut. Mehr oder weniger. Nachdem ich den Wandschrank nach Handtüchern durchsucht hatte und fündig geworden war setzte ich mir die Sonnenbrille auf und huschte auf den Gang.

Die Duschen zu finden war keine Kunst. Sie waren ziemlich hell also ließ ich die Sonnenbrille einfach auf.

Ich borgte mir Sachen des Zimmerinhabers und stopfte meine eigenen in meine Tasche. Als ich gerade auf dem Weg aus dem Korridor war, kam mir jemand entgegen. „Hey, Schlafmütze.“

Ich sah auf und erkannte Vittorio. „Das sind meine Sachen, die du da anhast“, lachte er und begutachtete mich. „Oh, dann war das dein Zimmer. Danke...“

„Du warst ganz schön voll, gestern. Sophie hat dich zu mir gebracht. Sie hat mir von dem Auftritt erzählt und... naja, du hast mich Sparkie genannt“, erklärte er immer noch ziemlich amüsiert.

Ich erwiderte das Lächeln unsicher. „Tut mir Leid. Ich-“

„Du machst eine schwere Zeit durch. Keiner ist dir böse.“
 

Ich mochte es nicht besonders mich hinter solchen Vorwänden zu verstecken. Aber Vittorio hatte Recht. Ich war wirklich etwas neben der Spur.

So machte ich mich auf den Weg nach Hause und nahm mir vor, in der nächsten Zeit die Finger vom Alkohol zu lassen. Ich hatte noch etwas von dem widerlichen Instantzeug und würgte es hinunter.

Nachdem ich einige Stunden geschlafen hatte, und die Sonne ihren kurzen Besuch wieder beendet hatte, kam ich wieder auf die Beine. Es hielt mich nicht mehr in der Wohnung.

Nach einer weiteren Portion Pulverblut, dessen rote Pigmente es wahrscheinlich nur roter Bete zu verdanken hatte, wagte ich mich auf die Straße. Große Lust ins Birds Nest zu gehen verspürte ich nicht, zumal ich mir ja geschworen hatte nichts zu trinken.

Ich fühlte mich einsam. Es waren noch viele Menschen auf den Straßen und ich erwog sogar, meine Fähigkeiten einzusetzen um einen davon in mein Schlafzimmer zu locken. Aber so tief war ich dann doch noch nicht gesunken. Auch wenn dieser Gedanke von Stunde zu Stunde, die ich durch die Straßen strich tröstlicher erschien.

Ich verfluchte mich als ich mich in einer Bar wiederfand. Ich war wirklich so tief gesunken. Es dauerte eine Weile, bis ich jemanden fand, der meinen Blick erwiderte. Er war groß, trug einen Anzug und war wohl nach der Arbeit hergekommen. Er hatte schwarzes Haar und ebenso dunkle Augen. Ich fühlte mich gut, als er sich neben mich setzte.

Wir unterhielten uns über belangloses Zeug und ich stellte mich ziemlich ungeschickt an. Wir flirteten und es war uns beiden ziemlich schnell klar, worauf das hinauslaufen würde. Naja, eigentlich war es mir nicht ganz so klar wie ihm. Er stellte sich mir mit dem Namen Lloyd vor. Lloyd war wirklich sehr zuvorkommend. Er hielt mir die Tür auf. Natürlich verriet ich meine Grundsätze nochmal und trank.

Wir nahmen uns ein Taxi. Mein benebeltes Hirn freute sich wahnsinnig, war es doch eine Gelegenheit mich an Sam zu rächen, der mir die Gelegenheit verwehrt hatte ihn zu retten.
 

Es fühlte sich eigenartig an, das mit jemand anderem als Sam zu tun. Er drückte mich gegen die Wand und schälte mich aus meinen Sachen. Ich fühlte seinen warmen Atem, der nach Bourbon und Wein roch. Das was ich fühlte, war ein jämmerlicher Abklatsch, von dem was ich mich Samuel gefühlt hatte. Aber es tröstete mich für den Moment darüber hinweg, dass eine leere Wohnung auf mich wartete.

Es gelang mir nicht ganz meinen Schmerz zu vergessen. Dennoch machte Lloyd es mir leicht mich gehen zu lassen. Ich sank in die Laken. Sie waren kalt und rochen fremd. Doch der warme Körper über mir ließ mich, mich wieder wohler in meiner Haut fühlen.

Ich hatte angst, dass er meine Fangzähne entdeckte, während er mich küsste. Aber er zuckte nicht zurück. Vielleicht hatte er nichts davon mitbekommen oder er überspielte seine Überraschung gut.

Ich genoss die Nähe und seine raue Stimme. Ich war berauscht von Alkohol und der Aufregung.

Es tat so gut begehrt zu werden. Es war so einfach gewesen Lloyd für mich zu gewinnen. Beinahe zu einfach.
 

Ich ließ zu in seinen Armen einzuschlafen, wachte jedoch allein auf. Ich lächelte als Lloyd zurückkam und wollte ihn etwas fragen als er näher kam.

Das Licht des Vollmonds spielte sich auf etwas, das er in der Hand hatte. Mir wurde eiskalt und ich sprang auf.

„Ich verschwinde.... I-ist gut, aber das hättest du mir auch netter sagen können“, stammelte ich, während ich versuchte meine Sachen wieder zu finden.

„Nimm's mir nich krumm“, antwortete Lloyd unterkühlt. Ich hatte endlich meine Hose gefunden und zog sie hastig an. „Is schon gut, ich hab doch nichts getan!“, versuchte ich mich irgendwie zu retten. „Und ich habe meine Quote noch nicht erfüllt diesen Monat“, antwortete Lloyd in einem Tonfall, der mich an einen Staubsaugervertreter erinnerte. „Quote!?“

Lloyed nickte. Er hatte das gleiche Drecksding in der Hand, das Samuel getötet hatte.

„Das Jagen ist illegal!“, fauchte ich nun langsam erbost. „Nicht mehr lange!“, erklärte mir mein Gegenüber freundlich und stürzte sich auf mich.

Ich schaffte es gerade noch mich unter seiner tödlichen Umarmung hinweg zu ducken und taumelte aus dem Zimmer. Ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu und zog einen Esszimmerstuhl heran, um ihn unter die Klinke zu schieben.

Eilig schlüpfte ich in meine Schuhe und nahm mir meine Jacke vom Haken. Wie vom Wendigo gebissen ergriff ich die Flucht. Auf der Straße angekommen, rannte ich wie ein Wahnsinniger.

Es hatte zu schneien begonnen. Da ich nicht so genau wusste, in welcher Ecke der Stadt ich mich befand, suchte ich mir ein Taxi. Nach Hause zu fahren war keine Option, da ich keine Ahnung hatte, ob aus irgendwelchen Gründen Vampirjäger auf mich warteten. Also ließ ich den Taxifahrer zum Campus fahren um Schutz bei Vittorio zu suchen.

Da ich ja am Mittag aus seinem Zimmer gekommen war, wusste ich wo ich es wiederfand. Ein großer Werwolf öffnete mir verstohlen die Tür, zerrte mich herein und machte hastig die Tür hinter mir wieder zu.

Ich klagte ihm mein Leid und er Pfiff anerkennend. So lernte ich heute zwei neue Dinge, geh nicht mit Fremden ins Bett und Werwölfe können pfeifen.
 

Als Vittorio mich am Morgen zu meiner Wohnung begleitete, fanden wir keine Hinweise darauf, dass sich jemand fremdes darin aufgehalten hatte.

Ich sank müde auf einen Sessel und bat Vittorio mich allein zu lassen.

Heute war kein guter Tag gewesen.
 

Im selben Moment, in dem ich in meiner Wohnung zusammenbrach, einen Stuhl zertrümmerte und diverse Teller gegen die Wand schleuderte, bekam Lloyd Jackson einen Anruf.

Er hob ab, während ich auf den Boden meiner Küche sank und das Chaos begutachtete, das ich veranstaltet hatte und meldete sich mit: „Jackson?“

Sein Anrufer war ein ganz besonderer Mann. Es war der Mann, wegen dem ich mich so schrecklich blamiert hatte. Emerald Fletcher.

Lloyd setzte sich auf sein Bett und gab zu, es vergeigt zu haben. Er gestand sich selbst ein, mit seinem Opfer zu schlafen sein Koordinationsvermögen einschränkte und bekam keine Bonuszahlung von Mister Fletcher.

So stand er auf und holte sich ein Glas Wasser aus der Küche. Als er zurückkehrte fand er etwas, das sein Gast verloren hatte. Es war eine Kette mit einem silbernen Anhänger.

Er ließ sie baumeln und betrachtete das Kreuz daran. Florale Verzierungen waren nie sein Fall gewesen. Allerdings wunderte ihn, dass die kleine Ratte, denn nichts anderes waren wir anderen für ihn, dergleichen mit sich herumtrug.

Vielleicht gehörte es aber auch zur Tarnung.

Sein Fund brachte ihn zum Nachdenken. Denn er hatte die Gravur entdeckt und las sie sich leise vor: „Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.“

Er fand das war ein wirklich eigenartiges Zitat. Doch Lloyd zweifelte an jenem Abend für ein paar Atemzüge daran, was er tat.

Dass er vielleicht für Geld Menschen tötete und nicht, wie er bisher immer behauptet hatte Ungeziefer beseitigte.

Der Vampir, den er heute Nacht mit nach Hause gebracht hatte, hatte sich nicht benommen wie ein Monstrum... Hastig schüttelte er den Kopf und nahm sich eine Schachtel Zigaretten um sich damit vor den Fernseher zu setzen.
 

Ich hatte das Chaos, Chaos sein lassen und mich bis zum Abend aufs Ohr gelegt. Als ich aufwachte fühlte ich mich matt und unwohl in meiner Haut. Ich musste an die letzte Nacht denken.

Es war bereits kurz nach sechs und ich hatte kaum noch Pulverblut im Haus, was mich dazu brachte aufzustehen. Ich brauchte dieses Zeug jeden Tag mindestens zwei Mal wenn ich mich auf den Beinen halten wollte. Es sättigte zwar, war jedoch nicht im Mindesten so nahrhaft wie richtiges Blut. Ich betrat meine Wohnküche und besah mir den Scherbenhaufen und die Teile des Stuhls.

Ein erschöpftes Lächeln umspielte meine blassen, brüchigen Lippen. Hätte meine manifestierte Psyche neben diesem Haufen Schutt gelegen, hätte es keinen allzu großen Unterschied gemacht.

Widerwillig machte ich mich daran die Versinnbildlichung meines gestrigen Nervenzusammenbruchs aufzusammeln und Ordnung zu machen. Zum ersten Mal traute ich mich zu der Kiste mit Erinnerungsstücken, die ich aus Sams Wohnung mitgenommen hatte. Ich strich über die raue Pappe und öffnete sie langsam. Gestern hatte ich mit einem wildfremden Mann geschlafen, der mich danach hatte ermorden wollen.

Für einige Sekunden fragte ich mich warum ich davongelaufen war. Ich fasste mir an die Brust, zu der Kette, die - … Sie war nicht mehr da.

Ich riss die Augen auf und dann durchfuhr es mich. Hastig stellte ich die Wohnung auf den Kopf. Doch ich fand nichts. Vermutlich war der Verschluss aufgegangen als ich mich meiner Liebelei hingegeben hatte. Ich sank gegen eine Wand und rutschte daran herunter.

Das konnte nicht wahr sein. Ich wusste, dass ich sie in der Bar noch um den Hals getragen hatte, weil ich in meiner Nervosität daran herum gespielt hatte. Vorerst hatte ich mir vorgenommen nichts Dummes anzustellen.

In der Drogerie packte ich allerlei unnütze Dinge in meinen Einkaufswagen. Schwimmkerzen, Duftstäbchen mit Öl, Kondome, die eigentlich gar nicht so unnütz waren und zwei große Dosen mit Instantblut, die gleich neben Kalziumdrinks für Bodybuilder standen.

Mein Durst machte mich halb wahnsinnig. Wie gern hätte ich endlich einmal wieder richtiges Blut gekostet. Mit einem Schlag kam mir meine falsch verstandene Schuld und die Tage an denen ich freiwillig gehungert hatte vor, wie ein ganz anderes, lang vergangenes Leben. Dinge wie diese konnte ich mir nun nicht mehr erlauben. Samuel war nicht mehr da, um auf mich zu achten und wenn ich zu unvorsichtig war und womöglich einen Passanten anfiel, war es aus mit mir.

Bei diesem Gedankengang wurde mir auch bewusst, dass ich mein Leben nicht so sehr verabscheute, wie ich gelegentlich vorgab.

Als ich zur Kasse schritt bemerkte ich jemanden im Gang neben mir, dessen Geruch mir so in der Nase brannte wie Reinigungsbenzin. Ich blieb stehen und betrachtete den Mann, der gerade den Text auf einer Flasche Rasierschaum durchlas. Meine Mundwinkel zuckten amüsiert.

Lloyd.

Die Welt war klein. Hier im Store, konnte er keine Szene machen und mich angreifen. Denn noch griff für mich das Jagdverbot. Zwar konnte das schon morgen vorbei sein, aber für heute Nacht war ich hier sicher.

Ich schob meinen Wagen an den Rand eines Gangs und ging auf Lloyd zu. Ich hatte keine besondere Furcht vor ihm, wenngleich meine Hände kalt wurden. Aber ich hatte Fragen.

„Hallo Lloyd, so sieht man sich wieder“, sagte ich möglichst selbstsicher und pustete mir eine unangenehm kitzelnde blonde Strähne aus dem Gesicht.

Lloyd blickte auf, wie vom Donner gerührt.

„Du...“, sagte er nur und starrte mich an. Seine linke Hand zuckte in Richtung seiner Tasche, aber ich schüttelte den Kopf. „Du wirst dich doch nicht selbst in Schwierigkeiten bringen.“

Ich wunderte mich selbst über die Festigkeit meiner Stimme.

„Es ist komisch. Wie kann jemand wie du, der sich so viel Mühe gibt es seinem Partner recht zu machen und..“ Ich wagte mich einen Schritt weiter zu ihm heran, um ihm die Rasierschaumflasche aus der Hand zu nehmen und sie zurück ins Regal zu stellen.

„Du warst wirklich wundervoll zu mir. Wie konntest du nur so etwas versuchen?“ Ich gab mir keine Mühe, den Vorwurf in meiner Stimme zu verbergen, zumal ich mir ziemlich sicher war, dass Lloyd egal war, was ich zu ihm sagte.

Doch etwas in seinem Blick flackerte. Es war keine Reue. Ich verstand nicht, was in ihm vor ging. Doch er betrachtete mich auf eine Art, die so zerrissen war, dass ich mich fragte, wie lang er es schaffte meiner Gegenwart stand zu halten, ohne sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen, die ihn innerlich auseinanderzubrechen schienen.

„Du bist ein Vampir“, sagte er und klang für einen Moment als benutzte er mein Wesen als Entschuldigung für seine Tat.

„Wann ist es dir aufgefallen? Oder hattest du mich schon länger im Visier?“, fragte ich, bekam jedoch keine Antwort. Lloyd sah sich um und ging sicher, dass wir allein waren.

Er griff in seine Tasche und ich zuckte zusammen. Doch er hielt mich mit der anderen Hand so fest, dass es mir nicht möglich war ihm auch nur im Geringsten auszuweichen. Seine Hand glitt an meinem Arm hinunter zu meiner Hand. Er legte mir etwas hinein. Es war warm, weil Lloyd es mit seinem Körper gewärmt hatte.

Ich sah hinunter. Es war meine Kette. Mein Blick fing wieder den des Jägers ein und wir verharrten einige Sekunden, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit. Ich war fassungslos und ihm schien es nicht anders zu gehen.

Meine Augen ließen von ihm ab und ich schloss meine Hand.

„Der Verschluss scheint kaputt zu sein...“

„Warum hattest du sie dabei. Hattest du erwartet mich hier zu treffen, Lloyd?“

Offensichtlich hatte ihn diese Frage überrumpelt und jetzt wo ich ihn mir genauer angesehen hatte, wurde mir klar, dass er nicht geschlafen haben konnte, seit wir uns getrennt hatten.

Ich konnte mir das nicht genau erklären, aber auf eigenartige Weise fühlte ich, dass uns am heutigen Tage etwas verbunden hatte. Vielleicht war es nur das Band, das Jäger und Gejagten verbindet. Aber vielleicht war es...

„Was wirst du tun, wenn wir gleich beide hier raus kommen?“, fragte ich und vermied es ihn anzusehen. Stattdessen tat ich etwas, das ganz und gar nicht mir selbst glich. Ich hatte eine Hand ausgestreckt und glättete seinen Schal. Ich strich den Kragen seines Trenchcoats glatt und spürte, dass sein Atemrhythmus sich verändert hatte. Er holte einige Male Luft um etwas zu sagen, bekam aber keinen Laut heraus. Ich ließ von ihm ab und traute mich dann ihn anzusehen. Wir kannten uns keinen Deut, und doch war da irgendetwas.

„Ich gebe dir zehn Minuten Vorsprung, wenn du aus dem Laden raus bist“, sagte er rau und ich war immer noch so nah, dass ich den Minzbonbon riechen konnte, den er gerade im Mund hatte.

„Fünfzehn“, sagte ich und lächelte, ohne ihm in die Augen zu sehen.

„Fünfzehn“, erwiderte er und klang wieder, wie zu dem Moment als er mich schwach gemacht hatte. Ich nickte und wollte vorschlagen dass wir doch diese Nacht noch hier verbringen konnten und dass er am Tage keine Chance hatte mich zu töten.

„Pass auf dich auf“, sagte ich jedoch stattdessen. Ich konnte ihn leise lachen hören, doch erwidern tat er nichts.

Ich drehte mich um, ging zu meinem Wagen, entriss ihn der Angestellten, die ihn für herrenlos gehalten hatte und hastete damit zur Kasse, wo ich hastig zahlte und dann fluchtartig den Laden verließ. Ich hatte angst, dass Lloyd auf die Idee kam mir nach Hause zu folgen.

So schlug ich ein paar Haken. Ich hatte ihn einmal an der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen und war in den nächsten Bus gesprungen. Ich löste ein Ticket und setzte mich ganz nach hinten. Bevor ich mich nach Hause traute, fuhr ich die halbe Nacht hin und her.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-11-05T09:14:15+00:00 05.11.2012 10:14
arg verdammt ich will wissen wie es weiter geht ;O; bitte schreib doch weiter T____________T


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