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Yume

104/DôWata - Oneshot
von

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Dream

Gähnend streckte Watanuki sich, warf dabei mehr zufällig als beabsichtigt einen Blick auf seine Armbanduhr und war sofort hellwach als er zusätzlich zum Erkennen des Standes der digitalen Anzeige geschäftiges Treiben von der Straße vor dem Laden der Dimensionshexe vernahm. Der schwarzhaarige Junge hatte dank Yûkos Vorliebe die Nacht zum Tag zu machen jegliches Zeitgefühl verloren. Dennoch sagte ihm sein Verstand, entgegen seines Gefühls das ihn beinahe glauben ließ, dass er sich nun schon wochenlang durchgehend im Shop aufhielt, dass es sich nur um einige wenige Tage gehandelt hatte. Wie von der Hexe gewünscht hatte er das mystische Geschäft seit dem Zwischenfall nicht mehr verlassen, doch obwohl Yûkos exzessive Trinkgelage tatsächlich beträchtliche Ausmaße erreicht hatten glaubte Watanuki nicht so recht daran, dass dies der wahre Grund seines Daueraufenthalts in dem seltsamen Laden war. Irgendetwas würde geschehen. Das fühlte er. Und er war sich sicher, dass Yûko es ebenfalls wusste.
 

Die letzten Tage war es um diese frühmorgendliche Stunde zumindest außerhalb des Shops völlig ruhig gewesen. Dadurch, dass er meist bis zu diesen Zeiten damit beschäftigt gewesen war die Wünsche der Hexe immer wieder nach neuen, vollen Sake Flaschen und dazu aufwändigen Gerichten zu erfüllen hatte er umso besser mitbekommen, dass von der Straße im Gegensatz zum heutigen Morgen keinerlei Geräusche ins Haus gedrungen waren. Er war beunruhigt gewesen, hatte mit dem schlimmsten gerechnet, bevor ihm endlich eingefallen war, dass es sich um keinerlei übernatürlichem Zustand sondern ganz banal um einige aneinander gereihte Feiertage, in Japan „Golden Week“ genannt handelte, den die meisten Japaner nutzen um sich die gesamte Woche frei zu nehmen um zu verreisen. Er hörte schon Flöhe husten.

Der Motorenlärm und das Stimmengewirr zeigte ihm nun deutlich, dass die „Golden Week“ nun vorüber war und die Leute wieder ihren alltäglichen Tätigkeiten nachgingen. Also auch Zeit für ihn seine eigenen wieder aufzunehmen. Die Feiertage hatten es ihm ermöglicht ohne Probleme in Yûkos Laden zu residieren ohne diesen zu verlassen, doch nun waren die freien Tage vorbei und er hatte nicht vor der Schule fern zu bleiben.
 

Leise, um nicht womöglich die Dimensionshexe zu wecken, die ihn höchstwahrscheinlich auf die Suche nach irgendeinem Mittel gegen ihren Kater vom Saufgelage am Vortag in hoffnungslos unordentliches Lager schicken würde, schob er die Bettdecke zur Seite, zog sich im Schnellverfahren die sorgsam aufgehängte Schuluniform an, gönnte sich dann noch eine kurze Katzenwäsche bevor er sich in die Küche schlich. Dort warteten bereits die am Vortag zubereiteten Bento-Boxen auf ihn. Obwohl er sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher gewesen war ob er sie benötigen würde hatte ihn ein intuitives Gefühl dazu getrieben diese vorsorglich herzurichten. Er wunderte sich nicht weiter darüber, solche Dinge waren in Yûkos Shop an der Tagesordnung. Aber wieso zwei Boxen? Tja, es war zur Gewohnheit geworden, dass er dem dämlichen Idioten ebenfalls eines zubereitete. Zu einer ziemlich nervigen Gewohnheit.
 

Allem Anschein nach, den sicher konnte man sich in diesem verrückten Haus mit seinen noch verrückteren Bewohnern nie sein, hatte er niemanden geweckt, sodass er es schaffte das inmitten dem Hochhausdschungel Tokyos reichlich befremdlich wirkende Häuschen ohne Zwischenfälle zu verlassen. Grinsend schüttelte er über sich selbst den Kopf, hatte er doch beinahe damit gerechnet dass Yûko ihm irgendeine Falle stellen würde damit er den Laden nicht verlassen konnte. Doch nichts derartiges geschah und erleichtert trat Watanuki durch das Tor hinaus auf die belebte Straße, atmete erst einmal tief den Tokioter Großstadtluft ein, bevor er sich vorsichtig umsah. Von den Geistern, die ihm normalerweise schon frühmorgens das Leben zur Hölle machten war nichts zu sehen. Die Ruhe vor dem Sturm? – Ein glücklicher Zufall, beruhigte Watanuki sich.

Ein erneuter Blick auf seine Uhr vertrieb die aufsteigenden Befürchtungen dann vollends und er beschleunigte seine Schritte um nicht zu spät zu kommen.

„Oi~“
 

Mit einem entsetzten Aufschrei machte Watanuki keine zehn Meter später einen Satz zur Seite, die Arme in einer schützenden Haltung vor dem Gesicht gekreuzt als ob er damit etwaige Feinde fern halten konnte. Allerdings ließ er seine Arme sofort peinlich berührt sinken, als er die hochgewachsene Gestalt seines selbst ernannten Lieblingsfeindes erkannte.

„Dômeki...“, presste er dessen Nachnamen hervor, während seine eine Augenbraue unheilverkündend zu zucken begann. „Kannst du nicht wie ein normaler Mensch grüßen? Als würde es nicht schon reichen deine Visage frühmorgens ertragen zu müssen, musst du dich dann auch noch anschleichen?!“ Watanuki kochte vor Wut. Er wusste nicht wieso, doch die bloße Anwesenheit des Mädchenschwarms brachte ihn durcheinander, was ihn wiederum rasend machte.

Dômeki, dem alle Mädchen hinterher liefen.

Dômeki, der in allem was er tat ein Ass war.

Dômeki, um den sich sämtliche Clubs prügelten.

Dômeki, der ach so toll in der Lage war die lästigen Geister von ihm fernzuhalten.

Hatte er etwas vergessen?

Achja, Dômeki, der es sich, wohl aus purem Eigennutz zum Ziel gemacht hatte ihm immer wieder das Leben zu retten. Wahrscheinlich nur damit er auf Ewigkeit in seiner Schuld stand und dazu verdammt war das Essen dieses Trottels zuzubreiten. Dabei gab es doch genügend Mädchen die sich um diese Aufgabe prügeln würden. Doch Dômeki hatte bisher jedes einzelne Angebot abgelehnt. Wohl nur um ihn zu ärgern.
 

Von seinem Wutausbruch war der schwarzhaarige Kyudo Athlet gänzlich unbeeindruckt geblieben, er starrte ihn nur emotionslos an, wie immer. Was musste er nur machen, damit er es schaffte in diesem starren Gesicht irgendeine Gefühlsregung hervorzurufen? Dunkel glaubte Watanuki sich daran zu erinnern Panik in den dunklen Augen gesehen zu haben als er aus dem Fenster der Schule gestürzt war, allerdings war diese Erinnerung wohl doch nur seiner lebhaften Fantasie entsprungen. Dômeki und Panik? Das passte nicht.

Er schluckte eine bissige Bemerkung in dem Wissen, dass sein Gegenüber ohnehin nicht darauf reagieren würde hinunter und drückte ihm eine der Bento-Boxen in die Hand.

„Hier!“

Wortlos öffnete Dômeki die Box um sich sofort zu vergewissern welche Speisen in der Mittagspause auf ihn warten würden. Ebenfalls wie immer.

„Danke...“
 

Dômeki bedankte sich. Wie i... Halt, Stopp, Zurück! Dômeki bedankte sich? Keine Beschwerde darüber, dass eine für diese Jahreszeit ohnehin völlig untypische kulinarische Köstlichkeit fehlte? Die Welt stand Kopf.

Das Schrillen der Schulglocke übertönte das imaginäre der Alarmglocke in seinem Kopf, riss den schwarzhaarigen Jungen aus seinen Gedanken, sodass er realisierte, dass Dômeki sich bereits wortlos abgewandt hatte und nun auf das Schulgebäude zumarschierte. Wie immer, konnte man meinen. Doch Watanuki entgingen die kaum sichtbaren Details nicht, die ihm selbst deutlich zeigten, dass mit dem Alleskönner irgendetwas nicht stimmte. Die Art und Weise wie er sich bewegte, zielstrebig und aufrecht wie sonst auch, aber dennoch wirkten die Bewegungen kraftloser. Keinem seiner trotz der bereits vorangeschrittenen Zeit am Schultor auf ihn wartenden weiblichen Fanclubmitgliedern schien dies aufzufallen und Watanuki fragte sich selbst unbewusst den Kopf schüttelnd wieso gerade ihm diese winzigen Details sofort ins Auge gestochen waren. Man musste seine Feinde eben in und auswendig kennen, oder etwa nicht? So versuchte er zumindest sich vor sich selbst recht zu fertigen.

Bevor er sich weiter den Kopf über Dômekis seltsames Verhalten zerbrechen konnte war dieser auch schon im Schulgebäude verschwunden und im allerletzten Moment gelangte Watanuki noch in den Hof bevor das Tor geschlossen wurde.
 

Als der bebrillte Junge sich nach einem ereignislosen, langweiligen Vormittag im Schulhof einen sonnigen Platz suchte an dem er sein Essen verzerren konnte war von Himawari und Dômeki nichts zu sehen. Die gesamte Pause lang ließ sich keiner der beiden blicken, sodass Watanuki sein mitgebrachtes Essen alleine zu sich nahm.

Erst kurz vor Ende der Mittagspause tauchte plötzlich der schwarze Haarschopf Himawaris auf, die sich erst einen Moment lang suchend umsah bevor sie ihn bemerkte und zielstrebig auf ihn zusteuerte.

„Himawari-chan!“ Augenblicklich erhellte sich Watanukis Gesicht und ein breites Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Dieses gefror allerdings schlagartig als er mit dem Näherkommen der Freundin den Gegenstand in ihren Armen erkannte. Die Lunchbox, die er Dômeki am Morgen ausgehändigt hatte.

„Hier, das soll ich dir von Dômeki-kun geben...“

Mit einem besorgten Lächeln überreichte sie ihm das Gefäß, das unerwartete schwer in seinen Händen wog. Als er den Deckel öffnete wurde ihm auch schnell der Grund dafür klar – die Speisen waren bis auf einige wenige Stücke unangetastet.

„Er ist nach Hause gegangen... Und ich habe gehört, dass er sich vom Kyudo Club auch die nächsten Tage krank schreiben lassen hat... Ob sein Anteil des Preises doch zu...“
 

Erschrocken brach das Mädchen ab als es merkte, dass es die letzten Worte laut ausgesprochen hatte, doch es war bereits zu spät.

„Sein Anteil des Preises? Was meinst du damit? Doch nicht die Gegenleistung dafür, dass ich nicht... dass ich nicht verschwunden bin?“

Himawari wandte nervös ihren Blick ab und schwieg. Doch auch diese Reaktion, die ausbleibende Antwort, zeigte ihm deutlich, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

Er hatte nicht danach fragen wollen, die Freunde damit nicht in eben eine solche Situation bringen wollen, doch nun konnte er nicht anders. Wenn dieser Idiot wieder einmal so dämlich war sich selbst zurückzustellen nur um ihm zu helfen. Kein Bento der Welt konnte dieses Opfer wert sein. Dômeki musste wirklich ein Rad ab haben.
 

„Was hat er dafür gegeben?“

Obwohl Watanuki krampfhaft versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu halten, entfuhr ihm die Frage lauter als beabsichtigt, sodass Himawari leicht zusammenzuckte.

„Es tut mir leid, ich habe versprochen nichts zu sagen...“, erwiderte das Mädchen leise.

Aus Himawari würde er wohl nichts herauskriegen. Das war eine Tatsache an der es nichts zu rütteln gab. Der schwarzhaarige Junge zögerte nur einen Sekundenbruchteil bevor er dem verduzten Mädchen die beiden Bento-Boxen in die Hand drückte und sich zum Gehen wandte.

„Sag den Lehrern bescheid, dass ich nach Hause bin, weil... warum auch immer, lass dir etwas einfallen, ja?“

Er wartete die Antwort gar nicht ab sondern steuerte sofort zielstrebig das Schultor an. Einen Moment lang blickte Himawari ihm schweigend nach bevor sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl.

„Sie verstehen sich wirklich gut. Watanuki-kun und Dômeki-kun...“
 

Außer Atem erreichte Watanuki schließlich das gewünschte Ziel. Keuchend verharrte er einige Minuten um wieder zu Atem zu kommen. Er hatte selbst kaum gemerkt, dass er seine Schritte nachdem er das Schulgelände verlassen hatte noch beschleunigt hatte, sodass er den gesamten Weg beinahe im Laufschritt zurück gelegt hatte.

Zögernd trat er, nachdem sich seine Atmung wieder beruhigt hatte, näher. Toll, und was nun? Obwohl er schon einige Male hier gewesen war fühlte er sich nun, da er alleine war, unwohl und ungewohnt befangen. Was hatte ihn nur geritten so überstürzt hierher zu kommen? Es konnte ihm doch eigentlich völlig egal sein was mit diesem Trottel los war. Der Trottel, der ihm unter anderem das Leben gerettet hatte...

Argh, da waren sie wieder, die Gefühle in Dômekis Schuld zu stehen. Natürlich war dies der Grund für sein gedankenloses Handeln. Was sollte ihn schon sonst dazu bewegt haben alles liegen und stehen zu lassen um den Idioten persönlich zu besuchen? Eben. Nichts.

„Hallo? Ist hier jemand?“, machte er sich schließlich mit unsicherer Stimme bemerkbar. Er zuckte leicht zusammen als kurz darauf die traditionelle Reispapierwand aufgeschoben wurde und eine ältere Frau erschien. Schlagartig wurde Watanuki bewusst wie wenig er über den Schulkollegen wusste. Er hatte weder Ahnung ob Dômeki Geschwister hatte, noch ob seine Eltern mit ihm im Schrein wohnten. Gut aus seinen Träumen kannte er Haruka, doch Dômekis Großvater hatte er auch nicht kennen gelernt, weil er sich für seine Familienverhältnisse interessierte.
 

Verlegen lächelnd verbeugte sich Watanuki vor der alten Dame von der er annahm, dass sie wohl eine der Bediensteten war.

„Ist Dômeki... Shizuka zu hause?“ Es fühlte sich seltsam an den Vornamen des schwarzhaarigen Jungen zu gebrauchen allerdings konnte er somit gleich einer Verwechslung vorbeugen, sollten wirklich noch andere Familienangehörige den Schrein bewohnen.

„Dômeki-sama ist in seinem Zimmer. Er fühlt sich seit einigen Tagen nicht sehr gut...“ Die respektvolle Anrede bestätigte Watanukis Verdacht, dass es sich bei seiner momentanen Gesprächspartnerin um eine Angestellte handelte und ihre Worte die Befürchtung, dass das Verhalten des Schreinerbens mit seinem Unfall zusammen hing.

„Wissen Sie seit wann genau?“ Die alte Frau nickte nach kurzem Überlegen ernst. „Seit Beginn der Golden Week. Er hat die Feiertage allesamt im Bett verbracht. Armer Junge... Möchte wissen was ihn an diesem Tag so sehr erschöpft hat, dass er jetzt noch mit den Nachwirkungen kämpft...“ Sein Sturz hatte sich genau in diesem Zeitraum ereignet. Was hatte dieser Idiot nur wieder für einen dämlichen Preis gezahlt um ihn zu retten?

Himawari schien es doch auch gut zu gehen und das obwohl sie ebenfalls einen Teil davon gezahlt hatte...
 

„Kann ich zu ihm?“

„Ich weiß nicht ob er jemanden empfangen will. Der junge Herr...“

Doch Watanuki wartete die weiteren Worte der Bediensteten nicht mehr ab, sondern steuerte den weiter hinten gelegenen Teil des Schreins an in dessen Richtung der Blick der alten Frau während ihres Gesprächs immer wieder gewandert war.

Da sich am Ende des Ganges nur eine einzige Türe befand war es ziemlich eindeutig, dass sich dahinter Dômekis Zimmer befand. Watanuki hatte seine Hand bereits zum Klopfen erhoben, zögerte dann jedoch. Jetzt konnte er noch gehen ohne sich völlig lächerlich zu machen.

„Willst du vor meiner Türe dein Zelt aufschlagen? Ich weiß, dass du da bist. Deine Stimme war nicht zu überhören, Kimihiro...“

Ertappt zuckte Watanuki zusammen als ihm Dômeki die Entscheidung abnahm, bevor er dann wütend die Türe aufriss, dazu bereit dem „kranken“ Schulkollegen seine Meinung zu geigen. Doch das Bild das sich ihm bot erstickte jegliche Beleidigung, sodass er, Wunder sprachlicher Eloquenz, sekundenlang völlig stumm im Türrahmen verharrte. Dômeki saß an die hölzerne Rückwand seines beinahe spartanisch anmutenden Holzbettes gelehnt, der nackte Oberkörper völlig unverhüllt, und blickte ihn ungerührt an. In dem ausdrucklosem Gesicht zeigte sich keinerlei Anzeichen von Überraschung und Watanuki bezweifelte, dass dies nur daran lag, dass dieser von seiner Stimme vorgewarnt gewesen war.

Endlich, nachdem er sich endlich wieder gefangen hatte, fühlte sich der bebrillte Junge in der Lage loszulegen.

„Bild dir bloß nicht ein ich wäre gekommen weil ich mir Sorgen um dich mache, du arroganter Kotzbrocken! Es reicht mir völlig aus einmal am Tag deine Anwesenheit ertragen zu müssen!“ Dômeki musterte ihn ungerührt, schien abzuwarten was er noch zu sagen hatte.

„Außerdem bist du mit Sicherheit die letzte Person der ich erlauben würde mich mit meinem Vornamen anzureden!“, wütete Watanuki weiter. Unbeeindruckt zuckte Dômeki mit den Schultern.
 

„Du hast ihn doch auch verwendet... Meinen Vornamen. Ich habe es laut und deutlich gehört, Kimihiro..“ Ein provokantes Grinsen umspielte die Lippen seines Gegenübers.

„Aber nur weil ich nicht wollte, dass sie dich verwechselt!“, rechtfertigte der Junge sofort aufgebracht sein Verhalten.

„Mit wem? Ich lebe allein hier... Suzuki-san ist die einzige Person die ab und an hier im Schrein bleibt...“

„Und woher sollte ich das wissen? Ich interessiere mich nun nicht für die Familienverhältnisse von Fremden!“ Schon als Watanuki die Worte aussprach taten sie ihm schon Leid. Egal was Dômeki auch für ihn war, ob Freund oder Widersacher, ein Fremder war er bestimmt nicht. Trotzdem schwieg er nicht wie in dieser Situation wohl am angebrachtesten gewesen wäre, fauchte stattdessen weiter um sein Unbehagen zu überspielen.
 

„Ich bin hier um mich zu vergewissern, dass du morgen wieder auf den Beinen bist. So sehr es mir auch widerstrebt es zuzugeben, aber du bist im Moment die einzige Möglichkeit diese dämlichen Geister von mir fernzuhalten!“

Nachdem Watanuki nach seinem Ausbruch erst einmal Luft holen musste herrschte Stille und der bebrillte Junge bildete sich einen Moment lang eine ein Flackern in den dunklen Augen ausmachen zu können. Doch einen Sekundenbruchteil später war dieses auch schon wieder verschwunden und Watanuki war sich sicher, dass er sich getäuscht hatte.

„Das ist also der einzige Grund?“

„Wie?“ Verständnislos blickte der schwarzhaarige Junge seinen im Bett sitzenden Gegenüber an.

„Grund wofür?“

„Dass du mich in deiner Nähe erduldest...“

Was war denn jetzt kaputt? Irgendetwas lief heute extrem falsch. Eine solche Frage passte zu Dômeki wie Sushi zu Nutella, wie Yûko zu den anonymen Alkoholikern, wie... okay, genug mit sinnlosen Vergleichen, es passte einfach absolut nicht.

„Natürlich ist das der einzige Grund! Wieso sonst sollte ich dich täglich ertragen?“, schoss Watanuki schließlich zurück, einzig und allein um seine Unsicherheit vor dem Schulkollegen zu verbergen. Und dann wurde alles schwarz um ihn herum.
 

„Mit einer solchen Antwort hatte ich gerechnet...“

„Jetzt sei doch nicht so ungeduldig! Ich bin noch nicht fertig!“
 

Als Watanuki wieder zu sich kam fühlte er sich benommen, so als ob man ihn gerade aus tiefem Schlaf gerissen hätte, und es dauerte einige Zeit bevor er sich in der Lage fühlte seinen Kopf zu bewegen um sich umzusehen wo er war. Orientierungslos blinzelnd realisierte er, dass er sich im Gästezimmer des Shops befand, das er auch die letzten Tage über bewohnt hatte.

„Na, ausgeschlafen?“ Überrascht zuckte er zusammen und wandte sich in die Richtung aus der er die weibliche Stimme vernahm, erkannte nun Yûko, die in einem ihrer langen, aufwendig verzierten Kimonos im Türrahmen stand.

„Yûko-san... Wieso...? Dômeki… wo…?”

“Ein Traum... aus dem du nun erwacht bist... Du hast doch selbst gesagt, dass du ihn nicht mehr brauchst, dass du ihn nur erduldest, weil er die Geister von dir fern hält... Dafür gibt es auch andere Personen oder Möglichkeiten... Man sollte Menschen nicht auf ihre Fähigkeiten reduzieren...“

Yûkos Stimme klang tadelnd, aber dennoch sanft.

„Wo ist er nun?“

„Nicht hier...“

„Im Schrein?“

„Nicht in dieser Realität... Es war ein Traum... Diese Person existiert hier nicht...“ Noch immer nicht richtig wach entging Watanuki die Betonung Yûkos Worte und er blickte die Dimensionshexe nur verständnislos an.

„Ein Traum? Aber alles was passiert ist... alles was ich mit ihm... mit Himawari und ihm erlebt habe... war das nicht echt?“

„Doch... Jede Traumwelt besitzt ihre eigene Realität...“

„Ich verstehe nicht...“

Diese Personen existieren hier nicht...“, wiederholte Yûko geduldig ein weiteres mal.

„Sie leben in einer anderen Welt, in einem anderen Traum...“

„Aber wieso bin ich hier?“

„Du hast die Gabe mit deinen Träumen die Zukunft zu verändern...“

„Das erklärt nicht meine Frage...“

„Doch, das tut es...“

Einen Moment lang herrschte Stille, bevor Yûko das Schweigen brach und erneut das Wort ergriff.

„Du mochtest sie gerne, nicht wahr? Diese Person...“

„Wieso sollte ich ihn gerne mögen? Ich bin froh, dass ich diesen Idioten von Dômeki endlich los bin!“ Selbst Watanuki merkte, dass seine Stimme seltsam erstickt lang.

„Ich habe seinen Namen gar nicht genannt... Wieso schlussfolgerst du, dass ich von ihm gesprochen habe?“

„Das ist... weil ich...“ Er spürte wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg und sich seine Hände krampfhaft in der Bettdecke verkrallten als er stotternd nach einer plausiblen Antwort suchte, bevor er aufgab. „Wieso?“

„Wieso ich es weiß? Dass er dir wichtig ist obwohl du ihn nur immer angebrüllt und Himawari angehimmelt hast?“ Yûko zuckte sanft lächelnd mit den Schultern.

Da die Dimensionshexe keine Antwort auf ihre Frage erhielt fuhr sie schließlich so fort.

„Weil man Tränen nur für Menschen vergießt die einem wichtig sind... die einen besonderen Platz in unsrem Herzen haben...“

Wie in Trance hob Watanuki seine Hände, strich damit über seine Wangen. Erst jetzt bemerkte er, dass sie tatsächlich nass von Tränen waren. Was war nur mit ihm los?

„Es ist okay... Unbewusste Emotionen, die nun hervor brechen... Schlaf, Watanuki...“

Sofort spürte er eine bleierne Müdigkeit die sich über ihn senkte, dennoch kämpfte er gegen das unbändige Verlangen seine Lider zu schließen an. „Wenn ich wieder aufwache... bist du dann ebenfalls weg, Yûko-san?“

„Nein... Ich bleibe hier... Immer an deiner Seite... Versprochen...“ Die sanfte Stimme veranlasste ihn dazu sich nun fallen zu lassen und kraftlos schloss er seine Augen.
 

„Sie haben ihn belogen...“ Kaum war der Junge in dem reich verzierten, antikwirkenden Bett wieder eingeschlafen, löste sich eine hochgewachsene Gestalt aus dem schützenden Schatten. „Wieso? Er existiert hier nicht, das war nicht gelogen... Ich musste die ganze Geschichte nur etwas ausschmücken um ihm die wahre Antwort zu entlocken... Ich habe dir deinen Wunsch erfüllt, also beschwer dich nicht!“

„Sie haben übertrieben...“

Yûko zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Das war alles notwendig... Du weißt wie stur er sein kann...“

Der Blick der Hexe glitt zu dem schlafenden Jungen bevor sie sich wieder der noch immer halb im Dunklen verharrenden Person zuwandte. „Dein Gegenwert...“

„Es ist okay... Ich habe Ihnen diese Fähigkeit geboten, sie gehört Ihnen... Es ist wie Sie selbst gesagt haben, es gibt auch andere Möglichkeiten diese Wesen von ihm fernzuhalten...“

Ein Grinsen umspielte Yûkos Lippen. „Das ist nicht der einzige Grund weswegen du dich so leicht davon trennen kannst, nicht wahr?“

Als sie keine Antwort auf ihre ohnehin rhetorische Frage erhielt wurde das Grinsen noch breiter und sie begann verspielt ihr Opfer mit einem ihrer langen Fingern in die Seite zu pieksen.
 

„Er will dich auch so weiterhin an seiner Seite haben, deshalb verzichtest du einfach so auf diese Fähigkeit... Du wirst ihn nun auch ohne dieses Talent beschützen können...“ Als sie auch nach Minuten langen Fortsetzen dieser penetranten Tätigkeit keine Reaktion erzielte ließ Yûko leicht schmollend von ihrem Opfer ab. „Wie langweilig... Watanuki wäre längst explodiert...“, murrte sie leise als sie die Hand sinken ließ. Mit einem letzten Blick auf den schlafenden Jungen trat sie dann auf die Türe zu. Im Rahmen hielt sie inne und wandte sich zu der nach wie vor an Ort und Stelle verharrenden Gestalt um.

„Was werden deine ersten Worte an ihn sein sobald er aufwacht?“

Ein kurzes Zögern, bevor sich ein kam merkliches Grinsen auf die unbewegten Züge der Person legte. „Dass ich uni sushi in mein nächstes Bento haben will...“, antwortete Dômeki.

Leise lachend verließ Yûko das Zimmer um die beiden Jungen alleine zu lassen und begab sich auf direktem Weg in das Lager des Geschäfts, wo sie zielsicher eine Flasche aus dem voll gestopften Regal zog, nach der Watanuki mit Sicherheit stundenlang gesucht hätte. „Genauso unfähig wie die anderen beiden...“

Kopfschüttelnd setzte sie die Flasche an den Mund und nahm einen großen Schluck des hochprozentigen Alkohols.
 

The End
 

+~+~+~+~+
 

Danke fürs Lesen^_^ Hat wirklich Spaß gemacht die FF zu schreiben, hat ewig gedauert bis ich mich mal drüber getraut habe etwas zu xxxholic zu verbrechen^^; Hoffe die Charas sind halbwegs authentisch rübergekommen und mir nicht zu sehr ins OOC abgerutscht. Würde mich über Kritik, Lob, überhaupt über Kommentare riesig freuen^_^

Eure Butter



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  mor
2014-07-17T09:44:31+00:00 17.07.2014 11:44
*Schwärm*
Die Beiden sind einfach füreinander bestimmt ^^
Von: abgemeldet
2011-04-30T14:59:30+00:00 30.04.2011 16:59
ich muss sagen das ist wirklich eine sehr schöne FF

dein schreibstil gefällt mir und du hast die charaktere so auftretten lassen, wie wir es weitestgehend auch aus dem original kennen.
das fand ich besonders beeindruckend!

der anfang ist vielleicht ein wenig zu lang. zumindest ging es mir so.
es zog sich und zog sich...
mittelteil und ende hast du dafür sehr schön geschrieben. nicht zu lang nicht zu kurz, einfach perfekt.
der lesefluss wurde zum ende hin wirklich immer besser.

zwischendurch war ich dann doch manchmal verwirrt was real ist und was traum, aber am ende hatte ich dann den roten faden der geschichte wiedergefunden
ich muss sagen es so zu schreiben war wirklich eine sehr gute idee.
Und es macht die ganze geschichte noch ein wenig misteriöser, sehr passend.

mich würde nur mal interessieren, warum watanuki schwarz vor augen wurde als er bei doumeki war. das ist das einzige was ich nicht so verstanden hatte.


LG
viny
Von:  Kalahari
2010-04-06T16:47:39+00:00 06.04.2010 18:47
ich finde den os sehr gelungen, und es passt auch sehr gut zur eingentlichen story

der inhalt war allerdings etwas irritierend, aba das macht das ganze natürlich noch spannender und auch mysteriöser - gefällt mir sehr^^
Von: abgemeldet
2008-05-18T12:26:31+00:00 18.05.2008 14:26
Wunderbare Geschichte,

auch wenn es schade sein würde, wenn das Original so enden würde. Hmmmmmmmmmm. Aber dein Stil ist sehr schön, die Worte gut gewählt und die Charaktere authentisch. ^^

Klasse.
Von:  Narutofan
2007-10-07T15:14:14+00:00 07.10.2007 17:14
hi^^
muss mich leider anschliesen,mit nich kapiert,aber ich finds gut das du ne story zu den beiden geschrieben hast.ich find,die gehören zusammen!......aber ich hab mich noch nich an eine eigene FF rangetraut... ich werde erst noch mal die mangas lesen und dann vielleicht
aber ich kommme von Thema ab.super FF schreib bitte noch eine^^
und würd mich freuen wenn du es mir dann auch sagst.
bis dann
Von:  _Soma_
2007-09-28T15:00:11+00:00 28.09.2007 17:00
ich fand die ff echt sweet
das war echt schön
und dein schreibstyle gefällt mir gut
mach weiter so ^^

LG Shizu-Chan
Von:  Klayr_de_Gall
2007-09-27T20:51:52+00:00 27.09.2007 22:51
okay~
Ich habe nichts kapiert. XD
Aber dein Schreibstil ist vorzügelig und von daher, hut ab!
Weiter so!!
Als nächstes will ich ne KuroFay FF sehen!!

*chuchu*
Klayr

PS.: So~ schön das du wieder da bist!!!!! *~*


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