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20 Jahre später

Die nächste Generation
von

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Prolog

Mit Schwung fliegt die Eingangstür auf. Heraus tritt ein schmächtiger Junge und wirft sich gerade eine blaue Jacke über die Schultern. Seine teils blonde, teils violette Haarpracht ragt in bizarren Strähnen nach allen Seiten von seinem Kopf ab. Seiner äußeren Erscheinung nach, könnte man ihn leicht für einen Grundschüler halten, denn mit seinen immerhin sechzehn Jahren ist er dennoch von ziemlich kleiner Statur. Bestimmt ist das, unter anderem, der Grund weshalb ihn seine Mitschüler regelmäßig aufziehen, doch gerade in diesem Moment kümmert das den Jungen in keinster Weise. Er weiß, dass er trotzdem Freunde hatte. Freunde, die ihn so akzeptieren wie er ist; Freunde, die gerade in diesem Augenblick auf ihn warten.

Doch gerade als er die Haustür hinter sich schließen will ertönt von drinnen eine Stimme: "Yami! Yami, wo willst du schon wieder hin?" Eilig steckt der Junge noch mal den Kopf durch die Tür: "Ich treffe mich mit meinen Freunden, Mama! Wir wollen zu Ur-Großvater!" Ein Kopf lugt von drinnen durch eine Türöffnung und das Gesicht einer braunhaarigen Frau erscheint. Wohlwollend lächelt sie ihn an: "Na gut! Aber sei bitte zum Abendessen wieder zuhause!" "Geht klar, Mama!", kommt die hastige Antwort und damit fällt auch schon die Haustür ins Schloss.

Anzu Muto schmunzelt. Der Junge wird seinem Vater wirklich von Tag zu Tag ähnlicher, und das nicht nur äußerlich. Yugi war auch immer ein lieber, freundlicher Kerl. Allerdings hatte er auch damals genau so viel Stress in der Schule. Wie gut, dass sein Sohn jetzt auch so gute Freunde hat wie sein Vater als er in seinem Alter war.

Zielstrebig macht Yami sich auf den Weg zum Dominocity-Busbahnhof, wo er sich mit seinen Freunden treffen will. Schließlich dort angekommen, entdeckt er sie schon von weitem. Die beiden stehen neben einer Säule und scheinen ungeduldig nach ihm Ausschau zu halten.

Der eine ist ein schmaler, junger Mann mit einem kantigen Gesicht und einer dunkelbraunen Kurzfrisur. Er lehnt lässig mit dem Rücken gegen die Säule und lässt dennoch seine Augen wachsam durch die Gegend streifen. Itaru Honda, denkt Yami bei sich. Er kennt ihn schon von klein auf. Er ist sein allerbester Freund.

Doch die schlanke, junge Frau neben ihm steht ihm in der Sache in keinster Weise nach. Keiko Jonouchi! Auch heute lümmeln sich ihre kurzen, blonden Fransen wieder frech an ihrem hübschen Gesicht entlang und ihre beinah violetten Augen blitzen munter durch die Gegend. Yami muss schmunzeln, als er ihre grüne Jacke mit dem Stehkragen sieht und die schmale Jeans in der ihre Beine stecken. Wenn sie nicht immer Jungen-Klamotten tragen würde, könnte sie sich wahrscheinlich vor Verehrern nicht mehr retten, aber dazu ist sie ihrem Vater einfach zu ähnlich, vermutet er.

In diesem Moment hat sie ihn entdeckt und ihre Mine hellt sich auf. "Yami, da bist du ja!", doch sogleich verfliegt das Lächeln auch wieder und weicht einer empörten Mine, "Sag mal hast du eine Ahnung wie spät es ist? Wir warten schon fast eine Stunde auf dich. Ob du es jemals schaffst, mal pünktlich zu kommen?"

Verlegen tippt Yami seine Zeigefinger aneinander: "Tut mir leid, ich musste Papa noch im Laden helfen und dabei habe ich gar nicht bemerkt wie spät es ist." "Als wenn das mal was Neues währe", meint Itaru nun, "Du hast wirklich immer nur das eine im Kopf. Ich kenne wirklich keinen der so versessen auf Spiele ist wie du, Yami."

Schuldbewusst lächelnd kratzt Yami sich am Kopf: "Tja, was soll ich sagen. Ich finde Spiele eben unheimlich interessant. Egal was es für welche sind. Wenn ich doch wenigstens auch gut darin währe, dann währe das natürlich noch besser." Stolz wirft Keiko sich nun in die Brust: "Mach dir nichts draus, Yami, du wirst eben noch eine Weile warten müssen, bis du mich mal besiegst, aber ich biete dir jederzeit eine Revanche an."

Doch der Junge wehrt ab: "Danke Keiko, aber ich glaube nicht, dass ich dich jemals schlage. Du bist einfach zu gut." Nun mischt sich Itaru ein: "Ach komm schon, Yami, stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel. So schlecht bist du gar nicht. Bis jetzt hast du doch immer nur haarscharf verloren. Irgendwann schaffst du es auch mal! Da bin ich sicher!"

"Danke Itaru", meint er verlegen, "Aber das Problem ist, ich habe einfach keine guten Karten und darauf kommt es bei Duellmonsters schließlich an." "Und warum besorgst du dir dann nicht einfach welche?", will Keiko nun wissen. Yami seufzt. "Ich hab einfach kein Glück bei den Boostern. Es ist, als hätte sich irgend eine Macht gegen mich verschworen. Ich bekomme immer nur Karten die ich schon habe oder mit denen ich nichts anfangen kann." Betreten schauen seine Freunde ihn an.

Schließlich meint Keiko mit einem Augenzwinkern: "Also wenn du es jemals schaffen solltest mich mit deinem Deck zu schlagen, dann kannst du dir zu recht etwas darauf einbilden!" "Kein Wunder!", gibt Yami zurück, "Du hattest ja auch einen der besten Lehrer überhaupt. Er hat dir ja auch viele von seinen guten Karten abgegeben und er hat ne Menge davon. Dein Vater ist schließlich einer der besten Duellmonsters-Profis die ich kenne."

Skeptisch guckt Itaru ihn an: "Ach, und deiner etwa nicht? Ich wünschte meiner hätte nur halb so viel Ahnung von Duellmonsters wie eure. Leider ist er, was das angeht, eine echte Niete." Groß schaut Yami seinen Freund an. "Sag mal, redest du immer so von deinem Vater?" Entwaffnend breitet Itaru die Arme aus: "Hey, ich sag doch nur wie es ist!

In diesem Moment werden sie von Keiko unterbrochen: "Sagt mal, wollten wir nicht noch irgendwo hin? Wir haben doch jetzt echt lange genug gewartet", sie weist mit dem Finger auf den Bus der gerade vorfährt, "Ihr könnt euer Gelaber auf nachher verschieben, jetzt steigen wir erst mal in den Bus und nachdem wir bei Yamis Ur-Großvater waren, kriegt Yami noch mal Gelegenheit zu beweisen, dass zumindest ein bisschen von dem Duellmonsters-Talent seines Vaters auf ihn abgefärbt hat."

Mit diesen Worten wirft sie lässig ihren Kragen auf und spaziert mit zielsicheren Schritten auf den Buseingang zu. Die beiden Jungen blicken ihr nur sprachlos hinterher. Itaru seufzt schwer. "Du kannst mich gerne für bescheuert halten, Kumpel, aber ich liebe es wenn sie so energisch wird!" Sein Blick bekommt etwas selig Abwesendes.

Mit großen Augen schaut Yami ihn an. Dann zischt er beschwörend: "Sie ist deine Cousine, vergiss das nicht!" Missmutig macht Itaru sich daran den beiden in den Bus zu folgen. "Als wenn ich das nicht auch wüsste!", brummelt er leise vor sich hin als er einsteigt. Dann schließt sich die hydraulische Tür hinter ihm und der Bus fährt ab.

Der Toten gedenken...

"Ist es noch weit?", mault Itaru während er seinen beiden Freunden folgt. Längst haben sie den Bus verlassen und nach einem kurzen Fußmarsch haben sie fast ihr Ziel erreicht.

"Nein, wir sind gleich da!", kommt die Antwort von Yami, "Es muss hier irgendwo sein." Suchend schaut er sich um, während sie einem schmalen, angelegten Sandweg folgen, der an mehreren grasbewachsenen Rasenflächen vorbeiführt. Über dem ganzen Ort liegt eine unheimliche Stille.

"Mann, ich hasse Friedhöfe!", brummelt Itaru. Die drei jungen Leute kommen an unzähligen Grabstätten vorbei die mit Blumen, Steindenkmalen, Weihräucherstäbchenresten und Grabsteinen verziert sind. Schließlich haben sie gefunden was sie suchen. Ein schlichtes Fleckchen Rasen auf dem eine kleine Steinsäule steht in die der Name dessen eingraviert ist, der hier seine letzte Ruhe gefunden hat.

"Sugoruko Muto" ist auf dem Stein zu lesen "Die Rolle, die er für seine Mitmenschen spielte, wird nie vergessen werden!" Still stehen die drei vor dem Grab.

Schließlich fragt Keiko: "Was bedeutet dieser Satz? So was auf einen Grabstein zu schreiben ist nicht gerade üblich."

"Ich weiß es nicht genau", meint Yami, "Meine Eltern erzählen nur wenig darüber, aber ich glaube, es hat etwas mit dem Freund meines Vaters zu tun, nach dem sie mich benannt haben."

Keiko reißt die Augen auf: "Echt jetzt? Du meinst dieser Satz spielt auf diesen Yami an?"

"Ich denke schon", nickt Yami, "Aber genau weiß ich es nicht. Papa redet nur selten von ihm, obwohl ich glaube, dass er ihm viel bedeutet hat."

"Was ist aus ihm geworden?", fragt Keiko. Yami zuckt mit den Achseln: "Keine Ahnung! Aber nach dem was ich gehört habe, war es wohl Ur-Großvater, der die beiden miteinander bekannt gemacht hat."

"Und deshalb musst du immer wieder hier an diesen schaurigen Ort kommen?", fragt Itaru und wirft einen unbehaglichen Blick in die Runde.

"Sei doch nicht so eine Memme!", tadelt Keiko ihn ungerührt, "So ein paar Gräber sollten dich doch nun wirklich nicht aus der Ruhe bringen!"

"Ich mag es trotzdem nicht!", patzt Itaru zurück, "Ich kriege hier ne Gänsehaut! Wie lange willst du denn hier noch bleiben, Yami?"

Ruhig atmet Yami aus. "Ich komme eigentlich gerne her. Ich habe Ur-Großvater zwar nicht lange gekannt, aber soweit ich mich erinnere war er ein sehr freundlicher Mensch und ein ausgezeichneter Spieler. Er hat in seinem Leben viel erlebt und erreicht. Er ist viel gereist und hat sogar an ägyptischen Ausgrabungen teilgenommen, wusstet ihr das?" Seine beiden Freunde schütteln den Kopf.

"Aber es stimmt!", fährt Yami fort, "Und von seinen Reisen hat er auch viele Spiele und Rätsel mitgebracht. Er war ein erstaunlicher Mann. Von ihm hat mein Vater gelernt Duellmonsters zu spielen. Und seine besten Karten hat er auch von ihm. Und das obwohl mein Ur-Großvater mit seiner ganzen Seele an seinem Deck hing, so wie mein Vater jetzt sein ganzes Herz an diese Karten gehängt hat. Er lehrte meinen Vater mit ganzem Herzen auf seine Karten zu vertrauen, so wie sein Freund ihn damals lehrte, niemals aufzugeben und sich respektvoll, ehrlich und fair zu duellieren.

"Ich frage mich oft, wer dieser Yami wohl war und wenn ich hierher kommen, dann hilft mir das immer darüber nachzudenken. Ich habe dann immer das Gefühl, dass Ur-Großvater gar nicht wirklich weg ist, sondern dass ich ihm irgendwie so nahe bin, dass ich ihm meine Fragen stellen kann. Vielleicht erhalte ich irgendwann ja eine Antwort darauf."

Leicht verwundert schauen seine beiden Freunde ihn an. Schließlich schaut Yami verlegen zur Seite. "Das klingt sicher unheimlich albern, oder?"

Keiko kratzt sich am Kopf: "Also... nicht wirklich."

Itaru ist weniger zurückhaltend: "Kannst du deine Eltern nicht einfach fragen? Musst du dafür immer an diesen spukigen Ort?"

"Wenn das so einfach wäre!", meint Yami achselnzuckend, "Ich glaube Papa möchte nicht gerne darüber reden und ich mag ihn dann auch nicht fragen. Meine Eltern machen sich ohnehin schon so viele Sorgen um mich. Ich will sie nicht auch noch damit beunruhigen, dass ich mir über solchen Unsinn Gedanken mache."

"Fein!", meint der hochgewachsene Junge nun, "Könntest du vielleicht trotzdem sagen, wann wir hier wieder wegkönnen?"

Keiko verdreht die Augen: "Du bist ein solches Baby, Itaru! Ich verstehe nicht wie du zu unserer Familie gehören kannst."

"Vielleicht weil mein Vater die Schwester von deinem Vater geheiratet hat?", gibt Itaru spitz zurück.

"Das ist aber auch wirklich der einzige Grund!", ist die trockene Antwort.

Yami seufzt. "Also schön, lasst uns gehen!" Noch einmal wendet er sich dem Grab zu und verneigt sich leicht. "Ich komme bald wieder Ur-Großvater. Vielleicht habe ich bis dahin ja ein paar Antworten gefunden...", er hält kurz inne, "Oder auch neue Fragen." Dann wendet er sich zum gehen.

Gemächlich trotten die drei den Sandweg zum Ausgang des Friedhofs zurück. Als sie gerade über einen kleine Anhöhe kommen, sehen sie auf einmal in einiger Entfernung am Eingang eine große, schwarze Limousine stehen. Die drei bleiben stehen. Gerade steigt jemand aus. Es ist ein hochgewachsener, schlanker Mann. Seine braunen Haare sind elegant frisiert und um sein Kinn schmiegt sich ein gut gepflegter, brauner Bart. Er trägt einen vornehmen, dunklen Anzug der selbst aus der Entfernung noch als Maßanfertigung zu erkennen ist.

Seine Haltung strahlt überlegene Würde aus und sein Gesicht stellt eine respekteinflößende, gefühlskühle Miene zur Schau. Nur in seinen wasserblauen Augen liegt eine Spur von Bitterkeit, die er offenbar trotz aller Willensstärke nicht verstecken kann.

In diesem Moment steigt noch jemand hinter ihm aus dem Wagen. Es ist ein junger Mann in einem sportlich eleganten Outfit, ebenfalls in dunklen Farben gehalten. Zur Überraschung der drei Zuschauer, scheint er dem Mann vor ihm beinah wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein. Das gleiche schmale Kinn mit den hohen Wangeknochen, die gleichen glatten, braunen Haare, wenn sie bei ihm auch etwas länger sind, und vor allem die gleichen tiefblauen Augen die ihre Umgebung mit einem kritischen und überlegenem Blick aufmerksam mustern.

"Hey sagt mal, ist das nicht Seto Kaiba?", flüstert Itaru den anderen zu. Yami nickt.

"Ja, aber ich möchte mal wissen wer dieser andere da ist!", bemerkt Keiko nun interessiert, während die drei beobachten, wie die beiden Neuankömmlinge langsam einem der Wege folgen und schließlich auf ein Grab mit einer großen Marmorplatte zusteuern.

"Das ist Kotaro Kaiba, sein Sohn", informiert Yami.

Itaru hebt die Brauen. "Hmh? Woher weißt du das denn?"

"Ich habe ihn ein oder zwei Mal getroffen", erklärt Yami, "Vor einigen Jahren, als mein Vater mit seinem Vater noch näher befreundet war."

Verwundert schaut Itaru seinen Freund an: "Also, ich kann mich irgendwie gar nicht daran erinnern, dass der einen Sohn gehabt hat, aber unsere Familie stand den Kaibas ja nie so nahe wie eure."

"Aber was wollen die beiden denn jetzt hier?", wundert sich Keiko immer noch.

Schweigend sieht Yami wieder hinüber zu den beiden. Dann meint er: "Sieht man das denn nicht?"

Gerade halten die beiden Kaibas vor dem Grab mit der Marmorplatte an. Einen langen Moment stehen sie nur schweigend da. Seto Kaibas Miene ist regungslos, doch wenn man genauer hinschaut, bemerkt man, dass seine Kiefer fest aufeinander gebissen sind. Hoch aufgerichtet steht er da, doch seine rechte Faust ballt sich nun unwillkürlich um den Blumenstrauß mit den kleinen, weißen Blüten den er in der Hand hält.

Ein Stück hinter ihm, steht sein Sohn und schaut schweigend zu ihm hinüber. Auch seine Miene ist reglos, aber seine Augen wirken finster und um seine Lippen liegt ein missmutiger Zug. Es scheint, als währe ihm die Anwesenheit an diesem Ort mehr als unangenehm.

Schließlich, nach ein paar Minuten des Schweigens gibt Seto Kaiba sich einen Ruck. Langsam tritt er an die Marmortafel heran und legt mit einer steifen Bewegung den Blumenstrauß nieder. Dann dreht er sich um und begibt sich mit festem Schritt zurück zu seinem Wagen ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kotaro Kaiba steht noch immer vor dem Grab und sein Blick ist weiterhin auf die Marmorplatte gerichtet. Es scheint, als hätte er nicht mitbekommen, dass sein Vater bereits gegangen ist. Dann plötzlich senkt er den Blick und schaut zur Seite.

In diesem Moment erreicht ihn ein scharfer Ruf: "Komm Kotaro, wir gehen!" Nun doch beinah wiederstrebend wendet der junge Mann sich um und macht sich daran seinem Vater zu folgen.

Aufmerksam verfolgen Yami und seine Freunde wie die beiden zurück zu ihrer Limousine gehen und einsteigen. Doch kurz bevor auch der junge Kaiba zu seinem Vater ins Auto steigt, geht sein Blick auf einmal zu den drei jungen Leuten hinüber. Ein ernstes Paar wasserblaue Augen fixiert sie mit einem verächtlichen Blick. Urplötzlich fühlen sich die drei ertappt. In diesem Blick liegt kühle Arroganz und der stille Vorwurf, dass sie Zeugen dieses Ereignisses gewesen sind. Doch dann wendet er den Blick ab und steigt zu seinem Vater ins Auto. Ein wenig verwirrt beobachten die drei, wie der Wagen hinter der nächsten Kurve verschwindet.

Itaru findet als erstes seine Sprache wieder. "Meine Güte, wenn der Kerl einen ansieht, läuft es einem ja kalt den Rücken runter."

"Papa meint, er wäre seinem Vater unheimlich ähnlich", bemerkt Yami, "Was auch immer das heißen mag."

"Ich finde er sah sehr traurig aus", meint Keiko nun nachdenklich, während sie noch immer dem Wagen hinterher schaut, "Was er wohl gerade gedacht hat?"

Entschlossen setzt Itaru sich in Bewegung: "Es gibt nur einen Weg das heraus zu finden!" Mit raschen Schritten steuert er auf das Grab zu vor dem die beiden Kaibas gerade noch gestanden haben. Hastig folgen seine Freunde ihm.

Schließlich stehen sie vor der großen, weißen Marmortafel. Davor liegt noch immer der Blumenstrauß und stört die sterile Atmosphäre der Grabstätte mit seiner Anwesenheit. In die Platte ist nichts außer einem Namen und dem Geburts- und Sterbedatum eingraviert.

"Yuki Kaiba", ließt Itaru laut. Verwundert wendet er sich an Yami: "Wer war das?"

"Das war Kaibas Frau", erklärt Yami, "Sie starb vor sechs Jahren durch einen Unfall. Ich glaube, sie ist ertrunken."

"Wie schrecklich!", ruft Keiko aus, "Kein Wunder, dass er so geguckt hat. Bestimmt vermisst er seine Mutter."

"Das mag sein", meint Yami, "Aber ich glaube, seinen Vater hat das damals noch härter getroffen."

"Wie kommst du darauf?", fragt Keiko. "Na ja", versucht Yami zu erklären, "Soweit ich weiß, waren mein Vater und Kaiba sehr gute Freunde gewesen. Sie hatten ein wirklich gutes Verhältnis. Aber nach dem Tod seiner Frau, hat Kaiba den Kontakt zu unserer Familie fast vollkommen abgebrochen. Er hat sich von all seinen Freunden abgeschottet und seit dem ist von ihm kaum noch was zu hören. Und in der Öffentlichkeit sieht man ihn gar nicht mehr."

Skeptisch deutet Itaru mit dem Daumen hinter sich in die Richtung in die das Auto verschwunden ist: "Und wie nennst du das bitte gerade?"

Wie als Erklärung zeigt Yami auf den Grabstein. "Heute ist der sechste Todestag seiner Frau."

Einfach ein lieber Junge

Die Schulglocke schellt und die Schüler machen sich auf den Weg zurück in ihre Klassenzimmer. Doch drei Personen scheinen es gar nicht zu bemerken. Noch immer sitzen sie an einem Tisch in der Mensa und sind stark mit dem Geschehen auf dem Tisch vor ihnen beschäftigt. Gerade richtet Keiko sich mit einem triumphierenden Grinsen in ihrem Stuhl auf. "Tja Yami, mein Schwarzer Rotaugendrache (2400/2000) greift deine Lebenspunkte direkt an! Damit bist du bei Null und ich habe schon wieder gewonnen!"

Seufzend packt Yami seine Karten zusammen. "Ich sagte doch, dass ich keine Chance gegen dich habe. Aber trotzdem gratuliere!"

Keiko kratzt sich ein wenig verlegen am Kopf. "Na ja, mein Drache ist eben einfach zu mächtig für dein Deck."

Kopfschüttelnd steht Itaru daneben: "Ich kann immer noch nicht glauben, dass Onkel Katsuya dir seinen Drachen geschenkt hat."

Mit einem spitzbübischen Zwinkern schaut Keiko ihn an: "Tja, er kann seiner über alles geliebten Tochter eben nichts abschlagen."

"Jedenfalls hat er dein Deck noch mal enorm viel stärker gemacht, Keiko", meint Yami, "Ich glaube du könntest sogar in der Profiliga mitmachen."

"Ach wo!", wehrt Keiko mit einem breiten Grinsen ab. Es ist ihr direkt anzusehen wie sehr sie Komplimente verabscheut.

Plötzlich fällt ein breiter Schatten auf die drei und sie blicken auf. Vor ihnen steht der Flurdienst. Drei große, stämmige Jungs mit einer autoritären Armbinde und einem hämischen Grinsen im Gesicht. Angeführt werden sie von einem hochgewachsenen, kräftigen Kerl mit kurzen, schwarzen Haaren und einem fiesen Zug um die Mundwinkel.

Takeshi Emura, erkennt Yami den Neuankömmling. Ein mieser, rücksichtsloser Kerl. Er ist schon häufig mit ihm aneinander geraten. Irgendwie hat der Typ ihn auf dem Kieker. Offenbar macht er sich gerne einen Spaß daraus, seine Verfügungsgewalt bis zum Äußersten zu seinem Vorteil auszureizen und ihn nach besten Kräften zu piesacken und zu demütigen.

"Na so was!", meint Emura nun verächtlich, "Wenn das nicht der kleine Yami und seine Kletten sind. Solltet ihr nicht eigentlich schon längst in der Klasse sein?" Mit diesen Worten mustert er die drei scharf von oben herab.

"Ähm, stimmt!", meint Yami kleinlaut, "Wir sind schon auf dem Weg." Schon steht er hastig vom Stuhl auf und will mit seinen Freunden zurück in die Klasse, als sich ihm eine große Gestalt in den Weg stellt.

"Nun mal nicht so hastig!", meint Emura herablassend, "Ihr wisst doch genau, dass ihr auf den Gängen nicht rennen dürft." Die drei schauen sich unbehaglich an. Sie vermuten zu Recht, dass hier Ärger in der Luft liegt.

"Schon gut, wir rennen ja nicht", meint Itaru nun einlenkend.

"Aber dann werdet ihr zu spät in die Klasse kommen", fügt einer der anderen beiden Jungen hämisch hinzu. Unsicher schauen Yami und seine Freunde zu den großen Flurdienst-Jungs auf.

"Es sieht also so aus, als wäre es egal was ihr tut. Ihr verstoßt auf jeden Fall gegen die Schulordnung", fügt Emura nun genüsslich hinzu.

"Hey, das ist unfair!", empört Keiko sich, "Ihr haltet uns schließlich mit Absicht auf. Kein Wunder wenn wir dann zu spät kommen."

"Hörte sich das jetzt gerade wie eine Beschwerde an?", meint Emura bedrohlich zu Keiko, die ihn nur wütend anfunkelt.

"Keiko, lass es lieber!", beschwört Yami sie eingeschüchtert.

"Kommt ja gar nicht in Frage!", braust sie auf, "Mit so was dürfen die doch nicht einfach durchkommen!"

"Genau!", mischt sich nun auch Itaru verärgert ein, "Was ihr hier macht ist absolut unfair! Ihr werdet uns sofort durchlassen, verstanden?" Drohend schiebt er sich zwischen Keiko und Emura. Doch der zeigt sich davon recht unbeeindruckt, im Gegenteil.

"Sag mal in was für einem Ton redest du eigentlich mit mir?", fragt er gefährlich, "Du bist wohl größenwahnsinnig? Hast du eine Ahnung was ich dafür mit dir anstellen kann, Fatzke?" Itaru ballt zornig die Fäuste. Er ist zu allem bereit. Doch auch Emuras Kumpel sind zu ihrem Anführer getreten um ihm beizustehen.

Doch da geht Yami dazwischen. "Bitte Itaru, hör auf damit! Das bringt doch nichts! Die Kerle haben doch alle Vorteile auf ihrer Seite."

"Aber Yami...", meint Itaru verwundert.

"Ist ja rührend!", grinst Emura spöttisch, "Der kleine Yami versucht doch tatsächlich seinen großen Freund vor einer Tracht Prügel zu bewahren. Also wenn das nicht echte Freundschaft ist!" Geringschätzig steht er vor ihnen. "Also gut, heute werde ich euch noch mal davon kommen lassen. Aber nächstes Mal habt ihr nicht mehr so viel Glück. Dann seid ihr dran!" Noch einmal wendet er sich Yami zu: "Und nur damit du nicht vergisst beim nächsten Mal etwas schneller zu sein...", mit diesen Worten holt er blitzschnell aus und verpasst Yami einen heftigen Schlag in die Magengrube, woraufhin dieser unter einen Ächzen zusammensackt.

Mit einem höhnischen Grinsen steht Emura über ihm: "Beim nächsten Mal einfach ducken! Dir fehlen offenbar die Reflexe. Du wirst da ein bisschen schneller sein müssen, Kleiner!" Mit diesen Worten drehen die drei Aufpasser sich um und schlendern schadenfroh lachend davon.

Eilig beugen sich seine beiden Freunde zu Yami herunter, der sich noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht den Magen hält. "Alles ok mit dir?", fragt Keiko besorgt.

"Diese dreckigen Mistkerle!", schimpft Itaru, "Immer vergreifen sie sich an Schwächeren. Irgendjemand sollte ihnen mal eine Lektion erteilen!"

"Mag sein", keuchend kommt Yami wieder auf die Füße, "Aber ich werde das ganz bestimmt nicht sein." Mit betrübtem Blick schaut er zu Boden.

Mitfühlend schauen seine Freunde ihn an. Ihnen ist klar, dass er recht hat. Gegen solche rabiaten Kerle hat er einfach keine Chance und das weiß er auch. Und eben das ist es auch, was ihn immer wieder so herunterzieht. Er ist einfach ein zu freundlicher und sensibler Kerl, der es einfach nicht über sich bringt, sich mal durchzusetzen. Im Grunde hat er keine besondere Stärke, die ihm zumindest ein wenig Ansehen verschaffen würde. Deshalb wird er von den meisten hier nur als Fußabtreter benutzt. Wenn er seine beiden Freunde nicht hätte, währe er wahrscheinlich völlig allein. Doch Keiko und Itaru kennen seine guten Seiten und es würde ihnen niemals im Traum einfallen ihren Freund im Stich zu lassen, ganz gleich was kommt! Wenn sie doch nur irgendetwas tun könnten um ihm etwas mehr Selbstbewusstsein zu geben.

Schließlich sagt Keiko: "Ach Kopf hoch, Yami! Davon geht die Welt noch nicht unter. Ich sag dir was, nach der Schule gehen wir zu dem neuen Duellmonsters-Zentrum von der Organisation zur Förderung talentierter Duellanten und ich gebe dir ein Booster aus, was meinst du?"

Yami hebt schwach lächelnd den Kopf: "Danke Keiko, das ist nett von dir, aber ich sagte doch schon, ich hab einfach kein Glück mit Boostern. Ich hab überhaupt immer nur Pech."

Betreten schauen die beiden ihn an. Wie können sie ihren Freund nur aufmuntern? Schließlich gibt Keiko sich einen Ruck und hakt sich bei Yami ein. "Na komm schon!", lächelt sie, "Lass dich von diesen blöden Typen nicht unterkriegen! Das wollen die doch bloß. Das Angebot steht noch, du bekommst ein Booster von mir und diesmal hast du Glück, da bin ich völlig sicher!"

Zunächst skeptisch schaut Yami sie an. Dann hellt sich seine Miene auf: "Ok, du hast recht! Ein Versuch kann schließlich nicht schaden!" Mit diesen Worten kehren die drei Freunde in ihre Klasse zurück.

Das Abkommen

Mit entschlossener Miene marschiert Kotaro Kaiba den breiten Flur entlang. Ein langer, dunkelblauer Mantel weht hinter ihm her und mit entschiedener Überheblichkeit ignoriert er jeden Bediensteten der ihm entgegen kommt. Für solche Lakaien hat er jetzt keinen Sinn. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt im Moment der großen, braunen Tür am Ende des Flurs auf die er zusteuert. Schließlich hat er sie erreicht und mit festem Griff drückt er die Klinke herunter und öffnet die Tür.

Dahinter liegt ein riesiges Büro und dort am Schreibtisch sitzt eine ihm nur allzu bekannte Person. Erhobenen Hauptes baut der junge Mann sich vor dem Schreibtisch auf, verschränkt die Arme und mit einem finsteren Blick wartet er schweigend darauf, dass der Mann vor ihm sich dazu herablässt ihn zu beachten.

"Hast du schon gepackt?", fragt Seto Kaiba seinen Sohn nun, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.

"Genau darüber wollte ich mit dir reden!", meint der junge Mann nun missmutig, "Ich werde nicht in das Internat zurückkehren!"

Nun schaut Seto Kaiba doch hoch. Seine Miene ist regungslos aber seine Augen scheinen den Jungen vor ihm mit Eisdolchen zu durchbohren. "Was soll der Unsinn, Kotaro?", fragt er kühl, "Soll das schon wieder ein Versuch sein mich zu provozieren?"

Verächtlich schnaubt der junge Mann aus. "Dieses Mal ist es mir ernst! Ich habe diese Eliteschule so unglaublich satt! Das ist doch alles der reinste Kinderkram, was man da lernt!"

Das Gesicht seines Vaters verfinstert sich. Einen langen Moment sagt er gar nichts, dann meint er: "Oh doch, du gehst zurück und du wirst dort deinen Abschluss machen! Das ist mein letztes Wort!" Mit diesen Worten wendet er sich wieder seiner Arbeit zu und signalisiert damit, dass er die Unterredung als beendet ansieht.

Man kann nun deutlich sehen wie es in dem jungen Mann brodelt. Schließlich hält er es nicht mehr aus. Voller Wut schlägt er seine Faust auf den Schreibtisch: "Oh nein! Ich gehe auf keinen Fall zurück, verstanden? Diese ganzen Verlierer da können mir doch schon seit Jahren nicht mehr das Wasser reichen! Der Stoff, den ich da lernen soll, langweilt mich zu Tode. Diese Schule ist unter meinem Niveau und ich weigere mich jemals wieder einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen!"

Seto Kaiba schaut auf. Er blickt seinem zornigen Sohn direkt ins Gesicht und allein die Autorität dieses Blickes lässt den jungen Mann auf der Stelle verstummen; zu lange hat ihn diese Mine regelmäßig eingeschüchtert. So steht er nun also da und fühlt sich doch etwas unbehaglich. Doch dann strafft er sich wieder. Nein, diesmal nicht! Diesmal wird er nicht zurückstecken! Diesmal wird er sich gegen seinen Vater durchsetzen und wenn es das letzte ist was er tut! Mit grimmiger Miene erwidert er nun den Blick.

Schließlich nach einigen Momenten stillen Ringens setzt sich Seto Kaiba auf. "Was willst du, Kotaro?", ist die einfache Frage wobei er seinen Sprössling scharf mustert.

Der junge Mann holt Luft. "Ich brauche eine neue Herausforderung!", stellt er klar, "Ich will, dass du mich respektierst und ich verlange, dass du endlich meine Talente und Fähigkeiten anerkennst! Ich will dir endlich beweisen, dass ich in der Lage bin eine Firma zu leiten. Gib mir eine Stelle in der Kaiba Corporation!"

"Das kommt gar nicht in Frage!", kommt es ungerührt von Seto Kaiba zurück, "Das fehlte mir gerade noch! Du hast doch gar nicht das Zeug dazu eine Firma zu leiten, du bist noch viel zu jung und unerfahren dazu."

"Du warst auch nicht viel älter, als du die Kaiba Corporation übernommen hast", ruft Kotaro empört aus, "und du hast es auch geschafft."

"Das war damals etwas völlig anderes", kommt es leicht gereizt zurück.

"Unsinn!", wehrt Kotaro ärgerlich ab, "Du willst nur nicht zugeben, dass ich mindestens so viel auf dem Kasten habe wie du. Du warst auch gerade erst sechzehn geworden und du warst trotzdem in der Lage ein gewaltiges Geschäftsimperium zu leiten. So intelligent wie du bin ich allemal und das was die einem an dieser jämmerlichen Privilegiertenschule über Wirtschaft und Geschäftsführung erzählen können, kann ich bereits im Schlaf, also erzähle mir bloß nicht das währe etwas völlig anderes gewesen und stelle ja nie wieder meine Fähigkeiten in Frage!"

"Pass gefälligst auf in welchem Ton du mit mir redest!", weist ihn die scharfe Stimme seines Vaters zurecht. Zornig aber schweigend blickt Kotaro zur Seite. Seine Hände zittern vor unterdrückter Wut. Einen langen Moment mustert Seto Kaiba seinen Sohn äußerst kritisch. Dann sagt er: "Also schön, du glaubst also, du wärst in der Lage eine Firma zu leiten? Du bekommst deine Chance!" Die Augen seines Sohnes fliegen auf und schauen seinen Vater groß an. Meint er es wirklich ernst?

Doch Seto Kaiba fährt schon fort: "Ich schlage dir ein Abkommen vor, Kotaro. Ich werde dir eine große Summe Geld zur Verfügung stellen und dir die Leitung über den Spielevertrieb hier in Dominocity übertragen. Das wird mein Teil des Abkommens sein." Skeptisch aber nicht uninteressiert hört Kotaro ihm zu. "Von dir erwarte ich allerdings, dass du den Umsatz dieses Bereiches innerhalb eines Jahres verzehnfachst."

Ungläubig reißt Kotaro die Augen auf: "Was? Das kann nicht dein Ernst sein! Wie stellst du dir das vor? Das ist unmöglich!"

Eindringlich mustert Seto Kaiba seinen Sohn: "Soll ich daraus schließen, dass du bereits jetzt schon aufgibst?"

Für einen Moment hält der Junge Mann inne. Er scheint schwer mit sich zu ringen. Dann wird sein Blick wieder ernst. "Nein! Ich werde es tun. Du wirst mich mit deinen fiesen Tricks nicht von meinem Ziel abbringen. Aber was springt für mich dabei heraus?"

"Nun", kommt die ruhige Antwort, "Wenn du es tatsächlich schaffen solltest, werde ich dich auch weiterhin in meiner Firma beschäftigen und wenn du deine Sache besonders gut machst, reden wir mal über einen höheren Posten. Aber wenn du versagst, dann gehst du sofort auf das Internat zurück und wirst dort deinen Abschluss machen, und ich will dann nicht mehr die kleinsten Widerworte hören, klar?" Mit scharfem Blick fixiert er seinen Sohn.

Dieser ballt nun grimmig die Faust: "Du weißt, dass das schon an Erpressung grenzt?"

"Erpressung ist nicht mein Stil", kommt die Antwort, "Es ist deine eigene Entscheidung. Nimm an oder verschwinde augenblicklich aus meinem Büro! Dieses Angebot gilt nur hier und heute, aber so oder so, du wirst ohnehin wieder zurück auf das Internat gehen! Du hast nicht den Mumm um das durchzuziehen!"

Der junge Mann bebt vor Zorn. Schließlich presst er hervor: "Warte es ab! Du wirst schon sehen! Ich werde den Umsatz verzehnfachen und nie wieder auf dieses Internat zurückgehen! Du traust mir das vielleicht nicht zu, aber ich werde es dir beweisen! Du glaubst vielleicht du hättest mir eine unmögliche Aufgabe gegeben, aber du wirst dich noch wundern!" Mit diesen Worten dreht er sich ruckartig rum und stampft aus dem Raum. Kurz vor der Tür jedoch dreht er sich noch einmal um und wirft seinem Vater einen bitterbösen Blick zu: "Und noch was... Ich werde dir niemals verzeihen, dass du mich gezwungen hast zu Mutters Grab mitzukommen!" Kaum hat er das gesagt, als er auch schon hinaus gerauscht ist und die Tür mit einem wütenden Knall ins Schloss fällt.

Über das große Büro legt sich wieder Stille. Seto Kaiba sitzt in seinem Sessel und blickt noch immer auf die geschlossene Tür. Schließlich lässt er sich mit einem Seufzer zurück in seinen Chefsessel sinken.

Dieser Junge ist ein Träumer, denkt er. Er ist ein verwöhnter, kleiner Klugscheißer, der noch nicht die leiseste Ahnung davon hat wie das Leben wirklich läuft. Wahrscheinlich wird er noch ein paar Jahre brauchen um diese Reife zu erlangen, doch vielleicht ist ein kleines bisschen Verantwortung genau das was ihm jetzt gut tut. Vielleicht hätte ich das schon längst mal machen sollen, aber andererseits, wenn er es nicht schafft, sieht er hoffentlich ein, dass er noch eine Menge zu lernen hat und fügt sich endlich, ohne ständig rebellieren zu wollen.

Erneut entfährt ihm ein tiefer Seufzer während er sich die Schläfen massiert. Oh, dieser Junge! Er lässt sich einfach zu sehr von seinen Gefühlen leiten und er ist ein unverbesserlicher Sturkopf. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann lässt er sich von nichts davon abbringen und ganz offensichtlich spricht er direkt und klar aus was er denkt. Oh Yuki, er ist dir so entsetzlich ähnlich!

Bitte ein Booster!

"Da ist es ja schon!", meint Keiko. Staunend schauen Yami und seine Freunde an dem riesigen Gebäude vor ihnen empor. Das also ist das neue Duellmonsters-Zentrum. Hier bekommt man alles was mit Duellmonsters zu tun hat. Man kann Booster und Duelldisks kaufen, Karten tauschen oder sich mit anderen Fans duellieren. Und natürlich finden hier auch Turniere statt. Doch heute sind die drei nicht deshalb hier. Heute geht es ihnen nur darum an ein paar Booster zu kommen.

"Ich hoffe, heute habe ich endlich mal Glück", meint Yami während sie das Gebäude betreten.

"Bestimmt!", lächelt Keiko.

"Ich hoffe wirklich du hast Recht", erwidert Yami, "Bisher werde ich ja offenbar vom Pech verfolgt."

In genau diesem Moment fliegt die Eingangstür vor ihnen auf und nur um Haaresbreite verfehlt sie Yamis Nase der noch im letzten Moment zurückweichen kann. Heraus kommt ein verärgert dreinschauender, hochgewachsener, junger Mann mit braunen Haaren und einem dunkelblauen Mantel, der hinter ihm herweht, während er mit langen, eiligen Schritten zwischen den verdatterten, drei Freunden hindurchspaziert und sie dabei recht unsanft aus dem Weg schubst.

"Aus dem Weg, ihr Nieten!", funkelt er mit grimmiger Miene ohne sich dann noch einmal umzudrehen.

Keiko hat sich jedoch gleich wieder gefangen: "Hey du Rüpel! Man kann sich auch mal entschuldigen, wenn man so einfach jemanden umrennt! Deine Mutter hat dir wohl kein Benehmen beigebracht!"

Das scheint Wirkung zu zeigen. Der junge Mann bleibt stehen. Langsam dreht er sich um und mustert sie mit einem eisigen Blick. "Sag mal, redest du mit mir?", kommt die bedrohliche Frage.

In diesem Augenblick erkennen die drei ihren Gegenüber. Es ist Kotaro Kaiba und er sieht ziemlich verärgert aus. "Kaiba!", entfährt es Yami überrascht. Dieser hebt die Brauen, dann nimmt er den kleinen Kerl vor sich näher in Augenschein. Nun kommt er einige Schritte auf die drei zu. Seine Miene ist nun ein Musterbeispiel an Selbstbeherrschung und Überheblichkeit.

"Sollten wir uns irgendwoher kennen, oder verdanke ich es nur meinem Meistertitel bei Duellmonsters, dass ihr meinen Namen kennt?", fragt er.

"Ähm, nein", stammelt Yami unsicher, "Na ja, wir sind uns schon ein oder zwei Mal begegnet. Unsere Väter kennen sich."

Hinter Kotaros Stirn scheint es zu arbeiten. Schließlich scheint es ihm zu dämmern und sein Mund verzieht sich zu einem verächtlichen Grinsen. "Ach ja, ich erinnere mich. Du musst dieser Yami Muto sein, richtig? Dein Vater soll ja mal ziemlich gut gewesen sein bei Duellmonsters. Wirklich ein Jammer, dass er sich vom aktiven Spiel zurückgezogen hat, nicht wahr?", dabei blitzt er die drei spöttisch an, "Aber wahrscheinlich hat er einfach eingesehen, dass er mit der jüngeren Generation nicht mehr mithalten kann. Seit mein Vater nicht mehr spielt bin ich der Weltmeister, und gegen mich hätte er niemals eine Chance, das dürfte wohl klar sein."

Ärgerlich funkelt Keiko ihn an. "Bild dir bloß nicht zu viel ein, du aufgeblasener Wichtigtuer!", empört sie sich, "Zufällig weiß ich nämlich von meinem Vater, dass Yamis Vater deinen Vater immer wieder besiegt hat und es ist ihm bis zum Schluss nicht gelungen ihm den Meistertitel abzujagen. Du bist doch bloß Meister, weil Yamis Vater nicht mehr spielt, also mach hier bloß nicht so einen auf dicke Hose!"

Kaibas Augen werden schmal. "Und wer bist du, du vorlaute Göre? Glaubst du allen Ernstes mich interessiert auch nur im Geringsten was dein Vater behauptet? Wer kann das schon groß sein?"

Beschwichtigens legt Yami die Hand auf den Arm seiner Freundin, doch Keiko ist viel zu sehr in Fahrt: "Mein Name ist Keiko Jonouchi und mein Vater ist Katsuya Jonouchi und er war lange Zeit der Meister der Duellmonsters-Profiliga! Und wenn er sagt, dass dein Vater regelmäßig abgeloost hat, dann ist das auch so!"

Kaibas Lippen werden schmal: "Jonouchi, wie? Der Name sagt mir was. Und zwar weiß ich noch sehr gut, dass dieser Typ meinem Vater niemals das Wasser reichen konnte. Er wurde erst Meister nachdem mein Vater sich vom Spiel zurückgezogen hat. Also kann mir seine Meinung ziemlich egal sein", mit diesen Worten dreht er sich um, "Und die seiner Tochter ebenfalls! Sprich mich wieder an, wenn du in meiner Liga spielst, Mädchen!"

Man kann deutlich erkennen wie es in Keiko brodelt. Ihre Freunde wissen nicht, ob sie sie beruhigen oder lieber in Deckung gehen sollen. "Du eingebildeter Angeber!", schimpft sie ihm hinterher, "Du glaubst wohl, du kannst dir alles erlauben. Aber so eine große Nummer bist du nicht, hörst du? Wenn ich wollte, könnte ich dich in Grund und Boden stampfen bei Duellmonsters! Sogar Yami könnte dich besiegen. Dazu braucht man doch nicht mal was auf der Pfanne zu haben. Also gib nicht so an..."

In diesem Augenblick hält sie erschrocken inne. Was hat sie gerade gesagt? Sogar Yami könnte ihn besiegen? Dafür braucht man nicht viel? Unbehaglich schaut sie zu ihrem Freund hinüber. Yami starrt sie mit großen Augen an. Der Schmerz, den ihm diese unachtsame Bemerkung zugefügt hat, steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Schuldbewusst beißt Keiko sich auf die Lippen. Ich und meine vorlaute Klappe!, schimpft sie innerlich. Natürlich verletzt es ihn, wenn sie von ihm behauptet, er wäre ein lausiger Spieler. Er weiß schließlich, dass er sie noch nie besiegt hat, und dass er geringe Chancen hat, dass sich das jemals ändern wird. Gerade heute ist er doch wegen dieser ganzen Sache eh schon so deprimiert, und ihre Bemerkung eben, muss ihn besonders getroffen haben, schon deshalb, weil sie doch seine Freundin ist. Keiko, du bist so was von blöd, blöd, blöd!, schimpft sie mit sich selber, wie kannst du das nur wieder ausbügeln?

Doch im Moment hat sie andere Sorgen, denn Kaiba ist nun doch noch einmal zurück gekommen. "Versteh ich das richtig, dass der Sohn von diesem ach so tollen Yugi Muto eine totale Niete bei Duellmonsters ist?"

Unbehaglich schaut Keiko zu Boden. Auch Yami versucht dem scharfen Blick des jungen Mannes auszuweichen. "Nun...", meint er verlegen, "Ich schätze mal das stimmt!"

In diesem Moment richtet Kaiba sich auf und beginnt laut und spöttisch zu lachen. "Das ist der beste Witz den ich seit langem gehört habe! Ich muss mich bei euch drei jämmerlichen Knalltüten bedanken. Ihr habt mir meinen Tag wieder versüßt. Also dann ihr Versager, macht euch einen schönen Tag und vielleicht stehen wir uns ja mal beim nächsten Turnier gegenüber", er wendet sich zum Gehen und mit nur einem herablassenden Blick zurück spaziert er davon, "Aber ich denke eher nicht, denn dazu müsstet ihr ja schließlich wenigstens die Vorrunden überstehen."

Kaum ist er außer Sichtweite wenden die beiden sich wieder Yami zu. Keiko ist ehrlich betroffen: "Oh Yami, es tut mir echt leid! Ich wollte dich nicht verletzen. Das eben ist mir nur so rausgerutscht. Ich meine das nicht wirklich. Du bist ein guter Spieler! Entschuldige bitte!" Betrübt wehrt Yami ab: "Schon gut, Keiko, ich verzeihe dir! Du hast ja schließlich nur die Wahrheit gesagt. Ich bin ein mieser Spieler und das ist eben etwas womit ich leben muss." Schwer schluckt er, doch dann atmet er einmal tief durch und richtet sich wieder auf. "Was soll's! Vergessen wir's! Holen wir uns die Booster, dein Angebot steht doch noch, oder Keiko?"

Yamis freundliches Zwinkern, lässt die junge Frau aufatmen, er ist ihr nicht mehr böse. Irgendwie kann er ihr immer wieder verzeihen. Egal was die anderen sagen, Yami ist ein echt feiner Kerl und der beste Freund den man haben kann! Lächelnd hakt sie sich bei ihm ein. "Na klar doch!", meint sie fröhlich, während sie innerlich mit sich übereinkommt, ihrem niedergeschlagenen Freund heute solange Booster auszugeben, bis etwas Brauchbares dabei ist.

Nun betreten sie die Eingangshalle und nur kurz darauf haben sie die Theke mit dem Boosterverkauf ausgemacht. Keiko reicht dem Verkäufer einen großen Schein und meint dann: "Dann such dir mal eins aus!"

Eifrig gleitet Yamis Blick über den Boosterstapel. Welches Päckchen soll er nehmen? Schließlich will er sich aufs Geradewohl für ein Booster aus der Mitte entscheiden, als er plötzlich innehält. Irgendwie rückt ihm auf einmal ein anderes Päckchen ganz am Ende des Stapels ins Auge. Leicht irritiert lässt er das zuvor gewählte wieder los. "Nein, ich nehme doch lieber dieses!", murmelt er und ergreift es.

"Los, zeig schon her!", fordert Itaru neugierig. Mit leicht zitternden Händen öffnet Yami das glänzende Papier. Die Spannung die gerade in der Luft liegt ist fast schon greifbar. Schließlich hält er die Karten in der Hand. Eine nach der anderen überprüft er, doch auch diesmal scheint nichts wirklich Vernünftiges dabei zu sein.

Dann kommt er zur letzten Karte und im selben Moment wo er sie sieht, hält er wie erstarrt inne. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er auf die Karte.

"Was hast du denn, Yami?", will Itaru ungeduldig wissen, "Was hast du gezogen?" Doch Yami ist nicht in der Lage ihm zu antworten, ihm ist auf einmal so seltsam schwindelig und sein Herz pocht bis zum Hals. Selbst wenn er gewollt hätte, er hätte kein Wort herausgebracht. Ihm wird abwechselnd heiß und kalt und er ist nicht in der Lage den Blick von dieser Karte abzuwenden. Der Schwarze Magier, hallt es durch seine Gedanken. Das ist der Schwarze Magier! Ich habe tatsächlich den Schwarzen Magier gezogen! Das gibt es doch gar nicht!

"Nun spann uns nicht so auf die Folter!", fordert Keiko aufgeregt.

Schließlich kann Yami seine Benommenheit abschütteln. "Schaut euch das an!", meint er leise und streckt ihnen die Karte hin.

Seine Freunde reißen ungläubig die Augen auf. "Das ist ja der Schwarze Magier!", ruft Keiko aus, "Das ist ja nicht zu fassen!"

Auch Itaru ist völlig verblüfft: "Also das haut mich echt aus den Socken. Erst erzählst du uns, du hättest immer nur Pech und nun ziehst du gleich beim ersten Versuch eine so seltene Karte."

"Vielleicht hab ich ja doch mal Glück zur Abwechslung", schmunzelt Yami zufrieden. Ganz behutsam, steckt er die Karte zu seinem übrigen Deck in die Tasche. "Damit lässt sich bestimmt ein wirklich starkes Deck bauen", meint er, "Vielleicht schaff ich es ja doch noch mal dich zu besiegen, Keiko." Schelmisch zwinkert er ihr zu.

Erst ist sie verwundert, dann hellt sich ihre Miene auf: "Na klar! Ich warte nur darauf! Dann kannst du mal zeigen was du wirklich drauf hast!" In bester Laune verlassen die drei gemeinsam das Duellmonsters-Zentrum.
 

(Anmk. d. Aut.: Nachdem ich dieses Kapitel geschrieben hatte, habe ich mal aus Spaß versucht ein Booster zu ziehen auf genau die Art wie ich es oben beschrieben habe, also erst aus der Mitte, dann zögern und dann doch vom Stapelende nehmen. Aus Witz hab ich vorher noch gesagt: "Na, da zieh ich doch jetzt sicher den Horos Schwarzflammendrache Level 8". Wer sich nicht auskennt, die Karte ist seeehr wertvoll, stark und selten. Und was soll ich sagen, er WAR drin!.......)

Erinnerung an einen Freund

"Hey Yami, willst du denn gar nicht mehr frühstücken?", ertönt der Ruf aus der Küche, doch Yami ist bereits an der Tür.

"Keine Zeit Mama, ich muss zur Schule", kommt die Antwort.

Erstaunt tritt Anzu Muto auf den Flur hinaus. "Na so was!", meint sie überrascht, "Wozu denn die Eile? Ist irgendetwas besonderes los?"

Verschmitzt lächelt Yami seine Mutter an: "Nicht wirklich. Aber Itaru, Keiko und ich haben nachher noch was vor."

"So!", kommt die interessierte Rückfrage, "Und was denn, wenn ich mal fragen darf?"

"Das wird noch nicht verraten!", zwinkert Yami, "Ich erzähl's euch später. Jetzt muss ich aber los. Tschüss Mama!"

Gerade will Anzu noch etwas erwidern, doch da ist ihr Sohn auch schon zur Tür hinaus. Leicht irritiert steht sie auf dem Flur.

In diesem Moment erscheint jemand in der Tür zum Esszimmer. Auch Yugi wirft einen skeptischen Blick in Richtung der Haustür. "Was war denn das gerade?", fragt er verwundert, "Seit wann reißt sich unser Sohn denn so danach zur Schule zu gehen?"

Anzu schüttelt leicht den Kopf. "Seltsam! Er ist schon seit gestern so aufgekratzt. Mir scheint, irgendetwas ist vorgefallen, dass er vor uns verheimlichen will. Ob es wieder Ärger in der Schule gegeben hat?"

"Das glaube ich nicht", meint Yugi nachdenklich, "Dann wäre er doch nicht so glücklich. Aber du hast recht, irgendetwas ist passiert."

Seufzend kehrt Anzu in die Küche zurück. "Ich will am besten gar nicht wissen, was los ist. Ich will mir nicht immer Sorgen um ihn machen müssen. Wenn er nur keinen Unsinn anstellt."

"Yami doch nicht!", widerspricht Yugi, "Er ist ein vernünftiger Junge. Wenn es nach ihm geht, hält er sich aus Schwierigkeiten so weit wie möglich heraus."

"Was ihn leider nicht davor bewahrt von anderen in Schwierigkeiten gebracht zu werden", gibt Anzu zurück, "Er erinnert mich sehr an dich früher. Du hattest es damals auch nicht leicht in der Schule, bis du das Millenniumspuzzle bekommen hast. Vielleicht solltest du doch mal mit ihm darüber reden, das muntert ihn vielleicht auf"

Yugi seufzt leise. "Anzu bitte, du weißt was wir abgemacht hatten. Wir wollten nicht mehr über das Thema reden und unsere Kinder wollten wir völlig aus dieser Sache heraushalten. Auch Jonouchi und Honda waren der Meinung, dass unsere Kinder aufwachsen sollten, ohne etwas über die Existenz der Millenniumsgegenstände und das Reich der Schatten und die ganze unheimliche Geschichte die damit zusammen hängt zu wissen. Es ist besser für sie wenn sie in einer Welt leben wo sie von solchen Dingen verschont bleiben. Ich will nicht, dass sie all das durchmachen müssen, was wir damals gerade mit Mühe und Not überstanden haben." Er wendet sich ab, "Auch wenn das bedeutet, dass ich Yami niemals erzählen kann, wer der Mann war nach dem er benannt worden ist."

Mitfühlend beobachtet Anzu ihren Ehemann. Dann tritt sie an ihn heran und legt behutsam ihre Arme um ihn. "Du vermisst ihn noch immer, hab ich recht?"

Tief durchatmend legt Yugi seine Hand auf ihren Arm. "Ja", sagt er schließlich leise, "Ich vermisse ihn. Wir haben uns so lange so nahe gestanden. Wir wussten immer genau was der andere dachte und fühlte und ich habe so viel von ihm gelernt und ich verdanke ihm so viel. Er war einer meiner allerbesten Freunden. Ich kann ihn einfach nicht vergessen!"

Anteilnehmend legt Anzu ihren Kopf auf seine Schultern. "Ich weiß! Ich vermisse ihn doch auch. Doch er ist nicht mehr da. Nachdem du ihn damals besiegt hattest ist er endlich ins Jenseits übergegangen und die Millenniumsgegenstände sind ebenfalls für alle Zeiten unerreichbar. Er wird nicht zurückkommen. Du musst das irgendwann akzeptieren. Und dadurch, dass du niemals mehr Duellmonsters spielen willst, änderst du auch nichts."

"Das weiß ich!", meint Yugi bedrückt, "Aber jedes Mal wenn ich diese Karten benutze, muss ich wieder an ihn denken und an all das, was durch dieses Spiel geschehen ist. Ich bringe es einfach nicht mehr über mich, mich zu duellieren. Vielleicht bin ich ja irgendwann darüber hinweg."

Vor seinem inneren Auge taucht das Gesicht seines Freundes auf. Ganz deutlich sieht er ihn vor sich. Das Gesicht ist sein eigenes, so wie er sich jetzt jeden Morgen im Spiegel sieht, aber diese Miene strahlt eine ungeheure Selbstsicherheit aus. Sie strotzt so vor Selbstvertrauen, Zuversicht und Überlegenheit und gleichzeitig drückt dieses Lächeln eine solche Freundschaft und tiefes Vertrauen in seine Freunde aus. Wie als Ermutigung hebt nun die Gestalt von seinem Freund den ausgestreckten Daumen als wollte sie sagen: Kopf hoch Yugi! Du schaffst das schon! Ich bin immer bei dir!

Yugi seufzt. Aber er ist nicht mehr da und in sich fühlt er manchmal eine geradezu schmerzliche Leere. Atemu!, denkt er bei sich im Stillen, Warum musste das alles nur so kommen?

Die Herausforderung

"Was, du hast deinen Eltern noch nichts davon erzählt?", fragt Itaru verwundert.

"Ich dachte mir, ich warte lieber bis ich mir ein starkes Deck gebaut habe und mal ein paar Duelle gewonnen habe", erklärt Yami munter, "Was meint ihr was die dann für Augen machen werden!" Gemächlich schlendern die drei über den Schulflur auf dem Weg zur Mensa.

"Keine schlechte Idee", bestätigt Keiko, "Und wann willst du dir das Deck bauen?"

"Eigentlich wollte ich das heute Abend machen", sagt Yami, "Wollt ihr mir nicht dabei helfen? Ich könnte ein paar gute Ratschläge von dir brauchen, Keiko"

"Na klar!", meint Keiko begeistert, doch dann wird ihre Miene wieder ernst, "Nein, tut mir leid, heute Abend geht es nicht. Allwöchentliches Familienabendessen!", sie seufzt, "Mein Vater meint, da in unserer Familie ständig irgendjemand irgendwo unterwegs ist, bekommen wir uns kaum noch zu sehen und deshalb hat er einen Abend in der Woche eingeführt wo wir alle gemeinsam Abendessen. Anwesenheit für Familienmitglieder ist Pflicht. Paps rastet aus wenn ich da nicht erscheine."

"Ach so!", enttäuscht schaut Yami sie an.

"Und ich habe von dem Spiel eh keine große Ahnung", fügt Itaru hinzu, "Ich werde dir dann auch keine große Hilfe sein."

"Aber morgen vielleicht!", versucht Keiko ihn zu beschwichtigen, "Morgen hab ich Zeit. Was hältst du davon, wenn wir morgen Abend bei dir übernachten und dann dein Deck zusammenstellen?" Sofort hellt sich Yamis Miene auf: "Klar! Solange kann ich nun auch noch warten. Dann morgen Abend also."

Hoch richtet Itaru sich auf: "Und dann wirst du es allen zeigen, nicht wahr Yami. Ich kann es schon deutlich vor mir sehen: Yami Muto, der König der Spiele!" Großräumig gestikuliert er dabei und bemerkt aber nicht, dass ein paar hinterlistige Augen ihn aufmerksam beobachten.

"Na wenn das nicht schon wieder Yami Muto und die anderen beiden Großmäuler sind!", ertönt es nun hinter ihnen. Die drei fahren herum. Vor ihnen steht wieder Emura und seine Kollegen vom Flurdienst. "Hatten wir euch nicht gerade erst gestern ermahnt, nicht wieder gegen die Schulordnung zu verstoßen? Ich denke ich hatte euch gesagt, was beim nächsten Mal passiert."

"Was willst du schon wieder, Emura?", fragt Itaru gereizt, "Was für einen Verstoß spinnt ihr euch denn diesmal zusammen?"

Grimmig funkelt ihn der große Junge an: "Pass gefälligst auf deinen Ton auf, Klugscheißer! Bei euch brauch man sich gar nichts ausdenken. Es genügt völlig euch im Auge zu behalten. Das Geschreie auf dem Flur ist verboten, klar? Also reiß deine Klappe nicht so weit auf!"

"Geschreie?", fragt Itaru ungläubig, "Euch fällt auch wirklich immer wieder was Neues ein. Wer schreit denn hier bitte?"

"Na du doch!", meint einer der anderen beiden, "Yami Muto, der König der Spiele? Das ich nicht lache!" Nun beugt sich auch der dritte hämisch zu Yami herunter, der unsicher vor dem groben Gesicht zurückweicht. "Na Kleiner? Du und König der Spiele? Wusste gar nicht, dass du unter die Komiker gegangen bist."

"Es reicht!", ruft Emura seine Kollegen scharf zur Ordnung, worauf hin die beiden sogleich gehorchen. Dann wendet er sich wieder an Itaru: "Ich hatte dir gesagt, was euch beim nächsten Verstoß blüht. Aber offenbart wollt ihr es unbedingt auf die harte Tour lernen."

"Was soll das, Emura?", mischt sich nun auch Keiko ein, "Du suchst doch bloß Streit. Diese ganze Flugdienst-Sache ist doch bloß ein Vorwand um dich ungestraft austoben zu können, du mieser, kleiner Sadist! Und dabei ist es dir doch völlig egal was die Regeln besagen."

Kaum hat sie den Satz beendet, als sie eine schallende Ohrfeige trifft. Irritiert und ungläubig hält sie sich die Wange. "Was weißt du denn schon, du kleine Schlampe!", ruft Emura erbost, "Ich mache die Regeln! Hier an dieser popligen Schule gibt es niemanden der mir das Wasser reichen kann, deshalb bin ich hier das Gesetz und ihr kleinen Würmer tut gefälligst das was ich euch sage!"

"Was soll das?", ertönt auf einmal Yamis aufgebrachte Stimme, "Du hast kein Recht sie zu schlagen. Du bist ein hinterhältiger, mieser Kerl und verdienst es nicht hier die Aufsicht zu haben!" Ruckartig fährt Emura herum. Hochaufgerichtet und mit einem verächtlichen Grinsen schaut er auf Yami herab, dem plötzlich doch unwohl in seiner Haut wird. Er weiß selbst nicht was ihn veranlasst hat so selbstmörderisch für seine Freundin Partei zu ergreifen.

"Schau an!", meint Emura geringschätzig, "Da hat wohl plötzlich jemand ein Rückgrat bekommen! Aber diese Flausen werde ich dir gleich wieder austreiben, Yami Muto! Du meinst ich hätte kein Recht Leute zu schlagen? Ich werde dir gleich zeigen, dass ich jedes Recht habe das ich will!"

Mit diesen Worten holt er aus und verpasst Yami einen harten Schlag ins Gesicht so dass er zu Boden geht.

"Yami!", ruft Keiko besorgt aus.

"Yami, alles okay mit dir?", ruft nun auch Itaru.

"Ruhe ihr Nieten!", donnert Emura, "Zu euch komme ich auch gleich. Ihr wollt eine Abreibung haben? Die könnt ihr bekommen!" Schon wendet er sich ihnen zu und es sieht ganz danach aus, dass es Itaru diesmal wirklich an den Kragen geht.

Auf einmal ertönt eine ernste Stimme hinter ihnen: "Emura! Ich bin noch nicht fertig mit dir! Dreh dich gefälligst wieder um!" Verblüfft wendet Emura sich wieder der Stimme zu. Vor ihm steht Yami. Er hat eine blutende Unterlippe aber er steht aufrecht da und sein Blick ist finster. Mit einem herausfordernden Blick fixiert der den Flurdienst. Einen Augenblick lang ist Emura irritiert. Warum steht der Kerl noch? Warum wiedersetzt er sich noch immer, obwohl ihm klar sein sollte, dass er den Kürzeren ziehen wird? Nun ja, das wird er ihm austreiben.

"Hast du noch nicht genug, Kleiner brauchst du unbedingt noch eine Abreibung?" Drohend kommt er auf ihn zu.

Doch Yami verschränkt nur die Arme und schaut ihm entschlossen entgegen. "Du hältst dich für so stark, nicht wahr?", meint er ernst, "Du vergreifst dich gerne an Kleineren, oder? Verständlich, da brauchst du ja auch kleine Angst zu haben mal der Unterlegene zu sein. Du bist einfach nur ein riesiger Feigling, der sich gerne an Schwächeren vergreift. Aber das werde ich mir nicht länger gefallen lassen! Hörst du? Ich lasse nicht länger zu, dass du deine Macht so missbrauchst!"

Emura starrt ihn verblüfft an, doch dann verzieht sich seine Mine zu einem spöttischen Grinsen. "Du bist wohl lebensmüde, Kleiner, was? Ich werde dich in winzige Teile brechen, mal sehen ob du dann noch so große Töne spuckst!" Schon will er auf Yami los gehen.

"Halt!", dieser scharfe Ruf hält ihn jedoch unwillkürlich auf, "Ich schlage dir etwas vor, Emura!" Noch immer steht Yami mit verschränkten Armen da und funkelt seinen Gegenüber entschlossen an. Inzwischen hat sich bereits eine größere Menschenansammlung um die Szene gebildet.

"Und was?", will Emura nun ungeduldig wissen.

Gelassen erwidert Yami seinen Blick: "Ich schlage dir ein Spiel vor. Wenn du gewinnst, kannst du mit mir machen was du willst. Aber wenn ich gewinne, dann wirst du uns für immer in Ruhe lassen und deinen Dienst als Flurdienst quittieren!"

Zunächst schaut der große Junge ziemlich ungläubig drein, dann bricht er in schallendes Lachen aus. "Du hast wohl eins zuviel auf den Kopf bekommen, Kleiner! Sagst du mir auch, warum ich mich darauf einlassen sollte?"

"Ganz einfach!", meint Yami ruhig, "Fast die ganze Schule schaut zu. Willst du wirklich, dass sie von dir denken, du hättest vor einer Herausforderung gekniffen? Sollen sie wirklich von dir denken, dass dir die Herausforderung eines kleinen Jungen wie mir solche Angst macht, dass du es vorziehst ihr aus dem Weg zu gehen?"

Unbehaglich schaut Emura sich um. Er hat recht, um sie herum steht eine große Menge Schüler und verfolgen mit großem Interesse wie die Auseinandersetzung dieser beiden ungleichen Gegner weitergehen wird. Emuras Blick verfinstert sich. Der kleine Scheißer hat recht. Wenn er ihn jetzt eine verpasst, werden die anderen denken, dass er zu feige war, um diese dreiste Herausforderung anzunehmen. Damit hat er ihn in eine richtige Zwickmühle gebracht. Aber das wird er ihm heimzahlen. Er wird es noch sein Leben lang bereuen ihm dieses Angebot gemacht zu haben!

"Also schön, du kleiner Irrer, ich akzeptiere", grimmig funkelt er ihn an, "Du hast mein Wort. Ich wird euch in Ruhe lassen und den Flurdienst an den Nagel hängen, wenn ich verliere. Aber wenn ich dich besiegt habe, werde ich dir und deinen Freunden jeden einzelnen Knochen im Leib brechen, verstanden?"

"Lass dich nicht darauf ein, Yami!", versucht Itaru seinen Freund zur Vernunft zu bringen, "Mit dem Kerl kannst du so nicht umspringen, der wird dich fertig machen!"

"Zu spät!", ruft Emura, "Die Abmachung steht! Also was sagst du, du kleiner Verlierer?"

Doch Yami zeigt sich davon kein bisschen beeindruckt. Noch immer erwidert er entschlossen Emuras Blick. "Es gilt!", sagt er trocken.

Emura lacht spöttisch auf: "Und was für eine Art Spiel soll das nun sein?"

"Das erfährst du noch früh genug!", meint Yami, "Wir treffen uns nach der Schule in der Mensa. Bis dahin habe ich alles vorbereitet. Aber ich sage dir gleich: Ich werde dich ganz sicher nicht gewinnen lassen!"

Wieder lacht Emura auf. "Du bist ja heute ganz schön mutig, oder bist du einfach nur lebensmüde? Aber keine Sorge, ich werde da sein und dann mach ich dich fertig! Freu dich schon mal drauf!"

"Wie du meinst", entgegnet Yami, "Aber sei pünktlich. Du weißt ja, dass es gegen die Schulordnung verstößt wenn man zu spät kommt."

Wütend funkelt Emura ihn an, doch da so viele Leute um sie herum stehen, zieht er es vor im Augenblick nichts gegen diesen dreisten, kleinen Spinner zu unternehmen. Ärgerlich wendet er sich zum Gehen. "Bis später, du kleine Kröte! Und bring besser einen Sarg mit!" Dann ist er auch schon mit seinen beiden Kumpels um die nächste Ecke verschwunden. Nach ein paar irritierten Momenten zerstreut sich auch der Rest der Umstehenden.

Keiko tritt nun an Yami heran. "Sag mal bist du übergeschnappt, Yami? Was hast du dir da bloß gerade bei gedacht. Mit Emura war noch nie zu spaßen, er wird dich auseinander nehmen."

Yami schaut zu Boden: "Ich weiß doch. Aber ich konnte es doch nicht zulassen, dass er dich schlägt. Diesmal ist er zu weit gegangen. Irgendjemand muss ihn doch mal aufhalten."

Itaru schaut seinen Freund fassungslos an: "Aber gestern sagtest du doch noch, dass nicht du dieser jemand sein wirst. Wie bist du denn jetzt bloß auf dieses schmale Brett gekommen, dich mit ihm anzulegen?"

Nun schaut Yami auf. "Ich habe keine Ahnung!", gibt er zu, "Aber ich bin auf einmal so wütend geworden. Der Kerl kann doch nicht einfach machen was er will. Und ich weiß, dass ich ihn schlagen kann. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er nie wieder jemanden verletzen, das schwöre ich euch!" Zornig ballt er die Fäuste.

Unsicher schauen seine Freunde ihn an. "Ist auch alles in Ordnung mit dir, Yami?", fragt Itaru, "Ich hab dich bisher noch nie so wütend gesehen."

Yami wischt sich über die blutende Unterlippe. "Keine Sorge!", meint er, "Mir geht es gut. Aber um unser Spiel zu machen, brauche ich noch ein paar Sachen. Wir treffen uns nachher in der Mensa." Mit diesen Worten lässt er sie stehen.

Völlig verblüfft schauen ihm die anderen beiden hinterher. "Was soll man dazu sagen?", fragt Itaru kopfschüttelnd.

Auch Keiko ist von der plötzlichen Entschlossenheit ihres Freundes überrascht. "Oh Yami, ich hoffe du weißt was du tust!", sagt sie besorgt.

Lass uns spielen!

Nach dem Unterricht ist die Mensa gerammelt voll. Schüler aus allen Klassen sind erschienen um dieser ungewöhnlichen Herausforderung beizuwohnen. Auch Keiko und Itaru sind dort, von den Kontrahenten fehlt jedoch bisher jede Spur. "Meinst du er kommt wirklich?", raunt Itaru seiner Cousine zu.

"Bestimmt!", gibt sie zurück, "Feige ist Yami noch nie gewesen und immerhin war das Ganze ja seine Idee."

In diesem Moment entdecken sie ihren Freund der sich gerade einen Weg durch die Menge bahnt. Ein erfreutes Lächeln steht ihm im Gesicht. "Da seid ihr ja!", meint er erleichtert, "Ich war mir nicht sicher, ob ihr auch kommen würdet."

"Aber natürlich sind wir gekommen!", ruft Itaru, "Du hast doch wohl nicht etwa gedacht, dass wir dich hängen lassen, oder?"

"Na ja", meint Yami während er verlegen die Zeigefinger zusammen tippt, "Ich dachte nur... Wenn ich verliere wird Emura mit euch das selbe anstellen wie mit mir und während ich unterwegs war dachte ich daran, dass es ziemlich unfair euch gegenüber war, euch in die Sache mit hineinzuziehen. Ich... könnte es verstehen, wenn ihr euch lieber in Sicherheit bringen wollt."

Groß starren die beiden ihn an. Doch dann fasst Keiko sich wieder. "Nein Yami! Du hast deinen Kopf riskiert um uns endgültig von diesem Kerl zu befreien. Du bist der Einzige an dieser Schule der je den Mut gehabt hat, ihm die Stirn zu bieten. Ich weiß, dass du ihn schlagen kannst. Wir vertrauen dir, du schaffst das! Und selbst wenn nicht. Wir werden trotzdem zu dir halten, egal was er mit uns anstellt. Wir werden dich auf keinen Fall im Stich lassen!"

"Ja genau!", fügt auch Itaru hinzu, "Zeig diesem Scheißkerl wo der Hammer hängt! Du kannst ihn schlagen, wir stehen völlig hinter dir, verlass dich drauf!"

Mit einem dankbaren Lächeln blickt Yami seine Freunde an: "Danke Leute! Das bedeutet mir unheimlich viel! Ich werde ihn besiegen, ich verspreche es!"

In diesem Moment geht ein Raunen durch die Menge und dort wo sie sich teilt erscheinen plötzlich Emura und seine Kumpels.

"Es geht los!", murmelt Yami und tritt vor.

"Also schön, hier bin ich!", meint Emura lautstark, "Was für eine Art Spiel soll das nun werden?" Yami atmet ein letztes Mal tief durch, dann tritt er seinem Kontrahenten entgegen.

"Dieses Spiel wird dir gefallen!", meint er, "Du legst doch so viel Wert auf Schnelligkeit und Reflexe. Nun kannst du ja mal beweisen wie es damit bei dir bestellt ist."

"Spann mich nicht länger auf die Folter. Ich hab heute noch mehr zu tun. Ich muss noch ein paar Nasen verbeulen, wenn du verstehst was ich meine."

"Also schön!", beginnt Yami zu erklären, "Wir werden an diesem Tisch dort spielen." Er zeigt auf einen viereckigen Mensatisch. "Ich habe uns eine ganze Menge Bierdeckel, also Bierglasuntersetzer besorgt. Wir legen diese Bierdeckel abwechselnd auf die Tischkante. Dann werden sie mit dem Handrücken hochgeschnippt und aufgefangen."

Verächtlich schaut Emura auf ihn herab: "Das Spiel ist mir bekannt. Und weiter?"

"Nicht so hastig!", meint Yami ruhig, "Jedes Mal wenn wir es geschafft haben, wird in der nächsten Runde ein weiterer Bierdeckel draufgelegt. Wer die meisten Bierdeckel gleichzeitig auffangen kann, hat gewonnen. Wer die Deckel fallen lässt hat verloren!"

Emuras Augen werden schmal. Yami fixiert ihn mit einem schiefen Blick: "Das sollte für jemanden mit deinen Reflexen und deiner Schnelligkeit ja wohl kein größeres Problem sein, oder?"

"Lass deine dummen Witze! Fangen wir an!"

"Wie du willst. Das Spiel beginnt!"

Die beiden nehmen an den gegenüberliegenden Seiten des Tisches Platz. "Ach, noch was", fügt Yami noch hinzu, "Schummeln ist selbstverständlich verboten. Wer den anderen behindert, verliert automatisch!"

"Pah, um dich zu schlagen, muss ich gar nicht schummeln!", grollt Emura, "Dich erledige ich auch so!"

"Dann zeig was du kannst! Du darfst auch anfangen!"

"Worauf du dich verlassen kannst!"

Vorsichtig legt Emura einen Bierdeckel auf die Tischkante und schnippt ihn hoch. Lässig fängt er ihn auf.

"Sehr gut!", meint Yami, "Nun bin ich dran!" Auch er postiert einen Bierdeckel auf der Tischkante um ihn anschließend hoch zu schnippen und souverän aufzufangen. Emuras Gesicht verfinstert sich. Er legt einen zweiten Bierdeckel über den ersten und schnippt beide hoch. Auch diese fängt er mit Leichtigkeit. Doch zu seinem Ärger macht Yami es ihm sogleich nach.

Das Ganze wiederholt sich immer wieder. Bis sie beim fünften Deckel angelangt sind. Der Ärger der in Emura aufsteigt wird immer größer. Wie kann dieser kleine Angeber es wagen ihn hier vor den anderen vorzuführen? Und dann noch dieses selbstgefällige Grinsen in seinem Gesicht. Na, dem wird er es zeigen! "Das Ganze wird mir hier zu langweilig!", meint er, "Ich denke wir sollten das Tempo etwas anziehen! Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich es gleich mit sieben Deckeln versuche, oder?" Gehässig grinst er Yami an.

Doch dieser erwidert seinen Blick noch genau so selbstsicher wie bisher. "Nicht die Spur! Tu dir nur keinen Zwang an!"

Zunächst starrt Emura ihn nur ungläubig an. Dann wird seine Miene wieder ernst. Verstimmt legt er sieben Bierdeckel übereinander. Ein Raunen geht durch die Umstehenden. Alle Augen sind nun auf ihn gerichtet. Unbehaglich läuft es Emura den Rücken herunter. Er darf diese sieben Dinger einfach nicht fallen lassen! Was wäre das für eine Blamage! Seine Hand zittert leicht. Doch dann fasst er sich wieder und mit einem geschickten Schnappen hat er auch diese Bierdeckel gefangen. Erleichtert lacht er auf.

"Gar nicht schlecht!", meint Yami, "Du musst ja wirklich gute Nerven haben. Besonders in einer Situation wo so viele Leute zusehen! Aber nun bin ich dran. Ich glaube wir sollten die Sache wirklich etwas beschleunigen. Ich werde es mal mit zehn Deckeln versuchen."

Emura reißt die Augen auf! "Das kann nicht dein Ernst sein!", ruft er aus.

Schief schaut Yami ihn an: "Was ist denn? Du wirst doch jetzt nicht etwa nervös werden, oder? Immerhin bin ich es, der das versuchen will. Entspann dich! Wenn du dieses Spiel gewinnen willst, musst du dich konzentrieren können."

Behutsam legt er die Bierdeckel auf die Kante. Dann atmet er einmal ruhig durch, schnippt die Deckel hoch und mit einer raschen Bewegung hat er sie auch schon gefangen. "Du bist dran!", sagt er.

Unbehaglich schaut Emura sich um. Alle Augen sind nun auf ihn gerichtet. Verflixt, wenn er im Rennen bleiben will, muss er auch zehn Deckel bringen. Aber das würde bedeuten, dass er gerade mal mit Yami gleichzieht. Was werden die anderen denken, wenn er sich nicht wenigstens traut einen draufzulegen? Sie werden denken, er hätte Angst vor diesem kleinen Klugscheißer. Nein, diese Blöße darf er sich nicht geben!

"Ich werde es mit elf versuchen!", sagt er, doch man merkt ihm deutlich an wie angespannt er ist.

"Mehr nicht?", kommt die gelassene Antwort von Yami, "Ich hätte gedacht, dass du es mindestens mit dreizehn versuchst!"

"Spar dir deine dummen Kommentare!", wettert Emura los, "Wenn ich dreizehn schaffe, musst du das auch versuchen. Also hoffe lieber, dass ich weniger nehme. Das wäre besser für dich!"

Skeptisch schaut Yami ihn an. "Was regst du dich so auf? Es steht dir doch völlig frei elf zu nehmen. Es ist doch keine Schande, wenn man erst mal etwas vorsichtiger ist. Ich dachte doch nur, weil du doch sonst immer so ein toller und starker Kerl bist dem niemand das Wasser reichen könnte. Aber natürlich darfst du auch erst mal elf probieren." Emuras Gesicht ist grimmig. Er beißt die Zähne zusammen. Dieser miese, kleine Dreckskerl. Er versucht doch wirklich ihn hier vor allen anderen lächerlich zu machen. Aber das wird er ihm büßen. Ihm wird er es zeigen!

"Das könnte dir so passen! Ich werde dreizehn nehmen!" Ein aufgeregtes Raunen geht durch die Menge. Emura blickt sich hastig um. Ihm ist inzwischen mehr als unbehaglich in seiner Haut. All diese neugierigen Augen hinter ihm und um ihm machen ihn ganz nervös. Auf keinen Fall darf er vor all diesen Leuten gegen diesen Winzling verlieren. Sein Ruf wäre völlig ruiniert. Aber genau so wenig darf er sich weiter so von diesem Kerl vorführen lassen. Der Blick den er Yami zuwirft ist tödlich. Dieser kleine Bastard! Wie kann er nur noch immer so selbstgerecht dort drüben sitzen? Ihm scheint das Ganze kein bisschen auszumachen. Wie kann das sein? Dieser überlegene Blick den er ihm zuwirft und dieses wissende Grinsen. Oh wie gerne würde er ihm jetzt dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen, aber erst mal muss er diese dreizehn Bierdeckel auffangen.

Mit zitternden Fingern legt er den Stapel auf die Tischkante. Dabei kommt er einmal bedenklich ins Kippen, doch er kann die Position gerade noch korrigieren. Emura läuft es eiskalt den Rücken herunter. Das ging gerade noch mal gut. Und das Schlimmste ist, auch die Umstehenden haben es bemerkt. Ein Raunen geht durch die Menge und hat eifriges Getuschel zur Folge. Dem Flurdienst tritt der Schweiß auf die Stirn. Können diese Idioten nicht einfach still sein, oder am besten ganz verschwinden? Mit zitternden Fingern nähert er sich dem Kartenstapel. Eine falsche Bewegung und das ganze Ding wird herunterfallen.

Auch Yami ist das nicht entgangen. "Was ist den los, Emura? Verlierst du jetzt doch die Nerven? Wenn du diese Bierdeckel fangen willst, solltest du dich erst mal wieder beruhigen. Wenn du dich nicht konzentrieren kannst, wirst du es nie schaffen."

"Halt deine Klappe!", schnauzt Emura zurück, "Es reicht schon, dass diese anderen ganzen Nieten mir so penetrant über die Schulter gucken. Da musst du nicht auch noch deine dummen Kommentare abgeben."

Ernst schaut Yami ihn an: "Weißt du was ich glaube? Ich glaube, dass du einfach Angst hast! Du bist im Grunde nichts weiter als ein riesiger Feigling, der sich hinter seiner Flurdienstbinde versteckt. Und heute kann das jeder hier sehen!"

"Was? Ich und Angst?", gibt Emura erbost zurück, "Mach dich doch nicht lächerlich!"

"Es ist mein Ernst!", meint Yami ohne ihn aus den Augen zu lassen, "Du bist ein riesiger Feigling, der sich gerne an Schwächeren vergreift. Du versuchst dir mit Gewalt Respekt zu verschaffen, aber heute siehst du was dir das eingebracht hat."

"Was meinst du damit?", will Emura wissen.

"Ganz einfach!", erklärt Yami, "Ich werde dir sagen, warum dich diese ganzen Leute so nervös machen. Weil du nämlich im Grunde ganz genau weißt, dass sie sich wünschen, dass du verlierst! Sie wollen dich ein für alle Mal los werden und deshalb können sie es gar nicht abwarten, dass du versagst. Du hast deine Mitmenschen immer wie Dreck behandelt. Kein Wunder, dass sie alle hergekommen sind um deiner Niederlage beizuwohnen. Du hast an dieser Schule keinen einzigen Freund. Du bist alleine und bisher warst du sogar stolz darauf. Doch wenn du heute gegen einen kleinen, unscheinbaren Kerl wie mich verlierst, wirst du in ihren Augen auch noch das letzte bisschen Respekt verloren haben. Und das weißt du. Und weil du davor so schreckliche Angst hast, kannst du dich auch nicht konzentrieren und deshalb wirst du bei diesem Spiel niemals gewinnen können. Du hast keine Chance!"

Ungläubig und fassungslos starrt Emura Yami an. Seine Worte haben sich tief in sein Bewusstsein eingeschnitten. Der Kleine hat recht! Er hat sogar vollkommen recht. Die Blicke der anderen bohren sich schmerzlich in seinen Rücken. Nein, das hält er einfach nicht länger aus. Er muss hier weg! Aber erst muss er noch die dreizehn Bierdeckel auffangen. Wieder nähert sich seine Hand dem Stapel. Er schwitzt. Sein Herz klopft bis zum Hals. Das Gemurmel hinter ihm schwillt zu einem Orkan an. Seine Hand beginnt stärker zu zittern. So kann er die Deckel unmöglich auffangen. Aber er muss! Er kann nicht verlieren! Er darf nicht verlieren! Nicht gegen diesen kleinen Winzling! Er wird nicht verlieren!

Schon nähert sich seine Hand dem Stapel. Mit einer hastigen Bewegung schnippt er sie hoch. Doch kaum hat er sie berührt, ist ihm auch schon klar, dass der Stoß viel zu heftig war. Das Zittern hat seinen Stoß verstärkt und sämtliche Bierdeckel fliegen wild durcheinander durch die Luft. Wie in Zeitlupe sieht er sie fallen und das Auftreffen auf dem Boden kommt ihm wie Donnerschläge vor.

Doch viel größer noch ist der Jubel, der nun um ihn herum ausbricht. Sämtliche Anwesenden, die gespannt die Luft angehalten haben, schreien ihre Begeisterungsrufe heraus. Keiko fällt Yami um den Hals: "Du hast gewonnen! Ich wusste, dass du es schaffst!"

Auch Itaru schlägt seinem Kumpel freudig auf den Rücken: "Echt stark, Kumpel! Du hast ihn wirklich besiegt. Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet!" Zufrieden schaut Yami zu seinen Freunden hoch. Man kann ihm deutlich ansehen wie erleichtert er ist. Von allen Seiten ruft man ihm jetzt lobende und anerkennende Worte zu. Die ganze Mensa ist in Aufregung.

Wie erstarrt steht Emura da. Er hat verloren! Gegen diesen Kerl! Das kann doch gar nicht sein! Von allen Seiten her wird er nun ausgelacht. Nicht ein freundliches Wort erreicht ihn. Viele schauen ihn nur missgünstig, verächtlich und abwertend an. Langsam steigt der Ärger in ihm hoch. Schließlich hält er es nicht mehr aus.

"Du mieser kleiner Betrüger!", schreit er Yami an, "Wie hast du das angestellt, sag schon! Wie konnte ich gegen einen wie dich verlieren? Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Ich habe weit mehr Mumm als du jemals haben wirst. Aber du hast mich hier vor allen Leuten wie einen blutigen Anfänger vorgeführt. Du musst von vornherein gewusst haben, dass du gewinnst, wie konntest du sonst die ganze Zeit so ruhig bleiben? Du musst irgendwie betrogen haben, und ich will jetzt auf der Stelle wissen wie!"

Von allen Seiten treffen Emura nun ärgerliche Blicke, doch das ist ihm egal. Wütend baut er sich vor Yami auf. Doch der dreht sich nun zu ihm um und schaut ihm direkt ins Gesicht. "Emura, ich habe nicht betrogen! Aber warum ich so ruhig bleiben konnte, während du immer nervöser geworden bist, wirst du niemals verstehen können. Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich Freunde die zu mir halten, egal was kommt. Sie haben mir vertraut. Sie standen die ganze Zeit hinter mir. Sie waren überzeugt, dass ich es schaffen würde und das hat mir Ruhe gegeben. Ich kann mich hundertprozentig auf sie verlassen, weil sie mir vertraut haben."

"Du hast nur für dich und deinen Stolz gekämpft, ich hingegen um meine Freunde zu beschützen. Du dachtest, du müsstest auf jeden Fall allen beweisen wie toll du bist, deshalb war der Leistungsdruck bei dir so groß. Von mir glaubte man nicht wirklich, dass ich es schaffen könnte, deshalb gab es für mich nur etwas zu gewinnen und nichts zu verlieren."

"Aber das Wichtigste ist: Selbst wenn ich verloren hätte, hätten meine Freunde noch zu mir gestanden. Ganz gleich wie es ausgegangen wäre, ich kann mich immer auf sie verlassen und deshalb konnte ich völlig entspannt an die Sache herangehen, im Gegensatz zu dir. Du bist das Opfer deiner eigenen Überheblichkeit und Angst und nun benimm dich wie ein Mann und sieh es ein!"

Sprachlos starrt Emura Yami an. Alle Farbe ist aus seinem Gesicht gewichen. Ein paar mal schnappt er nach Luft, doch dann dreht er sich um und läuft fast panisch davon, während ihm mehrere schadenfrohe und ärgerliche Rufe hinterher hallen.

Neue Sorgen

Es dauert fast eine ganze Stunde, ehe in der Mensa wieder Ruhe eingekehrt ist. Yami, Keiko und Itaru machen sich daran zu gehen. In der letzten Stunde haben viele Schüler Yami zu seinem Sieg gratuliert und sich dafür bedankt, sie endlich von diesem tyrannischen Flurdienst befreit zu haben. So viel wohlwollende Aufmerksamkeit ist dem jungen Mann schon beinah unangenehm.

"Ich fasse es immer noch nicht!", meint Itaru während sie das Gebäude verlassen, "Du hast den Kerl tatsächlich in seine Schranken gewiesen. Aber ich verstehe immer noch nicht wie du das angestellt hast." "Na ja, "Meint Yami verlegen, "im Grunde musste ich doch nur dafür sorgen, dass er sein Selbstvertrauen verliert und nervös wird. All die Zuschauer haben dann den Rest erledigt. Mir war plötzlich klar, was für ein schrecklicher Heuchler er eigentlich ist. Irgendwie kann er einem sogar leid tun." Verwundert schaut Itaru seinen Freund an. "Mag ja vielleicht sein. Aber das erklärt noch immer nicht, warum du so geschickt mit diesen Bierdeckeln bist. Auch wenn er nervös geworden ist, woher konntest du wissen, dass du auf jeden Fall diese Dinger fangen würdest? Hättest du nur einmal daneben gegriffen, währe deine ganze Strategie nach hinten losgegangen. Ich wusste gar nicht, dass du das so gut kannst."

Nachdenklich schaut Yami zu Boden. "Ich weiß es nicht. Irgendwie wusste ich, dass ich es schaffen würde." Ja, woher kann er das so gut? Diese Frage beschäftigt ihn schon eine ganze Weile. Und woher hat er plötzlich den Mut gefunden, Emura entgegenzutreten? Noch vor einer Woche währe ihm das nicht im Traum eingefallen. Außerdem währe er niemals von selbst auf all die Worte gekommen, die er ihm an den Kopf geworfen hat. Doch vorhin war es ihm, als wenn er ganz genau gewusst hätte, was er zu sagen hatte. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Irgendwie ist ihm die Sache nicht ganz geheuer. Besser er sagt seinen Freunden erst mal nichts davon. Sie würden sich nur unnötig Sorgen machen und im Augenblick, hat er ja selbst noch keine Erklärung dafür, also ist es wohl besser das erst mal für sich zu behalten.

"Na ja, jedenfalls wird der Kerl jetzt nie wieder den Aufpasser markieren", meint Keiko, "Die Blamage von heute wird er nicht so einfach wegstecken. Kein Mensch wird ihn mehr ernst nehmen. Ihm wird gar nichts anderes übrigbleiben als den Dienst zu quittieren. Das hast du wirklich prima gemacht, Yami!"

Langsam schlendern die drei die Straße hinunter. Auf einmal sehen sie vor sich eine größere Menschenansammlung. Neugierig kommen sie näher. Nun bemerken sie, dass sich all die Menschen vor einem neueröffneten Spielladen der Kaiba Corporation drängen. "Was ist denn hier los?", fragt Yami einen Passanten. "Hast du das noch nicht gehört?", kommt die Rückfrage, "Kaiba Corp eröffnet überall in der Stadt neue Spielwahrengeschäfte. Und was man so hört, sollen die Preise die reinsten Schnäppchen sein. Das kann man sich doch nicht entgehen lassen!"

"Eine neue Spielwarenkette", murmelt Yami, "Das wird Papa aber gar nicht gefallen. Wir sollten lieber schnell nach hause." Die beiden anderen nicken und hastig machen sie sich auf den Weg zu dem Spielgeschäft, dass Yamis Vater leitet.

Gerade als sie ankommen, sehen sie wie die Eingangstür aufgeht und ein Typ im vornehmen Anzug heraustritt. Nun dreht er sich noch einmal um und sagt: "Sie sollten sich das noch einmal gut überlegen. Die Zukunft des Spielhandels in dieser Stadt gehört Kaiba Corp und wenn sie das nicht einsehen, könnten sie das eines Tages noch bereuen!" Dann steigt er steif in das elegante Auto vor dem Laden und braust davon.

Eilig betreten Yami und seine Freunde den Laden. Im inneren finden sie Yamis Vater vor. Er lehnt mit verschränkten Armen an seiner Verkaufstheke und starrt finster vor sich hin. "Hallo Papa! Was ist denn los?", fragt Yami aufgeregt. Yugi hebt den Blick und schaut seinen Sohn streng an: "Wo bist du gewesen? Die Schule ist schon längst vorbei. Deine Mutter und ich haben uns Sorgen gemacht."

Schuldbewusst schaut Yami zu Boden: "Tut mir leid! Uns ist etwas dazwischen gekommen." "Ja, da war nämlich so ein Typ, der sich wieder mit Yami anlegen wollte", erzählt Itaru eifrig, "Aber das ist ihm diesmal gar nicht gut bekommen!" Yugi hebt die Brauen: "Was? Du hast dich doch wohl nicht etwa mit jemanden geschlagen?" Hastig mischt sich Yami ein: "Nein, nein! Itaru übertreibt. Es ist wirklich nichts passiert. Es gab nur wieder eine kleine Meinungsverschiedenheit. Aber diesmal haben mir ein paar von den größeren Schülern geholfen, also ist die ganze Sache noch glimpflich ausgegangen. Allerdings hat uns das Ganze ein bisschen aufgehalten. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen!"

Kritisch mustert Yugi seinen Sohn. Das entschuldigende Lächeln soll offenbar deutlich machen, dass alles in Ordnung ist. Trotzdem glaubt er ihm nicht. Die leicht geschwollene Unterlippe seines Sohnes spricht eine andere Sprache. Irgendetwas ist vorgefallen und er will ihm nicht sagen was. Yugi ist unsicher. Soll er seinen Sohn darauf ansprechen, oder lieber so tun, als ob er ihm diese kleine Lüge abkaufen würde? Aber was kann seinen Sohn dazu veranlassen, seinen Vater anzulügen? Was auch immer es ist, es muss ihm sehr wichtig sein, sonst würde er es niemals tun. Er seufzt leicht. Also schön, er wird so tun, als ob er nichts ahnt. Er vertraut seinem Sohn. Wenn er meint, dass der richtige Moment gekommen ist, wird er schon selbst davon erzählen.

"Na gut, wenn du das sagst", entgegnet Yugi nun, "Geh besser gleich nach oben. Deine Mutter wartet schon mit dem Essen." Doch Yami geht noch etwas anderes durch den Kopf. "Wer war denn der Typ, der eben aus dem Laden gekommen ist? Er sah so ärgerlich aus. Was wollte der denn?" Yugi seufzt. "Das war ein Mitarbeiter der Kaiba Corporation. Sie wollen unseren Spielladen kaufen." "Was?", entfährt es Yami und den anderen, "Aber was will Kaiba denn mit unserem Laden?" "Ich weiß es nicht", gibt Yugi nachdenklich zu, "Ich bin aus Kaiba noch nie wirklich schlau geworden. Jedenfalls habe ich dem Mann gesagt, dass ich auf keinen Fall verkaufe und darüber war er anscheinend nicht sehr erfreut."

"Richtig so!", meint Yami aufgeregt, "Du kannst doch schließlich nicht einfach den Laden verkaufen, den dir dein Großvater vererbt hat." Yugi lächelt seinen Sohn sanft an: "Nein, du hast recht. Das kann ich nicht. Und du kannst mir glauben, dass es niemals soweit kommen wird." "Es sei denn, die neue Kaiba-Spielekette fängt die ganzen Kunden weg", mischt sich Itaru nun ungeniert ein.

Kritisch mustert Yugi ihn nun: "Was meinst du damit?" "Hast du das denn noch nicht gehört?", fragt Yami, "Kaiba Corp eröffnet überall in der Stadt große Spielwarengeschäfte." "Und sie bieten die Ware zu Spottpreisen an", fügt Keiko hinzu, "Die Leute stehen regelrecht Schlange davor." Yugis Mine verfinstert sich: "Das gefällt mir nicht. Was hat das Ganze zu bedeuten?" Mit großen Augen schauen die drei jungen Leute ihn an. Als er das bemerkt hellt sich seine Mine wieder auf. "Aber das muss nicht eure Sorge sein!", meint er freundlich, "Um solche Dinge braucht ihr euch nicht zu kümmern. Geht ruhig nach oben. Wenn ihr wollt könnt ihr gerne mitessen."

Zunächst zögernd, doch dann freundlich nickend verschwinden die drei nach oben. Kaum sind die drei außer Sicht wird Yugis Mine wieder ernst. Wenn ich nur wüsste was Kaiba vorhat. In letzter Zeit ist es so ruhig um ihn gewesen. Was plant er jetzt schon wieder? Nachdenklich kratzt sich Yugi am Kopf. Seto Kaiba, was hast du vor?

Während sich sein Vater unten im Laden noch seine eigenen Gedanken macht, beschäftigt die drei auf der Treppe ein ganz anderes Problem. "Warum hast du deinem Vater nicht die Wahrheit gesagt?", will Itaru wissen, "Du hättest ihm doch ruhig sagen können, dass du dem Kerl die Leviten gelesen hast und das Ganze ohne einen einzigen Schlagabtausch."

Yami schaut nachdenklich zur Seite: "Nein! Ich will nicht, dass meine Eltern davon erfahren." "Aber wieso denn nicht?", fragt Keiko erstaunt, "Sie währen bestimmt wahnsinnig stolz auf dich." "Das ist es nicht...", meint Yami zögernd, "Ich möchte sie nicht unnötig beunruhigen. Sie würden dann alles ganz genau wissen wollen und ich bin mir im Moment selbst noch nicht ganz sicher was das vorhin genau war." Verwundert schauen seine Freunde ihn an. Als Yami das bemerkt setzt er gleich wieder ein fröhliches Gesicht auf. "Keine Sorge, ich bin in Ordnung!", meint er munter, "Ich denke nur manchmal einfach zu viel nach, das ist alles." Skeptisch betrachten die beiden ihn. Schließlich meint Itaru: "Also das kannst du echt laut sagen, Kumpel." "Hat dir schon mal einer gesagt, dass du manchmal ziemlich eigenartig bist, Yami?", fragt Keiko irritiert. Groß schaut Yami sie an: "Findest du?" Abschätzend erwidert sie seinen Blick. "Ja, unbedingt!", grinst sie schließlich.
 

"Was soll das heißen: Er hat abgelehnt?", aufgebracht starrt Kotaro Kaiba seinen Untergebenen an. "Wie ich sagte, Kaiba-sama, er hat unser Angebot entschieden abgelehnt." "Sie inkompetente Niete!", grollt Kaiba, "Haben sie ihm nicht klar gemacht um welche Summe es dabei ging?" "Selbstverständlich, Kaiba-sama. Aber er sagte, ganz gleich wie hoch der Preis auch währe, er würde niemals verkaufen. Er meinte, er hätte den Laden noch von seinem Großvater geerbt und würde sich allein schon aus persönlichen Gründen nicht von dem Geschäft trennen können, um keinen Preis der Welt."

Mit finsterer Mine lehnt Kaiba sich in seinem Chefsessel zurück. "So ein Unsinn! Jeder Mensch hat seinen Preis. Man muss nur herausbekommen welcher das ist." Der erfolglose Angestellte wirkt etwas verlegen. "Wenn sie mir diese Bemerkung erlauben, Kaiba-sama, Ich glaube nicht, dass dieser Mann an Geld interessiert ist." "Wer hat sie nach ihrer Meinung gefragt?", erwidert Kaiba scharf, "Dieser Sturkopf glaubt vielleicht, dass Geld für ihn keine Rolle spielt, doch ich frage mich, wie die Sache aussieht, wenn plötzlich die Kunden ausbleiben und er kein Geld mehr verdient um seine Familie zu versorgen."

Würdevoll erhebt er sich und umrundet gemächlich seinen Schreibtisch. Seinen Untergebenen bedenkt er mit einem geringschätzigen Blick. "Wer ist dieser Typ? Finden sie alles über ihn heraus was sie können. Familie, Freunde, Bekannte, Vergangenheit... Ich will alles wissen. Währe doch wohl gelacht, wenn man diesen Kerl nicht davon überzeugen könnte, dass es das Beste währe zu verkaufen. Wie ist sein Name?"

Ein wenig unbehaglich versucht der Mann dem stechenden Blick seines Vorgesetzten auszuweichen. "Nun, sein Name ist Yugi Muto. Wahrscheinlich haben sie schon einmal von ihm gehört." Kaibas Augen fliegen auf. "Yugi Muto!", wiederholt er, dann beginnt es hinter seiner Stirn zu arbeiten. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Ausgerechnet dieser Kerl macht ihm jetzt Schwierigkeiten. Der Erzrivale seines Vaters. Der einzige Mensch, den sein Vater niemals besiegt hat. Gerade dieser Kerl steht ihm jetzt hier im Wege?

Kotaro Kaiba ballt die Fäuste. Und das wo er so kurz vor seinem Ziel steht. Ihm war von vornherein klar, dass er die ungeheuerliche Forderung seines Vaters nur erfüllen kann, wenn es ihm gelingt ein Monopol auf den Spielevertrieb zu erlangen. Doch dazu muss er alle anderen Konkurrenten ausschalten. Oh, er ist fleißig gewesen in den letzten Tagen. Inzwischen gehören ihm fast sämtliche Spielläden der Stadt. Das hat zwar ein Vermögen gekostet, aber das war es wert. Wenn ihm danach ist, kann er die Geschäfte jederzeit schließen lassen. Und seine Strategie mit den verringerten Preisen scheint auch aufzugehen. Die Leute rennen ihm praktisch die Bude ein. Es könnte gar nicht besser laufen!

Und nun das! Was fällt diesem Yugi Muto ein, sich ihm einfach so keck in den Weg zu stellen. Aber das wird er sich nicht gefallen lassen! Plötzlich kommt ihm ein Gedanke. Genau! Er wird diesem Yugi schon beikommen, das währe doch gelacht! Er wird seinen Laden bekommen, koste es was es wolle! Dadurch kann er nicht nur die Forderung seines Vaters erfüllen, sondern ihm auch beweisen, was er drauf hat. Er wird den ewigen Gegner seines Vaters klein kriegen und damit ein für alle Mal seinen Vater übertreffen!

Ein schadenfrohes Lächeln legt sich um seinen Mund. Warte nur, Vater! Du wirst schon sehen. Ich werde vollbringen was dir nicht gelungen ist. Ich mache Yugi Muto fertig und dann wirst du nie wieder von mir behaupten können, ich währe unfähig. Ich werde dort Erfolg haben, wo du kläglich gescheitert bist. Das wird dir überhaupt nicht gefallen, aber ich bin einfach besser als du. Und dieser Yugi wird mir dabei helfen das zu beweisen!

Nun wendet er sich wieder an seinen Angestellten: "Besorgen sie mir die Informationen die ich ihnen aufgetragen habe. Um diesen Yugi Muto werde ich mich selbst kümmern!" "Wie sie wünschen!", bestätigt der Mann. Dann verbeugt er sich und verlässt eilig das Büro.

Selbstzufrieden grinst Kotaro Kaiba vor sich hin. Warte nur Yugi Muto, spätestens übermorgen wirst du mich darum anflehen deinen Laden zu kaufen. Und wenn du dich dennoch weigern solltest, gibt es noch andere Möglichkeiten an deine jämmerliche, kleine Bruchbude zu kommen.

In Gefahr

Der nächste Abend im Hause der Mutos verläuft recht heiter. Bei einem gemeinsamen Abendessen tauschen sich Keiko und Itaru mit der Muto-Familie über einige gemeinsame Erinnerungen aus. Selbstverständlich haben die beiden von ihren Eltern die Erlaubnis bekommen bei ihrem Freund zu übernachten. Dazu sind ihre Eltern einfach schon zu lange befreundet. Auch Yugi und Anzu sind froh die beiden hier zu haben. Immer wenn ihr Sohn mit diesen beiden zusammen ist, scheint er für eine Weile seine eigenen Probleme in der Schule zu vergessen.

Während die drei sich munter unterhalten, werfen Yugi und Anzu sich vielsagende Blicke zu. Seit ein paar Tagen benimmt sich ihr Sohn wie ausgewechselt. Er ist fröhlicher und unbeschwerter als je zuvor, aber aus dem Grund dafür wird noch immer ein großes Geheimnis gemacht. Außerdem scheint die gemeinsame Übernachtung noch einen anderen, ganz bestimmten Grund zu haben, doch auch darüber hängt großes Stillschweigen zwischen den drei Jugendlichen. Nun ja, solange Yami glücklich zu sein scheint, können sie damit leben.

Nach dem Abendessen erheben Yugi und Anzu sich. "Sagt mal, Kinder", fragt Yugi nun, "Habt ihr vielleicht ein Problem damit, wenn Yamis Mutter und ich heute Abend mal weggehen? Ihr hättet dann sturmfreie Bude. Kommt ihr denn alleine zurecht?" Die drei leuchtenden Augenpaare sagen mehr als tausend Worte. "Nö, geht nur! Wir kommen schon klar!", ist die einstimmige Antwort. Yamis Eltern schmunzeln. Sollen die drei kleinen Verschwörer doch ruhig das machen, was sie vorhaben. Und je weniger Eltern dabei anwesend sind um so besser! Außerdem hat Yugi beschlossen mal wieder seinen Freund besuchen zu gehen. Zu viel geht ihm im Moment im Kopf herum und er braucht unbedingt mal jemanden mit dem er reden kann. Und Jonouchi hat bestimmt nichts dagegen, wenn sein Freund damit zu ihm kommt.

Nachdem der Abwasch erledigt ist und das Muto Ehepaar sich auf den Weg gemacht hat, ziehen sich die drei in Yamis Zimmer zurück. Erwartungsvoll sitzen sie im Kreis und verfolgen aufmerksam wie Yami seine Karten herausholt. Als er seinen Schwarzen Magier in den Händen hält, spürt Yami erneut wie sein Herz schneller schlägt. Diese Karte ist sein größter Schatz. Sie ist sein ganzer Stolz und er schwört sich, sie niemals im Leben wieder herzugeben.

Grinsen knufft Itaru seine Cousine in die Seite: "Guck dir den an! Der ist ja wirklich schwerstens verschossen in seinen Magier." "Kein Wunder", meint Keiko zurück, "Du weißt doch wie lange er auf so eine Karte gewartet hat. Und der Schwarze Magier ist wirklich ein mächtiges Monster!" "Erde an Yami!", ruft Itaru belustigt, "Hey Kumpel, bist du noch da? Wolltest du dir nun ein Deck bauen oder den ganzen Abend deine Lieblingskarte anschauen?" Yami blickt auf: "Oh, Verzeihung! Ich war mit meinen Gedanken woanders." Seine beiden Freunde grinsen ihn wissend an. "Das haben wir schon mitbekommen!"

Nun springt Yami auf, geht an seinen Schrank und holt einen Kasten mit Duellmonsters-Karten heraus. "Das hier sind alle Karten die ich habe", meint er stolz, "Daraus können wir mein Deck bauen" Neugierig beugen sich seine beiden Freunde über den Haufen an Karten. Nun beginnen sie damit die verschiedenen Karten zu studieren um sie aufeinander abzustimmen, während Itaru, der weniger davon versteht sich leicht gelangweilt mit einer von Yamis Actionfiguren beschäftigt.

Auf einmal hält er inne. War da gerade was? Nein, er muss sich getäuscht haben. Doch kurz darauf dringt wieder etwas an sein Ohr. Erneut horcht er auf. Da war wieder dieses komische Geräusch. Neben ihm plappern seine Freunde munter weiter. Da! Wieder hat er etwas gehört. Nun ist er sich beinah sicher. Von unten ist ein seltsames Krachen zu hören.

"Hey, seid mal kurz still!", herrscht er die beiden zur Ruhe an. Verwundert verstummen sie. Itaru lauscht wieder. "Kannst du mir mal sagen, was das soll?", fragt Keiko leicht ungeduldig. "Pss!", macht er, "Ich habe was gehört." Einen Momentlang lauschen die drei schweigend, doch es ist nichts zu hören. "Itaru, du spinnst!", meint Keiko kopfschüttelnd, "Du witterst schon wieder Gespenster. Also manchmal ist es echt peinlich mit dir!" Doch Itaru lässt sich nicht beirren und legt warnend den Finger vor die Lippen.

Plötzlich hören auch die anderen es. Von unten ist ein lautes Krachen zu hören, als hätte jemand einen großen Glasschrank umgeworfen. "Das kommt von unten aus dem Laden!", ruft Yami besorgt aus und springt sofort auf. "Hey warte, Yami!", versucht Keiko ihn aufzuhalten, doch ihr Freund ist bereits auf der Treppe nach unten. "Na großartig!", murmelt sie und sogleich ist sie auch schon auf den Beinen um ihrem Freund zu folgen. Verwirrt schaut Itaru seinen Freunden nach. "Wartet! Ihr wollt da doch jetzt nicht runter, oder? Wer weiß was da los ist. Bleibt lieber hier!" Doch keiner der beiden hört auf ihn. Schließlich springt auch Itaru vom Boden hoch: "Ach verdammt! Wartet gefälligst auf mich!" Und mit einem Satz ist er auch schon auf der Treppe.

Während Yami die Stufen hinabläuft, wird das Krachen unten immer Lauter. Irgendjemand scheint dort im Laden alles kurz und klein zu schlagen. Sein Herz pocht bis zum Hals. Nein, das darf nicht sein! Jemand verwüstet den Laden seines Vaters. Wer kann so was nur tun? Das muss ein Einbrecher sein. Hinter sich hört er das Trappeln seiner Freunde. Was für ein Glück, so ist er nicht völlig alleine.

Als er das Erdgeschoss betritt herrscht Finsternis. Durch das schwache Licht der Straßenlaternen wird der Verkaufsraum ein wenig beleuchtet. Das Krachen ist verstummt. Eine Totenstille liegt über dem Laden. Mit klopfendem Herzen langt Yami nach dem Lichtschalter neben der Tür, doch als er ihn umlegt, bleibt der erhoffte Effekt aus. Hinter sich bemerkt er nun Keiko und Itaru die zu ihm aufgeschlossen haben und vorsichtig ins Innere des Geschäftes lugen.

"Hallo! Ist hier jemand?", flüstert Itaru laut. Doch im nächsten Moment fängt er sich dafür einen schmerzhaften Rippenstoß von Keiko ein. "Pss! Halt die Klappe du Blödmann! Erstens: Wenn hier jemand ist, wird er dir das kaum sagen und zweitens: Du musst ihn nicht auch noch auf uns aufmerksam machen!"

Vorsichtig tasten sich die drei in den Raum hinein. Durch das matte Licht vom Fenster können sie die Verwüstung ein wenig in Augenschein nehmen. Fast sämtliche Glasvitrinen und Schränke sind umgerissen worden. Überall auf dem Fußboden liegen Spiele jeglicher Art, Holzsplitter und Glasscherben herum. Der kleine Läufer der auf dem Weg zur Verkaufstheke lag, knüllt sich jetzt traurig zu einem unordentlichen Bündel zusammen. An manchen Stellen sieht es so aus, als hätte jemand mit der Brechstange seine Wut an den Sachen ausgelassen.

Betroffen schauen die drei auf das Chaos. "Oh nein!", meint Keiko betrübt, "Wer macht denn so was?" Völlig entgeistert starrt Yami auf die Bescherung vor ihm: "Papas schöner Laden! Das wird ihm das Herz brechen!" "Es ist unmöglich festzustellen, ob etwas gestohlen wurde", bemerkt Itaru, "Aber für mich sieht das einfach nach purer Lust am Zerstören aus." Er weist auf die Eingangstür. Sie ist grob aufgebrochen worden. "Da ist der Kerl wohl reingekommen."

Yami stehen die Tränen in den Augen: "Aber warum sollte jemand einfach nur den Laden meines Vaters zerstören wollen? Das macht doch keinen Sinn. Wer tut denn bloß so was?" Mitfühlend schaut Keiko ihn an. "Keine Ahnung, aber wer immer das getan hat muss ein ganz schön mieses Dreckschwein sein!" Doch kaum hat sie diese Worte gesagt, als sich auf einmal eine kräftige Hand um ihre Schulter schließt und sich die kalte Metallmündung einer Schusswaffe an ihre Schläfe legt. "Wie hast du mich genannt?", ertönt eine raue, fiese Stimme dicht neben ihrem Ohr. Augenblicklich erstarrt die junge Frau zur Salzsäule. Eiskalte Furcht kriecht ihr nun den Rücken herauf.

Doch auch Yami und Itaru haben die Stimme gehört und ruckartig fahren sie herum. Im schwachen Schein der Straßenlampen erkennen sie ihre Freundin und den gewaltigen Kerl der direkt hinter steht und ihr eine Pistole an den Kopf hält. "Keiko!", ruft Itaru besorgt aus. Schon will er ihr zu Hilfe kommen, doch die drohende Stimme des Mannes hält ihn auf. "Keinen Schritt weiter, du halbes Hemd! Wenn du nicht willst, dass deiner kleinen Freundin hier etwas passiert, dann geht ihr zwei jetzt brav nach dort drüben." Ängstlich gehen Itaru und Yami in die angegebene Richtung. "Bitte, tun sie ihr nichts!", sagt Yami verstört. "Das hängt ganz von euch ab", kommt die Antwort.

"Damit kommen sie nicht durch!", zischt Keiko während sie ihren ganzen Mut zusammen nimmt, "Die Polizei wird sie irgendwann erwischen!" "Keiko, sei doch bitte einmal im Leben still!", beschwört Itaru seine Cousine flehend. Der Griff um ihre Schulter wird fester. "Oh nein, es wäre wirklich besser für euch, wenn die Polizei nichts davon erfährt. Eigentlich hatte ich ja die Anweisung zu warten bis dieser Typ mit der komischen Frisur nicht zuhause ist. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass stattdessen ihr drei Grünschnäbel noch da seid", der Mann grinst hämisch, "Tja Pech für euch! Ich kann nämlich keine Zeugen gebrauchen."

Ängstlich reißen die drei die Augen auf. Ihr Herz klopft bis zum Hals. Was hat der fiese Kerl jetzt vor? "Wir verraten nichts!", versucht Itaru hastig zu beteuern, "Wir haben nichts gesehen und wissen von nichts, ok? Tun sie doch einfach so, als währen wir niemals runtergekommen. Machen sie ruhig noch was kaputt, wir sind eigentlich gar nicht hier." Keiko bedenkt ihren Cousin mit einem finsteren Blick: "Itaru, du bist ein solcher Feigling!" Doch im gleichen Moment fühlt sie den Lauf der Mündung sich fester an ihren Kopf drücken und sie wird bleich. "Und du bist wohl eine von den ganz Mutigen, was?", ertönt die scheußliche Stimme neben ihr und der schlechte Atem des Mannes weht ihr um die Nase.

Mit einem heftigen Stoß, schleudert er die junge Frau zu ihren zwei Freunden hinüber. Nun richtet er die Waffe auf alle drei. Seine Mine ist ein breites, dreckiges Grinsen. "Wir machen jetzt auch mal ein kleines Spielchen. Es heißt: Welchen von euch drei Jammerlappen werde ich zuerst abknallen?" Ängstlich starren die drei auf die Waffe die sich von einem zum anderen bewegt. "Den Schisshasen?", er zeigt auf Itaru, "Die kleine Klugscheißerin?", er schwenkt zu Keiko hinüber, "Oder den laufenden Meter?", die Waffe bleibt auf Yami gerichtet stehen.

Die drei wagen kaum zu atmen, so angespannt sind sie. Plötzlich legt sich ein schadenfrohes Grinsen auf das Gesicht des Mannes: "Wisst ihr was? Ihr dürft es euch aussuchen! Ich gebe euch drei Minuten, dann habt ihr euch entschieden wer zuerst hops geht. Wenn sich keiner bereiterklärt, werde ich mir ein paar nette Sachen überlegen um euch entscheidungsfreudiger zu machen. Aber wenn sich einer von euch opfert, werd ich die anderen beiden noch mal verschonen!" Bösartig lacht er auf.

"Was?", die drei reißen fassungslos die Augen auf. "Aber das ist unmöglich! Das können wir doch nicht tun!", ruft Keiko entsetzt. "Ich fürchte ihr habt keine andere Wahl. Entweder einer von euch oder alle, und das qualvoll!" Hilflos und ängstlich schauen die drei sich an. Keiner bringt ein Wort heraus.

Nach einer Weile meint der Kerl: "Die Zeit ist um! Also, wer soll es sein?" Noch immer bringen die drei kein Wort heraus. Die Mine des Mannes wird finster. "Also schön! Dann eben etwas Überredung und ich denke ich fange mit dem kleinen Igelkopf an." Mit zwei Schritten ist er bei Yami und packt ihn am Kragen. "Nein Yami!", kreischt Keiko auf. Auch Itaru will seinem Freund zu Hilfe kommen, doch der Lauf der Pistole hält sie zurück. "Keine Bewegung, oder ist einer von euch so großzügig sich für den Kleinen hier zu opfern?" Verstörtes Schweigen ist die Antwort. "Nicht?", kommt es gefährlich zurück, "Dann bleibt mir keine Wahl." Mit einem harten Schlag rammt er Yami die Faust in den Magen, der darauf ächzend zusammensackt. "Yami!", schreit Keiko entsetzt. "Es... geht schon", kommt die keuchende Antwort ihres Freundes. "Das wird sich gleich ändern!", gibt der Mann grimmig zurück. Mit seiner riesigen Faust packt er Yami erneut am Kragen und ehe dieser sich versieht, schleudert der Mann ihn in eine Glasvitrine. Reglos bleibt er in den Trümmern liegen.

Fassungslos haben seine Freunde das Ganze verfolgt. Die pure Panik kriecht ihnen nun den Rücken hoch. Es besteht kein Zweifel daran, dass nun ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Drohend baut sich der Einbrecher vor ihnen auf. "Also schön, wer möchte der Nächste sein?" Angsterfüllt starren die beiden ihm entgegen. Sie bringen kein Wort hervor sondern versuchen nur zitternd noch weiter vor dem riesigen Mann zurückzuweichen. "Ich denke ich nehme die kleine Klugscheißerin!", grinst er nun, "Wenn ich Glück habe macht sich der Angsthase dabei so in die Hosen, dass er nicht im Traum daran denkt zur Polizei zu gehen." Das Grinsen im Gesicht des Mannes bekommt etwas Unheimliches.

"Hey du!", ertönt es auf einmal hinter ihm, "Du lässt sie gefälligst in Ruhe, hörst du? Du rührst sie auf keinen Fall an!" Überrascht dreht der Einbrecher sich um. In einiger Entfernung steht Yami. Er blutet aus mehreren Schnittwunden im Gesicht aber er steht aufrecht auf dem Gang und sein Blick ist finster und zum Äußersten entschlossen.

Spöttisch hebt der Mann die Brauen: "Ach nee, wer hat sich denn da wieder hochgerappelt? Anscheinend willst du derjenige sein, der sich für seine Freunde opfert." Yami verschränkt die Arme. Seine Augen fixieren seinen Gegenüber mit einem vernichtenden Blick. "Dieses kranke Spielchen, scheint dir ja wirklich zu gefallen!", meint er finster, "Also gut, ich werde es mitspielen, aber wir spielen nach meinen Regeln!"

Spiel um dein Leben!

Schweigend lehnt Yugi am hölzernen Gartenzaun der Jonouchis und beobachtet seinen Freund dabei wie er einige Handgriffe an seinem Motorrad vornimmt. Schließlich schaut der blonde Mann mit einem frechen Schmunzeln von seiner Arbeit hoch und wischt sich die öligen Finger an einem Tuch ab. "Man Yugi, was ziehst du denn wieder für ein Gesicht?", meint er, "Du siehst schon wieder aus, als währst du schwer am Grübeln!"

Seufzend setzt Yugi sich auf: "Du hast recht. Im Moment beschäftigen mich so viele Dinge." Jonouchi erhebt sich: "Da hat sich bei dir ja nicht viel verändert." Lässig lehnt er sich gegen den Sattel seiner Maschine und schaut seinen Freund an. "Also erzähl schon, was führt dich her?"

Nachdenklich schaut Yugi zu Boden. "Kaiba will meinen Laden kaufen", meint er schließlich. Jonouchi hebt die Brauen: "Echt? Was hat den Kerl denn jetzt wieder geritten? Früher war er ja schon ein bisschen meschugge, aber mal ehrlich, seid dem Tod seiner Frau spinnt der doch total!" "Jonouchi!", tadelt Yugi, "Du solltest nicht so über ihn reden." Jonouchi verschränkt die Arme hinter dem Kopf: "Hast ja recht, so wie immer! Trotzdem finde ich es eigenartig, wenn er jetzt aus heiterem Himmel versucht dein Geschäft zu kaufen. Hat er gesagt warum?" Yugi schüttelt den Kopf. "Ich habe gar nicht mit ihm geredet. Einer seiner Angestellten war da. Aber so wie es aussieht versucht Kaiba einige neue Spielzeugläden in der Stadt zu eröffnen mit stark reduzierten Preisen. Vielleicht versucht er seine Konkurrenz aus dem Geschäft zu drängen und das macht mir Sorgen."

Jonouchi nickt zustimmend: "Kann ich gut verstehen. Irgendwie müsst ihr schließlich über die Runden kommen." Yugi schweigt. Unsicher schaut Jonouchi zur Seite. Dann meint er: "Wenn... du Hilfe brauchst, Yugi, dann musst du es nur sagen. Wir greifen euch unter die Arme wenn es nötig ist, darauf kannst du dich verlassen!"

Yugi schaut auf: "Nein danke, Jonouchi! Aber ich will kein Geld von euch, ok? Ich werde meine Familie auch alleine versorgen. Trotzdem... danke für das Angebot!" "Schon gut!", lenkt Jonouchi ein, "War nur ein Angebot. Du weißt ja, dass du immer auf mich zählen kannst." Dann wechselt er aber doch das Thema um seinen Freund nicht weiter in Verlegenheit zu bringen. "Was machen eigentlich unsere Sprösslinge während sie bei euch sturmfreie Bude haben?" Yugi schaut wieder zu Boden: "Keine Ahnung! Sie wollten nichts verraten."

Argwöhnisch mustert Jonouchi seinen Freund: "Sag mal, da ist doch noch irgendwas, das dich wurmt, oder? Erzähl mir nichts, diese grüblerische Mine erkenne ich doch sofort!" Yugi seufzt erneut: "Ach weißt du, ich mach mir momentan ein wenig Sorgen um Yami." "Was ist mit ihm?" "Er hat Probleme in der Schule. Offenbar hat er öfters Ärger mit seinen Schulkameraden." Jonouchi nickt: "So wie du damals. Ich erinnere mich. Ihr beide seid euch wirklich unheimlich ähnlich."

"Aber wenn es nur das wäre", fährt Yugi fort, "Irgendwie hat er das bisher immer gemeistert. Deine Tochter und dein Neffe helfen ihm da sehr. Aber in den letzten Tagen... ich weiß nicht. Irgendetwas ist vorgefallen und er will mir nicht erzählen was." "Ist er schlecht drauf?", fragt Jonouchi. "Im Gegenteil! Er scheint so fröhlich wie schon lange nicht mehr." Erstaunt blickt der blonde Mann seinen Freund an. Dann lacht er auf. "Man Yugi! Du bist wirklich einzigartig! Deinem Sohn scheint es prächtig zu gehen und du machst dir Sorgen, weil er nicht wie gewöhnlich vor Selbstmitleid zerfließt? Mensch, freu dich doch darüber und mach dir nicht so nen Kopf deswegen!"

"Du hast ja recht", gibt Yugi zu, "Aber bisher hat er mir immer erzählt was los war. Wir konnten über alles reden und vor allem hat er mich niemals angelogen." Jonouchi hebt eine Braue: "Angelogen?" Yugi nickt. "Er sagte mir es hätte einen kleine Streit gegeben, doch es währe nichts weiter passiert. Aber man konnte deutlich sehen, dass irgendjemand ihm die Unterlippe blutig geschlagen hat. Ich weiß einfach nicht was ich davon halten soll."

Aufmerksam beobachtet Jonouchi seinen niedergeschlagenen Freund. Dann sagt er: "An deiner Stelle würde ich mir da nicht solche Gedanken machen. Wahrscheinlich ist es ihm einfach nur peinlich zu erzählen was passiert ist", er schmunzelt schelmisch, "Vielleicht hat er ja ne kleine Freundin und die hat ihm mal eine gedrückt, weil sie sich über irgendwas an ihm geärgert hat. Bestimmt ist das alles ganz harmlos. Yami kommt eben langsam in das Alter wo er seinen Eltern nicht mehr alles erzählt. Meine Güte, wenn ich mir jedes Mal solche Gedanken machen würde wenn Keiko mir was vorlügt, dann käme ich gar nicht mehr aus dem Grübeln raus."

Grinsend zwinkert er seinem Freund zu, doch der scheint es gar nicht zu bemerken. Er sieht aus, als währe er mit seinen Gedanken ganz weit weg. "Hey Yugi, alles klar?", fragt Jonouchi besorgt. "Ich weiß nicht", antwortet Yugi nachdenklich, "Ich habe auf einmal ein ganz komisches Gefühl." "Was für ein Gefühl?", fragt sein Freund zurück. "Irgendetwas ist nicht in Ordnung." Jonouchi reckt sich: "Ach komm Yugi, jetzt übertreibst du aber. Du bist ja fast noch schlimmer als Mai! Meine Güte, wenn in der die Gluckenmutter durchkommt, dann rückt sie Keiko gar nicht mehr von der Pelle. Lass deinem Sohn mal ein bisschen Luft zum Atmen. Der kommt schon klar. Er ist zäh, genau wie du damals. Außerdem sind Keiko und Itaru bei ihm, dem passiert schon nichts."

"Trotzdem!", meint Yugi ernst, "Irgendetwas stimmt nicht. Ich kann dir nicht sagen was, aber ich habe keine Ruhe bis ich mir Gewissheit verschafft habe." Jonouchi seufzt. "Wenn es dich beruhigt, dann ruf sie doch an. Du wirst feststellen, dass du dir völlig unnötig Sorgen machst."

Sogleich gehen die beiden zurück ins Haus wo Yugi sich das Telephon schnappt und die Nummer seiner Wohnung wählt, doch es ertönt kein Freizeichen. Stattdessen informiert ihn eine Ansage, dass der Anschluss derzeit nicht erreichbar ist. Im hohen Maße beunruhigt legt Yugi auf. "Ich wusste doch, dass da was nicht stimmt!", meint er. "Vielleicht ist nur gerade das Netz überlastet", stellt Jonouchi die Vermutung an. Doch Yugi wirft ihm einen ernsthaften Blick zu. "Katsuya", sagt er fest, "Wir kennen uns schon so lange. Du solltest meinen Ahnungen eigentlich vertrauen können."

Mit großen Augen schaut Jonouchi seinen Freund an. Er weiß, dass er ihn nur in besonderen Situationen mit seinem Vornamen anspricht. Diese Angelegenheit scheint ihm sehr ernst zu sein. Schließlich nickt er zustimmend. "Also schön, du hast gewonnen! Schau eben nach was die Bande grad treibt, aber ich werde mitkommen." Yugi lächelt. "Danke Jonouchi, du bist ein echter Kumpel!"
 

Hoch aufgerichtet, steht der schmächtige, junge Mann dem Einbrecher gegenüber. Einen Momentlang sagt der Mann gar nichts. Dann bricht er in schallendes Gelächter aus. "Hey, das ist gut, Kleiner! Du bist offenbar wirklich lebensmüde!" "Hör auf zu lachen!", tadelt Yami ernsthaft, "An der Sache ist absolut nichts Lustiges!" Augenblicklich wird der Mann wieder ernst: "Du nimmst dir ja ganz schön was heraus, du kleine Kakerlake! Muss ich dich daran erinnern, wer hier die Waffe hat?" "Absolut nicht!", ein abschätzender Blick trifft den Mann, "Aber ich werde es dir nicht einfach machen, sie zu benutzen!"

"Und wie willst du das anstellen?", fragt der Kerl verächtlich. Herausfordernd blitzt Yami ihn nun an: "Ich bin froh, dass du das fragst!" "Was soll das heißen?", will der Mann skeptisch wissen. "Ganz einfach! Ich fordere dich zu einem Spiel heraus!", sagt Yami. Er streckt seine Hand aus und hält einen glänzenden Würfel hoch. "Wir werden beide einmal würfeln! Wenn du eine höhere Zahl würfelst als ich, darfst du mich erschießen! Dann erkläre ich mich freiwillig dazu bereit mich für meine Freunde zu opfern und du lässt die beiden anschließend laufen, so wie du es vorhin gesagt hast."

"Nein Yami, bist du verrückt geworden?", schreit Keiko aus, "Das kannst du doch nicht machen!" "Lass dich bloß nicht darauf ein, Kumpel!", ruft nun auch Itaru aufgebracht, "Ich gebe ja zu, dass wir sehr beeindruckt gewesen sind als du Emura besiegt hast, aber das hier ist doch was anderes. Du musst uns nichts mehr beweisen. Ein paar blaue Flecken ist eine Sache, aber dieser Typ hier hat eine Waffe!"

"Haltet die Klappe!", ruft der Hüne, "Ihr redet nur wenn ihr was gefragt werdet!" Dann wendet er sich wieder an Yami: "Du hast ja wirklich Mumm, Kleiner! Wirklich interessant! Du willst also mit mir um dein Leben spielen." "Ganz recht!", bestätigt Yami, "Wenn du eine höhere Zahl würfelst als ich, hast du gewonnen. Du hast auch gewonnen, wenn du die gleiche Zahl würfelst wie ich. Aber wenn ich gewinne, dann wirst du auf der Stelle hier verschwinden und uns in Ruhe lassen!"

"Nenn mir nur einen Grund, weshalb ich mich darauf einlassen sollte." Herausfordernd schaut Yami ihn an: "Was hast du schon groß zu verlieren. In beiden Fällen kommst du ungeschoren davon. Aber wenn du natürlich zu viel Schiss hast..." Das Gesicht des Einbrechers wird finster: "Schiss? Wenn hier einer Schiss haben sollte, dann du. Ich werde dich schon das Fürchten lehren. Also schön, ich nehme deine lächerliche Herausforderung an." Dieser kleine Dummkopf!, denkt er grinsend bei sich. Er hat wohl doch vergessen, wer hier die Waffe hat. Ich werde ihn noch ein bisschen im Glauben lassen, er könnte sich herauswinden und dann lasse ich all seine Hoffnungen mit einem Schuss zerpuffen.

Also schön!", meint Yami ernst, "Ich fange an!" Langsam streckt er die Hand aus und dann ganz gelassen dreht er die Handfläche um, ohne dabei seinen Gegner aus den Augen zu lassen. Wie gebannt verfolgen Itaru, Keiko und der Gangster wie der Würfel auf dem zerknüllten Läufer auftrifft. Wage zeichnet sich das Ergebnis Vier ab. Doch noch liegt er nicht still. Der weiche Untergrund lässt ihn weiterrollen und auf den Boden kullern. Noch immer dreht er sich. Yamis Freunde halten aufgeregt den Atem an. Was wird der Würfel zeigen? Von diesem Wurf hängt nun ihrer aller Leben ab. Schließlich trudelt der Würfel aus und zeigt unbestechlich sein Ergebnis. Es ist eine Eins!

Der Ganove lacht laut auf. "Eine Eins!", grölt er, "Ich fasse es gar nicht! Dein Glück hat dich nun offenbar völlig verlassen. Du hast gerade dein Leben verspielt, Kleiner. Ich brauch noch nicht einmal würfeln und habe schon gewonnen! Ich kann unmöglich eine Zahl würfeln die niedriger ist als deine!" Verzweifelt starren Keiko und Itaru auf das Ergebnis. "Yami, du Dummkopf, das hast du nun davon!", ruft Keiko. Tränen stehen dir in den Augen. Auch Itaru ist schockiert "Das war eine saudumme Idee, Kumpel! Jetzt wird dich der Kerl eiskalt umlegen. Aber das werde ich nicht zulassen! Da soll er doch lieber mich erschießen!" "Keine Chance!", meint der Mann genüsslich, "Euer Freund wollte es genau wissen und nun muss er auch dafür bezahlen!", er richtet die Waffe auf Yami, "Sag gute Nacht, Kleiner!"

"Einen Moment!", meint Yami nun bestimmt, "Das Spiel ist noch nicht vorüber! Du musst immer noch würfeln!" Der Mann hält verstimmt inne: "Was soll das? Du weißt doch genau, dass das völlig überflüssig ist." Doch Yami hebt nun den Kopf und schaut ihn direkt an: "So sind die Regeln! Würfele!"

Verächtlich schnauft der Mann aus: "Von mir aus! Damit du zufrieden bist." Er bückt sich und hebt den Würfel auf. "Da hast du es!" Mit einem lässigen Wurf schleudert er den Würfel zu Boden. Doch kaum trifft der Würfel auf den Fliesen auf, als er auch schon in tausend Teile zersplittert!

Fassungslos starrt der Gangster auf die Überreste des Glaswürfels. Leise hört er Yami lachen: "Dein Ergebnis ist weg! Damit ist deine Zahl nicht höher als meine. Du hast also verloren!" Noch immer sprachlos starrt der Mann ihn an. Dann sagt er ungläubig: "Der Würfel war aus Glas und du hast ihn vorhin absichtlich auf den Teppich fallen lassen!" "Ganz recht!", bestätigt Yami, "Du warst viel zu sehr von deiner Überlegenheit überzeugt, dass du es nicht bemerkt hast und du hast keinen Respekt vor Spielzeugen, deshalb kannst du nichts weiter als sie zerstören. Aber diesmal hast du dadurch verloren und nun halte dein Versprechen ein und verschwinde augenblicklich aus dem Laden meines Vaters!"

Doch nun richtet der Mann sich hoch auf und lacht laut auf: "Du dämlicher Narr! Glaubst du tatsächlich, dass mich so ein dummes, kleines Abkommen davon abhalten kann, euch alle drei zu erledigen? Ich habe hier die Pistole und nur um dir das klar zu machen, werde ich sie gleich mal benutzen." Erschrocken reißt Yami die Augen auf: "Aber was ist mit deinem Versprechen? Du hast verloren und musst dich an die Spielregeln halten!"

"Einen Dreck muss ich!", ruft der Gangster, "Du bist wirklich so was von naiv! Hast du wirklich auch nur Sekunde lang geglaubt, ich würde mich daran halten? Du wirst gleich schmerzlich erfahren wie sehr du dich da getäuscht hast! Ich werde euch alle einen nach dem anderen erschießen!" Er richtet seine Waffe auf Yami, "Und mit dir fange ich an!"

Doch in diesem Augenblick hält er plötzlich inne. Vor ihm steht Yami mit erhobenem Kopf und schaut ihn direkt an. Der Blick den er ihm zuwirft ist tödlich. Doch was den Mann am meisten verunsichert ist ein breites, hell leuchtendes Auge auf Yamis Stirn. Wütend funkelt es ihm entgegen und die starre, goldglänzende Pupille scheint ihn zu durchbohren.

"Du hast die Regeln verletzt!", Yamis Stimme ist eisig, "Wer die Regeln verletzt, muss bestraft werden! In deinem Herzen ist nichts außer Lüge und Betrug. Deshalb erhältst du nun die Schicksalsstrafe der Wahrheit!" Gnadenlos streckt er seine Hand nach dem Gangster aus und einen Augenblick später blitzt das Auge über seinen Brauen noch einmal hell auf. Im gleichen Moment wirkt der große Mann wie erstarrt. Entgeistert hat er Mund und Augen aufgerissen, dann knicken ihm ohne ein weiteres Wort zu sagen die Knie ein.

Fassungslos und ungläubig beobachten Keiko und Itaru nun wie Yami auf den riesigen Kerl zugeht und ihm dann mit einem scharfen Ruck an den Haaren den Kopf hochzieht. "Und jetzt sag mir wer dich geschickt hat! Wer ist für das alles hier verantwortlich? Wer will das Geschäft meines Vaters ruinieren und schreckt nicht mal davor zurück, dass dabei Menschen zu Schaden kommen? Wer ist dein Auftraggeber? Wer?", er schreit es fast aus, so wütend ist er. Mit einem glasigen Blick starrt der Verbrecher vor sich hin dann öffnet er den Mund und sagt: "Ko... Kotaro Kaiba!"

Erschrocken hält Yami inne. Das kann doch nicht sein! Ausgerechnet Kotaro Kaiba steckt hinter dem Ganzen? Aber... warum? Mit finsterem Blick wendet er sich wieder dem Mann zu. "Verschwinde hier!", meint er, "Und lass dich niemals wieder hier blicken!" Unbeholfen kommt der Mann auf die Füße und dann verlässt er mit schweren Schritten eilig den Laden. Yami seufzt schwer und schließt die Augen. Im gleichen Moment verblasst auch das augenähnliche Symbol auf seiner Stirn und der Laden ist wieder in Finsternis getaucht.

Kaum ist das Licht verloschen, da knicken Yami auf einmal die Knie ein und er sackt kraftlos in sich zusammen. "Yami!", ruft Keiko besorgt und stürzt auf ihn zu. Auch Itaru ist schnell zur Stelle um seinen Freund aufzufangen. "Hey, Kumpel! Alles in Ordnung mit dir?" Verstört schaut Yami zu ihnen hoch. Er zittert am ganzen Körper und ist kaum in der Lage sich zu beruhigen. Jede Spur von Selbstbewusstsein ist aus seinen Augen verschwunden. Stattdessen liegt nun die nackte Panik darin.

Seine beiden Freunde versuchen ein wenig hilflos ihn wieder zur Besinnung zu bringen, doch noch immer ist Yami nicht ansprechbar. "Yami, Menschenskind! Mach doch jetzt nicht schlapp! Der Kerl ist doch weg. Du hast ihn vertrieben", versucht Itaru ihn zu beruhigen. Plötzlich flackert wieder eine Regung über Yamis bleiches Gesicht. "Was hab ich getan?", flüstert er tonlos, "Was war das gerade?" "Keine Ahnung!", meint Keiko ratlos, "Du hast ihn... Ja, was hast du eigentlich mit ihm gemacht?" Yami schüttelt den Kopf: "Ich weiß es nicht, ehrlich!" "Also was ich ja am gruseligsten fand, war dieses leuchtende Auge auf deiner Stirn." Verwirrt kratzt Itaru sich am Kopf.

Keiko atmet einmal tief durch, dann gibt sie Yami einen leichten Knuff in die Seite: "Mann Yami, du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt! Dieser Kerl hätte uns eiskalt umbringen können. Es war vielleicht tollkühn aber total leitsinnig von dir, ihn herauszufordern! Wenn er dich nun erschossen hätte. Also ich war völlig starr vor Schreck. Hattest du denn gar keine Angst?"

Nachdenklich setzt Yami sich auf. "Nein!", meint er schließlich, "Eigentlich nicht. Als ich ihm gegenüberstand hab ich gar nicht daran gedacht Angst zu haben. Alles woran ich denken konnte, war dafür zu sorgen, dass er uns in Frieden lässt." "Und dazu musstest du ihn zum Würfeln herausfordern? Ich bin bald gestorben vor Schreck!" Skeptisch schaut Keiko ihn an. "Das hatte bestimmt auch was mit diesem leuchtenden Auge zu tun", vermutet Itaru.

Doch Yami ist mit seinen Gedanken schon wieder weit weg. "Es war genau so wie gestern bei Emura", murmelt er, "Nur viel stärker. Ich war mir völlig sicher, dass ich ihn besiegen würde. Mir war, als hätte ich so etwas schon oft gemacht. Aber eben war da noch etwas anderes. Als er gegen die Regeln verstoßen hat, da bin ich wirklich wütend geworden. Ich... habe richtig Angst vor mir selbst bekommen. Ich glaube... ich hätte ihn sogar töten können... oder Schlimmeres! Yami bricht ab.

Irritiert schauen ihn seine beiden Freunde an. Schließlich meint Keiko: "Aber du hast es nicht getan. Du hast ihn nur irgendwie dazu gebracht die Wahrheit zu sagen. Das ist doch schon was. Jetzt wissen wir wenigstens wer hinter der ganzen Sache steckt." "Ja!", gibt Itaru ihr recht, "Dieser Mistkerl Kaiba hat ihn geschickt. Aber was verspricht er sich davon?" "Na ist das nicht offensichtlich?", gibt Keiko zurück, "Der Typ hat schließlich versucht Yamis Vater seinen Laden abzukaufen und der hat abgelehnt."

Itaru reißt die Augen auf: "Was, du glaubst dieser Kotaro Kaiba wollte den Laden kaufen und nicht sein Vater?" Keiko gibt ihm eine Kopfnuss: "Blitzmerker! Natürlich war er das. Warum sollte er sonst seine Schläger herschicken um seine Konkurrenten notfalls mit Gewalt aus dem Geschäft zu drängen?" "Ach, und du meinst nicht, dass die beiden unter einer Decke stecken?", fragt Itaru zurück. "Auf keinen Fall!", mischt Yami sich nun ein, "Seto Kaiba würde so etwas niemals tun. Mein Vater war sein Freund und er hat mir einiges über ihn erzählt. Das hier ist einfach nicht seine Art. Er würde so etwas niemals gutheißen!"

Betreten schauen die beiden ihn an. "Bist du dir da wirklich sicher?" "Na ja", Yami schaut zu Boden, "Ziemlich sicher zumindest... Eine Garantie hab ich natürlich nicht." "Warten wir einfach bis dein Vater zurückkommt!", meint Keiko nun, "Ich bin sicher, er wird Kaiba besser einschätzen können als wir. Bestimmt hat er eine Idee was man da jetzt machen kann."

"Nein, bloß nicht!", ruft Yami erschrocken aus, "Ich will auf keinen Fall, dass meine Eltern davon erfahren!" "Wieso denn nicht?", will Itaru verwirrt wissen, "Sollte dein Vater nicht erfahren wer für die Verwüstung seines Ladens verantwortlich ist?" "Doch schon...". lenkt Yami ein, "Aber dann will er bestimmt wissen, woher wir das wissen. Und ich kann ihm doch unmöglich sagen was hier passiert ist!" "Aber warum denn nicht?", Itaru versteht die Aufregung seines Freundes nicht.

"Da fragst du noch?", ruft Yami aus, "Wir währen heute beinah erschossen worden! Aber stattdessen fordere ich diesen Ganoven zu einem Spiel heraus und besiege ihn sogar. Und als währe das noch nicht genug, erscheint plötzlich auf meiner Stirn so ein komisches, leuchtendes Auge und ich weiß nicht warum! Und dann bringe ich den Kerl auch noch alleine durch meinen Willen dazu die Wahrheit zu sagen, und auch dabei habe ich keinen blassen Schimmer warum das passiert. Hier sind irgendwelche übersinnlichen Kräfte im Spiel und das macht mir schreckliche Angst! Es kam mir fast so vor, als würde irgendetwas in mir plötzlich die Kontrolle übernehmen. Soll ich das etwa meinen Eltern erzählen? Hast du eine Ahnung, was die sich dann für Sorgen um mich machen würden? Meine Mutter würde völlig ausrasten!"

Einsichtig nicken die beiden. "Du hast Recht, Yami!", meint Keiko, "Das können wir ihnen unmöglich sagen. Aber vielleicht können wir uns eine Geschichte überlegen bei der wir nicht alles erzählen müssen. Diese Sache mit dem leuchtenden Auge brauchen sie ja nicht erfahren." Yami nickt. "Abgesehen davon, würden sie mir das sowieso niemals glauben!"

Es muss etwas geschehen!

Eine kurze Zeit später erreicht das Ehepaar Muto zusammen mit Jonouchi ihr Zuhause. Erschrocken stellen sie fest, dass die Eingangstür zum Geschäft aufgebrochen wurde. "Oh nein, Yami!", ruft Anzu aufs Höchste beunruhigt und läuft augenblicklich ins Haus. "Warte, Anzu!", versucht Yugi sie aufzuhalten, doch sie ist nicht zu bremsen. Eilig machen die beiden Männer sich daran ihr zu folgen.

Da die Lichtschalter noch immer nicht funktionieren, tasten die drei sich zutiefst betroffen durch das heillose Chaos im Laden. Zum Glück scheint alles verlassen zu sein. "Hoffentlich ist den Kindern nichts passiert!", meint Anzu besorgt. Hastig machen die drei sich auf den Weg nach oben. Dort in der Küche brennt Licht. Mit klopfendem Herzen öffnet Anzu die Tür.

Augenblicklich bleiben die drei auf der Türschwelle stehen. Auf der Anrichte sitzt Yami und wird gerade fachmännisch von Keiko mit einigen Pflastern im Gesicht verarztet. Itaru lümmelt sich auf einem Stuhl und beobachtet die beiden belustigt. "Halt gefälligst still!", mosert Keiko gerade. Doch Yami rutscht ungeduldig auf seinem Platz herum. "Lass gut sein!", meint er, "Wenn du so weitermachst, sehe ich bald aus wie eine Mumie." Das kannst du doch gar nicht beurteilen", gibt sie zurück.

Jonouchi räuspert sich vernehmlich. Augenblicklich fahren die Köpfe der drei jungen Leute herum. "Paps!", ruft Keiko freudig aus. "Papa, Mama, was macht denn ihr schon wieder hier?", fragt Yami überrascht. "Da fragst du noch?", ruft Anzu aus, "Meine Güte, was ist denn hier nur losgewesen?", beunruhigt mustert sie ihren Sohn, "Und was um alles in der Welt ist denn mit dir passiert?"

Verlegen schaut Yami zu Boden: "Das war Keiko. Ich hab ihr gesagt, dass sie es mit den Pflastern übertreibt." Doch Anzu wehrt ab: "Das meinte ich nicht. Ich will wissen wie du zu den Dingern überhaupt kommst!" Noch immer starrt Yami zu Boden. Doch nun kommt ihm Keiko zu Hilfe: "Ihr werdet es nicht glauben! Wir sitzen friedlich in Yamis Zimmer, da hören wir plötzlich von unten Krach. Also so was hab ich noch nicht gehört! Als ob irgendwer die gesamte Einrichtung durcheinander schmeißt. Natürlich haben wir uns ganz mucksmäuschenstill verhalten, damit man uns nicht bemerkt. Hat ne ganze Weile gedauert das Ganze. Als dann ne zeitlang nichts mehr zu hören war, sind wir leise runtergeschlichen um nachzusehen. Also der Laden sieht vielleicht aus, das müsst ihr euch mal ansehen!"

"Wir haben es schon gesehen", meint Jonouchi, "Aber das erklärt noch immer nicht warum Yamis Gesicht voller Pflaster ist." Scharf nimmt er Keiko in Augenschein. Die drei Jugendlichen sehen sich an. Schließlich meint Itaru: "Das war nur ein Unfall. Wir sind im stockdunkeln durch den Laden geschlichen weil das Licht nicht funktionierte und da ist Yami gestolpert und in einen Scherbenhaufen gefallen. Aber es ist nicht schlimm, nur ein paar Schnittwunden."

Sofort eilt Anzu zu ihrem Sohn um sich von seiner Unversehrtheit zu überzeugen. Der junge Mann lässt es bereitwillig mit sich geschehen, ohne ein Wort zu sagen. "Habt ihr eine Ahnung wer das gewesen sein könnte?", fragt Yugi nun. Wieder schauen Keiko und Itaru sich an. Dann meint Keiko: "Nein, keine Ahnung! Wir sind ja erst runter gekommen als alles schon vorbei war." Nachdenklich mustert Yugi die drei. Nun schaut er zu seinem Sohn hinüber, der noch immer auf dem Tresen sitzt und zu Boden schaut. Doch plötzlich bemerkt er wie Yami ihm aus den Augenwinkeln einen verstohlenen Blick zuwirft, doch kaum wird er sich gewahr, dass er beobachtet wird, schaut er rasch wieder zu Boden. Yugi legt die Stirn in Falten. Er kann sich nicht helfen, aber er hat schon wieder das Gefühl, dass ihm irgendetwas verschwiegen wird.

"Wie gut, dass wenigstens euch nichts passiert ist!", meint Jonouchi nun erleichtert, "Also ich schlage vor wir rufen jetzt die Polizei, ihr gebt eure Aussagen zu Protokoll und dann kommt ihr mit nach hause. Für eine Nacht reicht es ja wohl mit den Abenteuern." Gehorsam nickend fügen sich die drei. Während Jonouchi über sein Mobiltelephon die Polizei benachrichtigt und Yugi die Schäden in seinem Laden überprüft, weicht Anzu nicht mehr von der Seite ihres Sohnes. Doch schließlich wir ihm das zu bunt. "Wir gehen kurz in mein Zimmer, Mama!", meint er, "Keiko und Itaru müssen schließlich noch ihre Sachen packen." Schweren Herzens lässt sie die drei ziehen, die mehr als froh sind für einen Moment unter sich zu sein.

Im Zimmer angekommen meint Keiko: "Und was nun? Wir haben ihnen nichts verraten, aber was sollen wir nun machen? Irgendetwas müssen wir schließlich wegen der Sache unternehmen. Wir sind immerhin die Einzigen die Bescheid wissen." "Genau!", meint auch Itaru, "Diesem Kaiba muss das Handwerk gelegt werden. Wer weiß ob er es nicht noch mal versucht." "Aber was sollen wir denn da tun können?", fragt Yami ratlos, "Keiner außer uns weiß davon und selbst wenn wir die ganze Geschichte erzählen würden, wir haben keine Beweise dafür. Das kaufen die uns doch nie ab."

Betreten schauen die drei sich an. "Und was ist, wenn er es wirklich noch mal versucht?", fragt Itaru, "Wenn er deinem Vater den Laden abnimmt?" Yami macht ein betrübtes Gesicht. "Das wird meinem Vater das Herz brechen. Er hängt so sehr an seinem Laden." "Aber damit darf er doch nicht durchkommen!", empört Keiko sich, "Dieser reiche Bengel kann ihm doch nicht einfach das Geschäft wegnehmen." "Nach dem ganzen Schaden und wenn die Kunden wegen der neuen Spielzeuggeschäfte ausbleiben, wird Yamis Vater vielleicht gar nichts anderes mehr übrigbleiben als zu verkaufen", gibt Itaru zu bedenken.

Keiko ballt die Faust. "Aber... das ist doch ungerecht! Das kann er doch nicht machen! Dazu hat er einfach nicht das Recht!" "Ich vermute, er hat sehr wohl das Recht dazu!", entgegnet Itaru.

Aufgebracht packt Keiko ihn am Kragen: "Sag mal, auf wessen Seite stehst du eigentlich?" Hastig versucht Itaru sie zu beschwichtigen: "Auf eurer natürlich! Aber Tatsache ist eben, solange man ihm keine kriminellen Machenschaften nachweisen kann, ist es völlig legal wenn der Kerl den Laden kauft. Und beweisen können wir schließlich nicht was der Einbrecher gesagt hat, oder willst du das mit dem leuchtenden Auge auf Yamis Stirn vielleicht der Polizei erzählen?"

Missmutig lässt Keiko ihn los: "Nein, natürlich nicht, aber wie können wir ihn denn sonst davon abhalten? Wir können es ihm ja wohl schlecht ausreden." Nun hebt Yami den Kopf. "Ihm vielleicht nicht. Aber vielleicht seinem Vater." Groß schauen seine beiden Freunde ihn an. "Was meinst du damit?"

"Na ja", meint Yami, "wenn es wirklich Kotaro Kaiba ist, der hinter der Sache steckt, dann können wir wenig dagegen tun. Aber vielleicht kann sein Vater ja mal mit ihm reden. Er war doch mal mit meinem Vater gut befreundet. Vielleicht können wir ihn ja davon überzeugen, dass er auf seinen Sohn einwirkt." "Wir?", fassungslos schauen die beiden ihn an. "Du willst allen Ernstes, dass wir zu Seto Kaiba gehen und ihn bitten seinem Sohn zu verbieten den Laden deines Vaters zu kaufen?", ungläubig schüttelt Keiko den Kopf, "Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass das was bringt."

"Warum denn nicht?", fragt Yami zurück, "Wir müssen ihm ja auch nicht alles erzählen, aber wir können ja sagen, dass der Einbrecher gesagt hätte er käme von Kotaro Kaiba und weil mein Vater mit ihm doch mal so gut befreundet war, wollten wir ihn davor warnen, dass jemand versucht den guten Ruf seiner Familie in den Schmutz zu ziehen. Wir erklären ihm, dass man leicht auf eine Verbindung zwischen Kaiba-Corp und diesem Einbruch kommen könnte, weil jemand von Kaiba-Corp immerhin versucht hat den Laden zu kaufen und mein Vater abgelehnt hat. Daraufhin wird er seinen Sohn bestimmt zur Rede stellen und vielleicht lässt er den Laden ja dann in Ruhe."

Nachdenklich schauen die beiden ihren Freund an. "Und du glaubst wirklich das wird funktionieren?", meint Keiko skeptisch. "Ich hoffe es", erwidert Yami, "Ich glaube sein Vater ist der einzige Mensch, von dem sich Kaiba etwas sagen lässt." "Hmmm!", macht Itaru, "Vielleicht funktioniert das ja tatsächlich. Und wann wollen wir das machen?" "Am besten gleich morgen", antwortet Yami, "Je eher wir die Sache hinter uns bringen umso besser. Und vergesst nicht: Kein Wort über die Leuchtende-Augen-Geschichte! Schon gar nicht zu meinen Eltern." "Geht klar, Kumpel!", meint Itaru, "Das bleibt unser kleines Geheimnis. Ich hoffe nur, dass Kaibas Vater wirklich so einsichtig in der Sache ist." Yami seufzt. "Ja, das hoffe ich auch!"

Den Stein ins Rollen bringen

Der nächste Morgen bricht an. Heute ist Samstag und somit schulfrei, also die beste Gelegenheit um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, findet Yami. Gegen zehn Uhr wollen sie sich vor dem Eingang des Kaiba-Corp Firmengebäudes treffen.

Hastig schlingt er sein Frühstück in sich hinein. Dabei wird er von seinen Eltern die ganze Zeit verwundert beobachtet. Kaum hat er den letzten Bissen hinunter, springt er auch schon auf und läuft aus dem Zimmer. Mit raschen Schritten eilt er die Treppe hinauf in sein Zimmer um seine Jacke zu holen. Dabei fällt sein Blick auf den Stapel Duellmonsters-Karten, die er sein Deck nennt.

Behutsam nimmt er die Karten in die Hand und betrachtet sie. Wieder bleibt sein Blick lange an seinem Schwarzen Magier hin und ein Lächeln legt sich um seine Mundwinkel. Nicht mehr lange und er wird sich mit Hilfe dieser Karte ein wirklich starkes Deck zusammenstellen. Doch zuerst gilt es das Geschäft seines Vaters zu retten und den Verantwortlichen für die Verwüstung zur Rechenschaft zu ziehen. Yamis Blick wird ernst. Kotaro Kaiba wird nicht ungeschoren davon kommen, dafür wird er sorgen. Sein Entschluss ist gefasst.

Schon will er den Kartenstapel wieder hinlegen, doch dann entscheidet er sich doch anders und steckt ihn in die Tasche. Er schwingt sich seine Jacke über die Schultern und läuft wieder nach unten. Er ist schon fast an der Tür als ihn die Stimme seines Vaters innehalten lässt: "Wo willst du hin, Yami?" Im Vorbeilaufen steckt Yami kurz seinen Kopf durch die Tür zum Wohnzimmer: "Ähm, ich treffe mich mit Keiko und Itaru. Bin zum Mittagessen wieder da, versprochen!" Schon will er nach der Haustürklinke greifen.

"Warte mal! Komm bitte noch mal her! Wir beide müssen uns mal kurz unterhalten." Wie erstarrt bleibt Yami stehen. Er fühl sich ertappt. Was kann sein Vater nur von ihm wollen? Hoffentlich hat er keinen Verdacht geschöpft. Zögernd folgt er seinem Vater ins Wohnzimmer.

"Worum geht's denn?", will er wissen. Yugi weist ihm einen Stuhl an und nimmt dann ebenfalls Platz. "Ich will nicht lange drum herumreden", beginnt er, "Mir sind in letzter Zeit einige Veränderungen an dir aufgefallen. Du benimmst dich so völlig anders als wir es von dir gewohnt sind und, nun ja, deine Mutter und ich, wir machen uns etwas Sorgen um dich." Mit großen Augen schaut Yami seinen Vater an, doch er bringt kein Wort heraus.

"Ich glaube, dass etwas vorgefallen ist, dass du uns verschweigst", fährt Yugi fort, "Wenn das Ganze irgendetwas mit gestern Abend zu tun hat, dann möchte ich, dass du mir das sagst, ok?"

Schweigend blickt Yami zu Boden. Was soll er machen? Er kann sich das doch selbst nicht erklären, wie soll er es da seinem Vater begreiflich machen? Ist er wirklich so deutlich zu durchschauen oder ist das wieder Vaters besondere Ahnung was ihn betrifft? Verlegen beißt er sich auf die Lippen.

Yugi, der seinen Sohn aufmerksam beobachtet hat, ist das nicht entgangen. Offenbar lag er richtig mit seiner Vermutung. Er beschließt ihn direkt zu fragen: "Weißt du wer für die Verwüstung des Ladens verantwortlich ist?" Unwillkürlich wandert Yamis Hand in die Tasche zu seinem Deck. Er schließt die Finger darum und atmet einmal tief durch. Dann hebt er den Kopf und schaut seinen Vater direkt an.

"Papa, ich kann dir dazu nichts sagen. Noch nicht... Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich komme schon zurecht. Und ich hasse es dich anlügen zu müssen, und deshalb bitte ich dich, mich nicht weiter danach zu fragen! Ich verspreche dir, alles irgendwann zu erzählen, aber inzwischen musst du mir einfach vertrauen!"

Sprachlos starrt Yugi seinen Sohn an. Mit einer solchen Antwort hat er nicht gerechnet. Niemals zuvor hat Yami ihm so direkt widersprochen. Noch niemals hat er ihm gegenüber so klar und selbstbewusst seine Meinung vertreten. Diese plötzliche Wandelung seines Sohnes verwirrt ihn sehr.

Aber nun weiß er noch immer nicht was eigentlich los ist, obwohl er nun zumindest bestätigt gefunden hat, dass sein Sohn doch mehr weiß als er zu erzählen bereit ist. Er soll ihm einfach vertrauen, hat Yami gesagt, aber kann er das? Er hat immer versucht ihn zu beschützen und nun fordert sein Sohn das Recht ein, mit seinen Problemen alleine klarzukommen. Er will die Hilfe seines Vaters nicht mehr. Ob Yugi will oder nicht, diese Tatsache gibt seinem Herz doch einen kleinen Stich. Wann ist sein Sohn nur so erwachsen geworden?

Schließlich fragt Yugi: "Du willst mir also nicht sagen was los ist?" Yami schüttelt langsam den Kopf. "Und das, was ihr drei heute vorhabt, hat damit zu tun?", fragt Yugi weiter. Yami nickt leicht. Yugi seufzt tief. Schließlich gibt er nach. "Also schön, ich vertraue dir." Mit einem strahlenden Gesicht steht Yami auf. "Danke Papa!", lächelt er, "Du bist echt klasse!" Mit diesen Worten läuft er zur Tür.

Doch noch einmal ruft ihn die Stimme seines Vaters zurück. "Yami?" Neugierig lugt Yamis Kopf noch einmal durch die Tür: "Was ist denn, Papa?" Yugi Mine wirkt etwas besorgt: "Ich weiß zwar nicht was ihr vorhabt, aber bitte pass auf dich auf, ok? Tu nichts Unüberlegtes!" Yami lächelt seinen Vater an: "Keine Sorge, Aibou! Mir passiert schon nichts. Vertrau mir!" Mit diesen Worten verschwindet Yamis Kopf aus dem Türrahmen und nur wenige Momente später hört man die Haustür ins Schloss fallen.

Wie vom Donner gerührt sitzt Yugi da und starrt noch immer zur Tür. "Aibou?", flüstert er irritiert, "Das hab ich schon seit Jahren nicht mehr gehört."
 

(Aibou = Partner, Anrede von Yami-Yugi gegenüber Yugi; Anm. d. Aut.)
 

Kurz nach zehn trifft Yami vor dem Kaiba-Corp Gebäude ein. Keiko und Itaru warten bereits. "Wie üblich zu spät!", begrüßt Keiko ihn. "Diesmal kann ich nichts dafür", entschuldigt Yami sich, "Papa hat mich aufgehalten. Er wollte unbedingt mit mir reden. Ich glaube er ahnt etwas." "Aber du hast ihm nichts erzählt?", fragt Keiko. "Nein, bestimmt nicht!", erwidert Yami. "Na gut, dann lass es uns endlich hinter uns bringen!", mosert Itaru, "Je eher wir es diesem verzogenen, reichen Bengel heimgezahlt haben um so besser."

Mit diesen Worten betreten sie die Eingangshalle des Gebäudes und begeben sich zum Empfang. Ein ernst dreinblickender Mann in vornehmen Anzug mustert die drei von oben bis unten. "Was wollt ihr?", fragt er unfreundlich. "Wir möchten gerne kurz mit dem Präsidenten sprechen", antwortet Yami artig. "Wer ist Wir?", fragt der Mann spitz zurück. Die drei nennen gehorsam ihre Namen. "Würden sie ihm bitte sagen, dass es wichtig ist?", fragt Yami noch mal. Einen langen Moment scheint der Mann zu zögern. Dann meint er: "Ich werde nachfragen ob Kaiba-sama Zeit für euch erübrigen kann." Mit diesen Worten greift er zum Telefon.

Mit knappen Worten trägt er ihr Anliegen seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung vor, dann lauscht er eine Weile auf die Antwort. Schließlich legt er auf. "Ihr habt Glück! Er hat gerade Zeit für euch. Nehmt den Lift am Ende des Ganges. 40. Etage." Eifrig bedanken sich die drei mit einer leichten Verbeugung und dann machen sie sich schleunigst auf den Weg zum Fahrstuhl.

"Meine Güte!", meint Itaru als sie außer Hörweite sind, "Der Kerl ist ja wirklich einer von der freundlichen Sorte. Wenn der schon so ist... Sollten wir die ganze Sache nicht lieber abblasen?" "Nein, Itaru!", Yamis Mine wird ernst, "Wir ziehen das jetzt durch!" Mit diesen Worten betreten sie den Lift, drücken die entsprechende Etage und die Kabine setzt sich in Bewegung.

Im 40. Stock öffnen sich die Türen und die drei steigen aus. Vor ihnen liegt ein kurzer Gang an dessen Ende sich eine große Tür befindet. Davor befindet sich ein Schreibtisch an dem eine Sekretärin sitzt und den drei Neuankömmlingen entgegenblickt. "Geht einfach durch!", weist sie sie ohne Umschweife an, "Kaiba-sama erwartet euch." Mit gemischten Gefühlen nähern sich die drei der Tür. Dann fasst Yami sich ein Herz, drückt die Klinke herunter und sie treten ein.

Dahinter liegt ein riesiges, elegantes Büro. An dem großen Schreibtisch sitzt ein vornehm gekleideter, recht jung wirkender Mann. Seine langen, schwarzen Haare sind zu einem Pferdeschwanz gebunden. Mit einem freundlichen Lächeln erhebt er sich aus seinem Sessel und kommt den drei Besuchern entgegen.

"Was für eine Überraschung, Yami!", meint er, "Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du mich mal wieder besuchen kommst. Wie geht es deinem Vater?" Yamis Freunde schauen ihn mit großen Augen an. Yami blickt etwas verlegen zu Boden. "Ähm, ihm geht es gut, danke Kaiba-san!", stammelt er.

"Hey Yami", zischt Itaru ihm nun ins Ohr, "Ich dachte wir wollten zu Seto Kaiba. Was machen wir also hier?" Doch der dunkelhaarige Mann hat es gehört. "Euch kenne ich noch gar nicht", meint er, "Mein Name ist Mokuba Kaiba. Seid ihr Freunde von Yami?" "Ja, das sind Keiko Jonouchi und Itaru Honda!", stellt Yami seine Freunde vor. Noch immer ein wenig verwirrt verneigen die beiden sich leicht.

Mokuba Kaiba mustert die beiden eingehend, dann scheint es ihm zu dämmern. "Jonouchi und Honda?", fragt er, "Schau an! Mir scheint ich kenne eure Eltern. Allerdings habe ich lange nichts mehr von ihnen gehört. Schade eigentlich, wir waren mal gute Freunde. Nur zu Yugi Muto hatte ich noch länger Kontakt und Yami kommt mich ab und zu mal besuchen." Langsam dämmert es den beiden. Deshalb scheint es so, dass die beiden sich kennen. Man kann richtig sehen wie ihnen ein Licht aufgeht.

"Ach so ist das!", meint Itaru, "Aber ich dachte immer, dass Seto Kaiba die Kaiba- Corporation leitet." Mokubas Gesicht wird etwas ernster. "Das ist im Grunde auch so, zumindest auf dem Papier. Er ist noch immer der Besitzer. Praktisch gesehen bin ich allerdings der Präsident seit sechs Jahren, seit mein Bruder sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurückgezogen hat. Nun widmet er sich nur noch der Leitung der Organisation zur Förderung talentierter Duellanten die er gegründet hat. Ihr wisst schon, sie haben die ganzen Duellmonsters-Zentren eröffnet." Die drei nicken.

Doch dann kommt Mokuba wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. "Aber nun zu euch, gibt es einen bestimmten Grund für euren Besuch? Ihr sagtet ihr wolltet zu Seto. Was wollt ihr denn von meinem Bruder?" Betreten schauen die drei sich an; keiner will so recht mit der Sprache heraus. Schließlich meint Yami: "Wir hatten gehofft, dass du mal mit ihm reden könntest Kaiba-san. Es gibt nämlich da ein kleines Problem." Verwundert schaut Mokuba ihn an: "Was denn für ein Problem?"
 

"Er hat was gemacht?" wütend springt Seto Kaiba von seinem Sessel auf und stützt sich nun mit beiden Händen auf die Kante seines Schreibtisches während er in den Monitor des Bildtelefons hineinfunkelt. "Noch steht gar nicht fest, dass er überhaupt etwas gemacht hat, Seto", versucht Mokuba seinen Bruder zu beruhigen, "Alles was Yami Muto sagte, war, dass der Einbrecher behauptet hätte Kotaro Kaiba hätte ihn geschickt. Wenn du mich fragst, sieht das verdächtig danach aus, dass jemand deinem Sohn schaden will."

"Hör auf, ihn ständig in Schutz zu nehmen!", grollt Seto, "Es ist schon schlimm genug, dass er den guten Ruf meiner Firma riskiert mit seinem Verhalten, aber du lässt es auch noch zu, dass er immer wieder bei dir angekrochen kommt um dir vorzujammern wie mies und ungerecht er doch immer behandelt wird."

"Du glaubst doch nicht wirklich, dass er was damit zu tun hat, oder Seto?", fragt Mokuba ohne auf die Vorwürfe einzugehen. Mühsam beherrscht setzt Seto Kaiba sich wieder in seinen Chefsessel. "Ich weiß zwar, dass die ganze Muto-Familie aus Märchenerzählern besteht, aber ich sehe keinen Grund warum Yugis Sohn so etwas erfinden sollte. Entweder versucht jemand unseren guten Ruf zu ruinieren, oder Kotaro ist noch dümmer als ich bisher angenommen habe. Beide Möglichkeiten gefallen mir nicht. Ist die Sache schon an die Öffentlichkeit gelangt?"

"Nein!", meint Mokuba, "Yami sagte, er hätte selbst seinem Vater noch nichts davon erzählt. Er sagte, er wäre gekommen, damit du bescheid weißt falls das doch noch rauskommt. Er meinte vielleicht wüsstest du am besten, was in dieser Sache zu tun ist." Seto Kaiba legt die Fingerspitzen zusammen: "Glaub mir, Mokuba, ich weiß ganz genau was da zu tun ist. Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern, verlass dich drauf! Ansonsten, weiter so! Du leistest gute Arbeit! Seto Kaiba, ende!" "Warte Seto...", will Mokuba noch hastig erwidern, doch sein Bruder schaltet unbarmherzig den Apparat aus.

Mit düsterer Mine starrt er vor sich hin. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Dieser unmögliche Knabe! Diesmal ist er zu weit gegangen! Da lässt man ihm einmal freie Hand und schon baut er solchen Mist. Aber nun hat er genug; jetzt wird er andere Seiten aufziehen!

Nachdem sein Puls sich wieder ein wenig beruhigt hat greift er zum Telefon: "Schaffen sie mir auf der Stelle meinen Sohn her, aber plötzlich!"

Vater und Sohn

Nur eine knappe Stunde später befindet sich Kotaro Kaiba auf dem Gang zum Büro seines Vaters. Den Grund für dieses überraschende Herzitieren hat man ihm nicht genannt. Kotaro ist skeptisch. Was kann sein Vater von ihm wollen? Möglicherweise möchte er ihm zu seinen bisherigen Erfolgen gratulieren, doch dann schüttelt er innerlich den Kopf. Das wäre einfach zu schön um wahr zu sein. Wahrscheinlicher ist, dass er mal wieder etwas an ihm auszusetzen hat. Nun ja, er wird es gleich erfahren, aber was auch immer sein Vater ihm vorwerfen wird, diesmal wird er sich nicht von ihm einschüchtern lassen. Diesmal nicht!

Mit festem Griff drückt er die Türklinke herunter und tritt ein.

Seto Kaiba sitzt an seinem Schreibtisch und hat die Arme verschränkt. Mit finsterem Gesicht schaut er seinem Sohn entgegen. Ein paar Schritte vor dem Tisch bleibt Kotaro stehen. "Also, hier bin ich. Was willst du von mir?", herausfordernd schaut er seinen Vater an. "Setz dich, Kotaro!", sagt Kaiba kühl. "Ich steh lieber. Worum geht's?"

Kaiba mustert seinen Sohn einen Momentlang schweigend, dann beginnt er: "Wie ich festgestellt habe, hast du keine Zeit verloren um die Erfüllung unserer Abmachung in die Tat umzusetzen." Kotaro ist innerlich etwas aufgewühlt. Hat sein Vater seine Bemühungen wirklich schon zur Kenntnis genommen? Konnte er ihn tatsächlich wenigstens einmal beeindrucken?

Doch Kaiba fährt bereits fort: "Aber bereits jetzt bereue ich es aus tiefstem Herzen, dir dieses Angebot jemals gemacht zu haben." Kotaros Gesichtszüge entgleisen unwillkürlich und sprachlos starrt er seinen Vater an. Doch in Kaibas Mine liegt bitterer Ernst. "Kannst du mir mal erklären warum du versuchst sämtliche Spielzeuggeschäfte der Stadt zu kaufen und dabei derart horrende Summen ausgibst?"

Ungläubig schaut Kotaro ihn an. Dann nimmt er sich wieder zusammen: "Was soll denn diese dumme Frage? Ist das denn nicht offensichtlich? Der einzige Weg deine ungeheure Forderung zu erfüllen, besteht darin eine Monopolstellung innezuhaben. Wenn wir die Einzigen sind die hier Spiele verkaufen, dann ist es doch völlig logisch, dass wir den ganzen Gewinn machen. Außerdem solltest du doch am besten wissen, dass man manchmal erst mal Geld investieren muss um am Ende welches rauszubekommen. Diese größeren Summen am Anfang werden sich wieder auszahlen, warte es nur ab."

"Und du glaubst wirklich, dass du innerhalb eines Jahres diese Bilanz wieder ausgeglichen bekommst?", erwidert Kaiba ungerührt, "Was mich gleich zum nächsten Thema führt. Was soll der Unsinn mit den gesenkten Preisen?" "Das ist doch nur für den Anfang!", rechtfertigt Kotaro sich, "Später wenn wir unsere Kundengruppe gesichert haben, schließen wir wieder zum Normalpreis auf."

Kaiba schnaubt verächtlich aus: "Ich wusste immer, dass du ein Träumer bist. Glaubst du wirklich, dass du die Kunden dann noch halten kannst, wenn du die Preise so drastisch wieder erhöhst? Über einen längeren Zeitraum hinweg, könntest du das vielleicht schaffen, aber nicht innerhalb eines Jahres. Das wird niemals klappen!" Grimmig funkelt Kotaro seinen Vater an. Dann sagt er gepresst: "Woher willst du das wissen? Ich gebe ja zu, dass ein Risiko dabei ist, aber ich habe alle Möglichkeiten abgewogen und ich bin sicher, dass es funktioniert. Ich werde das schaffen, verlass dich drauf! Kannst du nicht einmal zugeben, dass ich im Recht bin, oder lässt dein verbohrter Stolz das einfach nicht zu?"

Unbeeindruckt schaut Seto Kaiba seinen Sohn an. Sein Mund ist nur ein dünner Strich. "Kommen wir nun zu dem Punkt, weswegen ich dich eigentlich herbestellt habe!", seine Stimme ist eisig. Kotaros Stirn legt sich in Falten. Was kommt den jetzt noch?

"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du auch versucht hast den Laden von Yugi Muto zu kaufen und auch zu welchen Methoden du dabei gegriffen hast. Sag mal hast du vollkommen den Verstand verloren?" Kotaro wird bleich: "Woher weißt du davon?" "Yugis Sohn war bei meinem Bruder und hat ihm erzählt, dass ein Einbrecher den Laden seines Vaters verwüstet hat. Und nicht nur das, er hat auch sein Leben und das seiner Freunde bedroht. Offenbar war sich dieser Mann seiner Sache so sicher, dass er sogar verraten hat, dass er in deinem Auftrag gehandelt hat. Und deshalb noch mal meine Frage: Bist du jetzt völlig übergeschnappt?" Kaibas Stimme hat etwas bedrohliches bekommen.

Zunächst weiß Kotaro nicht was er darauf erwidern soll. Der Sohn von Yugi Muto hat herausgefunden, dass er in der Sache drinsteckt? Ja, jetzt erinnert er sich. Dieser elende, kleine Yami Muto! In was hat er ihn jetzt reingeritten?

Schließlich sagt er: "Glaubst du nun schon jedes fadenscheinige Gerücht, dass irgendein hergelaufener Zwerg dir erzählt? Aber selbst wenn es wahr wäre, was wäre so schrecklich daran? Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals Skrupel gehabt hättest einen Geschäftsgegner in den Ruin zu treiben um zu bekommen was du wolltest. Wenn Muto seinen Laden nach diesem Überfall verkaufen muss, kommt mir das gerade gelegen, denn ich habe noch immer vor, meinen Teil unserer Abmachung einzuhalten und du wirst noch merken, dass es nichts gibt was mich davon abhalten kann." Entschlossen blickt er seinen Vater an.

Doch Kaibas Mine verfinstert sich nun noch mehr. "Spiel nicht den Unschuldigen, Kotaro! Ich weiß ganz genau, dass Yugis Sohn die Wahrheit sagt und du hinter diesem Überfall steckst. Versuch besser nicht mich zu hintergehen!" Trotzig erwidert Kotaro seinen Blick: "Und wenn es so wäre?"

Nun hat Seto Kaiba genug. Ruckartig steht er auf und kommt auf seinen Sohn zu. Ärger steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. "Ich wusste es von vornherein. Es war ein riesiger Fehler, dir einen Platz in der Firma zu geben!", ruft Kaiba erbost, "Hast du überhaut eine Ahnung was du angerichtet hast?" Verständnislos schaut Kotaro seinen Vater an.

"Ich habe nicht ohne guten Grund aus der Rüstungsfirma meines Stiefvaters eine Spielefirma gemacht. Wir stellen Spiele her, verdammt noch mal! Mit Waffen und Gewalt will ich nicht zu tun haben und meine Firma genau so wenig. Und diese Einstellung setze ich auch bei all meinen Angestellten voraus.

"Aber kaum gebe ich meinem Sohn eine Gelegenheit sein Können unter Beweis zu stellen, ist das Erste was er tut, riesige Geldsummen zum Fenster hinauszuwerfen, die stabile Präsenz unserer Läden in dieser Stadt durch irgendwelche irrwitzigen Preisexperimente ins Wanken zu bringen und obendrein noch mit kriminellen Machenschaften zu versuchen sich kleine Konkurrenzgeschäfte unter den Nagel zu reißen."

Seto Kaiba tritt noch näher auf seinen Sohn zu der ihm mit steinerner Mine entgegenblickt. "Ich möchte wirklich mal wissen was du dir dabei gedacht hast. Offenbar bist du noch dümmer als ich dachte. Nicht nur, dass du irgendeinen Kriminellen beauftragst um Yugi Muto mit Gewalt aus dem Geschäft zu drängen, dabei wären beinah drei Personen zu Schaden gekommen. Und obendrein ist dieser Typ noch so dämlich und verrät von wem er beauftragt wurde. Hast du überhaupt nur einen Gedanken daran verschwendet, was passieren würde wenn die Verbindung zwischen diesem Vorfall und der Kaiba-Corporation an die Öffentlichkeit gelangt? Das würde einen Skandal geben, dessen Ausmaß ich mir lieber nicht vorstellen möchte. Mit deinem dummen, leichtfertigen und absolut unangebrachten Verhalten hast du mutwillig den guten Ruf meiner Firma in Gefahr gebracht und das kann ich nicht dulden!"

Mit knirschenden Zähnen hat Kotaro die Standpauke über sich ergehen lassen. Nun hebt er den Kopf und seine Fäuste beben vor Wut. "Du bist doch nur sauer, weil mir fast das gelungen wäre, was du niemals geschafft hast. Es fehlte nicht viel und ich hätte Yugi Muto erledigt gehabt; etwas was dir niemals gelungen ist."

Kaibas Blick wird scharf: "Ist das dein Ernst? Du hast das nur gemacht um mich zu übertrumpfen? Um dein kleines, verzogenes Ego aufzubauen? Wie erbärmlich! Jemand mit solch einer Einstellung, kann ich in meiner Firma nicht brauchen. Und von Yugi Muto wirst du dich in Zukunft auch fernhalten, ist das klar?"

"Warum auf einmal so menschenfreundlich?", meint Kotaro gehässig und von jedem Wort tropft Säure, "Du machst mir nichts vor! Nur weil ihr mal angeblich Freunde gewesen seid, brauchst du nicht so tun, als hättest du plötzlich Skrupel, ihn am Boden zu sehen. Dass sein Sohn da aufgetaucht ist, ist eben Pech. Der Kleine Wichtigtuer hätte sich eben nicht einmischen sollen."

"Ich habe mich wohl verhört!", meint Kaiba nun gefährlich, "Es reicht jetzt! Meine frühere Bekanntschaft mit Yugi Muto hat nicht das Geringste mit dieser Sache zu tun und du bist absolut nicht in der Position für derartige Unterstellungen! Ich werde mir das von dir nicht länger bieten lassen! Vielleicht bin ich ein harter Geschäftsmann, aber ich hatte es niemals nötig auf Mafiamethoden zurückzugreifen um mein Ziel zu erreichen. Aber anscheinend hast du noch nicht die leiseste Ahnung worum es im Geschäftsleben geht. Der gute Ruf einer Firma ist unbezahlbar für ihren Umsatz und ich habe zu lange und zu hart gearbeitet um aus Kaiba-Corp das zu machen was es heute ist, um es mir durch die unüberlegten und gewalttätigen Aktionen meines eigenen Sohnes zugrunde richten zu lassen!

"Es ist eine Sache, die Naivität seines Geschäftspartners zu seinem Vorteil auszunutzen und eine völlig andere, mit Gewalt zu versuchen seinen Willen durchzusetzen. Wenn du das nicht so lernen willst, dann muss ich zu anderen Mitteln greifen. Du kannst wahrlich von Glück reden, dass diese Aktion noch mal glimpflich ausgegangen ist. Andernfalls, hätte ich nicht gezögert dich auf der Stelle verhaften zu lassen!"

Ungläubig starrt Kotaro seinen Vater an, so aufgebracht hat er ihn noch nie gesehen. Nie hätte er sich träumen lassen, dass diese Geschichte mit dem Spielzeugladen von Yugi Muto ihn so auf die Palme bringen würde. Allerdings übertreibt er jetzt aber wirklich! Er würde ihn tatsächlich verhaften lassen dafür? Das kann doch wohl unmöglich sein Ernst sein! Er würde doch wohl nicht seinen eigenen Sohn ins Gefängnis schicken, oder?

"Was hast du jetzt vor?", fragt er. Hochaufgerichtet steht sein Vater vor ihm und verschränkt die Arme. "Zunächst einmal: Unser Abkommen endet auf der Stelle! Ich werde nicht zulassen, dass du noch mehr Schaden anrichtest! Aber so einfach kommst du mir nicht davon. Du wirst auch weiter für mich arbeiten und zwar wirst du den gesamten Schaden den du angerichtet hast wieder ausbügeln.

"Du hast dafür ein Jahr Zeit. In dieser Zeit beschaffst du alles Geld wieder, dass du verplempert hast, regelst die Preise unserer Geschäfte wieder auf ein Normalmaß zurück und gibst den anderen Geschäftsinhabern ihre Läden zurück und zwar ohne, dass es Aufsehen erregt. Am Wichtigsten jedoch: Du sorgst dafür, dass der Ruf meiner Firma nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wird durch deine kleine Ergeiz-Aktion! Wenn auch nur eine Silbe davon an die Öffentlichkeit dringt, werde ich nicht zögern dich auf der Stelle anzuzeigen, klar? Und noch was, Mokuba wird dein direkter Vorgesetzter sein und du wirst jeden deiner Schritte mit ihm absprechen, ist das klar? So schnell gebe ich dir nicht wieder freie Hand."

Mit zerknirschtem Gesicht schaut Kotaro zu Boden. Er spürt einen dicken Kloß in seiner Kehle. Er wollte doch seinem Vater beweisen was er kann und nun das! Kein bisschen Anerkennung sondern nur eine unbarmherzige Standpauke und eine vernichtende Bestrafung. Das hat er einfach nicht verdient. Schon wieder behandelt sein Vater ihn derart ungerecht. Es ist einfach nicht möglich ihm irgendetwas recht zu machen.

Aber was hat er auch erwartet? Etwa eine faire Chance? Nein, heute wird ihm klar, dass er die niemals bekommen wird. Sein Vater wird ihm niemals die Gelegenheit geben zu zeigen was er kann. Er hat doch viel zu viel Angst davor, dass er ihn übertreffen könnte, warum sonst hätte er ihr Abkommen schon nach wenigen Tagen wieder aufgehoben. Ja, was hat er wirklich erwartet?

"Ich bin noch nicht fertig!", sagt Seto Kaiba nun. Kotaro schaut auf. Was denn noch? "Offenbar habe ich dich einfach zu lange verwöhnt, so dass du noch nicht begriffen hast wie das wirkliche Leben funktioniert. Diesen Fehler werde ich korrigieren. Du wirst zwar wie besprochen in der Kaiba-Corp weiterarbeiten, aber du wirst auch zur Schule gehen, und zwar an der örtlichen Highschool!"

Kotaro reißt die Augen auf: "Das kann nicht dein Ernst sein!" "Ich versichere dir, es ist mein voller Ernst!", meint Kaiba ungerührt, "Freu dich, so brauchst du nicht mehr auf das Internat zurück." Kotaro steigt langsam die Zornesröte ins Gesicht: "Na wunderbar! Statt mich auf eine Schule zu schicken die sowieso schon unter meinem Niveau ist, willst du mich jetzt auf eine Schule schicken wo ich vollkommen verblöde! Glaubst du allen ernstes, dass ich mich da besser fühle?"

Scharf blickt Kaiba seinen Sohn an: "Ich will auch gar nicht, dass du dich besser fühlst! Ich will, dass du gründlich darüber nachdenkst, was du angestellt hast und dass du aus deinen Fehlern lernst! Du wirst auf die örtliche Schule gehen, das ist mein letztes Wort!"

Kotaro ballt die Fäuste. Und nun auch noch diese Demütigung! Er soll auf eine gewöhnliche Schule gehen? Er? Was bildet sich sein Vater nur ein? Auf so eine Schule zu gehen ist doch wirklich die absolute Zeitverschwendung. So eine hirnrissige Entscheidung! Anstatt dass er alle Zeit nutzt um das zu managen was sein Vater in seiner Verbohrtheit "Fehler ausbügeln" nennt, schickt er ihn auf eine Schule wo er sich unter lauter gehirnamputierten Idioten zu Tode langweilen wird.

Und wem hat er das Ganze zu verdanken? Diesem kleinen Mistkerl Yami Muto. Warum musste der auch seine Klappe so weit aufreißen und ihn bei nächstbester Gelegenheit bei seinem Vater anschwärzen? Er weiß zwar nicht, warum der Kerl das gemacht hat, aber ganz bestimmt wird er ihm das eines Tages büßen! Und wenn ihm dieser geschwätzige Ganove noch einmal unter die Augen tritt, wird er sich wünschen niemals sein loses Mundwerk so weit aufgerissen zu haben!

Kotaro Kaiba bebt vor unterdrückter Wut. Wenn er nicht irgendetwas tut um sich Luft zu verschaffen, dann platzt er. Sein Vater glaubt, er könne mit ihm machen was er will, aber auch er kennt Mittel und Wege um auszuteilen und er weiß auch genau wie er seinen Vater treffen kann. Nun hebt er den Kopf und ein flammender Blick trifft Seto Kaiba. Man kann sehen wie Kotaros Kiefer malen. Dann presst er grimmig hervor: "Ich hoffe du bist zufrieden mit dir! Du hast dich mal wieder durchgesetzt. Freu dich darüber, dass du am längeren Hebel sitzt, solange du noch kannst! Das wird nicht ewig der Fall sein! Aber glaub nur nicht, ich wüsste nicht warum du das tust. Du versuchst doch nur, mich auf Abstand zu halten.

"Du willst verhindern, dass ich dir den Rang ablaufe und du willst einfach nicht erkennen, dass ich dir schon längst ebenbürtig bin", hoch richtet er sich auf und sieht seinem Vater direkt in die Augen, "Mutter hätte das erkannt. Sie wusste mein Talent wenigstens zu schätzen, im Gegensatz zu dir. Du bist ein Nichts! Du bist schon längst der Schwächere von uns beiden, denn du kannst dich noch immer nicht damit abfinden, dass sie tot ist.

"Seit ihrem Tod hast du dich so von allem abgekapselt, dass du jeden Blick für die Realität verloren hast. Darum kann ich machen was ich will, es wird niemals genug sein. Denn du wirst niemals darüber hinwegkommen, dass du sie nicht retten konntest; dass sie tot ist weil du das eine Mal in deinem Leben, als es wirklich darauf ankam, versagt hast!"

Im nächsten Augenblick holt Seto Kaiba aus und mit einem wütenden Funkeln in den Augen verpasst er seinem Sohn eine heftige Ohrfeige. Ungläubig hält Kotaro sich die Wange. Noch niemals hat sein Vater die Hand gegen ihn erhoben. Für einen langen Moment halten die beiden sich gegenseitig mit ihren Blicken gefangen. Kotaro kann deutlich sehen wie sein Vater vor Wut bebt. Dann schließlich atmet Kaiba einmal tief durch und flüstert dann: "Verschwinde auf der Stelle aus meinem Büro!"

Langsam dreht Kotaro sich um, und ohne ein Wort zu sagen verlässt er den Raum. Leise schließt er die Tür hinter sich. Ihm ist klar, dass er diesmal zu weit gegangen ist.

Der Neue

Es ist Montagmorgen und die Schule geht wieder los. Yami, Keiko und Itaru sitzen bereits im Unterricht. Mathematik, es kann Schöneres geben! Zum Beispiel, endlich aus Yamis Karten und seinem Schwarzen Magier ein starkes Deck zusammenzustellen. Yami ist bereits ganz hibbelig. Heute Nachmittag ist es endlich soweit! Diesmal wird nichts mehr dazwischen kommen!

Auf einmal geht die Klassentür auf und jemand kommt herein, mit einem äußerst verdrießlichen Gesichtsausdruck, wie die Schüler feststellen. Sofort winkt der Lehrer den Neuankömmling zu sich. Dann wendet er sich an die Klasse: "Dies ist euer neuer Mitschüler, Kotaro Kaiba. Er hat von einer anderen Schule hierher gewechselt. Bitte begrüßt ihn freundlich und nehmt ihn gut bei euch auf!"

Allgemeines, zustimmendes Gemurmel ist die Folge, das der hochgewachsene, braunhaarige Junge nur mit einem verächtlichen Blick quittiert. "In Ordnung, Kotaro", meint der Lehrer, "Am besten du setzt dich dort drüben hin!" Missmutig schlendert der junge Mann zu dem einzigen, freien Platz etwas weiter hinten in der Klasse und lässt sich darauf nieder. Dann stützt er die Ellenbogen auf den Tisch, faltet die Finger und starrt stur nach vorne.

Kaum, dass Kotaro die Klasse betreten hatte, flogen zwischen Yami und seinen Freunden mehrere aufgeregte Blicke hin und her. Eifrig versuchen sie mit versteckten Gesten und Mimik zu kommunizieren, aber im Grunde denke sie alle das Gleiche: Was macht er hier? Was hat das zu bedeuten?

Doch anscheinend werden sie sich damit bis zur Pause gedulden müssen. Zunächst läuft aber der Unterricht ohne weitere Störungen weiter. Zwar versuchen die meisten Schüler, vornehmlich die Mädchen, immer wieder einen Blick auf den interessanten, attraktiven Neuankömmling zu erhaschen, aber dieser begnügt sich damit, während des gesamten Stunde ausschließlich nach vorne zu schauen, keinen Ton von sich zu geben und zumindest so zu tun, als würde er dem Unterricht folgen.

Kaum klingelt es zur Pause, da wird Kotaro auch schon umringt von vielen neugierigen Personen hauptsächlich weiblichen Geschlechts die munter auf ihn einplaudern und versuchen ihn auszufragen. Ein Stück entfernt stehen Yami und seine Freunde und schauen zu dem Treiben hinüber. "Ja fasst man's denn!", meint Itaru kopfschüttelnd, "Der Kerl wird ja belagert als wäre er das achte Weltwunder. Was finden die denn bloß an dem?" "Na ja!", Keiko hebt eine Braue, "In dieser Schuluniform sieht er schon irgendwie niedlich aus!" Fassungslos reißt Itaru die Augen auf: "Was, bist du irre? Wie kannst du den Dreckskerl bloß niedlich finden? Hast du schon vergessen, dass wir seinetwegen beinah draufgegangen währen? An dem Kerl ist doch nun echt nix niedlich!"

Keiko wehrt ab: "Reg dich ab! Das war doch nur ein Scherz!" Itaru schnaubt verächtlich auf. "Phöö, das find ich gar nicht lustig." "Ich möchte aber doch wissen, warum er jetzt hier ist", meint Yami nachdenklich. "Geh doch hin und frag ihn!", erwidert Itaru noch immer ein wenig eingeschnappt. "Also eigentlich möchte ich ihm lieber aus dem Weg gehen", entgegnet Yami, "Außerdem ist jetzt wahrscheinlich kein guter Zeitpunkt um ihn zu fragen."

In der Tat, fast die gesamte Klasse drängt sich um den neuen Mitschüler. Doch schließlich wird es Kotaro zu bunt. Genervt steht er auf. "Hört mal zu, ihr Nervensägen, ich bin vielleicht gezwungen mit euch Nieten in eine Klasse zu gehen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich euer albernes Gesabbel auch noch in den Pausen ertragen muss. Also seht gefälligst zu, dass ihr Land gewinnt und lasst mich in Ruhe!" Mit diesen Worten bahnt er sich einen Weg durch die sprachlosen Gesichter und nur wenige Momente später ist er auch schon erhobenen Hauptes aus dem Klassenraum verschwunden.

"Du liebe Güte, wie ist der denn drauf?", ertönt es in der Gruppe. "Was ist das denn für ein Blödmann?" "Der trägt die Nase ja ganz schön weit oben." "Ja, aber trotzdem sieht er irgendwie niedlich aus." "Stimmt, und diese kühle, abweisende Art. Irgendwie hat er was geheimnisvolles!" "Ja, find ich auch! Meinst du er geht mal mit mir aus?"

Yami, Keiko und Itaru beschließen das weitere Getuschel der anderen zu ignorieren und stattdessen hinaus in den Pausenhof zu gehen. "Was hältst du davon, Yami?", fragt Keiko grade. "Ich vermute, dass es was mit unserem Besuch bei Kaiba-san zu tun hat, dass er hier ist." "Ob das wieder eine neue List von ihm ist? Oder will er sich vielleicht an dir rächen, weil du ihm die Tour vermasselt hast, was meinst du?", fragt Itaru. "Es gibt nur eine Möglichkeit das herauszufinden", meint Keiko und weist den Flur hinunter.

Dort am Ende steht Kotaro Kaiba mit verschränkten Armen und starrt aus dem großen Fenster des verglasten Ganges. Draußen hat es angefangen zu regnen und die dicken Tropfen rinnen an der Scheibe hinunter. Kaibas Mine ist ausdruckslos. Hinter ihm laufen die anderen Schüler vorbei und beginnen eifrig zu tuscheln, kaum dass sie ihn passiert haben. Doch der junge Mann lässt nicht erkennen ob er es bemerkt oder nicht.

Nachdenklich schaut Yami zu ihm hinüber. Irgendwie wirkt er bedrückt, wenn er auch versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Irgendwie erinnert ihn das an damals, als sie ihn zum ersten Mal gesehen haben. Damals am Grab seiner Mutter hat er ähnlich betrübt ausgesehen. Irgendwie kann Yami nicht glauben, dass dieser junge Mann dazu in der Lage sein sollte, so etwas Hinterhältiges zu tun. Und trotzdem war es so; er ist sich hundertprozentig sicher. Was mag in Kaiba nur vorgehen? Was für einen Grund kann er dafür gehabt haben?

Vielleicht sollte er ihn wirklich einfach fragen. Eigentlich ist ja niemand zu Schaden gekommen, außer dem Laden seines Vaters. Was auch immer für ein Missverständnis hier vorliegt, bestimmt kann man das irgendwie aus der Welt schaffen. Vielleicht kann er sich ja irgendwie wieder mit ihm versöhnen. Egal warum er auch jetzt auf diese Schule geht, bestimmt ist ihm noch alles fremd hier und er fühlt sich einsam. Vielleicht wäre er anders, wenn er Freunde hätte. Wenn sie diese Angelegenheit klären können, könnten sie ja vielleicht wirklich Freunde werden, wer weiß? Yamis Entschluss ist gefasst! Er wird versuchen über die jüngsten Ereignisse hinwegzusehen und Kaiba seine Freundschaft anzubieten.

Langsam geht Yami auf Kaiba zu; seine beiden Freunde schauen ihm nur sprachlos hinterher. "Ich fasse es nicht, er tut es wirklich!", zischt Itaru. "Na, was hast du denn gedacht", raunt Keiko zurück. Schon setzt sie sich in Bewegung, "Willst du etwa hier stehen bleiben?" Hastig folgt der junge Mann seiner Cousine.

Inzwischen hat Yami Kaiba erreicht. Zögernd tritt er an ihn heran und räuspert sich behutsam. Der braunhaarige, junge Mann ignoriert ihn. "Ähm Kaiba", versucht Yami es erneut, "Ich... ähm... habe mir gedacht... da du ja neu an der Schule bist, könnten... könnten meine Freunde und ich dich ja vielleicht herumführen und dir alles zeigen. Vielleicht... hast du ja danach auch Lust mit uns zusammen in der Mensa Mittag zu essen."

Nun wendet Kaiba sich ihm zu und blickt ihn von oben herab mit einem äußerst skeptischen und äußerst geringschätzigen Blick an. "Was willst du von mir, Knirps?" Yami fühlt sich nun sehr unbehaglich in seiner Haut. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen ihn anzusprechen. Aber noch einmal nimmt er seinen Mut zusammen: "Vielleicht erinnerst du dich nicht... wir sind in deiner Klasse. Ich dachte, wenn du ein paar Freunde hättest, dann würde es dir leichter fallen dich hier einzuleben..." Yamis Stimme ist unter dem verächtlichen Blick des großen, jungen Mannes immer leiser geworden und schließlich verstummt er.

Inzwischen haben Keiko und Itaru zu ihm aufgeschlossen. Fast können sie nicht glauben was sie gerade gehört haben. Yami bietet tatsächlich diesem arroganten, kriminellen Kerl die Freundschaft an als wäre nichts gewesen. Innerlich schütteln sie den Kopf. Aus Yami soll jemand schlau werden.

Einen langen Moment sagt Kaiba gar nichts. Seine Augen sind schmal und sein Mund ist ein dünner Strich. Dann sagt er: "Ich erinnere mich sehr gut, Yami Muto! Zu deinen Fragen! Erstens: Ich finde mich hier schon alleine zurecht, Zweitens: Bei dem Gedanken, dass ich nun in eine Klasse mit dir gehe dreht sich mir so der Magen um, dass ich keinen Bissen herunterbekommen würde, Drittens: Das wirklich Allerletzte was ich will ist die Freundschaft mit dir und diesen beiden Pfeifen da und Viertens: Weil ich es dir verdanke, dass ich hier bin, lege ich keinerlei Wert darauf mit dir irgendwelchen näheren Umgang zu haben. Deshalb solltest du diese Konversation hier als die erste, letzte und einzige ihrer Art ansehen. Damit habe ich wohl alle deine Fragen beantwortet und es gibt nun keinen Grund mehr für dich, jemals wieder das Wort an mich zu richten. Hab ich mich verständlich ausgedrückt?"

Yami schluckt schwer. Er hat es nur gut gemeint, aber offenbar ist Kaiba alles andere als gut auf ihn zu sprechen. Unsicher schielt er zu seinen Freunden. Keiko brodelt vor Zorn über diese unverschämte Antwort und Itaru sieht aus, als könnte er sich im nächsten Augenblick dazu hinreißen lassen, Kaiba eine blutige Nase zu schlagen. Anscheinend warten sie nur noch auf die Reaktion ihres Freundes um entsprechend zu reagieren. Yami stellt fest, dass er versuchen muss die Wogen zu glätten ehe ein Unglück geschieht.

Schließlich fasst er sich ein Herz. "Warum verdankst du es mir, dass du hier bist?", fragt er. Kaibas Kiefer mahlen. "Weil mein Vater geglaubt hat, was ihr meinem Onkel erzählt habt. Er war darüber... sagen wir mal... ein wenig verärgert. Aber anstatt euch wegen Verleumdung anzuzeigen, gab er mir die Schuld und als Strafe schickte er mich hierher."

Die drei sehen sich an. Offenbar war ihre Mission erfolgreich gewesen. "Ihr könnt wirklich stolz auf euch sein!", fährt Kaiba fort, "Ich habe zwar keine Ahnung warum ihr das getan habt und was ihr damit bezwecken wolltet, zu behaupten, Kaiba-Corp hätte etwas mit der Verwüstung eures Ladens zu tun, aber ich versichere auch, dass ihr das noch mal bereuen werdet. Diese Lüge werde ich nicht auf mir sitzen lassen, also tut euch selbst einen Gefallen und haltet euch fern von mir!"

Ärgerlich wendet Kaiba sich wieder dem Fenster zu und starrt mit verschränkten Armen hinaus. Die drei Freunde schauen in schweigend an. Offenbar hat es keinen Sinn weitere Worte zu diesem Thema zu verschwenden. Kaiba wird niemals zugeben, dass er für das Ganze verantwortlich ist. Doch diesmal ist es Yami er es nicht auf sich beruhen lassen will. Als Keikos Blick auf ihren Freund fällt, stellt sie fest, dass seine Hand zur Faust geballt und sein Blick finster geworden ist. Mit erhobenem Haupt wendet er sich wieder an Kaiba.

"Das war keine Lüge, Kaiba, und das weißt du auch!", sagt er ernsthaft. Überrascht schaut Kaiba ihn an. Doch als er Yamis entschlossenen Blick sieht, schluckt er leicht. Man kann sehen wie es hinter seiner Stirn arbeitet. Dann sagt er: "Mach dich nicht lächerlich, Kleiner, du hast absolut keine Beweise für deine Behauptung." "Ich brauche auch keine", sagt Yami ruhig, "Ich weiß, dass ich recht habe."

"Genau!", mischt sich nun Itaru ein, "Wir wissen es auch, Kaiba, du mieser Gauner! Wir waren schließlich auch dabei als Yami diesen brutalen Schläger..." Im selben Moment fängt er sich einen spitzen Stoß mit dem Ellenbogen von seiner Cousine ein. "Ähm... als Yami diesem brutalen Schläger gegenübergestanden hat. Fast hätte der Kerl uns erschossen, aber zum Glück hat er sich dann doch davon gemacht. Vorher hat er aber noch verraten wer ihn beauftragt hat, also behaupte bloß nicht, du hättest nichts damit zu tun!" Kaibas Augen werden schmal. "Glaubt ihr wirklich alles was irgendein Ganove euch erzählt? Ihr seid ganz schön naiv!" "Ach ja?", braust Itaru auf während Yami versucht seinen Freund zurückzuhalten, "Mit dir reichem Pinkel hab ich noch ne Rechnung offen! Reiß deine verlogene Klappe noch mal auf und dir hängt die Lippe bis zum Boden!"

"Hey, beruhig dich wieder, Itaru!", hält Keiko ihn fest, "Der Kerl ist es nicht wert." Sie wirft Kaiba einen kühlen Blick zu. "Ich verstehe wirklich nicht, warum Yami gerade dir seine Freundschaft angeboten hat, aber eines kann ich dir sagen: Du verdienst sie überhaupt nicht. Du bist wirklich das Letzte!"

"Bedeutet das, dass ich jetzt gute Chancen habe in Zukunft von euch Witzfiguren verschont zu bleiben?", fragt Kaiba abfällig, "Wenn ja, werde ich sicher keine schlaflosen Nächte deswegen haben. Denn ich glaube ich sagte es bereits einmal, Mädchen, deine Meinung interessiert mich nicht im Geringsten." Nun wendet er sich an Yami: "Und dir lass gesagt sein: Was immer du auch mit deinen lächerlichen Behauptungen bezweckst, es wird nicht funktionieren! Es sind nichts weiter als haltlose Vermutungen. Wenn du Beweise hättest, wäre dein Vater bestimmt schon zur Polizei gegangen."

Kaibas Mundwinkel verzieht sich zu einem sarkastischen Grinsen, "Das muss wahrlich ein Schock für deine Vater gewesen sein. Ich hätte gerne sein Gesicht gesehen, als du ihm erzählt hast wer angeblich für die Verwüstung seines Ladens verantwortlich war. Ausgerechnet der Sohn seines ewigen Rivalen. Ich bin sicher, danach hat er die frühere Freundschaft mit meinem Vater endgültig in den Wind geschossen.

"Ich nehme an der Grund für deinen scheinheiligen Versuch mir deine Freundschaft anzubieten war, dass du wohl gehofft hast, auf diese Weise an irgendwelche Beweise für deine ungeheuerliche Unterstellung zu kommen. Netter Versuch, Muto, aber um mich auszutricksen, musst du früher aufstehen. Erwartest du wirklich, dass ich jetzt offen zugebe, für den Einbruch verantwortlich zu sein? Darauf kannst du lange warten! Du wirst es nicht schaffen mir irgendein Geständnis in den Mund zu legen, also nimm deine kleinen Freunde mit und verschwinde endlich! Wenn du dich mit der Kaiba-Corporation anlegst, kannst du dir leicht die Finger verbrennen, also kann ich dir nur raten mich nicht weiter zu verärgern. Das würde dir nicht gut bekommen!"

Einen langen Moment sagt Yami gar nichts. Schließlich schaut er zu Boden und sagt leise: "Du irrst dich! Ich habe meinem Vater nichts davon erzählt." Kaibas Augen fliegen auf. Doch Yami fährt fort: "Ich wollte niemandem schaden, weder dir noch deinem Vater noch der Kaiba-Corporation. Ich wollte nur, dass der Laden meines Vaters in Ruhe gelassen wird. Wenn ich ihm verraten hätte wer hinter der Sache steckt, hätte es nur noch mehr Ärger gegeben. Also haben wir es für uns behalten und das wird auch so bleiben. Was du auch immer für Gründe dafür hattest, von uns wird niemand etwas darüber erfahren."

Mit diesen Worten dreht Yami sich um und geht den Flur hinunter. Seine Freunde schauen ihm zunächst verblüfft nach, doch dann machen sie sich eilig daran ihm zu folgen. Als sie zu ihm aufgeschlossen haben, nehmen sie ihn rasch in die Mitte und werfen nur hin und wieder einen verstohlenen Blick zurück zu Kaiba.

Kotaro Kaiba schaut den dreien schweigend nach. Viele Dinge gehen ihm durch den Kopf aber hauptsächlich beschäftigt ihn im Moment eine Frage: Aus irgendeinem Grund, scheint dieser Yami wirklich über seine Verbindung zu dem Überfall bescheid zu wissen. Das Naheliegendste wäre es doch gewesen, seinem Vater davon zu erzählen, wenn er schon keine Beweise für die Polizei hat. Aber warum hat er die Sache für sich behalten? Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, den guten Ruf der Kaiba-Corp mit dieser Geschichte zu ruinieren. Das wäre doch die ideale Gelegenheit für Yamis Vater gewesen, mit seinem ewigen Rivalen abzurechnen. Warum hat er es ihm dann nicht verraten? Warum?

Nur eine Karte...

"Hey Yami, komm schon! Mach doch nicht so ein Gesicht!", versucht Itaru seinen Freund aufzumuntern, der an einem Tisch in der Mensa sitzt, sein Gesicht mit der Hand aufstützt und lustlos in seinem Essen herumstochert. "Genau!", bestätigt Keiko, "Lass dich von diesem Blödmann Kaiba doch nicht so runterziehen. Lass uns lieber noch eine Partie Duellmonsters spielen!" Yami seufzt. "Tut mir leid Leute!", meint er, "Ich fürchte ich bin heute nicht in der Stimmung für Spiele."

Betreten schauen seine beiden Freunde sich an. Wenn ihr Freund seinen Spaß am Spielen verloren hat, dann scheint es wirklich ernst zu sein. "Also wegen diesem eingebildeten Typen brauchst du nun wirklich keine Depristimmung schieben", versucht Itaru es erneut, "Keiko hatte ganz recht, er ist es echt nicht wert." "Ich verstehe immer noch nicht warum du dich mit ihm anfreunden wolltest", meint Keiko kopfschüttelnd.

Yami senkt den Blick: "Ich glaube... er hat mir einfach leid getan. Mit so einer abweisenden Einstellung, wird er nicht viele Freunde haben. Bestimmt ist er ziemlich einsam." Sprachlos schauen die beiden ihn an, dann sagt Keiko: "Yami, es ist wirklich wie ich sagte: Du bist so ein feiner Kerl. Kaiba verdient einen so guten Freund gar nicht!" Ein schwaches Lächeln legt sich um Yamis Mundwinkel: "Danke Keiko! Vielleicht... wäre eine Partie Duellmonsters jetzt doch nicht schlecht!"

Erleichtert, ihren Freund etwas aufmuntern zu können, packt Keiko ihr Deck aus. Doch gerade als sie beginnen wollen, versteift Itaru sich neben ihnen: "Achtung, eingebildetes Großmaul auf Neun Uhr!" Die beiden drehen sich um und stellen fest, dass gerade Kotaro Kaiba mit einem ernsten Gesichtsausdruck die Mensa betritt. Keiko bemerkt sogleich wie das Lächeln auf Yamis Gesicht einer betrübten Mine weicht. "Ach, wir beachten ihn einfach nicht!", versucht sie die Situation zu retten, "Lass uns einfach weiterspielen!" "Also schön!", Yamis Lächeln kehrt wieder zurück.

Doch das Ignorieren erweist sich als schwieriger als angenommen, denn Kotaro Kaiba hat sie entdeckt und steuert nun mit festem Schritt auf sie zu. Schließlich baut er sich direkt neben ihrem Tisch auf und beobachtet sie mit einem kritischen Blick.

"Was hast du denn hier verloren, Kaiba?", meint Itaru patzig, "Ich dachte du wolltest mit uns Pfeifen nichts mehr zu tun haben." "Ich bin erstaunt, dass so ein geistiger Tiefflieger wie du sich meine Worte so gut merken konnte", meint Kaiba abfällig, "Aber eigentlich bin ich aus einem anderen Grund hier." "Und der wäre?", fragt Keiko und stemmt dabei den Arm in die Seite.

Für einen flüchtigen Augenblick hält Kaiba inne, dann sagt er: "Offenbar seid ihr noch immer davon überzeugt, dass die Kaiba-Corp etwas mit der Verwüstung des Ladens von Yamis Vater zu tun hat. Wenn solche Gerüchte in den Umlauf geraten ist das schlecht für das Geschäft. Ich verlange deshalb, dass ihr von nun an kein Wort mehr über dieses Thema verliert! Zu niemandem, ist das klar?" Wortlos werfen sich die drei bedeutsame Blicke zu. Schließlich fasst Yami sich ein Herz: "Als ich sagte, dass wir es für uns behalten würden, war das mein Ernst gewesen. Von uns erfährt es keiner! Versprochen!"

Schweigend mustert Kaiba den jungen Mann vor ihm. In seiner Mine liegt nichts als offene Aufrichtigkeit. Er war sich sicher gewesen, dass diese Behauptung nur wieder ein Trick gewesen war, um irgendeinen Vorteil herauszuschlagen. So hätte er es jedenfalls gemacht. Aber wenn er sich diesen Yami Muto ansieht, drängt sich ihm der Verdacht auf, dass der kleine Kerl es tatsächlich ehrlich meint. Doch er versteht es noch immer nicht.

Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass dieser Yami einfach unglaublich naiv ist. Kaibas Augen werden schmal. Sein Vater hat etwas gegen rohe Gewalt aber die Naivität eines Gegners auszunutzen ist offenbar gestattet. Also schön, es geht auch anders.

"Wie auch immer!", fährt Kaiba fort, "Die Kaiba-Corporation distanziert sich offiziell aufs Schärfste von diesem ungeheuerlichen Vorfall." Skeptisch schaut Itaru ihn an: "Ach nee!" Kaiba ignoriert ihn. "Als Zeichen unseres Bedauerns für diese Unannehmlichkeiten wird sich Kaiba-Corp aus den weiteren Verhandlungen, wegen eines Kaufes des Geschäftes, zurückziehen."

Yami und die anderen beiden schauen erstaunt auf. "Soll das heißen, du versuchst nicht länger den Spieleladen meines Vaters zu kaufen, Kaiba?", fragt Yami hoffnungsvoll. Kotaro Kaiba zuckt ein wenig zusammen. Woher weiß der Wicht, dass er es war, der versucht hat das Geschäft zu kaufen? Aber was soll's, nun kann er auch ehrlich sein. "Was soll ich mit einem zerstörten Geschäft anfangen? Keine Sorge, euer jämmerlicher, kleiner Laden ist sicher!"

Mit diesen Worten wendet er sich zum Gehen. Doch Yami springt eilig auf und verneigt sich kurz vor ihm. "Vielen Dank, Kaiba-kun! Darüber wird sich mein Vater sehr freuen!" Schweigend wirft Kaiba ihm einen kühlen Blick zu, dann will er sich wieder abwenden, als auf einmal sein Blick an dem Stapel aus Duellmonsters-Karten hängen bleibt. Ein verächtliches Lächeln legt sich nun um seine Mundwinkel.

"Wie ich sehe versucht ihr Stümper euch doch tatsächlich an Duellmonsters. Wenn ich euch noch einen guten Rat geben darf: Lasst es lieber gleich bleiben! Dieses Spiel ist nichts für einfältige Dummköpfe wie euch. Überlasst das lieber den Profis!"

Verärgert steht Keiko auf und stemmt die Arme in die Seite: "Tu doch nicht so überheblich! Du glaubst vielleicht, du wärst der Beste, was? Aber mit dir nehme ich es doch jederzeit auf!" Gelassen mustert Kaiba sie. Dann sagt er: "Du irrst dich, Mädchen, ich glaube nicht, dass ich der Beste bin, ich bin der Beste! Und du hättest nie im Leben eine Chance gegen mich!", er wendet sich erneut zum Gehen, "Allerdings wird dir diese Blamage zum Glück erspart bleiben, denn ich gebe mich grundsätzlich nicht mit solchen drittklassigen Duellanten wie euch ab!"

Yami bemerkt, dass seine Freundin nun vor Wut kocht. Sie hat die Hände zur Faust geballt und wirft Kaiba einen vernichtenden Blick zu. "Du aufgeblasenes Großmaul!", ruft sie ihm erregt hinterher, "Glaubst du ich lasse mir solch eine Beleidigung so einfach gefallen? Ich werde dir beweisen, dass ich dich jederzeit in Grund und Boden stampfen kann. Los, ich fordere dich zu einem Duell heraus! Auf der Stelle!" Kaiba dreht sich wieder zu ihr um. "Du hast mich wohl nicht richtig verstanden, Mädchen. Ich sagte doch, dass ich mich mit drittklassigen Duellanten nicht abgebe." Keiko schnaubt vor Wut. "Jetzt weiß ich, warum mein Vater deinen Vater nie wirklich ausstehen konnte", grollt sie.

"Mach nicht so einen Wind!", kommt Itaru seiner Freundin zur Hilfe, "Keiko ist eine ausgezeichnete Duellantin. Sie könnte dich mit links besiegen, wenn du nicht so feige wärst." Mit einem verächtlichen Schmunzeln kommt Kaiba zu ihnen zurück. "Oh mit Sicherheit!", meint er spöttisch, "Ich hatte ja ganz vergessen, dass nur Yami hier die große Niete bei Duellmonsters ist."

Ein wenig verlegen schaut Keiko zu Boden. Es ist ihr sehr unangenehm wieder an ihren unbedachten Versprecher von neulich erinnert zu werden. Doch nun tritt Kaiba an den Tisch heran. "Sind das deine Karten, Yami? Wollen doch mal sehen, was du so ein Deck nennst!" Noch ehe Yami oder einer der anderen reagieren kann, hat sich Kotaro Yamis Deck geschnappt und beginnt die Karten durchzusehen. Dabei hellt sich seine Mine immer mehr auf.

"Kein Wunder, dass du so ein mieser Spieler bist, Yami! Mit diesen jämmerlichen Karten kann ja auch kein Mensch gewinnen", lacht er spöttisch. Doch plötzlich hält er inne. Fassungslos starrt er auf die letzte Karte im Deck. Das gibt es doch nicht! Ein Schwarzer Magier! Wie kann so ein abgebrochener Zwerg nur einen Schwarzen Magier besitzen? Das ist völlig unmöglich!

Kaibas Mine wird ernst. Eine so seltene und gute Karte in den Händen dieses kleinen Versagers. So eine Verschwendung! Der Kerl hat doch ansonsten nur nutzlose und schwache Karten. Er kann doch mit solch einem starken Monster gar nicht richtig umgehen. Wahrscheinlich hat er einfach mehr Glück als Verstand. Aber das hatte er wohl neulich auch. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie diesen Einbrecher überraschen konnten und trotzdem mit heiler Haut davon gekommen sind? Warum hat dieser Kerl die drei nicht einfach erschossen? Was hat ihn bloß davon abgehalten, das wüsste er zu gerne, dann hätte er jetzt nicht all diese Schwierigkeiten. Kotaros Blick wird finster.

Yami Muto! Erneut wird er daran erinnert wem er seine jetzige Situation verdankt. Dieser kleine Verräter ist an allem schuld. Weil er nicht seine Klappe halten konnte, ist er nun bei seinem Vater gänzlich unten durch. Ihm verdankt er es, dass er die Bedingungen seines Vaters nicht erfüllen konnte und nun auf diese erniedrigende Schule gehen muss. Ihm ist nichts mehr geblieben. Und ausgerechnet dieser kleine Wicht besitzt eine so wertvolle Karte. Das ist einfach nicht gerecht!

Kotaro Kaiba strafft sich. "Was haben wir denn hier?", mit steifen Fingern hält er die Karte hoch, "Wie kommt eine Niete wie du denn zu einem Schwarzen Magier?" Besorgt schaut Yami zu ihm hoch: "Bitte sei vorsichtig damit, Kaiba. Diese Karte bedeutet mir sehr viel." "Das kann ich mir denken", meint Kaiba kühl, "Wer nichts auf dem Kasten hat, klammert sich eben an jeden Strohhalm."

"Gib sie mir bitte zurück!", sagt Yami und streckt seine Hand aus. "Was für einen Sinn würde das machen?", entgegnet Kaiba abfällig, "Was würde einer wie du schon groß mit solch einer guten Karte anfangen?" Äußerst beunruhigt schaut Yami zu dem hochgewachsenen, jungen Mann auf. "Das ist meine Karte", versucht er es erneut, "und ich möchte sie gerne wiederhaben." "Was du nicht sagst!", meint Kaiba gelassen.

"Jetzt reicht es aber!", ereifert Itaru sich, "Du gibst jetzt auf der Stelle meinem Freund seine Karte wieder, oder wir zwei bekommen ein ernstes Problem!" Drohend hebt er die Fäuste. Kaiba zeigt sich relativ unbeeindruckt davon, doch der Blick den er Itaru zuwirft hat etwas bedrohliches. "Davon würde ich dir sehr abraten!", meint er gefährlich, "Wenn du auch nur die Hand gegen mich erhebst, wirst du das bitter bereuen, das garantier ich dir!"

"Lass die Spielchen, Kaiba!", mischt Keiko sich nun ein, "Rück sofort die Karte heraus! Wenn du einen Schwarzen Magier willst, dann kauf dir eben selber Booster. Sich die seltenen Karten von anderen unter den Nagel zu reißen, ist wirklich erbärmlich!"

In Kaibas Blick schleicht sich nun ein beunruhigendes Funkeln. "Erbärmlich?", sagt er ruhig, "Glaubst du wirklich ich wäre auf die seltenen Karten von irgendwelchen hergelaufenen Nichtskönnern angewiesen? Ich besitze bereits mehr seltene und wertvolle Karten als ihr alle zusammen. Dieser Schwarze Magier interessiert mich überhaupt nicht!", er ergreift die Karte mit beiden Zeigefingern und Daumen, "Er ist für mich vollkommen bedeutungslos!" Mit diesen Worten zerreißt er die Karte direkt vor den ungläubigen Augen der drei in zwei Teile.

Fassungslos beobachtet Yami wie die beiden Kartenteile scheinbar in Zeitlupe zu Boden fallen. Ihm ist als würde ihm plötzlich irgendetwas die Luftzufuhr abschnüren. Sein Herz rast und pocht ihm bis zum Hals. Jeder einzige Schlag schmerzt wie tausend Nadelstiche. Er kann fühlen wie ihm mit einem Mal alle Farbe aus dem Gesicht weicht und ihm unangenehm schwindelig wird. Ehe er noch etwas dagegen tun kann, knicken ihm bereits die Beine weg und er plumpst unsanft auf den Boden.

Nein! Das darf nicht sein! Das darf einfach nicht wahr sein! Nein, nein, nein! Noch immer fällt es ihm schwer nach Atem zu ringen. "Mein... mein Schwarzer Magier...", ist alles was er hervorbringen kann. Völlig schockiert betrachtet er die beiden Teile seiner Karte und nimmt kaum noch etwas von dem wahr was um ihn herum geschieht.

"Du mieser Dreckskerl!", grollt Itaru erbost, "Wie konntest du das nur tun! Das wirst du mir büßen!" Ohne weiter darüber nachzudenken will er sich auf Kaiba stürzen, doch dieser sieht es kommen und mit einer geschickten Bewegung weicht er dem nahenden Schlag aus und nur einen Augenblick später hat er Itaru den Arm schmerzlich auf den Rücken gedreht. Gefährlich raunt er ihm zu: "Ich hatte dich davor gewarnt mich anzugreifen. Du würdest es bereuen", er dreht den Arm noch ein wenig fester ein, so dass Itaru leicht vor Schmerz aufschreit, "Dein Glück, dass ich körperliche Auseinandersetzungen verabscheue. Lege dich niemals wieder mit mir an!" Dann lässt er ihn los.

Noch immer wütend hält Itaru sich die schmerzende Schulter, doch er ist klug genug es bei diesem einmaligen Angriff zu belassen. Dann wendet Kaiba sich endgültig ab und unbehelligt von weiteren Attacken, wenn auch verfolgt von vielen beunruhigten Blicken, verlässt er die Mensa.

Sogleich wenden sich Keiko und Itaru besorgt wieder ihrem Freund zu der noch immer völlig apathisch auf dem Fußboden sitzt und fassungslos die beiden Kartenteile anstarrt. "Yami, alles ok mit dir?", ruft Itaru beunruhigt. Doch Yami reagiert nicht. "Yami, sag doch was!", ruft nun auch Keiko, "Du machst mir echt Angst!"

Doch Yami bekommt kaum etwas von ihren Worten mit. Das einzige was er tun kann, ist auf die Teile seines Schwarzen Magiers starren und zu versuchen sich klar zu machen was gerade geschehen ist. Noch immer ist ihm schwindelig und es kommt ihm fast so vor als hätte man ihm das Herz herausgerissen. Er kann einfach nicht den Blick von seinem Magier lassen und zu allem Überfluss hallt ihm die ganze Zeit über ein Wort durch den Kopf. Es ist ein Name, dessen ist er sich sicher, obwohl er ihn noch niemals zuvor gehört hat und auch nicht die geringste Ahnung hat zu wem er gehört.

Undeutlich wird er sich bewusst, dass ihn jemand rüttelt. Langsam und mit aller Willensstärke gelingt es ihm seine Starre abzuschütteln. Langsam schaut er hoch in die besorgten Gesichter seiner beiden Freunde. "Yami, bist du in Ordnung? Nun sag doch endlich was!" Keiko scheint in höchster Sorge zu sein. Yamis entgeisterter Gesichtsausdruck verzieht sich nun zu einer Grimmasse tiefsten Schmerzes. "Nein!", flüstert er, "Ich bin nicht in Ordnung", seine Augen werden feucht, "Kaiba hat meinen Schwarzen Magier zerrissen. Wie konnte er das nur tun?"

Ratlos und mitfühlend schauen die beiden ihn an. Was können sie schon sagen um ihren Freund wieder aufzumuntern? Schließlich greift Itaru seinem Freund unter die Arme und zieht ihn wieder auf die Füße hoch. "Komm wieder hoch, Yami, und Kopf hoch!" "Genau!", lächelt Keiko etwas unsicher, "Ein so betrübtes Gesicht passt doch gar nicht zu dir." Doch Yami lässt den Kopf hängen. Die beiden können sehen, dass er leicht zittert. "Ach komm schon!", versucht Itaru ihn aufzumuntern. Er hebt die Schnipsel des Magiers auf und reicht sie Yami: "Davon geht doch nicht die Welt unter. Du kommst schon irgendwann darüber hinweg. Es war doch trotz allem nur eine Karte."

Nun hebt Yami langsam den Kopf und schaut seinen Freund an. Tränen laufen ihm über die Wangen hinab. "Nein!", flüstert er, "Es war nicht nur einfach eine Karte! Es war... er war... mein Freund!"

Neue Hoffnung

Nicht viel später erreichen Keiko und Itaru zusammen mit Yami dessen zuhause. Seit dem Vorfall in der Mensa steht ihr Freund völlig neben sich. Also haben sie kurzerhand beschlossen ihn nach Hause zu bringen. Gerade öffnen sie die Ladentür und betreten das Spielwarengeschäft wo Yamis Vater gerade dabei ist die Schäden des Einbruches allmählich zu beseitigen. Erstaunt blickt Yugi den drei Jugendlichen entgegen. "Nanu, was macht ihr denn schon hier? Ist die Schule schon vorbei?" In diesem Moment fällt sein Blick auf das bleiche Gesicht und die leicht geröteten Augen seines Sohnes und sofort weiß er, dass etwas nicht in Ordnung ist.

"Du meine Güte, Yami!", ruft er erschrocken aus und kommt auf ihn zu, "Was ist denn passiert?" Doch im gleichen Moment verzieht sich Yamis Gesicht erneut und ohne, dass er es verhindern kann treten ihm wieder Tränen in die Augen. Hilflos stehen seine beiden Freunde neben ihm und schauen ihn mitleidig an.

"Wir dachten, es ist das Beste, wenn wir ihn erst mal herbringen", meint Keiko unsicher. "Schon gut", kommt es weinerlich von Yami, "Ich bin euch beiden wirklich dankbar dafür, aber könntet ihr mich jetzt vielleicht einen Augenblick alleine lassen?" Betreten schauen die beiden sich an. Es widerstrebt ihnen sehr ihren Freund gerade jetzt alleine zu lassen, doch offenbar möchte er im Moment wirklich ein wenig für sich sein.

Mit hängendem Kopf trottet Yami an ihnen vorbei und schlurft die Treppe hinauf. In seinem Zimmer angekommen schließt er die Tür hinter sich und wirft sich dann auf sein Bett wo er die Tränen, die erneut in ihm aufsteigen, einfach fließen lässt.

Auf einmal hört er ein leises Klopfen an der Tür. Er reagiert nicht darauf. Schließlich wird die Tür behutsam geöffnet und Yugi tritt ein. Yami wendet sich ab. Sein Vater setzt sich zu ihm aufs Bett. "Willst du mir nicht endlich erzählen was los ist, Yami?", fragt er leise. Nun setzt Yami sich doch auf. Mit feuchten Augen blickt er seinen Vater an. "Ich... es... es tut mir leid!", stößt er schließlich hervor, "Es tut mir leid, dass ich dir nicht gleich alles erzählt habe." "Noch ist es nicht zu spät dafür!", meint Yugi sanft.

Noch einmal wirft Yami ihm einen langen, gequälten Blick zu, doch dann bricht er in Tränen aus. "Er hat ihm zerrissen!", sprudelt es nun aus ihm heraus, "Er hat meinen Schwarzen Magier zerrissen! Oh Papa, ich hatte einen Schwarzen Magier gezogen, einen echten Schwarzen Magier, stell dir das vor!

"Ich wollte es euch eigentlich erst sagen, wenn ich mir daraus ein starkes Deck gebaut und auch mal ein paar Duelle gewonnen hätte. Ich wollte doch, dass ihr auch mal stolz auf mich sein könnt und euch nicht immer nur Sorgen um mich machen müsst.

"Ich war so glücklich darüber, dass ich ihn gezogen hatte; ich hatte doch noch nie Glück dabei. Und ich bin auch kein so guter Spieler wie du. Du bist immerhin Weltmeister gewesen. Nur ich tauge zu gar nichts bei diesem Spiel. Ich habe dich bestimmt sehr enttäuscht. Deshalb wollte ich euch damit überraschen. Ihr solltet doch stolz auf mich sein. Aber jetzt hat er ihn zerrissen und ich werde niemals ein starkes Deck haben und...", weiter kommt er nicht denn das Schluchzen übermannt ihn.

Yugi schwirren tausend Dinge durch den Kopf. Was soll er seinem Sohn nur darauf antworten? Schließlich sagt er: "Aber ich bin doch stolz auf dich, Yami. Wie kommst du nur darauf ich könnte nicht stolz auf dich sein? Du bist ein so vernünftiger Junge und ich kann dir immer vertrauen, dass du das Richtige tun wirst. Ich weiß, dass du in der Schule Probleme hast und das macht mich ebenfalls traurig. Aber du hast dich bisher nicht unterkriegen lasse und darüber bin ich sehr stolz auf dich!"

"Ja, aber", schnieft Yami, "ich wollte doch, dass du auch bei Duellmonsters stolz auf mich sein kannst. Aber nun hat er meinen Schwarzen Magier zerrissen und ich werde niemals ein starkes Deck haben...", wieder fließen die Tränen. "Aber wer denn? Wer hat ihn zerrissen?", will Yugi nun wissen. "Kotaro Kaiba!", antwortet Yami weinerlich. "Kaiba!", Yugi setzt sich auf, "Du meinst Seto Kaibas Sohn hat das getan?" Yami nickt.

Yugis Gesicht wird ernst. Seine Gedanken gehen zurück zu dem Tag an dem er sein erstes großes Duell mit Kaiba hatte. Damals hat Kaiba die Karte meines Großvaters zerrissen; seinen Weißen Drachen mit eiskaltem Blick. Großvaters ganzes Herz hing an dieser Karte.

Als sie zerrissen wurde, war das ein schwerer Schock für ihn. Doch Seto Kaiba war das egal, er wollte mich doch dadurch nur zwingen, sich mit ihm zu duellieren. Etwas das er nach unserem Kampf sehr bereut hat. Wie hätte er auch damit rechnen können, dass es mir gelingen würde alle fünf Teile der unbesiegbaren Exodia zu ziehen. Nein... nicht mir, sondern Ihm! Meinen Sieg damals habe ich nur Seinem Können und Seinem Vertrauen zu verdanken. Wieder muss Yugi an seinen Freund denken, das Herz wird ihm schwer dabei.

Ja, er kann seinen Sohn gut verstehen. Atemu hätte sicher genau so reagiert, wenn man seinen Schwarzen Magier zerrissen hätte. Er legt Yami die Hand auf die Schulter: "Ich kann verstehen wie dir zumute ist. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe mit Seto Kaiba einmal einen ähnlichen Vorfall erlebt. Ich weiß also wie es ist, wenn man sein Herz an seine Karten hängt. Dein Schwarzer Magier muss dir viel bedeutet haben."

Yami nickt, dann zögert er etwas. Schließlich fasst er sich ein Herz und fragt: "Papa, sag mal, kennst du zufällig jemanden der Mahado heißt?" Yugis Augen fliegen auf und für einen Momentlang steht ihm vor Überraschung der Mund offen. Dann fasst er sich wieder: "Wie kommst du auf diesen Namen?" "Na ja...", druckst Yami herum, "Ich weiß nicht. Ist eigentlich nur irgendein Name der mir mal eingefallen ist. Im Grunde ist es nur Unsinn, ich weiß."

Kritisch mustert Yugi seinen Sohn; schon wieder versucht dieser seinen Blick zu meiden. Irgendetwas verheimlicht er mir immer noch, denkt Yugi sich. Dann plötzlich kommt ihm ein unbehaglicher Gedanke. Schließlich fragt er: "Sag mal Yami, sind in letzter Zeit vielleicht... irgendwelchen... ungewöhnlichen Dinge passiert?" Alarmiert schaut Yami auf: "Was... meinst du mit ungewöhnlich?" "Na ja", meint Yugi vorsichtig, "Ich meine, kommt es vielleicht vor, dass du das Bewusstsein verlierst und hinterher nicht mehr weißt was du gemacht hast?" Yami schüttelt langsam den Kopf, doch er lässt seinen Vater dabei nicht aus den Augen.

"Oder hast du vielleicht... Kontakt zu irgendwelchen sonderbaren... Gegenständen gehabt?" "Was für sonderbare Gegenstände?" "Vielleicht eine goldene Pyramide oder so, die man als Kette um den Hals tragen könnte?" Wieder schüttelt Yami den Kopf. "Worauf willst du hinaus, Papa?" "Auf nichts Bestimmtes", wehrt Yugi ab, "Ich wollte es... nur wissen." Die beiden werfen sich gegenseitig einen kritischen Blick zu.

Nein!, stellt Yugi bei sich fest, Er hat keine Ahnung von den Millenniumsgegenständen. Wie sollte er auch? Das Ganze war eine dumme Idee. Das Puzzle und die anderen Artefakte gehören für immer der Vergangenheit an, es ist unmöglich, dass Yami damit in Berührung gekommen ist. Dabei hätte ich schwören können, er verhält sich so als ob... nein, wie dumm von mir. Das ist doch nur pures Wunschdenken. Er kommt nicht mehr wieder und fast hätte ich meinen Sohn von einer Welt wissen lassen, mit der er besser nichts zu tun bekommen sollte. Ich muss wirklich in Zukunft besser aufpassen!

Allerdings wüsste ich doch gerne woher der den Namen Mahado kennt. Ob einer von den anderen etwas durchsickern lassen hat? Es muss so sein, das ist die einzige Erklärung dafür! Ich denke ich werde mal ein ernstes Wort mit Jonouchi reden müssen!

Sein Blick geht zurück zu seinem Sohn der noch immer mit tieftraurigem Gesicht auf der Bettkante sitzt und sich die Tränen mit dem Handrücken fortwischt. Es muss ihn wirklich schwer getroffen haben, denkt Yugi bei sich. Wenn ich nur wüsste wie ich ihm helfen kann. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es ihm so zu schaffen macht, dass er bei Duellmonsters nicht so gut ist. Ich hatte damals wenigstens diese eine Stärke, noch bevor ich das Millenniumspuzzle bekam. Aber für ihn muss es wirklich hart sein, das Gefühl zu haben, in gar nichts gut zu sein.

Yugi seufzt innerlich. Mein Talent für Spiele war wenigstens etwas, dass mich darüber hinwegtröstete, dass ich der Prügelknabe der Schule war. Aber dann lernte ich Jonouchi und die anderen kennen und das hat mir noch mal ein ganz neues Selbstvertrauen gegeben. Ich war so froh darüber Freunde zu haben, die meine Stärken gesehen haben und denen meine Schwächen egal waren.

Aber erst als ich Ihn kennen lernte, habe ich erkannt, dass man nicht immer körperliche Kraft braucht um seinen Gegner in seine Schranken zu weisen. Er hat mir immer dabei geholfen mich durchzusetzen und selbst gegen die wirklich gefährlichen und mächtigen Gegner konnten wir uns mit Hilfe dieses Kartenspiels behaupten. Wenn ich das Yami doch nur auch sagen könnte. Aber dann müsste ich ihm alles erzählen was damals geschehen ist und... das kann ich nicht!

Aber wie kann ich ihm dann helfen? Irgendwie muss er erkennen, dass er auch Stärken hat. Er muss wissen, dass wir stolz auf ihn sind, ganz gleich was er tut. Er muss einfach erfahren, dass wir es ihm zutrauen, es ganz alleine zu schaffen und irgendwie muss er über sein Erlebnis mit Kotaro Kaiba hinwegkommen. Wenn er in dem Glauben bleibt, Kotaro hätte ihm die einzige Chance verbaut jemals Erfolg zu haben, wird er nie wieder der Selbe sein. Irgendwie muss er diesen Konflikt bereinigen; er muss es zumindest versuchen.

Auf einmal kommt ihm eine Idee, doch im gleichen Moment zuckt er innerlich unwillkürlich zusammen. Soll er das wirklich tun? Allein der Gedanke daran widerstrebt ihm bereits sehr. Kann er sich wirklich dazu überwinden? Wieder fällt sein Blick auf das feuchte Gesicht seines Sohnes und es gibt ihm einen Stich. Yugi schluckt schwer. Doch im gleichen Moment ist es entschieden.

Yugi erhebt sich. "Komm mal mit, Yami! Ich habe da was für dich!" Mit großen Augen schaut Yami seinen Vater an. Zunächst zögert er, doch die Neugierde ist größer und er folgt seinem Vater hinunter ins Wohnzimmer. Dort sitzen bereits Itaru und Keiko und schauen ihren Freund besorgt aber abschätzend an. Schwach lächelt Yami ihnen zu.

"Warte kurz!", sagt Yugi und verschwindet für eine kleine Weile in seinem Zimmer. Als er wieder zum Vorschein kommt, hält er eine kleine, goldene Schachtel in der Hand. Yami betrachtet sie mit großen Augen. Ab und zu hat er schon mal einen Blick auf diese Kiste erhaschen können. Er weiß, dass sich darin das Deck seines Vaters befindet, doch bisher war es ihm nie erlaubt gewesen einen näheren Blick darauf zu werfen.

Umso aufmerksamer nimmt er sie nun in Augenschein. Fast sofort fallen ihm die seltsamen Zeichen und Bilder auf, die sich an der Außenseite der Schachtel befinden. Plötzlich bleibt sein Blick an einem recht großen Symbol an der Seite hängen. Es ist ein großes, goldenes Auge, dessen Pupille starr geradeaus geht. Yamis Augen weiten sich. Kann das ein Zufall sein?

Doch Yugi öffnet bereits den Deckel der Schachtel. Behutsam nimmt er eine Karte heraus. Für einen kurzen Moment scheint er mit sich zu ringen, dann reicht er Yami die Karte. "Das ist mein Schwarzer Magier", sagt Yugi, "Ich habe ihn damals von meinem Großvater geschenkt bekommen." Mit äußerster Vorsicht nimmt Yami die Karte entgegen. Vor Staunen bleibt ihm der Mund offen stehen. Auch Keiko und Itaru drängeln sich nun um die wertvolle Karte.

"Diese Karte bedeutet mir unheimlich viel, sie hat mir schon sehr oft bei meinen Duellen aus der Klemme geholfen. Der Schwarze Magier... ist fast schon wie ein guter Freund für mich", fährt Yugi fort, "Darum kann ich so gut verstehen, wie du dich jetzt fühlst. Ich möchte... dass du ihn bekommst. Er gehört jetzt dir." Ungläubig und sprachlos schaut Yami seinen Vater an. Schließlich findet er die Sprache wieder: "Ist... das dein Ernst, Papa? Ich kann doch nicht deine Lieblingskarte nehmen, das geht doch nicht!"

Yugi verzieht leicht das Gesicht, dann atmet er einmal tief durch und sagt: "Doch, nimm ihn ruhig! Er hat mir gute Dienste geleistet, aber ich spiele nicht mehr und es wäre eine Verletzung seiner Würde, wenn der Schwarze Magier niemals wieder ein Duell bestreiten könnte. Deshalb schenke ich ihn dir. Und wenn du ihn einsetzt, dann denke daran, ihn immer mit Respekt zu behandeln. Wenn du deinem Deck vertraust, dann gibt es keinen Gegner den du nicht besiegen kannst. Du wirst sehen!"

Noch immer völlig überrumpelt blickt Yami auf die Karte in seiner Hand. Auf einmal scheint die Welt um ihn herum wegzudriften und alles was er noch wahrnimmt ist der Schwarze Magier in seiner Hand. Ihm wird abwechselnd heiß und kalt und sein Herz pocht laut und heftig. Und wieder schießt ihm dieser seltsame Name wie eine Flipperkugel durch seinen Kopf. Mahado!

Er hat zwar keine Ahnung was das alles zu bedeuten hat, aber auf einmal packt ihn noch ein ganz anderes Gefühl: Zorn! Oh ja, er ist wütend und zugleich überkommt ihn eine feste Entschlossenheit. Auf keinen Fall wird er zulassen, dass auch dieser Schwarze Magier zerstört wird. Von dieser Karte wird er sich nie wieder trennen.

Fast scheint es ihm, als ob der Schwarze Magier in seiner Hand ihm ein Versprechen gibt: Er wird ihm beistehen, komme was wolle! Und in Yami entflammt ein ganz neues Bedürfnis: Rache! Nein, diese respektlose Behandlung seines Schwarzen Magiers wird er nicht ungestraft lassen!

Kotaro Kaiba wird noch bitter bereuen was er getan hat, dafür wird er sorgen! Er wird diesem hinterhältigen Grobian eine Lektion erteilen, darauf kann er sich verlassen! Yamis Blick wird finster. Nein, er wird nicht ruhen, ehe der Kerl bekommen hat was er verdient und er ist sich sicher: Er hat alles was nötig sind um Kaiba ein für alle Mal in seine Schranken zu weisen.

Yami ballt die Faust. Dann blickt er auf. Überrascht und beunruhigt über den tödlichen Blick der ihrem Freund nun im Gesicht steht, weichen Keiko und Itaru ein Stück zurück. "Wenn ihr mich entschuldigt", sagt Yami nun ernst, "Ich möchte eine Weile ungestört bleiben." Mit diesen Worten geht er an ihnen vorbei, ohne sie weiter zu beachten, steigt die Treppe hinauf und kurz darauf, hört man wie seine Zimmertür fest ins Schloss fällt.

Yugi sieht seinem Sohn hinterher. Sorgenfalten legen sich auf sein Gesicht. Dieser Blick eben... kann es vielleicht doch sein, dass...? Er schüttelt innerlich den Kopf. Nein, mach dich nicht lächerlich! Das ist unmöglich. Aber dieser Blick erinnert mich wirklich sehr an...

Es vergeht eine lange Zeit, ehe Yami wieder etwas von sich hören lässt. Hin und wieder haben sich Keiko und Itaru hoch zu seiner Zimmertür geschlichen um zu lauschen, aber von drinnen ist kein Laut zu hören gewesen. "Was macht er da drin bloß?", fragt Itaru leise. "Ich weiß es nicht", antwortet Keiko nachdenklich, "Aber vielleicht baut er sich gerade ein Deck mit seinem neuen Schwarzen Magier." "Aber warum lässt er sich dann nicht von uns helfen?", fragt Itaru zurück. Keiko zuckt nur die Schultern.

Letztendlich öffnet sich doch die Zimmertür und heraus tritt Yami. Seine Mine ist eisern. In seiner Hand hält er einen Stapel Karten. Als er die Treppe hinunter kommt, schauen ihm seine Freunde fragend entgegen. Am Ende des Flures steht auch Yugi noch und mustert seinen Sohn ausführlich, doch er sagt kein Wort.

Mit einer lässigen Bewegung wirft sich nun Yami seine Jacke über die Schulter. "Also schön, Leute. Ich bin bereit! Kotaro Kaiba kann sich schon mal auf etwas gefasst machen!" "Was hast du vor, Yami?", will Keiko wissen. "Du hast doch nicht wirklich vor, dich mit Kaiba anzulegen, oder?", Itaru scheint sehr besorgt, "Glaub mir, der Typ versteht keinen Spaß."

Nun wirft Yami ihm einen festen Blick zu: "Mach dir keine Sorgen um mich, Itaru! Diese Zeiten sind vorbei. Ich werde nie wieder zulassen, dass man seine Spielchen mit mir treibt. Jetzt werde ich Kotaro Kaiba mal ein Spielchen liefern, an das er noch lange denken wird. Wenn es sein muss, geh ich allein, aber ich werde es dem Kerl heimzahlen, was er getan hat!" In Yamis Blick liegt ein entschlossenes Funkeln.

Zunächst sind die beiden verblüfft über seine plötzlich so aggressive Selbstsicherheit, aber dann hellt sich ihre Mine auf. "Ok, Kumpel! Mach den reichen Schnösel alle!", ruft Itaru, "Wir sind dabei!" "Ja, du kannst auf uns zählen!", fügt auch Keiko hinzu. Yami lächelt ein wenig. "Danke Freunde!" "Aber woher willst du wissen wo er steckt?", fragt Itaru, "Die Schule ist vorbei." Yamis Augen werden schmal: "Ich glaube, ich weiß genau wo ich ihn finde!" Mit diesen Worten verlassen die drei das Haus, ohne sich noch einmal umzusehen.

Yugi schaut den dreien schweigend hinterher. "Also doch!", murmelt er schließlich, "Yami, wenn du wiederkommst, müssen wir beide uns mal unterhalten."

Er hasst mich!

Mit missmutiger Mine tritt Kotaro Kaiba aus dem Aufzug zur Chefetage des Kaiba-Coporation-Gebäudes. Ohne die Sekretärin hinter der Anmeldung auch nur eines Blickes zu würdigen, marschiert er mit festem Schritt den Gang entlang bis er die große Bürotür erreicht hat. Er klopft einmal kurz dagegen und drückt dann die Klinke herunter ohne auf eine Aufforderung zu warten. Dann betritt er den Raum.

An seinem Tisch sitzt Mokuba Kaiba und schaut von seiner Arbeit auf. Kotaro tritt an den Schreibtisch heran. "Hier sind die Abrechnungen", meint er brummig, "Das sind die letzten heute. Wenn nichts weiter zu tun ist, fahre ich jetzt nach hause." Abschätzend nimmt Mokuba sie entgegen, dann meint er: "In Ordnung, du kannst gehen, aber bitte nimm noch ein paar Unterlagen für deinen Vater mit!" Kotaro verzieht den Mund, sagt aber kein Wort während Mokuba einige Ordner seines Schreibtisches durchsucht.

"Und, wie war der erste Schultag?", fragt Mokuba während er sucht. "Zeitverschwendung!", erwidert Kotaro trocken. Mokuba sieht auf und mustert seinen Neffen kurz. "Du scheinst wirklich nicht sehr begeistert davon zu sein", stellt er fest. "Gut erkannt!", gibt Kotaro zurück. Mokuba setzt sich auf und blickt ihn unverwandt an. Innerlich verdreht Kotaro die Augen. Sein Onkel wird nicht locker lassen bis er nicht Näheres erfahren hat.

"Yugis Sohn und seine Freunde sind in meiner Klasse", berichtet er kurz, "Wird schwer werden ihnen aus dem Weg zu gehen." Mokuba faltet locker die Hände vor sich auf dem Schreibtisch: "Sieh es doch positiv. Umso leichter wird es werden, die ganze Angelegenheit aus der Welt zu schaffen und dich bei ihnen zu entschuldigen."

"Ganz bestimmt nicht!", braust Kotaro auf, "Ich sehe gar nicht ein warum ich das tun sollte. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Alles was die Typen erzählt haben ist eine himmelschreiende Lüge und ich kann einfach nicht verstehen warum mein Vater ihnen das abgekauft und mich dann noch zu allem Überfluss auf diese degenerierte Schule zu diesen Versagern geschickt hat."

"Dein Vater weiß schon was er tut, da bin ich sicher!", merkt Mokuba ruhig an. "Das halte ich für ein Gerücht", brummt Kotaro ärgerlich, "Der wirkliche Grund dafür ist, weil er mich nicht leiden kann und mir eins auswischen will. Er respektiert mich kein Bisschen. Es ist einfach unmöglich ihm etwas recht zu machen." Seine Kiefer sind fest aufeinandergepresst und er blickt zur Seite.

Nun erhebt sich Mokuba von seinem Schreibtisch und tritt an seinen Neffen heran. "Was ist schon wieder los bei euch?", fragt er ruhig. Kotaro ballt die Hand zur Faust. Einen Momentlang ringt er mit sich, dann sagt er zögernd: "Vater redet seit Tagen kein Wort mehr mit mir. Ich schätze, diesmal ist er wirklich endgültig wütend auf mich. Aber irgendwann musste es ja soweit kommen", er atmet einmal durch, "Wenigstens weiß ich jetzt mit Sicherheit, dass er mich hasst."

Erstaunt hebt Mokuba die Brauen: "Wie kommst du darauf, dass er dich hasst?" Unbehaglich schaut Kotaro wieder zur Seite. "Er... hat mich geschlagen", gibt er schließlich zu. Überrascht weicht Mokuba einen Schritt zurück. "Im Ernst? Warum das?" Nun kann man sehen, wie es Kotaro sehr ungemütlich in seiner Haut wird. Er braucht einen Augenblick um sich zu überwinden, dann sagt er: "Weil ich ihm Vorwürfe wegen damals gemacht habe." Er schluckt einmal schwer als müsse er einen großen Bissen herunterwürgen.

Mit ernster Mine betrachtet Mokuba ihn. Dann meint er: "Dann darfst du dich wirklich nicht wundern. Du weißt wie er auf dieses Thema reagiert. Er hat das Ganze noch immer nicht verwunden, das weißt du. Es war sehr dumm von dir, wieder in der Wunde zu bohren." "Dieser egoistische, dickköpfige Scheißkerl!", bricht es nun aus Kotaro heraus, "Er tut gerade so, als wäre er der Einzige der jemanden verloren hat. Er ist, verdammt noch mal, nicht der Einzige der..." Er bricht hastig ab.

Einen langen Augenblick beobachtet Mokuba seinen Neffen nur schweigend der mit aller Kraft um seine Fassung ringt. "Leidet?", beendet er schließlich den Satz. Kotaro schnaubt verächtlich aus, aber es klingt nicht überzeugend. Dann strafft er sich: "Wie auch immer. Mein Vater ist sauer auf mich, aber das ist nichts Neues für mich. Ich werde auch diese Laune von ihm überleben. Er soll nur nicht denken, dass er mich kleingekriegt hat. Wenn er sagt ich soll in der Firma alles wieder in Ordnung bringen, dann mach ich das eben. Wenn er von mir verlangt, mit diesem vorlauten Yami Muto in eine Klasse zu gehen, dann werde ich auch das über mich ergehen lassen. Ich lass mich von ihm nicht unterkriegen. Eines Tages wird er auch noch erkennen, was ich draufhabe, aber dann wird es zu spät sein für ihn!"

"Glaubst du wirklich, dass das nötig ist? Ich glaube, dein Vater weiß genau was du kannst, Kotaro. Du brauchst dich ihm nicht beweisen." "Oh doch! Ich werde ihm beweisen was ich wert bin, auch wenn ich nicht glaube, dass er jemals eine hohe Meinung von mir haben wird. Ich werde es ihm zeigen! Wenn er mich nicht schon nach den paar Tagen aus dem Verkehr gezogen hätte, hätte ich seine Bedingungen erfüllen können und bei Duellmonsters bin ich bereits Weltmeister. Solche Nieten wie diesen Yami und seine dummen Freunde steck ich doch locker in die Tasche dabei. Ich würde sogar gegen diesen Yugi Muto gewinnen, den mein Vater niemals schlagen konnte. Und das bedeutet, ich würde sogar meinen Vater besiegen können."

"Täusch dich da mal nicht", merkt Mokuba an, "Dein Vater ist ein erstklassiger Duellant es war weder Unfähigkeit noch Langeweile die ihn zum Aufhören gebracht hat. Du magst zwar viel von ihm gelernt haben, aber an seine Klasse kommst du noch lange nicht heran. Abgesehen davon, dass du es schon mit seinem Deck nicht aufnehmen könntest."

"Ich weiß was du meinst, Onkel", brummt Kotaro, "Er hütet seinen Weißen Drachen mit Eiskaltem Blick noch immer wie seinen Augapfel. Ich glaube ich habe diese Karte vielleicht einmal im Leben zu Gesicht bekommen und seid Mutters Tod darf man sich nicht einmal mehr erlauben davon zu sprechen, ohne dass er sauer wird", nachdenklich schaut Kotaro zu Boden, "Ich möchte zu gerne wissen, was diese Karte damit zu tun hat."

"Ich vermute, dieser Drachen hat für ihn einen starken sentimentalen Wert", meint Mokuba, "Seto verbindet viele wichtige Erlebnisse aus seiner Vergangenheit mit dieser Karte. Unter anderem war es auch, soweit ich mich erinnere, deine Mutter, die ihn zum ersten Mal einen Weißen Drachen mit Eiskaltem Blick gezeigt hat. Vielleicht ist das der Grund. Du solltest ihn bei Gelegenheit einmal danach fragen."

"Ich werde mich hüten!", meint Kotaro unwirsch, "Soll er doch seinen dummen Drachen behalten. Es ist doch nichts weiter als eine Karte; nur eine dumme Karte! Er hört sich schon genau so an wie diese Heulsuse Yami. Der hing auch so affig an seinem Schwarzen Magier. Nein danke, so was ist nichts für mich. Ich verlasse mich lieber auf mein Können." Mokuba schmunzelt nun leicht: "Das hab ich doch schon mal irgendwo gehört."

Kotaro beachtet ihn nicht. Dann sagt er verstimmt: "Also was ist nun, Onkel, gibst du mir die Unterlagen für meinen Vater oder soll ich ewig warten?" Mokuba hebt eine Mappe von seinem Schreibtisch auf und reicht sie ihm. Mit einem skeptischen Blick nimmt Kotaro sie entgegen. Also war die Kramerei vorhin nur ein Vorwand gewesen um ihn auszuhorchen. Innerlich schüttelt er den Kopf. Er fällt auch immer wieder auf seinen Onkel ein. Woher weiß er nur immer, wann ihm etwas auf der Seele brennt, dass er eigentlich nicht vorhat zu erzählen?

Ohne sich weiter etwas anmerken zu lassen, steckt Kotaro die Mappe in seinen Aktenkoffer und wendet sich dann zum Gehen. "Bis morgen, Onkel!", meint er knapp im Gehen und kurz darauf ist er auch schon aus dem Büro verschwunden.

Mokuba seufzt. Dieser Junge hat es wirklich nicht leicht. Ach Seto, dein Sohn hat irgendwie recht. Du hast vielleicht deine Frau verloren, aber wenn du nicht aufpasst, wirst du auch noch deinen Sohn verlieren. Und was wirst du dann tun?
 

(Anm. d. Aut.: Wer mehr über die Verbindung zwischen Seto Kaiba, seiner Frau und der Karte Weißer Drache mit Eiskaltem Blick wissen will, sollte meine Fanfic "Alte Rechnungen" lesen. Sie ist im weitesten Sinne die Vorgeschichte zu "20 Jahre später")

Zeit für ein Duell!

Yami und seine Freunde machen auf den direkten Weg zum Firmengebäude der Kaiba-Corporation. Keiko und Itaru sind zwar noch immer ein wenig am Zweifeln, ob sie Kotaro Kaiba dort finden werden, doch dafür scheint Yami umso überzeugter davon zu sein. Nun ja, möglich ist es immerhin schon.

Ein wenig unsicher sind sie sich dennoch. Der grimmige Zug in Yamis Mine ist noch immer sehr ungewohnt für sie. Ihnen wird klar, dass sie hier ihren Freund zum ersten Mal richtig wütend erleben.

Doch zumindest mit seiner Vermutung soll er recht behalten. Gerade erreichen sie den großen, weißgepflasterten Vorplatz des Gebäudes, als eine hochgewachsene Person aus der Eingangstür tritt. Es ist Kotaro Kaiba der gerade mit einem schmalen, aber stabilen Aktenkoffer das Gebäude verlässt und mit erhobenem Haupt, gewohnt geringschätzigem Blick und langen, festen Schritten auf eine schwarze Limousine zusteuert. Yamis Blick wird finster.

Mit raschen Schritten geht er auf ihn zu, seine Freunde folgen ihm. "Kaiba!", funkelt er ihm entgegen. Kaiba bleibt stehen und wendet den Kopf "Schau an! der kleine Yami Muto und die anderen Flaschen", meint er herablassend, "Was wollt ihr denn hier? Wenn ihr zu mir wollt, muss ich euch enttäuschen. Ich habe im Moment keine Zeit mich mit euch Versagern abzugeben."

"Reiß bloß deine vorlaute Klappe nicht so weit auf, Kaiba!", grollt Itaru. Doch nun mischt Yami sich ein: "Ich fordere dich zu einem Duell heraus, Kaiba! Auf der Stelle!" Geringschätzig hebt Kaiba die Brauen. "Du forderst mich heraus? Sehr witzig! Ich lach drüber wenn ich mal Zeit hab." Mit diesen Worten will er schon an ihm vorbei. Doch Yami gibt sich damit nicht zufrieden. Er holt Kaiba ein und stellt sich ihm in den Weg. Sein Blick ist entschlossen.

"Du hast meinen Schwarzen Magier zerrissen!", meint er beherrscht ruhig, "Das wirst du mir büßen! Ich verlange Genugtuung!" Kaiba zuckt die Achsen: "Das stört mich herzlich wenig. Geh besser zurück in den Kindergarten, Kleiner!" Wieder will er an ihm vorbei, doch Yami stellt sich ihm erneut in den Weg. "Ich fordere dich heraus! Es ist mir ernst! Ich werde dich fertig machen! Aber wenn du dich natürlich nicht traust..."

Kaibas Augen werden schmal. "Was bildest du dir eigentlich ein? Glaubst du allen ernstes du könntest mich besiegen? Ich bin der Weltmeister, das sollte dir doch wohl klar sein. Ich habe nicht die Absicht meine Zeit und mein Talent an solche Unternieten wie dich zu verschwenden. Also tu dir selbst einen Gefallen und verschwinde!"

"Nein!", meint Yami ernsthaft, "Für dich ist Duellmonsters nur ein Spiel. Aber nicht für mich. Du hast keinen Achtung vor den Karten und es wird Zeit, dass du lernst die Karten mit Respekt zu behandeln!" "Unsinn!", schnaubt Kotaro Kaiba verächtlich und will Yami wieder hinter sich lassen, doch der gibt sich noch nicht geschlagen. "Wenn du dich weigerst dich mit mir zu duellieren, werde ich allen erzählen, dass du für die Verwüstung unseres Ladens verantwortlich bist! Du hast kein bisschen Mitgefühl oder Anstand und es wird wirklich Zeit, dass du das lernst. Wenn du mich besiegst, wird niemals jemand erfahren, was für ein hinterhältiger Betrüger du bist. Aber wenn du dich weigerst erfahren es alle, klar?"

Kotaro wirft ihm einen finsteren Blick zu. "Du hast doch keinerlei Beweise für deine ungeheure Behauptung." "Brauch ich auch nicht", entgegnet Yami ernst, "Gerüchte sind genau so effektiv." "Du mieser, kleiner Erpresser!", funkelt Kaiba, "Also schön, ich nehme deine lächerliche Herausforderung an."

Kotaro Kaiba tritt an seinen Wagen heran und öffnet den Kofferraum. Heraus nimmt er zwei technische, handliche Metallgeräte. Eines davon wirft er Yami zu. "Da du ja nun schon mal hier bist, bringen wir es eben gleich hinter uns."

Skeptisch betrachtet Yami das Gerät in seiner Hand. "Das ist die neuste Version unserer Duelldisk", erklärt Kaiba gelassen, "Du brauchst gar nicht so kritisch zu gucken. Es ist kein Wunder, dass du so etwas nicht kennst. Diese Version ist noch nicht einmal im Handel, du solltest dich also geehrt fühlen, dass du die erste Person bist, die sie ausprobieren darf, nach mir selbstverständlich."

Abschätzend lässt Yami seine linke Hand in die schmale Metallschlaufe gleiten, die sich an dem Gerät befindet. Augenblicklich aktiviert sich die Apparatur von selbst und schnallt sich eigenständig um Yamis Arm wobei sie sich exakt seinen Proportionen anpasst. Gleich darauf beginnt sich das Gerät auszuklappen und bietet sogleich mehrere praktische Flächen auf der man die Karten ablegen kann und wo man sein Deck einklemmen kann. Keiko und Itaru bekommen große Augen. "Cool!", entfährt es Itaru. Kaiba verzieht dabei nur leicht spöttisch den Mund, dann befestigt er die andere Duelldisk an seinem eigenen Arm, die sogleich einrastet.

Die beiden Kontrahenten nehmen in einigen Metern Entfernung von einander ihre Plätze ein. Sofort darauf werden aus den beiden Duelldisk jeweils zwei winzige Sonden herausgeschleudert, die nun die vier Ecken des holographischen Spielfeldes markieren. Yami nimmt nun sein Deck aus seiner Tasche und schiebt es in die dafür vorgesehene Zone seiner Duelldisk. In einigem Abstand tut es ihm sein Gegner gleich und dann erscheinen an jeder der beiden Duelldisks die Anzeigen für die Lebenspunktanzeigen. Hell leuchtet auf beiden Seiten eine 4000 auf. An Yamis Seite haben Keiko und Itaru Aufstellung genommen um ihren Freund anfeuern zu können.

"Also schön bringen wir es schnell hinter uns", meint Kaiba gelangweilt, "Ich hab nämlich heute noch wichtigeres zu tun als einem kleinen Großmaul wie dir Respekt beizubringen." "Den Respekt werde ich dir beibringen, Kaiba", gibt Yami zurück, "Und zwar vor dem Herz der Karten!" Kaibas Mine verzieht sich zu einem geringschätzigen Lächeln. "Herz der Karten? Was soll das denn für ein Unsinn sein? Willst du dich nun duellieren, oder mich nur mit deinem Geschwafel zu Tode langweilen?" "Nur keine Sorge, Kaiba, es geht schon los!", meint Yami ernst und zieht seine Karten. Auch Kaiba nimmt seine Karten auf die Hand. "Du darfst sogar anfangen, Kleiner. Ich will heute gern einmal großzügig sein." "Zu gütig!", meint Yami, doch sein Blick verheißt wenig Humor. "Es ist Zeit für ein Duell!"

"Als erstes spiele ich ein Monster verdeckt im Verteidigungsmodus und beende dann meinen Zug!", sagt Yami, während er ein Monster verdeckt auf seiner Duelldisk ablegt. "War das schon alles?", fragt Kaiba zurück, "Eine solch lächerliche Eröffnung war von dir ja auch nicht anders zu erwarten. Ich habe schließlich dein Deck gesehen. Mit deinen lächerlichen Karten, wird dir auch nichts anderes übrig bleiben, als dich zu verteidigen."

"Sei dir da mal nicht so sicher!", entgegnet Yami, "Ich habe mein Deck seit dem verbessert. Ich versichere dir, du wirst dich noch wundern, Kaiba!" "Ich zittere schon vor Angst!", meint Kaiba trocken, "Bis es soweit ist, werde ich dir wohl besser erst einmal eine Lektion in Sachen Duellmonsters geben. Also dann, ich rufe nun meinen Großen Angus (1800/600) auf das Feld." Sofort materialisiert sich vor ihnen auf dem holographischen Spielfeld eine gewaltige Gestalt mit zwei Stoßzähnen und mächtigen Klauen. "Sag schon mal auf Wiedersehen zu deinem Monster! Großer Angus, beseitige sein Monster!" Schon geht die Bestie zum Angriff über und schlägt mit einem wuchtigen Hieb auf das verdeckte Monster von Yami ein.

Doch im selben Moment erscheint eine weibliche Gestalt auf Yamis Feld in einer langen Robe. Sie hat die Augen geschlossen und scheint etwas vor sich hinzumurmeln. Und kaum, dass das Monster sie erreicht, wird er wie von einer unsichtbaren Barriere zurückgestoßen. "Tut mir leid!", meint Yami, "Aber meine Mystische Elfe (800/2000) hat mehr Verteidigung als dein Großer Angus Angriff hat." Im selben Moment rollen Kaibas Lebenspunktanzeigen auf 3800. Mit einem grimmigen Blick funkelt er Yami an. Itaru und Keiko jubeln. "Jawohl, zeig's ihm!", ruft Itaru begeistert.

"Du hattest Glück, Kleiner! Aber ein guter Zug beeindruckt mich nicht. Also schön, ich spiele eine Karte verdeckt und dann beende ich meinen Zug." "Gut, dann bin ich dran!", sagt Yami ruhig und zieht eine Karte. "Als nächstes setze ich wieder ein Monster im Verteidigungsmodus ab und dann bin ich auch schon wieder fertig."

"Pah, wie lächerlich!", ruft Kotaro Kaiba aus, "Nur mit Verteidigung wirst du dieses Duell nicht gewinnen. Aber was kann man von einem Versager wie dir auch schon anderes erwarten. Du hast doch keine Chance mich zu besiegen, also ist Verteidigung das einzige was dich noch rettet. Aber letztlich, wird es dir nichts nützen. Dieses Duell wird schneller herum sein, als du glaubst."

Er zieht eine Karte. "Sie her, ich werde deine Verteidigung Stück für Stück niederreißen! Los, Großer Angus, greif sein verdecktes Monster an. Schon wieder springt die mächtige Gestalt vor und versucht das verdeckte Monster von Yami aufzuspießen, doch auf einmal erscheint eine kleine, blaue Gestalt mit orangen Schmetterlingsflügeln auf Yamis Feldseite. Sie streckt ihre Hände aus und im selben Moment scheint das angreifende Monster seine Richtung zu ändern. Nur einen Augenblick später schlägt es wieder auf die Mystische Elfe ein, die wieder ihren Schutzschild errichtet und so den Angriff zurückschickt.

Kotaro reißt die Augen auf. "Was hat das zu bedeuten?" "Ganz einfach!", erklärt Yami, "Wenn mein Traumkobold (300/200) angegriffen wird, kann er den Angriff auf ein anderes Monster auf meiner Feldseite umlenken. Und da noch immer meine Mystische Elfe auf dem Feld ist, hat sie deinen Angriff abgefangen."

Kaibas Lebenspunkteanzeige fällt nun auf 3600. Ein verschlagenes Grinsen legt sich um seine Mundwinkel. "Meinst du wirklich, dass solche billigen Tricks bei mir auf Dauer ziehen? Sicher nicht! Du hast doch keine Ahnung mit wem du dich hier anlegst. Wenn du glaubst, auf diese Weise meine Lebenspunkte verringern zu können, muss ich dich enttäuschen. Ich aktivieren nun meine Fallenkarte: Gabe der Mystischen Elfe! Diese Fallenkarte erhöht meine Lebenspunkte um 300 Punkte für jedes Monster auf dem Feld!" Im gleichen Augenblick steigt Kaibas Anzeige wieder auf 4500 an. "So besiegst du mich niemals!"

Schweigend hat Yami es beobachtet. Dann sagt er: "Freu dich nicht zu früh, Kaiba! Du solltest mich nicht unterschätzen. Ich habe mir vorgenommen, dich für dafür büßen zu lassen, dass du meinen Schwarzen Magier zerrissen hast und glaub mir das werde ich!" Er zieht seine Karte und schaut sie an. Ein Lächeln legt sich auf sein Gesicht. "Kaiba, es wird Zeit dir zu zeigen, wie stark ein Duellant sein kann, wenn er seinem Deck vertraut. Ich werde jetzt ein Monster rufen, dass du wahrscheinlich kennen, aber sicher nicht erwarten wirst." Er pflückt zunächst eine Karte aus seiner Hand und schiebt sie dann in den Spalt seiner Duelldisk..

"Zunächst spiele ich die Zauberkarte: Tributpuppe!" Augenblicklich erscheint eine mechanische Puppe auf dem Spielfeld neben den Monstern. "Diese Zauberkarte erlaubt es mir ein Monster, für das ich zwei Opfer bringen müsste, mit nur einem zu rufen. Und jetzt opfere ich meine Tributpuppe und meine Mystische Elfe um Ihn zu rufen! Meinen Schwarzen Magier (2500/2100)!" Nur Augenblicke später erscheint eine hochgewachsene, schlanke Gestalt in einer dunkelvioletten Rüstung mit einem langen grünen Stab auf dem Feld.

Kotaro Kaiba reißt die Augen auf. "Aber... wie kann das sein?", ruft er aus, "Das gibt es doch gar nicht! Ich hab ihn doch zerrissen! Wie kommt es, dass du ihn jetzt wieder in deinem Deck hast?" Yamis Blick ist ernst. "Das brauchst du nicht zu wissen, Kaiba. Aber lass dir noch einmal gesagt sein, dass ich es dir niemals verzeihen werde, dass du ihn mir zerrissen hast. Und dieser Magier hier wird mir dabei helfen, mich dafür an dir zu rächen. Du wirst es sehen, dieser Magier hier, hat mir das Versprechen gegeben, dass er dafür sorgen wird, dass du verlierst. Er wird deine Niederlage herbeiführen, stell dich schon mal drauf ein!"

Zunächst schaut Kaiba nur etwas irritiert drein, dann lacht er auf. "Red doch nicht solch einen Unsinn, Yami! Es ist nur eine lächerliche Karte, wie soll die dir irgendetwas versprechen können. Du liebe Güte, du bist ja noch leichtgläubiger, als ich dachte. Du willst mich immer noch besiegen? Sei nicht albern, das schaffst du nie!"

"Wir werden sehen!", meint Yami, "Los, Schwarzer Magier, greif seinen Großen Angus an mit deiner Dunklen Magieattacke!" Sofort streckt der Schwarze Magier seinen Stab aus und im nächsten Moment wird Kaibas Monster von einem Strahl dunkler Magie getroffen, die ihn augenblicklich verpuffen lässt. Kaiba verzieht das Gesicht vor der Wucht der Attacke. Sogleich darauf fallen seine Lebenspunkte auf 3800.

Verächtlich schnaubt er aus. "Bild dir bloß nicht ein, dass du schon gewonnen hast. Soweit ist es noch lange nicht." "Wie auch immer", meint Yami, "Ich setze jetzt noch eine Karte verdeckt und beende dann meinen Zug. Lass sehen was du glaubst gegen meinen Schwarzen Magier ausrichten zu können."

Mit verstimmter Mine zieht Kotaro Kaiba seine nächste Karte, doch kaum hat er sie gesehen, hellt sich seine Mine wieder auf. "Du Ahnungsloser!", meint er hämisch, "Glaubst du allen Ernstes ich hätte Angst vor deinem Schwarzen Magier? Ich kann wirklich nicht verstehen warum du dich so an diese Karte klammerst. Er mag vielleicht stark sein, aber im Grunde ist er nichts weiter als ein ganz normales Monster. Wie ich vorhin schon sagte: Er ist völlig bedeutungslos." Finster funkelt Yami seinen Gegenüber an.

Kaiba strafft sich: "Aber zur besseren Erklärung, lasse ich mal meine Karten sprechen. Ich beschwöre jetzt den Herrn der Drachen (1200/1100)!" Kaum gesagt, materialisiert sich auch schon eine weitere Figur auf Kaibas Feldseite. Sie sieht aus wie ein Krieger der eine Rüstung aus Drachenknochen trägt. "Aber damit noch nicht genug!", ruft Kaiba weiter, "Als nächstes aktiviere ich diese schöne Zauberkarte: Flöte zum Drachenaufruf!" Der Herr der Drachen erhält eine Flöte die an das Maul eines Drachen erinnert.

"Damit rufe ich zunächst einmal meinen Höhlenbewohnenden Drachen (1300/2000) im Verteidigungsmodus auf das Feld und nun kann ich den mächtigsten Drachen rufen, den du je gesehen hast, und wahrscheinlich auch je sehen wirst!", Kaibas Mine spiegelt sichtbare Zufriedenheit wieder, "Ich rufe meinen mächtigen Tyrant Drachen (2900/2500)!" Augenblicklich erscheint eine gewaltige Gestalt auf Kaibas Spielfeldseite. Es ist ein riesenhafter, brauner Drache dessen mächtige, blaue Schwingen sich von einer Seite des Feldes zur anderen erstrecken.

Yamis Augen weiten sich furchtsam. Auch Keiko und Itaru starren fassungslos auf die riesenhafte Erscheinung. "Ach du Schande!", stößt Itaru hervor, "Was ist das denn für ein Monstrum?" "Das ist der Tyrant Drache!", schluckt auch Keiko, "Ich habe schon von dieser Karte gehört, aber bisher habe ich sie noch nie mit eigenen Augen gesehen. Kaiba hat nicht übertrieben, als er sagte er hätte mehr als genug seltene Karten."

"Ist dieses Vieh wirklich so gefährlich?", will Itaru wissen. "Und wie!", gibt Keiko zurück, "Er ist nicht nur ungeheuer stark, er hat auch einige sehr mächtige Fähigkeiten. Und so ungern ich es auch zugebe, ich denke nicht, dass Yami eine Chance gegen ihn hat. Keine Karte in seinem Deck ist stark genug um dieses Monster zu besiegen." "Du meinst, er wird verlieren?", meint Itaru besorgt. "Das steht zu befürchten", meint Keiko, "Oh Yami, was hast du dir da eingebrockt?"

Doch ihr Freund scheint weit weniger beunruhigt über diese neue Situation zu sein. Yami lächelt leicht. "Das Lachen wird dir gleich vergehen!", ruft Kaiba verstimmt, dem das nicht entgangen ist, "Falls es dir nicht aufgefallen ist, aber mein Drache ist wesentlich stärker als dein lächerlicher Schwarzer Magier. Es wird mir ein Vergnügen sein, ihn ein weiteres Mal zu vernichten!" "Versuch es doch!", meint Yami gelassen, "Du hast offenbar meine verdeckte Karte vergessen. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um meinen Magier zu schützen, verlass dich drauf!"

Nun verzieht sich Kotaro Kaibas Mine zu einem breiten Grinsen, dann bricht er in ein spöttisches Lachen aus. "Glaub nur nicht, dass mich solch eine Drohung schreckt. Mein Drache ist viel zu mächtig. Außerdem befindet sich noch immer mein Herr der Drachen auf dem Feld und das bedeutet, dass alle meine Drachen gegen Zauber- und Fallenkarten immun sind. Was auch immer das also für eine verdeckte Karte ist, sie jagt meinem Drachen nicht die geringste Furcht ein."

Keiko und Itaru werden unruhig. "Er hat recht!", meint Keiko, "Der Herr der Drachen schützt seinen Drachen. Sobald er den Angriff befiehlt, wird Yamis Magier vernichtet, da gibt es nichts was er dagegen tun kann." Mitfiebernd schauen sie zu ihrem Freund hinüber.

Doch Yami steht nur mit gesenktem Blick da. Dann hebt er den Blick. Er schmunzelt. "Mag sein, dass dein Drache gegen meine verdeckte Karte immun ist, das bedeutet aber noch lange nicht, dass du es auch bist!" Kaibas Blick wird schmal: "Was soll das bedeuten?" "Ganz einfach!", meint Yami ruhig, "Ich aktiviere meine Fallenkarte: Gewaltiges Gebrüll! Sie übertönt deinen Attackebefehl und bewirkt, dass du in dieser Runde nicht angreifen kannst. Das bedeutet, mein Magier ist für eine Runde vor deinem Angriff geschützt."

Ärgerlich funkelt Kaiba ihn an: "Schon wieder so ein billiger Trick! Mach ruhig weiter so, diese Verteidigungstaktik wird dich nicht ewig schützen. Bisher hattest du nichts weiter als Glück, doch das wird sich gleich ändern. Ich spiele eine Karte verdeckt und beende dann meinen Zug!" Missmutig schiebt er eine Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz.

"Ich bin am Zug!", sagt Yami und zieht eine Karte. Er wirft einen Blick darauf und lächelt. "Ausgezeichnet! Zunächst spiele ich zwei Karten verdeckt und dann werde ich dafür sorgen, dass dein Tyrant Drachen ein wenig von seiner Verteidigung verliert." "Was soll das heißen?", fragt Kotaro skeptisch zurück. "Das werde ich dir zeigen!", entgegnet Yami, "Schwarzer Magier, vernichte seinen Herrn der Drachen!" Kaibas Augen weiten sich, als er das hört. Doch schon setzt sich der Magier in Bewegung und mit einem Strahl seines Stabes pulverisiert er den Herren der Drachen auf Kaibas Feldseite. Mit der Hand wehrt Kaiba die digitalen Pixel ab und im selben Moment fallen seine Lebenspunkte auf 2500. "Damit bin ich auch schon fertig", meint Yami.

Kaibas Mine ist finster. "Das wirst du mir büßen, du kleiner Mickerling! Du hast dich hier mit dem Falschen angelegt! Ich werde dich und deinen lausigen Magier in der Luft zerreißen! Falls du es nicht gemerkt haben solltest, aber mein Drache ist noch immer stärker als dein Magier und es wäre klüger gewesen ihn in den Verteidigungsmodus zu versetzen, dann wären zumindest deine Lebenspunkte geschützt gewesen. Aber so ist jetzt alles was ich tun muss, dich anzugreifen und dann kannst du dich endgültig von deinem Magier verabschieden."

"Versuch es doch!", meint Yami mit einem herausfordernden Funkeln, "Du hast schon wieder meine verdeckten Karten vergessen, aber tu dir nur keinen Zwang an und greif mich an!" Verächtlich lacht Kaiba auf. "Dieser Bluff schreckt mich nicht im Geringsten. Ich habe deine verdeckten Karten nicht vergessen, aber sagte ich dir nicht, dass mein Drache zu mächtig ist? Auch ohne den Herren der Drachen ist er vor deinen Fallen sicher, dank seiner besonderen Fähigkeit. Sie schützt meinen Drachen vor jeder Fallenkarte die du auf ihn ansetzen willst. Also sind mir deine Karten völlig egal."

Er zieht eine Karte. "Also bin ich jetzt wieder am Zug, und das bedeutet, dein Magier wird sich jetzt verabschieden! Tyrant Drache, vernichte seinen Schwarzen Magier mit deinem Verzehrenden Feuer!" Sofort holt der Drache aus und nur Augenblicke später schleudert er Yamis Magier einen gewaltigen Feuerhauch entgegen. Keiko und Itaru spüren die Hitze bis zu sich. Diese Holographie ist realistischer als alles was ich bisher kannte, denkt Keiko. Das also steckt hinter dieser neuen Technik. Die Duelle sind jetzt richtig gefährlich. Oh Yami, pass bloß auf!

Doch Yami schaut dem Angriff gelassen entgegen, obwohl auch er die Hitze spürt. "Du wolltest es ja nicht anders", ruft er, "Ich aktiviere meine Fallenkarte: Waboku! Dadurch wird jeglicher Kampfschaden auf mich für eine Runde zu Null. Ich kann vielleicht nicht deinen Drachen aufhalten, aber ich kann den Schaden verhindern." Vor Yamis Magier erscheint eine weibliche Gestalt die einen Schutzzauber zu singen beginnt.

Kotaro lacht auf: "Das hast du dir so gedacht! Ich wusste, dass du wieder so etwas versuchen würdest. Ich habe deine Karten natürlich nicht vergessen. Ich aktiviere nun ebenfalls eine Fallenkarte: 7 Werkzeuge des Banditen!" Yami reißt ungläubig die Augen auf: "Was?" Doch Kaiba fährt schon fort: "Indem ich 1000 Lebenspunkte aufgebe, kann ich den Effekt einer deiner Fallen oder Zauberkarten aufheben und ich wähle dein Waboku! Das bedeutet dein Magier ist endgültig erledigt!"

Kaum, dass Kaibas Lebenspunkte auf 1500 gefallen sind, da verschwindet die weibliche Figur vor Yamis Drachen und lässt ihn somit einem Angriff völlig schutzlos ausgeliefert zurück. Nur Augenblicke später wird der Schwarze Magier in eine gewaltige Feuerwolke eingehüllt und zerpufft unter der mörderischen Hitze in seine digitalen Bestandteile. Im gleichen Moment fallen Yamis Lebenspunkte auf 3600.

"Nein, mein Schwarzer Magier!", schreit Yami fassungslos, "Was hast du ihm angetan? Du hast ihn ein zweites Mal vernichtet!" Kotaro grinst hämisch: "Ich hatte dir doch gesagt, dass du dich lieber nicht mit mir anlegst. Aber du musstest es ja besser wissen. Hoffentlich hast du jetzt eingesehen, dass du mir mit deinen popligen Monstern nicht das Wasser reichen kannst. Ach übrigens, ich hatte ganz vergessen dir von der zweiten besonderen Fähigkeit meines Drachen zu erzählen. Wenn er ein Monster auf dem Feld vernichtet, darf er gleich noch mal angreifen. Also los mein Drache, beseitige seinen Traumkobold!" Sofort greift der Drache erneut an und nur wenige Momente später wird auch Yamis zweites Monster vernichtet.

Wie erstarrt steht Yami da. Es scheint, als könne er nicht fassen was gerade geschehen ist. In seiner Mine liegt Schmerz und Verzweiflung. Ebenfalls betroffen beobachten Keiko und Itaru das Geschehen. Eben noch schien Yami gute Chancen zu haben, sich gegen Kaiba zu behaupten und jetzt das! Dass er seinen Schwarzen Magier erneut verloren hat muss ein Schock für ihn sein.

Mitfühlend schauen sie zu ihrem Freund hinüber. Yami bebt vor Wut und hat die Hände zur Faust geballt. Als er den Kopf wieder hebt ist sein Blick tödlich. "Das... wirst du mir büßen, Kaiba!", quetscht er hervor, "Bis hierher habe ich dein Spiel mitgespielt, aber jetzt ändern wir mal den Takt! Dass du meinen Magier ein zweites Mal vernichtet hast, wird dich noch teuer zu stehen kommen!" "Sei nicht albern!", gibt Kaiba verächtlich zurück, "Was willst du schon groß machen? Du bist doch genau so unfähig wie ich angenommen habe. Du hast zwar großspurig behauptet, dass du deinen Magier mit allen Mitteln beschützen wirst, aber sieh doch selbst wie es jetzt aussieht. Dein Magier wurde von mir fachmännisch erledigt und nun hat mein Drache auch deine letzte Verteidigung aus dem Weg geräumt. Du bist am Ende!

"Du willst dein Deck verbessert haben? Dass ich nicht lache! Dein dummer Magier hat dir rein gar nichts gebracht, also war es nur recht und billig, ihn endgültig zu vernichten. Du bist ein Versager und du wirst auch immer einer bleiben. Sieh es ein, gegen mich hast du keine Chance!"

Yamis Mine ist steinern, aber seine Augen funkeln gefährlich. "Diesmal bist du zu weit gegangen, Kaiba!", meint er leise, "Du hast meinen Schwarzen Magier vernichtet und ihn lächerlich gemacht, dass lasse ich nicht ungestraft! Du bist dir deines Sieges so sicher, ja? Dann werden wir die Bedingungen eben etwas verschärfen. Ich werde dich besiegen, das garantiere ich dir. Und zum Beweis werde ich die Strafe für den Verlierer neu festsetzen. Wer dieses Duell verliert, erhält die Strafe des Schicksals!" "Strafe des Schicksals?", meint Kaiba belustigt, "Was soll das nun wieder sein?" "Lass dich überraschen!", meint Yami gefährlich, du wirst es früh genug erfahren."

"Hey, Yami!", mischt sich nun Itaru ein, "Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Ich meine, wir wissen doch noch gar nicht... was hinter dieser ganzen Sache steckt. Das könnte gefährlich werden." "Itaru hat recht", kommt Keiko ihrem Cousin zu Hilfe, "Diese Schicksalsstrafen-Sache ist mir echt unheimlich. Lass das lieber! Du machst mir jetzt schon ziemlich Angst. So aggressiv bist du doch sonst nicht. Irgendwas stimmt nicht mit dir und ich glaube, diese Augen-Geschichte ist schuld daran. Hör lieber damit auf, bevor es zu spät ist und jemand verletzt wird."

Doch Yami wendet seinen Blick wieder Kaiba zu und strafft sich. "Nein! Er wird dafür bezahlen was er getan hat! Keine Sorge mir passiert nichts. Aber wenn ich mit ihm fertig bin, wird Kaiba sich wünschen, niemals seine dreckigen Finger an meine Karte gelegt zu haben!"

"Willst du nur große Reden schwingen, oder können wir dieses Duell endlich weiterführen?", meint Kaiba gereizt zu Yami hinüber, "Ich setze noch eine Karte verdeckt und dann beende ich meinen Zug. Du bist dran! Dann zeig doch mal wie du mich büßen lassen willst!"

"Ganz wie du willst, Kaiba!", funkelt Yami und zieht eine Karte. Dann schaut er sie an. Nun verzieht sich seine Mine zu einem triumphierenden Lächeln. "Kaiba, ich hatte dir gesagt, dass ich dich fertig mache. Mein Schwarzer Magier hat es mir versprochen und ich vertraue meinem Deck, im Gegensatz zu dir. Es sieht so aus als würde er sein Versprechen halten. Die Karte die ich gerade gezogen habe, wird deinen Untergang herbeiführen!" "Na sag schon, welche?", meint Kaiba gelangweilt.

Yami streckt ihm die Karte entgegen. "Die Zauberkarte: Wiedergeburt! Mit ihr kann ich meinen Schwarzen Magier vom Friedhof zurückholen und dann wirst du seinen Zorn zu spüren bekommen." Mit einem entschlossenen Schwung, schiebt er die Karte in den Schlitz um sie zu aktivieren. Das Wiederbelebungssymbol erscheint und nur wenige Momente später materialisiert sich auf Yamis Feldseite erneut der Schwarze Magier in seiner violetten Rüstung. Grimmig funkelt Yami seinen Gegner an. "Jetzt lernst du mich kennen, Kaiba!"

Wut und Reue

Kotaro Kaiba hat schweigend Yamis Zug beobachtet. Plötzlich verzieht sich sein Mund zu einem Grinsen und dann lacht er laut und spöttisch auf. "Du Dummkopf! Eine Niederlage reicht dir wohl nicht. So ein unsinniger Zug! Anscheinend ist dieses Duell doch etwas zu viel für dich. Du solltest besser mal auf die Punktanzeige achten. Mein Drache hat noch immer 400 Angriffspunkte mehr als dein lächerlicher Magier. Er hat ihn einmal besiegt und wird ihn gerne immer wieder vernichten. Es war ein schwerer Fehler deine Wiedergeburt für so ein lahmes Monster zu verschwenden. Ach ich vergaß... dein Schwarzer Magier ist ja das beste was du aufzubieten hast."

"Halt den Mund!", ruft Yami wütend aus, "Wage es nicht, meinen Magier weiter zu beleidigen! Das wird dich teuer zu stehen kommen, verlass dich drauf! Ich werde dich fertig machen!" Verächtlich schnaubt Kaiba auf und schaut dann leicht schmunzelnd zur Seite: "Nur zu! Ich warte drauf!"

Unbehaglich tippt Itaru seine Cousine an. "Sag mal kommt es nur mir so vor, oder findest du nicht auch, dass Yami sich heute sehr seltsam verhält?" Langsam und mit ernster Mine nickt Keiko. "Stimmt. So wie jetzt redet er sonst nie. Er ist so wütend, das kennt man gar nicht von ihm. Irgendwie macht mir das Angst." "Aber ist das nicht irgendwie verständlich?", fragt Itaru zurück, "Dieser Kaiba provoziert ihn ja schließlich auch und man darf nicht vergessen, er hat wirklich einen Grund auf ihn sauer zu sein." Doch Keiko schüttelt den Kopf. "Nein. Du kennst Yami doch. Er ist ein herzensguter Kerl der immer erst an andere statt an sich selbst denkt. Aber so wie er sich heute hier aufführt... das passt so gar nicht zu ihm. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Ich mach mir echt Sorgen."

"Aber was können wir denn da machen? Meinst du dieses leuchtende Auge ist Schuld daran?" "Das vermute ich mal", meint Keiko, "Aber wenn das stimmt, dann hab ich keine Ahnung wie wir ihm helfen können. Ich weiß zwar nicht wohin das noch führen wird, aber eines weiß ich genau: Mir gefällt gar nicht, dass er diese Sache mit der Schicksalsstrafe ins Spiel gebracht hat."

Währenddessen steht Yami noch immer hoch aufgerichtet auf seiner Seite des Feldes. Sein Mund verzieht sich nun zu einem grimmigen Lächeln. "Du hast dich zum letzten Mal über mich lustig gemacht, Kaiba. Nun werde ich dir eine Lektion erteilen, die du so bald nicht vergessen wirst. Lektion Nummer Eins: Unterschätze deinen Gegner niemals!" Er pflückt eine Karte aus seiner Hand. "Du hast absolut keine Ahnung mit wem du dich hier angelegt hast. Meinen Magier wiederzubeleben war kein Fehler, das wirst du gleich sehen."

"Da bin ich mal gespannt!", meint Kaiba, "Du hast doch hoffentlich nicht vergessen, dass mein Drache gegen Fallen immun ist." "Oh, das hab ich sicher nicht vergessen", meint Yami, "Aber sag, wie sieht es mit Zauberkarten aus?" Kaiba reißt die Augen auf. "Was?" Doch schon schiebt Yami seine Karte in den Schlitz. "Ich aktiviere meine Zauberkarte: Blockangriff! Sie versetzt deinen Drachen vom Angriffs- in den Verteidigungsmodus!" Augenblicklich verschränkt der Drache die Flügel und wechselt in die Verteidigungsposition über.

Doch Kotaro scheint das in keinster Weise zu stören. "Ich sagte doch bereits du bist ein Dummkopf! Sieh doch mal genau hin! Mein Tyrant Drache(2900/2500) ist jetzt vielleicht im Verteidigungsmodus, aber das bedeutet noch lange nicht, dass du ihn besiegen kannst. Dein Magier hat schließlich auch nur 2500 Angriffspunkte und damit kommt er an der Verteidigung meines Drachen noch lange nicht vorbei. Selbst wenn er angreifen würde, könnte er ihn nicht vernichten. Und in der nächsten Runde versetze ich ihn wieder in den Angriffsmodus und lösche deinen dummen Magier und deine restlichen Lebenspunkte aus. Du hast deine Zauberkarte also ganz umsonst verschwendet."

"Da bin ich anderer Ansicht", meint Yami, "Nicht wenn ich diese Karte hier aktiviere!" Damit deckt er die verdeckte Karte auf seiner Seite auf. "Es ist die Fallenkarte: Mikrostrahl! Sie lässt für einen Zug die Verteidigungspunkte aller gegnerischen Monster auf Null fallen!" Augenblicklich verlieren Kaibas Drachen sämtliche Verteidigungspunkte.

Fassungslos reißt Kotaro die Augen auf. "Was? Wie kann das sein? Mein Drache ist immun gegen Fallen!" "Tja", meint Yami hämisch, "Du hast es doch selbst gesagt: Dein Drache ist nur sicher vor Fallen die ihn als Ziel auswählen, aber diese Falle betrifft alle deine Monster und das bedeutet, dein Tyrant Drache ist meinem Schwarzen Magier jetzt schutzlos ausgeliefert!" "Nein!", schreit Kaiba auf. "Doch!", erwidert Yami düster, "Und jetzt Schwarzer Magier, vernichte seinen Tyrant Drachen! Schwarze Magieattacke!"

Die Macht des Magierstabes hüllt den Drachen ein und nur Momente später wird die gewaltige Gestalt pulverisiert. Fassungslos starrt Kaiba auf sein Feld. "Mein Drache...", flüstert er, "Er war doch... unbesiegbar. Wie kann das sein?"

"Niemand ist unbesiegbar, Kaiba", sagt Yami kalt, "Auch du nicht. Du dachtest du wärst völlig unangreifbar. Du dachtest, niemand würde dahinterkommen, was für ein mieser Schurke du bist. Aber dem war nicht so. Es ist rausgekommen. Du hast es mit voller Berechnung in Kauf genommen, dass bei dem Versucht, den Laden meines Vaters zu übernehmen, Leute zu Schaden kommen. Du warst völlig skrupellos und es war dir völlig gleich ob jemand verletzt wird oder nicht. Du dachtest, es würde niemals rauskommen.

"Aber es ist rausgekommen. Doch statt es zu bereuen und zuzugeben, dass du im Unrecht warst, fällt dir nichts besseres ein als Rache zu üben. Rache für etwas das dir nicht zusteht. Du fühlst dich ungerecht behandelt, aber dabei bist du es, der anderen Schaden und Leid zugefügt hat. Du hast versucht, mit Betrug und Erpressung dein Ziel zu erreichen, Hauptsache du bekommst was du willst, oder? Und als sei das nicht genug, zerreißt du mir auch noch meinen Schwarzen Magier aus purer Arroganz, kindischer Wut und ungerechtfertigten Rachegefühlen. Du hältst dich für so überlegen, aber du musst auf solche primitiven Mittel wie Rache zurückgreifen und das ist wirklich erbärmlich!

"Aber heute ist Schluss! Ich werde dem ein Ende machen. Wenn du dieses Duell verloren hast, wirst du die Schicksalsstrafe erleiden und dann wirst du nie wieder in der Lage sein jemandem zu Schaden, das schwöre ich dir!" Der Blick den Yami Kaiba zuwirft ist wahrlich beängstigend. Selbst Itaru und Keiko sind äußerst beunruhigt darüber.

"Hey Yami, ich finde du übertreibst jetzt aber wirklich", ruft Itaru besorgt, "Ich meine du willst doch nicht wirklich, dass bei dieser Sache jemand verletzt wird, oder?" Ärgerlich wendet Yami sich ihm zu: "Haltet euch da raus! Das ist allein meine Sache. Ich will, dass der Kerl genau so leidet wie er andere leiden ließ!" Er ballt wütend die Faust.

"Yami, du machst mir Angst!", ruft Keiko verunsichert, "Warum bist du nur so aggressiv? Ok, der Kerl war echt fies zu dir, aber das geht doch echt zu weit. Erinnere dich, du wolltest doch sogar mit ihm Freundschaft schließen." Verbissen ballt Yami die Faust. "Das war... bevor er meinen Schwarzen Magier zerrissen hat! Aber das wird er mir büßen! Wenn ich ihn erst besiegt habe, werde ich dafür sorgen, dass nie wieder Schaden anrichten kann. Er hat es nicht anders verdient!" Sein Blick scheint Kaiba zu durchbohren. Es ist ihm deutlich anzusehen, dass es ihm tödlich ernst damit ist.

Kotaro Kaiba hat währenddessen schweigend zu Boden gestarrt. Er zittert leicht. Der Verlust seines Drachen war ein harter Schlag für ihn. Doch nun ballt auch er die Faust. Langsam hebt er den Kopf und erwidert Yamis vernichtenden Blick mit einem klaren, blauen Augenpaar. "Du mieser, kleiner Heuchler!", sagt er schließlich. Yami hält inne: "Was meinst du damit?" Kotaro hält seinem Blick stand. "Wie kannst du dir anmaßen, über mich richten zu wollen, wo du doch selbst um keinen Deut besser bist?" "Was?", fragt Yami erstaunt. Doch Kaiba fährt schon fort: "Du wirfst mir vor, ich hätte das alles nur aus Rache getan; dass ich ein Erpresser wäre. Aber du bist doch genau so!" Yamis Augen weiten sich.

"Die ganze Zeit über redest du doch schon davon, dass du mich büßen lassen willst. Für mich hört sich das sehr nach Rache an. Du meinst, das wäre primitiv? Dann fang doch erst mal bei dir an und fass dir an die eigene Nase", Kaibas Stimme wird bitter, "Du bildest dir wohl ein, besonders edel zu handeln, wenn du mich aus dem Verkehr ziehst, aber dir geht es doch ebenfalls nur um Rache. Rache für deine dumme Karte. Dafür ist dir doch auch jedes Mittel recht.

"Du bist kein bisschen besser als ich. Ich hätte dir fast geglaubt, als du sagtest, niemand würde von der Sache erfahren, und du würdest es niemandem verraten wollen, weil du weder mir noch meinem Vater oder seiner Firma Ärger machen wolltest. Aber wie man sieht, hatte ich doch recht. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit versuchst du diese Information gegen mich als Druckmittel einzusetzen, um mich zu einem Duell zu zwingen, bei dem du deine Rachegefühle an mir auslassen kannst. Wenn das keine Erpressung ist, was dann? Wenn du jemanden verurteilen willst, dann fang am besten bei dir an und spiel dich nicht als den großen Rächer auf!"

Nach diesen Worten herrscht Schweigen. Gebannt starren Itaru und Keiko zu den beiden Kontrahenten hinüber. Yami ist bleich geworden. Fassungslos starrt er Kotaro an. Kein Wort kommt ihm über die Lippen. Diese Worte haben ihn tief in seinem Herzen getroffen. Er hat recht! Gibt er schließlich innerlich zu. Er hat wirklich recht! Er hatte ihm versprochen, niemandem davon zu erzählen und nun hat er dieses Versprechen genutzt um ihn zu diesem Duell zu zwingen. Was ist bloß über ihn gekommen? Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile kommt es ihm so vor als könne er wieder klar denken.

Noch einmal lässt er die vergangenen Ereignisse Revue passieren. Was hat er nur getan? Wie konnte er nur so zornig werden? Wie konnte er nur so tief sinken, sein Versprechen als Druckmittel einzusetzen? Und nicht nur das, er war sogar bereit gewesen am Ende des Duells Kaiba seiner, wie er bis dahin dachte, gerechten Strafe zuzuführen. Zwar ist er sich nicht ganz klar, was das bedeutet hätte, aber allein der Gedanke daran jagt ihm einen Schauer über den Rücken. Es stimmt, er ist wirklich kein bisschen besser als Kaiba. Wie kann er da wagen ihn verurteilen zu wollen? Yami kann sich nicht helfen doch auf einmal schämt er sich furchtbar für sein Verhalten. Was um alles in der Welt ist denn bloß mit ihm los?

Geknickt senkt Yami nun den Blick. "Du hast recht, Kaiba!", sagt er schließlich leise, "Mein Verhalten war falsch. Ich hatte versprochen nichts über die ganze Sache zu verraten. Ich hätte dich nicht dadurch zu diesem Duell zwingen dürfen. Es tut mir leid! Aber ich will es wieder gutmachen. Mein Versprechen gilt noch. Wie auch immer dies hier ausgeht, von mir wird niemals jemand etwas darüber erfahren.

"Wenn es dir nur darum geht, dann musst du nicht mehr weiterkämpfen. Es steht dir frei dieses Duell nun zu beenden. Natürlich bin ich noch immer traurig, dass du mir meinen Schwarzen Magier zerrissen hast, aber... ich will keine Rache mehr. Ich will doch nur..., dass zwischen uns wieder Frieden herrscht."

Sprachlos starrt Kaiba ihn nun an. Er kann nicht glauben was er da hört? Diese plötzliche Veränderung seines Gegners geht über sein Fassungsvermögen. Was soll das nun wieder? Frieden? Er verzichtet auf seine Rache? Er will vielleicht sogar... Freundschaft? Nein, das kann doch nicht sein. Das ist doch völlig unlogisch. Er versteht es einfach nicht. Was will dieser Yami? Er wird einfach nicht schlau aus ihm. Wer ist der Kerl? Seine letzte Attacke war ein geschickter Spielzug. Dieser Junge ist gut!

Und dabei kennt er sein Deck. Es ist voller gewöhnlichen Karten. Wie konnte er da seinen Tyrant Drachen schlagen? Wie konnte er überhaupt so lange gegen ihn bestehen? Er ist schließlich der Weltmeister. Und ausgerechnet dieser Winzling will ihm nun gestatten, sich aus diesem Duell zurückzuziehen? Was für eine Arroganz! Aber das wird er diesem Kerl austreiben. Er wird ihn besiegen. Er wird ihm eine vernichtende Niederlage erteilen, das wäre doch gelacht! Oh ja, er wird diesem Yami gestatten zu verlieren und zwar haushoch!

Ärgerlich beißt Kaiba die Zähne aufeinander. "Was bildest du dir eigentlich ein? Ich bin der Weltmeister bei Duellmonsters! Vor einem wie dir werde ich doch nicht kneifen! Das fehlte doch noch, dass ich wegen einem solch kleinen Rückschlag ein Duell aufgebe. Du weißt wohl noch immer nicht mit wem du es hier zu tun hast. Ich bin Kotaro Kaiba und jetzt werd ich dir mal zeigen was einen wahren Champion von solch einem lächerlichen, kleinen Wichtigtuer wie dir unterscheidet!" Hoch richtet er sich auf.

"Ich aktiviere jetzt nämlich meine verdeckte Zauberkarte: Abkommen mit dem Dunklen Herrscher!" Yamis Augen fliegen auf. Auch seine Freunde schauen verwirrt zu den beiden hinüber. Nur wenige Augenblicke später erscheint auf Kaibas Feldseite ein dunkler Strudel auf dem Boden und aus diesem Strudel steigt auf einmal eine riesenhafte Gestalt auf. Es ist ein gewaltiger, furchteinflößender Drache und er ist von Kopf bis Fuß pechschwarz. Mächtig ragt er nun vor Yami auf und seine riesige Gestalt erstreckt sich über fast das ganze Spielfeld.

"Was um alles in der Welt ist das denn?", ruft Itaru entsetzt aus. Doch auch Keiko kann nur fassungslos und wie gebannt auf die riesige Gestalt starren. Laut und überheblich lacht Kotaro auf, während Yami das gewaltige Monster vor ihm nur mit großen Augen ungläubig anschauen kann. "Darf ich vorstellen: Das ist mein gefürchteter Berserkerdrachen (3500/0)!", hochaufgerichtet weist Kaiba auf das Monstrum vor ihm, "Ich hätte nicht gedacht, dass du an meinem Tyrant Drachen vorbeikommst, aber ich bin längst nicht mehr solch ein Anfänger, dass ich nicht für alles gewappnet wäre.

"Dass du meinen Drachen vernichtet hast, wirst du noch bitter bereuen, denn dank meiner Zauberkarte konnte ich nun diese übermächtige Bestie aufs Feld rufen. Dein Schwarzer Magier wird meinen Berserkerdrachen absolut nichts entgegenzusetzen haben. In der nächsten Runde mache ich kurzen Prozess mit ihm und glaub mir, es wird mir ein Vergnügen sein deinen Magier einmal mehr ins Jenseits zu befördern!"

Eingeschüchtert und besorgt, schauen Itaru und Keiko nun zu ihrem Freund hinüber. Mit gesenktem Haupt steht Yami da. Er scheint sich nicht zu rühren. Hat er bereits aufgegeben? Eben war er doch noch so selbstsicher. Doch Kaibas Worte eben, scheinen ihm jeglichen Kampfwillen geraubt zu haben. "Komm Yami! Lass dich nicht hängen!", ruft Keiko ihm zu, "Gib nicht auf, du kannst ihn noch immer besiegen!" "Ja", fällt auch Itaru ein, "Bisher hast du dich doch super geschlagen. Hör doch nicht auf das was er sagt! Der redet doch nur Unsinn. Lass dich doch nicht einschüchtern! Mach ihn fertig!"

Doch Yami schaut noch immer zu Boden. Schließlich sagt er: "Nein, Kaiba hat recht!" Itaru und Keiko blicken überrascht auf. "Er hatte recht mit dem was er gesagt hat. Ich habe versucht mich durch dieses Duell an ihm zu rächen. Aber das ist nicht der Sinn dieses Kampfes. Wenn ich so spiele, verletze ich die Würde meiner Karten. Ich würde meinen Schwarzen Magier verraten und das will ich nicht. Ich konnte ihn schon zweimal nicht vor der Vernichtung bewahren, obwohl ich es versprochen hatte. Ich darf so nicht weiterspielen."

Ungläubig reißen seine Freunde die Augen auf. "Soll das etwa heißen, dass du aufgibst?", fragt Keiko fassungslos, "Das kannst du doch nicht machen. Du bist doch schon so weit gekommen." Doch Yami schüttelt leicht den Kopf. Langsam wendet er sich seinen Freunden zu. Ein leicht gequälter Zug liegt um seine Mundwinkel. "Nein, ich kann nicht aufgeben. Nicht bei diesem Duell. Ich selbst habe die Strafe für den Verlierer festgelegt und irgendwie weiß ich, dass jetzt daran nicht mehr zu rütteln ist. Ich habe die Regeln verändert und ich kann jetzt nur eines tun, nämlich dieses Duell zuende bringen.

"Aber von nun an werde ich dieses Duell so spielen wie es sein sollte, mit Würde und Anstand und ich werde mein Versprechen einhalten, das ich meinem Schwarzen Magier gegeben habe, koste es was es wolle! Ich habe einen Fehler gemacht, aber nun bin ich bereit die Konsequenzen zu tragen", er ballt entschlossen die Faust und wendet sich wieder Kaiba zu, "Also schön Kaiba, es geht weiter. Ich gebe nicht auf!" Mit diesen Worten schiebt er die letzte Karte aus seiner Hand in die Duelldisk. "Ich spiele eine Karte verdeckt und dann beende ich meinen Zug!"

"Also gut!", meint Kaiba, "Ich bin dran! Zunächst mal spiele ich die nette Zauberkarte: Dian Keto der Heiler! Sie gibt mir erst mal die 1000 Lebenspunkte zurück die ich bezahlen musste um meine 7 Werkzeuge des Banditen zu aktivieren." Sofort klettert Kaibas Lebenspunkteanzeige wieder auf 2500. "Und nun darfst du dich gerne von der ungeheuren Macht meines Drachen überzeugen." Kaibas Augen leuchten feurig. "Das war's für dich, Yami. Verabschiede dich schon mal von deinem Schwarzen Magier! Los Berserkerdrache, lösch ein für allemal seinen Schwarzen Magier aus! Tödliches Feuer!"

Augenblicklich stößt der Drache einen lauten, schrillen Schrei aus und mit einem bedrohlichen Knurren setzt er zum alles vernichtenden Schlag an. "Soviel zu deinem albernen Versprechen an deinen Magier!", ruft Kaiba spöttisch. Doch Yami steht nur mit gesenktem Blick auf seiner Feldseite.

Im nächsten Moment stößt der schwarze Drache einen gewaltigen Feuerstoß aus der sich mit grünlich-gelben Flammen quer über das Feld züngelt, direkt auf Yamis Schwarzen Magier zu. Ängstlich und wie gebannt verfolgen Yamis Freunde das Geschehen. Doch nur einen Sekundenbruchteil bevor die Flammen den Magier erreichen, scheinen sie sich direkt vor ihm zu teilen und links und rechts von ihm scharf an ihm vorbeizurauschen. Keiko und Itaru reißen die Augen auf. Hinter dem Schwarzen Magier vereinen sich die Flammen wieder und steuern direkt auf ein neues Ziel zu. Es ist Yami.

Mit furchtsamen aber entschlossenem Blick schaut er den tödlichen Flammen entgegen und nur einen Moment später ist er von ihnen eingehüllt. "Nein!", schreit Keiko auf, "Yami! Was tust du da? Bist du wahnsinnig?" Es dauert einen kleinen Moment eh sich der Rauch verzogen hat. Besorgt versuchen die beiden etwas von ihrem Freund zu entdecken. Schließlich kann man wieder etwas erkennen. Yami steht noch immer auf seinem Platz, aber er wirkt ziemlich angeschlagen und sein Gesicht scheint leicht rußverschmiert. Er keucht leicht und wischt sich über die Stirn. Vor ihm jedoch ragt noch immer unverändert der Schwarze Magier auf

Ungläubig schaut Kaiba zu ihm hinüber. "Was hat das zu bedeuten? Wieso ist dein Magier noch immer auf dem Feld? Sag es mir!" Yami lächelt leicht. "Kaiba, ich hatte dir doch gesagt, dass ich von nun an bereit bin alles zu tun, um meinen Schwarzen Magier zu beschützen. Als dein Drache angriff, habe ich meine Fallenkarte gespielt: Absolutes Ende!" Völlig perplex starrt Kaiba ihn an. "Du hast damit den Angriff auf deinen Magier in einen direkten Angriff auf deine Lebenspunkte umgewandelt?" Er kann es einfach nicht glauben. Aber Yamis Duelldisk zeigt unbestechlich den Beweis. Seine Lebenspunkteanzeige steht nun bei geringen 100 Punkten.

"Aber... das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!", stammelt Kotaro, "Wieso opferst du deine Lebenspunkte um dein Monster zu retten? Wenn deine Punkte bei Null sind, hast du verloren. Es sind doch die Monster, die dich davor beschützen sollen und nicht umgekehrt. Warum tust du es trotzdem? Erklär mir das!" Yami senkt den Kopf, noch immer lächelt er leicht. "Kaiba... ich glaube nicht, dass du das verstehen würdest. Aber ich muss dir danken. Durch dich hab ich endlich erfahren, was es bedeutet seinem Deck zu vertrauen. Dank dir weiß ich nun endlich wie ich mich duellieren muss", sein Blick wird wieder ernst, "Denn ich habe noch immer vor zu gewinnen! Du wirst sehen! So einfach schenke ich dir den Sieg nicht. Solange ich noch Lebenspunkte habe, werde ich auch nicht aufgeben und auch du wirst mich nicht davon abhalten können!"

Wie erstarrt schaut Kaiba zu Yami hinüber. Woher nimmt dieser Knirps noch immer diese Selbstsicherheit? Er hat doch kaum noch Lebenspunkte und trotzdem ist er noch von seinem Sieg überzeugt. Wie ist das möglich? Er ist der Weltmeister und lässt sich hier von solch einem kleinen Anfänger so vorführen. Das kann er nicht dulden! Ihm wird er's zeigen! Verächtlich schnaubt er auf. "Du meinst also du könntest noch gewinnen? Das will ich sehen. Mach deinen nächsten erbärmlichen Zug!"

"Ganz wie du willst, Kaiba!", entgegnet Yami entschlossen. Er zieht eine Karte und schaut sie an. Seine Mine ist ausdruckslos, als er sie in den Spalt schiebt. "Ich spiele eine Karte verdeckt und versetze dann meinen Schwarzen Magier in den Verteidigungsmodus!", sagt er. Sofort wechselt der Magier auf dem Feld seine Position und nimmt eine Verteidigungshaltung an. "Damit bist du wieder am Zug!"

"Mit dem größten Vergnügen!", meint Kaiba scharf und zieht eine Karte. Als er sieht was er gezogen hat, hellt sich seine Mine auf. "Du kleiner Ahnungsloser!", grinst er, "Hier in meiner Hand halte ich den Schlüssel für deine endgültige Vernichtung! Du wirst mich niemals schlagen und diesmal werde ich dir und deinem Magier endgültig den Rest geben!"

Er weist auf seinen Drachen. "Du hast es sicher schon bemerkt. Die Stärke meines Drachen hat einen kleinen Nachteil. Mit jeder Runde die vergeht, verliert er 500 Angriffspunkte." Gerade fallen die Punkte des Drachen auf 3000. "Aber das braucht mich zum Glück nicht wirklich kümmern, denn ich habe genau die Karte auf der Hand, die meinen Sieg absolut unabwendbar macht."

Hämisch grinsend schaut er Yami an. "Zunächst einmal beschwöre ich mein Monster Dark Blade (1800/1500)!" Sofort materialisiert sich ein Krieger in einer schwarzen Rüstung auf Kaibas Feldseite. "Und nun werde ich eine Zauberkarte aktivieren die Angriffskraft meiner Monster alles sprengen lässt, was du dir vorstellen kannst. Die Zauberkarte: Gemeinsam sind wir stark! Sie gibt einem meiner Monster zusätzliche 800 Angriffspunkte für jedes Monster auf meiner Spielfeldseite. Aber wenn du jetzt glaubst ich würde sie bei meinem Drachen einsetzen, dann hast du dich gewaltig geirrt. Auch wenn er in jeder Runde Punkte verliert, ist er noch immer stark genug um deine läppischen Lebenspunkte auszulöschen. Nein ich rüste mein Dark Blade mit dieser Karte aus. Das beschert ihm nun insgesamt 4200 Angriffspunkte, mehr als nötig ist um deinen Magier auszulöschen!"

Erschrocken beobachten Keiko und Itaru wie sich die Rüstung des dunkle Kriegers verändert und sein Schwert nun eine bedrohliche Größe annimmt. Im gleichen Moment steigen seine Angriffspunkte immer höher bis sie bei 4200 angelangt sind. "Ach du Schande!", meint Itaru erschrocken, "Ich glaub jetzt sitzt Yami wirklich in der Klemme." Doch Keikos Mine ist ernst. "Er wird es schaffen!", murmelt sie schließlich. "Was sagst du?", fragt Itaru zurück. "Ich sagte, er schafft es! Yami kann ihn immer noch schlagen. Ich weiß, es sieht jetzt total hoffnungslos aus, aber bisher hat er sich so gut gehalten. Er spielt wie ausgewechselt. So gut war er noch nie. Frag mich nicht wieso, aber ich weiß, er kann noch gewinnen." "Wollen wir hoffen, dass du recht hast!", murmelt Itaru.

"Vielleicht kannst du einen Angriff abwehren, aber bei zwei meiner mächtigen Monster hast du nicht die geringste Chance. Mach dich bereit für deine Niederlage!", ruft Kaiba nun. "Los Dark Blade, lösch seinen Schwarzen Magier aus! Schick ihn endlich ins Jenseits!" Doch Yami ist schneller. "Nicht so hastig! Ich aktiviere meine Fallenkarte: Schwerelosigkeit!" "Was?", entfährt es Kaiba irritiert. "Du hast richtig gehört. Diese Karte verändert augenblicklich die Kampfpositionen sämtlicher Monster auf dem Feld." Kaum hat er das gesagt, werden Kaibas Berserkerdrachen (3000/0) und sein Dark Blade (4200/1500) in den Verteidigungsmodus versetzt und sein Höhlenbewohnender Drache (1300/2000) und Yamis Schwarzer Magier (2500/2100) gehen zum Angriff über. Ungläubig beobachtet Kaiba das Ganze. "Das kann doch wohl nicht wahr sein!", grollt er, "Das büßt du mir!"

Mit klarem Blick schaut Yami Kaiba nun an. "Ich nehme an damit hast du nicht gerechnet, Kaiba, aber du siehst es auch, nicht wahr? Deine Monster mögen zwar unglaublich mächtig sein, aber sie haben eine gewaltige Schwäche. Ihre Stärke ist der Angriff, aber dafür hat ihre Verteidigung meinem Magier nichts entgegen zu bringen. Ich brauche nur einen einzigen Angriff und mein Magier könnte deinen Drachen zerstören."

Der Blick den Kaiba ihm nun zuwirft ist tödlich. Es dauert eine ganze Weile ehe er wieder ein Wort herausbringt. "Freu dich nur nicht zu früh!", quetscht er hervor, "Mag sein, dass du jetzt meinen Drachen besiegst, aber da er sich im Verteidigungsmodus befindet, bleiben meine Lebenspunkte geschützt. Und wenn du meinen Höhlenbewohnenden Drachen angreifst, verlier ich zwar Lebenspunkte aber in der nächsten Runde versetz ich mein Dark Blade wieder in den Angriffsmodus und dann mach ich dich fertig. Aber auch wenn du mein Dark Blade vernichtest, kümmert es mich nicht. Mein Berserkerdrache ist noch immer stark genug um deinen Magier mit in den Tod zu reißen und mein anderer Drache erledigt dann den Rest. Du siehst also, ganz gleich was du jetzt tust, in der nächsten Runde mach ich dich endgültig fertig. Du kannst unmöglich gewinnen!"

"Wir werden sehen, Kaiba!", meint Yami ruhig. "Ich bin am Zug!" Er schließt die Augen. Kaiba hat recht. Sein Magier kann nur eines der beiden Monster angreifen. Wenn er jetzt keinen Ausweg aus dieser Zwickmühle findet, ist er erledigt. Alles hängt jetzt von der nächsten Karte ab. Bitte mein Deck! Nur eine passende Karte jetzt! Er hat schließlich behauptet, er würde seinem Deck vertrauen. Nun muss er es beweisen. Als er mit leicht zittrigen Fingern nach seinem Kartenstapel greift überkommt ihn plötzlich ein eigenartiges Gefühl. Das hier ist der richtige Weg! Diese Karten gehören zu ihm und sie werden ihm zum Sieg verhelfen. Im selben Moment hört er wieder dieses fremde Wort: Mahado! Nein, er darf auf keinen Fall verlieren! Seine Freunde verlassen sich auf ihn. Er wird dieses Duell zu Ende bringen und zwar jetzt, mit dieser Karte!

Er zieht die oberste Karte seines Deckes. Dann öffnet er die Augen. Sein Blick fällt auf die neue Karte und seine Augen weiten sich. "Was soll das?", ruft Kaiba ungeduldig zu ihm herüber, "Schlaf nicht ein! Mach endlich deinen Zug, damit ich dich in der nächsten Runde endgültig erledigen kann!"

Yami blickt nun auf. "Kaiba, es wird keine nächste Runde geben! Dieses Duell ist jetzt zuende!" Entrüstet funkelt Kotaro ihn an. "Was sagst du da? Erzähl keinen Müll! Wie willst du mit einer einzigen Karte dieses Duell jetzt beenden können? Das ist einfach unmöglich!" "Ich fürchte nicht!", meint Yami ruhig, "Kaiba, du hast gut gekämpft. Du warst der stärkste Gegner den ich je hatte, aber trotzdem werde ich dich besiegen. Erinnere dich, mein Schwarzer Magier hat mir ein Versprechen gegeben. Er versprach mir, deine Niederlage herbeizuführen, und dieses Versprechen wird er jetzt einlösen."

"Was... was meinst du damit?", fragt Kotaro verständnislos. "Ich werde es dir erklären", sagt Yami, "Da dein Berserkerdrachen im Verteidigungsmodus ist, hat er null Punkte um sich zu verteidigen wenn mein Magier ihn angreift." "Das weiß ich auch", schnappt Kaiba erbost, "aber dadurch sind gleichzeitig auch meine Lebenspunkte geschützt." "Nicht wenn ich diese Zauberkarte hier spiele", entgegnet Yami, "Feenmeteor!"

Kotaro klappt die Kinnlade herunter: "Was...?" Doch Yami erklärt es bereits: "Wenn ich meinen Schwarzen Magier mit dem Feenmeteor ausrüste und seine Angriffspunkte höher sind als die Verteidigungspunkte des Monsters, das er angreift, so wird die Differenz den Lebenspunkten des Gegners als Schaden zugefügt." Kotaro erbleicht. "Und wie du siehst hat dein Drache null Verteidigungspunkte. Das bedeutet dich wird die gesamte Wucht seines Angriffes treffen und da du auch nur noch 2500 Lebenspunkte hast, wird mein Magier dich jetzt endgültig aus dem Rennen schmeißen!"

Mit einem eleganten Schwung befördert er die Zauberkarte in die Duelldisk. Sogleich bildet sich um den Stab des Magiers ein leuchtender Meteor der ihn umkreist. "Und nun mein Schwarzer Magier! Angriff auf seinen Berserkerdrachen! Schwarzer Magiemeteor!" Augenblicklich verlässt der Schwarze Magier seinen Platz und geht zum Angriff über. Mit seinem Stab zielt er auf den Berserkerdrachen und mit einer lässigen Handbewegung schleudert er den rotierenden Meteor auf den Drachen. Das Geschoss trifft auf dem Monster auf und hüllt sogleich das ganze Spielfeld in ein gleißendes Licht. Im selben Moment fallen Kaibas Lebenspunkte auf Null. Kaum ist das Licht verschwunden und das Spielfeld wieder sichtbar, verschwinden die Figuren auf dem Feld, das Duell ist entschieden.

Schicksalsstrafe

Mit fassungslosem Gesicht und weitgeöffneten Augen steht Kotaro Kaiba da und atmet schwer. Er ist bleich wie eine Wand und er zittert leicht. Einen langen Augenblick sagt niemand ein Wort. Schließlich stammelt Kaiba: "Ich... hab verloren? Wie kann das sein? Das ist doch nicht möglich! Ich bin der Weltmeister." "Hah!", ruft Itaru jetzt triumphierend aus, "Offenbar bist du wohl doch nicht so gut wie du behauptet hast, du Großmaul! Das geschieht dir ganz recht!"

Doch Kaiba ignoriert ihn. "Er hat mich besiegt. Aber er ist doch... bloß ein Anfänger! Das geht nicht mit rechten Dingen zu!" Er ballt die Fäuste. Nun hebt er den Kopf und der Blick den er Yami zuwirft ist tödlich. "Du mieser, kleiner Betrüger! Wie hast du das angestellt? Da muss irgend ein Trick hinter sein. Du hättest mich sonst niemals besiegen können. Ich verliere nicht! Niemals, verstehst du? Niemand nimmt es mit mir auf! Ich stehe so weit über euch, dass ihr mich nicht mal in hundert Jahren erreicht! Wie kann es dann sein, dass du mich besiegt hast? Warum kommst du immer wieder mit so was durch? Wie kannst du besser sein als ich? Das ist unmöglich! Dieser Einbrecher hätte euch drei erschießen sollen! Hätte ich gewusst was ihr mir hier für Probleme bereitet, hätte ich ihm gleich den Auftrag gegeben euch zu erledigen!"

Wutschnaubend funkelt er die drei an. Yami und seine Freunde werfen ihm jedoch nur einen eigenartigen Blick zu. Im gleichen Moment wird Kotaro bewusst was er da gesagt hat. Er beißt die Zähne zusammen und ballt die Hände zur Faust. Noch immer zornfunkelnd starrt er zu Boden. Er hat sich verraten! Verdammt! Wie konnte ihm das gerade nur herausrutschen? Daran ist auch nur wieder dieser elende Yami schuld!

Vor Wut bebend funkelt er seinen verhassten Gegner an. Doch als sein Blick auf Yami fällt hält er unwillkürlich inne. In Yamis Mine liegt weder Wut noch Angst. Ein klares, wenn auch ernstes Augenpaar hält ihn gefangen. Dann sagt Yami: "Kaiba, ich weiß nicht warum aus dir ein solch verbitterter und von Hass zerfressener Mensch geworden ist, aber du wirst niemals mit dir selbst oder mit anderen ins Reine kommen, wenn du nicht endlich aufhörst die Schuld für deine Fehler und dein Versagen anderen in die Schuhe zu schieben. Du solltest endlich die Verantwortung für das übernehmen, woran du selbst schuld bist und dich den Konsequenzen stellen.

"Kein Mensch ist unfehlbar. Auch du nicht. Von uns wird niemand etwas über deine Verbrechen erfahren, aber wenn du jemals in deinem Herzen Frieden haben möchtest, solltest du dir endlich deine Schuld selbst eingestehen und die Konsequenzen für dein Handeln akzeptieren. Du bist wie ein kleines, zorniges Kind, das um sich schlägt, wenn es nicht seinen Willen bekommt. Werde endlich erwachsen und steh zu deinen Fehlern, sonst wirst du für immer einsam bleiben."

Sprachlos starrt Kotaro ihn an. Ihm fällt auf einmal absolut nichts ein, was er darauf erwidern soll. Nun strafft Yami sich. "Kaiba, ich hatte dir gesagt, dass der Verlierer dieses Duells die Strafe des Schicksals erhalten wird. Das mag unbedacht und im Zorn von mir beschlossen worden sein, doch ich denke, du solltest diese Strafe erhalten. Sie wird dir ein wenig den Kopf zurechtrücken, deshalb erhältst du nun die Schicksalsstrafe der Reue!"

Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, als auf einmal auf Yamis Stirn erneut ein hell goldschimmerndes Auge zu sehen ist. Als er die Hand nach Kaiba ausstreckt, leuchtet es auf einmal grell auf und Kaiba knicken unwillkürlich die Knie weg, während er noch immer fassungslos Yami anstarrt.

Doch im gleichen Augenblick erscheint es Yami, als würde das helle Licht den ganzen Platz überstrahlen. Das Ganze dauert nur einen kurzen Moment und als er die Augen wieder öffnet, sieht er Kotaro Kaiba in einigen Metern entfernt auf einer Duellplattform stehen. Er starrt ihn mit großen Augen entgeistert an. Nein, halt, ist das wirklich Kotaro Kaiba? Er muss es sein. Aber seine Haare sind kürzer und plötzlich wird sich Yami bewusst, dass sich die ganze Umgebung verändert hat. Er befindet sich nicht auf dem Vorplatz zum Kaibacorp-Gebäude sondern in einer riesigen Halle mit einer gewaltigen Duellmonsters-Arena. "Was... was hat das zu bedeuten?", stammelt er.

Plötzlich reißt er die Augen auf. Direkt vor sich sieht er seinen Vater! Doch was tut er da? Ihm wird bewusst, dass auch er auf einer Duellplattform steht. Duelliert er sich etwa? Ihm wird plötzlich klar, dass er seinen Vater noch nie bei einem Duell gesehen hat. Warum duelliert er sich denn mit Kotaro Kaiba?

Fast ein wenig unwirklich vernimmt er die Worte seines Vaters: "Exodia! Beende das Duell!" Fassungslos beobachtet Yami wie die gewaltige Gestalt drei Weißen Drachen mit Eiskaltem Blick auf der anderen Seite vom Platz fegt. Auf der anderen Plattform stützt sich Kaiba schwer auf seine Duellfläche auf. "Ich hab verloren!", hört man ihn keuchen, "Aber wie...?"

Yami fühlt sich schwindelig. Was geschieht hier? Was hat das alles zu bedeuten? Das kann doch gar nicht passieren? Wo sind seine Freunde hin? Und warum kämpft sein Vater gegen Kaiba? Hat er ihn denn nicht gerade erst selbst besiegt? Plötzlich fällt sein Blick auf den Rand des Spielfeldes und es trifft ihn fast der Schlag. Dort steht ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren und ruft Kaiba aus vollem Hals besorgt zu: "Großer Bruder, was ist mit dir? Du hast doch noch nie verloren." Und gleich daneben steht eine weitere Person, die er kennt. Es ist Keikos Vater Jonouchi. Aber er sieht so viel jünger aus. Kaum älter als er selbst. In Yamis Kopf kreist alles. Was geht hier vor?

Nun schaut er wieder zu seinem Vater hinüber. Dieser wirft nun Kaiba einen finsteren Blick zu. Kaibas Mine ist eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut. "Wie... wie konntest du mich besiegen? Wie konntest du es schaffen die unbesiegbare Exodia zu beschwören?" Zu Yamis grenzenloser Fassungslosigkeit erscheint auf einmal auf der Stirn seines Vaters ein goldenes, hell strahlendes Auge. "Kaiba wenn du das wirklich wissen willst... Schicksalsstrafe Mind Crash!" Yami sieht wie sein Vater die Hand nach Kaiba ausstreckt und im selben Moment flammt das helle Auge auf und Kaiba bricht zusammen.

Yami kann nicht glauben was er da sieht. Wie kann sein Vater genau das selbe tun, was er gerade getan hat? Sein Kopf schmerzt. Irgendetwas stimmt hier nicht. In seinen Gedanken kreist alles. Ihm kommt es so vor, als müsste er die Antwort kennen, doch da ist nichts! So sehr er sich den Kopf zermatert, er kommt auf keine Lösung.

In genau diesem Moment dreht sich sein Vater zu ihm um und schaut ihn direkt an. Yami bleibt beinah das Herz stehen. Einen Momentlang, scheint er ihn nur zu mustern. Doch dann hellt sich seine Mine auf. Das leuchtende Auge verblasst und dann hebt er den Daumen, als wollte er sagen: Geschafft!

Im gleichen Moment überfällt Yami ein starkes Schwindelgefühl und er muss sich einen Momentlang hinhocken um wieder Luft zu bekommen. Stoßartig atmet er ein und aus. Verstört fährt er sich mit der Hand über das Gesicht, es ist ganz verschwitzt. Im selben Moment spürt er zwei Hände die ihn behutsam auf den Rücken klopfen und versuchen ihn wachzurütteln.

"Mensch Yami, alles ok, mit dir?", hört er Itarus besorgte Stimme. Als er aufschaut blickt er direkt in Keikos Gesicht. Seine Freundin lächelt. Sie scheint sehr froh zu sein, dass er wieder ansprechbar ist. Dann wechselt ihre Mine wieder in erleichterte Empörung über. "Musst du uns immer so erschrecken, du Blödmann?", bricht es aus ihr hervor, "Immer muss man sich Sorgen um dich machen. Da besiegst du dieses Ekel endlich mit Pauken und Trompeten und im nächsten Moment klappst du auch schon wieder zusammen. Ehrlich, Yami, irgendwann schaffst du mich mal!"

Unsicher kommt Yami wieder auf die Füße. "Schon gut. Ich... bin ok", murmelt er. "Wirklich?", fragt Itaru skeptisch, "Du bist weiß wie ein Laken. Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen." Nachdenklich schaut Yami zu Boden: "Vielleicht... hab ich das auch!" Groß schauen die beiden ihn an. Doch dann blickt Yami sich suchend um: "Wo ist Kaiba?" Auch die anderen schauen sich nun um. Hinter der nächsten Straßenecke sieht man gerade noch eine schwarze Limousine abbiegen.

Itaru grinst: "Hat offenbar die Flucht ergriffen, der Feigling! Geschieht ihm recht. Hey, Kumpel, du hast echt ganze Arbeit geleistet bei dem. So schnell wird der dich nicht mehr behelligen, glaub ich. War echt n starkes Duell! Ich wusste gar nicht, dass du so gut bist." Unsicher schaut Yami wieder zu Boden: "Ich... auch nicht!" Irritiert schauen seine beiden Freunde ihn an. Doch Yami ist mit den Gedanken ganz woanders. "Es ist schon wieder passiert", murmelt er, "Aber diesmal noch viel stärker als vorher." "Du meinst dieses leuchtende Auge?", fragt Itaru nach, "Glaub mir, an diesen Anblick werde ich mich niemals gewöhnen können. Hast du inzwischen eine Ahnung was das sein könnte?"

Entschlossen schaut Yami auf. "Es gibt nur einen Menschen, der mir jetzt darauf eine Antwort geben kann!"

Was fast vergessen war...

Als die Haustür ins Schloss fällt hebt Yugi den Kopf. Er hört leichte Schritte auf dem Flur, die plötzlich zu zögern scheinen. Dann erscheint Yamis Gesicht in der Wohnzimmertür. Schweigend und abschätzend schaut ihm sein Vater entgegen.

"Wo hast du deine Freunde gelassen?", fragt er schließlich. Yami atmet kurz durch. "Ich hab sie nach Hause geschickt. Ich muss mit dir reden." "Das trifft sich gut", sagt Yugi, "Genau das hatte ich auch gerade mit dir vor. Aber nur zu, du darfst gerne anfangen." Er weist auf einen Platz auf dem Sessel neben ihm. Unsicher nimmt Yami Platz. Er weiß nicht so recht wie er beginnen soll. Eine ganze Weile sucht er nach den richtigen Worten, während ihn sein Vater schweigend beobachtet.

Schließlich beginnt er: "Das alles ist so seltsam. Ich weiß gar nicht wie ich das erklären soll. Ich wollte doch nur ein starkes Deck und ein paar Duelle gewinnen. Mehr wollte ich doch gar nicht. Du solltest doch stolz auf mich sein weil ich endlich auch eine Sache beherrsche in der du auch gut bist. Ich dachte wenn ich bei Duellmonsters gewinne, könnte ich beweisen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann und ihr euch nicht immer Sorgen machen müsst. Aber nun...

"Ich habe gewonnen! Ich habe Kotaro Kaiba besiegt, aber... irgendwie stellt mich das kein bisschen zufrieden. Irgendwie ist das völlig bedeutungslos. Dieser Kampf erschien mir irgendwie... unfair. Und ich verstehe nicht warum. Kaiba ist der Weltmeister. Ich sollte stolz sein, ihn geschlagen zu haben, ja ich sollte völlig aus dem Häuschen sein, weil ich das geschafft habe, aber... ich fühle gar nichts. Nur Mitleid mit ihm. Er tut mir leid. Sein ganzes Können nützt ihm gar nichts, weil sein Herz nicht bei der Sache ist. Er ist so voller Wut und Hass, das hat mir Angst gemacht. Kann ein Mensch wirklich so stur hassen? Wie kann er da jemals Frieden mit sich finden?

"Bei diesen Duell hab ich plötzlich ganz klar erkannt, wie einsam er doch im Grunde ist, trotz seines Reichtums und seiner Genialität. Also hab ich versucht ihm den richtigen Weg zu zeigen. Nur die Art wie ich das gemacht habe, ist mir noch immer unheimlich. Glaubst du ich habe richtig gehandelt?" Mit großen Augen blickt Yami seinen Vater an. Yugi vermeint eine Spur von Traurigkeit in Yamis Blick zu erkennen.

Einen langen Moment sagt er gar nichts, dann atmet er tief durch. "Mahado war ein Priester im alten Ägypten. Er lebte etwa vor 5000 Jahren." Yamis Augen fliegen auf. Hat er das gerade wirklich gehört. Weiß sein Vater wirklich etwas über das Ganze? Tausend Fragen schießen ihm durch den Kopf, aber er bringt kein Wort heraus. Doch Yugi redet schon weiter: "Er war der beste Freund und Vertraute des damaligen Pharao. Damals spielte man ein magisches Spiel; ein Spiel in dem echte Monster beschworen wurden.

"Diese Kämpfe dienten aber nicht zum Spaß sondern mit diesen Monstern wurden Duelle ausgetragen die letztendlich sogar über das Schicksal der Welt entscheiden sollten. Diese Duelle fanden nicht nur in unserer Wirklichkeit statt, sondern auch in einer Realität, die das Reich der Schatten genannt wird. Als die ganze Sache ein zu bedrohliches Ausmaß annahm, beschloss der ehemalige Pharao diese Macht in sieben magischen Gegenständen zu versiegeln, den Millenniumsgegenständen.

"Mahado war einer der sieben Auserwählten, denen ein solcher Gegenstand anvertraut wurde. Mit ihm sollte er seinen Freund den jungen Pharao beschützen. Und das tat er auch. Als es bei einem der letzten entscheidenden Schlachten gefährlich wurde, opferte er sein Leben um seinen Pharao zu schützen. Doch die Treue zu seinem Freund ging noch über den Tod hinaus. Seine Seele verband sich mit dem Monster, dass stets für ihn gekämpft hatte um nun als Schwarzer Magier, seinem besten Freund zur Seite stehen zu können und ihn zu beschützen."

Yami bleibt vor Staunen der Mund offen stehen. "Du meinst, der Schwarze Magier war früher einmal... ein Mensch?" Yugi wert leicht ab. "Nicht dieser Magier. Diese Karten sind nur Nachbildungen der alten Steinplatten, in denen die mystischen Monster damals eingesperrt wurden, wenn sie nicht gebraucht wurden. Erst Maximilian Pegasus hauchte ihnen durch das von ihm entwickelte Duellmonsters-Spiel neues Leben ein. "Moment, du willst sagen, dieses Spiel stammt aus dem alten Ägypten und wurde damals mit echten Monstern und echter Magie gespielt?", Yami kann es nicht glauben.

"So ist es!", sagt Yugi, "Aber die Macht des Reiches der Schatten schien an dieser neuen Version gefallen gefunden zu haben. Ob du es glaubst oder nicht. Mit diesem Spiel wurden auch in der heutigen Zeit tödliche Duelle um das Schicksal der Welt ausgetragen." "Aber Papa, woher weißt du denn davon? Wie kannst du von all diesen Dingen wissen?"

Yugi seufzt schwer. "Ich hatte eigentlich gehofft, dir niemals davon erzählen zu müssen, aber ich fürchte, ich kann es nicht länger für mich behalten." Yamis Augen werden immer größer. Er hängt an jeder Silbe die sein Vater von sich gibt. Hier tut sich auf einmal eine solche Fülle von Antworten auf, dass er es gar nicht recht glauben kann. Noch immer kann er es kaum fassen. Sein Vater hat die ganze Zeit von dieser Magie gewusst. Hätte er ihn doch nur schon früher gefragt.

"Einer dieser magischen Gegenstände, war das Millenniumspuzzle. Als ich klein war, habe ich es von meinem Großvater geschenkt bekommen. Er sagte, wenn ich es schaffe, es zusammenzubauen, würde sich mir ein Wunsch erfüllen. Ich habe lange daran gesessen, denn ich wünschte mir nichts sehnlicher als einen echten Freund. Es erging mir damals in der Schule nicht viel anders als dir. Aber dann nach acht Jahren schaffte ich es endlich. Ich war damals etwa in deinem Alter. Von dem Tag, an dem ich es zum ersten Mal zusammensetzte, sollte sich mein ganzes Leben verändern.

"Es stellte sich heraus, dass in diesem alten Artefakt eine große Macht wohnte, aber dort war auch eine alte Seele eingeschlossen worden. Es war der Geist des damaligen Pharaos, Mahados Freund. Von dem Tag an, versuchten immer wieder dunkle Mächte in den Besitz dieses Puzzles zu kommen und sich seine Macht zunutze zu machen. Aber der Geist des Pharaos stand mit mir in ständiger Verbindung und er half mir immer wieder, wenn ich oder meine Freunde in Bedrängnis gerieten. Zu der Zeit lernte ich Jonouchi und Honda kennen und schätzen. Zusammen mit deiner Mutter gingen wir durch dick und dünn. Wir waren unzertrennlich und standen uns immer gegenseitig bei.

"Aber die Sache zwischen mir und dem Geist des Puzzles war etwas besonderes. Unsere beiden Seelen bewohnten den selben Körper und die Macht des Puzzles lies uns hin und wieder die Plätze tauschen. Er hat sich oft an meiner Stelle duelliert und von ihm habe ich sehr viel gelernt. Er war ein ausgezeichneter Stratege. Klug, selbstsicher, mitfühlend und ein wirklich begnadeter Spieler. Aber er wusste erst kaum etwas über sich. Nicht wer er war und auch nicht wie es kam, dass er nach so langer Zeit wieder erweckt wurde. Er kannte nicht einmal seinen Namen, deshalb... beschlossen wir ihn vorerst Yami zu nennen."

Sprachlos fällt Yami die Kinnlade herunter. "Soll... soll das etwa bedeuten, dass dieser Pharao... dieser Geist in dem magischen Puzzle der Yami ist, nach dem ihr mich benannt habt? Das ist dein Freund gewesen?" Yugi nickt. Ungläubig schüttelt Yami den Kopf: "Das... das ist... wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich es nicht glauben." Alarmiert horcht Yugi auf: "Was meinst du mit ,wenn ich es nicht besser wüsstest'?"

Doch Yami schaut nachdenklich vor sich hin. "Jetzt wird mir einiges klar", murmelt er, "Was ich gesehen habe, das waren also gar nicht du und Kotaro Kaiba... Es muss Seto Kaiba gewesen sein. Deshalb war Jonouchi-san noch so jung...,und Kaiba-san." Irritiert schaut Yugi seinen Sohn an: "Wovon sprichst du?" Noch immer schaut Yami gedankenverloren zu Boden. "Ich habe es gesehen... das Duell. Das erste Duell, dass du gegen Kaiba ausgetragen hast. Du wolltest ihm eine Lektion erteilen über das Herz der Karten.

"Du hast es... für Urgroßvater getan, weil Seto Kaiba seinen Weißen Drachen mit eiskaltem Blick zerrissen hat. Sein... Herz hing an dieser Karte. So wie meines an meinem Schwarzen Magier hing. Du bist wütend geworden und hast ihn herausgefordert, aber... Kaiba war ein Spitzenduellant und maßlos überheblich und du warst zu schwach... Du brauchtest... Hilfe.

"Seto Kaiba hatte mit seinen eigenen Hassdämonen zu kämpfen, er vernichtete deinen Schwarzen Magier. Zum Schluss hatte er drei Weiße Drachen auf dem Feld und die einzige Chance die du noch hattest, war das letzte Teil für die unbesiegbare Exodia zu ziehen. Du hattest Angst. Dein Deck schien in weite Ferne zu rücken, doch Jonouchi und die anderen waren plötzlich da. Das Zeichen ihrer Freundschaft gab dir neuen Mut und wir haben das letzte Teil gezogen.

"Kaiba konnte es nicht glauben. Die unbesiegbare Exodia, die noch niemand erfolgreich beschwören konnte... uns ist es gelungen! Er konnte gar nicht fassen, dass er verloren hatte. Das war eine völlig neue Erfahrung für ihn. Im Grunde war er noch nie ein übler Kerl, doch damals herrschte in seinem Herzen noch eine Dunkelheit, von der er sich erst befreien musste.

"Ich ließ ihn diese Dunkelheit erkennen und brachte ihn dazu sich mit ihr auseinander zu setzen. Und er hat es tatsächlich geschafft. Er hat sich wieder hochgekämpft. Es war ein harter Weg, doch er hat es geschafft. Aber so war er eigentlich schon immer. Schon damals in Ägypten wollte sich keiner mit ihm anlegen, denn er ließ sich von nichts und niemandem unterkriegen. Er ging immer stur seinen Weg, aber er war anständig und ein sehr entschlossener Geist. Schon damals hab ich ihn sehr geschätzt. Nur schade, dass jetzt sein Sohn sich für den gleichen steinigen Weg entschieden hat." Hier hält Yami einen Momentlang inne. Seine Gedanken scheinen in weiter Ferne zu sein. Ihm fällt nicht einmal auf, dass sein Vater ihn mit großen Augen völlig entgeistert anstarrt.

Yugis Gedanken überschlagen sich. Was war denn das gerade? Er kann sich unmöglich getäuscht haben. Woher weiß sein Sohn all das; all diese Details die im Grunde nur er selber wissen kann, außer... noch einer Person. Aber... wie kann das sein? Ein Gedanke drängt sich ihm auf, doch er verwirft ihn gleich wieder. Nein... absurd! Doch der Gedanke lässt sich nicht abschütteln. Immer wieder kreist er in seinem Kopf umher. Yugi beginnt zu schwitzen. Und was wenn doch...?

Ein unruhiges Zittern bemächtigt sich seines Körpers während er seinen gedankenverlorenen Sohn betrachtet. Verflixt, er muss Gewissheit haben, er muss das wissen! Nur sehr wiederstrebend kann er seine Zunge dazu bringen ein Wort zu formen: "Atemu...?" "Ja, Aibou, was ist denn?", kommt es geistesabwesend von Yami zurück.

Diese Antwort verschlägt Yugi vollkommen die Sprache, so überrumpelt ist er. Fassungslos weicht er fast einen halben Meter zurück. "Was... hast du gerade gesagt?", fragt er noch einmal völlig entgeistert. Yami schaut auf. "Ich sagt: Ja, Aibou, was...", er hält unvermittelt inne, "Was... habe ich gesagt?", auf einmal ziemlich irritiert schaut er seinen Vater an. Yugi bringt kein Wort hervor. Alles was er kann, ist seinen Sohn wie vom Donner gerührt anstarren.

Doch plötzlich verwandelt sich Yamis verblüffte Mine und ein Anflug des plötzlichen Verständnisses legt sich auf sein Gesicht. Er sieht aus, als wäre es ihm endlich gelungen, ein kompliziertes Rätsel zu lösen. Fast eine Minute lang sagt keiner von beiden ein Wort. Sie schauen sich nur gegenseitig an.

Nach einer ganzen Weile sagt Yami: "Ich erinnere mich! Nicht an alles, aber ich erinnere mich." Yugi schluckt schwer, mehr bringt er noch immer nicht heraus. Doch Yami fährt schon fort: "Vor zwanzig Jahren, bei unserem Duell... Nachdem du mich besiegt hattest, konnte ich endlich ins Jenseits übergehen. Endlich hatte ich meinen Frieden gefunden. Aber dann als es soweit war...", er lässt den Kopf hängen, "Auf einmal wollte ich es gar nicht mehr. Ich wollte euch alle nicht verlieren. Ihr wart meine allerbesten Freunde! Und ich habe mir von ganzem Herzen gewünscht, dass wir immer zusammenbleiben könnten. Nichts hätte ich mir in diesem Moment mehr ersehnt.

"Offenbar ist mein Wunsch erhört worden. Ich habe... eine zweite Chance bekommen. Mein altes Leben war lang... zu lang und es war voller Schrecken und Leid. Die magischen Kräfte die immer schon in mir schlummerten, und die durch das Millenniumspuzzle gebündelt wurden, haben bisher immer nur Chaos und Schrecken über diese Welt gebracht. Aber vielleicht hab ich diesmal die Chance... es besser zu machen.

"Ich kann mich zwar an kaum etwas von früher erinnern, es... ist noch immer wie ein Nebel in meinen Gedanken. Vielleicht war es Mahado... ähm, der Schwarze Magier, der diese Erinnerungen an mein früheres Leben in mir wachgerufen hat, aber vielleicht gelingt es mir ja diesmal diese Kräfte so einzusetzen, dass dabei niemand zu Schaden kommt, sondern sie meinen Mitmenschen von Nutzen sind. Aber alleine schaffe ich das nicht. Es ist alles noch zu neu für mich. Ich verstehe es selbst kaum... Ich will mehr darüber erfahren. Wirst du mir dabei helfen, Aibou...", Yami stockt kurz und korrigiert sich, "... Papa?"

Yugi schluckt erneut. Was kann er schon darauf sagen? Hier steht sein bester Freund von damals in seinem eigenen Sohn vor ihm. Nie im Traum hätte er es für möglich gehalten, dass die Seele seines Freundes in Yami wiedergeboren sein könnte. Dieser Gedanke ist äußerst befremdlich und er fühlt sich wie versteinert. Was ist das für ein Gefühl in ihm? Verwirrung, Furcht, Begeisterung? Er kann es nicht sagen. Er sieht nur den hoffnungsvollen Blick seines Sohnes der offenbar mit bangen Gefühlen eine Reaktion erwartet.

Doch dann beschließt er einfach seinem ersten Impuls nachzugeben. Er beugt sich vor und schließt seinen Sohn in die Arme. Ja, nun weiß er auch was für ein Gefühl das ist. Es ist Erleichterung und Freude. Er ist glücklich, seinen lang vermissten Freund endlich wieder zu haben. Und die Tatsache, dass die beiden Personen, die ihm am meisten etwas bedeuten, neben seiner Frau, hier in einem Körper vereint sind, tut diesem Gefühl keinen Abschlag.

Erleichtert merkt Yugi, dass auch sein Sohn diese Umarmung erwidert. Er seufzt einmal beruhigt auf: "Ja, Atemu, ich werde dir dabei helfen, das verspreche ich dir! Endlich kann ich mich mal für alles was ich dir schulde revanchieren." Noch einmal drückt der junge Mann seinen Vater an sich, dann schaut er ihn lächelnd an: "Tu mir einen Gefallen, Yugi, nenn mich bitte Yami!"

Epilog

Kotaro Kaiba sitzt in seiner Limousine die nun sein Zuhause ansteuert. Sein Gesicht ist eine steinerne Maske. Schweigend sitzt er da und starrt unverwandt geradeaus ohne einen Muskel zu rühren. Hinter seiner Stirn jedoch läuft es keineswegs so ruhig ab. Seine Gedanken sind in Aufruhr und es gelingt ihm einfach nicht, sie wieder unter Kontrolle zu bringen. Draußen hat es wieder begonnen zu regnen und die dicken Tropfen prallen auf die Fenster des Wagens und rinnen wie kleine Flüsse an den gut gepflegten Scheiben hinunter.

Kotaro schluckt einmal schwer. Ihm kommt es so vor als würde ihm irgendetwas die Luftzufuhr abschneiden und in seinem Magen befindet sich ein zentnerschwerer Klumpen. Er hat verloren! Noch immer kann er es nicht fassen. Er hat verloren! Gegen einen blutigen Anfänger! In Gedanken geht er jeden seiner Spielzüge durch. Wo hat er einen Fehler gemacht?

Doch je länger er darüber nachdenkt, um so überzeugter ist er davon: Er hat keinen Fehler gemacht! Warum also hat er verloren? Verzweifelt klammern sich seine Überlegungen an das einzige was er im Moment logisch nachvollziehen kann, das Duell von eben. Es ist einfach zum verrückt werden! Wenn er sich auch nur einen Augenblick lang gestattet, nicht länger an das Duell zu denken, überfällt ihn eine ganze Flut von Gedanken, an die er am liebsten niemals wieder denken will.

Vor seinem inneren Auge sieht er dann den Ganoven den er angeheuert hat und er kann die Angst spüren, die dieser Mann, Yami und seinen Freunden eingejagt hat. Gleichzeitig spürt er jedoch auch noch einmal seine eigenen Gefühle. Er spürt die hämische Freunde die diesen Mann so skrupellos auf seinen Geschäftsgegner gehetzt hat und im selben Moment überkommt ihn eine Abscheu auf sich selbst.

Und er sieht noch einmal Yamis verzweifeltes Gesicht als er voller Genuss, aus purer Vergeltungsfreude, seinen Schwarzen Magier zerreißt. Diese tieftraurige Mine brennt sich schmerzlich in seine Seele ein. Und dabei hat er es nur getan, weil er der Meinung war, dass Yami dafür verantwortlich war, dass er nun an diese Schule geht. Aber im Grunde war es die Schuld seines Vaters!

Im gleichen Moment wo er das denkt, spürt er einen stechenden Schmerz in der Brust und er muss keuchen. Kotaro schließt die Augen und fährt sich mit der Hand über das Gesicht. Verdammt! Nein, er weiß es ja besser. Im Grunde ist er selber schuld an der ganzen Sache. Er hat seinen Vater herausgefordert. Er hielt sich für absolut überlegen. Aber er hat sich überschätzt und einen Fehler gemacht. Er wollte unbedingt seinen Vater übertreffen und griff deshalb zu Methoden von denen er genau wusste, dass sein Vater sie nicht gutheißen würde.

Dass sein Vater ihn zur Strafe auf diese Schule geschickt hat, ist allein seine eigene Schuld! Yami hat nur versucht sich irgendwie zur Wehr zu setzen, weil ihm der Laden seines Vaters am Herzen lag. Mit seiner Bestrafung hat er nichts zu tun. Er hätte niemals so weit gehen dürfen, nun muss er eben die Konsequenzen tragen.

Und es war auch seine eigene Arroganz, die ihn dazu gebracht hatte, Yami die Schuld an dem Ganzen zu geben. Er wollte sich seine Schuld nicht eingestehen, deshalb wollte er Yami büßen lassen und zerriss seinen Schwarzen Magier. Noch immer versteht er nicht, wie diese Karte nun wieder in Yamis Deck sein konnte. Aber im Moment kann er darüber auch nicht nachdenken. Ein anderer Gedanke nimmt im Moment sein gesamtes Bewusstsein ein: Ich bin schuld!

Aber war es nicht genau das was dieser Yami ihm gesagt hat? Er hat ihm auf den Kopf zugesagt, dass er stets anderen die Schuld geben und sich nicht den Konsequenzen seiner eigenen Fehler stellen würde. Zu seinem Leidwesen muss er sich nun eingestehen, dass das stimmt. Bisher hat er sich immer drücken wollen und versucht sich irgendwie durchzumogeln. Sein Herz bekommt einen Stich. Wie feige!

Noch einmal muss er an Yamis selbstlose Tat von vorhin denken. Als ihm klar wurde, dass er im Unrecht war, zögerte er nicht es offen zuzugeben und sich zu entschuldigen. Und nicht nur das, er war bereit die Konsequenzen zu tragen und es wieder gutzumachen indem er die volle Wucht des Angriffes auf seinen Schwarzen Magier mit seinen Lebenspunkten abfing. Kotaro kann sich nicht helfen, aber diese Tat hat ihn ungeheuer beeindruckt. Aber sie hat ihn auch verwirrt. Warum hat er das getan? Wer ist dieser Kerl? Das kann doch kein normaler Junge sein. Ihm gegenüber wirkt er tatsächlich wie ein unreifes Kind. Yami hatte tatsächlich mit allem recht was er sagte. Er allein ist schuld!

Diese Erkenntnis trifft ihn nun wie ein Vorschlaghammer. Seine Kehle ist wie zugeschnürt und sein Magen rebelliert. Schweiß tritt ihm auf die Stirn. An all dem ganzen Schlamassel ist er selbst schuld! Sogar die Tatsache, dass er es sich nun mit seinem Vater endgültig verscherzt hat, geht auf sein Konto.

Erneut muss Kotaro schlucken, es gelingt ihm nur schwer. Vater, ich hätte dir niemals solche Vorwürfe machen dürfen. Aber Yami hat recht, ich war zornig wie ein kleines Kind. Und dabei hab ich mir eine solche Überlegenheit angemaßt. Wie dumm von mir. Mein Verhalten war absolut unreif und lächerlich. Wie hätte ich auch nur im Traum annehmen können, ich könnte meinem Vater das Wasser reichen? Wie konnte ich nur glauben, ich könnte ihn einmal mit irgendetwas beeindrucken? Das wird mir niemals gelingen. Ich habe ihn enttäuscht, verraten und beleidigt. Im Grunde verdiene ich seinen Hass.

Bei diesem Gedanken wird ihm das Herz schwer. Seine bis dahin reglose Mine verzieht sich. Rasch wischt er sich mit der Hand über die Augen und bemüht sich die angestaute Feuchtigkeit in die Augenwinkel zurückzupressen. Vater! Ich bin es gar nicht wert dein Sohn zu sein. Ich habe mich deiner nicht als würdig erwiesen. Ich werde niemals zu dir aufschließen können. Du hast das schon immer gesehen, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Kein Wunder, dass ich eine einzige Enttäuschung für dich bin. Wolltest du mich deshalb niemals bei dir haben? Hast du mich deshalb immer auf irgendwelche Internate geschickt? Erträgst du meine Gegenwart nicht? Was kann ich nur tun damit ich dich endlich mal wieder lächeln sehe? Was?

Schließlich hält die Limousine vor dem Kaiba-Anwesen an. Steif steigt Kotaro aus, den Aktenkoffer noch immer in der Hand. Mit langsamen Schritten steigt er die Treppe zur Eingangstür hoch und betritt das Haus. Draußen wird es bereits dunkel. Im Haus herrscht Stille. Von den Bediensteten ist niemand zu sehen. Kotaro ist das nur recht. Ihm ist elend zumute und am liebsten will er nur noch seine Ruhe haben.

Als er den Gang im ersten Stock entlanggeht, bemerkt er, dass im Arbeitszimmer seines Vaters noch Licht brennt. Einen langen Moment ringt er mit sich, soll er seinen Vater um diese Zeit noch mit Firmendingen belästigen? Eigentlich könnten die Unterlagen auch noch bin morgen warten. Schließlich reißt er sich zusammen. Nein, er wird es gleich heute Abend hinter sich bringen.

Zögernd klopft er an die Bürotür. Er erhält keine Antwort. Trotzdem tritt er ein. Seto Kaiba sitzt an seinem Schreibtisch im Schein seiner Schreibtischlampe und tippt auf seinem Computer. Als sein Sohn eintritt, schaut er nicht von seiner Arbeit auf. Unsicher tritt Kotaro an den Schreibtisch heran. "Onkel Mokuba bat mich, dir das hier zu geben." Er erhält keine Antwort, stattdessen ist nur weiteres eifriges Getippe zu hören. Einmal mehr muss Kotaro schlucken. Den ständigen Streit mit seinem Vater ist er inzwischen gewöhnt, aber was ihm zu schaffen macht ist dieses konsequente Ignorieren. Niedergeschlagen senkt er den Blick. Innerlich spürt er wie sich sein Herz zusammenkrampft.

Ohne ein weiteres Wort legt er die Mappe auf dem Schreibtisch ab und wendet sich dann zum Gehen. Das Tippen verstummt. "Du kommst spät!", hört er hinter sich. Kotaro erstarrt. Er senkt den Kopf. "Tut... mir leid! Ich wurde... aufgehalten." Nun blickt Seto Kaiba doch von seiner Arbeit auf. Eine Entschuldigung? Das ist ja etwas ganz Neues.

Kritisch mustert er seinen Sohn der ihm den Rücken zugewandt hat und sich nicht vom Fleck rührt. Seine sonst so überhebliche Körperhaltung ist verschwunden. Seine Schultern hängen kraftlos herab und auch den Kopf lässt er hängen. Sein sonst so stolzer, leidenschaftlicher Sohn wirkt heute eher wie ein Häufchen Elend. Irgendetwas muss vorgefallen sein.

Seto Kaiba setzt sich in seinem Sessel auf. "Wovon?" Er sieht wie der junge Mann sich versteift. "Ein... Duell", kommt die Antwort. Überrascht hebt Seto die Brauen. Innerlich zählt er eins und eins zusammen. "Und du hast verloren!", stellt er fest. Kotaros Haltung wirkt jetzt noch geknickter. Seto Kaibas Mine wird wieder ernst. "Du hättest wissen müssen, dass das irgendwann mal passieren würde. Das ist kein Grund sich so gehen zu lassen." "Ich weiß", kommt die leise Antwort.

"Reiß dich gefälligst zusammen, Kotaro! Du bist doch kein Kleinkind mehr", Seto Kaibas Stimme ist kalt und unerbittlich, "Ein wahrer Champion übersteht auch mal eine Niederlage. Aber wie ich es mir schon gedacht hatte, du hast einfach nicht den Mumm für so was! Du bist unreif, vorlaut und überheblich; in deinem Fall eine tödliche Kombination. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis du die Quittung dafür erhalten musstest. Aber erwarte jetzt bloß kein Mitgefühl deswegen von mir. Dein Versagen musst du schon selbst ausbügeln, es wird auch verdammt Zeit dafür!" Die Schultern des jungen Mannes beben leicht. "Und sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!", fügt er gereizt hinzu.

Nun wendet sich Kotaro um. In seiner Mine liegt tiefer Schmerz und sein Gesicht ist leichenblass. Seine Augen sind leicht gerötet und in seinen Augenwinkeln schimmert es feucht.

Unwillkürlich hält Seto Kaiba inne. Einen solch verzweifelten Blick hat er bei seinem Sohn noch niemals gesehen. Einen langen Moment sagt keiner der beiden ein Wort, während Kotaro offenbar bemüht ist, still um seine Fassung zu ringen. Der aufmerksame Blick seines Vaters macht es ihm nicht leichter. Es ist unmöglich zu sagen was gerade in ihm vorgeht. Er schaut ihn nur an und sagt kein Wort.

Schließlich hat Kotaro sie wieder ein wenig gefangen, obwohl in seiner Brust noch immer ein schmerzlicher Druck herrscht. Und obwohl ihm das Sprechen schwer fällt, bringt er doch die Worte heraus die ihm auf der Seele brennen. "Es... tut mir leid! Du hattest mit allem recht! Ich habe mich dumm und rücksichtslos verhalten. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen."

Erst sagt Seto Kaiba nichts. Dann verschränkt er die Arme: "Woher kommt diese plötzliche Einsicht?" Kotaro schaut zur Seite. "Jemand hat mir... die Augen geöffnet. Ich konnte nie begreifen, warum du mich so sehr hasst. Aber jetzt ist mir klar geworden, dass ich ganz alleine Schuld daran bin. Ich wollte dich beeindrucken, aber du hast das in mir gesehen, was ich wirklich war: Ein verzogener, eingebildeter Bengel der seinem Vater keinen Respekt entgegenbringt und ihn immer nur enttäuscht. Kein Wunder, dass du meine Nähe nicht erträgst. Wahrscheinlich würde ich einen solchen Sohn auch nicht um mich haben wollen.

"Und ich hätte dir niemals Vorwürfe wegen Mutters Tod machen dürfen. Das alles tut mir sehr leid!", Kotaros Stimme ist bitter, "Mir ist klar, dass das jetzt auch nichts mehr nützt, aber ich werde mich damit abfinden. Ich werde jede Strafe akzeptieren die du für angemessen hältst. Ich hab es schließlich nicht anders verdient. Dein Grund mich zu hassen ist berechtigt."

Schweigen senkt sich nun über das Büro. Kotaro schaut noch immer zu Boden und Seto Kaibas Blick ist noch immer unverwandt auf seinen Sohn gerichtet. Sag etwas! Fleht Kotaro innerlich, Bitte sag was! Irgendwas! Ich ertrage dieses Schweigen von dir nicht länger. Mir ist es lieber wenn du mich anschreist oder ausschimpfst aber lass dieses entsetzliche Schweigen! Dann weiß ich nie woran ich bei dir bin.

Schließlich seufzt Seto Kaiba einmal tief, dann sagt er ruhig: "Ich hasse dich nicht Kotaro! Wie kommst du nur darauf?" Wie vom Donner gerührt schaut Kotaro auf. Sprachlos blickt er seinen Vater an. Zu seinem grenzenlosen Erstaunen liegt jetzt ein leicht milder Zug auf dessen Gesicht. Ruhig mustert Seto den jungen Mann vor sich. "Glaubst du wirklich, ich könnte meinen eigenen Sohn hassen?" Völlig perplex starrt Kotaro seinen Vater an: "Aber... aber ich dachte..."

Nach einem weiteren tiefen Durchatmen erhebt sich nun Seto Kaiba von seinem Platz und tritt auf seinen Sohn zu. Auf einmal ist jegliche herablassende Schärfe aus seinem Blick verschwunden. Stattdessen wirkt er plötzlich müde und traurig und um seine Mundwinkel liegt ein gequälter Zug. Zwei Meter vor seinem Sohn bleibt er stehen, die Hände in den Taschen verborgen. Aufmerksam verfolgt Kotaro jede seiner Bewegungen.

Schließlich fasst Seto Kaiba sich ein Herz: "Hast du eigentlich eine Ahnung wie sehr du deiner Mutter ähnelst?" Kotaro reißt die Augen auf. Doch sein Vater fährt schon fort: "Du bist genau so leidenschaftlich und direkt wie sie. Und manchmal, wenn du mir voller Empörung an den Kopf schmeißt was dir nicht passt, habe ich das Gefühl, sie stünde vor mir. Du erinnerst mich so sehr an sie, dass ich es manchmal... einfach nicht ertrage. Aber dich hassen... nein!"

Ungläubig starrt Kotaro seinen Vater an. Solche Worte hat er aus dem Mund seines Vaters noch nie gehört. Kann das wirklich wahr sein? Ist tatsächlich das der Grund, weshalb er ihn nicht um sich haben will? Doch Seto Kaiba redet immer noch weiter: "Seltsam!", er wendet den Kopf ab, "Ich hätte nie gedacht, dass ich dir das mal sagen würde. Wahrscheinlich hätte ich dir das nie erzählt wenn du heute Abend nicht zu mir gekommen wärst und dich entschuldigt hättest. Wer auch immer dich im Duell geschlagen hat, ich schätze... ich sollte ihm dankbar sein. Wer war es?"

Zögernd meint Kotaro: "Es war Yami Muto!" Augenblicklich fährt Seto Kaiba herum und blickt seinen Sohn an: "Wer?" "Yami Muto", wiederholt Kotaro, "Der Sohn von Yugi Muto. Ich habe noch immer keine Ahnung wie er das angestellt hat. In seinem Deck sind praktisch keine guten Karten und trotzdem hat er mich besiegt, obwohl ich alles gegen ihn aufgefahren habe was ich hatte.

"Er redete nur die ganze Zeit vom Herz der Karten, und dass man seinem Deck vertrauen soll und so und dann hat er mich mit seinem Schwarzen Magier besiegt. Ich kann es immer noch kaum glauben. Und dann... "hier stockt er kurz, "dann hat er irgendwas mit mir angestellt. Ich weiß nicht was, aber irgendwie war es hinterher als könnte ich plötzlich wieder klar sehen. Ich schätze er ist dafür verantwortlich, dass ich mich jetzt so schuldig fühle. Mir ist klar, dass sich das jetzt ziemlich unsinnig anhört, aber irgendetwas ging da nicht mit rechten Dingen zu, da bin ich mir sicher."

Aufmerksam hat Seto Kaiba zugehört. Dann plötzlich verzieht sich sein Mund zu einem leichten Schmunzeln. "Soso, es war also Yami Muto der dich besiegt hat? Und das obwohl du der bis dahin ungeschlagene Champion warst? So ein kleiner, unscheinbarer Winzling kommt praktisch aus dem Nichts und besiegt den Weltmeister? Und die ganze Zeit redet er vom Herz der Karten?" Zögernd nickt Kotaro: "Wenn ich nur wüsste was dahintersteckt. Es kann einfach nicht sein, dass er mich so einfach besiegen konnte. Wenn ich nur noch einmal die Chance bekommen würde gegen ihn anzutreten, ich würde ihm schon beweisen wer der bessere Duellant ist!" bei diesen Worten ballt er die Faust.

Zunächst sagt Seto Kaiba gar nichts. Einen langen Augenblick scheint er intensiv nachzudenken. Schließlich scheint er eine Entscheidung getroffen zu haben. Nun dreht er sich um und geht zu seinem Wandsafe hinüber. Mit wenigen Handgriffen öffnet er ihn und nimmt dann einen kleinen Gegenstand heraus. Einen langen Moment betrachtet er ihn nur, dann kann er sich überwinden und tritt wieder an seinen Sohn heran. Irritiert schaut Kotaro seinen Vater an. Dann sagt Seto: "Du willst also wirklich Yami Muto besiegen? Dann gebe ich dir das hier! Das wird dir dabei helfen. Du wolltest mich beeindrucken? Nun, jetzt hast du die Gelegenheit dazu! Zeig ihm wer der wahre König der Spiele ist!"

Ungläubig blickt Kotaro auf die Karte in seiner Hand, die ihm sein Vater gegeben hat. Seine Augen weiten sich. Das ist ja der Weiße Drache mit Eiskaltem Blick! Der bestgehütete Besitz seines Vaters! Nie zuvor durfte er ihn auch nur berühren und nun schenkt er ihn ihm aus freien Stücken? Das verstehe wer will. Mit pochendem Herzen betrachtet er die Karte und ein seltsames Gefühl überkommt ihn. Ja! Er wird es schaffen! Er wird seinen Vater stolz machen und diesen Yami besiegen!

Ganz gleich was man ihm auch vorwerfen kann, er ist ein erstklassiger Duellant und das hat er tatsächlich aus eigener Kraft geschafft. Vielleicht hat er eine Menge Fehler gemacht in der Vergangenheit, aber nun hat er eine neue Chance bekommen sich zu bewehren. Er wird den Titel des Duellmonsters-Champion nicht an solch einen mickrigen Anfänger abtreten, das wäre ja gelacht! Den Titel wird er sich zurückholen, koste es was es wolle! Und diesmal wird es keine fiesen Tricks geben! Nur Yami und er! Auch wenn Yami so verzweifelt an seinem Schwarzen Magier hängt, gegen seinen Weißen Drachen mit Eiskaltem Blick hat er keine Chance!

Na warte Yami! Die letzte Entscheidung ist noch nicht gefallen! Jetzt geht es erst richtig los, warte nur ab!
 

ENDE (?)
 

nein, der ANFANG einer neuen Ära!



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Kommentare zu dieser Fanfic (149)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lamello
2022-04-06T19:06:07+00:00 06.04.2022 21:06
Auch ich möchte mich dem Lob hier anschließen! Du hast so eine schöne Fortsetzung geschrieben, toll! Ich bin total begeistert! Dein Stil ist toll, deine Idee und die Umsetzung super! Wirklich lesenswert und gerne weiter empfohlen! So toll geschrieben! Mega! Der Epilog dann zum Schluss auch hammermäßig! Vielen Dank!
Von:  Mika_Sweet
2006-12-07T09:19:42+00:00 07.12.2006 10:19
Deine Geschichte ist mal sowas von genial!!!
Von:  Dahlie
2006-08-01T14:12:41+00:00 01.08.2006 16:12
Luft hol,, ja das war gut, sehr gut^^Vor allen das Gespräch zwischen vater und Sohn am ende, hatte schon mitleid mit den armen Jungen T.T"

Jetzt kucke ich aber auch mal in die ff die davor spielt^^
Von: abgemeldet
2006-06-26T06:21:53+00:00 26.06.2006 08:21
nyo^^

wirklich schön geschrieben, die Geschichte.^^ Achja, wie der Vater so der Sohn, sag ich da mal einfach....XD

(*-*)V
Von:  yamina-chan
2006-06-23T18:42:04+00:00 23.06.2006 20:42
(*Smile*) Hm... jetzt bin ich fertig... SO ist das also... Sie sind ihren Eltern so unglaublich ähnlich... (*Grins*)
Dein Fanfic ist einfach nur gut!! ^-^ Ich bin zwar von der Wiedergeburt noch etwas iritiert... aber ich denke, daran werde ich mich noch gewöhnen ^^ Auf die Fortsetzung freue ich mich schon!
Von:  yamina-chan
2006-06-22T18:52:34+00:00 22.06.2006 20:52
Das kan er doch nicht machen!!!! Das hat sein Vater doch schon mit Dem Weißen Drachen von Yugi´s Großvater getan! Er kann doch nicht den Schwarzen Magier zerreißen!!!!
Von:  yamina-chan
2006-06-22T18:18:52+00:00 22.06.2006 20:18
AIBOU ?! Er hat AIBOU gesagt?!?! (Kriese Bekomm) Hilfe!!!!
Das ist einfach ZU packend geschrieben!!!! (Alle anderen aus dem Zimmer jag "RUHE!!! Ich lese Yu-Gi-Oh! !!!")
Von:  yamina-chan
2006-06-22T18:04:03+00:00 22.06.2006 20:04
Doing!! Oh, ihr seid ihnen einfach zu ähnlich!! UND WIE SIE DAS GLAUBEN WÜRDEN!!!!!!!! (Sorry, aber ich schreibe, während ich lese, und das muss ich einfach los werden!!)
Von:  yamina-chan
2006-06-22T18:01:00+00:00 22.06.2006 20:01
Er muss einen Teil von Atemus Seele in sich tragen!!! ER MUSS! Aber wie kann er die Schicksalsstrafe einsetzen, ohne einen Milleniumsgegenstand?!"?! Ich kriege eine Kriese!! Aber es ist total spannend!!!!!!!!!!! W A H N S I N N ! ! !
Von:  yamina-chan
2006-06-22T17:27:09+00:00 22.06.2006 19:27
Hilfe, hilfe! Ihr seid euren Eltern SO WAS VON ÄHNLICH!!!


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