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NES - Never Ending Story

Fighting Kitten
von

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1.Kapitel - Die geheimnisvolle Katze

"Bist du sicher, dass hier keiner ist?", fragte Shila, die gerade an einem Schild >VERBOTEN< mit einem Totenschädel darüber vorbei geschlichen war.

"Denkst du, wir wären sonst hier?", rief Natsumi, die sich bereits in der verlassenen Fabrik befand und nach einem Lichtschalter an der schmutzigen Wand suchte. Gefunden! Juchhu! Dachte Natsumi bei sich. Nach einem kurzen Klick schalteten sich nach und nach die Lampen an. Sie führten die beiden Mädchen, die immer noch ihre Schulkleidung trugen. Sie gingen mit ihren Büchern auf dem Rücken durch die Räume. Überall waren die Wände modrig und von Schimmel besetzt. Shila blieb dicht hinter ihrer Freundin, da sie die schwarzen Schatten fürchtete. Natsumi wurde von ihrer Neugier immer weiter in die düsteren Räume getrieben. Das Licht wurde immer schwächer und die Mädchen konnten kaum noch etwas erkennen.

Endlich sind sie gekommen. Nach so langer Zeit sind sie endlich gekommen. Der Schatten verschwand hinter einem der Kartons, die überall herumstanden.

Ein Stein fiel zu Boden und Shila schrie auf. Sie zitterte am ganzen Leib.

"W-was war das?"

"Das war nur der Wind.", versuchte Natsumi ihre Freundin zu beruhigen.

"A-aber hier weht doch kein Lüftchen. Hier ist es total stickig drin.", gab Shila zu bedenken.

"Dann wird es wohl einer dieser vermoderten Kartons sein, der sich in seine Einzelteile auflöst.", jedenfalls glaubte Natsumi das. Sie hoffte es vielmehr. Plötzlich huschte ein Schatten an ihnen vorbei. Die Mädchen schreckten auf. Shila blieb wie angewurzelt stehen, während Natsumi versuchte denjenigen zu finden, der sie so erschreckt hatte. Shila bemerkte, dass sie auf einmal alleine war. Sie ging schneller und rief nach ihrer Freundin. Der Boden unter ihren Füßen war schon ziemlich abgenutzt und morsch. Plötzlich gab er nach und riss sie wie ein Ungeheuer in die Tiefe. Natsumi hörte einen Schrei und rannte ihm entgegen.

"Shila, wo bist du? Shila, sag was!"

"Ich bin hier unten. Voll auf dem Hintern gelandet." Natsumi blickte in das Loch vor ihr und lächelte sie an.

"Da hast du ja auch genug Polsterung." Mit einem Satz war sie unten.

"Das ist überhaupt nicht lustig!" Natsumi half ihr hoch.

"Wo sind wir denn hier gelandet?"

"Ja, das hab ich mich auch schon gefragt. Ich hab schon wieder diesen Schatten gesehen. Es muss irgendein Tier sein, das hier unten lebt."

"Wie kommst du darauf, Shila?"

"Naja, er lief auf vier Beinen." Plötzlich sprang etwas hinter einer Kiste hervor und bewegte sich auf die Mädchen zu.

Ganz erstaunt schauten sie die kleine schwarze Katze an.

"Wegen der kleinen Katze, hätte ich fast losgeschrieen!" Shila ignorierte Natsumis Ausspruch und ging auf die Katze zu. Sie begann zu fauchen, sodass Shila zurückwich. Zum großen Erstaunen der beiden Freundinnen begann die Katze zu sprechen.

"Welches Jahr haben wir?" Ihre Stimme klang alt. Natsumi zögerte erst, antwortete dann aber.

"2...2060."

"Also sind schon 50 Jahre seit der Katastrophe vergangen. Das bedeutet...Wie alt seit ihr?", fragte die Katze.

"15.", sagten beide.

"Warum willst du das wissen? Ich glaubs ja nicht, ich spreche mit einer Katze." Shila fing an, an ihrem Verstand zu zweifeln.

"Sie haben genau das richtige Alter. Es könnte mit ihnen klappen."

"Hey Katze, sprichst du mit dir selbst?", fragte Natsumi.

"Ich werde es euch erklären, aber sag zu mir nie wieder Katze! Ich habe einen Namen. Kibo!"

2.Kapitel - Die Geschichte der Krieger

"Es gibt auf dieser Welt Wesen, die nicht ganz natürlichen Ursprungs sind. Mehr Übernatürlichen Ursprungs. Ein ganz besonderes Wesen davon ist Oni. Sie ist ein so mächtiger Dämon, dass sie sich sogar als Königin der Unterwelt bezeichnet. Die letzten Kriegen, die gegen sie angetreten sind, haben es nicht überlebt." Kibo senkte den Kopf.

"Klar natürlich. Es gibt Dämonen und Engel vielleicht auch noch? Das ist doch nur ein verrückter Traum!" Natsumi kniff sich in den Arm.

"Autsch!"

"Wohl doch kein Traum. Nun hört mir weiter zu!", sagte Kibo ernst.

"Erinnert ihr euch an die große Katastrophe?"

"Nur an das, was uns die Lehrer in der Schule erzählen. Sie erzählen was von einem Vulkanausbruch.", antwortete Shila.

"Das stimmt nicht ganz. Damals ist die Hölle aufgebrochen und Oni erblickte das Licht der oberen Welt, dieser Welt! Mit ihr kamen so viele Dämonen, dass niemand sie zählen konnte. Oni beherrschte die untere Welt und wollte sich nun auch die obere unter ihre grausamen Krallen reißen. Nu reagierten die Götter und schickten einen Gesandten auf diese Welt mit einer Mission: Oni aufzuhalten und das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherzustellen. Der Gesandte hatte zwar Kräfte, die der der Menschen weit überlegen waren, kam aber gegen Oni alleine nicht an. Er scheiterte schon an ihren Untertanen. Er musste sich etwas einfallen lassen. Er brauchte unbedingt Hilfe, um die eure Welt von Oni zu befreien. Er suchte sich 4 Krieger aus der Menschenwelt. Diesen gab er die Macht, sich zu verwandeln. Er nahm die besonderen Kräfte von vier besonders tapferen, schnellen, intelligenten und verlässlichen Tieren, um deren <Talent> für die Krieger nutzbar zu machen. Diese 4 auserwählten Krieger kämpften nun gemeinsam mit dem Gesandten gegen Oni und ihre Gefolgschaft. Leider hat es bis jetzt keiner geschafft Oni zu besiegen...Ich bitte euch nun inständig etwas auszuprobieren, damit ich weiß, ob eine von euch ein Nachfahre dieser Krieger ist."

3.Kapitel - Die Entscheidung

"Du hast jawohl ne Vollmeise!", sagte Natsumi empört. "Ich hab jedenfalls keine Lust mich von irgendwelchen Dämonen abmurksen zu lassen!"

Kibo ließ sich von ihren Worten jedoch nicht irritieren. Sie ging zurück in die Dunkelheit. Die Mädchen hörten etwas rascheln. Kurz darauf kam die schwarze Katze auch schon zurück. Um den Hals trug sie 3 Amulette. Alle 3 waren mit Fell überzogen und hingen an schwarzen Lederbändern, die wegen Kibos schwarzem Fell kaum zu sehen waren. Eines hatte schneeweißes Fell, das hell in der Dunkelheit leuchtete, wenn ein Lichtstrahl darauf fiel. Das zweite war bräunlich mit schwarzen Tupfern und das andere war schwarz wie die Nacht. Es hob sich nur durch seinen intensiven Glanz vom Fell der Katze ab.

"Versucht danach zu greifen. Nach irgendeinem, das euch zusagt.", sagte sie und hob den Kopf, damit die Mädchen eine bessere sicht auf die Amulette hatten.

Natsumi weigerte sich immer noch irgendetwas von dem, was Kibo gesagt hatte, zu glauben. Sie stand mit verschränkten Armen von ihr abgewandt. Shila konnte ihre Neugier nicht beherrschen und ging etwas in die Knie, um die Amulette näher beäugen zu können. Von einer unsichtbaren Hand geleitet griff sie nach dem schneeweißen Amulett. Natsumi schielte über ihre Schulter zu Shila. Sie war ebenso neugierig wie ihre Freundin, traute sich aber nicht so recht. Sie wollte erstmal sehen, was mit Shila passieren würde. Doch es geschah nichts. Einige Minuten verbrachten die 3 wartend. Shila betrachtete das Amulett aufmerksam in ihren Handflächen. Dann plötzlich begann es zu leuchten. Shila starrte es mit offenem Mund an. Ihre Augen weiteten sich.

"Wahnsinn!"

Dann verschwand das Leuchten wieder und der Lagerraum wurde wieder trüb.

"Was nun?", fragte Shila erstaunt.

"Es hat dich akzeptiert. Du bist jetzt eine der Kämpferinnen für das Gute.", sagte Kibo erfreut. Dann blickte sie zu Natsumi.

"Na, willst du nicht auch mal probieren?"

Natsumi konnte ihre Neugier kaum noch bremsen, aber sie versuchte es nicht zu zeigen. Sie drehte sich zu der Katze, ließ ihre Arme herunterhängen und ging auf sie zu. Das Mädchen täuschte einen leicht arroganten Gang vor, beugte sich nach vorne, sodass ihr Schulkleid fast über ihren Po rutschte. Aber es war ja sonst niemand da, der darauf geachtet hätte. Sie griff blind der Katze an den Hals. Als sie die Augen wieder öffnete hielt sie das getupfte Amulett in ihrer Hand. Die andere Hand stützte sie in ihre Hüfte. Sie blickte desinteressiert auf das Amulett, obwohl genau das Gegenteil der Fall war.

Als nach einigen Minuten immer noch nichts geschah, sagte sie:

"Siehst du, nichts passiert."

Sie versuchte nicht allzu enttäuscht zu klingen und reichte der Katze das Amulett. Doch da begann es auch zu leuchten. Natsumi war erstaunt über die späte Reaktion, aber auch erfreut. Sie legte sich das Amulett um den Hals, stützte die Hände in die Hüften und hob den Kopf.

"Na, stehen mir Flecken?"

"Jepp, sogar unglaublich gut.", sagte Shila und hob zustimmend die Daumen.

"Stell dir doch mal vor, wir zusammen sind nun die Beschützer der Unschuldigen, die Retter der Hilflosen.", sagte Shila mit glänzenden Augen.

Sie sah sich schon als glänzende Superheldin auf Postern von den Towern Japans hängen, Werbespots und TV-Shows in denen sie auftrat und berühmte Persönlichkeiten treffen. Doch so schön die Träume auch waren, umso schneller wurden sie von Kibos Worten wieder zerstört.

"Ihr dürft niemandem etwas davon erzählen und euch auch nicht verwandeln in der Öffentlichkeit präsentieren. Ihr müsst das Geheimnis wahren und aus dem Hintergrund helfen, ohne dass euch jemand sieht oder gar erkennt, wer ihr wirklich seid!"

Shila lag heulend am Boden.

"Aber warum das denn? Wie sollen wir das Superhelden Dasein denn dann noch genießen?"

Kibo schaute sie mitleidig an.

"Hast du erwartet, man behandelt euch wie einen Anime-Helden?"

"Aber sag mal, Katze, hast du nicht was von 4 Kriegern erzählt? Du hast aber nur 3 Amulette... Und warum wurden gerade wir ausgewählt?", fragte Natsumi nachhakend.

Kibo kam leicht ins schwitzen.

"Ach weißt du, das ist so...eigentlich hätte ich jeden zum Krieger machen können, aber ich bin froh, dass ihr es seid.", sagte sie lächelnd.

"Mit dem vierten Amulett hat es folgendes auf sich...ich hab es nicht. Es ist verschollen. Möglicherweise ist es auch schon wieder in Benutzung. Also ich ... ähm ..." Sie kratzte sich am Kopf.

"Mit anderen Worten, du weißt nicht, wo es ist, geschweige denn, ob es überhaupt noch existiert?!", sagte Natsumi vorwurfsvoll.

"Ähm ... nein!", sagte Kibo und blickte zum dreckigen Boden.

Natsumi schaute sie wütend an. Ihre linke Augenbraue begann zu zucken.

"Ach, ich weiß gar nicht, was du hast. Du wolltest doch raus aus dem grauen Alltag.", versuchte Shila sie wieder gnädig zu stimmen.

4.Kapitel - Der Tag danach

"Ein neuer, wunderbarer Tag im schönen Neo-Tokyo. Wir schreiben das Jahr 2060. Heute ist Samstag der 30. Juni. Am besten man genießt das warme Wochenende am Meer oder im Park auf der Liegewiese. Heute werden wieder um die 30 Grad im Schatten erwartet. Es ist 10 Uhr. Jetzt geht's erstmal weiter mit Musik.", dröhnte der Moderator aus dem Radio.

Langsam glaub ich, das ist ne Bandansage. Welcher normal Sterbliche ist so früh schon so munter. Sie drehte sich noch einmal im Bett um. In der Nacht war es wieder so warm gewesen, dass sie nur im dünnen Nachthemd unter dem Bettbezug lag, doch selbst das war noch zu warm. Dieser Sommer hatte es echt in sich. Die Temperaturen brechen fast täglich neue Rekorde.

Langsam aber sicher wurde sie wach und bemerkte die höllischen Kopfschmerzen. Sie umklammerte ihren Schädel, in der Hoffnung, der Schmerz würde dann verschwinden, doch nichts da.

"Und nun wieder ein alter Klassiker, der immer wieder gerne von unseren Hörern gewünscht wird. Hier sind Luna Sea mit ihrem Hit "I For You"."

Na wenigstens gute Musik am Morgen, das hilft immer ganz gut. Ihre Schmerzen schwanden langsam dahin. Doch dann sprang die Tür auf und ihr kleiner Bruder platzte herein. Mit einem Ruck zog er die Gardinen vor dem offenen Fenster weg, sodass die Sonne nun ihren Weg ins Shilas Gesicht fand. Sie drehte sich weg, hatte aber noch mit einem Auge Sicht auf die Tür und ihren Bruder.

"Verschwinde, sonst wirst du es bereuen, das schwör ich dir!"

Sie funkelte ihn böse an, wie ein Raubtier, das seinen Gegner zerfleischen will. Mit einem Satz war der 12-jährige Rotschopf aus dem Zimmer verschwunden, ließ die Tür jedoch laut zuknallen. Von draussen rief er noch:

"Es gibt Frühstück. Wer als letztes kommt, muss den Tisch abräumen."

Ich könnte ihn ... Ich könnte ihn so dermaßen ..., aber ok. Nicht weiter drüber aufregen!, sagte sie zu sich selbst. Innerlich kochte sie schon wieder vor Wut. Ihr Lieblingssong war nun auch vorbei und im Radio spielten sie neuere Musik. Sie fand allerdings, dass die alten Titel um einiges besser waren. Das neue Zeugs hörte sich, ihrer Meinung nach, alles gleich an.

Sie war schon fast wieder zur Ruhe gekommen, als das Telefon klingelte. Sie schaute nicht hin, sondern blieb liegen und tastete blind nach dem Hörer. Als sie ihn hatte, nahm sie ihn zum Ohr.

"Wer stört?", fragte sie genervt. Sie war trotzdem immer wieder froh, ein eigenes Telefon zu haben, sonst müsste ja ständig jemand reinkommen, da die meisten Gespräche für sie sind.

"Guten Morgen, Süße.", trällerte Natsumi unverschämt fröhlich ins Ohr.

"Wie kannst du nur schon so putz munter sein? Das ist echt ein Ding der Unmöglichkeit!"

"Ach du weißt doch, ich kann nicht so lange schlafen wie du, hab Angst irgendetwas zu verpassen. Aber nu hör zu, ich hatte einen total komischen Traum. Wir waren in der Lagerhalle, von der ich dir mal erzählt hab, in der es angeblich spuken soll und so. da hat uns ne Katze aufgelauert und uns ne total abgespacte Story erzählt."

Während ihre Freundin weiter erzählte, fühlte sich Shila am Hals. Sie hatte den gleichen Traum gehabt und das Amulett...Sie erschrak, gab aber keinen Ton von sich.

"...und heute Morgen bin ich dann aufgewacht und hatte dieses Ding um meinen Hals."

"Das Amulett!", verbesserte sie Shila. "Du, ich glaub,...", sie schluckte schwer, "...das war kein Traum!"

Shila sprang auf. Sie kroch aus dem Bett und begann sich Sachen rauszusuchen.

"Du, lass uns um halb elf am Brunnen treffen!", sie wartete nur auf die Zustimmung von Natsumi und legte auf. Sie zog sich hektisch an. Sie fiel fast um, als sie sich ihre Socken auf einem Bein stehend anzog. Doch dann erinnerte sie sich an die letzten heißen Tage. Sie zog die Socken gleich wieder aus, feuerte sie unters Bett und machte die Schranktür auf. Sie sah in die vielen voll gestopften Fächer und auf die Bügel. Dann griff sie mitten rein und zog einen kurzen hellblauen Rock und ein graues, kurzes Top, zum am Rücken zusammen binden, heraus. Genau das richtige für den Tag, dachte sie und stürmte noch beim Anziehen aus ihrem Zimmer heraus. Ihre Familie schien schon ausgeflogen zu sein. Auf dem Tisch lag ein Zettel.
 

>Küche aufräumen, Waschbecken sauber machen, Wäsche abnehmen

wir sind zum Strand gefahren, kommen erst spät zurück

Geld liegt auf dem Tisch, mach dir was zum Mittag

Mutti<
 

"Na toll!", sagte sie genervt. Aber dafür hab ich jetzt keine Zeit und Lust schon gar nicht! Sie nahm sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank und einen Löffel aus der Schublade. Das packte sie dann in ein Tütchen, nahm sich noch einen Apfel dazu, den sie gleich in den Mund steckte. Die anderen Sachen packte sie samt Portemonnaie und Handy in ihren roten Rucksack. Den Schlüssel nahm sie im Vorbeigehen vom Schlüsselbrett und hinter ihr flog auch schon die Tür zu. Sie rannte, damit sie den Bus noch erwischte. Es war zwar äußerst knapp, aber der Busfahrer hielt noch einmal für sie an, als er sie mit dem Apfel im Mund neben dem Bus herlaufen sah. Leicht erschöpft stieg sie ein und bedankte sich bei ihm. Der alte Mann wunderte sich nur, dass sie mit dem Bus mithalten konnte, machte sich aber weiter keine Gedanken darüber, schüttelte nur mit dem Kopf und fuhr weiter.

Shila setzte sich auf einen freien Platz und auf den Sitz neben sich stellte sie den Rucksack. Sie durchwühlte ihn und fand schließlich doch noch das blau gemusterte Kopftuch. Sie band es sich um, sodass ihre Haare aus ihrem Gesicht gehalten wurden. Dann machte sie den Reisverschluss wieder zu und biss von dem Apfel ab. Sie lehnte sich zurück und genoss die Fahrt.

Es dauerte ungefähr zwanzig Minuten bis sie endlich die Haltestelle vor dem Takipark erreicht hatten. Inzwischen hatte sich eine alte Oma neben sie gesetzt, sodass sie den Rucksack auf die Oberschenkel nehmen musste.

"Ähm... ich muss hier raus, könnten sie bitte aufstehen, sodass ich aussteigen kann.", fragte sie die alte Frau lächelnd. Sie musste sich zu dem Lächeln zwingen, weil der Gestank der Oma sie fast umgehauen hätte und sie wollte nur noch raus, weit weg von der Oma.

Nach einigem Zögern stand die alte Frau dann endlich auf und ließ sie durch. Sie warf ihr einen abwertenden Blick zu.

"So hätten wir früher nicht rumlaufen dürfen!", krächzte sie Shila hinterher und schaute abfällig auf ihre knappen Sachen.

"Früher ist ja zum Glück nicht mehr.", sagte sie schmunzelnd und stieg aus.

Sie ging hinter dem Bus über die Straße. Hinter dem Metallzaun war auch schon der Takipark. Ein großes Eingangschild wies darauf hin.

Ursprünglich war die Fläche für eine große Wohnanlage geplant, doch als man begann Hochhäuser und Tower zu bauen, brauchte man den Platz nicht mehr. Ein Gruppe Umweltschützer sprach dem vor Stadtrat und bekam die Erlaubnis und zusätzlich sogar die Mittel für diese Grünanlage.

Überall war es grün, nur die Wege waren mit Steinen gepflastert. Bäume spendeten an den Wegesrändern Schatten. Vereinzelt waren Bänke aufgestellt, die auch alle besetzt waren mit Müttern, die ihren Kindern beim Spielen auf dem nahe gelegenen Spielplatz zusahen, oder Frauen, die ein Buch lasen, Ehepaare oder Liebespaare, junge und alte, die auf den Bänken turtelten und den Tag genossen. Auf den großen Rasenflächen spielten einige Leute mit ihren Hunden. In der Mitte des Parks war ein großer Springbrunnen gebaut worden. Daran angeschlossen war ein Stückchen weiter ein Freibad mit kleiner Erlebniswelt, damit nicht jeder im Brunnen baden geht.

Der Brunnen war Shilas Ziel. Es war schon seit ihrer Kindheit der Treffpunkt für sie und ihre Freunde. Wie nicht anders zu erwarten, war sie die erste. Shila wusste jedoch, dass Natsumi zu spät kommen würde. Sie kam schon als Baby zu spät. Natsumi war ungeschlagene Meisterin in dieser Disziplin. Zur Schule kam sie auch immer regelmäßig zu spät. Die Lehrer regen sich schon gar nicht mehr darüber auf.

Shila machte es sich gemütlich und setzte sich auf den Rand des Brunnens, holte aus ihrem Rucksack den Joghurt und aß genüsslich ihr spätes Frühstück. Als sie den letzten Haps von ihrem Erdbeer Joghurt nahm, hörte sie auch schon ein wohlbekanntes Bellen. Natsumi und ihre Beaglehündin Laika kamen genau rechtzeitig. Sie sprang vom Brunnenrand, warf ihren Joghurtbecher in den Abfalleimer und begrüßte die beiden mit offenen Armen. Natsumi rannte an der Leine hinter ihrer Hündin her. Laika hatte sie damals von ihrem Vater bekommen, als ihre Mutter gestorben ist. Doch man sah Natsumi an, dass sie immer noch nicht über ihren Tod hinweggekommen war, auch wenn sie immer so tapfer tut. Am Muttertag oder anderen Tagen, an denen Mütter normalerweise geehrt werden, zieht sie sich zurück, dann kann nur noch Laika zu ihr durchstoßen und sie zumindest ein wenig aufheitern.

"Hallo Laika." Shila ging in die Knie und streichelte und knuddelte den kleinen Hund, der schanzwedelnd auf sie zu gerannt kam und ihr das Gesicht zur Begrüßung abschlabberte.

Als Natsumi verschnauft hatte, ließ Shila von Laika ab und umarmte und küsste sie freundschaftlich zur Begrüßung.

"Das sie bei der Hitze noch so rennen kann, ist echt ein Wunder.", sagte Natsumi und atmete noch einmal tief durch. Shila musste lachen.

Die beiden Mädchen setzten sich auf den Rand des Brunnens, diesmal jedoch mit den Füßen ins Wasser. Natsumi zog ihr knielanges, bunt gestreiftes Kleid etwas hoch, damit es nicht im Wasser landete. Laika sprang die Stufen zum Brunnen hoch und setzte sich prompt zwischen die beiden, um von beiden Seiten gekrault und gestreichelt zu werden. Sie hechelte und ließ dabei die Zunge heraushängen. Die Hündin genoss sichtlich die Behandlung.

5.Kapitel - Die erste Verwandlung

"Weißt du was, ich würde es gerne mal ausprobieren.", sagte Natsumi grinsend.

"Sonst kriegen wir ja nie raus, ob die Katze uns die Wahrheit erzählt hat.", fügte sie an.

"Also, ich weiß nicht so recht. Du weißt ja nicht, was passiert, wenn du dich nur so zum Spass verwandelst, wenn's denn funktionieren sollte." Shila war unsicher. Es könnte so vieles passieren.

"Sei nicht so ein Angsthase! Los lass uns mal sehen, ob die Dinger auch funktionieren." Sie nahm die Füße aus dem Wasser und zog sich ihre Sandalen wieder an. Widerwillig nahm nun auch Shila ihre Füße aus dem kühlen Nass und schlappte mit den nassen Füßen in ihre Pantoletten. Natsumi sprang auf und zerrte ihre Freundin hinter einen großen Baum. Laika wurde an der Leine hinter her gezogen.

"Hier sind weit und breit keine Leute, also kann uns auch niemand sehen."

Sie übergab Laikas Leine Shila und ging einige Schritte weiter, drehte sich dann wieder zu Shila, nahm ihr Amulett vom Hals und hielt es hoch. Sie wollte etwas sagen, doch Kibos Worte fielen ihr nicht wieder ein.

"Sag mal, was hat die Katze gleich noch gesagt? Wie können wir uns verwandeln?", ratlos blickte sie zu ihrer Freundin.

"Du musst das Amulett auf jeden Fall um behalten und dann sagen ... Achja, Seele, die du schon seit Jahren im Kampf gegen das Böse bist ... oder so ähnlich."

"Ach stimmt ja, jetzt fällt's mir auch wieder ein." Natsumi legte das Amulett wieder um und sprach die Worte.

"Seele, die du schon seit Jahren im Kampf gegen das Böse bist ... Verleih mir die Kraft!"

Das Amulett begann zu leuchten und schwebte vor ihrer Brust. Es strahlte ein gleißendes Licht aus, in dem Natsumi verschwand. Wenige Minuten später stieg sie aus der Lichtsäule, die sie umschlossen hatte. Es hatte sich nicht nur ihre Kleidung verändert, sondern auch ihr Aussehen. Ihre schulterlangen, hellbraunen Haare waren nun dunkelbraun gefärbt. Das Amulett hing ihr nun zwischen Haaransatz und Augenbrauen. Ihre Augenfarbe änderte sich von braun in ein leuchtendes giftgrün. Das Kleid wich einem an beiden Seiten geschlitzten Rock und einem Oberteil mit langen, ausgestellten Ärmeln, dass am Rücken zusammengebunden war. Auch die Sandaletten waren verschwunden, stattdessen trug sie nun bis unter die Knie reichende Stiefel mit einem 5 cm Absatz. Ihre gesamte Kleidung auch die Stiefel hatten das getüpfelte Motiv des Amuletts angenommen.

Shila starrte sie mit offenem Mund an. Sie konnte kaum glauben, dass das ihre Freundin war. Auch Laika staunte nicht schlecht, doch sie erkannte ihr Frauchen am Geruch, der sich nicht verändert hatte.

Natsumi schaute erstaunt an sich herunter.

"So was, wollte ich schon immer mal haben, aber es gab nirgends auch nur etwas Ähnliches."

"Hey du, da hinter dir, eine Schlange.", schrie Shila plötzlich.

Natsumi sprang herum, sodass sie mit dem Rücken zu Shila stand.

"Wo denn? Hier is nix!"

"Ah ... das Ding ... kommt aus deinem Hintern.", schrie sie aufgebracht.

Verwundert schaute ihre Freundin zu ihrer Rückseite und starrte verblüfft das getüpfelte Ding an.

"Hey, ich kann das sogar kontrollieren. Fehlen nur noch die Ohren und dann wär die Katze komplett.", sagte sie grinsend.

"Häh ... wie jetzt, Katze?"

"Na die Katze von gestern hat uns scheinbar die Macht gegeben, uns in Katzen zu verwandeln. Ich glaube, ich stelle nen Geparden dar."

Shila sah sie ungläubig an.

"Gib mir die Leine und probier's auch mal, bin gespannt, zu was du wirst.", sagte Natsumi und griff nach der Leine. Shila zögerte. Ging dann aber doch zu der Stelle, an der sich Natsumi verwandelt hatte und sprach auch die magischen Worte. Es passierte genau das gleiche wie bei ihrer Freundin. Das gleißende Licht schloss sie ein. Es war wunderbar warm und angenehm. Verwandelt stieg sie aus der Lichtsäule. Ihre blonden Haare wurden noch mehr aufgehellt. Sie waren fast weiß. An ihrer Stirn hing das Amulett, ihre Augen waren eine Mischung aus grün und gelb; um den Hals, unter der Brust und um ihre Hüften glänzten 3 goldene Ringe. Zwischen den beiden oberen waren 2 Stoffbahnen, die das Nötigste bedeckten und unten hingen vorne und hinten 2 Stofffetzen, die gerade bis zu den Knien reichten. Um die Oberarme und Handgelenke trug sie ebenfalls goldene Ringe, jedoch nicht so breit wie die anderen. Die Pantoletten wichen schwarzen, über die Knie reichenden Stiefeln.

"Mensch, das hätte ich dir ja nicht zugetraut, dass du so rum läufst.", sagte Natsumi grinsend. "Einen Schwanz hast du auch und sie mal da am Bauch hast du eine Tätowierung oder so."

Verwundert blickte Shila sich an. Sie war ziemlich erstaunt über ihr neues Aussehen. Sie wollte immer schon mal wissen, ob ihr so was steht. Sie entdeckte auch die Tätowierung.

"Sieht aus wie ne Pfote. Sie mal an deinem Arm, da hast du auch eine Katzenpfote."

Natsumi schaute ihren linken Arm an. Da wo der Ärmel seitlich wegfiel entdeckte sie sie.

"Welches Tier stelle ich denn nun dar?"

"Ich würde sagen ... mh ... einen weißen Löwen. Ich hab mal gelesen, dass es früher ganz viele davon gab, aber seit Anfang des 21. Jahrhunderts sind sie ausgestorben."

Plötzlich hörten sie Schreie.

"Hilfe ... Aah ... lasst doch ... nein, nein! ... Aah ... Warum hilft uns denn keiner?"

Neben der verzweifelten Frau hörten sie auch noch ein Knurren und andere Laute.

"So Mädels, das war euer Stichwort!"

Überrascht drehten sich die Mädchen wieder um. Laika begann zu bellen. Kibo war aus dem Nichts aufgetaucht.

"Ihr habt euch ja ganz schön freizügige Kampfoutfits zugelegt. Naja, andere Zeiten andere Sitten."

"Wie jetzt?", riefen die Freundinnen im Chor.

"Keine Zeit für Smalltalk! Ihr werdet gebraucht, also auf auf.", drängte sie Kibo zum gehen. Nach einigem Zögern und weiteren Schreien der Frau, rannten die Mädchen los. Laika hatten sie an einem der Bäume festgebunden, sodass diese nicht weglaufen konnte. Sie liefen etwa 10 m, als sie die Frau mit dem Baby im Arm sahen. Sie war erschöpft und weinte. Einige Leute standen um sie herum, doch diese waren ebenso geschockt wie sie. Gegenüber von ihnen stand ein unmenschliches, vor allem abscheuliches Wesen. Ein Monster! Natsumi rannte noch schneller, als sie sah wie das Monster zum Sprung ansetzte. Sie war verblüfft über die kurze Zeit, die sie für die Strecke gebraucht hatte. Shila war noch einige Meter hinter ihr. Doch sie musste sofort reagieren, sonst wär die Frau womöglich nicht mehr lange am Leben. Natsumi setzte zum Sprung an und streckte den linken Arm aus, um das Monster ab zuhalten, der Frau zu nahe zu kommen. Da merkte sie, wie ihre Fingernägel wuchsen. Sie reichten bis zu dem Monster hin und verletzten es. Klasse Erfindung, dachte sie sich, konzentrierte sich aber gleich wieder auf das Monster. Dieses lies von der Frau ab und widmete sich nun Natsumi.

6.Kapitel - Der 3. Krieger

Das Monster starrte sie verwirrt an. Mit so einem Gegner hatte es nicht gerechnet. Natsumi nutzte seine kurze Unaufmerksamkeit und setzte zum Sprung an. Sie fuhr alle 10 Fingernägel aus und zog sie vom Kopf bis zu den Füßen durch das Ungetüm durch. Sie durchschnitt es wie weiche Butter. Das erste Mal hatte sie ihn nur mit den Spitzen getroffen. Nun lagen die Einzelteile vor ihr. Kurze Zeit später sah es aus, als wenn der Boden die Überreste aufgesogen hätte. Jedenfalls war nichts mehr davon zu sehen. Shila half der Frau und beruhigte die anderen Leute, danach widmete sie sich ihrer heldenhaften Freundin.

"Geht's wieder?", fragte sie ihre Freundin.

"Ja, ich denke schon.", sagte Natsumi. Die sie umgebenden Leute lösten sich zwar langsam wieder auf, aber würden sie sich daran erinnern? Würden sie es weitererzählen? Kibo hatte sie doch davor gewarnt. Shila machte sich große Sorgen.

"Hast du das gesehen? Wie schnell ich gerannt bin und vor allem wie schnell ich das Ding erledigt hab?", fragte Natsumi triumphierend. Shila lächelte sie zustimmend an.

"Das hast du echt gut gemacht, doch es werden Stärkere kommen, viel stärkere Gegner als diese schwachen Handlanger.", sagte Kibo. Die Katze kam nun auch zum Ort des Geschehens. Sie hatte aus einer gewissen Entfernung alles beobachtet und auch nicht schlecht gestaunt, wie schnell Natsumi ihre Kräfte unter Kontrolle hatte.

Plötzlich tauchten noch mehr Monster auf. 3 an der Zahl. Sie umkreisten die beiden Mädchen und Kibo. Natsumi und Shila standen Rücken an Rücken. Sie beobachteten jeden Schritt und jede Bewegung der Monster.

"Lass sie uns kalt machen!", schlug Natsumi vor.

"Schicken wir sie in die Hölle zurück, die sie ausgespuckt hat!", stimmte ihr Shila zu.

Wie auf ein vereinbartes Zeichen stürmten sie jede auf eines der Monster zu. Das andere umlauerte Kibo. Diese konnte seinen Attacken jedoch geschickt ausweichen.

Shila sprang das Monster an. Sie krallte sich am Hals des lila Ungetüms fest und trat ihm mit den Absätzen in den Magen, sollte es so etwas besitzen. Es kugelte sich zusammen und sie ließ von ihm ab. Dann machte sie eine Drehung und schlug ihm mit dem rechten Bein gegen den Schädel, wenn es einer sein sollte. Sie konnte es nicht so richtig einschätzen, die Dinger gingen zwar auf 2 Gliedmaßen, aber sie sahen Menschen nicht einmal im Entferntesten ähnlich. Sie hatte eher Ähnlichkeit mit Insekten aber ohne Flügel. Das Monster flog einige Meter weit und ratschte über den Steinweg. Shila ging zu ihm hinüber und umwickelte seinen Kopf mit ihrem Schwanz. Dann drückte sie zu. Ein Würgen und Ächzen ging von dem Wesen aus, bis es dann keinen Laut mehr von sich gab. Sie ließ ihn wieder los und sah zu, wie es im Boden verschwand.

Natsumi kämpfte derweil mit dem anderen Wesen. Sie schlug und trat es immer wieder, bis es zu Boden fiel, dann beugte sie sich zu ihm hinunter und ging mit ihren Nägeln einmal quer über seinen Bauch. Kurze Zeit später löste es sich auf.

Kibo wich immer noch dem dritten Monster aus. Sie sprang ihm durch die Beine oder rannte um ihn herum. Dann blickte es kurz auf und sah, dass seine Kumpanen vernichtet waren. Die Mädchen kamen auch schon auf ihn zu. Da ergriff das Monster die Flucht und löste sich plötzlich in Luft auf.

"Und was nun? Sollten wir ihm nicht folgen ... wo immer er auch hin ist?", ratlos sah Natsumi die Katze an.

"Genau, diese Monster wurden doch von Oni geschickt, oder? Das Vieh wird ihr bestimmt Bericht erstatten?", gab Natsumi zu bedenken.

Shila ließ sich erst einmal vor Erschöpfung auf den Boden plumpsen. Sie seufzte.

"Und das müssen wir jetzt öfters tun?"

"So weiß Oni zumindest, dass es neue Gegner für sie gibt." Kibo setzte sich auch auf den von der Sonne erwärmten Boden.

"Aber Glückwunsch, ihr seid die ersten seit langer Zeit, die den ersten Kampf überlebt haben. Also hab ich doch die Richtigen ausgewählt.", verkündete sie stolz.

"Das heißt, wir hätten eine reelle Chance gegen Oni?", fragte Natsumi neugierig.

"Nicht unbedingt.", wurde sie von der Katze vertröstet.

Shila erinnerte sich an den Spruch von Kibo, als die Schreie kamen.

"Du sagtest vorhin etwas von freizügigem Geschmack oder so ähnlich. Wie hast du das gemeint?", fragte Shila.

"Ach das, na ja, wenn du dich das erste Mal verwandelst, bekommst du genau das Outfit, das du dir unter wünschst und ihr scheint einen ähnlichen ausgefallenen Geschmack zu haben. Wenn ich mich da an früher erinnere ... Da waren noch Ganzkörperanzüge angesagt. Jaja das waren noch Zeiten." Kibo schwelgte in Erinnerungen, während die beiden Mädchen ziemlich erschöpft und vor allem müde waren, obwohl es gerade erst Nachmittag war. Shila gähnte herzhaft.

"Sag mal, wie verwandeln wir uns denn wieder zurück? Ich will nach Hause ins Bett!"

"Ihr müsst ... hmm ... ganz einfach ... daran denken, glaub ich zumindest."

Natsumis Augenbraue begann wieder zu zucken.

"Hey, das letzte Mal, als ich aktiv war, ist schon ewig her!"

Shila schloss die Augen und dachte daran, sich zurück zu verwandeln. Plötzlich waren die Sachen verschwunden, das Amulett baumelte wieder um ihren Hals. Sie fühlte, dass der Schwanz verschwunden war, auch sonst fühlte sich wieder alles normal an. Sie öffnete die Augen wieder und erntete verdutzte Blicke von ihrer Freundin und der Katze.

"Was denn?"

"Naja, ..." Natsumi kratzte sich am Kopf und verdrehte die Augen.

"Ist doch alles wieder normal, oder?"

"Ja schon, aber ... wo sind deine Klamotten?"

Geschockt schaute sie an sich herunter und bemerkte, dass sie außer dem Amulett nichts weiter trug. Schnell schloss sie wieder die Augen und dachte an ihre Sachen, die sie vor ihrer Verwandlung trug. Dann fühlte sie den Stoff auf ihrer Haut.

"Na, also geht doch.", sagte sie und öffnete die Augen.

Natsumi schaute sie immer noch schmunzelnd an.

"Was denn nu noch?"

"Deinen Rock musst du noch drehen, aber sonst ist alles ok."

"Hmpf ..." Shila stand auf und tat es. "Mach du das erstmal nach!"

Natsumi schloss die Augen und dachte sowohl an die Verwandlung als auch an die Sachen. Als sie die Augen wieder öffnete, war alles bestens.

"Siehst du.", sagte sie grinsend, dann stürmte sie los, um Laika zu holen.

"Sag mal Kibo, wolltest du dich nicht erst wieder melden, wenn du den anderen Krieger gefunden hast?" Shila ging zu einer der nahe gelegenen Bänke. Kibo folgte ihr.

"Hab ich ja schon. Soviel ich mitgekriegt hab, heißt sie Yuki Somo...irgendwas. Sie wollte aber noch Bedenkzeit."

"Meinst du etwas Yuki Somodachi?"

"Möglich, die Namen sind aber auch schwer zu merken."

"Hast du nicht gesagt, es könnte theoretisch jeder ein heiliger Krieger werden? Warum dann gerade Yuki?"

"Naja, nicht jeder. Es ist so, irgendwo im Stammbaum muss ein heiliger Krieger existiert haben. Also ist jede von euch mit einem Krieger verwandt. Es liegt euch somit im Blut. Bei denen es am meisten konzentriert ist, ist es am besten. Aber da das über Jahrhunderte hinweg, weitergegeben wird, gibt es viele, die möglich Kandidaten sein könnten. Kennst du diese Yuki?"

"Ja, na klar! Sie ist eine Freundin von uns beiden. Sie geht aber in eine andere Klasse."

Dann kam Natsumi mit der aufgebrachten Laika auf dem Arm. Sie versuchte ihre Hündin zu beruhigen, doch irgendwie gelang es ihr nicht so recht.

"Stell dir vor, Yuki wird die Dritte im Bunde."

"Aahhhh...Echt?"

Vergnügt sprangen die beiden auf und tanzten auf der Stelle. Sie kreischten und freuten sich.

Dann schnappte sich Natsumi ihren kleinen Hund und die beiden Mädchen zogen los. Kibo und das Chaos, das sie hinterließen, blieben unbeachtet zurück. Und wer räumt das auf? Kibo seufzte. Dann blinzelte sie einmal und es war, als wäre nichts passiert. Bänke, die zu Bruch gegangen waren, sahen aus wie neu. Die Steine, die bei Shilas Monster-Boden-Schrubb-Aktion zu Bruch gegangen waren, waren auch wieder heil. Dann verschwand sie in den Büschen der Parkanlage.

7.Kapitel - Gero, Onis rechte Hand

Auf dem Weg zu Yukis Haus redeten die Mädchen miteinander. Laika trotte hinter ihnen her.

"Dann wären wir zu dritt, aber wer wird die 4. Kriegerin? Stell dir mal vor, es würde eine aus der Flip Flop Fraktion. Nara oder Kanyra oder irgendeine andere eingebildete Kuh."

"Möglich, aber ich denke nicht, dass eine von denen auserwählt sein könnte, dazu sind die viel zu eingebildet.", zerstreute sie Shilas Zweifel. "Außerdem muss der 4. heilige Krieger ja nicht unbedingt ein Mädchen sein. Genauso gut könnte es auch ein Typ sein. Aber ich glaube nicht, dass es jemand ist, den wir kennen. Kibo hat doch gesagt, dass sie nicht weiß, wo das andere Amulett ist. Möglicherweise ist es auch schon im Besitz des 4. Kriegers."

"Hmm ... kann sein. Ich hoffe nur unser Team ist bald komplett, ehe wir Oni das erste Mal gegenüber stehen.", Shila seufzte.

Dann waren sie auch schon bei Yuki angekommen.

"Hast du dir schon überlegt, wie wir Yuki überzeugen?"

"Lass mich mal machen.", sagte Natsumi grinsend und klopfte an die Tür ihrer gemeinsamen Freundin.
 

"Oh ehrenwerte Herrin Oni ...", der übrig gebliebene Dämon war jetzt bei Oni in der unteren Welt angekommen. "Warum bist du schon wieder hier? Und wo sind die anderen? Ich hatte doch 4 von deiner erbärmlichen Art losgeschickt?! Wo ist meine Energie? Seit den vergangenen 30 Jahren habt ihr mich doch auch nicht enttäuscht.", dröhnte die Stimme aus dem Dunkel.

Der Dämon blickte nicht auf. Er kniete vor seiner Gebieterin. Diese saß auf einem hohen Thron im dunklen Saal. Nur ihre Augen blitzten ab und zu hervor. Dann stand sie auf und trat sie einige Schritte nach vorne, sodass man ihre Konturen erkennen konnte.

"Ich warte, antworte mir gefälligst!", rief sie ungeduldig.

"Als wir dabei waren, für euch Energie zu sammeln, kamen 2 Mädchen. Sie waren unglaublich stark. Ich konnte mich als Einziger retten, um euch Bericht zu erstatten."

Von Oni war ein dumpfes Knurren zu hören.

"Nutzloses Pack!"

Mit einer kurzen Handbewegung war der Dämon verschwunden.

"Sollte sie wirklich überlebt haben?", grübelte die Herrin der Unterwelt. "GERO!", rief sie schließlich und drehte sich wieder um, ging zu ihrem Thron zurück und setzte sich.

Mit einem lauten Knall tauchte dann plötzlich ein ziemlich hässliches Exemplar der Gattung Dämon auf.

"Ja, ihr wünscht Herrin?", er machte eine tiefe Verbeugung. Er blickte sie auch nicht an so wie der andere Dämon.

"Hör zu, ich sage es nur einmal! Es scheinen wieder diese lästigen göttlichen Krieger aufgetaucht zu sein. Noch sind es wohl nur 2. Beseitige diese beiden Störenfriede und verhindere, dass weitere zu ihnen stoßen. Es wird nicht mehr lange dauern, also beeil dich!"

"Jawohl Herrin!"

Nach einer abschwenkenden Handbewegung von ihr, löste er sich auf.
 

Shila und Natsumi waren nun bei Yuki im Zimmer. Dort saßen sie alle 3 in der Mitte des Zimmers am Boden um ein kleines Tischchen herum. Sie warteten noch bis Yukis Mutter, die ihnen Saft und Kekse gebracht hatte, verschwunden war, dann legten die beiden los.

"Hey Yuki, war bei dir heute eine kleine, schwarze, sprechende Katze?"

Verdutzt sah sie Natsumi an und nickte.

"Aber woher ... wusstest du?", fragte sie erstaunt.

Shila und Natsumi zeigten daraufhin auf ihre Amulette, die sie am Hals trugen. Yuki streckte die Hand aus und fühlte mit den Fingerspitzen über das weiche Fell von Shilas Amulett.

"Genau so eins hat sie mir auch gezeigt. Allerdings war es mit schwarzen Fell überzogen."

Das war das Stichwort. Shila holte das schwarze Amulett aus ihrem Rucksack und reichte es Yuki. Diese war noch mehr überrascht, hatte sie doch geglaubt, alles wäre nur ein Traum gewesen und ihre Freundinnen wollten sie veräppeln.

"Wir hatten sogar auch schon einen Einsatz. Wir haben die Monster ganz schnell erledigt. War voll einfach und hat sogar riesig Spass gemacht oder Shila?", sagte Natsumi stolz. Ihre Freundin nickte zustimmend.

"Nu komm schon und mach auch mit! Bitte Yuki, zusammen wären wir unbesiegbar!"

"Natsumi! Hör auf sie so zu bedrängen! Kibo hat gesagt, sie muss sich freiwillig dafür entscheiden. Du darfst es nicht wegen uns tun. Wenn du mitmachen willst, musst du es auch wirklich wollen!", riet ihr Shila.

Yuki überlegte. Es vergingen bestimmt 20 Minuten, ehe Yuki ihnen ihre Entscheidung mitteilte.

"Hmm ... ok, ich werde euch helfen. Euch und der Katze.", sagte sie lächelnd.

"Jaaaaaa ... dann ist das Team ja fast komplett." Natsumi stand auf und begann durchs Zimmer zu tanzen.

"Nun beruhige dich wieder, Natsumi. Sag mal Yuki, willst du es auch mal ausprobieren?"

Yuki zögerte, stimmte dann aber mit einem bestätigenden Nicken und einem Lächeln im Gesicht zu. Dann nahm sie ein paar der Sachen, die überall im Zimmer verstreut waren und stopfte sie in den Schrank und ein paar jedoch schon bis zum Rand gefüllte Schubladen.

"Ich räum nur noch schnell auf." Sie nahm noch ein paar der Sachen vom Boden und feuerte sie in den noch offen stehenden Schrank, dann flog die Tür durch einen Fußtritt zu.

"So fertig!", verkündete sie. "Lasst uns gehen."

Natsumi und Shila empfanden das Zimmer zwar immer noch nicht als aufgeräumt, gingen dann aber schulterzuckend aus der Tür. Mit einem Knall flog die Tür hinter Yuki zu. Ihre Mutter rief ihr aus der Küche noch etwas zu, doch Yuki drängte die anderen beiden so schnell aus der Tür, sodass sie nicht verstanden, was Yukis Mutter wollte.

"Jaja.", rief sie noch, als hinter ihr die Haustür zuflog.
 

Gero hatte das ganze beobachtet. Er wusste genau, warum Oni gerade ihn ausgewählt hatte, die Mädchen zu töten. Schließlich was er der einzige, der sie aufspüren konnte, auch wenn sie nicht verwandelt waren, somit war er die effektivste Waffe gegen die Krieger Gottes. Um nicht aufzufallen hatte sich Gero in einen Menschen verwandelt. Er hatte auch schon einen Plan.
 

Die drei Mädchen und Laika waren nun wieder im Takipark angekommen. Merkwürdigerweise war der Park vollkommen leer bis auf ein paar Tiere und Vögeln, die die Stille im Park nicht ganz so still erschienen ließ. Es begann auch langsam zu dämmern. Es musste schon 8 Uhr sein, dachte Shila. Sie hatte keine Uhr um und ihr Handy war im Rucksack, allerdings was sie zu faul, es heraus zu suchen. Also blieb sie im Unklaren, was die Zeit anging.

Shila stand neben Yuki, die immer noch ziemlich verblüfft war, was da gerade passiert und noch passieren würde. Natsumi und Laika standen etwas abseits und schauten dem ganzen zu.

"Ich muss also nur diesen Satz sagen und dann passiert was?"

"Das wirst du dann schon sehen.", sagte Shila lächelnd, klopfte ihr auf die Schulte und ging hinüber zu den anderen beiden. Yuki zögerte. Doch dann schloss sie die Augen und sagte die Formel. Sie erstrahlte in gleißendem Licht. Als das Licht verschwunden war, stand sie verwandelt in einem heißen Lederoutfit wieder vor ihnen. Natsumi und Shila fiel die Kinnlade runter, selbst Laika sah überrascht aus. Ihre Haare und Augen waren schwarz wie die Nacht. Das Amulett hing an der Stirn. Sie trug ein megakurzes, trägerloses Oberteil, einen kurzen Rock, der vorne und hinten etwas länger war als an den Seiten, dazu bis zu den Knien reichende Stiefel, dann trug sie noch lange Handschuhe, die bis zu den Ellenbogen reichten. An den Seiten blitzten silberne Klingen heraus. Am Hals trug sie einen breiten Lederriemen. Hinten rollte der lange Schwanz auf den Boden.

"Was ist denn? Warum starrt ihr mich so an?"

"Ähm ... ähm ...", Shila brachte kein Wort heraus. War das wirklich die kleine, schüchterne Yuki, die nie zu viel Haut zeigen will? Die Yuki, die kaum ein Wort sprach, wenn sie in einer größeren Runde saßen und scherzten?

"Yuki? Machst du jetzt einen auf Domina?", Natsumi konnte ein paar Worte formulieren.

"D-das hätten wir dir wirklich nicht zugetraut!", ergänzte Shila.

"Was denn?" Yuki blickte erst jetzt an sich herunter und realisierte, was sie denn da überhaupt an hatte.

"Aah...", schrie sie auf. "Ich hab ein Tattoo!?" Erschrocken starrte sie den Pfotenabdruck zwischen Schlüsselbein und ihrer rechten Brust an.

"Ist das das einzige, was dich stört?" rief Shila entsetzt.

"Hey die Netzstrumpfhose ist cool. Und Klingen an den Unterarmen sind bestimmt auch recht nützlich", sagte sie vergnügt ohne auf Shilas Kommentar zu reagieren. "Oh man, auch noch schwarze ausfahrbare Fingernägel, meine Mutter würde mich killen." Vergnügt sprang sie in die Luft. Ihre Freundinnen waren immer noch erstaunt und geschockt zugleich.

"Sagt mal, habt ihr nicht erzählt, ihr habt hier schon mal gekämpft? War da nix zu Bruch gegangen?"

Sie blickten sich um und sahen, dass alles wieder in Ordnung war.

"Ja stimmt, du hast recht. Sieh nur mal Natsumi, selbst der Weg ist wieder in Ordnung." Sie zeigte auf die Stele, wo sie den Dämon hatte langschleifen lassen.

8.Kapitel - Der zweite Kampf

Der Zuschauer blieb von ihnen unentdeckt. Er verschwand mit einem Schmunzeln im Gesicht. Angekommen in Onis Höllenschloss, machte er wieder eine ehrerbietende Verbeugung und verharrte in dieser Position.

"Es sind nun 3 Kriegerinnen, aber kein Grund zur Sorge. Ich habe eine glänzende Idee. Sendet die Dämonen aus, um euch Energie zu liefern, währenddessen werde ich die drei beschäftigen."

"Dann tu es, aber halte dich nicht allzu lange mit ihnen auf!" Sie wedelte mit der Hand und wies ihm zum gehen. Gero löste sich auf und tauchte verwandelt als Mensch in sicherer Distanz wieder bei den Mädchen auf. Er versteckte sich hinter einem der umliegenden Bäume. Er zückte ein kleines handgroßes Notebook aus seiner Tasche. Er suchte nach etwas, zog die Balken des Bildschirms immer wieder hoch und runter. Dann stoppte er und lächelte finster. Er tippte auf einige Tasten und plötzlich sprang etwas aus dem Bildschirm. Neben ihm materialisierte sich ein großer Dämon. Er überragte Gero um einige Kopflängen. Ehrfürchtig machte er eine Verbeugung, dann lächelte er, sodass seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen. Über seinen Ohren war jeweils ein mächtiges Horn und aus der Kopfmitte ragte ebenfalls eins heraus. Gero blickte ich nicht an, er hob den Arm und zeigte auf die drei Mädchen. Der Dämon verstand, verbeugte sich noch einmal und zischte los. Trotz seiner großen Masse war er recht schnell.
 

Kibo sprang wie aus dem Nichts aufgetaucht auf die Bank, an der Natsumi Laika angebunden hatte. Die beiden anderen Mädchen hatten sich mittlerweile auch verwandelt und betrachteten gegenseitig ihre Outfits. Laika beschnupperte Kibo erst einmal.

"Iehh...geh weg, du kennst mich doch schon. Lass das!" Angewidert machte sie einen Satz zu Seite. Dann widmete sie sich wieder den Mädchen zu, die sie überrascht anblickten.

"Schön, dass du dich doch noch entschieden hast, uns zu helfen. Ich hab auch schon so eine Ahnung, wer die jetzt noch fehlende Kriegerin ist. Sie ..." Kibo konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, da gerade ein Monstrum hinter den Bäumen auftauchte und auf sie zugestürmt kam. Die Mädchen sprangen zur Seite und der Dämon rannte geradewegs gegen den Springbrunnen. Obwohl dieser aus Stein war, konnte man die Abdrücke des Dämons erkennen.

"Oh nein! Ein Dreispieß Dämon!", Kibo zerrte Laika von der Bank los und rannte mit ihr in sichere Entfernung.

"Warum heißt der so?", doch Kibo war zu weit weg, um auf Yukis Frage zu antworten.

"Siehst du nicht die Hörner? Vielleicht benutzt er die ja wie Spieße und spießt uns alle drei auf!", sagte Shila und machte sich auf den nächsten Schlag des Dämons gefasst. Dieser schüttelte kurz den Kopf und ging auf sie los. Sie wich dem ersten Schlag aus, doch den nächsten bekam sie genau in die Magenkuhle. Sie schrie auf und wurde zu Boden geschmettert. Natsumi stellte sich vor sie, damit der Dämon nicht nocheinmal auf sie losging. Sie fuhr die Krallen aus und verletzte ihn am Arm. Grünes Blut kam aus der Wunde, versickerte aber schnell wieder. Während sie mit dem Dämon beschäftigt war, kam Yuki Shila zu Hilfe. Sie half ihr wieder auf die Beine. Da durchzog es Shila wie ein Blitz.

"Pass auf die Hörner und die Schwanzspitze auf!"

"Warum?", rief Natsumi leicht außer Atem.

"Da ist Gift drin!"

"Jo danke, genau zum richtigen Zeitpunkt!" Gerade wich sie dem Schwanz aus.

Die Mädchen versuchten erbittert den Dämon zu besiegen, doch alles Kratzen, Beißen, Treten half nichts.

"Wir müssen ihm den Schwanz irgendwo reinrammen. Sein Gift ist auch für ihn tödlich! Natsumi!", rief Shila erschöpft. "Yuki, du und ich müssen ich irgendwie ablenken oder so!"

Yuki nickte zustimmend. Natsumi war indes schnell um ihn herumgerannt und versuchte sich den Schwanz zu krallen. Doch das erwies sich als äußerst schwierig, da er ständig auf und ab wippte oder wild herumfuchtelte. Shila und Yuki versuchten ihn abzulenken. Yuki machte einen Luftsprung und drehte sich. Sodass ihr Schwanz den Dämon treffen konnte. Aus ihrem schwarzen Schwanz blitzten auf einmal silberne Widerhaken hervor. Sie verhakten sich im Arm des Gegners und schleuderten ihn mit lautem Gebrüll zu Boden.

"Super, Yuki!" Shila kniete sich auf den Boden und drehte ihm den anderen Arm auf den Rücken. Sie konnte kaum glauben, dass sie so stark war. Auf einmal war es ganz einfach, ihn zu bezwingen. Dann schaffte es Natsumi auch endlich den Schwanz zu schnappen und stach zu. Der Dämon brüllte laut auf. Die Mädchen mussten sich die Ohren zu halten, damit ihnen das Trommelfell nicht platzt. Nach einigen Sekunden war der Dämon auch schon von der Erde verschlungen worden.

"Der war ganz schön schnell, der Schwanz. Ich kam fast aus der Puste.", sagte Natsumi und klopfte sich den Staub von den Sachen. "Aber sag mal, woher wusstest du das? Das mit dem Gift?"

"Ich hab keine Ahnung!" Sie zuckte mit den Schultern. Yuki klopfte sich auch die Überreste des Dämons von den Sachen. Kibo und Laika tauchten wieder auf. Aufgeregt sprang Laika ihr Frauchen an, die sie auch gleich auf den Arm nahm und knuddelte.

"Das Wissen über die Dämonen bekamst du von ganz oben! Die Göttin persönlich hat es dir zugerufen!", antwortete Kibo auf Natsumis Frage.

"Aber warum sie?", fragte Yuki erstaunt.

"Das liegt dran, dass sie eure Anführerin ist!"

Ungläubig schauten Yuki und Natsumi von Kibo zu Shila und zurück.

"Jede von euch wurde durch das Amulett zu einer bestimmten Fähigkeit ausgewählt. Shila hat das Amulett des weißen Löwen. Der Löwe ist der König unter den Tieren, somit also einmal der Anführer und auch noch besonders stark. Stärker als ihr, weil euch eine andere Aufgabe im Team zugeteilt wurde. Natsumi hat die Schnelligkeit des Geparden. Neben der körperlichen Schnelligkeit ist auch dein Geist schneller. Du kannst Dinge sehr schnell begreifen, verarbeiten und ausführen. Yuki du hast die List und Verschlagenheit des Panthers. Du besitzt auch geheimnisvolle Fähigkeiten, die aber nur du selbst herausfinden kannst."

"Echt? Das ist ja krass!", sagte sie begeistert.

"Wolltest du uns nicht etwas über den oder die vierte Kriegerin erzählen?", fragte Shila neugierig.

Kibo nickte. "Die vierte Kriegerin ist damals verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Aber ich hab das Amulett gespürt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sie es auch wirklich ist."

"Dann würd ich mal vorschlagen, dass du es so schnell wie möglich herausfindest!", wies Shila sie an.

"Du machst deine Sache als Anführerin schon ganz gut, aber mach mir keine Befehle!", sagte Kibo wütend und sprang davon.

Shila und Natsumi verwandelten sich zurück.

"Willst du dich nicht auch zurückverwandeln? Hast du schon wieder vergessen, wie man sich verwandelt? Ich hab's dir vorhin erst gesagt! Oder willst du so nach hause gehen?"

"Nee, hab ich nicht! Aber wär doch ne coole Idee, so in die Schule zu gehen?", sagte sie grinsend. Dann verwandelte sie sich auch zurück. Natsumi schnappte sich die Leine ihrer Hündin und dann machten sie sich auf den weg nach hause.
 

Hmm... sie sind wirklich stark. Gero verschwand mit nachdenklicher Miene. Er konnte jetzt nicht in die Unterwelt zurück. Oni würde ich töten oder noch Schlimmeres. So hatte er es sich in einer Lagerhalle für Federkernmatratzen gemütlich gemacht. Auch ein Dämon seines Formats brauchte einen Schlafplatz wie jedes andere Lebewesen auch. Er setzte sich auf eine der Matratzen und dachte nach. Schlau, stark und sie halten zusammen. So etwas hatte er vorher noch nicht gesehen. Die früheren Krieger Gottes waren anders, sehr viel anders. Die meisten wären bei dem Dreispieß Dämon schon getötet oder zumindest so schwer verwundet, dass sie später im Krankenhaus oder so gestorben sind. Er hatte doch extra gleich einen stärkeren Gegner ausgewählt. Bei den anderen bestand entweder kein Zusammenhalt, sie konnten ihre Kräfte noch nicht kontrollieren oder nicht schlau genug einsetzten. Manche waren auch schon allein vom Anblick der Kreatur gelähmt, sodass diese ein leichtes Spiel hatte. Aber diese Mädchen waren anders. Obwohl sie gerade mal zu dritt waren und auch erst den zweiten Kampf hinter sich hatten, waren sie stärker als alle anderen zusammen. Sie schienen eng befreundet zu sein. Er hasste diese menschliche Eigenschaft. Vertrauen, Liebe und Zuneigung waren für ihn Hirngespinste. Es wird schwierig. Ich muss anders gegen diese Mädchen vorgehen. Sie von innen schwächen und zerstören, bevor sie noch stärker werden! Dann kam ihm eine Idee. Ein guter Plan, der auf jeden Fall funktionieren würde, auf jeden Fall funktionieren musste. Nun konnte er zumindest diese Nacht ruhig schlafen.

9.Kapitel - Eine angenehme Überraschung

"Ein neuer, wunderbarer Tag im schönen Neo-Tokyo. Wir schreiben das Jahr 2060. Heute ist Sonntag der 31. Juni. Es werden wieder Höchsttemperaturen von mindestens 32 Grad erwartet. Also lasst die Klamotten am besten gleich zu hause. Stürmt ins Schwimmbad oder an den Strand und genießt den letzten freien Tag vor einer bestimmt wieder recht anstrengenden Woche. Es ist 10 Uhr. Jetzt erfüllen wir jemandem einen Musikwunsch.", dröhnte der Moderator aus dem Radio. "Hallo, wer bist?"

"Hi, hier ist Naima."

"Welchen Song wünscht du dir denn? Und vor allem, wen willst du damit grüßen?"

"Ich wünsche mir von Arashi den Song "to be with you" für meinen Schatz Keitarô."

"Dein Wunsch geht sofort in Erfüllung. Ich wünsch dir noch nen schönen Tag."

Damit endete das Gespräch im Radio. Den Song fand Shila auch nicht übel, aber es wäre doch schön bei einer so tollen Ballade selbst einen Schatz bei sich zu haben. Sie fühlte sich an diesem Tag immer noch vollkommen erledigt. Sie mochte gar nicht die Augen öffnen, geschweige denn aufstehen. Sie tastete nach dem Radiowecker, um ihn auszustellen, doch stattdessen griff sie einen Zettel, der auf dem kleinen Nachttischen neben ihr lag. Sie rieb sich mit der anderen Hand die Augen und schaute dann auf den Zettel.
 

>Wir sind zum Strand gefahren und kommen erst spät wieder

Mutti<
 

Na toll, aber so können die wenigstens nicht von mir verlangen aufzustehen. Aber warum fühle ich mich immer noch so KO?

"Kibo, warum bin ich so kaputt von gestern? Warum heute immer noch?"

"Oh, wie ich sehe, entwickelt sich alles bestens."

"Wie jetzt?", Shila setzte sich auf.

"Naja, deine Sinne schärfen sich. Eine gute Eigenschaft, die das Amulett da mit sich bringt. Das kann dir öfters nützlich sein." Kibo sprang zu ihr aufs Bett und setzte sich bei Shila auf den Schoß.

"Um zu deiner anderen Frage zurückzukommen. Die ersten Dämonen, gegen die ihr gekämpft habt, waren von einer ziemlich schwachen Sorte. Sie sind nur dazu da, um Energie zu sammeln. Der andere, gegen den ihr dann zu dritt angetreten seid, war um einige Klassen besser. Ich wundere mich, dass man euch gleich so einen zugemutet hat. Außerdem muss sich dein Körper erst an diese Umstellung gewöhnen. Mit der Zeit wird es aber besser. Es war gestern einfach nur ein bisschen viel."

Shila seufzte und ließ sich wieder zurückfallen. Dabei sprangen ein paar Plüschtiere hinter ihr hoch und fielen dann wild durcheinander wieder runter. Der kleine Löwe flog ihr jedoch mitten ins Gesicht. Sie hob ihn mit beiden Händen hoch und betrachtete ihn.

"Den anderen wird es heute bestimmt ähnlich gehen. Aber wenn es tatsächlich besser wird ... dann hätten wir auch bald eine geringe Chance gegen Oni. Wir müssen nur zusammenhalten, uns gegenseitig Halt geben und unser Bestes geben! Dann schaffen wir das!" Sie nahm den Löwen wieder runter und knuddelte mit ihm. Dabei bewegte sie sich im Bett ganz wild, sodass Kibo ins Schwanken geriet. Schließlich sprang sie wieder runter vom Bett.

"Sag mal, willst du nicht aufstehen? Ich hab Hunger mach mir was zu Essen, schließlich hab ich die ganze Nacht geschuftet!", sagte sie empört.

Shila blieb wieder still liegen.

"Hast du sie nun?"

"Eventuell, aber ich muss noch ein bisschen recherchieren. Aber das geht nicht mit leerem Magen!"

"Jaja, ich steh ja schon auf.", sagte sie müde und ging ins Bad.

Als sie wieder kam, kramte Kibo in ihren Schränken.

"Hey, was machst du da?", fragte sie entsetzt.

"Ich mach Platz."

"Für was?"

Plötzlich drang ein gleißender Lichtstrahl durch das offene Fenster. Als das Licht wieder verschwand standen dicke und scheinbar sehr alte Bücher da.

"Die Bücher kommen von ganz oben. Da drin stehen viele Weisheiten und Informationen über Dämonen und anderes böses Viehzeugs. Eins für jede von euch. Du bekommst allerdings zwei."

"Wieso gleich 2 von den dicken Wälzern? Ich steh ganz und gar nicht auf Lesen!"

"Da sind Informationen von den anderen, früheren Kriegern drin. Alles, was du brauchen wirst!", sagte sie und stopft 3 Bücher in das leergeräumte Regal. Sie packte noch ein paar von den anderen Büchern davor, damit es nicht so offensichtlich zu sehen war, was da für Bücher standen.

"Warum packst du denn 3 Bücher rein? Ich denke, es sind nur zwei!"

"Das andere ist für die vierte Kriegerin. Diese beiden", sie zeigte auf die Bücher vor ihr.

"...sind für Yuki und Natsumi. Sag ihnen Bescheid, sie sollen sie gleich abholen."'

"Kibo, es ist 10 Uhr morgens also noch fast Nacht! Die schlafen bestimmt noch. Ich schreib ihnen nachher. Erstmal Frühstück, ich denke, du hast Hunger?", sagte sie und ging in die Küche. Kibo folgte ihr ganz flink und huschte durch die Tür ehe diese mit einem lauten Knall zuflog.

Während sie ihren Joghurt löffelte, schrieb sie an Natsumi und Yuki die Nachricht. Dann legte sie Handy weg und sah Kibo beim Essen zu. Sie hatte für sie ein paar Scheiben Schinken und eine Schüssel Wasser hingestellt. Ich bin also die Anführerin. Ich muss sie zusammenhalten. Ich muss ... vor allem einen kühlen Kopf bewahren, sonst gibt's Probleme, dachte sie und steckte wieder einen vollen Löffel Joghurt in den Mund.
 

Ungefähr 2 Stunden später hatte sich das Team bei Shila im Zimmer versammelt. Shila hatte in ihrem Zimmer noch etwas für Ordnung gesorgt, sodass die Mädchen auf dem Boden Platz hatten. Jedoch setzten sich die drei dann doch aufs Bett und lehnten sich gegen die Wand.

"Was gibt's denn so dringendes, dass du uns an einem Sonntag morgen so früh aus dem Bett holst.", fragte Natsumi müde und schaute Shila böse an. Laika hatte sie bei ihrer Oma gelassen, bei der sie die meisten Wochenenden verbrachte. Shila sah sie unschuldig an und zeigte aus Kibo, die vor ihnen auf dem Schreibtisch saß.

"Ich hab da was für euch.", sagte sie und sprang vom Tisch runter. Unter diesem hatte sie die Bücher versteckt und holte sie jetzt wieder hervor. Ungläubig schauten die beiden die Bücher an.

"Und was ist damit?"

"Die müsst ihr lesen, schließlich kann Shila sich ja nicht alles merken. Das gestern war nur eine Ausnahme!"

Yuki stand vom Bett auf, griff nach den Büchern und ließ sich wieder auf die weiche Matratze fallen. Sie gab eins Natsumi, die neben ihr saß.

"Reicht es nicht, wenn ich auch nur das eine lese?", fragte Shila.

"Was, du hast 2 solche Wälzer?", fragte Natsumi erstaunt.

Shila nickte.

"In dem anderen stehen die Daten von den früheren Kriegern, wie ich dir heute Morgen schon erklärt hab. Du schreibst die Erlebnisse mit deinem Team da rein, also welchen Dämonen ihr begegnet seid und solche Sachen. Ein Tagebuch, wenn du so willst.", dann wendete sich die Katze den anderen beiden zu. "Ihr müsst Shila deshalb auch immer sagen, wie es euch geht. Als Anführerin hat sie die Verantwortung für euch.", mahnte sie ernst.

"Was ist eigentlich, wenn wir nicht mehr kämpfen können oder wollen?", fragte Yuki vorsichtig.

"Entweder ihr seid kampfunfähig, also körperlich beeinträchtigt, oder tot. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht!"

Yuki seufzte enttäuscht.

"Wieso? Überlegst du etwas aufzuhören?", fragte sie Natsumi verunsichert.

Yuki schüttelte den Kopf, sodass ihre blau-schwarzen Haare in Wellen hinunter fielen.

"Es war nur sone Frage.", sagte sie leise.

Das ist echt hart, dachte sich Shila.

"Mädels, ihr müsst jetzt hart trainieren! Am besten ihr geht ins Fitness-Studio oder so."

"Aber, da erkennt uns doch dann jeder in unseren Kampfoutfits. Wie sollen wir denn dann noch unerkannt bleiben?", warf Natsumi ein.

"Natürlich erst abends, wenn alle weg sind."

"Aber was ist mit der Alarmanlage?", gab Shila zu bedenken.

"Lass das mal meine Sorge sein!", sagte sie und sprang zum offenen Fenster. "Noch spüre ich keine dämonischen Aktivitäten. Ich glaube, die müssen sich erst einmal beraten. Ihr werdet heute Abend trainieren! Wir treffen uns um 9 Uhr an dem Fitness-Studio hier in der Nähe!"

"Aber wir haben morgen Schule!", sagte Yuki.

"Ihr werdet zwar zunehmend die Eigenschaften der Katzen übernehmen, aber deswegen braucht ihr noch lange nicht so viel Schlaf! Also dann bis heute Abend!", sagte sie und sprang aus dem Fenster.

"Wie gut, dass wir nicht soweit oben wohnen.", sagte Shila schmunzelnd.

10.Kapitel - Kibo - unbesiegbar!?

Es war Abend. Dunkel. Nur der Schein der Straßenlaternen führten Shila und Natsumi zu dem Fitness-Studio. Yuki wartete schon vorm Eingang auf die beiden und auf den Einlass von Kibo.

"Gott sei Dank, sind hier herum nur Fabrikhallen, sodass wir ungestört trainieren können.", sagte Natsumi, nachdem sie und Shila Yuki begrüßt hatten.

Klack und die Tür öffnete sich. Die Freundinnen gingen Hand in Hand, Shila in der Mitte, herein.

"Ganz schön dunkel hier. Warum hat Kibo denn das Licht nicht angeschaltet?", fragte Yuki nervös.

"Ganz einfach, ich müsstet mittlerweile auch im Dunkeln ganz gut gucken können." Kibo sprang vor Yukis Füße. Diese erschrak furchtbar und kreischte los. Shila hielt ihr schnell den Mund zu.

"Falls hier doch noch jemand sein sollte, muss er ja nicht mitkriegen, dass wir hier sind, oder?" Dann nahm wieder sie langsam die Hand von Yukis Mund. Sie nickte und war auch sofort wieder still.

"Na los Mädels, verwandelt euch, wir haben ja schließlich nicht die ganze Nacht Zeit!", wies sie Kibo an.

Im Chor erklang die Verwandlungsformel. Nach wenigen Minuten standen sie dann verwandelt vor der Katze. Bereit zum Training in ihren, wie Natsumi sie auch liebevoll nannte, Pussyoutfits.

"Also, es kann losgehen! Auf ins Gefecht Mädels!" Shila stürmte auch schon voran, die beiden anderen folgten ihr. Da waren sie nun ihre "Gegner". Im Dunkeln wirkten die Trainingsgeräte wie Ungeheuer, die auf der Lauer lagen.

"Trainiert alles, Reflexe, Spezialattacken usw. Keine Angst, solltet ihr die Geräte beschädigen, ist morgen alles wieder so wie vorher.", beruhigte sie die Katze. Jedes der Mädchen schnappte machte sich an eines der Geräte zu schaffen. Shila hob Gewichte, Natsumi stellte auf dem Laufband einen Rekord nach dem anderen auf und Yuki schlug, trat und quetschte den Sandsack, bis aus diesem nach und nach der Sand heraus quoll. Es waren bereits ein oder zwei Stunden vergangen, da rief Kibo Yuki zu sich in den Boxring.

"Yuki, komm her. Komm her und versuch mich zu besiegen!", befahl ihr die kleine schwarze Katze. Yuki schaute sie mit einem "Du-meinst-das-doch-wohl-nicht-ernst" Blick an.

"Gegen dich? Aber du bist doch nur ne kleine schwarze Katze!"

Kibo lächelte böse. Dann verwandelte sie sich in einen großen, schwarzen Panther. Sie musste doppelt so groß sein wie ein normaler Panther. Shila und Natsumi hatten aufgehört und sahen dem Treiben mit offenem Mund zu. Sie konnten gar nicht glauben, dass das die kleine, schwarze Katze war.

"Keine Sorge, töten kannst du mich eh nicht!" Sie lächelte angriffslustig und entblößte dabei ihre spitzen Zähne. "Ich dich allerdings schon!"

Widerwillig betrat Yuki den Boxring. Sofort wurde sie von Kibo angesprungen. Ihre scharfen Krallen bohrten sich tief in Yukis Schulter. Sie zuckte zurück und hielt sich mit der Hand auf die Wunde.

"Mensch! Das tut verflucht weh!", sagte sie entsetzt. Blut quoll aus der Wunde.

"Nicht Mensch! Ich bin ein Panther, falls du das nicht sehen solltest!" Kibo setzte abermals zum Sprung an, doch diesmal konnte Yuki ausweichen. Kibo stand nun mit dem Rücken zu ihr. Yuki nutzte sofort die Chance und fuhr ihre schwarzen Krallen aus. Sie bohrten sich ihren weg durch die schwarzen Lederhandschuhe. Yuki sprang auf sie los und als sie wieder Boden unter den Füßen hatte, hatte sie Kibo eine klaffende wunde am Rücken verpasst.

"Damit hast du wohl nicht gerechnet?", sagte Yuki triumphierend, hielt sich dann aber wieder die Hand auf die Wunde und in ihrem Gesicht spiegelten sich die Schmerzen wieder. Kibo schüttelte sich und schon waren die Wunden wieder verschwunden.

"Hast du damit gerechnet?", sagte sie zu dem verdutzten Mädchen. Die anderen beiden schauten ebenso überrascht.

"Warum schließt sich die Wunde bei dir so schnell und bei mir nicht?", fragte sie enttäuscht.

"Du bist nur ein Mensch! Ich hingegen ..." Sie setzte schon wieder zum Sprung an. "... bin eine Gesandte Gottes!" Yuki sprang auch, wollte ihren großen Pranken ausweichen, doch eine verletzte sie am Oberschenkel. Blut quoll heraus. Yuki erwischte einen Hinterlauf mit ihrem Schwanz. Sie fuhr die Stacheln aus und verletzte es schwer. Als Kibo aufkam, knickte sie mit dem verletzten Bein nach hinten ab. Yukis Bein knickte bei dem Schmerz auch um und sie knallte schmerzvoll auf den Hintern.

"Autsch!", rief sie gequält.

"Du kannst schon sehr gut damit umgehen!", sagte der Panther stolz. Dann stand sie auf drei Beinen, schüttelte das verletzte aus und die Wunden verschwanden.

"Geh jetzt und verbinde deine Wunden!", sagte sie und drehte sich nicht um. Sie stand mit dem Rücken zu den drei Mädchen. Shila half Yuki aus dem Boxring. Yuki stützte sich auf sie und hüpfte ihr auf einem Bein hinterher zu einem Stuhl. Dort setzte sie sich. Shila suchte nach Verbandszeug hinter der Theke. Wenig später fand sie einen weißen Kasten mit einem roten Kreuz oben drauf. Sie nahm ein paar Binden und Pflaster heraus, stellte das Kästchen wieder zurück und ging mit dem Verbandzeug zu Yuki.

"Shila, komm her!", brüllte Kibo.

Natsumi sprintete schnell zu ihr und Yuki und übernahm das Verbinden von Yukis Wunden. Zögernd ging Shila zu Kibo in den Ring.

"Mich kannst du nicht so leicht überraschen. Yuki war unvorbereitet. Ich hab gesehen, wozu du fähig bist.", sagte sie mutig und stellte sich gegenüber von Kibo in Kampfposition.

"Das werden wir noch sehen.", sagte Kibo und lächelte bösartig. Dann sprang sie auf, drehte sich in der Luft zu dem Mädchen um und holte mit den Pranken aus. Shila jedoch duckte sich und griff Kibos Schwanz, als sie über sie flog. Die Anführerin schleuderte sie ein paar Mal im Kreis. Als sie sie wieder losließ, knallte Kibo mit voller Wucht mit dem Kopf gegen einen der Eckpfeiler. Benommen stand die Raubkatze wieder auf und schüttelte den Kopf.

"Mit deiner Kraft kannst du jedenfalls schon ganz gut umgehen.", sagte sie, als sie wieder klar im Kopf war, um auch schon wieder anzugreifen. Sie rannte nun auf sie zu, hob die Pranken, um sie im Gesicht zu treffen, doch das misslang. Stattdessen griff Shila die Pranken, warf die Katze einmal über ihren Kopf, sodass Kibo mit voller Wucht mit dem Rücken auf den harten Boden knallte. Kibo war diesmal einige Sekunden bewusstlos, bevor sie die Augen wieder öffnete und sich drehte. Sie lag nun auf dem Bauch und bemühte sich schwerfällig wieder auf die Beine.

"Shila, du kannst gehen. Du bist gut genug." Kopfschmerzen quälten die große schwarze Katze. Unheimliche Kopfschmerzen. Sie ging ein paar Schritte und schwankte dabei.

"Geht's dir gut?", fragte Shila besorgt.

"Ja ja, es geht schon."

"Natsumi, willst du heute auch noch mit Kibo trainieren?"

Sie schwenkte ab.

"Kibo, wir machen für heute besser Schluss. Du siehst nicht gut aus! Es ist auch schon spät."

Kibo verwandelte sich wieder in die kleine, schwarze Katze zurück. Shila nahm sie auf den Arm und verließ mit den anderen das Fitness-Studio. Sie standen davor. Kibo schwenkte einmal mit der kleinen Tatze und alles schien wieder wie vorher zu sein.

"Kommst du so nach hause?", fragte Natsumi, die Yuki stützte.

"Ja, wird schon gehen. Ich hoffe nur, dass die Wunden morgen nicht mehr so schlimm aussehen.", sagte sie und lächelte tapfer.

"Ich würd dich auch nach hause bringen.", sagte Natsumi als Yuki versucht auf eigenen Beinen zu stehen.

"Lass mal, ich schaff das schon, außerdem ist es ja nun auch nicht wieder so weit. Ich bin auch mit Rad. Da tut's dann vielleicht nicht so doll weh." Sie drehte sich von ihnen weg, humpelte zu ihrem Fahrrad, schloss es ab und kam wieder zu ihnen. Sie stützte sich nun auf ihr rotes Sportrad. Dann verabschiedete sie sich mit Küsschen von Natsumi und Shila. Sie schaffte es nach einigen Versuchen dann doch noch aufs Rad und strampelte los. Licht machte sie nicht an. Mittlerweile hatten sich ihre Augen an die herrschende Dunkelheit gewöhnt.

Shila und Natsumi hatten den gleichen Weg, schließlich wohnte Natsumi nur eine Tür weiter in dem Mehrfamilienhaus.

"Schau mal, Kibo ist eingepennt. So sieht sie doch viel niedlicher aus."

Natsumi schaute die kleine Katze an und lächelte zustimmend.

"Hast du Laika eigentlich wieder bei deiner Oma gelassen?"

"Ja, es ist besser so. Während der langen Schultage ist sie bei der Hitze dort besser aufgehoben. Da kann sie wenigstens ungestört draußen rumlaufen."

11.Kapitel - Der Morgen danach/Eine alte Bekannte

6 Uhr zeigte ihr Wecker an. Er begann zu piepen und das Piepen wurde immer lauter. Im Halbschlaf tastete sie nach dem nervigen Ding und stellte es aus. Kurz darauf kam ihr Vater rein. Er stellte das Radio an. Dann verschwand er auch schon wieder.

"Guten Morgen Neo-Tokyo. Morgenstund' hat Gold im Mund! Also auf auf und startet in die neue Woche. Es ist mal wieder Zeit, das Geld zu verdienen. Heute wird es wieder unglaublich warm, also zieht euch nicht allzu viel an! Jetzt geht's erstmal weiter mit Musik." Nach der unverschämt gut gelaunten Ansage des Moderators, dudelte es Reggae Musik.

Japan und Reggae? Ich frage mich, wer sich diesen Schwachsinn mal wieder ausgedacht hat. Sie drehte sich noch einmal im Bett um.

5 Minuten später stürmte dann auch schon wieder ihr Bruder zur Tür herein.

"Du ka-anst!", sagte er und hinter ihm fiel auch schon die Tür knallend ins Schloss.

Sie gähnte. Dann öffnetete sie doch die Augen. Sie gähnte schon wieder. Bin ich müde! Sie schaute einmal kurz zu dem Körbchen, dem provisorischen Bett von Kibo, unter ihrem Nachttischchen. Sie hatte ein Tuch davor gehängt, damit sie nicht gleich von ihrer Familie gesehen wird. Dann gähnte sie noch einmal. Sie streckte und reckte sich. Letztendlich blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als aufzustehen. Sie wollte ja nicht zu spät kommen. Müde und fast noch im Halbschlaf stapfte sie ins Bad.

Nach 10 Minuten kam sie auch schon wieder zurück. Sie fühlte sich auch schon deutlich besser. Kaltes Wasser im Gesicht bewirkt doch wahre Wunder. Sie ging nocheinmal zu Kibo. Die schlief immer noch. Plötzlich sah sich Shila wieder dem großen Panther entgegen, der Yuki gestern so schwer verletzt hatte. Was wohl Yukis Eltern zu ihren Verletzungen gesagt haben? Sie schüttelte ihre blonde Mähne und verwarf die Gedanken wieder. Sie zog ihr Nachthemd aus und feuerte es aufs Bett. Dann ging sie zum Schrank, suchte sich Unterwäsche heraus, zog diese an und ging dann zum Schreibtischstuhl, über dem ihre Schuluniform lag. Sie zog das blaue Kleid mit den gelben Streifen an der Seite über den Kopf. dann kämmte sie sich noch schnell die Haare und lief in den passend dazu blauen Kniestrümpfen, die auch jeweils einen gelben Strich an der Seite hatten, in die Küche. Dort saß bereits ihr Familie und aß. Mit einem tiefen Gähnen setzte sie sich zu ihnen. Dann schnappte sie sich den Früchtejoghurt, riss ich auf und schüttete sich ein paar Cornflakes hinein. Knirschend aß sie dann.

"Was liegt heute an?", fragte ihr Vater, während er von einem Brötchen mit roter Marmelade abbiss. Ihr Bruder schüttelte den Kopf. Sie auch. Als wenn ich ihm das sagen würde, dass wir heute ne Arbeit oder so was schreiben. Genüsslich schleckte sie den Löffel ab und stellte den leeren Becher bei Seite. Dann schnappte sie sich 2 Scheiben Toast und beschmierte sie mit Butter, um dann 2 große Scheiben Schinken drauf zu legen.

"Eine Scheibe reicht doch vollkommen zu!", sagte ihr Mutter.

"Das schmeckt man doch gar nicht. Bei 2 Scheiben merkt man doch erst, dass da was drauf ist!", sagte sie und teilte die übereinander gelegten Brote einmal in der Mitte durch. Dann packte sie die beiden Stullen in eine Tüte, trank ihren Tee und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Sie konnte ihren Eltern ja kaum sagen, dass sie das als kleinen Imbiss für Kibo gedacht hatte. Ihre Eltern waren strikt dagegen, ein Haustier anzuschaffen. Auch jetzt, wo Kibo ja nun einmal da war, dürfte sie die kleine Katze bestimmt nicht behalten.

Nachdem sie in ihrer Schultasche ein wenig Platz gemacht hatte, hob sie vorsichtig die immer noch schlafende Kibo hinein. Sie ging zur Tür, schlüpfte in ihre Sandalen, nahm ihren Schlüssel vom Brett und ging hinaus.

"Tschü-ü-üss!", rief sie noch, bevor die Tür hinter ihr zu knallte. Dann ging sie zu der Nachbartür und klopfte. Shila hörte Geräusche hinter der Tür. Wahrscheinlich sucht sie wieder mal ihren Schlüssel, dachte Shila schmunzelnd. Dann öffnete sich die Tür endlich.

"Du bist ja selbst heute pünktlich, obwohl wir die halbe Nacht trainiert haben.", sagte sie erstaunt. "Dad, ich geh jetzt.", rief sie in die Wohnung, dann schloss sie die Tür hinter sich und sie gingen zusammen durch das Treppenhaus, holten ihre Räder aus den Kellern und fuhren los.

"Wie gut, dass es nicht mehr die alten Schultaschen sind", sagte Natsumi. "So können wir die schweren Taschen auf dem Rücken tragen und mit Sporträdern statt Alten-Omi-Fahrrädern-mit-Körbchen zur Schule düsen."

Shila nickte zustimmend. "Sag mal, hast du dein Mathebuch mit?"

"Ja, natürlich! Wie könnte ich denn das wichtigste Buch vergessen?", fragte sie empört. Dann prusteten sie laut los vor Lachen.

"Hast du deins etwa nicht mit?"

"Nee, das passte nicht mehr rein!", sagte Shila grinsend.

"Hast du etwa?"

Sie nickte. "Ich konnte sie doch nicht zu hause lassen, wenn meine Mutter sie gefunden hätte, die hätt sie gleich davon gescheucht!"

15 Minuten später waren sie in der Schule angekommen. Diese bestand aus 2 Hauptgebäuden und einer großen Sporthalle. Sie stellte ihre Räder an den Zaun neben der Bank, an de ihre Freundinnen schon warteten.

Shila fiel sofort auf, dass Yukis Wunden weg waren.

"Hey Yuki, ist ja alles weg!?"

"Jepp, ich war ganz froh drüber, so haben es meine Eltern zumindest nicht bemerkt.", sagte sie erfreut.

"Ach, sind die etwa mal wieder da?", fragte Natsumi. Sie konnte einfach nicht verstehen, dass Yukis Eltern sie so oft alleine lassen. Wie kann man das der einzigen Tochter nur antun? Sie schwatzten noch weiter, während sie nach dem Klingelzeichen in das Schulgebäude rein gingen. Es waren 3 Aufgänge. Yuki ging gleich den ersten hoch. Die anderen beiden gingen bis hinter zum letzten. Dort gingen sie ein Stockwerk höher. Sie hatten Mathe mit ihrer Klassenleiterin. Selbst jetzt in der 10. hatten sie noch mit dieser inkompetenten Lehrerin. Diesmal kam sie ganz furchtbar aufgeregt in die Klasse.

"Ruhe! Ruhe!", rief sie, um das laute Schwatzen zu übertönen. Shila stellte ihre Tasche auf den Tisch. Sie sah nach Kibo. Och man, die schläft ja immer noch! Solange hätte ich auch gerne noch gepennt, sagte sie und ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Sie saß mit Natsumi in der letzten Reihe Mitte. Außen an den Fenstern war jeweils nur eine Bank, an der 2 Schüler sitzen konnten. In der Mitte standen jedoch 2 Tische zusammen geschoben. Natsumi saß auf der einen und sie auf der anderen Bank.

"Ruhe! Nun seid doch mal still!", sie klatschte mit dem Lineal auf einen der vorderen Tische, an dem keiner saß. Sofort war Stille, doch sobald sie sich umdrehte, ging das Gebrabbel wieder los. Doch dann wurde es langsam ruhiger, als die Schulklingel wieder ihre nervigen Töne von sich gab.

Was ist denn nun schon wieder? Hat die grad den Zigarettenjackpot gewonnen?"

Shila konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Natsumi hatte öfters solche Sprüche auf Lager. Doch als sie den bösen Blick von Frau Shimazu sah, verstummte sie und lachte innerlich weiter. Das Grinsen konnte sie sich allerdings nicht verkneifen.

"Wir haben heute eine neue Schülerin bekommen. Es ist zwar nicht üblich, mitten im Schuljahr die Schule zu wechseln, aber sie ist gerade hierher gezogen. Warum? Das wird sie euch bestimmt noch erzählen.", sagte sie plötzlich wieder lächelnd. Dann wendete sie sich ab, ging zur Tür und öffnetete diese. "Du kannst jetzt hereinkommen, Samantha." Ein blondes Mädchen betrat das Klassenzimmer. Sofort fiel Shila das Amulett auf, das das Mädchen um den Hals trug. Es war weiß mit schwarzen Streifen.

"Sie ist es!", flüsterte sie zu Natsumi.

"Wer?"

"Die vierte Kriegerin!"

Natsumi schluckte und betrachtete die Blonde genauer. Sie sah nicht gerade japanischen Ursprungs aus. Eher westlich. Europäisch oder so.

"Klasse! Dies ist Samantha Mishita."

Wieder ging ein Brabbeln durch die Klasse.

"Such dir einen Platz und setzt dich. Wir wollen weitermachen. Am beten du kommst nach dem Unterricht noch mal zu mir, damit ich weiß, was du in der Schule gemacht hast und was nicht." Sie grinste das Mädchen an. Als Samantha sich von ihr wegdrehte und suchte, wo sie denn noch einen Platz finden könnte, verzog sie angewidert das Gesicht. Die Jungs in der Klasse waren sehr angetan von dem westlichen Mädchen. Sie versuchten sie neben sich zu kriegen. Ein jeder rief sie.

"Hey, setz dich doch hierher."

"Nein, komm zu mir!", ging es die ganze Zeit. Doch dann winkte Shila sie zu sich und zeigte auf den leeren Platz neben sich.

Das Mädchen schaute sie nachdenklich an. Irgendwo her kannte sie diese Person. Aber es war auf jeden Fall erstmal besser, als neben einem dieser notgeilen Typen zu sitzen.

"Ich werde das gleich in den Sitzplan und das Klassenbuch eintragen.", sagte die Lehrerin und setzte sich an ihren Schreibtisch.

Samantha setzte sich neben Shila und packte ihren Matheblock und die Federtasche aus.

"Erkennst du mich?", fragte Shila neugierig.

"Irgendwie schon, aber ..."

"Wir waren zusammen im Kindergarten "Mai Tai". Shila Teikoo!"

sie schaute Shila von oben bis unten an und überlegte. Dann da plötzlich fiel es ihr wieder ein. Sie schlug sich an die Stirn.

"Ja, na klar!", freudig umarmte sie Shila. Die grinste glücklich.

"Wo warst du denn die ganze Zeit? Du bist ja eher aus dem Kindergarten raus.", fragte Shila neugierig.

"Müssen wir nicht aufpassen?"

"Ach, das dauert noch!", schwenkte sie ab.

"Das hab ich ja noch nie erlebt. Bei mir waren immer strenge Regeln, egal wo ich war."

"Wo warst du denn nun?", Natsumi klinkte sich nun auch in das Gespräch der beiden ein.

"Ich bin übrigens Natsumi.", sagte sie noch und reichte ihr freundschaftlich die Hand. Samantha nahm dankend an und lächelte.

"Also nach 3 Jahren in Amerika, einem Jahr in Frankreich und 5 Jahren in Deutschland sind wir nach Australien gezogen ... und nun bin ich wieder hier!"

"Mensch du bist ja echt viel herumgekommen!", staunte Shila und ließ sich in den Stuhl zurückfallen.

"Kennt ihr euch etwa?", fragte Frau Shimazu neugierig. Sie schien mit dem Eintragen fertig zu sein.

Shila nickte.

"Aber unterhalten könnt ihr euch trotzdem nach dem Unterricht!" Sie warf Shila einen warnenden Blick zu. Schließlich wusste sie, dass Shila gerne schwatzte.

12.Kapitel - Die 4.Kriegerin

Endlich war Hofpause, dachte Shila und ging neben Sam hinter ihren anderen Freundinnen zu der Bank, wo sie heute Morgen schon ihr Rad abgestellt hatte. Einige setzten sich auf die Lehne der Bank und stellten die Füße auf den eigentlichen Sitzplatz. Zwei dieser Sitzplätze konnten Shila und Sam ergattern.

"Nun stell uns doch mal deine Freundin vor!", rief eines der Mädchen.

"Ja, ok! Also das ist erstmal Alizea, die mit den schwarzen Haaren und dem düsteren Blick ist Harumi, dann sind da noch Naoki und hier neben mir sitzt Yuki. Mädels, das hier ist Sam!", sagte sie und präsentierte ihnen ihre neue alte Freundin. Die anderen quetschten sie auch gleich über ihre Lebensgeschichte aus. Sam hatte ja auch viel zu erzählen. Die Fragerei und das Erzählen setzten sich bis zum Schulschluss fort. Dann läutete die Glocke zum letzten Mal für den Tag.

"Bist du eigentlich mit Rad hier?", fragte Shila während sie ihr eigenes abschloss. Sam nickte.

"Du wohnst ja ganz in der Nähe von mir und Natsumi. Wir können ja auf'm Weg noch ein bissel reden.", sagte Shila fröhlich.

"Ich muss leider in die andere Richtung. Treffen wir uns heute Nachmittag wieder im Park?"

"Klar!", sagte Shila und verabschiedete sich von ihrer Freundin.

Nach dem sie etwa 5 Minuten unterwegs waren, schoss es Shila plötzlich durch den Kopf.

"Oh, Gott!" Sie hielt mitten auf dem Weg an. Natsumi wäre ihr fast hinten rein gefahren. Sam hatte einige Meter vor ihr auch angehalten und drehte sich erschrocken um.

"Was ist denn los?", fragte sie.

Shila antwortete nicht. Stattdessen schob sie ihr Rad vom Weg weg. Ihr Weg führte durch ein Altenheim. Dort waren am Wegesrand überall Bänke aufgestellt, falls sich die älteren Herrschaften etwas mit dem Weg übernommen hatten, konnten sie sich dort ausruhen.

Shila lehnte ihr Rad gegen einen Mülleimer neben der Bank und setzte sich. Die anderen beiden taten es ihr gleich. Dann holte sie die schon vor Wut kochende Katze aus ihrer Tasche. Dazu ihr Frühstück. Sie hatte nichts gegessen, so hoffte sie Kibo mit 2 Scheiben Schinken wieder beruhigen zu können.

"Weißt du wie schwierig es ist, ruhig zu bleiben, wenn einem der Magen knurrt?", knurrte sie sie böse an, aber so, dass es sonst niemand hören konnte.

Auch Sam kramte plötzlich in ihrer Tasche herum. Sie holte einen kleinen getigerten Kater hervor. Sie kramte auch gleich weiter und ignorierte die bösen Blicke des Katers.

"Simba, es tut mir so wahnsinnig leid!" Sie holte noch einen Napf hervor und schüttete etwas Katzenfutter hinein. Dann stellte sie es dem Kater futterbereit auf den Boden. Der Kater sprang nach einem kurzen Knurren auf den Boden und fraß in kürzester Zeit den Napf leer.

"Der ist ja niedlich!" Shila konnte es sich nicht verkneifen den kleinen Kater zu streicheln. Sam erstaunte das sichtlich.

"Das ist ja merkwürdig! ... Sonst lässt er niemanden an sich heran. Die, die es versucht hatten, sind dann mit Kratzern weggegangen!"

Kibo war nun, nachdem sie den Schinken herunter geschlungen hatte, sehr interessiert, was den Kater anging. Sie musterte ihn von oben bis unten, da entdeckte sie den Pfotenabdruck auf dem linken Hinterlauf.

"Wie lange ist er schon bei dir?" Erschrocken drehten sich die Mädchen zu der kleinen schwarzen Katze um. Vor Erstaunen brachte Sam kein Wort heraus.

"Wir arbeiten schon seit fast 3 Jahren zusammen.", schnurrte der Kater und lies sich weiter von Shila am Kopf kraulen.

"Hab ich's doch gewusst! Du bist die noch fehlende Kriegerin!", sagte Shila und schnippte mit den Fingern.

Erstaunt blickte sie Sam an. Nach einigen Minuten wurde daraus ein Lächeln.

"Wie schön, dann muss ich mich ja nicht mehr verstellen. Ich freu mich so!", sagte sie erleichtert und umarmte Shila.

"Dann sind wir ja komplett!", sagte Natsumi schließlich.

"Wer gehört denn alles dazu?"

"Naja, Natsumi, du, ich und Yuki.", beantwortete Shila ihre Frage.

"Haben die anderen schon ihre Partner bekommen?", fragte Simba neugierig.

Kibo schüttelte ihr schwarzes Köpfchen. "Sie sind erst seit ein paar Tagen dabei."

"Wie jetzt, Partner?", fragte Natsumi neugierig.

"Naja, nach einer gewissen Weile, wenn die da oben es für richtig erachten, dann ..."

"Hey, tut mir leid, aber wir müssen jetzt los." Hektisch packte sie den Napf wieder ein und hob auch Simba vorsichtig in ihre Tasche. "Wir sehen uns ja dann im Park, soviel ich verstanden hab?"

Shila nickte.

"An der Stelle? Am Brunnen?"

"Jepp!", bestätigte Shila nochmals. "Weißt du noch, wo das ist?"

Sam nickte und stieg auf ihr Rad, dann winkte sie nocheinmal und fuhr los.

"Na, dann lass uns auch mal.", sagte Shila und schmiss das Brot, weil Kibo es nicht gegessen hatte und sie selbst es auch nicht mehr wollte, in den Mülleimer. Dann nahmen Natsumi und sie ihre Räder, Kibo sprang zurück in die Tasche und sie fuhren heimwärts.

"Also wie war das jetzt mit den Partnern?", hakte Natsumi nocheinmal nach.

Kibo steckte ihr Köpfchen durch eine Öffnung in der Tasche und erzählte.

"Also, wenn die da oben denken, ihr seid so weit, dann wird jeder von euch ein Partner zugesendet. So wie das auch bei Sam war. Aber ich kann euch nicht sagen, wovon das abhängt.", dann zog sie sich wieder in die Tasche zurück, damit die Leute sie nicht sehen.

13.Kapitel - Yukis Partner

Am Nachmittag hatten sich die Mädchen wieder am Brunnen versammelt. Yuki wurde von Shila auf den neuesten Stand gebracht und diese freute sich riesig, dass sie nun endlich komplett waren. Sam hatte von Shila auch schon das Buch erhalten. Diese war nicht sonderlich glücklich über ihre "Überraschung".

"Wozu soll ich denn das alles pauken? Ich bin doch auch so ganz gut zurechtgekommen, also wozu?"

"Es gibt aber auch noch Dämonen, die mit Zauberformeln oder einer bestimmten Taktik ausgeschaltet werden müssen.

Langsam wurden es immer weniger Leute im allseits so beliebten Takipark. Sie merkten, dass es wieder Arbeitswoche war, da hatten die Leute nicht sehr viel Zeit. Es wurde ruhiger. Vögelzwitschern und das Rauschen der Blätter im Wind war zu hören. Die Mädchen genossen die schön warme Sommerbriese. Sie saßen am Brunnenrand, ließen die Beine kurz vor dem Boden baumeln und träumten vor sich hin.

"So, nun könnt ihr euch verwandeln!", sagte Kibo.

"Aber warum denn? Heute war ein furchtbar anstrengender Schultag und so lange nix passiert, brauchen wir uns doch auch nicht zu verwandeln."

"Das Training war schon hart genug!", stimmte ihr Yuki zu.

"Gönn uns doch mal einen Tag Ruhe!", forderte Natsumi.

Kibos linkes Auge begann zu zucken. Sie senkte den Kopf, dann hob sie ihn wieder und funkelte die drei bösartig an.

"Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid? Wie wollt ihr denn gegen Oni siegen, wenn ihr nicht täglich trainiert?", brüllte sie. Die Mädchen schreckten zurück, doch Natsumi holte gleich zum Gegenschlag aus.

"Ich lass mir doch von ner kleinen, schwarzen Katze nix sagen!"

Sam und Simba drehten sich vor Scham weg und tauschten mitleidige Blicke. Das kann ja noch heiter werden, dachten sie.

"Dann mach ich halt mal den Anfang.", sagte Sam und sprang vom Brunnenrand. Simba blieb jedoch auf dem Rand sitzen. Sie stellte sich vor die Mädchen, sprach die Zauberformel und verschwand im gleißenden Licht. Die anderen schauten ihr verblüfft nach. Wenige Sekunden später stieg sie aus der Lichtsäule. Ihre blonden Haare waren nun weiß durchsetzt mit schwarzen Strähnen und zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Ihr einarmiges Oberteil hatte das gleiche schwarz-weiß gestreifte Muster wie ihr Rock, die Stiefel und ihr Schwanz. Der andere Ärmel, der jedoch nicht am Oberteil befestigt war, war ebenfalls mit diesem Muster versehen. Auf dem rechten Oberschenkel war der gleiche Pfotenabdruck wie auf dem Hinterlauf von Simba abgezeichnet. Simba wurde ebenfalls für kurze Zeit von einer Lichtsäule umschlossen. Als das Licht verschwunden war, war er auf die Größe eines normalen Tigers angewachsen.

"Du bist aber schnell gewachsen!", sagte Yuki erstaunt.

"Genauso wie Kibo gestern Abend!", ergänzte Shila schnell.
 

Mist! Jetzt sind die schon zu viert und die eine hat schon ihren Partner. Stärkere Dämonen sind da von Nöten! Wieder griff Gero zu seinem Mini-Notebook und tippte. Kurz darauf erschienen gleich 4 unheimliche Gestalten hinter ihm.

"Ihr wünscht, großer Gero?", sagten sie im Chor.

"Macht sie fertig!", befahl er, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.

Die Dämonen machten eine ehrwürdige Verbeugung und rauschten an ihm vorbei, sodass sein langes, schwarzes Gewand nach vorne geschleudert wurde genauso wie seine langen, schwarzen Haare, die er zu einem Zopf zusammengefasst hatte.
 

Die Mädchen wurden von der langsam untergehenden Sonne geblendet und merkten erst spät, zu spät, dass sie angegriffen wurden. Die Dämonen stürmten aus dem grellen Sonnenlicht hervor und drückten die Mädchen zu Boden. Fast blind wehrten sie sich gegen die Angreifer, doch sie konnten so nur wenig ausrichten. Lediglich Sam konnte ihren Angreifer von sich stoßen und so wieder auf die Beine kommen. Sie schleuderte ihn gegen einen Laternenpfahl, sodass er fürs erste benommen am Boden lag und sie sich in Kampfposition bringen konnte. Kibo verwandelte sich angesichts der bedrohlichen Situation auch wieder in den großen, schwarzen Panther. Sie und Simba versuchten nun den anderen drei Mädchen zu helfen. Der Tiger sprintete zu Yuki, während Kibo Natsumi half. Shila konnte sich aus eigener Kraft befreien und stand schwer atmend nun Rücken an Rücken mit Sam.

"Du musst dich verwandeln!", befahl ihr Sam. Stockend keuchte Shila die magischen Worte und verwandelte sich in kürzester Zeit. Noch während der Verwandlungsphase sprang ihr Angreifer sie an, doch sie konnte ihn mit einem Faustschlag ins Gesicht wieder von sich wegschleudern.

Yuki und Natsumi konnten sich auch endlich verwandeln, während Kibo und Simba die anderen beiden Dämonen beschäftigten. Doch die beiden hielten den Angriffen nicht lange stand, sodass sie sich wieder zurückziehen mussten und den auserwählten Kriegern das Feld überließen. Doch diese konnten nicht so schnell reagieren und wichen den Hieben und Tritten der Dämonen vorerst aus. Die Mädchen wurden nun von den Dämonen zusammengedrängt. Sie standen Rücken and Rücken und keuchten vor Erschöpfung.

"Was sollen wir nur tun?", fragte Yuki verängstigt. Obwohl ihre äußerlichen Verletzungen verheilt waren, war sie innerlich noch etwas angeschlagen von dem gestrigen Kampf mit Kibo.

"Ich würd' mal sagen, angreifen!", schlug Sam vor. Natsumi stimmte ihr nickend zu. Die beiden wollten gerade losstürmen, als Shila, die zwischen den beiden stand, sie mit dem Armen zurückdrückte.

"Wartet! Die Viecher kommen mir irgendwie bekannt vor..."

"Etwa aus den Büchern?", fragte Yuki hoffnungsvoll.

"Hast du da etwa schon reingeguckt?" Ungläubige Blicke bekam Shila da von ihrer gefleckten Freundin zugeworfen.

"Diese hohe Stirn, die kleinen Augen ... Ich komm noch drauf!", sagte sie ungeachtet Natsumis Worte. Angestrengt grübelte sie.

"Nun sag schon! Die wollen uns nämlich pünktlich zum Abendessen!", drängte sie Sam.

"Ja, klar!", rief Shila und schnippte mit dem Finger. "Die sehen genauso aus wie diese Grabbles, die ich vor einer Woche in dem neuen Fighting Game im Club fertig gemacht hab!"

die anderen fielen fast aus allen Wolken, als Shila ihre Erkenntnis stolz präsentierte.

"Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ..."

"...diese Dinger mit denen aus einem Spiel zu vergleichen sind?", beendete Sam Natsumis Frage.

"Bei denen war jedenfalls der Schwachpunkt das Genick. Also wenn wir ihnen das Genick brechen, sind se vielleicht tot!?", sagte sie schulterzuckend.

Die anderen schauten sie ungläubig an.

"Hey, es ist wenigstens ne Idee!", sagte sie verteidigend.

Natsumi überlegt kurz und stürmte dann los. Der Dämon ihr gegenüber merkte nur, dass sie verschwunden war, wusste aber nicht wohin. Hastig blickter er sich um.

"Hier bin ich!" Natsumi stand mit dem Rücken zugewandt hinter ihm und betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. Das letzte, was er sah, war ihr fieses Lächeln, dann schnürte sie ihm auch schon mir ihrem gefleckten Schwanz die Kehle zu und brach ihm gleichzeitig das Genick. Noch ehe sein lebloser Körper den Boden berührte, zerfiel er zu Staub.

Entgeistert blickten sie sowohl die Dämonen als auch ihre Freundinnen an.

"Du hattest Recht!", sagte Natsumi zu Shila während sie den Staub zu analysieren schien. Ihre Freundin nickte nur. Sie brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fangen.

"Sam und ich schaffen es auch alleine, geh du Yuki beistehen.", rief sie Natsumi zu. Diese

nickte und sprintete an Yukis Seite

"Soll ich dir ein bisschen zur Hand gehen?", sagte sie lächelnd.

Shila sah zu den beiden rüber, doch da wurde sie auch schon von dem Dämon, der sie vorher schon an den Boden gedrückt hatte, angegriffen. Er packte sie an den Armen und drückte sie an einen der umstehenden Bäume. Shila schrie auf, als sie mit der Wirbelsäule den Stamm rammte. Da sie ihre Arme nicht bewegen konnte und in der Luft hing, stieß sie den Dämon mit den Füßen in den Magen. Er stieß einen kehligen Laut aus, ließ sie jedoch nicht los, sondern drückte sie nur noch stärker an den Stamm. Shila mobilisierte noch einmal all ihre Kräfte und schwang die Beine um seinen Hals. Mit ein paar kurzen Fußbewegungen konnte sie ihm endlich das Genick brechen. Sie fiel mit dem Hintern auf den grasigen Boden. An ihr bröckelte der Staub herab, da wo vorher noch seine Arme sie an den Baum fesselten.
 

Sie sind gut. Sie sind wirklich gut! Grübelnd verschwand Geros finstere Gestalt aus der obigen Welt zurück in die Dunkelheit.
 

Sam hatte ihren Gegner ebenfalls mit Leichtigkeit in Staub verwandelt. Nun war nur noch Yukis Dämon da. Sie hatte ganz schön zu tun. Zwar wich sie seinen Schlägen und Tritten gekonnt aus, schaffte es selbst jedoch nicht ihn zu treffen. Auf Natsumis Hilfe hatte sie verzichtet, denn schließlich kann ihr später auch niemand mehr helfen! Nun ergab sich endlich eine kleine Chance. Der Dämon passt einen Augenblick nicht auf. Er blickte sich nach seinen Kumpanen um, die nur noch Staub waren. Yuki nutzte diese Unaufmerksamkeit aus, schlang ihren schwarzen Schwanz um seinen dicken Hals, fuhr die Stacheln aus und trat mit dem rechten Bein in seinen Brustkorb, sodass sein Körper weggeschleudert wurde. Den Kopf hatte sie allerdings noch auf ihrem Schwanz zu liegen, bevor er sich in Staub auflöste. Schnell schüttelte sie diesen angewidert ab. Von ihren Freundinnen und den beiden Katzen, die ihrem Kampf angespannt verfolgt hatten, erntete sie riesigen Beifall. Sie waren überrascht von Yukis Können. Sie selbst war auch ziemlich überrascht. Doch noch mehr erstaunte sie, dass auf einmal ihr Pfotenabdruck, der unter dem Oberteil hervorschaute, zu leuchten begann. Das Licht wurde immer intensiver und strahlte bis zum Himmel. Immer weiter und weiter. Dann schien sich das Licht jedoch irgendwo am Himmelszelt zu brechen und strahlte zurück auf die Erde vor Yukis Füßen. Umrisse eines katzenartigen Wesens erschienen im grellen Licht. Die Umrisse wurden immer deutlicher. Dann verschwand das Licht genauso schnell, wie es gekommen war, und zurück blieb ein kleiner schwarzer Kater, der auf der Brust einen silbrigen Pfotenabdruck hatte. Verblüfft blicken ihn alle an. Vor allem Yuki starrte ihn mit offenem Mund an.

"Ist das etwas...?", stotterte sie.

"Jepp, ich bin ab jetzt dein Partner. Ich wird an deiner Seite kämpfen und Dämonen zerfleischen. Wir werden durch dick und dünn gehen und uns geheime Geheimnisse erzählen und fern sehn und Spiele spielen und ..."

"Nu is aber gut, Yamba!", herrschte ihn Kibo an. Umgehend war der kleine Kater still und senkte den Kopf. Kibo verwandelte sich wieder zurück und ging zu ihm und Yuki hinüber.

"Du hast jetzt &#8531; mehr Kraft als vorher und ihn zur Unterstützung.", sagte sie zu ihr. "Andere mussten länger dafür arbeiten.", schob sie etwas abwertend nach. Missmutig senkte Yuki den Kopf.

Yamba blickte zur rechten Seite, hielt den Kopf aber immer noch gesenkt. Er erblickte Shila und Natsumi. Er sah aus den Augenwinkeln zu Kibo, diese widmete sich immer noch Yuki, sodass er vorsichtig zu den anderen beiden hinüber schlich. Sie waren immer noch überrascht und betrachteten den Kater dementsprechend. Er setzte sich vor die beiden hin und sie senkten ihm interessiert die Köpfe entgegen.

"Ihr solltet euch mal mehr anstrengen! Die anderen beiden warten da oben ungeduldig auf ihren Einsatz. Squarrel und Nash sind noch versessener aufs Kämpfen als ich. Also bitte ein bisschen mehr Einsatz von euch beiden!", sagte er in einem leicht schimpfendem Ton. Ungläubig sahen sich die beiden Freundinnen an.

Ungeduldig stand Yamba wieder auf und ging weder hinüber zu Yuki. Als er ihn die bösen Blicke von Kibo trafen, senkte er wieder den Kopf und ging umso schneller an ihr vorbei. Er sprang auf Yukis Schulter und schmuste sich an ihren Hals.

"Lass uns nach Hause gehen. Ich hab tierischen Kohldampf. Da oben kriegt man ja nix Vernünftiges. Ich hoffe deine Eltern mögen mich. Ich bin stubenrein, verschmust ... Es gibt nichts, was man nicht am mir mögen könnte!", sagte er und gähnte. "Müde bin ich auch!"

Yuki zuckte mit den Schultern. "Was soll ich da noch machen? Wir sehn uns ja dann morgen.", sagte sie und drehte sich auch schon um.

"Jaja...wir sehn uns morgen.", rief Shila leise hinterher. Verblüfft blieben die anderen zurück und blickten Yuki und dem äußerst gesprächigen Neuankömmling nach.

"Lass uns jetzt auch gehen, Shila!", sagte Kibo.

"Wir werden dann auch mal gehen. Ich kann schon Simbas Magen knurren hören.", sagte Sam, hob die Hand zum Abschied und ging in die entgegengesetzte Richtung mit Simba. Im Gehen verwandelte sie sich wieder zurück und auch Simba nahm seine ursprüngliche Größe wieder an. Traurig blickte Shila ihr nach. Als Natsumi die Hand auf ihre Schulter legte, nickte sie und beide legten ihr "Pussy"-Outfit ab und machten sich mit Kibo auf den Heimweg.
 

Wieder im Mehrfamilienhaus angekommen, standen die drein nun vor Natsumis Wohnungstür.

"Ich bin noch allein. Du hast ja wenigstens Kibo, aber ich ...", sagte sie traurig.

"Hast du etwa Laika schon vergessen?" Shila klopfte ihr aufmunternd auf den Rücken. Natsumi nickte tapfer und verschwand mit einem zarten Lächeln hinter der Tür.

Shila schlich leise in ihr Zimmer. In der ganzen Wohnung war es dunkel. Als sie ihr Zimmer betrat und das Licht anmachte erschrak sie.

"Mom! Dad!", rief sie entsetzt. Ihre Eltern saßen auf ihrem Bett und schauten sie vorwurfsvoll an.

"Ich hab gedacht, ihr schlaft schon."

"Das haben wir von dir auch gedacht!", sagte ihr Dad streng.

"Wo warst du die ganze Zeit?", brüllte sie ihre Mom an.

Shila überlegte schnell.

"Bei Samantha Mishita. Sie ist gerade wieder hergezogen. Erinnert ihr euch an sie? Wir haben uns so viel zu erzählen gehabt und dabei total die Zeit vergessen!", versuchte sie ihre Eltern zu beruhigen.

"Aha! Und wer ist das?" Ihre Mom zeigte auf die kleine, schwarze Katze zwischen Shilas Füßen. "Du weißt ganz genau, dass wir keine Haustiere wollen."

"Du willst keine!", sagte sie trotzig. "Ich wollte schon immer ein Haustier haben!" Vorsichtig nahm sie Kibo auf den Arm und streichelte sie auf dem Kopf.

"Sie heißt Kibo und ist mir zugelaufen. Ich kümmere mich auch um sie!"

Ihre Mom wollte schon aufspringen und ihr eine Ohrfeige verpassen, doch ihr Dad hielt sie zurück.

"Wir reden morgen darüber!", sagte er und stand auf. Ein Lächeln blitzte über Shilas Gesicht, was man von ihrer Mom nicht gerade sagen konnte. Sie warf ihrer Tochter einen warnenden Blick zu und ging aus ihrem Zimmer. Ihr Dad folgte ihr, streichelte vorher aber noch der Katze über den Rücken. Dann machte er hinter sich die Tür zu.

Shila seufzte und ließ Kibo wieder runter. Dann warf sie ihre Sachen ab, zog die Schlafsachen über und ging ins Bett. Sie schlief sofort ein. Kibo war genauso erschöpft von dem Tag. Beide fielen in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
 

Yuki und Yamba konnten nicht einschlafen. Sie redeten und redeten. Es war bereits nach Mitternacht.

"Und du bleibst jetzt für immer bei mir?"

"Na klar! Für immer und ewig! Ich lass dich doch nicht alleine in die nächste Welt übertreten.", sagte der Kater grinsend.

Yuki streichelte und kraulte ihn. Die beiden lagen auf ihrem Bett. Yamba hatte einen großen Platz auf dem Kopfkissen für sich beansprucht, aber das machte ihr nichts aus.

"Deine Eltern haben gar nicht gemerkt, dass du wiedergekommen bist. Warum nicht?"

Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Bedrückt drehte sie sich von ihm weg und nahm auch ihre Hand von seinem Kopf.

"Naja, sie müssen viel arbeiten. Sie sind auch viel unterwegs. Eigentlich sind sie auch nur am Wochenende da und selbst dann sind sie beschäftigt."

"Aber jetzt bin ich ja da. Du bist nicht mehr allein!", sagte Yamba leise. Freudig drehte sich Yuki wieder zu ihm, doch er war schon eingeschlafen. Sie zog die Decke etwas höher und schlief zufrieden ein.
 

Bedrückendes Schweigen herrschte bei den Teikoos am Frühstückstisch. Shila stocherte in ihrem Müsli rum.

"Willst du der Katze nicht auch was geben? Die hat doch bestimmt auch Hunger?", durchbrach ihr Dad das Schweigen. Rin wurde sofort hellhörig.

"Was denn für ne Katze? Wieso hat Shila ne Katze? Häh?" Doch niemand antwortete ihm.

"Kibo schläft noch, aber ich werd ihr was mitnehmen und nach der Schule auch was für sie kaufen. Also richtiges Katzenfutter. Ne Schüssel mit Wasser hab ich auch dabei.", antwortete Shila kühl. Doch es freute sie, dass Kibo anerkannt wurde zumindest von ihrem Dad.

"Das hört sich an, als hättest du die schon länger!?", sagte er und biss erneut von seinem Marmeladenbrötchen ab.

"Seit ungefähr 2 Wochen!", sagte sie und stand auf. Sie nahm ihre Schulschnitte, etwas zu Trinken aus dem Schrank und ging zurück in ihr Zimmer.

"Waaas?", rief ihre Mom empört. Shila hörte, aber ignorierte es. Als sie dann kurze Zeit später wieder herauskam, hatte sie sich bereits fertig gemacht

"Fräulein, wir sind noch lange nicht fertig!", sagte ihr Mom böse.

"Ich muss zur Schule! Natsumi wartet.", rief sie noch, bevor die Haustür wieder ins Schloss fiel.
 

Natsumi und Shila waren nun bei Sam angekommen. Sie hatte ihrer Freundin bereits ihre schlechte Laune erklärt und klingelte nun bei Sam.

" ... ja und deswegen sie die jetzt sauer auf mich und dann noch die Sache mit Kibo ... Ah, guten Morgen. Ist Sam bereit für die Schule?", sagte sie, als sich die Haustür öffnete. Da verbesserte sich auch schlagartig ihr Gesichtsaudruck. Doch es war nur eine aufgesetzte Maske. So konnte sie schnell die Menschen um sich herum täuschen, doch nicht Natsumi. Sie kannte ihre Maske und durchschaute sie leicht.

"Mensch Shila, du bist aber groß geworden! Als ich dich das letzte Mal gesehen hab, gingst du noch mit Sami zusammen in den Kindergarten.", sagte Frau Mishita erfreut. "Sam!!", brüllte sie in die Wohnung.

"Ich sehe, sie haben wieder ein ähnliches Haus wie damals."

"Ja, es ist sogar das gleiche wie damals. Wir sind sehr glücklich, dass es wieder frei stand. Der Vormieter hat nichts verändert..."

"Mom, ich bin fertig.", rief Sam, als sie den Flur entlang lief und ihre Mom unterbrach.

"Bye!", sagte sie noch und klopfte ihr auf die Schulter. Dann zog sie die beiden Mädchen schnell von der Tür weg.

"Sie hätte euch am liebsten noch mehr erzählt.", sagte Sam grinsend.

"Jaja, sie ist immer noch so gesprächig wie damals.", bemerkte Shila ebenfalls grinsend.
 

"Na endlich Pause!", seufzte Natsumi und ließ sich auf die Bank fallen.

"Ich wär fast eingeschlafen! Aber dann kam ja zum Glück endlich das erlösende Pausenklingeln.", seufzte Sam hinterher und nahm neben ihr Platz.

"Zwei Stunden nacheinander sind auch echt hart! Dürfen die uns überhaupt so behandeln? Immerhin zahlen unsere Eltern deren Gehälter!" Die miese Stimmung vom Morgen war bei Shila schon wieder verschwunden.

"Die Schule lenkt gut von Problemen ab!", sagte Natsumi zu ihr. Shila nickte. Sam sah die beiden fragend an. Shila winkte als nebensächlich ab. Yuki lächelte nur glücklich in die Runde. Yuki, Sam und Shila holten ihre blinden Passagiere aus ihren Taschen hervor und setzten sie auf den Boden. Dazu holte jede noch eine Schüssel und etwas zu Essen für sie hervor. Sam schüttete in jede Schüssel etwas Wasser.

"Oh, wo habt ihr denn die süßen Kätzchen her?" Alizea kam sofort angebraust und bückte sich zu den dreien herunter. Sie wollte auch gleich eine nach der anderen knuddeln, doch Sam und Yuki nahmen ihre fressenden "Kätzchen" hoch mit der Begründung, sie hätten etwas gegen Fremde.

"Und was ist mit der?", fragte sie und deutete auf Kibo.

"Mach doch.", sagte Shila achselzuckend. Sie konnte den bösen Blick von Kibo schon spüren, doch sie ignorierte es.

Nun kamen auch Harumi und Naoki. Stolz präsentierte Alizea ihnen die schwarze Katze auf ihrem Arm.

"Du nun wieder.", sagte Harumi genervt. Doch Naoki stürzte sich auch gleich auf Kibo und tätschelte sie am Kopf. Kibo gefiel dies überhaupt nicht, doch sie tat auch nichts zur Vermeidung davon. 'Selbst Schuld!', dachte Shila nur. Harumi setzte sich neben Sam auf die Bank.

"Wieso bringt ihr eure Haustiere mit zur Schule?", fragte sie gelangweilt.

"Warum nicht?", sagte Sam kurz.

Simba versuchte sich aus Sams Griff zu lösen und tapste neugierig zu Harumi. Diese ließ den gestreiften Kater nur widerwillig auf ihren Schoß Platz nehmen. Zaghaft streichelte sie Simba. Alizea und Naoki waren zu sehr mit Kibo beschäftigt, als das sie es bemerkten. Sam war erstaunt über das Verhalten ihres Partners. So ließ er sonst niemanden an sich heran außer ihr.
 

Erneut ertönte das Klingelzeichen. Die Schülermassen quollen aus den Gebäuden. Einige gingen zu ihren Fahrrädern, andere zu den eigenen Autos oder Motorrollern, wieder andere gingen in kleinen Grüppchen zu Fuß nach Hause.

"Ich muss noch Katzenfutter kaufen!", sagte Shila, während sie ihr blau-schwarzes Rad abschloss.

"Ja, ich auch.", sagte Yuki freudig.

Sam und Natsumi stimmten zu und gingen mit ihnen gemeinsam zu dem Supermarkt hinter der Schule.

"Lasst die beiden lieber draußen, sonst bekommt ihr noch Ärger.", bot Natsumi an.

"Ich hätte gerne Fisch und Geflügel.", sagte Kibo, als Shila sie vor Natsumis Füße setzte.

"Ich auch.", sagte Yamba leise.

"Geht klar!", lächelte Shila ihnen entgegen.

Natsumi hatte Kibo auf den Arm genommen und kraulte sie liebevoll.

"Ich möchte auch endlich jemanden haben! Laika lässt sich lange nicht mehr alles gefallen. Sie kommt langsam in die letzten Jahre."

"Was passiert eigentlich mit dir, wenn die anderen beiden da sind?", fragte Sam neugierig.

Kibo überlegte eine Weile. Sie schien sich dagegen zu sträuben, ihr zu antworten.

"Das wüsste ich auch gerne!", stimmte Natsumi Sam zu.

"Also wenn ihrs unbedingt wissen wollt. Ich werde wieder nach oben gehen." Sie sprang von Natsumis Arm. "Und dann wird ich sie endlich wieder sehen und mich nicht mit euch abgeben.", brüllte sie die beiden an. "Undankbar seid ihr! Was ich nicht schon alles für euch getan habe.", schrie sie weiter und drehte sich von ihnen weg.

"So haben wir das nicht gemeint!", versuchte sie Sam zu beruhigen und bückte sich zu ihr herunter, um sie zu streicheln. Kibo wollte sich gerade umdrehen und Sam attackieren, doch da machte es PLING! und die Türen vom Supermarkt sprangen auf.

"Wir haben ganz viel Zeug für euch gekauft!", rief Shila vergnügt hinter den beiden vollen Tüten hervor. Auch Yuki hatte die eine oder andere Kleinigkeit für ihren Stubenpanther gekauft und trug mühselig selbst zwei Plastiktüten. Mit einem UFF! stellte Shila die beiden Tüten ab.

"Da hätten wir zum Beispiel Futter, Katzenspielzeug und natürlich das Wichtigste nicht zu vergessen ein Katzenklo!", johlte Shila.

14.Kapitel - Das Dämonische Quartett

In der Unterwelt angekommen hatte Gero seiner Herrin schon ausführlichst Bericht erstattet. Er hockte vor ihr in demütiger Haltung und sie hörte sich das ganze mit einer immer finsterer werdenden Miene an.

"...und deswegen brauche ich nun doch das Quartett um sie zu vernichten und euch ihre Energie zu bringen."

"Du hast nun schon wiederholte versagt, Gero! Durch deine schlechte Vorgehensweise wurden sie noch stärker und sind sogar schon zu viert. 2 von ihnen haben sogar schon ihre Ratten. (Gero hat Yambas Ankunft noch nicht bemerkt.) Diese Gören haben mich schon viel zu viel Energie, Zeit und Dämonen gekostet ... Meinetwegen, ich werde sie zu dir schicken. Aber...sollte auch nur einem etwas geschehen oder einer zu anderen Seite überlaufen ... Du kennst deine Strafe! Also denk daran, sie sind dafür äußerst anfällig, besonders in diesem Alter!", sie verdrehte ihre dunklen Augen und stütze den Kopf in die rechte Hand.

"Nun verschwinde!", sie machte eine wedelnde Handbewegung mit der anderen Hand. Sofort verschwand Gero.
 

In dem Waldstück, von dem er aus die Mädchen immer beobachtete und ihnen Dämonen auf den Hals hetzte, tauchte er wieder auf. Nervös schaute er zu dem Brunnen herüber, doch niemand war zu sehen. Auch seine bestellten Kämpfer waren noch nicht da. Der Platz vor ihm war gerade so gut belebt, dass eine Konfrontation mit ihren neuen Gegnern perfekt gewesen wäre. Naja, so lange sie noch nicht da sind, könnte ich ja ein bisschen Energie für Oni bergen. Gedacht, getan! Er ließ ein paar Dämonen aus seinem Notebook springen und hetzte sie auf die Menschenmassen. Böse grinsend schaute er dem wilden Treiben zu. Es erfreute ihn sichtlich, die Schreie und verzweifelten Menschen, die vor Angst durcheinander liefen, zu betrachten. Kurz darauf tauchten hinter ihm 4 dunkle Gestalten auf.

"Ach, seid ihr auch schon da?", sagte er leicht verärgert. Doch die Menschenjagd amüsierte ihn zu sehr, als das er sich wirklich wütend zeigen konnte. Von dem Anführer vernahm er nur ein böses Lachen.

"Du kannst froh sein, dass wir überhaupt da sind! Ich hatte gerade so eine angenehme Zeit.", fügte er noch mit einem zweideutigen Lächeln hinzu. Obwohl sie nicht älter wie 16 oder 17 aussahen, strahlten sie mehr Bösartigkeit aus als Gero. Sie trugen eine Art Rüstung, die aus einem starken Brustpanzer, metallenem Schulterschutz und Beinschienen über den Stiefeln bestanden. Dazu kamen ein langer Umhang aus Leder und eine abgewetzte Hose. Ihre Haare ragten leuchtend in die Luft und auch ihre Augen strahlten eine enorme Boshaftigkeit aus.

"Wollen wir uns auch ins Getümmel stürzen?", fragte er seine Kumpanen. Diese lächelten zustimmend.

"Naja, könnte aufregender sein!", sagte einer von ihnen.

"Aber warum nicht? Machen wir was draus.", sagte ein anderer. Der Dritte hielt sich zurück. Zielstrebig gingen sie zum Gemetzel über. Der Anführer zog sein Schwert aus der Scheide und zerteilte ohne große Mühe einen vorbeilaufenden Mann. Als die anderen dies bemerkten, schrieen und kreischten sie umso mehr. Einige ausgesaugte Leichen lagen auf dem Platz aber auch im Gras und auf den Bänken. Die anderen Dämonen ließen sich von den Neuankömmlingen nicht beeindrucken, machten nur eine würdigende Bewegung und gingen dann wieder zu ihrer Tätigkeit zurück. Das Quartett beteiligte sich genüsslich an dem Gemetzel.

"Hey!", brüllte plötzlich eine weibliche Stimme hinter ihnen. Der blonde Anführer drehte sich etwas überrascht um.

"Ihr könnt doch hier nicht einfach Leute ... umbringen!", sagte Shila. Sie wirkte zwar entschlossen, doch innerlich zitterte sie. Die anderen 3 Jungs drehten sich nun auch um und ließen von den umherlaufenden Menschen ab.

"Die sehen nicht aus wie Dämonen. Hast du die schon mal gesehen?", fragte sie leise Sam. Doch diese schüttelte den Kopf. Sehr zum Verdruss von Shila. "Das ist schlecht. Das ist sogar ganz schlecht!", sagte sie leise zu sich. Dann wendete sie sich wieder den Gegnern zu

"Also gut, wir wollen hier kein Rätselraten spielen. Machen wirs kurz. Wer seid ihr? Was wollt ihr? Wie können wir euch am schnellsten kalt machen? ... Wer zum Teufel seid ihr?"

Was für ne Braut, dachte er.

"Also ein Hi, wäre ja auch schon mal nicht schlecht gewesen. Außerdem...", er verschränkte die Arme vor seinem Brustpanzer, "...warum sollte ich dir antworten?"

"Naja..."sie geriet ins Trudeln, "...da ihr ja irgendwie zivilisiert wirkt, zumindest mehr als diese anderen Dämonen, wüsste ich gerne, wen ich kalt mache!", sagte sie wieder entschlossener mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

"Naja, ich will mal nicht so sein. Ich bin hier der Boss, Bao, der hier neben mir ist Keichi, der da mit dem Irokesenschnitt ist Leori und der da hinten mit der Leiche auf dm Arm ist Kane. Reicht dir das? Achja, was wir wollen...Jungs, was wollen wir eigentlich?"

"Metzeln!", rief Leori.

"Frauen!", ergänzte Kane. Bao lächelte.

"Da hast dus. Willst du noch mehr wissen, außer wie man uns kalt machen kann? Wär doch unklug, wenn ich dir das sagen würde, meinst du nicht?" Er ging langsam auf sie zu. Die anderen 3 blieben zurück und beobachteten sein Agieren. Er wendete immer dieselbe Masche bei weiblichen Gegnern an.

Er kam immer näher. Natsumi, Sam und Yuki wichen zurück. Shila blieb jedoch standhaft. Allerdings begann ihr innerliches Zittern langsam nach außen zu dringen. Bao umging sie langsam. Er fasste ihr Haar an und ließ es wieder zurück fallen. Er streichelte ihr Kinn und hob ihren Kopf sachte an.

"Und wer, wenn ich fragen darf, bist du?"

Shila begann zu lächeln. Dann nahm sie seine Hand von ihrem Kinn und drehte mit Leichtigkeit seinen Arm auf den Rücken. Mit zusätzlicher Kraft drängte sie ihn auf die Knie.

"Diese Info brauchst du nicht mehr, denn wir werden euch ganz schnell kalt machen!", sie klang siegessicher, doch da teleportierte sich Bao unter ihr weg, um vor ihr wieder mit strahlendem Lächeln zu erscheinen.

"Was sagt man dazu? Soviel hab ich dir gar nicht zu getraut!" Shila war sichtlich überrascht.

Plötzlich ertönten kehlige Schreie aus dem Hintergrund. Verwirrt drehte sich Bao um, denn dies waren nicht die Schreie von Menschen. Simba zerfetzte gerade den letzten der Saugdämonen. Er, Kibo und Yamba hatten sich um diese gekümmert, während Shila und die anderen das Quartett abgelenkt hatten. Doch er drehte sich lächelnd wieder zu ihr.

"Schlau bist du ja. Aber hast du auch mehr zu bieten als das gerade eben?"

Da erschien plötzlich Gero mit einem höhnischen Lachen.

"Du sollst hier nicht dumm rumlabern, sondern sie töten! Also tu deinen Job!", brüllte er Bao an. Doch dieser stieß ihn zur Seite, sodass er wieder freie Sicht auf Shila hatte.

"Ich bin nicht dir unterstellt, also halt dein Maul!" Gero wollte etwas erwidern, doch Bao hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Gero teleportierte sich wieder vor Shila.

"Ich bin der erste Diener Onis, du bist nur einer ihrer Spielzeuge! Und nun tu, was ich dir befehle!" Dann gab Gero wieder den Blick auf Shila frei, indem er in der Luft zu schweben begann.

"Worauf wartet ihr noch? Tötet sie alle!", befahl er von oben herab.

"Pass auf! Sie sind äußerst gefährlich!", brüllte Kibo Shila zu.

"Wer mischt sich denn da noch ein? Dich kenn ich doch irgendwo her." Gero flog zu Kibo. "Na klar, vor 20 Jahren oder so hab ich doch deine Partnerin erledigt. Ich hab dich schon die ganze Zeit gesucht, dachte du wärst schon lange verreckt. Wir haben da doch noch ne kleine Rechnung offen?!" Er öffnete sein Gewand oberhalb seines Körpers und entblößte eine riesige Narbe quer über seine Brust.

"Steht dir gut! Mehrere davon würden dein hässlichen Anblick bestimmt auch noch verfeinern.", sagte Kibo lächelnd. "Komm doch noch ein bisschen näher, damit ich sehen kann, wo ich dir am besten noch eine Narbe zufüge, meine Augen lassen nämlich schon nach." Unbemerkt holte sie mit ihrer großen, schwarzen Pranke aus und wartete.

Voller Hochmut kam er nun wirklich näher. Als er nah genug war, schlug sie zu, doch er hielt ihren Schlag ab, packte ihre Pranke und schleuderte sie weg. Sie flog einige Meter und knallte gegen den Brunnen.

"Es kommt mir ja fast so vor, als wolltest du sterben!", sagte er höhnisch und schwebte zu ihr herüber. Shila wollte hinterher rennen und ihn aufhalten, doch sie wurde von Bao zurückgehalten.

"Hey, ich will mit dir spielen!", sagte er.

"Ich spiele, mit wem ich will!", rief sie und fast schon reflexartig stieß sie ihm mit der Faust ins Gesicht, daraufhin ließ er sie los und taumelte zurück. Shila sprintete Gero hinter her. Dieser hielt die bewusstlose Kibo am Hals hoch in die Luft. Sie sprang hoch und trat ihm mit voller Wucht in den Rücken. Doch er schien nichts gespürt zu haben.

"Lass es!", keuchte Kibo.

"Du hast eh keine Chance!", fügte Gero hinzu.

Geschockt ging Shila einige Schritte zurück. Die anderen Mädchen starrten Gero geschockt an. Die Jungs schauten dem Spiel gelangweilt zu. Leori und Kane setzten sich auf eine Bank und schienen fast einzuschlafen.

Kibo schien wieder ein bisschen Kraft in sich aktivieren zu können. Sie packte Geros Arm mit ihren großen Pranken und kratze wild knurrend darauf rum. Das Blut floss in dünnen Strömen herab auf die Erde. Gero verzog keine Miene. Kibos Kräften ließen jedoch wieder nach. Erschöpft ließ sie die Pranken wieder sinken.

"Nun töte mich schon ...du Aas!", schnaubte Kibo. Rote, dünne Ströme flossen aus ihren Ohren und aus ihrer Nase. Gero drückte ihre Kehle nicht weiter zu, dennoch hatte sie Probleme mit dem Atmen. Dann verlor sie das Bewusstsein. Gero zögerte, doch dann hob er die andere Hand und zielte mit dem Zeigefinger auf ihren Brustkorb. Ein heller Lichtstrahl schoss heraus und trat hinter Kibo wieder aus. Kibo regte sich nicht mehr. Er ließ den leblosen Körper zu Boden fallen. Shila war noch mehr geschockt als ihre Freundinnen. Sie konnte weder heulen noch sich bewegen. Sie war wie erstarrt. Gero stellte sich vor sie und blickte sie abwertend an.

"Willst du auch gleich noch sterben?"

Doch sie blickte ihn nur fassungslos an. Er verlor die Geduld und gab ihr eine Ohrfeige, die Shila aus ihrer Erstarrung löste. Wütend und mit Tränen in den Augen blickte sie ihn an.

"Das war dein Todesurteil! Vielleicht noch nicht heute, aber irgendwann werde ich dich zur Strecke bringen! Darauf hast du mein Wort!"

"Ach, Miezchen, da krieg ich aber Angst.", sagte er lächelnd. Shila wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, doch er hielt ihre Hand von seinem Gesicht weg.

"Na na, wer wird denn gleich. Spar dir deine Kräfte und versuch erstmal ihn zu töten, bevor du dich an mir versuchst!" Er stieß sie weg und sie landete genau in Baos Armen.

"Oh, da is ja mein Schmusekätzchen wieder.", sagte er und tätschelte ihr den Kopf. Shila war zwar überrascht, doch sie reagierte schnell. Sie winkelte ihren Schwanz um sein Bein und zog es weg, sodass Bao sie losließ und nach hinten fiel. Die Jungs prusteten vor Lachen. Bao fand das Ganze gar nicht lustig und warf ihnen einen warnenden Blick zu, der sie wieder verstummen ließ. Das riss nun auch Sam, Natsumi, Yuki, Yamba und Simba aus ihrem tranceartigen Zustand. Shila rannte zu dem toten Körper. Das Mädchen sank vor ihm auf die Knie und versuchte Kibo noch irgendwie ins Leben zurück zu holen, doch es gab keine Reaktion von dem großen Panther. Wenige Minuten, nachdem Yuki über dem Körper weinend nieder gesunken war, fing er an zu leuchten und Kibo nahm ihre ursprüngliche Gestalt wieder an. Yuki hörte auf zu weinen. Mit Tränen in den Augen sah sie zu wie der kleine Körper sich ganz und gar auflöste und in den Himmel stieg. Es dämmerte bereits und sie und die anderen sahen wie die leuchtenden Punkte, die einmal ihre Freundin waren, wie Sterne das Himmelszelt nochmals erhellten und dann verschwanden. Zurück blieben die Dämmerung und die traurigen Mädchen mit ihren Partnern. Shila dachte noch eine Weile nach, bevor sie aufstand und zu ihren Freundinnen ging.

Gero war wieder in luftige Höhen entschwunden und betrachtete ihr Verhalten.

"Hey, was ist mit unserem Kampf?", rief Bao ihr zu.

Shila drehte den Kopf, blickte ihn jedoch nicht an.

"Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Ich halte mein Wort, darauf kannst du dich verlassen!", dann drehte sie sich wieder weg und ging den anderen Kriegerinnen und Partnern voraus. Sie folgten ihr in einigem Abstand.

"Boss, wir müssen sie verfolgen!", rief Kane und wollte ihnen hinter her, doch er wurde von Bao zurückgehalten.

"Lass uns auf die nächste Runde warten!", sagte er und blickte nach oben zu Gero.

"Was steht denn nun noch an?", fragte er genervt.

Gero schwebte zu ihnen herunter.

"Schon mal was von psychischer Kriegsführung gehört, Bao?" Höhnisch lachte er und verschwand.

"Psychische Kriegsführung?! Mal was Neues. Besonders bei ihnen stelle ich mir das äußerst interessant vor!", Baos Mundwinkel verzogen sich zu einem dämonischen Lächeln.
 

"Majestät, es läuft alles nach Plan. Auch wenn die Saugdämonen heute vernichtet wurden, wenn das Quartett das nächste Mal kämpft, sind sie zu sehr beschäftigt, als dass sie sich auch noch um eure Energielieferanten kümmern könnten." Gero hockte wieder demütig vor dem Thron seiner Herrin. Sie nickte.

"Gut! ... Es wäre auch Schade um dich gewesen, Gero." Sie winkte ihn weg.

"Kylie!", rief sie, nachdem Gero verschwunden war. Kurz darauf erschien ein blauer, weiblicher Dämon vor ihr in demütiger Haltung.

"Mach die Truppe fertig! Setz dich außerdem mit Gero in Verbindung. Er soll dir ein Zeichen geben, wenn diese Gören beschäftigt sind!"

"Ja, Herrin!", sagte sie und wollte verschwinden.

"Ach Kylie, noch etwas."

"Ihr wünscht?"

"Wenn du nicht im Einsatz bist, beobachte Gero und das Quartett! Unauffällig!"

Die blaue Dämonin nickte und verschwand.

15.Kapitel - Neue Bekanntschaften

"Ob wir mal wieder einen ruhigen Tag haben werden?", fragte Natsumi erschöpft.

"Ich glaube, dass wird erst wieder sein, wenn wir diesen Typen und diesem komischen Vogel ein Ende gemacht haben.", antwortete Shila ihr.

"Und wann wir das sein?", fragte sie wieder.

Shila zuckte ratlos mit den Schultern. Die Freundinnen hatten sich wieder einmal an ihrem Stammplatz, dem Brunnen, versammelt. Yamba und Simba spielten mit Laika im Wasser, während die Mädchen ihre Füße zum kühlen hineinhielten. Obwohl es schon Ende August war, schien es immer heißer zu werden. Immer wieder sind sie gegen das Quartett angetreten, doch es endete jedes Mal zu deren Gunsten. Die Mädchen mussten sich, obwohl sie hart trainierten, immer wieder geschlagen geben und zurückziehen, da sie sich gleichzeitig immer noch um die Saugdämonen kümmern mussten. Sie waren mit der Situation hoffnungslos überfordert.

"Außerdem hab ich gerade besseres vor, als an die zu denken. Lass mir wenigstens meine Träumerei, Natsumi!", sagte sie genervt und blickte verträumt in den blauen Himmel.

"Sie tut's schon wieder!", flüsterte Natsumi Sam und Yuki zu.

"Ich find's total süß!", sagte Sam träumerisch.

"Wenn ich einen Typen auf diese Weise kennenlernen würde, dann würde ich auch die ganze Zeit vor mich hinträumen.", fügte sie noch hinzu.

"Lasst sie doch!", schritt Yuki in ihr albernes Verhalten ein.

"Kann mich nicht auch so ein süßer Typ umrempeln? Herr Gott, lass das doch bitte auch mir zukommen.", sagte Sam und blickte betend in den Himmel.

Shila bemerkte ihre Unterhaltung und meldete sich nun auch zu Wort.

"Ihr seid ja bloß neidisch!", sagte sie und streckte ihnen die Zunge entgegen.

"Er sieht doch super aus und außerdem hat er sich ja auch entschuldigt!"

"Aber das er genau in unsere Klasse kommt, muss Schicksal sein.", schwärmte Sam weiter.

"Ich find's total nervig, dass er sie die ganze Zeit anstarrt und Briefchen zusteckt! Muss das denn sein?" Natsumi verdrehte vollkommen genervt die Augen.

"Ich find das soooo süß!", jaulte Sam. Shila ergriff ihre Hände, schaute ihr verliebt in die Augen und träumte mit ihr zusammen von weiteren romantischen Geschehnissen.

"Wenn er mich doch nur endlich fragen würde...", seufzte Shila.

"Dann müssen wir eben ein bisschen nachhelfen!", sagte Sam entschlossen. "Morgen werden wir einen Angriff starten!"

"Ja! Ja! Jaaaa!", grölten die beiden.

"Uahhh... Ich fühl mich wie im Kindergarten!", rief Natsumi aus und ließ den Kopf in die Hände sinken. Yuki klopfte ihr mitleidig auf den Rücken.

"Das wird schon wieder!", tröstete sie die verzweifelnde Natsumi.

Plötzlich drang Geschrei zu ihnen. Sie reagierten blitzschnell, verwandelten sich ungesehen, Natsumi band Laika an und sie stürmten los.

"Könnt ihr uns nicht mal in Ruhe lassen?", fragte Shila hoffnungsvoll.

"Nein! Erst wenn wir euch erledigt haben, aber ihr rennt ja immer weg wie feige Hühner." Bao lachte höhnisch.

Das ging Natsumi gehörig auf den Sender und sie wollte losstürmen, doch Shila hielt sie zurück.

"Wie gehabt?", fragte sie den Anführer. Er nickte. Daraufhin begaben sich Sam und Simba zu Leori, Natsumi zu Kane, Yuki und Yamba zu Keichi und sie zu Bao.

Shila ging gleich zum Angriff über. Genauso hatte sie es die letzten Male auch gemacht. Diesmal versuchte sie es jedoch mit einem Fußkick in Baos Juwelen. Er sank auf die Knie und sie schlug ihm mit dem Stiefel den Kopf wieder nach oben, sodass er nach hinten wegfiel. Bao erholte sich allerdings schnell wieder und setzte zum Gegenangriff über. Wie auch die letzten Male. Shila sah sich schon wieder als Verlierer, dabei hatte sie in letzter Zeit wirklich hart trainiert.
 

Auch Sam, Simba und Leori lieferten sich einen brutalen Kampf. Beide Seiten steckten viel ein, doch bei ihr konnte man zumindest eine Chance auf einen Sieg erkenne. Was man bei Natsumi nicht sehen konnte. Trotz ihrer enormen Schnelligkeit konnte sie kaum etwas gegen Kane ausrichten. Bei Yuki und Yamba sah es dagegen ausgeglichener aus. Obwohl sie und ihr Partner schon blutende Wunden hatten und auch die ein oder andere gebrochene Rippe, kämpften sie weiter. Wenn nötig, bis zum umfallen. Keichi sah auch nicht mehr besonders standhaft aus. Er hatte viele Schläge und Tritte in den Magen abbekommen und konnte kaum noch gerade stehen. Alle 3 keuchten. Einige Sekunden ließen sie voneinander ab, doch dann gingen sie wieder zum Kampf über. Yuki nutzte die Gelegenheit und wickelte ihren Schwanz um Keichis Hals, um dann ihre Stacheln auszufahren. Keichi versuchte panisch den Schwanz von seinem Hals zu lösen. Kurz nachdem er es geschafft hatte und ihm das Blut am Hals herunterlief, setzten Yuki und Yamba zum Combo Angriff über. Yamba lenkte ich ab und Yuki stürmte von hinten an ihn heran. Als sie mit ihren hochgeklappten Armen seinen Rücken berührte, fuhr sie ihre dort versteckten Stacheln aus und rammte sie ihm hinein. Er lag am Boden und blieb vorerst auch dort.

Plötzlich erreichte ein Bellen Natsumis Ohren. Sie blickte sich um und sah Laika auf sie zustürmen. Sie versuchte mit Worten, ihre Hündin zur Umkehr zu bewegen, doch diese ignorierte sie. Kane bemerkte den ungebetenen Gast, richtete seinen Zeigefinger auf ihn. Ein Blitz schoss heraus und zerfetzte die treue Hündin. Fassungslos starrte Natsumi auf die Staubwolke.

"Och, war das etwa dein Hündchen?", sagte Kane mit gespielter Traurigkeit.

"Was...was hast du getan? Wie konntest du sie töten?" Sie starrte ihn fragend an, doch als Antwort bekam sie nur ein höhnisches Lächeln. Wut und Tränen drängten in ihr hoch. Die Tränen konnte sie zurückhalten, doch die Wut trieb sie an und erhöhte ihre Schnelligkeit, sodass sie Kanes Schwert greifen konnte und ihn mit einem harten Tritt in den Magen auf den Boden beförderte. Sie hielt die Spitze des Schwertes auf seine Kehle und lächelte.

"Na los, töte mich!", forderte er sie auf.

"Nein, ich will noch warten!"

"Auf was?"

"Bis ich dir haushoch überlegen bin! Dann werde ich dich quälen, dass du um deine Erlösung bettelst!"

"Große Worte für ein so jämmerliches Ding wie dich!", sagte er höhnisch lachend, doch er verstummte als Natsumi das Schwert klirrend fallen ließ.

"Ich hoffe wir sehen uns bald wieder ... bei deiner Beerdigung!" Sie ließ ihn verdutzt stehen und ging zu Shila. Kane blieb mit offener Kinnlade zurück.

Natsumi packte Bao im Genick. Sie war so schnell, dass er es nicht bemerkt hatte. Sofort ließ er von Shila ab. Erschöpft fiel diese zu Boden. Bao schaute zu Kane, der immer noch total überrascht war.

"Is ja okay, lass mich wieder los!", sagte er.

Yuki kam etwas humpelnd mit Yamba auf sie zu. Keichi lag noch halb bewusstlos am Boden. Yuki half der am Boden liegenden Shila hoch. Yamba stützte sie zusätzlich, obwohl er selbst kaum stehen konnte.

"Für heute ist es genug!", sagte Natsumi bestimmt. Bao wusste nicht so recht, was er machen sollte. Natsumi deutete auf Sam und Simba, die immer noch erbittert mit Leori kämpften. Leori gab langsam nach. Als Bao nichts tat, drückte Natsumi fester zu.

"Is ja schon gut! Leori hör auf!", rief er.

Verwirrt drehten sich alle drei zu ihnen um. Sam ließ die geballten Fäuste sinken und Leori sein Schwert. Fragend sah er seinen Boss an. Dieser machte eine schwenkende Kopfbewegung zu Keichi. Leori nickte und teleportierte sich zu ihm. Sam und Simba kamen Yuki und Yamba zu Hilfe.

"Lass uns gehen!", befahl sie Natsumi dem gepeinigten Bao. Er nickte zustimmend nach einem festeren Griff ins Genick. Natsumi ließ die anderen vorausgehen. Als sie weit genug waren, ließ sie Bao los und sprintete hinterher. Bao, Kane und Leori, der Keichi stützte, sahen ihnen verwundert nach.
 

"Shila...Shila...Shila!", rief eine ihr unbekannte Stimme.

Langsam öffnetete sie die Augen. Sofort kamen auch die Schmerzen zurück.

"Aaahh...", schrie sie auf und wurde wieder bewusstlos.
 

"Hey, seht doch mal, ich glaube, sie kommt wieder zu sich!"

Shila öffnete langsam und zaghaft ihre Augen. Zwei große, blaue Augen blickten ihr direkt ins Gesicht.

"Ah!", schrie sie erschrocken. Das Gesicht zuckte weg. Sie wollte sich erheben, doch sie wurde von jemandem davon abgehalten.

"Bleib lieber liegen, Shila!" Diese Stimme erkannte sie. Es war Natsumi, die sie an den Schultern wieder nach unten drückte.

"Du hast einiges abbekommen!", sagte sie weiter.

"Wo ... wo ... sind die anderen?"

"Die sind nach Hause gegangen."

"Und wo .. sind wir?"

"Bei mir zu hause!", sagte sie lächelnd.

"Darf ich nun auch?", fragte eine neugierige Stimme aus dem Hintergrund. Shila versuchte sich umzublicken, doch sie konnte ihren Kopf kaum bewegen, ohne Schmerzen zu haben.

"Du hast sie vorhin schon zurück ins Koma geschickt!", schimpfte Natsumi.

"Nein! Das war ich nicht!", versuchte sich die scheinbar weibliche Stimme zu verteidigen.

"Keine Sorge, ich fall nicht zurück ins Koma, dafür halten mich die Schmerzen viel zu wach.", versicherte Shila und versuchte tapfer zu lächeln.

"Wenn du meinst.", sagte Natsumi und half Shila hoch. Shila tastete mit den Händen die schmerzenden Stellen ab. Es waren bestimmt 2 oder 3 Rippen angeknackst. Ihr Bauch schmerzte und ihr Kopf auch. Dann blickte sie sich, die Hand schützend auf dem Bauch haltend, um. Sie waren wirklich in Natsumis Zimmer. Draußen war es stockdunkel.

"Ich hab deinen Eltern Bescheid gesagt, dass du heute hier übernachtest. War ganz schön schwierig! Die ließen sich nicht so einfach überzeugen. Ich hab gesagt, wir müssen was für die Schule machen, da haben sie dann aufgehört, Fragen zu stellen.", Natsumi klang sichtlich genervt. Shila lächelte mitfühlend.

"Mit wem hast du dich denn nun die ganze Zeit unterhalten?"

Natsumi zeigte nach unten zu Shilas Füßen. Shila kam aber nicht dazu nachzusehen, da plötzlich etwas nach oben geschossen kam und auf ihrem Schoß landete. Erstaunt blickte sie die kleine weiße Löwin an. Ihr gehörten die blauen Augen, die sie meinte im Traum gesehen zu haben. Diese sah den ratlosen Blick des Mädchens und ergriff die Initiative.

"Ich bin Squarrel und wir sind ab jetzt Partner!", sagte sie stolz.

Shila starrte sie immer noch fragend an.

"Kannst du das mal lassen?!", sagte Squarrel und senkte genervt den Kopf.

"Was denn?"

"Mich anzustarren!"

"Oh! Tut mir leid, ich bin nur etwas ... überrascht. Ich hätte nach dem heutigen Debakel nicht damit gerechnet. Immerhin hab ich verloren."

"Gerade deswegen! Du strengst dich nicht genug an!", sagte eine weiter weibliche Stimme aus dem Hintergrund. Eine gefleckte Katze kam hinter Natsumi hervor.

"Und wer bist du?", fragte Shila noch überraschter.

"Nash! Natsu-chans Partnerin natürlich!", sagte sie leicht arrogant.

"Ah...du passt genau zu ihr!", sagte Shila verlegen.

"Was soll denn das jetzt heißen?", fragten sie beide im Chor. Doch Shila winkte ab.

"Naja okay...dann lass uns ins Bett gehen. Ist immerhin schon ziemlich spät und wir müssen ja morgen in die Schule. Deine Sachen liegen neben dir auf dem Hocker."

Shila blickte sich um. Sie lehnte immer noch an der Wand, an der das Einzelbett von Natsumi stand. Dann entdeckte sie den Sachenstapel und ihre Schultasche.

"Wie bist du denn auch noch an meine Sachen gekommen?"

"Glaub mir, das willst du gar nicht wissen!"

"Doch! Doch!"

Natsumi schüttelte leidend den Kopf, sodass ihre hellbraunen Haare ihr Gesicht verdeckten.

Shila streckte schmerzvoll den Arm nach ihrem Nachthemd aus. Doch sie erreichte es nicht - wollte es nicht erreichen.

"Is ja schon OK! Ich geb's dir ja.", sagte Natsumi widerwillig und stand von der Matte auf dem Boden auf, auf die sie sich gerade gesetzt hatte. Sie übergab Shila das besagte Stück und ging wieder auf ihre Matte. Sie hatte schon ihren kurzen Schlafanzug, bestehend aus Shorts und Top, an und flüchtete wieder unter die dünne Decke. Nash nahm auf ihrem Kopfkissen Platz und murmelte sich ein. Shila zog schnell das Nachthemd über und zog die Decke bis zum Hals.

"Willst du wirklich da unten schlafen?"

"Jaaa! Ich kann dich verletzte Kuh ja nicht auf dem harten Boden schlafen lassen! Und nun sei endlich still, ich bin hundemüde!"

Squarrel sprang zur Tür und konnte nach einigen Sprüngen auch das Licht ausmachen. Danach sprang sie wieder zurück zu Shila, die sie unter ihre Decke ließ. Die kleine Löwin war nun auch bis zum Hals zugedeckt. Ihr Gesicht lag dem von Shila gegenüber. Die beiden flüsterten noch ein wenig bis Natsumi die geduld verlor und eine Latschen nach ihnen warf.
 

"Dein Dad ist wohl schon weg?", fragte Shila, während sie müde an ihrem Brötchen knabberte. Natsumi nickte, nachdem sie ihren O-Saft ausgetrunken hatte.

"Wie gut, dass wir ne Stunde frei haben, sonst wärst du wohl gar nicht ausm Bett gekommen?! Du bist ja immer noch total verpennt!"

Shila lächelte müde.

"Hey! Immerhin sind ihre Wunden über Nacht verheilt, das kostet nun mal Energie!", schritt Squarrel Shila verteidigend ein. Shila nickte.

"Stell dir vor, ich hätte so zur Schule gemusst! Was hätten denn die anderen gesagt oder gedacht? Schließlich können wir ihnen ja wohl kaum die Wahrheit sagen. Die würden uns für verrückt erklären."

"Für dich ist wohl eher wichtiger, was San-kun denkt?", fragte Natsumi mit einem eindeutig zweideutigen Unterton. Shila wurde rot.

"Hah! Erwischt!", sagte Natsumi stolz. Plötzlich schepperte es auf den Küchenfließen. Die beiden Mädchen schauten nach unten.

"Nun hört doch mal auf mit diesem albernen Quatsch!", meckerte Nash, die ihren Alufutternapf umher geworfen hatte.

"Lass sie doch.", sagte Squarrel beschwichtigend.

"Pfh!", gab diese nur zurück und drehte sich von ihnen weg. Daraufhin wandten sich die Mädchen wieder von ihnen ab.

"Wissen die anderen eigentlich schon von den beiden?"

"Nein, erst als wir wieder hier waren, sind sie erschienen."

"Dann können wir sie ja überraschen.", sagte Shila grinsend, dann steckte sie den letzten Haps von dem Brötchen in den Mund.

16.Kapitel - Freund oder Feind?

"Sag, mal ist das gerade in? Warum lauft ihr plötzlich alle mit ner Katze rum?", fragte Harumi genervt von der Verhätschelung der 4 Katzen durch Naoki und Alizea. Die beiden Mädchen waren so schnell bei den Tieren gewesen, sodass die Kriegerinnen ihre Partner nicht aus dem Schussfeld nehmen konnten. Bis auf Simba, der ab und zu die Krallen zeigte, wenn ihm etwas missfiel, ließen die anderen es geduldig über sich ergehen. Sie schauten zwar immer leidend zu ihren Frauchen, doch diese konnte mehr als ein Schulterzucken und Kopfschütteln als Antwort nicht geben. Irgendwann ist die Schule ja auch vorbei! Mit diesem Gedanken trösteten sich die leidenden Artgenossen.
 

Kylie beobachtete das Geschehen in Verkleidung einer Schülerin. Als sie genug gesehen hatte, verschwand sie.

Sie schwebte vor dem Häuserblock, indem das Quartett hauste, aber auch Shila und Natsumi mit ihren Familien wohnten. Dann hatte sie das richtige Fenster erreicht. Die Jungs saßen vor dem Fernseher. Bao schien nicht da zu sein auch von Gero war nichts zu sehen. Sie klopfte sachte ans Fenster, doch keiner der drei schien sie zu hören. Wütend klopfte sie stärker an das Fenster, sodass dieses fast zersprang. Dann konnte sich Kane endlich aus der Hypnose der Werbung lösen und machte ihr auf.

"Wo ist Bao?", fragte sie in einem zuckersüßen Ton. Die Wut schien wieder verflogen.

Kane zuckte mit den Schultern und antwortete: "Der hat gesagt, er kommt später. Keine Ahnung, wo der is." Gelangweilt ließ er sich wieder auf die Couch neben Leori sinken. Keichi lag auf dem Boden und las druckfrische Mangas.

"Ich warte solange hier.", sagte sie während sie sich auf einen Hocker an der barähnlichen Wohnküche setzte. Doch keiner der Jungs schien sie noch zu beachten. Da stieg in ihr auch schon wieder die Wut hoch, doch sie schluckte sie wieder runter, waren ihr diese Idioten doch egal. Solange es Bao gibt, gibt es zumindest einen vernünftigen Typen für sie in der Unterwelt.

Ungefähr eine Stunde und 3 Sendungen später öffnete sich die Tür und Bao kam herein. Sofort fiel sein Blick auf die hübsche Dämonin.

"Zum Teufel, Kylie! Was machst du denn hier?", rief er erfreut und umarmte sie.

"Na auf dich warten. Wie schon das letzte Mal."

"Oha, immer noch so bissig! Aber das mag ich ja auch so an dir.", sagte er grinsend.

"Hey Leute, macht mal die olle Glotze aus und begrüßt die böse, böse Kylie!" Doch von den dreien kam nur ein müdes "Hey." Boa wurde wütend und ließ daraufhin den Fernseher durchknalle und alle einmal rösten. Sofort sprangen die Jungs auf und küssten einer nach dem anderen Kylies blaue Hand.

"Das ist doch aber nicht nötig.", sagte sie auf eine ironische Art und Weise, wie nur Bao sie verstehen kann.

"Doch das war es!", sagte er bestimmt. Die anderen verzogen sich mitleidig in ein anderes Zimmer, indem der Fernseher hoffentlich noch funktioniert. Keichi zog los, um sich neuen Lesestoff zu besorgen, den alten hatte Bao verkohlen lassen.

"So, nun sag, warum bist du eigentlich hier? Oni wollte doch mit allen Mitteln verhindern, dass wir uns noch mal sehen, wegen der Sache damals auf Hawaii." ( 2025 fand ein Massaker statt, bei dem über 3 Mio. potentielle Energielieferanten dahingerafft wurden.) Bao und Kylie hatten es sich auf der Couch gemütlich gemacht. Er saß ihr gegenüber und massierte ihre Füße. Kylie genoss dies sichtlich.

"Ich glaub diese Sache ist ihr wichtiger als vergangene Geschichten. Aber es war unglaublich lustig. Oni hat mich als Aufpasser für dich und die Jungs geschickt."

"Und was ist mit Gero?"

"Der ... wird wohl bald seinen letzten Atemzug gemacht haben.", sagte sie grinsend.

Bao lachte böse.

"Ich nehm auch viel lieber Befehle von dir entgegen.", sagte er, ließ von ihren blauen Füßen ab und lehnte sich über sie.
 

Keichi stand derweil in seinem "Ausgeh-Outfit" in einer Buchhandlung nahe dem Wohnblock und blätterte durch die Mangas. Vertieft in eine Geschichte drehte er sich um und wollte zur Kasse gehen. Da wurde er plötzlich von einem Mädchen angerempelt, dabei fiel ihm das Buch aus den Händen.

"Oh, sorry!", rief sie. Sie bückte sich nach dem Buch, Keichi auch und so stießen sie den Köpfen aneinander.

"Ah...", sagte Yuki und fühlte mit der Hand an der gestoßenen Stelle, während sie ihm mit der anderen Hand das Buch gab.

"Ich hoffe es wird keine Beule.", sagte Keichi grinsend.

"Ich denke nicht.", sagte sie. "Das passiert mir öfters."

"Wirklich?"

"Ja, ich arbeite schließlich schon ne ganze Weile hier und renn ständig irgendwelche Kunden um. Zum Glück hat das die Chefin noch nicht so oft gesehen. Also bitte nicht verpetzen.", flehte sie und blickte sich nervös nach der besagten Chefin um.

"Ach, is ja nix passiert. Ich werd den Manga trotzdem kaufen.", sagte er und hielt das Buch hoch.

"Oh, den hab ich schon gelesen. Der is echt gut. Das ist das praktische an diesem Job, ich kann immer die neuesten Ausgaben lesen."

Dann trat eine peinliche Pause ein. Beide schauten beschämt zum Mangaregal.

"Ähm...", sagten sie gleichzeitig und schauten wieder beschämt weg.

"Sag du zuerst.", sagte Yuki grinsend.

"Was machst du denn so, wenn du hier ... fertig bist?", fragte er leicht stotternd und blickte dabei zu Boden.

"Normalerweise gehe ich nach Hause und spiele mit meiner Katze, aber ..." Sie merkte, wie sie rot wurde und blickte schlagartig auch zu Boden.

"Ähm, hättest du Lust auf ein ... Eis?"

Hastig nickte sie.

"Ja, gerne. Ich hab ein einer halben Stunde Schluss...", sagte sie, doch da brüllte auch schon ihre Chefin nach ihr.

"Ich warte solange hier.", rief er ihr nach, als sie zu ihrer Chefin stürmte. Eine große blonde Frau mit Brille in einem Nadelstreifenkostüm.

Auf eine Antwort wartend blickte er ihr nach. Als ihre Chefin sie zutextete, lächelte sie ihm antwortend entgegen, dann wurde sie von der blonden Frau in einen hinteren Raum gezogen.
 

"Hey Yuki, dein Grinsen reicht ja bald einmal um den ganzen Globus. Was ist denn los mit dir?", fragte Shila neugierig.

"So kennen wir dich ja gar nicht.", fügte Natsumi hinzu.

"Du hast in der Schule heute schon so gegrinst. Hört das nicht irgendwann auf oder hast du dir die Mundwinkel antackern lassen?", gab Sam noch als Kommentar oben drauf.

"Sie hatte gestern ein Date.", sagte Yamba genervt. Die Mädchen starrten Yuki fragend an. Diese senkte beschämt den Kopf.

"Sie hat mir die ganze Nacht davon erzählt."

"Soll das die Entschuldigung für deine miese Laune sein?", fragte Nash.

"Vielleicht ist Yambalein ja auch nur eifersüchtig?!", ärgerte ihn Squarrel. Wütend über das gesagte, sprang Yamba die Löwin an und versuchte sie zu beißen und zu kratzen, doch diese stieß ihn ins Wasser des Brunnens.

"Hier, kühl dich erstmal ab.", reif sie im hinter her. Wie ein begossener Pudel tapste der Panther aus dem klaren Wasser und schüttelte sich trocken, sodass Squarrel das ganze abbekam. Sauer darüber sprang Squarrel nun Yamba an.

"Warum streiten die schon wieder?", fragte Simba gähnend.

"Keine Ahnung.", antwortete Nash und legte sich neben ihm in die Sonne.

Die Mädchen ignorierten ihre Partner und konzentrierten sich voll auf Yuki. Sie löcherten ihre Freundin mit Fragen.

"Was ist denn das für ein Typ?"

"Wo wart ihr denn?", schob Natsumi hinter Shilas Frage nach.

"Nun, ...", fing Yuki an.

"Ja, ja?", drängten die anderen.

"Ich hab ihn im Laden über den Haufen gerannt."

"So stürmisch gleich?", hakte Shila nach.

"Nein, nein, aus versehen! Außerdem war er gerade in einem Manga vertieft."

"Aha, aha...", machten die anderen.

"Er hat mich dann auf ein Eis eingeladen."

"Ja, ja, weiter!"

"Naja, und da haben wir uns halt unterhalten. Yamba ist wahrscheinlich so sauer, weil ich erst spät nach Hause kam und ihm nichts zu Essen gemacht hab."

"Wann warst du denn daheim?", fragte Sam.

"Gegen ... 11!"

Jetzt starrten Sam, Shila und Natsumi noch gespannter an.

"Wie jetzt?", fragte Shila.

"Was habt ihr denn so lange gemacht?", fragte Natsumi mit einem eindeutig zweideutigen Hinterton.

"Nichts, nichts!", verteidigte sich Yuki entsetzt. "Wir haben uns nur unterhalten!"

"Es gibt viele Arten sich zu unterhalten.", sagte Sam zweideutig.

"Ach Sam, es hat noch nicht jeder die Erfahrung, die du hast!", sagte Shila Yuki verteidigend.

"Hey, du bist ja schon fast genauso wie der eifersüchtige Kater.", rief Sam. Yamba drehte sich sofort um, als er seinen Namen hörte, und wendete sich von Squarrel ab. Er warf ihr einen bösen Blick zu. Doch Sam streckt ihm nur die Zunge raus.

"Nun erzähl schon weiter! Was ist denn das überhaupt für ein Typ, mit dem man sich so lange unterhalten kann? Wie heißt er, wie sieht er aus?", drängte Shila sie nun weiter.

"Er heißt Kei. Seinen Nachnamen konnte ich mir nicht merken, war so kompliziert. Er kommt, soweit ich verstanden habe, aus Norwegen oder so. er hat irgendwas von Wikingern erzählt."

"Und wie sieht er nun aus?"

Yuki wurde rot und senkte daher den Kopf, sodass ihre blauen Haare ihr ins Gesicht fielen. "Gut!", sagte sie leise.

"Ooooooohhhh.....!", machten ihre Freundinnen.

"Was hat er zu deinen blauen Haaren gesagt?", wollte Shila nun noch wissen.

"Er fand sie toll!", sagte sie nun wieder strahlend. "Er meinte, es sei mal etwas anderes und ich sei etwas ... Besonderes."

"Oha!", sagte Sam.

"Wann trefft ihr euch denn das nächste Mal?", fragte Natsumi.

"Nachher. Wir wollen ins Kino gehen."

"Oha!", sagte Sam wieder.

"Was sollen denn diese ständigen Andeutungen, Sam?", fragte Shila empört.

"Wisst ihr denn nicht, was Kino bedeutet?", fragte sie ungläubig.

"Du meinst doch nicht etwa?", deutete Shila an.

Sam nickte. "Genau das!"

"Wir sollten mitgehen. Uns vielleicht hinter ihnen verstecken. Anstandswauwau spielen!", sagte Shila besorgt.

"Ach, dafür ist Yuki viel zu schüchtern!", versuchte Natsumi ihre Gedanken zu zerstreuen.

"Hey, immerhin ist sie schneller als ich bei San-kun. Wir sollten da echt aufpassen!", sagte Shila.

"Du weißt doch, stille Wasser sind tief und ... dreckig!", unterstütze Sam sie. Während sich die drei ihre Gedanken machten, wie sie Yuki am besten bewachen könnten, packte diese ihre Sachen in die Tasche, zog ihre Sandalen an und ging leise davon.

"Hey! Wo ist sie hin?", fragte Yamba entsetzt.

"Mist! Sie ist uns entwischt!", Shila schlug mit der faust auf ihre Tasche.

"Vor allem wenn sie in diesem kurzen Kleid dahin geht?", sagte Natsumi.

"Ja, das hatte sie ewig nicht an, weil es ihr zu gewagt war.", sagte Shila.

"Anscheinend ist es ihr jetzt nicht mehr zu gewagt!", gab Sam zu bedenken.

"Wir müssen ihr nach!", forderte Yamba und sprang vom Brunnenrand.

"Findest du sie denn? Immerhin gibt es einige Kinos hier!", fragte Shila den kleinen Panther.

"Sicher doch! Nicht nur Hunde können eine Spur wittern und ihr folgen!", sagte er.

"Muss das sein?", fragte Simba und Nash im Chor. Die beiden wollten sich ungern von diesem gemütlichen Ort wegbewegen.

"Ja!", sagte die anderen entschieden.

"Zur Not, ihr findet ja den Weg nach Hause.", sagte Sam, dann rannte sie den anderen hinterher.

Die beiden Katzen blieben zurück.
 

"Wie lange wollen wir den beiden denn noch hinterherlaufen?", fragte Squarrel gelangweilt.

"Bis Yuki wieder nach Hause geht!", antwortete Yamba entschieden.

"Im Kino ist doch auch nix passiert. Stattdessen haben wir so viel Kohle umsonst ausgegeben. Der Film war ja wohl das letzte!" Natsumi ließ auch schon den Kopf hängen. Außer Shila und Yamba schien keiner mehr Interesse für Yuki und ihre Begleitung zu haben. Sie gingen nun schon 2 Stunden ziellos durch die Stadt. Ihre Freundinnen und die beiden Katzen folgten ihnen im Abstand von 2 Metern. Bisher hatten sie sie noch nicht bemerkt.
 

Mittlerweile waren sie in einer Reihenhaussiedlung angekommen. Die kleinen Häuschen mit jeweils mit 3 Etagen, Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss, wurden kurz nach der Katastrophe gebaut. Nach und nach siedelten sich hier die gesellschaftlich höher stehenden Familien an. Nachdenklich blickte Shila von einem mit kleinen, weißen Zaun umgebenen Grundstück zum nächsten.

"Hmm...also irgendwie kommt mir die Gegend bekannt vor."

"Doofiiii, wir sind ja auch in Yukis Siedlung!" Natsumi verpasste Shila eine Kopfnuss.

"Musst du mich deswegen gleich schlagen?"

"Ja!"

Sam war so genervt von dem Gezanke der beiden, sodass sie gleich beiden eine Kopfnuss verpasste.

"Hey!", riefen beide unschuldig.

"Schaut lieber mal da!", sagte Sam und deutete auf Yuki, die vor ihrer Haustür stand, und ihre Begleitung. Die Augen der Mädchen weiteten sich, als sie den beiden hinter einer Hecke versteckt zuschauten. Er beugte sich, weil er sie etwas überragte, allmählich zu ihr herunter. Yuki schloss langsam die Augen. Die Kinnladen der Freundinnen fielen nach unten, als sie beobachteten, wie sich die beiden zärtlich küssten. Unfähig etwas zu sagen, blickten sich Natsumi und Shila zugleich entsetzt und überrascht an. Sam hingegen schaute gerührt zu den beiden. Squarrel zeigte keinerlei Interesse für das Pärchen und gähnte herzhaft.

"Shila, wann gehen wir endlich nach Hause?", fragte sie müde. Doch ihre Partnerin reagierte nicht auf sie.

"Yamba, wollen wir...", suchend blickte sich die Löwin um, doch Yamba war nirgends zu entdecken.

"Yamba?", rief sie noch einmal. Doch er antwortete nicht. Sie wendete sich zu den Mädchen. Da, vor ihnen war er. Der schwarze Panther rannte geradewegs auf seine Partnerin zu.

"Dieser Idiot!", sagte Squarrel leise.
 

"Hey, Yamba, was machst du denn hier?", fragte Yuki überrascht, als sie ihren kleinen Stubentiger sah, der schnurrend zwischen ihren Beinen herumschlich.

"Ist das deiner?", fragte Keichi ebenfalls überrascht. Yuki nickte, beugte sich zu dem Kater herunter, griff ihm unter die Vorderbeine und hob ihn hoch. Sie stützte seine Hinterpfoten mit dem rechten Arm und kraulte Yamba mit dem anderen am Kopf. Schnurrend schmiegte er sich an sie. Keichi wollte die Hand nach dem Kater ausstrecken, um ihn zu streicheln, doch sofort fing dieser an zu fauchen. Da zog er seine Hand wieder zurück. Yuki schlug ihm deswegen auf den Kopf und hörte auf ihn zu kraulen.

"Ich werd dann wohl mal gehen.", sagte Keichi und wendete sich zum gehen. Doch Yuki zog ihn noch einmal an sich und küsste ihn auf die Wange.

"Schlaf gut.", sagte er und drehte sich von ihr weg, damit sie nicht seinen hochroten Kopf sehen konnte. Yuki stand noch im Türrahmen und blickte ihm nach, bis er hinter der nächsten Ecke verschwunden war. Dann ging sie rein.

"Yamba, was sollte das?", fragte sie den Kater und ließ ihn auf den Boden fallen. Er landete auf den Pfoten und drehte sich erschrocken um.

"Wieso hast du ihn nicht gelassen?", fragte sie erneut völlig empört.

"Ich mag ihn nicht!", sagte er entschieden und drehte seinen Kopf in Richtung Boden.

"Er ist nicht gut für dich!", fügte er nach einer kleinen Pause hinzu.

"Darf ich das bitte noch alleine entscheiden?! Wenn du nicht mit deiner Eifersucht aufhörst, dann muss ich mir wohl einen neuen Partner zu legen!", sagte sie und nachdem sie ihren Mantel an einen Haken der Garderobe gehängt hatte, ging sie wütend nach oben. Eingeschüchtert blieb Yamba zurück.
 

"Warum folgen wir ihm denn jetzt eigentlich noch?", fragte Squarrel genervt.

"Weil wir mehr über den Typen in Erfahrung bringen müssen und da ist es gut zu wissen, wo er wohnt. Das sagt schon viel aus über ihn.", antwortete Shila ihr.

"Sam ist doch auch nach Hause, warum können wir denn nicht auch? Außerdem ist es schon dunkel und das bedeutet es ist spät und das wiederum heißt wenig Schlaf, weil ihr ja morgen wieder in die Schule müsst!"

"Rein zufällig ist das aber der Weg nach Hause.", sagte Natsumi.

Sie hatten die Reihenhaussiedlung verlassen und gingen nun wieder zu den Neubaublöcken. Sam hatte sich auf dem Weg verabschiedet.

"Ob Nash schon daheim ist?", grübelnd blickte Natsumi in den klaren Sternenhimmel. Warum war es immer noch, sodass keine von ihnen eine Jacke tragen musste.

"Wenn Simba nicht schon zu Hause wäre, hätte sich Sam bestimmt gemeldet. Also ist sie bestimmt schon da.", sagte Shila aufmunternd.

"Wohnen wir nicht da vorne?", fragte Squarrel plötzlich.

Die Mädchen blieben hinter der Katze stehen und blickten nach vorne. Der Unbekannte ging doch tatsächlich in den Wohnblock, indem sie auch wohnten.

"Schnell! Wir müssen das genauer wissen!", sagte Shila und sprintete los. Die anderen beiden folgten ihr in schnellem Schritt.

Im Treppenhaus schlichen sie ihm leise hinterher. Er bog in einen Gang ein und sie folgten ihm. Dann blieb er plötzlich vor einer Tür stehen und klingelte. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür.

"Hey, sieh mal! Da ist San-kun!", flüsterte Natsumi Shila ins Ohr. Diese war völlig sprachlos als sie ihrem Schwarm da stehen sah.

"Ich wusste gar nicht, dass er hier wohnt.", konnte sie schließlich doch hervorbringen.

Dann schloss sich die Tür wieder. Natsumi, Shila und Squarrel kamen aus ihrer Deckung hervor und gingen den Gang zurück. Sie wohnten ein paar Treppen höher.

"Das haut mich jetzt völlig aus den Latschen!", sagte Shila.

"Schon komisch!"

Shila nickte. Sie waren nun vor ihren Wohnungen angekommen.

"Es ist doch wirklich merkwürdig, findest du nicht?"

Shila sah sie ungläubig an.

"Na überleg doch mal, diese komischen Typen, dieses dämonische Quartett oder wie sie sich schimpfen. Dann taucht San-kun plötzlich in unserer Schule auf. Und mir ist bei unserem letzten Kampf die große Ähnlichkeit zwischen Bao und ihm aufgefallen. Dann sieht Yukis Typ auch noch so aus, wie einer von denen."

Shila blickte sie immer noch fragend an.

"Überleg doch mal.", sagte Natsumi schließlich und ging in ihre Wohnung. Nachdenklich ging nun auch Shila in die ihrige. Betrübt schlich Shila durch die dunkle Wohnung.

"Meinst du, sie hat Recht? Aber warum hat sie das denn nicht schon eher gesagt?"

"Vielleicht wollte sie dich nicht verletzen.", sagte Squarrel leise und rannte durch die von Shila geöffnete Zimmertür. Vertieft in Gedanken folgte Shila ihr und schloss leise die Tür. Diesmal saßen ihre Eltern nicht wartend auf ihrem Bett. Sie ließ sich auf das weiche Bett plumpsen und legte sich dann auf den Rücken. Gedankenverloren starrte sie an die dunkle Decke.

Squarrel stand vor Kibos Schlafplatz und traute sich nicht, weiter zu gehen.

"Werden deine Eltern nicht merken, dass Kibo nicht mehr da ist? Sie werden dich sicherlich morgen fragen, warum du auf einmal ne andere Katze hast?"

"Was?" Shila drehte nach einigen Minuten des Schweigens ihren Kopf zu der Katze. "Achso, wegen Kibo, ... ich wird mir schon irgendwas einfallen lassen. Kein Sorge.", dann drehte sie sich wieder weg, doch diesmal an die gegenüberliegende Wand. Mit den Händen als Kopfkissen und angewinkelten Beinen schlief sie ein. Squarrel sprang aufs Bett und zog die blaue Tagesdecke über das Mädchen. Dann sprang sie wieder hinunter und legte sich nach kurzem Zögern neben den Schlafplatz von Kibo. Sie hatte sich ein kleines Kissen von Shilas Bett mit hinunter genommen und schlief darauf ein.

17.Kapitel - Ein herber Schlag

"Also was wolltest du mit mir besprechen? Es muss schon verdammt wichtig sein, sonst kannst du was erleben.", sagte Bao und starrte mit verschränkten Armen seitlich vom Balkon. Keichi packte ihn fest an den Schultern und blickte ihm freudig ins Gesicht.

"Sie ist wieder da! Sie lebt wieder!"

"Wer denn?", sagte Bao müde.

"Kiara!"

Bao drehte sich sofort zu ihm und starrte ihn fassungslos an.

"Woher willst du das wissen?", stammelte er.

"Ich hab sie heute getroffen oder vielmehr eine ihre Reinkarnationen. Sie heiß ... Yuki oder so. Aber ich bin mir ganz sicher. Sie muss es einfach sein!", sagte Keichi entschlossen.

"Yuki...Yuki, kommt mir irgendwie bekannt vor." Bao grübelte intensiv nach. "Ja, klar, das ist eine von diesen Freundinnen von dieser Shila. Das bedeutet aber auch, dass sie eine von diesen neuen Kriegerinnen ist."

Keichis Laune fiel zusehends von Himmel hoch jauchzend zu zu Tode betrübt.

"Das du dir aber auch immer die falschen aussuchst. War die letzte nicht auch schon eine von denen?", fragte Bao interessiert.

Keichi nickte traurig. Bao klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und ging an ihm vorbei wieder in die Wohnung. Keichi lehnte sich über die Balkonbrüstung und blickte in den Sternenhimmel. Das Leben ist echt nicht fair, dachte er betrübt. Dann sank sein Kopf auf die Arme und er starrte ins Leere.

"Hey Kei, lass den Kopf doch nicht so hängen!", sagte Leori und schlug ihm auf den Rücken. Keichi rührte sich jedoch nicht.

"Wasn los mit dir?", fragte Kane, der sich neben Keichi über das Geländer lehnte. Leori stand auf der anderen Seite von ihm und stützte sich mit dem rechten Ellenbogen auf dem Geländer ab.

Als Keichi immer noch nichts sagte, ergriff Leori wieder das Wort.

"Ich glaub, er braucht einfach nur mal wieder nen richtigen Kampf. Diese Tussen laufen ja immer gleich weg, wenn's interessant wird."

"Wir brauchen alle mal wieder einen richtigen Kampf!", stimmte Kane ihm zu.

"Du musst reden, hat dich die Kleine das letzte mal nicht ziemlich fertig gemacht?", sagte Leori höhnisch. Kane erinnerte sich an die Schmerzen und verzog das gequält das Gesicht.

"Ich war halt nicht richtig in Form!", sagte er schließlich und schauten in die sternenklare Nacht. Leori lächelte und drehte sich auch in die Richtung.

"Wollen wir nicht los und ein paar Bräute klar machen oder ein bisschen Morden?", sagte er nach einer Weile der Stille zwischen ihnen. Er blickte zu Kane, von dem er eine nickende Zustimmung bekam, dann sah er zu dem immer noch betrübten Keichi.

"Willste auch mit?"

"Nu komm schon, willst du dir etwa den ganzen Spass entgehen lassen?", fragte Kane zusätzlich.

"Da rein, kannste eh nicht, Bao will ungestört da drin mit Kylie abhängen."

"Was er uns unmissverständlich klar gemacht hat.", fügte Kane hinzu und deute auf seine verkohlten Haare.

"Geht nur, ich hab kein Bock. Ich bleib hier draussen.", antwortete Keichi endlich.

"Wie du meinst.", sagte Leori und begann zu schweben. Kurz darauf sprangen er und Kane über die Brüstung und schossen davon.
 

Yuki heulte gar nicht, überhaupt war kaum eine Regung in ihrem Gesicht festzustellen. Verwundert blickten die Mädchen sie an. Vor allem Shila, die ihr gerade von ihrem verdacht erzählt hatte, war überrascht.

"Yuki! Bitte gib uns ein Zeichen, dass du noch lebst!", rief Shila und rüttelte an ihr.

"Was denn?", sagte Yuki und Shila hörte auf, an ihr zu rütteln. "Er hat mir das schon erzählt. Bis auf die Sache mit San-kun weiß ich Bescheid." Die anderen schauten sie mit offenem Mund an.

"Wa-wann hat er dir das denn gesagt?", fragte Shila fassungslos.

"Das war bei unserem ersten Treffen schon, also nicht gestern, wo ihr uns verfolgt habt.", antwortete sie und schielte durch die Runde. Ertappt senkten die 3 Mädchen die Köpfe.

"Das ist aber noch lange kein Grund, uns böse zu sein, denn schließlich waren wir ja nur besorgt um dich. Diese Sorge scheint ja nun auch begründet, denn du verkehrst ja offensichtlich mit dem Feind! Wie kannst du nur?", sagte Shila empört.

Doch bevor Yuki darauf antworten konnte, unterbrachen Schreie das Gespräch.

"Das die aber auch immer zu den ungünstigsten Zeiten auftauchen müssen." Wütend trat Shila gegen die Bank.

"Heute morgen hab ich in den Nachrichten auch gehört, dass 3 toten Mädchen hier im Park gefunden wurden. Sie sollen furchtbar ausgesehen haben und konnte noch immer nicht identifiziert werden.", sagte Sam als sie losrannten.

"Wir können nicht 24 Stunden auf Patrouille sein. Irgendwann müssen wir schließlich auch noch schlafen und zur Schule müssen wir auch.", rief Natsumi hinter ihr.

Während sie liefen, sprachen sie die Formel und verwandelten sich. Shila lief mit Squarrel voraus. Die anderen Mädchen folgten ihnen zusammen mit ihren Partnern.

Da standen sie wieder und sorgten für Angst und Schrecken. Doch neben den vielen Dämonen standen sie nur zu dritt. Einer fehlte. Keichi. Bao hielt gerade ein junges Mädchen am Hals. Ihre Beine hingen in der Luft. Sie würgte und versuchte mit ihren Händen sich von der seinigen zu lösen. Doch vergebens.

"Hey!", rief Shila und ging vor ihm in Stellung, hinter ihr nahmen die anderen ihre Positionen ein. Bao drehte sich zu ihr und ließ das Mädchen langsam herunter, sodass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

"San-kun oder Bao, wie auch immer, lass das Mädchen los!"

"Und wenn nicht?", fragte er herausfordernd und drückte dem Mädchen noch fester den Hals zu.

"Ich dachte, wir beide kämpfen lieber miteinander. Das macht doch mehr Spass, als wehrlose Mädchen zum Spielen zu nehmen. Hab ich nicht recht?"

Bao lächelte arrogant. Dann ließ er das Mädchen los. Sie fiel keuchend auf den Boden. Dann sprang sie heulend auf und rannte, so schnell wie sie ihre Beine tragen konnten, davon. Innerlich atmete Shila auf.

"Eins würde mich noch interessieren, bevor ich dich töte. Wusstest du von Anfang an, wer wir sind?", fragte sie leicht gereizt.

Bao lächelte noch fieser als vorher.

"Ja klar, sonst hätte es doch nicht soviel Spass gemacht." Seine Arroganz schien ins Unermessliche zu steigen.

"Nicht soviel schwatzen! Taten zählen mehr als leere Reden!", drängte Natsumi und ballte kampfbereit die Hand zur Faust.

"Niemand zwingt euch zum Warten. Macht ruhig etwas sauber. Abschaum gehört auf den Müll.", sagte sie lächelnd zu ihr, ließ aber nicht den Blick von ihrem Gegenüber. Sofort sprangen Sam und Natsumi samt Partner zu Leori und Kane. Yuki schaute sich nervös um, doch sie konnte Keichi nirgends entdecken.

"Wenn ich nicht gewusst hätte, dass du so ein Schweinehund von Oni bist, dann hätte aus uns glatt was werden können.", sagte Shila und warf ihm einen abwertenden Blick zu.

"Jede erliegt meinem Charme. Wie wär's wenn du die Seite wechselst, dann würd' ich dir eventuell noch ne Chance geben. Vorausgesetzt, du langweilst mich nicht.", schlug er vor.

Shila machte eine ruckartige Drehung und schlug ihm mit dem Stiefel ins Gesicht.

"Reicht das als Antwort?"

Bao drehte sein Gesicht wieder zu ihr und fühlte mit der linken Hand über seine Lippe. Sie blutete. Er nahm sie wieder weg und betrachtete die rote Flüssigkeit an seinen Fingern. Shila setzte erneut zum Schlag an, doch Bao zog sie an sich ran und presste ihre Arme dicht an ihren Körper. Ungläubig schaute sie ihn an.

"Denkst du jetzt, du hast gewonnen?"

Sofort winkelte sie ihr rechtes Knie an und schlug es ihm zwischen die Beine. Mit einem "UFF", brach Bao vor ihr zusammen. Amüsiert bückte sie sich zu ihm hinunter.

"Tat das etwa weh?", fragte sie betont mitleidig. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute er zu ihr hoch. Shila wollte gerade erneut zum schlag ausholen, als zwischen ihr und Bao eine Gestalt auftauchte. Shila ging wieder hoch und musterte die blaue Dämonin. Dann sah sie wieder zu Bao herab.

"Ist das etwa ne Eroberung von dir?", fragte sie ungläubig. "ich hätte dir da ja einen etwas besseren Geschmack zugetraut. Aber na ja, jeder wie er meint.", fügte sei schnippisch hinzu. Kylie wollte ihr eine Ohrfeige verpassen, doch Shila hielt ihre Hand vorher fest, packte dann mit der anderen Hand ihren Arm und schleuderte die Dämonin mit Leichtigkeit über ihre linke Schulter. Kylie knallte gegen einen Baum und war erstmal bewusstlos.
 

Währenddessen lieferten sich die anderen wieder einen harten Kampf. Natsumi und Nash hatten es diesmal deutlich schwerer bei ihrem Kampf gegen Kane die Oberhand zu gewinnen.

"Du hast dich verbessert seit unserem letzten Kampf.", keuchte Natsumi.

"Man tut, was man kann.", erwiderte er und schlug erneut mit seinem Schwert in ihre Richtung. Natsumi wurde langsamer. Sie war erschöpft. Dadurch schaffte Kane es sogar ein paar ihrer Haare abzusäbeln.

"Hast du nicht mehr drauf oder war das vom letzten Mal alles?", fragte er gelangweilt und schlug wieder mit dem Schwert auf die ein.

"Okay, wenn du es unbedingt willst.", sagte sie, "Nash! Tornadoattacke!" sie blickte sich kurz zu ihrer Partnerin um, diese nickte und beiden fingen an, um ihn herum zu laufen. Natsumi holte das Letzte aus sich heraus. Die beiden rannten immer schneller. Ihre Umrisse begannen zu verschmelzen, sodass Kane sie nicht mehr unterscheiden konnte. Auch schien der Kreis um ihn herum immer enger zu werden. Plötzlich rasselte es Schläge, Tritte und Prankenhiebe von allen Seiten. Er konnte sich weder gegen die Hiebe noch die scharfen Krallen wehren, sodass er es alles über sich ergehen lassen musste. Natsumi merkte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde und gab Nash ein Zeichen zu stoppen. Kane fiel vor ihr auf die Knie.

"Schon erledigt?", fragte sie keuchend.

Da sprang er auch schon wieder hoch und hielt sie fest. Natsumi versuchte zwar sich loszureißen, doch Kane hatte immer noch eine überwältigend, fast schon erschreckende Stärke trotz der ganzen Prügel. Dann hörte sie auf, sich zu wehren, und sah erstaunt auf die vielen Wunden, die sich wieder schlossen. Total überrascht starrte sie ihn an.

"Überraschung!", sagte er und lächelte.

"Hey Natsumi, duck dich!", rief Nash hinter ihnen. Sie tat wie ihr gesagt und der schnelle Gepard stürmte auf Kane zu.

"Denkt ihr etwa, ihr könnt mich so billig austricksen?", fragte er ungläubig und blickte zu dem Gepard. Er bemerkte nicht wie Natsumi ihren gesprenkelten Schwanz um seine Beine wickelte. Als er Nashs Angriff ausweichen wollte, riss sie seine Beine weg, er verlor das Gleichgewicht und fiel zur Seite, dabei ließ er sie überrascht los.

"Wir sind eben doch zu schlau für dich!", sagte sie und blickte zu ihm herab.
 

Bei Sam, Simba und Leori sah es nicht so gut. Sie waren ihm das letzte Mal schon unterlegen. Diesmal schien es nicht viel anders zu sein.

Yuki schaute sich immer noch verwirrt um und erledigte zusammen mit Yamba nebenbei ein paar der Energiesauger von Oni. Doch plötzlich tauchte Keichi hinter ihr auf, hielt seine Hand über ihren Mund und verschwand sogleich wieder mit ihr. Yamba blieb allein zurück.

"Yuki!", schrie er, doch die anderen waren zu beschäftigt damit, um ihr Leben zu kämpfen, als dass sie ihm helfen konnten. Dann wurde er von einigen der Dämonen angegriffen, sodass ihm keine Zeit blieb, Yuki zu suchen.
 

"Du brauchst dich gar nicht so über deinen kurzzeitigen Triumph zu freuen.", sagte Bao während er sich mit gequältem Gesicht wieder aufrichtete. "Du kannst niemals gewinnen!"

"Wieso? Sieht doch wohl gerade so aus, als wenn ich dich diesmal besiegen würde.", sagte sie daraufhin.

"Naja während wir hier so nett plaudern, sind in der ganzen Stadt Sautrupps unterwegs und liefern der Königin Energie."

"Ihr seid als nur ein Ablenkungsmanöver?! Laufburschen sozusagen."

"Ich konnte meiner Herrin noch nie etwas abschlagen."

"Herrin?", sagte sie ungläubig. "Ist es nicht ächzend von dieser Herrin als Laufbursche benutzt zu werden?"

"Sie gibt mir eher die Möglichkeit, gegen würdigere Gegner anzutreten. In der Unterwelt die kneifen ja schon den Schwanz ein, wenn sie nur meinen Namen hören." Er schien sich von den Schmerzen schon wieder erholt zu haben. Seine Großkotzigkeit erblickte auch schon wieder das Tageslicht.

"Du meinst wohl eher, die kringeln sich vor Lachen beim Anblick deiner Witzfigur.", sagte sie und musterte ihn abwertend. "Aber noch mal zu den Saugern. Ich find's echt unfair. Wir müssen ja nun mal für Ordnung in der Stadt sorgen. Aber das geht ja schlecht, wenn wir uns ständig mit euch herumquälen müssen. Entweder du rufst sie sofort zurück oder..."

"Oder was?", fragte er neugierig.

"Du kannst dich gleich alleine beschäftigen. Dasselbe gilt im Übrigen auch für deine Kumpel. Also, wie ist deine Entscheidung?"

Bao überlegte.

"Und wenn ich Nein sag und dich trotzdem angreife? Schließlich musst du dich ja dann wehren."

"Wenn du mich hättest töten wollen, dann hättest du das schon längst getan. Also brauch ich auch keine Angst davor zu haben.", antwortete Shila.

"Du scheinst mich ja gut durchschaut zu haben, aber ich glaube, du unterschätzt meine teuflische Site gewaltig. Es stimmt, ich will Spass haben und dafür tu ich auch einiges. Sei gespannt, was geschehen wird.", sagte er und lächelte hinterlistig. Dann rief er Kane, Leori und Keichi zu sich.

Kann teleportierte sich sofort zu ihm. Natsumi und Nash hatten ihm ziemlich zugesetzt. Doch Leori, Sam und Simba wollten sich nicht so richtig trennen. Dennoch war Leori kurz abgelenkt. Sam nutzte das und schlug ihm mitten ins Gesicht. Er taumelte zurück und kam näher zu Simba. Dieser kratzte ihm den Rücken wund. Die Wunden verschlossen sich zwar schnell wieder, aber Leori schien trotzdem unterlegen.

"Ich würde ja gerne noch weiter mit euch spielen, aber ich will Baos Zorn bestimmt nicht provozieren. Seine gewaltige Brutalität kennt keine Grenzen. Er teleportierte sich an Baos Seite und blickte mit leicht ängstlichem Blick zu den beiden zurück. Sam lächelte vor Genugtuung.

Da tauchten dann auch Yuki und Keichi wieder auf. Yamba hatte die Dämonen töten können, war deswegen auch ziemlich angeschlagen, doch er rannte trotzdem freudig auf Yuki zu. Die ihren Panther umarmte und liebkoste. Keichi machte eine Kopfbewegung zu Bao. Dieser schickte daraufhin Leori und Kane weg. Sie entfernten sich ein Stück von den Mädchen. Yuki schaute nervös zu ihnen hinüber.
 

"Du willst was?" Bao war total empört über Keichis Austritt aus der Truppe.

"Ich war euch doch noch nie eine große Hilfe. Außerdem liegt mir das Töten und sinnlose Morden eh nicht." Keichi sah ihm in die Augen. Bao verstand.

"Als Mensch warst du gewalttätiger. Ich erinnere mich da an schöne Zeiten. Aber die liegen nun schon lange zurück. Du weißt, dass du wie ein Bruder für mich bist. Nicht so wie die anderen beiden...Lass mich dich zum Abschied noch einmal umarmen."

Keichi ging an ihn und umarmte ihn. Bao zog unbemerkt sein Schwert und stach es Keichi in den Rücken.

"Verrat ich nicht dulden, selbst von dir nicht!", flüsterte er ihm ins Ohr und verschwand.

Keichi sackte zusammen. Yuki rannte sofort zu ihm und stützte seinen Kopf.

"Squarrel, du musst ihm helfen!", schrie Yuki verzweifelt zu der Löwin hinüber.

"Woher weist du...?", sagte sie überrascht.

"Ist doch egal, bitte hilf ihm." Yuki kamen schon die Tränen. "Bitte.", flehte sie immer wieder. Fragend blickte Squarrel Shila an. Diese schaute immer wieder zu ihr und Yuki. Sie biss sich nervös auf die Lippe.

"Wenn du dich Macht dazu hast...dann tu es!", sagte sie schließlich. Squarrel sprintete zu den beiden. Yuki richtete Keichi auf, sodass Squarrel ihm gegenüber Platz nehmen konnte. Sie schloss die Augen und murmelte ein paar unverständliche Worte. Langsam wuchs eine leuchtende Kugel zwischen ihr und Keichi auf die Größe einer Billardkugel an. Squarrel öffnete wieder die Augen, doch sie waren nicht mehr blau sondern in ihnen schien ein Fegefeuer zu lodern.

"MAGA!", sagte sie schließlich und die Lichtkugel schoss durch Keichis Wunde, die sich kurz nach dem Eintreten schloss. Keichi schrie auf. Squarrel blinzelte und ihr Augen wurden wieder normal.

"Selbst seine Kleidung ist wieder in Ordnung.", sagte Sam erstaunt. Shila schaute ihn noch skeptisch an. Sie und die anderen gingen nun zu den dreien. Sam und Natsumi bückten sich und halfen Keichi zusammen mit Yuki wieder auf die Beine.

"Bist du absolut sicher, dass er nun auf unserer Seite ist und nicht den Spitzel für Bao spielt?", fragte sie Yuki, während sie Keichi immer noch musterte. Yuki nickte.

"Die Göttin hätte mir sonst auch nicht die Macht gegeben, ihn zu heilen.", unterstützte Squarrel sie.

"Die anderen konnte sich aber selbst heilen.", sagte Natsumi.

"Baos Schwert ist keine gewöhnliche Waffe. Sie wurde extra von Oni in Auftrag gegeben, falls einer von uns mal aufmüpfig werden sollte. Bao ist ihr völlig ergeben, solange es ihm auch zu Gute kommt.", sagte Keichi mit schmerzverzerrtem Gesicht.

"Woher wusstest du nun von meiner Fähigkeit?", fragte Squarrel Yuki.

"Er hat es mir gesagt.", Yuki deutete zu Keichi.

"Die Anführerin hatte bisher immer jemanden dabei, der die Verletzten heilen konnte.", sagte er.

"Eine praktische Fähigkeit, wieso haben wir das nicht gewusst?", fraget Shila ihre Partnerin. Squarrel schaute weg. Shila packte ihren Kopf und drehte ihn wieder zu sich.

"Warum hast du mir nichts davon erzählt?"

"Diese Fähigkeit darf nicht so oft eingesetzt werden. Es ist gefährlich.", sagte Squarrel genervt und löste sich von Shila. Sie sprang ein paar Meter weg von ihr.

"Lasst uns gehen.", sagte sie.

Shila verwandelte sich zurück. Die anderen taten es ihr nach.

"Sind deine Eltern daheim?", fragte Shila Yuki. Sie schüttelte den Kopf. "Dann ruft daheim an, wir übernachten bei Yuki heute. Es gibt einiges zu bereden! Morgen ist keine Schule, also wird das hoffentlich kein Problem sein.", sagte sie und kurz darauf zückten Sam, Natsumi und Shila ihre Handys. Yuki ging mit Yamba und Keichi, den sie kaum noch stützen musste, da er sich schnell zu erholen schien, schon langsam vor. Sam, die am schnellsten fertig war, ging ihr zusammen mit Simba, Nash und Natsumi, die auch schon auflegte hinter her. Shila schien da mehr Probleme zu haben.

"Ma, wir haben morgen keine Schule und du willst mich doch wohl bei dem Wetter nicht weiterhin mit Hausarrest strafen?...Nein!...Ich komm morgen dann vorbei!", wütend legte sie auf. "Los, hinterher!", sagte sie zu Squarrel und rannte den anderen nach. Es begann schon zu dämmern.
 

"Bao hat mir erzählt, dass während uns das teuflische Quartett...Trio beschäftigt, die Dämonen in ganz Tokyo Energie für Oni sammeln. Außerdem deutete er da noch mehr an. Aber was könnte er nur damit meinen?" Shila stützte den Kopf in die Hände und wuschelte sich ratlos durch die Haar.

"Da könnte es sich eigentlich nur um irgendwelche Mordanschläge oder solche Dinge handeln." Keichi stand da im Türrahmen nur mit einem Handtuch um die Hüfte und einem kleineren Handtuch mit dem er seine Haare trocken rubbelte. Den Mädchen, die in Yukis Zimmer auf dem Boden um eine Schüssel Chips saß, starrten ihn mit offenem Mund an. Selbst Nash und Squarrel starrten den knapp bekleideten Traumkörper von Keichi an. Simba und Yamba ließ das jedoch kalt. Sie rümpften lediglich die Nase. Yuki reagierte nach kurzem Zögern und drängten ihn wieder auf den Flur.

"Du kannst doch hier nicht so rumlaufen. Hast du keine anderen Sachen?" Keichi schüttelte den Kopf. Sie blickte ihn noch einmal von oben bis unten an, jedoch nicht ohne rote Farbe ins Gesicht zu kriegen.

"Du...du müsstest in etwa die gl..gleiche Größe haben wie mein Dad. Ich...ich such dir was raus. Aber bitte bleib solange hier...wegen deiner Sicherheit." Fragend blickte Keichi sie an. Yuki winkte ab und ging in das Schlafzimmer ihrer Eltern. Als sie zurückkam hatte sie eine schwarze Sporthose mit weißen Streifen an der Seite und ein dunkles T-Shirt über dem Arm hängen.

"Das müsste gehen. Ich schau morgen noch einmal nach, ob ich noch was anderes finde.", sagte sie und drückte ihm die Sachen in die Hand. Keichi schien sich gleich im Flur umziehen zu wollen, doch Yuki reagierte in Sekundenschnelle und schob ihn in das Gästezimmer. Mit hochrotem Kopf ging sie wieder zu den anderen.

"Wo sind denn Nash, Squarrel und Simba? Und wo ist meine Mieze?" Sie erstaunt. Hatten die vier Katzen doch vorher noch auf ihrem Bett rumgelungert. Nun machten Natsumi und Sam es sich dort gemütlich. Die ersten drei wollten noch raus. Irgendwelche Patrouillenläufe machen oder so. der andere schmollt in der Ecke.", sagte Natsumi und gähnte. Dann zeigte sie auf den gegenüberliegenden Schreibtisch. Yuki ging hin, bückte sich und entdeckte Yamba dort. Er hatte sich mit dem Rücken zu ihr gedreht.

"Was ist denn los Kleiner?" Sie legte sich auf den Bauch und streichelte ihm den Rücken.

"Ist es wegen ihm?", fragte sie und arbeitete sich langsam zum Bauch des Katers vor. Als Yamba immer noch keinen Ton von sich gab, zog sie ihn hervor. Er versuchte zwar sich mit den Krallen am Teppich festzuhalten, doch Yuki war stärker. Sie nahm ihn auf den Arm, stand auf und verließ das Zimmer wieder. Ratlos schauten die anderen ihr nach.

"Hör zu, mein süßer. Niemand wir jemals einen solchen Platz in meinem Herzen einnehmen wie du. Ich hab dich wahnsinnig lieb und nichts und niemand in dieser oder einer anderen Welt wird das je ändern können. Hast du verstanden? Nun hör auf zu schmollen.", sagte sie ihm leise ins Ohr und knuddelte ihn.

"Nichts und Niemand?", sagte Keichi während er sachte von hinten ihren Bauch umfasste und den Kopf auf ihre Schulter legte.

"Nicht mal du!", sagte Yuki zu ihm.

"Muss ich jetzt auf ne kleine, schwarze Katze eifersüchtig sein?"

"Ja, musst du, aber da du eh keine Chance gegen mich hast, kannst du es auch sein lassen.", sagte Yamba maulig. Yuki lächelte glücklich ihn an.

"Vertragt euch, sonst fliegt ihr beide raus!", sagte sie bestimmt.

"Hey Yuki, hör auch mit der Turtelei, kümmer dich lieber um deine Gäste!", schrie Shila aus ihrem Zimmer. Sie ließ Yamba auf den Boden springen und zog Keichis Arme über ihren Kopf. Dann nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn hinter sich her ins Zimmer. Shila lehnte mittlerweile am Sockel von Yukis Bett. Yuki setzte sich daneben zu ihr auf den Boden. Keichi nahm neben ihr im Schneidersitz Platz.

"Also was kann man Bao nun zutrauen?", sagte Shila müde.

"Eigentlich so ziemlich alles, was furchtbar und grausam ist.", sagte Keichi kurz. Shila überlegte, konnte sich aber so richtig nichts darunter vorstellen.

"Wie ich Yuki auch schon erzählt habe, bin ich damals nicht unbedingt freiwillig auf Baos Angebot eingegangen. Keine Ahnung, warum er gerade mich ausgesucht hat. Ich lebte eigentlich recht zurückgezogen bei unserem Stamm.", begann Keichi.

"Wie jetzt? Was für ein Stamm?" Shila schien wieder munterer zu werden.

"Ich bin zu Zeiten der Wikinger geboren worden. Ich komme ja eigentlich aus dem heutigen Nordischen Triumvirat."

"Dann musst du ja schon übelst alt sein.", sagte Yamba erstaunt.

"Das könnte man so sagen."

"Wie alt denn genau?", wollte Natsumi wissen.

"Ich weiß gar nicht mehr so richtig...ist schon so lange her.", sagte er und kratzte sich nervös am Kopf. "Naja, jedenfalls wollte er mich unbedingt dabei haben, ich wollte aber nicht. Dann waren plötzlich alle aus meiner Familie, ja selbst der gesamte Stamm gegen mich. Gerade als sie aus mir Hackfleisch machen wollten, kam er und tötete alle. Der Ehrenkodex meines Stammes verlangte nun, dass ich ihm mein Leben schulde und ihn somit auch begleiten musste."

"Aber dein Stamm war doch...ausgelöscht?", schaltete sich nun auch Sam in Keichis Geschichte ein.

"Ich achtete die Gebote meines Volkes heute immer noch, es ist etwas, dass...kann man nicht so leicht abschütteln...Jahrhunderte späte hab ich dann erfahren, dass er sie alle gegen mich aufgehetzt hatte. Es somit seine Schuld war. Dennoch konnte und kann ich ihm immer noch...na ja nicht böse sein, denn er hat sich besser um mich gekümmert, als meine Familie es jemals getan hatte. Man könnte auch sagen, ich bin ihm dankbar. Aber dann ist da halt noch die andere Seite, die meine Familie auf dem Gewissen hat. Das Töten macht ihm zwar Spass, aber er sehnt sich selbst nach...einer Familie."

"Er könnte also meine Familie umbringen und ich soll ihn trotzdem mit Samthandschuhen anfassen, weil der Ärmste keine Familie hat?", fragte Shila empört. Doch Keichi zuckte nur ratlos mit den Schultern.

"Genauso gut, könnte er auch unsere Familien umbringen.", sagte Sam.

"Ich muss meinen Dad warnen!", sagte Natsumi hektisch. Sie sprang vom Bett auf und schnappte sich ihr Handy.

"Willst du ihm sagen ,Paps, ein Dämon ist hinter dir her'?", sagte Shila. Natsumi legt das Handy wieder weg und ließ sich rückwärts wieder aufs Bett fallen.

"Eigentlich ist er gar kein richtiger Dämon.", mischte sich Keichi wieder ein.

"Was heißt hier eigentlich?", wollte Shila wissen.

"Oni hat lediglich die Kräfte und die Macht bestimmter Dämonen auf uns übertragen und uns unsterblich gemacht, aber ein richtiger Dämon ist keiner von uns.", sagte er und gähnte.

"Geh doch ins Bett.", sagte Yuki. Sie schaute in die Runde. Ihre Freundinnen sahen ebenfalls müde und erschöpft aus.

"Wir gehen auch schlafen.", sagte sie und erhob sich. Sie begleitete Keichi noch in das Gästezimmer und zeigte ihm dort, wo das Bettzeug ist.

"Ob sie auch wieder kommt?", fragte Sam neugierig.

"Na klar, sie würde uns doch wohl nicht...", Shila kam ins Grübeln. Sie sprang auf und wollte den beiden folgen. Die anderen beiden sprangen ebenfalls auf, doch als sie am Türrahmen ankamen, stand Yuki vor ihnen.

"Wolltet ihr gerade alle aufs Klo?", fragte sie skeptisch.

Die drei Mädchen nickten schnell und gingen an ihr vorbei ins Badezimmer. Yuki zog die Matte hinter ihrem Schrank hervor und legte sie auf die frei geräumte Fläche neben ihrem Bett. Dann nahm sie noch ein paar Decken aus dem Schrank und für jede ein Kopfkissen von denen, die auf dem Bett lagen, und legte sie auf die Matten.

"Yamba, geh du zu Keichi rüber, damit er nicht so alleine ist.", sagte sie müde zu dem schwarzen Kater. Dieser grummelte, trottete dann aber doch ins das Nebenzimmer.

"Man, da hast du dir aber nen heißen Typen geangelt.", sagte Sam, als sie mit den anderen aus dem Bad wiederkam. Yuki wurde rot und schaute zum Boden.

"Wie willst du das eigentlich machen, wenn deine Eltern wieder da sind?", fragte Shila während sie in der Mitte der Matte Platz nahm. Sam und Natsumi setzten sich daneben. Yuki machte das Licht aus und ging in ihr Bett.

"Eigentlich wollten sie morgen wieder kommen.", sagte sie und kuschelte sich unter die Decke. Die anderen legten sich nun auch lang. Yuki hatte ihnen T-Shirts zum Schlafen gegeben. Natsumi verschränkte die Arme hintern Kopf und starrte an die Decke. Sam und Shila legten sich mit den Gesichtern zueinander.

"Sie haben ja gesagt, dass ein Mitbewohner nicht schlimm wäre. Damit ich eben nicht die ganze Zeit alleine bin und so.", sagte sie und gähnte. Sie legte die Hände unter den Kopf und drehte sich zu den anderen.

"Aber sie meinten bestimmt eine Mitbewohnerin.", sagte Shila müde.

"Von einem Kerl in der Bude, während mein Dad nicht da ist, wäre mein Dad nicht sonderlich begeistert.", gab Natsumi zu bedenken.

"Meine Eltern würden das auch nicht gerade begrüßen.", gähnte Sam.

"Eure Eltern sind auch tagtäglich für euch da, meine sehe ich vielleicht 2 Tage im Monat.", sagte Yuki, drehte sich mit dem Gesicht zur Decke und schloss die Augen.

Durch plötzlichen Lärm aus der Küche wurde sie wieder wach. Es war schon wieder hell in ihrem Zimmer. Sie setzte sich auf und schaute sich um. Unten auf der Matte schliefen ihre Freundinnen noch. Sie lagen kreuz und quer über die Matte verteilt. Das entlockte Yuki schon das erste Schmunzeln an diesem neuen Tag. Dann hörte sie wieder ein Poltern aus der Küche. Sie stand auf und ging auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer.

"Pass doch auf!", hörte sie Keichi leise sagen.

"Pass selber auf, ich hab nur Pfoten!", antwortete Yamba darauf. Yuki kicherte, als sie um die Ecke in die Küche lugte. Sofort drehten sich die beiden zu ihr um.

"Da hast du dir ja was Ungeschicktes angelacht.", sagte Yamba. "Sieh doch nur, was er mit meiner Dose gemacht hat." Er deutete auf die total zerbeulte Dose mit Katzenfutter auf der Arbeitsplatte. Unten auf dem Boden lag Yambas Aluminiumschüssel für das Futter. Keichis kratzte sich beschämt am Hinterkopf und versuchte zu Lächeln. Yuki prustete vor Lachen bei dem unbeholfenen Anblick der beiden. Sie fasste sich aber schnell wieder.

"Ich komm gleich und mach das.", sagte sie und drehte sich wieder um, dabei fing sie wieder an zu lachen.

Gekleidet in ein kurzes, blaues Sommerkleid kam sie wieder. Sie nahm Keichi die Dose, an der er sich nochmals versuchen wollte, aus der Hand, nahm den Dosenöffner von einem der Haken, die über die ganze Arbeitsplatte verteilt an der Wand mit allen möglichen Gerätschaften hingen, setzte diesen an und übergab sie wieder.

"Einfach nur drehen.", sagte sie lächelnd. Dann ging sie zu einem der über der graumelierten Arbeitsplatte hängenden Schränke und holte 5 Gläser heraus. Aus den Schränken darunter holte sie für jeden eine Schüssel und einen Teller. Keichi hatte es indes geschafft, Yamba das Futter in seinen Fressnapf zu tun.

"Was brauchst du noch?", fragte er Yuki.

"Besteck! Das ist neben der Spüle in dem Schub.", sagte sie, während sie den großen Holztisch deckte. Er übergab es ihr und fragte nach weiteren benötigten Dingen.

"Guck mal in den Kühlschrank, was da so drin ist. Marmelade, Käse, Wurst oder so was...Achja und die Cornflakes, die auf dem Kühlschrank stehen auch noch.", antwortete sie ihm. "Yamba, hast du eigentlich schon etwas von Squarrel und den anderen gehört?"

"Nash war nur mal kurz da, aber sie hat nichts Ungewöhnliches bemerkt. Die Nacht verlief also ziemlich ruhig.", sagte er und mampfte weiter.

Mit einem tiefen Gähnen stand nun auch Shila im Türrahmen der Küche. Sam hatte den Kopf auf ihre Schulter gelegt und schaute müde zu ihnen hinüber. Natsumi streckte sich hinter den beiden. Die drei waren bereits fertig angezogen und nach einem müden "Guten Morgen", setzten sie sich an den Tisch.
 

"Gero? Gero! Wo bist du?" Sofort erschien der Gerufene.

"Gero, aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass dein Plan gründlich schief läuft. Einer von Baos Leuten ist sogar zu diesen Gören übergelaufen.", sagte die Herrscherin wütend.

"Herrin, es...", doch ehe er ausreden konnte, machte Oni eine ruckartige Handbewegung und mit einem verzweifelten Schrei verschwand Gero in einer Staubwolke.

"Kylie!", schrie sie zornig. Die blaue Dämonin erschien in ehrerbietender Haltung.

"Ihr wünscht?"

"Erledige die Sache ein für alle Mal. Ich habe kurz vor der Auferstehung nicht mehr viel Geduld, also enttäusch mich nicht!", sagte sie missmutig und entließ Kylie mit einer abschwenkenden Handbewegung.

Ich mach es auf jeden Fall besser! Denn gegrillt zu werden hab ich nicht vor. Sie tauchte vor dem Fenster von Shilas Wohnung wieder auf. Für diese Unverschämtheit wird dieses Gör noch bezahlen! Sie schoss mit dem Finger einen Lichtblitz durch das Fenster. Er traf Shilas Mutter unbemerkt von dieser am Kopf. Dann schwebte Kylie finster lächelnd weiter zum Fenster von Baos Wohnung.

"Jungs, der Plan hat sich geringfügig verändert.", sagte sie und teilte den Dreien die Veränderungen mit.
 

Vor dem Wohnblock von Shila und Natsumi trafen sich die drei Katzen. Keiner von ihnen hatte etwas Ungewöhnliches bemerkt.

"Heute geht wieder jeder zu seinem menschlichen Partner zurück. Ihr müsst euch jetzt besonders auf Kleinigkeiten konzentrieren, denn das Böse kann überall zuschlagen.", sagte Squarrel ernst.

"Was ist mit Yamba und Yuki? Sollten sie nicht unter besonderer Beobachtung stehen?", gab Nash zu bedenken. Squarrel überlegte kurz.

"Eigentlich brauchen wir uns um sie keine Sorgen zu machen.", antwortete sie kurz.

"Warum?", wollte Simba wissen.

"Sie befinden sich in einem geschützten Bereich. Niemand außer den Guten Mächten kann sie dort aufspüren. Für Dämonen ist Yukis Siedlung ... unsichtbar."

"Aber Keichi ist doch auch da.", sagte Nash.

"Bei ihm scheint das Böse keinen guten Nährboden gefunden zu haben. Er könnte nur Schwierigkeiten mit der Orientierung bekommen. Aber solange Onis Macht ihn nicht beeinflusst, stellt er keine Gefahr dar. Das Böse kann den ort erst finden, wenn er entweiht ist"

"Wie kann man so einen Ort denn entweihen?"

"Simba, hast du denn alles vergessen?", fragte Squarrel genervt. Der kleine Tiger duckte sich. "Also so ein Ort können nur Menschen selbst entweihen. Durch ihre Dummheit gibt es nur noch wenige geschützte Orte. Meist steht eine Kirche oder ein anderes religiöses Zentrum im Mittelpunkt. Dort wird regelmäßig eine Erneuerung des Schutzwalls veranlasst. Wenn nun an so einem Ort schwarze Messen stattfinden, umgedrehte Kreuze sich finden, die Kirche selbst zerstört wird oder die Erneuerung des Schutzwalls ausfällt ist es leicht für das Böse zu finden. Es ist allein die Dummheit und Ignoranz der Menschen, die dem Bösen soviel Macht schenkt."
 

Da keine dämonischen Aktivitäten zu orten waren, verbrachte die ganz Truppe den Nachmittag im Takipark. Dieser Park war so ziemlich das Beste, was Neo-Tokyo, nachdem es von der großen Katastrophe heimgesucht wurde, an Erholung zu bieten hatte. Es gab einen riesigen Platz, auf dem Bänke aufgestellt und zwischen diesen vereinzelt Bäume und Beet gepflanzt wurden. Auf der einen Seite war ein kleines Wäldchen und auf der gegenüberliegenden Seite ein natürliches Erlebnisbad. Mittelpunkt war ein ca. 5 bis 6 Meter hoher Felsen. Von diesem kam ein klarer Wasserfall herunter in das eigentliche Schwimmbecken. Innen war dieser Fels hohl und bot somit einen von außen nicht sichtbaren Bereich. An den Rändern des Bassins waren Bänke angebracht. Auf einer dieser Bänke hatten sie auch ihre Sachen abgelegt, während sie in Bikini und Badhose vergnügt im Wasser Spass hatten. Der wasserscheue Yamba achtete auf die Sachen. Eigentlich wollte er nur seine Ruhe haben, aber Shila, Sam und Natsumi bespritzten ihn ständig mit Wasser.

"Das macht euch wohl auch noch Spass?!", sagte er beleidigt und verzog sich schließlich unter die Bank, wo sie ihn nicht mehr sehen konnten. Die Mädchen lachten und kicherten trotzdem weiter.

Yuki und Keichi hatten sich in den Fels zurückgezogen. Hinter dem Wasserfall waren auch Steinplatten, auf denen sich Keichi mit dem Rücken hingelegt hatte. Yuki war noch halb im Wasser. Mit dem Kopf auf die angewinkelten Arme gestützt betrachtete sie ihn. Er hatte die Arme hinter dem Kopf und sah aus, als würde er schlafen. Um ihn herum bildete sich eine Wasserlache. Yuki hatte zusammen mit ihm vorher noch Badeshorts gekauft. Die blauen Shorts passten perfekt zu seinem athletischen Körper, der durch die Wassertropfen glänzte.

"Wann kommen eigentlich deine Eltern wieder?", fragte er ohne die Augen zu öffnen. Seine Worte holten Yuki aus ihrem Tagtraum. Verführerisch stieg sie aus dem Wasser. Als kalte Wassertropfen seinen Körper berührten, öffnete er die Augen. Yuki kniete über ihm.

"Mir wär es ja lieber, sie kämen nicht so schnell wieder.", sagte sie lächelnd, beugte sich mit dem Gesicht zu ihm herunter und küsste ihn vorsichtig. Dann löste sie sich wieder von seinen Lippen. "Aber sie wollten heute Abend wieder kommen." Seufzend ließ sie sich auf ihn fallen. Sie drehte sich mit dem Gesicht zu dem seinigen und er schaute sie schmunzelnd an.

"Was glaubst du, wie sie reagieren werden?"

"Ganz ehrlich?", fragte sie ihn. Er nickte. "Ich weiß es nicht." Ratlosigkeit machte sich in ihrem Gesicht breit. Um dies zu ändern, küsste er sie zärtlich.

Ihre Freundinnen schauten den beiden neidisch zu. sie waren den beiden gefolgt und blieben von ihnen unbemerkt.

"Sind sie nicht süß?!", sagte Shila verträumt.

"Ja, schon, aber muss diese ständige Knutscherei sein?", fragte Natsumi genervt.

"So ist das nun mal unter Verliebten!", antwortete Sam ihr.

"Lassen wir sie wieder alleine.", sagte Shila schließlich und zusammen schwammen sie wieder unter dem Wasserfall hindurch.

Jetzt weiß ich, wie der 7. Himmel aussieht, dachte sie und kuschelte sich nach dem Kuss noch mehr an Keichi. Völlig in Gedanken der Glückseligkeit bemerkte sie die Positionen gewechselt hatten. Keichi lag nun über ihr. Erstaunt blickte sie ihn an.

"Wollen wir los?", fragte er sie lächelnd und ging etwas in die Höhe, sodass sich ein Zwischenraum zwischen den beiden bildete. Yuki wollten ihn hoch drücken und fuhr dabei mir ihren Händen über seine Brust, als sie plötzlich ein drachenähnliches Tattoo auf seiner Brust wahrnahm. Es befand sich genau über seinem Herzen.

"Was ist das für ein Tattoo? Woher hast du das denn?", fragte sie neugierig. Keichi schaute auf die Stelle.

"Ach, ist es wieder da?", fragte er überrascht und bemerkte dadurch nicht, dass Yuki und er sich wieder in die Ausgangsposition gedreht hatten. Sie waren nun nur noch eine Drehung vom Wasser entfernt. Er schmunzelte sie wieder an.

"Wieso ,wieder da'?"

"Ich weiß nicht warum, aber es kommt und geht ständig. Mein Stamm hat es damals kurz nach meiner Geburt entdeckt. Es ist weniger ein Tattoo als ein Geburtsmahl. Sie meinten, ich hätte noch eine große Bestimmung oder so was. Deswegen haben mich später die meisten auch gemieden.", sagte er und schaute an ihr vorbei durch den Wasserfall. "Es scheint leerer zu werden, sollten wir nicht wirklich langsam los?"

"OK!", sagte Yuki kurz und wollte aufstehen, doch sie wurde von Keichi kurzerhand seitlich ins Wasser geschubst.

"Hey!", rief sie, als sie wieder an die Wasseroberfläche kam. Keichi beugte sich grinsend über sie. Da ergriff sie die Gelegenheit, griff ihn mit den Armen um den Hals und zog ihn runter ins Wasser. Dann ließ sie ihn wieder los und schwamm eilig zu den anderen. Sie saßen in ihre Handtücher eingewickelt mit dem Rücken zu ihr auf der Bank. Sie wollte schon aus dem Wasser steigen, doch Keichi hatte sie schnell eingeholt, hielt sie an den Schultern fest und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte und schwamm leise hinter Shila und den schmollenden Yamba. Keichi nahm hinter Sam und Natsumi Stellung ein. Wie aufs Stichwort packte sie Yamba am Schwanz und Shila am Arm und zog sie rückwärts ins Wasser. Gleichzeitig packte auch Keichi Sam und Natsumi jeweils am Arm und zog sie ins kühle Nass. Yamba sprang sofort wieder aus dem Wasser und zitterte am ganzen Leib.

"S-sowas k-könnt ihr d-doch nicht ma-machen!", sagte er bibbernd und schüttelte sich das Wasser aus dem schwarzen Fell.

"Sorry, aber war nicht meine Idee!", sagte Yuki böse zu Keichi hinüber grinsend. Shila, Sam und Natsumi hatten sich von dem Schreck erholt und stürzten sich sogleich wie hungrige Raubtiere auf ihn.

"Hilfe!", brachte er noch raus, bevor sie ihn untertauchten.

"Hahaha...", hörten sie jemanden lachen. Geschockt schauten sie nach oben. Es war tatsächlich Kylie. Sie schwebte über ihnen und lachte.

"Hör auf zu Lachen, es ist wirklich furchtbar."

"Eine regelrechte Quälerei für die Ohren.", stimmte Natsumi Shila zu. sofort verstummte Kylie und warf beiden einen bösen Blick zu.

"Was willst du nun und vor allem warum schickt Bao seine Schnalle? Ist er zu feige?", fragte Shila genervt. Kylies Blick würde langsam tödlich. Doch dann begann sie bösartig zu Lächeln.

"Es gab eine kleine Planänderung. Gero wird euch nicht mehr Beehren. Er hat, wie sagt man..., das Zeitliche gesegnet."

"Nun spuck's schon aus du Plaudertasche!"

"Du wirst schon sehen, was du davon hast. Sogar eher als du denkst!", sagte Kylie und verschwand lachend. Shila schaute beunruhigt in die Runde.

"Was für eine blöde Zicke!", sagte Natsumi verächtlich. Sam stimmte ihr nickend zu.

"Ich hab ein ganz mieses Gefühl, Leute.", sagte Shila und stieg aus dem Wasser. Nachdem sie einige ratlose Blicke ausgetauscht hatten, folgten sie ihrer Anführerin. Yuki reichte ihr noch trockenes Handtuch herum, sodass sie nicht alle pitschnass nach Hause gehen mussten. Shila, Natsumi und Sam wrangen die ihrigen über dem Wasser aus. Shila drängte es nach Hause. Sie zog schnell ihren kurzen Rock an und packte ihr ihre restlichen Sachen in ihren Rucksack.

"Komm schon Natsumi!"; drängte sie ihre Freundin. Als sie dann endlich fertig war, verabschiedeten sie sich kurz von Sam, Yuki, Keichi und Yamba. Im schnellen Schritt verließen sie den Park.

Als Shila die Tür zur Wohnung aufschloss, sah sie ihren Dad nervös auf und ab gehen.

"Dad, was ist denn los?", fragte sie, da er sie scheinbar nicht gehört hatte beim reingehen. Sofort kam er zu ihr und packte sie an den Schultern.

"Deine Mutter...", fing er an.

"Was ist mit Mom?", fragte Shila ängstlich.

"Sie...sie...ist im Krankenhaus."

"Warum?", ihr Angst und Panik steigerten sich ins Unermessliche.

"Beim Essen...Sie ist auf einmal zusammengebrochen...Ich fahr gleich wieder zu ihr!", sagte er schließlich.

"Ich...ich komme mit!"

"Nein! Rin übernachtet bei Mario und du bei Natsumi. Ich habe schon mit ihrem Vater gesprochen.", sagte er, nahm hektisch seine Jacke von der Garderobe und stürmte aus der offen stehenden Tür. Erstarrt blickte sie ihm über die Schulter nach.

"Shila! Shila!", rief Natsumi und schüttelte sie wach.

"Was?", fragte diese immer noch abwesend.

"SHILA!", brüllte Squarrel. Das holte sie endgültig zurück. Emotionslos schaute sie die anderen an. Sie saß bei Natsumi auf dem Bett. Squarrel saß rechts neben ihr und Natsumi mit Nash auf dem Schoß auf der anderen Seite. Dann starrte sie zum Fenster. Draussen war es bereits dunkel geworden. Sie sah ihr Spiegelbild in dem Glas und brach in Tränen aus.

"Meinst du sie ist schuld?", schluchzte sie und lehnte sich mit dem Gesicht an Natsumis Schulter.

"Ich weiß es nicht.", sagte ihre Freundin und versuchte sie durch Streicheleinheiten zu beruhigen. Nash und Squarrel kuschelten sich tröstend an die in Tränen aufgelöste Shila.

18.Kapitel - Ein Unglück kommt selten allein

Das Licht war aus, aber der Fernseher flimmerte als Yukis Eltern zur Tür hereinkamen. Von dem kurzen Flur aus, konnten sie nur die Rückwand der blau-rot gemusterten Couch sehen.

"Yuki? Wir sind wieder da.", sagte ihr Dad leise und stellte die Koffer im Flur ab, um nach seiner Tochter zu sehen.

"Wenn sie schon schläft, dann lass sie. Mach nur den Fernseher aus.", sagte ihre Mum ebenfalls leise. Er ging vorsichtig um die Couch herum, machte den Fernseher aus und als er sich zur Couch drehte erschrak er.

"Misa!...Schau dir d-das an!", sagte er in einem etwas lauterem aber auch geschocktem Ton. Sofort lies Yukis Mum ihre Koffer auf den Boden sinken und kam zur Couch geeilt und sah ihre Tochter, wie sie in den Armen von einem ihn unbekannten Jungen lag. Yamba, den sie schon kannten, hatte sich zwischen den beiden eingekuschelt. Sie erschrak ebenfalls. Dann schaute sie jedoch genauer hin und entdecke ein überaus glückliches Lächeln im Gesicht ihrer Tochter.

"Lei, lass sie! Wir reden morgen darüber.", sagte sie beruhigend. Denn der war fast am überkochen.

"Bring die Koffer ins Schlafzimmer, ich komme auch gleich." Sie drückte ihn von der Couch weg. Als er widerwillig das Wohnzimmer verlassen hatte, nahm sie eine Decke von einem der beiden Sessel, die links und rechts neben der Couch angeordnet waren, und deckt die Schlafenden zu. müde hob Yuki den kopf und schaute sie mit kleinen Augen an.

"Schlaf weiter. Aber morgen reden wir über ihn!", sagte sie gütig und deutete auf Keichi. Dann legte sie die Hand auf Yukis Kopf und schaute sie liebevoll an. Yuki legte den Kopf wieder auf Keichis starke Brust und schlief wieder ein. Dann verließ ihre Mum den Raum.
 

"Wo habt ihr denn Shila gelassen?", fragte Yuki überrascht, als Sam und Natsumi ihre Räder an der gewohnten Stelle anschlossen. Auch ihr trauriger Blick ließ Yuki stutzig werden.

"Nun sagte schon!", drängte sie weiter.

Unsichere Blicke gingen zwischen Sam und Natsumi hin und her.

"Sie ist bei ihrer Mom...im Krankenhaus.", sagte Natsumi schließlich. Yuki schaute sie geschockt an. "Ihr geht es schon wieder gut.", fügte sie schnell zur Beruhigung Yukis hinzu.

"Nun sag schon, wie haben es deine Eltern verkraftet?", fragte Sam, um die Situation etwas angenehmer zu machen. Yuki und auch Natsumi begrüßten dies.

"Ja, genau. Sie sind doch vorgestern zurückgekommen."

"Naja, wir sind auf der Couch eingeschlafen und da kamen sie rein...", fing sie an.

"Wie eingeschlafen?", fragte Sam mit einem eindeutig zweideutigen Blick. Yuki wurde hochrot und schüttelte den Kopf.

"Nicht, was du schon wieder denkst! Wir haben ferngesehen und da sind wir halt eingeschlafen...Naja, gestern saßen wir dann am Frühstückstisch und...na ja, war irgendwie komisch. Mein Paps hatte dann ein ,Gespräch unter Männern' mit Keichi. Danach hielt er irgendwie Abstand zu mir. Meine Mum meinte, dass sich das aber wieder ändern wird mit der Zeit. Sie nahm es eigentlich ziemlich gut auf. Aber mein Paps...der ließ Keichi nicht mehr aus den Augen. Ich hoffe ja das geht auch vorbei." Doch dann wurde sie von dem Klingelzeichen unterbrochen. Sie verabschiedeten sich im Gang und Sam ging zusammen mit Natsumi in ihren Klassenraum. Sofort fiel Natsumis Blick auf Bao, der in seiner Tarnung seelenruhig in der letzten Reihe lässig auf seinem Stuhl saß, die Beine übereinander auf dem Tisch liegend, und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Umringt von den üblichen Leuten, vor allem Mädchen, schien er zu dösen. Vor Wut kochend ging Natsumi mit festem Schritt auf ihn zu. Sie stieß die anderen zur Seite, packte ihn am Hemdkragen und zog ihn nach oben. Er konnte jedoch rechtzeitig die Füße wieder auf den Boden stellen, ansonsten wäre er nach hinten gefallen.

"Hast du irgendwas damit zu tun?", brüllte sie ihn wütend an. Die anderen Mitschüler gingen verschreckt auf ihre Plätze zurück. Sam ging zu Natsumi und versuchte sie zu beruhigen.

"Natsu-chan, beruhige dich. Die anderen schauen schon." Zusätzlich drückte sie auch noch Natsumis Arme nach unten. Daraufhin ließ sie ihn wieder los. Bao rückte sein Hemd wieder zurecht und setzte sich.

"Was ist denn los und wo habt ihr die andere gelassen?", fragte er überrascht.

"Die andere ist bei ihrer Mutter im Krankenhaus!", sagte sie wütend.

"Hey, nun beruhige dich mal! Warum sollte ich was damit zu tun haben?"

"Weil du uns gedroht hast und deine dumme Schnalle auch.", gab Sam hinzu.

Dann wurde ihr Gespräch durch das Klingelzeichen unterbrochen. Frau Shimazu kam auch schon herein und drängte alle Schüler an ihre Plätze. Widerwillig gingen Sam und Natsumi an die ihrigen, ließen Bao aber die ganze Zeit über nicht aus den Augen. Nach dem Unterricht warteten Sam, Natsumi und Yuki auf dem Schulhof auf Bao.

"Ich schwöre euch, ich habe nichts damit zu tun. Aber ich werde herausfinden, wer dafür verantwortlich ist!", sagte er beschwichtigend. Die drei standen ihm mit verschränkten Armen und bösem Blick gegenüber.

"Hey, schließlich brauch ich die Herausforderung. Wisst ihr wie schwierig es ist, einen geeigneten Gegner da unten zu finden?!", sagte er um ihr Zweifel zu zerstreuen. Doch als er keine Reaktion von ihnen bekam, zuckte er mit den Schultern und verschwand.

"Ich glaube ihm kein Wort!", sagte Natsumi entschieden.

"Ich auch nicht!", stimmte ihr Sam zu. Yuki nickte zustimmend.

"DA wir nicht wissen, was als nächstes kommt, werden wir täglich Rundgänge machen. Allerdings machen wir das von nun an zu zweit, also jede mit ihrem Partner. Sonst können wir diese Stadt einfach nicht schützen!", sagte Natsumi und nachdem sie von den anderen beiden deren Zustimmung erhalten hatte, schnappte sie sich ihr Rad und fuhr heimwärts. Sam begleitete sie noch ein Stück bis sich ihre Wege trennten.

Daheim angekommen, wartete Shila schon vor ihrer Tür. Überglücklich fiel sie ihrer Freundin um den Hals. Natsumi war total überrascht und sprachlos.

"Das Ding in Moms Gehirn ist wieder weg. So, als wäre es nie da gewesen.", schluchzte sie glücklich. Dann ließ sie Natsumi wieder los.

"Das freut mich!", sagte diese. Shila wischte sich die Freudentränen, die auch Tränen der Erleichterung waren, aus den Augen.

"Aber nun erzähl noch mal ganz langsam von vorne." Natsumi schloss ihre Tür auf und Shila folgte ihr vergnügt hinein. Drinnen warf Natsumi ihre Schultasche in die Ecke und setzte sich auf ihren drehbaren Schreibtischstuhl. Shila sprang von einer Ecke des Zimmers in die nächste. Dann kam sie endlich zur Ruhe und setzte sich Natsumi gegenüber aufs Bett.

"Also gestern meinten sie noch, dass ein Tumor in Moms Gehirn wäre. Doch heute dann plötzlich...war er verschwunden."

"Und wann genau war das?"

"Vor...ähm...vielleicht drei vier Stunden oder so. Warum willst du das wissen?"

"Ach, nur so."

"Ich geh dann wieder rüber. Muss alles für Moms Rückkehr fertig machen.", sagte Shila, sprang auf und verließ erst ihr Zimmer, dann die Wohnung.

Als sie in ihrem Zimmer aufräumte, hörte sie plötzlich Geräusche an ihrem Fenster. Da sie die Gardinen vorgezogen hatte, sah sie nur undeutliche Konturen.

"Squarrel, das Fenster ist doch offen.", sagte sie und ging vorsichtig zum Fenster. Als nichts geschah, zog sie ruckartig die Gardinen weg. Sie erstarrte, als sie Baos Gesicht am unteren Rand ihres Fensters sah. Mit dem starren Blick schaute sie ihn auch weiter an, als er auf ihre Höher heraufschwebte. Er konnte ihr nun genau in die weit aufgerissenen Augen sehen.

"W-was willst du hier?", fragte sie schließlich, als sie sich wieder gefangen hatte.

"Geht's deiner Mom wieder besser?" Seine Stimme klang in Shilas Ohren so ganz anders als sonst, irgendwie...freundlich?!

"Woher...?"

"Deine Freundinnen haben mir die Hölle heiß gemacht und das vor allen Leuten." Er schüttelte zweifelnd den Kopf. "Wie wollen sie so ihre Tarnung geheim halten? Aber egal, es hat sich herausgestellt, das es noch ein kleines Abschiedgeschenk von Gero war. Aber nun ist es weg." Shila verarbeitete die Informationen von Bao sehr langsam, doch dann ging sie plötzlich auf ihn zu, nahm mit beiden Händen sein Gesicht und küsste ihn. Damit hatte er nun wahrlich nicht gerechnet. Fast wäre er nach unten gestürzt. Als in ihm ein merkwürdiges, ihm unbekanntes Gefühl, drohte an die Oberfläche zu kommen, stieß er sie weg und verschwand.

Dann erst merkte Shila, was sie gerade getan hatte.

"Ich habe...ihn..ge..."

"GEKÜSST!", beendete Squarrel überrascht ihren Satz. Sie kam von der anderen Seite zur Zimmertür herein und starrte Shila fassungslos an. Geschockt ließ sich Shila auf ihr Bett fallen. Squarrel sprang zu ihr aufs Bett.

"Was...was hast du dir dabei gedacht? Immerhin ist er der...Feind!", sagte sie, doch Shila schien ihr nicht zu zuhören.

"Ist es sone Art Hassliebe?", fragte Squarrel nach einiger Zeit. Diesmal reagierte Shila wieder.

"Ach was, du spinnst ja! Wenn du den anderen etwas davon sagst, dann kill ich dich!", sagte sie und stand wieder auf, um da weiter zu machen, wo sie von Bao unterbrochen wurde. Doch immer wieder schaute sie sehnsüchtig nach draussen. Squarrel beobachtete sie misstrauisch.
 

Es war dunkel. Mitternacht vielleicht, als er an ihrem Fenster vorbeischwebte. Shila hatte wegen der Hitze in ihrem Zimmer immer noch das Fenster offen. Die Gardinen flogen von dem leichten Wind angeregt umher und bildeten merkwürdige Schatten an ihren Wänden. Der Mond schien hell in ihr Zimmer. Sie schlief.

Was treibt mich nur hierher? Dieses verdammte Ding in meiner Brust, wieso reagiert es so stark und schmerzvoll, wenn ich sie sehe, ja nur an sie denke? Ratlos und den Antworten auf seine Fragen weit entfernt, blickte er vorsichtig durch das offene Fenster. Die Gardinenschatten legten sich oft über ihr Gesicht, doch als sie um es herum spielten, konnte er ihr Gesicht klar erkennen. Er reckte den Hals, um es besser zu sehen.

"San-kun?", sagte sie leise im Schlaf. Er wurde aufmerksam und flog immer näher an ihr Fenster heran. Sie träumt von mir? Aber warum nur?

"Bao!", flüsterte sie. Doch es hörte sich anders an als ,San-kun'. Bao war irritiert. Er versuchte näher an sie heranzukommen, doch er wollte das Zimmer nicht betreten.

"Hey, Spannern ist nicht erlaubt!", sagte eine Stimme hinter ihm. Erschrocken drehte er sich um. Es war Keichi. Schnell fasste sich Bao wieder.

"Was machst du hier?"

"Hey, immer mit der Ruhe und brüll gefälligst hier nicht so rum!", sagte Bao leise und hob beschwichtigend die Hände. "Was machst du überhaupt hier? Warum bist du nicht bei deiner...Liebsten?"

"Ich tu ihr einen Gefallen. Und du?"

Bao grübelte. Immer wieder fielen Seitenblicke zu der schlafenden Shila.

"Wo ist eigentlich ihre Katze?", fragte er schließlich.

"Auf Patrouille. Man kann ja nie wissen, was ihr gerade im Schilde führt."

"Sie tut dir scheinbar gut. Dein Selbstbewusstsein war mir gegenüber nie so stark.", bemerkte Bao.

"Jeder findet irgendwann zu sich selbst.", sagte Keichi kurz. Bao drehte sich wieder zu Shila. Keichi sah Baos sehnsüchtige Blicke und klopfte ihm auf die Schulter.

"Ich wird dann mal wieder."

"Aber...solltest du nicht auf sie aufpassen? Was, wenn ich sie jetzt töte?", fragte er mit seiner bekannten Arroganz.

"Die Angst hat sich gerade verflüchtigt.", sagte er und verschwand. Bao blickte ihm fragend nach.
 

In den nächsten Tagen gingen sie jeden Abend auf Patrouille und während der Schulzeit schauten die Partner und Keichi in der Stadt nach dem rechten. Immer wieder retteten sie unschuldige Menschen vor den Übergriffen von Onis Dämonen, doch Bao war nirgends dabei. Er tauchte weder in der Schule noch bei den Kämpfen auf. Lediglich Leori und Kane überwachten die Energiesauger und jedes Mal verschwanden sie, sobald alle Dämonen vernichtet waren. Auf Fragen nach Bao oder Kylie reagierten sie nicht.

3 Wochen später saßen mal wieder alle gelangweilt an ihren Tischen über den Mathebüchern. als die Stunde halb rum war, schloss Frau Shimazu ihr Buch und ließ die Tafel säubern. Sie schien sehr aufgeregt.

"So, bitte hört mir nun einmal zu!", begann sie. Die Klasse wurde sofort ruhig und blickte sie erwartungsvoll an. "Wie ich von Herrn Kimano erfahren habe, behandelt ihr gerade ,Romeo & Julia' in seinem Unterricht. Für den Tag der offenen Tür hat er mir einen sehr guten Vorschlag gemacht. Er meinte, und ich sehe das genauso, es wäre ein Erlebnis für jeden, wenn ihr es aufführt." Die ganze Klasse grölte, bis auf die letzte Reihe. Shila, Natsumi und Sam lagen gelangweilt auf ihren Bänken. Nara und Kanyra knobelten schon, wer von ihnen die weibliche Hauptrolle spielen wird und spekulierten über die männliche. San-kun wurde als die einzig richtige Wahl dafür entschieden.

"Wir werden sehen, wie der Computer die Rollen verteilen wird. Die genannten versammeln sich dann hier im Raum nach dem Unterricht."

Nach und nach kamen aus dem Computer Zettel mit den Namen der Schüler und deren Rollen. Zuerst waren die Nebenrollen vergeben. Nara und Kanyra waren geschockt über ihre lächerlichen Nebenrollen. Dann wurden die Hauptrollen vergeben.

"Romeo ist Mikoto Saniguchi.", sagte Frau Shimazu. Da klopfte es plötzlich an der Tür. Überrascht ging sie zur Tür und öffnete diese.

"Mikoto, was für eine Überraschung. Bitte setz dich. Einer deiner Mitschüler wird dir dann alles erzählen. Hier!", sagte sie und übergab ihm den Zettel. Er ging zu seinem Platz und warf Shila dabei noch einen merkwürdigen Blick zu.

"So nun, werden wir gleich sehen, wer die Julia spielen wird." Sie wartete einen Augenblick und da kam der Zettel auch schon aus dem Computer auf ihrem Schreibtisch.

"Shila Teikoo wird die Julia spielen.", sagte sie freudig und schaute in die letzte Reihe. Doch diese reagierte nicht darauf. Natsumi stieß sie an.

"Was denn?", fragte sie ihre Freundin.

"Herzlichen Glückwunsch Shila. Ich denke, der Computer hat eine gute Wahl getroffen.", sagte sie lächelnd. Shila wusste noch immer nicht so recht, was um sie herum geschah.

"Denkt dran, nach dem Unterricht hier im Raum. Die anderen können sich schon einmal mit den Kostümen und den Kulissen beschäftigen." Dann wurde sie von dem Klingelzeichen unterbrochen. Dennoch sprach sie weiter. "Wir werden dann nächste Woche eine Projektwoche machen, in der alles vorbereitet wird." Kaum einer der Schüler hat ihr noch zu gehört. Ein jeder packte seine Sachen ein und redete mit seinem Banknachbarn. Bao stand auf und schaute sie amüsiert an.

"Na das passt doch gut oder was meinst du?", sagte er lächelnd. Er hatte wieder seine arroganten Charakterzüge angenommen. Shila blickte ihm ratlos nach.

"Was war das denn?", fragte Shila ihre Freundinnen.

"Sag mal, hast du gepennt?" Shila schüttelte den Kopf auf Natsumis Frage.

"Nicht wirklich."

"Wir haben gerade beschlossen, ein Theaterstück aufzuführen und du hast eine der beiden Hauptrollen.", sagte Sam.

"Und Bao hat die andere.", sagte Natsumi.

"Und was spielen wir?", fragte Shila misstrauisch.

"Romeo und Julia!" Shila schien Natsumi nicht richtig verstanden zu haben. Denn sie schaute sie immer noch auf eine Antwort hoffend an. Natsumi wiederholte es noch mehrmals. Dann schien Shila es endlich verstanden zu haben. Und dann fiel sie in Ohnmacht.

"Bild dir bloß nichts ein!", sagte sie und ging hoch erhobenen Hauptes in den Klassenraum. Bao folgte ihr.

"Die Rollen sind uns doch wie auf den Leib geschrieben!", sagte er und nahm neben ihr Platz.

"Warum bist du überhaupt wieder da? Geh lieber zu deiner ollen Schnalle und töte Menschen, dann wäre es einfacher dich zu töten!", sagte sie und schaute nach vorne zu der plappernden Lehrerin.

"Mit der hatte ich schon die ganzen letzten Tage zu tun. Ich brauch schließlich auch mal ne Pause." Er lehnte sich zurück, verschränke die Arme hinterm Kopf und legte die Füße auf den Tisch.

"Gibt es irgendwelche Proteste gegen die Rollen?" Frau Shimazu sah fragend in die Runde. Shila rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Bao betrachtete sie aus dem Augenwinkel. Gerade als sie sich melden wollte, hielt Bao ihre Hände fest.

"Na, na, wer wird denn? Willst du mir jeglichen Spass hier nehmen?", sagte er lächelnd.

Sie funkelte ihn hingegen bösartig an.

"Hättest ja was anderes machen können. Mir ist immer noch rätselhaft, warum du gerade hier in der Schule bist. Ich könnte besseres mit meiner Zeit anfangen!", sagte sie wütend und riss sich von ihm los.

Die Lehrerin redete auch schon weiter. Shila hörte jedoch nicht zu. Erst als sie einen großen Apparat aus dem Nebenraum holte, wurde Shila aufmerksam.

"Da die Zeit zum Text lernen recht knapp ist, werden wir die ,Knowledge' benutzen. Dies bleibt jedoch einen absolute Ausnahme!" Nacheinander rief sie die Namen der Schüler auf. Sie gingen in die Maschine und der jeweilige Text wurde in ihre Gehirnströmungen eingebunden. Als letztes war Shila na der Reihe. Sie kam mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wieder heraus. So viele furchtbare Szenen mit Bao? Liebesszenen mit Bao? Uah...wo ist das nächste Klo? Bao lächelte sie freudig an.

"Bist du überhaupt in der Lage, so etwas wie Liebe zu empfinden?", fragte sie ihn von den anderen unbemerkt.

"Hey, schließlich bin ich auch nur ein Mensch!", antwortete er.

"Die Szenen proben wir in der Projektwoche. Wir sehen uns dann morgen in Mathe. Auf Wiedersehen!", sagte die Lehrerin und war auch sogleich mit dem Apparat und ihren Sachen verschwunden. Shila schnappte sich auch ihre Sachen und ging schnellen Schrittes nach draußen. Bao folgt ihr.

"War ja dann doch ganz gut, dass ich Shakespeare damals zu dem stück überredet hab."

"Nein! War es nicht! Selbst wenn du es getan hättest! Und jetzt verschwinde!" Sie beschleunigte ihren Gang noch etwas und ging zu ihren Freundinnen, die auf dem Schulhof gewartet hatten, hinüber.
 

"Zum Glück benimmt er sich in den Proben, während die anderen dabei sind. Und ich bin auch immer schnell genug weg, sodass er mich nicht alleine abpassen kann.", rief Shila und ließ wieder einen Dämonen zu Staub zerfallen.

"Aber ihr wohnt doch im gleichen Haus. Selbst da lässt er dich in Ruhe?", fragte Sam verwundert und warf ihr einen neuen Dämonen entgegen.

"Squarrel hat alles mit irgendwelchen Bannsprüchen oder so belegt. Deswegen können sie weder mir noch meiner Familie zu Nahe kommen. Außerdem ist Squarrel immer in ihrer Nähe." Als der Dämon bei ihr ankam, schmetterte sie ihn weiter zu einem Baum, an dem er sich in Staub auflöste.

"Aber irgendwie schon merkwürdig. Warum lassen sie sich wohl nicht mehr blicken? Sonst waren sie doch immer so heiß aufs Kämpfen.", stellte Sam fest.

"Die hecken auch bestimmt schon wieder was aus, also lassen wir uns überraschen. Waren das für heute alle?"

Sam nickte.

"Das hab ich gebraucht vor der Aufführung. Jetzt ab nach Hause und duschen gehen.", sagte sie lächelnd, auch wenn sie innerlich hätte heulen können. Naja, ist ja zum Glück ne einmalige Sache...das hoffe ich zumindest.

Oh Gott! Oh Gottogott! Nervös schaute Shila durch einen Schlitz im Vorhang. Dahinter erblickte sie den prall gefüllten Saal. Sämtliche Eltern und Schüler müssen anwesend sein. Helfer stellten sogar noch zusätzliche Stühle hin, so ein Andrang herrschte. Ihre Familie saß in der ersten Reihe, was ihre Nervosität steigen ließ. Dann sie ging zu ihren Freundinnen zurück.

"Mensch, Sam, wieso hab ich einen so furchtbar tiefen Ausschnitt?" Nervös tänzelte sie hin und her. "Und warum ist das Kleid so lang? Stell dir doch mal vor, ich oder jemand anderes tritt drauf und ich knall mitten auf die Bühne?"

"Nun beruhig dich mal wieder!" Sie klopfte ihrer Freundin beruhigend auf die Schulter. Shila kam langsam wieder runter. Doch als eine Glocke zu läuten begann, packte sie erneut das Lampenfieber, denn diese Glocke kündigte den Anfang des Schauspiels an.

Bao sah ihr vergnügt zu.

"Warum so nervös? Du kannst doch den Text.", rief er lächelnd zu ihr. Sie warf ihm als Antwort einen bösen Blick zu.

"Wenn das Stück zu Ende ist...schlägst du zu!", sagte Bao leise zu einer dunklen Gestalt hinter ihm. Sie nickte lächelnd und ließ dabei ihre spitzen Zähne hervorblitzen. Dann verschwand sie wieder und tauchte in menschlicher Gestalt auf einem freien Platz wieder auf. Neben Kylie saßen die beiden Jungs - Kane und Leori. Sie blickten gelangweilt zur Bühne, doch Kylie hielt dies nicht lange durch und nickte mit Watte in den Ohren, damit sie das Gelaber auf der Bühne nicht hören musste, ein. Bis Kane sie anstieß. Sie schaute ihn müde und wütend an, doch er deutete auf die Bühne. Dort lag Shila auf einer Art Altar. Um sie herum waren Kerzen aufgestellt. Bao beugte sich gerade über sie, um ihr den in der Szene vorgeschriebenen letzten Kuss zu geben. Vor Wut und Eifersucht, die sich mit der Zeit bei Kylie angestaut hatten, lief sie rot an. Doch dann beruhigte sie sich wieder, lehnte sich entspannt zurück und schnippte mit den Fingern.

Shila hatte, unbemerkt von den Zuschauern, ein Auge leicht geöffnet, um in das Publikum - auf ihre Familie - zu schauen. Sie sah, dass alles in Ordnung war und wollte das Auge gerade wieder schließen, um sich auf ihre Szene zu konzentrieren, als ihre Mum plötzlich vom Stuhl rutschte. Shila sah genauer hin und erkannte, dass ihre Mum völlig farblos im Gesicht war und ihre Augen weit aufgerissen waren. Sofort stieß sie Bao von sich weg, stand auf und sprang von der Bühne zu ihrer Mum. Ihr Dad versuchte es schon mit Reanimation, doch vergeblich. Ein Raunen ging durch das Publikum.

"Einen Krankenwagen! Sofort einen Krankenwagen!", brüllte Shila verzweifelt. Der Schuldirektor, der hinter der Bühne alles gesehen hatte und hervorkam, griff sofort zum Telefon und wählte.

Bao blickte irritiert zu Kylie. Sie und die beiden neben ihr, waren die einzigen, die sich amüsierten und daher unschwer zwischen den vielen Menschen zu erkennen.

Sam, Natsumi und Yuki waren auch sofort zu ihrer Freundin geeilt und versuchten sie zu beruhigen.

"Kann denn hier niemand helfen?", schrie sie, doch niemand bewegte sich. "Kann ihr denn niemand helfen?", schluchzte sie, als Natsumi sie in den Arm nahm.

Da ertönte auch schon Sirenengeheul und Sanitäter kamen in den Saal gerannt. Sie hatten eine Trage dabei und kamen, vom Schuldirektor herbei gewunken, zu Shilas Mum.

Der eine Sanitäter fühlte sofort den Puls, doch da war nichts zu fühlen. Dann gab er dem anderen ein Zeichen, woraufhin dieser sämtliche Materialien zur Wiederbelebung aus seiner großen Umhängetasche hervorholte. Shila blickte hoffnungsvoll zu den beiden. Doch was sie auch versuchten, nichts konnte ihre Mum ins Leben zurückholen. Shila starrte ihnen fassungslos nach. Nachdem die beiden Sanitäter der übrig gebliebenen Familie ihr Beileid ausgesprochen hatten, trugen sie den leblosen Körper von einem weißen Tuch verdeckt aus dem Saal. Das gesamte Publikum blickte dem Trauerzug ratlos hinterher. Nachdem der Krankenwagen abgefahren war, ging wieder ein Raunen und Flüstern durch die einzelnen Reihen. Doch es war diesmal eine bedrückende Spannung wahr zu nehmen. Rin lehnte heulend an seinem Dad. Shila konnte keine Tränen mehr hervorbringen. Hätte sie Squarrel nicht auf Patrouille geschickt, dann hätte sie ihrer Mum vielleicht noch helfen können. Doch Squarrel war nicht da. Niemand konnte ihrer Mum jetzt noch helfen.

Bao war indes mit Kylie und den anderen beiden draussen in einer dunklen Ecke. Ratlos und frustriert ging er vor ihnen auf und ab. Dann blieb er vor Kylie stehen.

"Was hast du dir nur dabei gedacht?", brüllte er sie an. Verwirrt und erschrocken wich sie zurück.

"Was denn?", sagte sie unschuldig.

"Was denn fragt sie!", sagte er zum dunklen Nachthimmel blickend.

"Ich weiß gar nicht was du hast. Das bringt wenigstens wieder Leben in diese verfahrene Situation! Deine beiden Handlanger langweilten sich zu Tode."

Wütend schoss sein Blick sofort zu Leori und Kane, doch die wiesen Kopfschüttelnd die Schuld von sich. So blickte er wieder zurück zu Kylie.

"Wir haben doch darüber lang und breit gesprochen!"

"Du hast gesprochen!", schrie sie empört zurück.

"Bin ich denn hier nur von Idioten umgeben?!", brüllte er in die Nacht und wendete sich von der Dämonin ab. Wütend ging er ein paar Schritte von den dreien weg. Ratlos blickten sie ihm nach. Bao kam an 2 Mülltonnen vorbei und zertrat diese wütend, sodass der ganze Müll auf der Straße landete. Dann blieb er stehen.

"Ihr werdet jetzt zurück in die Wohnung gehen...und keiner von euch rührt sich da weg, bevor ich es euch sage! Ansonsten...werde ich Oni neue Foltermethoden zeigen und sie an euch demonstrieren!" Sein Tonfall war so erschreckend bösartig, dass es ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Beunruhigt zogen Leori und Kane sich zurück.

"Aber ich...", fing Kylie an. Doch als sich Energie um Baos Hand sammelte in Form von verschieden farbigen zuckenden Blitzen, folgte sie den beiden.

"Du kannst es nicht verleugnen!", sagte eine Stimme hinter ihm.

"Was willst du denn hier?", sprach er - wieder im normalen Tonfall - ohne sich umzudrehen.

"Ich war gerade so in der Gegend."

"Hah! Du konntest noch nie besonders gut lügen!"

"Okay, wenn du meinen Rat nicht hören willst." Keichi wandte sich wieder zum Gehen.

"Warte...!", sagte Bao schließlich, "Lass und ein Stück gehen."

Bao setzte sich langsam in Bewegung. Keichi folgte ihm mit geringem Abstand.

"Was soll ich deiner Meinung nach tun?", wollte Bao schließlich von seinem alten Freund wissen.

"Sag es ihr!"

"Sie denkt jetzt sowieso nicht daran!"

"Aber irgendwann wird sie euch damit in Verbindung bringen!"

Bao blieb plötzlich stehen und drehte sich zu ihm um. Keichi stoppte vor ihm.

"Kylie hat eigenmächtig gehandelt! Es war für heute etwas anderes vorgesehen!", sagte er wütend.

"Tu es einfach! Du wirst schon sehen." Keichi lächelte ihn ermutigend an, dann verschwand er ebenso plötzlich wie er aufgetaucht war. Bao ließ er grübelnd zurück.
 

Ein paar Stunden später tauchte Bao dann vor Shilas Zimmerfenster wieder auf. Sie lag heulend auf dem Bett. Squarrel war bei ihr und versuchte vergeblich sie zu trösten. Sie bemerkten ihn nicht. Immer noch nachdenkend schwebte er vor dem Fenster. Es war diesmal seltsamerweise verschlossen. Er überlegte, wie er am besten anfangen könnte, doch so richtig wollte ihm nichts einfallen. Die Wohnung, die er sich mit Leori, Kane und zeitweise auch Kylie teilte, lag zum Glück auf der anderen Seite des Wohnblocks, sodass diese von seiner Aktion nichts mitbekommen konnten. Auch würden sie sich nicht vom Fleck bewegen, dazu waren sie viel zu verunsichert von seinen Worten vorhin.

"Shila ich...", doch weiter wusste er nicht.

"Es tut mir Leid, aber...", doch er schüttelte den Kopf, "...ne, das ist auch nicht gut!"

Wütend wegen seiner Ratlosigkeit stieß er mit der Faust in die Hauswand.

Shila schreckte hoch. Ihre Augen waren rot und verquollen. Squarrel ging vorsichtig zum Fenster.

Bao hatte nicht seine gesamte Kraft eingesetzt, daher blieb nur eine faustgroße Delle in der Wand zurück.

Squarrel versuchte das Fenster zu öffnen, doch mit ihren kleinen Pfoten war das unmöglich. Daher stand Shila vom Bett auf und ging zu ihr. Sie wischte sich mit Kleid, das sie immer noch trug, die Tränen aus den Augen. Sie öffnete das Fenster und schaute zögernd nach draussen. Squarrel hielt ihr kleines Köpfchen ebenfalls aus dem Fenster. Sie blickten von links nach rechts. Shila stockte der Atem, als sie Bao erblickte. Dieser hatte die beiden noch nicht bemerkt. Er betrachtete sie Kratzer auf seiner Faust.

"Bao?!", flüsterte Shila sie fast unhörbar. Erschrocken drehte sich Bao um.

"Shila, ich ...", fing er an. In ihr stiegen wieder Tränen hoch und sie begann zu schluchzen. Bao schwebte zu ihr.

"Shila, ich...", begann er erneut und sah sie mitleidig an. "Es tut mir leid!", sagte er schließlich und nahm sie in den Arm. Sie lehnte mit dem Kopf gegen seine Brust und die Tränen liefen ihr wie Wasserfälle aus den Augen. Bao war allerdings von ihrer Reaktion dann doch irgendwie überrascht und war sich nun auch nicht mehr sicher, ob es gut war, was er tat. Als er dann noch Squarrels misstrauischen Blick sah, wusste er, er musste handeln - und das sofort. Er hob die heulende Shila vorsichtig aus dem Fenster und verschwand zusammen mit ihr. Squarrel blickte ihnen unruhig nach. Da tauchte plötzlich Keichi vor ihr auf.

"Wir-wir müssen ihnen folgen!", sagte sie aufgeregt. Doch Keichi schüttelte den Kopf.

"Mach dir keine Sorgen, er wird ihr nichts tun.", sagte er beruhigend. Sie sah ihn ungläubig an. Doch dann verschwand er auch schon wieder. Unruhig ging die Löwin auf dem Fensterbrett hin und her. Doch dann setzte sie sich und starrte wartend und hoffend in die Ferne.

Im Takipark tauchten sie wieder auf. Sie saßen auf einer Bank nahe dem Brunnen. Shila lag weinend in seinen Armen. Sie hielt seine linke Hand fest umklammert an ihrem Gesicht. Mit der anderen Hand streichelte er über ihr blondes Haar. Er wusste nicht, was er sagen sollte, deswegen schwieg er und hörte einfach nur ihrem Schluchzen zu.

Es musste schon weit nach Mitternacht sein. Bald würde die Dämmerung einsetzten. Shilas Schluchzen wurde immer leiser. Verunsichert suchte er ihr Gesicht. Er nahm die hellen Strähnen zur Seite und sah die letzten Tränen über ihre Wangen kullern. Sie war eingeschlafen. Ein warmes Lächeln huschte über sein Gesicht.

"Sieh doch mal!"

"Die sind ja süß!"

"Schnell mach ein Foto!"

KLICK!

"Das werd ich mir einrahmen und über mein Bett hängen!"

"Oh, ich glaub die wird wach, lass uns schnell verschwinden!"

Shila blinzelte in die Sonne. Durch die kleinen Schlitze zwischen ihren Lidern konnte sie gerade noch erkennen, wie 2 Mädchen weg rannten. Aber da waren noch mehr Leute, die sich gerade in Bewegung setzten. Unbewusst ließ sie Baos Hand los und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Dann setzte sie sich auf. Je mehr sie die Augen öffnen konnte, umso besser erkannte sie die gewohnte Umgebung. Was mach ich denn hier? Dann blickte sie zur Seite und zuckte erschrocken zurück. Was macht der denn hier? Dann spulten sich die Ereignisse der letzten Nacht in hoher Geschwindigkeit noch einmal vor ihrem geistigen Auge ab. Ihre Augen weiteten sich panisch. Mit offenem Mund starrte sie an Bao vorbei in die schmerzende Leere.

"Mum!", flüsterte sie. Dann lief der Film in ihrem Kopf weiter ab. Sie erinnerte sich an Baos tröstenden Beistand. Er hatte sie da raus geholt. Weit weg von den pochenden Erinnerungen. Dem Schmerz. Dem schmerzenden Verlust. Und der Einsamkeit. Der schrecklichen Einsamkeit in ihrem Herzen. Ihre Miene hellte sich wieder auf. Bao hatte den rechten Arm auf die Banklehne gestützt und den Kopf an die Faust gelehnt. Er trug ebenfalls noch die Theatersachen. In dem hellen Sonnenlicht, das ihm in den Rücken schien, sah er fast schon heilig aus.

"Brauchst du n Passfoto?", sagte er plötzlich. Shila zuckte erschrocken zurück. Er öffnete ein Auge und sah ihren starren Blick.

"Warst du etwa die ganze Zeit wach?", sagte sie schließlich und rutschte noch ein Stück weiter von ihm weg.

"Letzte Nacht hattest du aber nicht solche Berührungsängste!", sagte er und warf ihr einen schmachtenden Blick zu. Angewidert schaute sie zur Seite.

"Da hatte ich wohl glatt deine zum Himmel stinkende Arroganz vergessen!" Hocherhobenen Hauptes stand sie auf und wandte sich zum Gehen. Doch dann blickte sie noch einmal seitlich zu ihm.

"Danke.", sagte sie lächelnd. Dann nahm sie ihr Kleid hoch und ging von dannen. Bao lehnte sich mit den Armen auf die Knie und schaute ihr sehnsüchtig nach. Er hatte dieses Gefühl schon lange nicht mehr in sich gespürt. Er erinnerte sich nur schwach daran. Doch mit jedem Tag, der er ihr nahe war, wurde auch das Gefühl stärker. Auch wurden Bilder aus seiner dunklen Vergangenheit deutlicher. Er wollte sich zwar nicht daran erinnern, doch fühlte er eine Verbindung zwischen ihr und seiner Vergangenheit. Ein untrennbares Band, das ihn Tag um Tag mehr umschlang und nicht mehr frei lassen wollte.

19.Kapitel - Das Schicksal fordert erneut Opfer

2 Tage waren vergangen. Es war wieder Zeit für die Schule. Bao saß lässig auf seinem Platz, dennoch wartete er ungeduldig, auch wenn man es ihm nicht ansah. Natsumi und Sam betraten den Klassenraum. Er blickte ihnen mit einem halb geöffneten Auge nach, als sie auf ihren Platz gingen. Natsumi blieb vor seinem Tisch stehen, blickte ihn jedoch nicht an.

"Nur weil dir Shila scheinbar vertraut, tun wir das noch lange nicht!", sagte sie leise, sodass nur er es verstehen konnte. Sie wollte wieder gehen, doch dann fiel ihr noch etwas ein.

"Achja, du brauchst hier nicht auf sie zu warten, sie kommt erstmal nicht zur Schule." Dann ging sie weiter zu ihrem Platz. Von Sam bekam er noch einen misstrauischen Blick zugeworfen, bevor sie sich ebenfalls setzte.

"Glaubst du wirklich, er hat nur auf sie gewartet?", flüsterte Sam Natsumi zu.

"Sie ist der einzige Grund, warum er überhaupt hierher gekommen ist!", antwortete Natsumi ihr.

Natsumi schien Recht zu haben, denn in den darauf folgenden Stunden war er nirgends mehr auf dem Schulhof zu finden.

"Und was tun wir nun?", wollte Sam wissen.

Sie saßen in Yukis Zimmer auf dem Boden.

"Shila meinte, wir sollen so wie gehabt auf Streife gehen und gegebenenfalls die Dämonen, die uns über den Weg laufen, töten.", antwortete Natsumi, die neben ihr saß.

"Solange Bao unentschlossen ist, wird vorerst wohl nichts Großartiges passieren. Es könnte nur sein, dass Kylie eigenmächtig handelt und es dadurch zu einer Katastrophe kommen könnte.", sagte Keichi. Yuki saß auf seinem Schoß und blickte missmutig in die Runde.

"Diese Ungewissheit ist echt zum kotzen!", sagte Natsumi schließlich. "Wir können nichts tun! Einfach gar nichts!" Sie stützte den Kopf in die Hände.

"Zum Schutz unserer Familien haben wir ja zum Glück unsere Partner! Aber ich hoffe, sie bleiben unversehrt.", sagte Sam.

Ratlos senkten sie die Köpfe.
 

Shila, die kurz Einkaufen war, kam relativ gut gelaunt nach Hause. Doch als sie gerade ihr Stockwerk erreicht und schon den Schlüssel für die Haustür herausgesucht hatte, ließ diesen geschockt fallen, als sie die Polizei vor ihrer Tür stehen sah. Zwei Beamte in blau-weißer Uniform schienen aus sie zu warten.

"Sind Sie Teikoo Shila?", fragte der männliche. Shila nickte starr.

"Ihr Bruder und ihr Vater hatten einen Unfall. Einen Autounfall. Leider konnten sie trotz schneller Hilfeleistung nicht gerettet werden.", sagte die Polizistin. Shila stockte der Atem. Sie schluckte schwer und stützte sich am Geländer ab. Die Einkaufstaschen ließ sie auf den Boden fallen. Sie musste sich nun auch mit dem anderen Arm abstützen.

"Es tut uns sehr leid. Brauchen Sie Hilfe? Jemanden zum Reden?", sagte die Beamtin und kam ihr hilfsbereit entgegen. Doch Shila winkte ab.

"Nein! Nein...bitte gehen sie. Ich will allein sein! Denn...nun bin ich ja auch...allein." Sie merkte, wie die Tränen wieder in ihr hochkamen. Sie schnappte sich die Einkaufstaschen, ging an ihnen vorbei und öffnete die Tür.

"Brauchen Sie wirklich keine Hilfe?", fragte der Polizist beunruhigt. Shila schüttelte den Kopf und schloss die Tür. Sie ließ die Taschen wieder fallen und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür.

"Meinst du, sie tut sich etwas an?", hörte sie die Frau sagen.

"Ich weiß es nicht. Wir sollten auf jeden Fall jemanden vorbeischicken, der nach ihr sieht!", antwortete der andere.

Als sie die beiden gehen hörte, rutschte sie an der Tür herunter. Die Tränen schossen ihr aus den Augen und liefen an den Wangen herunter. Sie nahm die Hände vors Gesicht und weinte sich die Seele aus dem Leib. Niemand war da, der sie trösten konnte. Squarrel hatte bei ihrem Dad und Bruder versagt. Dann brach sie auf dem Boden zusammen.

Bao schwebte wieder einmal an ihrem Fenster vorbei. Er schaute durch die gesamte Fensterreihe und suchte nach ihr. Da hörte er plötzlich das Schluchzen aus der Wohnung. Dann entdeckte er sie. Durch das Küchenfenster konnte er in den Flur schauen. Dort sah er sie am Boden liegend. Panisch suchte er nach einem offenen Fenster. Doch irgendwie fand er keines. Er flog zurück zum Küchenfenster und drückte dagegen. Doch selbst wenn er es aufbrechen würde, er könnte doch nicht hinein. Squarrel hatte die Wohnung gut vor ihm geschützt. Er pochte gegen das Fenster. Stärker und stärker.

Shila hörte auf einmal ein dumpfes Pochen. Sie blickte auf und schaute sich um. Ihr Gesicht war rot und ihre Augen verquollen. Doch diesmal war es schlimmer, viel schlimmer als vorher. Dann entdeckte sie endlich Bao, der wie wild an das Küchenfenster pochte. Sie sprang auf und rannte zu ihm.

Bao hörte auf und legte die Hände an das Fenster. Shila legte zögernd ihre Hände an seine Handflächen. Sie sah zu ihm auf. In ihren Augen standen die Tränen. Ihr Blick war verzweifelt und hilflos. Dann rutschte sie langsam mit den Händen nach unten. Sie fiel auf die Knie und Bao konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen. Panik machte sich in ihm breit. Wieder fing er an, wild gegen das Fenster zu pochen und rief immer wieder ihren Namen. Doch bei Shila kamen nur dumpfe Laute an. Dann nahm sie die Hände vom Fenster und verdeckte damit ihr Gesicht. Wieder begann sie bitterlich zu weinen.

Natsumi, die gerade zur Tür hereinkam, hörte den Lärm von nebenan. Sie ging in ihr Zimmer, das genau neben der Küche der Nachbarswohnung lag, und schaute aus dem Fenster. Sie sah Bao wild gegen das Fenster pochen.

"Was machst du denn da?", fragte sie erstaunt, aber auch leicht verärgert. Er stoppte.

"Aber hätte ich mir ja auch denken können, dass du hier bist. Wahrscheinlich seit der letzten 3 Tage lungerst du schon vor Shilas Fenster rum. Aber in der Schule hat dich niemand vermisst!" Sie drehte sich wieder um.

"Du bist ja ne tolle Freundin!", sagte er wütend. Sie wendete sich ihm wieder zu und blickte ihm misstrauisch entgegen.

"Während deine Freundin nebenan am Boden liegt und sich die Seele aus dem Leib heult, machst du mich hier blöd von der Seite an!"

Natsumi sah ich fragend an.

"Willst du mich verarschen? Aber was...?" Sie rannte hektisch in den Flur ihrer Wohnung, nahm den Schlüssel vom Brett und sprintete zur Nebentür, schloss diese auf und hechtete in Shilas Küche. Dort sah sie ihre Freundin hilflos heulend am Boden liegend. Sie sank vor ihr auf die Knie und starrte sie fassungslos an.

"Mein Gott, Shila! Was ist denn nur passiert?"

Shila blickte erschrocken auf und starrte sie an.

"Natsumi...", flüsterte sie. "Oh, Natsumi! Es ist so furchtbar!", heulend fiel sie ihrer Freundin um den Hals. Natsumi schlang tröstend die Arme um sie.

"Ist ja gut.", sagte sie beruhigend und strich ihr übers Haar.

Nach einer Weile schaute Natsumi zum Fenster hoch, doch Bao war verschwunden. Dann tröstete sie Shila weiter.
 

Was ist nur mit ihm los? In dieser Verfassung hab ich ihn noch nie gesehen! Nachdenklich blickte sie zu Bao, der in Gedanken versunken auf dem Balkon stand und in den Himmel starrte. Dann verschwand sie plötzlich. Vor Onis Thron tauchte sie wieder auf.

"Was...?"

"Kylie! Mein Liebling entfernt sich immer weiter von mir! Und an allem bist du Schuld! Wegen deiner dummen Eifersucht, treibst du Bao von mir weg!", sprach Oni wütend. Kylie zuckte zusammen. Sie konnte Onis blutrünstige Augen im Dunkeln funkeln sehen.

"Oni, ich..."

"Schweig!", schnitt sie Kylie das Wort ab. Wieder zuckte die blaue Dämonin zusammen. Angst! Todesangst quälte sie!

"DU willst scheinbar Gero in den Tod folgen!"

Kylie schüttelte den Kopf.

"Wenn nicht schleunigst etwas passiert, dann..."

Sie nickte ängstlich. Dann winkte Oni sie ab und Kylie verschwand.
 

In der Wohnung des Quartetts erschien sie wieder.

"Kane! Leori!", sagte sie bestimmt. Die beiden schauten müde hinter der Couch hervor.

"Es gibt Arbeit!", sagte sie und lächelte bösartig. Die beiden wurden langsam munter. Kylies Gesichtsausdruck versprach Spass für sie.

"Was ist mit ihm?", fragte Kane und deutete mit dem Kopf zu Bao.

"Für den hab ich was ganz besonderes vorbereitet!"
 

Als Bao sich sicher war, dass die drei verschwunden waren und ihm auch nicht folgen würden, ging er zu Shilas Wohnung. Er stand eine ganze Weile vor der Tür, ohne etwas zu tun. Er stand einfach nur da. Zögernd betätigte er dann aber doch ihre Klingel. Doch es tat sich nichts. Vielleicht ist sie ja weg gegangen? Betrübt lehnte er sich gegen die Wand. Als weiterhin nichts geschah, rutschte er in die Knie. Er lehnte die Arme auf diese und senkte den Kopf.

"Shila, es hat geklingelt!"

"Ich weiß, aber ich will niemanden sehen! Und jetzt gib Ruhe oder du fliegst auch raus!", sagte sie gereizt und drehte sich von ihrer Partnerin weg. Seit sie Natsumi weg geschickt hat, war sie nicht mehr vom Bett aufgestanden. Ihre Augen waren immer noch rot und verquollen. Seitdem Squarrel bei ihr ankam, haben sie kaum miteinander geredet. Squarrel wusste, dass Shila sie mitverantwortlich machte für den Tod ihrer Familie. Sie versuchte dennoch ein Gespräch nach dem anderen mit ihr anzufangen. Shila ging es schlecht - verständlicherweise, aber ihr selbst geht's es ähnlich schlecht. Sie hatten nur noch einander. Das wollte Squarrel auf jeden Fall nicht gefährden.

"Na gut, dann geh ich halt zur Tür, nachschauen!", sagte Shila schließlich und stand auf. Das Kissen, das sie schon die ganze Zeit fest umschlungen hielt, nahm sie mit. Die Löwin folgte ihr zögernd. Sie öffnete die Tür, doch da war niemand. Der Hausflur war dunkel. Nur das Licht aus ihrer Wohnung erhellte den Teil vor ihrer Tür.

"Siehst du, niemand da!"

"Aber nur, weil du so lange gewartet hast!"

Doch plötzlich flüsterte eine Stimme ihren Namen. Sie drehte sich wieder zum Flur und machte das Licht an. Sie erschrak leicht, als sie Bao da hocken sah.

"Ich glaub, der schläft!", sagte Squarrel leise.

Shila ging hinaus in den Flur und hockte sich vor ihn. Neugierig betrachtete sie ihn. Er trug diesmal legere Sachen. Eine normale Hose und ein Shirt darüber. Sonst kannte sie ihn nur in seiner Rüstung oder dem vorgeschriebenen Schulanzug. Das Theateroutfit stand ihm auch gut! Dann schlug sie ihn leicht auf den Hinterkopf. Doch von ihm kam keine Reaktion.

"Ich glaube,...du hast Recht!", gab sie schließlich zurück. Wie süß, er muss die ganze Zeit gewartet haben. Ein Lächeln kehrte in ihr Gesicht zurück. Es war zwar noch zaghaft, aber es war da! Zögernd streckte sie die Hand aus und strich zaghaft über sein Gesicht. Mit der anderen Hand hielt sie das Kissen vor ihren Bauch.

Squarrel, war nicht sonderlich begeistert von der Entwicklung zwischen Shila und Bao. Immerhin war er der Anführer der am meist gefürchtesten Truppe von Oni. Von Keichis Seitenwechsel war sie auch nicht gerade angetan, obwohl sie durch seine Verstärkung eine bessere Chance gegen Oni hatten. Aber Baos Übertritt wird die Herrin der unteren Welt nicht so einfach hinnehmen! Ich hab sie oft genug gewarnt! Aber sie muss selber wissen, was sie tut! Sie ist die Anführerin! Sie entscheidet für die Gruppe über Leben und Tod! Betrübt zog sie von dannen.

Auf einmal begann sich Baos Gesicht zu bewegen. Fast unbemerkt schlang er seine Arme um Shila. Doch als er sie zu sich heran zog und küssen wollte, zog sie schnell das Kissen dazwischen.

"Waf foll denn daf?", murmelte er in das Kissen. Sie zog es vorsichtig weg und grinste ihm unschuldig entgegen.

"Was meintest du?"

"Was das soll, hab ich gefragt!", antwortete er enttäuscht.

"Diesmal hast du aber wirklich geschlafen!?"

"Das letzte Mal hab ich auch richtig geschlafen! Aber ich hab nun mal einen sehr leichten Schlaf!" Er wendete sich von ihr ab. Sie stand wieder auf und schaute von oben auf ihn herab. Er schaute aus den Augenwinkeln zu ihr rauf. Dann sah er errötet wieder weg.

"Erlaube mir eine Frage."

"Hm?"

"Warum läufst du hier halb nackt im Flur rum?"

Shila sah verwundert an sich herunter.

"Ich hab doch was an!"

"Aber nicht viel!"

Shila musste sich das Lachen verkneifen. Stattdessen schmunzelte sie nur.

"Ich trag nun mal ein kurzes Nachthemd, wenn ich schlafen gehe. Ist dir das etwa unangenehm?", fragte sie grinsend.

"Nein! Natürlich nicht, aber es könnte dir zum Verhängnis werden. Stell dir vor, ein Triebtäter kommt vorbei und sieht dich so!"

Sie blickte sich stirnrunzelnd um.

"Ich seh hier keinen! Siehst du einen?" Als sie keine Antwort bekam, wand sie sich wieder zu ihrer Tür - also genau in Baos Blickrichtung.

"Naja ich wird dann mal wieder reingehen, bevor...hier wirklich noch ein Triebtäter vorbeischaut." Sie war schon wieder in der Wohnung drin, hatte nur noch den linken Arm an der Wand im Flur. Das Licht ging im Flur aus.

"Du weißt, dass ich nicht da rein kann!"

"Kennst du Vampire? Keine Richtigen, sondern die Filme und Bücher über sie!"

Als sie keine Antwort bekam, sprach sie weiter.

"Sie dürfen auch nicht in die Wohnungen von Lebenden rein, nicht bevor...man sie hereingebeten hat." Sie sagte das mit einem merkwürdigen Unterton. Bao stand auf, blickte jedoch zu Boden.

"Was ist mit der Mieze?"

"Die hat sich verdünnisiert!", sagte sie und nahm den Arm von der Flurwand in die Wohnung hinein. Misstrauisch ging er zu ihrer Tür. Sie war nicht mehr zu sehen. Doch plötzlich kam ihm das Kissen, das sie die ganze Zeit festgehalten hatte entgegen geflogen. Er fing es.

"Ich brauch mein Kissen zum Schlafen!", rief sie aus der Wohnung. Bao blickte sich zögernd um, schloss dann aber die Tür mit einem Lächeln - von Innen.

"Shila?", rief er vorsichtig. Genauso vorsichtig schaute er in die Räume, an denen er vorbeikam. Dann erreichte er ihr Zimmer. Als er es betreten wollte, tauchte sie plötzlich im Türrahmen auf.

"Ja?"

Den Blick auf sie gerichtet, drückte er ihr das Kissen in die Hand.

"Dein Kissen!"

"Danke.", sagte sie und warf es auf ihr Bett. Bao konnte sich langsam aus seiner merkwürdigen Starre lösen.

"Versuchst du etwa mich zu verführen?", fragte er leicht arrogant.

"Warum denn versuchen?"

Er schaute sie irritiert an.

"Ich hab's doch längst geschafft!" Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn hingebungsvoll. Er nahm seine Arme um ihre Hüften.

"Warum tust du das?", fragte er, nachdem er sich von ihren Lippen lösen konnte.

"Ich weiß es nicht! Ich weiß es wirklich nicht!", antwortete sie und wollte ihn erneut küssen. Doch er nahm den Kopf weg.

"Weißt du, dass das Schlimm ausgehen kann?"

"Ich hab nichts mehr zu verlieren! Du etwa?" Doch er antwortete nicht. Sie nahm die Arme von seinem Hals und ging von ihm weg.

"Genauso gut, könnte ich jetzt aus dem Fenster springen! Mich vor einen Zug werfen! Was macht das schon für einen Unterschied?", sagte sie betrübt und ging zum Fenster. Sie lehnte sich auf das Fensterbrett und starrte in den klaren Sternenhimmel.

"Meine ganze Familie ist da oben. Ich bin hier? Doch was soll ich noch hier?"

"Was ist mit deinen Freunden? ...der Mieze? Oder dem Kampf für das...Gute?"

"Pfh...Man kann das Böse nicht vernichten! Es wird immer da sein! Meine Freunde...Squarrel, sie werden auch bald sterben. Es ist alles nur eine Frage der Zeit!" Sie legte den Kopf auf ihre verkreuzten Arme und senkte ihren Blick. Er senkte den Kopf. Dann ging er zu ihr ans Fenster.

"Sie finden es falsch, was ich tue! Dennoch erscheint es mir von all den Wegen, der einzig richtige!"

Dann war wieder eine Weile Pause.

"Weißt du, was das einzige ist, dass mich zur Zeit doch noch irgendwie am Leben hält?"

"...Rache!", sagte er betrübt. Sie nickte, blickte ihn jedoch immer noch nicht an.

"Süße Rache für meine Familie!...Du kannst nichts dafür!"

Verwirrt blickte er sie an.

"Ich weiß längst, dass es Kylie war, die meine Familie ausgelöscht hat. Was tun Frauen nicht alles aus Liebe zu einem Mann und der daraus entstehenden Eifersucht! Ich weiß nicht, wie das bei Dämonen so ist, aber ich denke, du bedeutest ihr sehr viel. Alleine aus Verletzung an ihrem Stolz tut sie das nicht!" Dann hob sie den Kopf und drehte sich zu ihm. Ihr ernster Blick machte Bao nervös.

"Sag mir, was du für sie...und für mich empfindest!"

Bao wusste, dass dies eines Tages geschehen würde. Er hatte irgendwie Angst vor so einer Frage gehabt, aber dennoch schien sie ihm seltsam vertraut. Jemand hatte sie ihm schon einmal gestellt. Auch damals wusste er keine Antwort. Was fühlst du für sie und was...für mich? Diese Worte hallten immer wieder in seinem Kopf. Erinnerungen kamen in ihm hoch. Er sah ein Mädchen...ein Mädchen in seltsamer Kleidung. Sie fragt ihn immer wieder...immer wieder das Gleiche. Es waren immer wieder die gleichen Worte. Die gleiche Frage. Ich habe sie geliebt! Ich habe sie so sehr geliebt, doch...ich konnte...es ihr einfach nicht...sagen! Ich konnte es ihr nicht sagen!

Shila sah ihn irritiert an. Etwas ging in seinem Kopf vor, doch sie wusste nicht...was!

"Was ist los...mit dir?", fragte sie leicht beunruhigt. Er schüttelte die Gedanken an die Vergangenheit aus seinem Kopf und sah sie...nur sie...sie allein! Er legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr direkt in die Augen. Es war als könne er bis in ihr Innerstes sehen und sie in das seinige. Dann gab er ihr die Antwort, auf die sie gehofft hatte. Ohne Worte erzählten sie sich dennoch alles.

20.Kapitel - Kylies Ende

Ein dünner Sonnestrahl fiel durch die zugezogenen Gardinen genau in ihr Gesicht und kitzelte sie wach. Sie blinzelte. Dann streckte sie sich gähnend, dabei drehte sie sich von der Seite auf den Rücken. Als sie wieder die Augen öffnete, sah sie Baos breites Grinsen.

"Fühlst du dich nun immer noch fehl am Platz?"

Murrend drehte sie sich wieder um.

"Deine Freunde brauchen dich! Die Welt braucht dich! Und...ich...brauch dich auch!", sagte er, drehte sie wieder zu sich und küsste sie.

"Glaubst du, das reicht?", fragte sie, nachdem sie ihn weggedrückt hatte. Er sah sie ungläubig an.

"Naja, ist ja zumindest ein Anfang!", sagte sie vergnügt und zog ihn wieder zu sich heran, um ihn zu küssen. Doch dann stieß sie ihn wieder weg und stand auf. Als sie merkte, dass sie nichts anhatte, zog sie noch schnell die Decke hinterher und wickelte sich darin ein.

"Hey!", protestierte Bao.

"Zieh dich doch an!", sagte sie und streckte ihm die Zunge raus. Dann verschwand sie im Badezimmer.
 

Niemand darf es erfahren!, hallten ihre Worte süß in seinen Ohren wieder. Und dann noch dieses Lächeln dazu...Was ich nicht geschafft hab, ist ihr scheinbar geglückt! Dabei sollte es eigentlich anders rum laufen!

Er hatte bereits die ganze Wohnung durchsucht, doch niemand war da.

Plötzlich tauchten Leori und Kane hinter ihm auf.

"Ey, wo warst du?", fragte Kane überrascht.

"Das geht dich gar nichts an!", sagte er schroff und drehte sich zu den beiden um.

"Is ja gut!", versuchte Leori ihn zu beruhigen, "Es gibt Arbeit!"

Bao hob die Augenbraue und blickte ihn von oben herab an.

"Was denn?"

Nach kurzem Zögern, machte Leori eine Kopfbewegung zur Seite, dann verschwanden die beiden und Bao folgte ihnen kurz darauf.
 

"Mädels! Es jetzt wird abgerechnet!"

Erstaunt blickten Sam, Natsumi, Yuki und Keichi zu ihr hoch, nachdem Shila die Tür aufgestoßen hatte. Sie saßen in Yukis Zimmer und waren am spekulieren.

Ein paar Sekunden lang kam keine Reaktion von ihren Freundinnen, doch dann sprangen sie alle drei auf und fielen ihr heulend um den Hals. Sie umarmte ihre drei Mitstreiterinnen herzlich. Dann blickte sie vorsichtig zu Keichi hinunter. Doch der zerstreute ihre Zweifel mit einem lächelnden Kopfschütteln. So widmete sie sich wieder ihren Freundinnen.

Nach dieser liebevollen Begrüßung setzten sie sich wieder kreisförmig auf den Boden.

"Was ist denn nun passiert?", fragte Yuki besorgt.

"Naja,...", unsicher schaute sie in die Runde. Doch Natsumi und Keichi lächelten ihr ermutigend zu.

"Ich werde Kylie töten!", sagte sie schließlich ernst.

"Nachdem sie meine Familie auf dem Gewissen hat,...hat sie keine Berechtigung mehr zu leben!", fuhr sie fort. Die anderen waren von ihrer Ernsthaftigkeit zugleich überrascht und geschockt. Shila erzählte ihnen von ihrem Plan.

Doch sie schaute immer wieder nervös zu Keichi rüber.

"Yuki, ich muss mir mal deinen Liebsten ausleihen!", sagte sie schließlich.

"Klar." Yuki war wie auch die anderen erstaunt, als Shila und Keichi das Zimmer verließen.
 

"Was ist denn?", fragte er überrascht.

Shila drehte sich von ihm weg und ging im Flur auf und ab.

"Du hast ihnen nichts erzählt?"

Er schüttelte den Kopf.

"Nicht einmal Yuki?"

"Nein!"

Sie blieb vor ihm stehen, blickte jedoch zu Boden.

"Du weißt schon, dass...du deine Freundinnen...und Bao in Gefahr bringst?! Denn, wenn..."

Sie setzte sich wieder in Bewegung und schüttelte den Kopf.

"Ich weiß, ich weiß...aber was soll ich denn machen?" Sie blieb stehen und schaute ihn aus der Ferne ratlos an.

"Onis Rache wird fürchterlich sein!"

"Aber was soll sie mir denn noch nehmen? Meine Familie ist bereits tot!"

"Deine Freunde!...Deinen Partner und...deine Liebe!?"

Mit einem tiefen Seufzer lehnte sie sich an die hellen Wände. Sie wendete ihren Blich zur Decke.

"Ich...ich weiß nicht,...ob mir das noch...was ausmachen kann. Denn nur wer lebt, kann Zuneigung empfinden und ich weiß nicht, ob ich noch lebe...ob ich noch leben will! Wenn ich Kylie getötet habe, werde ich noch den Rest töten...und dann?"

"Mit Bao hast du darüber doch auch gesprochen und...da klangst du nicht so."

"Ich weiß, dass du da warst! Ich hab es irgendwie gefühlt! Aber zum Glück ja nicht die ganze Zeit!" Sie schaute ihn aus den Augenwinkeln an. Er blickte hochrot nach unten.

"Aber es war mehr gute Miene zum bösen Spiel! Ich habe zwar etwas gefühlt, aber ich weiß nicht, ob es...von Dauer ist beziehungsweise ob es überhaupt real war." Hoffnungsvoll suchte sie seinen Blick, doch Keichi blickte nun betrübt zu Boden. Eine Weile schwiegen sie.

Plötzlich blickte er sie ernsthaft an.

"Wenn du ihn fallen lässt, wird...das Böse wieder die Macht in ihm übernehmen...und...alles vernichten!" Entsetzt weiteten sich ihre Augen. Doch dann drehte sie sich von ihm weg und senkte den Kopf.

"Dann...hängt wieder alles an mir?!"

"Bevor du in den Kampf ziehst,...solltest du dir über deine Gefühle im Klaren sein!"

Shila zögerte, doch als sie sich umdrehte und ihm antworten wollte, schloss Keichi gerade die Tür zu Yukis Zimmer.
 

"Was ist denn los?", fragte Yuki, als sich Keichi wieder neben sie setzte. Auch die anderen beiden blickten ihn fragend an.

"Ach nichts.", sagte er lächelnd. "Sie trifft nur übereilte Entscheidungen! Das ist alles!"
 

Shila blieb im Flur stehen und blickte ratlos zu Boden. Was mach ich nur? Sie biss sich auf die Lippe und ballte die Hände zu Fäusten.
 

Dann hörten die anderen nur noch die Haustür knallen. Erschrocken blickten sie zur Zimmertür.

"Shila, sie...ist weg!", sagte Keichi zögernd. Betroffen blickten sie alle zu Boden.

"Dabei schien es ihr doch gerade wieder gut zu gehen.", sagte Natsumi leise.

"Was hast du nur mit ihr gemacht?", fragte Sam verzweifelt.

"Sie war dabei einen großen Fehler zu begehen! Irgendwer musste sie ja davon abbringen!", antwortete er ihr.

"Du verschweigst uns doch etwas!", sagte Natsumi böse.

Keichi wich ihren Blicken aus. Auch Yuki blickte ihn misstrauisch an.

"Das soll sie euch gefälligst selbst sagen!"

"Aber sie spricht ja nicht mit uns.", sagte Yuki nach einer Weile.
 

Sie rannte und rannte. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ihre Jacke hatte sie auch nur halb übergeworfen.

Eine neue Jahreszeit brach an. Es wurde kühler. Besonders am Abend. Doch es war noch hell.

Doch daran dachte sie nicht. Dachte sie überhaupt etwas? Sie lief einfach. Doch warum lief sie? Sie lief davon. Sie lief einfach davon. Wie sie es auch vorher schon getan hatte. Und warum weinte sie? Weil sie vielleicht hoffte, dadurch ihre Probleme und Sorgen zu ertränken? Hinauszuspülen? Sie wusste dennoch, dass er Recht hatte. Mit ihrem Handeln brachte sie nun auch noch die letzten Personen, die sie hatte, in Gefahr.

Doch plötzlich blieb sie stehen.

"Das sind doch Schreie!", sprach sie leise vor sich hin. Jetzt bemerkte sie erst die menschenleere Gegend. Sonst war diese Strasse doch immer voll mit Menschen! Da! Wieder ein Schrei! Sie rannte wieder los, doch diesmal mit einem Ziel vor Augen. In die nächste Strasse bog sie ein. Und nun...stand sie auch schon wieder im Park. Da...wo sie schon so vielen Menschen das Leben gerettet hat und auch...wo sie schon einige verloren hatte. Darunter auch Kibo, die schwarze, kleine Katze, die sie noch enger mit ihren Freundinnen zusammengebracht hatte. Und auch die, die sie hier so qualvoll verlassen hatte. Auch der Ort, wo sie Bao das erste Mal getroffen und gegen ihn gekämpft hatte. Viele Erinnerungen sind mit diesem Ort verbunden. Qualvolle aber auch schöne Momente.

Diesmal musste sie nun wieder einmal Leben retten und gegen das Böse kämpfen - ihrer Bestimmung folgen. Bedingungslos!

Versteckt hinter einigen Bäumen verwandelte sie sich. Dämonen, die ihr entgegen kamen, verwandelte sie schnell in Staub. Fliehende kamen ihr entgegen und so musste sie sich bis zum Zentrum des Bösen vorkämpfen. Dann blieb sie stehen.

"Kylie!", flüsterte sie. Noch immer drängten Menschenmassen an ihr vorbei. Die blaue Dämonin schwebte über der Masse und beobachtete alles ganz genau. Sie hatte die Arme verschränkt.

"Kylie!", rief Shila nun, laut genug, dass sie es auch hören konnte. Sofort drehte sich die Angesprochene zu ihr um. Doch sie entdeckte Shila nicht gleich zwischen den Massen. Doch als sie sie dann entdeckte, verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem dämonischen Lächeln. Sie streckte den linken Arm in ihre Richtung und breitete die Handfläche über ihr aus.

Shila bemerkte, dass etwas geschah. Sie verlor den Boden unter den Füßen und stieg auf. Kurze Zeit später war sie auch schon auf der gleichen Höhe wie Kylie.

"Was willst du hier...so ganz allein?", rief die Dämonin höhnisch.

"Dich töten!", antwortete Shila lächelnd.

"Hah!"

Kylie verschränkte die Arme wieder und Shila fiel mit hoher Geschwindigkeit in die Masse. Sie nahm jedoch rechtzeitig die Arme vors Gesicht und kam auf den Beinen auf. Gehockt verweilte sie dort eine Weile. Doch dann sprang sie hoch zu Kylie, packte diese überraschend am Bein und zog sie wieder mit hinunter. Shila kam wieder gehockt auf dem Boden auf und konnte somit ihren Fall wiederholend abfedern, doch Kylie knallte mit dem Rücken auf den harten Boden. Sie schrie laut und schmerzvoll auf. Um sie herum bildete sich ein freier Raum. Ehe Kylie wieder zu Bewusstsein kam, wurden die Menschen im Park immer weniger.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht fasste sie sich an den pochenden Kopf. Mühevoll öffnete sie die Augen und richtete sich auf. Niemand war zu sehen. Doch dann stellte sich jemand vor sie. Sie blickte hoch. Shila!

"Na, Prinzessin? Ausgeschlafen? Leider sind deine Gäste allesamt verschwunden. Warst wohl eine schlechte Gastgeberin!", sagte Shila höhnisch und bot ihr die Hand an, um ihr hoch zu helfen. Doch in Kylies Gesicht spiegelte sich Wut, furchtbare Wut wieder. Sie schlug Shila Hand weg und sprang einen Meter von ihr weg. Dann stellte sie sich wieder vernünftig hin. Und dann...begann sie zu lächeln.

"Schwester!", rief sie über die Schulter nach hinten. Neugierig schielte Shila an ihr vorbei. Da bewegte sich eine dunkle Gestalt aus dem Nichts auf sie zu. Eine weitere Dämonin! Sie war genauso gebaut wie Kylie, doch ihre Haut schimmerte grün und ihre langen rubinroten Haare hingen in Zöpfen an ihr herunter. Sie trug einen langen goldenen Stab in der rechten Hand. Unter war er spitz und oben wölbte er sich zu einer Muschel. Im Inneren dieser Muschel war ein schwarzer Stein. Im Gegensatz zu ihrer Schwester trug sie ein langes, schwarzes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, der bis zum Bauchnabel reichte. Goldene Ringe und Armreifen schmückten sie. Ihre ebenfalls rubinroten Augen blitzen Shila bösartig an.

"Darf ich vorstellen, Dannii, meine Schwester.", sprach Kylie stolz.

Dannii musterte Shila von oben bis unten. Dann verzog sie überrascht, doch arrogant das Gesicht.

"Dafür holst du mich? Für so ein schwaches Gör?" Ungläubig schaute sie zu Kylie. Kylies Augen wurden schmal und sie wurde wütend.

"Ich würde sie töten, bevor sie ankommt!", sagte sie schließlich und verschränkte die Arme wieder. Dannii warf ihr ein müdes Lächeln zu.

"Wieso ankommen? Ihr werdet gleich in meiner Hölle ankommen!", sagte sie und setzte zum Sprung auf Dannii an. Doch bevor sie die grüne Dämonin berühren konnte, hob diese ihren Stab und schloss sie in eine Art Kraftfeld ein. Überrascht blickte Shila um sich. Sie schwebte hilflos in der Luft.

"Hey!", protestierte sie. Dannii lächelte bösartig und plötzlich stieg Shila samt Kraftfeld in die Luft. Sie stieg immer höher und höher. Schließlich war sie höher als der höchste Wolkenkratzer der Stadt. Dann stoppte sie. Eine Weile hing sie in der Luft. Nervös blickte sie nach unten. Der Park war kleiner als ihre Hand geworden. Doch dann ging es plötzlich wieder abwärts. Doch in dem Kraftfeld konnte sie sich kaum drehen, um sicher auf den Füßen zu landen. Der Boden kam immer näher und näher und noch näher...dann wurde es plötzlich schwarz um sie.

"Lebt die noch?", fragte Kylie, während sie die bewusstlose Shila betrachtete.

"Ja! Denn im Gegensatz zu dir, erfülle ich Onis Anweisungen!", antwortete Dannii, die hinter ihr stand.

"Was soll denn das heißen?" Kylie drehte sich zu ihr um, doch da kamen auch schon Pflanzen auf sie zugestürmt. Sie umwickelten die überraschte Dämonin und zogen sich immer enger zusammen. Stacheln stießen ihr in die blaue Haut. Sie konnte sich nicht mehr wehren.

"Waaaaaas...", schrie sie, doch dann war sie verschwunden. Die Pflanzen hatten sie zerquetscht und das Gift in den Stacheln hat den Rest erledigt. Lächelnd verschwand Dannii mit der immer noch bewusstlosen Shila.
 

Fortsetzung folgt.....in NES - DRAGON DRIVE



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Emily_Ginn
2005-05-07T23:14:15+00:00 08.05.2005 01:14
hi...wirklich schoen....weis nicht ob es an sailor moon erinnert, kenne naemlich die geschichte nicht wirklich...jedenfals war es wirklich wert das hier zulesen...weiter so...
MfG
Emily Ginn
Von: abgemeldet
2005-05-05T14:29:31+00:00 05.05.2005 16:29
So, nun habe ich auch dies gelesen. Aber es war sooooooo kurz. Schade!!!
Vielleicht solltest du auch noch einen kleinen Prolog zu dieser Story schreiben, damit man besser hinein findet.
Im ersten Kap. hat mich etwas irritiert: versuch mal die Gedanken, die deine Charaktere haben, besser zu kennzeichnen - in etwa so: " 'Gefunden! Juchhu!', dachte Natsumi bei sich. " oder: " 'Endlich sind sie gekommen. Nach so langer Zeit sind sie endlich gekommen.' Der Schatten verschwand hinter einem der Kartons, die überall herumstanden."

Ansonsten freue ich mich schon auf mehr, bin gespannt wie es weiter geht.

Gruß, bepa!
Von: abgemeldet
2005-05-05T14:19:39+00:00 05.05.2005 16:19
ERSTER!!!

Habs gelesen, mal sehen was weiter passiert. ;-) Mehr gibt es, wenn ich Kap. zwei gelesen habe.

bepa


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