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Florida Dreams

Seto x Jou
von

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'Was mache ich hier eigentlich?'

Disclaimer: Die Charaktere gehören Kazuki Takahashi, die Story mir.
 

Pairing: Wird noch nicht verraten.
 

********
 

'Was mache ich hier eigentlich?'
 

Heiß.
 

Unerträgliche Hitze, die sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.
 

Feine Schweißperlen, die sich auf seiner Haut bildeten und in der Sonne glitzerten.
 

Leicht seufzte der blonde Junge auf. Ihm war so schrecklich langweilig. Wieso war er überhaupt mitgekommen?

Ach ja, weil Yugi diese Reise nach Florida gewonnen hatte und er etwas Ablenkung gut vertragen konnte.

Aber hatte er denn ahnen sollen, dass Yugi die ganze Zeit mit Yami tauschen würde und ihn allein ließ, damit er ungestört mit Anzu flirten konnte?

Nein, das hatte er nicht gewusst und wenn, dann hätte er sich sicher nicht darauf eingelassen mitzukommen.

Eigentlich hatte er gedacht, dass er mit seinem besten Freund und dessen Freundin zusammen etwas unternehmen würde und sie die freie Zeit am Strand genießen könnten. Doch nun war es anders gekommen.
 

Er saß allein am Strand, vor sich das Meer, über sich die pralle Sonne. Yami war mit Anzu in die Stadt gefahren. Bummeln, hatten sie gesagt.

Toll, hätte er da nicht mitgekonnt? Aber wohl eher nicht. Er kam sich auch so schon vor wie das fünfte Rad am Wagen.
 

Unter nochmaligem Seufzen, setzte er sich auf.

Vielleicht sollte er mal ins Wasser gehen? Eine Abkühlung würde sicher gut tun. Sein Rücken, der die ganze Zeit der unbarmherzigen Sonne ausgesetzt gewesen war, war unglaublich heiß. Die Haut spannte über seinen Muskeln und es kribbelte immer so komisch.

Aber selbst Schuld, wenn man die Sonnencreme vergisst und dann auch noch einschläft. Das war allerdings wohl auch kein Wunder.

Das Buch, seine einzige Beschäftigungsmöglichkeit, die er mithatte, hatte er bestimmt schon zehn mal gelesen und langsam war es doch nicht mehr das Wahre.
 

Wahrscheinlich sollte er auch mal in die Stadt fahren, um sich neuen Lesestoff zu besorgen. Aber allein? Das war echt total öde.

Irgendwie hatte er sich seinen ersten richtigen Urlaub nach 3 Jahren etwas anders vorgestellt. Sonne und Strand war ja ein schöner Anfang, aber etwas mehr Action könnte nicht schaden.

Eis essen, Beach-Volleyball spielen, mit den Anderen im Wasser toben, selbst Duell Monsters würde er mitspielen, auch wenn dies wieder ungewollte Erinnerungen aufwühlen würde, aber selbst das war besser als die gähnende Langeweile, die er jetzt empfand.
 

Es wäre wahrscheinlich nur halb so schlimm, wenn diese Bucht, an der er sich befand, nicht so abgelegen und menschenverlassen wäre, aber der Strand gehörte zu ihrem Ferienhaus und das war nun mal abseits allen Lebens. 'Zur besseren Erholung'.

Dass er nicht lachte. Er selbst könnte sich viel besser entspannen, wenn er beschäftigt war, um seine Gedanken zu verdrängen, aber das war er definitiv nicht.

Hoffentlich kamen die anderen Zwei bald wieder.
 

********
 

"Seto~o!" Eine kleine Person mit schwarzen Haaren sauste durch den Raum auf seinen Schreibtisch zu, ohne Rücksicht auf Verluste. So kam es auch, dass er über seine eigenen Füße stolperte und volle Kanne auf die Nase flog.

"Au." war der einzige Kommentar, ehe sich der Kleine wieder aufrappelte, sich kurz die Nase rieb und dann, in etwas gemäßigterem Tempo, seinen Weg zu dem Brünetten fortsetzte.

"Was ist denn schon wieder, Mokuba? Hatte ich dich nicht gebeten, mich mal für 5 Minuten in Ruhe arbeiten zu lassen?"

"Seto, ich habe dich 5 Stunden in Ruhe gelassen. Es ist jetzt 19 Uhr und du hattest versprochen, mit mir was essen zu gehen."

Erstaunt blickte der Angesprochene von dem Monitor seines Computers auf und sah seinen kleinen Bruder an.

"Was? So spät ist das schon? Ich habe gar nicht gemerkt, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist." Er schüttelte den Kopf und begann seinen PC herunterzufahren, während er aufstand und seinen weißen, ärmellosen Mantel überzog.

"Gut. Gehen wir." meinte er und setzte sich in Bewegung, nachdem er noch seinen silbernen Aktenkoffer geschnappt hatte, der neben seinem Schreibtisch stand.

Eilig lief der Jüngere dem Brünetten nach, musste dabei fast rennen, da der Andere mit langen Schritten voranstürmte.
 

Keine fünf Minuten saßen sie in dem Restaurant, als Seto begann sich die Schläfen zu massieren. >Scheiß Kopfschmerzen!<

Laute Musik schallte aus den Lautsprechern. Dutzende Kellnerinnen standen um ihn herum, redeten gleichzeitig auf ihn ein, erzählten ihm, wie toll sie es doch fänden, dass er hier war und was man ihm denn bringen könne. Grelle Blitzlichter blendeten seine empfindlichen blauen Augen, da sich die anderen Gäste und auch ein halbes Dutzend Paparazzis es sich nehmen lassen wollten, den berühmten Gast zu fotografieren.

Gleichzeitig redete auch noch Mokuba auf ihn ein, versuchte ihm von seinem Tag zu berichten, den er in der Stadt verbracht hatte. Allerdings sah er nicht besonders glücklich aus.

Anklagend sah der Schwarzhaarige seinen Bruder an.
 

>Was ist denn nun auf einmal los?< dachte der noch. Er war sich keiner Schuld bewusst, aber bevor er auf den Kleinen eingehen konnte, musste er erst mal die ganzen Leute um sich herum loswerden.

Doch das was wohl das kleinere Übel. Mit einigen sehr, SEHR finsteren Blicken ließen sich alle Gäste abschrecken, die sich daraufhin wieder ihren Tellern und Gesprächspartnern widmeten. Auch einige Kellnerinnen machten sich lieber aus dem Staub.

Mit einigen beißenden Kommentaren verschwanden weitere, mit seiner Bestellung gingen auch die letzten und auf seinen Befehl hin, wurde auch die Musik leiser gedreht.

Nur die Paparazzis ließen sich nicht so schnell vertreiben. Die waren seine Art ja zumeist schon gewohnt, allerdings hielten sie auch einen respektvollen Abstand ein.
 

Nun zu den größeren Problemen: immer noch sah Mokuba ihn vorwurfsvoll an.

Auch von seinem vorsichtigen 'Was ist denn los?' ließ er sich nicht besänftigen, sondern schnaubte nur beleidigt, verschränkte die Arme vor der Brust und strafte Seto mit tödlicher Nichtachtung.
 

>Ganz ruhig bleiben, Seto! Das ist alles nur ein schlimmer Albtraum.< versuchte er sich zu beruhigen und atmete einmal kräftig durch.

"Mokuba, wenn du mir nicht sagst, was du hast, kann ich dir auch nicht helfen."

Immer noch beleidigt, mit aufgeplusterten Backen, sah der Kleine seinen Gegenüber an.

"Du hast mir überhaupt nicht zugehört." entrüstete er sich.

"Doch habe ich."

"Was hab ich denn gesagt?"

"Dass du in der Stadt warst und meine Kreditkarten stark beansprucht hast."

Seufzend ließ der Grauäugige seine Arme sinken. Also hatte sein Bruder doch zugehört.

"Ja, schon. Aber das ist nicht das Problem."

"Was ist denn das Problem?"

"Dass ich die ganze Zeit alleine war."

"Du bist immerhin schon 13 Jahre alt und außerdem hast du dich bis jetzt auch nicht beschwert, wenn ich dich mal alleine gelassen habe."

"Da hatte ich immer noch Yugi und Jonouchi, zu denen ich gehen konnte."

"Heißt das, du konntest heute nicht zu ihnen? Wieso?"

"Weil sie nicht da sind."
 

Seto sah ihn fragend an. Leicht musste Mokuba in sich hinein lächeln. Wusste er doch, dass es seinen Bruder nicht kalt lassen würde.

"Sie sind im Urlaub."

"Seit wann kann Jonouchi sich denn eine Reise leisten?"

Das würde ihn jetzt ehrlich interessieren. Sonst war zumindest der Blonde jede Ferien da. Das wusste er, weil Mokuba immer davon erzählte, was sie wieder Tolles zusammen unternommen hatten, während Seto im Büro saß und arbeitete.

"Seit Yugi die Fahrt gewonnen hat und ihn gefragt hat, ob er mitkommen will."

"Aha. Und wieso erzählst du mir das alles?"

Nun versuchte er wieder gleichgültig zu erscheinen, aber dafür kannte der Schwarzhaarige seinen Bruder viel zu gut.

"Ich will, dass wir auch Urlaub machen. Dann können wir endlich mal wieder was zusammen unternehmen und du brauchst auch dringend etwas Sonne, frische Luft und vor allem Ruhe."

"Nein."

Verwirrt sah er dem Brünetten in die Augen.

"Wie 'nein'?"

"Nein eben. Ich brauche keinen Urlaub und außerdem kann ich meine Firma nicht diesen Stümpern überlassen."

Seine Stimme war fest, drückte seine Entschlossenheit aus und machte unmissverständlich klar, dass er sich nicht umstimmen lassen würde.
 

"Ach bitte!"

Mit großen Augen wurde er angesehen. Tränen glitzerten in den Augenwinkeln des Kleinen, die Hände bittend vor der Brust gefaltet und mit einer weinerlichen Stimme, die selbst einen Stein erweicht hätte, versuchte der Jüngere der Beiden den Blauäugigen zu einer Meinungsänderung zu bewegen.

Schwer seufzte Seto auf. Sein kleiner Bruder kannte ihn einfach zu gut. Er wusste einfach genau, was er tun musste, um den Brünetten umzustimmen.

Innerlich jubelte Mokuba bereits, als er das Seufzen hörte. Es war das sichere Zeichen, dass Seto sich ergeben hatte.

"Na gut."

"Danke, Bruder."

Freudig hüpfte der Kleine auf, lief um den Tisch herum und drückte den Brünetten fest, der das mit einem Brummen und einem kurzen Streichen über des Anderen Rücken abtat.

Nicht, dass er sich nicht für seinen Bruder freute oder die Umarmung nicht mochte, aber hier, in der Öffentlichkeit, würde er bestimmt nicht gefühlsduselig werden und Mokuba wusste das.

Deswegen ließ er auch kurz darauf von Seto ab und setzte sich wieder hin.
 

Inzwischen wurde auch das Essen serviert, obwohl kaum 15 Minuten vergangen waren. Aber was tat man nicht alles für so einen Gast.

Seto würdigte die Kellnerinnen keines Blickes, wusste er doch, dass sie ihn anschmachteten. Stattdessen winkte er sie weg, ohne sich zu bedanken und wandte sich wieder seinem Bruder zu.

"Wo willst du denn hinfahren?"

"Keine Sorge, ich habe schon alles gebucht. Lass dich überraschen!" meinte Mokuba nur und fing an, sein Essen zu vertilgen, ohne der hochgezogenen Augenbraue und dem ungläubigen Blick des Anderen Beachtung zu schenken.

>Der Kleine war sich anscheinend sicher, dass er es schaffen würde, mich zu überreden. Ich sollte mal wieder härter durchgreifen! Das kann ja wohl nicht angehen, dass ich mich von meinem kleinen Bruder so vorführen lasse!<

'Ich will nicht darüber reden!' oder 'Wie seh ich denn aus?'

Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir. Die Story schon.
 

Pairing: Seto x Katsuya und Yami x Anzu (als unwichtiges Nebenpairing, quasi nur 'Mittel zum Zweck')
 

Widmung: Hatte ich letztes Mal doch glatt vergessen.. -.-° Also: Ich widme diese Fanfic meiner Beta Jono, weil sie mich immer so toll unterstützt. ^^ Danke.
 

Kommentar: So, Leute. Hier ist das nächste Kapitel. Ich hoffe ihr freut euch. ^^ Muss leider vorwarnen, dass nicht viel passieren wird.. Ich sehe das hier noch als 'Charakterentwicklung', ist also trotzdem von Bedeutung. Das nächste Mal wird's dann wohl etwas besser. (Hoffe ich mal..) Aber ihr werdet schon sehen. ^^ Übrigens werde ich vor jedem Kapitel eine kleine Zusammenfassung einfügen, damit ihr besser wieder rein kommt. So, genug geredet. Viel Spaß und lasst bitte ein Kommi da, damit ich weiß, ob ich weiter machen soll und es euch halbwegs gefällt. Danke. ^^
 

Was letztes Mal geschah:
 

Yugi gewann eine Reise und schleppte Anzu und Jou mit nach Florida. Dort angekommen, waren Yami und Anzu damit beschäftigt, sich gegenseitig anzuflirten. Jou fühlte sich nun wie das fünfte Rad am Wagen und musste sich ziemlich langweilen, weil sie ihn immer ausgrenzten.

In Domino hingegen war Mokuba damit beschäftigt, seinen Bruder zu überreden, mit ihm in Urlaub zu fahren, da er niemanden mehr hatte, mit dem er spielen konnte, weil Jou und Yugi im Urlaub gefahren waren und er sonst immer mit ihnen seine Zeit verbrachte. Letztendlich schaffte er es Seto zu überzeugen, verriet ihm aber nicht wohin sie überhaupt fliegen würden, da es eine Überraschung werden sollte.
 

********
 

'Ich will nicht darüber reden.' oder 'Wie seh ich denn aus?'
 

"Ah, Jonouchi. Da bist du ja!"

"Ja, ja, wo sollte ich auch sonst sein?"

"Was ist denn los, Jou? Bist du schlecht drauf?"

"Nein, bin ich nicht, aber ich könnte jetzt ein Eis vertragen. Mir ist unglaublich heiß. Vor allem am Rücken."

Seufzend richtete Katsuya sich auf. Wurde auch Zeit, dass die zwei wiederkamen, inzwischen ging auch schon die Sonne unter.

Missgestimmt sah er von Yami zu Anzu und wieder zurück.

"Kommt einer mit?"

Flüchtig tauschten die zwei Neuankömmlinge einen vielsagenden Blick miteinander.

"Ich geh schon und bring dir eins mit. Schoko, nehme ich mal an?" meinte Yami und verschwand dann Richtung Haus, nachdem Katsuya bestätigend genickt hatte.
 

Nun wandt sich die Brünette an ihn.

"Zeig mal her deinen Rücken!" sagte sie und packte ihn sanft an der Schulter, um ihn umzudrehen. "Ist ganz schön rot."

Vorsichtig tippte sie auf die Stelle.

"Aua. Das tut doch weh! Kannst du nicht aufpassen?" beschwerte der Blonde sich.

"Wie ich's mir gedacht habe. Da hast du dir einen richtig fetten Sonnenbrand eingefangen. Hast du dich nicht eingeschmiert?"

"Hab die Creme vergessen." murmelte Jou kleinlaut.

"Dann brauchst du dich nicht wundern. Bei deiner hellen Haut solltest du echt vorsichtiger sein!"

Belehrend hob die Blauäugige den Finger, ungeachtet der Tatsache, dass der Braunäugige mit dem Rücken zu ihr stand und die Geste so gar nicht sehen konnte. "Aber du hast Glück, ich habe zufällig das Panthenol-Spray mit. Das mach ich jetzt drauf, damit es nicht noch mehr brennt. Moment." sprach sie und beugte sich zu ihrer Tasche, die sie nach ihrer Ankunft in den Sand gestellt hatte. Nachdem sie eine Weile gekramt hatte, richtete sie sich wieder auf, diesmal mit besagter Spraydose in der Hand und begann dann Katsuyas Rücken einzusprühen.
 

"So. Und jetzt reden wir mal ein bisschen."

"Worüber denn?"

"Zum Beispiel darüber, warum du so schlechte Laune hast."

"Ich hab gar keine schlechte Laune." meckerte der Blonde ziemlich entnervt.

Als ob er Bock hätte, einem Mädchen seine Probleme zu offenbaren.

"Jou, wir kennen uns schon lange genug und wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Ist es, weil Yami und ich heute so lange weg waren?"

Leise vor sich hingrummelnd, biss er sich auf die Unterlippe. Sollte er ihr jetzt zustimmen? Eigentlich wollte er ihnen die Laune nicht verderben, aber es war doch ziemlich ätzend, die ganze Zeit allein zu sein. Dennoch zog er es vor zu schweigen. Er hatte bestimmt nicht vor, jetzt rumzujammern. Auch er hatte seinen Stolz.
 

"Also ja." meinte Anzu.

Resignierend seufzte der Blonde.

"Ja, es ist nun mal verdammt langweilig alleine. Dabei bin ich doch mitgekommen, um mich abzulen... - Ähem, vergiss lieber, was ich gerade gesagt habe!"

Aufgewühlt fuhr er sich durch die Haare. Das hatte ihm nicht rausrutschen wollen. Mist, jetzt musste er sich garantiert erklären...

"Du wolltest dich ablenken? Von was denn?" kam es auch prompt.

Verärgert bohrte Katsuya mit seiner Fußspitze im Sand. Der war auch ganz schön warm. Aber lange nicht so heiß wie sein Rücken, selbst jetzt, wo er dank des Sprays etwas abgekühlt war.

"Hör mal, Anzu. Wenn ich dir das jetzt sagen würde, würde doch alles wieder hochkommen. Da verzichte ich lieber. Außerdem willst du das bestimmt nicht wissen."

"Glaub ja nicht, dass du so einfach davonkommst!"

"Ich will aber nicht drüber reden!"

Und mit einem letzten Schulterblick zu der Brünetten stiefelte er davon, Yami entgegen, der gerade mit dem Eis ankam.

"Hey, Jou. Was ist denn los?"

Katsuya antwortete nicht, schnappte sich nur mit finsterer Miene sein Schoko-Eis und lief dann einfach an dem Stachelkopf vorbei.
 

Der Violettäugige setzte seinen Weg zu Anzu fort und reichte ihr ihren Anteil.

"Ist wohl nicht so gut gelaufen, was?"

"Nee, gar nicht." antwortete die Brünette, während sie ihr Eis von der Verpackung befreite. "Er hat nur gemeint, dass ihm langweilig alleine wäre und er sich eigentlich ablenken wollte. Wovon wollte er mir nicht sagen."

"Hm?" Verwirrt sah Yami zu seiner Freundin, beide an ihrem Eis lutschend. "Na ja, ich hab da so 'ne Ahnung..." murmelte er dann.

"Wirklich? Was denn?"

"Ich will's dir lieber nicht sagen. Erstens soll er es uns selbst sagen und zweitens will ich ihm ja nichts unterstellen. Das wäre einfach nicht richtig, da ich mir wirklich nicht sicher bin."

"Ja, das versteh ich schon."

Es entstand eine kleine Pause, in der beide ihren Gedanken nachhingen.
 

"Du, Yami?"

"Hm?"

"Ich hab eine Idee."

"Welche denn?"

"Warum lässt du nicht einfach Yugi mit ihm reden? Schließlich ist er sein bester Freund und wenn einer was aus Jou herausbekommt, dann er."

"Anzu, Schatz. Du hast immer die besten Ideen!" lächelte Yami sie an, drückte ihr einen Kuss auf die Nase und wandt sich dann um, um ins Haus zu gehen.

Noch während er zurück lief, leuchtete sein Puzzle auf und er verwandelte sich in Yugi zurück, der sich kurz umdrehte, um der Brünetten kurz zuzuwinken.
 

Diese grinste zurück und zog sich dann, nachdem der Kleine weiterlief, die Schuhe aus. Sie wollte wenigstens ein einziges Mal heute ihre Füße ins Wasser stecken. Bis jetzt war sie ja nicht dazu gekommen, aber nun würde das kühle Nass ihren geschundenen Füßen sicher gut tun.

Erleichtert seufzte sie auf. Vielleicht hätte sie für den Bummel doch keine High-Heels anziehen sollen...
 

Nach fünf Minuten setzte sie sich auf Jous Handtuch, da der seine Sachen ja einfach liegen gelassen hatte.

>Was kann er nur haben? Ich habe nichts von seinen Problemen mitbekommen. Und dann nenne ich mich echt noch seine Freundin.< Frustriert schüttelte sie den Kopf. >Aber er ist einfach zu verschlossen. Gibt sich immer als keine Probleme kennender, fröhlicher Junge, dabei hat er es vielleicht am schwersten von uns.< Ein Seufzen folgte. >Da ist es echt kein Wunder, wenn er mal schlechte Laune bekommt. Trotzdem sollten wir was dagegen tun.<

Und darüber, wie sie das am besten anstellen könnte, dachte sie noch eine ganze Weile nach. Sie wollte sowieso hier warten, bis Yugi zurückkam. Mal sehen, was er herausfinden konnte.
 

********
 

"Hey, Seto! Nun beeil dich doch endlich!"

"Ja, ja." brummte der Angesprochene nur und stieg endlich die Treppe hinab. "Ich komme mir total blöd vor." Mit finsterem Blick sah er an sich herunter. Er sah so... 'gewöhnlich' aus!

"Weiß gar nicht, was du hast. Ich find's cool." grinste Mokuba und besah sich seinen Bruder noch einmal genauer.

Dieser trug nicht seine normalen langen, schwarzen Klamotten und den weißen, ärmellosen Mantel, sondern eine schmal geschnittene, blaue Jeans und ein dunkelblaues Shirt, dessen Enden weiß waren, so dass wirkte, als hätte er zwei T-Shirts übereinander an. Das Bild wurde mit blau-weiß-gestreiften Schweißbändern an den Handgelenken und einer einfachen, schwarzen Lederkette, die mehrfach um seinen Hals geschlungen war, abgerundet. Dazu noch die passenden Turnschuhe und heraus kam - ein Seto Kaiba, den man fast nicht wieder erkannt hätte.
 

Der Brünette seufzte schwer. Wenn er daran dachte, dass er für so was - er blickte in einen Spiegel und zog ein noch finstereres Gesicht als sonst - den ganzen Vormittag in der Stadt in irgendwelchen Läden herumgerammelt war und Unmengen Geld ausgegeben hatte, dann wurde ihm ganz anders zumute.

Aber Mokuba hatte darauf bestanden.

Irgendwo hatte er ja auch Recht. Es sah eigentlich ganz gut aus und hatte den Vorteil, dass ihn so vielleicht nicht so viele Leute erkennen und anquatschen würden. Langsam lockerte er seine Gesichtszüge wieder. Ja, dafür hatte es sich gelohnt.
 

"Na los! Wir wollten schon seit zehn Minuten weg sein."

Damit riss der Schwarzhaarige seinen Bruder aus dessen Gedanken. Bestätigend nickte dieser und machte sich auf den Weg zu der schwarzen Limousine, in der schon all ihre Koffer verstaut wurden waren.

Schnell stiegen er und Mokuba ein und der Fahrer schloss die Wagentür nach ihnen.

Kurz darauf ging es endlich los. Der kleine Grauäugige hibbelte schon ganz unruhig auf seinem Platz herum.
 

Er schien mächtig aufgeregt zu sein. Seto konnte es ihm nicht verdenken und lächelte in sich hinein.

Es war auch schon lange her, dass sie zu zweit etwas unternommen hatten. Und Urlaub hatten sie eigentlich noch nie gemacht.

Der Brünette war einfach viel zu sehr mit seiner Firma beschäftigt und Mokuba hatte bis jetzt keine großartigen Einwände erhoben. Aber er wurde eben älter und hatte nun seinen eigenen Kopf.

Nur noch ein paar Jahre, dann würde der Kleine nicht mehr mit ihm, sondern mit seiner Freundin, verreisen wollen.

Ja, diesen Urlaub sollten sie besonders genießen, vielleicht war es ihr erster und letzter.
 

Nun war Seto doch ganz froh, dass Mokuba ihn überzeugt hatte. Wenn er jetzt noch wüsste, wo sie eigentlich hinfuhren... , doch der Schwarzhaarige hatte es ihm nicht sagen wollen.

Und bevor er noch einmal nachfragen konnte, waren sie schon am Flughafen von Domino angekommen.

Geduldig wartete der Jüngere der Beiden bis der Fahrer die Tür geöffnet hatte, bevor er Hals über Kopf aus dem Wagen flüchtete. Er stolperte, fiel fast hin, fing sich dann glücklicherweise wieder und holte erst einmal tief Luft. Schließlich drehte er sich zu dem Blauäugigen um, der etwas gemächlicher ausstieg.
 

Auch wenn ihn so vielleicht niemand erkannte, so war er doch mit einer Limousine hergekommen, die alleine schon ziemlich viel Aufmerksamkeit auf sich zog und außerdem hieß seine 'Verkleidung' noch lange nicht, dass er seinen Stolz zusammen mit seinen normalen Klamotten im Schrank verstaut hatte.

Wenn ihn jemand erkennen würde, war seiner Meinung nach schon allein sein Aufzug peinlich genug, da musste er nicht auch noch in einer noch peinlicheren Lage stecken, wie sein Bruder. Aber der war ja noch klein, da verzieh man so was und sah mit einem Lächeln darüber hinweg. Bei dem Firmenchef selbst hingegen konnte das schon in ein Extrablatt der Tageszeitung ausarten. Da verzichtete er dankend.
 

Ungeduldig kam Mokuba auf ihn zu und zog ihn am Handgelenk hinter sich her.

"Mokuba, lass das!" zischte Seto, dabei vorsichtig um sich schauend, ob sie auch niemand beobachtete.

"Ja, ja, dann komm aber auch." sagte der nur, ließ ihn aber auf der Stelle los.

Er wollte ja nicht, dass der Brünette gleich wieder schlechte Laune bekam.
 

Gemeinsam liefen sie durch das Flughafengebäude, in Richtung ihres Privatjets.

Vorher mussten sie jedoch durch die Kontrolle. Alle 5 Koffer und Mokubas Rucksack wurden durchleuchtet und auch eine Personenkontrolle sollte durchgeführt werden.

Doch als der Beamte, der Seto Kaiba nach Waffen und Drogen abtasten wollte, an ihn heran trat, setzte der einen Blick auf, der so etwas ausdrückte wie 'Fass mich an und du bist tot!'. So überlegte es sich der Uniformierte schnell anders und blieb wie versteinert stehen. Mit großen Augen und vollkommen entsetztem Gesichtsausdruck starrte er den 'Jungen' vor sich an, der dem Ganzen weiter keine Beachtung schenkte, sondern nur mit verschränkten Armen weiter in Richtung seines Flugzeuges davon marschierte. Der Schwarzhaarige folgte ihm.

>Ich hätte die Sachen erst später anziehen sollen.< überlegte der Brünette gerade, als er die Maschine betrat und sich auf einem der gepolsterten, roten Sitze niederließ.

>Wenn der mich jetzt erkannt hat, gibt's morgen eine nette Schlagzeile. Aber was bilden sich diese Fuzzis überhaupt ein? Als ob ich es nötig hätte, Drogen zu schmuggeln!<

Frustriert schüttelte Mokuba den Kopf. Sein Bruder war echt unmöglich und mit der Aktion eben hatte er sich mal wieder selbst die Laune verdorben. Das konnte ja noch heiter werden!
 

Schweigend verlief der 14-stündige Flug. Seto starrte die ganze Zeit vor sich hin beziehungsweise hämmerte er auf seinen Laptop ein, dabei immer wieder leise vor sich hingrummelnd und Mokuba, der es ja gewohnt war, sich alleine zu beschäftigen, spielte mit mehreren verschiedenen Spielen auf seinem Gameboy Advanced. Dabei beugte er sich immer passend zu den Bewegungen seiner Figuren mit nach links und rechts und schaltete zwischendurch mehrmals ärgerlich das Spielgerät aus und wieder ein. Irgendwann schlief er dann jedoch ein, was Seto mit einem Lächeln bedachte. Scheinbar wurde auch so ein Energiebündel wie sein kleiner Bruder mal müde.
 

Eine halbe Ewigkeit später, so erschien es zumindest Mokuba, der schon einige Zeit vorher aufgewacht war, landeten sie schließlich. Kaum dass sie ausstiegen, wurden sie auch schon von einer netten Stimme aus dem Lautsprecher auf Englisch begrüßt: "Welcome to Orlando, Mr. Kaiba."

"Florida also. Und wieso konntest du mir das nun nicht früher verraten?" wollte besagter Mr. Kaiba nun wissen.

Mokuba grinste ihn nur breit an. >Gut, er schöpft noch keinen Verdacht. Hab ihm ja auch nicht verraten, wohin Yugi und die Anderen gefahren sind. Na, der wird sich wundern!< Bei dem Gedanken daran, musste der Schwarzhaarige noch breiter grinsen.

Seto sah ihn misstrauisch an, sagte aber nichts, sondern machte sich lieber auf den Weg, um die Koffer in Empfang zu nehmen.

'Warum ausgerechnet ER?' oder 'Was war das denn für einer?'

Was bisher geschah:
 

Yami, Anzu und Katsuya sind in Florida, um dort Urlaub zu machen. Anzu und Yami lassen allerdings Jou die ganze Zeit alleine, um die traute Zweisamkeit zu genießen. Jou ist deswegen sauer und ihm rutscht heraus, dass er sich eigentlich ablenken wollte, was aber bei solch tierischer Langeweile nicht ginge. Wird Yugi herausfinden, warum Katsuya so schlecht drauf ist?

Mokuba hat Seto überredet in Urlaub zu fahren, ohne ihm jedoch zu verraten wohin. Doch nach einem mehrstündigen Flug weiß er mehr. Sie sind in Florida gelandet. Was Mokuba damit wohl bezweckt hat?
 

********
 

"Jou?"

Vorsichtig klopfte Yugi an die Zimmertür seines besten Freundes. Als er keine Antwort bekam, beschloss der Kleine einfach die Initiative zu ergreifen.

"Jou, ich komm jetzt rein." rief er unter nochmaligem Klopfen.

Nachdem er wieder keine Antwort erhielt, versuchte er vorsichtig die Tür aufzumachen. Vielleicht war er ja auch gar nicht hier und/oder es war abgeschlossen. Doch entgegen seiner Vermutung ließ sich die Türe öffnen.

Katsuya lag auf seinem Bett auf dem Rücken, die Beine angewinkelt, den einen Arm unter dem Kopf, mit dem anderen hielt er das Eis, das in seinem Mund steckte. Starr sah er an die Decke.

Es war nicht klar, ob er Yugi einfach nicht bemerkt hatte oder ihn bewusst ignorierte.

Der Violettäugige nahm einfach letzteres an, da er wusste, dass der Blonde gerne mal trotzte. Und so setzte er sich einfach zu Jous Füßen auf das Bett und sah an die gegenüberliegende Wand. An dieser stand ein Schrank, ansonsten war sie weiß und nicht besonders interessant..
 

Nach einigen Minuten des Schweigens wagte es Yugi den Braunäugigen anzusprechen, der sich noch immer kaum gerührt hatte. Nur an seinem Eis hatte er ab und zu geleckt, war jetzt jedoch damit fertig und hatte nun damit begonnen auf dem Holzstiel herumzukauen.

"Jonouchi? Würdest du jetzt mit mir reden? Bitte?"

"Ich wüsste nicht, über was wir reden sollten."

"Doch, das weißt du genau. ... Erzähl endlich, was dich bedrückt."

"Nein. Ich will nicht." meinte der Blonde stur und drehte seinen Kopf Richtung Wand. Sollte Yugi doch sagen, was er wollte...

"Hat es damit zu tun, dass du dich letztens geoutet hast?"

Schwer seufzend schloss der Größere seine Augen. Er hätte es wissen müssen. Wissen, dass Yugi ihn viel zu gut kannte; wissen, dass er Lunte riechen würde. Wie viel er wohl schon ahnte? Wahrscheinlich würde er es eher wissen als ihm lieb war.
 

"Aus deinem Schweigen schließe ich ein 'Ja'. Okay. Aber das ist für mich nichts schlimmes. Du weißt, dass du mir vertrauen und mir alles erzählen kannst. Weißt du doch, oder?"

Yugi sah seinen Freund, so gut es ging, an. Schließlich waren immer noch Jous Beine zwischen ihnen.

"Hm." murmelte der Braunäugige und wich den Blicken weiterhin aus, indem er kontinuierlich die Wand anstarrte.

"Du willst es mir also nicht sagen?"

Schweigen folgte.

"Das finde ich ziemlich unfair von dir, Jou!"
 

Entsetzt sah der Blonde zu Yugi. Was war denn nun kaputt?

"Das ist echt egoistisch. Ich hampel mir hier einen ab, damit du dich aussprechen kannst, um dann leichteren Herzens deinen Urlaub zu genießen. Und was tust du? ... Es ist auch für mich nicht gerade leicht! Verstehst du? Yami hat die ganze Zeit Spaß mit dem Mädchen, in dass ich mal verliebt war und ich muss die ganze Zeit in diesem dummen Puzzle hocken. ... Ich würde auch lieber mit dir was unternehmen. Und jetzt sitze ich hier und streite mich mit dir, nur weil du denkst, dass du's als einziger schwer hast!"

Yugi schrie ihn mit Tränen in den Augen an. Er hatte diese ganze Situation hier so was von satt!
 

Jou wusste nicht, was er tun sollte. Einerseits hätte er gern den Violettäugigen in den Arm genommen und ihn getröstet, andererseits wollte er ihn anschreien und ihm seine Meinung sagen, um endlich seinen Frust abzureagieren.

Aber der Kleine hatte Recht. Er war viel zu egoistisch. Seufzend setzte er sich auf und legte seine Arme um des Anderen Schultern.

Der drehte seinen Kopf in Katsuyas Richtung und ein paar Tränen kullerten auf dessen nackte Brust, da er sich noch immer nichts übergezogen hatte.
 

Einige Momente vergingen, in denen Yugi versuchte sich zu beruhigen und sich schließlich von Jou entfernte.

Ein letztes Mal schniefte er, bevor er das aufmunternde Lächeln des Blonden erwiderte.

"Das war so nicht geplant." meinte er dann mit immer noch zittriger Stimme.

"Ist schon okay, Yugi. Ich war wirklich egoistisch, aber ich wollte es doch einfach nur vergessen und niemanden damit belasten. Ich wollte auch nicht, dass ihr euch jetzt Sorgen um mich macht."

Yugi schüttelte den Kopf.

"Nein, Jou. Du belastest uns doch damit nicht. Wir sind deine Freunde und Freunde sollten einander doch vertrauen und sich alles erzählen. Findest du nicht?"

"Nein, ich glaube nicht, dass ihr alles über mich wissen solltet. Jeder hat seine Geheimnisse, die er niemandem verraten will, oder? Da gibt es bei dir doch bestimmt auch etwas, das du mir noch nicht erzählt hast, nicht wahr?"

Verlegen sah der Violettäugige zur Seite.

"Schon, aber bei mir ist das was anderes."

Jou setzte einen ungläubigen Blick auf.

"Außerdem sind wir vom Thema abgewichen. Ich will endlich wissen, was los ist!"

"Ach, Yugi. Ich will aber nicht!"

"Komm schon. Wir machen's einfach so: Ich stelle eine Vermutung auf und du sagst einfach 'ja' oder 'nein'. Okay?"

Der Blonde zog einen Flunsch. Was sollte das ganze Theater eigentlich? Konnte man denn nicht ihn denn nicht einfach seinen trübsinnigen Gedanken alleine lassen?

"Ich denke mal, das heißt dann 'ja'. Na gut. Also, es hat was mit deinem Outing zu tun, ja?"

Der Blonde nickte leicht.

"Ich schätze mal, dass du dich geoutet hast, weil du dich entweder verliebt hast oder sogar schon einen Freund hast. Stimmt's?"

Wieder ein Nicken.

"Hm. Aber da du so traurig bist, heißt das, dass du entweder von deinen Freund betrogen wurdest, sonstigen Stress mit ihm hattest oder ... dass du unglücklich verliebt bist."

Ein Seufzen und anschließendes Nicken folgte.

"Okay. Jetzt müsste ich nur noch wissen, was von beidem. ... Ich schätze mal, eher unglücklich verliebt, weil du uns deinen Freund wohl mal vorgestellt hättest, wenn du dich doch auch als schwul outen kannst. ... Du bist also verliebt und weißt nicht, ob er dich auch mag. Hab ich Recht?"

"Hm."

"Also ja. Weißt du denn, ob er überhaupt schwul ist?"

"Nee. Ich glaub's auch eher nicht."

Frustriert ließ er sich wieder auf das Kissen sinken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
 

"Tja, das ist natürlich blöde. Wer ist es denn?"

Jou schüttelte den Kopf als Zeichen, dass er es nicht sagen würde.

"Da du es nicht sagen willst, nehme ich an, dass ich ihn kenne. Richtig?"

"Mann, du bist echt unfair!"

"Beschwer dich nicht, ich fange doch gerade erst an!"

Leicht lächelte Yugi. Er würde es schon herausfinden und Jou helfen. Ob er nun wollte oder nicht!

Der Blonde zog eine Schippe, doch das beeindruckte den Kleineren kein Stück.

"Dann ist es wahrscheinlich jemand aus unserer Klasse."

Jou seufzte. Warum ging er eigentlich nicht einfach? Es war doch sehr simpel: Aufsetzen, aufstehen, Türe auf, weg. Aber nein, er musste sich hier ausquetschen lassen. Weiß der Teufel warum. Vielleicht wollte er ja tief in seinem Inneren seinem Freund alles erzählen, sein Herz von dem riesengroßen Stein erleichtern, der auf ihm lag. Wer weiß.
 

Schließlich nickte er zustimmend auf Yugis Aussage. Jetzt war es eh zu spät. Der Kleine würde wohl keine Ruhe mehr geben, bis er nicht alles wusste.

"Jemand aus unserer Clique?"

"Nee. Ich würde mich doch nie in einen meiner Kumpels verlieben!"

"Als ob du dir aussuchen könntest, in wen du dich verliebst.." murmelte Yugi.

"Hä?"

"Außerdem: Sag niemals 'nie'! Hast du noch nie was von dem Spruch gehört: 'Wo die Liebe hinfällt'?"

"Trotzdem 'nein'."

"Okay. Fassen wir zusammen: Ein Junge aus unserer Klasse, den ich gut kenne, aber der nicht zu unserer Gruppe gehört... Da fällt mir spontan nur einer ein, aber der ist es sicher nicht... - "
 

Plötzlich bemerkte er, wie Jou unruhig wurde. Er fing an sich mehrmals durch die Haare zu fahren und mit den Füßen auf- und abzuwackeln.

>Was ist denn jetzt auf einmal mit ihm los?<

Doch dann ging ihm auf, dass es wohl mit dem zu tun hatte, was er gerade gesagt hatte. Seine eigenen Sätze schossen ihm durch den Kopf.

Sag niemals nie!

Wo die Liebe hinfällt.

Sag niemals nie!
 

Auf einmal war ihm alles klar. Das würde natürlich alles erklären... Entgeistert griff sich Yugi an den Kopf.

"Nein. Sag, dass das nicht wahr ist!"

Doch die einzige Reaktion seitens des Blonden war, dass er sich beschämt zur Seite drehte, um nun wieder die Wand anzustarren. Ein Arm auf seinem Gesicht liegend, so dass Yugi es nicht mehr sehen konnte.

Schwer seufzte dieser auf.

"Ja, ich glaube bei IHM hast du wirklich schlechte Karten."

"Das ist ja nicht mal das schlimmste daran." kam es leise gemurmelt zurück.
 

Yugi schreckte auf. Schlimmer? Was konnte denn schlimmer sein, als schwer in jemanden verliebt zu sein, der diese Liebe wohl niemals erwidern würde?

"Na, denk doch mal nach! Er hat im Prinzip nur das gemacht, was er immer tut." fügte Jou an, der den fragenden Blick seines Freundes bemerkt hatte.

Natürlich. Es gab schlimmeres. Wenn der Geliebte einen nicht nur missachtete, sondern auch noch seelisch fertig machte, indem er mit Beleidigungen um sich warf.

Aber Kaiba würde wohl kaum davon abzubringen sein, Katsuya zu beschimpfen. Vor allem dann nicht, wenn man ihm nicht verraten wollte, dass es dem Blonden das Herz brach.

Vielleicht würde er in dem Fall sogar noch gemeiner werden und die Schwäche des Braunäugigen eiskalt ausnutzen, um ihn vollkommen fertig zu machen.

Ja, das würde zu dem Brünetten passen.
 

Nun konnte der Violettäugige nicht mehr an sich halten. Schnell stand er auf und setzte sich neben den Größeren, zog ihn in seine Arme, strich mit seiner rechten Hand sachte durch das blonde Haar, spürte wie der schlanke Körper erzitterte, wie erste Tränen auf seinem schwarzen Tanktop landeten.

Hatte der Kleine doch gewusst, dass Jou viel zuviel zurückhielt, dass er sich krampfhaft dagegen wehrte, Schwäche zu zeigen. Doch es würde ihm gut tun, sich mal richtig auszuheulen, konnte der Stachelhaarige sich doch vorstellen, wie schwer es für den Braunäugigen sein musste. Er hatte aber auch immer ein Pech.
 

"Er... Er hat gehört, was ich zu euch gesagt habe."

Ein leises Schluchzen folgte und weitere Tränen verließen die Augenwinkel des Größeren, wo sie sich angesammelt hatten.

"Warum musste ich es euch auch auf dem Schulhof sagen? Ich bin ja so blöd!"

Das Schluchzen wurde lauter.

"Er... Er hat... Er hat mich eine Schwuchtel genannt... und mich dabei mit seinem Ich-bin-was-Besseres-als-du-Grinsen angesehen."
 

Unwirsch fuhr sich Jou mit dem Handrücken über die Augen.

"Was... Was soll ich denn jetzt machen, Yugi?" fragte er unter weiteren Schluchzern.

Ja, das war eine schwierige Frage, auf die Yugi im Augenblick auch keine Antwort wusste.

"Im Moment weiß ich das auch nicht, aber wir haben doch noch fast eine Woche Zeit, bis du ihn wiedersiehst. Bis dahin wird uns schon was einfallen." sagte er schließlich und strich Jou noch einmal kurz über den Kopf.
 

Sachte nickte dieser und wischte sich nach einem letzten tiefen Seufzer die Tränen aus den Augen. Dann entfernte er sich etwas von Yugi, um ihn verschämt von der Seite her anzusehen. Es war ihm offensichtlich peinlich, dass er geweint hatte.

So ging der Violettäugige gekonnt darüber hinweg, indem er einfach weiter mit ihm sprach, als wäre nichts gewesen.

"Willst du es Anzu erzählen? Wenn du es nicht willst, werde ich ihr auch nichts sagen. Yami natürlich auch nicht. Wir zwei haben da schon eine Vereinbarung getroffen."

Dankbar sah Jou ihn an.

"Ich möchte es ihr erst später sagen, wenn ich etwas mehr Kontrolle über die Situation habe."

"In Ordnung."
 

Nun lächelte Yugi leicht.

"Wie wär's mit etwas zu essen? Zieh du dir mal was über und ich hole derweil Anzu. Dann machen wir uns was leckeres, okay?"

"Au ja!"

Auch der Blonde musste lächeln. Was für ein Glück, dass er so einen guten Freund hatte. Was würde er nur ohne ihn tun?
 

********
 

Gerade als Seto den letzten Koffer vom Band hievte (>Was hat Mokuba da bloß wieder alles eingepackt? Seine ganzen Spielkonsolen oder was?<), kam ein blonder Mann von etwa 25 Jahren auf sie zu.

"Sie müssen die Kaiba-Brüder sein, oder?" sprach er sie an.

"Oh, dann sind Sie sicher unser Chauffeur?" antwortete Mokuba freudig.

"Genau, Kleiner."

Freundlich lächelte er den Schwarzhaarigen an. Dann fiel sein Blick auf den Haufen mit Gepäck.

"Warten Sie, ich hole einen Gepäckwagen."

Und damit lief er schnellen Schrittes davon.
 

Skeptisch sah Seto ihm nach, bevor er sich an seinen Bruder wandt.

"Was war das denn für einer?"

Mokuba zuckte mit den Achseln.

"Ich hab halt jemanden organisiert, der uns während unseres Aufenthaltes hier ein bisschen rumkutschiert und unser Gepäck schleppt. Er wird auch bei uns schlafen und mit mir spielen, wenn du beschäftigt bist oder Ruhe brauchst."
 

Der Brünette hob eine Augenbraue. Anscheinend hatte der Grauäugige richtig mitgedacht, aber irgendwie beunruhigte ihn das Ganze etwas. Steckte da noch mehr dahinter?

Ein ungutes Gefühl überkam ihn und ließ ihn erschauern.
 

"Ist Ihnen kalt? Das wundert mich aber. Es sind im Sommer meist über 35°C im Schatten. Das dürfte heute nicht anders sein."

Seto sah den blonden Neunmalklug finster an. Dass es warm war, konnte man doch fühlen, da brauchte er nicht gleich sein 100-Jahre-Kalender-Wissen auszupacken.

"Soll ich vielleicht eine Decke organisieren?"

Mokuba wedelte abwehrend mit den Händen.

"Ich glaube nicht, dass ihm kalt ist. Oder, Seto?"

Bittend sah er seinen Bruder an. Der nickte nur stumm und sah den Blonden immer noch an, als würde er ihn am liebsten pulverisieren.
 

Der Sich-nicht-in-Luft-auflösen-Wollende zuckte nur mit den Schultern, sah den Brünetten etwas verständnislos an und begann dann die Koffer auf seinen Gepäckwagen zu laden.

Schließlich lief er auf den Ausgang der Flughafenhalle zu. Seto und Mokuba folgten ihm schweigend zu einem silbergrauen Landrover.

In diesen setzten sie sich. Der Blauäugige auf den Beifahrersitz, Mokuba hinter ihn.

Nachdem der Chauffeur, der übrigens in ein Hawaii-Hemd mit gelb-grünen Papageien drauf, beigefarbene Bermuda-Shorts und Flip-Flops gekleidet war, das Gepäck im Kofferraum verstaut hatte, ging es dann auch endlich los.
 

Sie fuhren schon eine ganze Weile, in der keiner etwas gesagt hatte, als Seto sein Wort an den Blonden richtete.

"Wie heißt du eigentlich?"

"Mein Name ist Richard. Du heißt Seto, nicht?"

"So ist es. Woher kannst du so gut Japanisch?"

"Meine Mam war mal 1 Jahr da und um die Sprache nicht zu verlernen, hat sie sie mir beigebracht und sich manchmal auf Japanisch mit mir unterhalten."

"Wie kommt es, dass du jetzt sozusagen unser 'Butler' bist?"

"Nun, ich brauchte die Kohle und dein Bruder hat mir ein echt großzügiges Angebot gemacht."

Damit sah er kurz zu Mokuba und lächelte ihn strahlend an. Dieser smilte zurück.
 

Auch Seto sah nach hinten, hatte allerdings einen mehr misstrauischen Blick drauf.

Mokuba entschied, dass er dem Brünetten lieber erst später sagen würde, wie viel Geld er Richard geboten hatte.

Das wäre wohl besser so, wenn er den Urlaub noch erleben wollte.
 

Nun wandt sich Seto wieder dem Blonden zu.

"Und du willst echt bei uns schlafen und dich um Mokuba kümmern?"

"Ja. Und?"

Der Blauäugige schüttelte den Kopf.

"Du hast keine Ahnung, auf was du dich da einlässt."

Damit beendete er das Gespräch, indem er aus dem Fenster sah und die vorbeirauschende Landschaft beobachtete.

Irritiert zuckte Richard mit den Schultern. Was sollte daran schon so schlimm sein?
 

Eine halbe Stunde später, Mokuba hatte inzwischen ein kleines Nickerchen gemacht und war jetzt wieder halbwegs munter, kamen sie an ihrem Ferienhaus an.

Es war bei weitem nicht so groß wie die Villa der Kaibas, aber das machte Seto weniger zu schaffen als die Tatsache, dass das Haus anscheinend abseits allen Lebens war. Zumindest fast. Ein einziges anderes Gebäude stand noch etwa 200 Meter entfernt.

Hier hatte sein Handy doch sicher kein Netz und W-LAN konnte er auch vergessen, dachte der Blauäugige fast panisch. Wie sollte er sich denn so um seine Firma kümmern?
 

"Mokuba!" rief er seinen Bruder mit ärgerlicher Stimme.

"Ja, Seto?" antwortete der Jüngere scheinheilig. Er konnte sich schon vorstellen, warum die Laune des Brünetten mal wieder rapide gesunken war.

"Kannst du mir verraten, wie ich von hier aus meine Corporation leiten soll, wenn mein Handy und mein Laptop nicht funktionieren?"

"Nein, kann ich nicht... Aber ich dachte, du wolltest lieber was Abgelegenes. Schließlich soll dich doch keiner erkennen, oder?"

Der Brünette griff sich verzweifelt an den Kopf.

"Schon, aber hier in Amerika werden mich auch so weniger Leute ansprechen. Dafür hättest du mich echt nicht an den Arsch der Welt bringen müssen!"

"Aber Seto, hast du nicht immer gesagt, ich soll nicht fluchen? Müsstest du da nicht als gutes Beispiel voran gehen?" wies der Schwarzhaarige seinen Bruder zurecht.

"Lenk nicht vom Thema ab! Ich bin sauer auf dich. Du musstest mir extra noch versprechen, dass ich meine Sachen mitnehmen darf.. Da hättest du mir gleich sagen können, dass sie nichts bringen werden!"
 

Seto seufzte abgrundtief.

"Meine Firma wird untergehen.. Ich seh's schon genau vor mir."

"Übertreib nicht immer so maßlos!"

Mokuba kicherte.

"Das ist nicht witzig!" fauchte der Brünette.

"Mach dir nicht so viele Sorgen. Ich hab schon ein paar Leute engagiert, die sich um die KC kümmern werden."

"WAS? Du hast ein paar Fremden meine Firma anvertraut? Ich glaub, ich brauch dringend eine Auszeit, sonst spring ich dir heute wahrlich noch an den Hals."

So drehte sich der Blauäugige um und lief davon, Richtung Haus.
 

Mokuba, der wie sein Bruder ausgestiegen war, wandt sich zu Richard, der inzwischen die Koffer aus seinem Auto auslud.

"Junge, Junge. Dein Bruder braucht echt mal'n bisschen Entspannung."

"Deswegen hab ich ihn ja hergeschleppt."

"Ich nehme an, dass er freiwillig nie von seiner heiligen Firma weg wäre?"

"Stimmt genau."

Mokuba lächelte.

"Komm, hilf mir mal ein bisschen. Die Koffer sind verdammt schwer. Scheint als hättest du deine ganzen Spielkonsolen von zu Hause mitgebracht."

"Hab ich auch."
 

Der Grauäugige grinste breit, schnappte sich dann seinen Rucksack und einen der kleineren Koffer, um dann die selbe Richtung, wie sein Bruder vor wenigen Minuten, einzuschlagen.

Drinnen sah er sich erst einmal ausgiebig um.
 

Das Haus hatte scheinbar zwei Etagen. Unten war die amerikanische Küche, die durch eine Kochleiste vom Wohnzimmer abgetrennt war. Auch befand sich hier der Pool inklusive Whirlpool, ein Badezimmer, das Solarium und eine Sauna, wie er dem Prospekt entnommen hatte.

Oben sollten drei Schlafzimmer sowie ein weiteres Bad sein.
 

Mokuba wandt sich zur Treppe, um dieser ins obere Stockwerk zu folgen.

Oben angekommen sah er, dass eine Tür bereits geschlossen war und nahm an, dass sich Seto wohl eingesperrt hatte, um endlich seine Ruhe zu haben.

So entschloss der Schwarzhaarige, sich die zwei anderen Räume zu beschauen, was er dann auch tat.
 

Sie waren etwa gleich groß und auch ähnlich eingerichtet. In beiden befand sich ein kleiner Kleiderschrank, ein Tisch samt Stuhl und natürlich ein Bett.

Allerdings befanden sich unterschiedliche Bilder in beiden Zimmern und sie waren in unterschiedlichen Farben gehalten. Das eine war in Rot-Braun-Tönen und das andere in Grün-Tönen gestrichen.
 

Mokuba entschied sich für das grüne und begab sich sogleich hinein, um seinen Koffer abzuladen. Anschließend setzte er sich auf das Bett und sah sich noch etwas genauer um.

Kurz darauf erschien auch Richard und stellte zwei weitere Koffer vor dem Kleiderschrank ab.

"Ich habe leider keine Ahnung, welcher dir und welcher deinem Bruder gehört."

"Ist schon okay. Bring einfach alle hierher. Seto wird dich wohl kaum reinlassen."

"Spielt er beleidigt oder so?" fragte der Blonde erstaunt.

Das hätte er ja nicht gedacht, dass der eiskalte junge Mann so ein kindisches Verhalten an den Tag legen konnte.
 

Mokuba lachte.

"Nee, Seto doch nicht. Ich denke, er schläft. War echt ein langer Flug und wie ich ihn kenne, hat er kein Auge zugemacht. Würde er auch jetzt nicht, wenn sein geliebter Laptop funktionieren würde. Aber ohne W-LAN erschien es ihm sicher sinnlos."

Richard sah ihn etwas schockiert an.

"Komischer Kerl, dein Bruder."

Dann ging er kopfschüttelnd davon, um die restlichen Koffer zu holen.
 

Inzwischen war es auch dunkel geworden und Mokuba spürte, wie auch ihn die Müdigkeit überkam.

Verhalten gähnte der Grauäugige.

>Sollte ins Bett gehen.< dachte er schläfrig und begann sich auszuziehen, nachdem Richard das letzte Gepäck abgeliefert und er sich bei dem Blonden bedankt hatte.

Vollkommen erschöpft sank er aufs Bett und schlief schon bevor sein Kopf das Kissen berührte.
 

***Kapitel 3 - Ende***
 

Hoffe, es hat euch ein bisschen besser gefallen, als das letzte Kapitel. ^^

Was macht ihr denn hier?

Hi, gleich im Vorraus: Nach diesem Kapitel werde ich die FF erst mal abbrechen. Das habe ich entschieden, weil ich im Moment eine Menge Stress habe. Ich arbeite an einigen anderen FFs, die ich aber erst veröffentlichen werde, wenn ich sie fertig geschrieben habe - ich hoffe ihr lest sie dann auch ^^ - und außerdem habe ich für diese FF hier zur Zeit sehr wenig Ideen. Ich möchte sie, verständlicherweise, nicht unbedingt vermurksten, indem ich irgendwelchen Quatsch zusammenschreibe. Deswegen hoffe ich, dass ihr Verständnis für meine Entscheidung aufbringt. Ich werde sie sicher irgendwann weiter schreiben, aber ob das in einigen Monaten oder erst in einem Jahr ist, kann ich noch nicht sagen.

Ansonsten hoffe ich, dass euch dieses Kapitel gefällt. Für Kommis wäre ich natürlich sehr dankbar und sie würden mich auch ermuntern, schneller hiermit weiter zu machen. ^^

In diesem Sinne: Let's go!
 

'Was macht ihr denn hier?'
 

Was bisher geschah:
 

Yami, Anzu und Jou sind in Florida, weil Yugi eine Reise dorthin gewonnen hatte. Jou geht es nicht gut und Yugi findet heraus, dass er in Seto Kaiba verliebt ist. Dieser hatte sich allerdings über Katsuyas Outing lustig gemacht und dem Blonden damit keine großen Hoffnungen gemacht.

Seto ist unterdessen ebenfalls in Florida angekommen, zusammen mit Mokuba, der die Reise organisiert und seinen Bruder dazu überredet hatte. Am Flughafen treffen sie auf den blonden Richard, der engagiert wurde, um sich um Mokuba zu kümmern. Am Zielort angekommen, findet Seto heraus, dass er keinerlei Kommunikationsmöglichkeiten mit seiner Firma hat und zieht sich deprimiert in sein Zimmer zurück.
 

********
 

Müde streckte Yami sich, als er erwachte. Er drehte seinen Kopf zur Seite um festzustellen, dass Anzu nicht mehr da war. Sie war gestern etwas beleidigt gewesen, dass Yami ihr nicht erzählen wollte, was Jonouchi gesagt hatte.

Der Violettäugige konnte das durchaus verstehen, aber er hatte mit Yugi eine Vereinbarung getroffen, als er mit Anzu ein Paar wurde. Nie sollte Yami ihr etwas erzählen, was seine andere Seele nicht wollte. Und er hatte vor das Versprechen zu halten. Außerdem hatte er so gestern noch etwas Zeit gehabt nachzudenken.
 

Das war aber auch eine vertrackte Situation! Wenn Jou nicht mit Seto reden würde, dann würde dieser ihn wie immer behandeln und weiterhin beschimpfen. Daran würde der Blonde sicher irgendwann zerbrechen.

Redete er andererseits mit ihm darüber, bestand die sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Brünette die Situation schamlos ausnutzen würde. Denn dass der gutaussehende und vielumschwärmte Firmenchef auf Jungs stand, das konnte Yami sich beim besten Willen nicht vorstellen.

Und selbst wenn, war es höchst unwahrscheinlich, dass er Jous Gefühle erwiderte. Um nicht zu sagen es war unmöglich.

Unmöglich war es auch für den Blonden, halbwegs gut aus dieser Situation herauszukommen.
 

Frustriert seufzte der Violettäugige auf. Es brachte nichts darüber nachzudenken, denn eine zufriedenstellende Lösung würde er, zumindest jetzt, nicht finden.

So entschloss er sich aufzustehen und nachzuschauen, ob Anzu ihm immer noch sauer war, weswegen er sich dann auf den Weg zur Küche begab.
 

********
 

Etwa zur selben Zeit erwachte auch Seto aus seinen Träumen. Wie so oft hatte er von einem temperamentvollen Blonden geträumt, weswegen auch noch ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen lag. Dieses schwand jedoch als er sich der Realität wieder bewusst wurde. Jou hasste ihn.
 

Zwar war nun zumindest sicher, dass er schwul war, aber Seto hatte sich seine Chancen verbaut, indem er sich auch noch darüber lustig gemacht hatte. Und das nur, weil er Angst hatte, dass jemand seine Freude über das Geständnis erkennen könnte.

Im Nachhinein hatte er sich selber dafür umbringen können. Wie konnte er ihnen, Jou und sich selbst, das nur antun?
 

Mit verzweifeltem Gesichtsausdruck fuhr er sich durch die Haare. Aber dadurch wurde es auch nicht besser. Nein, statt Trübsal zu blasen, wollte er lieber den Urlaub mit seinem Bruder genießen.

Fest entschlossen seinen Vorsatz in Tat umzusetzen, stand er endlich auf und sah sich erst einmal um. Gestern hatte er nicht viel von seiner Umgebung mitbekommen, dafür war er zu deprimiert und zu müde gewesen.
 

Nun bemerkte er, dass sein Zimmer in blau gehalten und nur mit den notwendigsten Möbelstücken ausgestattet war, die aus hellem Holz bestanden.

Der Ausblick aus seinem Fenster war traumhaft, denn er konnte das Meer sehen und da sein Fenster nach Westen gerichtet war, ließ sich sicher wunderbar der Sonnenuntergang beobachten. Außerdem schien so morgens die Sonne nicht herein, so dass er nicht so früh wach wurde.
 

Apropos, wie spät war es eigentlich? Suchend blickte er sich um. Wo war nur sein Handy? Irgendwo hier hatte er es doch gestern aus lauter Frust hingeschmissen... Ah, da.

Neben seinem Bett, auf dem Boden sichtete er es und hob es auf. 0:32 Uhr prangte ihm die Zeitanzeige entgegen. Null Uhr? Wohl kaum. Kurz überlegte er noch, ob sein Handy den Geist aufgegeben hatte, als ihm einfiel, dass er es ja noch, aufgrund der Zeitverschiebung, umstellen musste. Wie war das noch? Minus 14 Stunden? Dann war es eigentlich halb elf. Trotzdem ungewöhnlich. So lange hatte er noch nie geschlafen. Und irgendwie war er immer noch müde..
 

Er entschied sich zu duschen. So verließ er das Zimmer, um das Bad zu finden, was gar nicht so schwer war, weil ein großes Schild mit der Aufschrift 'Toilet' an der Tür hing.

Der Brünette betrat den Raum, schloss die Tür hinter sich und begann sich seiner Boxershorts zu entledigen, in denen er geschlafen hatte. Schließlich war sein Pyjama noch in einem der Koffer, aber es wäre auch so zu warm dafür geworden.

Anschließend stellte er sich unter den kühlen Wasserstrahl, immerhin waren es draußen inzwischen bestimmt schon wieder mehr als 25°C.

Nachdem er um einiges sauberer und vor allem wacher aus der Duschkabine kam, rubbelte er sich Haare und restlichen Körper halbwegs trocken, wickelte sich das Handtuch um, um sich dann auf die Suche nach seinem Koffer zu begeben.
 

********
 

In der Küche fand Yami einen apathisch vor sich hingrübelnden Katsuya und eine vor sich hinsummende Anzu vor.
 

"Hey Schatz du scheinst ja gar nicht mehr sauer zu sein." sprach er sie an.

"Ja. Ich hab ein Stück drüber nachgedacht und festgestellt, dass du schon Recht hast und Jou es mir sagen soll, wenn er bereit dazu ist. Außerdem hätte ich euch sonst nur den Urlaub verdorben." Süß lächelte sie ihn an und drückte ihm dann einen Kuss auf die Lippen.
 

"Was wollen wir denn heut machen?" wollte der Violettäugige wissen.

Katsuya zuckte nur scheinbar unbeteiligt mit den Schultern. Anzu dagegen schlug vor: "Warum nutzen wir nicht den schönen Tag und gehen an den Strand? Schnappen wir uns doch was zu Essen, unsere Badesachen und einen Ball und haben ein bisschen Spaß? Das wird bestimmt lustig, oder Jou?"
 

Erschreckt von der Frage blickte er auf und nickte dann zaghaft. Noch sah er nicht sehr begeistert aus, aber Anzu würde es schon schaffen, ihn aus seiner Trübseligkeit zu rütteln. Als sie ihn heute morgen so vorgefunden hatte, hatte sie festgestellt, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für falschen Stolz war und dass sie lieber mithelfen sollte ihn aufzumuntern. Vielleicht würde er dann auch eher etwas erzählen.
 

Yami stimmte ebenfalls zu und so suchten sie ein paar Sachen zusammen ("Vergiss nicht die Sonnencreme, Jou!" "Ja, ja.") und machten sich auf den Weg zu der kleinen Bucht.
 

********
 

Inzwischen hatte auch Seto seine Sachen gefunden und sich eins dieser ungewohnten Outfits angezogen. Anschließend war er in die Küche gegangen, wo er Mokuba und Richard vorgefunden hatte, die ihm sogleich eine Schüssel Müsli aufdrängten.
 

Nun saß er davor und stocherte lustlos darin herum.

"Magst du das nicht?" fragte der Blonde mitleidvoll.

Überrascht sah Seto auf. "Nicht wirklich."

"Dann lass es halt. Mokuba meinte nur, dass du mal was gesundes vertragen könntest."

"Dann esse ich lieber einen Apfel." antwortete der Brünette und schob die Schüssel von sich.
 

Mokuba sah das mit Missfallen, sagte aber nichts.

"Okay, lasst uns zum Strand gehen." schlug er dann euphorisch vor und stürmte schon davon, um seine Sachen zu packen, noch ehe einer antworten, geschweige denn widersprechen, konnte.
 

Sich ihrem Schicksal ergebend, machten sich auch Seto und Richard auf, um das Notwendigste zusammen zu suchen. Letztendlich hatten sie alles und machten sich auf den Weg. Mokuba und Richard unterhielten sich angeregt über eins der Spiele, das sie wohl vor Setos Erwachen gemeinsam gespielt hatten. Der Brünette lief schweigend nebenher.

Was sollte er auch großartig sagen? Dass er wissen wollte, ob in dem anderen Haus jemand wohnte? Das wussten die Anderen sich auch nicht und wahrscheinlich würden sie es eh bald mitbekommen.
 

Nach einem kurzen Fußmarsch gelangten sie an den Sandstrand, woraufhin Mokuba sich schnellstens die Schuhe auszog, um gleich ein bisschen im Wasser zu planschen. Richard folgte ihm auf dem Fuße, schließlich war er dafür verantwortlich, dass der Schwarzhaarige gut beschäftigt blieb.
 

Dessen Bruder dagegen schien keinerlei Eile zu haben. Er stand nur dort, an der Stelle, wo der Strand anfing und schien sich etwas umzusehen. Tatsächlich tat er das auch, besah sich die Bucht, das klare Wasser, den hellen Sand und suchte etwas. Lebenszeichen der anderen Bewohner dieser Einöde. Letztendlich fand er auch, nach was er Ausschau hielt.
 

Mokuba hatte die Personen ebenfalls entdeckt und stürmte nun auf sie zu. Auf die Rufe der Größeren achtete er nicht und so blieb denen nichts anderes übrig als dem kleinen Energiebündel zu folgen.
 

"Yami? Hey, Jou! Anzu!" Fröhlich rief der Schwarzhaarige nach den Leuten, die er nun sicher erkannt hatte.

"Ach. Hi, Mokuba! Dich hatte ich hier nicht erwartet." begrüßte Yami den Kleinen.

"Ich hab dir doch erzählt, dass ich Seto überreden wollte." meinte der und deutete nach hinten zu seinem Bruder, der langsam näher kam.

"Ich hatte aber echt nicht gedacht, dass du es schaffen würdest."

"Und wer ist der große Blonde neben deinem Bruder?" wollte Jou nun wissen.

"Och, das ist Richard. Er wohnt bei uns im Haus." erklärte Mokuba simpel und beobachtete gespannt die Reaktion des Braunäugigen.
 

Katsuya versuchte sich jedoch nichts anmerken zu lassen und setzte ein Lächeln auf. Wartete darauf, dass der Schwarzhaarige mit der Erklärung fortfuhr, doch wurde dieser von Anzu unterbrochen, die gerade meinte: "Ist jedenfalls toll, dass ihr hier seid. Zu sechst macht es hier bestimmt doppelt soviel Spaß." Glücklich lächelte sie den Kleinen an und schien dabei die Blicke von Yami und Jou nicht zu bemerken.
 

Endlich waren auch Richard und Seto bei den Anderen angelangt. Doch während der Brünette sich nur schweigend neben seinen Bruder stellte, begann der Amerikaner sich vorzustellen.

"Hi, ich bin Richard. Wie heißt ihr? Ihr scheint euch ja alle schon zu kennen.."

Yami antwortete ihm. "Ich bin Yami´. Das ist meine Freundin Anzu und mein Kumpel Katsuya. Und ja, wir kennen uns. Kaiba geht , mit uns in eine Klasse und sein kleiner Bruder ist quasi unser Freund."

Freundlich schüttelte Richard jedem die Hand, wurde allerdings von Jou äußerst misstrauisch beäugt, was ihn etwas stutzig machte.
 

Schließlich wandt sich dann Yami an Seto. "Wie kommt es, dass du hier bist? Ich dachte immer, dass du deine Firma nie allein lassen würdest."

"Scheint, als hättest du dich getäuscht. Aber der Dank gebührt Mokuba. Ohne ihn wäre ich jetzt bestimmt nicht hier, am Arsch der Welt."

"Bist wohl was Feineres gewohnt?" versuchte nun Katsuya ihn zu provozieren.

"Genau, Kleiner. Aber für dich ist das hier ja wahrscheinlich schon Luxus."

"Ja, na und? Kann nicht jeder Geld scheißen, so wie du."

"Nein, aber man kann es sich erarbeiten."

"Man darf neben der Schule nicht jobben, das weißt du ganz genau."

"Als ob du dich jemals an Regeln gehalten hättest. Wahrscheinlich bist du nur zu faul."

"Du hast doch gar keine Ahnung, du arrogantes Arschloch!"

"Och, gehen dir die Argumente aus?"

"Mir gehen nie die Argumente aus, Blödmann. Wie kommt es überhaupt, dass du in 'Begleitung' bist? Hast zwar was gegen Schwuchteln, wie du so schön sagst und bist dann vielleicht noch selber eine!?"

"Wohl kaum. Und selbst wenn, ginge es dich einen Scheißdreck an, mit wem ich in Urlaub fahre oder mit wem ich mich treffe!"

"Uih, der große Seto Kaiba steht auf blonde Jungs!"
 

"Das wird mir zu blöd. Mokuba, wir gehen!" sagte Seto zum Abschluss, drehte sich um und schritt davon. Angesprochener kleiner Bruder des Firmenchefs verabschiedete sich noch mit einem "Wir sehen uns sicher bald wieder!" und folgte dann seinem aufgebrachten Bruder.

Richard, der nur entschuldigend mit den Schultern zuckte, folgte schließlich ebenfalls.
 

Die Anderen blickten ihnen noch eine Weile nach, bis Jou die Stille mit einem "Blödes Arschloch!" unterbrach und sich, das Gesicht in den Händen vergrabend, in den Sand fallen ließ.
 

Dieses Treffen war jedenfalls nicht gerade befriedigend für alle Beteiligten verlaufen..
 

***Kapitel 4 - Ende***

Die Grillparty

So, man glaubt es kaum, aber ich habe mich tatsächlich an das nächste Kapitel getraut.

Vielleicht sollte ich euch vorwarnen, dass nicht sonderlich viel passiert.. Aber na ja, das ist ja eigentlich Absicht. Die ganze Fanfic soll eben nicht unbedingt vor Action strotzen. Soll eher so eine gefühlsmäßige Sache werden. Und das ohne Kitsch. Aber das kann sich ja noch ändern.

Jedenfalls solltet ihr wissen, dass ich die FF ohne eure Unterstützung nicht durchziehe. Das heißt für euch, dass ihr Kommis hinterlassen solltet, wenn ihr wollt, dass es weiter geht. Wenn es nicht genügend (Genügend sind bei mir etwa 5.) gibt, schreibe ich nicht weiter. Es liegt also ganz bei euch.
 

So, genug gelabert. Viel Spaß mit dem 5. Kapitel.
 

Was bisher geschah:
 

Mokuba konnte seinen großen Bruder zu einem gemeinsamen Urlaub auf der sonnigen Halbinsel Florida überreden, auf der auch Anzu, Yami und Jou dank eines Gewinnspiels gelandet sind.

Seto und Katsuya hegen Gefühle füreinander, doch ahnt keiner von ihnen von den Gefühlen des anderen (Seto nicht mal von seiner eigenen) und so kommt es bei einer ersten Begegnung am Strand zum Streit. Wie wird es nun weiter gehen? Und was hat es mit Setos Begleiter Richard auf sich?
 

********
 

"Hey, Jou. Ist alles in Ordnung?", fragte Anzu besorgt und kniete sich neben ihren blonden Freund.

"Gar nichts ist in Ordnung!", kam von diesem die Antwort gedämpft durch seine Hände, die er noch immer vor das Gesicht geschlagen hatte.

"Weißt du, ihr solltet euch nicht immer so anfahren. Ich bin sicher, wenn du dein Temperament ein bisschen zügeln würdest, könntet ihr prima Freunde werden.", versuchte die Brünette weiterhin auf Katsuya einzureden.
 

Dieser jedoch antwortete nicht. Er wusste selbst nur zu gut, dass er mal wieder übertrieben hatte. Wie sonst hätte es mal wieder so weit kommen können, dass er sich vollkommen zum Affen machte?

Allerdings war er davon überzeugt, dass Kaiba genauso weitermachen würde wie bisher, auch wenn er selbst sich mit Beleidigungen zurückhalten würde.

Sie würden niemals Freunde werden!

Es war einfach hoffnungslos!

Und das sollte er wohl lieber bald akzeptieren, bevor er noch seinen Freunden den Urlaub verdarb und sich selbst das Leben schwer machte..
 

"Was meintest du eigentlich vorhin?", redete die Brünette, ungeachtet seiner Schweigsamkeit, weiter auf ihn ein. "Hat er das zu dir gesagt? Dass du eine ,Schwuchtel' bist?"

Erschrocken sah Jou auf. "Erwähne nie wieder dieses Wort in meiner Gegenwart!", fuhr er sie ungehalten an, schlang die Arme um seine Beine und starrte dann wütend auf den Sand neben sich.

Musste sie das jetzt erwähnen? Gerade dann, wenn er beschlossen hatte, seine Trübsinnigkeit aufzugeben? Er konnte doch nichts dafür, dass Kaiba so ein verdammtes Arschloch war. Und er konnte auch nichts dafür, dass er dieses verdammte Arschloch nun mal liebte..

Warum ausgerechnet ER? Warum konnte es nicht jemand anders sein, wenn er schon schwul war? Von ihm aus auch Honda. Oder Yugi. Auch wenn er sich dann mit Anzu einteilen müsste. Aber ausgerechnet die Person, die ihn wohl am meisten hasste?

Das Leben war einfach hart und ungerecht.
 

Jou atmete einmal tief durch, bevor er sich Anzu stellte. Sollte sie es doch wissen. Wenn sie ihn dann nur in Ruhe ließ!

Außerdem konnte er dann wenigstens mit dem Thema abschließen und seine Gefühle in die hinterste Ecke seines Herzens verdrängen, um dann ,normal' weiterleben zu können. Das konnte sich ja nicht allzu schwierig gestalten. Schließlich schaffte es Kaiba auch, keine Gefühle zu zeigen. Warum sollte er es nicht genauso machen? Dann würde er wenigstens nicht weiter verletzt werden.
 

"Ja, genau. Das hat er zu mir gesagt.", erwiderte er schließlich auf Anzus Frage und sah ihr fest in die blauen Augen.

Erschrocken weiteten sich diese. "Wirklich? Aber woher wusste er denn überhaupt, dass du schwul bist?", fragte die Brünette entsetzt und hielt sich die Hände vor den Mund.

"Er hat uns belauscht, als ich es euch letztens gesagt habe.", meinte der Braunäugige trocken.

"So ein Mistkerl!", entrüstete sich Anzu lautstark. "Das kann er doch nicht einfach machen! Und von Toleranz hat er wohl auch noch nie was gehört!"

"Lass gut sein, Anzu.", unterbrach Katsuya sie in ihren Beschimpfungen. "So ist er nun mal. Und das allein ist auch nicht der Grund, warum ich so - na ja - durch den Wind bin.", sagte er und machte eine kurze Atempause, in der er ihrem fragenden Blick begegnete, bevor er wieder auf seine Knie starrte. "Ich habe mich in ihn verliebt.", sprudelte es aus ihm heraus. "Deswegen hat es mich auch so sehr verletzt. Nicht das Wort selber ist der Grund, sondern dass ausgerechnet ER es gesagt hat."
 

Scharf sog die Brünette die Luft ein. "Oh, Jou. Das tut mir ja so leid!", begann sie, doch wurde sogleich wieder unterbrochen.

"Bitte tu nicht so als wäre ich sterbenskrank! Denn das bin ich nicht. Und auch wenn es mir nicht gefällt, werde ich mich damit abfinden müssen, dass er meine Liebe niemals erwidern wird. Und das werde ich auch. Dieser Entschluss wurde durch sein überraschendes Auftauchen nur vorgeschoben. Und wenn ich genau drüber nachdenke, dann ist das auch gut so, weil wir so nun unbeschwert unseren Urlaub genießen können. Also, lasst uns das auch tun.", meinte er bestimmt, erhob sich und klopfte sich den Sand von den Klamotten.
 

"Wie spät ist es überhaupt?", fragte er dann nach einer Weile in die gespannte Stille hinein und blickte grinsend zu Yami, als ob die ganze bedrückende Situation nie stattgefunden hätte.

Der Stachelhaarige beäugte ihn misstrauisch, zuckte dann jedoch mit den Schultern und gab ihm die gewünschte Antwort: "Es ist halb 12."

"Das passt ja prima.", freute sich der Blonde. "Dann können wir ja noch eine Runde Volleyball spielen und haben dann noch genug Zeit, um was zum Mittagessen zu machen.", schlug er gut gelaunt vor und lächelte seine beiden Mitreisenden strahlend an.

Diese trauten dem Frieden noch nicht so ganz und tauschten einige Blicken miteinander aus, bevor sie dem Vorschlag zustimmten und dem Blonden erst einmal seinen Willen ließen.
 

********
 

Derweilen war Seto fast wieder an ihrer Ferienresidenz angelangt. In schnellem Tempo ging er dieser entgegen, während er hinter sich eilige Schritte vernahm. Er wusste, dass sie von seinem kleinen Bruder herrührten und doch hielt er nicht inne, um auf den Schwarzhaarigen zu warten, ahnte er doch, was der Kleine von ihm wollte.

Sicher würde er ihm die Hölle heiß machen, weil er sich mal wieder mit einem seiner Freunde angelegt hatte und damit dafür gesorgt hatte, dass sie vorzeitig wieder gehen mussten. Wie oft war das nicht schon der Fall gewesen?

Auf eine derartige Standpauke hatte der Brünette verständlicherweise keine Lust und so vergrub er seine Hände in den Hosentaschen und verschnellte seine Schritte nur noch ein Stück, allerdings ohne dabei ins Rennen zu geraten.

Wenn er erst einmal das Ferienhaus und sein Zimmer erreicht hatte, dann war er in Sicherheit..
 

Doch das Trappeln hinter ihm wurde trotzdem immer lauter. Auch Mokuba hatte anscheinend an Tempo zugelegt, wusste er doch, dass sein großer Bruder mal wieder versuchte ihm zu entwischen. Aber diesmal nicht!

Er hatte sich fest vorgenommen Seto und Jou zusammenzubringen. Ob diese wollten oder nicht! Und er wusste auch schon, wie.

Allerdings sollte er sich dazu lieber erst einmal die Erlaubnis seines großen Bruders holen, sonst würde sein Plan sicher schief gehen, weil Seto dann von Anfang an missgelaunt sein würde.

Das musste er um jeden Preis verhindern!
 

Deswegen rief er dem vor ihm Laufenden ein gekeuchtes "Seto!" hinterher, damit dieser doch bitte mal auf ihn warten würde.

Und tatsächlich gab der Brünette sich geschlagen und hielt inne, um Mokuba zu sich aufholen zu lassen. Finster sah er ihm entgegen und hoffte ernsthaft, dass der Kleine nicht das wollte, was er dachte, das er wollte.
 

Sein Hoffen wurde auch belohnt, denn nachdem der Schwarzhaarige bei ihm angelangt und kurz zu Atem gekommen war, brachte er ein Anliegen hervor, mit dem Seto nicht im leisesten gerechnet hatte.
 

...
 

"Du willst WAS?", fragte der Brünette entsetzt und wünschte sich nun, dass doch lieber die gewohnte Standpauke stattgefunden hätte und er danach wenigstens seine wohlverdiente Ruhe gehabt hätte.

"Du hast mich schon verstanden, Nii-sama. Ich will, dass wir heute Abend hier eine Grillparty machen und die anderen dazu einladen. Das bist du mir einfach schuldig.", bestand der Grauäugige und blickte den Brünetten fest an, ohne sich seinen Beschluss durch Setos mangelnde Begeisterung zerrütteln zu lassen.
 

Dieser zog ein finsteres Gesicht und biss fest die Zähne aufeinander, während er Pros und Contras abwog.

Einerseits war es ja schön und gut, dass er vielleicht eine Chance hatte, sich doch noch bei Jonouchi zu entschuldigen, aber wenn er an seine massiven Beleidigungen dachte, die er mal wieder, mehr instinktiv als bedacht, vom Stapel gelassen hatte, dann war er sich nicht einmal sicher, ob der Blondschopf überhaupt einwilligen würde hier aufzukreuzen.

Und er selbst war sich nicht sicher, ob er sich zusammenreißen konnte mal keine Sprüche zu schmeißen. Er musste sich eingestehen, dass es einfach zu viel Spaß machte, die verschiedenen Gesichtausdrücke des blonden Duellanten während ihrer Wortgefechte zu beobachten. Doch das war nicht der einzige Grund, warum es ihm so schwer fiel, es zu unterlassen. Es war einfach ein Teil seiner Selbst. Er konnte es doch nun nicht einfach abschalten. Die Argumente waren von Gozaboru antrainiert und kamen automatisch, sobald ihm jemand gefühlsmäßig zu nahe rückte oder er nervös wurde. Und das war der Fall, sobald Jonouchi ihm auch nur über den Weg lief. Wie sollte er sich denn dann jemals entschuldigen können?

Womöglich würde er alles nur noch schlimmer machen!
 

Seto schüttelte energisch den Kopf. "Nein, Mokuba. Kommt überhaupt nicht in Frage, dass diese Horde von Kindergartenkindern hier aufläuft und meinen ruhigen Urlaub ruiniert. Und wenn ich dich erinnern darf, so warst du es, der gewollt hat, dass ich mir Urlaub nehme. Ich habe dem garantiert nicht zugestimmt, damit diese Spinner mir die Zeit mit dir kaputt machen.", bestand er und hoffte beim besten Willen, dass Mokuba ein Einsehen mit ihm hatte.

Doch sein Wunsch sollte nicht gewährt werden.

"Seto, nach deinem grandiosen Auftritt vorhin, hattest du doch sowieso vor, dich in dein Zimmer zu sperren und bis heute Abend nicht mehr blicken zu lassen. Also kann von trauter Zweisamkeit bestimmt keine Rede sein. Außerdem: Vor was hast du Angst? Yami, Anzu und Jou kommen nur hier her, essen was mit uns, trinken ein, zwei Bier, amüsieren sich mit mir und Richard und werden dir kein Haar krümmen. Von mir aus kannst du dich auch in eine Ecke der Terrasse setzen und so tun, als ob wir alle gar nicht da wären. Ich wette, dass auch Jou sich lieber erst mal von dir fernhalten und dich nicht behelligen wird. Also, was soll so schlimm werden?"
 

Er musste sich eingestehen, dass Mokuba gute Argumente vorgebracht hatte. Brauchte er sich doch wirklich nur, abweisend wie immer, in eine Ecke setzen und das Treiben beaufsichtigen. Und sollte es doch zu heftig werden, hatte er immer noch die Möglichkeit die Bande wieder heim zu schicken oder zumindest sich selbst zu verkrümeln. Mal abgesehen von dem merkwürdigen Gefühl, dass Jounouchis Präsenz in ihm hervorrief, so brauchte er sich ja nur für ein Mal zusammenzureißen und seine Klappe zu halten..

Und das sollte funktionieren?

Seto schnaubte abfällig.
 

Nie im Leben!
 

"Und wo bitte soll das Bier für deine Gäste herkommen? Mal davon abgesehen, dass du überhaupt nichts zum Grillen hier hast. Wie willst du das denn anstellen, he?", startete der Brünette einen letzten verzweifelten Versuch, Mokubas Pläne abzuwenden, ohne selbst als feige dazustehen.

Der Kleine hatte ihn einfach in der Hand. Er kannte ihn viel zu gut und wusste genau, was er anstellen musste, um zu bekommen, was er wollte.

So auch diesmal, als er Setos letzte Hoffnungen zerstörte, aus der Sache heil rauszukommen.

"Nii-sama. Das ist ja wohl das geringste Problem. Wir schicken einfach Richard los, der mal in die nächste Stadt fahren soll. Es ist schließlich erst Mittag. Da haben wir noch eine Menge Zeit, um bis heute Abend alles vorzubereiten."
 

Seto blieb nichts weiter übrig, als laut zu seufzen und sich mit einem "Tu, was du nicht lassen kannst." Richtung Haus zu verabschieden. Es hatte ja sowieso keinen Zweck.. Er hasste kleine Brüder!
 

Mokuba für seinen Teil hüpfte einmal freudig auf und ab und lief dann zu Richard, der noch ein Stück hinter ihm den Strand entlang kam, um den großen Blonden in seine Pläne einzuweihen.
 

********
 

Es war inzwischen Abend geworden in Florida. Yami und Anzu standen fertig gekleidet vor der Haustür und warteten auf Jou.

Am frühen Nachmittag war Richard als Bote von Mokuba vorbeigekommen und hatte sie zum Grillfest der Kaibas eingeladen. Nur zögernd hatten sie zugestimmt, denn sie waren nicht sicher, ob Jou damit einverstanden wäre, doch letztendlich war er es, der darauf bestanden hatte hinzugehen.

Den restlichen Tag hatten sie dann am Strand verbracht. Mit Volleyball, schwimmen und sonnenbaden. Alles schien in bester Ordnung zu sein.

Eine Stunde vor der vereinbarten Zeit waren sie schließlich in ihr Ferienhaus zurückgekehrt, um sich auf den Abend vorzubereiten. Und wie schon erwähnt waren Anzu und Yami schon startklar, während von Katsuya noch keine Spur zu sehen war. Und das obwohl sie schon mindestens seit einer halben Stunde warteten.
 

Yami, der langsam ungeduldig wurde, warf seiner Freundin ein brummiges "Ich seh mal nach." zu, bevor er davon ging und die Treppen zu Katsuyas Zimmer erklomm.

Vorsichtig klopfte er an. "Hey, Jou. Ist alles in Ordnung bei dir?", rief er ihm durch die Tür zu und hoffte ernsthaft auf Antwort. Nicht dass er sich noch etwas angetan hatte.. Man wusste ja nie! Und der Braunäugige hatte sich schon den ganzen Tag so verdächtig verhalten.

Doch kurz darauf ertönte schon ein "Ja, alles okay. Ich bin gleich soweit." und zerstörte (fast) seine Sorgen. Doch Jous Stimme war so leise, dass Yami sich fragte, ob wirklich alles so okay war, wie der Blonde das sagte.

"Ich komm jetzt rein, Jou.", warnte er ihn deswegen vor und ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er einfach die Tür und trat in das Zimmer.
 

Dort stand sein blonder Freund, vor einem großen Spiegel und sah den Eindringenden nicht an. Stattdessen starrte er etwas abwesend seine Reflektion an, wie um zu prüfen, ob seine Kleiderauswahl wirklich in Ordnung aussah.

Laut Yamis Meinung stand ihm das Ausgesuchte wirklich gut. Der Braunäugige hatte eine lockere Stoffhose und ein ebenso luftiges, kurzärmliges Leinenoberteil angezogen, die hervorragend seine schlanke Statur umspielten und ihn außerdem vor der unangenehmen Hitze bewahrten, die selbst zu den späten Abendstunden noch auf der kleinen Halbinsel herrschte.
 

Ansonsten passte seine Kleiderwahl auch sehr gut zu seinem sonst so windigen Verhalten.

Jedoch schien Kaibas Auftritt am Vormittag ihm etwas den Wind aus den Segeln genommen zu haben. Statt wie sonst mit gestrafften Schultern und stolzem Blick dazustehen, ließ der Blonde nun leicht die Schultern hängen und als er sich endlich zu dem Violettäugigen umdrehte, konnte dieser Tränen in seinen Augenwinkeln glitzern sehen.
 

"Yami.", brachte Jou leicht erstickt heraus. Er schien überrascht und wischte sich flink mit einem Ärmel über die Augen.

"Jou, was ist mit dir?", fragte der Angesprochene besorgt und trat einige Schritte auf seinen besten Freund zu.

Doch statt ihm zu antworten, drehte der Größere sich wieder zu seinem Spiegelbild und schüttelte abwesend mit dem Kopf. "Ist schon okay. Alles in bester Ordnung.", sagte er dann, straffte seine Schultern und setzte ein fast echt wirkendes Lächeln auf. "Ich muss mir nur noch schnell das Gesicht waschen, dann können wir los." Und mit einem lächelnden Blick auf den Stachelköpfigen ging er an diesem vorbei ins Bad, einen verwirrten Yami zurücklassend.
 

Was war nur mit dem normalen, immer fröhlichen Jonouchi passiert? Schon den ganzen Tag über verhielt er sich so merkwürdig. Stets lächelnd, doch sobald er glaubte, dass man nicht hinsah, hatte er wieder einen traurigen Blick drauf, dass man glauben konnte, dass er gleich anfangen würde zu heulen.

Er würde doch wohl nicht beschlossen haben, seine Gefühle vor allen und sogar sich selbst zu verstecken und stattdessen so zu tun, als wäre nichts. Das konnte doch niemals gut gehen!
 

Irritiert folgte Yami seinem Freund, der sich inzwischen auf den Weg nach unten begeben hatte. Anzu warf ihm einen fragenden Blick zu, den er nur mit einem Schulterzucken beantworten konnte. Dann gingen sie schweigend dem lächelnden Blonden nach, der ihnen voraus auf dem Weg zu dem ca. 200 Meter entfernten Strandhaus war.
 

********
 

"Hey, da seid ihr ja!", rief ihnen schon Mokuba entgegen als sie noch gute 10 Meter entfernt waren.

Offensichtlich war er schon ganz aufgeregt über die Party, die er geplant hatte.

Wer wollte es ihm übel nehmen? Schließlich hatte er sonst kaum Kontakt zu anderen Menschen. Er musste meist größtenteils zu Hause bleiben, weil er kaum Freunde hatte und sein großer Bruder sich sonst Sorgen machen würde, dass ihm etwas zustoßen könnte.
 

Nach einer kurzen Begrüßung ging es auch schon los. Mokuba führte sie hinters Haus auf die Terrasse, von der man eine herrliche Aussicht aufs Meer hatte. Dort setzten sie sich rund um einen Tisch und bald waren alle in ein Gespräch über unterhaltsame Nebensächlichkeiten vertieft, während Richard schon den Grill anheizte. Einzig Seto war noch nicht zugegen.
 

Es waren etwa zehn Minuten vergangen als Mokuba aufstand und losging, um ihnen eine sinnvollere Beschäftigung zu holen. Sie hatten sich gemeinsam für ein Kartenspiel entschieden, das der Schwarzhaarige von zu Hause mitgebracht hatte.

Es sollte schließlich keine Langeweile aufkommen, selbst wenn irgendwann die Gesprächsthemen ausgingen. Und was wäre dazu besser geeignet als ein Spiel?
 

Kaum dass der Kleine verschwunden war, trat eine angespannte Stille ein. Zumindest Katsuya störte dies. Yami und Anzu turtelten mal wieder miteinander und Richard hatte ja eine Beschäftigung, der er auch scheinbar eifrig nachging. Nur der Blonde saß etwas gelangweilt herum und versuchte das leise Flüstern und Kichern neben sich zu missachten.

Wenn wenigstens Kaiba da wäre. Da hätte er immerhin etwas, das er angucken oder mit dem er reden konnte. Oder besser ,streiten'. Aber so...

Unruhig sah er um sich, um eine geeignete Ablenkung zu suchen.
 

Das erregte die Aufmerksamkeit des Stachelhaarigen, der nun von seiner Freundin abließ und Jou fragte, was denn los sei.

Doch dieser winkte mit einem "Nichts, nichts." ab und wandt sich ab, um den Sonnenuntergang über dem Meer zu betrachten. Doch eigentlich sah er diesen gar nicht, er fragte sich vielmehr, wo Kaiba abgeblieben war und ob er es wohl schaffen würde, seine Fassade aufrecht zu erhalten. Fast bereute er es schon, dass er überhaupt zugestimmt hatte, mit hierher zu kommen.
 

"Wo ist denn Kaiba eigentlich?", warf nun Anzu die Frage in den Raum, die auch Jou sehr gerne beantwortet haben würde.

"Der ist wohl noch in seinem Zimmer und macht sich fertig.", bemerkte Richard, ohne sich von seinem Grill abzuwenden, der inzwischen entfacht war und dem er nun Luft zufächerte, damit die Kohlen auch ordentlich anbrannten.
 

Eine kurze Stille kam auf, die die Brünette mit einer weiteren neugierigen Frage unterbrach.

"So. Sag doch mal, wie du Kaiba kennen gelernt hast, Richard.", wollte sie nun wissen und Jou war ihr unendlich dankbar dafür, dass sie diese Fragen stellte. Denn würde er das selbst tun, dann hätte er Angst, dass Richard misstrauisch werden würde und er wollte keinesfalls, dass jemand hinter seine heimliche Schwärmerei für Kaiba kam. Das konnte er wirklich nicht gebrauchen. Vor allem nicht von demjenigen, der vermutlich der Freund des Brünetten war.

Eben dieses ,vermutlich' wollte er nun geklärt haben. - Er kam einfach nicht umhin eifersüchtig zu sein und zu glauben, dass Kaiba und dieser freakige, Bermuda-Shorts tragende Typ dort eine romantische Beziehung zueinander hatten. - So sah es für sein liebeskrankes Herz zumindest aus und verzweifelt fragte er sich, was an diesem Heini denn besser sein sollte als an ihm. Warum hatte dieser Möchtegern so viel Glück? Warum hatte er das, was Jou nie haben konnte?
 

Doch Katsuyas Fragen sollten wohl nie geklärt werden, denn gerade als Richard den Mund öffnete, um zu antworten, stürmte Mokuba wieder auf die Veranda. In der einen Hand ein Rommé-Spiel und an der anderen schleifte er seinen unwilligen Bruder hinter sich her.

Seto zog ein brummiges Gesicht, befreite sich aus dem Griff des kleinen Wirbelwindes und setzte sich auf einen einsamen Stuhl am entferntesten Ende der Veranda, den er vorher schon extra dort platziert hatte. Als er saß verschränkte er die Arme und warf jedem, der es wagte ihn anzusehen, einen kalten Blick zu.
 

Mokuba seufzte gequält auf und wandt sich dann an seine Freunde, um ihnen das Spiel zu überreichen.
 

Sie begannen zu spielen und bald war die Party in vollem Gange. Richard kümmerte sich um den Grill, auf dem inzwischen einige Steaks und Roster brutzelten, deckte den Tisch und versorgte alle mit Getränken.
 

Jou und die Anderen spielten eine Runde Rommé nach der anderen und tranken nebenbei einige Flaschen Bier. Nur Mokuba nippte an seinem O-Saft, sah aber trotz allem sehr zufrieden aus. Alle schienen reichlich Spaß zu haben. Die Gespräche waren ausgelassen und es wurde viel gelacht.

Ausnahme hierbei war natürlich Seto, der immer noch etwas abseits saß und ein Bier nach dem anderen trank. Normalerweise war das ja nicht seine Art soviel in sich reinzukippen, aber da er sich abrupt geweigert hatte mitzuspielen und sich königlich langweilte, beschäftigte er sich eben mit trinken und hing dabei seinen Gedanken nach.

Dabei merkte er die Menge des Alkohols gar nicht.
 

Spätestens als jeder sich an den Tisch setzte, um das Gegrillte zu verspeisen, wurde es offensichtlich, dass etwas nicht stimmte. So setzte der Brünette sich doch zwischen Richard und Katsuya und schaufelte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beachtliche Mengen an Essen in sich hinein.

Er war zufrieden. Fühlte er sich doch so leicht. Nichts schien ihn mehr zu belasten. Seine Sorgen waren wie weggeblasen. Und dass er neben Jonouchi saß, trug auch erheblich zu seinem Wohlbefinden bei. Mehr brauchte er nicht, um in diesem Moment glücklich zu sein.
 

Doch erregte sein Verhalten die Aufmerksamkeit der Umsitzenden. Während Mokuba sich wunderte, seit wann sein Bruder so viel aß, fragten sich die anderen eher, seit wann Kaiba denn lächeln konnte.

Schließlich äußerte Katsuya als erster seine Zweifel an Setos Gesundheitszustand.

"Sag mal, Kaiba. Ist alles in Ordnung bei dir?"

Angesprochener wandte sich nun zu ihm und sah ihn fragend an. Doch besann er sich bald wieder und meinte kühl: " Nicht dass es dich was angehen würde, Jounouchi, aber es geht mir bestens."

Dann drehte er sich wieder seinem Essen zu. Das Lächeln war allerdings verschwunden, hatte Seto es dann doch mit innerem Entsetzen zur Kenntnis genommen und entsprechend schnell ausgelöscht.

Allerdings nicht für lange..
 

Sobald das Essen beendet war, begab der Blauäugige sich wieder auf seinen Stuhl und beobachtete weiterhin das ausgelassene Treiben am Tisch. Und während dort eifrig weitergespielt wurde, widmete er sich seiner eigenen Beschäftigung. Trinken.

Inzwischen fühlte er sich als könnte er davonfliegen. Warum hatte er eigentlich bis jetzt noch nie was getrunken? So schlecht war es ja gar nicht..
 

Nach ungefähr einer Stunde setzte sich Richard dann neben den jungen Firmenleiter und unterhielt sich mit ihm. Oder besser, er versuchte es. Denn viel war aus dem stoischen jungen Mann sowieso nicht herauszubekommen, doch nun - im angetrunkenen Zustand - wurde er sogar noch gesprächsunfreudiger. Als würde er verhindern wollen, dass jemandem ein eventuelles Lallen auffallen würde, schwieg er vehement, kam dabei jedoch nicht umhin, auf Richards Gerede zu reagieren. Und das indem er anfing zu kichern! Versetzte ihn der viele Alkohol doch in einen durchaus heiteren Zustand. Er bekam zwar kaum noch etwas mit, musste aber dafür immerzu auflachen. Egal ob das gesagte lustig war oder nicht. Für ihn war es das.

Richard nutzte das Ganze aus, um dem Größeren einige schweinische Witze zu erzählen und ihn damit noch mehr zum Lachen zu bringen. Der Blonde fand die Situation äußerst amüsant. Kaiba war ziemlich niedlich, wenn er mal seine Fassade abwarf und lachte..
 

Aufmerksam wurden sie dabei von einem eifersüchtigen Katsuya beobachtet, der das Schauspiel, das sich ihm bot, weniger amüsant fand. In seinen Augen verstanden sich die Beiden etwas zu gut. Und Kaiba hatte offensichtlich seinen Spaß. Das ärgerte den Braunäugigen ungemein.

Wenn er es doch nur wäre, der dort sitzen könnte und mit dem Brünetten lachen konnte..
 

Es verging noch einige Zeit ehe dem großen Blonden der angetrunkene Zustand des Blauäugigen dann doch zu viel wurde. Dieser hing inzwischen mehr auf seinem Stuhl als dass er saß. Auch zum Grinsen war er bald zu erschöpft. Wenn nicht bald etwas geschah, dann würde er wohl einschlafen, egal wo er war.

So hockte sich Richard zu ihm und wartete bis Setos Blick sich auf ihn fixiert hatte, dann sprach er ihn leise an: "Kaiba-san, ist alles in Ordnung bei Ihnen?"

Doch der Angesprochene grinste ihn nur etwas dümmlich an.

Leicht schüttelte der Blonde den Kopf und sagte mehr zu sich selbst als zu dem Brünetten: "Meine Güte, wie viel haben Sie denn schon getrunken? Am besten ich bringe Sie ins Bett. Sie werden so oder so morgen einen mächtigen Kater haben." Und damit legte er sich Setos Arm über die Schultern und hiefte ihn von seinem Sitzplatz.
 

Zu den anderen meinte er noch, dass er Kaiba in sein Zimmer bringen würde und schleppte dann den Blauäugigen davon, der kaum mehr in der Lage war, selber zu laufen.
 

Dabei wurden sie misstrauisch von einem Paar brauner Augen verfolgt.
 

Was würden die Beiden jetzt wohl so ganz alleine treiben?
 

***Kapitel 5 - Ende***
 

War es gut genug für euch?

Ihr dürft mir auch gerne sagen, was euch nicht gefallen hat, ob zu wenig passiert ist, was ihr wollt, was im nächsten Kapitel passiert.. Ich bin da ganz offen.
 

Bis zum (hoffentlich) nächsten Mal. ^^
 

Dany

Wendungen

Hallo Leute.
 

Ich weiß *hust* Ich bin spät dran ^^°

Ihr dürft mich gern hauen, mit Eiern bewerfen, was auch immer..

Als Entschuldigung kann ich nur anführen, dass ich mit meiner anderen Fanfic zu schaffen hatte und da ich leider nur etwa ein Kapitel pro Monat schaffe, hat sich das dann hier ganz schön hingezogen. Tut mir Leid *verbeug*

Aber gute Nachrichten habe ich auch. Die andere FF ist (fast) fertig und so werde ich jetzt all meine Zeit in diese Fanfic hier stecken. Und was fast noch besser ist.. Ich habe mir jetzt einen Plan für die nächsten etwa 3 Kapitel gemacht. Es wird also definitiv weitergehen - natürlich nur, wenn ich weiter so liebe Unterstützung erhalte.

Im letzten Kapitel hab ich euch ja quasi gezwungen, mir Kommentare zu schreiben.. Dafür möchte ich mich hiermit entschuldigen. Das ist eigentlich nicht meine Art, aber wenn man an der eigenen FF zweifelt, möchte man einfach gerne etwas Feedback bekommen ^^°

Das wird jetzt jedenfalls nicht mehr vorkommen, aber ich wäre natürlich trotzdem froh, wenn ihr mich weiter unterstützen würdet. Dann habe ich einfach mehr Lust zum Schreiben.

Desweiteren habe ich mich entschlossen, es weiterhin bei einer actionlosen Sache zu belassen. Ich denke, an gefühlsbeladener Handlung wird es dennoch nicht mangeln.

Und ich garantiere, dass noch einiges an Verwirrungen und Enttäuschungen geben wird und dass auch ein Happy End folgen wird. Irgendwann. (Ich hab das starke Gefühl, dass die FF hier sich ziemlich hinziehen könnte..)

Und wenn es soweit ist, werde ich vermutlich auch eine Lemon schreiben. In meinen anderen FFs folgte das schon früher und ich schreibe das ehrlich gesagt auch gerne, deswegen ist es sehr wahrscheinlich, auch wenn ich es ebenso mal genieße, eine eher ,unerotische' FF zu schreiben *lach*
 

Nun ja, ich glaube, jetzt habe ich alles gesagt, was ich wollte.

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel und hoffe, ihr bleibt mir troy ^^
 

Ach ja: Und wenn ihr Vorschläge/Ideen für die FF habt.. Ich nehme sie gerne an. Wenn mir eure Ideen gefallen und ich sie einbaue, widme ich euch selbstverständlich das Kapitel und lasse euch einen kleinen Bonus zukommen. Was genau das sein wird.. weiß ich ehrlich gesagt selber noch nicht, aber ich denke, es wird euch gefallen ^^°
 

In diesem Sinne.
 

Dany
 

Was bisher geschah:
 

Mokuba konnte seinen großen Bruder zu einem gemeinsamen Urlaub auf der sonnigen Halbinsel Florida überreden, auf der auch Anzu, Yami und Jou dank eines Gewinnspiels gelandet sind.

Seto und Katsuya hegen Gefühle füreinander, doch ahnt keiner von ihnen von den Gefühlen des anderen (Seto nicht mal von seinen eigenen).

Im letzten Kapitel hat Mokuba eine Grillparty für Seto und seine Freunde veranstaltet. Seto hatte etwas zu viel getrunken und wurde dadurch richtig empfänglich für Richards Scherze und Flirtereien, was Jou natürlich gar nicht gern sah. Doch bevor es ausarten konnte, brachte Richard Seto in sein Bett. Oder hat er das gar nicht? Hat er die Situation vielleicht sogar ausgenutzt? Wir werden sehen.
 

********
 

Als Seto am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich wie erschlagen. Sein Kopf brummte in einer ungeheuren Lautstärke und schmerzte zudem höllisch.

Grummelnd drehte der Brünette sich auf die Seite und wäre am liebsten wieder eingeschlafen. Doch leider sollte sich das als nicht so einfach herausstellen.

Also öffnete er blinzelnd die Augen, stöhnte leicht auf, als ihn das Sonnenlicht blendete.

Sich den Kopf haltend setzte er sich auf und bemerkte ein Glas Wasser und eine Tablette auf seinem Nachtschränkchen.
 

"Gegen die Kopfschmerzen" stand in einer unverkennbar männlichen, das heißt unordentlichen Handschrift auf einem Zettel neben den Utensilien.

Dankbar nahm der Blauäugige beides an sich und schluckte die Tablette.

Dann legte er sich wieder auf sein Kopfkissen, schloss die Augen und hoffte, dass die Schmerzen bald nachlassen würden.
 

Nachdem er etwa eine weitere halbe Stunde vor sich hingedöst und seinen Gedanken nachgehangen war, wagte er es sich langsam wieder aufzustehen.

Seine Sachen zusammenklaubend beschloss er erst einmal eine belebende Dusche zu nehmen.
 

Auf dem Gang zum Bad begegnete er niemandem, nur leise Stimmen von unten konnte er hören. Offensichtlich waren die beiden Anderen schon wieder voll aktiv.

Langsam war er Mokuba wirklich dankbar für die Idee mit dem ,Babysitter', denn ohne Richard wäre der kleine Schwarzhaarige schon längst in sein Schlafzimmer eingefallen und hätte sich über Langeweile beschwert. Und er bezweifelte wirklich, dass das bei seinen Kopfschmerzen so gut gewesen wäre.

Er hätte wirklich nicht so viel trinken sollen. Aber es war ihm gar nicht wirklich aufgefallen.

Und das, wo er Bier sonst gar nicht mochte.
 

Seto seufzte auf. Er konnte sich noch an so gut wie alles erinnern und er konnte nicht behaupten, dass er besonders froh darüber war. Er hatte sich ziemlich lächerlich gemacht und war bei Jonouchi jetzt wahrscheinlich endgültig unten durch.

Als ob es vorher nicht schon schlimm genug gewesen wäre.
 

Ausgezogen stellte er sich unter den warmen Duschstrahl und genoss es, wie das Wasser langsam aber sicher seine Lebensgeister wiederbelebte.

Nun sah die Situation schon wieder halbwegs besser aus. Wäre doch gelacht, wenn er, Kaiba Seto, das nicht wieder hinkriegen würde.

Er wusste auch schon, wie er das am besten anstellen konnte. Er brauchte nur den Blonden und am günstigsten natürlich alleine.
 

Seine Laune wiederhergestellt habend zog der Brünette sich ein paar gemütliche Sachen an und machte sich auf den Weg nach unten.

Jetzt ein leckeres Frühstück und ein bisschen Ruhe, dann war sein Tag gerettet.

Doch soweit sollte es gar nicht kommen.
 

Im Erdgeschoss ankommend erblickte er erst einmal seinen kleinen Bruder und Richard, die begeistert eins von Mokubas Videospielen spielten.

Der Blauäugige musste über ihren Anblick milde lächeln und ging dann leise an ihnen vorbei, um sich dann in der Küche ein Brötchen aufzubacken. Kaffee war zum Glück noch übrig und auch noch warm.

Ihn dankbar in eine Tasse gießend nahm er einen Schluck des schwarzen Getränkes. Anschließend setzte er sich samt Tasse und belegter Semmel auf einen Barhocker.
 

Dort versank er erst einmal wieder in Gedanken. Plante eifrig, wie er seine Chancen bei Jonouchi wieder aufbessern konnte, ohne allzu sehr das Gesicht zu verlieren, während er ab und zu an seinem Brötchen knabberte.

Er wusste jetzt schon, dass es schwierig werden würde. Es würde ihn einiges an Überwindung kosten, das zu sagen, was er wollte. Und das war fast noch schwieriger als den Blonden alleine zu erwischen und ihn erst einmal dazu zu bekommen, ihm zuzuhören.
 

Unmerklich seufzte der Brünette auf und biss ein weiteres Mal in seine Semmel, als sich plötzlich neben ihm eine Stimme meldete.

"Liebeskummer?", fragte sie und erschreckte Seto damit gewaltig.

Ruckartig drehte er seinen Kopf zu dem Neuankömmling und starrte ihn finster an.

"Richard?! Was geht dich das denn an?", meinte er bestimmt, nachdem er sich von dem Schock erholt hatte.

Der Blonde zuckte nur mit den Schultern. "Wenn du meinst. Aber du kannst gerne darüber reden, wenn du irgendwann magst", bot er an, fuhr aber ohne eine Antwort abzuwarten fort. "Hast du irgendwelche Pläne für heute gemacht?"
 

Seto schüttelte den Kopf und nahm abweisend einen Schluck Kaffee.

"Dachte ich mir." Richard ließ sich von seinem Verhalten nicht beirren. "Mokuba wollte gerne mit dir und seinen Freunden in die Stadt und ein Eis essen gehen."

Der Brünette bedachte ihn mit einem weiteren todbringenden Blick. "Warum in die Stadt, warum mit seinen Freunden und warum sagt er mir das nicht selbst?", fauchte er fast.
 

Der Blonde zuckte nur erneut mit den Schultern. Er konnte zwar nicht sagen, dass es ihm gefiel, wie der Größere ihn behandelte, aber er wurde gut bezahlt und außerdem war Setos schlechte Laune irgendwie verständlich.

"Ich kann ihn dir gern vorbeischicken, aber ich wollte sowieso mit dir reden", sagte er ruhig.

Seto biss wütend auf sich selbst und den Rest der Welt von seinem Frühstück ab. Es sah fast so aus als wäre er ein Raubtier und würde gerade seine Beute zerlegen, was Richard dann doch einen Schauer über den Rücken jagte und ihn trocken schlucken ließ. Vielleicht war das hier doch keine so gute Idee..
 

"Worüber?"

Die Stimme des Brünetten klang eiskalt, doch beherrscht. Er war auf alles gefasst, von weiteren Plänen seines Bruders, bis zu eingegangenen Morddrohungen oder dem Untergang seiner Firma.

"Ich wollte nur fragen, wie es dir geht", meinte Richard todesmutig und sah ihn dann doch leicht beunruhigt an.

"Wie es mir geht?" Der Blauäugige klang ungläubig.

Der Kleinere nickte. "Und ob du dich an gestern erinnern kannst.?" Er wurde wieder mutiger. Seine Neugier war einfach zu groß.
 

Seto sah ihn abschätzend an. Und das war alles? Nun, bald würde er es wissen.

"Es geht", antwortete er dann doch, klang aber noch immer abweisend. "Ich kann mich an fast alles erinnern. Wie du mich die Treppe raufgebracht hast.. Aber etwa ab der Tür weiß ich nichts mehr."

Er blickte ihn kalt an und wartete auf eine Reaktion. Der Blonde wollte doch sicher was..

Als nichts kam, hakte er nach: "Wieso fragst du? War danach noch was?"

Doch Richard schüttelte den Kopf. "Nein, nichts. Ich hab mich nur gefragt, ob deine schlechte Laune nur von den Kopfschmerzen kommt. - Anscheinend nicht."
 

Der Brünette ,hmpf'-te und wand ihm die kalte Schulter zu. Er würde jetzt sicher nicht zugeben, dass er sich lächerlich gemacht hatte und ihn das ziemlich wurmte. Und weswegen - oder besser wegen wem - es ihn genau wurmte.

Absichtlich langsam trank er den letzten Schluck seine Kaffees und stand auf.

"Ich gehe an den Strand. Sag Mokuba, dass ich mit ihm über die Eis-Sache reden will, wenn ich wiederkomme", sagte er an Richard gewandt, auch wenn er ihn nicht ansah.

Dieser bejahte artig. Er würde es kaum wagen, den sichtlich innerlich kochenden, jungen Mann jetzt aufzuhalten. Und so beobachtete er nur wie er mit ausgreifenden Schritten aus der Tür verschwand.
 

****
 

Derweilen stand ein gewisser Blonder am Strand und ließ sich die Wellen um die Füße schlagen. Er war mal wieder geflüchtet, als ihm das Rumknutschen zwischen Yami und Anzu zu viel wurde.

Die Beiden entschuldigten sich zwar hinterher immer und versprachen hoch und heilig es nie wieder zu tun, aber eine wirkliche Besserung war bisher nicht eingetreten.

Es war ja nicht so, als ob ihn das Anekeln würde, aber wer sah schon gerne einem Paar beim Küssen zu? Vor allem wenn man selber schwer verliebt war und wusste, dass man das selbe nicht haben konnte?
 

Tja, und jetzt war er mal wieder hier. Alleine. Und hing seinen trübsinnigen Gedanken nach, die wie immer nur um einen kreisten. Kaiba.

Ob er und Richard wohl gestern noch..

Ob sie eigentlich wirklich feste Freunde waren? Aber warum hatte er Richard vorher noch nie gesehen? Ach ja, er kam ja von hier, aus Amerika.

Aber wie konnte er dann eigentlich fest mit Kaiba zusammen sein?

Andererseits.. Kaiba hatte sicher die Möglichkeiten, Richard so oft zu sehen wie er wollte. Immerhin hatte er Geld en masse. Und so eine Fernbeziehung sollte eigentlich auch ganz gut sein, hatte er mal gelesen, weil man sich nicht so auf den Keks ging.

Er selbst würde das allerdings nie machen wollen. Musste doch höllisch unbefriedigend sein, seinen Freund so lange nicht zu sehen.
 

Über was dachte er da eigentlich nach?

Irritiert schüttelte Katsuya den Kopf.

Das ging ihm doch einen Dreck an! Aber doch drängte sich ihm erneut eine Frage auf.

Wenn Richard und Kaiba zusammen waren, warum hatte der Brünette sich dann derartig negativ zu seinem Coming Out geäußert? Warum nannte er ihn eine ,Schwuchtel', wenn er quasi selber eine war?

>Wahrscheinlich ist Kaiba doch hetero<, dachte der Blonde und wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte.
 

Doch die Entscheidung darüber verschob er auf später, als er plötzlich Schritte auf dem weichen Sand hörte.

Neugierig, wer das wohl sein könnte, drehte er sich um und erblickte jene Person, der seine ganzen Grübeleien gegolten hatten und die er jetzt am allerwenigsten sehen wollte.

Schnell drehte er sich wieder weg, als ob das Kaibas Erscheinen ungeschehen machen könnte.
 

Dieser blieb auch einen Moment unschlüssig stehen. Jous Verhalten wies nicht gerade darauf hin, dass er seine Anwesenheit begrüßte und auch, wenn dies eigentlich immer schon der Fall gewesen war, so war es dieses Mal doch schmerzhaft.

Er selbst war schuld daran, das Jonouchi sich jetzt nicht einmal mehr mit ihm streiten wollte. Und er würde es wieder gut machen. Zumindest gleich.

Aber erst einmal setzte er sich in sicherer Entfernung in den Sand.

Er würde dem Blonden etwas Zeit geben, sich an seine Anwesenheit zu gewöhnen und, falls es wirklich so schlimm sein sollte, einfach abzuhauen. Und er würde sich selbst damit etwas Zeit geben, um für seine Worte den nötigen Mut aufzubringen.

Es war ja nicht so, als ob er Angst hätte. Aber sein Stolz würde dadurch ziemlich angekratzt werden und das störte ihn. Dennoch war er entschlossen das durchzuziehen. Für sein Seelenheil und Jonouchis vielleicht auch.
 

Sich auf seine Hände zurücklehnend beobachtete er den Blonden aus den Augenwinkeln. Dieser hatte sich jetzt etwas außer Reichweite der Wellen ebenfalls in den Sand gesetzt und starrte aufs Meer hinaus.

Kaibas Anwesenheit machte ihn ziemlich nervös. Da konnte er nicht stehen bleiben, ohne Gefahr zu laufen, dass er aus Versehen plötzlich stolperte und ins Wasser fiel - was natürlich megapeinlich gewesen wäre.

Aber gehen wollte er auch nicht. Immerhin war Kaiba hier. Am Strand. Mit ihm. Alleine. Und das freiwillig.
 

Irgendwie kam ihm das faul vor. Aber er hatte bestimmt nicht vor, vor einer Konfrontation den Schwanz einzuziehen. Immerhin bestand die winzig kleine Wahrscheinlichkeit, dass Kaiba etwas sagte oder tat, dass alles wieder in Lot brachte oder sogar noch besser machte. - Träumen durfte ja wohl noch erlaubt sein.
 

Und so genoss er lieber den Moment. Das Rauschen der Wellen, einige kreischende Möwen, der strahlend blaue Himmel, der weiche, weiße Sand unter ihm, die Sonne über ihm.

Und Kaiba. Zwar außer Sichtweite, aber da.

Zufrieden schloss er die Augen.

Dass er Kaiba eigentlich vergessen und verteufeln wollte, hatte er in diesem Augenblick erfolgreich verdrängt.
 

Er erwachte erst wieder aus seinen Träumereien, als erneut Schritte auf dem Sand ertönten.

Der Brünette war aufgestanden und er kam auf ihn zu!

Katsuyas Herz klopfte ihm bis zum Hals und seine Gedanken rasten. Die Möglichkeiten, was sie hier am Strand - alleine! - machen konnten, waren unendlich. Von küssen über fummeln bis zu wildem Sex im Sand war eigentlich alles dabei.

Irritiert über sich selbst schüttelte er den Kopf.

Der Braunäugige wusste sehr gut, dass das totaler Blödsinn war. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass Kaiba Seto ihn küssen würde? Von den anderen Möglichkeiten mal ganz zu schweigen.

Und dennoch kam er nicht umhin, dass ihm das Blut in den Ohren rauschte und sein Atem etwas schneller ging, während der Größere sich ihm immer weiter näherte.
 

Als dieser neben ihm angelangt war, blieb er stehen.

Abwartend blickte Jou aufs Meer. Auch Seto sah den Anderen nicht an. Jedoch ließ er ein "Jonouchi" verlauten, wie um zu bestätigen, dass er ihn bemerkt hatte.

"Kaiba", antwortete der Blonde ihm nur in etwa demselben Ton.

Die Atmosphäre war angespannt.

Sonst standen sie nie so lange nebeneinander herum. Vor allem nicht, ohne sich gegenseitig gehörig anzugiften.
 

Jou wurde immer nervöser.

Was sollte das Ganze? Konnte Kaiba nicht endlich mal was tun? Oder wollte er den ganzen Tag so rumstehen?

Nach einer, für den Braunäugigen, schier unendlich scheinenden Zeit hielt er es nicht mehr aus.

"Was willst du?", fragte er in einem ziemlich aggressiven Tonfall.

Doch der Brünette ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Als würde ihn das alles gar nichts angehen, antwortete er nur: "Ich will mit dir reden."
 

Dabei sah er den Blonden noch immer nicht an. Er konnte einfach nicht. Er wusste, wenn er ihn ansehen würde - ihn, seine Augen, seine Haare, dieses Gesicht - dann würde wieder diese unsagbare und ihm absolut unverständliche Nervosität in ihm aufsteigen. Diese innere Unruhe, die ihn zur Verteidigung zwingen würde und ihn damit dazu veranlassen würde, den Kleineren anzufeinden und zu beleidigen. Nur um damit Jonouchi dazu zu bringen, ihn ebenfalls zu beschimpfen, so dass er Kaiba von sich fortschob und, was noch wichtiger war, nichts von Setos Angst mitbekam.
 

Doch er wollte ja nicht fortgeschoben werden. Nicht heute, nicht jetzt.

Im Moment wollte er etwas anderes und dazu musste der Andere ihm zuhören.

Dieser sah ihn im Augenblick auch ziemlich aufmerksam, aber auch verwirrt an. "Mit mir reden? Worüber denn?", wollte Katsuya irritiert wissen.

Gut, reden war wohl auch wahrscheinlicher gewesen, als dass der Brünette über ihn herfiel, aber reden? Über was denn? Und warum? Er wüsste nicht, dass sie beide etwas zu bereden hätten!
 

"Über neulich. In der Schule", antwortete ihm der Blauäugig langsam. Er brauchte seine Zeit, um endlich zu dem zu kommen, was er eigentlich sagen wollte, dazu musste er sich einfach zu sehr überwinden.

Doch noch bevor er fortfahren konnte, fiel Katsuya ihm ins Wort.

"In der Schule? Du meinst, als du mich auf dermaßen intolerante Weise diskriminiert und als ,Schwuchtel' bezeichnet hast? Was gibt es da schon noch zu bereden? Deine Meinung kenne ich ja jetzt. Oder wolltest du etwa da weitermachen, wo du aufgehört hattest? Mich noch ein bisschen mehr runterziehen? Oh ja, das würde zu dir passen!", giftete der Blonde ungehalten und redete sich immer mehr in Rage.
 

Damit schaffte er es dann auch, dass Kaiba ihn endlich ansah.

Eigentlich war er verblüfft gewesen, als der Kleinere plötzlich anfing wie wild zu meckern und er hatte einen unangenehmen Stich in der Herzgegend verspürt.

Doch sobald er ihn in die ärgerlich flammenden Augen sah, schnürte es ihm geradezu ruckartig die Kehle zu und Angst stieg in ihm auf.
 

Sofort ging er wieder in den Angriff über. - Angriff war schließlich immer noch die beste Verteidigung.

"Argh. Sowas Idiotisches kannst auch nur du denken! Eigentlich wollte ich etwas anderes, aber das kannst du jetzt vergessen!", knurrte er ungehalten.

So etwas Stures! War ja nicht auszuhalten!

Schon wollte er sich umdrehen und zurück zu seinem Ferienhaus gehen, allerdings wurde er aufgehalten. Jonouchi war nun aufgesprungen, hielt ihn am Arm fest und blitzte ihn ärgerlich an.

"Was? Was wolltest du eigentlich sagen?", fragte er mit Nachdruck.

Er wollte es wissen. Kaiba klang, als wäre es ihm ernst gewesen und wäre nun irgendwie beleidigt, weil er ihm nicht zugehört hatte. Und das machte ihn neugierig. Etwas schuldbewusst, aber auch sehr neugierig.
 

Doch der Brünette knurrte nur unwillig. "Ich sagte doch: Vergiss es!", erwiderte er und blickte ihm aggressiv in die Augen.

Allerdings ließ sich der Kleinere davon schon lange nicht mehr beeindrucken.

"Was?", fragte er noch einmal. "Was wolltest du sagen? - Sag's mir verdammt!"

Zum Schluss schrie er ihn geradezu an, weil Kaiba einfach nicht dergleichen tat.

Aber da der das überhaupt nicht mochte, wenn man ihn anschrie, brüllte er es ihm nun in ebensolcher Lautstärke zurück ins Gesicht: "Ich wollte mich entschuldigen, du verdammter Volltrottel!"

Und damit riss er sich los und entfernte sich mit weitgreifenden Schritten von dem Blonden, der ihm einen Moment verdattert nachsah, ihm dann aber nachsetzte und ihn erneut am Oberarm festhielt.

"Entschuldigen?", fragte er fast sanft.

Damit hatte er nicht gerechnet. Doch es freute ihn. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung.
 

Seto sah ihn mit zusammengepressten Lippen fest in die Augen, sagte allerdings nichts weiter. Aber der Blonde verstand ihn auch so.

Ein kleines Lächeln zierte sein Gesicht.

Kaiba hatte sich entschuldigt. - Was das alles für neue Möglichkeiten eröffnete! Vielleicht war er ja doch nicht so gegen Schwule!? Vielleicht hatte er doch eine Chance!?

Nun, zumindest war die Wahrscheinlichkeit im Gegensatz zu vorher etwas gestiegen und das reichte aus, um dem Braunäugigen Tausende von Schmetterlingen im Bauch herumflattern zu lassen.
 

Glücklich ließ er seinen Blick über Setos Gesicht wandern, wollte sich diesen Moment, dieses Gesicht bestmöglich einprägen, um es sich später immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen zu können.

Alles nahm er in sich auf. Die Farbe seiner Augen, die Form seiner Nase, die Fülle seiner Lippen, die Umrisse seines Gesichts; einfach alles.

Auch den Hals des Brünetten wanderte sein Blick hinab, verinnerlichte auch dessen Schlankheit, dessen Länge - bis er plötzlich an einer Stelle stoppte.

Da. Genau in der Halsbeuge des Blauäugigen..
 

"Kaiba?", sprach der Blonde diesen leise an, während sein Augenmerk noch immer auf der gleichen Stelle lag.

"Hm?", machte der Angesprochene, der sich bisher nicht bewegt, sondern den Blonden nur stumm beobachtet hatte. Fragend sah er den Blonden an.

Dieser löste endlich seinen Blick und sah dem Größeren fast anklagend in die Augen.

"Sag mal...", begann er langsam, "wo hast du eigentlich diesen Blauen Fleck da her?"
 

****Kapitel 6 - Ende***
 

Vermutungen willkommen ^.~

Wer der Wahrheit am nächsten kommt, bekommt eine kleine Skizze zu seinem Lieblingschara ^^

Beunruhigende Entwicklungen

So, da bin ich wieder ^^°

Ich weiß, es hat mal wieder ewig gedauert und es tut mir auch Leid, aber schneller konnte ich einfach nicht. Ich hoffe, ihr habt ein bisschen Verständnis für mich..

Dann will ich euch auch nicht weiter aufhalten und danke euch nur noch mal kurz, aber herzlich für eure total lieben Kommis. Danke ^^

Und los geht’s.

(P.S.: Das Kapitel ist nicht gebetat, da meine Beta im Urlaub ist und ich euch nicht noch länger warten lassen wollte. Falls ihr Rechtschreibfehler oder sonstige Ungereimtheiten findet, gebt mir einfach Bescheid. Thanks ^^)
 

Was bisher geschah:
 

Mokuba konnte seinen großen Bruder zu einem gemeinsamen Urlaub auf der sonnigen Halbinsel Florida überreden, auf der auch Anzu, Yami und Jou dank eines Gewinnspiels gelandet sind.

Seto und Katsuya hegen Gefühle füreinander, doch ahnt keiner von ihnen von den Gefühlen des anderen (Seto nicht mal von seinen eigenen).

Im letzten Kapitel hatten Seto und Jou nach ein paar Komplikationen endlich eine Aussprache, während der der Brünette sich bei Jou entschuldigte. Dieser war natürlich happy, bis... Ja, bis er diesen verräterischen Fleck an Setos Hals entdeckte.

Wo kommt der her? Ist wirklich Richard dafür verantwortlich? Hat er Seto während seines betrunkenen Zustandes einen Knutschfleck verpasst? Wir werden sehen.
 

********
 

“Sag mal...“, begann er langsam. „Wo hast du eigentlich diesen blauen Fleck da her?“
 

Setos Blick verfinsterte sich schlagartig. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“, fauchte er giftig, drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte davon.

Reichlich sprachlos sah der Blonde ihm hinterher. „Was ist denn mit dem los?“, murmelte er leise zu sich selbst. Spürte dabei, wie ihm das Herz ziemlich schwer wurde. Schon wieder hatte ihn Kaiba einfach so stehen lassen. Er hätte auch nicht so verdammt neugierig sein sollen!

„Scheiße!“, fluchte er laut und raufte sich leicht die Haare. Was musste der Brünette auch so ein beschissener Sturkopf sein? Er wollte verflucht noch mal wissen, was das für ein verfickter blauer Fleck war!
 

Während Katsuya gedanklich weiterhin mit allerlei Schimpfwörtern um sich warf, stellte Seto sich genau dieselbe Frage.

Was für ein blauer Fleck? Und woher kam er?

Grummelnd knirschte er mit den Zähnen. Er wusste schon ganz genau, wer ihm diese Frage beantworten musste. Und wen er dafür verantwortlich machte, dass er es erneut geschafft hatte, den Braunäugigen von sich zu stoßen.

Dabei war es bis zu diesem Zeitpunkt endlich mal ganz gut gelaufen!

Oh, er war so sauer. Richard würde was erleben! Wenn der was mit ihm angestellt hatte...

Seto wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Er hoffte es wirklich für den Blonden, dass der gestern die Situation nicht ausgenutzt und etwas sehr sehr Dummes getan hatte!
 

Wenig später war er dann auch an ihrem Ferienhaus angekommen und betrat dieses. Wütend ließ er die Tür hinter sich zuknallen. Ein gebrülltes „Richard!!“ und schon lugte der Gewünschte um die Ecke.

„Ja, Seto? Was kann ich für dich tun?“, fragte er mit einem scheinbar unbekümmerten Lächeln.

Der Brünette schnaubte nur abfällig. „Was ist das hier!?“ Mit einer Stimme, von der Eiskristalle splitterten, forderte er eine Erklärung und zeigte mit einer verdeutlichenden Geste auf die Stelle an seinem Hals, wo er den blauen Fleck vermutete.

Richard trat etwas vor und betrachtete den Grund für Setos Wut etwas genauer. „Ein blauer Fleck?“, vermutete er dann mit scheinbarer Unschuld und sah den Anderen fragend an.
 

Dieser knurrte wütend und packte Richard am Kragen seines Hawaii-Hemdes, wobei er ihn etwas näher an sich heranzog und die Kälte seiner blauen Augen auf den Kleineren einwirken ließ. Wäre doch gelacht, wenn man den nicht einschüchtern konnte und somit das Gewollte aus ihm herausbekam..

„Und_woher_kommt_der?“, fragte der Brünette extra langsam und deutlich.
 

Der Blonde schluckte leicht. Sein Lächeln war zwar immer noch da, aber es wirkte unsicher. Ja, er musste schon zugeben, dass der Größere ihm irgendwie Angst einjagte. Und zwar einiges mehr als heute Morgen noch. Anscheinend war der Andere stocksauer über seine Entdeckung. Und wahrscheinlich hatte er Glück, dass er den Fleck am Morgen noch nicht entdeckt hatte. Denn das wäre ihm bei dem Morgenmuffel sicher nicht gut bekommen.

„Okay, schon gut. Du hast gewonnen“, meinte er nun beschwichtigend und legte vorsichtig seine Hände auf Setos. „Lass mich wieder los und ich sag es dir.“
 

Der Brünette schnaubte, kam der Aufforderung dann aber doch nach. Bereitwillig nahm er seine Hände von Richards Kragen und entfernte sich flugs aus dessen Griff, um ihn dann auffordernd anzusehen. „Und nun rede!“

Der Blonde, der sein Lächeln nun wiedergefunden hatte, machte eine weitere beruhigende Handgeste und meinte bedacht: „Lass uns erst mal setzen!“

Doch statt dies zu tun, trat Seto nur einen Schritt auf ihn zu und funkelte ihn bedrohlich von oben her an. „Nein!“, sagte er schlicht, woraufhin Richard nervös lächelte. Er hatte gehofft, dass er das Ganze noch ein bisschen hinauszögern könnte, aber anscheinend wohl eher nicht.
 

Ergeben sah der Blonde auf den Boden und kratzte sich leicht verlegen am Ohr. „Na ja, wie soll ich anfangen?“ Eingeschüchtert sah er seinen Gegenüber an. „Versprich mir, dass du nicht wütend wirst!“, bat er dann.

Der Größere schnaubte verächtlich. „Du bist nicht gerade in der Lage dazu, Forderungen zu stellen!“
 

Richard seufzte schwer. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als einfach mit der Sprache heraus zu rücken. Vielleicht unterzeichnete er damit sein Todesurteil, aber es half ja alles nichts.

Also sah er dem Funken sprühenden Brünetten tapfer in die Augen und sagte: „Es war ein Unfall.“
 

Setos Blick wurde ausdruckslos. Die einzige Reaktion bestand darin eine seiner Augenbrauen hochzuziehen und den Blonden damit aufzufordern sich klarer auszudrücken.

Also fuhr dieser todesmutig fort. „Ich hatte so die eine Hand an deinem Arm, der über meiner Schulter lag, und den anderen um deine Hüfte, um dich zu stützen. Allerdings brauchte ich eine Hand, um die Tür zu deinem Zimmer zu öffnen und.. na ja.. ich hab halt deinen Arm losgelassen.“ Er schluckte und holte noch mal tief Luft. „Die Tür hab ich aufgekriegt, allerdings bist du mir dabei von der Schulter gerutscht und mit dem Hals an der Kante dieses Schrankes gelandet, der neben der Tür steht. Du hast nur einmal gequält gestöhnt und bist dann komplett weggekippt. Also war ich froh, dass du mich nicht gleich gefeuert oder umgebracht hast und hab dich unbehelligt ins Bett gelegt. Zum Glück war dir ja nichts weiter passiert. – Das hab ich natürlich vorher überprüft! – Und.. tja, anscheinend geht’s dir ja abgesehen von dem blauen Fleck auch gut“, grinste er verlegen.
 

Der Größere dagegen sah aus wie unter Schock stehend. Sein Blick ging ausdruckslos ins Leere und er fragte sich gerade, ob das wirklich wahr sein sollte.

Der ganze Terror.. wegen SOWAS?

Er hatte erneut seine Versöhnung mit Jounouchi versaut.. nur weil sein ‚Babysitter’ es nicht geschafft hatte ihn ordentlich festzuhalten!?
 

Er wusste wirklich nicht, womit er das verdient hatte und hätte Richard am liebsten zusammengeschrieen, rausgeschmissen und in die Hölle gewünscht. Aber dennoch zwang er sich selbst zur Ruhe und zählte innerlich bis 20.

Wo wäre schließlich seine Firma, wenn er jedes Mal jeden feuern würde, nur weil er einmal einen kleinen Fehler gemacht hatte?

Jeder verdiente eine zweite Chance und er könnte auch so schnell keinen Ersatz für den Blonden auftreiben, wie er sich selbst, nachdem er bei 20 angelangt war, eingestehen musste.
 

Also atmete er einmal tief durch, schockte den Blonden mit einem eisgekühlten, tiefblauen Blick – und drehte sich dann einfach um.

Ohne ein weiteres Wort erklimmte er die Stufen in den zweiten Stock und verschwand in seinem Zimmer.
 

Richard blieb nichts anderes als ihm vollkommen verblüfft hinterher zu sehen.

So eine Reaktion hatte er jetzt nicht erwartet.
 

Es verging eine ganze Weile bis es später zaghaft an Setos Zimmertür klopfte.

Davor stand Mokuba, der von Richard vorgeschickt worden war, um mal mit seinem launischen Bruder zu reden. – Er selbst würde sich so schnell bestimmt nicht mehr in Lebensgefahr bringen wollen. – Alles, was der Kleine allerdings als Antwort bekam, war ein leise gebrummtes „Hm~“, was zwar nicht besonders einladend klang, aber dem Schwarzhaarigen durchaus ausreichte.

Also öffnete er einfach die Tür und sah seinen Bruder auf dem Bett liegen. Er ruhte ausgestreckt auf dem Bauch und starrte tonlos seinen Laptop an, der neben ihm in den Kissen lag. Wahrscheinlich hatte er versucht doch noch irgendwie eine Verbindung zu seiner Firma herzustellen, doch anscheinend war ihm dies nicht gelungen.
 

„Nii-sama...“, sprach Mokuba seinen leicht apathisch wirkenden Bruder an und trat langsam auf ihn zu.

Seto seufzte und stützte sich dann leicht auf die Ellenbogen, den Kopf in die Hände legend. „Was ist?“, wollte er mürrisch wissen.

Der Kleinere, der sich von der blendenden Laune keinen Deut beeindrucken ließ, setzte sich zu dem Brünetten aufs Bett und legte vorsorglich den Laptop auf den nebenstehenden Nachtschrank. „Du wolltest mit mir reden, hat Richard gesagt. Weil ich doch heute Nachmittag ein Eis essen gehen wollte.“
 

Der Ältere drehte den Kopf zur Seite, von Mokuba weg, und schnaufte leise. „Keine Lust“, antwortete er schlicht.

Mokuba seufzte. Womit hatte er so einen sturen Bock von Bruder nur verdient? „Aber Seto~!“, jammerte er, „Es ist doch so schönes Wetter und wie kann man das besser genießen als mit einem leckeren Eis? Komm schon!“, bettelte er ganz lieb.

Doch Seto sah ihn nur ziemlich gleichgültig an. Er hatte jetzt wirklich keine Lust auf eine Diskussion oder irgendwelche Ausflüge. Er wollte sich einfach nur ins Bett legen, die Decke über den Kopf ziehen und hoffen, dass der nächste Tag besser werden würde. „Dann geh doch. Nimm Richard mit und mach dir einen schönen Tag“, beschloss er.

„Und was ist mit dir?“

„Ich bleibe hier.“ Punkt. Ende. Aus.

„..Du benimmst dich ganz schön kindisch!“, warf ihm der Kleinere schließlich vor.

Setos Augen weiteten sich leicht. Verwirrt sah er seinen kleinen Bruder an. „Was bitte!?“

Mokuba verschränkte die Arme. „Ja, tust du!“ Er sah seinem Bruder fest in die Augen. „Ich habe zwar keine Ahnung, was vorhin passiert ist, aber ich finde es ganz schön albern, dass du dich jetzt schon in deinem Zimmer verkriechst. Das ist doch sonst nicht deine Art!“
 

Kaiba blinzelte irritiert. Seit wann hielt ihm sein kleiner, süßer Bruder denn solche Vorträge? Aber irgendwo hatte er ja Recht.. Normalerweise würde er sich nie so seltsam benehmen und sich im Bett verkriechen. Wer war er denn!? Irgend ein enttäuschtes Schulmädchen, nach ihrem ersten Korb?

Der Brünette schüttelte innerlich den Kopf.

Nein, so war er nicht. Er war nicht schwach und er verkroch sich nicht. Also schleunigst back to normal!
 

“Du hast mich überzeugt“, gestand er Mokuba also. „Sag Bescheid, wem auch immer du mitnehmen willst und heute Nachmittag gehen wir dann Eis essen.“

Dem Schwarzhaarigen nachsehend, der jubelnd nach draußen rannte, raffte er sich von seinem Bett auf und machte sich dann daran irgendeine Pizza fürs Mittagessen aufzutauen.
 

****
 

Am Nachmittag dann machten sich Seto, Mokuba, Richard und natürlich die anderen Drei aus dem Nachbarhaus, die Mokuba eingeladen hatte, auf den Weg in die nahegelegene Stadt. Zu sechst quetschen sie sich in Richards silbernen Landrover, wobei sich Anzu auf Yamis Schoß setzte, um genug Platz für alle zu schaffen, und rauschten los.
 

Schon kurz darauf parkte Richard vor einem nobel aussehenden Eiscafé, woraufhin alle heiter miteinander plaudernd aus dem großen Auto stiegen und sich umsahen. Yugi, Anzu und Katsuya stockten leicht in ihren Gesprächen, als sie merkten, wohin sie da gerade geführt wurden.

„Was ist?“, wollte Mokuba verwirrt wissen.

Yugi war der erste, der seine Bedenken äußerte. „Ich glaube kaum, dass wir uns das leisten können dort drin zu essen, Mokuba“, meinte er leise und von dem Prunk sichtbar beeindruckt.

Doch der Kleine winkte nur mit einem Lächeln ab. „Macht euch deswegen keine Sorgen, Seto bezahlt das schon. Nicht wahr, Seto?“ Der Schwarzhaarige sah mit großen Augen zu seinem Bruder.
 

Dieser schnaubte nur abfällig und schritt mit verschränkten Armen voran in Richtung Café. Sollten die doch machen, was sie wollten. Hauptsache er kam hier schnell wieder weg!
 

Mokuba sah seinem großen Bruder hinterher und zuckte mit den Schultern. „Ich würde sagen, das hieß dann ‚ja’“, meinte er und folgte dem Größeren.

Der Rest schüttelte leicht ungläubig den Kopf, bevor sie den Beiden schließlich ebenfalls nachgingen.
 

Drinnen setzten sie sich an einen größeren Tisch an einem der großen Fenster. Man hatte zwar auch die Möglichkeit nach draußen zu gehen, aber dort war es gerade unerträglich heiß, während es im Café selber angenehm kühl war. So entstand zumindest deswegen kein Streit, als sich Kaiba einfach, ohne zu fragen, an einen der Tische setzte.
 

Auf seine eine Seite pflanzte sich derweilen Mokuba, während auf der anderen Richard Platz nahm. Er hatte zwar noch immer etwas Angst um sein Leben, war aber mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass er ziemlich unersetzlich für den Brünetten war und der ihn deswegen wohl nicht gleich umbringen würde.

Außerdem war der Firmenchef, seit Mokuba mit ihm geredet hatte, merkwürdig ruhig und abweisend. Wahrscheinlich hatte er sich irgendwie abreagiert und war jetzt wieder sein beherrschtes Selbst.

Dennoch wunderte er sich, warum er in erster Linie überhaupt so wütend gewesen war. Am Morgen war er noch halbwegs gut gelaunt gewesen, doch als er wiederkam.. Nun, reden wir nicht darüber. Aber er wüsste doch zu gern, was da vorgefallen war.
 

Allerdings hatte er leider nicht mehr viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen, weil sich in dem Moment Jonouchi an seine freie Seite setzte. Auch er schien heute einen schlechten Tag erwischt zu haben; sein Gesichtsausdruck sprach jedenfalls Bände. Dabei schien er sonst ein recht lebenslustiger Mensch zu sein.. So wie er Kaiba bei ihrem ersten Treffen provoziert hatte, kannte er wahrscheinlich nicht all zu viele Sorgen.

Es war ziemlich traurig, ihn nun so niedergeschlagen zu sehen. Also machte Richard es sich zur Aufgabe, seine Stimmung ein bisschen aufzulockern und begann ein Gespräch mit dem kleineren Blonden.
 

Dieser nahm das Gespräch auch an, obwohl er einen Moment ziemlich genervt und wenig begeistert aussah. Aber nach einer Weile entspannte er sich und während Richard sein Vanille- und Jou sein Schokoeis löffelte, das mittlerweile von einer Kellnerin gebracht wurden war, wurde ihre Unterhaltung immer lockerer. Sie hatten eine Menge Gemeinsamkeiten, wie sie festgestellt hatten, zum Beispiel spielten sie beide unheimlich gern Videospiele, sie hatten beide Flugangst und sie liebten beide Tiere. Doch während Jou eher Hunde mochte, weil die treuer waren und auf das hörten, was man ihnen sagte, mochte Richard lieber Katzen, weil die eigenständiger waren und man sich nicht dauernd um sie kümmern musste.
 

So unterhielten sie sich noch eine ganze Weile über die Vor- und Nachteile der beiden Tierarten und amüsierten sich prächtig als Richard kleine Episoden aus dem Alltag mit seiner Katze erzählte, die er leider während seiner Arbeit bei den Kaibas bei einer Nachbarin hatte lassen müssen.

In ihr Gespräch vertieft merkten sie gar nicht, dass sie von einem Paar blauer Augen beobachtet wurden.
 

Kaiba war wirklich ganz und gar nicht amüsiert, dass die beiden sich so gut verstanden. Gut, der eine Kerl trieb ihn regelmäßig mit seiner Großschnäuzigkeit in den Wahnsinn und der andere hatte erst heute seinen eigentlich wunderbaren Tag vermiest, aber die beiden jetzt so zusammen zu sehen, trug nicht unbedingt zu seinem Wohlbefinden bei.

Auch wenn er sich einredete, dass das nur daran lag, dass die beiden zusammen ja nur Unfug anstellen konnten und dass am Ende er der Leidtragende sein würde, so verspürte er doch einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend, als Richard Jonouchi auch noch fragte, ob er nicht morgen mit zu ihm kommen wollte, um mal seine süße Katze zu besuchen.

Wütend, auch wenn er nicht so genau wusste, wieso eigentlich, wand der Brünette sich an seinen kleinen Bruder, unterbrach die Unterhaltung, die dieser gerade mit dem Rest des Kindergartens führte, und fragte mit Eis in der Stimme: „Was hast du für morgen geplant, Mokuba?“
 

Verwirrt sah der Kleine hoch, weil Seto sich einfach so in ihr Gespräch einmischte, lächelte dann aber. „Ich dachte, dass wir morgen vielleicht nach Disneyworld fahren könnten“, smilte er und ließ schon allein damit keinen Zweifel daran, dass er auch nicht umzustimmen war.

Aber das hatte der Brünette auch gar nicht vor. Disneyworld war geradezu perfekt. Dort gab es eine Menge sehr interessanter Fahrattraktionen, darunter sicher einige, die selbst hartgesottenen Adrenalinjunkies den Magen umstülpten.. und wenn Richard nun Flugangst hatte und somit eventuell auch Höhenangst, dann würde er morgen mit Sicherheit dafür sorgen, dass dieser Trip für den blonden Babysitter unvergesslich werden würde. – Und das war nicht unbedingt positiv gemeint.
 

Seto konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen und erschreckte damit nicht nur Yami und Anzu, sondern auch Mokuba, der eigentlich schon eine Menge von seinem großen Bruder gewöhnt war.
 

Das Opfer seiner gemeinen Pläne dagegen bekam von dem Ganzen gar nichts mit und flirtete ungehindert weiter mit dem faszinierenden Blonden neben sich. Dieser bekam die merkwürdige Stimmung am anderen Ende des Tisches ebenso wenig mit und schien inzwischen gar nicht mehr so abgeneigt dem Größeren gegenüber, wie er es ja am Anfang des Urlaubs gewesen war.
 

Nun, sollte Richard es genießen, solange er es noch konnte, denn Kaiba Seto würde schon bald dafür sorgen, dass das traute Einvernehmen der zwei Blonden nicht lange andauern würde.
 

Oder sollte es am Ende doch ganz anders kommen?
 

****Kapitel 7 – Ende****
 

Tja, diesmal bin ich also nett und mach keinen Cliffhanger.

Man könnte aber auch sagen, dass ich einfach keinen hinbekommen habe XD“

Nun ja, ich weiß, das Kapitel ist lange nicht so spannend, wie das davor, aber ich verspreche, dass das nächste das auf jeden Fall wett machen wird *schon ganz fiese Pläne hat*
 

Über eure Meinung wäre ich wie immer äußerst dankbar, also hinterlasst doch bitte einen (kurzen) Kommentar ^^
 

Bis zum nächsten Mal, das in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft liegt ^^°
 

Dany
 

[P.S.: Kleine Werbung am Rande, für die, die an einem FF-Book interessiert sind:

http://animexx.4players.de/weblog/benutzer.php?weblog=112265#eintrag241615]

Disney World – Teil 1

Nun *hust* hier bin ich wieder ^^°

Ich hab heute erst mal selber gemerkt, wie lange es eigentlich schon her ist, dass ich das letzte Kapitel hochgeladen habe, und es tut mir ehrlich Leid *drop*

Ich möchte mich ganz aufrichtig bei meinen Kommischreibern bedanken, denn ohne sie hätte ich die FF eh schon lange abgebrochen XD’

Aber auch, nachdem ich wirklich lange mit mir gehadert habe, bin ich eigentlich ganz zufrieden mit dem neuen Kapitel ^^

Ich will euch auch nicht lange aufhalten, nur eine kleine Anmerkung noch: Ich selbst war nie in DisneyWorld Orlando und kann nur auf Informationen aus dem Internet und jahrealte Erinnerungen an Disneyland Paris zurückgreifen. Vergebt mir also, wenn irgendwas nicht hinhaut.

Und jetzt: Viel Spaß! ^^
 

Was bisher geschah:
 

Mokuba konnte seinen großen Bruder zu einem gemeinsamen Urlaub auf der sonnigen Halbinsel Florida überreden, auf der auch Anzu, Yami und Jou dank eines Gewinnspiels gelandet sind.

Seto und Katsuya hegen Gefühle füreinander, doch ahnt keiner von ihnen von den Gefühlen des anderen (Seto nicht mal von seinen eigenen).

Im letzten Kapitel beobachtete Seto, wie Richard mit Jou flirtete, und schmiedete gleich Pläne, wie er es ihm heimzahlen wollte. Dabei sollte ihm Mokubas Wunsch, nach Disneyworld zu fahren, nur recht sein.

Doch kommt es wirklich so, wie er es sich so schön ausgemalt hat?
 

********
 

Am Morgen des nächsten Tages wurde Seto vom Klingeln seines Handyweckers aus dem Schlaf gerissen. Sofort stellte er diesen aus und stand auf.

Er hatte zwar keine wirkliche Lust, denn dazu war es noch viel zu früh, aber Mokuba würde es ihm sicher übel nehmen, wenn er jetzt einen Rückzieher machen würde. Schließlich hatte er ihm gestern in einem Anflug von Größenwahn versprochen, dass sie nach Disneyworld fahren würden.

Zwar hatte es Richard erfolgreich davon abgehalten, Jounouchi zu sich nach Hause einzuladen, aber was er nicht bedacht hatte, war, dass er erstens die Drei vom Kindergarten mitnehmen musste und zweitens der Park so groß war, dass er den kompletten Tag dort aushalten musste. Mokuba zuliebe.

Was tat man nicht alles für seine Geschwister!?
 

Seto seufzte, suchte sich einige seiner ‚normalen’ Klamotten aus dem Schrank und machte sich auf den Weg zur Dusche.

Als er fertig war, Mokuba geweckt hatte und anschließend in die Küche kam, stand dort schon ein ziemlich gut gelaunter Richard und deckte den Tisch.

„Morgen, Seto!“, grinste dieser gleich, als er ihn erblickte.

Angesprochener schnaubte als Antwort nur verächtlich ob der Benutzung seines Vornamens. Wusste er doch schon immer, dass Amerikaner keinen Respekt hatten. Schon alleine, dass der Blonde nur in Boxershorts rumrannte, sagte alles!

Nur der Geruch nach frischem Kaffee stimmte ihn etwas milde und so ging er einfach zum Kühlschrank, um Richard beim Tischdecken zu helfen. Schließlich war dieser nur Kindermädchen und kein Butler.
 

Ein beschäftigtes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, nur ab und zu summte der Blonde leise vor sich hin, während er ein paar Semmeln zum Mitnehmen schmierte.

Seto zog es derweilen vor, ihn zu ignorieren, und setzte sich, als er nichts mehr zu tun hatte, an den Tisch, um auf Mokuba zu warten.

Dieser erschien auch einige Minuten später. Heftig gähnend und sich die Augen reibend, ließ er sich neben dem Brünetten auf einen Stuhl fallen. Dennoch schien er aber bester Laune zu sein, denn sofort begann er munter drauflos zu erzählen, wobei er mehr zwischendurch mal von seinem Nutellabrötchen abbiss.

Seto konnte über seinen sprühenden Enthusiasmus nur innerlich den Kopf schütteln, hörte ihm aber trotzdem aufmerksam zu und schlürfte nebenbei seinen heißen Kaffee. Großen Hunger verspürte er momentan überhaupt nicht.
 

****
 

Im Haus 2oo Meter weiter sah es nicht viel anders aus. Auch die drei Bewohner dieser Ferienresidenz hatten sich schon aus dem Bett gequält und saßen vollständig bekleidet am Frühstückstisch, wo sie mit wenig Begeisterung ihre Brötchen, beziehungsweise in Anzus Fall ihr Müsli, mümmelten.

Am Tisch herrschte gespenstische Stimmung, nur ein amerikanischer Radiosender plärrte aus der Stereoanlage im Wohnzimmer und versuchte etwas Leben in die drei trüben Gestalten zu bringen. Nützen tat das allerdings wenig, wenn man in die müden, mit leichten Augenringen versehenen Gesichter blickte.
 

Anzu und Yami waren gestern Abend einfach zu lange aufgeblieben und hatten sich „amüsiert“, wobei sie den armen Jou mit ihren Geräuschen ebenfalls wach hielten. Doch nicht nur das hatte dem Blonden zugesetzt, er hatte sich auch noch eine ganze Weile darüber geärgert, dass Kaiba ihn die ganze Zeit geflissentlich ignoriert hatte.

Nicht einen Blick, nicht ein Wort hatten sie gewechselt, seit der Brünette ihn einfach am Strand hatte stehen lassen und so sehr er auch versuchte es zu verleugnen, es machte ihn einfach nur fertig. Und wütend!

Was bildete sich dieser Egoist eigentlich ein? Ihn einfach zu ignorieren!? Einen Jonouchi Katsuya ignorierte man nicht! Und das würde er nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Er würde dem Proll schon zeigen, dass er es wert war, dass man ihn beachtete. Und dass er besser war als dieser Richard.

Fernbeziehung hin oder her. Der andere Blonde mochte noch so nett und charmant sein, er war definitiv nur ein billiger Ersatz für ihn selbst! Man musste ihn sich nur mal ansehen.. Die Gemeinsamkeiten waren ja geradezu erschreckend!

Aber warum nahm Kaiba dann nicht einfach das Original? War er zu feige, seine Gefühle vor ihm zuzugeben, weil er ihn und seinen Stolz kannte?

Das war doch irgendwie blöde..

Und selbst wenn Kaiba jetzt wirklich nichts mit Richard hatte.. Nur mal angenommen, dass er schlicht eine Art Butler der Kaibas war.. Warum war er es dann nicht!? Er konnte das doch wohl genauso gut! Und es würde definitiv gegen seine Langeweile helfen..
 

Wie man es auch drehte und wendete, Richard war zwar ein netter Typ, aber er musste weg, und Katsuya würde dann bereitwillig seinen Platz einnehmen.

Er hatte sich entschlossen zu kämpfen. Er würde für seine Liebe kämpfen und selbst eine Niederlage in Kauf nehmen, solange er es nur wenigstens versucht hatte.
 

Neuen Mutes erledigte Jou endlich den Rest seines Brötchens und sah dann auf. Was zogen die denn für Gesichter?

„Hey Leute! Schaut nicht so müde aus der Wäsche! Heute wird ein toller Tag, vielleicht sogar noch besser als eure Liebessession gestern Abend, also haut rein, damit wir endlich loskönnen! Nicht, dass Kaiba uns noch hier lässt!“

Fröhlich grinsend und die roten Gesichter seiner beiden Freunde gar nicht bemerkend sprang der Blonde auf und rannte nach oben, um sich fertig zu machen und seine Sachen, Portemonnaie, Jacke usw., zu holen.
 

Sprachlos sahen Anzu und Yami ihm hinterher.

„Was ist denn in den gefahren?“

„Keine Ahnung, aber ich glaube, wir sollten in Zukunft leiser sein..“

Anzu nickte und fuhr sich verlegen durch die Haare.

„Scheint so.. – Aber er hat Recht, wir sollten uns wirklich langsam beeilen.“
 

Wenige Zeit später saßen sie wieder zu sechst in Richards Jeep.

„Na, hoffentlich hält uns kein Polizist an“, murmelte Anzu, die erneut auf Yamis Schoß saß, um genügend Platz für alle zu schaffen.

„Ach was. Um die Zeit schlafen die noch alle selig in ihren Bettchen und heute Abend werden sie schon wieder zu Hause sein“, beruhigte sie der blonde Amerikaner gelassen und startete den Motor. „Alle bereit?“, fragte er dann in die Runde.

Ein begeistertes „Ja!“ ertönte von hinten, wo Mokuba und Jou schon eifrig Pläne schmiedeten, während Yami und Anzu müde, aber zustimmend brummten und Seto es vorzog, schweigend aus dem Fenster zu sehen.

Richard ignorierte den alten Miesmacher (sowie die restlichen Morgenmuffel) und grinste. „Gut. Dann kann’s ja losgehen!“
 

Und damit begann die wilde Fahrt. Richards Fahrstil war sehr eigen, was Yami und Anzu doch einige Male auf den Magen drückte.

Jou und Mokuba dagegen unterhielten sich die ganze Zeit über prächtig und waren aufgeregt wie zwei Kinder vorm ersten Schultag, wodurch sie die turbulente Fahrweise gar nicht mitbekamen.

Und Seto sah die ganze Zeit aus dem Fenster und sagte gar nichts. Langsam begann er sich zu fragen, wieso er eigentlich gestern so wütend auf Richard gewesen war. Was war gestern nur in ihn gefahren? Lag es daran, dass er die ganze Zeit mit Jonouchi geredet hatte?

Irgendwie klang das ziemlich lächerlich.. als wäre er eifersüchtig!? Aber auf wen sollte er denn eifersüchtig sein? Auf Richard? Auf Jonouchi? Wie lächerlich!

Jedenfalls hatte er wohl irgendwie ziemlich überreagiert. Und was hatte er nun davon? Er durfte mit dem Kindergarten nach DisneyWorld fahren. Hoffentlich bestanden sie nicht auch noch darauf, dass er einen Plausch mit Mickey Maus halten sollte oder so.

Tja, das hatte er nun von seinen Gefühlen. Zwei Hyperaktive, die rumkrakeelten, dass man Kopfschmerzen bekam, zwei Morgenmuffel, die aussahen, als hätten sie sich gestern ein bisschen zu lang miteinander beschäftigt, und nur einen, der wenigstens halbwegs ‚normal’ war – neben ihm selbst natürlich.

Gott, was freute er sich schon auf diesen Tag..
 

Als sie nach einer Stunde endlich auf dem riesigen Parkplatz vor dem berühmten Freizeitpark hielten, befand sich Kaibas Laune auf dem Tiefpunkt, ganz im Gegensatz zu der zweier anderer Mitfahrer, die – kaum dass der Wagen angehalten hatte – schon nach draußen sprangen und sich eifrig umsahen.

„Boah, guck dir das mal an, Mokuba, die vielen Autos.. Das müssen Tausende sein!!“, rief Jou aufgeregt und konnte seinen Augen kaum trauen.

„1.832 [1], um genau zu sein“, berichtigte ihn der Schwarzhaarige, schien dabei aber nicht minder begeistert.

„Ich kann kaum erwarten zu sehen, was drinnen erst ist!“

„Ja, die Karussells und Kinos. Und die Achterbahnen natürlich.“

„Und die Futterstände nicht zu vergessen!“

Beide grinsten bis über beide Ohren und schienen vor Spannung schon von sich aus zu glühen, worüber der Brünette, der etwas abseits stand, nur den Kopf schütteln konnte. Normalerweise hätte er schon längst einen bissigen Kommentar abgegeben, doch er wollte nicht riskieren, Mokubas Laune zu verderben, schließlich freute er sich ja, dass er dem Kleinen mit dem Ausflug so eine Freude machen konnte.
 

„Lasst uns erst einmal reingehen. Wenn wir nur hier draußen stehen, werden wir auch nicht schlauer“, schritt Yami jetzt ein und gab Jou einen aufmunternden Schubs in den Rücken. Dieser lief auch bereitwillig vor, dicht gefolgt von Mokuba, mit dem zusammen er Richtung Kasse rannte, um sich schon mal anzustellen.

Nicht viel später kamen auch die Anderen dazu, die sich im Nachhinein lieber noch etwas mehr Zeit gelassen hätten, da sich das Warten in der ziemlich langen Schlange als wahre Zerreißprobe für ihre Nerven entpuppte.

Vor allem Kaiba war kurz davor ob der sprühenden beiden ‚Kinder’ zu explodieren, als sie endlich an die Reihe kamen und jeder seine Karte für die Drehkreuze erhielt.

Kaum waren alle wohlbehalten hindurch, entfaltete Richard die große Karte, die man ihm in die Hand gedrückt hatte, und sammelte die Gruppe um sich mit den Worten: „Wir sollten erst mal schauen, was wir auf jeden Fall machen wollen. Es ist nämlich unmöglich, sämtliche Attraktionen an einem Tag mitzunehmen!“

Alle anderen nickten und gruppierten sich um ihn. „Okay, was wollt ihr gerne machen? Was soll auf jeden Fall mit?“, fragte Richard nun in die Runde.

Mokuba war der erste, der seine Wünsche zu Wort meldete. „Ich will auf jeden Fall Space Mountain fahren und in dieses Horrorhaus, das es hier auch geben soll; davon habe ich schon so viel gehört“, begeisterte er sich.

Auch Jou nickte. „Gruselhäuser muss ich zwar nicht unbedingt haben, aber gegen ein paar ordentliche Adrenalinschocker hätte ich echt nichts.“ Bei der Vorstellung grinste er glückselig und erhielt auch einige zustimmende Rufe seitens Mokuba.

Yami und Anzu schienen dagegen von dem Vorschlag ziemlich wenig begeistert. „Also, mein Magen macht solche Achterbahnen nicht mit. Ein paar leichtere Sachen wären da mehr mein Geschmack“, meldete sich die Brünette zu Wort. Yami nickte zustimmend.

„Ich persönlich mag Achterbahnen auch nicht so, wegen meiner Höhenangst. Aber ich würde natürlich bei Mokuba bleiben, dafür werde ich schließlich bezahlt“, sagte nun auch Richard und grinste leicht. Dann wandte er sich auch zu dem Brünetten um, der bis jetzt schweigend zugehört hatte. „Was meinst du dazu, Seto?“

Angesprochener grummelte leise, rang sich dann aber doch zu einer Antwort durch: „Ich bleibe natürlich bei Mokuba. Was wir dann machen, ist mir egal.“
 

Der Amerikaner nickte. „Okay, dann schlage ich vor, dass Anzu und Yami ihre eigene kleine Runde machen. Ich gebe euch die Karte mit, da stehen alle Sachen drauf, auch welchen ‚Schwierigkeitsgrad’ diese haben. Da könnt ihr ja dann selber gucken, was ihr machen wollt, und wir treffen uns dann einfach zu einer bestimmten Zeit am Ausgang wieder. Was meint ihr?“

Überlegend blickte Yami zu seiner Freundin, die ihm zunickte, und lächelte dann zu Richard. „Klar, warum auch nicht? Aber ich schlage vor, dass wir uns zum Mittagessen noch mal treffen. Wenn Jou euch zu viel Stress macht, können wir ihn dann wieder mit uns nehmen“, grinste er und erntete einen schmerzhaften Knuff in die Seite von dem Blonden dafür. „Was soll das denn heißen, he!?“, empörte er sich, bekam aber keine Antwort.

„Okay, dann sagen wir, wir treffen uns gegen um 1 und zwar..“, er warf einen Blick auf die Karte und zeigte auf einen bestimmten Punkt, „genau hier. Das Restaurant liegt genau in der Mitte, also wohl am günstigsten. Sind alle einverstanden?“

„Klar.“ Alle nickten. Also übergab Richard den beiden Verliebten die große Karte und beobachtete noch, wie diese sich auf den Weg machten. Dann wandte er sich an die anderen Drei.

„Dann lasst uns mal losmarschieren. Ich war schon oft hier und weiß, wo man die besten Sachen finden kann. Das Gruselhaus, von dem Mokuba gesprochen hat, The Twilight Zone Tower of Terror, ist gar nicht weit von hier; da könnten wir als erstes hin. Einverstanden?“

Mokuba stimmte natürlich sofort begeistert zu, Seto enthielt sich jeglicher Antwort und auch Katsuya nickte nach einigem Zögern. Er hasste Gruselsachen und Übernatürliches, doch er wollte wirklich nicht als Feigling oder Spielverderber dastehen, und so schlimm würde es schon nicht werden, oder!?
 

Also machte die Vierergruppe sich unter der Führung des blonden Amerikaners auf den Weg zum Tower of Terror. Es dauerte auch wirklich nicht lange, da kamen sie auch schon an, jedoch würde es um einiges länger dauern, bis sie endlich eintreten konnten, denn vor dem dunkel gehaltenen Haus befand sich eine enorme Warteschlange anderer Menschen, die alle einmal das Fürchten lernen wollten.

Mit einem Seufzen stellte Richard sich hinten an. „Das hätte ich mir denken können. Zur Zeit sind in Florida Ferien und da ist natürlich noch mehr los als sowieso schon. Das ist echt das Nervigste an dem ganzen Park – das viele Warten“, erzählte er den Anderen, die das mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nahmen. Konnten sie ja jetzt doch nichts dagegen machen, und Jou war auch ganz froh, dass er noch ein wenig Zeit hatte, um sich mental auf den Horrortrip vorzubereiten.
 

Es verging eine beinahe endlos scheinende, dreiviertel Stunde, ehe die vier Abenteurer endlich von den Aufsichtspersonen eingelassen wurden und ihren Trip ins Ungewisse antreten konnten.

Schon als sie in das schummrige Dunkel der verlassenen Villa eintraten, rutschte Jou ganz schön das Herz in die Hose. Wenn er doch nur nicht so eine derbe Abneigung gegen jegliches Übernatürliche hätte.. Und wenn er sich doch bloß gar nicht erst auf diesen Wahnsinn hier eingelassen hätte!

Die Hände angespannt zu Fäusten geballt, lief Katsuya hinter seinen drei Begleitern her und versuchte sich, wenn auch unauffällig, hinter ihnen zu verstecken. Nur half ihm das wenig, denn kaum fünf Minuten, nachdem sie das Geisterhaus betreten hatten, sprang plötzlich eine dunkle Gestalt aus einer Vertiefung in der Wand genau auf den Blonden zu, der sich so derbe erschreckte, dass er mit einem lauten Schrei und wedelnden Armen nach hinten, von der Ursache seiner Angst weg, stolperte. Dabei verhakte er sich auch noch unglücklich mit seinen Füßen und kam erst zur Ruhe, als er mit seinem Rücken an die gegenüberliegende Wand des Ganges stieß, da er sich sofort daran hinuntersinken ließ und die Arme über dem Kopf zusammenschlug, um sich größtmöglichen Schutz zu verschaffen.
 

Erst als er Kaibas kalten Kommentar „Jonouchi, du bist echt erbärmlich!“ hörte, wagte er es, seinen Kopf wieder zu heben, und erblickte einen leicht verächtlich schauenden Brünetten mit verschränkten Armen, ein in schwarz gekleidetes „Gespenst“, das sich verlegen und etwas ratlos am Kopf kratzte, sowie Mokuba und Richard, die ebenfalls ziemlich verwirrt aussahen.

„Alles okay?“, wollte Richard wissen.

Und Mokuba meinte: „Wenn du solche Angst hast, hättest du was sagen müssen. Dann hättest du auch draußen warten können..“

Doch Jou schüttelte nur entschieden den Kopf und rappelte sich schnell wieder auf. „Angst? Wer hat denn hier Angst? Ich hab mich nur ein bisschen erschreckt, kein Grund zur Panik“, lachte er falsch und ging in gespielter Selbstsicherheit voran, darauf vertrauend, dass die anderem ihm schon folgen würden.

Die taten das auch nach einem Moment, nachdem sie sich einen ’Na, wenn er meint’-Blick zugeworfen hatten, und folgten dem Blonden weiter in das Gruselhaus hinein.
 

Es dauerte nicht lange, da hatten Richard und Mokuba den Vorangegangenen schon wieder überholt und sahen sich neugierig auf dem unheimlichen, düster erleuchteten Gang um, lachten über die Puppen und Tricks, die am Rand desselben in einigen Abständen zueinander aufgebaut waren, machten die Geräusche nach, die aus den Lautsprechern erklangen, und schienen sich auch so ganz prächtig zu amüsieren.

Ganz im Gegensatz zu einem gewissen Blonden, der mehr angespannt als belustigt neben dem älteren Kaiba herlief, der das Ganze nur mit skeptischem Blick beobachtete, sich aber entschloss, lieber nichts zu sagen, wenn der Kleinere eben so tun wollte, als wäre alles in Ordnung.

Der Frieden währte allerdings nicht lange, denn die Hauptattraktion des Spukhauses stand erst noch an. Vor den Vieren hatte sich eine kurze Schlange gebildet und überall waren gut sichtbare, weiße Schilder angebracht mit international verständlichen Zeichnungen wie ‚Arme nicht hinaushalten’, ‚Taschen gut festhalten’ und ‚Nicht aufstehen während der Fahrt’, die allen klar machten, dass hier wohl eine Art kleine Achterbahn auf sie wartete.

Skeptisch blickte Katsuya an den vor ihnen Wartenden vorbei auf die kleinen holzfarbenen Waggons, die dort auf Schienen an ihnen vorbeirollten und immer nur kurz hielten, um die Nächsten einzulassen. Auch ein paar Kinder waren dabei, stellte der Blonde erleichtert fest, denn so schlimm konnte es dann wohl nicht werden. Aber kurz darauf wurde ihm ein weiteres Problem bewusst, als Mokuba es laut aussprach. „Oh, sieht so aus, als würden immer nur zwei zusammen fahren können. Hey Seto. Mit wem willst du fahren?“, sah er seinen großen Bruder an.

„Auf keinen Fall mit dem Köter“, antwortete dieser auch prompt und ließ Jou ein bisschen sprachlos zurück.

„Hey, danke. Ich weiß ja, dass du mich nicht leiden kannst, aber danke, dass du es mir noch mal so nett gesagt hast!“, giftete der Blonde sarkastisch zurück, nachdem er sich wieder gefangen hatte, und versteckte damit gekonnt, wie sehr ihn die Worte des Brünetten verletzt hatten.

„Ich habe nun einmal keine Lust, dass du die ganze Zeit wie ein kleines Mädchen an meinem Arm hängst, nur weil du so feige bist“, meinte Seto dazu nur und klang doch ziemlich beleidigend. War einfach sein natürlicher Abwehrreflex. Wenn der Andere ihn auch so angiftete..

„Wer ist hier ein Mädchen, Geldsack!? Schließlich läufst du doch vor mir weg, weil du genau weißt, dass ich viel besser bin als du!“

„Hah, dass ich nicht lache! Du und besser als ich? Das sind zwei Dinge, die man niemals in Zusammenhang miteinander bringen sollte.“

„Du weißt genau, dass es stimmt, sonst würdest du dir nicht solche Mühe geben, mich ständig zu beleidigen, nur um mich unter dich zu bringen!“

„Ich habe es gar nicht nötig, dich unter mich zu bringen, weil du schon so weit unter mir bist, dass ich dich gar nicht mehr sehen kann!“
 

Die Beiden waren so sehr in ihren kleinen Streit verwickelt, dass sie gar nicht bemerkten, wie Mokuba Richard einen Blick zuwarf und mit den Augen rollte. Dann stieg er mit ihm zusammen in den nächsten Achterbahnwagen, da sie an der Reihe waren.

Seto und Jou dagegen wurden erst darauf aufmerksam, dass die Beiden weg waren, als einer der Aufpasser des Geisterschlosses sie mal höflich unterbrach. *Monsieurs. Entschuldigen Sie bitte, aber könnten sie vielleicht.. Sie halten den ganzen Betrieb auf*, sprach er sie auf Französisch an und deutete auf die lange Schlange, die sich hinter ihnen gebildet hatte.

Katsuya hatte zwar keine Ahnung, was der Kerl da eigentlich erzählt hatte, aber den Handzeig verstand er dann doch und lief leicht rosa an, weil alle sie entweder genervt oder belustigt ansahen. Ohne Seto eines weiteren Blickes zu würdigen, stieg er schnell in den nächsten Wagen und sagte auch nichts, als dieser sich notgedrungen zu ihm dazu setzte.

„Toll gemacht, Köter“, grummelte der Brünette schlecht gelaunt und verschränkte die Arme.

„Ach, halt die Klappe, Kaiba!“, zischte der Blonde zurück und dann war Ruhe.
 

Die Fahrt an sich verlief ebenfalls ruhig. Sie war auch nicht weiter beängstigend für Katsuya, mal davon abgesehen, dass ihm schon ziemlich mulmig wurde, wenn da irgendwo ein unheimlich leuchtendes Flattergespenst vorbeischwebte oder sie an einem Ballsaal vorbeifuhren, in dem tatsächlich eine Reihe durchscheinender Figuren tanzten. Doch er konnte sich zumindest insofern zurückhalten, dass er sich nur an die Haltestange vor ihnen festkrallte und sonst ganz erträglich für Seto blieb.

Als der Horrortrip endlich vorbei war, stolperte der Blonde sichtlich erleichtert aus dem Waggon und blieb erst einmal tief atmend stehen, um sein Zittern zu beruhigen.

Der Blauäugige dagegen sah sich grimmig in dem Bereich um, in dem alle Passagiere wieder aussteigen mussten. „Wo sind sie denn?“, murmelte er mehr zu sich selbst, erweckte damit jedoch Jous Aufmerksamkeit.

„Vielleicht sind sie schon vorgegangen“, vermutete er mit einem unguten Gefühl in der Bauchgegend.

Doch auch als sie aus dem Gebäude kamen, war von den beiden Verschwundenen weit und breit keine Spur in Sicht. Nur eine der Frauen, die am Ausgang die Besucher verabschiedete, kam jetzt auf sie zu.

*Sind Sie Seto Kaiba und Katsuya Jonouchi?*, wollte sie auf Englisch wissen.

Kaiba nickte.

*Ich soll Ihnen ausrichten, dass Ihre zwei Freunde schon vorgegangen sind und Sie dann an der vereinbarten Stelle treffen.*

Der Brünette schnaubte irritiert. *Wie bitte!?*, fragte er entrüstet.

Katsuya, der das merkte, horchte auf und sah Kaiba an. „Was hat sie gesagt?“, wollte er wissen, denn er hatte kein Wort verstanden.

Doch der Größere ignorierte ihn und nickte der Frau noch einmal zu. *Dankeschön*, sagte er höflich und ging dann weiter, Jou auf seinen Füßen.

„Sag schon, was hat sie gesagt?“, drängte er erneut.
 

Endlich hielt Seto an und blickte auf den Kleineren nieder. „Wieso soll ich dir das sagen? Du kannst doch selbst Englisch!?“

„Ja. Nein. Ich meine, schon, aber ich bin nicht so ein Genie wie du, weißt du?“, verteidigte dieser sich sofort.

Kaiba seufzte nur entnervt auf. „Sie hat gesagt, dass Richard und Mokuba schon vorgegangen sind und uns erst am vereinbarten Treffpunkt wieder zu uns stoßen“, antwortete er ihm dann, bemüht beherrscht.

„WAS?? Heißt das, dass ich jetzt die ganze Zeit mit dir alleine bin?“, erwiderte Jou entsetzt. Diese Aussicht behagte ihm wirklich gar nicht.

„Doch, das heißt es wohl.“ Der Brünette dagegen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ihm war zwar selbst nicht wohl bei der Sache, aber er hatte wenig Lust, sich jetzt die Laune verderben zu lassen. Und wenn er schon einmal hier war, würde er gefälligst seinen Aufenthalt auch genießen! Wollte er doch mal sehen, wie standhaft Jonouchis Magen wirklich war..
 

[1] Zahl ist ausgedacht, ich konnte keine genaue Angabe finden.
 

****Kapitel 8 – Ende****
 

Tja, wieder so ein dummes Ende..

Na ja, ich hoffe, das hier liest hier überhaupt noch jemand und dass es euch ein bisschen gefallen hat.

Über ein kleines Kommi würde ich mich wie immer sehr freuen ^^
 

Also, bis zum nächsten Mal,

Dany

Disney World – Teil 2

Was bisher geschah:
 

Mokuba konnte seinen großen Bruder zu einem gemeinsamen Urlaub auf der sonnigen Halbinsel Florida überreden, auf der auch Anzu, Yami und Jou dank eines Gewinnspiels gelandet sind.

Seto und Katsuya hegen Gefühle füreinander, doch ahnt keiner von ihnen von den Gefühlen des anderen (Seto nicht mal von seinen eigenen).

Im letzten Kapitel sind Jou und die Anderen, zusammen mit Kaiba, Mokuba und Richard, in Disney World angekommen. Es bilden sich zwei Gruppen: Anzu und Yami bzw. Seto, Mokuba, Richard und Jou, die sich erst zum Mittagessen wieder treffen wollen. Während Anzu und Yami es lieber langsamer angehen, machen sich Mokuba und Co auf zum Gruselschloss, wo Jou und Kaiba sich streiten und am Ende allein dastehen. Wo sind Richard und Mokuba so plötzlich hin? Und werden Katsuya und Seto es bis zum Mittag zusammen aushalten, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu springen?
 

********
 

Immer wieder fragte der Blonde sich, womit er das alles verdient hatte. Erst war alles so schön; er hatte sich gut mit Mokuba verstanden und war voller Pläne für diesen Tag, der sicher sehr ereignisreich und lang werden würde. Und dann standen sie auf einmal vor einem Gruselhaus – wo er ja Grusel so gern mochte.. – er machte sich vor Kaiba zum Ei, indem er sich von einem schlecht verkleideten Gespenst erschrecken ließ, er stritt sich mit besagtem Brünetten und auf einmal waren sie alleine. Kein Mokuba, kein Richard, sondern nur ein schlecht gelaunter Kaiba, der ihm an allem die Schuld zu geben schien.

Augenblicklich lief der Größere mit verschränkten Armen vor ihm her und nahm keinerlei Rücksicht darauf, dass er selbst kürzere Beine hatte als der Brünette und somit Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen.

„Warte doch mal, Kaiba! Wo willst du eigentlich hin!?“, fragte der Blonde dann doch todesmutig in die Stille hinein und legte einen kurzen Sprint ein, um die zwischen ihnen liegende Distanz zu überbrücken und somit nicht seinen einzigen Anhaltspunkt zu verlieren, den er hier in dem überfüllten Vergnügungspark hatte.

„Ich suche eine Karte, was denkst du denn?“, antwortete Seto missgestimmt und lief weiter, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. Sollte der Kleinere doch zusehen, wie er ihm hinterherkam, wenn er ihm schon unbedingt folgen musste.

„Aha. .. Und was willst du mit einer Karte?“, fragte Jou ahnungslos und blickte zu dem Größeren auf, bemüht neben ihm zu bleiben.

Kaiba schnaubte kurz und erklärte ihn damit wohl für geistig zurückgeblieben – mal wieder. Doch, man höre und staune, er ließ sich nach einigen Minuten des demonstrativen Schweigens doch dazu hinab, ihm eine Erklärung abzugeben. Man konnte den armen Trottel ja nicht ewig im Dunkeln tappen lassen, nicht?

„Wozu braucht man wohl eine Karte?“, unterbrach er sarkastisch das Schweigen. „Wahrscheinlich, um zu erfahren, wo man ist und wo man als nächstes hingeht, nicht wahr?“

Der Blonde nickte. „Schon klar. Und wo willst du hin, wenn du weißt, wo wir sind?“, fragte er todesmutig noch mal nach.

„Ich weiß noch nicht. Wo willst du denn hin?“

Katsuya stockte. „Fragst du mich gerade nach meiner Meinung, was wir als nächstes machen wollen?“, wollte er geschockt wissen.

„Wir können uns auch trennen und jeder macht, was ihm gefällt, wenn das dir lieber ist“, antwortete der Brünette nonchalant und sah dabei genauso unbewegt aus wie bei seiner Frage zuvor.

Energisch schüttelte der Kleinere den Kopf. „Auf keinen Fall! Ich würde mich hier total verlaufen. Bitte, Kaiba, alles, bloß das nicht!“ Da hatte er wirklich Angst vor. Dass Kaiba plötzlich entschied, dass er ihm zu viel war, und ihn irgendwo ganz allein stehen ließ. Er wäre hoffnungslos verloren, sollte das passieren.

„Ja ja“, meinte Kaiba dazu nur. „Also.. wohin?“

„Na ja, ich würde ja schon ganz gerne Achterbahn fahren oder so. Eigentlich das, was wir mit Mokuba und Richard zusammen vorhatten.“

„Nicht noch mal ins Geisterschloss?“, fragte der Brünette gespielt entsetzt.

„Ähähä... nee, wirklich nicht“, lachte der Kleinere unecht.

Kaiba grinste sich nur einen. Er hatte schon begriffen, dass das wohl nichts für den Blonden war. Aber es machte eben zu sehr Spaß, ihn zu ärgern.
 

Nach einigen weiteren Metern entdeckten die Beiden dann auch endlich eine große Karte des Freizeitparks an einer Kreuzung von mehreren gut bewanderten Wegen. Zielstrebig bewegte sich Kaiba darauf zu und studierte dann mit ernster Miene den Plan, während Jou etwas langsamer folgte und dann etwas verloren daneben stand, die Karte aber trotzdem ausdruckslos betrachtete. Er hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden, geschweige denn, wo hier irgendwas war und wie man das erkennen sollte, also überließ er das lieber dem Brünetten neben ihm. Der würde schon wissen, wonach er schauen musste.

Nach einem kurzen Augenblick des Studierens wand Kaiba sich dann ab und stiefelte entschlossen in eine bestimmte Richtung. Jou stürzte ihm etwas überrascht hinterher. „Wohin gehen wir denn?“, wollte er wissen.

Der Brünette seufzte entnervt. „Sag bloß, Kartenlesen kannst du auch nicht.“

Jou lachte gekünstelt. „Nein, leider nicht“, gab er dann mit gesenktem Kopf zu. Er kam sich gerade echt ziemlich blöd vor.

„Was kannst du überhaupt?“, murmelte Seto mehr zu sich selbst und schüttelte den Kopf, erwartete eigentlich keine Antwort darauf. Aber der Blonde ließ es sich nicht nehmen, trotzdem zu antworten.

„Hey! Ich kann sehr wohl etwas. Sogar sehr viel!“, entrüstete er sich, denn er konnte es wohl kaum auf sich sitzen lassen, dass Kaiba ganz anscheinend dachte, er wäre zu nichts nütze.

„Und was wäre das wohl?“, wollte der Brünette eher uninteressiert wissen.

Katsuya hob eine Hand und begann an ihr aufzuzählen. „Nun ja, zum Beispiel bin ich in handwerklichen Dingen ganz gut. Ich kann kochen und zeichnen. Außerdem bin ich ein großartiger Freund und ein noch viel besserer Duellant“, bemerkte er von sich überzeugt.

„Aha, wenn du meinst... obwohl ich das Letzte ja anzweifeln würde“, meinte Seto, schien es aber nicht weiter ausführen zu wollen.

Jou „hmpf“te nur, verschränkte die Arme und lief dem Brünetten schweigend weiter nach. „Wo wollen wir denn nun eigentlich hin?“, fragte er dann jedoch noch mal nach, als ihm einfiel, dass das der Grund für den Streit gewesen war.

Kaiba seufzte und deutete nach vorne. „Da hin.“

Vor ihnen erstreckte sich eine beachtliche Achterbahn in die Höhe.

„Ui.“

Die Schlange davor war allerdings mindestens genauso beachtlich.

Motiviert stellten sich die beiden Teens an und beachteten das kleine Schild mit der Aussage „Ab hier müssen sie noch 45 Minuten warten“ gar nicht weiter. Das konnte ja wohl unmöglich so lange dauern.
 

Die ersten zehn Minuten verliefen sehr schweigsam. Kaiba hatte die Arme verschränkt und stand still da, die Hinterköpfe der Leute vor sich ansehend. Katsuya hatte die Hände in den Taschen und betrachtete fasziniert die Windungen der riesigen Achterbahn. Das würde lustig werden.

Weitere zehn Minuten später starrte der Brünette die Leute vor sich so finster an, dass es fast aussah, als wolle er sie so dazu bringen, das Warten aufzugeben oder ihnen ihren Platz zu überlassen – was die aber nicht machten, auch wenn sie sich ab und zu unwohl nach ihm umsahen. Katsuya hatte damit begonnen, auf seinen Fußsohlen hin und her zu wippen und verfolgte noch immer die Achterbahnwagen mit den Augen. Ab und zu warf er jedoch einen kurzen Blick zu Kaiba, den er bisher erfolgreich ignoriert hatte, schließlich war er noch immer beleidigt.

Nach erneuten zehn Minuten lehnte der Größere tatsächlich mit der Hüfte gegen einen der Begrenzungspfosten und hatte es aufgegeben, die Leute vor ihnen mit Blicken zu erdolchen. Dafür sah er jetzt den Blonden an, der sich ihm zugedreht hatte, ab und zu kurz in sein Gesicht sah und fieberhaft überlegte, wie er am besten ein Gespräch anfangen konnte, weil ihm langweilig war und die Stille zwischen ihnen langsam unheimlich wurde.
 

Schließlich wurde es Kaiba zu viel. „Was ist denn?“, fragte er entnervt, nachdem Katsuya ihn sicher zum hundersten Mal angesehen hatte.

„Nichts! Äh... ich überlege, über was wir am besten reden könnten..“, antwortete der Kleinere unsicher.

„Und was ist, wenn ich gar nicht mit dir reden will?“

„Mann, Kaiba. Kannst du nicht ein Mal nett sein!?“

„Nett? Was ist das?“

„Ha ha, wirklich sehr witzig. Du bist echt das Letzte.“ Erneut beleidigt drehte sich Jou wieder weg und begann wieder die Achterbahngleise anzustarren.

Entnervt seufzte der Brünette und fragte möglichst unbeteiligt: „Magst du so was?“

Überrascht drehte sich der Blonde zu ihm um. „Was?“

Kaiba grummelte und fragte erneut: „Magst du so was.“ Er nickte in Richtung der Gleise.

Katsuya lächelte breit und nickte glücklich. „Klar! Ich komme zwar nicht oft dazu, Achterbahn zu fahren, und so eine große wie die da habe ich noch nie gesehen, aber ich bin immer gern dafür zu haben.“

„Hast du nicht gestern gesagt, dass du Höhenangst hast?“, wollte Seto wissen.

„Hast du uns etwa zugehört?“, fragte der Blonde verwundert, zuckte dann aber mit den Schultern. „Nein, das ist nicht ganz richtig. Richard hat Höhenangst, aber wir haben beide Flugangst. Das ist schließlich etwas anderes.“

„Aber eine Achterbahn ist auch hoch und schnell. Ist doch fast wie fliegen.“

„Vielleicht, aber so kann ich mehr sehen und fühle mich nicht so eingeengt und hilflos. Da kann ich den Adrenalinrausch außerdem besser genießen und hinausschreien. Also, für mich klingt das viel besser.“

Seto zuckte mit den Achseln. Das musste er wahrscheinlich nicht verstehen.

„Und was ist mit dir? Magst du so was?“, fragte Jou interessiert und deutete mit dem Daumen hinter sich.

„Geht so. Ich bin wegen der KC schon so oft gefahren, dass es seinen Reiz verliert.“

„Ist ja doof“, meinte der Blonde bedauernd.

„Wieso das?“ Seto zog die Brauen hoch.

„Na, das ist doch langweilig, wenn das Adrenalin weg ist. Dann macht es doch keinen Spaß mehr.“

„Vielleicht.“

„Und du siehst schon so aus, als könntest du ein bisschen Spaß vertragen.“

„Das habe ich jetzt überhört“, beschloss der Brünette ein bisschen gekränkt.

Jou sah ihn mit einer Mischung aus Herausforderung und Neugier an. „Was denn? Stimmt doch“, beschloss er. Doch Kaiba ignorierte ihn. Katsuya seufzte.

Erneut breitete sich Schweigen aus.

Und der Blonde überlegte fieberhaft, wie er am besten das Thema wechseln konnte und worauf. Dann fiel ihm etwas ein, was ihn schon die letzten Tage intensiv beschäftigt hatte und worauf er eine Antwort wollte. Aber er traute sich nicht... Alle paar Sekunden warf er einen Blick auf den Brünetten, der erneut die Leute um sich herum böse anfunkelte, bis ihm auffiel, dass Jounouchi ihn beobachtete. Offenbar lag ihm etwas auf der Zunge.

„Was ist? Sprich es aus, bevor du daran erstickst!“

Katsuyas Blick verfinsterte sich, dennoch fragte er vorsichtig: „Sicher, dass du es hören willst?“

“Ja doch!“, motzte Kaiba entnervt, weil noch immer fast 15 Minuten vor ihnen lagen, und rollte mit den Augen.

„Ich wollte gerne wissen, was...“, der Blonde stockte einen Moment, war sich unsicher, was der Größere denken würde, wenn er das wirklich fragte, fuhr dann aber doch entschlossen fort, „..was Richard für dich ist.“
 

Kaibas Augenbrauen hoben sich elegant, während er fieberhaft überlegte. Warum sollte der Blonde ihm so eine Frage stellen? War es nicht offensichtlich, was Richard war? Und selbst wenn nicht.. seit wann interessierte ihn das!?

Der Brünette hatte keine Ahnung, was das Ganze sollte, aber er befand sich gerade in Spiellaune. Wenn der Kleine zu blöd war zu kapieren, dass Richard nur ein Kindersitter war, dann würde er ihn ganz bestimmt nicht aufklären. Deswegen antwortete er zweideutig und mit einem Lächeln: „Nun ja.. er ist ziemlich wichtig für mich.“ Und zwar weil er auf Mokuba aufpasste, aber das ließ er mal eben weg.

Katsuya sah einen Moment traurig aus, lächelte dann aber – offensichtlich gekünstelt – und zuckte mit den Schultern. „Ich verstehe.“ Dann drehte er sich weg.

Wie es aussah, war er auf den falschen Schluss gekommen, und der Brünette bereute es fast, das getan zu haben. Aber eben nur fast. So dagegen war er sehr mit sich zufrieden, weil er es mal wieder geschafft hatte, dem Kleineren etwas vorzugaukeln, und grinste vor sich hin. Aber das war nicht der einzige Grund, weswegen er sich so... ausgelassen fühlte. Er kam nur nicht darauf, was der andere war.
 

Die letzten Minuten vergingen danach wieder schweigend. Kurz, bevor sie an der Reihe waren, gab es auch genug zu sehen, beziehungsweise zu ärgern, um sich zu beschäftigen. Da waren diese „alten“ Leute, die in den Achterbahnwagen geradezu krochen, die Dösel, denen man auch beim vierten Mal sehen noch sagen musste, dass sie ihre Taschen abzugeben hatten – und dann liefen sie noch zweimal hin und her, um auch die Brillen und Hüte weglegen zu lassen. Wie viel Zeit das alles verschwendete! Und dann fuhren tatsächlich Wagen mit noch freien Plätzen weg, weil die Leute nicht in geraden Zahlen antanzten!

Der Brünette war die ganze Zeit nur am Aufregen über so viel Dummheit auf einem Haufen, während Jou mit Händen in den Hosentaschen alles geduldig beobachtete und sich freute, dass sie bald dran waren.

Dann war es auch endlich soweit. Jou sprang als erster in den Wagen, Seto nach ihm – natürlich nebeneinander, sollte schließlich kein Platz verschwendet werden, außerdem wollte es sich der Größere auf keinen Fall entgehen lassen, wenn dem Blonden doch noch mulmig wurde.
 

Doch so weit sollte es nicht kommen. Im Gegenteil, während der Fahrt jauchzte und schrie Jounouchi in einem weg, dass es schon fast süß anzusehen war, wie viel Spaß er hatte. Und irgendwie ließ sich so auch Seto von seiner guten Laune mit anstecken und lächelte zum ersten Mal an diesem Tag wirklich ehrlich. Als die Fahrt jedoch zu Ende war, versteckte er das lieber. Ein Höhenflug am Tag würde Jou ja wohl ausreichen.

Der Blonde hatte von Setos Entgleisung dagegen gar nichts mitbekommen. Er genoss es einfach, neben seinem Schwarm zu sitzen und den Adrenalinrausch durch sich strömen zu fühlen. In diesem gefangen, musste er auch einige Zeit später, als sie auf dem Weg Richtung Treffpunkt waren, immer noch grinsen. Der Tag war wundervoll, was wollte sein kleines Herz mehr?

Aber so abrupt seine gute Laune begonnen hatte, so endete sie auch wieder, und Kaibas ebenso. Denn als sie nach einer halben Stunde, in der Jou sich von Kaiba noch einen Hot Dog hatte ausgeben lassen und den unter viel übermütigen Gelächter und Scherzen verspeist hatte, gut gelaunt am vereinbarten Treffpunkt ankamen, befanden sich zwar Anzu und Yami noch nicht dort, dafür aber eine weitere Person, die sich angeregt mit Richard unterhielt und den beiden Neuankömmlingen verdächtig bekannt vorkam. Diese schwarzen Haare..

„Guckt mal, wen wir getroffen haben!“, rief Mokuba ihnen fröhlich zu, als er die beiden näher kommen sah.

Daraufhin drehte sich besagte Person um und grinste sie an.

Jou blieb überrascht stehen und verschluckte sich fast, während Seto nur ein kühles Wort hervorbrachte. „Otogi!“
 

******
 

Tada!

So, weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dank klärchen hab ich mich dazu aufgerafft, nach langer, langer Zeit, auch noch den letzten Rest vom Kapitel zu schreiben, und da habt ihr ihn nun. Ich hoffe ehrlich, dass es euch ein bisschen gefallen hat und würde mich über eure Meinung freuen ^^

Bis zum nächsten Mal, eure Dani



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Kommentare zu dieser Fanfic (59)
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Von:  Lunata79
2012-11-04T15:24:35+00:00 04.11.2012 16:24
Ja, wieso ging´s hier denn schon länger nicht mehr weiter?
Die Geschichte ist echt toll und würde sie gerne weiterlesen.
Bitte schreib bald wieder weiter, wäre ja schade, wenn wir Fans nicht erfahren dürften, wie´s weitergeht.

Lg
Lunata79
Von: abgemeldet
2008-06-17T07:20:29+00:00 17.06.2008 09:20
super geschichte

es war richardt oder???

die beiden sind ein traumpaar jou und seto

Lg,Hanny
Von:  Shakti-san
2008-04-11T08:01:08+00:00 11.04.2008 10:01
das cap war ma wieda klasse. vorallem die streit/gespräche zwischen Kaiba und Joey. einfach nua klasse.
mach weiter so. freu mich scho aufs nächste cap..
LG Ran
Von:  natsu-niji
2008-04-09T19:32:29+00:00 09.04.2008 21:32
hi dani^^

freut mich das du doch weiter schreibst! :-) dein neues kapietl hat mir wieder super gefallen voarllem die gespräche der beiden während des wartens auf die achterbahn und das sich seto bei der fahrt von katsuya mit seiner freude hat anstecken lassen nur schade das dieser das ehrliche lächeln von dem braunhaarigen nicht gesehen hat-so kawai! gg bin gespannt wie es weitergeht vorallem da seto auch langsam zwar nicht bewußt seiner gefühle wird. fand es kawai wie er sich so gut gefühlt hat als katsuya nach richard und seiner verbindung zu ihm gefragt hat.

liebe grüße dein klaerchen^^
Von: abgemeldet
2007-06-16T11:48:56+00:00 16.06.2007 13:48



Wieder mal ein wunderbares Pitel, aber da hab ich auch nichts anderes erwartet. ^^ Diese kleine wir gehen schon mal vor – Geschichte ist ja super! *lach* freu mich schon aufs Nächste! *ggg*

*wink* Pan

Von:  bebi
2007-05-26T21:35:37+00:00 26.05.2007 23:35
Wirklich schönes erstes Kapi. Schöne Grundsteine für ne richtig schöne Schnulze. Ich les gleich mal weiter. ^-^

Und er hätte wirklich nicht so unnett zu der Kellnerin sein solln....da geb ich pekerblue recht, aber nur weil wir beide gerade selber kellnern ;)

lg bebi
Von:  Dranza-chan
2007-05-12T19:30:43+00:00 12.05.2007 21:30
Echt ein gutes Kapi!!
Richard und Mokuba sind ganz schön gerissen!
Freu mich schon auf's nächste Kapi!
Bye Dranza-chan
Von: abgemeldet
2007-05-10T17:31:10+00:00 10.05.2007 19:31
hey toll du schreibst wieda!!!^^ *freu* Mach doch net so lange pausen!^^
Ich fand das kap toll, nur dass sich die zwei immanoch streiten is schaaade...nyo vllt wird das ja doch noch was^^
Schreib bitte schnell weiter!
Freu mich schon
lg
noirkitty
Von: abgemeldet
2007-05-10T12:41:09+00:00 10.05.2007 14:41
ich hatte ja schon befürchtet, dass der arme Richard jetzt alles abbekommt, weil Jou und Kaiba doch zwei eifersüchtige Streithammel sind-.-
aber das die beiden jetzt alleine durch den park rennen müssen, find ich klasse. Zeit für eine Menge gespräche*.*
Ich freu mich schon auf nächste Kapi^^
Lg^^b
Von: abgemeldet
2007-05-10T12:08:54+00:00 10.05.2007 14:08
*kaibafähnchenschwenk*
Das ist doch ein kleiner Dreckssack, aber ich liebe ihn dafür, der arme Richard tut mir allerdings jetzt schon leid...
LG^^b


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