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Together

von

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Unerwünschte Hilfe

Nun herrschte schon seit 3 Jahren Frieden in der realen Welt. Seit 3 Jahren waren keinerlei fremdartigen Regungen mehr aus der Digiwelt aufgezeichnet worden. Nur wußten all jene, die damals an dem Kampf beteiligt waren, nicht, ob das unbedingt etwas Gutes war. Denn genau solange war es her, dass sie zum letzten Mal ihre Digimon, ihre Partner, gesehen hatten.

Nach dem der Kampf gegen D-Reaper gewonnen war, mußten sie leider wieder in ihre eigene Welt zurück. Damit war das Versprechen, dass sich Kinder und ihre digitalen Freunde gegeben hatten, nicht realisierbar.

Doch gab es keinen Tag, an dem Takato, Henry, Rika und die anderen nicht an sie dachten. Und auch heute wieder sah Rika wie jeden Nachmittag nach der Schule als erstes auf ihr Lieblingsfoto von Renamon. Sie seufzte traurig. "Ach Renamon. Es ist schon so lange her! Ich würde dich und die anderen so gern wiedersehen! Es soll nur einen Tag wieder so sein wie früher!" Jetzt runzelte sie jedoch nachdenklich ihre Stirn. "Ok, die Kämpfe sollen natürlich nicht noch mal sein." Bei dem Gedanken an früher lächelte Rika merklich. Denn seit dieser Zeit hatte sie endlich richtige Freunde, die immer für sie da waren. Sie war selber nicht mehr zu vergleichen mit dem früher so kühlen, ja manchmal gerade zu boshaften Mädchen, dass einst zu ihrem Selbstschutz erstmal jeden kategorisch beleidigt hatte. Aber diese Zeiten waren vorbei! Fast jedenfalls. Denn es gab immer noch eine Person, mit der sie einfach nicht auskam! Als ihre Gedanken zu dieser Person abschweiften, verblaßte ihr Lächeln. "Klasse! Ich hab ja wohl besseres zu tun, als an diesen... diesen... Schnösel zu denken!" schalt sie sich selbst. Das Telefon klingelte. "Ja bitte, hier bei..." Sie wurde unterbrochen. "Rika, bist du's?" kam es atemlos vom anderen Ende der Leitung. "Ja, was gibt es denn, Jen?" "Ich wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass wir uns alle um 5 auf dem alten Spielplatz treffen. Besprechung für Henrys Geburtstag." "Ist klar, ich werde da sein. Also bis nachher dann." Sie legte auf. Was hieß alle? Takato, Jen, Kazu... das war klar! Aber würde er auch kommen? Rika schüttelte den Gedanken ab. ,Was mache ich mir Gedanken? Dieser Möchtegern kann mir mal den Buckel runter rutschen!" Damit lief sie in ihr Zimmer und machte sich für den Nachmittag fertig.

Sie kam erst ziemlich spät an, da sie unglücklicherweise auf ihrem Bett eingeschlafen war. "Tut mir leid, Leute! Ich bin eingepennt." Entschuldigend lächelte sie in die Runde. Bis sie eine Stimme hinter sich hörte. "Na, hat Dornrößchen ihren Hundertjährigen Schlaf gehalten?" Rikas Lächeln verblasste. "Wenn ich mich nicht ganz irre, ist das schon länger her. Aber ich vergaß: Bei deinem Benehmen ist es ja klar, dass du zu der Zeit schon gelebt hast, als es noch kleine, hilflose Prinzessinnen gab, die von einem tollkühnen Prinzen gerettet werden wollten und mußten." "Liebste Rika, hast du etwa schlechte Laune?" "Aber nicht im geringsten, liebster Ryo! Es ist alles in bester Ordnung. Schließlich gibt es ja die Möglichkeit, Dummschwätzer wie dich zu ignorieren." Takato fuhr dazwischen. "Könnt ihr beiden euren kleinen Privatkrieg nicht auf später verschieben? Wir haben noch genug zu besprechen. Henry wird auch bald da sei. Und da wir seinen Geburtstag planen, sollten wir vorher fertig sein." Jen nickte zustimmend. "Ja, also beeilen wir uns." Beleidigt schaute Rika drein. "Ich hab nicht angefangen! Warum muß er mich auch immer reizen!?!" Grienend beantwortete "der" gleich selbst die Frage. "Weil du dich immer so schön darüber aufregst, sonst macht es doch gar keinen Spaß!" Die Kindereien der beiden ignorierend fing Takato an: "Das ist sein 17. Geburtstag! Ich finde, wir sollten uns etwas besonderes ausdenken! Irgendwelche Vorschläge?" "Wie wär es, wenn wir alle zusammen legen und ihm gemeinsam ein größeres Geschenk kaufen? Er stand neulich wie paralysiert vor einem Schaufenster in der Stadt und hat eine Modelleisenbahn angeschaut. Ich hab nur noch drauf gewartet, dass er zu sabbern anfängt!" "Das ist doch eher deine Art beim Anblick eines hübschen Mädchens, Ryo!" "Du hast Recht! Das erklärt, warum ich bei dir immer so gelassen bleibe!" Laut fuhr Jen dazwischen. "Wenn ihr nicht sofort aufhört, könnt ihr gehen! Ich habe jetzt ehrlich genug! Seit über 3 Jahren gibt es nur Streit zwischen euch! Ist es denn zu viel verlangt, dass ihr mal 5 Minuten eine Pause macht?" Verlegen starrte Rika zu Boden. "Ok, ok! Laßt uns abstimmen, wer dafür ist. Also: wer für ein Zusammenlegen ist, der hebe jetzt die Hand!" Übereinstimmend wurde der Vorschlag angenommen. "Also gut. So weit sind wir schon mal." Takato blickte erwartungsvoll in die Runde. "Wer besorgt das Geschenk?" Und wieder erwartend, denn bei dem theoretischen Planen waren immer alle sehr groß, nur beim praktischen Ausführen haperte es meist, meldeten sich gleich 2 freiwillig. Gleichzeitig war ein "Das mach ich!" zu vernehmen. Und ebenso gleichzeitig drehten sich die dazugehörigen Köpfe der beiden Stimmen zueinander um und starrten sich ungläubig an. Bevor sie jedoch wieder in Streit gerieten, ergriff Kazu das Wort. "Das ist ja super! Rika kann sich um das Geld kümmern und Ryo weiß, wo diese Modelleisenbahn zu kaufen ist. Das wäre mal eine Gelegenheit, dass ihr eure dämlichen Streitereien begrabt!" Beifallheischend blickte er sich um und erntete auch sogleich zustimmendes Nicken von Jen und Takato. "Die sind nicht albern - jedenfalls nicht aus meiner Sicht. Ich hab allen Grund, zu giften..." Rika verzog ihren Mund und schmollte. "Ach und ich nicht? Wer ist denn immer diejenige, die...?" Barsch wurde er unterbrochen. "da wirst du wohl mich mit meinen. Denn du bist wohl kaum DIEjenige. Oder gibt es da etwas, was du uns bislang verschwiegen hast...?" Ein fieses Grinsen wurde in Ryos Richtung geschickt. "Genau das meine ich! Seht ihr: das ist nun ehrlich nicht immer nur meine Schuld!" Jen warf ihm ein unschuldiges Lächeln zu. "Mir ist absolut klar, warum ihr seid 3 Jahren aufeinander rumhackt!" Argwöhnisch blickte Rika ihr entgegen. "Na da bin ich aber gespannt. Wir wissen's ja selber nicht so genau." Ryo, schon Böses schwanend, versuchte Jen am Weiterreden zu hindern, indem er hektisch mit den Händen wedelte. Doch unerbittlich sprach diese aus, was auch schon alle anderen sich immer im Stillen gedacht hatten. "Na ist doch klar: was sich liebt, das neckt sich!" Wütendes Geschnatter scholl ihr daraufhin von den beiden gegnerischen Seiten entgegen. "Hey Leute, hab ich was verpaßt?" Henry kam in dazu. "Nein, nichts. Nur das unsere beiden Sturköpfe mal wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen." Empört starrte Rika den Sprecher dieser bösen, bösen Worte an. "Takato! Du tust gerade so, als hätte Jen recht! Das ist doch total... eklig! Schon allein dieser Gedanke! Arg. Und du brauchst gar nicht so wissend zu lächeln, Henry! Ich kenne diesen Blick zu gut von dir!" Doch dieser konnte und wollte einfach nicht aufhören, von einem Ohr zum anderen zu Grinsen. Rikas Gesichtsfarbe wechselte langsam immer mehr zu der eines Feuerwehrautos. "Was denn Rika, haben wir schon Tomatenzeit? Ich dachte, dass dauert noch ein paar Wochen!?!" Jetzt war der Ofen aus. Wütend stierte sie zu Kazu rüber. "Wisst ihr was? Ihr könnt mich alle miteinander mal!" Damit wandte sie sich von den anderen ab und rannte schnurstracks zum Ausgang des Spielplatzes. "Oh, oh. Das war wohl zu viel des Guten!" Besorgt runzelte Jen ihre Stirn. "Ach was soll's? Die kriegt sich schon wieder ein!" Niemand widersprach Takato, obwohl jeder da so seine Zweifel hatte. "Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Ryo! Ich wollte dich da mal was... Nanu, wo isser denn?" Suchend ließ Henry seinen Blick über den Spielplatz schweifen. "Seltsam! Er stand doch eben noch neben mir." Auch die anderen blickten sich erstaunt um. "Tja, ihm war es anscheinend auch zu blöd." damit widmeten sie sich wieder anderen wichtigen Dingen wie dem Abschreiben von Hausaufgaben.

Unterdessen rannte Rika wutentbrannt durch die Stadt. Die hatten doch wohl einen riesigen Knall! Schon allein wenn Rika nur an diesen aufgeblasenen Ekeltypen dachte, bekam sie einen Krampf. Und dann kam sowas von den Leuten, die doch angeblich ihre Freunde waren! Pah, Freunde! Wer brauchte die schon! "Genau! Ich brauche niemanden! Allein komme ich doch sowieso immer besser klar! Freunde sind doch bloß eine Illusion von Menschen, damit sie sich nicht einsam fühlen!" "Und du fühlst dich also einsam besser als mit Freunden?" Erschrocken stieß Rika einen kurzen Schrei aus. "Mein Gott, bist du wahnsinnig? Ich hab mich zu Tode erschreckt!" Wütend funkelte sie Ryo an. Er stand lässig an der Wand eines kleinen Einkaufsladens gelehnt. "Lebst doch noch, also kann es ja so schlimm nicht gewesen sein!" Ohne auf diese weitere spitze Bemerkung einzugehen beantwortete sie seine vorige Frage. "Ich fühle mich nicht einsam! Mir geht es sehr gut! Auch ohne andere Leute, die sich in meine Privatangelegenheiten einmischen." Amüsiert musterte er sie. "Du spielst deine Rolle wirklich gut. Fast perfekt! Aber eben nur fast. Du hast dich so in die Position der einsamen Märtyrerin eingelebt, dass es für dich schon normal ist! Aber es muß doch auch wahnsinnig anstrengend sein, immer die Fiese zu spielen!" Mit versteinertem Gesicht sah Rika ihn an. Er stutze. Was hatte dieser Blick zu bedeuten? Doch sofort faßte sie sich wieder und blickte ihm mit der üblichen Portion Hochmut und Arroganz in die Augen. "Das mußt du doch mindestens genauso gut wissen wie ich! Ist es nicht wahnsinnig anstrengend, immer der Sunnyboy zu sein, der auf alles immer einen locker flockigen Spruch auf Lager hat?" Genervt stieß Ryo sich von der Wand ab. "Mit dir ist nicht zu reden!" "Ich will ja auch gar nicht mit dir reden! Also dräng mir kein Gespräch auf." Resigniert seufzte er. "Seit 3 Jahren immer das selbe! Du bist echt ein totaler Eisklotz! Kein Wunder, dass dich kein Junge anguckt mit deiner zickigen Art, Du endest bestimmt mal im Kloster!" Sofort hätte er sich dafür Ohrfeigen können, denn den Blick, den er dafür von Rika erntete, war schlimmer als alles, was sie je hätte sagen können. Eine Mischung aus verletztem Stolz und Traurigkeit spiegelte sich darin wieder und zum ersten Mal bekam er die wirkliche Rika zu sehen. "Wenn alle Jungen so sind wie du, dann ist ein Kloster bestimmt der richtige Ort für mich!" Sprachs und rannte auf die Straße. "Aber das war doch gar nicht so gemeint!" Prompt blieb sie stehen. "Aber nein! Das ist es ja nie! Du bist ja so ein mieser...!" In diesem Moment wurde sie von einem entsetztem Schrei unterbrochen. "RIKA!!!" Sie folgte Ryos weit aufgerissenen Augen und sah in rasanter Geschwindigkeit einen Lastwagen um die Kurve schnellen. Keine Möglichkeit mehr, schnell genug von der Straße zu kommen. Innerlich hatte sie sich schon von ihrem Leben verabschiedet, als sie urplötzlich umgerissen wurde und auf die andere Straßenseite flog. Benommen öffnete sie die Augen und fand sich in Ryos Armen wieder. "Das war aber mehr als knapp!" hörte sie seine Stimme nah neben ihrem Ohr. Auch er schien jetzt zu bemerken, in was für einer Position sich die beiden gerade befanden. Sofort ließ er sie aus seiner Umklammerung los. "Ist dir was passiert?" Benommen schüttelte Rika den Kopf. Allmählich begann es in ihrem Kopf zu rattern und sie begriff, was da gerade geschehen war. "Das ist toll! Ehrlich ganz toll! Wegen dir wäre ich jetzt beinahe gestorben!" "Ich hab dich aber auch gerade gerettet!" Empörung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ohne darauf einzugehen setzte Rika ihren Weg laufend fort. "Aber bitte doch. Gerne geschehen!" murmelte Ryo hinterher und machte sich dann ebenfalls auf, um nach Hause zu gehen.

Differenzen

Mit geschlossenen Augen lag sie auf ihrem Bett und ließ das Geschehene Revue passieren. Ausgerechnet er hatte sie retten müssen! Ausgerechnet er! Aber wenn man es genau nahm, war es ja auch seine Schuld. Wenn er sie nicht so nieder gemacht hätte, dann wäre das nie passiert! Und was sie noch mehr ärgerte, war die Tatsache, dass er sie tatsächlich für einen Moment gekränkt hatte und sie ihm dies auch noch gezeigt hatte. Sie hätte sich selbst in den A...h treten können und verfluchte sich innerlich. Ebenfalls verfluchte sie Takato, Kazu und Jen, dass sie wieder ihre dummen Sprüche machen mußten. Und am allermeisten natürlich Ryo! Was mußte er ihr auch nachgehen? Was bildete sich dieser Möchtegern - Psychologe eigentlich ein? Wütend hob Rika ihre Faust und ließ sie gegen die Wand neben ihrem Bett krachen. Der Schmerz lenkte sie ein wenig von ihrer Wut ab. Aber nachdem er einigermaßen verklungen war, stellte sich die alte Wut wieder ein. Entnervt sprang Rika aus ihrem Bett und stellte sich vor ihren großen Spiegel, der gleichzeitig ihre mittlere Tür des Kleiderschranks darstellte. Sie besah sich ihre streng zusammen gemachten Haare und fand sie plötzlich schrecklich. Mit einer schnellen Handbewegung hatte sie ihr Haargummi herausgezogen und schüttelte ihre rote Haarpracht so lange, bis sie gleichmäßig über ihre Schultern verteilt waren. ,Schon besser!' Als nächstes musterte sie mit skeptischem Blick ihr Outfit und empfand es als zu langweilig. ,So bekomme ich wirklich nie jemanden ab!' Halt, Stopp! Was waren das für Gedanken? Sie gefiel sich doch sonst immer so, wie sie war! Was hatte ihr dieser Spinner bloß in den Kopf gesetzt? Irritiert schüttelte sie abermals den Kopf und band ihre Haare wieder zu dem strengen Pferdeschwanz zusammen. ,Ich will sowieso lieber alleine sein! Wofür sollte ich schon jemand anderen brauchen?' Jetzt lächelte sie wieder und ging beruhigt zu ihrem Bett zurück. ,Alles in bester Ordnung! Ich fühl mich gut.'
 

Die Sonne senkte sich langsam und tauchte den Himmel in rötliches Licht. In einem gewissen Abstand hörte man immer wieder etwas knallen. Immer wieder schoß er auf das Tor mit seinem Fußball. Er nahm Anlauf und schoß den Ball mit einem kleinen Schwenker hinein. Seine Gedanken hingen immer noch der Situation vom Nachmittag hinterher. Dieser kaum zu deutende Blick... er ließ ihn einfach nicht mehr los. Die Augen so weit aufgerissen, und dieses Entsetzen darin. Warum ließ er sich bei ihr auch immer wieder dazu hinreißen, so unermeßlich wütend zu werden? Seit sie sich zum 1. Mal gesehen haben, war es ewig dasselbe Spiel! Er wußte ja, dass sie anfangs jedem so feindselig eingestellt war. Nur hatte sie dieses Verhalten den anderen gegenüber abgelegt, aber zu ihm war sie abweisend wie eh und je. ,Tja, ich muß einen Hang zum Selbstzerstörerischem haben. Vielleicht steh ich ja insgeheim auf so eine Behandlung. Warum sonst sollte ich mich gerade in sie verliebt haben?' Das sie niemanden abbekommen würde, war nur so dahin gesagt. Er wusste, dass viele Jungen schon auf sie flogen, wenn sie sie nur von weitem gesehen hatten. Aber nachdem sie den Mut gefunden hatten, sie anzusprechen, stellte Rika jedesmal ihr abweisendes Verhalten zur Schau, was sämtliche Bewerber abschreckte. Doch er wußte, dass Rika auch eine andere Seite hatte. Schon oft hatte er sie im Stillen beobachtet. Wie sie mit den anderen scherzte und lachte, ihre Trauer, als die Digimon wieder in ihre eigene Welt zurück mußten... Und dann diese Sache vom Nachmittag... ,Wie krieg ich das wieder hin?' Sein Herz war stehen geblieben, als er den LKW um die Ecke rasen sah. Instinktiv hatte er sie an sich gerissen, in dem Moment war es im vollkommen gleich, was mit ihm geschehen würde. Allerdings war er sehr peinlich berührt, als er die dadurch entstandene Situation bemerkte. Und ihr schien es nicht anders ergangen zu sein. Grübelnd blickte er dem Sonnenuntergang entgegen. ,Ich möchte wetten, dass sie mir nun noch mehr aus dem Weg geht als sowieso schon!' Da machte sich allmählich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit. ,Aber dagegen kann ich ja etwas tun... Wenn sie mir begegnen MUSS...' Mit einem gerade gereiftem Plan ging er, den Ball vor sich her schießend, nach Hause.
 

Ächzend erreichte Rika 5 Minuten vor Unterrichtsbeginn das Schultor. Ihr Pfeifen kam dem eines Asthmakranken gleich. ""Da bist du ja endlich!" vernahm sie plötzlich neben sich eine Stimme. Vorwurfsvoll blickten Jen und Takato sie an. "Sorry, ich weiß auch nicht, was los ist! Aber seit gestern Nachmittag komme ich nur noch zu spät! Erst zu unserem Treffen, dann zu der Verabredung mit meiner Mutter zum Essen gehen und nun heute zur Schule! Ich hab total verpennt!" Jetzt warf sie einen schrägen Seitenblick auf die Beiden. "Aber jetzt erzählt mir nicht, dass euch meine Verspätung großartig stört! Ich möchte wetten, dass ihr die 10 Minuten sinnvoll genutzt habt, oder? Und da muß ich ja nicht unbedingt bei zuschauen!" Jens Gesicht wurde zusehends roter und Takato hatte es plötzlich sehr eilig, in die Schule zu kommen.

Kurze Zeit später schlurfte Rika in ihre Klasse und ließ sich an ihrem Platz nieder. Gemächlich holte sie die Bücher und Hefte aus ihrer Tasche hervor und kramte gleichzeitig ihre Trinkflasche raus. Der frühmorgendliche Sprint hatte ihr mächtig Durst bereitet. Rikas Klassenlehrerin kam herein, wovon sie sich jedoch nicht stören ließ. "Also ihr Lieben! Erst einmal einen schönen guten Morgen!" Rika schraubte den Deckel der Flasche ab. "Wir bekommen heute einen neuen Schüler in unsere Klasse. Einigen von euch dürfte er bekannt sein." Argwöhnisch hob Rika die Augenbraue. Einen neuen Schüler mitten im Schuljahr? Das war mehr als ungewöhnlich, vor allem, wenn er angeblich schon etwas bekannt war. Sie setzte die Flasche an und trank einige Schlucke. "Also begrüßt mit mir unseren neuen Schüler: Ryo Akiyama!" Nun geschahen zeitgleich 2 Dinge: durch die offene Tür trat ein braunhaariger Junge mit wie üblich unverschämtem Grinsen und in der hintersten Reihe im Klassenzimmer war nur noch ein ersticktes Prusten zu vernehmen. Alles drehte sich zu Rika um. Über ihrem Tisch war der Inhalt ihrer Flasche gekippt, die sie versehentlich im Schock weggeschmissen hatte und ihr Gesicht war krebsrot. Krampfhaft versuchte sie ihr Husten zu unterdrücken, damit niemand bemerkte, dass sie sich auch noch verschluckt hatte, aber dafür war es zu spät. Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, blickte sie fassungslos nach vorne. Die anderen aus ihrer Klasse folgten ihrem Beispiel. Die Jungen musterten Ryo wie ein lästiges Insekt (schließlich war allseits bekannt, wie Mädchen auf seinen Anblick reagierten) und die Mädchen himmelten ihn allesamt an. Nur eben Rika bildete die berühmt berüchtigte Ausnahme! "Herr Akiyama wird nun also hier seine Schulbildung fortsetzen, da er aus privaten Gründen seine alte Schule verlassen wollte. Ich bitte euch alle, ihn nett zu empfangen." Ryo nickte ihr zu. "Sie können mich auch gerne duzen so wie alle anderen auch." "Nun gut, Ryo. Setz dich dann bitte an den freien Tisch dort hinten." Langsamen Schrittes schlenderte er, wie ihm geheißen, an den freien Tisch. Und der war, wie sollte es auch anders sein, der letzte in der hintersten Reihe - direkt neben Rika. Nachdem er sich einigermaßen eingerichtet hatte, reichte er Rika ein Taschentuch. Sie hatte die gesamte Zeit stur nach vorne geblickt und sich nicht mehr gerührt. Der Unterricht hatte zwar mittlerweile begonnen, aber alle im Klassenzimmer, mit Ausnahme der Lehrerin, konzentrierten sich auf das Geschehen in der letzten Reihe. "Du solltest langsam deinen Tisch sauber machen! Es ist ja alles total durchgeweicht!" Keine Reaktion. ,Nun gut, wenn sie so nicht will, dann eben anders!' Er warf ihr das Taschentuch auf den Tisch. "Übrigens wußte ich gar nicht, dass ich so eine Wirkung auf dich habe!?! Allerdings fände ich es nicht gut, wenn du dein erst gestern gerettetes Leben nur wegen mir aufs Spiel setzt!" OK, jetzt reichte es! Rika stand auf. Kein laut war in der Klasse zu vernehmen. Auch Frau Nikida, ihre Lehrerin, hatte ihren Wortschwall über die Entstehung Japans unterbrochen und wunderte sich, warum Rika plötzlich aufstand. Rika nahm ihre Tasche und packte die inzwischen triefenden Bücher wieder ein. Auch Ryo war still. ,Oh, war anscheinend wieder der falsche Weg! Aber gibt es bei Rika überhaupt einen richtigen?' Sie nahm ihre Schultasche, warf sie sich über ihre Schulter und sah Ryo verächtlich an. "Stimmt, das wäre mehr als schlecht, wäre ich doch gestern beinahe wegen dir drauf gegangen! Ich weiß zwar nicht, was du hier willst, aber mit dir in einer Klasse: NIEMALS!!! Du wechselst die Schule? Fein, dass kann ich auch!" Sprachs und begab sich zur Tür des Klassenzimmers. Verdattert blickten ihr 24 Augenpaare hinterher. Erst mit dem Zuknallen der Schiebetür kehrte wieder Tumult ein. Ryo sprang ebenfalls auf. Er versuchte, die Situation zu retten. "Was soll ich sagen? Wir haben unsere kleinen Differenzen." Entschuldigend blickte er sich einmal um und folgte Rika dann schnellen Schrittes. Am Schultor angekommen sah er sie im Park verschwinden.
 

,Es kann doch ehrlich nicht wahr sein! Was in aller Welt habe ich verbrochen? Was??? OK, ich bin oft echt unausstehlich! Aber das ist kein Grund, mich so zu strafen! Ich hätte echt im Bett bleiben sollen.' Total entnervt ließ Rika sich neben einen Baum fallen. "Was will dieser Idiot an meiner Schule, he? Er hätte in seinem Bonzengebiet bleiben sollen, da paßt er wenigstens hin!" "Wenn ich ehrlich sein soll, wollte ich mich mit dir vertragen!" Ohne sich umzublicken nahm Rika seine ungewollte Gegenwart zur Kenntnis. "Was willst du hier? Du hast doch jetzt Unterricht in deiner neuen Klasse!" Der Hohn in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Er setze sich neben sie. "Warum können wir uns nicht vertragen, Rika?" Entgeistert starrte sie ihn an. "Das fragst du mich jetzt nicht allen Ernstes, oder? Hallo??? Du bist einfach du! Seit ich dich kenne, hasse ich dich! Für dein arrogantes Ich-bin-der-Beste Gehabe, für deine dummen Sprüche, für deine..." Barsch unterbrach er sie. "Du darfst mich beleidigen, aber ich soll still halten, ja?" "Das hab ich nicht gesagt! Aber was soll denn bitte das Theater, dass du die Schule wechselst? Du mischt dich in alles ein! Erst willst du Lebensberater spielen, dann drängst du dich in mein Umfeld... Was soll das? Du hattest doch gar keinen Grund, die Schule zu wechseln! Du bist beliebt, hast deine Freunde, wohnst fast direkt neben der Schule. Und warum meine Klasse? Ich find das ehrlich nicht lustig!" Auch ohne sie anzublicken spürte Ryo Rikas bohrenden Blick. "Hast du mal darüber nachgedacht, dass du dich irren könntest? Das Menschen sich gegebenenfalls ändern oder du sie gar nicht richtig kennst? Ausserdem: vielleicht habe ich ja einen guten Grund, die Schule zu wechseln!" "Und der wäre?" Jetzt sah er ihr direkt in die Augen. "Ich habe mich verliebt!" Nun war es raus! Er wartete, wie sie reagieren würde, doch ihr Gesicht blieb ungerührt. Nun wendete sie den Blick von ihm ab. "Da wird Takato aber gar nicht begeistert sein!" Verdattert sah er sie an. "Ja aber wieso denn Takato?" "Hallo? Takato ist auch in Jen verliebt! Und das beruht meiner Meinung nach auf Gegenseitigkeit! Also mußt du sie dir wohl oder übel aus dem Kopf schlagen und kannst wieder an deine Schule zurück!" "Wie kommst du denn auf Jen?" "Also ich bitte dich! Du kennst doch nur noch Jen von den Mädchen! Jemand anderes nicht und du wirst ja wohl kaum..." Weiter kam sie nicht! Urplötzlich wurde sie ruckartig mit dem Oberkörper auf den Boden gedrückt und spürte nun Ryos Lippen auf den ihren. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Zu überrascht war sie und dieses angenehme, kribbelnde Gefühl... Doch wie üblich hatte sie sich schnell wieder gefaßt. Mit einem enormen Stoß bugsierte sie Ryo seitlich von sich hinunter und sprang auf. "Hast du sie noch alle?" Ihre Stimme überschlug sich. "Rika, ich..." "NEIN! Ich will nichts hören! Macht dir das Spaß, ja? Nie wieder werde ich mit dir sprechen geschweige denn dich überhaupt ansehen! Ich hasse dich!!!" Und schon war sie verschwunden. "Na wunderbar! Das war ja wieder ein voller Schuß in den Ofen!" Ryo rappelte sich auf und machte sich auf den Rückweg zu seiner neuen Klasse. ,Statt mich mit ihr zu vertragen, habe ich sie noch mehr verärgert! Aber was soll ich denn noch tun?' Er erreichte die Tür des Klassenzimmers. ,Also auf in den Kampf!"
 

Das Telefon klingelte jetzt schon zum 5. Mal an diesem Nachmittag. Auch ohne dass sie dran ging wußte Rika, wer ständig versuchte, sie zu erreichen. Keine 15 Minuten später klingelte es an der Tür. Vorsichtig lugte Rika durch das Fenster des Badezimmers im 1. Stock und konnte sofort die braunen Haare und die blauen Augen erfassen. "Rika! Mach bitte auf! Ich möchte mit dir reden!" Keine Reaktion. "Rika! Ich weiß dass du da bist!" "Schön, ich weiß auch, dass ich da bin. Kauf dir nen Keks!" "Rika, komm schon!" "Vergiß es! Ich will dich nicht sehen, geschweige denn mit dir sprechen!" Ryo entfernte sich vom Hauseingang. "Also gut. Dann erzähle ich morgen in der Schule, dass du dich heute im Park auf mich gestürzt hast!" Innerhalb des Hauses war ein Geräusch zu vernehmen, das sich so anhörte, als würde es gleich einstürzen. Es war nur Rika, die die Treppe hinunter gestürzt kam. Die Tür wurde aufgerissen. "Ich glaube echt, es hackt! Hast du sie noch alle! Ich würde dich noch nicht mal mit einer Kneifzange freiwillig anfassen!" Schelmisch grinste er ihr zu. "Tja, ich weiß halt, wie man dich zum Reden bekommt!" Wutentbrannt versuchte sie, die Tür wieder ins Schloß zu knallen, jedoch schob sie Ryos Fuß dazwischen. "Ich will und werde jetzt mit dir reden!" Er verschaffte sich Einlaß und schloß schnell die Tür hinter sich. "Sowas nennt man Hausfriedensbruch!" "Das ist mir gerade ziemlich egal! Ich muß mit dir reden!" Rikas Augen blitzten vor Ärgerlichkeit. "Zu bedauerlich, ich aber nicht mir dir! Und nun geh." Doch Ryo machte nicht die geringsten Anstalten, sich aus dem Haus fortzubewegen. "Was ist eigentlich dein Problem? Warum hasst du mich so?" Wutentbrannt zog Rika Ryo nun endgültig ins Haus hinein und schlug lautstark die Tür zu. "Was mein Problem ist? Das kann ich dir sagen! Du kommst hier her und bringst alles durcheinander. Wechselst die Schule, weichst mir nicht mehr von der Seite. Ich habe aber keinen Bock darauf! Du hast ja keine Ahnung, wie es im wirklichen Leben zugeht! Dein Leben besteht aus Fans, Freunden und einem Dauergrinsen! Dir gelingt alles, egal bei was! Und das geht mir so auf den Geist!" Auf Ryos Gesicht war eine Spur von Kränkung zu erkennen. "Das glaubst du wirklich? Dann will ich dir mal was erzählen: auch bei mir geht oft etwas schief! Du hast keinen Vater, weil er dich damals verlassen hat. Ich habe dafür keine Mutter! Auch ich habe mal schlechte Laune und sogar oft das Gefühl, nichts mehr auf die Reihe zu bekommen! Ich habe Freunde und Fans? Überall, wohin ich auch gehe, bricht Hysterie aus! Die Mädchen wollen alle mit mir ausgehen und noch viel mehr, die Jungen hassen mich entweder oder schleichen um mich herum so wie Kazu. Doch das nicht, weil ich so ein netter Typ bin, sondern weil sie mich für jemanden halten, der ich nicht bin! Ich kann bei niemandem sicher sein, dass er um meinetwillen mit mir zusammen ist oder weil er so in die Schlagzeilen gerät! Du weißt wenigstens, wer deine Freunde sind!"

Verwirrt blickte der Rotschopf ihm entgegen. Sollte sein Leben etwa nicht so toll sein, wie sie immer gedacht hatte? "Warum... warum versuchst du dann immer, mich bloßzustellen und zu ärgern?" "Ich will dich nicht ärgern! Ich mag dich! Du bist nicht so wie die anderen. Dir ist es egal, ob arm oder reich, berühmt oder ein Nobody. Seit ich dich damals in der Digiwelt gesehen habe, wußte ich, dass du jemand besonderes bist!" Rika lachte. "Ja klar! Man könnte den Eindruck gewinnen, dass du masochistisch veranlagt bist. Ich habe dich immer nur angegiftet, von Anfang an. Und du erzählst mir was von "besonders sein"."
 

To be continued

Ich weiß nicht, was Liebe ist.!

„Für mich bist du das auch...“ Seine Stimme war leise, aber sie hörte jedes Wort so, als habe er es gerufen. Ungläubig sah sie ihn an. „Das im Park... es tut mir leid, es war unüberlegt, ich entschuldige mich.“ Nun wandte sie den Blick von ihm ab, während er sie weiterhin anstarrte. „Reden wir nicht mehr darüber...“ Doch er schüttelte den Kopf. „Ich möchte aber mit dir darüber reden, lass es uns nicht totschweigen...“ Entnervt blickte sie ihn an. „Was soll das? Ich möchte es nicht, lass es uns vergessen und gut ist.“ Er stand noch immer mit ihr im Flur, die Tür im Rücken und sie schien nicht gewillt zu sein, ihn noch mehr in das Haus hineinzulassen. „Ich liebe dich.“ Er sagte es einfach so, ohne umschweife, gerade heraus. Sie sah ihm ins Gesicht und in seinen Augen konnte sie erkennen, dass es stimmte. „Was erwartest du nun? Dass ich dir in die Arme sinke und sage, wie sehr ich mich freue und es erwidere?“ Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als ihm jetzt mit Spott zu begegnen. Sie wollte ihn verletzten. Machen, das er es zurücknahm, das er verschwand, das alles so sein würde wie immer. Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Ich will nur, das du es weißt. Das ich nicht spiele, sondern das es mir Ernst ist. Seit ich dich damals in der Digiwelt traf, liebe ich dich.“ Sie sah ihn nur geschockt an und er erwartete eigentlich auch keine Antwort, also schickte er sich an, zu gehen. Er drehte sich um und griff nach der Klinke; „Belassen wir es für heut dabei. Ich will dich zu nichts drängen, aber ich nehm es nicht zurück...“ Er wollte die Klinke herunterdrücken, als Rika ihn unterbrach. „Das war mein erster Kuss... mein Erster! Ich wollte selber entscheiden, wann und mit wem!“ Er konnte ihren anklagenden Blick förmlich im Rücken fühlen und so drehte er sich nicht um. „Sorry...“ „Und überhaupt... Liebe! Ich weiß doch gar nicht, was das ist! Was Liebe bedeutet, wie es sich anfühlt, was es bedeutet! Ich...“ Sie brach ab und er konnte leise Schluchzer hinter sich hören. Er zwang sich, sich nicht umzudrehen, sonst hätte er sie nur in den Arm nehmen wollen. Doch er wusste, dass sie ihm im Nachhinein nicht verzeihen würde, dass er sie so schwach gesehen hätte. „Es tut mir leid...“ Mit heruntergezogenen Schultern ging er nun wie ein geprügelter Hund hinaus, zog die Tür hinter sich zu und machte sich dann auf den Weg nach Haus.
 

Sie lag wach. Wälzte sich von einer Seite auf die nächste und war nicht fähig, den Schlaf zu finden nach dem sie sich so sehnte. Sie war heillos überfordert. Erst die Situation im Park, der sie sich so gar nicht gewachsen fühlte, also rannte sie weg. Das, was sie am besten konnte bei Dingen, die sie überforderten. Den Kopf zu machen, die Augen verschließen und hoffen, es würde vorbei gehen. Wie ein kleines Kind; wenn ich euch nicht sehe, seht ihr mich auch nicht.

Doch sie war nicht nur gesehen wurden, nein. Man hatte ihr etwas genommen. Etwas, das es nicht zurück gab. Sie wusste einfach nicht, wie sie damit umgehen sollte. Jemand liebste. Sie! Jemand liebte sie. 'Jemand. Liebt. Mich' immer und immer wieder gingen ihr diese Worte durch den Kopf. Und ausgerechnet Ryo... Wie konnte denn er sich in sie verlieben? Sie konnte sich nicht vorstellen, sich in ihn zu verlieben. Sie konnte sich nicht vorstellen, überhaupt jemanden wirklich zu lieben. Liebe, was hieß dieses Wort denn schon? Eine Art chemische Reaktion. Eine Illusion, die man sich selbst schuf, auf der Suche nach einem Rettungsanker, der dem eigenen Leben einen Sinn gibt.

Sie hatte es doch gesehen, es gab keine Liebe, Liebe ist eine Lüge! Ihre Eltern hatten sich getrennt, eine zerbrochene „Liebe“. Ihr Vater hatte sich abgewendet von ihr, nicht mal ihr eigener Vater liebte sein eigenes Fleisch und Blut.

Und doch wusste sie, dass es Ryo ernst meinte.

'Was habe ich eigentlich gegen ihn...?' Er war immer gut drauf. Er lachte nur, überall wo er hinkam fielen ihm die Herzen der Menschen nur so zu. Sie kannte kaum ein Mädchen, dass ihm nicht mit Hingabe nachstieg. So einen Westentaschencasanova wollte sie auf keinen Fall zum Freund, niemals. Aber konnte er etwas dafür? Sie konnte sich eigentlich nicht daran erinnern, dass er jemals auf die Avancen einer seiner Fans eingegangen ist. Er war nett und freundlich zu ihnen, lachte sie an – so wie alle. Und noch nie hatte sie ihn so geknickt erlebt wie heute.

'Arg... Schlafen. Du musst schlafen. Es ist doch nicht deine Schuld...'

Im Morgengrauen fiel sie dann in einen kurzen und traumlosen Schlaf, der durch das ohrenbetäubende Klingeln ihres Weckers gestört wurde.
 

Als Ryo in der Schule auftauchte, erschraken seine Freunde regelrecht. „Was ist denn mit dir los, du siehst aus wie durch den Fleischwolf gedreht!“ „Danke, Takato, über ernstgemeinte Komplimente freut man sich doch besonders, vor allem zu so früher Stunde.“ „Er meinte das nicht böse...,“ versuchte seine Freundin ihn zu verteidigen, „aber du siehst schlimm aus, blass, mit Augenringen. So schlimm sahst du nicht mal bei deiner letzten Grippe aus.“ Ryo murrte nur. „Ich habe schlecht geschlafen, das ist alles.“ „Ah, da ist ja auch Rika endlich, sie hat verschlafen.“ Jen hüpfte auf und ab und winkte ihr zu, in dem Bestreben, sie auf ihre kleine Gruppe aufmerksam zu machen. Rika nahm auch tatsächlich Kurs auf die drei und schon von weitem rief Takato ihr ein ähnliches Kompliment zu wie zuvor Ryo. Der sah sie kurz an, bemerkte den selben „Schattenlook“ wie bei ihm und ging dann mit schuldbewusster Miene ohne ein weiteres Wort von dannen. Irritiert blickten ihm Jen und Takato hinterher, und plötzlich griente Jen von einem Ohr zum anderen. „Also stimmen die Gerüchte...“ „Welche Gerüchte denn?“ Rika hatte eine Mordslaune und war nicht gewillt, irgendwelche stupiden Neckspielchen mitzumachen. „Na ja, du und Ryo...“ Nach einem „Wenn Blicke töten könnten“ Blick, der ihre Freundin sofort zum Schweigen brachte, ging Rika den selben Weg wie Ryo, hinein ins Schulgebäude und die Gaffer vollkommen ignorierend in Richtung ihres Klassenzimmers.
 

Der Schultag an sich verlief zäh und zog sich dahin wie ein zu lang gekautes Kaugummi. Die Lehrer ignorierten ihren Auftritt vom vorigen Tag, die brennenden Blicke ihrer Mitschüler ließen von Schulstunde zu Schulstunde immer mehr nach. Ab und an warf sie einen verstohlenen Blick zu ihrem neuen Sitznachbarn hinüber, doch der starrte stur geradeaus zur Tafel und vermied es, auch nur seinen Kopf ein wenig in ihre Richtung zu neigen.

Sie gestand es sich zwar nicht gerne ein, aber es nervte sie. Er konnte ihr nicht sowas an den Kopf schmeißen und sie dann einfach ignorieren. Schon beim eigentlichen gemeinsamen Mittagessen war er einfach nicht aufgetaucht, und so mäkelte und moserte Kazu die ganze Zeit rum, dass sein Idol seine Zeit nicht mit ihm verbrachte. Frühzeitig verließ dann auch Rika den Tisch und setzte sich zurück an ihren Platz, bekam jedoch nicht die Möglichkeit sich mit Ryo auseinander zu setzen, da dieser erst mit dem Lehrer den Raum betrat.

Doch nach Schulschluss lies sie ihn nicht einfach entkommen. Nachdem er eilends den Raum nach dem Klingeln verlassen hatte, nahm er abermals wie ein geprügelter Hund Kurs auf den Park. „Zugegeben ein schneller geprügelter Hund...“ murmelte Rika als sie ihm folgte und dabei ganz schön außer Atem kam. Als sie ihn soweit eingeholt hatte, dass er sie problemlos hören konnte, versuchte sie sich bemerkbar zu machen. „Akiyama!“ Doch er reagierte nicht und ging schnellen Schrittes weiter. „Aaakiyaaamaaaaa!“ Immer noch keine Reaktion, nun hatte sie ihn fast erreicht. „Verdammt noch mal, Ryo!“ Verdattert blickte er sich um und sah sie erstaunt an.

„Sag mal, sitzt du auf deinen Ohren?“ „N..Nein, ich war nur in... Gedanken.“ Sie nickte. „Wir müssen reden.“
 

So... soweit erstmal ^^ mal sehen was als nächstes kommt XD ja, nach ewiiiger pause hab ich nu also nen neues Kapi... ich weiß nur nicht, ob das so gut an das andre passt ^^°

Na ja... ich werd sehen, dass ich diese FF bald fertig bekomme ^^

Aussprachen und Geburtstage

Sie suchten sich einen Platz, an dem sie etwas Ruhe haben würden und der sie nicht gleich den Blicken der anderen Schüler preis gab, die ebenfalls durch den Park auf dem Weg nach Hause mussten.

Sie setzten sich in den Schatten eines Baumes, der weit entfernt von den Hauptgehwegen war und nun direkten Blick auf einen Spielplatz zuließ. Sie hatten den Weg über kein Wort gesprochen, Rika war noch damit beschäftigt, ihren Puls wieder auf Normalwert zu bekommen nach der Raserei und Ryo begnügte sich mit abschätzenden Seitenblicken, hatte er doch keine Ahnung, was ihn jetzt erwarten würde. Im Grunde war er auf alles gefasst, vom brutalen Mordversuch über tränenreiche Bekenntnisse war alles drin bei diesem Mädchen.

Rika durchbrach als erste die Stille. „Du hast mich heut den ganzen Tag ignoriert.“ „Na ja, ignoriert ist nicht das richtige Wort, würde ich sagen. Gemieden wär richtiger. Ich habe gedacht du hast bestimmt keine Motivation, mit mir in irgend einer Weise zu reden.“ „Hm...“ Sie schaute, die Beine angezogen und die Arme darum verschränkt mit dem Kopf auf die Knie gestützt, den Kindern auf dem Spielplatz zu. Er folgte ihrem Blick und sie sahen einem kleinen Jungen zu, wie er einem Mädchen an den Zöpfen zog und diese dann schreiend davon lief, der ihr hinterher. „Früher war alles irgendwie einfacher... warum sind wir keine Kinder mehr?“ Doch er schüttelte den Kopf. „Ich finde nicht, das früher alles einfacher war. Heute können wir vieles selbst entscheiden, was wir wie machen, unsere Träume sind zum Greifen nah und unsere heutige Unabhängigkeit finde ich um einiges besser als die frühere Pflicht, die Entscheidungen zu unserem Besten zu akzeptieren.“ Sie lachte. „Als wenn du auf solche Entscheidungen Rücksicht genommen hättest. Oder hat dir dein Vater persönlich die Karte für den 12 monatigen Aufenthalt in der Digiwelt besorgt?“ Er lächelte. „Touché. Da nehmen wir uns beide aber nichts würde ich mal behaupten.“Sie schwiegen sich vorerst wieder an. „Wie soll es jetzt weiter gehen?“ Doch er zuckte nur die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich hab eigentlich gedacht du machst deine Drohung von gestern war und sprichst nie mehr mit mir...“ Sie seufzte hörbar auf. „Ich weiß nicht, was ich machen soll, was du erwartest, was... nun ist...“ „Ich erwarte doch nichts von dir, wirklich nicht. Ich hab nur immer das Gefühl, du entfernst dich immer noch mehr von mir als sowieso schon und irgendwie hatte ich Panik, und wenn ich Panik habe, tue ich doofe Sachen, und wenn ich doofe Sachen tue, bist du pissig, und wenn du...“ „Ok,ok, es ist genug, ich hab es verstanden.“ Er brach seine Ausführungen ab und schaute sie an. „Freunde?“ „Nein.“ Trotzig sah sie ihn an. „Ich kann dich immer noch nicht leiden.“ Er sah sie so entsetzt an, dass die lachen musste. „Nein, Scherz. Aber du musst mir versprechen, dass das nicht noch einmal vor kommt... „ Sie sprach nicht aus, was genau sie meinte, doch er wusste es auch so und nickte. „Ich möchte selber entscheiden, wer und wann und...“ Ihr Gesicht war über und über rot, es fiel ihr nach wie vor schwer, über ihre Gefühle zu sprechen. „Ok... gehen wir heim, ich denk es ist vorerst alles gesagt.“ Ryo stand auf und reichte Rika die Hand, um ihr aufzuhelfen. Diesmal nahm sie sie auch an. Sie waren ja jetzt auch Freunde.
 

Und wie sah diese Freundschaft nun im Alltag aus? So wie ihre Feindschaft zuvor auch ;-) Ihre kleinen Debatten und Neckereien waren allgegenwärtig, nur das Rika sich jetzt nicht mehr so über ihn aufregte, sondern sie viel mehr belächelte, genoss. Ryo drängte sich ihr nicht auf, es war, wie er gesagt hatte.

Und auch das Zusammenleben in der Klasse gestaltete sich doch recht angenehm. Langsam fand auch das Gerücht Zerstreuung, dass die beiden ein Paar seien, und so trauten sich auch allmählich die anderen an sie heran.

„Ryo... ich habe 2 Kinokarten für heut Abend, hast du nicht Lust mitzukommen?“ Aiko aus der Parallelklasse hatte sich zu ihnen beim Mittagessen in der Mensa bequemt. Rika unterbrach ihr Gespräch mit Jen und horchte. Aiko war ein nettes und beliebtes Mädchen. Viele der Jungen an der Schule fanden sie mehr als nett, auch die der oberen Klassen. Sie war hilfsbereit und freundlich zu jedem und ihre langen braunen Haare und ihre schlanke Figur trugen den Begeisterungsstürme nur zu. Ryo sah von seinem Teller auf, auf dem er gerade mit Erbsen Türmchen gebaut hatte. „Ähm.. das ist wirklich nett von dir,“ er lächelte sie an, „aber eher nicht, nein danke.“ Sichtlich geknickt ging Aiko wieder zu ihrem eigenen Tisch zurück, an dem ihre Freundinnen auf sie warteten und ihr offensichtlich die Daumen gedrückt hatten. Rika hatte sich sofort Jen wieder zugewendet, doch sie bemerkte den Blick, den Ryo ihr zuwarf und das er auf eine Reaktion hoffte. Doch es erfolgte keiner, weshalb auch er sich wieder seinen Erbsen widmete.

Als sie jedoch gemeinsam den Klassenraum betraten und er ihr den Vorgang zu ihren Tischen ließ, lächelte sie ihn an und die Art, wie ihre Augen leuchten sagte ihm, das dort seine ersehnte Reaktion war und das sie das Geschehen sehr wohl mitverfolgt hatte. 'Vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren...'
 

Die Tage verflogen nur gerade zu, und Ryo und Rika mussten sich gemeinsam aufmachen, das Geschenk für Henry zu besorgen. Sie hatten die 17000 Yen durch 6 einhalb geteilt (einhalb wegen Suzie, die noch nicht so viel Geld besaß, sich aber unbedingt beteiligen wollte) und so blieb letztlich für jeden eine relativ humane Summe über. Rika hatte sich um das Einsammeln gekümmert und Ryos Aufgabe war die Beschaffung, doch sie erklärte sich auf sein Nachfragen gerne bereit, ihn zu begleiten.

Also liefen sie gemeinsam durch die Einkaufsstraße, bummelten an den Schaufenstern vorbei, lästerten zeitweilig über besonders schräge Persönlichkeiten (wie z.B. den Straßenmusiker, der absolut keinen richtigen Ton auf seiner Flöte zu Stande bekam und eigentlich nur Geld von den unfreiwilligen Zuhörern bekam, damit er aufhörte) und ließen sich dann schließlich, als der „geschäftliche“ Teil erledigt war, in einer Eisdiele nieder. Rika musste zugeben, es war wirklich ... nett. Angenehm. Lustig. Und der riesen Eisbecher vor ihr steigerte ihr Wohlbefinden noch ungemein. Irgendwann bemerkten sie zwar, dass vor allem Pärchen um sie herum waren, aber das störte sie dann auch nicht weiter. Letztlich schienen die beiden für Aussenstehende auch zu diesem Club dazuzugehören, inklusive des Kellners, der ihnen einen „Paarmilkshake“ an den Tisch brachte. Ryo wollte die Sache richtig stellen, doch Rika bedankte sich strahlend und erwiderte nur auf den verblüfften Blick ihres „Freundes“; „Was? Einem geschenkten Gaul...“ Sie forderte ihn auf, mitzutrinken und so hatten sie die Chance, sich dabei unentwegt in die Augen zu schauen. Nach geschlagenen 20 Minuten hatten sie den Milkshake dann auch endlich bewältigt und machten sich langsam auf in Richtung Haus. Ryo schleppte Rika die Eisenbahn bis vor die Haustür, verabschiedete sich dann von ihr und machte sich dann ebenfalls auf den Weg heim.

'Ein richtig schöner Tag...' sinnierte Rika als sie die Bahn reinhievte und in der Abstellkammer verstaute.
 

Henrys Geburtstag war da. Schon früh morgens trafen sich die Teenager, um ihr Verhalten zu timen. Sie wollten ihn reinlegen, so tun, als hätten sie es vergessen. Es war Wochenende, die Schule kam ihnen also diesbezüglich nicht in die Quere, und so planten sie einzelne Aktionen.

Am Nachmittag dann rief er bei Takato an mit dem Bestreben sich zu erkundigen, wann er eintreffen würde. „Henry? Das ist ja ne Überraschung. Mensch, tut mir leid, ich hab gerade gar keine Zeit, ich muss mit meinen Eltern los, wir fahren doch heut zu meinem Cousin. Wir sehen uns Montag, ja?“ und legte schnellstens auf. Nun versuchte er sein Glück bei Jen, doch deren Vater erklärte ihm, sie sei mit einer Freundin zum shoppen verabredet.

Traurig legte Henry auf. Hatten seine Freunde ihn wirklich vergessen? Seine Eltern hatten ihm wie jedes Jahr ein großes Geburtstagsfrühstück vorbereitet und seine Geschenke hatte er auch bekommen, doch am meisten hatte er sich auf das Beisammensein mit seinen Freunden gefreut. Also rief er bei Rika an, die ging bekanntlich nie shoppen und hatte auch keine Cousins, die es plötzlich heimzusuchen galt. Doch nach dem es ein paar mal getutet hatte, nahm ein Mann dort ab. Vollkommen desorientiert stotterte Henry, dass er eigentlich Rika Nonaka sprechen wolle und sich wohl verwählt habe. „Henry, bist du das? Hi! Hier Ryo. Ich hab doch heut mein Date mit Rika, sie macht sich gerade fertig, soll ich was ausrichten?“ Nun war Henry völlig am Boden zerstört. Ryo hatte Mitleid mit ihm, durfte sich aber nichts anmerken lassen, weil die anderen ihn sonst erwürgt hätten. „Hör zu, du wolltest doch die CD von mir geliehen haben, ich hab sie hier. Ich hab gedacht, wir kommen noch bei dir vorbei, aber wir schaffen es nicht mehr, Rika braucht so lang. Au...“ gedämpft wurde etwas am anderen Ende genuschelt, bis Ryo wieder richtig am Hörer war. „Also, kommst du kurz vorbei?“ „Rika macht sich doch nie fertig für irgendwas...“ antworte Henry tonlos, sagte aber doch zu, kurz vorbei zu kommen.

'Einfach vergessen... sie haben es einfach vergessen. Das erste Mal in all den Jahren.' Deprimiert und traurig schlurfte er die Straßengassen entlang in Richtung von dem Anwesen der Nonakas. Er hatte seinen Eltern gesagt, er wäre bald wieder da und besorgt hatte ihn seine Mutter gemustert, aber nichts gesagt. Nun erreichte er das Haus, alles sah aus wie immer. Er betätigte die Klingel und einen Moment später wurde ihm die Tür geöffnet. Rikas Oma, die ihn freundlich anlächelte, bat ihn herein zu kommen und im Wohnzimmer auf Rika zu warten, sie käme gleich zu ihm hinunter. Er bgab sich direkt zum Wohnzimmer, dessen Tür verschlossen war.

Als er die Tür öffnete, flogen ihm Luftschlangen um die Ohren und all seine Freunde standen dort, mit seltsamen bunten Partyhüttchen auf dem Kopf und feixten ihm zu. „Ihr seid unmöglich!“ Er versuchte sie böse anzuschauen, lachte aber über das ganze Gesicht. „Happy Birthday, Henry!!“ erscholl es im Chor und einer nach dem anderen kam, ihm zu gratulieren. Nun kamen auch Henrys Eltern und Geschwister hervor. „Ihr habt davon gewusst!“ bedachte Henry sie mit einem bösen Blick, doch seine Mutter wehrte lachend ab. „Ich konnte ihnen doch nicht die Überraschung verderben!“ Sie geleiteten Henry an den großen Tisch, auf dem ein riesiges Päckchen angelehnt war und auf dem eine riesige Torte mit der Aufschrift „Sweet 17“ stand. „Ihr seid total verrückt.“ Er strahlte in die Runde. Jen lachte. „Hast du wirklich geglaubt, wir könnten es vergessen?“ Sie zwinkerte ihm zu. „Na ja, also... Takato bei Verwandten, du shoppen, möglich wär es. Sorgen hab ich mir gemacht als Ryo was von einem Date erzählte... aber Ryo, was is mit deinem Kopf?“ Mit großen Augen besah Henry sich die riesige Beule auf Ryos Schädel. „Meine Hand ist versehentlich draufgefallen“ antwortete Rika statt ihm zuckersüß. „Ich nehme mal an, als er behauptete du brauchst so lang dich fertig zu machen?“

Die anderen quittierten dies nur mir Lachen und so wandten sich alle wieder dem Geburtstagtisch zu.

Finish

Der Geburtstag gestalte sich sehr fröhlich und nett, ein voller Erfolg. Henry war gerührt, wie aufmerksam seine Freunde waren, hatten sie ihm doch die Eisenbahn gemeinsam erstanden, gegen die er sich auf Grund seiner finanziellen Lage entscheiden musste. Die Gruppe hatte sehr viel Spaß und Rikas Haus war wie geschaffen für eine solche Feier. Es war schon spät, als sich die Jugendlichen langsam entschlossen, gen Heimat aufzubrechen. Schon lange zuvor waren Henrys Verwandten gegangen, wollten sie den „Kindern“ ein wenig Freiraum lassen. Seine Eisenbahn befand sich schon in seinem Zimmer zu Haus und wartete auf ihn. „Eigentlich peinlich, in meinem Alter noch so leidenschaftlicher Eisenbahnfan zu sein...“ meinte er leicht beschämt, doch Takato beschwichtigte ihn. „Ach was, wenn du wüsstest, was ich alles toll finde, ungeachtet meines Alters...“ Jen nickte beschämt. „Ja, allerdings, dem stimme ich zu. Manchmal schäme ich mich gerade zu fremd, wenn ich gewisse Dinge in seinem Zimmer entdecke. Wusstet ihr, das Takato eine Leidenschaft für Plüschsaurier hat?“ Mit hochrotem Kopf versuchte der Wuschelkopf, sie zum schweigen zu bringen, doch das Unglück war schon geschehen. Rika lachte schallend, selbst Kazu sah Takato leicht... irritiert und vor allem hochmütig an und Henry war schon viel ruhiger. Rika verstummte plötzlich und sah ihre Chance gekommen, sich an ihrer Freundin für diverse Sticheleien auf einmal rächen zu können. Spitzbübisch grinste sie in die Runde. „Tja Jen... du scheinst ja wirklich OFT bei ihm zu Haus zu sein!? Wie kommt denn das?“ Ryo übernahm so gleich, seit die beiden sich so gut verstanden, lief dieses Zusammenspiel reibungslos an. „Ja Rika, du hast Recht, das ist schon auffällig... was macht ihr beide denn gemeinsam so ganz allein...?“ Jen, die vor Beschämung im Boden versinken wollte, versuchte, sich rauszureden. „Es ist nicht so, wie ihr denkt, also wir lernen ab und an zusammen, und ich meine... ihr wisst doch... mein Vater ist ja auch sehr streng....“ Takato wollte die ganze Debatte beenden. „Das geht euch ja auch mal rein gar nichts an, wir fragen euch ja auch nicht, was ihr so allein treibt.“ „TREEIBEN?“ quitschte Jen fassungslos, „Takato, du machst es nicht besser!“ Frech grinste Ryo die andern an. „Was wir so „treiben“ ist auch nichts für kleine Kinder!“ und legte Rika demonstrativ den Arm um die Schultern, die den Spruch lediglich mit einem unsanften Knuff in seiner Seite quittierte, den Arm aber da beließ, wo er war.
 

So löste sich die Gesellschaft allmählich auf, Jen wollte bleiben und Rika beim Aufräumen helfen, doch die wiegelte ab. „Es ist nicht viel, Dank der fortgeschrittenen Technik muss ich das meiste nur in den Geschirrspüler verfrachten. Außerdem brauche ich nach dem vollen Tag auch mal ein bissel Zeit, allein tief durchzuatmen.“ Beruhigt zog auch Jen davon und so blieben nur noch Rika und Ryo übrig sowie Rikas Großmutter, die sich jedoch diskret verabschiedete. „Ok, ich werde dann auch langsam mal...“ „Du kannst bleiben wenn du möchtest, es stört mich nicht.“ Unsicher schaute er Rika an. Er nahm zumeist Rücksicht auf ihre Wünsche, und so blieb er und ging ihr schweigend zur Hand. Sie war es nach ca. 10 Minuten, die die Stille durchbrach. „Es war wirklich toll heut.“ Ryo nickte nur, fasste sich dann an die Stirn und grinste. „Und meine Beule ist auch fast wieder weg.“ Sie streckte ihm die Zunge entgegen. „Du bist selber schuld, stell mich doch nicht so als Tussi hin, die sich ewig für irgendwas fertig macht.“ Sie ließ die Hand, die sie sich gerade abgetrocknet hatte, über seinen Kopf gleiten und sie kurz an der Beule ruhen. „Leichte Schläge auf den (Hinter)Kopf erhöhen das Denkvermögen, im Grunde habe ich dir 'nen Gefallen getan.“ „Ja, ab morgen bin ich die Leuchte der Galaxie, und das habe ich allein dir zu verdanken! Wenn ich meinen Nobelpreis erhalte, werde ich mich natürlich bei dir Bedanken in aller Öffentlichkeit für deine fürsorgliche Gewalt!“ Sie grienten sich beide an.
 

„Es ist spät, ich sollte mich auch langsam auf den Weg machen.“ „Hm... kommst du jetzt überhaupt noch heim? Kann dein Dad dich nicht abholen? Ich würde ja meine Mum fragen, aber sie ist ja bei diesem Shooting in Amerika...“ „Das ist alles kein Problem. Mein Dad ist nicht zu Hause, aber ich gehe ganz gern öfter mal zu Fuß, in einer Stunde bin ich zu Haus.“ Besorgt runzelte Rika die Stirn. „Du willst um diese Zeit noch zu eine ganze Stunde zu Fuß heim gehen? Und es erwartet dich ohnehin keiner zu Haus... du kannst in unserem Gästezimmer schlafen, wenn du möchtest?“ Unsicher sah Ryo sie an. War es wirklich in Ordnung? Um ehrlich zu sein hatte er wirklich keine Lust, jetzt noch den langen Fußmarsch anzutreten, zumal er sehr müde war und außerdem eine gewisse Chance darin sah, bei ihr zu übernachten. Es war überhaupt ein Wunder, dass sie es ihm anbot... andererseits wusste er ebenfalls, dass Rika sich nie zu etwas drängen ließ. „Also wenn es dir wirklich keine Umstände macht...“ „Ach wo! Das Bett ist sowieso immer bezogen und du hast es gut, es ist gemütlich und direkt zu deinen Füßen hast du einen Fernseher stehen. Lust, noch einen Film zu sehn?“ Er nickte. „Klar, läuft was Gutes oder hast du was anderes im Sinn?“ Argwöhnisch betrachtete sie ihn. „Wie was anderes? Akiyama, ich warne dich, das ist keine Einladung, dich über mich her zu machen!“ Entsetzt wedelte er mit den Händen. „Einen Film, verdammt noch mal, ich meinte einen speziellen Film!“ Als er nun die belustige Miene des Mädchens sah, wurde ihm sofort klar, dass sie ihn lediglich hatte auflaufen lassen. „Irgendwann räche ich mich für alles...“ murmelte er daher vor sich hin, folgte ihr dann aber lächelnd in Richtung des Gästezimmers.
 

Es war hell und geräumig, wie alles in diesem Haus war es ebenfalls großzügig bemessen. Ein großes Doppelbett befand sich auf der rechten Seite unter 2 Fenstern, die von 2 wallenden weißen Gardinen geschmückt waren. Vor dem Bett, also mit der Rückseite zur Tür zeigend, stand ein Fernseher auf einem Tischchen, unter dem ein DVDPlayer untergebracht war. Auf der anderen Seite des Zimmers befanden sich ein großer Tisch, auf dem eine Vase mit Lilien standen und zwei gemütliche braune Sessel davor. „Ich wusste nicht, dass ihr so ein gemütliches Zimmer hier brach liegen habt... zu wann kann ich einziehen?“ „Nur über meine Leiche!“ Rika wies mit dem Kopf auf die Seitentür, die Ryo bislang gar nicht bemerkt hatte. „Da ist unser Gäste-Bad. Handtücher sowie einen Pyjama kannst du da finden, auch eine frische Zahnbürste wartet dort auf dich. Meine Großmutter hat vorsichtshalber etwas bereit gelegt, falls jemand von euch nicht mehr im Stande ist, noch heimzufahren.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Mach es dir gemütlich, ich bin bald wieder da, werde nur kurz was zu Trinken und den Film holen...“ sprachs und verschwand.

Ryo sah sich im Zimmer um und konnte sein Glück kaum fassen. 'Das ist unglaublich... ich werde hier heute schlafen. Mit ihr unter einem Dach! Ja, klar haben wir schon gemeinsam unter einem Dach geschlafen,aber da waren immer die anderen mit bei...' Er versuchte, sein pochendes Herz zu ignorieren. „Freunde... Freunde sind wir... ich geh ins Bad.“

Dort zog er sich den bereit gelegten Pyjama über und spritze sich kaltes Wasser in sein Gesicht in der Hoffnung, es möge ihn ein wenig abkühlen. Dann betrat er den Raum wieder, zog die Tagesdecke von dem Bett und legte sie zusammengefaltet auf die Lehne eines Sessels, dann schüttelte er die beiden Kissen so auf, dass man im Sitzen von der kalten Wand hinter dem Bett geschützt war und machte es sich dann gemütlich. Als Rika zurück kam, war sie beladen mit 2 DVDs und einem Tablett, auf dem 2 Gläser und eine Flasche Wasser standen. Sie balancierte das ganze zum großen Tisch und reichte Ryo dann eines der Gläser. „Stell es ruhig auf die Fensterbank.“ Dann schaltete sie den Fernseher an und hielt ihm die beiden Filme zur Auswahl. „Transformers“ und der Anime „X“ leuchteten ihm entgegen. Er wies auf den Film. „Wenn es dir nichts ausmacht, wäre ich für den. Wollte den ohnehin schon im Kino sehen, fand nur keinen, der mit wollte.“ Rika sah ihn entgeistert an. „Toll, hätte ich das gewusst....“

Der Film dauerte knappe 2 Stunden, in denen sie nebeneinander auf dem Bett hockten und sich berieseln ließen von den Figuren und dem Geschehen. Hinterher wirkte Rika leicht melancholisch. Sie hatten den Fernseher lautlos, Rika lag mit dem Kopf auf dem Kissen und starrte an die Decke.

„Was ist los?“ Doch sie schüttelte nur den Kopf und schwieg. Nach einigen Minuten raffte sie doch auf, etwas zu sagen. „Menschen und Maschinen gemeinsam.... erinnert dich das nicht an etwas?“ „Doch,“ er nickte, „ich wollte nur nichts sagen, damit du nicht traurig deshalb wirst...“ „Was sie wohl machen? Ob es ihnen gut geht? Ob sie uns vermissen? Aber vielleicht ist ihnen ja auch schon längst was passiert, vielleicht wurde Renamon verletzt oder schon längst von einem andern Digimon geladen.... vielleicht...“ Doch Ryo unterbrach sie. „Renamon ist stark, und das weißt du. Unser Auftauchen in der Digiwelt hat etwas verändert, ich könnte mir auch vorstellen, dass unsere Digimon viel Zeit miteinander verbringen und sich so gegenseitig unterstützen... ok, eure, bei genauerer Betrachtung, meines nicht.“ Er hoffte, er könnte sie beruhigen, und scheinbar entspannte sie sich wirklich nach seinen Worte. „Ich vermisse sie...“ Ihre Stimme wurde allmählich schläfrig, ihre Augen immer schwerer und irgendwann waren sie dann einfach zu und ihr gleichmäßiges Atmen verriet, dass sie eingeschlummert war. Ryo stand auf, bugsierte sich möglichst vorsichtig über sie hinüber, stelle die Gläser auf den Tisch, schaltete den Fernseher aus und legte sich dann neben sie an die Wandseite. Bevor er einschlief, deckte er sie nochmals mit der Decke richtig zu und fiel dann kurze Zeit später selber in einen ruhigen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen wurde Rika durch das Zwitschern der Vögel draußen geweckt. Irritiert rieb sie sich die Augen und fragte sich, warum sie nicht in ihrem Bett lag. Als sie neben sich sah, stockte ihr für einen Moment der Atem. Da lag Ryo neben ihr. Mit Ryo in einem Bett. Allein... Ja, richtig, sie musste gestern eingeschlafen sein. Und zugedeckt war sie sogar auch. Sie lächelte. Sie hatte die Nacht neben ihm verbracht, ohne, dass er dies ausgenutzt hatte. Ein warmes Gefühl durchflutete sie. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie fragte sich, warum das so war. Für gewöhnlich brachte sie so leicht nichts aus der Ruhe. Überhaupt verstanden sie sich die letzten Wochen überragend gut, sie konnte sich gar nicht mehr richtig erinnern, wieso es früher immer zu den massiven Auseinandersetzungen gekommen war. „Eigentlich... geht es mir richtig gut...“ dachte sie laut nach und wurde tiefrot, als neben ihr plötzlich ein „Das freut mich aber!“ erscholl.

„G..Guten Mo...Morgen...“ stotterte sie ihm entgegen, was ihn grinsen ließ. 'diese Grübchen um die Mundwinkel sind aber auch unverschämt, sowas sollte verboten werden...' „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“ Sie nickte nur. Ein Schauer durchfuhr sie und so zog sie die Decke automatisch höher bis an ihr Kinn. „Ist dir kalt?“ „Ich weiß nicht, es schüttelt mich einfach ein wenig...“ Ohne auf ihre Reaktion zu achten, rutschte er ein wenig näher an sie heran und zog sie in seine Arme, so dass sie die Wärme seines Oberkörpers spüren konnte. „Ryo... hey.. nicht...“ Doch er ließ nicht locker und so sah sie ihm direkt in die Augen. „Keine Sorge, ich stelle nichts an. Wenn dir kalt ist, wärme ich dich. Nichts anderes.“ Merklich entspannte sie sich und senkte den Kopf, um ihn nicht so anstarren zu müssen. Es schauerte sie immer noch, doch es war ein angenehmer Schauer, von Kälte keine Spur. Der Schlag ihres Herzens beschleunigte sich noch um ein Vielfaches, doch nicht nur ihr erging es so. Während ihre Stirn nun an seinem Oberkörper lag, konnte sie das heftige Pochen seines Herzens spüren und musste unwillkürlich grinsen. So cool war er also auch nicht...
 

Die Tür quietschte und ein dezentes Räuspern war zu hören. Rika fuhr erschrocken auf, ihre Großmutter stand in der Türschwelle und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel „Dachte ich mir doch, dich... euch... hier zu finden. Guten Morgen, ich würde dann mal Frühstück machen und erwarte euch dann unten.“
 

Peinlich berührt sprang Rika aus dem Bett und auch Ryo schien das Ganze recht unangenehm zu sein. „Wir haben nichts getan...“ gab er trotzig zum Besten, doch das leuchtende Rot seines Kopfes verriet ihn, dass er sich nichts desto trotz ertappt fühlte. „Ich... gehe mich dann mal frisch machen. Du kannst auch duschen gehen, wie gesagt, Handtücher und so...“ und zack war sie auch schon entschwunden.

Eine viertel Stunde später fanden sich alle zum Frühstück ein. „Das sieht lecker aus, Omi, vielen Dank!“ Rika hatte ihre Selbstbeherrschung wieder gefunden und war nicht gewillt, sich vor ihrer Großmutter Blöße zu geben oder sich etwas andichten zu lassen. Sie war sich keiner Schuld bewusst!

„Und, habt ihr gut geschlafen?“ fragte die nur und ließ es dabei auch bewenden. „Ja danke, recht gut.“ Ryo versuchte, Rikas Beispiel zu folgen. „Ich werde dann auch allmählich nach Hause aufbrechen...“ Rika biss gerade von ihrer Scheibe Toast ab. „Ich komme mit dir, ich habe versprochen, Jen heute ihre CDs zurück zu bringen, die sie für gestern mitgebracht hatte. Gestern waren die einfach noch nicht sortiert nach ihren und meinen.“ So verließen die beiden Teenager die Küche, kleideten sich schnell an und die Tür fiel eilends hinter ihnen ins Schloss.

Schweigend trabten die beiden eine Weile nebeneinander her. „Also... das wir heut Nacht in einem Bett geschlafen haben...“ „Mach dir keine Sorgen, ich erzähl das niemandem, und es ist ja nun wirklich gar nichts passiert.“ unterbrach er sie und versuchte, Zuversicht auszustrahlen. „Wir sehen uns dann Morgen in der Schule!“ Sie hob die Hand zum Abschied und sah ihm hinterher, wie er Kurs auf die Bushaltestelle nahm. „Ok.... nun machen wir eine halbe Stunde nen kleinen Spaziergang, damit es nicht so auffällig ist, wenn ich so schnell wieder heim komme.“
 

Der nächste Tag startete wie üblich; Rika war in Hektik, pünktlich zur Schule zu kommen, während Takato und Jen schon auf sie warteten. „Guten Morgen,“ begrüßte sie ihre beiden Freunde schon von weitem. „Und, ist euer Haus wieder hergestellt?“ Erstaunt blickte Rika Takato an. „Wir haben ja kein Tabularasa veranstaltet, klar ist wieder alles aufgeräumt.“ „Und, wie war es noch mit Ryo?“ stichelte Jen. „Er war ja noch da, als wir gingen.“ Rikas Wangen wurden von einem leichten Rot überzogen, versuchte aber, dies zu überspielen. „Wie soll es schon gewesen sein, normal.“Kazu, der inzwischen eingetrudelt war, erregte Takatos Aufmerksamkeit, so dass nur Jen ihre Reaktion mitbekam. „Erzähl!“ quiekte sie los, und Rika verdrehte nur entnervt die Augen. Sie zog die Freundin ein gutes Stück mit sich, um aus der Hörweite der anderen zu sein. „Aber du wirst es niemandem erzählen!!!“ „Nein, Ehrenwort!“ und wie zum Schwur erhob Jen ihre Hand. Rika holte tief Atem, schaute sich nach geheimen Lauschern um, konnte aber niemanden ersichten. Der übliche Trubel nach dem Wochenende war auf dem Schulhof eingekehrt, niemand kümmerte sich um sie. „Er hat die Nacht bei mir übernachtet, im Gästezimmer, und... ich habe ebenfalls mit in dem Bett geschlafen.“ Stille. Mit aufgerissen Augen blickte Jen sie an. „IHR HABT WAAAAAAAAAAAAAAAAAS?“ Jegliches Treiben auf dem Schulhof war wie eingefroren, alle Augenpaare richteten sich auf die beiden Freundinnen, es herrschte eine Stille, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Entsetzt zerrte Rika Jen hinter sich her auf der Suche nach einem stillen Plätzchen. „Wir haben gar nichts!“ zischte sie ihr zu. „Nur geschlafen. Nebeneinander, morgens haben wir gefrühstückt und er fuhr heim.“ Jen sah aus, als wäre sie kurz vorm Hyperventilieren. „Das ist ja... sensationell. Vor 3 Monaten hätte man euch nicht mal allein in einem Raum lassen können, und nun teilt ihr ein Bett miteinander...“ „JEN! Vielleicht noch ein wenig lauter, es gibt bestimmt Leute, die es noch nicht gehört haben.“ Jen versuchte, sich zu beruhigen. Sie atmete tief ein und aus, fächelte sich Luft zu und ihre Wangen waren ganz gerötet. „Ok... ich mein, da ist ja nichts mit bei, wenn man zusammen in einem Bett...“ Genervt drehte Rika sich weg. „Ich habe jetzt Englisch.“
 

Sie bereute es, Jen davon erzählt zu haben, vor allem, dass die dann auch noch die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen hatte. Es kam ihr auch so vor, als würden sie die Blicke aller quer durch die Schule verfolgen. Als Ryo irgendwann zu ihr aufschloss, wurden die beiden besonders seltsam beäugt. Auch Ryo fiel das auf, doch er ignorierte das Gemurmel, es war ihm gleich. Dieses Verhalten ihrer Mitschüler zog sich die ersten konstant dahin. Erst in der Mittagspause in der Cafeteria kam es zum endgültigen Eklat....

Das Grüppchen teilte sich wie üblich einen Tisch, Jen hielt ihren Kopf gesenkt, um weder Ryo noch Rika anzusehen und ersterer versuchte irritiert zu ergründen, warum sich alle so seltsam benahmen. Henry grinste die beiden von einem Ohr zum andern wissend an, Takato warf ihnen immer wieder hecktische Blicke zu und Kazu taxierte Rika mit gerade zu hasserfüllten Blicken. „Meine Güte, Kazu, WAS ist denn? Habe ich nen Keks auf der Nase?“ „Nein, aber wer weiß, was du im Bauch hast?“ Vollkommen desorientiert blickte sie ihn an. „Hä? Würde sagen nen Apfel, zumindest war das mein Frühstück...“ Sie schüttelte den Kopf und widmete sich weiter ihren Spaghetti, doch der Appetit darauf blieb weiterhin aus. Neben ihr tauchten plötzlich 4 Jungen aus der Parallelklasse auf und stellten sich demonstrativ neben ihren Platz. Nach 2 Minuten wurde es Rika zu bunt.“Was?“ „Wir stellen uns nur an.“ antworte der vorderste, Mitsuhiko Fukushima, wenn Rika sich richtig erinnerte. „Wirkt das hier auf dich wie ein Flohmarkt?“ „Nein, aber wir dachten, du lässt uns vielleicht auch mal ran.“ Das Blut rauschte in Rikas Ohren, sie ahnte, was er meinte, stellte sich jedoch dumm. „Sry, ich teile mein Essen nur äußerst ungern.“ „Dafür aber scheinbar dein Bett, wie man überall hört. Und der Braten in der Röhre soll ja auch schon vorbereitet sein.“ Rika war sich nicht sicher, ob sie lachen oder weinen soll. Ryo schaute sie mehr als irritiert an und wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Rika hatte sich mittlerweile erhoben. „Mag sein, aber selbst ich habe noch irgendwo Geschmack, die Entfernung zwischen dir und meinem Bett ist noch weiter als die des Pluto zur Erde.“ „Kann mir mal jemand erklären, was hier los ist?“ „Klar. Es kursiert überall das Gerücht in der Schule, dass du und Rika die Nacht miteinander verbracht habt, und das angeblich nicht zum ersten Mal.“ mischte Kazu sich ein und beschoss Rika weiterhin mit imaginären Pfeilen aus seinen Augen. „Hey, Akiyama, wie ist Nonaka denn so in der Kiste?“ Wutentbrannt sprang nun auch Ryo auf. „Die einzige Erfahrung, die du mit ner Kiste machen wirst, ist die mit einer, die tief nach unten in die Erde eingelassen wird, wenn du so weiter machst.!“ Rika legte ihm besänftigen die Hand auf den Arm. „Mich würde mal interessieren, woher ihr eure Informationen so bezieht...“ meinte sie bittersüß lächelnd. „Also bitte, das wissen doch alle seit heute Morgen.“ „Und gleich neben der Tratsch-Gazette war auch die Akte meines Frauenarztes dabei, in der nachzulesen war, dass ich schwanger bin, verstehe. Seht zu, dass ihr Land gewinnt, ihr langweilt mich.“ Damit setzte sie sich wieder und widmete sich betont enthusiastisch ihren Nudeln. Mitsuhiko für seinen Teil hielt die Debatte offensichtlich noch nicht für beendet und griff nach Rikas Arm, doch bevor er sie auch nur anrühren konnte, wurde seine Hand unsanft weggeschlagen. „Denk nicht mal daran, sie anzufassen!“ Mühsam beherrscht starrte Ryo sein Gegenüber an. „Oh, er will seine kleine Freundin beschützen...“ „Ja, richtig, dass will er. Er kann übrigens richtig, richtig sauer werden. Da hört dann das Grinsen irgendwann auf, vor allem, wenn er voller Begeisterung das deinige aus deiner Visage wischt. Wobei das als einziges wirklich witzig wäre.“ Sein Gegenüber lachte jedoch nur höhnisch auf. „Als wenn du dich das trauen würdest. Ohne dein Digimon kochst du doch auch nur mit Wasser wie jeder andere hier auch.“ „Richtig, allerdings wirst du die Möglichkeit haben, festzustellen, dass ich mehr Rezepte kenne als du.“ Mitsuhiko hatte schon den Mund geöffnet für eine Entgegnung, doch plötzlich stellte er fest, dass seine Rückendeckung gerade dabei war, sich zu verdünnisieren. „Was macht ihr denn?“ „Sorry, aber uns war nicht klar, dass wir uns auch gleich seinen Zorn mit auferlegen, wir sind doch nicht dämlich.“ Unschlüssig stand der Zurückgelassene nun allein auf weitem Flur, warf noch einen letzten verächtlichen Blick zu Rika hinüber und zog dann, vorerst geschlagen, von dannen. Ryo setzte sich ebenfalls und langsam kam das gewöhnliche Treiben der Cafeteria wieder in Gang. „Du kannst kochen?“ „Jap, allerdings sehr einseitig, ich glaube nicht, dass du davon satt werden würdest.“ „Och, ich würd das gern mal testen.“ sie lachte ihn an, wurde aber schnell wieder Ernst. „Entschuldige, ich habe heut Morgen mit Jen gesprochen und ja, ihre Fassungslosigkeit schlug weite Wellen und wie Stille Post nun mal so ist, am Ende kommt immer etwas anderes heraus...“ Er zuckte mit den Schultern. „Es gibt schlimmeres, als verdächtigt zu werden, mit dir ein Verhältnis zu haben.“ Sie rammte ihm ihren Ellenbogen in die Seite, was abermals mit bösen Blicken kommentiert wurde. Es klingelte zum Pausenende, Rika stand auf, nahm ihre Tasche und wendete sich noch, bevor sie den Raum verließ, an Kazu; „Und du bist ja wohl so dämlich, dass ich einfach mal sprachlos bin. Hörst ein Gerücht und tratscht es vermutlich gleich noch weiter ... du bist schlimmer als jedes Mädchen.“
 

Am Nachmittag traf Rika sich mit Ryo, um ein gemeinsames Projekt fertigzustellen, dass sie 2 Tage später vortragen sollten. Schon als er das Haus betrat empfand Ryo die Stimmung als angespannt. Kam es ihm nur so vor, oder musterte Rika ihn unentwegt? Nach ca anderthalb Stunden seufzt er verwirrt und gedachte, die Stimmung ein wenig aufzulockern. „Du kannst mich noch so sehr nieder starren, ich koche nicht für dich.“ „Was?“ entsetzt schaute sie ihn an, scheinbar war sie gerade aus weit entfernten Sphären wieder auf dem Heimatplaneten gelandet. „Du starrst mich die ganze Zeit an. Stimmt irgendetwas nicht?“ Vehement schüttelte sie den Kopf. „Nein, alles Bestens.“ Er wies auf ihre gemeinsame Arbeit. „Also, die Grundzüge des Ganzen haben wir. Wie beginnen mit der Kriegerepoche und beschreiben die wichtigsten Merkmale.“ „Ich wollte mich bei dir bedanken für heut Nachmittag.“

Vollkommen verdutzt blickte er sie an. „Was?“ „Ja, ein plötzlicher Gedankensprung, ich weiß, aber das geht mir schon die ganze Zeit im Kopf herum. Für dich war das auch unangenehm, aber du hast mich verteidigt, ich danke dir. Es ist schön zu wissen, dass man jemanden hat, auf den man sich verlassen kann, komme was da wolle.“ „Klar, wir sind Freunde.“ „Nur Freunde?“ eindringlich schaute sie ihn mit klaren Augen an und er versuchte, den Blick zu erwidern, wandte den Kopf dann aber doch ab. „Na ja... was heißt nur, im Gegensatz zu früher ist das eine Wendung um 180 Grad.“ „Ich frage mich nur... es ist schon etwas her, als du mir sagtest, das... du... also du.. mich... irgendwie.... also was ich sagen will...“ sie brach ab und raufte sich die Haare. „Maaaahaaaaaaann.“ „Dass ich dich liebe, ja.“ Baff starrte sie ihn an, immer noch mit den Händen in den gerauften Haaren. „Ok... sehr frei heraus... ist das immer noch so?“ „Du kannst mir das nicht verbieten. Ich mein, ich habe dich ja kein (weiteres) Mal überfallen oder so, ich kann das auch nicht einfach abschalten. Es ist einfach so, und wenn ich behaupten würde, dass es weniger gewurden ist in der letzten Zeit, wo wir sehr viel miteinander gemacht haben, würde ich lügen...“ Sie stand auf und kam um den Tisch herum. Er war eigentlich gefasst auf alles und sah vor seinem geistigen Auge schon, wie er ihren Schlag abwehren würde, doch was jetzt kam.... war irgendwie... unwirklich. Sie hatte sich vorgebeugt und drückte ihm sanft ihre Lippen auf die seinigen. Wie nach einem elektrischen Schlag wich er zurück. „Was... was tust du denn?“ „Ich entscheide, mit wem, wann und wo...“ und widerholte das Ganze nochmals, doch diesmal wich er nicht zurück....



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  Lilika
2014-06-17T21:33:58+00:00 17.06.2014 23:33
die Story gefällt mir gut... besonders da rika ihren Sturkopf behält*g*
lg
lilika
Von:  Kimie_Yashi
2008-01-09T12:29:02+00:00 09.01.2008 13:29
Boa.... wie gemein >_< der arme Henry!
Aber das mit Rikas & Ryos Date war toll, dass sie sogar 'erlaubte', dass er das zu Henry sagt und dann 'nur' wegen der Bemerkung mit dem 'scih fertig machen' eine gescheuert bekommen hat ^___^
Fand die Stelle auch noch süß, als die beiden unterwegs waren und dann diesen Pärchenmilcheshake vorgesetzt bekommen & Rika auch nichts gesagt hat ^-^

Freu mich schon auf das nächste Kapitel *hüpf*
Alles Liebe, bis zum nächsten Mal....
Kimie
*knuddel*
Von:  Kimie_Yashi
2008-01-07T23:18:11+00:00 08.01.2008 00:18
ERSTE!!!! *freu*

Ach, war das mal wieder klasse ^-^
finde es total toll wie sich Rika in ihrem Bettchen die ganze Nacht über Gedanken darüber macht, ob sie nun Ryo mag oder nicht und was Liebe etc. überhaupt ist bzw. wirlich existiert....
und dann das Ryo ihr aus dem Weg geht.... schon ein bisschen gemein, aber zu verstehen.
Hoffentlich renkt sich nach dem Gespräche alles soweit wieder ein Q_Q

Alles Liebe & bis zum nächsten Mal.....
*knuddel*
Kimie
Von:  Kimie_Yashi
2008-01-07T00:05:37+00:00 07.01.2008 01:05
Ach.... war das romantisch im Park mit dem Kuss.... die Erkenntnis, dass sie seine Liebe ist, kam ja wirklich ziemlich spät und auch nur mit Ryos Hilfe ^.~
'Das wird Takato nicht gefallen...' da denkt man wirklich im ersten Augenbick 'Hä? Wieso denn Takato?' und dann fällt der Groschen 'Jen'....
die Szene ist auch KLASSE!!!!

Hoffe es wird bald weitergehen....
alles Liebe und gute Nacht,
Kimie
Von:  Kimie_Yashi
2008-01-07T00:03:07+00:00 07.01.2008 01:03
Boa... gemein was Ryo ihr so alles an den Kopf knallt.... aber zumindest rettet er ihr das Leben XD

Die Wortgefechte davor mit den anderen sind super, vor allem ab dem Teil, als Ryo von Henry und der Eisenbahn erzält und Ryo dann indirekt sagt, dass Rika nicht hübsch ist (obwohl er genau das Gegenteil denkt) XD
Von:  Arashi
2007-12-30T21:16:32+00:00 30.12.2007 22:16
sehr realistische einschätzung der charaktere und tolle story =) biite, bitte weiterschreiben!
Von: abgemeldet
2007-05-23T13:01:26+00:00 23.05.2007 15:01
aloha^^

bidde schreib weiter die ff ist der hammer bitte bitte bitte
bis denne marronchan
Von: abgemeldet
2006-08-23T17:07:18+00:00 23.08.2006 19:07
Super, schreib schnell weiter!!^^
Von:  RubyPond
2006-08-05T19:35:43+00:00 05.08.2006 21:35
Hi, mir gefällt die story richtig gut.^^
Schreb weiter, du kannst doch nicht an so einer Stelle aufhören...°.°
Von: abgemeldet
2006-05-19T21:14:57+00:00 19.05.2006 23:14
Das ist echt ne schöne Ryoki.
Gefällt mir echt gut!


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