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Das Geisterschiff oder Eine Nacht im Regen

Part 11 ist online =)
von

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Der Streit

Titel: Das Geisterschiff oder Eine Nacht im Regen

Part: 1/?

Autor: Morwen

Mail: MorwenEledhwen@gmx.de

Fandom: One Piece

Warnung: Shounen-Ai (ein wenig), Comedy, Angst (glaube ich), Horror (je nachdem) und sinnlose Dialoge - ähm ... ja, das war's. ^^

Pairing: Sanji x Zorro (angedeutet)

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Da ich mich gerade (wie so oft ^^') in einer geistigen Schaffenskrise befinde, lade ich zur Abwechslung mal eine andere, schon etwas ältere (ebenfalls noch nicht beendete T_T) Geschichte hoch. Die Idee dazu kam mir beim Hören der Musik von den Red Hot Chilli Peppers, wieso auch immer ...^^' Ich hoffe, es erbarmt sich jemand dieser Geschichte und liest sie *bittend guck* - über Kommentare wäre ich jedenfalls sehr erfreut. ^^

Inhalt: Sanji und Zorro werden von Nami zur Nachtwache verdonnert, bei der sie nicht nur dem anhaltenden Regen ausgesetzt sind, sondern auch noch eine merkwürdige Entdeckung machen ... mehr kann und will ich dazu nicht sagen, doch wer das Märchen "Die Geschichte vom Gespensterschiff" von Wilhelm Hauff kennt, kann sich vielleicht denken, was passiert ... *fies grins*
 


 

Das Geisterschiff oder Eine Nacht im Regen

~frei nach Wilhelm Hauff~
 

Part 1 - Der Streit
 

"RAUS!"
 

Im hohen Bogen flog eine Gestalt aus dem Gemeinschaftsraum der Flying Lamb hinaus auf das Deck.
 

"Aber Nami, Schatz ..." "Ich sagte, RAUS!!!" Eine zweite Gestalt folgte der ersten mit der gleichen Geschwindigkeit und prallte schmerzhaft auf die Planken.
 

"Kommt erst wieder rein, wenn ihr euch beruhigt habt!" rief ihnen die Navigatorin wütend nach, bevor sie beim Reingehen die Tür hinter sich kraftvoll ins Schloss warf.
 

Murrend rappelten sich die beiden jungen Männer auf.
 

"... gleich so überzureagieren ...", knurrte Zorro und klopfte sich den Staub von den Sachen.
 

"Du hättest mir ja nicht den Stuhl überbraten müssen!" meinte Sanji, der sich neben ihm an der Reling hochzogen hatte und sich gerade eine Zigarette ansteckte.
 

"Wer hat mir denn Tabasco in die Suppe getan?" fragte der Schwertkämpfer wütend.
 

"Du hast mein Essen beleidigt!" konterte der Koch und seine schwarzen Augen funkelten den anderen bedrohlich an.
 

"Wer will denn deinen Fraß schon essen!"
 

"Es zwingt dich ja keiner dazu! Meinetwegen kannst du auch verrecken ... "
 

Sanji duckte sich blitzschnell, als Zorro's Faust auf ihn zuraste, dann holte er aus und im nächsten Augenblick flog der Schwertkämpfer quer über das Deck und krachte in einen Stapel leerer Fässer und Kisten. Doch er stand wortlos wieder auf und ging auf den anderen zu.
 

"Willst du Ärger, Schiffskoch? Ich warne dich ... ", sagte er mit gefährlich leiser Stimme.
 

Der Smutje zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und zog an seiner Zigarette. "Glaubst du, ich habe Angst vor dir?" meinte er spöttisch.
 

Zorro grinste und ließ seine Fingerknöchel knacken. "Noch nicht ... "
 

Und die Prügelei begann.
 

**************************************
 

Nami stand am Fenster und sah hinaus. Ab und zu flog eine Gestalt vorbei, die jedoch sofort wieder aufsprang um sich auf den Gegner zu stürzen, und man konnte es auf dem ganzen Deck krachen und scheppern hören.
 

"Wasn los?" fragte Ruffy kauend, der hinter ihr am Tisch saß und genüßlich in eine Lammkeule biss.
 

"Wo sind Zorro und Sanji?" Nami, Lysop und Chopper verdrehten demonstrativ die Augen - Ruffy bekam mal wieder nichts mit. Die Diebin seufzte.
 

"Wenn diese Idioten so weitermachen, demolieren sie unser Schiff." sagte sie genervt.
 

"Ach, lass sie doch", meinte Lysop, der neben sie getreten war und gebannt hinaussah. "Das ist besser als im Theater - sie wirken einfach ... echter. Sie sind schließlich mit Leib und Seele bei der Sache."
 

Die Navigatorin warf ihm jedoch nur einen Blick zu, der ihn angstvoll zurückweichen ließ. "Ich habe nichts dagegen, dass sie sich gegenseitig die Birne einhauen", korrigierte sie. "Aber wer muss immer die Reperaturen bezahlen? Das bin ja wohl ICH!"
 

Bei diesem kurzen Gefühlsausbruch wichen alle anderen im Raum instinktiv ein Stück zurück.
 

Chopper sah von der Seekarte auf, die er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte, und räusperte sich.
 

"Mein Vorrat an Pflastern und Verbänden geht auch langsam zur Neige", erklärte er sachlich. "Der durchschnittliche Verbrauch ist bei den beiden höher, als bei uns vier zusammen."
 

Vor dem Fenster flog gerade Sanji vorbei, dann hörte man ein lautes Krachen.
 

Nami begann zu kochen. "Jetzt reicht's!" Sie krempelte ihre Ärmel hoch und stapfte auf die Tür zu.
 

Doch Chopper hielt sie zurück. "Äh, warte mal kurz, Nami ... "
 

"Was ist?" Ungeduldig sah sie ihn an.
 

Der Elchmensch deutete auf einen Punkt auf der Karte. "Wir müssten uns doch im Moment etwa hier befinden, oder?"
 

Die Diebin ging zurück zum Tisch und sah über seine Schulter. "Ja, das stimmt."

Fragend blickte sie ihn an. "Wieso willst du das wissen?"
 

"Weil wir, ... " Chopper's Huf glitt weiter nach rechts über die Karte. " ... wenn wir diesen Kurs weiter verfolgen, genau in diesen seltsamen weißen Nebel hier kommen."
 

An besagter Stelle entdeckte Nami eine eingezeichnete graue Wolke, die mit dem einfallsreichen Namen "merkwürdiger, nocht nicht genau identifizierter, grauer Nebel, in dem ab und an Schiffe verschwinden" betitelt war. [Anm. d. A.: Dieser Name könnte fast aus einem Discworld-Roman stammen ... ^^']
 

Sie starrte auf die Karte. Es gab keine Möglichkeit, den Nebel zu umgehen, ohne dabei einen Umweg von mehreren Tagen zu machen, ihn zu durchqueren würden sie nach Nami's Schätzung jedoch in einer Nacht schaffen.
 

"Gibt es Probleme?" wollte Lysop wissen.
 

"Ach, nichts besonderes ... wir schippern nur gerade in einen ungewöhnlichen, Menschen und Schiffe verschlingenden Nebel hinein, also eigentlich nicht weiter schlimm ..."
 

Nami grinste, als sie Lysop's entsetztes Gesicht sah.
 

"Wir wollen da doch nicht wirklich rein, oder?" rief er und versteckte sich hinter einem Stuhl.
 

Auch Chopper starrte sie offenen Mundes an. "Das ist doch nicht dein Ernst?!?"
 

Nami hob die Schultern. "Also eigentlich weiß ich nicht, was ihr habt. Bei dieser Mannschaft haben wir doch eh nichts zu befürchten, was macht euch dann solche Sorgen?" Streng sah sie Chopper und Lysop an, die sich ängstlich aneinander geklammert hatten. "Oder was meinst du, Ruffy?"
 

"Hm?" Ihr Kapitän sah auf.
 

"Sollen wir in diesen Nebel fahren oder nicht?" wiederholte Nami ihre Frage.
 

Ein verständnisloses Lächeln legte sich auf Ruffy's Gesicht, doch dann nickte er.

"Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber wenn es Spaß macht, klar!"
 

Die Navigatorin seufzte. "Wieso nur habe ich das Gefühl, dass ich die einzige Person an Bord bin, die hier von irgendetwas einen Plan hat?" Sie sah zur Tür, als von außen etwas heftig dagegenstieß.
 

"Du willst Schwertkämpfer sein?" hörten sie Sanji rufen."Hast du keine Kraft in den Armen, oder wieso sind deine Schläge so lasch?"
 

"Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, du Schwächling!" antwortete Zorro und das Schiff erbebte erneut.
 

"Oh Mann, diese Idioten!" Nami stürmte zur Tür und riss sie auf. Die Kampfgeräusche ertönten vom Heck und so wandte sie sich um und lief an den hinteren Teil des Schiffes. Und als sie die beiden, miteinander rangelnden, jungen Männer sah, kam ihr ein genialer Einfall, die Lösung für das Problem mit dem Nebel.

Wieso eigentlich nicht ... ? Zu irgendwas mussten die beiden ja gut sein. Doch erst einmal musste sie sie davon abhalten, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
 

"Jetzt hört ENDLICH auf !!!"
 

Erneut flogen die beiden Streithähne über das Deck, diesmal jedoch getroffen vom Kinnhaken ihrer erzürnten Navigatorin. Mit in die Hüften gestemmten Armen und einem Blick, der alles Brennbare in ihrer unmittelbaren Umgebung entflammte, sah Nami auf sie herab. Sie wollte in eine Schimpftirade ausbrechen, doch dann seufzte sie und schüttelte nur entnervt den Kopf.
 

"Ihr seid echt hoffnungslos", sagte die Diebin und wandte sich um, als wäre sie enttäuscht von ihnen. Doch dann drehte sie sich wieder um und diesmal lag ein heimtückisches Grinsen auf ihrem Gesicht.
 

Zorro und Sanji schluckten. Was nun kam, konnte nicht gut für ihre Gesundheit sein.
 

"Aaaalso, Jungs ... unsere Lage sieht folgendermaßen aus. Wir bewegen uns auf ein Nebelfeld zu, dass wir etwa zum Einbruch der Dämmerung erreichen dürften. Es zu durchqueren dauert nur eine Nacht, aber ... " Sie hob einen Zeigefinger. "... in diesem Nebel geht es nicht mit rechten Dingen zu. Um nicht zu sagen, er ist ziemlich wahrscheinlich gefährlich. Doch da ich nur eine wehrlose Frau bin und sich auf diesem Schiff sonst nur noch ein kleiner Elch, ein ängstlicher Schütze und ein gestresster Kapitän befinden, sieht es so aus, als müsstet ihr die Nachtwache übernehmen."
 

"WAS???" entfuhr es den beiden.
 

"Ihr habt schon richtig gehört! Also, falls hier irgendjemand aufkreuzen sollte, der beabsichtigt, unser Schiff und die dazugehörige Mannschaft - zu der ihr übrigens auch gehört, falls ihr das noch immer nicht kapiert habt - auseinan-derzunehmen, dann erteile ich euch hiermit die Erlaubnis, ihn, sie oder es freundlich, aber bestimmt, davon abzubringen. Habt ihr das begriffen?"
 

"Du liebst mich nicht, Namilein ...", sagte Sanji schniefend.
 

Zorro bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick, dann wandte er sich an Nami.

"Du verlangst doch nicht etwa, dass ich mit-"
 

"Doch, tue ich." unterbrach ihn die Navigatorin ruhig, dann setzte sie ein freches Grinsen auf. "Tja, viel Spaß Jungs. Gebt gut auf unser schönes Schiff acht, ja? Ich bring euch noch ein paar Decken, damit ihr nicht erfriert, die Nacht wird nämlich kalt. Und passt auf, dass ihr nicht einschlaft."
 

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging.
 

"Ähh ... ", war das erste, was Sanji schließlich nach einem andächtigen Moment des Schweigens hervorbrachte.
 

"Manchmal kann sie wirklich gruselig sein ..." meinte Zorro. "Und ungerecht", fügte er mit einem Blick zu Sanji hinzu.
 

Der Koch sah auf. "Wie war das?" fragte er leise.
 

"Wegen dir kann ich meinen Schlaf heute Nacht vegessen", fuhr Zorro fort. "Das hast du uns echt toll eingebrockt, du Idiot!"
 

"Wieso nur ich? Du hast es doch provoziert!"
 

"Aber dein Essen schmeckt wirklich nicht!"
 

"Sag das nochmal!" Wütend griff der Smutje nach Zorro's Kragen und zog ihn an sich heran.
 

"Es bekommt mir nicht, okay? Und das schon seit einer Weile! Früher hast du besser gekocht, aber in letzter Zeit ist es echt miserabel!"
 

"Vielleicht liegt es ja an deinem ständigen Rumgenöle! Und überhaupt, was verstehst DU schon von gutem Essen!"
 

"Genug, um zu merken, dass es scheiße ist!"
 

Sanji's Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, aber der Schwertkämpfer erwiderte nur ungerührt seinen Blick. Schließlich ließ er Zorro wieder los und wandte sich ab, wobei er sich eine neue Zigarre ansteckte.

"Ich gehe nach vorne. Schönen Abend noch."
 

Wortlos sah der Schwertkämpfer ihm nach, dann schwang er die Beine über die Reling und ließ sich auf ihr nieder, den Blick über die nicht enden wollenden Weiten des Meeres gleiten lassend. 'Das kann ja heiter werden ... ', dachte er nicht ohne einen Hauch von Ironie.
 

Es begann zu dämmern.
 

Ende Part 1

Der Nebel

Teil: 2/?

Kommentar: @Laureen: Vielen Dank für deinen Kommentar. *knuffel* Hab mich sehr gefreut. ^^ Und hier kommt gleich der nächste Teil ...

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 2 - Der Nebel
 

Sanji lehnte an der Reling und starrte in das Wasser, das sich durch das zunehmende Verschwinden der Sonne immer dunkler färbte.
 

Und er war sauer.
 

Was ja eigentlich kein Wunder war - schließlich wagte es selten jemand zu sagen, dass sein Essen schlecht wäre. Früher war dies öfter der Fall gewesen, aber sein Können und sein Wissen im Bereich der Nahrungszubereitung waren in den letzten fünf Jahren doch erheblich gestiegen.
 

Aber die Beleidigung an sich kratzte ihn noch nicht einmal so sehr, das war er von Zorro ja gewohnt.
 

Es machte ihm vielmehr zu schaffen, dass der Schwertkämpfer Recht hatte.
 

Sanji hatte es natürlich zuerst gemerkt, doch verstehen konnte er es nicht. Er kochte doch so wie immer, wieso war es dann plötzlich anders? Vielleicht lag es wirklich an diesem hohlköpfigen Idioten, der ihn in in nahezu jeder Lebenslage kritisierte. Was natürlich auf Gegenseitigkeit beruhte, schließlich konnte er sich ja nicht alles gefallen lassen. Eigentlich wusste er nicht einmal mehr, wer von ihnen überhaupt mit dem Streiten angefangen hatte. Aber seitdem sie sich zum ersten Mal begegnet waren, taten sie den lieben langen Tag kaum etwas anderes. Sanji hatte mal irgendwo gehört, dass dies meistens bei Leuten zutraf, die sich charakterlich sehr ähnlich waren. Doch diese Vorstellung war albern - wo waren sie sich denn ähnlich?
 

"Natürliche Rivalität braucht keine Gründe" hatte Nami einmal gesagt, und damit so ziemlich den Kern der Sache getroffen. Wie bei allem, was sie sagte. Der Smutje seufzte. Ach ja, Nami ... was für eine Frau! So hübsch, so klug und so hoffnungslos ignorant, wenn es um einen seiner vielen Annäherungsversuche ging. Wenn sie doch wenigstens EINMAL auf ihn reagieren würde, ohne dabei irgendwelche Hintergrundgedanken zu hegen ...
 

Während der Smutje noch so vor sich hin sinnierte, verschwand die Sonne lang-sam am Horizont.
 

****************************************
 

Zorro stützte das Kinn in die Hand und gähnte. Die Sonne war untergegangen, und nur der Himmel im Westen glühte noch, erhellt von den letzten Strahlen.
 

Der Schwertkämpfer langweilte sich tödlich. Die Dämmerung war da, aber wo blieb dieser bekloppte Nebel, von dem Nami geredet hatte? Dieses ewige Warten war so ermüdend, dass er selbst Sanji's Gesellschaft schon fast vermisste. Obwohl, so wie der Koch im Moment drauf war, eher nicht. Sanji war in letzter Zeit immer ein wenig aggressiv, wieso auch immer. Vielleicht hatte er auch endlich mitbekommen, dass seine Kochkünste nachgelassen hatten. Eigentlich war Zorro nicht der Typ, der andauernd andere Leute beleidigte, doch bei Sanji machte er immer gerne eine Ausnahme. Dessen Arroganz brachte ihn jedes Mal fast auf die Palme und so war er um einen bissigen Kommentar nie verlegen. Wenn ihnen dann schließlich die Argumente ausgegangen waren, endete ihr Streit in einer heftigen Prügelei, die stets unentschieden ausging, was meist Nami zu verdanken war. Die Navigatorin schritt immer dann ein, wenn sie begannen, das Schiff auseinander zu nehmen. Nun ja, irgendwie verständlich ...
 

Doch seit kurzem überging Sanji den verbalen Streit und ging gleich in die Offensive über. Und das war wirklich ungewöhnlich, und zwar schon fast so sehr, dass sich Zorro langsam Sorgen machte. Wenn er nur wüsste, was mit dem Koch los war ...
 

Der Schwertkämpfer schüttelte den Kopf. Jetzt sorgte er sich doch ernsthaft um diesen Schwachkopf. Das fehlte ihm ja gerade noch ...
 

Er sah auf.
 

Und erschrak so heftig, dass er trotz wild rudernder Arme rückwärts von der Reling kippte.
 

Die Flying Lamb war auf allen Seiten von einem dicken, weißen Nebel umgeben, der bis an die Bordwand heranreichte, und eine Sicht von mehr als zehn Metern nahezu unmöglich machte. Er schien von zäher Konsistenz zu sein und allein bei der Vorstellung, mit ihm in Kontakt zu kommen, grauste es Zorro. Hastig erhob er sich und starrte auf die undurchdringliche Nebelwand. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sie nähergekommen war, es schien eher, als wäre sie plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht.
 

Zorro verschränkte die Arme vor der Brust und starrte den Nebel herausfordernd an. Der Nebel starrte zurück. Allein durch grimmiges Ansehen würde er wohl kaum verschwinden. Der Schwertkämpfer seufzte. Und was sollte er nun tun? Er konnte den Nebel ja schlecht mit seinen Schwertern zersäbeln und er hatte auch keine Lust, die ganze Nacht hier sinnlos herumzustehen, wo er doch genauso gut schlafen könnte. Und langsam wurde es auch so dunkel, dass er kaum noch die sprichwörtliche Hand vor den Augen erkennen konnte. Diese schlagenden Argumente überwogen schließlich und so packte er sich an Ort und Stelle auf den Boden und schlief ein.
 

Keine fünf Minuten später wachte er wieder auf, als ihm irgendjemand unsanft in den Bauch trat.
 

"Umpf!"
 

"Ups." ertönte eine Stimme aus der Dunkelheit neben ihm. "Zorro, bist du das?"
 

"Wer denn sonst, du Depp! Hättest du bitte die Güte, deinen Fuß von meinem Bauch zu nehmen?"
 

"Was? Oh ... " Der Fuss entfernte sich, dann hörte der Schwertkämpfer, wie sich jemand neben ihm niederließ. Er setzte sich auf und versuchte, das Dunkel mit Blicken zu durchdringen, aber es gelang ihm nicht.
 

"Was willst du Sanji?" fragte er schließlich.
 

"Der Nebel ist seltsam", sagte der Koch, seine Frage ignorierend. "Hast du irgendwie mitbekommen, wie er aufgetaucht ist? Auf einmal war er da und seitdem belagert er unser Schiff. Als würde er auf etwas warten ... "
 

"Bist du deshalb zu mir gekommen?" fragte Zorro spöttisch. "Weil du Angst vor Nebel hast?"
 

"Ich habe vorhin Stimmen gehört", erklärte Sanji ruhig. "Es klang wie ein Haufen Besoffener, die im Nebel an uns vorbei fahren. Wahrscheinlich sind wir nicht die einzigen, die sich in dieser Gegend herumtreiben."
 

"Stimmen, so, so ... " Zorro schüttelte den Kopf, bis ihm einfiel, dass der andere das in der Dunkelheit ja gar nicht sehen konnte und so fuhr er fort: "Sicher, dass du nicht bloß an Übermüdungserscheinungen leidest?"
 

Statt einer Antwort spürte er stattdessen Sanji's Hand auf seiner Schulter und im nächsten Moment auf seinem Mund.
 

"Hey, was- hmpf!" "Sei still!" zischte der Smutje, dann wurde er ruhig und lauschte. Auch Zorro hielt still und spitzte die Ohren und dann konnte er es auch hören: ein Stück von ihnen entfernt und von irgendwoher aus dem Nebel schallte Geschrei und Gelächter zu ihnen herüber, so als würde eine ganze Piratenbande ein exzessives Saufgelage veranstalten.
 

"Kapierst du jetzt, was ich meine", sagte Sanji leise, dann nahm er wieder seine Hand von Zorro's Mund.
 

"..."
 

"Zorro?"
 

" ... Wo ist das Steuerruder?"
 

"Was?"
 

"Jetzt tu doch nicht so, Sanji! Die machen da drüben 'ne Party und was machen wir? Lass uns zu dem Schiff rüberfahren, die Mannschaft plattmachen und ihren Alkohol einheimsen! Die anderen werden sich freuen, wenn sie morgen früh aufwachen und wir haben noch dazu eine gute Tat getan!"
 

Der Koch stöhnte. "Du bist so ... primitiv, Zorro! Musst du immer gleich ins Extreme gehen ... !"
 

"Aber du!"
 

"Was, 'ich'? Ich würde sie wenigstens vorher einmal fragen!"
 

"Ja, bestimmt ..."
 

Plötzlich lichtete sich der Nebel und war im nächsten Moment spurlos verschwunden, so dass sie über sich den schwachen Schein des Mondes erkennen konnten. Doch dieser Schein währte nicht lange, denn kurz darauf setzte ein leichter, aber andauernder Regen, ein.
 

Der Schwertkämpfer fluchte ausgelassen, dann erhob er sich und lief stolpernd durch die Dunkelheit zum unteren Deck, gefolgt von Sanji. An der Tür zu dem Schiffsinnenraum blieb er stehen und rüttelte an der Türklinke. Doch er bekam sie nicht auf.
 

"Nami, dieses Biest! Sie hat die Tür abgeschlossen!"
 

Während er versuchte, die Tür zu öffnen, ohne sie dabei zu beschädigen, zückte der Koch sein Feuerzeug und entzündete nach einigen Versuchen mit vorgehaltener Hand schließlich eine kleine Flamme, in deren schwachen Licht er sich umsah. Nach einer Weile entdeckte er ein Bündel neben der Tür und trat näher, um es genauer zu untersuchen.
 

Als alle Versuche nichts halfen, gab es Zorro schließlich auf und trat von der Tür zurück, nur um im nächsten Augenblick wieder von dem Regen durchnäßt zu werden, der unnachgiebig auf ihn niederprasselte.
 

Verdammnis.
 

Er legte den Kopf in den Nacken und breitete die Arme aus. Jetzt war ihm alles egal, sollte ihn der Regen doch bis auf die Knochen durchnässen. Er hatte genug von dieser Nacht und diesem Nebel und wollte einfach nur noch diese angenehme, beruhigende Kühle auf seiner Haut spüren. Wenn nicht ...
 

"Ähm, hallo, Zorro? Was tust du dort? Willst du dir 'ne Erkältung holen?"
 

Sanji. Nicht der schon wieder.
 

"Hau doch ab", knurrte Zorro gereizt. "Und überhaupt, seit wann interessierst ausgerechnet DU dich für meinen Gesundheitszustand?"
 

"Da du ja nicht selbst darauf achtest, muss ich es wohl tun", antwortete Sanji ungerührt und warf dem anderen eine Decke über den Kopf. "Ansonsten killt mich Chopper und Nami ist sauer und das kann ich echt nicht gebrauchen."
 

"Ich wusste nicht, dass du so berechnend sein kannst ... " entgegnete Zorro, während er sich in die Decke wickelte.
 

"Ach, halt doch die Klappe ..."
 

Ein leises Quietschen wie von Metallschanieren ertönte und im nächsten Moment wurde der Schwertkämpfer von einem hellen Licht geblendet, dass einer gusseisernen Laterne entströmte, die der Koch in den Händen hielt.
 

"Sieh mal, was uns Nami dagelassen hat!" sagte Sanji. "Außer den beiden wasserabweisenden Decken noch diese Öllampe hier und ein Fässchen Bier."
 

"Na toll", meinte Zorro ohne rechte Begeisterung. "Hey, wenn du mir das Bier gibst, bekommst du die Laterne!"
 

"Sehr witzig ..."
 

"Soll ich dich erst mit meinen Schwertern bedrohen, damit du wenigstens einmal tust, was ich von dir verlange?"
 

"Du könntest mich auch höflich fragen, was hältst du davon?"
 

"Pff ... " Der Schwertkämpfer wandte sich genervt ab. Lieber würde er seine eigene Zunge verschlucken, als den Smutje um irgendetwas zu bitten.
 

Sanji seufzte und schüttelte den Kopf. "Du und dein dämlicher Stolz ..."
 

"Ich habe wenigstens welchen!" entgegnete Zorro gereizt.
 

"Ja, aber sonst hast du auch nicht viel mehr ..."
 

Der Schwertkämpfer drehte sich wieder zu ihm um und wollte zu einer bissigen Antwort ansetzen, doch in diesem Augenblick ging ein heftiger Ruck durch die "Flying Lamb" und die beiden jungen Männer wurden von den Füßen gerissen.
 

"Was war das?" fragte Sanji unsicher, nachdem sie sich wieder erhoben hatten.
 

Doch Zorro stand nur stumm da und starrte in die Dunkelheit jenseits der Reling. Er glaubte, einen riesigen Schatten gesehen zu haben, der jedoch sofort wieder verschwunden war. Das konnte doch nicht sein! Er kniff die Augen zusammen und trat näher an die Reling heran, während Sanji ihn nur verwirrt ansah.
 

"Was hast du, Zorro?"
 

"Ich glaube, ich weiß, was uns gerammt hat ..."
 

Der Schwertkämpfer wich von der Bordwand zurück, als sich plötzlich ein gigantischer Umriss aus der Dunkelheit schälte.
 

Ein Schiff.
 

Ende Part 2

Das Schiff der Toten 1

Teil: 3/?

Kommentar: @ liquid & Sadira: Danke Leute *gg* - ich bin am Rumschreiben ... irgendwie ^^' (nach Hausarbeiten, Fahrschule und meinen diversen anderen Freizeitbeschäftigungen, denn ich habe ja nebenbei auch noch Ferien ^^)

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 3 - Das Schiff der Toten 1
 

Leise prasselte der Regen auf das Deck der Flying Lamb, hinab auf die beiden jungen Männer, die staunend auf das gigantische Schiff starrten, das dicht neben ihrem eigenen hertrieb. Da es durch den strömenden Regen nicht genau auszumachen war, konnte man die riesigen Ausmaße des Schiffes nur erahnen. Doch es schien sich um ein Vollschiff des späten fünfzehnten Jahrhunderts zu handeln, das sehr robust gebaut war, über mindestens drei Masten und eine starke Bewaffnung verfügte und auf offenem Meer trotz seiner Schwerfälligkeit außerordentlich hohe Geschwindigkeiten erreichen konnte. Aufgrund dieser

Eigenschaften war es bei den Gesetzlosen sehr beliebt, was die Chance erhöhte, dass es sich bei diesem Schiff um ein Piratenschiff handelte.
 

Obwohl weder Zorro noch Sanji viel von solchen Dingen verstanden, war ihnen doch klar, dass die Besitzer dieses Schiffes bestimmt keine guten Absichten hegten.
 

Und das versprach viel Spaß.
 

"Krasser Kahn ... ", war Zorro's erster Kommentar, nachdem er sein Staunen überwunden hatte.
 

"Kann man wohl sagen ...", meinte Sanji.
 

Sie sahen sich an. Der Schwertkämpfer grinste verächtlich und Sanji hob kalt lächelnd eine Augenbraue.
 

"Wenn du wüsstest, wie gerne ich dich mal ein wenig pieksen möchte ..."
 

"... und du, welches Verlangen ich danach habe, dir in gewisse Körperteile zu treten, damit du endlich mal dein dämliches Mundwerk hältst ..."
 

Zorro's linkes Auge zuckte verdächtig bei dieser Vorstellung und er nahm instinktiv eine abwehrende Körperhaltung ein.
 

Sie starrten sich an. Beiden war bewusst, dass sie sich, zerstritten, wie sie im Moment waren, keinesfalls gemeinsam auf dieses Unternehmen begeben konnten. Doch beide waren auch zu stur, um sich beim anderen zu entschuldigen, das wussten sie ebenfalls. So artete ihr verbaler Konflikt in einen heftigen Blickkrieg aus, bei dem der Klügere schließlich nachgab.
 

Sanji seufzte.
 

"Frieden?", fragte er vorsichtig.
 

Zorro sah ihn erst regungslos an, erstaunt über diese plötzliche Kapitulation, dann aber stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. "Aber der Alkohol gehört mir!"
 

"Und mir die Knete!", sagte Sanji und fügte ein leises "Natürlich für Nami ... " hinzu.
 

"Meinetwegen ..."
 

Sie reichten sich die Hände und der Handel war beschlossen. Ihr Streit vom Nachmittag war angesichts der gemeinsamen Interessen erst einmal vergessen und so wandten sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem fremden Schiff zu, dessen Schatten bedrohlich vor ihnen emporragte.
 

Es herrschte fast vollkommene Stille, abgesehen vom beständigen Rauschen des Regens, der die meisten Geräusche dämpfte. Dennoch war es für ein Schiff dieser Größe schon fast zu still.
 

"... Merkwürdig", sagte der Koch leise," irgendwie ist es viel zu ruhig da oben ..."
 

"Ob sie alle schlafen?"
 

"Unwahrscheinlich bei einem solch riesigen Schiff ... die müssen über mindestens hundert Mann Besatzung verfügen ..."
 

" ... hm ..." Zorro sah unschlüssig an der gewölbten Bordwand empor, die sich über sie neigte, dann fasste er einen Entschluss.
 

"Ich werde mal nachsehen ..."
 

"Äh, Zorro, du ..."
 

Doch bevor der Koch seinen Satz vollenden konnte, war der andere schon an einem lose über der Reling hängenden Stück Takelage hinaufgeklettert und in der Dunkelheit verschwunden.
 

"... solltest vielleicht die Laterne mitnehmen ..."
 

Kopfschüttelnd blickte Sanji zu dem Vollschiff hinauf.
 

"Oh Mann, denken ist echt nicht deine Stärke ..."
 

Zögernd stand er da, nicht sicher, ob er dem Schwertkämpfer folgen, oder auf seine Rückkehr warten sollte. Ihm war bewusst, dass, wenn er sich nicht bald entschied, schon bald alles vorbei sein konnte - Zorro mangelte es an vielem, aber vor allem an Geduld ... Schließlich entschied er sich für das Warten und spitzte die Ohren für eventuelle Geräusche aus der Dunkelheit.
 

Doch so sehr er sich auch anstrengte und lauschte, kein einziger Kampfeslaut drang an sein Ohr. Verdammt, da ging doch irgendetwas ganz gewaltig schief ...
 

Der Regen wurde stärker und umwehte den jungen Mann in heftigen Böen. Die Feuchtigkeit drang unter seinen behelfsmäßigen Umhang und durch seine Kleidung, so dass er trotz seiner wasserabweisenden Decke bald nass bis auf die Knochen war.
 

'Wenn das so weiter geht, säuft unser Kahn noch ab ...', dachte Sanji. 'Ein Wunder, dass die Laterne noch an ist ... wo bleibst du nur, du Idiot ...'
 

Doch weitere fünf Minuten später war Sanji noch immer genauso alleine wie zuvor, und noch dazu nass, durchgefroren, frustriert, müde und mit der Geduld am Ende. Und nicht nur das.
 

"Okay, Zorro, du bist fällig!" sagte er leise, dann packte er seine Decke fester, überprüfte, ob die Laterne in seiner Armbeuge auch fest genug saß und begann mit dem Aufstieg. Dieser stellte sich als schwieriger heraus, als er zuvor ausgesehen hatte - die Takelage war durch den Dauerregen vollständig durchgeweicht und ließ sich nicht sehr gut greifen, so dass der Koch einige Male fast den Halt verlor. Doch er konnte sich im letzten Moment immer noch irgendwo festkrallen und so hatte er die Reling nach kurzer Zeit erreicht.
 

Zwei Dinge fielen ihm sofort auf, als er auf das Deck kletterte: die unglaubliche Stille, die seine Vermutung bestätigte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, und die eisige Kälte, die sofort bis in sein Innerstes drang und die seinen Atem in kleine, weiße Dampfwölkchen verwandelte.
 

Sanji zog die Decke enger um sich und sah sich aufmerksam um, was sich bei einer Sichtweite von wenigen Schritten als außerordentlich schwierig herausstellte. So waren alles, was er sehen konnte, nur nackte Planken und der schlanke Umriss eines Mastes zu seiner Linken - dem Großmast, wie er vermutete, da er etwa in der Mitte des Schiffes an Bord geklettert war.
 

Doch von Zorro fehlte jede Spur.
 

Zähneknirschend stapfte der Smutje los, in Gedanken schon die verschiedensten

Todesarten durchgehend, als er vor sich plötzlich die Silhouette des Schwertkämpfers ausmachte, der wie zur Salzsäule erstarrt dastand und auf irgendetwas auf dem Boden starrte.
 

"Hey Zorro, was ist los?"
 

Doch er erhielt keine Antwort. ,Merkwürdig ...'
 

Stirnrunzelnd trat Sanji näher an den anderen heran und lugte über seine Schulter. Und dann sah auch er, was Zorro hatte stillstehen lassen.
 

Vor ihnen auf dem Deck lag die Leiche eines Mannes. Die tiefe Wunde an seiner rechten Schulter zeugte von einem sehr schmerzhaften Tod, ebenso wie sein zur Grimasse erstarrtes Gesicht. Seine Kleidung war blutdurchtränkt und hatte an vielen Stellen Schnitte, die ihm nur ein Schwert zugefügt haben konnte.
 

Doch trotz seiner schon leicht bläulichen Hautfarbe schien er erst seit kurzer Zeit tot zu sein.
 

Sanji schluckte und versuchte seinen rebellierenden Magen zu beruhigen. Es war nicht der erste Tote, den er sah, doch das machte den Anblick keinesfalls angenehmer. Dann bemerkte er das Blut, das an Zorro's Händen klebte und seine Augen weiteten sich. Der Schwertkämpfer hatte doch nicht etwa ... ?
 

"Zorro, du ..."
 

"Ich bin in der Dunkelheit über ihn gestolpert, doch da war er bereits tot", erklärte der andere nur leise, dann bückte er sich und wischte seine Hände an der Kleidung des Toten ab. Als er sich wieder erhob, sah er den Koch mit undeutbarer Miene an, dann wanderten seine dunklen Augen über das Deck.
 

"Es stinkt nach Tod auf diesem Schiff. Irgendetwas Schreckliches muss hier passiert sein. Wir sollten uns nicht allzu lange hier aufhalten."
 

Ausnahmsweise stimmte Sanji ihm zu und so gingen sie langsam weiter, wobei sie sich bemühten, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Sanji hielt die Laterne hoch, um die Dunkelheit vor ihnen zu durchdringen, und Zorro hatte seine Schwerter gezogen und sah sich immer wieder aufmerksam um. Nach gut einem Dutzend Schritten fanden sie eine zweite Leiche, kaum weniger übel zugerichtet als die erste und seit etwa derselben Zeit schon tot. Auch mit den weiteren Toten, die sie nach und nach entdeckten, verhielt es sich nicht anders.
 

"Dieser Kahn ist ein einziges Grab ...", flüsterte der Smutje mit wachsendem Unbehagen, dann blieb er abrupt stehen.
 

Zorro, der hinter Sanji lief, bemerkte es nicht schnell genug und prallte gegen ihn.
 

"-hmpf! Hey, was- Autsch!"
 

Er gab einen kaum unterdrückten Schmerzensschrei von sich, als der andere seine linke Hand in seinen Oberarm krallte.
 

"Sag mal, spinnst du?" fauchte er wütend, doch als er aufblickte, sah er den Grund von Sanji's plötzlichem Erstarren.
 

Direkt vor ihnen erhob sich der Fockmast, der vorderste Mast des Schiffes, und an ihm war ein Mann angenagelt.
 

Die kostbare und reichverzierte Kleidung des Mannes zeigte, dass es sich um einen hohen Offizier, wenn nicht sogar den Kapitän des Vollschiffes handeln musste. Er war hochgewachsen und von kräftiger Statur und sein gepflegter Schurrbart reichte bis zu seinen Schultern. An ihm gab es keinerlei Spuren von Gewalt, von dem gut ellenlangen Nagel einmal abgesehen, der sich direkt durch seine Stirn bohrte und seinen Kopf an dem Mast hinter ihm festheftete. Seine dunklen Augen waren weitgeöffnet und blickten die beiden jungen Männer vorwurfsvoll an.
 

Doch er war tot.
 

Zorro's Ardenalinspiegel sank um etwa dreihundert Prozent, als er endlich bemerkte, dass sich der Kapitän keinen Fingerbreit rührte und es vermutlich auch nie wieder tun würde. Erleichtert ließ er seine Schwerter sinken und wollte sich abwenden, doch Sanji's Finger hatten sich noch immer in seinen Arm gebohrt und der Koch machte auch keinerlei Anstalten, seinen Griff wieder zu lösen.
 

Der Schwertkämpfer wollte ihn erneut anfahren, doch dann bemerkte er, dass Sanji am ganzen Körper zitterte und den Blick nicht von dem Toten abwenden konnte. Zorro hob eine Augenbraue. 'Er hat doch nicht etwa Angst?' dachte er erstaunt. ,Doch nicht Sanji ...'
 

"Hey, Junkie!" rief er leise. "Du kannst wieder loslassen - der Typ ist tot!"
 

Doch als sich der andere immer noch nicht rührte, griff er behutsam nach dessen klammen, eiskalten Fingern und löste sanft ihren festen Griff. Dann griff er nach Sanji's Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.
 

"Er - ist - tot", wiederholte er geduldig, "und jetzt komm endlich wieder zu dir!"
 

Er rüttelte einige Male an der Schulter des anderen und schließlich blinzelte Sanji einige Male verwirrt und sah Zorro verständnislos an.
 

"Könntest du bitte deine Pfoten von meinen Schultern nehmen?"
 

Der Schwertkämpfer unterdrückte mühsam ein erleichtertes Seufzen, dann drehte er sich um und ging zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Ihm war die Lust auf die weitere Erkundung des Schiffes vergangen. 'Blöder Idiot!' dachte er wütend. 'Und ich habe mir schon Sorgen gemacht ...' Dabei war es so angenehm gewesen, den Kleinen zu berühren ... 'Selbst dafür, dass er Koch ist, hat er ganz schön zarte Finger.' überlegte Zorro weiter, dann stutze er. 'Seit wann interessieren mich Sanji's Hände? Ich habe schon genug

mit seinen Füßen zu tun ...' Kopfschüttelnd ging er weiter.
 

"... -NOR ZORRO!!!" ertönte plötzlich eine laute Stimme an seinem rechten Ohr, die ihn zusammenfahren ließ. Wütend wandte er sich zu dem Koch um, der neben ihm herlief.
 

"Was brüllst du so, du Küchenschabe? Willst du, dass ich taub werde, oder was?"
 

"Oh, und ich dachte, du wärst es bereits ...", war die sarkastische Antwort.
 

"Arsch!"
 

"Danke, gleichfalls!"
 

Zorro schnaubte. "Was willst du denn überhaupt?"
 

"Wissen, wo du auf einmal hinwillst, Zorro!"
 

"Ins Bett, du Blödmann! Ich habe keine Lust mehr, weder auf dieses Schiff, noch auf deine Gesellschaft, also gehe ich jetzt pennen!"
 

,Außerdem irritierst du mich ...', dachte der Schwertkämpfer, sprach es aber nicht aus.
 

Sanji's schwarze Augen blitzten spöttisch auf.
 

"Oder hast du am Ende nur Angst?" fragte er leise und bewusst herausfordernd.
 

Das hatte gesessen.
 

"DU unterstellst mir, Angst zu haben? Ausgerechnet DU, der du schon beim Anblick eines gewöhnlichen Toten das Zittern bekommst?"
 

"Wenn du die Leichen meinst, die das Deck geradezu pflastern - nein, vor denen habe ich keine Angst!"
 

"Und was ist mit dem Typen, der am Fockmast angenagelt ist?"
 

Wutentbrannt starrte ihn Sanji an, doch er antwortete nicht.
 

"Feigling", sagte Zorro angewidert und alle Sympathien, die er kurzzeitig für den Koch entwickelt hatte, verschwanden wie Nebel im Wind. ,Der macht mich noch irre!'
 

Dann hatte er die Stelle erreicht, an der die Flying Lamb lag, und hielt nach dem Tau Ausschau, an dem er hinaufgeklettert war. Nicht weit unter ihm entdeckte er es schließlich und er machte sich gerade bereit zum Klettern, als ihm ein weiteres wichtiges Detail auffiel.
 

"Oh, Scheiße ...", stöhnte der Schwertkämpfer.
 

"Was ist denn jetzt wieder?" fragte Sanji sarkastisch. "Noch mehr Tote? Seeungeheuer? Piraten? Oder ist am Ende gar unser Schiff weg?"
 

"Äh, ja ..."
 

Ende Part 3

Das Schiff der Toten 2

Teil: 4/?

Kommentar: So, nächster Teil ... Ich dachte, ich lade mal wieder einen Part hoch, aber bei euren überschwänglichen Reaktionen überlege ich es mir vielleicht nochmal. *fg* Nein, mal ehrlich, um genau zu sein, würde ich mich über Kommentare sogar ziemlich freuen ^^ (Ich brauche Feedback, Leute, so sind wir Autoren nun einmal. =) Ihr glaubt gar nicht, wie motivierend das sein kann ...)

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 4 - Das Schiff der Toten 2
 

"Nein, nein und nochmals nein!"
 

"Hast du denn kein Herz?"
 

"Nicht für dich, und jetzt HAU AB!!!"
 

Ein unmissverständlicher Fusstritt beförderte Zorro quer durch die Kapitänskajüte, so dass er in einem Haufen alter Taue landete. Nachdem sich der junge Mann fluchend wieder aus ihnen befreit hatte, trat er erneut auf seinen Kameraden zu. Dieser presste den weiten, blauen Mantel, den er kurz zuvor gefunden hatte, nur fester an sich und funkelte den Schwertkämpfer warnend an.
 

"Wehe, du wagst es, diesen Mantel auch nur zu BERÜHREN!" fauchte er.
 

"Aber mir ist kalt!"
 

"Ach, und mir nicht, oder was? Such dir doch selber einen! Und seit wann jammerst du überhaupt so rum - nur wegen einiger lausiger Minusgrade? Sonst merkst du doch nicht einmal, wenn es schneit!"
 

" 'Sonst' bin ich ja auch nicht nass und durchgefroren bis zum Gehtnichtmehr! Und es würde mir ja schon reichen, wenn du mir wenigstens einen Zipfel abgeben könntest - ich will ja auch nicht den ganzen blöden Mantel haben!"
 

"No way!"
 

"Argh!"
 

Sie hatten sich in der Kapitänskajüte eingerichtet, nicht etwa, weil sie groß, geräumig und komfortabel war, sondern weil es das einzige Zimmer war, das sie gefunden hatten, das NICHT vollkommen demoliert war, wie es bei den anderen Kajüten der Fall gewesen war. Sie hatten zwar bisher nur einen kleinen Teil des Schiffes erkundet, doch langsam nahm die allgemeine Müdigkeit so sehr zu, dass sie sich nicht zu weiteren Erkundungen durchringen konnten und sie stattdessen auf den nächsten Tag verlegten. Und auch das erst nach einer wohlverdienten Mütze Schlaf, nach der dieser ganze Alptraum hoffentlich beendet war, wie sie insgeheim hofften.
 

Das plötzliche Verschwinden der Flying Lamb war unschön, aber in dieser verdammten Nacht nicht einmal mehr wirklich schockierend. Sanji war zwar in Gejammer ausgebrochen ("Nami, mein Schatz, wo bist duuuuu?" und "Werde ich dich nie wieder sehen, Geliebte?" oder auch "Mein Leben ist verwirkt ohne deine Liebe ..."), während Zorro nur ein genervtes "Halt die Klappe, du Idiot! Davon wird es auch nicht besser!" von sich gab, doch notgedrungen musste sich beide der Situation fügen.
 

Und so hatten sie sich unter Deck begeben, um wenigstens dem Regen zu entkommen, der in dieser Nacht scheinbar ihr hartnäckiger Begleiter geworden war. Entgegen jeglicher Annahme war unter Deck keine einzige Leiche zu finden (zumindest nicht bis jetzt), was eine gewisse Erleichterung mit sich brachte - denn schließlich hatten sie so den Tod nicht ständig vor Augen. In einer der alten, verstaubten Truhen hatte Sanji einen Mantel gefunden, der ideale Kuscheldeckeneigenschaften erfüllte: er war groß, warm und vor allem trocken. Was wiederrum zu neuem Streit führte...
 

"Vorhin, als der Regen angefangen hatte, hast du mir doch auch die Decke gegeben! Wieso willst du denn jetzt nicht teilen?"
 

Zorro hielt demonstrativ besagten Gegenstand in die Höhe, doch Sanji machte nur ein verächtliches Gesicht.
 

"Vorhin hatte ich auch selber eine!" erklärte er.
 

"Du klangst aber eher so, als würdest du dir Sorgen um mich machen ..."
 

"Sorgen? Um dich? Träum weiter, Zorro!"
 

"Du bist ein schlechter Lügner, Sanji!"
 

"Ich lüge nicht!" entgegnete der andere nur. "Was soll das jetzt eigentlich - willst du irgendwelche Anspielungen machen, oder was?"
 

Zorro wollte antworten, doch er hielt inne. Das war eine berechtigte Frage ... Sorge wäre eine Form der Gefühlsäußerung, in diesem Fall sogar Zuneigung ... Und irgendwie behagte ihm die Vorstellung, dass ihn der Blonde einmal mit echter Freundschaft begegnen würden, anstatt dieser ewigen Feindseligkeit, an der er langsam die Lust verlor. Doch dieser sture Idiot ließ niemanden an sich heran und bemerkte wahrscheinlich nicht einmal selbst, wie weh er anderen damit tat. Vor allem Zorro ...
 

"Ja ...", flüsterte der Schwertkämpfer und wandte sich ab, Sanji's erstauntes Gesicht ignorierend. "Ersticke doch an deinem blöden Mantel!"
 

Mit diesen Worten stapfte er in die andere Ecke des Raumes und machte es sich auf dem Stapel von Tauen, in den er zuvor katapuliert worden war, so gemütlich wie möglich, wobei er Sanji den Rücken zuwandte.
 

"Hey, Zorro, ich wollte doch nicht ...", ertönte die Stimme des Koches leise hinter ihm, als diesem endlich bewusst wurde, wie dämlich er sich eigentlich benahm.
 

"Tu mir einen Gefallen und sei endlich still, ja?" sagte Zorro müde und zog seine Decke über den Kopf, die trotz allem Wasserschutz keine Wärme isolieren konnte und somit als Schlafdecke denkbar ungeeignet war.
 

"Ich lasse die Lampe an, ja? Falls das Öl alle wird, suche ich morgen nach neuem ..."
 

"Mach doch, was du willst ..."
 

Es war ein Klappern zu vernehmen, als der Koch die Laterne auf dem Boden abstellte, dann hörte Zorro noch ein leises Rascheln und dann herrschte Stille.
 

Als er einige Minuten später ruhiges, gleichmäßiges Atmen hörte, wusste Zorro, dass Sanji endlich eingeschlafen war. Er selbst wälzte sich einige Male hin und her, doch er konnte keine Ruhe finden, was wohl zum größten Teil an der eisigen Kälte an Bord lag.
 

Der Schwertkämpfer fluchte still vor sich hin und bedauerte es, das Bier vergessen zu haben, das ihn wenigstens ein bisschen wärmen würde. Mit diesem Gedanken und einem weiteren Fluch auf den Lippen fiel er schließlich in einen unruhigen, traumlosen Schlaf.
 

**********************************************
 

Der Koch wurde am Morgen durch das Sonnenlicht geweckt, das warm durch die riesigen Glasfenster, die eine ganze Seite der Kapitänskajüte zierten, fiel. Seine erste Reaktion war ein erstaunter Blick auf die Umgebung, doch nachdem er sich dreimal in den Oberarm gekniffen (auf dem jetzt ein wunderbarer, blauer Fleck prangte), geflucht und dann schließlich eine Zeit lang apathisch vor sich hin gestarrt hatte, musste er die Umgebung als real akzeptieren. Ein Blick in Zorro's Ecke verriet ihm, dass der andere noch immer tief und fest schlief. Ein weiterer Blick auf die Laterne zeigte, dass das Öl abgebrannt war und somit ihre einzige Lichtquelle vorerst versiegt war.
 

"Verdammte Sch-"
 

Gefrustet wühlte er sich aus seinem Mantel und erstarrte noch einmal, diesmal jedoch aus schlechtem Gewissen (das sich sofort in seiner Magengegend breitmachte und sich dort scheinbar wie zuhause fühlte, denn es wollte gar nicht mehr verschwinden): der Mantel war wirklich warm gewesen und seine Kleidung war auch nicht mehr nass ... Noch einmal sah er zu Zorro hinüber, der sich gerade herumdrehte und leise vor sich hin murmelte. Es klang bei genauerem Hinhören nach einem nicht ganz jugendfreien Fluch. Sanji grinste, doch bei dem Gedanken an die vergangene Nacht hätte er am liebsten Harakiri begangen: so dämlich hatte er sich selten benommen, selbst Zorro gegenüber nicht. Doch wahrscheinlich waren einfach nur seine Nerven mit ihm durchgegangen, kein Wunder bei den gestrigen Erlebnissen ...
 

'Das ist keine Entschuldigung!' flüsterte eine Stimme in ihm.
 

'Ach, ne!' gab Sanji stillschweigend zurück.
 

'Entschuldige dich!'
 

'Wäre wohl das Bes- ... HÄ?'
 

'Tu ihm was Gutes, er hat es verdient!'
 

'Sag mal, tickst du noch ganz richtig? Wir reden hier immerhin von ZORRO! Nur noch mal zur Erinnerung: hohl, -'
 

'Schreib ihm 'ne Entschuldigungskarte ...', fuhr die Stimme unbeirrt fort.
 

'- eingebildet, -'
 

'... oder schenk ihm 'nen Blumenstrauß ...'
 

'- unsensibel, -'
 

'... lad ihn ins Kino ein ...'
 

'- ein Ego so groß wie der River's Mountain -'
 

'... oder koch ihm doch einfach etwas Schönes!'
 

'- geht mir ständig auf den - was hast du gesagt?'
 

'Koch ihm was Schönes!' wiederholte die Stimme.
 

'Das fehlte mir noch - er hat selbst gesagt, dass er mein Essen nicht mag!'
 

'Ja, aber du bist auch der einzige Koch an Bord ...', entgegnete die Stimme und verschwand. Sanji war sich sicher, hätte sie ein Gesicht gehabt, sie hätte ihn frech angegrinst.
 

Er schüttelte den Kopf und stand leise auf. Jetzt hörte er schon Gespenster ... Doch die Stimme hatte Recht gehabt - er WAR der einzige (lebende) Koch an Bord und da er niemanden hungern lassen konnte, musste er wohl oder übel für sie beide kochen ... er beschloss, es als seine Entschuldigung für Zorro zu betrachten ...
 

Und nach einem weiteren Blick auf den Schwertkämpfer machte er sich auf die Suche nach etwas Essbarem.
 

***********************************************
 

Der Duft von Rührei und gebratenem Speck weckte Zorro am nächsten Morgen aus seinem Schlaf. Er gähnte ein paar Male, dann rappelte er sich auf und kletterte aus dem Berg von Tauen, die sich in der Nacht auf alle nur möglichen Weisen um ihn geschlungen hatten, so dass er sich vorkam, als wäre er eben gerade aus einem Nest voller Schlangen gestiegen. Missmutig streifte er sie ab und trottete in den Raum hinein und erst jetzt fiel ihm auf, dass Sanji nicht da war. Dem überaus leckeren Geruch nach zu schließen, der die Luft erfüllte, konnte es allerdings nur einen Ort geben ...
 

"Wo ist diese verdammte Kombüse ...", murmelte er, während er hinaus auf den Gang lief, der sich von der Kapitänskajüte aus durch das ganze Schiff zog. Links und rechts zweigten ab und zu andere Gänge oder die Eingänge zu weiteren Kajüten ab, doch einen Hinweis auf den Verbleib des gewünschten Raumes gab es nicht. Oder auf Sanji. 'So ein Mist ...' Während Zorro dastand und überlegte, wohin er sich wenden sollte, bemerkte er plötzlich die Berührung einer eiskalten Hand auf seinem Rücken und er hatte das Gefühl, sein Herz würde stehenbleiben. Mit einer Geschwindigkeit, die er sich selbst niemals zugetraut hätte, griff er nach seinen Schwertern, riss sie empor und wirbelte herum - und hielt inne, kurz bevor er Sanji aufspießen konnte. Der Koch stand direkt vor ihm, so dicht, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten, und sah ihn gelassen an, wobei er nebenbei noch an einer Zigarette zog.
 

"Moin Zorro", sagte er leise.
 

"BIST DU WAHNSINNIG? ICH HÄTTE DICH FAST ZU GULASCH VERARBEITET, DU BLÖDMANN!" schrie der Schwertkämpfer.
 

Das heißt, wollte er schreien, doch die plötzliche Nähe des anderen und der Blick aus diesen faszinierenden, tiefschwarzen Augen verunsicherte ihn so dermaßen, dass er nur ein wütendes Knurren hervorbrachte.
 

"Aha", kommentierte Sanji trocken, dann zeigte er mit dem Daumen über die Schulter und Zorro bemerkte einen weiteren Raum, der direkt neben dem Eingang zu ihrer Kajüte lag und ihm vorher gar nicht aufgefallen war.
 

"Willst du noch lange hier rumstehen? Das Essen wird nämlich kalt."
 

Zorro sah ihn an. Sanji starrte zurück.
 

"Was ist?" fragte er.
 

"Tu das NIE WIEDER, hast du verstanden? Nicht, wenn dir dein Leben lieb ist ..."

So sehr er sich auch bemühte - es gelang dem Schwertkämpfer nicht, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Immerhin hätte er den Kleinen fast umgebracht ...
 

"Na gut." Jetzt lächelte Sanji. "Hätte ja nicht gedacht, dass du dich so erschrecken würdest ..."
 

"Entschuldige bitte. Unser Schiff ist weg und wir haben keine Peilung von Navigation; wir befinden uns als einzige lebende Personen auf einem Schiff voller Leichen, das wer weiß wohin schippert und überhaupt ... JA, ich HABE mich erschrocken, verdammt nochmal!"
 

"Oh ..."
 

Zorro meinte, sich zu täuschen, aber es war echte Sorge, die er in Sanji's Augen sah.
 

"Tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken ..."
 

Was war denn mit ihm? Seit wann entschuldigte sich der Kerl für irgendwas? Hätte er nicht gewusst, dass Sanji es ernst gemeint hatte - Zorro hätte geglaubt, sich verhört zu haben. Doch so und mit dem Blick, mit dem der Koch ihn bedachte, konnte er ihm noch nicht einmal böse sein ...
 

"Schon gut ...", knurrte Zorro und ließ seine Schwerter endlich sinken, dann gingen sie in die Küche. Den Namen Küche hatte das kleine Zimmer, dass direkt an das ihre grenzte, eigentlich nicht verdient, aber es besaß immerhin eine Kochstelle und einen Vorratsschrank, der bis oben hin mit Lebensmitteln vollgestopft war, die noch lange vor ihrem Verfallsdatum standen. Angesichts des Alters des Schiffes ein wahres Wunder ... Wären die Toten auf dem Deck aufgestanden und hätten Polka getanzt - es hätte Sanji und Zorro nicht mehr gewundert. Doch die noch genießbaren Lebensmittel bewiesen immerhin, dass es erst vor kurzem zum Geisterschiff geworden war.
 

Neben der Kochstelle gab es noch einen schmalen Tisch und zwei winzige Hocker in der Küche. Zorro zwängte sich mit Müh und Not auf einen von beiden und beobachtete Sanji beim Essen auftragen. Es gab, wie er richtig vermutet hatte, Rührei und Speck, dazu noch frisches Brot mit Shrimps, eine Kanne mit Bier [schon so früh? *graus*] und einen Korb voller exotischer Früchte, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Doch er zögerte nicht lange und griff zu, während Sanji ihm nur zusah, da er schon zuvor gegessen hatte. Während einer Phase konzentriertem Essens deutete Zorro fragend mit dem Zeigefinger auf den Früchtekorb.
 

"Was'n das?" nuschelte er, den Mund voller Rührei.
 

"Weiß ich nicht", entgegnete Sanji gelassen und konnte ein Grinsen nicht verkneifen, als der andere einen Hustenanfall bekam - er hatte kurz zuvor eine dieser Früchte gegessen.
 

"Aber wenn sie hier rumliegen, scheinen sie nicht giftig zu sein", fuhr er fort und klopfte Zorro auf den Rücken.
 

"Das beruhigt mich ja sehr ...", erwiderte Zorro, wurde jedoch vor einem weiteren Hustenanfall unterbrochen, der diesmal jedoch nicht davon stammte, dass er sich verschluckt hatte ...
 

"Zorro ..." Sprachlos sah Sanji zu, wie der Schwertkämpfer weiterhustete und hielt mit dem Rückenklopfen inne, da dies scheinbar eh nicht half.
 

"Äh ..."
 

Zorro spürte ein Stechen in der Kehle, das immer stärker wurde und ihn daran hinderte, mit dem Husten aufzuhören. Gleichzeitig verfluchte er Sanji, der neben ihm stand und ihn einigermaßen hilflos ansah, doch er wusste, dass ihm der Koch nicht helfen konnte.
 

"Du siehst nicht gut aus ..."
 

'WAS DU NICHT SAGST!' Inzwischen hatte Zorro das Gefühl, dass er seine Lunge bald von außen sehen würde, wenn er nicht endlich aufhörte zu husten. Das Stechen und Brennen in seiner Kehle wurde jedoch immer stärker und er spürte nur noch am Rande seiner Wahrnehmung etwas seine Kehle hinabrinnen...
 

... und dann hörte es schlagartig auf.
 

Keuchend saß er da und rang nach Luft. Sein Kopf schien zu dampfen und es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder ruhiger atmete. Doch schließlich hob er den Blick und sah zu Sanji auf, der ein kleines Fläschchen in der Hand hielt und wirklich besorgt aussah. Er ließ sich neben ihm nieder und sah ihm in die Augen.
 

"Alles in Ordnung, Zorro?"
 

Der Schwertkämpfer nickte und deutete dann auf das Fläschchen.
 

"Was ist das?"
 

"Sirup. Eigentlich eher zum Süßen von Speisen geeignet; lässt sich aber auch als Hustensaft missbrauchen ..."
 

"Hustensaft?!?"
 

Doch statt zu antworten hob Sanji nur die Hand und legte sie auf seine Stirn und Zorro spürte wieder die angenehme Berührung dieser kühlen Finger auf seiner Haut ... wieso hatte der Kerl eigentlich so kalte Pfoten? Er sollte endlich mit dem Rauchen aufhören ...
 

Der Koch sah ihn eine Weile lang ernst an, dann ließ er seine Hand wieder sinken.
 

"Du hast Fieber."
 

"WAS?"
 

Zorro starrte ihn an, als wäre Sanji das achte Weltwunder. Er und Fieber? Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal krank gewesen war und jetzt hatte er plötzlich FIEBER?
 

"Aber-"
 

"Deine Stirn ist ganz heiß!"
 

"-wieso?"
 

Jetzt sah Sanji ein wenig schuldbewusst aus und senkte den Blick.
 

"Hör mal, Zorro ..."
 

"Ja?"
 

"Das wegen gestern abend ..."
 

"Ja?"
 

"Ich habe mich vielleicht ein wenig ... übertrieben benommen ..."
 

"Ach ..."
 

"Ich ... ach, scheiße ... ich meine, ich wollte bloß sagen, dass es mir-"
 

"Schon gut", unterbrach ihn der Schwertkämpfer und stand auf.
 

"Was?" Jetzt war es an Sanji, verwundert zu gucken.
 

"Ich weiß schon, was du meinst. Ich hasse solche Gespräche und so wie ich dich kenne, geht es dir auch nicht anders."
 

Er sah an sich herab.
 

"Um ehrlich zu sein - meine Klamotten sind immer noch nass und ich bezweifle, dass das meiner Gesundheit gut tut. Ich such mir jetzt erst einmal ein paar neue zum Anziehen."
 

Zorro sah den Koch an, der noch immer auf seinem Hocker saß und ihn anstarrte und musste grinsen.
 

"Hey, jetzt guck nicht so! Bin gleich wieder da!" Und mit diesen Worten verliess er die Küche.
 

Sanji zog eine neue Zigarette aus seiner Tasche und zündete sie an. "Verrückt...", murmelte er, doch er konnte ein leises Lächeln nicht verbergen.
 

Ende Part 4

Das Schiff der Toten 3

Teil:5/?

Kommentar: Nun ja ... Auf in die nächste Runde. Noch ist alles so harmlos *Hände reibt und wissend grinst* ^^ ... Aber ich mir sind schon viele, viele interessante Sachen eingefallen ...

Danke wieder an alle Leser; ich weiß, ihr habt es nicht leicht mit mir. Aber ich steh im Moment absolut im Streß und nächste Woche werde ich deshalb wahrscheinlich umkommen ^^'. Aber zum Glück sind ja bald wieder Ferien ^^ ... Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 5 - Das Schiff der Toten 3
 

Zorro lief durch die leeren Korridore des Schiffes. Seine Füße trugen ihn wie von selbst; er achtete kaum auf den Weg, doch alles war ihm recht, wenn er nur schnell genug von der Küche fortkam. Sein Herz schlug so schnell, dass er Angst hatte, es würde platzen und er presste eine Hand auf die Brust, um es zu beruhigen. Wieso nur war er so aufgeregt? Wieso nur hatte er so schnell die Küche verlassen? Nur, um IHM nicht mehr in die Augen sehen zu müssen, in diese schwarzen, opalgleichen Augen, die ihn mit soviel Sorge bedachten? Sanji machte sich doch sonst nie Sorgen und vor allem nicht um ihn, wie er am vorigen Abend doch so gut bewiesen hatte ... Und er hatte sich auch noch entschuldigt ... Zorro kapierte die Welt nicht mehr ...
 

Verdammnis.
 

Nachdem er kreuz und quer durch das ganze Schiff gerannt war, setzte sein Verstand wieder ein und Zorro wurde langsamer. Schließlich hielt er vor dem Eingang eines großen Zimmers an, in dem sich haufenweise Kisten und Truhen stapelten. Vielleicht würde er hier etwas finden ... Zögernd betrat er den Raum - von Leichen oder ähnlich unschönen Dingen war keine Spur - und so trat er bis zur Mitte des Raumes vor und sah sich um. Alle möglichen Arten von Kisten füllten den Raum, kleine, die in großen Mengen an den Wänden aufgestapelt waren, und auf größeren standen, sowie Schränke, Seemannstruhen und die eine oder andere Kommode.
 

Zorro gab ein bewunderndes Pfeifen von sich. 'An Diebesgut scheint es denen ja nicht zu mangeln ...', stellte er fest, trat an den nächstbesten Schrank heran und öffnete ihn. Darin lagen, sauber zusammengelegt, Gewänder aus Seide und anderen edlen Stoffen, daneben Ketten aus Gold und Silber, die mit Edelsteinen verziert waren, und auf dem obersten Regal lagen viele kleine Säckchen aus Samt, die mit Münzen aus allen möglichen Ländern gefüllt waren.
 

Der Schwertkämpfer öffnete den nächsten Schrank, der ebenfalls mit allerlei kostbarem Zeugs gefüllt war, genauso wie der Schrank daneben und der nächste daneben ... er kam kaum noch aus dem Staunen raus. 'Wenn das Nami sehen würde', dachte er, 'sie würde alles tun, um an die Kohle zu kommen ...' Und er grinste, als er sich ihr verzücktes Gesicht und ihre glänzenden Augen beim Anblick all dieser Dinge hier vorstellte. Doch vielleicht würde er sie nun nie wieder sehen ... vielleicht würde er ewig auf diesem Kahn bleiben, zusammen mit all den Toten und einem Koch, den er weder leiden noch verstehen konnte ... Nun ja, zumindest letzteres entsprach der Wahrheit, irgendwie legte Sanji schon ein seltsames Verhalten an den Tag, kochte für ihn, obwohl er ihm ausdrücklich gesagt hatte, dass es unzumutbar war. 'Liegt wahrscheinlich an seiner Einstellung zum Essen ...', dachte er und beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken - allein schon an den Koch zu denken machte ihn nervös. Seine obligatorische Zigarette im Mundwinkel, das blonde Haar, das sein halbes Gesicht verdeckte, sein schiefes Grinsen, die Art, wie er genervt die Augen verdrehte, wenn Ruffy mal wieder eine dumme Bemerkung machte, seine ewige Lässigkeit, egal, wie brenzlich die Situation auch war, das Blitzen in seinen dunklen Augen, wenn er sich mit Zorro stritt - vor allem diese Augen waren es, die ihn immer wieder faszinierten, schwarz wie die Nacht, doch erhellt von einem inneren Feuer ... er könnte ewig in diese Augen sehen ...
 

Als er wieder zu Bewusstsein kam, fand sich Zorro mit dem Rücken auf dem Boden wieder; dicht neben seinem Kopf stand eine Kiste mit besonders scharfen Kanten, die er beim Fallen scheinbar nur knapp verfehlt hatte. Mit brummendem Schädel setzte er sich auf und fluchte. Wieso war er ausgerechnet jetzt ohnmächtig geworden? Lag es vielleicht daran, dass er an Sanji gedacht hatte? ... 'Unsinn!' Das konnte gar nicht sein ... durfte nicht sein ...

Immer noch fluchend stand er auf - und ihm wurde schwarz vor Augen. Er stützte sich an einer Kiste ab, um nicht sofort wieder umzufallen und zwang sich, ruhig zu atmen. In seinem Kopf schien sich alles zu drehen und hinter seiner Stirn pochte ein leichter, aber beständiger Schmerz. Gleichzeitig begann wieder dieses Kratzen in seiner Kehle und er gab sich alle Mühe, den aufkommenden Husten zu unterdrücken.
 

"Scheiße!" Mit zusammengebissenen Zähnen wartete er, bis der Schmerz ein wenig abgeklungen war und das Drehen in seinem Kopf aufgehört hatte, dann öffnete er den Schrank, der ihm am nächsten war, und zog ein paar Sachen heraus, die ihm einigermaßen annehmbar erschienen: eine lange, sandfarbene Hose aus weichem Leder, eine langärmelige, schneeweiße Bluse, eine schwarze Weste, ein dunkelgrüner, wollener Mantel und zu guter letzt noch ein Paar Socken. Er zögerte nicht lange, sondern schälte sich aus seinen klamm gewordenen Klamotten, die er achtlos fallen ließ, und kleidete sich komplett neu ein. Mit prüfendem Blick besah er sich in einem mannshohen Spiegel, der in einer Ecke stand, und befand sein Aussehen für "verwegen". Mal sehen, was Sanji dazu sagen würde ... würde ihn wahrscheinlich auslachen, aber dann müsste er mit einer Faust auf seiner hübschen, aristokratischen Nase rechnen ... Zorro grinste voller Vorfreude und wollte seinen Blick von seinem Spiegelblick abwenden, doch irgendetwas erregte seine Aufmerksamkeit und er sah noch einmal hin. Etwas daran stimmte nicht, doch er kam nicht darauf, was es war. Nachdenklich sah er an sich herab und dachte angestrengt nach, doch es fiel ihm nicht ein. Schließlich gab er auf und verließ frustriert den Lagerraum, in der einen Hand seine Schwerter und in der anderen seine nassen Klamotten. Nachdem er einige Schritte gegangen war, blieb er wieder stehen. Auf dem Hinweg war er willkürlich irgendwelche Gänge langgerannt, ohne genauer auf den Weg zu achten, er erinnerte sich auch dunkel an Treppen, die er hinauf- und hinuntergestiegen war. Das konnte nur eins bedeuten ...
 

"Oh, verflucht ..." Seufzend sah er sich um, mit dem dringenden Bedürfnis, seinen Kopf gegen die gegenüberliegende Wand zu hauen, wenn er nicht schon so sehr schmerzen würde.
 

Zorro hatte sich verirrt.
 

*********************************************
 

Sanji saß am Schreibtisch in der Kapitänskajüte, hatte die Beine auf die Tischplatte gelegt und rauchte. Er wartete jetzt schon geschlagene zwei Stunden auf den Schwertkämpfer, doch dieser wollte einfach nicht erscheinen. 'Typisch!' dachte er und gähnte, dann verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und lehnte sich nach hinten, bis der Stuhl nur noch auf zwei Beinen stand. Für die Verzögerung konnte es nur zwei Erklärungen geben - entweder war Zorro etwas passiert oder er hatte sich mal wieder verlaufen. Da Sanji über die erste Möglichkeit gar nicht erst nachdenken wollte, schloss er sie gleich ganz aus. Blieb nur noch verirrt ... Das Schiff war riesig, es verfügte über sieben oder acht Decks mit Hunderten von Kajüten, Lagerräumen, weiteren kleinen Kombüsen, die wahrscheinlich über das ganze Schiff verstreut waren, Dutzenden von Treppen und kilometerlangen Gängen. Bei Zorro's erstklassigem Orientierungsvermögen würde es ewig dauern, bis er am richtigen Ende des Schiffes gelandet war.
 

'Vielleicht sollte ich ihn doch besser suchen gehen ...' überlegte Sanji. 'Immerhin ist er krank, vielleicht ist er abgeklappt oder sonstwas ...'
 

'... oder er hat sich nur verirrt, und wenn ich ihn finde, bevor er mich findet, ist sein Stolz verletzt und er hat wieder schlechte Laune.' war sein zweiter Gedanke. Hm, sehr gegensätzliche Ansichten. Vielleicht sollte er auch einfach hierbleiben und warten ... aber vielleicht war Zorro doch was zugestoßen und er brauchte Hilfe ...
 

Sanji schnaubte. Verdammte Sorgen! Was kümmerte ihn eigentlich dieser arrogante Sack ... ?
 

Der Koch biß sich auf die Unterlippe und rang mit sich selbst. Doch schließlich siegte sein Gewissen und er stand auf, um sich auf die Suche zu machen.
 

Er ging den Hauptkorridor hinunter, klapperte die einzelnen Nebenkorridore und Querverbindungen ab und lugte in jedes Zimmer, an dem er vorbeikam, hinein. Obwohl die Zimmer alle verschiedene Zwecke erfüllten, hatten sie doch etwas gemeinsam: sie waren demoliert oder mit großer Hast verlassen worden, denn überall lagen zerschlagene oder noch heile Möbelstücke herum, und auf allem lag eine zentimeterdicke Schicht aus Staub. Doch alle Zimmer waren leer, es gab keine Anzeichen von weiteren Toten, was wiederrum sehr merkwürdig war. Die paar Leichen auf dem Deck konnten doch niemals dieses Riesenschiff gefüllt haben ...
 

"Was ist hier bloß passiert ..." flüsterte Sanji, als er an der Schwelle zu einer weiteren Kajüte stehenblieb und die Zerstörung betrachtete. Langsam wurde ihm das alles unheimlich und die Stille an Bord war auch nicht gerade ermunternd ...
 

Plötzlich hörte er ein leises Schlurfen nicht weit von ihm entfernt und er erstarrte augenblicklich. Seine Nackenhaare richteten sich auf und er hielt die Luft an. Das Geräusch schien aus einem der Nebenkorridore zu kommen und kam langsam näher - schlurfende Schritte, wie von einem, der keine Kraft mehr zum Laufen hatte. Obwohl alles in ihm danach schrie, still zu bleiben und sich aus dem Staub zu machen, schluckte Sanji und rief leise.
 

"Zorro?"
 

Doch statt einer Antwort hörte er nur ein dumpfes Geräusch und im nächsten Moment war alles still. Sanji's Herz raste und er konnte sich vor Angst nicht bewegen. Es verfluchte sich selbst dafür, doch er hatte sich noch nie in seinem Leben so gefürchtet, wie jetzt. Es musste an dem Schiff liegen - es machte ihn krank ...
 

Er überwand seine Furcht so gut wie möglich und näherte sich langsam der Ecke zum Nebenkorridor. Sein Herzschlag schien so laut in seinen Ohren, dass er sogar das Geräusch der Wellen übertönte, die leise an die Bordwand schlugen. Nur noch ein Schritt ...
 

Sanji sah um die Ecke.
 

Vor ihm auf dem Boden lag Zorro, zusammengekrümmt und schwer atmend, seine Wangen glühten und seine Augen waren fest geschlossen. Es war offensichtlich, dass sein Fieber angestiegen war und ihn alle Kraft verlassen hatte.
 

"Oh, scheiße! Oh, verdammter- ZORRO!"
 

Schnell kniete der Koch neben dem Schwertkämpfer nieder und legte die Hand auf seine Stirn. Sie glühte, wie er vermutet hatte, und zwar noch heißer, als damals, wo Nami sich auf Little Garden eine Krankheit eingefangen hatte und fast gestorben war. Die Navigatorin hatte auch sehr hohes Fieber gehabt, doch es war nicht mit Zorro's jetzigem Fieber zu vergleichen.
 

Verzweifelt sah sich Sanji um. Wenn doch nur Chopper da wäre ... wie aber sollte er Zorro helfen, er hatte doch keine Ahnung von Krankheiten ...
 

Aber hierbleiben konnte er auch nicht. Sanji krempelte die Ärmel hoch und hob den anderen hoch. Vorsichtig trug er ihn zurück zu Kapitänskajüte, deckte ihn mit seinem eigenen Mantel zu und sprintete zur Küche, um kaltes Wasser zu holen. Schnell lief er zurück, kramte Zorro's Kopftuch aus seinen mitgebrachten Sachen hervor, tauchte es in das Wasser und legte es ihm auf die Stirn. Doch schon nach kurzer Zeit war es warm und so tauchte er es erneut in das Wasser und kühlte Zorro's heiße Stirn.
 

"Wach auf, du Idiot!" rief er leise. "Stirb mir hier jetzt nicht weg, sondern kämpfe! Hörst du? Zorro! Kämpfe dagegen an, ich weiß, du schaffst es ..."
 

Es war ein Kampf mit dem Tod, das wusste Sanji, und er ließ sich nicht mit Waffen austragen. Allein sein Lebenswille würde Zorro jetzt noch retten ...
 

Es schien Stunden zu dauern, in denen Sanji bangte und fluchte und seinem Gefährten Mut zusprach, doch schließlich war es vorbei. Langsam, als würde es ihn unendlich viel Mühe kosten, öffnete der Schwertkämpfer die Augen und sah ihn erschöpft an. Sanji war so erleichtert, dass er die Schale mit Wasser, die er gerade aus der Küche geholt hatte, achtlos fallen ließ und neben ihm auf den Boden sank.
 

"Alles okay?"
 

Zorro grinste nur müde und schüttelte den Kopf. "Mir geht's echt beschissen ..." flüsterte er.
 

"Das zeigt wenigstens, dass du noch am Leben bist." Sanji lächelte und kramte eine Zigarette hervor. "Ein paar Male dachte ich echt, du krepierst ..."

Seine Hände zitterten, als er die Zigarette anzündete.
 

Der Schwertkämpfer sah es, beschloss aber, nicht darauf einzugehen. Wie nahe er wirklich vor dem Tod gewesen war, wusste er ja selbst am besten ...
 

Einen Moment lang schwiegen sie beide.
 

"Wo sind meine Schwerter?" fragte Zorro nach einer Weile. Sanji deutete nur mit dem Daumen über den Rücken.
 

"Irgendwo dahinten. Ich hab sie weggekickt, weil sie im Weg lagen."
 

"Bist du doof? Die sind wertvoll!"
 

"Wer bitte ist hier doof? Du bist fast gestorben und deine erste Frage ist, wo deine dämlichen Schwerter sind?"
 

"Dämlich? Na warte, ich zeige dir mal, wie dämlich die sind!"
 

Er biss die Zähne zusammen und erhob sich langsam auf die Unterarme.
 

Sanji piekste ihm in die Seite und und sah ungerührt zu, wie Zorro wieder zurücksank.
 

"Lass es lieber bleiben."
 

"Das war hinterhältig!"
 

"Stimmt!" Sanji stand auf. "In Ermangelung einer anderen Aufsichtsperson appelliere ich jetzt an deinen Verstand: bleib liegen und warte, bis ich dir was zum Essen geholt habe! Und wehe, du rührst dich vom Fleck!"
 

"Verstanden ..." knurrte Zorro und sah zu, wie der Koch den Raum verließ und in die Küche ging. Er fühlte sich unglaublich erschöpft, doch er war mindestens ebenso froh, überlebt zu haben. Wenn Sanji nicht gewesen wäre ...

'Er hätte für jeden anderen dasselbe getan ...' Der Gedanke versetzte ihm einen leichten Stich. 'Ich bedeute ihm nichts, wir sind nicht einmal Freunde ... unsere Kommunikation beschränkt sich nur auf das Nötigste und die Beleidigungen, die wir uns gegenseitig an den Kopf schmeißen ... ganz schön hart ...'
 

Als Sanji mit zwei Tabletts zurückkam, stellte Zorro ihm die Frage, die ihm seit seinem Erwachen auf der Zunge lag.
 

"Sag mal, Sanji ..."
 

"Hm?" Der junge Koch sah ihn fragend an.
 

"Was hättest du eigentlich getan, wenn ich gestorben wäre?"
 

Sanji stellte die Tabletts auf dem Boden ab und sah ihn ruhig an. "Du wärst nicht gestorben."
 

"Was macht dich da so sicher?"
 

"Du gibst nie auf, Zorro. Du hast einen viel zu großen Willen - oder vielleicht bist du auch einfach zu stur ... oder zu blöd ..." Er grinste. "Hey, war doch nicht so gemeint ..." Er wurde ernst. "Du bist der sturste Mensch, den ich kenne. Das mag vielleicht dämlich klingen, aber ich bewundere dich auch dafür. Du hättest mich bitter enttäuscht, wenn du gestorben wärst."
 

Zorro war sprachlos. Er hatte ja vieles erwartet, aber DAS?
 

"Außerdem sind wir doch Freunde."
 

Zorro hob eine Augenbraue. "Ach?"
 

"Naja, jedenfalls solange du da liegst und zu schwach bist, um dich mit mir zu kloppen ... du solltest mal öfter krank werden, Zorro ..." Sanji grinste wieder.
 

"Und mal angenommen, ich hätte keine Lust mehr, mich mit dir zu streiten, was dann?" fragte der Schwertkämpfer weiter. "Würde ich dich dann auch enttäuschen, weil ich nicht mehr den Willen besitze, mich mit dir zu kloppen?"
 

Sanji sah ihn lange an, dann lächelte er ein sanftes Lächeln, das Zorro noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte und legte seine Hand an Zorro's rechte Wange.
 

"Nein", antwortete er. "Denn dann würdest du wahre Charakterstärke zeigen."
 

Der Schwertkämpfer starrte ihn an, dann lächelte auch er.
 

"Danke, Sanji ..."
 

"Wieso?"
 

"Ach, nur so ..."
 

'Ich glaube, langsam kapiere ich deine Denkweise ...', dachte Zorro während sie sich über das Essen hermachten.
 

Ende Part 5

Das Schiff der Toten 4

Teil:6/?

Kommentar: *keine großen Worte verliert* Außer natürlich: Dank an liquid *knuddelz* und Inkognito3 *auch mal drück* ^^. Ihr wisst schon ... *gg*

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 6 - Das Schiff der Toten 4
 

Es dämmerte bereits, als Zorro nach langem Schlaf wieder erwachte. Das Licht der Sonne war schon blasser geworden und goldenes und rotes Licht brach sich vielfach an den Fensterscheiben und tanzte über den Boden der Kajüte. Der Schwertkämpfer betrachtete fasziniert das Farbenspiel, bis ihm wieder einfiel, wo er überhaupt war. Langsam wandte er den Kopf und sah sich in dem großen Raum um. Direkt neben ihm saß Sanji mit dem Rücken zur Wand und schlief. Er hatte die Beine angezogen und mit den Armen umschlungen, während sein Kopf auf den Knien ruhte. Sein blondes Haar war zerzaust und fiel ihm ins Gesicht, so dass es seine Augen bedeckte; sein Mund war leicht geöffnet und er schnarchte leise vor sich hin.
 

Zorro lächelte. Die letzten Stunden waren etwas ganz besonderes gewesen. Nachdem sie gegessen hatten, hatten sie sich lange über alle möglichen Dinge, die sie tagtäglich erlebten, die verrückten Abenteuer mit ihren Freunden oder auch nur über ganz belanglose Sachen unterhalten. Zorro konnte sich nicht daran erinnern, jemals so ... NORMAL mit Sanji geredet zu haben. Aber während des Gesprächs war ihm klargeworden, dass es das war, was er schon immer gewollt hatte. Keinen Streit mehr. Nie wieder. Obwohl er es auch irgendwie vermissen würde ...
 

Und er hatte erkannt, dass ihm dieser Mensch etwas bedeutete. Und zwar mindestens ebenso viel, wie seine anderen Kameraden ... Jedes Mal, wenn er Sanji ansah, verspürte er den Drang, diesen schmächtigen, blassen, ewig rauchenden Kerl vor allem Übel zu beschützen. Wie konnte jemand, der so stark war, nur so verdammt ... zerbrechlich aussehen? Und so unverschämt hübsch noch obendrein ...
 

'Nein, Zorro, du wirst diesen Gedanken jetzt NICHT fortführen! ...' ermahnte er sich eisern, doch da meldete sich ein anderes Stimmchen in ihm.
 

'Aber wieso eigentlich nicht?'
 

'Weil es falsch ist!'
 

'Dass ich ihn mag? Was zum Teufel soll daran falsch sein?'
 

'Du willst dir doch nicht etwa selber weismachen, dass es nur beim 'mögen' bleibt, oder?'
 

Das war wahr. Zorro wusste keine Antwort.
 

'Willst du ihn mit einer Liebe belasten, die er vielleicht nie erwidern wird?'
 

'Jetzt wirst du sentimental ... Außerdem, wer redet denn hier gleich von Liebe?!?'
 

'Ach, komm schon, du weißt doch selbst, was du fühlst ...'
 

Dieses warme, wohlige Gefühl, dass er in letzter Zeit empfand, wenn er in Sanji's Nähe war ... dieses Prickeln, dass durch seinen Körper lief, wenn er ihn berührte ... die Wärme, die in sein Gesicht schoss, wenn der Koch ihn anlächelte ... oder auch nur das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein, seitdem sie zusammen auf diesem fremden Schiff waren ... oh ja, er wusste verdammt gut, was er Sanji gegenüber empfand ...
 

Zorro biss sich auf die Unterlippe, während er schweigend den schlafenden Smutje betrachtete.
 

'Ich will ihn nicht verletzen ...'
 

'Dann laß ihn in Ruhe. So verletzt du ihn am wenigsten.'
 

Der Schwertkämpfer lachte leise auf. 'Ich befürchte, dafür ist es eh zu spät ... und jetzt sei still ...'
 

'Pöh ...'
 

Zorro seufzte, dann versuchte er vorsichtig, sich von seinem Lager hochzustemmen. Obwohl seine Arme vor Schwäche zitterten, schaffte er es schließlich, sich aufzusetzen. An einer nahen Truhe zog er sich langsam auf die Beine und blieb einen Moment lang leicht schwankend stehen, bevor er wieder das Gleichgewicht zurückerlangt hatte. Seine Herz schlug schnell in seiner Brust und sein Kopf begann wieder zu schmerzen, doch er biss nur die Zähne zusammen und stapfte auf die Tür zu. Er musste erst einmal an Deck, um endlich wieder frische Luft zu schnappen, nachdem er fast einen Tag lang unter Deck zugebracht hatte. Die salzige Meeresluft würde ihm bestimmt guttun. Obwohl der Anblick der Toten natürlich alles andere als angenehm war ...
 

Er hatte gerade den Türrahmen erreicht, als hinter ihm ein leises Rascheln ertönte und kurz darauf ein lautes Gähnen. Der Schwertkämpfer sah sich um. Sanji streckte seine Arme und gähnte herzhaft, dann sah er sich mit dem typischen Gesichtsausdruck eines gerade eben Erwachten im Raum um. Zorro lächelte, als er Sanji's verschlafenes Gesicht und seine verwuschelten Haare sah. Fast wie ein kleines Kind ...
 

Schließlich verharrten die schwarzen Augen auf Zorro.
 

"Hey, du kannst ja wieder stehen ..." Es lag keine Spur von Sarkasmus in seiner Stimme, nur Erleichterung.
 

"Ich gebe mir Mühe ... obwohl sich mein Kopf anfühlt, als hätte jemand Kegeln damit gespielt ..."
 

Sanji seufzte. "Stur wie immer ... Sag mal, wo willst du eigentlich hin?"
 

Der andere machte eine Kopfbewegung in Richtung der Treppe, die zum Deck hinaufführte. "Mir den Meereswind um die Ohren brausen lassen. Langsam halte ich es nämlich hier unten nicht mehr aus."
 

Sanji legte den Kopf schief und dachte einen Augenblick nach. Dann nickte er.
 

"Okay, ich komme mit."
 

Der Schwertkämpfer sah ihn überrascht an. "Aber die Toten-"
 

"Ich werde schon nicht umfallen bei ihrem Anblick!" erwiderte der Koch nur, bevor er sich erhob und sich zu Zorro gesellte. "Und wer weiß, wer von uns beiden zuerst abklappt", fügte er mit einem Seitenblick auf ihn hinzu. "Du bist im Moment ja alles andere als sicher auf den Beinen ..."
 

"Werd bloß nicht frech!" schnaubte der Schwertkämpfer.
 

"Sei doch nicht gleich beleidigt!" Sanji ergriff grinsend Zorro's linken Ellenbogen und führte ihn zur Treppe hin.
 

"Argh, lass los, ich komme mir ja vor wie 'ne alte Oma ... " murrte der andere nur, doch bei der Berührung dieser sanften Hände ging wieder ein Kribbeln durch seinen Körper. Himmel, waren die zart ...
 

Der Smutje lachte. "Jetzt bleib doch mal locker, außer mir sieht dich doch eh keiner!"
 

"Das ist ja schon schlimm genug ..."
 

"Du bist unmöglich."
 

"Danke, gleichfalls!"
 

"Und unverbesserlich."
 

"Hör auf, dich über mich lustig zu machen!"
 

"Hey, ich sage doch nur die Wahrheit ..."
 

Während sie redeten, hatten sie die Treppe langsam erreicht. Zorro blieb stehen und sah die steilen Stufen hinauf. Sie sahen wirklich SEHR steil aus ... Angesichts seiner zitternden Beine war es vielleicht doch eine enorme Herausforderung, sie hinaufzusteigen. Aber er konnte sich vor Sanji doch keine Blöße geben ... Mutig machte er einen Schritt vorwärts und setzte einen Fuß auf die unterste Stufe. Doch schon beim zweiten Schritt knickte sein Knie ein und er kippte nach hinten weg und ... fiel genau in Sanji's Arme. Der Koch fing ihn auf und in einem Gewirr von Armen und Beinen purzelten sie zusammen zu Boden.

"Genau das meinte ich", meinte Sanji trocken, nachdem er wieder aufgestanden und Zorro auf die Beine geholfen hatte. "So wird das nichts ..." Kopfschüttelnd wandte er sich zu dem Schwertkämpfer um. "Ich glaube, wir müssen es anders machen ..."
 

"Und wie bitte schön hast du dir das vorgestellt? Willst du etwa-SANJI, WAS TUST DU DA??? LASS MICH SOFORT WIEDER RUNTER!!!"
 

"Ich glaube, so geht es auch!" meinte der Koch, der seinen Kameraden einfach hochgehoben hatte. Zorro's Gezappel und Gefluche schien ihn herzlich wenig zu beeindrucken, denn sein Griff blieb eisern, was auch der andere bald merkte und seine Gegenwehr schließlich einstellte.
 

"Das ist ja so peinlich ..." knurrte Zorro.
 

"Wen interessiert's? Außerdem schaffst du es ja nicht alleine," erwiderte Sanji nur und drückte Zorro ein wenig fester an sich, als er die schmale Treppe hinaufstieg.
 

Der Schwertkämpfer schwieg und lehnte seinen Kopf an Sanji's Schulter. Wieso beklagte er sich eigentlich, so war er dem Blonden wenigstens so nah, wie nur möglich ... Er vergrub sein Gesicht in Sanji's Jackett und sog seinen Geruch ein. Er roch nach Zigarettenrauch, nach Küche, nach dem frischen Duft des Meeres und nach ... ja, was eigentlich? Obwohl ihm dieser Geruch vollkommen unbekannt war, war er doch nicht unangenehm. Er roch irgendwie nach ... Sanji. Ja, das war es. Es war der typische Geruch, der diesem einen Menschen anhaftete. Und er mochte ihn. Zorro lächelte selig vor sich hin. Vielleicht war die Idee mit dem Tragen doch gar nicht so schlecht gewesen ...
 

"Äh, Zorro, könntest du mir vielleicht mal erklären, wieso du so manisch grinst? Das macht mich irgendwie nervös ..."
 

Nervös also? Interessant ... vielleicht sollte er seinen Lebtag nichts anderes mehr tun, als den anderen anzulächeln. Mal sehen, wie nervös Sanji noch werden konnte ...
 

"Argh, hör endlich auf damit!"
 

"Okay, okay ..."
 

Da der Schwertkämpfer sein Grinsen jedoch nicht unterdrücken konnte, legte er wieder den Kopf an Sanji's Schulter, schloss die Augen und genoss die Wärme des anderen Körpers. Der Kleine war aber auch zu kuschelig ...
 

Nach kurzer Zeit hörte er ein Knarren und dann - lauter als normal - das Rauschen des Meeres. Sanji hatte die Tür zum Deck geöffnet und trat jetzt auf die mit rotem Sonnenlicht überfluteten Planken hinaus. Zorro schlug wieder die Augen auf und sah sich um. Die Sonne stand schon tief über dem Horizont, doch noch war es hell und die Sicht war klar. Das Schiff war voll getakelt, wie er jetzt im Licht erkennen konnte, doch wohin es fuhr, war ihm ein Rätsel. Am Horizont war jedenfalls kein einziger dunkler Fleck - und somit keine Hoffnung auf Land - in Sicht. Und die Toten waren noch immer da ... stumm und regungslos und, nun ja, ziemlich tot. Obwohl sie im Abendlicht längst nicht mehr so furchterregend wie in der vorherigen Nacht waren.
 

Zorro räusperte sich vernehmlich und der Koch stellte ihn schweigend und sehr behutsam wieder auf dem Boden ab. Der Schwertkämpfer streckte sich, dann machte er ein paar vorsichtige Schritte zur Reling hin. Kaum hatte er sie erreicht, spürte er auch schon den mächtigen Sog des Fahrtwindes, und musste sich festhalten, um nicht einfach fortgeweht zu werden. Doch einen Vorteil hatte die kräftige Brise - sein Kopf klarte sofort auf und die Schmerzen ließen endlich nach. Er fühlte sich fast wie neugeboren.
 

Ein Stück neben ihm war Sanji ebenfalls an die Reling getreten und starrte auf das Meer hinaus. Sein blondes Haare flatterte im Wind, doch unbeeindruckt davon zündete er sich eine Zigarette an und rauchte stumm vor sich hin.
 

Gedankenverloren sah ihn Zorro an. Wie der Smutje so einsam und verloren dastand ... er verspürte den Wunsch, Sanji einfach in die Arme zu nehmen und nie wieder loszulassen. Doch er fürchtete, dass der andere verschreckt darauf reagieren würde, und ließ es lieber bleiben. Auch wenn er sich sehr danach sehnte ...
 

Plötzlich hob Sanji den Arm und starrte auf sein Handgelenk. Zorro konnte sehen, dass er ein merkwürdiges Gerät am Gelenk befestigt hatte - einen Lockport.
 

Erstaunt näherte er sich dem Koch und sah über seine Schulter. "Wo hast du den denn her?"
 

Sanji wandte den Kopf und sah ihm in die Augen. "Ich habe ihn heute Morgen nach dem Frühstück gefunden, als ich den Schreibtisch durchsucht habe, um irgendwelche Informationen zu diesem Schiff zu bekommen." Er seufzte. "Doch alles, was ich finden konnte, waren Listen von mitgeführter Schmugglerware" - er betrachtete vielsagend die Kleidung des Schwertkämpfers - "und diesen Lockport, der zum Glück noch funktioniert. Das Schiff heißt übrigens Leona, das stand auf den Listen drauf. Und es ist wirklich ein Piratenschiff, wie wir vermutet haben." Er sah wieder auf das Meer hinaus und schwieg.
 

"Und?" fragte Zorro ungeduldig. "Wohin fahren wir?"
 

Sanji seufzte abermals und fuhr fort. "Das ist nun das Kurioseste an der ganzen Sache. Nachdem ich den Lockport gefunden habe, bin ich an Deck gegangen - ja, ich war oben", sagte er, als er Zorro's überraschten Blick bemerkte, "- und habe die Segel ausgerichtet, so dass das Schiff in die Richtung fährt, in der die nächste Insel liegen müsste. Doch jetzt ... naja, sie selbst ..." Er hielt Zorro den Lockport unter die Nase und dieser betrachtete ihn ausführlichst und konnte seinen Augen dennoch nicht trauen.
 

Auch als Mensch, der keine Ahnung von Navigation hatte, konnte er deutlich erkennen, dass die "Leona" in entgegengesetzte Richtung zum angepeilten Kurs fuhr.
 

*********************************************
 

"Ich hasse dieses Schiff."
 

"Ach, sag bloß ..."
 

"Ich meine ... " Sanji suchte nach den passenden Worten. "Es ist so still und unheimlich und ich fühle mich verdammt unwohl hier. Dabei ist es doch nur ein Schiff ..." 'Und abgesehen davon, dass die Besatzung tot ist, kann man es sogar noch als normal bezeichnen', fügte er in Gedanken hinzu.
 

Die beiden waren auf den erhöhten Aufbau am Bug geklettert und starrten nun in die dunklen Fluten unter sich, die langsam immer schwärzer wurden, je weiter die Sonne sank. Es war spürbar kälter geworden und auch Sanji begann langsam zu frösteln. Hoffentlich wurde es nicht wieder so kalt, wie in der letzen Nacht ... Er blickte zu Zorro, der seelenruhig neben ihm an der Reling lehnte und in die Ferne sah. Sein vorhin noch blasses Gesicht hatte zunehmend an Farbe gewonnen und er schien wieder zu Kräften gekommen zu sein. Zum Glück ... Sanji wusste nicht, was er ohne Zorro getan hätte, ganz allein auf einem verfluchten Schiff irgendwo auf dem Meer. Er hätte die Einsamkeit wohl nicht ertragen können.
 

Und er brauchte ihn doch ...
 

Auch wenn Zorro nichts weiter als ein verdammter, ignoranter und selbstsüchtiger Idiot war - doch ein Leben ohne ihn wäre nur noch ... leer.
 

Seine bissigen Kommentare und seine ewige Lust zu streiten waren nur der eine Teil - doch was ihm der wahre Mensch, der sich hinter der ewig coolen Fassade verbarg, wirklich bedeutete, konnte Sanji nicht sagen. Fest stand nur, dass er ihn nicht verlieren wollte ...
 

"Ich hasse es", wiederholte er leise und blickte wieder nach vorn.
 

"Das sagtest du bereits ..."
 

Erregt fuhr er herum. "Jetzt tu doch nicht so, als ob dich das alles nicht interessieren würde! Wir müssen von diesem verdammten Kahn runter, sonst werd ich noch verrückt!"
 

Verwundert wandte Zorro den Kopf zu ihm herum. "Ich weiß", meinte er, "aber solange wir weder auf ein anderes Schiff noch auf eine Insel treffen, können wir sowieso nichts tun."
 

"Und das sagst du so locker, als wäre es unser geringstes Problem?!"
 

Jetzt war Zorro's Gesichtsausdruck eindeutig missmutig. "Das habe ich nicht behauptet. Aber ändern kann ich es doch auch nicht."
 

Alle anderen Versuche der beiden, den Kurs zu ändern, waren genauso erfolglos verlaufen - das Schiff wich einfach nicht von der eingeschlagenen Route ab.
 

"Nein, nicht wirklich ..." Plötzlich fühlte sich Sanji sehr müde und er gähnte. "Ach, verflucht ..." Er stieß sich von der Reling ab und drehte sich um. "Ich mach Essen", erklärte er. "Du kannst ja hierbleiben."
 

"Und du willst mich nicht tragen?" fragte der Schwertkämpfer, doch als Antwort ertönte nur ein dumpfes Geräusch.
 

"OH MANN, WAS SOLL DENN DAS WIEDER??? WIESO TRITTST DU MIR GEGEN DAS SCHIENBEIN???" schrie er im nächsten Moment, wobei er auf einem Bein herumsprang während er sich das andere hielt.
 

"Okay, du KANNST dich wieder auf den Beinen halten." meinte Sanji nur ungerührt, dann begab er sich auf den Weg zurück unter Deck, einen hüpfenden und fluchenden Schwertkämpfer zurücklassend.
 

Ob Waffenstillstand oder nicht, manchmal konnte er es eben doch nicht lassen.
 

*********************************************
 

Kaum eine halbe Stunde später gesellte sich Zorro wieder zu dem Koch, der gerade in der Kombüse das Abendessen machte. Sanji, der gerade mit atemberaubender Geschwindigkeit Mohrrüben schnitt, blickte auf und konnte sich ein Lachen gerade noch so verkneifen.
 

"Gibt es irgendeinen Grund, wieso du so vermummt durch die Gegend läufst?"
 

"Ich weiß ja nicht, ob du es schon mitbekommen hast, aber es ist verdammt KALT da draußen", schnaubte Zorro. "Und außerdem bin ich krank."
 

"Aha? ..."
 

"Spar dir deinen Kommentar lieber ... Und zudem regnet es schon wieder."
 

"..."
 

"Ich wollte nur ein bißchen pennen und da fängt es an zu regnen! Fast so wie gestern abend, nur dass du mir diesmal nicht in den Magen getreten bist."
 

"... War nicht mit Absicht gewesen ..."
 

Der Schwertkämpfer hob fragend eine Augenbraue. "Könntest du mir mal erklären, wieso du dich dauernd entschuldigst?"
 

"Ich habe mich nicht entschuldigt, sondern nur festgestellt, dass ich es nicht absichtlich getan habe!"
 

"Macht das 'nen Unterschied?"
 

"Ja." Sanji wandte sich wieder dem Essen zu. "Gegenüber ist eine Kammer mit alten Möbeln. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du ein wenig Holz ranschaffen könntest, das da ist nämlich langsam abgebrannt." Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Feuerstelle.
 

"Ich ..." Zorro wollte schon protestieren - allein aus Gewohnheit -, überlegte es sich dann aber doch anders. "Okay."
 

Er warf seinen Mantel auf den Tisch und ging hinüber, zerkleinerte die ohnehin schon zerstörten Möbelstücke noch ein wenig und kam mit einem Arm voller potentiellem Feuerholz zurück. Während er das Feuer wieder in Gang brachte, trug Sanji das Essen auf. Kurze Zeit später aßen sie, wobei jeder auf seinen Teller starrte, um nicht auf die Idee zu kommen, seine Aufmerksamkeit vielleicht seinem Gegenüber zu widmen. Dementsprechend still war es dann auch, bis sich Sanji schließlich zurücklehnte, eine Zigarette aus seinem schier unermüdlichen Vorrat hervorzog und anzündete. Er wartete, bis auch Zorro fertig war, dann begann er zu sprechen.
 

"Wir haben kein Öl mehr."
 

Der Schwertkämpfer überlegte kurz und hob dann fragend eine Augenbraue. "Kerzen?"
 

Der Koch schüttelte den Kopf. "Nichts. Ich fürchte, es wird verdammt dunkel heute nacht ..."
 

"Und verdammt kalt ..."
 

Sanji sah auf. "Wie meinst du das?"
 

"Erinnerst du dich an die Eiseskälte gestern nacht?"
 

"Jep. War saukalt."
 

"Genau. Eigentlich hätte es schneien müssen, so kalt war es. Aber es regnete. So, wie jetzt übrigens wieder. Du merkst nur nichts davon, weil es durch das Feuer so warm ist hier drinnen. Aber geh mal raus auf den Gang ..."
 

Der Blonde seufzte. "Also, was schlägst du vor? Dass wir die Nacht hier verbringen?"
 

"Nun ja ..." Zorro ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. "Könnte ziemlich eng werden ... Es reicht ja gerade mal für einen ..."
 

"Ich versteh schon ..." Sanji nickte wissend. "Dann schlaf ich wieder in der Kapitänskajüte und du bleibst hier."
 

"Was?" Irritiert sah ihn Zorro an. "Du willst drüben schlafen? Kommt nicht in Frage, am Ende bist du noch genauso krank, wie ich!"
 

"Ich werde nicht so schnell krank, wie du glaubst. Ich schlafe dort und basta! Verstanden, Lorenor Zorro?"
 

"Hör auf, meinen Namen so auszusprechen, ich hasse das! Und nein, ich habe nicht verstanden; du wirst hier schlafen und wenn ich dich festbinden muss!"
 

"Nein!"
 

"Doch!"
 

"NEIN!"
 

"DOCH!"
 

"NEIN!!!"
 

"DO ... okay, wo sind meine Schwerter?!?"
 

"Weiß ich doch nicht! Und jetzt sei nicht so VERDAMMT stur, du wirst-"
 

Etwas wie ein Windstoß fegte durch das Schiff und ließ das Feuer flackern. Mit einem Schlag wurde es warm und ... hell. Kerzen, die einen Augenblick zuvor noch nicht dagewesen waren, erhellten plötzlich die Küche und Öllampen, die draußen im Gang an den Wänden hingen, beleuchteten das Schiff. Alles Alte und Antike, aller Staub, der dem Schiff vorher angehaftet hatte, war auf einmal verschwunden und das Schiff machte den Eindruck, als würde es nur darauf warten, wieder von seiner Mannschaft besetzt zu werden.
 

Zorro und Sanji wechselten eine Blick. Sie waren ja ziemlich viele verrückte Dinge gewohnt, aber das ...
 

"Oooookay ...", sagte der Schwertkämpfer leise. "Bei diesem Schiff stimmt irgendetwas ganz gewaltig nicht ..."
 

"Sei mal kurz still!" zischte Sanji nur und legte den Zeigefinger an die Lippen. Sie lauschten einen Moment lang, dann konnten sie es beide hören.
 

Ein Geräusch von Schritten, die über das Deck liefen. Dann wurde eine Tür geöffnet und die Schritte wurden lauter.
 

Jemand kam die Treppe hinunter.
 

Ende Part 6

Die Legende vom Geisterschiff

Teil: 7/?

Kommentar: ... Merci beaucoup, mes amis, für eure Kommentare. ^^ *freu* *sich schnell versteckt* ^^' Tut mir leid, dass ich eure Geduld mal wieder so überstrapaziert habe, denn eigentlich möchte ich keine Kapitel hochladen, bevor ich nicht schon ein späteres geschrieben habe, aber irgendwie halte ich mich da eh nicht daran.^^' Fazit: Hier also das nächste Kapitel für euch, und ich bin so lange auf Wasser und Brot, bis ich mit dem anderen fertig bin. Da kommt doch Freude auf ... ^^

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 7 - Die Legende vom Geisterschiff
 

Die Schritte kamen immer näher.
 

"Wer auch immer das ist - er ist tot! Mich so zu erschrecken!" knurrte Zorro und griff nach seinen Schwertern. Das hieß, er griff an die Stelle, wo sie eigentlich sein sollten, wenn sie nicht im Nebenraum liegen würden ...
 

"Oh, fuck!" seufzte er. "Heute ist echt nicht mein Tag ..."
 

Sanji, der noch immer auf den Flur hinaussah, löste sich langsam aus seiner Erstarrung, trat an die Tür und stieß sie mit leichtem Schwung an, so daß sie leise klickend ins Schloß fiel, gerade in dem Moment, als der Fremde das untere Treppenende erreichte. Die beiden jungen Männer hielten die Luft an, als die Schritte direkt vor ihrer Tür verharrten. Bloß kein Geräusch machen ...
 

Nach einem schier endlos andauernden Augenblick setzte der Unbekannte seinen Weg fort - direkt in die Kapitänskajüte.
 

"Wer war das?" fragte Sanji im Flüsterton. Sein Herz klopfte wild und seine Hände zitterten. Nervös steckte er sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Langsam war das alles nicht mehr lustig ...
 

Der Schwertkämpfer hob nur die Schultern. "Keine Ahnung", entgegnete er. "Vielleicht sollten wir ihn mal fragen? ..." Er machte Anstalten, die Tür zu öffnen, doch Sanji ergriff seine Hand und hielt ihn zurück. Zorro zuckte unter der Berührung kurz zusammen, dann sah er auf, die dunklen, grünen Augen fragend auf Sanji's Gesicht geheftet.
 

"Was ...", begann er, doch der Koch unterbrach ihn. "Ich habe da so eine dunkle Ahnung ..." sagte er leise. "Und sie gefällt mir nicht ..."
 

Er ließ den anderen los, griff nach Zorro's Mantel und einem Küchenmesser und drehte sich zur Wand hinter sich um - der Wand, die direkt an die Kapitänskajüte grenzte.
 

"Was hast du vor? ..." fragte Zorro, doch Sanji bedeutete ihm nur, still zu sein, drückte den Stoff an die Wand und rammte das Messer hinein. Er drehte es einige Male hin und her und zog es schließlich wieder heraus nur um es erneut in die Wand zu schlagen. Mit größter Vorsicht und Geschicklichkeit - und ohne auch nur das leiseste Geräusch zu verursachen - bohrte er langsam ein Loch in das Holz, wie auch Zorro bald erkannte, der ein bewunderndes Pfeifen von sich gab.
 

"Jahrelange Spannererfahrung, nehme ich an?" spottete er. "Und ich habe mich schon über die vielen Löcher in der Duschkabine gewundert ..."
 

"Das war Ruffy, nicht ich." "WAS???" "Ich glaube, er hat Lysop beim Duschen beobachtet", meinte der Koch nur ungerührt und fuhr geduldig fort, bis das Loch etwa die Größe eines Fingernagels hatte, den schockierten Blick des Schwertkämpfers ignorierend. Dann nahm er den Stoff weg und sah hindurch.
 

"Wusste ich es doch!" flüsterte er, als er sich wieder abwandte - das Gesicht noch blasser als zuvor, doch ohne wirklich überrascht auszusehen. Zorro sah ihn besorgt an.
 

"Was ist los? Wer ist der Typ?" fragte er, doch der andere deutete nur auf die Wand. "Sieh selbst nach ..."
 

Der Schwertkämpfer trat zur Wand und sah durch das Loch - nur um sofort wieder zurückzuweichen.
 

"Das kann doch nicht wahr sein!" stieß er mit aufgerissenen Augen hervor. "Der müsste doch eigentlich tot sein! Kein normaler Mensch, der so einen Nagel im Kopf hat, würde das überleben! ..."
 

Sanji lächelte ihn nur schwach an. "Wer behauptet denn, daß es sich hier um normale Menschen handelt? ... Ich glaube, wir sind auf dem Geisterschiff gelandet."
 

"Hä?" Zorro starrte ihn groß an. "Du kennst diesen Kahn?"
 

Der Koch seufzte. "Ich schlage vor, wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen, denn es könnte hier bald ein wenig ungemütlich werden. Dann erzähle ich dir alles."
 

*********************************************
 

Während sie durch die langen Schiffsflure eilten, wurde das Geräusch von Stiefeln über ihren Köpfen immer lauter. Es schien, als hätte die ganze Mannschaft nur ein gemütliches Schläfchen gehalten und würde sich jetzt wieder an die Arbeit machen. Befehle wurden in einer ihnen unbekannten Sprache gebrüllt und ab und zu ertönte lautes Gelächter.
 

Plötzlich neigte sich das ganze Schiff so stark zur Seite, dass Sanji und Zorro an den Wänden laufen konnten. Erst nach einer Weile fiel es allmählich wieder in seine normale Lage zurück und die beiden landeten wieder auf dem Boden.
 

"Was war das?" fragte Zorro verwirrt und starrte an die Decke, als könnte er sie allein mit seinen Blicken durchdringen. Doch anstatt eine Antwort zu geben sah der Koch nur auf den Lockport an seinem Handgelenk.
 

"Was hatte das eben zu bedeuten?" wiederholte Zorro noch einmal und riss Sanji aus seiner Versunkenheit.
 

"Sie haben den Kurs geändert", erwiderte der Smutje. "Die Leona steuert jetzt auf die nächste Insel zu. Und wie es scheint, hat sie dabei alle Segel gesetzt."
 

Zorro wusste sofort, was er meinte. Das Schwanken des Schiffes war stärker geworden und die Spanten knarrten, was nur bedeuten konnte, dass es an Geschwindigkeit zugenommen hatte. Und zwar gewaltig ...
 

"Wieso haben sie es plötzlich so eilig?" fragte er kopfschüttelnd. "Und überhaupt - was ist hier eigentlich los? Wieso leben die ganzen Typen wieder? Und warum sieht das Schiff plötzlich so aus, als käme es frisch aus der Werft, wo hier eben noch alles kurz vor dem Zusammenbruch war?" Er sah seinen Gefährten fragend an. "Sanji? Du hast vorhin etwas von einem ein 'Geisterschiff' erwähnt - was weisst du noch alles über dieses Schiff?"
 

Sanji sah ihn schweigend an, doch der Schwertkämpfer starrte nur beharrlich zurück, und so seufzte er schließlich resigniert. Er warf einen Blick in den nächsten Raum - ein kleiner Lagerraum, der bis auf ein paar dunkle Holztruhen leer war - dann winkte er Zorro, ihm zu folgen und die beiden gingen hinein, jedoch nicht ohne zuvor die Tür von innen zu verriegeln. Man konnte ja nie wissen ...
 

Der Koch ließ sich auf einer der Truhen nieder und Zorro setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und sah ihn gespannt an.
 

"Aaaalso ...", begann Sanji seine Erzählung. "In der Gegend, aus der ich stamme, gibt es so eine Legende, die einige unserer Seeleute von der Grand Line mitgebracht haben - die Geschichte vom Geisterschiff. Sie handelt von einem Piratenschiff, das vor Hunderten von Jahren das Meer unsicher gemacht haben soll. Es heisst, sein Kapitän sei einer der mächtigsten und am meisten gefüchteten Männer auf der Grand Line gewesen; wahrscheinlich hatte er sogar Teufelskräfte besessen. Überall wo er hinkam, versetzte er die Menschen in Angst und Schrecken und bei nicht wenigen seiner Überfälle wurde Blut vergossen. Er enterte eine Menge Schiffe und ließ dann ihre Kapitäne am höchsten Mast aufknüpfen. Wegen seiner Blutrünstigkeit wurde er oft nur Käptn Scarlett - der Scharlachrote Kapitän - genannt. Binnen weniger Jahre hatte er eine Piratenflotte von mehreren Dutzenden Schiffen zusammen, mit der er regelmäßig die Küstenstädte überfiel. Es heisst, dass ihn nicht einmal die Marine aufhalten konnte ..."
 

"Was ja nichts Ungewöhnliches ist", warf Zorro grinsend ein. "Bei den Deppen, die sie beschäftigen ..."
 

Sanji runzelte nachdenklich die Stirn. "Ich weiß nicht", meinte er schließlich. "Smoker sollte man nicht unterschätzen."
 

"Ach, keine Sorge, den haut Ruffy auch noch platt!" erwiderte der Schwertkämpfer optimistisch.
 

"Deine primitive Ausdrucksweise entsetzt mich immer wieder, Zorro."
 

"Kein Problem."
 

Sanji verdrehte die Augen und mahnte sich zur Ruhe, bevor er fortfuhr.
 

"Ähm, wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Eines Tages enterte er ein Schiff, das einen Quacksalber an Bord hatte. ... Äh, ja?" fragte er mit einem Anflug von Verzweiflung.
 

Zorro liess die Hand sinken. "Was ist ein Quacksalber?"
 

"Ein Scharlatan."
 

Der Ausdruck von Unverständnis klammerte sich hartnäckig an Zorro's Gesicht fest. Der Koch unterdrückte ein Seufzen und zählte langsam bis zehn.
 

"Ein Spinner der behauptet, etwas von Medizin oder Magie oder sogar beidem zu verstehen, im Grunde genommen aber keine Ahnung hat", antwortete er dann.
 

Der Schwertkämpfer nickte. "Also ein Betrüger."
 

"Wenn du so willst ... Darf ich jetzt bitte fortfahren?"
 

"Oh ... Ja. Klar."
 

"Jedenfalls behauptete dieser Betrüger, es würde etwas Schreckliches geschehen, wenn die Piraten ihm etwas antun sollten. Und da Seeleute von Natur aus abergläubisch sind, ließen sie ihn in Ruhe, anstatt ihn, wie den Rest seiner Mannschaft, von Bord zu werfen. Doch als Käptn Scarlett davon erfuhr, wurde er zornig und befahl, ihn unverzüglich ins Meer zu werfen. Aber der Quacksalber flehte um Gnade und versprach, dem Kapitän ewig zu dienen, wenn er nur sein Leben verschonen könnte. Doch Scarlett traute ihm nicht, über Bord werfen wollte er ihn jedoch auch nicht, da manche seiner Aussagen sehr glaubhaft klangen. Also entschied er sich für eine Notlösung - er ließ den Betrüger in einen kleinen Käfig sperren und über dem Deck aufhängen, wo ihn alle sehen und verspotten konnten. Einmal am Tag gab man ihm trockenes Brot und etwas Wasser durch die Gitterstäbe; immer gerade so viel, dass er den Tag überleben konnte."
 

Zorro verzog das Gesicht bei dieser Vorstellung. Er hasste es, wenn Piraten so unnötig grausam waren und er konnte an Sanji's Tonfall erkennen, dass es dem anderen genauso ging.
 

"Doch bald war der Quacksalber dem Verhungern nahe. Er flehte die Piraten um Hilfe an, aber die lachten ihn nur aus. Und dann verfluchte er sie. Sie sollten großes Leid und nie endende Qualen erleben, ebenso wie auch er es ertragen musste. Ihre einzige Erlösung sollte im Tod bestehen, den sie jedoch selbst nie erlangen könnten. Und dann starb er noch in der selben Nacht. Einige der Piraten waren durch den Fluch verunsichert worden, doch Scarlett ließ sich nicht einschüchtern und warf die Leiche des Betrügers über Bord. Am nächsten Tag hatte die Flotte eine Flaute, ebenso wie in den folgenden drei Wochen. Die Wasservorräte gingen zur Neige und die Piraten fragten sich, ob nicht doch etwas an dem Fluch dran war. Doch dann kam plötzlich ein Sturm auf. Zuerst freuten sie sich, weil sie sich vom Sturm neues Wasser erhofften, doch es war ein Wirbelsturm von gigantischen Ausmaßen, der die ganze Flotte kentern ließ. Nur das Mutterschiff, die 'Leona' von Scarlett, blieb wie durch ein Wunder unbeschädigt, auch wenn viele seiner Männer bei dem Unwetter starben. Der Kapitän blieb jedoch optimistisch und steuerte den nächsten Hafen an, um sich eine neue Mannschaft zu besorgen und seine Flotte neu aufzubauen. Doch viele seiner Männer hatten genug von ihrem Kapitän und so kam es zu einer Meuterei ..."
 

"Lass mich raten - als es dunkel wurde, kam Nebel auf und dann fing es an zu regnen?"
 

"Wie hast du DAS nur erraten? Naja, jedenfalls meuterte die Mannschaft, nachdem sie sich vorher Mut zugetrunken hatte, doch die Teufelskräfte des Kapitäns und die Schwerter seiner wenigen treuen Anhänger sorgten dafür, dass keine der beiden Fronten gewinnen konnte. Schließlich gelang es den Meuterern jedoch, den Kapitän zu überwältigen und ihn am Fockmast anzunageln. Dann metzelten sich die Übriggebliebenen gegenseitig nieder und am Ende gab es niemanden mehr, der noch lebte. Eigentlich hätte sich der Fluch jetzt erfüllt, doch in der darauffolgenden Nacht erwachten die Toten wieder und alles geschah, wie in der Nacht zuvor - erst das Besäufnis, dann die Meuterei und der Tod - Nacht für Nacht, Jahr für Jahr. Außerdem sorgte der Fluch dafür, dass die Strecke, die das Schiff jede Nacht zurücklegte, am nächsten Tag wieder zurückgefahren wurde, so dass das Schiff nicht vom Fleck kam. Und das schon seit Jahrhunderten ..."
 

"Und wir sind mitten in den Nebel gefahren ..." Zorro, der bis eben noch düster vor sich hingestarrt hatte, sah plötzlich zu dem Koch auf. "Wieso hast du das nicht vorher gesagt? Dann hätten wir den Nebel umfahren können ..."
 

"Woher sollte ich denn wissen, dass es sich gerade um DIESES Schiff handeln könnte? Außerdem ist die Geschichte, die ich dir eben erzählt habe, nur eine Legende. Wie kann ich denn wissen, dass sie wahr ist?"
 

"Woher willst du wissen, dass das One Piece tatsächlich existiert?" entgegnete der Schwertkämpfer leise. "Und woher willst du wissen, dass es den All Blue wirklich gibt? Auch das sind nur Legenden und trotzdem glaubst du an sie ..."
 

Sanji starrte ihn betroffen an. Zorro sagte nur selten etwas, was wirklich ernstgenommen werden konnte, doch wenn er es mal tat, traf es ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Natürlich hatte er Recht. Auch wenn die Wahrheit oder die Existenz all dieser Legenden nicht bewiesen war, hatte es doch immer Menschen gegeben, die daran geglaubt hatten. Menschen, wie ihn selbst auch.
 

"Komisch, dass ich mir nie zuvor DARÜBER Gedanken gemacht habe ..." murmelte der Koch leise vor sich hin.
 

"Tja, besser zu spät als nie." Zorro erhob sich. "Obwohl ich über die Existenz dieser speziellen Legende alles andere als froh bin ..." Er schüttelte angewidert den Kopf. "Das ist ja eine üble Geschichte. Ich glaube, wir sollten so schnell wie möglich ..."
 

Ein lautes Donnern und das darauf folgende Schwanken des Schiffes riß sie von den Füßen. Die Lampe, die von der Decke hing, schaukelte flackernd hin und her, dann ging sie aus. Nachdem das Schwanken nachgelassen hatte, rappelte sich Sanji auf und tastete sich durch die Dunkelheit zur Tür hin. Er öffnete sie und spähte auf den Gang hinaus, der jedoch leer war. Dann sah er sich nach Zorro um, der sich gerade wieder auf die Füße zog.
 

"Alles in Ordnung?"
 

Der andere winkte nur ab, hielt sich jedoch die Hand an die Stirn, wo eine große Beule prangte. "Autsch, VERDAMMT!!! Ja, mir geht es gut! Kannst du mir erklären, wieso die Idioten plötzlich die Kanonen abfeuern?!"
 

"Wahrscheinlich, um sich gegenseitig wegzupusten ..." Sanji riß die Augen weit auf. "Hey, Moment mal, das bedeutet ja ... Das Gemetzel hat begonnen!"
 

Kaum hatte er seine Vermutung ausgesprochen, da ertönte auch schon das Geräusch vieler hastiger Schritte auf dem Deck über ihnen und dann das Gepolter schwerer Stiefel auf den Treppenstufen, die unter Deck führten. Sanji konnte die Piraten zwar nicht sehen, da sich das Treppenende einen Quergang weiter befand, doch er hörte, dass sie sich schnell näherten. Hastig rannte er zu einer der schweren Holztruhen und hievte den Deckel hoch. Sie war bis zum Rand gefüllt mit Schwertern, Säbeln, Degen und Dolchen.
 

"Oh, Mist!"
 

"Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte Zorro missmutig.
 

"Wir sind in der Waffenkammer!"
 

"Ja, und?"
 

"RAUS HIER!!!"
 

Sanji packte den verdutzten Schwertkämpfer am Handgelenk und wollte ihn auf den Gang hinaus ziehen, doch kaum hatte er den ersten Schritt aus der Kammer gemacht, nahm er eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr, die ihn schnell zurücktreten ließ. Die Toten hatten den Gang erreicht, in dem sich auch die Waffenkammer befand und mussten sie unweigerlich entdecken, sollten sie versuchen, den Raum zu verlassen.
 

Was nun? Sie saßen in der Falle. Sie konnten sich zwar gegen die Untoten zur Wehr setzen, aber irgendetwas sagte Sanji, dass dieser Versuch aussichtslos war. Die Piraten würden kurzen Prozess mit ihnen machen und ihr größter Vorteil dabei war, dass sie bereits tot waren. Sanji sah sich schon auf einem Säbel aufgespießt, als er plötzlich einen festen Griff an seiner Schulter spürte, der ihn weiter in den dunklen Raum hineinzog. Er sah sich um. Zorro, der ihn gepackt hatte, öffnete gerade eine der Truhen im hinteren Bereich der Kammer, die bis auf einige kurze Entermesser leer war.
 

"Rein da!" zischte er dem Koch ins Ohr. Der kletterte eilig in die Truhe, doch bevor er den Deckel schloss, sah er noch einmal zu dem Schwertkämpfer auf.
 

"Was ist mit dir, Zorro?" fragte er den anderen, der gerade drei Säbel aus einer Kiste nahm, und sich damit bewaffnete.
 

"Ich werde sie auf die feine englische Art begrüßen!" erwiderte Zorro grimmig und stellte sich in Kampfposition auf.
 

"Dürfte ich dich vielleicht noch darauf hinweisen, dass die Typen bereits tot SIND?" Hatte der Kerl noch alle Tassen im Schrank? Wie wollte er einen Gegner bekämpfen, der nicht mit normalen Waffen zu besiegen war?
 

Für einen Moment lang schlich sich Unsicherheit auf Zorro's Gesicht, doch dann schüttelte er nur trotzig den Kopf. "Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts geschieht!"
 

Was ...?
 

Die Schritte klangen schon bedrohlich nahe. Sanji wusste, dass ihnen nur noch wenige Sekunden blieben, doch die Bemerkung des Schwertkämpfers hatte ihm die Sprache verschlagen. Aus großen Augen starrte er den anderen an, unfähig, sich zu rühren.
 

"Jetzt mach endlich den Deckel zu, du Idiot!" zischte Zorro und trat an seine Truhe heran, um es notfalls selbst zu tun. Doch da erwachte der Koch wieder aus seiner Erstarrung. Schnell packte er seinen Gefährten an einer Hand und zog ihn mit einem Ruck zu sich hinunter. Kaum war Zorro neben ihm in der Truhe gelandet und der Deckel über ihnen geschlossen, da traten auch schon die ersten Piraten in die Waffenkammer.
 

Eng aneinander gedrängt lagen die beiden in der Kiste und lauschten dem Geräusch der vielen Füße auf dem Boden der Kammer. Truhendeckel öffneten sich knarrend, Säbel klirrten aneinander und es ertönte das klickende Geräusch von Metallkugeln, die in Musketen gefüllt wurden. Rufe wurden laut - und wieder konnten weder Sanji noch Zorro die Worte verstehen, doch sie spürten die Anspannung und auch die Entschlossenheit der Männer, die sich dort draußen auf den Kampf vorbereiteten.
 

Sanji schloss die Augen und zwang sich, still zu bleiben. Das kleinste Geräusch konnte sie verraten. Und was dann geschah, wollte er sich keinesfalls ausmalen. Es war schon schlimm genug, wenn er sich an die Kälte und die Grausamkeit erinnerte, die in den Augen des untoten Kapitäns gestanden hatte ...
 

"Bleib ganz ruhig, dann bemerken sie uns nicht", hauchte Zorro plötzlich in sein Ohr. Erst jetzt wurde dem Koch bewusst, WIE eng sie tatsächlich zusammen in der Truhe kauerten ... Seine Stirn ruhte am Hals des Schwertkämpfers, der die Arme um ihn geschlungen hatte, wahrscheinlich, um Platz zu sparen ... An seiner Brust spürte er den schnellen Herzschlag des anderen, fühlte die fiebrige Wärme seines Körpers ... War er etwa immer noch krank? Oder gab es eine andere Erklärung für diese Hitze, die Zorro's Körper ausstrahlte? [...Hach, ich liebe naive Menschen...^^] ... Sanji wusste es nicht, aber er beherzigte den Ratschlag, den der Schwertkämpfer ihm gegeben hatte, und verharrte in absoluter Bewegungslosigkeit.
 

Die Minuten vergingen, doch schließlich hatte das Waffengeklirre ein Ende und die Piraten verließen die Kammer. Kaum waren ihre Schritte im Gang verklungen, da klappte schon der Deckel der Truhe hoch. Während Sanji wieder aus der Truhe kletterte, begann Zorro hinter ihm heftig zu niesen. Genervt, doch auch ein wenig besorgt, drehte sich der Koch zu ihm herum.
 

"Ich dachte, es geht dir schon besser ..."
 

"Tut es ja auch", entgegnete der nur verbissen und nieste noch einmal. Tränen standen in seinen Augen als er fortfuhr: "Aber ich habe deine Haare in meine Nase bekommen ..."
 

"Oh ..."
 

Schniefend stieg nun auch der Schwertkämpfer aus der Truhe und griff nach einigen auf dem Boden herumliegenden Säbeln. Nachdem er sich entsprechend gerüstet und das schwarze Tuch um seinen Kopf gebunden hatte, verließ er die Kammer. Sanji sah ihm stumm nach und schüttelte nur den Kopf. Langsam machte ihn der Typ ECHT verrückt ...
 

'Soviel Dummheit geht doch auf keine Kuhhaut!' Wütend krempelte er die Ärmel hoch und folgte dem anderen.
 

"Lorenor ZORRO!"
 

Der Schwertkämpfer blieb stehen, bevor er sich langsam umwandte.
 

"Ich sagte dir doch bereits ...", begann der Koch.
 

"Fallst du jetzt vorhast, mich davon abzuhalten ...", unterbrach ihn Zorro.
 

"... dass die Typen mausetod sind und du deshalb ..."
 

"... den Piraten ordentlich einzuheizen ..."
 

"... NICHTS gegen sie unternehmen kannst!" beendete Sanji den Satz.
 

"... dann lass dir gesagt sein, dass du bei mir an der falschen Adresse dafür bist!"
 

Sie starrten sich an und die Luft zwischen ihren Blicken knisterte hörbar.
 

"Dann sorge ich eben dafür, dass sie für IMMER tot bleiben!" sagte der Schwertkämpfer schließlich stur. "Ich will mich doch nicht ewig vor ihnen verkriechen!"
 

"Sag mal, habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?" fuhr ihn der Smutje an.
 

"Es gibt nichts, was man nicht töten kann", erwiderte Zorro schulterzuckend, und ging weiter, nicht ohne noch leise hinzuzufügen: "Außerdem könnte ich es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen sollte."
 

Sanji starrte ihm fassungslos hinterher. Wie schaffte der Kerl es nur immer wieder, ihn so zu treffen? Wieso setzte sich Zorro nur so sehr für ihn ein? Wollte er ihn wieder nur verarschen? Und wieso zum Teufel fühlte er sich von ihm immer wie ein kleines Kind behandelt? Und überhaupt ...
 

"... Wer behauptet denn, dass mir etwas passiert? Vielleicht will ich ja gar nicht, dass du auf mich aufpasst!" Zornig stampfte Sanji auf, das splitternde Geräusch der Planken unter seinen Füßen ignorierend. "Hey! Warte gefälligst, wenn ich mit dir reden will!"
 

Doch der andere war bereits um die Ecke gebogen und außerhalb des Sichtbereichs.
 

"Verdammt!" Schlechtgelaunt zündete sich der Koch eine neue Zigarette an. Vom Deck ertönten Kampfgeräusche der übelsten Art und das ganze Schiff erbebte immer wieder unter dem Donnern von Kanonenkugeln und anderen Dingen, die er lieber nicht genauer kennenlernen wollte.
 

Und Zorro war direkt auf dem Weg dorthin.
 

'Na und? Soll er doch verrecken, der Idiot!' dachte Sanji mißmutig. Dann dachte er an Zorro's Krankheit und die langen Stunden, die er neben seinem Lager gesessen hatte, immer darauf hoffend, dass er den Tag überleben würde. Trotz regte sich in ihm. 'Ich habe mich doch nicht um ihn gekümmert, nur damit er jetzt draufgeht!'
 

Die Schreie Verwundeter tönten an sein Ohr und durch eine Ritze zwischen den Planken tropfte Blut direkt vor seine Füße.
 

Seelenruhig rauchte er seine Zigarette zu Ende und drückte sie dann ebenso seelenruhig an der Wand zu seiner Linken aus.
 

Sanji hatte einen Entschluss gefasst.
 

"Glaubst du etwa, ich würde es DIR jemals verzeihen, wenn dir etwas zustoßen sollte?" knurrte er.
 

Dann folgte er dem Schwertkämpfer.
 

Ende Part 7

Geisterstunde

Kommentar: Bin wieder da. ^^ *Fähnchen schwenkt* Ich denke, ich lade den nächsten Teil lieber vor dem Wochenende hoch, bevor ich wieder nicht dazu komme -_-'Aber vielen, lieben Dank für eure Kommentare! ^^ Falls jemand allerdings auf ein wenig mehr Romantik in diesem Teil hofft, muss ich ihn leider enttäuschen ...^^' Im nächsten Kapitel wird's aber wieder besser. ^^

Und jetzt viel Spaß beim Lesen.

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 8 - Geisterstunde
 

Kugeln pfiffen durch die Luft, als Zorro auf das Deck trat. Der Rauch von Kanonen und anderen Geschossen verhüllte das Deck und es war fast unmöglich, mehr als fünf Meter weit zu sehen, auch wenn flackernder Lampenschein die Umgebung mäßig erhellte. Ab und zu tauchten ein paar Schemen aus den Nebelschwaden auf, und verschwanden sofort wieder in der Dunkelheit.
 

Es war das pure Chaos.
 

Schreie und Waffengeklirr tönten durch die Nacht und Zorro meinte, den einen oder anderen leblosen Umriss auf den Planken ausmachen zu können. Wie es schien, hatte der Kampf bereits die ersten Opfer gefordert.
 

'Das bedeutet also weniger Arbeit für mich', dachte der Schwertkämpfer sarkastisch und duckte sich dann hastig hinter einen Stapel Kisten, als keine Sekunde später ein Säbel durch die Luft flog, der seinen Kopf glatt gespalten hätte, hätte er noch an der gleichen Stelle gestanden.
 

Grimmig sah er sich um. 'Okay, jetzt REICHT'S!!!' Er bewaffnete sich mit den Säbeln - die nur ein unzureichender Ersatz für seine eigenen Schwerter waren - und stürzte sich dann ins Getümmel.
 

Während er durch den Nebel huschte und Schläge um Schläge austeilte oder selbigen auswich, wurde ihm klar, wie sehr er den Kampf vermisst hatte. Nach der langen Ruhezeit der letzten Tage durfte er endlich wieder kämpfen. Das war LEBEN, zur Hölle noch mal! Sein Puls lief auf hundertachtzig und sein Körper fühlte sich an, als würde eine Legion von Ameisen durch seine Venen marschieren. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn mehr Adrenalin als Blut in seinen Adern floss. Doch genau das hatte er jetzt gebraucht. Außerdem lenkte ihn die Bewegung endlich von seinen Gedanken ab, die wie aufgewirbelte Blätter ziellos in seinem Kopf umherflatterten.
 

'Habe ich das wirklich zu ihm gesagt?', 'Was denkt er wohl jetzt wieder?' und 'Wieso zum Teufel ist alles nur so schrecklich KOMPLIZIERT?!?' waren dabei nur eine kleine Auswahl ... Nebenbei regte sich auch Sorge um seinen Gefährten in ihm. 'Hoffentlich geschieht ihm nichts ...'
 

Wieso musste all das auch ausgerechnet ihm passieren? Seit Jahren arbeitete er hart dafür, der größte Schwertkämpfer aller Zeiten zu werden und jetzt kam so eine schmächtige Bohnenstange daher, die mehr rauchte als ein Fabrikschlot während der industriellen Revolution, machte Stress und schaffte es vor allem, seine Gefühlswelt in ein heilloses Durcheinander zu verwandeln, ohne ihn wenigstens vorher zu fragen! War das denn FAIR?
 

'Nein!' entschied Zorro, nachdem er einem Piraten, der plötzlich aus der Dunkelheit vor ihm aufgetaucht war, die Breitseite seines Säbels übergezogen hatte.
 

Vielleicht sollten sie mal wieder ein ernstes Wörtchen miteinander reden.
 

'Eine kleine Prügelei könnte dabei auch nicht schaden ...', flüsterte ein kleines, hämisches Stimmchen in seinem Inneren.
 

'Damit alles wieder so wird, wie zuvor?! Vergiss es!' gab er aufgebracht zurück.
 

'Wieso nicht? Ihr würdet euch wieder hassen, die Einrichtung zertrümmern und alles wäre wieder in Butter. Was ist denn so schwer dabei? Und woher willst du überhaupt wissen, dass du IHM etwas bedeutest?'
 

'Ich ...'
 

'Ja?'
 

Zorro zögerte. 'Ich ... weiß es nicht ...'
 

'Na also! Also hör endlich auf, dir Hoffnungen zu machen und sieh zu, dass du-', fuhr die Stimme eifrig fort, doch dann wurde sie von Zorro unterbrochen.
 

'Er hat mir das Leben gerettet! Und das zweimal innerhalb von zwölf Stunden! Wieso sollte er das tun, wenn ich ihm nichts bedeuten würde? Er hätte ja auch die Gelegenheit nutzen und mich um die Ecke bringen können!'
 

'Das hätten ihm die anderen aber nie verziehen ...'
 

'NA UND? Hör zu, du kannst mir ja erzählen was du willst, aber ich GLAUBE einfach nicht, dass ich ihm nichts bedeute, kapiert?!'
 

Die Stimme kicherte. 'Du bist ein Narr, weißt du das?'
 

'Ja, vielleicht. Aber ich stehe wenigstens dazu! Und jetzt mach dich vom Acker!'
 

'Du wirst schon sehen, was du von deiner Naivität hast ...', sagte die Stimme und verschwand.
 

Zorro schnaubte. Er und naiv! Dumm, ignorant und taktlos, ja! Aber nicht naiv! Hey, wer hatte ihm immer diese Ausdrücke an den Kopf geschmissen? Sanji? Jedem anderen hätte er dafür den Schädel eingeschlagen, doch bei dem blonden Smutje hatte er immer seinen Ärger hinuntergeschluckt. Er brachte es einfach nie übers Herz, ihn wirklich zu verletzen ...
 

'Wieso bin ich nur so schrecklich vernarrt in ihn? ...', fragte er sich, als er das Heck erreichte. Für einen Augenblick hielt er inne, starrte in die nebelverhangene Dunkelheit vor dem Schiff und verfluchte sein Leben, seine verwirrenden Gefühle und die Welt im Allgemeinen.
 

'Wenn ich jetzt die Augen zumache und sie dann wieder öffne, bin ich wieder auf der Flying Lamb.' dachte er und schloss die Augen. 'Alles ist so wie zuvor. Wir tuckern über die Grand Line, erleben haarsträubende Abenteuer und haben jede Menge Spaß. Meinetwegen soll auch Sanji mich wieder hassen - ich will einfach bloß wieder Normalität in meinem Leben!'
 

Er öffnete zögernd wieder die Augen und stellte fest, dass sich seine Situation keinesfalls gebessert hatte. Dem Albtraum war er noch immer nicht entflohen und auch in seinem Inneren tobte der gleiche Gefühlssturm, wie zuvor.
 

'Verdammt!' Ein mißmutiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. 'Das wäre ja auch zu einfach ...'
 

Zorro wandte sich um und trabte langsam wieder zurück.
 

Entsetzt, doch zugleich auch erleichtert nahm er dabei die steigende Anzahl von Toten auf dem Deck wahr - anscheinend war der Spuk bald vorbei ...
 

'Wo Sanji nur steckt? Hoffentlich hat er vor Wut keine Dummheiten angestellt ...'
 

Plötzlich tauchte vor ihm ein Pirat aus dem Nebel auf. Seine Kleidung war zerfetzt und ihm fehlte ein Arm, wovon er allerdings nichts zu bemerken schien. Nach einem wilden Kriegsschrei stürzte sich der Tote auf den Schwertkämpfer, der sich rasch duckte, um dem Hieb auszuweichen und den anderen dann von hinten niederzuschlagen.
 

Still verharrte er dann auf der Stelle und rührte sich nicht, um in Ruhe lauschen zu können. Die Schreie auf dem Deck wurden immer leiser und schwächer, nur entfernt waren noch Kampfgeräusche zu vernehmen.
 

Er wollte gerade weitergehen, als auf einmal ein Schrei in der Dunkelheit ertönte.
 

"Zorro, RUNTER!"
 

Sanji ...?
 

Doch anstatt sich allzu sehr über die Anwesenheit seines Gefährten zu wundern, befolgte er einfach dessen Rat und ließ sich zu Boden fallen. Das darauffolgende Sirren, das keinen Millimeter über seinem Hinterkopf ertönte, überzeugte ihn davon, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ein leises "Umpf!" war zu hören und dann der Schrei eines Menschen, der innerhalb weniger Sekunden von null auf hundertzwanzig beschleunigte.

Langsam verklang das Geräusch in der Ferne.
 

"Okay, du kannst wieder hoch kommen!"
 

Hastig rappelte sich Zorro wieder auf und sah sich um. Schließlich gelang es ihm, den dunklen Schemen zu seiner Linken als den des Schiffskochs der Flying Lamb zu identifizieren. Sanji ließ gerade wieder das Bein sinken, mit dem er den Angreifer auf die andere Seite des Schiffes befördert hatte und sah den Schwertkämpfer finster an. Jedenfalls war sich Zorro ziemlich sicher, dass er finster guckte, obwohl er Sanji's Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen konnte - jeder hätte bei einer solchen Nacht finster ausgesehen.
 

"Du hast echt noch mal Schwein gehabt, Zorro! Jedenfalls weiß ich jetzt, wieso ich dir gefolgt bin ..."
 

"Was ...?"
 

"Der Typ hätte dich glatt zersäbelt, wenn ich ihn nicht weggekickt hätte!"
 

"Aber ..." Zorro sah sich um. Und wirklich - der Körper des Piraten, den er eben zuvor niedergeschlagen hatte, war verschwunden. Der Schwertkämpfer grinste schief. "... ich habe ihm so dermaßen eins übergebraten, dass er frühestens in zwei Wochen wieder aufgewacht wäre - wenn überhaupt!"
 

Der Koch seufzte resigniert, bevor er fortfuhr. "Du bist aber nicht derjenige, der ihn hätte umbringen sollen, und deshalb kann er nicht durch deine Hand sterben! Kapier's doch endlich mal! Diese ganze Aktion von dir war UMSONST! Ich garantiere dir, dass keiner der Piraten, gegen die du gekämpft hast, durch dich umgekommen ist!"
 

Zur Überraschung des Blonden ließ der andere die Schwerter sinken. Doch er war noch immer zu aufgebracht, um seine Wut auf Zorro zu zügeln.
 

"Du Blödmann! Kaum kannst du wieder auf den Beinen stehen, da schmeißt du dich auch schon in den nächsten Kampf!" fuhr er ihn zornig an.
 

"Sanji ..."
 

"Glaubst du etwa, ich habe Lust dir immer den Hals zu retten, weil du nicht in der Lage bist, alleine auf ihn aufzupassen?" wetterte er weiter, Zorro's Einwurf einfach ignorierend.
 

"Sanji ..."
 

"Ich wusste schon immer, dass es mit deiner Intelligenz nicht besonders weit her ist, doch für so dumm hätte ich dich wirklich nicht gehalten!"
 

"Sanji, ich ..."
 

"Aber du bist ja der Stärkste von allen, und kannst es einfach nicht lassen, das auch immer raushängen zu lassen!"
 

"Es tut mir leid."
 

"Du glaubst gar nicht, wie sehr mich das-" Sanji hielt inne, als Zorro's letzte Bemerkung in sein Bewusstsein vordrang. Und fast augenblicklich verpuffte seine Wut im Nichts und ihm wurde klar, dass sie eigentlich nur als Vorwand gedient hatte, um die Sorge um seinen Gefährten nicht allzu offen zu zeigen.
 

Er holt tief Luft, bevor er sichtlich ruhiger fortfuhr. "Schon gut."
 

"Ich bin ein Idiot", sagte Zorro leise.
 

"Stimmt."
 

"Und ich hätte auf dich hören sollen."
 

"Diese Einsicht kommt ein wenig spät ..."
 

"Kannst du mir nochmal verzeihen?"
 

Sanji verzog erstaunt die Augenbrauen. Eine solche Bitte hatte er von dem impulsiven Schwertkämpfer ja noch nie gehört.
 

"Bleibt mir denn was anderes übrig?"
 

"Oh, du könntest mich auch weiterhin als Blödmann bezeichnen, mich nach Herzenslust beleidigen und mir meine Charakterfehler bis an mein Lebensende nachtragen ... fällt dir ja nicht schwer ..."
 

Die Bitterkeit in seiner Stimme erstaunte selbst Zorro, doch er hatte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen können. Umso mehr war er überrascht, als Sanji an ihn herantrat, nachdem er ihn einen Moment lang groß angestarrt hatte, und ihn sanft umarmte. Zorro erwiderte die Umarmung für einen kurzen Augenblick, und genoss einfach nur das Gefühl, diesen schlanken, vor Leben pulsierenden, warmen Körper in seinen Armen halten zu können, bevor dieser sich zu seinem Bedauern wieder von ihm zurückzog. Dabei blieb ein angenehm warmes Pulsieren in seinem Magen zurück. Obwohl die Berührung nur flüchtig gewesen war und sich der Koch sofort wieder von ihm gelöst hatte, hatte sie doch etwas seltsam Tröstendes an sich gehabt.
 

"Erzähl nicht so einen Unsinn, Lorenor Zorro", sagte der Smutje ein wenig ruppiger, als er es beabsichtigt hatte, bevor er sich von ihm abwandte. "Vielleicht ist dir ja aufgefallen, dass ich das in letzter Zeit weitestgehend vermieden habe! Und jetzt lass uns endlich zurückkehren, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen!"
 

"Sanji ..."
 

"Jetzt komm endlich!"
 

"Aye."
 

Zorro grinste schief. Das klang wieder nach dem Sanji, den er kannte. Kühl, distanziert und so genervt, als hätte er es tagtäglich nur mit gehirnamputierten Idioten zu tun - was ja auch meistens der Fall war ... Es schien ihm, als hätte sich der Smutje nach der kurzen Umarmung emotional wieder in das übliche Schneckenhaus zurückgezogen. Jetzt musste er verbales Fingerspitzengefühl zeigen, um ihn wieder daraus hervor zu locken ...
 

'So wird das nie was mit uns ... Aber ich kann ihn auch nicht zwingen, mir mehr zu geben, als er zu geben bereit ist. Ich will seine ehrliche Zuneigung ... Nur wieso ist das so kompliziert?' fragte er sich, während er dem Koch durch die Dunkelheit folgte. 'Seine Persönlickeit ist wie eine besonders harte Nuss - es ist verdammt schwierig, an sein Inneres zu gelangen.' Er seufzte. 'Du bist der härteste Gegner, den ich jemals hatte, Sanji ...'
 

Der Koch biss sich stumm auf die Lippen, als er schweigend vor dem Schwertkämpfer über das nur schwach beleuchtete Deck trabte. War Zorro wirklich so verletzt? Er hatte ihre gegenseitigen Schlagabtausche eher immer als unterhaltsam empfunden, nicht als wirklichen Ernst. Sicher hatte er Zorro auch nie besonders gut leiden können, aber in Situationen, in denen es darauf ankam, konnte man sich immer auf ihn verlassen. Doch auf diesem Schiff fiel es ihm sehr, sehr schwer, seinen Gefährten einzuschätzen. Er lernte Seiten an ihm kennen, die er noch nie zuvor bei ihm erlebt hatte und die ihn in tiefste Verwirrung stürzten.
 

Und er wollte mehr von diesen Seiten erleben - viel mehr ...
 

Aber er konnte dieses "Wollen" nicht in Worte fassen. Es war ein merkwürdiges Gefühl in seinem Inneren, das auftauchte, wenn er mit Zorro zusammen war, ja selbst, wenn sie sich stritten. Es erzeugte ein Kribbeln in seinem Bauch, wenn Zorro ihn so ansah, wie er es in den letzten Stunden häufig getan hatte, und wenn er zornig auf den anderen war, schmerzte es. Doch es war immer da.

Ein wenig erinnerte es ihn an Lampenfieber ...
 

Sie passierten den Großmast und näherten sich wieder den oberen Deckaufbauten vorn am Bug, von denen die letzten Waffengeräusche herübertönten. Als sie schließlich den Fockmast erreichten, blieb Sanji plötzlich stehen. Besorgt sah Zorro über die Schulter des anderen und fragte sich schon, ob es wieder an dem Kapitän lag, der seinen Gefährten schon einmal so entsetzt hatte. Aber zu seiner Verwirrung musste er feststellen, dass Scarlett noch nicht am Mast stand.
 

"Wo ist er?" fragte er leise, die Stimme instinktiv auf ein Flüstern gesenkt. Er stand so nah hinter dem Koch, dass er die leichte Gänsehaut sehen konnte, die über dessen Nacken lief. Fröstelnd schlang der Blonde die Arme um seinen Oberkörper.
 

"Ich weiß es nicht", gab Sanji schließlich nach einiger Zeit ebenso leise zurück. "Aber ich vermute, er ist auf dem oberen Deck."
 

Zorro nickte nachdenklich. Wenn Sanji's Theorie der Wahrheit entsprach, dann mussten sie nur solange warten, bis sich auch die letzten Untoten gegenseitig niedergemetzelt hatten. Da der Kapitän aber noch fehlte, bedeutete das ...
 

"Sie kommen hierher."
 

"Hm ...", bestätigte der Koch nickend.
 

"Sollten wir uns dann nicht vielleicht ein sichereres Plätzchen suchen?"
 

Sanji drehte sich zu ihm herum und sah ihn feindselig an. "Wenn du damit andeuten willst, dass ich nicht-" begann er, wurde jedoch von dem Schwertkämpfer unterbrochen.
 

"Ich will nichts andeuten, ich habe dich lediglich nach deiner ehrlichen Meinung gefragt."
 

Sanji zögerte einen Augenblick, da er spürte, dass der andere die Wahrheit sagte. Wieso nur hatte er das Gefühl, sich immer verteidigen zu müssen, wenn Zorro sich so offensichtlich wie jetzt Sorgen um ihn machte? Vielleicht weil er es nicht gewohnt war, dass sich jemand so sehr um ihn sorgte ... Er schüttelte diese ungewohnten Gedanken ab und sah sich suchend um. Dann deutete er auf den Kistenstapel, der den Schwertkämpfer an diesem Abend schon einmal beschützt hatte.
 

"Lass uns dort warten!" schlug er vor, und Zorro nickte. Nacheinander zwängten sie sich in den Zwischenraum, der zwischen den Kisten und der Wand zum oberen Deck bestand, und beobachteten das Deck durch den schmalen Spalt zwischen zwei Stapeln. Sanji grinste, als er Zorro's Verrenkungen beobachtete, die der andere machen musste, um seine breiten Schultern halbwegs zwischen die Kisten zu bekommen.
 

"Das sieht sehr sportlich aus", kommentierte er spöttisch, wobei er sich nicht von Zorro's finsterem Blick abschrecken ließ. Dieser versuchte vergeblich, ihn mit selbigem einzuschüchtern. Schließlich knurrte er nur: "Noch ein Wort ..."
 

"Was dann?" fragte Sanji und hob eine Augenbraue.
 

'Dann drehe ich dir deinen süßen Hals um!' dachte Zorro und hievte sich in eine etwas bequemere Lage, so dass er Schulter an Schulter neben dem Smutje saß.
 

Sanji's Frage allerdings ließ er unbeantwortet, denn im gleichen Augenblick polterte etwas die Treppe zum Oberdeck hinab, gefolgt von eiligen Schritten. Die beiden heimlichen Beobachter stießen mit den Köpfen zusammen, als sie versuchten, gleichzeitig durch den Spalt zu schauen. Als ihre Köpfe endlich wieder aufhörten zu brummen, einigten sie sich darauf, übereinander statt nebeneinander durch die Kisten zu linsen.
 

So war das erste, was Sanji sah, ein Paar etwa kniehoher schwarzer Lederstiefel, die vor seiner Nase über die Planken liefen. Er erkannte sie als die des Kapitäns, der kurz darauf von vier weiteren Paar Stiefeln gestellt wurde. Es folgte eine hitzige Diskussion in der üblichen, ihm fremden Sprache, bevor sich die Stiefel aufeinander stürzten.
 

Atemlos beobachtete Zorro das Geschehen. Obwohl ihm die fremde Sprache seltsam vertraut vorkam, verstand er doch nur Spanisch. Moment mal ... Spanisch? Siedendheiß fiel ihm wieder Sanji's Geschichte von dem Schiff ein - all diese sich nächtlich wiederholenden Ereignisse hatten vor mehreren Jahrhunderten stattgefunden, zu einer Zeit, als Spanisch noch die gebräuchliche Seefahrersprache war. Konnte es denn sein ...? Der Schwertkämpfer spitzte die Ohren und da er nun wusste, wonach er lauschen musste, schnappte er tatsächlich einzelne Fetzen ihres Gespräches auf. Zuvor hatte er kaum auf ihre Worte geachtet, was wahrscheinlich am schweren Dialekt der untoten Piraten gelegen hatte. Doch nun tauchte die Erinnerung an die Sprache, die er vor langer Zeit einmal mühsam erlernt hatte, nach und nach wieder in seinem Gedächtnis auf und er bemühte sich, das Gehörte zu begreifen.
 

"... bereits zuviel ertragen!" sagte einer der Untoten gerade.
 

Scarlett lachte diabolisch. "Wenn du gehen willst, bitte, ich halte dich nicht davon ab. Aber falls es-" 'Está maldición' - Zorro versuchte krampfhaft, sich die Wörter wieder in Erinnerung zu rufen. "-diesen Fluch wirklich geben sollte, betrifft es dich genauso, wie mich!" zischte er.
 

"Wenn wir nur nicht auf dich gehört hätten", sagte ein anderer Pirat erzürnt. "Dann wäre das alles nicht passiert!"
 

"Ach, kommt schon. Eure Skrupel kommen eh zu spät ..."
 

"Wir werden dich töten!" fauchte ein dritter, etwas kleinerer Pirat und stürzte sich auf ihn, gefolgt von seinen drei Kameraden. Waffen klirrten, als sie aufeinander trafen und für eine Zeit lang sah es so aus, als würden die Piraten ihren Kapitän überwältigen können. Doch dieser blieb die Ruhe selbst und rief, während er diversen Hieben auswich, nur fröhlich: "Wieso die Mühe? Ihr könnt mich sowieso nicht töten ..."
 

Dann war er plötzlich verschwunden.
 

Die Angreifer hielten inne und fluchten. Ihre Ausdrücke überforderten Zorro's Vokabelkenntnisse und so nutzte er die Zeit, um sich an Sanji zu wenden.
 

"... Spanisch!" vernahm der Koch eine leise Stimme an seinem Ohr. Verwundert sah er zu Zorro auf und hob fragend eine Augenbraue.
 

"Sie sprechen Spanisch!" flüsterte Zorro erneut. "Es hätte mir sofort auffallen müssen!"
 

"Du sprichst Spanisch?" wunderte sich Sanji, doch der Schwertkämpfer winkte ungeduldig ab. "Das ist schon lange her ... Scarlett sagte gerade, dass er nicht getötet werden kann, wieso auch immer! Ich vermute, er hat wirklich eine Teufelsfrucht gegessen!"
 

"Ja, aber wo ist er nun?"
 

"Wenn ich das wüsste ..."
 

Als sie wieder aufsahen bemerkten sie, dass sich der Nebel vor den Kisten verdichtet zu haben schien. Die vier Piraten waren verstummt und drängten sich nun zusammen, Rücken an Rücken. Ihre Gesichter waren voller Furcht und sie spähten angstvoll in den Nebel.
 

'Sie scheinen zu wissen, was passieren wird ...', dachte Zorro. 'Wo ist der verdammte Kapitän bloß?' Der Nebel wurde noch dichter, als er vorher war. Wie klebriger Leim schien er an den schattenhaften Gestalten der Piraten zu haften. 'Wo ist er ...?'
 

Dann dämmerte es ihm endlich.
 

"Er ist der Nebel!" hauchte Zorro tonlos und spürte mit einem Mal Sanji's Hand an seiner Rechten, die sich krampfhaft an seine Finger klammerte. Und plötzlich wusste er, was passieren würde.
 

Als das laute Knacken brechender Knochen ertönte und sich der erste der Piraten in unmenschlicher Haltung krümmte, griff er sanft in den blonden Schopf des anderen und barg dessen Gesicht an seiner Brust. Er spürte, wie der junge Mann in seinem Arm zitterte und zog ihn dichter an sich heran, streichelte seinen Nacken und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr, während qualvolle, von Grauen erfüllte Schreie über das Deck hallten.
 

Er selbst war nicht in der Lage, den Blick von dem schrecklichen Geschehnis abzuwenden, doch seine Seele war schon nach wenigen Augenblicken nicht mehr fähig, irgendetwas zu fühlen. Sein Pensum an menschlicher Grausamkeit war für diesen Abend mehr als erfüllt - mehr Grauen ertrug er einfach nicht mehr. Mit ausdruckslosem Gesicht sah er zu, wie der letzte Pirat zu Boden sank und die Todesschreie endlich ein Ende hatten.
 

Die hochgewachsene Gestalt des Kapitäns manifestierte sich wieder auf den Planken, und als Zorro sein Gesicht sah und sein Lachen hörte, war er sich sicher, dass Scarlett vollkommen wahnsinnig war.
 

Zufrieden lehnte sich der Kapitän an den Fockmast und summte fröhlich vor sich hin. Dann sah er den Schwertkämpfer an.
 

Er sah nicht etwa zufällig in Richtung der aufgestapelten Kisten, nein, er sah IHN an, sah ihm direkt in die Augen.
 

"Na, wie hat euch das gefallen?" fragte er lächelnd. "Wollt ihr auch einmal?"
 

'Woher weiß er, dass wir hier sind? Wieso ...? Wir werden sterben', schoss es Zorro durch den Kopf, leidenschaftsloser, als er es vermutet hatte. Er drückte den Koch sanft an seine Brust. 'Schade eigentlich ... Vielleicht hätte doch noch etwas aus uns werden können, Sanji ...'
 

Er hauchte einen sanften Kuss auf die blonden Haare, dann liess er ihn los, stand auf und trat dem Kapitän entgegen, wohlwissend, dass er nicht gewinnen konnte, doch zutiefst entschlossen, ihrer beider Leben bis zum letzten Atemzug zu verteidigen.
 

Scarlett's dunkle Augen funkelten amüsiert. "Oh, ein Freiwilliger. Wie mutig ...", spöttelte er, bevor sein Körper langsam zu verblassen begann.
 

Zorro nahm seine übliche Kampfposition ein und wartete auf sein Schicksal. 'Auf ins letzte Gefecht ...'
 

Ein dünner, silberweißer Schemen zischte an ihm vorbei und durchbohrte den Schädel des Kapitäns, das einzige an ihm, was sich noch nicht aufgelöst hatte, und heftete ihn an den Mast in seinem Rücken. Augenblicklich wurde der Körper von Scarlett wieder sichtbar und er warf dem Schwertkämpfer noch einen letzten, vorwurfsvollen Blick zu, bevor seine Augen leer wurden.
 

Zorro starrte ihn an und die Säbel entglitten seinen zitternden Händen. Kraftlos sank er auf die Knie, umgeben von Blut und Toten. Leise flüsterte eine Stimme hinter ihm auf Spanisch: "Mögest du für immer in der Hölle schmoren, Capitan ..."
 

Als er sich umwandte, sah er den Letzten der verfluchten Mannschaft - über und über mit Wunden bedeckt - leblos zu Boden sinken, in der Hand eine Armbrust, die nun mit leisem Klappern auf die Planken fiel.
 

Stille kehrte ein.
 

Der Schwertkämpfer bewegte sich nicht, sondern starrte nur apathisch vor sich hin. Leise Schritte schlurften hinter ihm heran, doch er rührte sich nicht. Als sich Sanji's schlanke Arme von hinten um seinen Nacken schlangen und sein zitternder Körper sich an seinen Rücken schmiegte, drehte er sich zu ihm herum und nahm ihn in die Arme.
 

Keiner von beiden sprach ein Wort, denn es gab keine Worte, die sie hätten trösten können. Sie zitterten vor Angst und vor Grauen; wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander, die sich gegenseitig Schutz und Wärme spendeten. Als nach einer Ewigkeit der Zauber langsam wieder verblasste und die flackernden Lampen an Deck erloschen und eine vollständige Dunkelheit zurückliessen, erhoben sie sich langsam und tasteten sich über das Deck zurück zur Treppe.
 

Wieder in der Kapitänskajüte angekommen einigten sie sich stillschweigend auf eine gemeinsame Übernachtung in dem großen Raum. Nachdem Zorro sie beide mit Sanji's großem, weichen Mantel zugedeckt hatte, schliefen sie schließlich aneinandergekuschelt ein, während sich draußen der Nebel langsam auflöste und ein leichter, aber beständiger Regen auf das Deck niederzuprasseln begann.
 

Ende Part 8

Erkenntnisse

Teil: 9/?

Kommentar: Nach diversen technischen Problemen hier also der nächste Teil. ^^ Es passiert zwar so gut wie nix, aber egal ... Mein Dank gilt wie immer allen Kommischreibern *alle mal nehm und drück* o^^o Ohne euch würde das Schreiben wohl nur halb so viel Spaß machen ... Okay, genug gesagt, viel Spaß beim Lesen. ^^

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 9 - Erkenntnisse
 

Eine angenehme Wärme umfing ihn, als er erwachte.

Das Sonnenlicht legte sich unangenehm hell auf seine Augenlider, und er zog fluchend seine Decke höher und drehte sich auf die andere Seite. Er wollte nur noch ein bisschen länger liegen bleiben; die anderen würden einen Augenblick auf das Frühstück warten müssen.

Die anderen ...?
 

Moment mal ...
 

Sanji öffnete zögernd die Augen und sah - Zorro, keine Handbreit von seinem Gesicht entfernt. Und er sah - gelinde gesagt - beschissen aus.
 

Spuren tiefster Erschöpfung hatten sich in das Gesicht des Schwertkämpfers gegraben. Sanji bemerkte auch feine Linien um seinen Mund und seine Augen, die ihm zuvor noch nicht aufgefallen waren. Sorge und Verzweiflung hatten sich in seinen Zügen eingenistet und der Koch bezweifelte, dass sie in nächster Zeit von dort verschwinden würden. Er selbst sah wahrscheinlich auch nicht viel besser aus.

Was bei der letzten Nacht auch kein Wunder war ...
 

Allmählich kehrten die Erinnerungen daran zurück, doch schneller, als Sanji lieb war. Eine Flut von Bildern stürmte auf ihn ein, die einem Steven King die Inspiration für einen neuen Horrorroman verliehen hätten. Und nur die wenigsten davon waren angenehm ...
 

Sanji stöhnte leise auf und legte eine Hand auf die Stirn. Nicht, dass es davon besser wurde ... Aber seine Denkfähigkeit, die sich für einen kurzen Moment aus dem Staub gemacht hatte, kam langsam wieder zurück. Und ein einzelner Gedanke kristallisierte sich klar heraus:
 

Runter von diesem verdammten Schiff! Und zwar so schnell wie möglich!
 

Er hatte keine Lust, noch einen weiteren Tag hier zu verbringen. Allein bei der Erinnerung an die Schreie der letzten Nacht richteten sich seine Nackenhaare auf und die Vorstellung, sie noch einmal hören zu müssen, löste bei ihm ein Schaudern aus. Sollte Zorro ihn doch als Feigling bezeichnen, aber er hatte die Nase gestrichen voll. Apropos Zorro ...
 

Bildete er es sich bloß ein, oder steckten sie beide tatsächlich unter einer Decke?
 

Sanji bemerkte, dass sein Mantel von der letzten Nacht über sie beide gebreitet war, und als er versuchte, sich hochzustemmen, hielt ihn eine nicht unerhebliche Kraft fest.
 

Er blickte zur Seite und sah in Zorro's friedlich schlafendes Gesicht. Der Schwertkämpfer hatte die Arme um seine Taille geschlungen, was nicht nur erklärte, wieso es so angenehm warm war, sondern auch, wieso er sich kaum rühren konnte. Aber merkwürdigerweise störte ihn diese ungewohnte Nähe nicht einmal besonders ...
 

Früher - war das wirklich erst zwei Tage her? - hätte er ihn dafür durch die nächste Wand gekickt, doch jetzt empfand er es höchstens als ... verwirrend ... sehr verwirrend sogar ... doch nicht unangenehm.
 

Nachdenklich sah er zur Seite und blickte aus dem Fenster. Dem Sonnenstand konnte er entnehmen, dass es schon fast Mittag sein musste. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, aufzustehen. Dazu müsste er diese warme Umarmung verlassen ...
 

Sanji drehte langsam den Kopf zu Seite und sah erneut in das Gesicht des schlafenden Schwertkämpfers, das nur wenige Fingerbreit vor ihm ruhte. Sein Blick glitt über die geschlossenen Lider mit den langen, dunklen Wimpern, die schmale Nase herab zu den vollen Lippen und dann den markanten, kantigen Kiefer entlang bis zu den wohlgeformten Ohren. Seine Augen verweilten schließlich bei den drei markanten Ohranhängern, die dem ganzen Gesicht etwas Verwegenes verliehen.
 

Merkwürdig. Wenn er es genau bedachte, hatte er Zorro noch nie so intensiv aus der Nähe studiert. Normalerweise war sein Gesicht ja auch kaum einen Blick wert - was eigentlich kein Wunder war, wenn er dauernd mit dem verbissenen Gesichtsausdruck eines zahnschmerzgeplagten Wolfes durch die Gegend lief ...
 

Aber jetzt, während er schlief, war das Gesicht des Schwertkämpfers seltsam entspannt und fast ... friedlich. So sah Zorro eigentlich nur aus, wenn er einen Kampf mit Erfolg beendet hatte, oder nachdem er nach einem Saufgelage sturzbetrunken in seine Hängematte gesunken war, um seinen Rausch auszuschlafen.
 

Und es war ja auch nicht so, dass er unansehnlich war ... Sein etwas zu kantiges Gesicht war trotz allem hübsch, und den kräftigen Körper darunter hatte Sanji selbst ja schon oft genug gesehen ...
 

Vorsichtig, beinahe zögerlich, streckte Sanji die Hand nach Zorros Gesicht aus und strich mit dem Fingerkuppen sanft über die Wange hinab zu seinem Kinn. Seltsam ... Er hätte die sonnengebräunte Haut des Schwertkämpfers für rauher gehalten, doch sie war überraschend weich. Was für ein Genuss, sie zu berühren...
 

Sanjis Finger zuckten zurück.
 

'Was tue ich hier eigentlich?' fragte er sich, sah dann aber erneut verstohlen zu Zorro hin. Er kam nicht umhin, sich irgendwie sehr dumm vorzukommen.
 

'Was soll das! Er wird mich schon nicht umbringen!' dachte er erbost und hob erneut die Hand. 'Vorausgesetzt, er wacht nicht auf ...'
 

Zart strich er über Zorro's leicht geöffnete Lippen. Ein heißer Schauer lief über seinen Rücken.
 

'Verdammt, ist das wirklich ein KERL?!?' So weiche Lippen konnte doch niemand haben! 'Was für eine Verschwendung an jemanden, der keinen Gebrauch davon macht ...'
 

Dann schoss ein weiterer Gedanke durch seinen Kopf. 'Wie sie sich wohl anfühlen?'
 

"Nein", presste er leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Denke nicht einmal im Traum daran!"
 

Aber was sprach dagegen?
 

'JA, ich vermisse mein Herzblatt Nami! Aber SO verzweifelt bin ich nun wirklich noch nicht ...'
 

Doch er bekam Gewissensbisse, als er auf diese Weise an Zorro dachte. Es wäre gelogen zu behaupten, der Schwertkämpfer würde ihm nichts bedeuten. Nicht nach alldem, was passiert war ... Er mochte den anderen schon viel zu sehr, um wieder diese tiefe Abneigung gegen ihn haben zu können, wie er es früher getan hatte.
 

Aber ihn lieben?
 

Nachdenklich betrachtete er Zorro's regloses Gesicht, dann legte er vorsichtig seine Hand an dessen Wange und streichelte sie sanft mit dem Daumen.
 

Die Augenbrauen des Schwertkämpfers verzogen sich ein wenig und er gab ein wortloses Murmeln von sich. Dann neigte er den Kopf nach vorn, bis er in Sanji's Halsbeuge ruhte und zog ihn gleichzeitig fester in seine Umarmung.
 

Urplötzlich fing Sanji's Herz an zu rasen und er merkte, dass sein Gesicht zu glühen begann. Zorro war ihm so nah, dass sein Atem an seinem Schlüsselbein kitzelte. Das kalte Metall seiner Ohrringe drückte gegen seine Haut und ließ ihn gleichzeitig frösteln. Ihm wurde bewusst, dass sie sich noch nie zuvor so nah gewesen waren.
 

'Könntest du ihn denn jemals lieben?' fragte eine Stimme in seinem Inneren.
 

"Ja, könnte ich?" fragte er sich leise. Erneut huschten Erinnerungen durch seinen Kopf.
 

//Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts geschieht!//
 

Zorro's Worte, bevor er sich in der Waffenkammer darauf vorbereitet hatte, ihn zu verteidigen. In dem Augenblick hatte er es nur für einen makaberen Scherz gehalten, aber inzwischen war Sanji sich sicher, dass es dem Schwertkämpfer ernst gewesen war ...
 

'Verdammt, woher hätte ich das auch wissen sollen! Und das ausgerechnet von ihm ...'
 

//Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen sollte.//
 

Seine Bemerkung, bevor Zorro allein auf das Deck gegangen war, mitten in die Schlacht hinein.
 

'Blödmann, Blödmann, BLÖDMANN! Seit wann sorgst DU dich denn um andere?!'
 

"Wieso ich?" fragte er den Schlafenden schließlich flüsternd. "Wieso ausgerechnet ich ...?"
 

Erneut bewegte sich Zorro leise grummelnd im Schlaf und der Koch gab auf.
 

'Ach, was soll's.' Vorsichtig legte er einen Arm um den Hals des anderen und vergrub sein Gesicht in dessen kurzen, grünen Haaren.
 

'Wenn du aufwachst, wirst du mir das erklären müssen ...', dachte er und strich gedankenverloren über Zorro's Wange.
 

Es war schon erstaunlich, wie sehr sich die Welt doch in so kurzer Zeit verändern konnte, wenn sie auf zwei Personen zusammengeschrumpft war ...
 

**********************************************
 

Zorro erwachte, als kühle Finger sanft über sein Gesicht strichen.

Ein schlanker Arm drückten ihn an einen warmen Körper und weiche Haare kitzelten seine Wange und Nase.

Er fühlte sich wie im Himmel. Fehlten nur noch die Drinks.

Ob er gestorben war?
 

Aber für Wolken war der Boden unter ihm ungewöhnlich hart. Außerdem schaukelte er leicht.
 

Hatte er irgendwas verpasst?!?
 

Langsam öffnete Zorro die Augen.

Blonde Haare, die eindeutig NICHT ihm gehörten, versperrten seine Sicht. Mit leichter Verwunderung nahm er zur Kenntnis, dass der Körper in seinen Armen der des Schiffskochs der Flying Lamb war.

Also war er doch schon tot ...
 

"Sanji?" brummte er. Für einen Augenblick hielten die Finger in ihren Berührungen inne, fuhren dann jedoch fort.
 

"Mmhja ..." kam die leise Antwort.
 

"Bin ich tot?"
 

Jetzt hörte das sanfte Streicheln endgültig auf. Zorro's innere Stimmen hielten große Transparente mit der Aufschrift "Ganz Falsche Frage!" in die Höhe. Am liebsten hätte er sich die Zunge abgebissen. Wann zur Hölle brachte er es endlich einmal fertig, vor dem Sprechen nachzudenken?
 

"Ich wage es zu bezweifeln", entgegnete Sanji. "Tote sprechen selten." Er sah sich um, dann setzte er ein freudloses Grinsen auf und fuhr fort. "Sieht man mal von der Besatzung dieses Schiffes ab ...
 

"Oh. Gut." Zorro überlegte diesmal gründlich, bevor er seine nächste Frage stellte. "Und wie geht es dir?"
 

"Ich bin noch am Leben, wenn du das meinst ..." Sanji's Stimme war zu entnehmen, dass er nicht genau wusste, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht.
 

"Sanji ...!"
 

Der Koch seufzte. "Es geht mir gut, okay? Ich habe keine Knochenbrüche, Bänderrisse, offenen Wunden oder ähnliches zu beklagen. Meine Zähne sind auch noch alle heil, und-"
 

"Und was ist mit seelischen Verletzungen?" fragte der Schwertkämpfer leise.
 

Überrascht hob Sanji den Kopf und sah ihn an. Er schien einen Augenblick mit sich selbst zu ringen, bevor er erwiderte: "Keine seelischen Verletzungen, Zorro, jedenfalls keine bleibenden."
 

Er hielt kurz inne und fuhr dann fort. "Nur dich verstehe ich immer noch nicht..."
 

Jetzt war es an Zorro, verwundert zu gucken. "Was verstehst du nicht?"
 

Sanji holte tief Luft.

"Wieso du das alles für mich getan hast", antwortete er schließlich. "Wieso ich plötzlich so normal mit dir reden kann. Und vor allem, wieso ich mich in deiner Gegenwart so wohl fühle ..."
 

Der andere gab keine Antwort. Was sollte er auch sagen?

Einen Moment lang blickten sie sich in die Augen.
 

Sanji ... sah in moosgrüne, unergründlich tiefe Augen, die unerschrocken seinen Blick erwiderten. Er entdeckte Erschöpfung und Unmut in ihnen, doch auch eine Kraft, die ihn erstaunte. Nach allem, was passiert war, war diese Kraft nicht gebrochen, dieser Lebenswille nicht im Staub erstickt worden.

Zorro war der Anker ihrer kleinen Gemeinschaft, das war ihm klar. Alleine hätte er nicht solange überleben, geschweige denn bei Verstand bleiben können. Die Nähe des anderen gab ihm selbst auch Kraft - und die Hoffnung, aus diesem ganzen Schlamassel heil herauszukommen.

Zorro's Augen hatten immer diese Kraft ausgestrahlt; anfangs, als sie sich fast pausenlos gestritten hatten und auch jetzt noch, wo sogar etwas wie Vertrauen zwischen ihnen entstanden war. Und im Laufe der Zeit war noch etwas anderes zu dieser Kraft hinzugekommen, etwas, was Sanji anfangs irritiert hatte, doch wobei er sich nun sicher war, es deuten zu können: ehrliche, bedingungslose Zuneigung. Er hatte sich also nicht geirrt ...

Sein Bauch begann wieder zu kribbeln ...
 

Zorro ... blickte in die schwärzesten Augen, die er jemals gesehen hatte. Doch die Schwärze machte sie nicht gefühllos - ganz im Gegenteil ... Zum größten Teil spiegelte sich Sanji's übliche, stoische Ruhe in ihnen wider, doch je länger er hineinsah, desto mehr Gefühle waren zu erkennen: Unsicherheit, Müdigkeit, Verdruss ohne Ende ... und vor allem eine grenzenlose Verwirrung.

Ihm war klar, dass er den Smutje mit seinen Bemerkungen und Taten in letzter Zeit ziemlich oft aus der Fassung gebracht hatte, und das meistens nicht mal absichtlich. Er hatte einfach gehandelt, ohne nachzudenken.

Und Sanji hatte ihn nicht verstanden. Vielleicht würde er es nie tun.

Doch hätte er die Möglichkeit gehabt, die Zeit zurückzudrehen - er hätte alles noch einmal genauso gemacht.

Aber er konnte nicht weitermachen, ohne Sanji all dies zu sagen. Er liebte den Koch wirklich, das war ihm längst klar geworden. Er musste ihm die Wahrheit sagen, sonst würde er den Druck bald nicht mehr aushalten.

Selbst wenn sein Gefährte ihn danach hassen sollte ...
 

"Sanji ...", begann er, bevor er wieder verstummte.
 

'Argh ... Hallo? Stimme? Wo bist du, wenn ich dich mal brauche???'
 

Der Koch musterte ihn mit fragend hochgezogener Augenbraue. War da plötzlich wirklich so etwas wie Erwartung in seinen nachtschwarzen Augen?
 

'Ich bin so weit gekommen und dann verliere ich plötzlich die Nerven', dachte der Schwertkämpfer. 'UND ich halte ihn in meinen Händen, und es fühlt sich einfach verdammt gut an! Vielleicht ergibt sich diese Möglichkeit nie wieder ...'
 

Zorro räusperte sich erfolglos, dann kapitulierte er.
 

'Ach verdammt ...'
 

Und war es nicht eh so, dass Taten mehr sagten, als tausend Worte?
 

Langsam und vorsichtig, wie um den anderen nicht zu erschrecken, hob er eine Hand und strich Sanji sanft die Haare aus dem Gesicht.
 

Dann küsste er ihn.
 

Es war kaum mehr als eine flüchtige Berührung ihrer Lippen, das Streicheln von warmer Haut auf warmer Haut.

Doch es war fast mehr, als Zorro ertragen konnte.
 

Er konnte Sanji's Gesicht nicht sehen, da er selbst die Augen geschlossen hatte, doch er fühlte, wie die Lippen des anderen stumm seinen Namen formten.

Zorro überlegte kurz, ob er diese Gelegenheit nutzen, und den Mund seines Gegenüber plündern sollte, doch er entschied sich dagegen. Dieser Kuss bedeutete ihm unglaublich viel, und er wollte ihn nicht missbrauchen.
 

Leicht ließ er seine Zungenspitze über Sanji's Lippen fahren, fuhr ihre Form nach und kitzelte die Mundwinkel. Er meinte zu spüren, wie sich der Mund des Kochs zu einem leichten Lächeln verzog, doch das konnte auch nur Einbildung sein ...
 

Nachdem er eine Weile lang ihre stille Vereinigung genossen hatte, ließ er schließlich langsam und sehr, sehr zögerlich von ihm ab. Sein Mund prickelte leicht und er spürte noch immer die Wärme von Sanji's Lippen auf ihm. Könnte er ihren Geschmack doch nur länger bewahren ...
 

Einen Moment lang war es ruhig. Zorro zögerte, die Augen aufzumachen. Er wollte die Gefühle in den Augen des anderen nicht sehen, Gefühle, die diesen Augenblick zunichte machen könnten.
 

Dann hörte er ein leises Rascheln. Der Mantel wurde zurückgeschlagen und Sanji löste mit sanfter Gewalt den Griff von Zorro's Armen um seinem Körper.
 

Und dann war er plötzlich fort und ließ den Schwertkämpfer allein zurück.
 

Erst als Sanji's Schritte schon längst verklungen waren, öffnete Zorro wieder die Augen und starrte an die hölzerne Decke über sich.
 

"War es das jetzt?" fragte er leise in den leeren Raum hinein.
 

Die einzige Antwort bestand wie immer aus dem ewigen Rauschen des Meeres.
 

Ende Part 9

Meinungsverschiedenheiten

Kommentar: ><" ... Tut mir leid, dass ich euch so lange habe warten lassen. Aber es ist ja nicht so, dass ich in der Zwischenzeit nichts geschrieben habe ... Ich musste einfach mal ein ganz anderes Pairing bei One Piece ausprobieren, und ich bin mit dem Resultat doch recht zufrieden. ^^ *mal ganz unauffällig Werbung macht*

Ich danke euch für eure lieben Kommentare zum letzten Part. *sich verneigt* ^______^ Man, das muntert echt auf! ^^ Dass das hier bei den unregelmäßigen Upload-Zeiten überhaupt noch jemand liest ... ^^'

Okay, dies ist also der zehnte und letzte Teil, den ich vorrätig habe, ab jetzt sollte ich mich wieder hinsetzen und weiterschreiben...

*sich am Kopf kratzt* -_-' Nya, wie ich mich kenne, kann das dauern...

Aber erst einmal viel Spaß beim Lesen! ^^

P.S.: Kommentare & Kritiken sind wie immer willkommen. ^^

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 10 - Meinungsverschiedenheiten
 

Sanji stieß die Tür zum Oberdeck auf und stolperte hinaus ins Freie.
 

Seine Füße trugen ihn bis zur Reling, doch dann wurden sie so weich, dass er sich an der Brüstung festhalten musste, um nicht aus den Latschen zu kippen.

In seinem Kopf tobte ein mittlerer Orkan und kein Gedanke schaffte es, länger als ein paar Sekunden die Oberhand zu behalten, bevor er wieder davongewirbelt wurde.

Nur sein Mund erinnerte sich an das, was sein Kopf nicht klar fassen konnte:
 

Zorro hatte ihn geküsst.

Er hatte ihn einfach GEKÜSST!

Ohne ihn vorzuwarnen, und ohne ihn überhaupt zu fragen ...!
 

Was zur Hölle sollte er JETZT BLOSS TUN???
 

Mit zittrigen Händen zündete er sich eine Zigarette an und zog tief daran.
 

Allmählich beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Er fühlte sich langsam wieder sicherer auf den Beinen, und auch das Zittern ließ bald nach.

Aber das Gefühl in seiner Bauchgegend blieb.
 

Ja, es HATTE sich gut angefühlt, auch wenn er das Zorro gegenüber niemals zugeben würde. Und NEIN, er bereute es nicht. Kein bisschen ... Jedenfalls jetzt noch nicht ...
 

Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ihn der Schwertkämpfer vollkommen überrumpelt hatte!
 

"Was hast du dir bloß dabei gedacht, du vermaledeiter ..." Er zögerte. "Du verdammter ..." Ja, was eigentlich? "... unverbesserlicher ..."
 

Sanji ließ resignierend die Stirn auf die Reling sinken. Jetzt konnte er den Deppen nicht einmal mehr verfluchen ...

"Verdammt, Zorro", sagte er leise. "Du hättest ja wenigstens etwas sagen können ..."
 

******************************************
 

Es war schon lange nach Mittag, als Zorro endlich aufstand.

Nachdem er eine halbe Ewigkeit reglos dagelegen hatte, war er schließlich zu der Überzeugung gekommen, dass alle Zweifel und was-wäre-wenn-Fragen nichts halfen - was er getan hatte, konnte er eh nicht mehr rückgängig machen. Nicht, dass er es unbedingt wollte ...
 

Eher lustlos wühlte er sich aus der improvisierten Decke und erhob sich. Ohne Hast sammelte er seine Schwerter zusammen und verwahrte sie sicher mit seiner mittlerweile wieder trockenen Bauchbinde an seiner Hüfte. Dann ging er auf den Flur hinaus, blieb dann jedoch nachdenklich vor der Kajüte stehen.
 

Sollte er zu Sanji hinausgehen und versuchen, mit ihm zu reden?
 

Er brauchte keine Sekunde, um eine Antwort zu finden: 'Nein!'
 

Der Koch benötigte jetzt Zeit für sich selbst, Zeit zu Nachdenken ... Zorro hatte das sichere Gefühl, dass ihr ganzes Abenteuer in einem Desaster enden könnte, wenn er ihn dabei störte, und das wollte er um jeden Preis vermeiden.
 

Allerdings hatte er keine Ahnung, wie lange der andere dafür brauchen würde. So wie Zorro ihn inzwischen kannte, konnte es sich um Stunden handeln ...
 

Aber irgendetwas musste er jetzt tun, sonst würden seine Gedanken bald ein Eigenleben entwickeln, und er würde in die Versuchung kommen, über wirklich ernsthafte Dinge nachzudenken.
 

Sein Blick fiel auf die schmale Tür zur Kombüse. Zugleich begann sein Magen zu knurren, als hätte er allein beim Anblick von Küchentüren einen eigenen pawlowschen Reflex entwickelt.
 

Das brachte ihn auf eine Idee ...

Ja, warum eigentlich nicht?
 

Zielstrebig betrat er den kleinen Raum und sah sich um. Sein Kochkünste hatte er schon lange nicht mehr ausprobiert. Doch obwohl er nie über Kartoffeln schälen hinausgekommen war, war Zorro fest davon überzeugt, dass es keine Schwierigkeit sein konnte, ein anständiges Essen zuzubereiten.
 

Am besten begann er mit Rührei. Das brachte schließlich jedes Kleinkind fertig. Nachdem er das Feuer in Gang gebracht und ein paar Eier in die Pfanne geschlagen hatte, suchte er in den zahllosen Schränken nach weiteren essbaren Dingen. Und er staunte nicht schlecht bei dem, was er vorfand.
 

In einem Schrank fand er Gewürze, in einem anderen frisches Brot und in einem dritten Flaschen voll Bier und Wein. Er entdeckte sorgsam in Schüsseln eingelegtes Obst und Gemüse, desweiteren Wurst und Käse und solche Mengen an Zwieback, dass sie sich monatelang davon ernähren konnten.
 

Schließlich fand er auch die seltsamen Früchte wieder, die er am Morgen zuvor gegessen hatte. Auch sie waren, wie alles andere in dem kleinen Zimmer, noch ungewöhnlich frisch.
 

'Dieses Schiff ist mehrere Jahrhunderte alt', überlegte Zorro. 'Dass es schon ein wenig mitgenommen aussieht, ist nur allzu logisch, aber wieso ist dann das Essen noch nicht zu Staub zerfallen?'
 

Dann dachte er an die Leichen auf dem Deck. Auch sie waren noch in einem erstaunlich guten Zustand - wenn man mal bedachte, dass sie hier schon seit Ewigkeiten rumlagen. Ob es da irgendwo Gemeinsamkeiten gab?
 

Nachdenklich griff er nach einer Frucht und starrte sie an.

Dann wurden seine Augen groß.
 

Okay, DAS verstand er jetzt wirklich nicht mehr ...

Das musste er unbedingt Sanji zeigen! Selbst wenn er nun seine Privatsphäre stören musste ... Doch sonst war er gezwungen, ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln ...
 

Schnell nahm er die Pfanne vom Feuer - womit er das Rührei vor dem sicheren Anbrennen bewahrte - und machte sich mit der Frucht in der Hand auf den Weg zum Deck hinauf.
 

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Sanji zündete gerade seine dritte Zigarette an, als der Schwertkämpfer auf das Deck kam.
 

Der Koch hörte die Schritte hinter sich und wandte seinen Blick vom Meer ab, um Zorro anzusehen. Was ein Fehler war ... Sein Puls, von dem er gedacht hatte, er hätte sich endlich beruhigt, begann wieder zu rasen.
 

Einen Moment lang starrten sie einander in die Augen.

Keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte.
 

Der Gesichtsausdruck des Schwertkämpfers war nicht zu deuten, doch Sanji konnte ihm ansehen, dass selbst Zorro die Worte fehlten. Auch er selbst hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, aber er weigerte sich, den Anfang zu machen. Schließlich hatte Zorro ja den Stein ins Rollen gebracht, von dem der Koch noch nicht wusste, welche emotionale Lawine er vielleicht noch auslösen würde.
 

Eine seltsame Befangenheit hatte beide überkommen, was bei ihnen so gut wie noch nie vorgekommen war.
 

'Handle endlich!' dachte Sanji nervös. 'Starr ihn nicht so an! Das macht es jetzt auch nicht mehr besser ...' Doch er rührte sich kein Stück.
 

Als Zorro aus lauter Unbehagen begann, mit dem Gegenstand in seiner Hand herumzuspielen, gelang es Sanji endlich, seinen Blick von dem Gesicht des anderen loszureißen und ihn auf das Ding zu lenken, das er nicht gleich erkannte.
 

"Was ist das?" durchbrach er schließlich die Stille und deutete mit der glühenden Zigarette in Richtung des besagten Gegenstands. Äußerlich war er nun gefasst, als er die Zigarette wieder an den Mund führte, auch wenn das innerlich längst noch nicht der Fall war.
 

Der Schwertkämpfer schien wie aus einer Starre zu erwachen, denn er gab sich einen Ruck und hob die Hand.

"Hier!" Er warf Sanji die Frucht zu, der sie mit der freien Hand auffing.
 

Aufmerksam studierte der Koch das Objekt: Eine etwa handtellergroße, ovale Frucht mit blauschillernder Schale, die leicht geriffelt war. Einige Risse verzierten ihre Oberfläche. Sie sah aus wie das Obst, das er am Vortag in der Kombüse gefunden hatte. "Ja, und?" fragte er verwirrt und sah zu Zorro auf, der nähergetreten war. "Was ist damit?"
 

"Ich zeige es dir ... Darf ich?" Der Schwertkämpfer streckte die Hand aus und Sanji legte die Frucht hinein, wobei seine Fingerspitzen Zorros Haut streiften. Ein kurzer Schauer lief über seinen Nacken und er betrachtete fasziniert, wie sich auch bei seinem Gefährten die feinen Härchen auf seinem Handrücken aufrichteten.
 

Doch Zorro gab keinen Kommentar dazu ab sondern deutete nur auf die Risse, die die Haut der Frucht überzogen.
 

"Wieviel Obst von der Sorte hast du gefunden?" fragte er den Smutje. Dieser zuckte mit den Schultern und versuchte, seine Antwort möglichst sachlich klingen zu lassen.

"Vielleicht drei oder vier Stück. Es gibt viele verschiedene Sorten Früchte in der Kombüse und ich habe einfach die nächstbeste genommen. "
 

"Nur drei oder vier Exemplare, sagst du?" hakte der Schwertkämpfer nach und sah Sanji dabei an.
 

"Ja." bestätigte der Koch nickend, dann sah er Zorro verwirrt an. "Worauf willst du eigentlich hinaus?"
 

Nachdenklich fuhr der andere mit den Fingern über die Risse auf der Oberfläche. "Ich war mir erst nicht ganz sicher, doch dann habe ich sie an den Rissen hier wiedererkannt."
 

Er hielt Sanji das Obst unter die Nase.
 

"Das ist exakt die gleiche Frucht, an der ich mich gestern verschluckt habe!"
 

**********************************************
 

Zuerst sah Sanji den Schwertkämpfer nur ungläubig an, doch als sie dann zusammen in die Kombüse gingen, sah er, dass Zorro Recht hatte.
 

Alle Essensvorräte, die sie am vorherigen Tag gemeinsam verspeist hatten, standen wieder an der gleichen Stelle - unangerührt, ohne dass auch nur ein Stück fehlte. Die leeren Bierkrüge waren wieder gefüllt und das bereits am Vortag gegessene Brot stand wieder am selben Ort. Selbst das Geschirr, das er am Abend in der Spüle hatte stehen lassen, stand sauber und ordentlich gestapelt im Schrank.
 

"Aber ... das kann doch nicht WAHR sein!" gab Sanji von sich, weniger aus Verweiflung, sondern weil ihm nichts besseres einfiel, was er hätte sagen können.
 

Zorro hingegen betrachtete das alles ein wenig nüchterner. "Tja, sieh es doch mal positiv - du kannst so viele Teller zerdeppern, wie du willst, und es ist immer genug Zucker da. Kann es was Schöneres für einen Koch geben?" Unverhohlener Spott war aus seiner Stimme herauszuhören.
 

Sanji warf ihm nur einen genervten Blick zu, dann sah er zum Herd. "Und was ist damit?" fragte er und deutete abschätzig auf Zorros Kochexperiment. "Sieht nach irgendetwas ziemlich verbranntem aus ..."
 

"Das ist Rührei." entgegnete der Schwertkämpfer betont ruhig und kämpfte gegen den Drang an, seinen Kameraden zu nehmen und zu schütteln, bis ihm die Zähne klapperten. Seitdem er vorhin zu ihm auf das Deck gekommen war, war Sanji so liebenswürdig wie eine Klapperschlange, die schlecht geschlafen hatte. Er hatte ja fast mit jeder Reaktion gerechnet, aber sicher nicht damit ...

'Als ob ich ihm etwas getan hätte ...', dachte er zerknirscht. 'Wenn er sauer ist wegen dem Kuss, dann soll er es mir bitte schön sagen, und nicht so frostig sein! Damit hilft er mir auch nicht weiter ...'
 

"Rührei?" entgegnete Sanji. "Würde mal gerne wissen, wie Jeff diese Brühe genannt hätte ..."
 

'Ganz ruhig bleiben, Zorro, ruhig! Du packst das schon ...'
 

"Vielleicht 'Mousse au Chocolat'. Die richtige Farbe dafür hat es jedenfalls schon mal ...'
 

'Ruhig ... bleiben ...'
 

"Allerdings hätten wir mit diesem Geruch wohl sämtliche Gäste abgeschreckt."
 

'Argh!' Das Gesicht des Schwertkämpfers lief langsam dunkelrot an. 'RUHIG!'
 

"Obwohl ... Von der Konsistenz her lässt es sich sicher noch als Fischfutter verwenden", meinte Sanji mit gespieltem Optimismus.
 

Das brachte das Fass dann doch zum Überlaufen.
 

"Hör ENDLICH auf, dich über mich LUSTIG ZU MACHEN!!!" fuhr Zorro seinen Kameraden in einer Lautstärke an, die diesen erschrocken zusammenfahren ließ und ihn zum Schweigen brachte.
 

'Gut so!' dachte der Schwertkämpfer grimmig, dann griff er nach Sanjis Handgelenken und zog ihn so dicht an sich heran, dass ihre Gesichter nur noch wenige Fingerbreit voneinander entfernt waren. Der Atem des Kochs streifte seine Wange und in seinen Augen spiegelte sich seine Unsicherheit wider, die er trotz allem Bemühen nicht gänzlich vor Zorro verstecken konnte.
 

Der Schwertkämpfer sah dem anderen tief in die nachtschwarzen Augen, bevor er mit gesenkter Stimme fortfuhr: "Schlag oder tritt mich ruhig, wenn du dich dann besser fühlst! Ich habe es wahrscheinlich nicht anders verdient. Aber hör bitte endlich auf zu schmollen, das ertrage ich nämlich nicht ..."
 

Einen Moment lang starrte Sanji ihn ausdruckslos an, und Zorro befürchtete schon eine seiner üblichen bissigen Antworten, doch dann wurde seine Miene weicher und er lächelte leicht. Es war ein schüchternes und für den Koch so untypisches Lächeln, dass Zorro ihn verwirrt ansah und seine Ohren rot anliefen.
 

Verdammt, was war das denn!? So hatte Sanji ihn ja noch nie angesehen! Das war wie das unschuldige Lächeln eines Engels mit ganz und gar nicht unschuldigen Hintergedanken ...
 

Hastig ließ er Sanjis Hände los und trat einen Schritt zurück, wobei er an den Küchentisch stieß. Das Lächeln des anderen wurde noch ein wenig breiter, doch dann verblasste es und wich einem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck.
 

"Wie würdest du denn in meiner Situation handeln?"
 

Der Schwertkämpfer hob die Schultern. "Auf jeden Fall nicht wie ein Weib herumzicken!" entgegnete er mürrisch.
 

Sanji sah ihn groß an und begann dann zu grinsen. Zorro grinste zurück und dachte innerlich aufatmend schon, die ganze Situation hätte sich entspannt, als der andere wieder ernst wurde.
 

"Sag mal, was bedeute ich dir eigentlich, Zorro?"
 

Musste diese Frage ausgerechnet jetzt kommen? Zorro hatte zwar schon damit gerechnet, dass der Koch sie stellen würde, aber dass er es jetzt tat, überraschte ihn doch ein wenig ... Aber er hatte sich vorgenommen, wahrheitsgemäß zu antworten.
 

Doch Sanji schien überhaupt keine Antwort erwartet zu haben, sondern fuhr fort.
 

"Seit wir auf das Schiff gekommen sind, haben wir uns beide verändert, und ich kann noch nicht sagen, ob mir diese Veränderungen gefallen, oder nicht. Obwohl ich nicht gänzlich abgeneigt wäre ..."
 

Nicht gänzlich abgeneigt? War dies wirklich das Eingeständnis, auf das er kaum zu hoffen gewagt hatte? Zorro musste sich zwingen, sich zusammenzureißen und dem anderen weiter zuzuhören.
 

"Doch solltest du mich verarschen, ist es das letzte Mal, dass wir miteinander gesprochen haben." Die Stimme des Kochs war nun geradezu gefährlich ruhig. "Wenn es uns dann gelingen sollte, von dem Schiff zu entkommen, kannst du damit rechnen, mich nie mehr wiederzusehen!"
 

Sanji schwieg und der Schwertkämpfer begriff, dass er die letzten Worte wirklich ernst gemeint hatte. Der Koch würde gehen, und das nur seinetwegen. Wenn er ihn nur eine einziges Mal verletzen sollte ... Ein Leben ohne Sanji ... er wollte gar nicht daran denken.
 

"Glaubst du etwa, ich würde dich verarschen?" fragte er leise.
 

Der Smutje überlegte einen Augenblick, bevor er Zorro gerade in die Augen sah und ruhig antwortete: "Ich denke, die Frage kann ich dir erst beantworten, wenn ich das Gefühl habe, dich wirklich zu kennen."
 

Dann schwiegen sie beide und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Beide waren stillschweigend zu der Einigung gekommen, nicht weiter über dieses Thema zu reden.
 

Bis das laute Magenknurren des Schwertkämpfers die Stille unterbrach.
 

Überrascht sah Sanji auf und Zorro stolperte zum Herd. Verdammt, er hatte das Essen ja ganz vergessen! Jetzt war es bestimmt schon längst kalt ... Er drehte sich zu seinem Gefährten um.
 

"Ich habe ... ähm ..." Nachdenklich sah er in die Pfanne und suchte nach dem passenden Wort für ihren Inhalt. "... Rührei gemacht. Für mich-, ich meine, uns. Weil ich dich überraschen wollte."
 

Er ging zum Tisch und rückte Sanji, der wieder auf eine Art und Weise zu lächeln begonnen hatte, die sein Herz in den Hals rutschen ließ, einen der Hocker zurecht. "Wenn ich bitten darf?"
 

Amüsiert setzte sich der Koch hin und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Na, da bin ich ja mal gespannt ...", murmelte er, während Zorro das Essen servierte.
 

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Sanji kaute. Irgendetwas knirschte hörbar zwischen seinen Zähnen. Ob der Schwertkämpfer wenigstens vorher VERSUCHT hatte, die Eierschalen von ihrem Inhalt zu trennen? Je länger er kaute, desto mehr zweifelte er daran ...
 

Zorro sah ihn erwartungsvoll an. "Und, wie schmeckt es?"
 

Der Koch zwang sich zu einem Lächeln. "Ganz ... gut. Jedenfalls stimmt der Kalkgehalt."
 

Schließlich befand er das Essen für genug zerkleinert, um es hinunterzuschlucken. Sein Mund brannte so stark vom vielen Pfeffer, dass seine Augen tränten.
 

"Aber ich glaube, wir müssen uns noch einmal über gewisse Grundregeln beim Kochen unterhalten ...", fügte er dann hinzu.
 

"Habe ich etwas falsch gemacht?" fragte Zorro im sachlichen Tonfall eines Menschen, der zum Perfektionismus neigte.
 

"Nun ja, so würde ich es nicht sagen ...", antwortete Sanji diplomatisch. "Aber es gibt da einiges, was verbessert werden müsste ..."
 

"Wenn es dir nicht gefällt, kannst du ja wieder kochen!" meinte Zorro mit gefährlich ruhiger Stimme.
 

"Ich dachte, meine Essen schmeckt scheiße", gab der Koch bissig zurück.
 

"Na ja ..."
 

"Ja?"
 

"Gestern war es eigentlich ganz in Ordnung ...", gab der Schwertkämpfer schließlich in einem Tonfall zu, dem man anhören konnte, dass ihn dieses Geständnis ziemlich viel Selbstüberwindung kostete.
 

Sofort hellte sich Sanjis Miene auf. "Wirklich?"
 

"Es ging, okay?" antwortete der andere gereizt.
 

"Du meinst, es war gut?" hakte der Koch nach.
 

"JA, VERDAMMT!" fauchte Zorro. "Bist du jetzt glücklich?"
 

Sanji grinste fröhlich. "Oh, klar ... Schließlich kam das Kompliment ja von dir!"
 

Gutgelaunt erhob er sich und machte sich dann daran, richtiges Essen zu kochen.
 

'Ich bring ihn um! Irgendwann jedenfalls ...' Genervt lehnte sich der Schwertkämpfer an die Wand hinter sich, doch als bald ein verlockender Bratengeruch in seine Nase stieg, ließ sein Groll wieder ein wenig nach. Oh ja, das roch ganz nach einem leckeren Gericht von Sanji. Verdammt, wie er das vermisst hatte ...
 

Ungewohnt war auch die gute Laune des anderen beim Kochen. Sanjis Augen glänzten vor Freude und er pfiff leise vor sich hin, während er mit den Töpfen und Pfannen rumhantierte.
 

'Und das nur, weil ich ihm ein Kompliment gemacht habe?' fragte sich Zorro, während er den anderen beobachtete. Irgendwie war es ein schönes Gefühl für ihn, Sanji so fröhlich zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass er selbst diese Fröhlichkeit verursacht hatte. Er war noch nie gut darin gewesen, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, aber er tat es auch nie besonders gern. Vielleicht lag es daran, dass ein Kompliment aus seinem Munde immer einen unvermeidbar zynischen Unterton hatte.
 

Dass es ihm gerade bei Sanji so gefiel ... Er hatte das Bedürfnis, den Koch noch viel öfter so glücklich zu sehen. Besonders dieses Blitzen in seinen Augen noch oft zu erblicken, was er noch nie zuvor gesehen hatte, und das ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch verursachte.

'Freut er sich etwa darüber, dass gerade ICH es ihm gesagt habe?' überlegte er.

Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit, während seine Augen jeder kleinen Bewegung des anderen folgten.
 

Die unglaublich schlanke, fast zerbrechlich wirkende Gestalt des Koches, der mit dem Rücken zu ihm stand, der Oberkörper nur noch von einem blütenweißen Hemd bedeckt, da er sein dunkles Jacket zuvor ausgezogen hatte. Die geschickten Handgriffe seiner langen, schmalen Finger, die mit der gleichen Sorgfalt und Liebe vorgingen, wie ein Maler bei dem Erschaffen eines neuen Kunstwerkes. Seine blasse Haut, von der sich deutlich das Rot seiner Wangen abhob, was ihm, wie Zorro fand, ganz besonders gut stand.
 

Selten zuvor hatte der Schwertkämpfer es so sehr genossen, jemandem einfach nur zuzusehen und winzige Details an ihm zu entdecken, die ihm zuvor nicht aufgefallen waren. Zum Beispiel wenn Sanji gedankenverloren eine seiner Haarsträhnen um einen Finger wickelte, während er wartete, dass das Essen gar wurde. Oder wie er sich nachdenklich mit einer Hand über das Kinn fuhr, während er das Resultat seiner Arbeit kostete. Oder ...
 

Je länger ihm Zorro zusah, desto mehr wünschte er sich, er könnte ihn ewig beim Kochen beobachten. Vor allem wenn sich Sanji zwischendurch zu ihm umdrehte und ihm ein Lächeln zuwarf, das die Polkappen hätte schmelzen lassen können. Himmel, der Kerl machte ihn noch verrückt ...
 

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"Zorro, ich glaube, es ist fer-" Sanji hielt mitten im Satz inne, als sich zwei starke Arme von hinten um seine Taille legten und ihn an einen ausgesprochen gut gebauten Oberkörper zogen.
 

Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt und beinahe fiel ihm der Kochlöffel aus der Hand, doch im letzten Moment konnte er sich noch beherrschen.

"Verdammt, Zorro, was soll das?" fragte er und versuchte dabei möglichst entrüstet zu klingen. Was ihm nur schwer gelang ...
 

Himmel, war der Typ immer so heiß? Die Hitze, die vom Körper des Schwertkämpfers ausging, brachte langsam auch sein eigenes Blut zum Kochen ...
 

"Ich wollte nur sehen, wie weit du bist." antwortete der andere unschuldig und legte dabei seinen Kopf auf Sanjis Schulter. Sein warmer Atem streifte beim Sprechen das Ohr des Kochs und ließ ihn frösteln.
 

Sanji schloss die Augen und atmete tief durch. Worauf hatte er sich da nur eingelassen! Aber es fühlte sich ... gut an. Am liebsten hätte er ewig so stehenbleiben können.

Doch dann gab er sich einen Ruck.
 

"Das Essen ist fertig", führte er den zuvor unvollendeten Satz zu Ende. "Und wenn du mir einen Gefallen tun möchtest, dann deck schon mal den Tisch, wenn du nicht auf den Tellern von vorhin weiteressen willst!"
 

Doch Zorro bewegte sich nicht von der Stelle; stattdessen fingen seine Hände an, sanft über Sanjis Bauch zu streicheln. Es war nur eine leichte Berührung und die Hände strichen immer über dieselbe Stelle, doch sie reichte aus, um Sanji das Blut in den Kopf zu treiben.
 

'Oh Gott, bitte hör auf!' dachte der Koch und biss sich auf die Unterlippe, doch kein Laut entwich seinem Mund. Eigentlich hatte er immer geglaubt, über eine eiserne Selbstbeherrschung zu verfügen, doch bei diesem Mann hinter ihm schmolz seine Abwehr wie Butter in der Sonne.
 

"Sanji ..." Und jetzt griff der Kerl auch noch zu dem stärksten seiner Mittel - dieser unglaublich tiefen, leicht rauhen, unübertreffbar sexy Stimme. Dagegen war er absolut machtlos ...
 

"... würde es dir etwas ausmachen, mich zu füttern?"
 

DONG.
 

Zorro taumelte zurück, nachdem der Kochlöffel ihn hart an der Stirn getroffen hatte, die sich an der Stelle sofort dunkel zu färben begann.
 

"Entschuldige bitte, muss mir ausgerutscht sein", sagte Sanji eisig und nahm die Töpfe von den Herdplatten. Beherrscht wie zuvor ging er an dem Schwertkämpfer vorbei, der ihn mit an die Stirn gepressten Händen Mitleid erregend ansah, und deckte selbst den Tisch.

Lange hielt er es allerdings nicht aus ...
 

Seufzend ging er zum Waschbecken, riss in Ermangelung eines Lappens ein Stück von seinem Ärmel ab und tunkte es in das kühle Wasser, dann kniete er vor Zorro nieder, der auf einem der Hocker kauerte und presste ihm den feuchten Stoff an die Stirn.
 

"Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht verarschen?" fragte er, doch es gelang ihm einfach nicht, seine Stimme vorwurfsvoll klingen zu lassen - mal wieder. Aber dieser Idiot war auch einfach ... unmöglich!
 

Zorro setzte nur sein übliches, undurchschaubares Lächeln auf und sah ihn aus seinen tiefgrünen Augen an.
 

"Ich wollte nur wissen, was du mit 'nicht abgeneigt' gemeint hast ..."
 

"Und, weißt du es jetzt?" fragte der Koch sarkastisch und hoffte, er hatte dem anderen nicht zu sehr gezeigt, wie sehr ihn seine Berührungen erregt hatten.
 

"Ich glaube, ich gebe auf", sagte Zorro fast fröhlich.
 

"Hä?!"
 

"Sogar ein Eisblock hat mehr Gefühle, als du ..."
 

"WIE BITTE?"
 

"Ich sehe schwarz für uns beide ..."
 

"Das meinst du doch nicht ERNST!"
 

"So ist das Leben! Das war's dann wo-"

Zorro, dessen Gesichtsausdruck mit jedem Satz immer ernster geworden war, wurde abrupt unterbrochen, als Sanji den Lappen fallenließ, das Gesicht des Schwertkämpfers in die Hände nahm und seinen Mund an den des anderen presste.
 

Dieser spürte sofort, dass dies ein ganz anderer Kuss war, als beim letzten Mal - und das nicht nur, weil Sanji die Initiative ergriffen hatte, die er ja bewusst provoziert hatte. Aus dem sanften, aber drängenden Liebkosen ihrer Lippen wurde bald der Wunsch nach mehr. Der Blonde öffnete den Mund einen Spalt weit und sein süßer, warmer Atem strich über Zorros Lippen.
 

Schaudernd schlang der Schwertkämpfer die Arme um den Rücken des anderen und zog ihn an seine Brust, ohne den Kuss dabei zu unterbrechen.
 

Sanjis Zungenspitze streichelte über seine Lippen und forderte ihn auf, seinem Drängen nachzugeben. Schließlich öffnete auch Zorro seinen Mund und Sanji zögerte nicht, ihn zu erkunden und seine Zunge zum Spiel anzuregen. Für einen langen Augenblick, in dem sie einander sacht erkundeten und liebkosten, hätte sie keine Macht der Welt voneinander trennen können.

Doch schließlich ging ihnen die Luft aus.
 

Atemlos und mit roten Wangen ließen sie voneinander ab und sahen sich an. Jeder konnte noch den Geschmack des anderen auf seiner Zunge und den Lippen schmecken und es fehlte nicht viel, und sie wären erneut in einem Kuss versunken. Doch der Koch konnte sich beherrschen und drückte den anderen mit sanfter Gewalt von sich, bis der Abstand zwischen ihnen groß genug war, um dem Drängen nicht gleich wieder nachzugeben.
 

"Du hast das nicht WIRKLICH ernst gemeint, oder?" fragte Sanji schnell atmend und der Schwertkämpfer grinste.
 

"Vielleicht sollte ich meine Meinung noch einmal überdenken ...", antwortete er.
 

"Blödmann!" sagte Sanji, doch er lächelte dabei.
 

Zorro winkte nur ab. "Ach, komm ..." Dann stand er auf und griff nach den liebevoll mit Essen beladenen Tellern. "Lass uns in die Kapitänskajüte gehen, da ist mehr Platz."
 

Der andere nickte wortlos und erhob sich ebenfalls. Gemeinsam gingen sie ins Nebenzimmer, wo sie sich im Schneidersitz einander gegenüber niederließen und ihr Essen verspeisten. Während er kaute sah Zorro schweigend aus dem Fenster. Und schluckte. Und verschluckte sich.
 

"Nicht schon wieder!" Seufzend klopfte Sanji dem Schwertkämpfer auf den Rücken, doch diesmal war es nur ein normaler Hustenanfall. "Was ist denn?" fragte er, nachdem sich Zorro wieder halbwegs beruhigt hatte.
 

Der deutete nur aus dem Fenster. "Was glaubst du, wann die Sonne untergeht?"
 

Sanji sah nachdenklich hinaus zur Sonne, die schon bedenklich tief über dem Horizont hing. "Vielleicht noch zwei Stunden", schätzte er, dann wurde er blass. "Verdammt, ist es wirklich schon so spät?"
 

Der andere nickte nur.
 

"Dann müssen wir uns etwas einfallen lassen!" fuhr der Koch fort. "Noch so eine Nacht halte ich nicht aus!"
 

Zorro schüttelte den Kopf und schluckte sein Essen hinunter. "Ganz so einfach wird es diesmal nicht, glaube ich ...", sagte er. "Ich weiß nicht, ob du es gestern Nacht mitbekommen hast, aber Scarlett hat uns gesehen. Und er wollte uns töten." Er entgegnete Sanjis Blick, der ihn nun aus großen Augen anstarrte, und sprach weiter.
 

"Außerdem gibt es da etwas, was ich dir zeigen muss."
 

Ende Part 10

Der Steuermann

Teil: 11/?

Kommentar: *den Vorhang hochkurbelt* Und hier ist sie sie wieder, die langsamste FF-Autorin der Welt! ^___^ *auf den Kalender guckt*

Jo, ein Jahr ist es her... *hust* Ich bedanke mich deshalb bei allen, die dennoch so fleissig Kommentare geschrieben haben (ich habe mich über jeden einzelnen sehr gefreut ^^) und entschuldige mich für die lange Wartezeit. Klausuren und Abiturprüfungen mögen zwar ein guter Grund für den Zeitmangel sein, aber wirklichen Elan zum Schreiben hatte ich auch in meiner Freizeit selten. Insofern noch einmal ein großes Entschuldigung. v_v

Mittlerweile ist auch der Manga OP fortgeschritten; die Skypiastory ist leider vorbei (es gab einige sehr interessante Personen dort *___*) und die Crew prügelt sich momentan mit Handwerkern und Verschwörungen rum. Es riecht verdächtig nach neuem Crewmitglied... =) Hoffentlich eignet er(/sie/es) sich für diverse Pairings. *sich in Vorfreude die Hände reibt*

Und ansonsten (out of topic) - "Peace, Love & Music!" ^^v Mein Motto im Moment (komme gerade vom Przystanek Woodstock wieder, weswegen ich immer noch leicht aufgekratzt bin)...

Zum Kapitel: Öhm, ja... lang, würde ich mal sagen. ^^ Übertrifft sogar noch den letzten Teil... Ansonsten gibt es wieder das übliche Gemetzel und Gezanke, sprich Action pur. =) Scarlett tritt mal wieder auf und dann gibt es ja noch diesen seltsamen Maat... Aber lest am besten selber. ^^

Disclaimer: Die auftretenden Personen gehören größtenteils Eiichiro Oda bzw. SHUEISHA Inc. und ich mache kein Geld mit dieser Geschichte.
 


 

Part 11 - Der Steuermann
 

"Er hat uns gesehen?"
 

Es gelang Sanji einfach nicht, den erschrocken klingenden Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. Ungläubig starrte er den Schwertkämpfer an und hoffte inständig, sich verhört zu haben. Auch wenn er wusste, dass Zorro die Wahrheit sagte...
 

Der andere nickte nur. "Ja, hat er. Und glaub mir - er wollte uns lieber tot haben, als lebendig."

Seine Stimme klang gleichgültig, aber Sanji kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sich Zorro ebenfalls Sorgen machte.
 

"Aber wie...?" Der Koch konnte es immer noch nicht fassen.
 

"Ich habe keine Ahnung, okay?" Zorro klang für einen Augenblick ungeduldig, doch dann schloss er kurz die Augen und zwang sich innerlich zur Ruhe.
 

"Sanji, ich weiß auch nicht, was es mit diesem ganzen Fluch auf sich hat, und wäre ich nicht persönlich von ihm betroffen, würde es mich auch einen Scheißdreck interessieren." Er sah den anderen ruhig aus seinen dunklen, grünen Augen an. "Aber jetzt müssen wir uns damit abfinden und das beste aus der Situation machen, wenn wir überleben wollen. Und sei doch mal ehrlich..."

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "... eigentlich war es doch schon immer so, oder? Hey, ich meine, wir sind doch Piraten der berühmt berüchtigten Strohhutbande, da sind solche Dinge doch normal für uns! Im Vergleich zu all den anderen krassen Abenteuern, die wir schon erlebt haben..."
 

Unwillkürlich musste auch Sanji bei den Worten des Schwertkämpfers lächeln. Zorro hatte Recht - ihr Leben mit Ruffy war nie wirklich "normal" gewesen... Doch das änderte nichts daran, dass sie es hier mit einer Sache zu tun hatten, die sich mit normalen Waffen nicht bekämpfen ließ.
 

"Und was sollen wir tun?" fragte er, während er sich nachdenklich eine neue Zigarette anzündete. Und dann fiel ihm plötzlich noch etwas anderes ein. Etwas, das ihm noch viel mehr Sorgen bereitete. "Glaubst du, Scarlett erinnert sich diese Nacht an uns? Oder erlebt er sie jedes Mal aufs Neue?"
 

Zorro strich sich nachdenklich übers Kinn. "Gute Frage."

Er hob die Schultern. "Ich weiß es nicht. Allerdings will ich diese Nacht nicht an Deck bleiben, um es auszuprobieren..."
 

Dem konnte der Koch nur zustimmen. "Und was sollen wir machen? Uns unter Deck verkriechen und warten, bis der ganze Spuk vorbei ist?"
 

"Hm..." Der Schwertkämpfer überlegte. "Ehrlich gesagt fällt mir auch nichts besseres ein. Ich denke, wir sollten es so machen."
 

Sanji war perplex
 

"Kein Kampf?"
 

"Was?"
 

"Du willst nicht kämpfen und sinnlos dein Leben riskieren?"
 

Zorro sah ihn verwirrt an. "Nein, eigentlich nicht."
 

"Oh. Gut." Zeigte der Schwertkämpfer etwa Anzeichen von Vernunft? Dass Sanji das noch erleben durfte...
 

Zorro wurde aus der Fragerei nicht schlau, und da der Koch nichts weiter sagte, tat er sie mit einem Achselzucken ab. Dann stand er auf und deutete mit dem Daumen nach oben. "Lass uns hoch gehen!"
 

Sanji sah ihn unwillig an. "Wieso hoch?"

Sonderlich scharf war er nicht darauf...
 

"Weil sich das, was ich dir zeigen will, an Deck befindet. Jedenfalls in, äh, zu großen Teilen..."
 

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Ein paar Minuten später standen sie auf dem Deck. Die untergehende Sonne hatte die Planken bereits in ein blutiges Rot getaucht - was auf eine gewisse Weise die unromantische Stimmung auf dem Schiff noch unterstrich, fand Sanji.
 

Er sah dem Sonnenuntergang mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war der Anblick des Abendhimmels, der so rot war, als hätte ihn irgendein Größenwahnsinniger in Flammen gesetzt, mehr als atemberaubend, auch wenn er ihn schon unzählige Male gesehen hatte.

Aber andererseits bedeutete das schwindende Licht vor allem eines: die nächste Nacht. In spätestens zwei Stunden war es stockdunkel an Deck und dann dauerte es nicht mehr lange, bis erst der Nebel, dann der Regen und schließlich die eisige Kälte über sie hereinbrechen würden, die den Beginn der Geisterstunde ankündigten...
 

'Bis dahin sollten wir allerdings schon längst vom Deck sein', dachte er und zündete sich hinter vorgehaltener Hand eine Zigarette an. 'Vorausgesetzt, Zorro findet endlich, was er sucht ...'
 

Er steckte die Hände in die Hosentaschen und schlenderte zu dem Schwertkämpfer hinüber, der vor einem Toten in die Hocke gegangen war, um ihn näher zu untersuchen. Sanji trat näher und sah ihm über die Schulter.

Gleich darauf bereute er, es getan zu haben, und er musste sich zwingen, sein Essen im Magen zu behalten.

Bei dem Toten handelte es sich um einen älteren Piraten, der in unnatürlich verkrümmter Haltung auf dem Boden lag, das Gesicht zu einer Maske aus Grauen erstarrt. Das Erschreckendste an ihm war jedoch, dass er keine sichtbaren, äußeren Verletzungen besaßen, sondern eher so aussah, als hätte ihn die Faust eines Riesen ergriffen und kräftig zusammengepresst. Seine blicklosen Augen waren zum Himmel gerichtet, als hoffte er auf Erlösung.
 

Der Koch schluckte und legte seine Hände auf Zorros Schultern. Der Körper unter seinen Fingern war warm; er war wirklicher, als alles andere hier. Die Präsenz des Schwertkämpfers war das einzige, was ihn noch daran erinnerte, dass es noch immer Leben und Wärme auf diesem Schiff gab. Ihm wurde einmal mehr klar, wie aufgeschmissen er ohne Zorro wäre...
 

"War... er das?" fragte er und grub seine Finger fester in die Schultern des anderen. Statt zu antworten nickte Zorro nur und legte eine Hand auf Sanjis kühle Finger, die auf seiner rechten Schulter ruhten.
 

"Wenn alle so aussehen, die gegen ihn kämpfen wollten, dann kann ich mich auch gleich umbringen...", murmelte der Koch. Doch gleich im nächsten Moment riss er die Augen auf, als ihm der Sinn seiner eigenen Worte bewusst wurde.

'Bin ich bescheuert?!'
 

Auch Zorro war aufgestanden und sah Sanji aufmerksam an. Die Worte des anderen hatten ihn zusammenzucken lassen, doch als er nun Sanjis bestürzten Gesichtsausdruck sah wusste er, dass dieser viel zu entsetzt über seine eigene Bemerkung war, um sie ernst zu meinen.
 

"Hey...!" Der Schwertkämpfer umfasste sanft das Gesicht des Blonden und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. "Wage es bloß nicht, weiter in diese Richtung zu denken, verstanden? Ich bin bei dir und ich werde dich auch nicht allein lassen, solange wir hier sind. Ich brauche dich, Sanji..." Der andere war sich sicher, noch nie zuvor so viel Ehrlichkeit in Zorros Stimme gehört zu haben, wie bei diesen letzten Worten.

"Entweder ich verlasse dieses Schiff mit dir zusammen, oder ich verlasse es gar nicht. Also lass dich nicht gehen!"
 

Sanji sah ihn aus großen Augen an, dann verzog er seinen Mund zu einem schwachen Lächeln. "Okay."

Er wusste, dass Zorro seine Worte bitterernst meinte und das verursachte ein fast schmerzhaft schönes Kribbeln in seinem Bauch. Noch nie hatte ihm jemand solche Dinge gesagt...
 

Der Schwertkämpfer strich ihm sacht über die Wange, dann wandte er sich ab und stapfte weiter. "Es gibt da jemanden, den ich dir zeigen muss..."
 

Sanji folgte ihm langsam. Jemanden? Aber außer ihnen befand sich doch sonst keiner an Bord... Meinte Zorro etwa einen von den Toten?
 

Seine Vermutung bestätige sich, als der Schwertkämpfer auf dem oberen Absatz der Treppe stehenblieb, die zu den Deckaufbauten führte. Dort lag einer der Piraten, ein junger Mann von höchstens fünfundzwanzig Jahren. Sein Körper war mit zahlreichen Wunden bedeckt; wahrscheinlich war er am Blutverlust gestorben. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen, was Sanji angesichts der Umstände seines Todes doch ein wenig verwunderte, aber davon abgesehen unterschied er sich nicht von den anderen Mitgliedern der verfluchten Mannschaft.
 

Während er noch rätselte, wieso ihn der Schwertkämpfer hierher geführt hatte, hielt Zorro ihm eine Armbrust unter die Nase. Der Koch hob fragend eine Augenbraue.
 

"Er hat Scarlett erschossen und damit unser Leben gerettet", meinte der andere nur und ließ die Waffe wieder auf den Boden fallen. "Ich wüsste allerdings gerne, ob er wusste, dass er uns damit vor dem Tod bewahrt hat."
 

"Du meinst, er wusste nichts von uns sondern tat nur das, was er in all den Nächten zuvor auch getan hat?" fragte Sanji.
 

"Ja, so in etwa... Aber das ist es nicht, was ich dir zeigen wollte. Heb ihn mal hoch."
 

Der Koch starrte Zorro einen Augenblick lang perplex an.
 

"Bitte was?"
 

"Heb ihn hoch", wiederholte der Schwertkämpfer geduldig.

"Keine Angst, er beißt nicht", fügte er mit leichtem Spott hinzu. "Jedenfalls nicht vor Sonnenuntergang..."
 

Sanji warf ihm einen bösen Blick zu, dann bückte er sich und packte den Toten an der Schulter.
 

"Ich hoffe nur, du hast einen guten Grund da-"
 

Das letzte Wort blieb ihm im Hals stecken, als er feststellte, wie schwer der junge Mann war. Nein, schwer war nicht das richtige Wort, eher... starr. Als wäre er aus Zement gegossen. Und so unbeweglich, als hätte man ihn auf den Boden geschweisst.
 

'Das gibt's doch nicht...!' Der Koch zog sein Jackett aus und drückte es Zorro in die Hand, dann krempelte er energisch die Ärmel hoch und versuchte es noch einmal. Er zog, schob und hebelte mit aller Kraft bis ihm die Luft ausging, doch mit dem gleichen Resultat wie vorher. Der Junge ließ sich einfach nicht verrücken, egal, wie sehr er sich auch anstrengte.
 

Während er keuchend auf dem Boden hockte und den Toten mit giftigen Blicken durchbohrte spürte er, wie ihm Zorro wieder das Jackett um die Schultern legte. Ein Gefühl von Dankbarkeit erfüllte ihn, und fröstelnd zog er es wieder an, da es schon merklich kühler geworden war. Ein Blick zum abendlichen Himmel sagte ihm, dass sich die Sonne in wenigen Minuten verabschieden würde.
 

"So ging es mir gestern abend auch, als ich noch oben an Deck war. Ziemlich frustrierend, oder?" meinte der Schwertkämpfer und Sanji sah ihn ungläubig an. Dass selbst Zorro es nicht fertig gebracht hatte...
 

"Sind sie alle so?"
 

Der andere nickte. "Ich habe es nicht bei allen probiert, aber ich glaube schon. Selbst Scarlett klebt an seinem Mast, als hätte man ihn angenietet."

In einer fast beiläufigen Bewegung zog er eines seinen Schwerter und beschrieb damit einen Kreis um den Toten.

"Aber es wäre doch immerhin möglich, die Planken durchzusägen, womit man die Toten ja auch indirekt abkriegen würde..."
 

Er sah Sanji an. "Oder den Mast zu fällen..."
 

Der Koch traute seinen Ohren nicht. "Du willst den MAST fällen?!" fragte er.
 

"Nicht?" Zorro erwiderte seinen Blick mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck.
 

Sanji sah ihn mit einem Blick an, den er normalerweise für Geisteskranke, Größenwahnsinnige oder Jungen mit Strohhüten reserviert hatte, und zwang sich zu einer ruhigen Antwort. "Wie willst du das Ding denn bitte steuern ohne Mast? Zwei Masten allein reichen für ein Schiff dieser Größe einfach nicht!"
 

"Können wir es denn steuern?" fragte der Schwertkämpfer ebenso ruhig zurück.
 

Die Frage brachte den Blonden aus dem Konzept. "Äh..."
 

"Nein", beantwortete Zorro seine eigene Frage.
 

Sanji schwieg. Er wusste, dass der Schwertkämpfer in diesem Punkt Recht hatte. Sie konnten dieses verdammte Ding einfach nicht steuern. Dennoch...
 

"Was spricht also dagegen, den Mast-?" begann Zorro.
 

"Nein", unterbrach ihn Sanji und stand auf. "Ich meine, ich spreche dagegen. Ich habe keine Lust zu experementieren, und am Ende saufen wir alle ab, Tote als auch Lebende."
 

Er sah den anderen an und sein Blick duldete keine Widerrede.
 

Zorro hob gleichgültig die Schultern und steckte das Katana wieder weg.
 

"Es muss einen anderen Weg geben", beharrte Sanji.
 

"Und welchen?"
 

Darauf wusste der Koch keine Antwort.
 

"Ich glaube, heute hat es eh keinen Sinn mehr, darüber nachzudenken", sagte Zorro, als er zum rotglühenden Horizont schaute, der sich immer schneller dunkel färbte. Dann sah er seinen Gefährten an und plötzlich lag ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Lass uns für die Nacht ein lauschiges Plätzchen unter Deck suchen."
 

Sanji machte sich nicht die Mühe darüber nachzudenken, wie der Schwertkämpfer seine letzten Worte gemeint haben könnte, sondern stapfte nur wortlos an Zorro vorbei.

Oh, er konnte sich durchaus etwas darunter vorstellen... Aber irgendwie war die ganze Situation noch zu ungewohnt für ihn, als dass er es jetzt schon wirklich wollte. Jetzt schon... Wollte er es denn überhaupt? Und WAS eigentlich...?
 

Allein bei dem Gedanken an mehr als Küsse, bei dem Gedanken an Zorros muskulösen Körper, das Gefühl seiner rauhen, aber dennoch zärtlichen Hände auf seiner nackten Haut, wie sie ihn streichelten, ihn in Extase versetzten, ihn-
 

'Ähm, Sanji... HALLO?! Dir ist schon klar, was du da denkst...?' versuchte er, seine Fantasien zurückzuhalten. Nicht, dass die sich davon beeindrucken ließen... Ganz im Gegenteil - sie fingen nun an, seinen Geist mit interessanten Großaufnahmen zu schocken.
 

Sanji spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen und war dankbar dafür, dass Zorro, der ihm langsam folgte, im Moment nicht sein Gesicht sehen konnte. Teufel auch! Selbst bei dem Gedanken an einen romantischen Abend mit Nami hatten ihm nie solche intimen Details vorgeschwebt, wie jetzt bei dem Schwertkämpfer...
 

'Denk nicht daran', ermahnte er sich, als er die Treppe zum Deck herabstieg. 'Noch kannst du einfach Nein sagen, noch kannst du umkehren und wieder so leben, wie zuvor! Es ist doch nicht DEIN Problem, in wen er sich verliebt...'
 

Das war nicht wahr, das wusste er, und trotzdem interessierte ihn die Wahrheit momentan herzlich wenig.
 

'Wieso musstest du dich auch so in mein Leben drängen!' dachte er wütend, doch es war eher Wut auf sich selbst. Wut darauf, dass er das entscheidende Nein nicht sagen konnte... oder wollte... 'Und wieso habe ich zugelassen, dass du mir etwas bedeutest... Zorro...'
 

In Gedanken versunken lief er am Mast vorbei und warf dem toten Capitan einen flüchtigen Blick zu, dann-
 

Scarlett blinzelte ihn an.
 

Der Koch blieb so abrupt stehen, dass er fast über seine eigenen Füße stolperte. Fassungslos starrte er den Kapitän an, der nun wieder gleichgültig geradeaus sah. Er hatte sich nicht geirrt, da war er sich ziemlich sicher. Der Tote hatte ihm zugezwinkert, eindeutig...
 

Zorro hatte sein plötzliches Anhalten bemerkt und war an seine Seite getreten.
 

"Was hast du?" fragte er besorgt. Sanji bemerkte, dass seine rechte Hand bereits zum Schwertgriff gewandert war.
 

Er konnte es ihm nicht sagen. Er konnte einfach nicht. Zorro würde glauben, er würde langsam schizophren werden...
 

'Wahrscheinlich läge er damit nicht einmal sehr weit von der Wahrheit entfernt', dachte Sanji sarkastisch und ballte die Fäuste, bevor er weiterging. Er würde sich nichts anmerken lassen; er wollte nicht diese verfluchte Schwäche zeigen... Immer war er so verdammt beschützenswert für den anderen, und das beschämte und verärgerte ihn zugleich. Und irgendwie machte es ihn auf den Schwertkämpfer wütend, auch wenn er wusste, dass diese Wut irrational war.
 

"Nichts! Ist alles in Ordnung", entgegnete er ruppig, und betrat die Treppe, die unter Deck führte.
 

Sollte Zorro sich doch seinen Teil denken, konnte ihm ja egal sein...
 

***********************************************
 

Der Schwertkämpfer sah dem anderen verärgert nach. Er konnte es nicht leiden, wenn der Blonde ständig so zwischen seinen Gemütszuständen schwankte, wie ein Besoffener beim Gehen - und wenn er ihm Dinge verheimlichte, die vielleicht für ihrer beider Sicherheit wichtig waren...

"Nichts ist in Ordnung, Dummkopf!" rief er dem Smutje hinterher. "Verdammt, Sanji, du warst eben noch blasser als sonst immer!"
 

'Und das will schon was heißen!' dachte er zerknirscht.
 

Doch der Koch antwortete nicht, sei es, weil er ihn nicht mehr hörte, oder weil er ihn nicht hören wollte, und schließlich folgte Zorro ihm hinab in den Bauch des Schiffes. In ihm brodelte es, er wollte Sanji mal ordentlich die Meinung sagen, ihm sagen, wie sehr er seine verfluchte Verschlossenheit manchmal hasste... aber es kam kein Wort über seine Lippen.

Sanji sah ihn nicht an und so verblieben sie in eisigem Schweigen.
 

Gemeinsam packten sie ein paar Essensvorräte zusammen und alles, was sie an wärmenden Decken besaßen, dann machten sie sich auf den Weg, um einen sicheren Ort auf dem Schiff zu finden. Kaum hatten sie die Kajüte verlassen wogte wieder der Zauber des Fluchs wie eine Welle durch die Gänge und über ihren Köpfen begann bald - wie in der vorherigen Nacht - das ruhelose Umherlaufen schwerer Stiefel. Doch zum Glück begegneten sie diesmal niemandem auf ihrem Weg durch das Schiff.
 

Einige Decks weiter unten entdeckten sie dann eine kleine, abgelegene Kammer, die sich mit mehreren, improvisierten Hebeln gut von innen verbarrikadieren ließ, und in der sich neben einem alten Holzschrank nur noch ein kleiner Tisch und ein Stuhl befanden.
 

Sanji beanspruchte letzteren gleich für sich und schlug schweigend ein Bein über das andere. Dann zündete er sich eine neue Zigarette an, während er Zorro weiterhin mit Ignoranz strafte.
 

Der Schwertkämpfer warf ihm nur einen Blick zu, der irgendwo zwischen aufgebracht, resigniert, ungeduldig, mürrisch und gleichgültig schwankte, dann öffnete er eines der drei Bullaugen, die ihnen eine - in der momentanen, nächtlichen Finsternis jedoch kaum vorhandene - Sicht auf das Meer gaben, und sah hinaus.
 

Schon im nächsten Augenblick erhellte sich der Nachthimmel, als oben die erste Kanone abgefeuert wurde. Laute Rufe ertönten, dann Waffengeklirr. Zorro lehnte sich leicht aus dem Fenster, doch er konnte die gebrüllten Worte nicht verstehen.
 

Als dann irgendetwas Unförmiges ... Tropfendes? - der Schwertkämpfer konnte nicht richtig erkennen, was es war, und eigentlich wollte er es auch gar nicht so genau wissen - keine Handbreit von seiner Nasenspitze entfernt an ihm vorbeifiel, zog er ruhig wieder den Kopf zurück und schloss das Fenster.
 

"Es hat wieder angefangen", meinte er.
 

"Hm", gab Sanji nur gleichmütig von sich und starrte in das flackernde Feuer des Kerzenständers, der auf dem Tisch stand.
 

"Sanji...?" ergriff Zorro nach einer Weile wieder das Wort.
 

"Was ist denn?" fragte der Koch in einem leicht verärgert klingenden Tonfall. "Ich habe doch gesagt, es ist ni-"
 

"Du bist schrecklich, weißt du das?"
 

"Freut mich, das zu hören", entgegnete Sanji eisig.
 

"Immer versuchst du, alles auf dich zu nehmen und auf eigene Faust zu erledigen, nur damit sich der Rest keine Sorgen zu machen braucht...", fuhr Zorro ruhig fort.
 

Der Smutje antwortete nicht.
 

'Aha', dachte der Schwertkämpfer. 'Bingo.'
 

Langsam trat er hinter dem anderen an ihn heran und sah auf seinen blonden Schopf herab.
 

"Wollen wir das nicht alle?" sagte Sanji schließlich leise. "Schützen, was uns wertvoll ist...?"
 

"War das jetzt ein Geständnis? Oder eine sehr misslungene Anmache...?"
 

Der Koch wandte sich um, doch als er das Grinsen auf Zorros Gesicht sah, verflog sein Ärger allmählich und er begann ebenfalls leicht zu grinsen.
 

"Du blöder Idiot...", murmelte er.
 

"Okay, DAS ist jetzt definitiv eine schlechte Anmache..."
 

Sanji grummelte wortlos vor sich hin und schlug mit wenig Elan nach dem Schwertkämpfer, doch der wich nur mit der Übung unzähliger Streitereien aus und ehe der Koch sich versah, saß Zorro auf seinem Stuhl - und er auf seinem Schoß.
 

"Also, was ist nun los mit dir?"

Mißmutig sah Zorro in die verschlossene Miene des anderen, dann hob er eine Hand und strich ihm sanft das Haar aus dem Gesicht. Sanji zuckte nicht einmal mit der Wimper.
 

'Bockiger Kerl...', dachte der Schwerkämpfer leicht verstimmt, bevor er es auf eine andere Art versuchte: "So, mein Kleiner, jetzt erzähle doch bitte mal dem lieben Onkel Zorro, was dich so bedrückt. Sonst werde ich ganz, ähm, traurig..."
 

Sanji hob eine Augenbraue und bedachte Zorro mit einem Blick, als wäre der andere geistesgestört. Wahrscheinlich war er zu perplex um zu wissen, ob er ihn wütend anfahren oder auslachen sollte.

Zorro fuhr im muntersten Plauderton fort.
 

"Na komm, mein Junge, wo drückt denn der Schuh? Ist es vielleicht die böse Tante-", er überlegte, bevor er im ich-bin-der-gute-alte-Doktor-Zorro-auch-wenn-ich-erst-19-bin-Tonfall fortfuhr, "-Nami, die dir soviel Sorgen macht? Die immer ganz gemeine Sachen zu dir sagt, die du überhaupt nicht - jedenfalls nicht immer, aber, wenn wir mal ehrlich sind, öfter schon - verdient hast? Oder der gemeine Onkel Ruffy, der dir jedes Mal dein Essen klaut, kaum dass du mit dem Kochen fertig bist...? Dass er immer das ganze, teure Filet wegfrisst, für das du drei Stunden in der Küche gestanden hast, während du mich in der Zwischenzeit unter Androhung der Todesstrafe zum Abwaschen genötigt hast. Oder-"
 

Mehr brauchte er eigentlich nicht sagen. Sanji hatte während seiner Erzählung leise zu kichern angefangen, was sich nun zu einem Lachen steigerte. Sein Kopf lehnte dabei an Zorros Schulter, der ihn sacht umarmte und ihn festhielt, bis er sich halbwegs beruhigt hatte.
 

"Zorro...", begann der Koch schließlich, und sah den anderen dabei ruhig an.

"...du bist bescheuert."
 

"Na vielen Dank", knurrte der Schwertkämpfer leicht gekränkt. "Da wollte ich dich nur ein wenig aufmuntern, und dann..."
 

"Indem du dich lächerlich machst?" fragte Sanji grinsend. "Ich BITTE dich...!"
 

"Eigentlich wollte ich nur wissen, was dich so-" begann Zorro und vergaß den Rest des Satzes, als der Smutje sich vorbeugte und ihn sanft auf den Mund küsste.
 

Der Schwertkämpfer, der für einen Moment reichlich überrumpelt war, erwiderte den Kuss sofort, wie berauscht von dem süßen Geschmack des anderen, und zog ihn zugleich fester in seine Umarmung.
 

Sanjis Finger vergruben sich in Zorro's kurzen Haaren, während er sich weiter nach vorne neigte, um dann von den Lippen des Schwertkämpfers abzulassen und ihn zärtlich auf Wangen, Schläfen und Stirn zu küssen.
 

"Hrm..." Mit einem unverständlichen Brummen vergrub Zorro sein Gesicht in der Kuhle an Sanjis Hals, ließ dann seine Lippen sanft über die empfindliche Haut fahren und begann, leicht an ihr zu saugen. Seine Hände glitten über Sanjis Jacket und dann darunter, strichen über den schlanken Rücken seine Wirbelsäule entlang und betasteten sacht die Rippen, die sich unter der Haut abzeichneten. Himmel, wie dünn der andere doch war... Kein Wunder, dass er Angst bekam, ihm wehzutun, wenn er nicht vorsichtig genug war...
 

Sanji seufzte leise auf und schlang die Arme um Zorros Nacken, klammerte sich noch fester an ihn. Sein Brustkorb hebte und senkte sich schnell, und der Schwertkämpfer konnte den unruhigen Herzschlag des anderen an seiner eigenen Brust fühlen.

'Wie der eines kleinen Vogels...', dachte er und lächelte. Der Vergleich gefiel ihm.
 

Er senkte den Kopf und begann, an der hellen, weichen Haut von Sanjis Hals zu knabbern, worauf der Koch mit einem neuerlichen Seufzen reagierte. Der leise Laut ließ Zorro erschauern, ermutigte ihn jedoch auch, in seinem Tun fortzufahren. Endlich hatte er die Gelegenheit herauszufinden, was dem anderen alles gefiel...
 

Ein wenig forscher geworden küsste er Sanjis Halsansatz und sein Schlüsselbein - bevor er bei seinem Hemdkragen zum ersten Mal ins Stocken geriet. Fast ungeduldig streifte er mit einer Hand erst das Jacket des anderen ab, bevor er sich daran machte, nacheinander die Knöpfe seines Hemds zu öffnen und jedes Stück der blassen Haut mit Küssen zu bedecken.
 

Nachdem er das Hemd gänzlich geöffnet hatte, blickte er zu Sanji hoch. Die Wangen des Blonden schienen fast zu glühen, und seine nachtschwarzen Augen glänzten wie von einem inneren Feuer erleuchtet, als er den Blick des Schwertkämpfers erwiderte.
 

Zorro verschlug es bei dem Anblick für einen Moment die Sprache, dann zog er Sanjis Gesicht zu sich herab und küsste ihn zart auf eine Augenbraue, bevor er seine Stirn an die des Kochs lehnte und ihn ansah.
 

"Sanji...?" fragte er leise.
 

"Mmh?" gab der andere verträumt zurück.
 

"Bist du sicher, dass du...?"
 

"Mmh."
 

Der Schwertkämpfer räusperte sich. Mit ein wenig mehr Widerstand hätte er eigentlich schon gerechnet...
 

"Darf ich das als 'Ja' deu-"
 

"Lorenor Zorro...", unterbrach ihn Sanji mit einem seltsamen Funkeln in den Augen.
 

"Ja?" Zorro fühlte sich jetzt doch ein wenig unbehaglich.
 

"Wenn du nicht endlich deine verdammte Klappe hältst, stürze ich mich aus dem Fenster."
 

"... Ernsthaft?"
 

"Ernsthaft."
 

"..." Dem Schwertkämpfer fehlten die Worte.
 

"Darf ich das als 'Verstanden' deuten?"
 

Zorro sah den anderen lange an, dann grinste er schließlich. "Verstanden..."

Trotzdem zögerte er noch einen Augenblick.
 

"Heißt das also, ich darf dich-?"
 

"Mmh."
 

"Und dann-?"
 

"Mmh."
 

"Und vielleicht auch noch-?"
 

"Nein."
 

"Ah. Okay."
 

Der Schwertkämpfer lächelte leicht, dann versanken sie erneut in einem langen Kuss, der Zorro alles andere vergessen ließ...
 

***********************************************
 

Sanji hatte das Gefühl, sein Körper würde in Flammen stehen...

Zorros Küsse waren wie Feuer auf seiner Haut; seine Lippen reizten dabei Nerven, die er noch nie zuvor so intensiv zur Kenntnis genommen hatte - wenn überhaupt... Er war sich sicher, noch nie so sehr... gelebt zu haben, wie in diesem Moment... Seine Finger krallten sich in den kräftigen Rücken des Schwertkämpfers, da er sonst das Gefühl hatte, den Halt zu verlieren.
 

Und Himmel... Er wollte ihn, er wollte ihn wirklich! Nie hätte er gedacht, dass jemand solche Gefühle in ihm wachrufen könnte, wie Zorro es nun tat und hätte ihm jemand vor einer Woche erzählt, wo sie an diesem Abend landen würden - er hätte demjenigen wahrscheinlich einen Tritt in empfindliche Regionen verpasst. Doch jetzt...
 

Die grünen Augen des anderen hatten Feuer gefangen, und ihr Blick war so unberechenbar wie der einer Raubkatze, doch zugleich so voller Zärtlichkeit und Leidenschaft, dass Sanji glaubte, er müsste unter dieser Flut von Gefühlen vergehen.
 

Er keuchte leise auf, als Zorro sanft an seinem Schlüsselbein zu knabbern begann. Alles in ihm zog sich schmerzlich zusammen und er hätte sich fast gänzlich gehen lassen, wenn nicht plötzlich...
 

...etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregt hätte.
 

Plötzlich fuhr der Koch hoch. Seine Augen waren weit aufgerissen und er zitterte leicht, doch dieses Mal lag es nicht an den Berührungen des anderen.
 

Der Schwertkämpfer spürte seine Unruhe und hob den Kopf, um ihn anzusehen.
 

"Hey...", flüsterte er besorgt und hob eine Hand, um ihm sacht über die Wange zu streichen. "Was hast du?"
 

Sanji kämpfte mit sich, doch er wusste, dass er es dieses Mal besser sagen sollte.

"Ich weiß nicht. Ich glaube, ich habe etwas gehört..."
 

Zorro schwieg und lauschte jetzt ebenfalls. Doch außer dem Kanonendonner, der durch die geschlossenen Fenster nur noch gedämpft in der kleinen Kammer zu hören war, konnte er keine weiteren Geräusche wahrnehmen.
 

"Da ist nichts", meinte er beruhigend und schloss den Koch fester in die Arme.

"Du brauchst dir keine-"
 

"Es klang nach Schritten draußen im Gang", unterbrach ihn Sanji flüsternd, als sich das Geräusch wiederholte.

"Verdammt, da ist irgendwer!"
 

Und jetzt konnte Zorro es auch hören. Ein leises Schlurfen, kaum wahrzunehmen, doch es erklang regelmäßig und schien tatsächlich aus dem Korridor vor ihrer Kammer zu kommen.
 

"Was kann das sein?" raunte er.
 

"Ich weiß es nicht...", erwiderte Sanji nur und sie lauschten erneut.
 

Was auch immer da draußen war, es machte keine Anstalten, weiterzuziehen. Mal entfernte es sich und mal kam es näher - und schabte einmal sogar an ihrer Tür - doch nie verschwand es.
 

Das Kerzenflammen flackerten und tauchten die beiden jungen Männer in ihr unruhiges Licht.
 

"Verdammt!" flüsterte der Schwertkämpfer aufgebracht. "Verdammt, verdammt, verdammt!"
 

Nicht nur, dass ihm dieser vielversprechende Abend verdorben worden war, sondern...

Was sollten sie jetzt machen? Die ganze Nacht in dem kleinen Zimmer sitzen und darauf hoffen, dass der Morgen anbrach, ohne je zu wissen, was ihnen so einen Schrecken eingejagt hatte?
 

Zorro biss sich auf die Unterlippe, schließlich stand er leise auf und setzte den Koch vorsichtig zurück auf den Stuhl.
 

Sanji sah ihn verwirrt an.

Wollte Zorro etwa...?

Was für eine blöde Frage.

Natürlich wollte er.
 

"Ich gehe nachsehen", sagte Zorro leise, während er nach dem Kerzenständer griff. "Ich habe keine Lust, mir die ganze Nacht über vor Angst in die Hosen zu machen."
 

Sanji starrte ihn aus großen Augen an, bevor auch er sich erhob und sein Hemd wieder zuknöpfte.
 

"Ich komme mit", meinte er.
 

Der Schwertkämpfer sah ihn lange an, widersprach aber nicht.
 

Er schob langsam die Riegel an der Tür zurück, dann drehte er sich wieder zu Sanji herum und streckte ihm die Hand hin. Dieser ergriff sie vorsichtig, und gemeinsam traten sie in den Gang hinaus.
 

Er wurde von einigen wenigen Lampen nur spärlich erleuchtet, doch trotz des diffusen Lichts konnten sie eines deutlich erkennen - der Korridor war leer.
 

Und genau dieser Fakt war es, der Sanjis Adrenalinspiegel erhöhte - die Abwesenheit von... irgendetwas. Jedes Ungeheuer seiner schlimmsten Alpträume wäre ihm lieber gewesen, als diese plötzliche Leere.
 

Doch dann - ein leises Rascheln.

Etwa ein dutzend Meter entfernt wurde der Gang von einem anderen gekreuzt, und von dort erklang das Geräusch.
 

Der Koch spürte, wie seine Hände zu schwitzen begannen, doch der warme, feste Griff von Zorros Hand hatte etwas Beruhigendes an sich, und so schlich er mit dem Schwertkämpfer den Gang entlang, weiter auf die Quelle des Geräusches zu, die sich gleich hinter der Kreuzung befinden musste.
 

Als sie keine zwei Meter mehr von dem Nebenkorridor entfernt waren, ließ Zorro ihn los und gab ihm den Kerzenständer, dann zog er lautlos seine Schwerter. Mit einem letzten, entschlossenen Blick in Sanjis Richtung und einem Lächeln, das wohl aufmunternd wirken sollte, trat der Schwertkämpfer um die Ecke.
 

***********************************************
 

Das erste, was Zorro sah, war...
 

...nichts.
 

Dann schien der Gang vor ihm plötzlich zu wabern und an Form zu verlieren, NEBLIG zu werden, und plötzlich fegte ihm ein Wind entgegen, der ihn fast von den Füßen riss.
 

Das Holz unter seinen Füßen ächzte und die Lampen in den Korridoren begannen zu flackern und erloschen schließlich, während der Sturm weiterhin um den Schwertkämpfer toste.
 

Fluchend ging er einen Schritt zurück und trat wieder in den Gang, aus dem er gekommen war, zurück zu Sanji.
 

So schnell, wie der Sturm gekommen war, verschwand er wieder und plötzlich war es vollkommen still im Korridor, so still, dass Zorro meinte, taub zu sein, und zugleich so dunkel, dass er nicht mal die Hand vor Augen erkennen konnte.
 

"Verdammter -! Hey, Sanji, gib mir mal dein Feuerzeug!"
 

Nichts passierte.
 

"Sanji?" raunte der Schwertkämpfer in diese unerträgliche Stille hinein, doch niemand antwortete.
 

Er zwang sich zur Ruhe, was unter den momentanen Bedingungen nur wenig Erfolg hatte und streckte suchend die Arme aus. Er machte einige Schritte in den Gang hinein, doch da war nichts. Seine Füße stießen auf keinen Widerstand - der Koch lag also auch nicht am Boden, wie Zorro erst gedacht, fast gehofft hatte.
 

"Sanji!" Das Flüstern steigerte sich zu einem Schrei und Zorro wagte kaum zu atmen, als er auf eine Antwort wartete.
 

Doch es blieb weiterhin still.
 

Er wandte sich um und stolperte durch die Schwärze zurück zu dem Korridor, in dem ihm der plötzliche Sturm entgegen gebraust war, doch auch dort konnten seine tastenden Hände nichts finden.
 

Sanji blieb verschwunden.
 


 

Im Nachhinein konnte er nicht sagen, wie lange er durch die Dunkelheit gelaufen war, doch es erschien Zorro wie eine Ewigkeit.
 

Seine Entschlossenheit zu Beginn der Suche hatte sich inzwischen verflüchtigt und einer Leere Platz gemacht, die ihn entsetzt hätte, wäre er nicht so verdammt müde.
 

Seine Stimme war heiser vom Rufen - nicht, dass er eine Antwort bekommen hätte - und in der ewigen Dunkelheit wusste er schon längst nicht mehr, wo er sich befand.
 

Schließlich hielt er inne und lehnte sich müde an die Korridorwand. Es hatte keinen Sinn, noch weiter zu suchen, der Koch blieb verschwunden. Inzwischen war er sich sicher, dass es Scarlett gewesen war, der ihnen aufgelauert hatte, denn wer sonst an Bord verfügte über derartige Teufelskräfte?

Damit hatte sich auch die Frage des nächtlichen Erinnerungsvermögens des Kapitäns geklärt - Scarlett wusste sehr genau, wer sie waren, und hatte alles daran gesetzt, sie in eine Falle zu locken. Und jetzt hatte er Sanji.
 

Zorro barg das Gesicht in den Händen. Hätte er den anderen nur nicht losgelassen... Es war einer der seltenen Augenblicke in seinem Leben, in dem ihm zum Heulen zumute war, doch das hätte an der momentanen Lage auch nichts geändert.
 

Auf dem Korridor näherten sich Schritte.
 

Zorro fuhr hoch, während seine Hände automatisch an die Schwertgriffe wanderten. Sein Puls begann zu rasen, nicht zum ersten Mal in dieser verdammten Nacht...

Nach kurzer Zeit waren die Schritte ganz nahe, und er hörte schweres Atmen, als wäre der andere am Rande der Erschöpfung.
 

"Sanji...?" fragte er leise, als die Schritte auf seiner Höhe waren.
 

Die Schritte stockten, dann hörte er, wie eine Klinge gezogen wurde und kreuzte instinktiv die Schwerter vor der Brust, als auch schon eine Waffe auf ihn niederfuhr, deren Angriff er gerade so abfangen konnte.
 

"Quién es?"
 

Die leise, raue Stimme gehörte definitiv nicht Sanji - doch die von Scarlett war es auch nicht. Doch wer auch immer es war, er war verdammt stark; Zorro hatte eine enorme Kraft hinter dem Schlag gespürt.
 

"Zorro", antwortete er, als er den anderen von sich stieß. "Und wer zum Teufel bist du?"
 

Er machte sich nicht die Mühe, auf Spanisch zu antworten, doch das war auch gar nicht nötig.
 

"Ich verstehe... Ein Gast, nehme ich an...?" Die Stimme hatte einen starken Akzent, als sie in seiner Sprache fortfuhr, doch er konnte die Worte gut verstehen.
 

Es ertönte ein Geräusch, das entsteht, wenn Stahl auf Stahl reibt, dann ein Rascheln und schließlich flackerte eine kleine Flamme in der Dunkelheit auf. Der Fremde entzündete damit eine der Lampen an der Korridorwand, bevor er sie kurzerhand aus der Halterung löste und sich zu dem Schwertkämpfer umwandte.
 

Im unruhigen Lichtschein erkannte ihn Zorro sofort wieder. Das schmale Gesicht, die kurzen, dunklen, mit Blut verklebten Haare, der tiefe Schnitt an der Schulter, die Armbrust, die in einer Halterung an seinem Gürtel befestigt war...
 

"Du bist doch der Kerl, der-"
 

"...Scarlett getötet hat und ihn wieder töten wird, ja. Wie jede Nacht..."

Der andere lächelte und Zorro war sich sicher, noch nie ein humorloseres Lächeln gesehen zu haben.
 

"Ich bin Ruben, erster Maat und Steuermann der Leona."

Er deutete eine leichte Verbeugung an, die dem Schwertkämpfer eher spöttisch als ernstgemeint erschien.
 

"Und ich glaube, du und dein Freund stecken gerade ziemlich in der Klemme..."
 

***********************************************
 

Sanji schlug die Augen auf.
 

Sein Kopf brummte, als hätte er versucht, damit durch die Wand zu rennen - und zwar nicht nur durch eine...
 

Während er langsam wieder zu sich kam, sah er sich in der Kammer um, in der er sich befand, um vielleicht irgendwo einen Hinweis darauf zu finden, WIE er eigentlich hergekommen war.
 

Der Raum war klein und fensterlos, eine dicke Eisentür, die von innen verriegelt war, sicherte den Eingang. Im Licht einer einsamen, an der Decke hin- und herschaukelnden Lampe sah er an den Wänden und dem Boden rings um ihn herum Säcke, die mit irgendetwas gefüllt waren...
 

Sanji rappelte sich auf, um einen Blick in einen der Säcke zu werfen, und seine Augen weiteten sich bei dem, was er sah.
 

'Heiliger Goldfisch!' Das war ja genug, um...
 

"Na, wieder wach?"
 

Er fuhr herum.
 

Scarlett - der Koch hätte schwören können, dass der Kapitän eben noch nicht dort gewesen war - stand mit einer Fackel in der Hand zwischen ihm und der Tür und sah ihn interessiert an.
 

Seltsam... Eigentlich müsste er jetzt vor Angst zu schlottern beginnen, aber alles, was er im Moment spürte, war Verärgerung. Und Schmerz. Wenn nur sein Schädel nicht so verflucht wehtun würde...
 

Und wo zur Hölle war eigentlich Zorro...?
 

Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war ein langer Korridor und sein vor Aufregung rasender Puls, und der Schwertkämpfer, der vor ihm in den Seitengang trat... Und dann wurde alles verschwommen.
 

Er legte die Hand an die Wange, die Hand, die Zorro gehalten hatte... Wo auch immer der Schwertkämpfer war - Sanji betete, dass ihm nichts zugestoßen war - er war nicht bei ihm, und das hieß, dass er diese Sache jetzt ganz allein durchziehen musste...
 

"Was willst du?" fragte er leise, und begann, in seiner Tasche nach einer Zigarette zu suchen, während seine Gedanken Hasche spielten.

'Lass dir was einfallen, Sanji, und zwar GANZ schnell...'
 

"Was glaubst du denn?"
 

"Woher soll ich das wissen?" Worauf wollte der Kapitän hinaus?

"Einen Sechser im Lotto, die Weltherrschaft... so etwas in der Art vielleicht?"

Im Moment war Coolness alles, was ihn schützte...
 

Scarlett lachte und der Laut jagte dem Koch einen eisigen Schauer über den Rücken.
 

"Nein, mein Lieber, es ist viel einfacher..."

Der Kapitän beugte sich vor und erdolchte Sanji fast mit seinem durchdringenden Blick.

"... ich will Freiheit."
 

Jetzt bekam er es doch langsam mit der Angst zu tun. Der Tonfall, in dem Scarlett die letzten drei Worte gesagt hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht...
 

"Freiheit...", fuhr Scarlett fort. "Weißt du, wie sehr ich dieses untote Dasein hasse? Jede Nacht das selbe Gemetzel zu erleben, jede Nacht den gleichen Tod zu sterben...? Ich bin es so leid..."
 

Sanji wich zurück, als der Kapitän sich ihm langsam näherte.
 

"Ich habe eine gewisse Bewegungsfreiheit, aber der Fluch zwingt mich dennoch jede Nacht zur gleichen Zeit an den Ort meines Todes zurück", sagte Scarlett leise und seine dunklen Augen funkelten gefährlich.
 

"Doch vielleicht kann ich ihn umgehen, wenn ich nicht... ich selbst bin..."
 

"Wie...?"
 

Der Koch stieß mit dem Bein an einen der etwa hüfthohen Säcke. Seine Hände gruben sich in das Pulver, das sich darin befand, und plötzlich kam ihm eine Idee...
 

"Wenn es mir gelingt, einen Körper zu finden, in dem ich mich für die Nacht aufhalten kann, kann ich den Fluch vielleicht brechen."
 

Mit einem boshaften Lächeln hob der Kapitän seinen Arm, der sich in Nebel aufzulösen begann.
 

"Ich habe die Fähigkeit, mich in den Körpern anderer Menschen... aufzulösen... Zugegeben, die Prozedur ist recht schmerzhaft für die Betroffenen, aber..."

Scarlett zuckte gleichgültig mit den Schultern, die sich auch langsam auflösten.
 

"Ich verstehe..." Sanji nickte. "Deshalb hast du mich hierher gebracht, richtig? Weil du meinen Körper brauchst..."
 

Er griff in die Tasche seines Jackets. "Aber daraus wird nichts, fürchte ich... Ich habe nämlich nicht vor, dir zu helfen."
 

Er holte sein Feuerzeug hervor und sah Scarlett seelenruhig an, als er seine Zigarette anzündete und sie dann über einen der geöffneten Säcke hielt. Zum ersten Mal sah der Kapitän nun ein wenig verunsichert aus.
 

"Wie viele Tonnen Schwarzpulver sind das?" frage Sanji. "Obwohl die genaue Menge ja eigentlich egal ist... Es dürfte aber genug sein, um ein SEHR großes Loch in deinen netten Kahn zu sprengen, habe ich Recht?"
 

"Du würdest sterben", sagte Scarlett. "Das wagst du nicht..." Doch in seiner Stimme schwangen Zweifel mit.
 

"Sicher?" Sanji dachte an Zorro und die Vorstellung, ihn nie wieder zu sehen, tat weh... Verdammt weh...

Dennoch zuckte er mit keiner Wimper, als er die Zigarette langsam senkte.
 

"Warte!"
 

Der Koch hielt inne. Langsam fing die Sache an, spannend zu werden... Ihm war klar, dass er ziemlich hoch pokerte, aber momentan hatte er keine andere Wahl.

Wenn er doch nur wüsste, wo Zorro war...
 

***********************************************
 

"Du willst mich nicht töten?"
 

Der Schwertkämpfer konnte ein gewisses Erstaunen nicht verbergen, während er dem Maat durch die Korridore folgte.
 

"Wieso sollte ich?"
 

"Vielleicht, weil alle anderen auf diesem Schiff verdammt scharf darauf sind, mir diverse Dinge aufzuschlitzen...?"
 

Ruben warf ihm einen undeutbaren Blick zu.
 

"Im Moment suche ich nach Scarlett, dann sehe ich weiter. Wenn das stimmt, was du gesagt hast, ist dein Freund entweder in großer Gefahr oder schon längst nicht mehr am Leben..."
 

Zorros Antwort bestand aus einem Schweigen, das Helium zum Gefrieren gebracht hätte. Der Maat ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken.
 

"Und die 'anderen', wie du sie nennst," fuhr er fort, "haben ihren Verstand schon vor Jahrhunderten verloren. Erst verlernten sie das Denken, dann das Fühlen..."

Seine Stimme wurde leiser. "Jetzt sind sie nichts weiter als leere Körper, die der Fluch jede Nacht erneut auf die Beine zwingt. Innerlich sind sie schon längst tot..."
 

Der Schwertkämpfer verstand. Das erklärte auch die seltsame Gefühlslosigkeit der Untoten...
 

"Und was ist mit dir?"
 

Ruben schwieg einen Moment lang.
 

"Ich habe den Stein ins Rollen gebracht, der in Meuterei endete", sagte er schließlich. "Ich hatte Mitleid..."
 

So, wie er das letzte Wort aussprach, hätte es auch eine Krankheit sein können.
 

"Ich habe den Quacksalber vor der Willkür des Kapitäns schützen wollen, und jetzt sieh, was daraus geworden ist..."
 

Er blieb stehen und breitete die Arme aus.

Der Schwertkämpfer betrachtete einen jungen Mann, der sich mit seinen zahllosen, stark blutenden Verletzungen nur noch deswegen auf den Beinen halten konnte, weil ihn ein jahrhundertealter Fluch nicht sterben ließ. Einen Mann, der entgegen aller Naturgesetze lebte und es noch so lange tun würde, bis das Schiff mit der Zeit zu Staub zerfallen war...
 

"Ja", sagte Zorro ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du lebst..."
 

"Das ist SEHR witzig, wirklich", gab Ruben kalt zurück.
 

"...und du bist bei Verstand", fuhr der Schwertkämpfer ungerührt fort. "Schon mal darüber nachgedacht, wieso das der Fall sein könnte? Wieso du als Einziger noch nicht vollkommen einen an der Waffel hast?"
 

"Vielleicht, damit ich für Scarlett verantwortlich bin und darauf achte, dass er unfreiwilligen Besuchern wie euch nicht an die Kehle geht? Oder auch nur aus reiner Herzensgüte, damit ich nie vergessen, wie freundlich ich einmal zu oft gewesen bin...? Woher soll ich das wissen, verdammt noch mal?!"
 

Die Stimme des Steuermanns war pures Eis, und Zorro erkannte, dass er es tatsächlich nicht wusste.
 

Ein entfernter Schrei ließ sie beide herumfahren.
 

"Oh, mein Gott..." Zorro stürmte los in die Dunkelheit, kaum dass der Schrei verklungen war.
 

"SANJI!!!"
 

Er achtete nicht darauf, ob ihm der andere folgte oder nicht, alles was jetzt zählte war, den Ursprung des Schreies zu finden. Er betete, dass dem Koch nichts passiert, dass er noch am Leben war...
 

'Wage es ja nicht zu sterben, Sanji! Sonst bringe ich dich um...!'
 

Doch schon bald verlor er in der Dunkelheit die Orientierung und blieb einige Ecken weiter keuchend stehen. 'Verdammt, wo jetzt lang...?'
 

Die Antwort erübrigte sich, als ihn Ruben einholte - Zorro staunte einmal mehr, woher der Steuermann die Kraft nahm - und kein Dutzend Meter weiter an eine helle Tür hämmerte, die, wie Zorro jetzt im Licht erkannte, aus Metall bestand.
 

Einen Augenblick lang blieb es still, dann hörte der Schwertkämpfer ein leises Rumpeln auf der anderen Seite der Tür und etwas stieß von innen dagegen.
 

"Zorro?" kam es gedämpft aus der Kammer. "Zorro, mach... dass du wegkommst, du Idiot...!"
 

"Sanji!" Zorro sprintete zur Tür, um sie notfalls gewaltsam zu öffnen, doch der Steuermann hielt ihn zurück.
 

"Nein, warte! Das ist die Pulverkammer!"
 

"Na, und?" Der Schwertkämpfer zog seine Schwerter und hielt sie dem anderen an die Kehle.

"Mach den Weg frei!" sagte er kalt. "Sonst-!"
 

"Sonst was? Willst du mich umbringen?" Der Maat gab sich keine Mühe, seinen Spott zu verbergen. Er wich keinen Millimeter zur Seite.
 

"Hör gut zu!" Ruben redete eindringlich auf den Schwertkämpfer ein, während hinter der Tür dumpf Geräusche ertönten, die nach Handgreiflichkeiten klangen. Zorros Blick klebte an der Tür.

"Ich weiß nicht, ob du eine Vorstellung hast, was mehrere Tonnen Sprengstoff für lustige Dinge mit dir anstellen können, aber Scarlett ist dort drin und er wäre ein Idiot, wenn er kein Feuer bei sich hätte und wenn du jetzt etwas sehr Dummes machst, wirst du deinen Freund nicht wieder sehen, weil er Staub sein wird und du im Bestfall auch, also HÖR MIR GEFÄLLIGST ZU!"
 

Zorros Hände begannen zu zittern, dann ließ er schließlich die Schwerter sinken.

"Wie kann ich einfach tatenlos danebenstehen und mit anhören, wie Scarlett sonst was mit ihm anstellt?" fragte er aufgebracht, während er die verriegelte Tür anstarrte. Er fühlte sich hilflos, und er hasste es.
 

Dort drin war Sanji... SEIN Sanji, verdammt noch mal! Und bei ihm ein Wahnsinniger, der sicher alles außer Gutes im Schilde führte, und er musste hier stehen bleiben, ohne auch nur irgendetwas tun zu können... Nur wegen diesem Irren und einer großen Menge Sprengstoff...
 

"Hör mir zu!" Der Steuermann sah ihn beschwörend an. Der Schwertkämpfer bemerkte, dass Ruben merkwürdig transparent geworden war. "Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, den Fluch zu brechen und uns alle damit zu befreien, aber das geht nur, wenn du jetzt keine Dummheit begehst! Meine Zeit für diese Nacht ist gleich abgelaufen..."
 

Er erläuterte Zorro mit immer schwächer werdender Stimme seinen Plan, während der wie gebannt zur Tür starrte. Lange Zeit rührte sich nichts, doch dann war ein Poltern und Krachen zu hören und dann...
 

Sanji schrie.
 

Der Schwertkämpfer hämmerte an die Tür, und dieses Mal hinderte ihn Ruben nicht daran - was vielleicht daran lag, dass sich der Steuermann im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufgelöst hatte. Und mit ihm auch das Licht.
 

Der Schrei hielt an und Zorro war sich sicher, noch nie so viel Schmerz und Angst in der Stimme eines Menschen vernommen zu haben. Was auch immer gerade mit Sanji geschah - er wusste instinktiv, dass der Koch sterben würde, wenn er ihm nicht bald zur Hilfe kam!
 

Plötzlich fauchte ihm Wind entgegen, als sich die Tür auf einmal öffnete und ihm entgegenschlug. Im Sturm ertönte ein Schrei der Wut, doch es dauerte nicht länger als einen Herzschlag, dann war alles wieder vorbei.
 

In den Gängen herrschte wieder die altbekannte Stille, die Zorro langsam zu hassen begann. Jedes Weinen, jedes Wimmern wären ihm tausendmal lieber gewesen, als diese Stille...
 

Während die Tür mit einem leisen Quietschen in den Angeln hin- und herschwang, trat der Schwertkämpfer in die dunkle Kammer und fiel fast über etwas, das am Boden lag - jemanden.
 

"Sanji?"
 

Die Stille hielt an.
 

Als er niederkniete und die regungslose Gestalt an sich presste, war es um ihn herum merklich kälter geworden.

Die Geisterstunde war vorüber.
 


 

Ende Part 11
 

***********************************************
 

Ja, ja, so kann es gehen... ^___^

Hey, seht mich nicht mit so mörderischen Blicken an! OO" Die Geschichte geht ja noch weiter. :D

Manches macht vielleicht nicht viel Sinn, aber es klärt sich alles noch... glaube ich...

Insofern - ich wünsche euch eine gute Nacht und angenehme Träume. ^^

Für Kommentare, Kritik, Wünsche und Anmerkungen jeglicher Art bin ich wie immer zu haben. =)



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Kommentare zu dieser Fanfic (75)
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Von:  Ayres
2012-10-15T23:13:24+00:00 16.10.2012 01:13
O_O
Wie? Was? Ist jetzt nicht dein ernst oder? Willst du mir erzählen das du hier das Kapitel beendest und ewigkeiten nicht weiter schreibst?! Wenn du jetzt regelmäßig daran arbeiten würdest dann dürftest du so etwas, aber so... Das gehört echt verboten! *fieberhaft nach Worten such, um ihrem Unmut Luft zu machen*

Das geht doch einfach nicht! Also ich meine... Das ist... Das kann man... *tief durchatmet*

Nochmal. Also ich meine man sollte sowas doch nicht in die Verbannung schieben. Das ist doch eine klasse Story. Das kann man nicht brachliegen lassen. Das ist total ungerecht. Q_Q

Jetzt habe ich depressionen. Wahrscheinlich erinnerst du dich gar nicht mehr an die Geschichte. Immerhin hast du die seeeeehhhhhhhhhr lange eingemottet. *sich in eine Ecke hockt und schmollt*
Von:  Spielzeugkaiser
2011-01-08T05:27:09+00:00 08.01.2011 06:27
Oh mann!

Das ist einfach so genial, das es schon fast weh tut, aufs Datum zu schauen. Ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt wenn es Hoffnung gäbe, das es hier weitergeht, aber die FF liegt ja scheinbar schon länger auf Eis... Oh Mann Q___Q

Dennoch will ich dir (muss ich dir ganz einfach auch) ein Lob aussprechen!
Ich bin irgendwann im Laufe dieser Nacht über dieses Werk hier gestolpert und musste es einfach lesen, ich hatte keine Chance - Ich wollte ursprünglich nur in den Anfang reinschauen, aber deine FF hatte mich schneller gepackt und sich in mir festgebissen als ich kucken konnte.
Also hab ich mich meinem Schicksal ergeben... Und bin jetzt hier! ^^

Ersteinmal muss ich sagen, und genau das ist es ja was mir an dem Ganzen so wahnsinnig gut gefällt, das ich wirklich verdammt gerne wissen würde, was es nun mit diesem Fluch, dem Plan und einfach dem ganzen Schiff letzt endlich auf sich hat. Vorallem wie sie da wieder raus kommen wollen!
Das ist irgendwie selten geworden bei mir in letzter Zeit, deswegen schätze ich es so sehr.
Es ist nicht, das ich FFs nicht schätzen würde, aber meist interessiert mich der Hintergrund der Geschichte weniger (ist eben oft der selbe...) als die Darstellung der Charaktere.
Und genau das ist bei dir nicht der Fall! (Was nicht heißen soll das letzeres zu Bemängeln wäre, aber dazu komme ich noch.)

Dieses ganze `Rätsel` mit dem Fluch scheint mir ziemlich gut durchdacht, in sich stimmig eben und zwar so, das der Leser auch von selbst auf die Lösung kommen könnte: Aber ich tapse im Dunkeln. (Ist ja auch schon relativ spät, bzw. früh^^)

Und dann: Die Beiden.
Ich weiß auch nicht, irgendwie erscheinen sie mir in sehr vielen Momenten einfach unheimlich gut getroffen. Manchmal gab es zwar ein paar Stellen, da hab ich dann schon ein wenig geschmunzelt und mir meinen Teil gedacht, aber hey, ich würde nie auf die Idee kommen mich zu beschweren. Mir gefällt das Ganze so wie es ist =)
Ah, und noch was, das ich dir anrechnen wollte: Die Zwei lassen sich Zeit.
Die ganze Geschichte ist zwar turbulent, spannend und rasant, aber nicht zu schnell.

Wie hab ichs oben schon mal genannt? ...Es ist einfach stimmig. Genau. Es passt eben.

Ansonsten...
Wars das eigentlich.
Ich glaube, ich gehe schlafen.
Bitte verzeih mir grobe Rechtschreibfehler oder... Eigentlich den ganzen Kommentar^^"
Normalerweiße hätte ich warten sollen bis ich wenigstens ein paar Stunden Schlaf intus habe, aber irgendwie wollten meine Finger anders als ich. Die tippen um die Uhrzeit schon ohne das zutun meines Hirns, deswegen sorry, wenn mans lesen kann :)

Über ein weiteres Kapitel würde ich mich sehr freuen (ich würde warscheinlich in Tränen ausbrechen) aber ich bin kein Traumtänzer und mach mir jetzt mal keine Hoffnungen =)


LG
Von:  Janachen2811
2009-12-03T11:58:09+00:00 03.12.2009 12:58
so, nachdem ich mir diese geschichte schon in die favos gepackt hatte, bin ich endlich(!) dazu gekommen alle kapitel zu lesen ... und ich will mehr!!! *kurz aufs datum schiel* hmm ... besteht denn die hoffnung, dass es hier irgendwann noch weiter geht? das "ende" ist ja schon ganz schön gemein! was ist denn nun mit sanji? und finden die zwei einen weg den fluch zu brechen? kommen sie zu den anderen zurück? fragen über fragen!!
also, würde mich freuen, wenn du mir kurz bescheid geben könntest, ob die story noch fortgesetzt wird.
wäre allerdings schade, wenn nicht. *schnief* denn die geschichte ist wirklich sehr gut geschrieben und unheimlich spannend.
lg jana
Von:  Minime
2009-07-08T17:09:04+00:00 08.07.2009 19:09
geilo geilo geilo^^
ich hab deine geschichte schonmal auf fanfiktion.de angefangen zu lesen aber da gab es nur die ersten 4 kapitel-.- jetzt hab ich sie hier gefunden und musste sofort weiterlesen^^
oh bitte bitte schreib weiter jetzt wirds dochg erade erst spannend^^ aber es ist schon 1 jahr her seit du das letzte kapitel geschrieben hast *drop* hoffe du schreibst es trozdem zu ende^^ gibst du mir per ENS bescheidw enn ein neuesnh kapitel on ist?
bittööööö!!!!

aber dein schreibstil ist auch hammer^^

naomi03 *neuer fan von dir* XD
Von:  shiru
2007-04-12T23:02:40+00:00 13.04.2007 01:02
ahhhh O__________O
angst ._.
ähm *auf datum guck*
irgendwie lang her... aber ... o///o
toll *nickt*
dein Schreibstil ist super und die Story auch...
von daher o.o
...
Von:  jack-pictures
2007-01-03T23:16:41+00:00 04.01.2007 00:16
Einfach nur endgeil.
So schön gruselig ^^
Bin hin und weg von der fic

Aber ich hab da ma ne Frage: Heißt das Orginal nich "Die Geschichte vom Gespensterschiff?
Na ja, wie auch immer, auf jeden Fall klasse umgestezt
Von:  Idris
2006-12-16T14:51:22+00:00 16.12.2006 15:51
Bitte schreib weiter! *auf den Fingernägeln kau*
Hast du ne Ahung wie lange ich hier schon auf ne Fortsetzung warte? ;___;

Okay, ich kenne das Problem mit unfertigen Stories und bettel-Kommis - von daher erspar ich dir jetzt mal ne Jammertirade ...
Aber ich würde mich wirklich sehr, sehr freuen, wenn du nochmal irgendwann updatest. ^^ *wissen will was mit Sanji passiert ist*

~ Rei ~
Von: abgemeldet
2006-12-03T14:23:34+00:00 03.12.2006 15:23
Wie ich sehe hast du für dein letztes Kappi ein Jahr gebraucht. OO (respekt, schafft auch nicht jeder...)

Das wiederrum ist schon wieder ein Jahr her, also schreib weiter!!! xD

Ich fand die FF sehr spannend und vor allem jetzt, wo Sanji tot(?) ist!!!

Ich würd mich sehr freuen, wenn du ganz schnell das neue Kappi on ist!

Bitte schreib mir dann ne ENS. Würde mich sehr freuen!!!!!
CU (Hoffentlich bald ^.~)
Von:  Loveless
2006-10-10T08:14:51+00:00 10.10.2006 10:14
Einfach genial deine Story!
Dein Schreibstil ist super und die Geschichte ist mehr als nur spannend (um ehrlich zu sein habe ich ein paar mal eine Gänsehaut vor Spannung bekommen). *Schwärm* O_O
Eine wirklich gelungene FF... findet man nicht so häufig.
Wäre schade, wenn du sie nicht weiter schreiben würdest!!!
Also, mach bitte weiter!!! BÜÜÜÜÜÜTTTTTTTTTEEEEEEEE!!! *Mit Welpenblick anbettelt*
Bai bai
Loveless
Von: abgemeldet
2006-08-04T01:11:00+00:00 04.08.2006 03:11
arrrggggghhhhh 8>.<ö
wieso schreibst du net weider *grummel*
deine ff is sowat vonder hamma ey dein scheibstil ist richtig fesselnd und die geschichte stimmt acuh
würdest du hieraus n buch machen würd ichs kaufen ohne scheiss dat is wirklich klasse
mach büdde weiter *schmoll* *flenn*
LG :3

bybye *monstaknuddelknutscha*


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