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Spezialmission - Ein Weihnachtsgeschenk für Himawari!

von

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Geh nach Hause, Hokage!

„Ich werde eines Tages Hokage sein“ – dies war stets sein Motto gewesen, sein Mantra, seine Motivation. Sein ganzes Leben hatte er hat daran gearbeitet, um dieses Ziel eines Tages erreichen zu können. Er würde einer der mächtigsten Ninja aller Zeiten sein, ein Oberhaupt, welches seine Heimat beschützt und von allen Bewohnern bewundert wird. Zu dem jeder einzelne aufsehen kann.

Dass dazu auch eine Menge Papierarbeit gehörte, hatte er bis zu seinem eigenen Amtsantritt komplett ausblenden können. Er hatte bereits gesehen, wie seine beiden Vorgänger Tsunade und Kakashi stetig hinter unzähligen Bergen aus Papierstapeln, Akten und Schriftrollen saßen. Jetzt saß er selbst hinter ihnen und egal, wie viel er davon bearbeitete, am nächsten Tag sah es wieder genauso aus.

Knapp dreizehn Jahre ist es her, dass sie den vierten Ninja-Weltkrieg hinter sich gebracht hatten, seitdem herrscht eine Zeit des Friedens und der technologischen Weiterentwicklung. Die Länder, wie auch die Ninjadörfer rückten immer enger zusammen, wie es noch vor dem Weltkrieg undenkbar gewesen wäre.

Doch selbst in Zeiten wie diesen gibt es nach wie von Ninjas, die unterschiedlichen Aufgaben nachgingen. Viele von ihnen hatten Nachwuchs bekommen, welche sich ebenfalls zu Ninjas ausbilden ließen. Und auch die zivile Bevölkerung durchlebte eine großflächige Veränderung. Die Wiedereinführung der Polizei, die vielen Geschäfte, die aus dem Boden gestampft worden waren, den Ausbau des Schienennetzes – dies alles erforderte das Ausfüllen von Formularen und anderen Dokumenten. Und da sich der Daimyou nicht für derartige Aufgaben zuständig fühlte, blieb dies alles auf den Schultern des siebten Hokage hängen. Auf den Schultern von Naruto Uzumaki, die sich immer schwerer und steifer anfühlten unter all diesem Stress.

Über die Tastatur seines Laptops gab er die letzten Angaben ein, bevor er speicherte und innehielt. Bewusst lehnte sich Naruto zurück und ließ seine Schultern kreisen. Sie hatten dringend eine Massage nötig, das konnte er spüren. Sie fühlten sich hart und eingerostet an. Doch sein enger Zeitplan ließ ihm diese Freiheit nicht. Allgemein gönnte ihm sein Job nur sehr wenig, besonders an Zeit mangelte es ihm stark. Dennoch, es gab nicht eine Sekunde in seinem Leben, in welcher Naruto seine Entscheidung bereute. Wenn er es hin und wieder schaffte, durch die Stadt zu gehen, zu sehen, wie friedlich die Bewohner leben konnten. Wie sie eigene kleine Existenzen aufbauen konnten, durch Geschäfte, die er erst wenige Wochen zuvor im letzten Schritt genehmigt hatte. Wie Besucher aus anderen Ländern durch die Straßen streiften, um in Konoha eine schöne Zeit erleben zu können. All das zeigte ihm, dass er das richtige tat.

Wie er Herr über den stetig nachwachsenden Stapel an Papier werden sollte, war ihm nach all der Zeit noch immer nicht bewusst. Es war nun einmal ein Teil seiner Arbeit, das gehörte für ihn dazu. Genauso wie die vielen Nächte, die er im Büro übernachtete und die vielen Instant-Ramen, die er mehr oder weniger regelmäßig zu sich nahm.

Die Tür öffnete sich und Shikamaru betrat das Büro, in seinen Armen ein paar Akten. Missionsberichte, die gelesen und abgestempelt werden müssten. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, legte Shikamaru sie auf die anderen Berichte, für die der Hokage bisher keine Zeit zur Sichtung gefunden hatte.

Shikamaru verschränkte die Arme und schüttelte mit dem Kopf.

„Naruto, ich weiß, das Thema hatten wir bereits“, sprach er ohne zu zögern aus und erwischte damit die vollständige Aufmerksamkeit seines Vorgesetzten. Dieser blickte von seinem Laptop auf, er konnte sich bereits denken, was Shikamaru ansprechen wollte.

„Vielleicht solltest du das mit der Assistentin doch noch in Betracht ziehen. Du siehst deine Familie viel zu wenig und deine Ernährung ist besonders in letzter Zeit ziemlich einseitig geworden.“

Sie beiden wussten, dass Shikamaru damit die unzähligen Becher an Instant-Ramen meinte, die sich auf dem Tisch und in mehreren Mülltüten angesammelt hatte. Zumal Shikamaru dafür zuständig war, den Hokage stetig mit diesen Bechern zu versorgen. So gerne Naruto sie selbst einkaufen gehen wollen würde, er hatte auch dafür schlicht die Zeit nicht.

„Ein Assistent oder eine Assistentin könnte für dich die ganze Vorarbeit abnehmen, sodass du nur noch deinen Hokagestempel daruntersetzen musst. Ich weiß, dass du denkst, dass du das alles allein machen musst. Aber denk doch bitte auch mal an dich und deine Familie. Konoha mag deine Familie sein, aber deine eigene sollte für dich eine besondere Rolle spielen.“

Shikamaru schien über etwas nachzudenken, dem ängstlichen Ausdruck rund um seiner Augen zufolge konnte sich Naruto bereits ausmalen, dass es mit Temari und deren Temperament in Verbindung stand.

„Ich bin mir sicher, dass Konoha auch gut funktioniert, wenn der Hokage nicht alle Aufgaben höchstpersönlich erledigt. Wenn er nicht immer Schattendoppelgänger hinschicken muss. Und besonders deiner Frau, deinen Kindern könntest du öfters persönlich begegnen. Denk doch nur mal an Himawaris Geburtstag. Solche Dinge dürfen sich nicht wiederholen.“

In Narutos Hals bildete sich ein Kloß, noch heute tat es ihm aufrichtig leid, dass er an diesem Tag nur einen Schattendoppelgänger nach Hause geschickt hatte. Er hatte das Versprechen gegenüber seinem Sohn gebrochen. Er hatte den Kuchen fallen gelassen, für welchen Hinata lange in der Küche gestanden hatte. Und er hatte Himawaris Geburtstag ruiniert. Sie alle drei hatten es ihm längst vergeben. Ihm selbst fiel es nach wie vor viel zu schwer, sich selbst zu verzeihen.

Shikamaru hatte recht, das Thema sprachen sie nicht zum ersten Mal an, wenn auch noch nie so intensiv wie bisher. Und tief in seinem Inneren wusste Naruto, dass sein Berater Recht hatte, mit jedem einzelnen Wort.

Dennoch, er fühlte, dass er nicht anders konnte. Im Grunde wusste er, dass er nicht alles selbst oder allein machen musste, und doch, er kam nicht aus seiner Haut heraus. Schon früher wollte er alles selbst erledigen, sich nicht helfen lassen. Er wollte andere entlasten und sich selbst erstickte er in einem Berg an Arbeit und Verantwortung.

Nur, wie lange würde er das durchhalten können? Wann würde sein Körper oder sein Geist die Notbremse ziehen? Nicht nur die physische Medizin hatte einen großen Schub an Durchbrüchen erlebt, auch die Heilung an psychischen Problemen war sehr weit fortgeschritten. Man hatte erkannt, dass die Gefahren des Kriegs nicht nur körperliche Wunden hinterließen, man hatte auch andere Leiden wie Depressionen oder Burn-out entdeckt. Letzteres kannte er auch nur, weil Shikamaru den Begriff des Öfteren in den Raum geworfen hatte.  

„Alternativ könntest du ja auch Schattendoppelgänger benutzen, wenn dir das lieber ist“, schlug dieser aus dem Nichts vor. Eine Idee, die Naruto am Anfang seiner Karriere bereits in Erwägung gezogen, aber dann doch wieder gestrichen hatte.

„Nein, ich will das alles hier mit dem nötigen Ernst machen. Für Außentermine sind sie praktisch, aber das hier, nein, das sollte schon der echte Hokage machen. Zumal ich auch gar nicht den nötigen Platz dafür hätte und auf die Schnelle einer der Zimmer zu einem weiteren Büro umbauen, ist auch gar nicht möglich. Dafür ist das Hokage-Gebäude gar nicht ausgelegt. Ein weiterer Tisch würde ja noch funktionieren, aber mehr? Leider nicht.“

Shikamaru schien sich auf die Zunge zu beißen, Naruto konnte ihm ganz deutlich ansehen, dass sich dieser das eine oder andere Wort verkniff. Dann ließ dieser kraftlos die Arme hängen.

„Wenn du meinst … dann brauchst du wohl doch eine linke Hand.“

Verwundert zog Naruto eine Augenbraue hoch.

„Sagt man da nicht rechte Hand dazu? Oh…“, und dann wurde ihm bewusst, was Shikamaru damit sagen wollte. „Oh warte, die bist du bereits als mein Berater, nicht wahr?“

Das dezente Grinsen auf Shikamarus Lippen sprach eine mehr als deutliche Sprache. Und so ungern Naruto es zugab, er musste etwas an der Situation ändern. Noch war er jung und knackig, doch später würde ihm sein Körper das nicht mehr so lange verzeihen. Zumal er keine weiteren wichtigen Ereignisse im Leben seiner Kinder mehr verpassen wollte.

„Abgesehen davon, solltest du dich öfters mal bei deiner Familie blicken lassen, anstatt hier immer dein Nachtlager aufzuschlagen. Geh doch heute mal nach Hause. Hinata, Himawari und Boruto werden sich bestimmt darüber freuen.“

Mit dem Mauszeiger fuhr Naruto über den Bildschirm und speicherte sein aktuelles Dokument zum zweiten Mal ab. Shikamaru verfolgte diese Geste mit größter Aufmerksamkeit, das konnte er im Augenwinkel sehen.

„Und du kannst endlich mal wieder ordentlich schlafen. Deine Augenringe sind schon dunkler als die Gewitterwolken gestern Abend. Mir ist klar, dass du damit morgen wieder zu spät kommen könntest, aber das nehme ich in Kauf.“

Mit wenigen Schritten ging Shikamaru an den Tisch heran und klappte den Laptop zu, an welchem Naruto bis eben gearbeitet hatte.

„Wenn du möchtest, rufe ich für dich bei Hinata an und sage ihr Bescheid, dass du heute nach Hause kommen wirst. Wie ich sie kenne, rechnet sie mit Sicherheit nicht damit und wird dich dementsprechend nicht bei der Abendessenplanung berücksichtigen.

Dankbar und erleichtert zugleich klatschte Naruto die Handflächen aneinander.

„Das wäre echt super von dir, vielen Dank Shikamaru! Ich mach nur noch diesen Missionsbericht hier fertig, das habe ich in ein paar Minuten, dann werde ich mich auf dem Heimweg machen. Ich selbst, keine Schattendoppelgänger.“

Shikamarus kritischer Blick bohrte sich in seine Stirn hinein, Naruto konnte nicht sagen, wann er das letzte Mal so nervös gewesen war.

„Gut, das ist aber das letzte, dass du heute bearbeitest“, sagte Shikamaru schließlich zufrieden und griff nach dem Telefonhörer.

 

~

 

„Also gut, Hinata habe ich Bescheid gegeben, die Kinder wissen allerdings von nichts. Es soll wohl eine Überraschung werden, dass du es ausnahmsweise mal nach Hause schaffst“, sagte Shikamaru und Naruto war sich sicher, eine dezente Spur an Vorwürfen aus seiner Stimme heraushören zu können.

„Ich weiß, ich weiß, ich muss mich echt mehr bemühen. Und ich werde mir das mit der Assistentin durch den Kopf gehen lassen, versprochen! Ninja-Ehrenwort!“

Shikamaru, die Arme vor der Brust verschränkt, sah nun noch genervter als üblicherweise. Dann hob er seinen Arm und klopfte mehrere Male auf Narutos Schulter.

„Denk daran, ich werde dich beim Wort nehmen.“

Mit diesen Worten schob ihn Shikamaru aus der Tür hinaus, als Naruto seine letzte Aufgabe des Tages erledigt hatte. Zur Not hätte er gar das Jutsu des Schattenfesselns benutzt, um den Hokage durch das Dorf hindurch nach Hause zu bringen.

Jetzt stand Naruto vor seiner eigenen Haustür und fragte sich, wie seine Familie wohl reagieren würde. Dass sich Hinata freuen würde, hatte Shikamaru bereits gesagt. Himawari würde sehr glücklich sein, Boruto ebenfalls, auch wenn er es nicht zugeben würde. Dass er sich mit seinem Sohn wieder besser verstand als noch vor wenigen Monaten, machte Naruto sehr glücklich.

Nun wollte er sich nicht allzu lange warten lassen. Kaum hatte er sein gemütliches Zuhause betreten, hörte er, wie sich ein Paar kleiner Füßchen sich ihm ungestüm nährten.

„Papa, Papa, du bist wieder zuhause!“

Himawari lächelte von einer Wange zu anderen, und Naruto konnte gar nicht anders, als seine kleine Tochter in eine stürmische Umarmung zu nehmen. Ihre kleinen Hände gruben sich in seine Jacke und er konnte hören, wie die Worte nur so aus ihr heraussprudelten.

„Hima, ich freue mich auch dich zu sehen. Wenn du aber weiter so in meinen Bauch hineinsprichst, ist Kurama der einzige von uns beiden, der dich verstehen kann.“

Wenn er nicht gerade wieder am Schlafen ist, fügte er in Gedanken hinzu.

Himawari streckte ihren Kopf nach oben, die Freude war ihr noch wie vor ins Gesicht geschrieben.

„Ich habe heute von meinem Bruderherz ein ganz cooles Geschenk bekommen, das muss ich dir unbedingt zeigen!“

„Warte doch mal kurz, ich muss doch noch meine Schuhe ausziehen“, sagte Naruto und machte sich auch zugleich ans Werk. Kaum hatte er das erledigt, griffen zwei kleine Hände nach der seinen und zogen ihn ungeduldig in Richtung Wohnzimmer. Dort saß bereits Boruto auf der Couch und schien in sein Videospiel vertieft zu sein. Als er kurz aufsah, um nach seiner Schwester zu sehen, blickte er Naruto verblüfft ins Gesicht.

„Papa, du hier? Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet“, sagte er und drückte irgendeine Taste. Um vermutlich sein Spiel zu pausieren, vermutete Naruto. Als Boruto ihn genauso zweifelnd ansah, wie noch Shikamaru eine Dreiviertelstunde zuvor, unterdrückte Naruto das Bedürfnis sich zu rechtfertigen. Angesichts dessen, was er sich in der Vergangenheit geleistet hat, kann er sich denken, woher die Zweifel seines Sohnes kommen.

„Ja, wird auch mal wieder Zeit, dass ich mich bei meiner Familie blicken lasse. Und bevor du mich fragst, ich bin es wirklich, kein Schattendoppelgänger.“

Ein energisches Ziehen an seinem Ärmel erinnerte ihn an den kleinen Wirbelwind, der noch immer nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.

„Komm schon, Papa, ich muss dir unbedingt was zeigen!“

Naruto gab seiner Tochter nach und so folgte er ihr zur Couch, auf der er erst jetzt sah, dass sich dort ein kleines Heft befand. Himawari ließ von ihrem Vater ab, schnappte ich das Heftchen und hielt es voller Stolz ihrem Vater entgegen.

„Der mutige Ninja aus dem Nebel“, konnte Naruto auf dem Cover ablesen. Es zeigte einen Ninja, welcher die vier Wellen des Ninjadorfes auf seinem blauen Stirnband trug. Er formte mit seinen rechten Fingern ein Handzeichen und für einen kurzen Moment dachte Naruto, dass der Protagonist seinem alten Feind wie auch Freund Haku sehr ähnlichsah. Doch als Naruto näher hinsah, merkte er, dass die Unterschiede optisch doch gravierender waren, als er auf dem ersten Blick angenommen hatte.

„Boruto hat mir diesen spannenden und wunderschönen Comic geschenkt. Der hat richtig coole Wasser-Ninjutsu drauf. Denkst du, ich könnte die auch lernen?“

Naruto lächelte seine kleine Tochter an. Bisher stand noch nicht einmal im Raum, ob Himawari eine Shinobi werden möchte oder nicht, bisher hatte sie sich noch nicht einigen können.

Sachte streichelte er ihr über den Kopf.

„Bestimmt, wenn dein Chakra-Element das des Wassers sein sollte, dann wirst du bestimmt das eine oder andere tolle Wasser-Jutsu lernen. Da Boruto unter anderem das Wasserversteck beherrscht, wird es für dich auch möglich sein, da bin ich mir sicher.“

Nun strahlte seine Tochter noch mehr, ihre Wangen glühten vor Freude und ihre Augen glitzerten heller als die hellsten Sterne am Himmelszelt.

„Den Comic hat dir also Boruto geschenkt? Den hast du doch bestimmt damals auf deinem Schulausflug gekauft, nicht wahr?“, fragte er seinen Sohn, der sich zwischendurch wieder auf das Spiel in seinen Händen konzentriert hatte. Dieser pausierte es dieses Mal nicht, sondern nickte nur ein wenig.

„Ja, ich habe es bereits durchgelesen und dachte, dass Hima auch ihre Freunde daran haben könnte.“

„Das ist doch schön“, sagte Naruto und wandte sich wieder an seine kleine Tochter.

„Du hast dich doch hoffentlich ordentlich dafür bei deinem Bruder bedankt, oder?“

Himawari nickte so stark mit ihrem Kopf, dass ihre kleine abstehende Strähne hin und her schaukelte.

„Sehr gut, man sollte immer seine Dankbarkeit äußern, wenn jemand einem etwas Gutes tut.“

Doch bevor er noch etwas hinzufügen konnte, sah er, wie Hinata das Wohnzimmer betrat. Auch sie schien sich über seine Anwesenheit zu freuen.

„Willkommen zurück, Naruto“ sagte sie und schenkte ihm das schönste Lächeln der Welt. Sein Herz schlug mehrere Male schneller als normal, egal, wie viele Jahre sie bereits verheiratet sein mögen: Dieses Lächeln würde ihm selbst im hohen Alter noch die Knie schwach machen, davon war Naruto mehr als überzeugt.

„Entschuldige, dass ich dich nicht gleich begrüßt habe, aber ich habe mich noch um den Rest des Abendessens gekümmert und wollte euch drei nun bitten, den Tisch zu decken. Es freut mich, dass du wieder hier bist.“

Naruto schnupperte mit seiner Nase in Richtung der Küche, wohlbekannte und geliebte Gerüche kamen ihm entgegen. Hatte Hinata die ganze Zeit die Tür geschlossen gehabt? Sonst wäre ihm dieser herrliche Duft schon viel früher aufgefallen.

„Also gut, ihr habt eure Mutter gehört. Zeit, dass wir unseren Anteil tun und gemeinsam den Tisch decken.“

Himawari war sofort dabei, das konnte Naruto sehen. Boruto dagegen ließ sich Zeit, pausierte sein Spiel und legte die Konsole vorsichtig auf der Couch ab.

„Klar, aber nur, wenn du auch was machst“, sagte er und auch hier konnte Naruto einen unausgesprochenen Vorwurf heraushören.

„Natürlich, wenn wir alle drei das machen sollen, dann bin ich natürlich mitgemeint“, sagte er und verzog seine Lippen zu einer Schnute. Dann folgte er seinen Kindern an den Esstisch. Das Wasser lief ihm bereits im Mund zusammen und er konnte es kaum erwarten, gemeinsam mit seiner kleinen Familie das schmackhafte Essen seiner geliebten Ehefrau zu genießen.

 

~

„Bitte schön, Naruto, dein Tee“, sagte Hinata und stellte zwei dampfende Tassen auf dem Wohnzimmertisch ab. Artig bedankte sich der Hokage bei seiner Frau und als sie sich neben ihn auf die Couch setzte, legte er einen Arm um sie. Er spürte ihre warme Haut und hörte ihren Atem, als sie dicht an ihn herankuschelte.

„Die Kinder haben sich sehr darüber gefreut, dass du heute nach Hause kommen konntest. Sogar Boruto, auch wenn er es nicht zugeben konnte.“

Naruto konnte nicht anders, der Anblick seiner glücklichen Kinder brachte ich immer wieder zum Lächeln. Sachte streichelte er Hinata an der Schulter.

„Shikamaru hat mich regelrecht aus dem Büro geworfen, aber am Ende bin ich ihm dafür dankbar. Dein Essen war wie immer ausgezeichnet und es macht einen Unterschied, ob man es direkt warm isst oder ob ich es vorher in der Mikrowelle erwärmt habe.“

Damit schien für den Moment alles gesagt zu sein, fieberhaft überlegte Naruto, welches Gesprächsthema er anschneiden könnte. Den gesamten Tag über hatte er eine Menge interessanter Dinge zu lesen bekommen, manch abenteuerlicher Gedanke war ihm durch den Kopf gefahren. Doch nun wollte ihm nichts davon einfallen. Ein kompletter Blackout in seinem Oberstübchen.

Ob er wohl den Fernseher anmachen sollte? Sie könnten zusammen einen Film genießen, oder eine Serie, oder was auch immer ihnen das Nachtprogramm anbieten würde.

Naruto überlegte, ob er bereits einen Schluck aus der Tasse nehmen könnte. Doch dafür würde er den Arm von seiner Frau nehmen müssen, und das wollte er nicht. Die Nähe von Hinata zu spüren, selbst wenn ihr Haar ihn am Hals leicht kitzelte, war ihm nach wie vor wichtiger.

Als hätte sie sein Gedankenchaos mit ihrem Byakugan durchleuchten können, begann Hinata sich zur Seite zu strecken und holte Himawaris Comic zu sich. Gespannt sah er zu, wie Hinata sich in einem gemütlichen Tempo durch das Heftchen blätterte. Bis sie auf einer Seite mit mehreren Werbeanzeigen stoppte.

„Sieh dir das mal an, Naruto“, sagte sie und deutete mit dem Finger auf eine der Anzeigen. Er konnte einen grauen Plüschhai darauf erkennen.

„Sie hat es vorhin nicht erwähnt, aber sie würde sich diesen Plüschhai hier zu Weihnachten wünschen. Laut dem Preis hier sind die wohl auch nicht so teuer. Und von der Größe würde es sich wohl auch ideal als Seitenschläferkissen eignen.“

Naruto sah den Hai an, er wirkte ein wenig merkwürdig auf ihn, sogar ein wenig witzig. Wenn es seiner Tochter gefallen sollte, würde er nicht versuchen, sie von seiner eigenen Meinung zu überzeugen.

„Sie hat es bestimmt nur vor lauter Freude vergessen. Kleine Kinder haben nicht immer alles sofort auf dem Schirm.“

„Ja, das wird es wohl gewesen sein. Bestimmt wollte sie es dir sagen, und dann ist es ihr vor Freude komplett entfallen.“

Hinata klang fröhlich und unbeschwert, doch Naruto wusste, dass es zu einem gewissen Teil nur gespielt war. Sie wollte ihm kein schlechtes Gewissen einreden. Sie beide wussten, dass Himawari es nur Hinata gegenüber erwähnt hatte, da seine Tochter nicht mit dem festen Erscheinen an den Weihnachtsfeiertagen rechnete. Sie war sich offenbar nicht sicher, ob Naruto nicht wieder im Büro sein würde, wie es bei den letzten Feiertagen oft der Fall war. Naruto konnte ihren Gedankengang verstehen. Seine Tochter war noch jung, sie meinte es nicht böse. Dennoch, Weihnachten war besonders für die Jüngeren ein Fest der Geschenke und wozu sollte man einen Wunsch äußern, von dem man nicht sicher sagen konnte, ob dieser überhaupt in Erfüllung gehen könnte?

Naruto kämpfte gegen den Drang an, seine Finger in Hinatas Schulter zu bohren. Stattdessen ließ er von ihr ab, er fühlte sich zu schuldig, um diese angenehme Nähe noch länger genießen zu können.

Die Tasse in seiner Hand musste die nun fehlende Wärme kompensieren. Eine Mischung aus Apfel und Vanille breitete sich in seinem Mund aus, als er einen großen Schluck nahm. Die Temperatur war sehr, sehr warm, aber in einem trinkbaren Bereich.

„Der Hai sieht wirklich sehr … weich aus“, sagte Naruto in Ermangelung an Worten, die ihm nicht in den Sinn kommen wollte. Gleichzeitig wollte er ehrlich sein, ohne den Geschmack seiner Tochter zu sehr in den Dreck ziehen.

„Ich weiß, niemand hier in diesem Haus rechnet damit, aber ich werde trotzdem mein Bestes geben, Hinata. Ja, ich werde versuchen, meiner Tochter diesen Hai zu kaufen. Es reicht schon, dass ich damals kein Plüschtier von Kurama auftreiben konnte. Und für Boruto werde ich mir auch noch was einfallen lassen. Für dich natürlich auch.“

Hinata begann zu kichern, ein warmes, schönes Kichern, welches Naruto an seiner Frau so sehr liebte. Er konnte nicht anders, der Kuss auf der Wange musste einfach sein. Als sich ihre Blicke wieder trafen, leuchteten Hinatas Augen heller als die Lampe an der Decke.

„Ach, Naruto, darüber würde sie sich so sehr freuen.“

„Na, das würde ich doch hoffen!“, sagte er, und hielt die Tasse so fest es ihm möglich war in den Händen.

„Dass ich das Geschenk für Himawari organisieren kann, werde ich dir versprechen. Das wird mein Weg des Hokage sein … nein, mein Weg des Vaters!“

Wieder begann Hinata zu kichern und bevor Naruto seinem Drang ein weiteres Mal nachgehen konnte, drückte sie ihm wiederum einen Kuss auf die Wange. Ihre weichen Lippen hinterließen einen Abdruck, davon war er überzeugt.

„Sollen wir schauen, ob noch irgendein kleiner Film läuft, bevor wir ins Bett gehen?“, fragte sie und nahm die Fernbedienung in die Hand.

„Klar, such ruhig was aus, mit dir an meiner Seite schaue ich mir alles an“, sagte Naruto und beobachtete, wie seine Frau durch die Kanäle zappte, bevor sie bei einem Abenteuerfilm hängen blieb.

Ein exklusives Angebot

Er hätte es wissen müssen. Sie alle hätten es besser wissen müssen, doch es hat niemand darauf geachtet. Nur dem vollen Körpereinsatz seiner Tochter war es zu verdanken, dass Naruto nicht massiv, sondern nur ein bisschen verschlafen hatte. Hinata gab er an der Situation keine Schuld, immerhin war diese bereits damit beschäftigt, das Frühstück für vier Personen zuzubereiten. Und Boruto hatte mit den gleichen Schwierigkeiten wie er zu kämpfen. Natürlich hätte er sich einen Wecker stellen können, um rechtzeitig aufstehen zu können. Beim Zähneputzen hatte er noch daran gedacht, daran konnte sich Naruto noch erinnern. Doch irgendwo auf dem Weg vom Bad ins Schlafzimmer war dieser Gedanke unwiederbringlich verloren gegangen.

Dennoch hatte er sich noch die Zeit genommen, zusammen mit seiner Familie das Frühstück zu genießen. Hinata hatte ihnen extra Pancakes gebacken und das wollte sich niemand von ihnen entgehen lassen. Dazu noch die selbstgekochte Marmelade von Ino, eine große Kanne voll leckerem Früchtetee – damit konnte man doch nur gut in den Tag starten!

Selbst, wenn man dafür als Ausgleich zum Hokagebüro rennen musste, um so viel wie möglich von der verlorenen Zeit wieder reinholen zu können. So schaffte es Naruto, die Verspätung auf sehr geringe fünfzehn Minuten halten zu können – eine neue Bestzeit, wie ihn Shikamaru wissen ließ. Der sarkastische Ton, der dabei mitschwang, gab Naruto jedoch nicht sehr viel Hoffnung.

„Oh Mann, das war ja mal wieder sowas von klar, dass du zu spät kommen würdest. Ich hätte es ahnen müssen“, sprach er mehr zu sich selbst zu Naruto, während sie gemeinsam das Büro betraten. Auf dem Tisch stand die erste Tasse Kaffee, mit extra viel Milch, so, wie Naruto es am liebsten mochte. Sie wartete darauf, dass sie von ihm getrunken wurde. Den vielen kleinen Hitzewölkchen, die von der Tasse aufstiegen zufolge hatte Shikamaru ihn erst vor wenigen Minuten eingeschenkt.

Zufrieden nahm Naruto einen ersten Schluck.

„Wie auch immer, immerhin bist du pünktlicher als sonst, wenn ich dich nach Hause schicke. Du siehst ausgeschlafen aus und hast mal wieder Zeit mit deiner Familie verbringen können.“

Shikamaru wartete, bis Naruto die Tasse abgestellt hatte, um ihm die ersten Dokumente des Tages zukommen zu lassen. Es ging um die ersten Missionen, Naruto hatte sie bereits am Vortag final abgesegnet. Die finale Liste, welche an Suika Kannonji weitergereicht worden war. Wie üblich hatte es dabei leichte Beschwerden seitens der Genin gegeben. Eine Sache, vermutlich so alt wie die Ninja-Dörfer selbst: Genin, die sich über die Einteilung von D-Rang-Missionen beschwerten, weil diese viel zu langweilig und einfach wären.

Team Sieben musste wieder nach einer entlaufenen Katze suchen. Naruto konnte sich das unzufriedene Gesicht seines Sohns nur zu gut bildlich vorstellen.

„Jedenfalls, da heute viele kurzfristige Missionen verteilt werden, dürften wir bis heute Abend bei rund drei Vierteln von ihnen bereits mit dem Abschluss und den Berichten rechnen“, sagte Shikamaru und holte Naruto damit in die Realität zurück. Ertappt nahm dieser noch einen Schluck vom Kaffee. Ob Shikamaru seine geistige Abwesenheit bemerkte hatte? Wenn ja, schien er es nicht zu kommentieren.

Stattdessen nahm er die Liste wieder entgegen und legte sie auf einen Stapel, der später von einem Shinobi abgeholt werden würde.

„Ich weiß, mich geht das ja nichts an, aber auf der anderen Seite will ich ja wissen, ob ich meinen Job als der Berater vom Hokage auch bestens erledige. Hattest du einen schönen Abend mit deiner Familie, wie ich es dir geraten hatte?“, fragte Shikamaru in seinem üblichen Tonfall.

„Na klar habe ich das, echt jetzt!“, sagte Naruto und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Außerdem konnte ich wieder das leckere Essen von Hinata genießen und ein bisschen mehr über meine Kinder in Erfahrung bringen. Boruto hat von seiner letzten Mission erzählt, und ich glaube, er hat um die Ecke versucht, ein paar aufregendere Missionen zu bekommen.“

Gedanklich ging er erneut die Liste durch, dass Boruto und seine Freunde nun ausgerechnet nach diesem Versuch wieder eine Katze suchen mussten, wirkte schon fast wie ein schlechter Scherz.

„Achja, und Himawari hatte Hinata gegenüber wohl einen Weihnachtswunsch geäußert. Ich habe mir ein paar Notizen gemacht … leider konnte ich Himas Comic schlecht mitnehmen, sie hätte das sofort mitbekommen. Dabei soll es doch eine Überraschung sein.“

Mit diesen Worten zog er einen Zettel aus der Hosentasche und faltete ihn auseinander. Er hatte, kurz vor dem Zubettgehen, schnell eine kleine Kritzelei des Hais wie auch den Namen des Plüschtiers auf das erstbeste Stück Papier gebracht, das er hatte finden können.

Shikamaru sah nicht sonderlich beeindruckt aus, doch das war Naruto im Augenblick egal.

„Sie hat dieses Plüschtier in einem Comic gesehen, den ihr Boruto aus Kirigakure mitgebracht hat. Damals, als er auf diesen Schulausflug war, musste er ihn wohl gekauft haben.“

Shikamaru nahm Naruto den Zettel aus der Hand und sah ihn mehr als skeptisch an.

„Und diesen Delfin willst du deiner Tochter schenken, verstehe ich das richtig? Wie groß ist der denn überhaupt?“

„Hey!“, sagte Naruto laut und nahm seinen Zettel wieder an sich. „Das ist doch kein Delfin, kannst du das denn nicht sehen? Das ist ein Hai!“

Shikamaru ließ sich nicht auf das Spiel ein, sondern beließ es dabei, den Zettel aus der nächsten Nähe zu betrachten.

„Dann hast du dem armen Tier aber die falsche Schwanzflosse verpasst. Haie haben üblicherweise keine horizontal gerichtete Flosse, sondern eine vertikale. Und sie haben üblicherweise Kiemen, keine Lungen.“

„Häääh?“, kam es nun verwundert aus Narutos Richtung. Mit dem Finger deutete er auf die Seite seiner Zeichnung. „Ich habe doch die Kiemen gezeichnet, siehst du das? Hier, die vier Striche!“

Shikamaru gab ein amüsiertes Geräusch von sich. „Oh und ich dachte schon, du hast dem armen Tier irgendwelche Falten verpasst. Also gut, um jetzt aber wieder zum Thema zurückzukommen, du willst deiner Tochter also so ein Plüschtier kaufen.“

„Richtig!“

Entschlossen legte Naruto den Zettel vor sich auf dem Tisch ab und startete seinen Laptop. Shikamaru wünschte sich sofort, Naruto würde diese Entschlossenheit auch bei sämtlichen langwierigen Verwaltungsaufgaben an den Tag legen.

„Hinata meinte, dass das Plüschtier so um die 100 Zentimeter an Länge haben soll, das wäre ideal als Seitenschläferkissen geeignet. Und Hima ist im Schlaf immer so anhänglich, zumindest war sie das früher, als sie noch ganz klein war.“

Allein bei der bloßen Erinnerung an diese Zeit ging ihm das Herz auf, und er konnte noch immer den kleinen Körper spüren, der sich im Schlaf an seine Brust schmiegte. Die kleinen Fäuste, die sich oft an seinem Oberteil festgehalten hatten. Oft genug war Naruto länger liegengeblieben, da er seine Tochter nicht unnötig wecken wollte.

„Ich verstehe, und wenn die Werbung in Kirigakure gemacht werde, dann kann man das Plüschtier sicherlich nur dort kaufen.“

„Den Verdacht hatte ich ehrlich gesagt auch schon“, sagte Naruto und begann mit dem Mauszeiger über den Bildschirm zu fahren. Die Finger flogen nur so über die Tastatur, zumindest, so gut es ihm mit beiden Zeigefingern gelang.

„Deshalb hatte ich mir gedacht, dass ich kurz schaue, ob man sie irgendwo online kaufen kann. Die werden das doch sicherlich liefern, nicht wahr? Ich meine, das Internet verbreitet sich immer weiter, immer kleinere Reiche, Dörfer und Städte werden miteinander vernetzt. Man kann auch immer mehr Sachen bei Leuten bestellen, die sehr viel weiter weg leben. Hat mich zumindest Boruto neulich wissen lassen.“

Shikamaru gab mehrere entnervte Geräusche von sich, er murmelte mehrere Male die Worte „Aber doch nicht während der Arbeitszeit!“ vor sich her, doch Naruto ließ sich nicht aufhalten. Das war doch nur eine Sache von fünf, vielleicht zehn Minuten und dann würde er sich wieder seinen Aufgaben als Hokage widmen können. Doch diese fünf bis zehn Minuten, die wollte er dem Familienvater Naruto Uzumaki dann doch gönnen.

 

Es blieb nicht bei den fünf Minuten, auch längst nicht bei den zehn Minuten. Stattdessen war bereits eine halbe Stunde vergangen. Naruto hatte sich durch sämtliche Onlineshops, die in und rund um Kirigakure existierten, durchgeschaut. Doch keine Spur von einem Plüschhai zu finden. Sogar Shikamaru hatte seine Vorwürfe komplett über Bord geworfen, blickte Naruto während der Suche über die Schulter und gab hin und wieder Vorschläge, wo sie noch überall suchen könnten.

„Das gibt es doch nicht, wie kann es sein, dass man ein Produkt Werbung macht und dieses dann online nirgendwo verfügbar ist? Das gibt doch überhaupt keinen Sinn!“

Mit einem Ruck leerte Naruto seine Tasse, bevor er sie neben seinem Laptop abstellte. Für einen kurzen Moment überlegte er sich, ob er sich noch eine zweite holen sollte, doch dazu fühlte er sich nicht müde genug. Der Schlaf in seinem eigenen Bett war deutlich erholsamer gewesen, als es eine Kanne Koffein je sein könnte.

Noch immer rief Naruto eine Webseite nach der anderen auf, selbst, die, die sie sich schon längst angesehen haben. Shikamaru ließ einen lauten Seufzer von sich.

„Du musst bedenken, dass noch nicht so lange Frieden zwischen den Dörfern herrscht und die neueren Entwicklungen nach wie vor in den Kinderschuhen stecken, trotz all des Fortschritts in den letzten dreizehn Jahren. Außerdem ist das Internet für uns alle Neuland und so ein kleiner Laden kann sich vielleicht nur eine lokale Werbung in den Pressemedien leisten. Aber mit Sicherheit keine dauerhafte Internetpräsenz.“

Mit dem Finger deutete auf eine der wenigen Suchergebnisse, die nichts weiter anzeigten als eine Ladenadresse in Kirigakure.

„Da kannst du dich im Internet dumm und dämlich suchen und den Laden dort nie finden. Am Ende kann man diese Haie wohl nur vor Ort kaufen. Was richtig nervig ist, wenn du mich fragst.“

 Naruto nahm die Finger von seinem Laptop und starrte die Tasten an. Es schmeckte ihm überhaupt nicht, dass Shikamaru mal wieder Recht behielt. Normalerweise war es sehr hilfreich für seine Arbeit als Hokage, besonders durch die Tatsache, dass Shikamaru oft einen kühlen Kopf und eine rationale Sichtweise behalten konnte.

Jetzt, als Vater, brachte ihn das keinen Zentimeter weiter an sein Ziel.

„Weißt du, das, was du gestern angesprochen hattest, geht mir selbst auch oft genug durch den Kopf. Und mir tut es leid, was ich früher an Fehlern gemacht habe. Das mit Hima und ihrem Geburtstag tut mir besonders weh.“

Frustriert ballte Naruto seine einbandagierte Hand zu einer Faust zusammen. Eine weitere Tasse Kaffee? Nein, was er jetzt brauchte, war eher eine Tasse mit warmer Schokolade. Etwas, dass es schaffen würde, ihn von innen heraus Trost zu spenden.

„Du hast ja recht, wie immer, zu jeder Tag- und Jahreszeit. Ich will es ja besser machen, ich will mich ja verändern. Ich will mehr für meine Familie da sein. Auch wenn ganz Konoha meine Familie ist, die drei sollte ich nicht vernachlässigen.“

Seine Faust entspannte sich, doch er selbst fühlte sich nicht so. Stattdessen spürte er die Schnüre, die ihn immer weiter einengten, je mehr er versuchte sich frei zu bewegen. Macht er einen Schritt nach vorne, wurde er drei Schritte nach hinten geschoben. Und doch, doch wollte er nicht aufgeben. Das war für Naruto Uzumaki noch nie in Frage gekommen und daran hatte sich auch bis heute nichts geändert.

„Wenn sie fröhlich sind, will ich mit ihnen lachen. Wenn sie traurig sind, möchte ich für sie da sein. Und wenn sie einen Wunsch haben, dann will ich alle Hebel in Bewegung setzen, um ihnen diesen Wunsch erfüllen zu können. Egal, wie viel Zeit, Geld oder Mühe es mich kosten wird.“

Naruto drehte sich zu Shikamaru um, er spürte eine lodernde Energie in seinem Bauch wie schon lange nicht mehr. Seine Atmung verschnellerte sich und am liebsten wäre von seinem Stuhl aufgesprungen. Shikamaru erwiderte den Augenkontakt, sein Blick schien ihn zur Ruhe ermahnen zu wollen. Ihn daran zu erinnern, wer Naruto nun war.

Er war nicht mehr der kleine Genin von früher, der einfach machen konnte, was er wollte. Er war nun der große Genin, mit der Verantwortung über das gesamte Dorf. Er würde nicht so einfach das Dorf verlassen und ein Weihnachtsgeschenk kaufen können. Dies wurde Naruto bewusst, allein durch den Blick in zwei rehbraune Augen. Shikamaru musste nichts sagen, seine Gestik und Mimik waren Kommunikation genug. Die überschüssige Energie in seinem Inneren flachte komplett ab, sickerte aus ihm heraus und verschwand im Nirgendwo. Alles, was am Ende blieb, war nur eine Leere. Jetzt konnte er die heiße Schokolade erst recht gebrauchen.

 

„Hey, mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand. Es ist ja nicht so, als hättest du keine Chance, an das Plüschtier heranzukommen.“

Shikamaru wusste, welche Worte er aussprechen musste, damit sich Naruto nicht so schlecht fühlte. Oder sie zumindest so formulieren musste, um seine Laune anheben zu können. Wieder die Missionsliste in der Hand, überflog Shikamaru die Teams und ihre jeweiligen Aufgaben.

„Gut, dann kannst du das Geschenk eben nicht persönlich kaufen, und wenn? Bei deiner Position würde das sowieso niemand von dir verlangen. Mach doch einfach eine Mission daraus und schick eins der Genin-Teams dorthin. Wir müssen ihnen ja nicht sagen, für wen genau der Hai am Ende sein soll, sonst macht das am Ende noch die Runde und du weißt, wie geschwätzig die Bewohner dieses Dorfes sein können. Zumindest bei so harmlosen Sachen. Da kannst du gleich deiner Tochter brühwarm von deinen Plänen erzählen.“

Shikamarus Vorschlag brachte ihn zum Nachdenken. Ein Team nach Kirigakure schicken, damit sie an seiner Stelle den Hai kaufen würden? Nun so ganz unrecht hatte sein Berater nicht. Immerhin konnte er nicht einfach den Zug nehmen, nach Kirigakure fahren und nach diesem Laden sehen.

„Auf keinen Fall schicken wir Team Sieben, es ist besser, wenn Boruto auch noch nichts davon weiß. Abgesehen davon muss ich ja auch noch ein Geschenk für ihn und seine Mutter heraussuchen, je nachdem, was es sein wird, werde ich das jeweilige Team auch damit beauftragen müssen.“

Nachdenklich sah er die Liste an, die Shikamaru ihm auf den Tisch legte. Welches Team würde sich dafür eignen? Naruto musste sich das wohl überlegen.

„Team Fünf wäre sehr gut geeinigt, die drei sind stets sehr zuverlässig und stimmen sich auch immer besser miteinander ab. Team Vierzig oder Team Fünfzehn wären auch geeignet, wenn wir sie nicht heute auf eine längere Mission im Ausland versenden würden. Was Team Zehn angeht, das Ino-Shika-Cho-Team, nun etwas aufzuspüren dürfte genau zu ihnen passen.“

Nachdenklich rieb sich Naruto das Kinn. Normalerweise tat er sich leichter damit, derartige Entscheidungen zu treffen. Lieber das Ninjateam mit den guten Aufspürkenntnissen? Oder doch lieber das Trio, das vor Energie und Fleiß nur so strotzte?

Er warf einen Seitenblick zu Shikamaru, auch er wirkte sehr nachdenklich. Naruto konnte sich nur zu gut vorstellen, wie dieser mit jedem Team den gesamten möglichen Missionsablauf wie auch deren Ausgang geistig durchging. Allein bei der Vorstellung begann Narutos Stirn zu schmerzen. Er griff nach seiner Tasse, da fiel ihm ein, dass diese bereits längst leer war. Enttäuscht stellte er sie wieder an ihren Platz zurück.

„So gesehen bleiben wirklich nur noch diese beiden Teams übrig, aber ich denke, die Entscheidung werden wir noch heute fällen können. Beide Teams haben Aufgaben, die sie bis zum Abend erledigt haben werden. So gesehen könnten wir eins von ihnen mit der Aufgabe betrauen. Ein kurzer Anruf beim Mizukage dürfte auch das Einreiseproblem lösen. Er wird sicherlich Verständnis dafür haben.“

„Ja, das denke ich auch“, sagte Naruto und gab Shikamaru die Liste zurück. „Rufst du bei ihm an oder…“

„Nein, ich mache das schon“, sagte Shikamaru und nahm den Hörer in die Hand. Doch dann hielt er inne, legte Hörer zurück auf die Gabel und sah Naruto direkt in die Augen.

„Nur kurz, Naruto, hast du eigentlich ernsthaft über meinen Vorschlag nachgedacht?“

Ein kleiner Schweißausbruch lief ihm eiskalt den Rücken herunter, ertappt blickte Naruto auf seinem Tisch, als würde er etwas finden, was ihn aus der Situation retten könnte.

„Das mit dem Assistenten oder der Assistentin, nicht wahr? Ja klar, natürlich habe ich das“, sagte Naruto und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme unflexibler wurde. Selbst das Lächeln fiel ihm nun schwerer.

„Achja, hast du? Ganz sicher?“

„Ja, klar, ganz ganz sicher.“

„Ok, und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“

„Nun, das ist ganz witzig. Ich lag so im Bett und dachte über deinen Vorschlag nach und dann dachte ich mir …“

 

Gerade, als Narutos Worte aus ihm heraussprudelten, schneller, als er sich auf die Schnelle eine Ausrede hätte einfallen lassen können, klingelte es aus dem Laptop heraus. Das Symbol von Kirigakure erschien auf dem Bildschirm.

„Oh, was für ein Zufall“, sprach Naruto seine Überraschung laut aus, an den Vorschlag mit dem Assistenten und seine Lüge dachte er längst nicht mehr nach. Auch Shikamarus Aufmerksamkeit lag nun auf dem Laptop vor ihm.

„Wenn man vom Teufel spricht. Nimm den Anruf an und leite ihn auf den großen Bildschirm um, damit ich auch sehen und hören kann, um was es geht.“

Gesagt, getan, und schon erschien der Mizukage auf dem großen Bildschirm des Hokagebüros. Sein Gesichtsausdruck schien ernster als sonst zu sein.

„Choujuurou, alles in Ordnung bei dir?“

Freundlich grüßte ihn Naruto und begann sich zu fragen, welches Anliegen der Rokudaime haben könnte. Und dieser ließ sich auch nicht zweimal bitten.

„Vielen Dank, dass ihr beide euch so spontan die Zeit für meinen Anruf nehmen konntet. Ich kann mir vorstellen, dass ihr sonst sehr beschäftigt seid und wenn es nicht so wichtig wäre, hätte ich nicht bei euch angerufen.“  

Verwundet sahen Shikamaru und Naruto sich an, bevor sie wieder dem Bildschirm ihre volle Aufmerksamkeit schenkten. Dann schien Shikamaru einen Verdacht zu haben.

„Wenn du auf dieser Leitung anrufst, dann kann es sich nur um einen äußerst dringlichen Notfall handeln. Lass mich raten, es hat etwas mit diesem Urashiki zu tun, nicht wahr?“

Augenblicklich begann Choujuurou zu nicken, dann schien er nach etwas zu lauschen, bevor er wieder zu sprechen begann.

„Entschuldige, ich dachte nur für einen Moment, man hätte meinen Namen gerufen. Und ja, du hast vollkommen recht, es hat mit Urashiki zu tun. Eine sehr unschöne Sache, wie ich doch zugeben muss. Aber daran können wir nun nichts ändern, sondern nur noch verhindern, dass schlimmeres passiert.“

Er nahm einen großen Schluck aus einem Wasserglas und räusperte sich. War gerade ein Knall zu hören? Langsam spürte Naruto, wie eine starke Verunsicherung sich in ihm ausbreitete.

„Um auf den Punkt zu kommen, vor wenigen Minuten ist Urashiki in unserem Dorf erschienen und hat es mit seinen Ninjutsu angegriffen. Zum Glück gibt es keine Toten, soweit ich weiß, nur die Zahl der Verletzten ist ein wenig besorgniserregend. Er kam mitten aus dem Nichts, und es ist nur einem Umstand zu verdanken, dass kaum jemand von der zivilen Bevölkerung angegriffen worden ist.“

Wieder drehte Choujuurou den Kopf zur Seite, außer einzelnen Schmerzensschreien kam jedoch nichts bei ihnen an.

„Jedenfalls wurde bei dem Angriff auch unsere Akademie angegriffen, genau in dem Moment, als sich viele unserer Shinobi für eine standardmäßige Übung dort aufgehalten haben. Fast so, als hätte er geahnt oder wenigstens gewusst, dass dort unsere Streitmacht aktuell am stärksten vertreten ist.“

Narutos Bauch spannte sich an, er ahnte, dass hinter dem Anruf noch mehr stecken würde. Es war kein medizinisches Problem, auch Kirigakure verfügte über viele gute Medizin-Ninjas, so dass sie nicht auf Hilfe von außen angewiesen wären.

„Das an sich ist schon schlimm genug, wenn dieser Mistkerl nicht auch noch eine Drohung ausgesprochen hätte“, fuhr Choujuurou mit seinem Vortrag fort. Er muss irgendwie herausgefunden haben, dass einer meiner Vorgänger der Jinchuuriki des Sanbi war und vermutet, dass wir es hier nach wie vor irgendwo im Dorf verstecken. Er fordert die Herausgabe, sonst würde er beim nächsten Mal den Rest des Dorfes vernichten.“

„Isobu. Sein Name ist Isobu“, korrigierte Naruto den Mizukage und dieser sah ihn erst erstaunt an, dann dankbar.

„Richtig, richtig, Isobu war sein Name. Ich schätze, das sollte ich endlich mal lernen … wie dem auch sei, dieser verdammte Mistkerl aus dem Weltall ist hinter ihm her, doch selbst, wenn wir den San… nein, Isobu hier hätten, wir würden ihn selbstverständlich nicht herausrücken. Um ehrlich zu sein, wir haben nicht die geringste Ahnung, wo sich Isobu gerade aufhalten könnte.“

Naruto wusste, dass er mit Isobu jederzeit Kontakt aufnehmen könnte, herausfinden könnte, ob dieser in Gefahr war oder wo er sich befand. Eine Option, auf welche er noch nicht zurückgreifen wollte. Zumal er dafür tief in sein Bewusstsein tauchen musste und dafür jeglichen Kontakt zur Außenwelt verlieren würde. Ein Umstand, den er sich im Augenblick nicht leisten konnte.

„Daher habe ich, als Mizukage von Kirigakure, zwei Bitten an die anderen Kage. Zum einen möchte ich umgehend alle Kage zu einer Fünf-Kage-Konferenz in mein Dorf berufen, damit wir die nächsten Schritte besprechen können. Wir müssen diese Bedrohung ein für alle Mal loswerden!“

Ein lauter Schmerzensschrei, offensichtlich aus Kirigakure stammend, unterbrach den Mizukage für wenige Sekunden. Wütend ballte Naruto seine Hände zu Fäusten. Noch immer machte es ihn rasend, wenn Unschuldige sinnlos verletzt wurden.

„Und zum anderen möchte ich die vier anderen großen Ninjadörfer um Unterstützung bitten, zumindest so lange, bis wir die Situation wieder selbst in den Griff bekommen können. Jetzt, da viele unserer Chunin und Jonin teilweise schwer verletzt sind, ist Kirigakure dem nächsten Angriff schutzlos ausgeliefert. Zumal er auch nicht gesagt hat, wann er wiederkommen wird. Er meinte nur: Bald.“

Die Lage war für Shikamaru und Naruto glasklar, sie mussten keine Worte austauschen, Blicke reichten. Natürlich gab es bei einer derartigen Bitte nur eine Art zu reagieren, und das musste schnell passieren.

„In Ordnung, wir werden alle nötigen Mittel, die wir haben, zur Verfügung stellen. Benötigt ihr auch noch medizinische Ausrüstung oder Nahrungsmittel? Oder seid ihr versorgt?“

Choujuurou verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich vom Bildschirm ab, nachdenklich wanderten seine Augen in alle Ecken des Raumes und wieder zurück.

„Nein, was das angeht, sind wir recht gut aufgestellt. Nur unsere Verteidigung hat eben eine sehr große Lücke und die möchte ich euch alle vier Kage bitten, kurzfristig zu füllen.“

„Selbstverständlich, wir werden uns noch heute auf dem Weg machen. Achja, wenn du der Torwache noch Bescheid geben könntest, dann können wir uns das mit den Einreisepapieren sparen.“

Sofort begann Choujuurou den Kopf zu nicken.

„Natürlich, jetzt ist nicht die Zeit, sich mit solchen bürokratischen Hindernissen aufzuhalten. Vielen Dank, ich muss noch die anderen Kage informieren.“

Er schenkte ihnen noch eine sehr höfliche Verbeugung, bevor die Verbindung abbrach. Shikamaru schaltete den Fernseher aus und sah Naruto mit einem merkwürdigen Glanz in den Augen an.

„Tja, sieht so aus, als würdest du doch noch nach Kirigakure reisen können.“

Ja, welche ein seltsamer Zufall, dachte Naruto, bevor die beiden besprachen, wen und was sie alles mit dem nächsten Zug mit nach Kirigakure mitnehmen würden. Die Zeit saß ihnen im Nacken und jetzt musste alles schnell gehen. Bevor Urashiki seine Warnung viel zu früh ernst machen würde.

Kirigakure braucht Schutz!

Sie hatten keine Zeit verschwenden wollen, in einem Notfall wie diesem ging es um jede Minute. Dank Shikamarus rascher Reaktion und Inos Hilfe hatten die beiden mehrere verfügbare Shinobi zusammenrufen können. Acht Jonin und sieben Chunin würden Sie auf ihrer Mission begleiten. Die restliche Belegschaft war bereits auf Missionen unterwegs, doch sie bauten darauf, dass die anderen Dörfer ebenfalls Shinobi zur Verfügung stellen würden. Dass das eine oder andere Genin-Team ohne ihren Kommandanten zurechtkommen musste, stellte zur Erleichterung aller keine größere Belastung dar.

„Boruto und die anderen können die Katze auch ohne mich fangen“, war Konohamarus einziger Kommentar zu der ganzen Sache. Besonders er hatte seinem Team keine genaueren Details zukommen lassen, er ließ sie nur wissen, dass er einen wichtigen Adeligen auf seiner Reise kurzfristig begleiten soll. Einen Adeligen, welcher sich auf Geschäftsreise befand und eine fast schon paranoide Angst um seinen Geldbeutel hatte.

Zumindest dies hatte er das Team Sieben wissen lassen, bevor er aufgebrochen war. Dass in Wahrheit ihr Gegner Urashiki involviert war, davon sollte insbesondere Boruto nichts mitbekommen. Naruto war sich sicher, sein Sohn hätte sonst auf eine Mitreise bestanden. Sarada hätte ich nicht im Stich lassen wollen und Mitsuki ist generell bei allem dabei, was Boruto so anstellt.

Naruto war froh, dass Konohamaru das Lügen übernommen hatte, so erregte die Angelegenheit keine besondere Aufmerksamkeit. Zumal es in der Vergangenheit bereits des Öfteren zu derartigen Missionen gekommen war, zu denen Konohamaru spontan zugeteilt worden war. Es würde also keinen Verdacht erregen, wenn es einen exzentrischen Adeligen mehr oder weniger gab, der nun als Ausrede herhalten musste. Nein, dazu war die Angelegenheit viel zu gefährlich für die Genin, ihre bisherige Stärke und ihren Mut in allen Ehren.

Zumal Naruto weder seinen Sohn noch dessen Freunde nicht unnötig in Gefahr bringen wollte. Als sein Blick durch das Zugabteil wanderte, welches komplett von Konoha-Shinobi besetzt worden war, konnte er sehen, wie sich die einzelnen Ninja untereinander austauschten. Gerüchte, neue Jutsus, Berichte von vergangenen Missionen und Erwartungen an die kommende: Im Stimmengewirr war alles zu hören.

Er selbst und Shikamaru bevorzugten es dagegen, stumm aus dem Zugfenster hinauszusehen und ihren eigenen Gedanken nachzugehen. Sich geistig auf einen möglichen Kampf vorzubereiten.

Doch welcher Anblick würde sie wohl erwarten? Hatte der Mizukage die Situation runtergespielt? Würde Urashiki mit ihrer Ankunft rechnen, was würde sein nächster Schritt sein?

All dies waren Fragen, die Shikamaru vor ihrer Abreise laut ausgesprochen hatte und die Naruto während der vollständigen Fahrzeit beschäftigten. Nur, solange sie Kirigakure nicht erreicht hatten, blieb ihm nichts weiter als die Gedankenspiele, was ihn doch langsam ermüdete.

All das ganze Nachdenken, Vorausplanen und das Berücksichtigen von zig Möglichkeiten, all das waren Dinge, für die Shikamaru bezahlt wurden, um sie für Naruto zu erledigen. Dennoch, als Hokage musste er sich auch seine eigenen Gedanken machen, sich stets der Verantwortung bewusstwerden, die auf seinen Schultern lag.

Doch trotz seines Alters, der Tatsache, dass er kein Teenager mehr war, war er nach wie vor ein Mensch, der die Praxis der Theorie gegenüber bevorzugte. So konnte er es kaum erwarten, bis sie Kirigakure erreichen würden. Bereit, sich auf jegliche Gefahr und Situation spontan einstellen zu können. Allein Shikamarus Zusage, dass er ihm ermöglichen würde nach Himawaris Geschenk zu schauen, war der einzige Lichtblick an der gesamten Fahrt.

 

Eine halbe Stunde später rollte der Zug in den Bahnhof von Kirigakure ein, kaum konnten Naruto und seine Begleitung aussteigen, wurden sie bereits von Kagura Karatachi begrüßt.

„Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und herkommen konnten“, sagte Kagura höflich, während er sich tief verbeugte.

„Und auch vielen Dank, dass Sie uns mehrere Ihrer Shinobi entleihen können, im Namen des Mizukage möchte ich meine unendliche Dankbarkeit aussprechen.“

Kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, konnte Naruto ihn nun vollständig sehen. Das Aussehen des jungen Mannes, die hellen Haare, die violetten Augen und die kleine Markierung erinnerten ihn an jemanden, den er damals im Krieg getroffen hatte.

„Du erinnerst mich an jemanden, den ich von früher her kenne, kann es sein, dass du eventuell mit einem Mann namens Yagura verwandt bist?“

„Das ist richtig, Meister Hokage, Yagura Karatachi war mein Großvater“, sagte Kagura mit gedrückter Stimme, während Shikamaru finstere Blicke in Narutos Richtung warf. „Gerne beantworte ich Ihnen bei einer passenderen Gelegenheit dazu jede Frage, die sie haben sollen. Doch in diesem Augenblick haben wir die Bedrohung durch diesen Ootsutsuki und Meister Kazekage möchte keine Zeit verlieren. Wenn Sie alle mir also bitte folgen würden?“

Unauffällig deutete Kagura in eine bestimmte Richtung und die gesamte Reisegruppe setzte ich sofort in Bewegung. Er führte sie aus dem Bahnhofgebäude heraus, durch mehrere Straßen an diversen Gebäuden vorbei. Auch wenn Urashiki eine Warnung ausgesprochen hatte, Zurückhaltung war dabei nur spärlich sein Motto gewesen. Überall, wohin Naruto auch blickte, konnte er leichte Schäden an den Häusern feststellen. An anderen Gebäuden dagegen hatte er keine Gnade walten lassen.

Als sie an einer völlig zerstörten Schule vorbeikamen, bekam Naruto eine Ahnung, worum es sich dabei handelte.

„Das hier ist unser Akademiegebäude“, beantwortete Kagura die Frage, die Naruto unausgesprochen auf der Zunge lag. Es würde eine Weile dauern, bis es wieder aufgebaut war. Dagegen waren die Schäden, die Boruto und die anderen damals angerichtet hatten, gar nichts. Bei diesem Gebäude hier war dagegen so gut wie kein Stein auf dem anderen geblieben. Naruto schluckte. Wenn sie nicht aufpassten, würde demnächst der Rest des Dorfes das gleiche Schicksal erleiden.

„Bitte schön, die anderen Kage sind auch bereits hier und warten auf euch. Keine Sorge, Sie sind nicht zu spät“, schob Kagura noch hinterher, als er sie in ein anderes Gebäude hineinführte. Vor einer von mehreren Türen blieb er stehen, die Klinke in der Hand.

„Meister Hokage, Herr Nara, Sie beiden können hier eintreten. Die anderen Meister Kage warten bereits auf Sie. Was Ihre Shinobi angeht, werde ich sie umgehend ins Besprechungszimmer schicken, in dem sie über alles nötige informiert werden. Um ihr leibliches Wohl wird gesorgt, bitte lassen Sie uns jeglichen Wunsch wissen, wir werden ihn sofort erfüllen.“

Mit diesen Worten verneigte sich Kagura ein weiteres Mal, bevor er die Shinobi den Rest des Ganges entlangführte.

„Was für ein höflicher junger Mann“, kommentierte Naruto dessen Verhalten. Shikamaru sah ihm hinterher, bis die Gruppe um die nächste Ecke gebogen war.

„Man könnte fast glauben, dass er sich für die Taten seines Großvaters schuldig fühlt. Oder er ist einfach so drauf. Wie dem auch sei, lass uns keine Zeit verlieren und reingehen. Je eher wir das hinter uns haben, desto eher können wir Vorbereitungen treffen.“

„Und auch nach dem Hai sehen.“

Shikamarus Kopf drehte sich in Narutos Richtung, mit einem Blick, als fühlte er sich leicht beleidigt. Als hätte Naruto ihm unterstellt, dieses Detail vergessen zu haben.

„Natürlich, das habe ich nach wie vor im Hinterkopf. Gib mir ein wenig Zeit und ich werde mich sofort an die Informationsbeschaffung machen. Zuerst kommt aber die Arbeit, dann das Vergnügen. Dieses Treffen hat Vorrang, vergiss das nicht.“

„Ich doch nicht“, sagte Naruto und beschloss, dass es Zeit war, sich den anderen Kage anzuschließen.

Mit einer flinken Bewegung betraten die beide das Zimmer, Naruto setzte sich auf seinen vorgesehenen Platz, während Shikamaru hinter ihm stehen blieb.

 

„Ah, Naruto, damit sind wir nun vollzählig“, sagte Choujuurou und wartete, bis Naruto ebenfalls ein Glas Wasser wie auch ein Teller mit zwei Stück Wasserkuchen gereicht wurde. „Vielen Dank erstmal an euch vier, dass ihr es so spontan einrichten konntet. Wie ihr bereits am zerstörten Akademie-Gebäude sehen konntet, hat Urashiki uns eine sehr deutliche Warnung ausgesprochen. Die Details habe ich euch bereits genannt.“

Während die vier verbliebenen Kage schweigsam ihre Kuchen aßen, blickte Choujuurou aus dem Fenster. Zornesfalten lagen auf seiner Stirn, ein Anblick, den Naruto von ihm bisher noch nicht kannte.

„Die Schäden haben wir sehen können, dieser Urashiki ist wahrlich ein Monster. Natürlich werden wir Kirigakure mit vollen Kräften unterstützen.“

Das Gesicht in den Händen abgestützt, sah Gaara Choujuurou mit einem ebenso ernsten Gesichtsausdruck an. Noch kannten sie die gesamte Kraft ihres Gegners noch nicht, doch was sie von ihm kannten, war erschreckend genug.

„Dann sollten wir wohl lieber keine Zeit verlieren, und uns sofort darüber besprechen, welche Schritte wir als nächstes einleiten“, sagte Darui, bevor er sich ein besonders großes Kuchenstück in den Mund schob.

„Darui hat recht. Und ein großes Lob an deine Küche, Choujuurou, dieser Kuchen ist ausgesprochen lecker.“

Einstimmiges Nicken folgte und Choujuurou nahm das Lob nur zu gerne an. Doch die Falten auf seiner Stirn ließ es nicht verschwinden. Er nahm seine Augen vom Fenster und blickte wieder in die Kage-Runde zurück. Sie alle saßen sich gleichermaßen gegenüber und hatten sich zum gleichen Anteil im Blick.

„Wie bereits erwähnt sind wir medizintechnisch gesehen sehr gut aufgestellt. Wir haben es einem sehr großen Zufall zu verdanken, dass unter den verletzten keine Medizin-Ninja dabei waren, die waren von der Versammlung nicht betroffen. Sonst würde die Lage ganz anders aussehen.“

Choujuurou schob seinen Teller ein Stück von sich, das eine Kuchenstück war ihm wohl bereits mehr als genug.

„Nur mit unserer Verteidigung sieht es nicht so gut aus. Natürlich habe ich noch eine Menge Shinobi, die bei der Evakuierung der Zivilisten helfen können, doch das sind fast alles Genin. Und die möchte ich gegen einen so mächtigen Gegner natürlich nicht verheizen. Das wären unnötige und vermeidbare Opfer, die nicht hätten sein müssen. Diese Zeiten haben wir längst hinter uns gelassen.“

Eine Tür öffnete sich und eine junge Frau brachte ein Tablett herein, mit fünf Tassen und einer großen Kanne. Jedem der Kage gab sie eine davon und goss ihnen eine großzügige Menge an Kaffee ein. Darui leerte die seine in einem Zug, während Gaara seine Tasse großzügig ignorierte. Kurotsuchi nippte hier und da am Tassenrand, während Naruto sich erstmal damit begnügte, seine eigene Tasse mit den Händen festzuhalten.

„Ich denke, es wäre am besten, wenn wir uns alle mit den gleichen Geräten ausstatten, die sind normalerweise in einem anderen Lager untergebracht. Damit können wir alle stets in Kontakt bleiben und uns zusammen austauschen, sollte Urashiki sich irgendwo im Dorf aufhalten. Dann können wir sowohl die sofortige Evakuierung einleiten als auch uns gegen ihn verteidigen.“

Choujuurou ließ seine Worte für einige Augenblicke versacken, bevor er weitersprach. Naruto sah, wie dieser sich, den Umständen entsprechend, wieder ein wenig entspannte. Choujuurou drehte sich um, und ließ auf einem großen Bildschirm eine Karte des Dorfes erscheinen. Mehrere Orte, sorgfältig in alle Himmelsrichtungen verteilt, waren auf der Karte markiert worden.

„Wir denken, dass wir an diesen Punkten das Dorf ziemlich gut in Sicht haben. Natürlich, die ganz engen Gassen und Hinterhöfe entgehen uns weiterhin, aber Urashiki ordne ich kategorisch nicht zu dem Typ Wesen ein, dass sich irgendwo einschleicht und einen Angriff aus dem Hinterhalt plant. Nein, er braucht für sein Ego einen ganz großen Auftritt.“

Ein weiterer Schluck aus dem Wasserglas, wieder eine kurze Pause. Eine Pause gefüllt mit Schweigen, da niemand von ihnen den Mizukage stören wollte.

„Die Shinobi werden ebenfalls darüber unterrichtet, genau in diesem Augenblick. Da wir nicht wissen, aus welcher Richtung und an welchem Tag er angreifen wird, müssen wir stets wachsam sein. Ich habe auch bereits den Notstand ausgerufen, sprich, wir sind zu jeder Minute, jeder Sekunde bereit zum Handeln. Sobald jeder über seine Aufgabe informiert ist, sollten wir den Umständen entsprechend vorbereitet sein. Die Shinobi werden unsere Genin in erster Linie in der Verteidigung und Evakuierung unterstützen, während wir versuchen den Feind aus dem Dorf zu locken.“

Naruto erinnerte sich an die Straßen, durch welche sie geführt worden waren. Außer ihnen und Kagura hatte er sonst keine Menschenseele sehen können, nicht einmal kleine Kinder, die auf der Straße herumtollten. Die Fenster und Türen waren verschlossen, nur ab und zu hatte ein Augenpaar durch die Fenster gelinst.

Nun konnte Naruto dieses Verhalten besser einordnen. Er hatte bereits mitbekommen, mit welcher Zerstörungskraft die Mitglieder des Ootsutsuki-Clans versucht hatten, ihr Ziel zu erreichen. Mitleid oder Gnade hatte man bei ihnen vergeblich gesucht. Zivile Opfer nahmen sie in Kauf, sie begrüßten sie sogar. Daher konnte Naruto das Verhalten der Dorfbewohner nachvollziehen.

Gaara blickte sich um, sah einen Kage nach dem anderen an, bevor er das Wort ergriff.

„Ich denke, dass ich für uns alle vier Kage spreche, wenn ich sage, dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um die Sicherheit des Dorfes sicherzustellen. Jetzt in den Zeiten des Friedens sind wir alle noch enger zusammengewachsen und sollten uns gegenseitig unterstützen. Dazu sollte die Herkunft oder der Name des Dorfes keine Rolle spielen.“

Sein Blick haftete nun direkt auf Naruto, dieser konnte ein Lächeln auf den Lippen des Kazekage sehen. Es war dezent, und dennoch gut für ihn sichtbar.

„Konoha und Suna können auf eine lange Freundschaft zurückblicken, in der sich die Dörfer gegenseitig unterstützt haben, wenn es die Situation erfordert hat. Und ich denke, diese Art von Freundschaft können wir auch auf alle anderen Dörfer übertragen und erweitern. Es dürfte dann auch für die kleineren Reiche, die sich noch nicht an den Frieden gewöhnt haben, ein Zeichen von Stabilität und Sicherheit darstellen.“

Kurotsuchi und Darui sahen erst sich, dann die anderen an. Am liebsten hätte Naruto seinen Daumen hochgehalten, hielt sich jedoch zurück. Sein Feingefühl sagte ihm, dass es keine gute Idee wäre. Stattdessen beschloss er sich, Gaara auf eine andere Weise recht zu geben.

„Das stimmt. Und ich bin mir sicher, dass wir noch eine Menge erreichen können. Die Züge zum Beispiel oder die Art, wie wir miteinander kommunizieren können, ohne den Frieden wäre das gar nicht möglich gewesen.“

Gebannt sahen alle zum Mizukage, gespannt, ob er noch etwas sagen wollte. Naruto fühlte es und er war sich sicher, dass es ihnen allen so ging: Sie wollten zur Tat schreiten, nicht nur untätig herumsitzen und einen leckeren Kuchen essen. Naruto verputzte den letzten Rest, auch die anderen Kage beendeten ihr allmählich ihren Snack.

 

„Dieser Meinung bin ich ebenfalls, wir haben in den letzten dreizehn Jahren eine ziemlich gute Verbindung aufbauen können, sonst wäre allein diese Art von Unterstützung oder Treffen nicht möglich. Gut, dann werden wir in Alarmbereitschaft bleiben. Die Kommunikationsmittel werden wir gleich verteilen. Sobald jemand von euch den Feind entdeckt: Sofort Alarm schlagen! Wir dürfen ihm keine Zeit geben, seinen Angriff ausführen zu können.“

Choujuurou winkte jemanden heran, dieser verteilte Kopfhörer und kleine Empfangsgeräte. Auch die Begleiter der Kage wurden mit Geräten ausgestattet.

„Ich denke, damit haben wir alles Wichtige geklärt. Eine Kopie der Karte werden wir ebenfalls verteilen, wobei ich euch alle darum bitten möchte, sie euch so schnell wie möglich einzuprägen. Wir müssen so vorsichtig wie möglich sein, und können uns nicht erlauben, dass dem Feind wichtige Informationen in die Hände fallen.“

Naruto warf einen unauffälligen Blick Shikamarus Richtung, dieser verstand augenblicklich und bestätigte mit einem Nicken die unausgesprochene Bitte.

„Dann werde ich diese Fünf-Kage-Konferenz für beendet erklären. Selbstverständlich habe ich als Gastgeber für eure Unterkunft gesorgt, sie werden alle in der Nähe der fünf Punkte sein, an welchen ich uns eingeteilt habe. Eure eigenen Unterkünfte sind ebenfalls auf der Karte markiert, die ich euch jetzt geben werde.“

Wieder eine schnelle Handgeste, wieder ein Shinobi, der ringsherum etwas austeilte. Shikamaru nahm sich die Aufgabe, die Karte so gut es geht einzuprägen, ernst und klappte sie auf, um einen ersten Eindruck davon zu bekommen.

„Hat jemand von euch noch Fragen? Ja, Darui?“, fügte der Mizukage hinzu, als er die ausgestreckte Hand des Raikage sah.

„Ich weiß, ich weiß, dieser Typ hat sich nicht mit Datum und Uhrzeit angekündigt, aber gibt es eine ungefähre Richtung, wann er angreifen könnte? Immerhin können wir schlecht für mehrere Wochen von unseren Dörfern wegbleiben.“

„Dem muss ich zustimmen.“

Kurotsuchi verschränkte die Arme und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.

„Natürlich wäre es mir lieber, wenn der Mistkerl sich nie wieder blicken würde. Aber wenn er es tun sollte, dann doch möglichst bald.“

Wieder verschränkte Choujuurou seine Finger und stützte seinen Kopf an seinen Armen.

„Genaueres können wir natürlich nicht sagen. Aber seiner Tonart und seinen Worten zufolge wird er uns höchstens drei Tage Zeit geben, bevor er noch einmal kommen wird. Wobei wir schon eher morgen oder übermorgen mit einem Angriff rechnen.“

„Verstehe. Tja, dann sollte er sich nicht allzu viel Zeit lassen und wir machen den Kerl ein für alle Mal platt, so wie es sich gehört.“

 

Die fünf Kage sahen sich an, jeder einzelne von ihnen schien auf eine Reaktion der anderen zu warten, doch es kam nichts. Nur Schweigen und das gelegentliche Verrücken von Geschirr war zu vernehmen.

Schließlich nahm sich Choujuurou ein Herz und stand auf.

„Gut, dann erkläre ich das Treffen für offiziell beendet. Bitte prägt euch wie erwähnt die Karte ein und macht euch dann auf den Weg zu euren Unterkünften. Bei Fragen, alle Funkgeräte sind mit den nötigen Nummern ausgestattet und vor allem mich könnt ihr jederzeit erreichen.“

Die Verabschiedung geschah rasch, und als sie das Gebäude verließen, bemerkten sie erst jetzt, wie viel Zeit vergangen war. Schon die Zugfahrt hatte viele Stunden des Tages gefressen. Und jetzt war es bereits Nacht geworden. Müde rieb sich Naruto die Augenwinkel und als er zu Shikamaru sah, wirkte dieser ebenfalls nicht mehr sehr frisch.

„Also gut, lass uns zu unserer Unterkunft gehen, die Karte habe ich mir sofort merken können“, sagte Shikamaru und deutete in die Richtung, in die ihm Naruto folgen sollte. Dann machten sie sich rasch auf den Weg, kaum, dass sie sich von den anderen verabschiedet hatten.

„Wir sollten heute nicht so lange wachbleiben, immerhin haben wir einen langen Tag hinter uns, auch, wenn es nicht so wirken mag“, sagte Shikamaru und Naruto nickte nur. Ja, sie hatten deutlich weniger erlebt als an so manchem Tag im Büro. Und dennoch, der plötzliche Notruf, die schnelle Mobilisierung aller zur Verfügung stehenden Kräfte, die Zugfahrt, die Konferenz – all das hatte an Naruto genagt. Das bekam er immer mehr zu spüren. Zumal ihm die Zerstörung, die sich ihm bisher offenbarte, auch recht nahe ging. Er würde das Urashiki nicht verzeihen können, doch über diesen Punkt war er bereits davor schon lange hinaus.

„Hey, was dagegen, wenn ich uns noch zwei Schüsseln Ramen organisiere? Dann könnte ich eventuell auch erste Informationen bezügliches Plüschhais in Erfahrung bringen.“

Dieser Vorschlag brachte mehr Leben in Narutos Körper, als es jeglicher Kaffee des gesamten Tages nicht zustande gebracht hatten.

„Keine Angst, ich weiß doch längst, welche Ramen du am liebsten isst. Ich bringe dich erst zur Unterkunft und hol uns dann unser Abendessen. Und nein, ich brauche keine Begleitung in Form eines Schattendoppelgängers, bevor du noch auf Ideen kommst. Ich. Kenne. Dich.“

Naruto fühlte sich mehr als ertappt, beschloss dann aber, nicht mit Shikamaru diskutieren zu wollen. Es wäre unklug, sich mit jemandem anlegen zu wollen, der einem eine Schüssel Ramen spendieren wollte. Zwar hatte Naruto keine Ahnung, ob und wo er diese organisieren wollte, wenn sich jegliche Bewohner in Sicherheit verschanzt hatten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als es Shikamaru und seinem Genie zu überlassen.

„Bestimmt gibt es auch Menschen, die sich in Restaurants verstecken oder die nicht zum Einkaufen gehen können. Außerdem werden die Zutaten unnötig schlecht und das kann sich ein Unternehmen, dass mit frischen Zutaten arbeitet, kaum leisten. Natürlich ist der Umsatz nicht so hoch, wie sonst …“

Shikamaru stockte, blieb stehen und sah Naruto amüsiert an.

„Oh, falls du dich fragst, warum ich dir erkläre: Du hattest wieder diesen fragenden Blick drauf. Ja, genau den. Wie gesagt, ich kenne dich, Naruto.“

Nervös fuhr sich Naruto mit der Hand über den Hinterkopf, für Shikamaru war er mehr als ein offenes Buch.

„Danke, dann werde ich auch keine weiteren Fragen stellen. Und ich freue mich schon auf die Ramen. Die werden nicht so gut wie die von Ichiraku sein, aber das macht nichts. Immerhin ist das hier ja nicht Konoha.“

Shikamaru setzte seinen Weg fort und Naruto tat es ihm gleich. Beide hatten ihre Hände in den Taschen vergraben und gingen mehr oder weniger synchron nebeneinander. Shikamaru warf seinen Kopf in den Nacken und betrachtete nachdenklich den Sternenhimmel, der hell über Kirigakure zu leuchten schien.

„Ja, das stimmt, das hier ist nicht Konoha“, sagte Shikamaru in einem Ton, der Naruto bis zum Einschlafen beschäftigte. Jedoch konnte er sich keinen Reim darauf machen, was seine rechte Hand damit andeuten wollte. Und am nächsten Morgen hatte er dies bereits wieder vergessen.

 

Nur der frühe Vogel bekommt den Hai

Der Schweiß rann ihn von der Stirn, als er sich seinen Weg durch die Wiese bahnte. Das hohe Gras kitzelte seine Knie, genau an der Stelle, an welcher seine Hosenbeine endeten. Mit der Hand wischte sich Naruto über das Gesicht, doch es half alles nichts: Der Schweiß floss ungehindert sein Gesicht herunter. Brannte in seinen Augen, lief ihm in den Nacken und seine Kleidung klebte längst an seinem Körper.

Sofort sah er sich um, nach einer Möglichkeit, sich zu erfrischen und den hohen Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen. So wanderte er, bestieg einen kleinen Hügel, bis er schließlich einen See erreichte. Er hatte bereits wenige Minuten ein Schild gesehen, welches auf einen Badesee hinwies, jedoch … diesen Anblick hatte er nicht erwartet. Anstelle eines Sees mit kristallklarem, schönem Wasser sah er nur eine trübe, schmutzig wirkende Flüssigkeit. Weit und breit waren keine Menschen zu sehen, doch das verwunderte Naruto nicht. Er ging den Hügel hinunter, und am Ufer entlang, wischte sich immer wieder Schweiß aus der Augengegend und hätte ein Königreich für eine Flasche Wasser eingetauscht.

Irgendwann hatte seine Suche ein Ende, in seiner Sicht erschien ein Tisch mit einer großen, bis oben gefüllten Flasche Wasser. Mit wenigen, aber dafür langen Schlucken gönnte er sich den gesamten Inhalt der Flasche. Er konnte sich nicht erklären, wie die Flasche bei der Hitze so kühl bleiben konnte, doch auf der anderen Seite wollte er nicht zu lange darüber nachdenken. Erleichtert atmete er aus, und legte die leere Flasche zurück auf den Tisch. Er fühlte sich gekühlt, die Hitze schien ihm für den Moment deutlich weniger etwas auszumachen. Das Einzige, was er noch spürte, war das ekelhaft klebrige Gefühl von altem Schweiß auf der Haut. Wieder sah sich Naruto um, nach einer Dusche, einem Eimer Wasser, den er sich zur Not über den Kopf kippen könnte.

Immer wieder drehte Naruto den Kopf in alle möglichen Richtungen, doch nichts erschien. Niemand schien mit ihm Mitleid zu haben. Dieses Mal war er wohl auf sich selbst gestellt. Oder er musste das Hilfsmittel akzeptieren, welches ihm gegeben worden war.

Narutos Schultern sackten ein gutes Stück ab, er wollte sich nicht vorstellen, wie es war, in dieser trüben Suppe herumzuschwimmen. Ein letzter Rundumblick, nur um sicherzugehen … doch nichts erschien.

Ihm blieb wohl keine andere Wahl. Tief atmete er ein, hielt die Luft an, nahm ein wenig Anlauf – und sprang mit den Armen voran in das verschmutzte Wasser hinein. Es fühlte sich kühl an, wie ganz normales Wasser. Nur mit dem Unterschied, dass Naruto kaum seine eigene Hand vor Augen sah. Einzig und allein das Muskelgedächtnis wusste, welches Körperteil sich wo befand und so schwamm er blind herum. Blieb er auf der Stelle? Würde er auf der anderen Seite des Sees wieder auftauchen? Seine Lunge wollte es nicht darauf ankommen lassen, mit raschen Zügen zog sich Naruto zurück an die Wasseroberfläche. Dankbar, wieder frische Luft in die Lungen bekommen zu können, nahm er einen sehr tiefen Atemzug.

Nachdenklich nahm er seine Umgebung in Augenschein, zu seiner Überraschung hatte er die Hälfte des Sees bereits hinter sich gebracht. Er konnte sich nicht daran erinnern, so schnell oder weit geschwommen zu sein, doch in dem Brackwasser war ohnehin absolut nichts zu erkennen.

An der Oberfläche bleibend, durchquerte Naruto die restliche Distanz bis zum rettenden Ufer. Was hatte ihn nur geritten, tatsächlich in den See zu springen? Als er sich wieder an Land befand, konnte er sich selbst diese Frage nur spärlich beantworten. Klar, der Schweiß war weg und er fühlte sich erfrischt. Was er dagegen auf seiner Haut spürte, war ein ihm unbekannter Schmutz, der zu trocknen begann. An den kleidungsfreien Stellen spannte es ein wenig und seine Klamotten fühlten sich steifer als getrocknete Ramen-Nudeln.

Er fühlte sich sauber und dreckig gleichzeitig. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dass er sich nicht so recht erklären konnte. Er fand keine Worte dafür, sie wollten und wollte ihm nicht in den Sinn kommen.

Als würde die Antwort irgendwo in seiner Umgebung warten, sah er sich um. Doch er sah nur Gras, noch mehr Gras – und wieder einen Tisch. Verwundert ging er auf den Tisch zu und musterte die fünf Vasen, die alle in einer Reihe aufgestellt worden waren. Sie alle waren jeweils mit einer einzelnen Sonnenblume gefüllt worden, die ihren Kopf zur Sonne hinaufreckten. Jemand hatte sie mit merkwürdigen Ornamenten verziert. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er die Blumen darauf erkannte.

Naruto legte vorsichtig seine Hand um einen der Blütenköpfe. Sie fühlte sie weich und unerwartet warm an. Ein vertrautes Gefühl, mit einer beruhigenden Wirkung. Schließlich ging er einem Gefühl nach, nahm die Sonnenblume aus ihrer Vase heraus. Er fühlte ihren harten, leicht haarigen Stängel und er fühlte sich gut in der Hand an. Sofort griff Naruto sie ein wenig fester, bestärkt in der Überzeugung, die Blume würde davon nicht zerbrechen können. Als er den Blütenkopf in seine Richtung drehte und daran roch, stieg ihr fruchtiger Duft seine Nase hinauf.

Und mit einem Mal, als hätte es ihm jemand in sein rechtes Ohr geflüstert, ging er wieder zum See zurück, die Blume weiterhin in seiner geschlossenen Faust. Kein Lüftchen wehte, kein Stimmchen sang, dennoch, etwas zog in an das Wasser zurück.

Das kühle Nass umspielte seine Zehen, die aus den Ninja-Schuhen herausstachen, allerdings interessierte es ihn nicht. Stattdessen betrachtete er die Sonnenblume in seiner Hand, sah ihr zu, wie sie sich immer weiter wandelte. Wie sie ihre Form vor seinen Augen veränderte. Bis er, eine unbekannte Zeit lang später, mit einer Angel in der Hand stand.

Es war ein Reflex, eine Handlung, die er aus seiner Kindheit noch kannte. Sofort fühlte er sich in seine Vergangenheit zurückversetzt, als ihm die Angelei ein regelmäßiges Abendessen zugesichert hatte.

Auch jetzt warf er die Angel aus, so weit er konnte in die Mitte des Sees hinein. Was würde ihn dort erwarten, würde überhaupt etwas anbeißen. Gab es überhaupt Leben in diesem dreckigen Wasser? Naruto hatte seine Zweifel, doch die Angel einzuziehen, aufzugeben, das kam für ihn nicht in Frage. Ein Teil von ihm wusste, was es da tat. Der Rest seines Seins konnte nicht mehr machen, als auf dieses Wissen zu vertrauen.

Eine Stunde verstrich, eine zweite zog ins Land – irgendwann verlor Naruto jegliches Zeitgefühl, wie lange er bereits an dem Seeufer stand und seine Angel ins Wasser hielt. Spielte es denn überhaupt eine Rolle? Was war seine Mission? Warum tat er das? Sein Instinkt ließ ihn wortwörtlich im Trüben fischen.

Bereit, noch weitere Stunden zu warten, nahm Naruto die Angel in seine andere Hand, um seinem rechten Arm eine kleine Pause zu gönnen.

Das Timing jedoch war gegen ihn. Kaum lag die Angel in seiner linken Hand, begann etwas heftig daran zu ziehen. Irgendein Fisch kämpfte gegen den Köder an, der sich in seine Lippe gebohrt haben musste. Auch hier reagierte sein Muskelgedächtnis, sein Körper wusste, wie er gegen den Fisch die Oberhand haben würde. Das Ergebnis sprach für sich, wenige Sekunden später hielt er eine kleine Makrele in der Hand. Beeindruckt sah Naruto sich seinen Fang an, blickte in die dunklen Augen und studierte das wellenartige Muster auf dem Fischrücken.

Er konnte sich gerade noch an seinem Fang erfreuen und erste Überlegungen anstellen, wie man diesen Fisch am besten verarbeiten könnte, als es zu beben begann. Erst klein, ein paar Steine hüpften umher und das Wasser begann sich zu wellen. Dann wurde es immer größer, der Boden unter seinen Füßen begann zu wackeln, Naruto hatte immer mehr Mühe sein Gleichgewicht halten zu können. Das Wasser wurde in dem See hin- und hergeworfen, eine Welle war größer und wuchtiger als die davor. Naruto spürte, wie Panik in ihm aufstieg und er suchte etwas, an dem er sich hätte festhalten können. Seine Augen suchten fieberhaft, doch er fand nichts. Er hatte nur die Angel in der einen Hand und den Fisch in der anderen, beide waren wie in seinen Handflächen festgeklebt.

 

Schließlich war es zu viel für seine Beine, sie verloren jeglichen Halt und knickten ein. Naruto fiel rückwärts auf den Boden, er erwartete Sand unter seinem Körper zu spüren oder sogar ein wenig der Wiese. Nichts davon entsprach den Tatsachen. Sein Untergrund war weich, aber fest, es fühlte sich an, als hätte ihn jemand in ein Bett gelegt. Als sich dann auch noch Shikamarus Kopf in seine Sicht schob, war der junge Hokage komplett irritiert.

„Ah, bist du endlich wach? Hat ja lang genug gedauert. Fast hätte ich noch zum Wassereimer gegriffen“, sagte Shikamaru, der genervte Ausdruck in seinen Augen sprach Bände. „Hast du wenigstens was Schönes geträumt? Du hast öfters den Namen deiner Tochter erwähnt.“

Verwirrt sah Naruto seine leeren Hände an, noch vor wenigen Augenblicken hatte er damit eine Angel festgehalten. Doch wozu wollte er an einem solchen Ort nur einen Fisch fangen? Was hat er im Anschluss damit getan? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Bereits jetzt geriet das Meiste, dass er gesehen und erlebt hatte, in Vergessenheit. Die weißen Flecken in seiner Erinnerung breiteten sich schneller aus als ein Tintenfleck auf einem Stück Schriftrolle.

„Nein, nichts besonders, soweit ich mich erinnern kann.“

Naruto schüttelte den Kopf und richtete seine Konzentration lieber auf die reale, wache Welt. Er sah zu, wie Shikamaru ihm eine Dose entgegenstreckte, sie fühlte sich kalt in seiner Hand an. Ein Blick auf das Logo und Naruto wusste sofort, dass es sich um Kaffee handelte.

„Danke, den werde ich brauchen.“

Mit einer flinken Bewegung öffnete Naruto seine Dose und nahm einen großen Schluck. In der Hoffnung, dass ihn das wachmachen könnte.

„Das denke ich ebenfalls“, sagte Shikamaru und trank ebenfalls aus seiner Dose. Der Kaffee schmeckte leicht nach Milch und stark nach Vanille. Doch Naruto war alles recht, was seine Augen offen und seinen Geist lebendig halten würde.

„Vielen Dank fürs Wecken, Shikamaru, wer weiß, ob ich nicht vielleicht sogar verschlafen hätte.“

Peinlich berührt kratzte sich Naruto am Hinterkopf, mit der anderen Hand hielt er die Dose fest. Shikamaru sah dagegen kaum beeindruckt aus.

„Damit du Bescheid weißt, ich habe dich sogar ein wenig länger schlafen lassen“, sagte er und Naruto fühlte sich ein Stück weit schlechter. Als würde sein Berater ihm dies vom Gesicht ablesen, legte er eine versöhnliche Miene an den Tag.

„Jedenfalls, ich habe gestern, als ich in dem Ramen-Restaurant war, ein paar Informationen einholen können, denen ich heute Morgen nachgegangen bin. Eine einzige Person fällt in einer Menge von wildfremden Leuten weniger auf, besonders Ninjas. Und ganz ehrlich, heimlich vorzugehen war noch nie deine Stärke. Versuch mich nicht vom Gegenteil zu überzeugen, aber ich war bereits auf mehreren Missionen mit dir. Es war jedes Mal das Gleiche mit dir.“

„Ach, jetzt lass doch mal die ollen Kamellen. Sag mir doch lieber, was du jetzt herausfinden konntest“, versuchte Naruto ihr Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzulenken. Was Shikamaru auch mehr als recht zu sein schien.

„Also gut, mir wurde dort von einer Kundin gesagt, dass es wohl nur ein Geschäft gibt, das diese Art von Plüschtier vertreibt. Genauer gesagt stecken nur zwei Brüder dahinter, die nicht das Geld oder die Technik für eine Onlinepräsens hätten.“

Shikamarus Blick wanderte zur Ecke hinauf, als müsste er nach etwas in seinem Gedächtnis suchen.

„Die Frau, dir mir alles darüber erzählt hat, meinte auch, dass die Brüder nach wie offen haben, damit Eltern ihren Kindern weiterhin Spielzeug kaufen können. Um sie zu trösten, von der Gefahr abzulenken und auch in Sicherheit zu beschäftigen.“

Augenblicklich begannen Narutos Augen zu strahlen, seit seiner Ankunft in Kirigakure waren das die besten Neuigkeiten, die ihm Shikamaru hätte mitteilen können.

„Wir wissen nicht, wann Urashiki wieder auftauchen wird, wir müssen jederzeit mit einem Angriff rechnen. Die beste Strategie wird es sein, sofort zum Frühstücken zu gehen und anschließend in den Laden. Ich habe eine Wegbeschreibung, wir sollten ihn also recht schnell finden können.“

Das war nichts, über das Naruto auch nur den Hauch eines Gedankens verschwenden musste.

„Na dann, lass uns aufbrechen“, sagte er und folgte Shikamaru aus ihrem gemeinsamen Zimmer hinaus zum Buffet. Bis diesem noch ein Einwand einfiel.

„Achja, kannst du schon mal zwei Schattendoppelgänger zu unserer Station schicken, einen davon in meiner Gestalt? Dann können die beiden schon mal die Gegend im Auge behalten und wenn ihnen irgendwas passieren sollte, dann wirst du ja umgehend informiert.“

Naruto sah keinen Grund für Diskussionen, sofort formte er mit den Fingern zwei Schattendoppelgänger und ließ diese ihrer Arbeit nachgehen.

 

~

 

„Also gut, wir müssen nur noch um diese Kurve gehen, und dann müssten wir auch schon dort sein … ah ja, das Ladenschild ist wirklich so klein, wie die Frau es beschrieben hat. Wir haben es gefunden!“

Shikamaru blickte abwechselnd ein kleines Geschäft und einen Zettel in seiner Hand an, während sich gemeinsam mit Naruto dem Gebäude näherte. In Narutos Augen wirkte es unscheinbar und hätte ihn Shikamaru nicht auf das Schild aufmerksam gemacht, es wäre ihm komplett entgangen.

„Also gut, dann gehen wir rein und kaufen meiner kleinen Himawari ihren Hai!“

Mit diesen Worten betrat Naruto das Geschäft, Shikamaru folgte ihm mit langsamen Schritten. Regale, links und rechts, gefüllt mit unterschiedlichen Spielsachen waren das erste, dass sie zu sehen bekamen. Holzwürfel, Kunai aus Gummi und Teddybären; Puppen wie auch Spielzeugzüge, für jeden Geschmack schien etwas vorhanden zu sein. Doch Naruto hatte seine eigene, höchst persönliche spezialgelagerte Sondermission: Seiner geliebten Tochter den Hai zu kaufen, den sie sich so sehr wünschte. Langsam, mit zwei mehr als wachsamen Augen, ging er die Regale entlang, sah sich die vielen Waren an, ohne fündig zu werden. Shikamaru, der anscheinend keine Lust hatte manuell zu suchen, ging stattdessen auf den Verkäufer zu.

„Hey, Naruto, komm doch mal her“, sagte dieser und Naruto kam der Bitte nach. Mit schnellen Schritten schloss er die Distanz und blieb, wie Shikamaru, am Tresen stehen. Ein freundlich wirkender junger Mann in grau-blauen Klamotten sah sie freundlich an.

„Oh, Gäste aus dem Ausland. Das haben wir hier heute verständlicherweise eher selten – ich nehme an, Sie sind wegen unseres Notfalls gekommen?“

Shikamaru nickte, Naruto bekam das Gefühl, dass dieser nicht zu viel verraten wollte, um den Zivilisten nicht unnötig in Angst und Schrecken zu versetzen. Dieser holte die mehr schlecht als rechte Zeichnung hervor und zeigte sie dem Händler. Dessen Augenbraue hob sich sofort und er sah das Blatt an, als müsste er es erst einmal entziffern.

„Kann ich Ihnen helfen? Nach was suchen Sie denn, nach einer Banane? Oder was soll das darstellen?“

Naruto kassierte einen strengen Blick von Shikamaru, schon oft wurde er von seinem Berater für sein schlechtes Schriftbild geschimpft.

„Das könnten Sie tatsächlich, wir sind auf der Suche nach einem Plüschhai, soll wohl so um die 100 Zentimeter in der Länge sein. Und er hat diesen, nun, leicht naiven Gesichtsausdruck, wenn ich Narutos Zeichnung richtig interpretieren darf.“

Im Gehirn des Verkäufers schien es zu rattern, doch er selbst blieb still. Eine Stille, die Naruto ein wenig in Panik versetzte. Was, wenn es doch der falsche Laden war? Oder was, wenn sie bereits zu spät gekommen waren? Was, wenn es keine Haie mehr gab?

Er wollte Himawari nicht schon wieder so enttäuschen, nicht noch einmal.

Dann hellte sich das Gesicht des Mannes auf, ein Hoffnungstreifen am Horizont des jungen Naruto Uzumaki.

„Da haben die Herren aber noch Glück. Wenn sie mir folgen können“, sagte der Verkäufer, wartete auf keine Antwort und ging sofort in einer der hintersten Reihen. Nachdem die beiden ihm folgten, griff der Händler in eines seiner Regale hinein, und holte einen Hai hervor. Naruto erkannte ihn sofort von der Werbung wieder.

„Ja, genau, diesen Hai suchen wir. Sie müssen wissen, meine kleine Tochter wünscht sich den unbedingt zu Weihnachten. Es sind zwar noch drei Wochen, aber was man hat, das hat man. Würdest du doch so sagen, nicht wahr, Shikamaru?“

Es war jedoch nicht Shikamaru, der sich zu Wort meldete, sondern der Verkäufer. Dieser nickte eifrig und hielt den Hai in Narutos Richtung.

„Mein Herr, ich kann ihnen sagen, da war eine große Mengel Dusel im Spiel. Das hier ist nämlich unser letztes Exemplar, in ein paar Tagen rum wäre der sicherlich auch noch verkauft worden. Es werden zwar noch welche hergestellt, aber um die große Nachfrage zu decken, dauert es laut Hersteller sehr lange.“

Mit diesen Worten wurde Shikamaru hellhörig, neugierig drehte er sich wieder zum Verkäufer um, nachdem er sich umgesehen hatte.

„Wie lange hätte es denn gedauert, bis die nächste Charge eingetroffen wäre?“

„Ungefähr ein halbes Jahr, aber eventuell müssen wir auch mit mehr rechnen, je nachdem, wie groß der Bedarf sein wird“, rechnete der Verkäufer im Hinterkopf aus, während Naruto für einen kurzen Moment das Herz stehen blieb. Dann griff er vorsichtig, aber bestimmt nach dem Hai und sah den Verkäufer entschlossen an. Es bedurfte keine Worte, seine Körpergeste allein waren schon mehr als tausend Wörter hätten aussprechen können.

„Wissen Sie was? Ich lege dem Hai noch diese kleine Schleife um, die würde Sie auch nichts extra kosten“, sagte der Verkäufer und Naruto nahm das Angebot dankend an. Doch bevor er den beiden an die Kasse folgte, fiel ihm noch etwas ein. Ein schneller Gedankengang, dem er folgen musste.

„Achja, haben Sie auch Videospiele hier? Ich bräuchte auch was für meinen Sohn und der spielt die immer so gerne … aber ich weiß nicht, welche er schon hat oder welche er noch haben möchte. Ich kenne mich da ehrlich gesagt nicht aus“, sagte Naruto, während seine Augen wieder auf der Suche waren.

„Natürlich, wir haben vor kurzem neue Spiele reinbekommen, die dürfte Ihr Sohn sicherlich noch nicht haben. Wenn Sie mir folgen könnten.“

Wieder gingen die drei im Gänsemarsch durch die Regale, wieder blieben sie bei einem Regal stehen. Naruto konnte verschiedene Schachteln sehen, doch keines der Titel oder Bilder sagte ihm etwas. Alles, was er sehen konnte, waren die teilweise doch recht teuren Preise, die dafür verlangt wurden.

„Wissen Sie, welche Art von Videospielen Ihr Sohn bevorzugt spielt?“

Naruto schüttelte den Kopf: „Nein, absolut nicht. Obwohl, ich glaub, ich habe da mal was mit Fantasy oder so auf dem Bildschirm gesehen.“

„Mit Fantasy also …“

Der Mann studierte eine Spieleschachtel nach der anderen, bevor er eine von ihnen herauszog und Naruto zeigte. Die Verpackung sagte ihm nichts, er konnte nur mehrere Kämpfer und Tiere darauf erkennen. Ob das ein gutes Spiel war? Naruto hoffte, dass es für den Preis kein Fehlkauf sein würde.

„Dieses Spiel ist sehr beliebt unter den Kindern und Jugendlichen, wir haben nur eine viel zu große Liefermenge erhalten. Einen Teil davon werden wir wohl an den Großhändler zurückschicken müssen… aber Sie können das hier gerne haben. Ich gebe Ihnen auch einen kleinen Gefahrenrabatt von zwanzig Prozent auf den gesamten Einkauf. Sie wissen schon, wegen dem Notstand in unserem Dorf.“

Naruto sah Shikamaru an und dieser blickte genauso interessiert zurück. Dies war ein Angebot, das die beiden nicht ablehnen konnten.

„Zu schade, dass ich bereits was für Shikadai habe, sonst hätte ich das auch schnell genutzt“, sagte er, während sie dem Verkäufer zur Kasse folgten und Naruto seinen kleinen Gama-chan zückte.

 

~

 

„Mein Herr, mit dieser Kette können Sie nichts falsch machen! Nach der Beschreibung Ihrer wundervollen Frau zufolge, wird sie ihr großartig stehen und auch genauso gut gefallen. Ich bin seit über dreißig Jahren in diesem Geschäft und ich habe mich noch nie geirrt, noch nie. Kein einziges Mal, seit ich diesen Laden damals gegründet habe!“

Naruto sah sein Geschenk für Hinata glücklich an, die Vorstellung, die Kette an ihrem Hals zu sehen, erfüllte ihn mit Entzücken.

„Bekommen wir hier auch einen Rabatt? Der Mann im Spielzeugladen uns einen gegeben und auch wenn wir jetzt nicht am Hungertuch nagen, so können wir auch nicht unser Geld wie wir wollen aus dem Fenster werfen“, sagte Shikamaru mit ernster Miene.

Der Blick des Händlers verfinsterte sich für einen Augenblick, offensichtlich wägte er ab, was sich für ihn mehr lohnen würde. Dann knickte er ein.

„In Ordnung, dann werde ich Ihnen einen Rabatt von dreißig Prozent geben. Wenn Sie so gütig sind und meinen Laden weiterempfehlen werden. Woher stammten Sie, sagten Sie?“

„Aus Konoha, nur haben wir Ihnen das bisher noch nicht gesagt. Nicht, dass das bisher eine Rolle gespielt hätte“, sagte Shikamaru und blickte den Händler so gelangweilt an, dass Naruto gar nicht wusste, dass es in dieser Stärke überhaupt möglich wäre.

„Damit ist der Preis in Ordnung, wir nehmen die Kette.“

Kaum hatte Shikamaru für seinen Freund das Geschäft abgewickelt und ein letztes Mal die Kette auf Schäden kontrolliert, verließen sie den Laden. Naruto atmete tief ein und aus, die vielen Verhandlungen, die zwischen Shikamaru und dem Verkäufer entstanden waren, hatten ihn ziemlich ermüdet. Es war fast schon eine Qual gewesen, doch angesichts des wertvollen Gewinns hatte sich die Qual gelohnt.

„Komm, lass uns zurück ins Hotel gehen, damit wir die Sachen ablagern und unsere nächsten Schritte erledigen können. Zum Glück haben wir nicht so viel Zeit verloren, damit wir die restliche Zeit aufholen können. Deine Schattendoppelgänger müssten auch mal abgelöst werden.“

Naruto nickte, sämtliche Geschenke in zwei Taschen verteilt, trug er stolz seine Beute mit sich herum. Er baute darauf, dass Shikamaru ihm in der Unterkunft die Türen aufhalten würde. Gleichzeitig stellte er sich wieder die freudigen Reaktionen seiner Familie vor.

Mit einem Lächeln auf den Lippen wie auch auf dem Herzen blickte Naruto zu Shikamaru, öffnete seinen Mund, um etwas zu entgegnen – doch er kam nicht dazu. Ein lauter Knall ertönte in der Nähe und sämtliche Worte, die er aussprechen wollte, blieben ihm im Hals stecken. Sie gerieten in Vergessenheit und spielten keine Rolle mehr.

Irgendwo krachte eine Mauer herunter, Schreie ertönten, Staub und Dreck flog in einer hässlichen Wolke durch die Straßen. Naruto stellten sich die Nackenhaare auf und ein Blick in Shikamarus Gesicht ließ ihn wissen, dass dieser auch längst Bescheid wusste.

„Sieh‘ mal, da oben ist der Mistkerl! Und er hat auch wieder seine nervtötende Angel dabei. Verdammt, er kam viel früher als gehofft.“

Shikamarus Ton klang ernst und er hatte viel von seiner Lässigkeit eingebüßt. Was Naruto angesichts der gefährlichen Situation, in der sie sich auf einmal befanden, mehr als nachvollziehen konnte.

„Urashiki“, Naruto presste seine Lippen zusammen, und versuchte, sich so gut es ging zusammenzureißen. Vorsichtig legte er die Taschen ab, ließ den Gegner dabei in keiner Sekunde aus den Augen. Dieser blickte zu ihnen herunter und lachte. Es war ein hässliches Lachen, voller Mordlust und Machtgier.

„Ah, sie mal einer an, diese armseligen Kreaturen haben sich Hilfe bei anderen bemitleidenswerten Wesen geholt. Wenn das mal nicht der Hokage und sein Schoßhund sind“, sagte Urashiki, kaum, dass er die beiden bemerkt hatte. Sowohl Naruto als auch Shikamaru platzierten sich in Kampfstellung, bereit, jederzeit gegen den Feind loszugehen.

„Ich gehe nicht davon aus, dass ihr mir das dreischwänzige Biest herausgeben werdet?“

Als Antwort zückte Shikamaru ein Kunai, um sich entweder damit verteidigen oder den Gegner angreifen zu können.

„Ja, davon kannst du ausgehen, als ob wir ihn dir kampflos übergeben würden“, schrie Naruto in den Horizont hinein. Dann wandte er sich an Shikamaru.

„Hey, was machen wir denn jetzt? Ich dachte, der kommt vielleicht erst morgen? Wie sollen wir den anderen nur Bescheid geben?“

„Wir können die anderen nicht informieren. Unsere Geräte haben deine beiden Schattendoppelgänger – aber kannst du sie nicht hierherkommen lassen?“

Naruto schüttelte mit dem Kopf, noch immer ruhte sein Blick auf dem Mann aus dem All.

„Nein, das würde viel zu langsam gehen. Wenn wir Ino hier hätten, würde es viel schneller gehen. Aber ich kann mit weiteren Schattendoppelgängern die anderen Kage zu uns holen. Als Ersatz, für die Funkgeräte“, schlug Naruto vor. Eine Lösung, mit der Shikamaru alles andere als einverstanden schien. Dennoch stimmte er zu.

„Gut, dann mach das, aber schnell. Bevor er noch etwas spannt und die Doppelgänger dann aufhält. Schick lieber mehrere los, dann haben wir eine höhere Chance, das einer sein Ziel erreicht. Hier, die sollen das hier nehmen.“

Er holte aus seiner Jackentasche mehrere kleine Zettel, die er an mehrere von Narutos Klonen verteilte.

„Ich habe für den Fall, dass wir aus welchem Grund auch immer deine Schattendoppelgänger benutzen müssen, diese Minikarten erstellt. Damit die vielen Naruto ihr Ziel auch sicher finden können.“

„Das klingt gut. Bis die anderen da sind, werde ich mich um ihn kümmern.“

Während die Klone sich in alle Himmelsrichtungen verteilten, blieb das Original an Ort und Stelle stehen und starrte seinen Gegner an. Es stellte sich für ihn nicht die Frage, was sein nächster Schritt sein würde. Von einem Augenblick auf den anderen wechselte er in den Bijuu Moodo, Kuramas Chakra durchströmte seinen Körper und bedeckte diesen mit seinem Leuchten.

Naruto glaubte, ein Zucken in Urashikis Gesicht sehen zu können. Dieser Anblick reichte, dass es ihm in den Fäusten juckte.

„Du darfst diesen Gegner nicht unterschätzen“, sagte Naruto mahnend, immer die Angel im Auge behaltend.

„Dessen bin ich mir vollkommen bewusst. Wir müssen nur aufpassen, das Dorf ist voller Zivilisten und dem da oben wäre eine große Anzahl an Opfern mehr als recht.“

Naruto biss sich auf die Unterlippe. Zwar befand er sich hier in einem anderen Dorf, in einem anderen Land. Dennoch, die Vorstellung, dass unschuldige, wehrlose Menschen in diesen sinnlosen Kampf hineingezogen werden, gefiel ihm absolut nicht.

„Wir müssen warten, bis die anderen hier und dann versuchen, ihn aus dem Dorf zu locken. Bis dahin sollten wir nichts Unüberlegtes tun und erst einmal defensiv bleiben. Spätestens, wenn deine Klone die anderen Kage erreicht haben, werden sie bald zu uns stoßen können.“

Naruto nickte, er hatte dem nichts mehr verbal hinzuzufügen. Er nahm eine andere Pose ein, bereit, sich gegen Urashikis Angriffen zu stellen und gleichzeitig vor dessen Chakra-Angel zu schützen. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis Urashiki seinen Angriff starten würde. Und dann würden sie sofort reagieren müssen, egal, um welche Art von Angriff es sich dabei handeln würde.

Fünf Kage gegen den Eindringling aus dem Weltall! - Teil 1

Es dauerte nicht lange, bis seine Schattendoppelgänger die anderen Kage erreicht und benachrichtigt hatten. Stück für Stück verschwanden sie, ihre Erinnerungen daran, wie die vier Kage sich auf den Weg machten, erschienen in Narutos Kopf. Was die Klone gesehen, gehört, gesprochen hatten, all diese Erfahrungen waren nun ein Teil des Originals geworden. Naruto blickte Shikamaru zufrieden an, er musste es nicht aussprechen. Seine rechte Hand konnte sich bereits denken, was er ihm damit mitteilen wollte.

„Gut, dann werden sich unsere Chancen verbessern, von sehr schlecht auf schlecht“, sagte Shikamaru. Und so sehr Naruto diese Worte als übertriebenen Pessimismus abtun wollte, so konnte er es nicht. Da er wusste, wie recht er mit dieser Einschätzung hatte. Egal, wie viele Kage in dem Kampf involviert sein würden, Urashiki wäre der Einzige von Ihnen, der komplett ernst machen würde. Der ohne Rücksicht auf Verluste oder Zivilisten kämpfen würde.

Urashikis Gesichtsausdruck veränderte sich für einen kurzen Moment, bevor er Naruto amüsiert angrinste. Nein, der Mistkerl grinste an ihm vorbei, stellte er fest und sah, dass die anderen Kage bei ihnen angekommen waren.

„Dieser Kerl macht auch echt keine halben Sachen. Fast so, als wüsste er, dass wir hier sind“, sagte Darui, kaum war er neben Shikamaru stehen geblieben.

„Das ist fast schon unheimlich. Am Ende hat er uns vielleicht sogar belauschen können.“

Angewidert starrte Kurotsuchi in seine Richtung, was Urashiki kein bisschen zu beeindrucken schien. Stattdessen legte er seine Hand auf die Hüfte, legte mit anderen die Angel über seine Schulter und begann aus vollem Herzen zu lachen. Dies tat er mehrere qualvolle Sekunden lang, bis er sich selbst wieder zur Ruhe zwang. Als er verstummte, konnte man nichts hören. Nur die Geräusche von vielen Menschen, die hastig dabei waren die Szene zu verlassen.

„Wir haben das Evakuierungsprogramm gestartet, unsere Genin wie auch die Shinobi aus den anderen Dörfern kümmern sich bereits darum, zusammen mit den Beratern der anderen Kage“, sagte Choujuurou, um alle Anwesenden zu informieren zu informieren.

„Allerdings bedeutet das auch, dass wir müssen wir alles tun, um das Dorf zu beschützen. Zumindest so lange, bis alle Bewohner in den Bunkern in Sicherheit sind.“

Gaara blickte sich um, die Arme vor der Brust verschränkt schien er sich eine Übersicht über die Lage zu machen. Jedes Gebäude, dass sich in ihrer Nähe befand, wurde von ihm genau inspiziert.

„Dieser Ootsutsuki weiß genau, was er da tut. Hier sind mehrere hohe Gebäude, die vermutlich von vielen Menschen des Dorfes zum Arbeiten oder Wohnen genutzt werden. Das nutzt er jetzt zu seinem Vorteil, es ist das ideale Druckmittel.“

Naruto sah seinen alten Freund an, es erinnerte ihn an damals. Deidara hatte mit seinen Bomben ganz Sunagakure in Geiselhaft genommen, um die Herausgabe des amtierenden Kazekage zu fordern. Am Ende war Gaara ihnen die Fänge geraten, da er die Bewohner mit seinem Sand beschützt hatte. Und ihm erschienen Bilder von Konoha vor seinem inneren Auge, verursacht durch den Hauptkörper der sechs Pfade des Pain.

Naruto konnte sich mehr als gut vorstellen, wie es in Gaara brodelte, was dieser dachte und fühlte. Denn er spürte in seinem Inneren genau die gleichen Empfindungen.

„Das bedeutet, wir müssen nicht nur Rücksicht nehmen, wir sind in unseren Jutsus auch mehr als eingeschränkt. Wenn wir ihn doch nur aus dem Dorf herauslocken könnten“, sprach Darui seine Überlegungen aus. Choujuurou schüttelte mit dem Kopf.

„Dazu sind wir im Moment zu zentral gelegen und wer weiß, ob er das wirklich mit sich machen lässt. Immerhin ist das Dorf seine Trumpfkarte, er weiß ganz genau, dass wir uns deshalb zurückhalten werden. Eine verdammt feige, aber effektive Taktik“, erwiderte Shikamaru, die Hand nachdenklich am Kinn.

 

„Dann wird uns vermutlich nicht viel übrigbleiben. Am besten arbeiten wir zusammen. Selbst, wenn wir ihn nicht besiegen können, reicht es vermutlich, wenn wir ihn für immer vertreiben können.“

Mit diesen Worten formte Kurotsuchi die ersten Fingerzeichen, bevor sie in die Luft sprang.

„Lavaversteck: Jutsu des erstarrenden Kalks!“, rief Kurotsuchi, bevor sie tief Luft holte und ihren berühmten Kalkstrahl auf den Gegner abfeuerte. Unbeeindruckt sah Urashiki an sich herab, sein Körper war über und über mit einer Schicht aus Kalkpulver bedeckt worden. Er machte sich nicht die Mühe auszuweichen und diesen Umstand nutzte Kurotsuchi umgehend aus.

„Wasserversteck: Gewaltige Welle!“, rief sie hinterher, anschließend spuckte sie eine große Menge Wasser in einem sehr hohen Druck zwischen ihren Lippen hindurch. Das Wasser vermischte sich mit dem Kalk, aus der staubigen Schicht wurde ein hartes, schnell trocknendes Gefängnis. Siegessicher erlaubte sich Kurotsuchi ein Lächeln, bevor sie neben den anderen auf dem Boden landete.

Urashiki dagegen betrachtete sein Gefängnis, dass ihm in seiner Bewegung einschränkte. Zwar konnte er weder Arme noch Beine bewegen, an seiner Schwebefähigkeit hatte dies jedoch nichts geändert.

Wieder begann er laut zu lachen, soweit es ihm der Zementpanzer erlaubte.

„Ich sehe, die Menschen haben doch tatsächlich die eine oder andere halbwegs gute Technik drauf.  Gegen schwache Gegner ist sie sicherlich sehr von Vorteil, daher kann ich mir gut vorstellen, warum man sich darauf verlässt.“

„Was willst du damit sagen?“, wollte Kurotsuchi von ihm wissen. Die Antwort auf diese Frage folgte auf der Stelle, als sich im Zementpanzer immer mehr Risse bildeten, bevor er von einer großen Menge Chakra aufgebrochen wurde.

„Oh nein!“, stieß Kurotsuchi entsetzt aus, als sie sah, dass große Teile des Panzers dabei waren, auf die umliegenden Gebäude zu fallen. Sofort sprang sie in die Luft, Gaaras Sand folgte ihr, um herabfallende Teile auffangen zu können. Sie dagegen formte sofort Fäustlinge aus Felsen, um ihre eigenen Hände damit zu umhüllen. Mit mehreren gezielten Schlägen gelang es ihr, die größeren Zementbrocken in kleinere Bröckchen zu zertrümmern.

„Ziemlich gemein, wenn einem so die Hände gebunden sind, nicht wahr? Warum gebt ihr nicht auf, anstatt hier dieses Schmierentheater aufzuführen und mir meine wertvolle Zeit zu rauben? Oder ihr rückt mit den Informationen heraus, die ich haben möchte, vielleicht verschone ich euch ja noch. Wenn mir danach sein sollte.“

Urashiki blickte seine Angel an, und Naruto konnte sich schon fast denken, was nun folgte.

„Aber im Augenblick seid ihr viel zu nervig, um über Gnade und Mitleid nachzudenken!“

Mit einem geübten Schwung holte er mit seiner Angel aus, bevor er mit dieser auf Kurotsuchi zielte.

„Pass auf, diese Angel ist gefährlich!“, schrie Naruto so laut er konnte, um sie zu warnen. Zuerst gelang es ihr, den rotleuchtenden Angelhaken mehrere Male abzuwehren. Dann kam der Haken, täuschte einen Angriff vor und stieß von der entgegengesetzten Richtung kommend durch ihre Brust hindurch. Erschrocken riss Kurotsuchi die Augen auf, der Schrecken war ihr in die Glieder gefahren. Sie öffnete den Mund, um einen Laut von sich zu geben, doch sie hatte bereits keine Kraft mehr zum Schreien. Kraftlos fiel sie auf den Sand unter sich zusammen.

„Oh nein, das ist schlecht, sehr schlecht“, sagte Shikamaru besorgt, und all ihre Augen lagen nun auf ihm. Nur Naruto starrte Urashiki weiterhin an.

„Seht ihr diese kleine, leuchtende Kugel an seinem Angelhaken, den er gerade einholt? Das ist Kurotsuchis Chakra. Das ist die besondere Fähigkeit seiner Angel, er kann damit jeder Person sein komplettes Chakra auf einmal rauben. Ich war mir nicht sicher, ob sie wirklich zu ihm gehört oder ob er sie sich nur von Momoshiki geborgt hatte.“

Er schüttelte mit dem Kopf, während Naruto fest die Zähne aufeinanderbiss.

„Auf jeden Fall hat sie kein Chakra mehr und muss sofort notärztlich versorgt werden, ansonsten riskieren wir es, dass sie das hier nicht überlebt!“

Entsetzen breitete sich unter den Kage aus, sie hatten sicherlich mit einem sehr schweren Gegner gerechnet, immerhin war ihr Gegner ein Mitglied des Ootsutsuki-Clans. Wie gefährlich er sein würde, darauf hätte sie niemand vorbereiten können.

„Na großartig, dann kommt das auch noch dazu? Wir müssen uns zurückhalten, während uns der Typ so mir nichts, dir nichts mit seiner Angel ausschalten kann?“

Angewidert spuckte Darui aus, dann sah er hinauf zu Gaara und formte mit seinen Händen einen Trichter.

„Hey, Kazekage, bring sie sofort zu mir herunter! Ich kann zwar keine medinischen Ninjutsu, aber ich kann versuchen, ihr ein bisschen was von meinem Chakra zu geben, damit sie wenigstens über die Runden kommen kann!“

Sofort ging Gaara der Bitte nach, während er die letzten Zementbrocken vorsichtig am Boden ablegte und sich um seine eigene Verteidigung kümmerte.  

 

Ein Umstand, welcher Urashiki ein kleines bisschen zu nerven schien.

„Hm, wie es aussieht, habt ihr meine Nachricht nicht verstanden. Ich muss mich wohl ein wenig deutlicher ausdrücken“, sagte er laut und holte ein weiteres Mal mit seiner Angel aus, dieses Mal hatte er Gaara im Visier. Doch so weit kam die Angel nicht. Sowohl Choujuurou mit seinem Schwert, Hiramekarei, wie auch mehrere Schattendoppelgänger von Naruto stützten sich dazwischen, um den Angelhaken so gut es ging aufhalten zu können. Das Original fasste zusammen mit Darui die ohnmächtige Kurotsuchi an den Händen und ließen ihr Chakra zukommen. Ihre Haut nahm wieder eine gesündere Farbe an, um wieder zu Bewusstsein zu kommen, reichte es dennoch nicht aus.

„Shikamaru, kümmere du dich bitte um sie, und sorge dafür, dass sich ein Medizin-Ninja sich ihrer so schnell wie möglich annehmen kann.“

Sein Freund und Hokage hätte ihn nicht darum bitten müssen, er hätte es ohnehin sofort angeboten. Angesichts der Stärke des Gegners, wie auch der vier verbliebenen Kage kam sich Shikamaru nutzlos vor, er wusste, wann er keinen Platz in einem Kampf haben würde. Dies war ein solcher Kampf und er tat lieber etwas, bei dem er deutlich nützlicher sein würde.

So nahm er die ohnmächtige Tsuchikage auf seine Arme und trug sie ein Stück weiter weg, außerhalb der direkten Reichweite des Kampffeldes. Anschließend konnte Naruto noch erkennen, wie Shikamaru sich auf die Suche machte, bevor er sich wieder auf Urashiki vor sich konzentrierte. Dieser hatte längst die Schattendoppelgänger erledigt und lieferte sich mit Choujuurou einen merkwürdigen Schwertkampf, bei dem der Angelstab als eine Art Schwertersatz diente.

Immer wieder und wieder drosch Choujuurou mit beiden Teilen seines Schwerts auf den Angelstab ein, ohne dass dieser zerbrach oder wenigstens nachgab. Gaaras Sand diente auch ihm dabei als fliegender Untergrund.

„Lustiges Spielzeug habt ihr Maden euch einfallen lassen“, sagte Urashiki und zu ihrer allen Entsetzen kostete es ihm keine Kraft, keine Anstrengung, sich gegen den Hagel aus Angriffen verteidigen zu müssen. Eine Weile machte er es noch mit, bevor es ihm dann doch zu bunt wurde. Genervt ließ sich Urashiki in sein Portal fallen und erschien hinter Choujuurou, bereit, auch diesem mit einem Angelhieb das gesamte Chakra zu stehlen. Dass er den jungen Mann um mehrere Haaresbreiten verfehlte, war die Schuld von Gaara, wie auch dessen Sand.

Erschrocken starrte Choujuurou an die Stelle, an der er sich noch bis eben befunden hatte, bevor eine Sandhand ihn aus der Gefahrenzone gezogen hatte.

„Vielen Dank, ohne dich wäre der Kampf für mich nun auch vorbei“, bedankte sich Choujuurou aufrichtig. Gaara schüttelte dagegen den Kopf.

„Schon in Ordnung. Wir sollten uns lieber überlegen, was wir gegen diesen Kerl und seine überaus gefährliche Waffe unternehmen. Viele meiner Jutsu benötigen viel Platz oder Zeit, die er mir mit Sicherheit nicht geben wird. Bevor ich auch nur darüber nachdenken kann, ihn in meinem Wüstenbegräbnis oder dem kaiserlichen Wüstengrab gefangen zu nehmen, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.“

Auch er formte ein paar Fingerzeichen, bevor er mehrere Sandshuriken auf seinen Gegner abfeuerte. Urashiki benutzte jedoch seine Angel, um sich auch gegen diesen Angriff zu verteidigen.

 

Darui gab ein lautes Zischen von sich.

„Langsam wird mir das Ganze dann doch zu blöd. Machen wir den Kerl fertig und dann sehen wir weiter, was wir dann mit ihm machen werden.“

Er sah Naruto tief in die Augen und seine Stimme klang so ernst wie noch nie.

„Kümmerst du dich bitte weiter um Kurotsuchi? Ich denke, es macht mehr Sinn, wenn du sie weiterhin mit Chakra versorgst, zumindest so lange, bis Shikamaru mit dem Medizin-Ninja zurück ist.“

Naruto nickte, es stank ihm gewaltig, dass er nichts weiter tun konnte als seine Kollegin mit seinem Chakra so gut es ging am Leben zu erhalten. Dabei wäre es ihm viel lieber, wenn er diesem nervigen Kerl aus dem All sein Rasengan in die Magengrube jagen könnte.

„Gut, ich, nein, wir alle verlassen uns auf dich!“, sagte Darui, bevor er sich ebenfalls ins aktive Kampfgeschehen einmischte. Gaaras Sand erlaubte ihm ebenfalls, mit den anderen auf einer Höhe zu sein, nun hatten sie ihren Gegner wieder in einer Zange gefangen. Er formte mehrere Fingerzeichen, bevor er sie Hände zusammenfaltete und vor sich wegstreckte.

„Sturmversteck: Laser-Zirkus“, rief er laut aus, bevor unzählige helle Energiestrahlen seine Finger verließen, sie alle mit Urashiki als ausgewähltes Ziel. Gaara warf noch mehr Sandshuriken und Choujuurou verließ sich auf ein dampfendes Wasserjutsu, welches mit hohem Druck auf seinen Feind abgeschossen wurde.

Auf einmal zuckte Kurotsuchi unter ihm zusammen, ganz leicht erwiderte sie seinen Händedruck, für mehr schien sie im Augenblick noch zu schwach zu sein. Naruto hatte keine Ahnung, wie man die Vitalfunktionen einer Person feststellte, doch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie fürs Erste wohl über den Berg sei. Dennoch war er froh, als Shikamaru mit einem Medizin-Ninja zurückkehrte.

„Meister Hokage, vielen Dank, ich werde ab hier übernehmen“, sagte er, formte mehrere Fingerzeichen, bevor er ein medizinisches Jutsu an ihr benutzte.

„Ich werde ihn dabei assistieren, soweit es mir möglich ist“, sagte Shikamaru, sie beiden wussten, dass er im Augenblick keine große Kampfkraft darstellte, wie die vier Kage oder Urashiki selbst.

„In Ordnung, dann machen wir vier ihn fertig und können dann wieder nach Hause gehen.“

Naruto, entschlossen, sich nun auch im Kampf einzumischen, drehte sich um. Doch als er seine Freunde und Kollegen sah, spürte er, dass etwas nicht stimmte. Dass sie sich mehr als merkwürdig verhielten.

„Glaub ja nicht, dass du mich noch einmal hereinlegen kannst, du elendiger Mistkerl!“, rief Darui aus, bevor er mehrere Steine in Gaaras Richtung schickte. Dieser verteidigte sich mit einer Sandmauer und schickte mehrere Arme aus Sand als Antwort zurück. Choujuurou dagegen stand mit seinem Schwert auf seiner Sandplattform und schien sich unsicher zu sein, wen von beiden er angreifen sollte.

„Was machen die da?“, fragte Naruto verdattert, denn der Einzige, der dort oben am Himmel nichts tat, außer zu lachen, war Urashiki selbst. Hatten seine Freunde denn auf einmal den Verstand verloren, dass sie sich gegenseitig bekämpften?

„Verdammt, sie stehen alle drei unter einem mächtigen Genjutsu“, fluchte Shikamaru neben ihm, Naruto drehte sich überrascht zu ihm um.

„Dann werde ich sie eben aus diesem Genjutsu wieder herausreißen müssen!“

Entschlossen ballte Naruto seine Fäuste und machte sich bereit zum Absprung, als ihn etwas ablenkte.

 

Er sah, wie mehrere Steine durch die Luft flogen, in Urashikis Richtung – und trafen. Verdutzt blickte sich der Ootsutsuki-Abkömmling um, trotz seiner Byakugan-Fähigkeit hatte er den Großteil seiner Umgebung seiner Umgebung ausgeblendet. Zumindest verriet das seine suchende, wie auch wütende Miene. Die Scharade hatte viel zu viel seiner Aufmerksamkeit gefordert.

Auch Naruto versuchte, die Herkunft der fliegenden Steine zu ermitteln und sie wurden fast schon zeitnah fündig: Mehrere Kinder standen, mehr oder weniger zitternd, neben ihm mit mehreren Steinen in den kleinen Händen.

„Lass sofort Meister Mizukage in Ruhe!“

„Du Monster!“

„Ja, lass Meister Mizukage aus deinem Jutsu raus!“

Wie um ihre Forderungen zu untermauern, warfen sie weitere Steine in Urashikis Richtung. Da das Überraschungsmoment nicht mehr auf ihrer Seite lag, konnte er die meisten von ihnen mit Leichtigkeit abwehren.

„Törichte Würmer, anstatt euer Leben in der Flucht um eine kurze Zeit zu verlängern, äußert ihr lieber den Wunsch, es von mir höchstpersönlich vorzeitig beenden zu lassen. Nun gut, wenn ihr euch das so sehr wünscht, dann will ich doch mal so nett sein und euch diesen Wunsch erfüllen!“

Sofort hob er seine Angel und schwang sie so kräftig durch die Luft, dass es den Anschein machte, als würde er mehrere seiner Haken in die Richtung der Kinder schwingen. Sofort sprang Naruto dazwischen, schnappte sich mit seinen Armen aus Kurama-Chakra je eins der Kinder und zog sie in Sicherheit. Dann versuchte er, die angreifenden Angelhaken abzuwehren, was jedoch aufgrund der Wucht, die dahintersteckte, alles andere als einfach war.

„Gefäß des Fuchses, um dich werde ich mich auch noch kümmern, kein Grund zur Sorge. Doch zuerst will ich die kleinen Parasiten vernichten, die es gewagt haben, mich mit ihren schmutzigen Steinen zu berühren.“

Wieder und wieder ließ Urashiki seinen Angelhaken in die Richtung der Kinder sausen, von vorne, von den Seiten, gar von hinten, er ließ keine Richtung unversucht. Das Tempo nahm dabei immer weiter zu und immer mehr lag es an seinem Glück als an seiner Geschwindigkeit, dass Naruto die Angelhaken weiterhin abwehren konnte.

„Gut, wenn es für dich so einfach ist, Fuchsgefäß, dann werde ich wohl noch ein bisschen Wind in die Sache bringen.“

Zu den Angelhaken, die wie ein Sturm auf sie niederprasselte, gesellte sich nun auch ein sehr starker Wind, der ihnen alle leichte Schnitte am Körper verpasste. Narutos Wunden heilten dank des Chakramantels sofort, doch die Kinder – sie hatten diesen Vorteil nicht. Und Naruto hatte schlicht nicht die Zeit, um sie ebenfalls mit einem derartigen Mantel beschützen zu können.

Da kam ihm eine Idee. Sofort errichtete er eine eigene Barriere, er ließ den Kopf von Kurama erscheinen, der sich wie eine schützende Kuppel über sie stülpte. Der Wind wie auch die Angelhaken klatschten gnadenlos dagegen, doch Naruto konnte nicht sagen, wie lange er diese Kuppel aufrechterhalten würde. Immerhin hatte er bereits eine Menge Chakra verbraucht und auch wenn er dank Kurama sehr viel davon besaß, auch seine Menge war im Endeffekt endlich.

 

Schließlich ließ Urashiki von seinen Angriffen ab, doch Naruto wusste, dass er sie damit nur in eine falsche Sicherheit wiegen wollte. Schnell sah er zu seinen Freunden, noch ging es ihnen gut, doch wie lange noch? Wie lange würde es dauern, bis einer von ihnen sich ernsthaft verletzen würde?

Naruto musste ihnen helfen, das stand für ihn fest. Die Kinder konnte er aber auch nicht allein lassen. Urashiki schien dies ebenfalls bewusst zu sein, er hob seinen Arm, um einen Angriff auf einen der dreien zu starten. Naruto konnte ganz klar erkennen, dass Gaara nun das neue Ziel seiner Angriffe sein würde.

„Nein, das kannst du nicht tun!“, rief Naruto und überlegte fieberhaft. Sollte er ein Rasen Shuriken auf Urashiki werfen? Dabei würde er damit riskieren, seine Freunde zu treffen und zu verletzen.

Sollte er lieber Schattendoppelgänger benutzen? Versuchen, seine Freunde wieder aus dem Genjutsu zu holen?

Als er darüber nachdachte, was die beste Entscheidung sein könnte, flog ein einsames, kleines Shuriken in Urashikis Richtung. Ohne sich anstrengen zu müssen, lehnte sich Urashiki zur Seite, das Shuriken flog an seinem Kopf vorbei. Naruto blickte zur Seite und entdeckte Kurotsuchi, die sich gerade noch auf den Beinen zu halten schien. Ihr ausgestreckter Arm verriet ihm, dass sie das Shuriken geworfen haben musste.

„Das sieht nach einer Verzweiflungstat aus. Gehen euch denn so sehr die Ideen aus? Tja, als Menschen seid ihr auch nur wertlose Maden.“

„Und du hast offenbar aus deinem Fehler von vorhin nicht gelernt, du hast deine Umgebung immer noch nicht im Blick“, konnte Naruto eine sehr, sehr vertraute Stimme hören. Die Stimme einer Person, die er immer wieder sofort erkennen würde.

Eine Gestalt hatte seine Position mit dem des Shuriken getauscht und jagte dem überraschten Urashiki ein Kunai tief in den Nacken hinein. Dieser holte mit seiner Angel aus und die Gestalt wich dieser mühelos aus. Stattdessen nahm sie sich die Zeit, und sprang auf eine von Gaaras leeren Sandschwebeflächen.

„Sasuke, was machst du denn hier?“, wollte Naruto erfreut wissen und winkte so heftig er konnte in dessen Richtung. Dieser erwidere die Geste nicht, was Naruto auch schon längst nicht mehr von ihm erwartete hätte.

„Hallo Naruto. Ich war zufällig in der Nähe, um eine der vielen Kaguya-Ruinen zu untersuchen. Als ich zufällig eine große Ansammlung an Chakra spüren könnte, unter anderem deine, habe ich mich sofort auf den Weg macht. Besonders, da das Chakra von dem Kerl hier mit dabei war“, sagte er und deutete mit dem Schwert auf Urashiki, welcher sich schmerzverzerrt den Nacken hielt.

„Da dachte ich, dass es euch möglicherweise recht wäre, wenn ich mich auch in den Kampf einmischen würde.“

„Auf dich kann man sich wirklich verlassen, Sasuke!“

Erleichtert und dankbar für die Verstärkung lächelte Naruto ihn an, und für einen kurzen Moment tat Sasuke es ihm gleich. Auch Shikamaru war froh, dass Sasuke sich, wenn auch eher zufällig, zu ihnen gesellt hatte. Der Einzige, der damit überhaupt nicht einverstanden war, war Urashiki. Wütend knirschte er mit den Zähnen, sein Gesicht war zu einer hassvollen Maske verzerrt.

„Ihr ekelhaften Maden! Wie könnt ihr es wagen? Dafür werdet ihr büßen müssen!“, stieß er wütend zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hindurch. Gleichzeitig versuchte er mit der freien Hand das Kunai zu erreichen, welches ihm Sasuke in den Nacken gerammt hatte. Sie alle wussten, dass ihn das eher störte als tödlich verwundete und doch bereitete ihm der Winkel starke Probleme bei der Entfernung des Wurfmessers. Dies verschaffte ihnen ein bisschen Zeit, besonders, da seine Angelwürfe nun weitaus weniger präzise waren.

„Nicht mal ein Ootsutsuki schafft ein solches Multitasking, das ist ja schon fast beruhigend zu sehen“, sagte Naruto stark amüsiert, was die Laune von Urashiki noch weiter in den Keller katapultierte.

„Wage es ja nicht, mich mit euch unfähigen Einzellern in einen Topf zu werfen!“, schrie Urashiki nun schon fast, seine Finger erreichten das Kunai immer besser, streiften es jedoch nur. Noch bekam er es nicht zu fassen.

„Wir sollten das hier schnell zu Ende bringen, bevor uns der Vorteil noch davonrennt. Viel Zeit werden wir aber nicht haben. Der könnte sich noch die Schulter auskugeln, um mein Kunai rauszuziehen“, sagte Sasuke mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Naruto nickte ihm nur zu.

Er spürte, was er zu tun hatte. Sofort schickte er drei Schattendoppelgänger, die sich neben die kämpfenden Kage stellten und versuchten, so gut möglich an sie heranzukommen. Kaum hatten sie diese mit ihren Fingern berührten können, ihnen ein wenig Chakra übertragen können, wurden die drei wieder Herr ihrer Sinne. Verwirrt blickten sich Choujuurou, Gaara und Darui, aus der Verwirrung wurde Scham und aus Scham wurde Wut. Wut gegenüber dem Alien, dass sie so bloßgestellt hatte.

„Da hat es dieser Saukerl doch tatsächlich geschafft, uns unter ein Genjutsu zu stellen, während wir ihn noch angegriffen haben. Das ist ja schon fast beängstigend, wie flüssig der Übergang war“, sagte Darui und schüttelte angewidert seinen Kopf.

Choujuurou fasste sich an den Kopf.

„Das würde auch erklären, warum er ständig seine Position so oft und so schnell gewechselt hat. Er hat euch beide abwechselnd als sich selbst dargestellt, gar kein schlechter Schachzug, das muss ich zugeben. Nur, dass ich selbst das Opfer dafür sein musste, gefällt mir ganz und gar nicht.“

„Wir können nur von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist und wir uns nicht gegenseitig verletzt, gar getötet haben.“

Gaara verschränkte seine Arme und versuchte, eine Übersicht über die veränderte Situation zu bekommen. Erst jetzt schien er Sasuke zu bemerken, überrascht sah er zu diesem hinüber.

„Oh, wie es aussieht, haben wir wohl Verstärkung bekommen. Das ist mir ganz recht, dann können wir diesen Typen wohl endgültig in seine Schranken weisen.“

Fünf Kage gegen den Eindringling aus dem Weltall! - Teil 2

Urashiki dagegen sah aus, als würde er jeder Sekunde in die Luft gehen. Seine Atmung wurde schwerer und er schien seine Emotionen kaum noch unter Kontrolle halten zu können. Mit einem lauten Schrei verdrehte er seinen Arm auf eine so derartig unnatürliche Weise, dass Naruto bei jeder anderen Person Mitleid bekommen hätte. Als Urashikis Hand den Griff des Kunais schließlich doch zu fassen bekam, zog er es ruckartig heraus, ein kleiner Schwall Blut folgte. Doch das schien er nicht zu bemerken oder er schenkte dem Schmerz keine Aufmerksamkeit, ein weiterer lauter Schrei war die einzige Reaktion, die darauffolgte.

Mit der Spitze des blutverschmierten Kunai zielte er in ihre Richtungen, auf jeden einzelnen von ihnen zeigte er der Reihe nach damit. Von seiner lässigen Arroganz war nichts mehr geblieben, alles, was ich in seinen Augen widerspiegelte, waren blanker Hass und Zorn.

„Ihr steht auf einer viel unteren Evolutionsstufe als ich, ihr solltet eigentlich vor mir auf die Knie gehen und mich mit dem Respekt behandeln, der mir gebührt! Dafür werdet ihr Schmerzen erleiden, dass ihr euch wünscht, ich würde euch sofort umbringen… Niemand, absolut niemand von euch Insekten hat das Recht, so mit mir umzugehen!“

Das Kunai in der Hand, breitete er seine Arme aus und öffnete seinen Mund. Eine Pose, die bisher keiner von ihm kannte. Gleichzeitig wussten sie, dass sie ihn nicht unterschätzen durften. Jetzt erst recht nicht.

Sofort stellten sich alle in Kampfposition, während Naruto sich auch gleichzeitig schützend vor die Kinder stellte. Die schützende Chakra-Kuppel in Form von Kuramas Kopf diente zwar als Verteidigung, aber nur, solange Naruto sich nicht von der Stelle bewegte. Und mit einem Schattendoppelgänger konnte er diese nicht aufrechterhalten.

„Naruto, wir müssen die Chance nutzen“, sagte Sasuke, kaum, dass er sich neben Naruto teleportiert hatte. Auch die anderen Kage waren ihm herüberkommen, um die nächsten Schritte zu besprechen.

„Hört zu, ich denke nicht, dass wir ihn heute besiegen können, dazu sind uns hier viel zu sehr die Hände gebunden“, wies Gaara ihn darauf hin. „Aber ich habe eine Idee, wie wir ihn möglicherweise für immer von hier vertreiben können. Alles andere sehen wir danach dann.“

Sofort steckten sie alle ihre Köpfe zusammen, ohne Urashiki aus den Augen zu verlieren. Dieser begann einen Angriff vorzubereiten, es war mehr als offensichtlich. Also mussten sie schnell und präzise agieren, um ihn auf der einen Seite aufzuhalten, aber auf der anderen Seite die Sicherheit des Dorfes nicht zu bedrohen.

„Gut, ich denke, jeder von euch weiß, was er zu tun hat, nicht wahr?“, fragte Gaara in die Runde und blickte am Ende Naruto sehr lange an. Nervöse Schweißtropfen liefen an seinem Gesicht herunter.

„Hey, aus dem Alter, in dem ich kopflos auf den Gegner zugestürmt bin, bin ich doch längst hinausgewachsen“, versuchte er sich zu verteidigen. Dann wurde auch er wieder ernst.

„Machen wir ihn fertig, damit er Kirigakure ein für alle Mal in Ruhe lässt!“

„Geh es aber in Ruhe an, Kurotsuchi, denk daran, du bist nur dank des Hokage und seiner raschen Chakra-Spende noch am Leben!“

Kurotsuchi schüttelte wild den Kopf.

„Dessen bin ich mir bewusst. Wenn ich aber meine geringen Charkareserven gut einteile, dann kann ich genau einen Angriff starten. Dieser muss allerdings sitzen. Einen zweiten Versuch kann ich mir nicht leisten.“

Wie besprochen gingen alle auf ihre Positionen, beobachteten Urashiki ununterbrochen und versuchten herauszufinden, dass dessen nächste Schritte sein würden.

„Jetzt werdet ihr alle wie die Hunde draufgehen, die ihr seid!“, schrie er, offensichtlich bereit, loszulegen. Und das tat er auch.

Mit einem Male tauchten starke Winde auf, die in alle möglichen Richtungen wehte und ihnen ins Gesicht peitschte. Häuser begannen zu wackeln, Teile von Wänden bröckelten ab und fielen zu Boden. Jetzt konnte Naruto erst recht nicht die Kuppel verlassen, die Kinder hatten keinen Rückzugsort mehr übrig. Doch ihr Plan stand fest, sie mussten ihn nur noch ausführen, bevor die Winde noch schlimmer wurden. Er konnte auch den anderen ansehen, wie ihnen das Atmen immer schwerer fiel. Irgendwann würde es ihnen gar nicht mehr möglich sein.

„Los jetzt!“, schrie Naruto, als er zwei Dutzend Schattendoppelgänger schuf, die er direkt auf Urashiki hetzte. Sofort begann dieser, sich mit seiner Angel zu verteidigen, während er mit der anderen Hand seine Windkunst aufrechterhielt. Kaum hatte er den letzten Schattendoppelgänger mit einem Stabhieb ins Jenseits befördert, begann Sasuke sich zu konzentrieren. Blut lief von seinem rot leuchtenden Auge herab und er biss verkniffen die Zähne aufeinander.

„Amaterasu!“, sagte Sasuke so laut er konnte, den Blick seines rechten Auges stark fokussiert auf Urashiki. Dieser fing sofort zu brennen an, schwarze Flammen verzehrten sich an seinem gesamten Körper und bereiten ihm unglaubliche Schmerzen. Es fiel ihm zunehmend schwer, seine Technik aufrecht zu erhalten. Schlussendlich steckte er seine Angel weg und versuchte, die schwarzen Flammen mit seinem Körper zu absorbieren. Dass dadurch seine Windkunst schwächer wurde, konnte Naruto an den Reaktionen der anderen ablesen. Sie mussten nun mit deutlich weniger Gegenwind kämpfen und waren bereit, die nächsten Schritte ihres Plans einzuleiten.

Dieses Mal waren Choujuurou und Kurotsuchi am Zug, sie beide formten Fingerzeichen und waren bereit, ihre Jutsu auf ihren gemeinsamen Feind abzufeuern.

„Lavaversteck: Jutsu des erstarrenden Kalks!“

„Wasserversteck: Gewaltige Welle!“

Wie bereits zuvor deckte Kurotsuchi Urashiki mit einer dicken Schicht Kalk ein, bevor Choujuurou dieses mit seinem Wasser zu einer dichten Zement-Masser vermischte. Urashiki begann zu lachen.

„Wie oft wollt ihr diese Technik denn noch ausprobieren, ihr armseligen Idioten? Habt ihr denn beim letzten Mal nicht mitbekommen, wie nutzlos das hier war? Nutzlos, nutzlos, nutzlos!“

Wie bereits beim letzten Mal versucht er, sich mit einer gewaltigen Menge Chakra zu befreien, wieder versuchte er, sein Zementgefängnis zum Platzen zu bringen. Er versuchte es so gut ging – doch dieses Mal passierte nichts. Kein einziger Riss erschien in seinem kleinen Gefängnis und langsam schien er die Gefahr zu registrieren, in welcher er sich offensichtlich befand.

„Was … was soll das? Wie kommt es, dass diese komische Mischung nun härter ist als davor? So viel Chakra kann das Weib doch gar nicht benutzt haben?!“

Gaaras Mundwinkel zuckten, als er auf seinem Sand stehend zu Urashiki hinüberschwebte.

„Sieht so aus, als ob wir Hunde dir noch etwas beibringen könnten. Was du zuvor bekämpft hast, war reiner Zement. Nun, weißt du, was passiert, wenn man in die Mischung aus Kalk und Wasser noch eine große Menge Sand hinzufügt?“

Urashiki gab gequälte Geräusche von sich, als wollte er die nächsten Worte nicht hören. Gaara gab ihm diese Gnade jedoch nicht.

„Du musst wissen, wenn man Kalk, Wasser und Sand miteinander vermischt, dann erzählt man Zement. Und je mehr Sand dieser Mischung beigefügt wurde, desto härter wird sie. Und desto mehr Sand enthält sie auch, die ich nach meinem Willen kontrollieren kann. Das dürfte dir lange nicht so gefallen wir mir.“

Kaum hatte Gaara Urashiki sein Unheil mit einem Lächeln erklärt, streckte er den Arm aus. Es war eine Geste, die Naruto schon lange, sehr lange nicht mehr bei Gaara gesehen hatte. Ein leichter Schauer jagte ihm über den Rücken, Erinnerungen an die Ausscheidungskämpfe der Chunin-Prüfungen erschienen vor seinem inneren Auge. Erinnerungen daran, wie Gaara mit diesem Jutsu beinahe seinen Freund Rock Lee getötet hatte.

Dieses Mal aber betrachtete er es nicht mit blankem Schrecken. Er hatte absolut kein Mitleid mit Urashiki, im Gegenteil. Und wenn sie ihn damit aus dem Weg räumen konnten, dann war das Jutsu absolut gerechtfertigt. Zumal Gaara heute ein komplett anderer Mensch war.

Gaara drehte seine Hand, während Urashiki verzweifelt versuchte, sich aus seinem Zement-Gefängnis zu befreien. War das Angst, das da in seinen Augen leuchtete? Naruto hoffte, dass das der Fall war.

„Trauerzug der Wüste“, sagte Gaara mit ruhiger Stimme, während er seine Hand schnell zu einer Faust zusammenballte.

Urashikis Schrei hallte in ihren Ohren, doch keiner von ihnen zeigte Mitleid oder ähnliche Gefühle. Stattdessen fühlte es sich wie eine Genugtuung an, selbst Naruto konnte nicht anders, als so zu empfinden. Als der Beton von seinem Körper bröckelte, gab er einen völlig lädierten Körper frei, der sich gerade noch in der Luft halten konnte. Urashiki schien Probleme mit dem Atmen zu haben und blickte sich um. Diesen Ausgang des Kampfes hatte er nicht vorhersehen können, er schien ganz und gar nicht nach seinem Geschmack zu sein. Das Gesicht, von Schmerzen gezeichnet, bemühte sich um ein lässiges Lächeln. Mit dem rechten Arm hielt er sich den linken, welcher in einem ungesunden Winkel abstand.

„Ihre dreckigen, elendigen Würmer. Ihr mögt diesen Kampf gewonnen haben, aber ich werde noch dafür sorgen, dass ihr alle, jeder einzelne von euch, das noch bereuen wird. Meine Rache wird furchtbar sein und die Schmerzen unermesslich. Ruht euch ruhig auf eurem Sieg aus, denn das hier wird der letzte sein.“

Völlig erschöpft und mit hängenden Schultern erschien hinter Urashiki sein schwarzes Tor, langsam schwebte er hinein, bevor er es wieder verschwinden ließ. Niemand von ihnen machte Anstalten, ihn auf seiner Flucht aufzuhalten. Im Gegenteil, sie hatten ihr Ziel erreicht und konnten nun aufatmen. Sie hatten es überstanden.

„Mit den Wunden wird es noch eine ganze lange Weile dauern, bis er sich davon vollständig erholt hat. Ich muss sagen, das ist eine sehr starke, aber auch unheimliche Technik, Gaara“, lobte Choujuurou ihn, woraufhin Gaara verschämt wegblickte.

„Jedenfalls müssen wir uns erstmal keine Sorgen machen, der wird hier nicht mehr so schnell auftauchen. Bestimmt schmiedet er bereits die nächsten Pläne, aber Kirigakure ist für ihn ein zu heißes Pflaster geworden. Allein sein Stolz wird ihn daran hindern, hier in der nächsten Zeit nochmal aufzutauchen.“

Sasuke näherte sich Naruto, der sowohl seinen Modoo wie auch die Kuppel deaktivierte. Es war vorbei, es war überstanden.

„Vielen Dank nochmal, dass du uns unterstützt hast, ich weiß nicht, ob wir das ohne dich doch noch hinbekommen hätten.“

Wie gewohnt ging Sasuke nicht auf den Dank ein, er blickte Naruto mit einem „Das ist doch mein Job“- Blick an und damit war für den Uchiha alles gesagt. Stattdessen sah er die anderen an.

„Wir sollten dafür sorgen, dass Kurotsuchi umgehend medizinisch versorgt wird. Noch hat sie das Chakra von Naruto und dem Heil-Ninja als Reserve in ihrem Körper. Aber wenn sie nicht sofort behandelt wird, könnte das noch schlimme Folgen nach sich ziehen.“

Darui fühlte sich sofort angesprochen, er hob meldend die Hand und ging auf die Tsuchikage zu.

„Darum kann ich mich kümmern, ich bringe sie sofort ins Krankenhaus, das sollte ja nicht so weit weg sein.“

„Ich kann dich dorthin führen, Kirigakure hat mehrere verwinkelte Straßen, in denen sich Fremde immer wieder verirren können. Außerdem will ich mich mit dem Medizin-Ninjas zusammenschließen und nach möglichen Verletzten suchen.“

Kurotsuchi blickte zu Boden, es war ihr mehr als unangenehm, das konnte man ihr an der Nasenspitze ablesen. Dennoch ließ sie es zu, von den beiden Kage begleitet zu werden.

„Wenn du möchtest, kann ich dich von meinem Sand dorthin tragen lassen, damit kannst du deine Kräfte noch besser schonen“, schlug Gaara vor und Kurotsuchi war bereits viel zu erschöpft, um dagegen argumentieren zu können. Umgehend schuf Gaara eine weitere Plattform, bevor sie sich zusammen mit dem Medizin-Ninja, Darui und Choujuurou auf den Weg zum Krankenhaus machten.

 

Naruto, Sasuke und Shikamaru, die einzigen die sich nicht vom Ort entfernt hatten, sahen sich an. Der Kampf war vorbei, sie waren müde, aber nicht verletzt. Nur Shikamaru fühlte sich so frisch wie eine Morgenbrise.

„Damit hätten wir das auch erledigt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Urashiki sich erst morgen oder übermorgen hätte blicken lassen, damit ich mir viele gute Strategien überlegen hätte können, aber ja. Und auch die anderen vor seiner Technik warnen… Mit diesem Kerl muss man wohl eher gestern als heute rechnen.“

Bevor Naruto oder Sasuke etwas darauf erwidern konnten, sahen sie, wie die Kinder auf ihn zugelaufen kamen. Freudestrahlen lag auf ihren Gesichtern, aber auch Erleichterung und Dankbarkeit. Eins von einen schnappte sich Naruto und drückte seine Hand sanft mit kindlicher Stärke.

„Meister Hokage, vielen Dank, dass Sie uns gerettet haben. Wir hatten so Angst, dass uns dieser unheimliche Mann wehtun würden!“, sprach der Größte von ihnen, er schien auch der Älteste zu sein. Naruto winkte ab.

„Das ist doch selbst verständlich. Aber wie kommt es, dass ihr noch im Dorf wart, haben die Genin euch nicht evakuiert?“

Jetzt begannen die Kinder herumzudrucksen, bevor wieder der Älteste von ihnen das Wort ergriff.

„Nein, ehrlich gesagt nicht, aber wir hatten auch erst viel zu viel Angst, um aus unserem Haus herauszukommen. Erst, als die Geräusche zu unheimlich wurden, wollten wir aus dem Dorf flüchten, bis die Bedrohung vorbei ist. Leider haben wir uns dann wohl verlaufen und …“

„Und wir konnten nicht mit ansehen, wie gemein der Mann dort mit Meister Mizukage umging, darum dachten wir uns: Wir helfen ihm!“

Naruto strich dem Kind, welches sich an seine Hand klammerte, mit der anderen sachte über den Kopf.

„Das war in der Tat sehr mutig von euch, aus euch könnten noch wunderbare Shinobi werden“, lobte er sie.

„Ja, das war mutig, aber auch sehr dumm. Nicht, dass das ein Hindernis wäre, ich meine, ich kenne noch jemanden, der es mit dieser Kombination sehr weit gebracht hat.“

Shikamaru unterdrückte ein lautes Lachen, während Sasukes Blick sich in Narutos Hinterkopf einbrannte. Er konnte es regelrecht spüren und sich auch viel zu gut vorstellen.

„Aber mal im Ernst, so viele mutige Kinder, die ihre Heimat gegen solche miesen Typen verteidigen wollen, haben immer die Chance, sehr gute Shinobi werden können. Wer weiß, vielleicht wird von euch jemand auch eines Tages der nächste Mizukage sein, wenn er oder sie das möchte. Oder Medizin-Ninja oder ein Lehrer an der Akademie – wenn ihr nur an eure Träume glaubt, dann könnt ihr alles schaffen!“, sagte Naruto mit einem viel zu breitem Grinsen.

Lächelnd sahen die Kinder sich an, und der Funken, der er in ihren Augen gesehen hatte, war zu einer lodernden Flamme herangewachsen. Vor ihm stand die mögliche nächste Generation an Shinobi, die ihre Werke in der Zukunft fortsetzen würde. Da fiel ihm schließlich seine Tochter ein, wie talentiert sie bereits jetzt war, wie sie ihr Byakugan in dem jungen Alter schon aktiviert hatte und …

 

Sein Blick fiel auf die Tasche, welche er bis vor dem Kampf mit sich herumgetragen hatte. Er hatte sie noch abgelegt, um für den Kampf freie Hände haben zu können. Danach war er zu den Kindern hinübergerannt und hatte ihre Existenz noch mehr vergessen. Er lief zu der Stelle hin, an welcher er sie abgelegt hatte – und sah, dass sie völlig zerstört war.

„Nein, nein, bitte nicht, sag mir nicht, dass das wahr ist“, sagte er und holte den ersten Gegenstand heraus. Das kleine Schächtelchen, in welchem Hinatas Kette aufbewahrt wurde, schien intakt zu sein.

Auch Borutos Spiel hatte den Kampf spurlos überstanden, die Plastikpackung hatte ein wenig Staub abbekommen, der sich jedoch leicht herunterwischen ließ.

Als letztes inspizierte er den Plüschhai für Himawari, auch er schien auf den ersten Blick in Ordnung zu sein. Erleichtert nahm Naruto den Hai in die Hand, um ihn sich näher anzusehen, als er bemerkte, wie viel leichter er im Gegensatz zu vorher war. Einen schlimmen Verdacht nachgehend, sah er sich den Hai noch einmal genauer an. Fluffige Watte kam ihm entgegen, in einer großen Menge, als hätte er die gesamte Füllung aus dem Hai geschüttelt. Erst jetzt sah er die Schnitte, tief und lang, wie sie über den fast gesamten Haikörper hinwegzogen. Der Hai hatte die anderen Geschenke mit seinem fluffigen Körper beschützt und dies mit seinem Plüschleben bezahlen müssen.

Brennende Tränen stiegen in seinen Augen auf und er kniff sie eng zusammen. Nein, er wollte hier nicht weinen, nein, sie sollten ihn nicht weinen sehen.

Er hatte nur das einzige Geschenk verloren, mit dem er seine Tochter eine Freude hätte machen können. Er hatte nur den letzten Hai verloren, der dieses Jahr noch käuflich erwerbbar war. Er würde seine Tochter wieder enttäuschen müssen und konnte nichts dagegen tun. Enttäuscht starrte er auf den Hai und dessen Auge sah ihm traurig entgegen.

„Oh, war das ihr Hai, Meister Hokage? Das ist ja total schade!“, sagte das älteste Kind mit einer großen Spur an Anteilnahme in der Stimme. Naruto öffnete den Mund, doch Shikamaru übernahm für ihn das Reden.

„Ja, der Hokage wollte den Hai seiner Tochter zu Weihnachten schenken. Leider ist er bei einem von Urashikis Angriffen kaputt gegangen und ich konnte ihn leider auch nicht beschützen. Wir müssen uns nun was Neues einfallen lassen, immerhin wird es bis nächstes Jahr keine Haie mehr zu kaufen geben.“

Während Naruto noch immer mit den Tränen kämpfte, sah er zwischen beim Blinzeln, wie die Kinder sich zurückzogen, ihre Köpfe zusammensteckten und über irgendetwas zu diskutieren schienen. Dann wandte sich der Älteste von ihnen an Naruto.

„Meister Hokage, bitte warten Sie hier einen Moment, ich bin gleich wieder da!“, sagte er und da Naruto auch nicht so recht wusste, wohin er nun gehen sollte, tat er dem Kind den Gefallen. Der Junge dagegen verschwand rennend in der nächsten Gasse, seine Freunde blickten ihm nach.

Zehn Minuten später kam er, schwer schnaufend, wieder zu ihnen zurück. Und er kehrte nicht allein zurück, in seinen Armen lag der gleiche Hai, der auf tragische Art und Weise aus dieser Welt gerissen worden war.

Verwirrt sah er die Kinder an, er verstand nicht. Warum hielt das Kind den Hai in seine Richtung?

„Bitte schön, Meister Hokage, Sie können meinen Hai haben und den ihrer Tochter schenken“, sagte der Junge und schob das Plüschtier noch mehr in Narutos Richtung. Dieser wollte ihn sofort ablehnen.

„Aber das kann ich noch nicht annehmen, das ist doch dein Spielzeug, willst du das denn nicht mehr haben?“

Der Junge schüttelte den Kopf.

„Sie haben uns beschützt und dafür ihren Hai verloren. Der Mann hätte uns ganz, ganz böse wehtun können, darum wollen wir damit danke sagen. Außerdem wird ihre Tochter dann nicht weinen, weil sie keinen Hai haben kann. Er ist auch ganz neu, und ich kann mir nächstes Jahr wieder einen kaufen.“

Wieder stiegen Naruto Tränen in die Augen, doch dieses Mal aus Dankbarkeit. Er wusste, wann es an der Zeit war, sich geschlagen zu geben. Mit einem Lächeln im Gesicht nahm der den Hai an.

„Vielen Dank. Himawari wird sich sicher darüber freuen. Und wenn sie ein bisschen älter ist, werde ich ihr von den lieben Kindern aus Kirigakure berichten können. Wie heißt ihr denn, wenn ich fragen darf?“

„Haruto, Purin, Wataru, Fujia und Tama“, sagte der Älteste, der beim ersten Namen auf sich selbst deutete.

„Vielen Dank, Haruto, ich werde es nicht vergessen. Und auch euch nicht.“

Shikamaru, der die restlichen Gegenstände, wie auch die zerrissene Tüte an sich genommen hatte, näherte sich der kleinen Gruppe.

„Auch in meinem Namen vielen Dank für euer großzügiges Geschenk, Konoha wird sich dafür noch erkenntlich zeigen.“

Dann wandte er sich an Naruto, welcher den Hai so fest an sich drückte, als würde sein Leben davon abhängen.

„Hey, wenn du willst, kann ich daheim die Geschenke für dich verpacken. Dann sieht es wenigstens nicht ganz so schlimm aus. Glaub mir, ich habe gesehen, wie du das machst – das kann sich keiner mitansehen.“

Peinlich berührt kratzte sich Naruto am Hinterkopf.

„Ja, das wäre in der Tat besser, danke, Shikamaru. Hast du auch eine Idee, wo wir die Geschenke bis Weihnachten am besten verstecken könnten? Es wäre ja keine Überraschung, aber zuhause wäre keine Option. Nicht mit zwei Personen, die das Byakugan beherrschen …“

Auch hierauf hatte Shikamaru sofort eine Lösung parat.

„Dann bewahre sie doch dort auf, wo deine Familie üblicherweise selten bis nie ist – im Hokagebüro. Dort haben wir mehrere Schränke, zu welchen außer uns beiden keiner Zugriff hat, das sollte also kein Problem sein.“

Naruto nickte, die Idee gefiel ihm richtig gut. Außerdem konnte er so sichergehen, dass er sie nirgendwo verstecken und vergessen könnte. Shikamaru würde ihn schon daran erinnern, das wusste er. Dann begann sein Magen zu knurren.

„Wie wäre es, bevor wir nach Kurotsuchi und den anderen sehen, sollen wir in das Ramen Restaurant gehen und dort eine leckere Ramen gönnen? Sasuke, komm doch auch mit uns mit! Und ihr Kinder seid natürlich auch alle eingeladen“, sagte Naruto mit einem breiten Grinsen. Die Kinder grinsten ebenfalls, denn eine Einladung eines so mächtigen Mannes zu so einer herrlichen Mahlzeit auszuschlagen, kam ihnen absolut nicht in den Sinn.

„Vielen Dank für die Einladung“, bedankten sie sich artig, bevor die gemischte Gruppe sich unter Führung von Shikamaru auf den Weg machte. Alles war gut, und Naruto hatte ein angenehmes Gefühl in der Magengrube, als er den Hai ein weiteres Mal an sich herandrückte.

Ein frohes Fest

Drei Wochen waren ins Land gezogen, seit Naruto und Shikamaru aus Kirigakure zurückgekehrt waren. Es hatte die beiden einiges an Überzeugungsarbeit und Argumenten gekostet, aus welchen Gründen sich Sasuke ihnen anschließen sollte. Mit Urlaubswochen konnte man ihn kaum locken, obwohl Urashiki für die nächste Zeit ausgeschaltet sein würde; dieser damit erstmal keine Bedrohung für die Menschheit darstellte. Shikamaru argumentierte auch mit seiner kleinen, aber liebevollen Familie. Wenn Sasuke zusammen mit Sarada und Sakura gemeinsam mehrere schöne Wochen wie auch Feiertage erleben könnte, das schien ihn dagegen nicht kalt zu lassen. Am Ende hatte er sich seinen beiden Freunden ergeben und Naruto wusste, dass Sasuke sich ebenfalls darüber freuen würde.

Danach hatte Shikamaru sein Versprechen eingehalten und die Geschenke nach dem Verpacken in einem kleinen, selten benutzten Büro versteckt. Er hatte sie sogar alle mit Namenszetteln verziert, damit Naruto nicht in die peinliche Situation geriet, die Geschenke falsch zu verteilen.

Für dies alles war Naruto ihm mehr als dankbar und er hatte es seinem Berater mit dem fleißigen Abarbeiten der verschiedenen Dokumente gedankt. Nur auf die Frage nach der Assistentin, darauf hatte er noch keine Antwort gefunden.

„Es könnte auch ein Assistent sein, das weißt du!“, hatte Shikamaru noch hinzugefügt, bei einem seiner unzähligen Erwähnungen der Frage, doch noch immer tat Naruto sich schwer. Sollte es nicht allein seine Aufgabe sein? Auf der anderen Seite, die Papierstapel wurden immer größer, das Hokagebüro sah er teilweise öfter als sein eigenes Schlafzimmer und seine Familie genauso wenig.

„Ich werde mir etwas einfallen lassen“, ein Satz, den Naruto früher oder später sagte, bevor er die ganze Angelegenheit wieder vergaß. So lange, bis ihn Shikamaru ein weiteres Mal daran erinnerte.

„Ok, gut, ich werde über die Feiertage darüber nachdenken.“

Shikamaru hob eine Augenbraue, Naruto konnte ihm die Zweifel an der Nasenspitze ansehen. Was er ihm nicht übelnehmen konnte. Immerhin kannte Shikamaru ihn genauso gut wie er selbst. Und sie beide wussten, wie vergesslich Naruto sein konnte, sobald er auch nur einen Fuß aus dem Büro setzte. Ihre gemeinsamen Erfahrungen über die vielen letzten Jahre gaben den beiden recht.

 

Jetzt, wenige Stunden vor dem Weihnachtsfest, blickte Naruto aus dem Fenster und beobachtete den fallenden Schnee. Zu seiner Überraschung legte Shikamaru eine Hand auf seine rechte Schulter. Dieser blickte ihn verwirrt an.

„In erster Linie solltest du lieber die Feiertage mit deiner Familie verbringen. Schlimm genug, dass ich die Aufgaben so delegieren musste, dass uns die Menge im nächsten Jahr erschlagen wird. Dennoch, nach all dem, was wir erlebt haben, müssen wir auf uns Acht geben. Und das schätzen, was wir haben, bevor wir es verlieren.“

„Shikamaru …“

Ergriffen blickte Naruto seinem Freund in die Augen, bevor dieser den Kopf wegdrehte.

„Urashiki ist nicht der einzige Ootsutsuki da draußen, wir können froh sein, dass nur er uns immer wieder belästigt. Gaaras Jutsu mag ihn schwer verwundet haben, aber er wird zurückkommen. Ganz sicher wird er das, der ist hartnäckiger als Unkraut!“

Als sich sein Kopf zurückdrehte und sich ihre Blicke kreuzten, war Shikamarus Miene viel freundlicher geworden. Zumindest Naruto gelang es, diesen feinen Unterschied wahrzunehmen.

„Komm, lass uns nach Hause gehen und wenigstens für eine kurze Zeit Spaß mit unseren Lieben haben. Wir beide haben jemanden, der auf uns wartet.“

Dann seufzte er laut auf.

„Wenigstens musst du Hinata nicht erklären, warum du selbst heute noch, kurz vor dem Fest, beim Arbeiten warst. Temari wird mir die Ohren umdrehen.“

Besorgt hielt sich Shikamaru die Ohren fest, was Naruto ein wenig zum Schmunzeln brachte.

„Du hast was bei mir gut.“

„Mir würde es schon reichen, wenn du dich endlich auf den Weg machen würdest! Und wehe, du vergisst die Geschenke, dann werde ich Temari DIR auf den Hals hetzen.“

Naruto wich ein Stück zurück, die Augen verängstigt durch den Raum schweifend.

„Nein, ich denke, das wird nicht nötig sein. Ich wollte mich sowieso auf den Weg machen.“

Sofort drehte sich Naruto vom Fenster weg, durchschnitt den Raum und drehte sich noch ein letztes Mal zu Shikamaru um, die rechte Hand um die Türklinke gelegt.

„Frohe Feiertage, Shikamaru, und vielen Dank für alles.“

„Dir auch frohe Feiertage, Naruto. Dir und deiner Familie.“

Naruto begann zu lächeln. Die Geschenke lagen in diesem einen Raum bereit, sie mussten nur noch abgeholt werden. Er durfte sie nicht vergessen.

„Deiner natürlich auch“, sagte er, bevor er die Tür öffnete und Shikamaru allein im Raum zurückließ.

 

Knapp dreißig Minuten später schlenderte Naruto in Begleitung eines Schattendoppelgängers durch die Straßen Konohas. Der Schnee fiel ihm auf die kurzen, blonden Haare und er fragte sich, wohin er mal wieder seine Mütze verlegt hatte. Er hatte sie schon so lange nicht mehr gesehen, dass er nicht mehr sagen konnte, ob sie überhaupt noch existierte oder nicht.

Während er die Geschenke für seine drei Lieben vorsichtig in seinen Armen trug, hatte sein Schattendoppelgänger das Essen übernommen. Zwei Eimer voller frittierter Hühnerteile, ganz so, wie es eine merkwürdige Tradition seit Neuestem verlangte.

Bisher konnte keiner sagen, woher diese Tradition stammte und wer sie eingeführt hatte. Shikamaru hegte ganz klar einen Verdacht auf den Akimichi-Clan, ein Gedanke, den Naruto als nachvollziehbar empfand, obwohl er keinen Beweis dafür hatte. Dennoch, es war eine leckere Tradition und so wollte er diese in seinem eigenen Haushalt zelebrieren.

Wie wohl seine Familie reagieren würde? Erneut hatte Shikamaru ihn telefonisch angekündigt, wie auch das Essen, welches er mitbringen wollte. Aufgrund der doch längeren Schlange, die sich insbesondere nach ihm gebildet hatte, war er seiner rechten Hand für den Rauswurf aus seinem eigenen Büro mehr als dankbar.

Kaum hatte sein eigenes Haus betreten, die Straßenschuhe ausgezogen und die Tür hinter sich geschlossen, als ihn drei Augenpaar begrüßten. Zwei davon wirkten mehr als verwirrt, das letzte dagegen sehr, sehr glücklich.

„Willkommen zuhause, Naruto. Ich freue mich, dass du es rechtzeitig nach Hause geschafft hast. Und du hast sogar an das Essen gedacht.“

Beschämt spürte Naruto einen Dämpfer in seiner Magengegend. Er wusste, hinter den Worten seiner Frau steckten keine bösartigen Absichten oder Zorn, dennoch fühlte er sich mehr als ertappt. Dies gehörte seiner Meinung nach der Vergangenheit an. Naruto hatte genug, die Menschen, die ihm am nächsten standen, immer wieder und wieder aufs Neue zu enttäuschen. Dafür pünktlich mit dem versprochenen Essen nach Hause zu kommen, war nur ein kleiner Anfang, das war ihm bewusst. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Shikamaru hat Recht, ich muss mir jemanden suchen, der oder die mich bei meinen täglichen Arbeiten unterstützt, mir die eine oder andere Papierlast abnimmt, damit ich Momente wie diese öfters genießen kann, fuhr es ihm durch den Kopf.

In dem Moment, als sein Schattendoppelgänger die Eimer an seine Frau weitergereicht hatte, löste sich dieser in Rauch auf. Und Naruto wusste sofort, dass weder er noch seine Kopie das Jutsu gelöst hatten, nein, es war Boruto, dessen Faust sich tief in den Torso seines Vaters gebohrt hatte.

„Boruto!“, begann Hinata ihren Sohn zu schimpfen, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Dann drehte er sich zum Original um und trat ihm so fest er konnte auf den Fuß. Ein lauter Aufschrei ertönte, eine Welle des Schmerzes floss von Narutos Fuß sein gesamtes Bein hinauf.

„Boruto, also wirklich! Woher hast du diese Manieren?! Du kannst nicht einfach deinen Vater angreifen, nur, weil dir danach ist!“

Boruto, der bis eben noch sehr locker gewirkt hatte, fiel sein Lächeln aus dem Gesicht. Mit entschuldigender Miene sah er seine wütende Mutter an.

„Tut mir leid, Mama, ich wollte nur nachsehen, ob einer der beiden wirklich der Alte ist oder ob er nur wieder zwei Schattendoppelgänger vorbeigeschickt hat. Denn auf eine Kopie am Weihnachtsabend kann ich gut und gerne verzichten.“

Stöhnend schüttelte Hinata den Kopf.

„Wenn es dir wirklich leidtun sollte, dann entschuldige dich nicht bei mir, sondern bei deinem Vater. Immerhin bist du ihm auf die Zehen getreten und nicht mir.“

„Bruderherz, es ist außerdem nicht sehr nett, jemanden zu treten, der sehr offensichtlich Geschenke in den Händen trägt. Manchmal kannst du ziemlich fies und unfair sein.“

Borutos Blick wanderte zu dem, was Naruto mit sich herumtrug, erst jetzt schien er die drei verpackten Geschenke zu bemerken. Sein Gesicht färbte sich roter als das Haar seiner Großmutter. Um von der unangenehmen Situation abzulenken, wandte sich Naruto an Hinata.

„So schlimm war es nun auch wieder nicht. Aber bevor wir da jetzt länger darüber herumstreiten, lasst uns lieber reingehen und zusammen zu Abend essen, bevor das ganze Huhn noch kalt wird. Sonst müssen wir es noch in den Ofen schieben, aber dann wird es nie wieder so knusprig, wie es jetzt noch ist.“

„Knusprige Hühnerhaut, knusprige Hühnerhaut!“, frohlockte Hiwawari, als sie sich einen Eimer schnappte und damit in die Richtung der Küche lief. Unter warnenden Rufen, im Flur nicht so schnell zu rennen, ging ihr Hinata mit dem zweiten Eimer und eiligen Schritten hinterher.

Naruto legte die Geschenke für einen Moment ab und sah seinen Sohn an. Dieser hatte die Arme verschränkt und seinen Kopf verschämt weggedreht. Das dezente Lächeln konnte er jedoch nicht verstecken. Naruto blinzelte zufrieden, bevor er mit der freien Hand die Schuhe auf die Ablage stellte.

„Komm, lass uns schon mal ins Wohnzimmer vorgehen. Ich lege die Geschenke unter den Baum und dann helfen wir den beiden, den Tisch zu decken.“

Verwundert blickte sich Boruto um.

„Du hast mitbekommen, dass wir einen Baum aufgestellt haben?“

Naruto erwiderte das Lächeln seines Sohnes. Erinnerung an eine vergangene Nacht streiften sein inneres Auge. Es war bereits nach Mitternacht, als er sich vorsichtig durchs Haus geschlichen hatte, in der Hoffnung, niemanden zu wecken. Da hatte er ihn gesehen, den Baum, verziert mit bunten Kugeln, Sternen, einer bunten Lichterkette und viel zu viel Lametta. Sogar Himawaris kleines Shukaku-Plüschtier hatte seinen Platz in den grünen Tannenzweigen gefunden. Der gesamte Baum war ein Anblick, den Naruto niemals hätte vergessen können.

„Natürlich habe ich das. Los komm, lass uns gehen“, sagte er und schritt gemeinsam mit Boruto in Richtung Wohnzimmer.

 

~

 

Zufrieden strich sich Naruto über seinen vollen Magen, er fühlte sich wohlgenährt und glücklich.

„Wahnsinn, Hinata, dein Baumkuchen war der Wahnsinn! Ich wünschte, ich hätte so einen großen Magen, wie ich Chakrareserven habe, damit ich noch das eine oder andere Stückchen verdrücken könnte.“

„Hey, denk nicht immer nur mit deinem eigenen Magen! Andere Leute wollen auch noch, was von Mamas leckerem Kuchen haben!“, beschwerte sich Boruto so laut es ihm möglich war. Wie sein Vater hatte er sich auf die Stuhllehne zurückgelehnt und schien mit dem vergangenen Mahl zu kämpfen. Die leichte Müdigkeit in seiner Stimme nahm ihm viel mehr von seinem aggressiven Ton, als ihm bewusst wurde.

„Vielen Dank, Naruto, das freut mich zu hören.“

Zufrieden begann Hinata zu kichern, bevor sie wieder das Wort an sich nahm.

„Ihr müsst euch auch nicht um den Rest des Kuchens streiten, um ehrlich zu sein, haben Himawari und ich zwei Stück davon gebacken. Wir können euch auch jederzeit noch einen machen, wenn ihr das möchtet!“

Auf der Stelle begannen Narutos Augen zu leuchten, sein Sohn stand ihm in nichts nach. Gleichzeitig konnte Naruto wieder den Geschmack des Kuchens auf seiner Zunge spüren, die angenehme Süße der Schokolade.

Sein Magen war jedoch nicht unendlich und so würde er sich diesen Kuchen für einen späteren Zeitpunkt aufheben müssen.

Wenn Hinata meine Assistentin wäre, hätte sie gar keine Zeit mehr, um solche Meisterwerke zu zaubern, schoss es ihn auf einmal durch den Kopf. Dann erschrak er selbst vor seinem eigenen Gedanken. Hatte er Hinata als Assistentin in Betracht gezogen? Gut, sie zog das Leben als Hausfrau der einer aktiven Kunoichi vor, dennoch … spätestens, wenn Himawari an die Akademie gehen würde, hätte Hinata eine Aufgabe weniger. Doch würde sie das wollen? Naruto war sich nicht sicher, dennoch würde es nicht schaden können, sie zu fragen.

Er bemerkte erst, dass er sehr tief in Gedanken versunken war, als er den besorgten Blick seiner Frau sah.

„Ist alles in Ordnung? Hast du es doch beim Essen übertrieben? Ist dir schlecht?“

Naruto blinzelte mehrere Male, bevor er beschwichtigend die Hände hob. Er spürte Borutos stechenden Blick von der Seite, versuchte jedoch, diesen zu ignorieren.

„Nein, nein, alles in Ordnung. Ich habe nur an das nächste Mal gedacht, wenn ich wieder deinen Kuchen essen kann und dass es ein sehr schöner Moment sein würde.“

Er räusperte sich, setzte sich wieder gerade auf seinen Stuhl und sah seine Kinder an. Besonders Himawari sah ihn ganz gespannt an und es erschien ihm falsch, seine kleine Tochter noch länger warten zu lassen. Die Neugier war ihr sehr deutlich ins Gesicht geschrieben und er war auch auf ihre Reaktion gespannt. Dankbar dachte er an die Kinder aus Kirigakure, die ihm diese Gelegenheit durch ihre bloße Großzügigkeit möglich gemacht hatten. Und an Shikamaru, der es geschafft hatte die Geschenke so einzupacken, dass man ihre Form nicht erkennen könnte.

„Wir wäre es, wenn wir uns um die Geschenke kümmern? Ich meine, sie liegen da unter dem Baum und warten nur darauf, aufgerissen zu werden.“

Hinata sah zu ihm hinüber und nickte.

„Boruto, Himawari, haltet euch nur nicht zurück, um das Geschenkpapier werde ich mich dann später kümmern.“

 

Das ließen sich die Kinder nicht zweimal sagen, mit einem schnellen Satz sprangen die beiden von ihren Stühlen und rannten zu dem Baum hinüber. Nahmen die Geschenke und suchten auf den Schildchen nach ihren Namen. Am Ende setzten sie sich beide mit jeweils zwei Paketen auf den Boden und begannen, am Geschenkpapier herumzureißen. Naruto konnte sehen, dass sie sich beide wohl zuerst für Hinatas Geschenke entschieden hatten.

„Wow, Mama, der sieht klasse aus! Fast genauso wie der von Brüderchen Konohamaru!“, sagte Boruto begeistert und wickelte sich den Schal um den Hals. Naruto wusste sofort, dass Hinata diesen selbst gestrickt haben musste. Zufrieden dachte er an seinen eigenen, den er selbst hin und wieder trug.

„Sehr gerne doch, Boruto“, sagte sie und sah zu Himawari, die ebenfalls mit auspacken fertig war. Sie hielt einen großen, roten Pullover hoch, mit einem fies grinsenden Kurama auf der Vorderseite. Sofort kam sie mit dem Pullover angelaufen und hielt ihn stolz in die Höhe.

„Sieh mal, das ist Kurami drauf! Und er sieht ganz, ganz niedlich aus!“

Naruto starrte den Pullover an, das Motiv war Hinata überrraschend gut gelungen. Er hatte zwar keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, ihn so gut auf einem Pullover nachzubilden, aber er freute sich für seine Tochter.  Kurz horchte er in sich hinein, doch Kurama äußerte sich nicht, was Naruto eigentlich ganz recht war.

Zufrieden zog sich Himawari sofort den Pullover an und rannte zu ihrem Bruder zurück. Dieser wartete darauf, dass sie gemeinsam die anderen Geschenke öffnen würden.

„Komm schon, wir müssen doch wissen, ob der Alte uns was Ordentliches geschenkt hat. Immerhin ist es ja schon mal ein Wunder, dass er überhaupt an uns gedacht hat!“, sagte Boruto mit sehr spitzer Zunge. Himawari verzog eine Schnute.

„Jetzt sei doch nicht so gemein, Bruderherz! Lass uns lieber nachsehen, was er uns geschenkt hat!“

Das Geräusch von reißendem Papier erfüllte erneut den Raum, und da Boruto viel schneller als seine Schwester war, konnte er sich sein Geschenk ein paar Sekunden früher ansehen.

Gespannt sah Naruto zu seinem Sohn hinüber und auch Himawari hatte aufgehört, an ihrem Papier herumzureißen. Boruto dagegen war ganz still geworden. Stumm betrachtete er die Schachtel und Naruto wünschte sich, sie würde nicht das Gesicht seines Sohns verdecken.

„Wow, ich kann es echt nicht glauben. Dass du so weit gehen würdest.“

Naruto schluckte, hatte er sich doch geirrt? Hatte Boruto dieses Spiel bereits? Oder war es eins, das er nicht spielen würde? So schnell würde er es nicht mehr umtauschen können, fuhr ihm durch den Kopf, als Boruto die Schachtel senkte. Nun konnte ihm Naruto in die Augen sehen und erkennen, dass sie so hell strahlten wie die Lichterkette am Weihnachtsbaum.

„Gefällt es dir? Der Verkäufer meinte, dass das Spiel wohl recht neu sein soll, daher dachte ich, dass du das vielleicht noch nicht hast …“

„Ob es mir gefällt? Bist du verrückt? Natürlich gefällt es mir, aber sowas von! Vielen Dank!“, rief Boruto laut aus und seine Wangen färbten sich apfelrot.

„Darauf warte ich schon seit einem halben bis dreiviertel Jahr herum, seit sie es damals in dem Trailer angekündigt haben. Und dann hast du auch noch das verdammte Glück und findest die seltene Spezialedition! Da bekommt man für seine Heldengruppe mehrere alternative Outfits, man bekommt auch alle DLC und man hat auch einen früheren Zugriff auf die Online-Beta! Außerdem ist ein Steelbook dabei, das hat man alles nicht bei der normalen Version!“

Begeistert wanderte Borutos Blick über die Schachtel, er schien jede Ecke, jeden Farbklecks in sich aufzusaugen. Erleichtert atmete Naruto leise auf.

„Freut mich, dass es dir gefällt! Dann hoffe ich auch, dass du ganz viel Spaß beim Spielen haben wirst. Nur, vergiss dabei deine Missionen nicht, sonst werde ich als Hokage mit dir schimpfen müssen!“

Doch Boruto hörte ihn bereits nicht mehr, dieser war mit der Schachtel in der Hand durch den Raum gerast, auf dem Weg zum Telefon, um Shikadai sofort davon in Kenntnis zu setzen, wie es seine letzten Worte verrieten.

 

„Was für ein Wirbelwind“, kommentierte Hinata das Verhalten ihres Sohnes, doch auch sie schien sich mit ihm zu freuen. Dann drehte sie sich zu Himawari zurück.

„Na los, du darfst dein Geschenk auch gerne aufmachen!“, sagte Hinata und mit einem Mal schien sich Himawari an die halbaufgerissene Packung vor sich zu erinnern.

„Achja, stimmt, ich war so von meinem Bruderherz abgelenkt, dass ich das fast vergessen habe.“

Ein wenig zarter, und auch deutlich langsamer, begann Himawari ihr Werk fortzusetzen. Für einen Moment befürchtete Naruto, Shikamaru hätte das Geschenk zu umständlich eingepackt, als Himawari schließlich auf Grund stieß. Ein großes, braunes Auge blickte ihr entgegen und sie hielt für einen Moment inne. Dann wurde ihr Verlangen stärker, ihr Reißen unkontrollierter und hektischer. Fetzen von Geschenkpapier flog durch die Luft und endete erst, als Himawari ihren neuen Freund komplett vom Papier befreit hatte. Mit großen Augen starrte sie ihn an und er schien zurück zu starren. Mit diesem freundlichen, naiven Blick, wie er wohl typisch für diese Plüschtiere zu sein schien.

Himawari begann zu schniefen, aus dem Schniefen wurde ein Schluchzen und schließlich drückte sie den Hai so fest sie konnte an sich.

„Hima, ist alles in Ordnung?“, begann Naruto sich zu sorgen, als sie ihr tränenverschmiertes Gesicht in seine Richtung drehte. Dann stand sie auf und ging mit dem Hai in den Armen auf ihn zu. Ihr Mund war zu einem sehr, sehr breiten Lächeln verzogen.

„Vielen Dank Papa, genau den habe ich mir gewünscht! Woher wusstest du das?“

„Sagen wir einfach, auch ich weiß mal von Dingen, mit denen ich dich überraschen kann.“

Kaum hatte Himawari ihn erreicht, streckte sie einen ihrer Arme aus und umarmte Narutos Torso ein wenig. Er hob seine Tochter mitsamt Hai hoch und küsste sie auf die Stirn.

„Für dich doch gerne, Hima. Mit diesem Hai wirst du eine Menge Spaß haben, da bin ich mir sicher!“

 „Danke, Papa, du bist der Beste!“

Naruto spürte ihr nasses Gesicht, als sie ihm einen kleinen Schmatzer auf die Wange drückte, bevor sie von ihm herunterkletterte und aus dem Wohnzimmer stürmte. Zufrieden wischte er sich die Feuchtigkeit weg, bevor er seiner glücklich lächelnden Frau in die leuchtenden Augen blickte.

„Damit hast du den beiden eine große Freude gemacht. Und damit auch mir. Vielen Dank, Naruto. Ich wusste, ich würde auf dich zählen können“, sagte sie und schenkte ihm das wärmste Lächeln, zu dem sie imstande war. Naruto konnte nicht anders, er ging um den Tisch herum und drückte seine Frau mit einer festen Umarmung an sich. Sie erwiderte diese und als sie sich ansahen, berührten sich ihre Lippen. Erst zaghaft, dann immer wilder. Es kostete Naruto einiges an Selbstbeherrschung, sich wieder von seiner Frau zu lösen. Leicht atmend gingen sie einen Schritt auseinander, und Hinatas Lippen glänzten so rot, dass Naruto am liebsten weitergemacht hätte.

„Ich kann dich auch noch auf eine andere Art und Weise glücklich machen“, sagte er und nun färbten sich ihre Wangen ebenfalls rot.

„Na-Naruto“, hauchte sie vor sich hin und augenblicklich wurde ihm bewusst, an was sie gerade denken musste. Seine Wangen begannen zu brennen, so rot färbten sie sich.

„Nein, nein, also das hatte ich zwar auch im Sinn, aber eigentlich geht es mir um was anderes.“

Darauf achtend, dass er nicht über seine eigenen Füße stolperte, schritt Naruto zum Weihnachtsbaum und kehrte mit dem letzten Geschenk zurück, welches noch immer dort gewartet hatte. Dieses drückte er Hinata in die Hände.

„Fröhliche Weihnachten, Hinata“, sagte er, als sie mit verwirrter Miene begann, ihr Geschenk aufzumachen. Als sie erkannte, dass es eine Schmuckschachtel war, blickte sie ihm traurig in die Augen.

„Ach, Naruto! Und wir haben nicht einmal ein Geschenk für dich, weil ich nicht wusste, ob du kommen würdest.“

Naruto schüttelte mit dem Kopf.

„Ganz ehrlich, ich kann es euch dreien auch nicht verübeln, so selten, wie ich in letzter Zeit nach Hause komme. Gut, seit einer sehr langen Zeit“, schob er noch hinterher, und fühlte sich augenblicklich schlechter. Shikamaru hatte Recht, er brauchte jemanden, der ihm bei seiner Arbeit unter die Arme griff. Doch wer? Darüber wollte Naruto noch nicht nachdenken. Viel lieber öffnete er die Schachtel, holte die Kette hervor und signalisierte Hinata, dass sie sich umdrehen sollte.

„So, einen kurzen Moment“, sagte er, legte ihr die Kette um und kämpfte mit dem kleinen Verschluss darum, ihn öffnen zu können. Nach einer Ewigkeit, die er damit zugebracht hatte, den Verschluss erst öffnen und dann wieder verschließen zu können, drehte er Hinata sachte wieder um.

„Ich hoffe, sie gefällt dir. Der Anhänger sieht so süß an dir aus, er passt perfekt zu deinen wunderschönen Haaren.“

Hinata blickte ebenfalls an sich herunter, sah den kleinen Anhänger, in Form eines lilafarbenen Schmetterlings. Sie berührte ihn mit ihren Fingerspitzen, bevor sie ihren Blick wieder aufrichtete.

„Vielen Dank Naruto, er gefällt mir sehr gut. Ich hätte nie damit gerechnet, dass du mir mal einen Anhänger aus Amethyst schenken würdest.“

Naruto, der absolut keine Ahnung hatte, was sie damit meinte, nickte zufrieden. Seiner Frau gefiel die Kette, sie stand ihr besser, als er es sich vorgestellt hatte – er fühlte sich wie der glücklichste Mann der Welt. Als sie nach seiner Hand griff, spürte er erneut die Flammen der Leidenschaft in sich aufbrodeln.

„Vielen Dank, Naruto. Wenn ich mich irgendwie dafür revanchieren kann, dann lass es mich wissen.“

Naruto lächelte, er konnte nichts dagegen machen, sein Körper reagierte von allein. Seine Hand fuhr über ihre Schulter, an ihr Gesicht und blieb an ihrer Wange liegen.

„Dafür doch nicht. Wobei, wenn du mir versprichst, noch mehr Baumkuchen zu backen, dann denke ich, werden wir quitt sein.“

„Ich denke, das lässt sich einrichten“, sagte Hinata und bedeckte Naruto mit mehreren zarten Küssen auf dessen Lippen. Er umschlang sie mit seinen Armen und erwiderte die Küsse. Sie öffnete ihren Mund und ihre Zungen, ihre Herzen begannen erneut ihren eigenen Tanz zu feiern.

Schwerer atmend als zuvor unterbrach Naruto ihren Kuss.

„Was dagegen, wenn wir an einem anderen Ort in diesem Haus weitermachen? Bevor uns noch jemand sieht, der uns nicht dabei sehen sollte …“

Hinata begann zu kichern, sie ihre Hand auf seine Brust legte.

„Ja, das wäre mir tatsächlich unangenehm, zumal die beiden viel zu jung für solche Dinge sind.“

Ein letztes Mal drückte Naruto seiner Frau einen zarten, gleichzeitig leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, bevor er sich komplett von ihr löste. Seine Gefühle drohten, in einer gewaltigen Welle aus ihm herauszubrechen. Doch er würde sich noch wenige Minuten gedulden müssen.

„Nach dir, meine Liebe“, sagte Naruto voller Vorfreude, als er ihr seine Hand reichte sich von ihr aus dem Wohnzimmer herausführen ließ.



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