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Wer den Tod hintergeht, muss nachsitzen

von

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Erwachen

Der Tod sollte die Erlösung bringen – so hatte sie zumindest lange gedacht. Doch bereits die Hexe Urasue hatte sie einst eines Besseren belehrt. Wer hätte ahnen können, dass sie auch nach ihrem zweiten, endgültigen Tod noch immer mit denselben Emotionen zu kämpfen hatte? Dass Wut, Schuld und Trauer ihren Alltag beherrschten und sich durch ihr ganzes Wesen fraßen, wie ein hungriger Dämon durch ein Dorf voll wehrloser Menschen? Hätte sie geahnt, dass auch der Tod nur Ärger für sie bereithielt, hätte sie vielleicht mehr um ihr eigenes Überleben gekämpft. So hätte sie wenigstens bei ihm bleiben können.

Inuyasha.
 

Der Name hallte durch ihren Geist, zerrte an ihrem Herzen und ein Gefühl, dass sie schon lange vergessen geglaubt hatte, hinterließ einen bittersüßen Geschmack auf ihrer Zunge. Die Liebe, die sie einst empfunden hatte, hinterließ noch immer diesen Schmerz, der ihr die Luft zum Atmen raubte.
 

Kikyo erhob sich von ihrem Stuhl. Es war soweit. Sie war mehr als bereit, endlich aus diesem Gefängnis herauszukommen, in dem sie seit nun fast zwei Wochen ausharrte. Sie war splitterfasernackt und ohne jegliche Erinnerung an ihr Leben ins Bewusstsein zurückgekehrt.

Welch süßes Erwachen!

Ohne ihre Erinnerungen war ihr Wunsch endlich in Erfüllung gegangen. Auch, wenn es nur ein paar Stunden angehalten hatte, so waren es doch Stunden, an die sie sich klammerte, wie eine Ertrinkende an einen Ast. Die Stunden, in denen sie eine ganz gewöhnliche Frau sein durfte.

Nach und nach waren die Erinnerungen an ihr Leben, ihren Tod, ihre Auferstehung und ihren erneuten Tod, Erinnerungen an Liebe und Schmerz, an Hass und Krieg in ihr aufgewacht. Hatten sie von ihrem kurzen Hoch wieder hinabgezogen in die Tiefe ihrer ewigen Melancholie. Kikyo seufzte. Sie hoffte wirklich, dass, wer auch immer dieses Institut leitete, eine wirklich gute Aufgabe für sie hatte. Etwas, das sie ablenkte an diesem Gefühlscocktail.

„Wenn du diese letzte Aufgabe gewissenhaft erledigst, erfüllen wir dir deinen Wunsch und du darfst Erlösung und Frieden finden.“

Das waren die Worte des jungen Mannes gewesen, der sie willkommen geheißen hatte an diesem Ort.

„Doch bevor du diese Aufgabe antreten kannst, wird etwas Zeit vergehen. All deine Erinnerungen und Fähigkeiten müssen zu dir zurückkehren und auch die, aller anderen. Erst dann können wir beginnen.“

Kikyo näherte sich der Tür. Nie hätte sie gedacht, dass es zwei Wochen dauern würde, und so hatte sie fast täglich ungeduldig vor der Tür darauf, den jungen Fremden wiederzutreffen.
 

Denn, was immer sie versuchte, sie war nicht in der Lage das Zimmer zu verlassen, in dem sie sich befand. Ein Blick aus dem Fenster zeigte grüne Wiesen und die Baumkronen eines entfernten Waldes am Horizont, sonst nichts. Kein Mensch oder Tier hatte die Wiese je betreten. Keine Stimme war je durch das Fenster zu ihr heraufgeschallt. Es lies sich nicht öffnen, genauso wenig wie die Tür. Sie hatte einiges versucht.
 

Gestern war es dann endlich soweit gewesen. Die Tür hatte sich geöffnet und sie blickte in das Gesicht des jungen Mannes, der nicht viel älter sein konnte, als sie selbst.

„Es ist soweit. Morgen, wenn du wach bist und gefrühstückt hast, komm in den großen Saal und du wirst mehr über die Mission erfahren, für die du auserwählt wurdest.“

„Auserwählt, ha!“ Die zweite Stimme kam aus dem Flur hinter dem jungen Mann. Kikyo verengte die Augen, konnte jedoch keinen Blick auf den anderen Mann erhaschen.

Sie bestätigte, dass sie verstanden hatte, und war daraufhin früh zu Bett gegangen. Überraschenderweise hatte sie schnell in den Schlaf gefunden.
 

Kikyo holte tief Luft und öffnete die Tür. Sie fand sich auf einem Flur wieder. Dunkle Holzdielen glänzten wie frisch poliert und Öllampen tauchten den Gang in ein dämmriges Licht. Kikyo schloss die Tür hinter sich und zuckte zusammen. Das Geräusch einer weiteren Tür ließ sie herumfahren.
 

„Oh, hallo“, begrüßte sie ein junger Mann mit hellem Haar, der soeben aus einer Tür, ihrer nicht unähnlich, herausgetreten war.

„Wer bist du?“ Sie klang strenger als beabsichtigt, was den jungen Mann einen Schritt zurückweichen ließ.

„Mein Name ist Eichi. Mir wurde gesagt, ich soll in den großen Saal kommen.“

Kikyo kniff die Augen zusammen. „Du also auch?“
 

Er nickte. Kikyo wandte sich um. Die dumpfen Schritte verrieten ihr, dass Eichi ihr nacheilte.

„Darf ich deinen Namen auch wissen?“ Kikyo überlegte einen Moment, doch ihr fiel kein Grund ein, seine freundliche Bitte auszuschlagen.
 

„Oh, du wurdest nach einer Blume benannt, nicht wahr? Ein schöner Name.“ Eichi lächelte und das erste Mal seit langem fühlte Kikyo eine Wärme in ihrem Brustkorb, die nichts Physisches an sich hatte. Unweigerlich verzog sie ihre Lippen zu einem kurzen Lächeln. Vielleicht konnte sie ihr Misstrauen anderen gegenüber endlich ablegen. Zu viele Jahre hatte sie die Maske der starken Priesterin getragen, war nie irgendwo zuhause gewesen und hatte so nicht viel Freundlichkeit erfahren. All dies war notwendig im Kampf gegen Naraku gewesen, aber dieser Kampf war nun nicht länger ihrer. Sie hatte diesen Krieg im Diesseits zurückgelassen und fühlte sich nicht länger verantwortlich für das, was dort geschah.
 

„Nach dir!“ Eichi hielt ihr die Tür zum großen Saal auf, in dem bereits drei andere warteten. Kikyo ließ den Blick kurz über die drei Fremden schweifen. Einer von ihnen blickte sie aus einem blassen Gesicht und tiefen Augenringen an, die anderen zwei würdigten sie keines Blickes.
 

Ohne lange zu überlegen setzte sie sich auf den Stuhl neben dem blassen Mann, der die Beine nun anwinkelte, sodass seine Füße auf dem Stuhl ruhten und sein Kopf hinter seinen Knien fast versteckt wurde.
 

„Hallo, ich bin Eichi“, stellte Eichi sich vor, doch dieser schüttelte den Kopf: „Namen sind sehr wertvoll, gib sie nicht leichtfertig weg.“

Kikyo musste ein Lachen herunterschlucken. Eichi wirkte fehl am Platz. Er war wie ein helles kleines Leuchten in einem sonst düsteren Raum.

Kaum eine Minute später wurde eine Doppelflügeltür am Kopf des Saals aufgestoßen.
 

Da war er, der junge Mann, der in den letzten zwei Wochen das einzige Lebewesen war, das sie gesehen hatte. Wenn „Lebewesen“ an diesem Ort überhaupt der richtige Ausdruck dafür sein konnte.

Räuspernd stellte er sich vor die Gruppe.

„Hallo alle zusammen“, begann er und wurde von einem grimmig dreinblickenden Mann unterbrochen, der neben ihm aus der Doppeltür trat.
 

„Jetzt fang bloß nicht wieder einen Kaffeeklatsch an. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt mit diesem ewigen Warten!“

Kikyo beäugte den zweiten Mann misstrauisch, dem eine Ader an der Stirn hervorstand. Er trug eine Art von Kampfanzug, den Kikyo nie zuvor gesehen hatte. Die muskulösen Arme hielt er vor der Brust verschränkt und das dunkle Haar stand unnatürlich von seinem Kopf ab.
 

„Ach nun sei doch nicht so, sie alle haben viel durchgemacht und verdienen eine vernünftige Erklärung.“

„Dann erklär schneller!“ Auch an seinem Hals trat eine Ader hervor und Kikyo bekam das Gefühl, dieser Mann leide an Aggressionsproblemen.

„Nun, also, wo war ich? Ach ja, hallo euch allen! Ihr fragt euch sicher, warum ihr nach eurem Tod hier gelandet seid, anstatt Erlösung im Jenseits zu finden.“
 

„Oder in der Hölle zu schmoren“, hörte Kikyo den Mann murmeln, der noch immer in seiner unüblichen Position auf dem Stuhl neben ihr saß. Der Blick war nicht auf den Mann vor ihnen gerichtet, sondern galt einem der beiden anderen, der mit dem Anflug eines Lächelns an der Seitenwand des Raumes lehnte.
 

„Nun, um es kurz zu erklären: Es gibt einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge. Alle hier kommen aus unterschiedlichen parallelen Universen und normalerweise könnten wir alle uns gar nicht in einem Raum befinden. Aber der Riss hat alles durcheinandergebracht. Entstanden ist er, weil das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod in unseren Universen zu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist. Alle, die sich hier im Raum befinden, haben den Tod auf irgendeine Art oder Weise betrogen. Diese Schuld gilt es nun zu begleichen. Nur wenn ihr das tut, könnt ihr den Weg weitergehen, der euch ursprünglich vorbestimmt war.“
 

„Betrogen?“, fragte Eichi und Kikyo konnte die Angst in seiner Stimme hören.

Narr, lass dich nicht so leicht durchschauen, dachte sie grimmig.

„Ich weiß, dass das ein großer Schock für euch ist, aber bitte hört mich an. Wir sind die Einzigen, die diesen Riss flicken können. Dazu brauchen wir jedoch unsere Kräfte, die wir in unseren Welten auch hatten. Euch ist sicher aufgefallen, dass einige Fähigkeiten, die euch früher ausmachten, abhandengekommen sind. Dies liegt einzig an diesem Ort. Bevor wir irgendetwas tun können, um die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, müssen wir unsere Fähigkeiten wieder aktivieren und das geht nur auf eine einzige Art.“ Er stemmte die Hände in die Hüften und warf einen Blick in die Runde.

„Nun, welche wäre das?“
 

„Unsere Fähigkeiten sind blockiert, da jede Seele in dieser Ebene gleich sein soll. Die einzige Möglichkeit, unsere Fähigkeiten zu aktivieren, ist unsere Komplementärseele zu finden.“
 

Der zweite Fremde, der bisher stumm an der Wand gelehnt hatte, stieß sich von dieser ab. Kikyo spürte, wie sich die feinen Haare in ihrem Nacken aufstellten. Der Mann trug eine Kleidung, die Kikyo nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte, doch sie vermutete, dass sie sehr hochwertig war. Irgendetwas daran erinnerte sie an eine Uniform, doch der Schnitt war zu ausgefallen, um einen Soldaten einkleiden zu können. Auch die weiße Farbe passte nicht dazu.

Doch es war nicht die Kleidung, die Kikyo frösteln ließ. Etwas in den braunen Augen des hochgewachsenen Mannes löste einen Fluchtreflex in ihr aus. Sie hatte das Gefühl durch seine Augen auf einen hellen Verstand zu blicken und spürte die Gefahr, die er ausstrahlte.
 

„Du sagtest soeben ‚unsere‘. Also gehe ich recht in der Annahme, dass auch du zu den Auserwählten gehörst, die den Tod einmal zu oft betrogen haben, richtig?“ Es wurde still.
 

„Ja, das ist richtig.“

„Woher weißt du dann all das, was du uns erzählst? Wer hat uns diese Mission aufgetragen?“

„Als ich hier erwachte, fand ich nur ein Rätsel vor, das ich allein nicht zu entziffern in der Lage war. Nach einer Weile tauchten jedoch Weitere auf, die in der Lage waren es zu lösen und so begriffen wir, wozu wir hier waren.“

„Also gibt es noch mehr Personen hier? Ich würde das Rätsel gern selbst sehen, bevor ich darauf vertraue, das irgendein Stümper es entschlüsselt hat.“
 

„Ihr könnt euch das Rätsel gern alle selbst ansehen, aber ich bin sicher, dass Urahara das richtig gelöst hat. Bisher ist er einer der intelligentesten Köpfer hier, möchte ich meinen.“

„Sagtest du Urahara?“

Der junge Mann grinste sein Gegenüber an. „Du kennst ihn, nicht wahr? Ihr stammt aus demselben Universum.“
 

„Wo sind diese anderen?“, fragte der zweite Mann, der neben dem Unheimlichen noch immer an der Wand lehnte.

„Sie sind nebenan und warten darauf, euch kennenzulernen. Diejenigen, die auserwählt wurden, an dieser Mission teilzunehmen, erwachten nach und nach aus ihrer Bewusstlosigkeit und so füllt sich unsere Gruppe immer weiter auf. Ich hoffe, dass wir bald vollständig sind, denn erst dann können wir diesen Ort hier verlassen und die Mission beginnen. Also ich verstehe, dass ihr viele Fragen habt, aber lasst uns zu den anderen gehen, sodass ihr sie alle kennenlernen könnt. Ich heiße im übrigen Son Gohan und der etwas grimmig dreinschauende Mann hier neben mir ist Vegeta.“

Vegeta würdigte sie keines Blickes, wandte sich ab und durchquerte die Doppeltür.
 

„Ähm, Herr Son Gohan, entschuldigen Sie“, Eichi sprang auf.

„Oh, du kannst mich einfach Gohan nennen.“

„Okay, Gohan. Was ist denn eine Komplementärseele? Und was heißt, dass wir sie finden müssen?“

Es war nicht Gohan, der antwortete, sondern der hochgewachsene Mann, den Kikyo noch immer nicht aus den Augen ließ.

„Nun das ist doch selbst erklärend. Es ist das Gegenteil deiner Seele, das sie vervollständigt. Wenn ich das richtig interpretiere, bedeutet es, dass nur einer der hier Anwesenden in der Lage ist, meine Fähigkeiten zu erwecken und dafür müsste ich mit dieser Person ein Team bilden, schätze ich."
 

„Richtig. Du hast es verstanden. Wie war dein Name noch?“

„Sosuke. Sosuke Aizen.“

Darf ich mich vorstellen? Nein danke!

Zufrieden schloss Gohan die Tür.
 

Sie waren noch immer nicht vollzählig, das verrieten die magischen Akten in dem einzigen Schrank, der von Anfang an in diesem Raum gestanden hatte, doch er war zuversichtlich, dass sich das eine oder andere Komplementär schon finden konnte.
 

Mit den fünf Neuen, die er soeben begrüßt hatte, waren sie nun schon zehn Leute. Acht Weitere verbrachten die Zeit noch allein auf ihren Zimmern.
 

Gohan hasste es, den anderen Informationen vorenthalten zu müssen, doch die Anweisung war eindeutig gewesen: Erst, wenn die Akte vollständig ist, dürfen die Leute in die Gruppe kommen.
 

Urahara erst war es gelungen, den Zusammenhang herauszufinden. Die Personalakten der Auserwählten dieser Mission waren alle komplett leer in dem Schrank erschienen. Nach und nach füllten sie sich mit Informationen, bis sie schließlich bis zur letzten Seite gefüllt waren. Das war der Moment, an dem derjenige sich vollständig an sein Leben erinnerte.
 

„Nun, wir sollten vielleicht eine Vorstellungsrunde machen, damit auch unsere neuen Kollegen einen Eindruck bekommen. Wie gesagt, ich heiße Son Gohan, bin 24 Jahre alt und studiere noch. Nebenbei habe ich viel gekämpft in meinem Leben und dabei das eine oder andere Mal geholfen, meine Welt zu retten.“
 

Gohan wandte sich Vegeta zu, dessen Blick ihn töten zu wollen schien.
 

„Vergiss es, Kleiner. Ich mach den Scheiß nicht mit. Vermutlich ist mein Komplementär so ein Milchgesicht wie der da“, er nickte zu einem der Neuankömmlinge, der sichtlich nervös in die Runde blickte. Gohan seufzte.
 

„Also das ist Vegeta, er ist ein Krieger durch und durch. Lasst euch von seiner Art nicht täuschen, wenn es hart auf hart kam, standen wir immer auf einer Seite.“
 

„Tze, sei dir da mal nicht so sicher.“
 

Gohan warf den Blick hilfesuchend zu den Personen, mit denen er die letzten Tage die Akten durchgegangen war, um erahnen zu können, wer wessen Komplementär sein könnte.
 

Urahara erhob sich und rückte den Anglerhut zurecht, den er aus irgendeinem unerfindlichen Grund nie abnahm.

„Ich heiße Kisuke Urahara, bin Erfinder mit Leib und Seele und leite einen Süßwarenladen. Es freut mich sehr, euch kennenzulernen.“
 

„Ein Süßwarenladen? Ich denke, wir könnten Freunde werden“, antwortete der blasse Mann mit tiefen Augenringen, der seltsam gekrümmt neben Gohan stand.
 

„Hm, du untertreibst, wie immer. Süßwarenhändler? Lasst euch von seinem Gerede nicht täuschen, Urahara war einst ein mächtiger Kommandant und genialer Erfinder“, warf Aizen ein.
 

„Ach, Aizen übertreibt. Immerhin war nicht viel vonnöten, um mich aus diesem Amt zu vertreiben, nicht wahr?“
 

Gohan bemerkte die Blicke, die beide sich zuwarfen. Er kannte die Akte von Aizen und wusste, dass sie diesen Mann dringend im Auge behalten mussten.
 

„Wer auch immer sein Komplementär wird, sollte vorsichtig sein. Aizens besondere Fähigkeit ist eine Hypnose, die dich dazu bringen würde, deinen besten Freund zu ermorden.“ Gohan schluckte, bei der Erinnerung an Uraharas Bericht über Aizens Untaten.
 

Doch Aizen war nicht der einzige gefährliche Charakter in diesem Raum. Neben Urahara erhob sich ein hochgewachsener Mann mit schwarzem Haar, der freundlich in die Runde lächelte.
 

„Ich heiße Seishiro. Seishiro Sakurazuka, sehr erfreut. In meiner Welt – nun sagen wir, es gab einen Kampf um das Ende der Welt, den meine Wenigkeit nicht überlebte.“
 

Gohan erschauerte. Auch diesen würde er im Auge behalten.
 

Neben Seishiro erhob sich ein Junge, kaum älter als 17, der Seishiro einen Seitenblick zuwarf:

„Ich heiße Kamui Shiro und komme aus dem gleichen Universum wie Seishiro. Lasst euch von seiner höflichen Art bloß nicht täuschen, er ist ein gefährlicher Mörder.“
 

Seishiro lächelte und winkte verlegen ab, als hätte ihm jemand ein Kompliment gemacht.

„Ach Kamui, nicht so griesgrämig. Dein Leben war schon schwer genug, nimm doch wenigsten den Tod leicht.“
 

Kamuis bernsteinfarbene Augen verengten sich. Er schien keinerlei Interesse daran zu haben „den Tod leicht zu nehmen“.
 

Gohan seufzte. Er hatte das Geplänkel zwischen diesen beiden so langsam über, auch wenn er sich an eine Situation recht gern erinnerte. Seishiro und Kamui waren kurz nach ihrer Ankunft in einen Streit ausgebrochen, den Vegeta mit einem „Schnauze jetzt!“ zu beenden versucht hatte. Aus irgendeinem Grund hatte jedoch Seishiros Reaktion Vegeta zurückweichen lassen. Obwohl der hochgewachsene Mann lächelte, während er Vegeta zu mehr Höflichkeit ermahnte, lag etwas äußerst Gefährliches in seinem Blick. Gohan erschauerte. Er war froh, dass immerhin Urahara bei ihnen gewesen war, der zwar teilweise etwas unkonventionell wirkte, jedoch mit seiner lockeren Art schon das eine oder andere Mal verhindern konnte, dass die Stimmung kippte.
 

Mit diesen Neuankömmlingen würde es allerdings nicht einfacher werden.
 

Zu fünft hatten Vegeta, Urahara, Seishiro, Kamui und Gohan selbst einen gewissen Arbeitsalltag integriert gekriegt.
 

Nun jedoch mussten sie die fünf Neuen in diesen Alltag einbauen. Aizen, der durch Urahara bereits vorgestellt war, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich denen zu, die gemeinsam mit ihm den Raum betreten hatte.
 

Der etwas nervös wirkende junge Mann mit dem goldbraunen Haar räusperte sich als erste.
 

„Ich heiße Eichi Sakurai. Eigentlich gibt es über mich nicht viel zu sagen, ich starb bei einem Flugzeugabsturz, als ich vierzehn Jahre alt war, verweigerte den Shinigami jedoch meine Seele, da ich bei dem Mädchen bleiben wollte, das ich liebte. Ich blieb an ihrer Seite, bis sie endlich wieder glücklich war und wollte ins Jenseits weiterziehen und na ja, landete hier.“
 

„Es gibt Shinigami in deiner Welt?“, fragte Urahara neugierig. Eichi nickte, seine Augen zuckten kurz zu Aizen und dann zurück zu Kisuke.
 

„Interessant. Da werde ich sicher mit einigen Fragen auf dich zukommen. Und was ist mit euch?“
 

Die Frau sprach zuerst. Sie war blass, ihr langes Haar war lose zu eine, Zopf auf ihrem Rücken gebunden und ihr Gesicht wirkte ausdruckslos.
 

„Mein Name ist Kikyo. Ich war in meinem Leben eine Priesterin, die Menschen vor Dämonen beschützte. Ich verlor mein Leben im Kampf gegen einen besonders boshaften Dämon, der meine Welt terrorisierte.“

Kikyo nickte dem blassen Mann neben ihr zu, dessen Augen nervös durch den Raum huschten. Er schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er hörte.
 

„Hätte ich nicht kurz vor meinem Tod von Shinigami erfahren, würde ich nun denken, ich träume“, murmelte er und wandte sich den anderen zu, „Ich bin Ryuzaki.“
 

„Komm schon Ryuzaki, verrat uns deinen richtigen Namen. Du bist schon Tod, wovor hast du also noch Angst?“, fragte ihn der als Oberschüler gekleidete junge Mann, der neben Aizen stand.
 

„Ich ziehe es vor, das nicht zu tun Light. Ich weiß, dass es dir seit langem gegen den Strich geht, dass du meinen Namen nie herausgefunden hast und den Gefallen werde ich dir auch im Tode nicht tun. Es freut mich allerdings zu sehen, dass du hier bist. Dein Plan, ein Gott zu werden ist damit wohl gehörig in die Hose gegangen.“
 

Light schnaubte verächtlich, sein Grinsen hielt noch immer an.

„Auch ich freue mich sehr, hier zu sein, denn mir scheint, der Tod ist nicht so endgültig, wie ich einst vermutete.“
 

Gohan rieb sich die Schläfen. Er hatte die Akten dieser beiden gesehen, jedoch nur die Hälfte verstanden von dem, was er da gelesen hatte.
 

„Du warst der Junge, der andere Leute mit einem Buch getötet hat, richtig?“, vergewisserte er sich an Light gewandt. Dieser verzog den Mund zu einer geraden Linie.
 

„Ich heiße Light Yagami und verbitte mir einen solchen Frevel. Ich tat, zu was die Menschen zu schwach waren. Kleingeister wie Ryuzaki hier haben nie verstanden, wie gut meine Mission für die Menschheit gewesen wäre, hätten sie sich mir nicht in den Weg gestellt. Ich tötete nicht einfach andere Leute, ich reinigte den Planeten von all dem Abschaum, das unser System beschützte, in dem ich sie in das Death Note eintrug.“
 

Gohan warf einen Blick zu Urahara, dessen Augenbrauen im Schatten seiner Mütze verschwunden waren. Er hatte das Gefühl, dass dieser den gleichen Gedanken hatte, wie auch Gohan: Hoffentlich war dieses unheimliche Buch nicht die besondere Fähigkeit von Light Yagami, die sie aktivieren konnten.
 

Gohan schüttelte sich. Light musste noch andere Fähigkeiten haben, ein Buch war immerhin ein Buch und keine Fähigkeit.
 

„Nun gut, lasst uns mit der Arbeit beginnen“, rief Urahara aus und warf einen Stapel Karten auf den Tisch, die er vorbereitet hatte. Es waren die Karten aller, die für diese Mission vorgesehen waren und die bisher nur Urahara kannte. Er hatte die Eigenschaften und Besonderheiten jedes Einzelnen von ihnen herausgeschrieben, sodass sie nun überlegen konnten, wer wen komplementierte.
 

Gohan kannte alle Akten, doch Seishiro und Kamui, die später erst dazugestoßen waren, hatten sie noch nicht gesehen. Noch jemand aus ihrer Welt wartete in einem der Zimmer darauf, zu ihnen dazuzustoßen.
 

Doch nicht nur sie würden jemanden aus ihrem früheren Leben wiedertreffen. Auch der eine oder andere von den Neuankömmlingen hatte ein freudiges oder auch nicht so freudiges Wiedersehen vor sich.

Gohan hatte ein äußerst ungutes Gefühl bei der Sache.



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