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Chaos im Kopf

Bell x Flint
von

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Den Schein waren

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vor- und Nachteile


 

Buch Eins - Begierde

Kapitel 01: Vor- und Nachteile
 


 

Eilig schloss sie die Arm- und Beinschützer und griff dann zu ihrem roten Quidditch Umhang. Ordentlich schloss sie die Bänder und griff danach zu ihrem Besen. Mit erhobenen Hauptes kam sie aus der Kabine, als sie abrupt stoppte und sich schon skeptisch eine Augenbraue erhob. Denn vor ihr, im schmalen Gang hatte sie den schwarzhaarigen Slytherin entdeckt. Olivers Geschrei nach zu urteilen, gab es wohl wieder ein Problem.
 

„Nein, nein und nochmals nein, Flint! Nicht schon wieder!“, brüllte ihr Kapitän und Katie konnte schon erahnen, um was es sich wieder handelte.
 

Sie seufzte leise, bevor sie auf die beiden Kapitäne zuging. Als sie bei ihnen ankam, hörte sie abermals Olivers wütendes Gemecker und nun erkannte sie auch ein Pergamentrolle in seinen Händen. Sie hatte gar keine Chance sich in das Gespräch einzufügen, da hatte sie der Braunhaarige schon bemerkt.
 

„Katie!“, rief er ihren Namen, ebenso wütend, „Geh zu McGonagall und sag ihr-“
 

„Ey Holzwurm, ich hab dir den Wisch gegeben. Akzeptiere es und zisch vom Feld.“, warf Flint ein, ohne dass sie etwas erwidern konnte.
 

„Weswegen überhaupt!? Du musst dich auch an die Pläne halten, Flint! Jedes andere Haus tut das auch, aber ihr Slytherins, denkt immer ihr habt Sonderrechte!“
 

„Haben wir auch.“, grinste er unverschämt.
 

„Was...“, sie räusperte sich und wandte den Blick absichtlich zu dem Braunhaarigen, “...ist los?“
 

„Flint will schon wieder das Feld für sich beanspruchen, aber warum will er mir nicht sagen.“, knirschte er.
 

„Du bist zu neugierig, Wood.“
 

„Dann erlöse uns doch, Flint.“, sagte Katie endlich an ihn gerichtet, nachdem sie einfach dazwischen grätschte.
 

„Halt dich raus, wenn sich Reinblütige unterhalten.“, schnarrte er eisig, sah sie jedoch dabei nicht ein einziges Mal an, „Halbblut.“, trat er noch nach.
 

Wenn nicht Oliver vor ihr stehen würde, hätte sie jetzt mit den Augen gerollt. Wenn man dachte, dass Flint sie seit dem Techtelmechtel anders behandelte, dann April, April, denn dem war nicht so. Ganz im Gegenteil. Es hatte an dieser Stelle keine Vorteile. Wenn sie nicht gerade vögelten, war sie das Halbblut und damit weniger wert, als er. Da gab es schon so einige unschöne Auseinandersetzungen. Sie war, was das betraf, ziemlich angriffslustig und ließ sich nie etwas gefallen. Gab immer Kontra, wenn auch manchmal ein bisschen Ungesund. Viel zu oft konnte sie sich nicht bremsen und hatte Flint in einem gefüllten Korridor einen Fluch hinterher gejagt. Bisher hatte er jeden dieser Angriffe problemlos abgewehrt und das ganze endete meistens damit, dass sie sich solange duellierten, bis ein Professor eingriff und es für beide Minus Hauspunkte hagelte.
 

Auch gerne Strafarbeiten. Pokalzimmer putzen ohne Magie, oder in der Bibliothek die Bücher wieder richtig einsortieren. Wenn die Lehrer nur wüssten, dass diese sie beide damit nicht bestraften. Denn nachdem sie sich gegenseitig die Schuld zu geschustert hatten, sich auf unterste Gürtellinie beleidigt hatten, war immer der Moment gekommen, in der entweder sie, oder er die Joker Karte ausspielte und sie schlussendlich doch übereinander herfielen.

Ansonsten... blieb alles wie beim Alten. Was auch gut so war. So konnte niemand eine engere Verbindung zwischen ihnen auch nur vermuten. Sie waren ja auch kein Paar oder so. Nur rein körperlich. Das war ihr einziger Vorteil, den sie daraus zog.
 

„Wenn du mich also entschuldigst. Meine Leute warten auf mich.“, hörte sie ihn sagen, bevor er mit einem breiten Grinsen an Oliver vorbei stolzierte. Ihm sogar noch ein herablassendes Lachen beinahe entgegen schlug, bis er an der Ecke des Ganges abbog, die zum Feld führte.
 

Katie sah zu Oliver auf. Sie sah es in seiner Mimik, wie angepisst er war. Ihr ging das auch auf den Senkel. Denn so eine Aktion brachte Flint dieses Jahr fast schon wöchentlich. Das merkwürdig daran war nur, dass er keinen Grund angab. Denn das müsste er eigentlich für eine Sondergenehmigung. Aber auch war Snape sein Hauslehrer und der ließ auch sehr gerne mal wichtige Informationen einfach mal so unter den Tisch fallen. Typisch Slytherins.
 

„Also... kein Training?“, fragte sie vorsichtig.
 

Der Braunhaarige nickte langsam, bevor er seufzte.
 

„Kannst du den Mädels Bescheid geben?“, fragte er dann, deutlich in der Stimme gesenkt.
 

„Klar.“
 

„Danke. Ich sag es Harry und den Zwillingen.“, sagte er, bevor er auch an ihr nun vorbei schritt und wohl noch zu sich selbst ein „Jetzt muss ich wieder alles umwerfen. Was für ein Doxymist...“, murmelte.
 


 

Gesagt getan. Nachdem Katie, Alicia und Angelina über die Vorkommnisse berichtet hatte, hatten sie sich wieder aus ihren Quidditch Uniformen geschellt. Da ihre beide Mitstreiter noch nicht in kompletter Montur gewesen waren, waren diese um einiges schneller. Katie ließ sich dahingegen etwas mehr Zeit.
 

„Bist du fertig, Katie?“, fragte Angelina, die schon an der Tür stand.
 

„Geh schon vor, Angie. Ich glaube, ich geh noch schnell duschen. Ich stinke immer noch nach dieser Belladonna-Essenz aus Zaubertränke.“
 

„Alles klar. Wir sehen uns dann oben.“
 

Sie nickte, was ihre Freundin allerdings nicht mehr mitbekam. Daher ging sie einfach wie angekündigt ins abgegrenzte Bad, um einer der Duschkabinen für sich zu beanspruchen. Schnell war ihre Unterwäsche runter und sie in der Dusche. Das warme Wasser prasselte so laut auf die Keramikfliesen unter ihr und auf ihren Körper, dass sie nicht mitbekam, wie die Tür des Bades leise geöffnet wurde.
 

Katie wollte gerade zum Duschgel greifen, welches auf einer Vorrichtung stand, die an der Wand befestigt war, als sie plötzlich fremde Hände aufschrecken ließen.
 

„W-was zum-“, keuchte sie und drehte sich abrupt herum, „Flint!“, spie sie wütend heraus, als sie den Slytherin erkannte, der sich ungeniert Zutritt zu den Waschräumen beschafft hatte, „Das sind die Sanitäranlagen der Mädchen!“
 

„Ich weiß.“, grinste er überheblich.
 

„Und wieso bist du dann trotzdem hier?!“
 

„Wenn du nicht willst, dass hier jemand unerlaubtes reinkommt, dann solltest du die Tür verriegeln, Kitty.“, antwortete er keck mit einem tiefen Grinsen.
 

Im selben Moment streckte er seine Hand nach dem Duschhahn aus, den er zugleich nach unten drückte. Das Wasserrauschen hörte abrupt auf.
 

„Lass das.“, zischte sie und wollte sich zum Hand umdrehen, um das Wasser wieder einzuschalten, jedoch wurde sie prompt zu ihm zurückgedreht.
 

„Bist du sauer?“, spürte sie sein Grinsen, da er in diesem Moment seine Lippen in ihren Nacken drückte, „Ich steh drauf, wenn du wütend bist.“, wisperte Flint und fuhr mit seiner rechten Hand, über ihrer Vorderseite hinab.
 

Sie wusste, was er vorhatte und am liebsten hätte sie sich fallen gelassen, doch wieder erinnerte sie sich an die Schmerzen von gestern und jede aufkommende Lust verdampfte, wie das Wasser, welches zuvor aus der Brause rauschte.
 

„Nicht.“, stoppte sie seine Hand, in dem ihre Hand, sein Handgelenk umfasste.
 

„Zwing mich doch.“, spürte sie sein Grinsen nun an ihrem rechten Ohr und setzte seinen Weg einfach fort.
 

Katie hatte noch nie genügend Konsequenz besessen. Zumindest nicht in Flints Fall. Sie wusste selbst nicht so genau, dass sie ihn fortführen ließ, was er begonnen hatte. Wie seine Finger über ihre Mitte strichen und ihr ein sanftes Stöhnen über die Lippen rutschte.
 

Doch so schnell, wie das alles wieder anfing, so schnell wurden die Handlungen unterbrochen.
 

„Marcus?!“, rief eine männliche Person auf dem Gang, den sie eindeutig als Montague erkannte.
 

Flint musste ihn ebenso gehört haben, denn schneller als sie dachte, zog er seine Hände von ihrem Körper.
 

„Marcus?“, rief Montague erneut, „Verdammt... wo ist der denn jetzt hin?“
 

„Du wirst gesucht.“, flüsterte sie heiser zur Seite.
 

„Was du nicht sagst.“, grummelte er.
 

Doch anstelle, dass er nun zurück trat, legte er seine linke Hand auf ihre rechte Schulter und drehte sie mit etwas Kraftaufwand zu sich herum. Ein bisschen zu stark drückte er sie gegen die Fliesen, wobei ihr ein Keuchen aus dem Mund entfloh.
 

„Heute vor Sperrstunde vor der Hauselfenküche.“, kam es flüsternd über seine Lippen, bevor er endlich Abstand zu ihr gewann.
 

Katie schnaufte heftig durch die Nase und als Flint sich schon sich umgedreht hatte, fand sie ihre Sprache wieder.
 

„Und wenn ich nicht komme?“
 

Er drehte sich nur zur Hälfte wieder herum. Dennoch konnte sie eindeutig sein schelmisches Grinsen sehen.
 

„Du wirst kommen. Wie oft, liegt an dir.“

Katzen jeglicher Art


 

Buch Eins - Begierde

Kapitel 02: Katzen jeglicher Art
 

Mit leisen Sohlen schlich sie über das Marmor des Schlosses. Noch vor einer halben Stunde lag sie bereits mit ihren Schlafsachen, die aus einem einfachen Shirt der Holyhead Harpies und kurzen gelben Hosen bestand, in ihrem Bett ihres Turmes. Sie hatte sich seit dem Abendessen in ihrem Zimmer verschanzt und während sie versuchte noch einmal ihren Aufsatz für Verwandlung sauber noch einmal abzuschreiben, hatte sie sich hin und her überlegt, ob sie Flints Aufforderung nachkommen sollte.
 

Diese Überlegung über sein Angebot führte schlussendlich dann doch dazu, dass sie sich aus dem Gryffindorturm geschlichen hatte. Zum Glück hatte die Fette Dame in ihrem Gemälde bereits tief und fest geschlafen, so konnte sie wenigstens unbeobachtet sich durch die Korridore schleichen und hinunter in den Kerker huschen. Kurz vor dem Obstgemälde musste sie sich jedoch in eine dunkle Nische verstecken, da ein Maunzen durch die Gänge hallte. Stocksteif presste sie sich in die Dunkelheit hinein und hoffte so sehr, dass die Katze von Filch sie nicht bemerkte.

Das Maunzen wurde lauter und nun hörte sie auch noch menschliche Schritte. Das war ihr Ende. Wenn Filch sie erwischte, stünde McGonagall direkt mit auf dem Plan. Das gäbe wieder saftige Strafen. Nicht zuletzt, da sie schon früher sich mitten in der Nacht in die Küche geschlichen hatte, um noch etwas vom abendlichen Nachtisch zu ergattern...
 

Plötzlich tippte sie etwas auf die Schulter und eine eiskalte Schicht legte sich schnurstracks über ihren gesamten Körper. Im nu wurde ihr klar, dass man ihr gerade einen Destillierungszauber auferlegt hatte. Ruckartig sah sie daher zur Seite, um zu schauen, wer das gewesen war, doch konnte nur noch einen ähnlichen durchsichtigen Körper erkennen, der leicht durchschimmerte. Dieser gesellte sich in die selbe Nische. Schirmte sie so gut wie es ging von dem Gang ab, so dass sie auch nicht mehr hinaussehen konnte.
 

Die Person – sie hoffte diese war ihr gut gesinnt – holte etwas aus einer Tasche heraus. Sie erkannte nicht was es war, dafür war es viel zu dunkel, jedoch warf die Person es sofort in den Korridor, weiter weg von der Nische und Katie konnte nur noch hören, wie etwas auf dem Gang entlang sauste. Kaum ein paar Sekunden später hörte sie kleinere Knackgeräusche.
 

„Komm.“, hauchte es ihr entgegen und im nu wurde ihr klar, wer sie gerade vor Mrs. Norris gerettet hatte.
 

Diese Stimme würde sie von allen anderen mittlerweile unterscheiden können.
 

Weiter darüber nachdenken tat sie jedoch nicht. Sie folgte dem Befehl, ohne zu murren. Als sie auf dem Gang stand, hatte sich die Person schon dem Obstgemälde zugewandt und sie konnte das leise Kichern der Birne hören. Doch ihr Augenmerk lenkte sie auf die linke Seite des Ganges, in dem die Katze mittlerweile sein müsste. Katie petzte die Augen zusammen, um schärfer sehen zu können und konnte tatsächlich Mrs. Norris an der Gabelung erkennen, die gerade dabei war irgendetwas auf dem Boden zu knabbern. Ihr Schwänzchen flog in der Luft hin und her, als wäre sie überaus aufgeregt.
 

„Bell...“, zischte es von rechts und sie sah zum Gemälde.
 

Das Obstgemälde war bereits zur Seite geschwungen und sie nahm ihre Beine in die Hand um dahinter zu verschwinden.
 

Im inneren der Küche war es ebenso dunkel, jedoch wurde zugleich eine Kerze angezündet, die auf einem breiten Holztisch stand. Die durchsichtige Person schien gerade ihren Zauberstab geschwungen zu haben und wurde im nu wieder sichtbar.
 

Sie hatte ihn ja schon anhand der Stimme erkannt, aber zu wissen, dass ausgerechnet Flint sie aus dieser brenzligen Situation befreit hatte, war an Skurrilität nicht mehr zu übertreffen.

Die Dunkelblonde sah ihm weiterhin an, immer noch unsichtbar wohlgemerkt und sah ihm dabei zu, wie er nun an die Schränke ging und diese durchwühlte.
 

Kurz räusperte sie sich, um auf sich aufmerksam zu machen.
 

„Was?“, raunte er in seinen nicht vorhandenen Bart, sah jedoch nicht mal zu ihr auf.
 

„Könntest du...“, begann sie langsam, „... vielleicht... den Destillierungszauber von mir nehmen?!“, brach es dann aus ihr heraus und er wandte sich endlich zu ihr um.
 

„Ist es dir zu kalt?“, sagte er grinsend und in ihr brodelte es bereits, „Keine Sorge, Kitty, dir wird gleich noch heiß.“
 

Aus ihr kamen unverständliche Worte aus dem Mund. Eventuell rutschte da auch ein Arschloch über ihre Lippen.
 

Wenn sie könnte würde sie den Zauber auch selbst lösen. Da gab es nur leider das Problem, dass sie den Gegenzauber nicht kannte, geschweige denn ihn ausführen könnte. Der Destillierungszauber gehörte schließlich zum Lernplan der Siebtklässler. Sie war da leider noch ein Jahr davon entfernt.
 

Sie hörte ihn lachen, hob jedoch seinen Zauberstab, den er auf sie richtete und einen unsagbaren Zauber sprach. Wieder zog sich ein kalter Schauer über sie, bevor sie wieder sichtbar wurde.

Eines war klar. Den Zauber würde sie höchstwahrscheinlich hassen bis aufs Blut. Jedes mal diese eisige Kälte. Sie hasste schließlich auch den Winter. Schnee war absolut nicht ihr Favorit. Da zog sie die Wärme des Sommers eindeutig vor.
 

Flint schob sein Zauberstab zurück in seinen Umhang, bevor er sich erneut dem Schrank widmete.
 

Katie, so unbeholfen wie sie nun mitten in dieser Küche stand, die so leergefegt war, wie zu Tageszeit nie, schritt nur langsam auf den Tisch zu. Setzte sich jedoch nicht auf einer der Stühle, die daneben standen, sondern lehnte sich an die Kante und verschränkte ihre Arme ineinander. Sie beobachtete den Slytherin neben ihr, wie er gerade eine Dose Kekse aus einer der Hängeschränke herausholte. Er schraubte den Deckel ab und nahm sich auch prompt einen Keks heraus, den er in seinen Mund direkt abbiss.
 

„Auch?“, fragte er überraschend und hielt ihr nun die Dose entgegen.
 

„Nein, danke.“
 

„Ah, du willst also nur die schnelle Nummer.“, sagte er salopp und schob den Rest des Keks nun auch in den Mund.
 

Sie rollte mit ihren Augen, dessen Gestik Flint sicherlich mitbekommen hatte, denn er lachte erneut darüber.
 

„Mit was hast du Mrs. Norris abgelenkt?“, fragte sie und ging auf sein Kommentar erst mal nicht drauf ein.
 

Denn diesen Fakt würde sie schon gerne wissen. Was hatte Flint ihr da hingeworfen? Etwas zum Fressen war klar, aber sie hoffte, dass es nichts schädliches war. Wie auch oft sie über diese Katze geflucht hatte. Es war nur ein Tier, dass für seine Aufgaben im Schloss nichts konnte, ebenso wenig wie für ihr Herrchen.
 

„Nur ein paar Leckerlis.“, antwortete er und lehnte sich an eine Arbeitsplatte, mit den Rücken zu den Schränken.
 

„Leckerlis?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen noch einmal nach.
 

Er wühlte erneut in seinem Umhang und Katie konnte sehen, wie er eine kleine braune Papiertüte hervorholte. Er warf es unbeeindruckt auf den Holztisch und die Gryffindor drehte sich mit ihrem Oberkörper dahingegen direkt um. Sie schnappte sich das Tütchen und sah dann das Etikett.
 

Das Logo von „Magische Menagerie“ war fettgedruckt darauf zu sehen und darunter die folgende Bezeichnung „Katzen-Minzbonbons“.
 

Das erklärte es, warum Mrs. Norris so auf dem Korridor abgegangen war. Sie würde die Katzenminze sicherlich über mehrere Meter riechen können. Und war zudem ja auch voll darauf fokussiert, so dass sie nicht mal mitbekam, dass sich zwei Personen am Obstgemälde zu schaffen gemacht hatten.

Eine andere Frage war es jedoch, wieso Flint Leckerlis für Katzen bei sich trug. Nur für den Fall, dass Mrs. Norris um die Ecke kam, war doch sehr unwahrscheinlich.
 

Abrupt wurde ihr die Tüte aus den Händen gerissen und zog sie somit auch aus ihren Gedanken.
 

„Neugier genug gestillt.“, raunte er ihr entgegen und erst jetzt war ihr bewusst, dass er direkt vor ihr stand.
 

Neugierde. Eine gefährliche Kombination, wenn man zudem noch eine Gryffindor war. Jetzt da sie ihm direkt in die dunkelgrünen Augen sehen konnte, machte sich der Gedanke von heute Morgen wieder breit. Wegen dieser Sondergenehmigung, die Flint praktisch gemietet zu haben scheint. Aber sie sollte das ganze lieber nicht ansprechen.
 

„Überlegst du gerade darüber nach, wie wir es hier machen sollen?“
 

„Vielleicht machen wir hier auch gar nichts.“, schoss sie direkt zurück und schaute ihn herausfordernd an.
 

„Dann wärst du erst gar nicht hier runter gekommen, wenn du mich nicht wolltest, Kitty.“, grinste er und kam ihr erneut einen Schritt näher.
 

„Nenn' mich nicht so.“
 

„Wie? Kitty? Aber das passt doch so gut.“, sagte er und lachte ihr erneut entgegen, wobei er nun seine Hände an ihren Seiten auf den Holztisch abstützte, „Es macht dich doch heiß, wenn ich dich so nenne.“, wurde seine Stimme nun leiser und zugleich rauer.
 

Sie versuchte dem Drang zu widerstehen ihm entgegen zu kommen und ihre Lippen auf seine zu drücken. Viel Konsequenz besaß sie nun mal nicht ihm gegenüber. Gerade wenn er sich ihr so anbot. Das wusste er auch nur zu gut. Sie schluckte kurz, bevor sie ihren Kopf ein Stück von ihm wegzog.
 

„Das... einzige, bei dem mir heiß wird ist, wenn mir meine Trainingsstunde vor meiner Nase weggeschnappt werden.“
 

Scheiße. Jetzt hatte sie es doch angedeutet. Wo war sie nur wieder mit ihren Gedanken?! Das wollte sie doch gar nicht-
 

„Darauf stehst du? Ja dann muss ich das wohl öfters machen.“, grinste er wieder und schien gar nicht beeindruckt gewesen zu sein.
 

Bloß nicht darauf einsteigen, Katie. Verkneif es dir, schoss es durch ihren Kopf.
 

„Und vor allem wenn man nicht mal einen Grund angibt.“, sprach sie aus, was sie eigentlich nur im Gedanken sagen wollte.
 

Verdammt. Da war wieder ein bisschen Mut zu viel auf ihrer Waage. Sie verwarf im selben Augenblick die anfängliche Idee, die Sache mit Quidditch nicht anzusprechen und war nun gewollt, ihn dahingegen auszuhorchen. Doch offensichtlich hatte sie das nicht unbedingt geschickt angestellt. Den Flint schien sofort den Braten zu riechen.
 

„Was wird das?“, hörte sie ihn als nächstes fragen, mit einem gefährlichen Unterton.
 

„Weiß nicht, was du meinst.“
 

„Stell dich nicht dümmer, als du bist, Bell. Vielleicht klappt das bei deinen Gryffindors, aber ich weiß, wie du tickst.“
 

„Ist das so?“
 

Er grinste anzüglicher den je und kam noch einen Schritt weiter mit seinem Gesicht auf sie zu.
 

„Ich sollte das anders ausdrücken.", hauchte er lasziv, "Ich weiß,... wie es in dir aussieht. War ja schon mehrere Dutzend Male in dir.“
 

Sein Atem strich über ihr Gesicht und ließ sie erschaudern. Denn auch sein Aftershave schlug ihr durch ihre Nasenhöhlen. Er roch so gut. Einladend. Und Merlin nochmal, er wusste ganz genau, wie er sie um den Finger wickelte. Sie musste unbedingt einen kühlen Kopf bewahren. Wenn sie an dieser Stelle nachgeben sollte, würde sie nichts mehr aus ihm herausbekommen. Dann würde sie auch ihren Kopf ausschalten und sich einfach wieder dieser erotischen Anziehung hingeben.
 

„Also? Was soll die Fragerei?“, stellte er die Frage erneut und sie bemerkte, wie er sein Blick von ihrem Gesicht abwandte und stattdessen kurz über ihren Körper wandern ließ, „Komm endlich auf den Punkt, damit ich mir endlich diese Katze hier nehmen kann.“
 

Sie folgte seinem Blick kurz und bemerkte, wie er seine rechte Hand auf ihren Schoß legte.
 

Vielleicht sollte sie es wirklich einfach raus hauen, was sie von ihm wissen wollte. Lange um den heißen Brei herumreden brachte höchstwahrscheinlich eh nichts. Ein Flint ließ sich seine heißgeliebten Geheimnisse kaum, bis gar nicht entlocken.
 

„Warum die Sondergenehmigung?“, kam es dann aus ihrem Mund und sah wieder zu ihm hoch.
 

„Du willst also wissen, wofür ich die Sondergenehmigung eingeholt hab?“
 

„Schon wieder wohlgemerkt.“, fügte sie hinzu, „Das letzte Mal vor zwei Wochen.“, setzte sie direkt nach.
 

„Schreibst du Tagebuch darüber?“
 

„Werd' nicht albern. Es ist nur auffällig. Wenn du nur darauf spekulierst, unser Training damit zu sabotieren, dann-“
 

„Als hätte ich das nötig.“, fiel er ihr ins Wort.
 

„Wer weiß? Du hast ja auch bei anderen Dingen, vieles nötig...“, konterte sie direkt und dunkelgrüne Augen trafen ihre hellbraunen.
 

Es war vielleicht nur eins, zwei Sekunden, die er sie anstarrte, als sie plötzlich eine Bewegung seiner Hand wahrnahm. Sie keuchte auf, als ihr bewusst wurde, dass er seine rechte Hand in ihre Hose und unter ihre Unterwäsche schob, bevor er anfing sie mit zwei Fingern dort zu massieren.
 

Ihre Hände griffen im selben Atemzug nach seinen Oberarmen und Katie begann leicht zu stöhnen.
 

In der einen Sekunde auf die nächste, hatte er ihre Schlafhose heruntergezogen, inklusive ihres Slips. Sie erschrak kurz, da sie diese Handlung gar nicht vorhergesehen hatte. Aber es hätte ihr klar sein müssen. Ein Flint nahm sich schon immer einfach das, was er wollte. Weiter denken konnte sie nicht mehr, da er sie mit einem Ruck hochhob und sie auf den großen Holztisch wieder absetzte. Schon fast automatisch hatte er seinen Blick erneut abgewandt und seinen Kopf zwischen ihre Beine gelegt. Sobald sie seine Zunge an ihrer empfindlichsten Stelle spürte, war es vorbei mit ihrer Beherrschung.
 


 

Immer noch bebte ihr Körper, obwohl er längst von ihr abgelassen hatte und sich gerade seine Shorts vom Boden aufsammelte. Die Kälte kroch ihr in die Knochen, seit dem er hatte was er wollte. Sie würde es nie laut sagen, aber sie genoss diese Momente, wenn er ungestüm, seine heißen Hände auf ihrer Haut ablegte. Es brannte unter jeder Stelle, die er berührte, was sie noch mehr entfachte. Aber das war immer alles viel zu schnell vorbei. Ihrer Meinung nach.
 

Plötzlich drehte er sich zu ihr herum und damit er nicht bemerkte, dass sie in Gedanken versunken gewesen war, begann sie sich nun auch anzuziehen. Katie bemerkte ununterbrochen seinen starren Blick auf sie, versuchte es aber auszublenden, wenn auch es schwierig war. Doch als sie seine raue Stimme vernahm, war das Ausblenden ein unmögliches Unterfangen.
 

„Ich brauch einen neuen Sucher. Deswegen die Sondergenehmigung.“
 

„Wieso einen neuen Sucher?!“, warf sie direkt ein und schaute nun doch zu ihm auf.
 

Er hatte sich schon zur Rückwand des großen Gemäldes gedreht, um die Küche der Hauselfen zu verlassen, als er ihr tatsächlich antwortete.
 

„Malfoy ist ausgestiegen, aber das hast du nicht von mir.“
 

Kaum ausgesprochen schob er sich durch die kleine Lücke im Gemälde und war wenige Sekunden später verschwunden. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. Sie hätte ehrlich nicht damit gerechnet, dass er ihr auf ihre Fragen wirklich eine ehrliche Antwort gab. Hatten sie zum Anfang ihrer kleinen Liaison doch davon gesprochen, dass sie das Thema Quidditch nie fallen lassen würden. Dass es ein Tabuthema war und er hatte ihr eindringlich klargemacht, dass gerade solche Team bezogene Dinge, nie zur Sprache kommen dürften. Dass das, was sie hatten, nicht bedeutete, dass sie gegen Sex Informationen austauschten. Auch wenn es Flint sicher in den Fingern juckte, Olivers Taktiken zu wissen. Aber das würde auch bedeuten, dass sie dasselbe von ihm verlangen könnte. Denn auch da konnte man sagen was man wollte. Slytherins standen zu ihrem Wort. Selbst wenn es gegenüber ihr, einer Gryffindor gewesen wäre. Ehre schrieb man schließlich verdammt gigantisch im Schlangenhaus.
 

Vielleicht hatte diese ganze Sache, das Betthäschen von Marcus Flint zu sein, doch einen stärkeren Vorteil. Oder in ihrem Fall, das Schmusekätzchen. Wobei sie nie mit dieser Schlange kuscheln würde. Denn bekanntlich gab es ja auch Würgeschlangen und sie vermutete, dass Flint so einer wäre. Wenn sie nicht aufpasste, würde er sie in einem unbeobachteten Augenblick sehr wahrscheinlich ersticken.

Neuer alter Spieler


 

Buch Eins - Begierde

Kapitel 03: Neuer alter Spieler
 

„Woher sagtest du nochmal, hast du die Information her, dass Slytherin einen neuen Sucher braucht?“
 

„Hab ich gehört.“, kam es schnell über ihre Lippen, als sie zusammen mit Lee endlich auf den unteren Tribünen des Quidditchfeldes angekommen war.
 

„Ah... ja. Und von wem?“
 

„Weiß nicht wie die hießen, Lee! Darüber haben ein paar Slytherins aus der Sechsten geredet.“
 

Sie hat sich die Geschichte tausendmal in ihrem eigenen Kopf zusammen gesponnen. Seit heute Morgen, als sie wach geworden war, wusste sie das sie eine plausible Geschichte erfinden musste. Zu lügen war zwar keine herausstechende Eigenschaft von Gryffindor, trotzdem war sie ein Ass darin geworden. Besonders in diesem Jahr.
 

Also hat sie sich etwas ausgedacht, was gar nicht so weit hergeholt war. Wenn Slytherin einen neuen Sucher brauchte, dann würde das sicherlich in deren Gemeinschaftsraum aus gehangen werden. Sehr wahrscheinlich also auch, dass andere Jungs darüber reden würden, da sie sich vielleicht einen Platz ersehnten.
 

„Hm. Und... was wollen wir jetzt hier?“
 

Rasch wandte sie sich zu ihrem besten Freund um und presste ihre Hände in die Hüften.
 

„Na gucken, wen Flint ins Team aufnimmt! Sag mal, hast du mir vorhin überhaupt zugehört, als ich dich fragte, ob du mitkommst?!“
 

„Das... hab ich schon, aber... Katie...“, kam es von ihm zögerlich, „Wenn die uns erwischen, dann ist der Teufel los. Du hättest Oliver mitnehmen sollen. Der kann sich immerhin gegenüber Flint behaupten.“
 

Katie sah ihn streng an, so als hätte er gerade den schlechtesten Witz aller Zeiten gemacht. Oliver und sich behaupten?! Wer glaubt, wird selig! In jeder Situation, die sie ihren Kapitän schon mit Flint hat streiten sehen, hatte er immer den Kürzeren gezogen. Da hatte sie schon ganz andere Kämpfe mit Flint ausgetragen. Gut, ihre nächtlichen Aktivitäten waren jetzt auch nicht unbedingt davon geprägt, dass sie das Sagen hatte. Aber sie unterwarf sich ihm ja auch freiwillig, das war etwas völlig anderes!
 

Die Dunkelblonde schüttelte innerlich den Kopf. Die nachfolgenden Gedanken musste sie unbedingt aus ihrem Hirn schlagen. Denn sonst würde sie viel zu sehr an den Schwarzhaarigen denken und was er immer im Stande war, mit ihr anzustellen...
 

„Zieh den Kopf ein, da sind die Schlangen!“, zischte Lee und stieß ihr mit seinem Ellenbogen in die Seite.
 

„Aua.“, rutschte es ihr etwas lauter als geplant aus ihr heraus und zog direkt den Kopf unter den Sichtschutz.
 

Lee setzte sich auf den Boden, den Rücken an den Sichtschutz gelehnt. Sie schaute zu ihm rüber, während er zu ihr rüber nickte.
 

„Was?“, flüsterte sie verständnislos.
 

„Guck du nach, ob die Luft frei ist.“
 

„Wieso ich?“
 

„Weil es deine irre Idee war, die Schlangen auszuspionieren!“, zischte er zurück.
 

Katie seufzte und rollte die Augen. Kaum zu glauben, dass Lee ein Gryffindor war, so viel Schiss er vor Slytherin hatte. In der Gruppe war er immer einer derjenigen, der gleich alles raus posaunte. Aber wehe er ist in keiner sicheren Zone...
 

Vorsichtig schob sie ihren Kopf über den Sichtschutz, um zu schauen, ob jemand auf sie aufmerksam geworden war. Zu ihrem Glück hatte keiner der anwesenden Schlangen sie bemerkt. Sie sah Pucey und Montague, die bereits mit ihren Besen auf dem Feld standen. Ebenso Derrick und Bole, die zwei Treiber, die gerade die Kiste der Bällen aus dem Schuppen holten.

Flint sah sie jedoch noch nicht. Mit ihren hellbraunen Augen suchte sie jede Ecke des Feldes ab.
 

„Warum wohl Malfoy ausgestiegen ist?“, unterbrach Lee ihr Gesuche und sie schaute zu ihm.
 

„Keine Ahnung. Er ist dieses Jahr sowieso sehr seltsam unterwegs.“
 

„Das hab ich auch mitbekommen. Früher hatte man ihn immer zwischen seinen zwei bulligen Freunde gesehen und jetzt läuft er meistens komplett alleine durchs Schloss.“
 

Katie stimmte ihm gedanklich zu. Das sich Malfoys Verhalten verändert hatte, hatte auch sie bemerkt. Der blonde Slytherin hatte früher auch immer einen lockeren Spruch auf Lager, wenn sie ihn im Quidditchbereich begegnet war. Die letzten Male fiel das komplett weg, da sie ihn auch schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wenn sie so darüber nachdachte, war das sicherlich schon drei Monate her. Es war kurz nach dem Spiel Slytherin gegen Hufflepuff am Anfang des Jahres gewesen.

Ob Malfoy schon länger abstinent war? Und Flint jetzt endlich die Schnauze voll hatte und nun einen neuen Spieler suchte. Auf einen, auf den man sich auch verlassen konnte? Auch wenn er sagte, dass Malfoy ausgestiegen wäre, aber ob der Slytherin ihr dahingegen die Wahrheit gesagt hatte, konnte sie nicht drauf wetten.
 

„Ist das Warrington?!“
 

Lee unterbrach erneut ihre Gedanken und sie sah zum Feld zurück. Gerade aus dem Torbogen, die zu den Kabinen führte, traten Flint und tatsächlich Warrington heraus. Sie schienen miteinander zu sprechen. Leider viel zu weit weg, als dass man sie verstehen könnte.
 

„Das ist nicht gut.“, sagte Katie leise.
 

„Warrington... der ist gut.“
 

„War er schon immer. Viel besser als Malfoy allemal.“
 

„Warum Slytherin den gegen Malfoy damals ausgetauscht hatten, verstehe ich bis heute nicht.“, erwiderte Lee.
 

Ihr war es hingegen schon klar. Immerhin war sie live dabei gewesen, als Flint ihnen den neuen Sucher damals präsentiert hatte. Zudem noch die neuen Besen. Der Nimbus 2001 für die gesamte Hausmannschaft. Es war also vollkommen klar, dass sie Malfoy nur deswegen genommen hatten, weil sein Daddy dem Team die Besen spendierte. Vielleicht hatte Flint darauf spekuliert, dass sie mit ihren neuen Besen besser dran wären, auch wenn Malfoy nicht gerade ein guter Sucher war.

Mit den Jahren, die ins Land gezogen waren, musste aber auch eine Schlange wie er einsehen, dass die Besen längst überholt waren. Auch wenn nur Harry bisher jedes mal den neusten Besen besaß, so hatten sie und ihre Mitspieler immer noch ihre alten. Sie flog ihren Kometen nun schon über sechs Jahre und konnte mit ihm fast schon blind fliegen. Sie war vollends darauf abgestimmt.

Es brachte nichts nur einen neuen Besen zu besitzen, wenn das nötige Talent fehlte.
 

Warrington allerdings war ein Problem. Er war ein ausgezeichneter Flieger und zudem hatte er ein scharfes Auge, was ihn als Sucher qualifizierte.
 

„Du musst das Oliver berichten.“, sagte sie dann schnell und wandte sich zu Lee.
 

„Auf jeden Fall! Das könnte haarig werden, wenn Warrington wieder für Slytherin spielt.“
 

„Nicht nur das, Oliver muss die Taktik ändern. Unser Spiel liegt darauf aus, es so lange es geht hinauszuzögern. Um genug Punkte zu machen, so dass selbst ein Schnatzfang mit den 150 Punkten keinen Sieg ausmacht. Mit Malfoy als gegnerischen Sucher hat das auch immer wunderbar funktioniert, aber wenn Warrington jetzt wieder fliegt, können wir es uns nicht leisten auf Zeit zu spielen.“
 

„Ja. Verstehe. Ich glaube, Olivers Zaubertrankstunde ist gleich vorbei. Ich lauf schon mal vor, dann pass ich ihn an der Eingangshalle ab.“
 

„Mach das, ich bleib noch ein bisschen hier. Vielleicht krieg ich ja noch was mit zu ihren Plänen.“
 

„Aber pass bitte auf dich auf, Katie! Ich will dich nicht im Krankenflügel besuchen kommen.“
 

„Ja, ja...“
 

Lee seufzte kurz, bevor er auf allen Vieren ging und von der Tribüne krabbelte. Als ob er Angst hätte, man könnte ihn doch noch entdecken. Schisser. Grinste sie kurz. Als ihr bester Freund aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, sah sie nochmal zum Feld zurück. Flint und Warrington schienen immer noch vertieft in ein Gespräch zu sein. Pucey und Montague waren bereits in der Luft, genauso wie die zwei Treiber und nun sah sie auch den Hüter der Schlangen. Miles Bletchley. Der Klatscher war zudem auch schon frei. Die Dunkelblonde entschied sich, lieber jetzt schon die Tribüne zu verlassen. Der Klatscher würde ihre Anwesenheit spüren, also wäre es jetzt der perfekte Zeitpunkt sich im Spielerbereich aufzuhalten. Immerhin war das gesamte Team gerade auf dem Feld. Da könnte sie sicherlich einen Abstecher ins Schlangennest wagen...
 


 

Mit schnellen Schritten lief sie den Gang vor den Umkleiden entlang. An Hufflepuff und Ravenclaw war sie bereits schon vorbei. Die nächste Kabine müsste Slytherin sein. Katie beschleunigte ihr Tempo noch einmal und stand dann auch prompt vor der ersehnten Tür.

Noch einmal sah sie sich im Gang um, sah keine Gefahr und betrat die Kabine. Kaum einen Fuß hineingesetzt, kam ihr schon ein Geruch von Schweiß entgegen. Die Luft war so dick, dass sie leicht husten musste. Herrje! So stank es bei ihnen nie. Nicht mal bei ihren Jungs. Sie wusch sich ein paar aufsteigende Tränen aus dem Gesicht, um wieder klarer zu sehen. Schnell hüpfte sie zur Tafel, auf dem einige Manöver mit Kreide aufgezeichnet worden sind. Ließ ihren Blick jedoch auf den Tisch neben dran schweifen und nahm sich das erste Pergament zur Hand.
 

Das hier war sehr interessant. Offenbar wollte Flint die Aufstellung ein bisschen abändern. Sonst flog Pucey immer zu seiner Rechten, jedoch schien er als Kapitän nun nicht mehr in der Mitte fliegen zu wollen, sondern ganz außen Links. Das wäre sogar genau ihre gegnerische Position. Was dachte er sich denn dabei?!
 

Katie überlegte lange hin und her, warum Flint plötzlich auf ihre Position spielen wollte. Gab das doch überhaupt keinen Sinn. Ja, sie war nicht schlecht, und sicher gefährlich für einige Manöver, aber da waren Angelina und Alicia deutlich besser als sie. Vielleicht wollte er ihr auch nur weiter auf die Nerven gehen und erhoffte sich, durch kleine Sticheleien auf ihrer beiden nächtlichen Hobbys, sie dadurch unaufmerksam zu machen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass er es versuchte.
 

„Wen haben wir denn da?!“
 

Erschrocken über die plötzliche Lautstärke presste sie das Pergament schnell auf den Tisch und wandte sich um.
 

„Eine Spionin... Bell, oder?“
 

Fuck. Schoss es ihr durch den Kopf, als sie den neuen Sucher von Slytherin vor sich entdeckte. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht!
 

Warrington kam direkt auf sie zu, packte sie unwirsch am Oberarm und zog sie aus der Kabine, zurück auf den Gang. Er schubste sie zugleich an die Wand, so dass sie kurz auf keuchen musste, da das schon etwas mehr wehtat.
 

„Was glaubst du eigentlich was du hier tust?!“
 

„Nichts.“, schoss sie direkt zurück und bemerkte wie er ihr wieder näher kam.
 

Sie würde es nicht laut sagen, aber es wäre ihr lieber gewesen, Flint hätte sie erwischt. Mit dem konnte sie immerhin umgehen. Warrington allerdings... er war um fast zwei Köpfe größer wie sie, breiter und hatte immer diese hinterhältige Fratze auf dem Gesicht. Ja,... dieser Kerl machte ihr Angst. Immer wieder. Aber zugeben, oder zeigen würde sie es nicht. Wozu war sie denn bitteschön eine Löwin?!
 

„Bleib weg von mir. Ich- ich hab mich nur in der Tür geirrt.“
 

„Klar und deswegen ist dir nicht mal bei unseren Plänen aufgefallen, dass da gar nicht dein Name steht.“
 

„Ehm...“
 

„Am besten du sagst jetzt gar nichts mehr, Bell.“, spuckte er ihren Namen aus und kam ihr näher.
 

Katie schluckte hart und presste sich an die Wand hinter ihr. Im Augenwinkel sah sie zu beiden Seiten, doch wie vorhin schon, war dieser wie leergefegt.
 

„Ich finde Furunkeln würde dir gut stehen...“, sagte er und blickt erst über ihr Gesicht und dann weiter hinunter.
 

Ein eiskalter Schauer floss ihr über ihren Nacken, den Rücken hinab. Wie gestern Nacht schon, nur dass es diesmal ohne einen Zauber geschah. Sie schluckte erneut und sie sah, wie Warrington erneut den Mund aufmachte, um etwas zu sagen. Doch in diesem Moment wurde dieser bei seinem Namen gerufen.

Katie sah zu ihrer rechten und hätte fast erleichtert geseufzt, als sie Flint erkannte, der nun auf sie beide zu kam.
 

„Was wird das hier?“
 

„Ich hab die Kleine erwischt in unserer Kabine, Kapitän.“, sagte dieser sofort und packte sie erneut am Oberarm.
 

Die Dunkelblonde bemerkte bereits, wie Warrington fester zudrücken wollte, als Flint sich dazwischen schob. Der Blonde ließ sie abrupt los und innerlich dankte sie Merlin, dass er ihr offenbar doch Flint geschickt hatte.
 

„Zurück aufs Feld, Warrington. Ich regel das.“, sagte er zu ihm gewandt.
 

„Ich dachte da an Furunkeln. Oder dicke Eiterblasen, oder-“, begann Warrington jedoch seine Ideen preiszugeben, wurde jedoch direkt wieder von Flint unterbrochen.
 

„Aufs Feld! Jetzt!“
 

„Schon gut... war ja nur so eine Idee...“, murmelte der neue Sucher und schlug den Gang nun zurück zum Feld ein.
 

Flint sagte kein Wort. Auch seine Augen waren auf den Gang rechts von ihr fixiert. Er schien zu warten, bis Warrington außer Sicht- und Hörweite war, bevor er sich zu ihr umdrehte und seinen Ärger deutlich Luft machte.
 

„Was machst du hier?!“, zischte er sofort.
 

„Ehm...“, begann sie vorsichtig, „War zufällig da...“
 

„Halt mich nicht für blöd, Bell. Das hab ich dir gestern schon nahe gelegt.“
 

Sie schnaufte kurz laut aus. Im Endeffekt brauchte sie nicht einmal die Wahrheit aussprechen. Es wäre ihm ohnehin klar, was sie hier machte. Dennoch musste sie das Theater ein bisschen ab dämpfen. Gute Miene, zum bösen Spiel treiben. Darauf würde er sich einlassen, oder?
 

„Ich wollte zu dir.“
 

„Jetzt?“, fragte er mit einer Spur Verwirrtheit, „Dir ist schon klar, dass Slytherin Training hat und-“
 

„-ich hab eine Freistunde.“, unterbrach sie ihn einfach, jedoch schien er ihren Kommentar komplett auszublenden.
 

„-du genau wusstest, worum es heute ging. Ich hätte einfach nichts sagen sollen. Reicht man dir den kleinen Finger, nimmst du gleich die ganze Hand!“
 

„Ist es jetzt meine Schuld, dass du dein Geheimnis nicht bewahren konntest?!“, ging sie nun in die Angriffsposition.
 

„Du kennst unsere Abmachung, Bell. Keine Gespräche über Quidditch und du hast damit gestern zu erst angefangen!“
 

„Und du bist darauf eingestiegen! Was kann ich denn dafür?!“
 

„Du hast mir ja gar keine Wahl gelassen!“, wurde er ein bisschen lauter.
 

„Ist immer noch nicht meine Schuld. Du hättest auch einfach schweigen können, Flint.“
 

„Geht schlecht, wenn ich geil auf dich bin.“, zischte er nun wieder etwas leiser und sah sich kurz um.
 

Auch Katie folgte seinem Blick, konnte aber zu ihrem Glück niemanden entdecken. Sie sah zu ihm zurück, doch er hatte immer noch den Blick auf den Punkt in der weiten Ferne gerichtet.
 

Eigentlich war es wirklich nur ihr Plan, kurz zu gucken, wen er als Sucher ins Team geholt hatte. Die Pläne zu durchstöbern war eher Optional. Aber jetzt, da er so vor ihr stand und erneut sein Aftershave einatmete, würde sie auch nichts dagegen haben, wenn sie kurz einen Abstecher in irgendeinen leeren Raum machten.
 

Sie war eindeutig verrückt nach diesem Slytherin geworden. Dass das niemals jemand herausfinden durfte, war klar wie Kloßbrühe. Aber genauso gut, wollte sie auch einfach nur den Moment genießen. Es gab wenige Situationen in ihrem Leben, in der sie einfach nur sie selbst sein konnte. Ständig erwartete man etwas von ihr, was sie überhaupt nicht war. Dann das ständige lügen. Sie log ihre Freunde nicht nur im Bezug auf Flint etwas vor. Sondern auch in so vielen anderen, privaten Dingen. Manchmal tat es ihr leid, dass sie jemand anderes spielen musste, aber es war für sie einfach besser damit klarzukommen. Das ganze ausführlich auf den Tisch zu legen, würde eh nichts bringen. Sie hatte immerhin schon angefangen damit zu leben.

Eben auch, dass sie sich auf jemanden wie Flint einließ. Immerhin konnte sie in seiner Nähe sein, wie sie war. Sie fühlte sich irgendwie befreit von all dem Druck, der sonst auf ihrer Seele lastete.
 

„Du... brauchst dich nicht wundern.“, sagte sie dann leise und bekam dadurch wieder seine Aufmerksamkeit, „Wenn du mir so etwas hinwirfst, ist doch klar, dass ich nachschaue, wen du da rein holst.“
 

„Dann warte gefälligst auf die offizielle Nachricht an der Eingangshalle und schleich' dich nicht irgendwo heimlich rein!“
 

„Die wann ist?!“, fragte sie, erwartete aber keine Antwort, „Meistens viel zu knapp, so dass man gar nichts mehr am Spielplan verändert kann!“
 

„Was juckt dich das?! Wir spielen doch erst nach den Weihnachtsferien gegeneinander!“, sagte er abfällig und kam ihr noch etwas näher.
 

Seine rechte Hand hat sich derweil schon links hinter ihr an der Wand abgestützt.
 

„Und jetzt sag nicht, es wäre unfair Ravenclaw gegenüber. Es ist ihr Pech, wenn sie sich nur auf eine Taktik versteifen und nicht auf eine Überraschung gefasst sind.“
 

Da hatte er schon Recht. Ihr käme es sicherlich auch zu gute, wenn Ravenclaw aus dem Schulturnier fliegen würde. Und gerade so etwas essentielles, wie ein neuer Sucher, würde so einiges für Überraschung sorgen, auf das sie nicht eingestellt wären. Wer rechnet auch mit so etwas und das auch noch mitten im Schuljahr?
 

Plötzlich drückte er sich von der Wand weg und der Geruch seines Aftershaves verdünnisierte sich flüchtig.
 

„Los, verpiss dich hier.“, sagte er dann und wollte schon den Rücktritt zum Feld ansteuern, als ihre Hände sich selbstständig machten und ihm an der Quidditch Uniform daran hinderte, weiter zu gehen.
 

„Warte, wir könnten doch noch-“
 

„Du stehst auf Risiko, oder Kitty?“, sagte er zu ihr gewandt, wobei er ihrem Gesicht unheimlich nah kam.
 

Katie wollte gerade noch etwas sagen, als er ihr bereits seine Lippen auf ihre presste. Sein Kuss war hart und sie konnte nicht anders, als heftig in sein Mund zu stöhnen, als er mit seiner Zunge in ihre Mundhöhle eindrang. Sie spürte seine Hände auf ihrer Hüfte, zog sie etwas mehr zu sich, so dass seine Hände weiter nach hinten wanderten. Schlussendlich auf ihrem Po zum Erliegen kam und sie noch fester an sich zog. Sie spürte selbst unter der dicken Uniform, wie hart er war. Ein Zugeständnis, dass er sie jetzt auch gerne gewollt hätte.
 

Die Dunkelblonde dachte zuerst, er würde nun versuchen ihr die Klamotten vom Leib zu reißen, doch stattdessen unterbrach er den Kuss. Kurz tätschelte er noch einmal kurz über ihren Hintern, bevor er auch dort die Hände von ihr nahm.
 

„Was-“, kam es atemlos von ihr, doch wurde direkt wieder unterbrochen.
 

„Warte hier.“, sagte er ebenso atemlos, bevor er sich schnell von ihr abwandte und den Weg zurück zum Feld nahm.
 

Jeder andere hätte jetzt die Beine in die Hand genommen und wäre gelaufen. Sie nicht. Sie wartete. Erhoffte sie sich, dass Flint sich ihrer annehmen würde? Sex irgendwo in der Nähe seines Teams, die ihn sicherlich steinigen würden, würden sie das zwischen ihnen wissen. Sie atmete tief durch und wartete nicht allzu lang. Flint kam um die Ecke geschossen, schnappte ihren Arm und zog sie den Gang nach links runter.
 

„Wir haben zehn Minuten.“
 

„W-was hast du gesagt?“
 

„Das ich dich zu Hooch bringe.“
 

Lügen war für den Slytherin wohl ebenso keine große Sache. Er tat es sicherlich ständig. War für einen wie ihn sicher völlig normal. Katie verdrängte den Gedanken, als er sie in einen leeren Abstellraum führte, der am Ende des Ganges war. Weit weg vom Feld, jedoch nahe des Ausganges für den Spielerbereich.
 

„Du machst mich wahnsinnig, Kitty. Ehrlich.“, hatte er nur noch gesagt, bevor er die Tür zumachte und damit begann, endlich ihre Kleidung von ihrem Körper zu ziehen...

Unmoralische Angebote


 

Buch Eins - Begierde

Kapitel 04: Unmoralische Angebote
 

Einige Wochen später. Wie jeden Samstagmorgen traf sich das Gryffindorteam zur Trainingsbesprechung. Oliver stand vorne an der Tafel und hatte einige Taktiken aufgeschrieben, die er sich vorstellen könnte. Hin und wieder warf Angelina oder sie, Einwendungen ein, oder andere abgewandelte Ideen. Aber im großen und ganzen war Oliver mit nichts zufrieden.
 

„Ich verstehe nicht, wieso wir jetzt unsere Aufstellung umändern sollten, Oliver. Dann lass Flint doch auf Katies Gegenposition spielen. Das ist der dümmste Fehler, den er machen könnte.“, sagte Angelina in die Runde.
 

Katie nickte ihr zwar zu, dennoch war ihr durchaus unwohl zu wissen, dass sie Flint eventuell jetzt ständig vor der Nase hatte beim Spielen. Am liebsten wäre es ihr sogar mittlerweile, dass sie Oliver nichts zu seinen Plänen gesagt hätte. Dann wäre ihr das hier eindeutig erspart geblieben. Aber nein. Sie musste ja unbedingt Lee mitnehmen, der Oliver über Warrington aufklärte und dann auch noch sie in Olivers Beisammensein fragte, ob sie noch was herausgefunden hatte.

Natürlich hätte sie auch Lügen können. Aber wie hätte sie dann erklären können, dass sie gut eine halbe Stunde nach Lees Gehen, verschwunden blieb. Ihr fiel einfach keine plausible Erklärung ein, also blieb sie bei der Wahrheit. Nur den Faktor, dass man sie erwischt hatte, ließ sie aus.
 

„Der dümmste Fehler den WIR machen können, wäre es, wenn wir das hier außer Acht lassen, Angelina! Flint hat sich dabei sicher etwas gedacht und nicht darauf zu reagieren, wäre fatal.“, sagte der Braunhaarige und schlug mit seinem Zeigestock einmal fest auf die Tafel.
 

Katie zuckte kurz zusammen, wie auch Harry, der neben ihr saß.
 

„Wir spielen hier gegen Slytherin! Ist euch das überhaupt bewusst? Die haben immer schon mit unfairen Mitteln gespielt. Besonders wenn man bedenkt, dass die offizielle Nachricht erst vor zwei Wochen kam. Ravenclaw war darauf überhaupt nicht vorbereitet und ihr habt ja gesehen, wie das Spiel ausgegangen war!“
 

Jap. Ravenclaw war erst mal raus aus dem Schulturnier. Zumindest was die ersten zwei Plätze anging. Slytherin hat sie vollkommen hopps genommen mit Warrington, als Sucher. So ein schnelles Spiel hatte sie noch nie miterlebt. Der Schnatz war kaum gesichtet als Zuschauer, schon hatte Warrington die Verfolgung aufgenommen. Fünf Minuten später hatte er den Schnatz gefangen. Cho hatte nicht einmal einen Hauch von einer Chance gehabt gegen ihn. Am Ende gingen sie mit 30 Punkten gegen 170 vom Platz.
 

„Die Slytherins wissen nicht, das wir von ihrer neuen Aufstellung wissen. Das müssen wir ausnutzen und eine Gegentaktik entwickeln!“
 

Unauffällig sah Katie auf den Boden zu ihren Füßen. Sie hätte vielleicht doch etwas sagen sollen, dass sie erwischt wurde. Denn Flint würde ganz sicher nicht mehr mit der Aufstellung spielen, nachdem er davon Kenntnis hatte, dass sie diese gesehen hatte. Andererseits... vielleicht würde er diese minimal abändern oder einfach es darauf ankommen lassen. Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall. Mittlerweile war sie sich fast sicher, dass dieser Positionswechsel nämlich nur mit ihr zu tun hatte.
 

Aber wenn sie davon erzählt hätte, wären sicherlich auch Fragen gekommen, wieso sie denn dann nicht von Hooch belangt wurde. War das ausspionieren doch untersagt und unsportlich. Meistens hagelte es für das Vergehen auch Spielverbot. Hätte sie dann etwa sagen sollen, dass sie ein kleines Stelldichein mit Flint höchstpersönlich durchgeführt hatte, um der Strafe zu entgehen? Sicherlich nicht.
 

„Katie!!“
 

Sie erschrak heftig, als sie ihren Namen vernommen hatte und schaute nach vorne. Wobei ihr auffiel, dass alle ihrer Mitspieler sie anstarrten.
 

„Ehm. Ja?“
 

„Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken??!“, keifte Oliver sie an.
 

„'Tschuldige.“, murmelte sie und räusperte sich kurz, „Was hast du gesagt?“
 

„Einzeltraining für dich!“
 

„Wie bitte? Wieso das denn?“, rief sie verwirrt in die Runde.
 

„Wir müssen deine Fähigkeiten verbessern. Wenn Flint nun auf deine gegnerische Position spielt, musst du damit rechnen, dass er es mehr auf dich abgesehen hat. Du musst robuster gegen seine Fouls werden.“
 

„Ich glaube kaum, dass da ein Einzeltraining hilft.“, sagte sie energisch und verschränkte ihre Arme ineinander.
 

„Herausreden bringt nichts. Am Dienstag will ich dich Morgens auf dem Feld sehen. Noch vor dem Frühstück!“
 

„Vor dem Frühstück?! Bist du irre?!“
 

„Keine Widerworte. Das ist die beste Zeit, dann wird Slytherin auch nichts davon mitbekommen.“
 

„Aber-“
 

„Nächstes Thema. Harry.“, übersprang er einfach ihren Einwurf und wandte sich dem Jungen links neben ihr zu.
 

Katie schaltete sofort auf Durchzug. War Oliver einem Ghul heute über den Weg gestolpert? Einzeltraining hatte sie ja ewig nicht aufgebrummt bekommen. Sie seufzte und ließ das weitere Gespräch einfach über sich ergehen. Eine Stunde später entließ er sie dann alle endlich in die Freiheit.
 

Katie wurde am Eingang des Spielerbereiches bereits von Leanne erwartet, die sie anlächelte, als sie heraus kam.
 

„Fertig?“
 

„So was von fertig.“, bestätigte sie und begann mit ihr den Weg hoch zum Schloss zu laufen.
 

„Du siehst mega gestresst aus.“
 

„Frag lieber nicht nach.“, winkte sie ab, „Lass uns lieber gleich nach Hogsmead aufmachen. Ich brauch unbedingt ein bisschen Frieden.“
 

„Okay.“, sagte die Braunhaarige vorsichtig, sagte aber nichts mehr dazu.
 

Katie war es nur Recht. Sie musste unbedingt abschalten und- mitten im Gedanken stoppte sie.
 

Vorne auf dem Brückenaufgang sah sie einen schwarzhaarigen Jungen stehen. Sie lief unbeirrt weiter, jedoch war sie etwas verwirrt, dass er hier so offenkundig stand. Als würde er auf etwas warten. Oder auf jemand. Jemand wie sie, wahrscheinlich.
 

Als sie mit Leanne auf gleicher Höhe mit ihm war, schaute sie nur kurz zur Seite. Fing den Blick seiner dunkelgrünen Augen auf und sah direkt wieder weg. Leanne stapfte ein bisschen vor ihr her. Sie hatte diesen Seitenblick, Merlin sei Dank, nicht mitbekommen. Kurz sah sie noch einmal über ihre Schultern. Noch immer stand Flint am Pfosten und kurz begegneten sich erneut ihre Augen. Sie seufzte. Mitten auf der Brücke blieb sie dann stehen.
 

„Ich glaub, ich hab mein Zauberstab in der Kabine vergessen.“
 

„Was? Oh nein. Dann sollten wir-“
 

„Ich geh schnell.“, unterbrach sie ihre Freundin, „Geh du doch schon mal vor. Wir treffen uns dann direkt im Drei Besen.“
 

„Ehm... okay. Gut. Dann bestell ich dir schon ein Butterbier, falls du noch nicht da bist.“
 

„Danke, Leanne. Ich beeil mich.“
 

Mit diesen Worten drehte sie sich um und eilte zurück. Kurz sah sie nach hinten, und sah noch wie Leanne die Brücke hinter sich ließ und im nächsten Augenblick im Innenhof verschwand. Katie ging zurück zum Brückenanfang. Flint lehnte sich immer noch an den Pfosten. Hatte seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben.
 

„Was willst du?“, fragte sie zugleich, als sie bei ihm ankam.
 

„Kannst du dir doch denken.“, grinste er und sah zu ihr hinab.
 

„Ich kann nicht. Ich bin mit Leanne in Hogsmead verabredet.“
 

„Du machst dich ziemlich rar, seit deinem letzten Besuch in unserer Kabine.“, schnarrte er dann.
 

Da hatte er nicht ganz so unrecht. Die letzten Wochen waren aber auch echt stressig gewesen. Erst das mit den Spielplänen, die Oliver fast täglich austauschte und sie einfach nur noch springen musste. Dann noch die vielen Hausaufgaben und mittlerweile nervte jeder sie mit den kommenden Weihnachtsferien. Die Frage, ob sie nach Hause fahren würde, verneinte sie dabei jedes Mal. Wie jedes Jahr würde sie einfach in Hogwarts bleiben. War auf jeden Fall stressfreier, als nach Hause zu fahren und sich zu Tode zu langweilen. Leanne blieb immerhin auch in Hogwarts, dann wäre sie zumindest nicht alleine.

Hinzu kam, dass sie vor drei Tagen ihre Menstruation bekommen hatte. In dieser Zeit ging sie generell Flint aus dem Weg. In diesem Zustand wollte sie ganz sicher keine körperliche Nähe zulassen. Es war ihr immer viel zu unangenehm und ihre Hormone spielten dabei auch noch eine große Rolle. Sie war angriffslustiger, als zuvor.
 

„Was geht dich das an?! Such dir doch jemand anderes, um Druck abzulassen!“
 

Er lachte auf ihre Antwort kurz auf und drehte sich zu ihr herum.
 

„Ich mach dir einen Deal.“, sagte er dann, mit der Schulter anlehnend an den Brückenpfeiler, „Du kannst mir auch einfach sagen, was Wood vor hat gegen uns und dafür lass ich dich bis nach den Ferien in Ruhe.“
 

„Einen Scheiß mache ich.“
 

„Dann kommst du wohl zu spät, für deine Verabredung.“
 

„Hör mal Flint,...“, sagte sie und holte tief Luft, „Du wolltest doch unbedingt diese Regelung, von wegen „Keine Gespräche über Quidditch“ und jetzt willst du mich erpressen damit?!“
 

„Du hast damit angefangen und hast somit die Spielregeln geändert. Außerdem finde ich das nur fair, nachdem du meine Pläne ja genaustens inspiziert hast.“
 

„Das kannst du ja wohl keine Pläne nennen. Ein Positionswechsel verrät nicht unbedingt, was du damit bezweckst.“
 

„Tja, das wirst du dann wohl erst beim Spiel bemerken.“, grinste er, „Also? Was hat Wood vor? Oder wollen wir uns gleich eine schnuckelige Besenkammer suchen?“
 

Am liebsten hätte sie jetzt ausgeholt und ihm eine reingehauen. Aber sie konnte sich noch schnell genug bremsen. Er würde ihren Angriff sowieso nur lächerlich finden und einen Aufstand wollte sie jetzt auch nicht anzetteln. Nicht, dass noch jemand diese Unterhaltung mitbekam.
 

„Er hat mir Einzeltraining aufgebrummt.“, gab sie dann schnaufend zu.
 

„Dir?“, fragte er überrascht, „Warum?“
 

„Was weiß ich, frag ihn doch selbst!“
 

„Und wann?“
 

„Dienstag morgen. War's das jetzt? Ich hab's eilig.“
 

„Warum bist du denn so zickig heute? War doch nur eine normale Frage.“
 

„Meine Laune geht dich auch einen Scheiß an!“, kam es aufbrausend aus ihr heraus, „Wenn wir damit also fertig sind,... Tschüss.“, sagte sie und drehte sich auf den Absatz herum, um die Brücke wieder zum Schloss zurückzulaufen.
 

Noch beim Gehen hörte sie ihn rufen.
 

„Hey Kitty! Falls du doch noch Bock hast, du weißt ja, wo du mich findest!“
 

Katie drehte sich im Gehen noch herum, schritt ein paar wenige Meter rückwärts, bevor sie ihm beide Mittelfinger zeigte.
 


 


 

„Du bist irgendwie noch gestresster, als vorhin schon.“, bemerkte Leanne, als sie durch Hogsmead liefen.
 

Aus den Drei Besen wurde heute wohl nichts. Madame Rosmerta hatte irgendwelche wichtigen Leute da, die den gesamten Raum gemietet hatten. Somit schlenderten sie einfach nur so durch das kleine Zaubererdorf.
 

„Ist was vorgefallen?“, fragte sie weiter.
 

„Es ist nichts.“, entgegnete sie nur leichtfertig, obwohl sie ganz und gar nicht sich leicht fühlte.
 

An solch stressigen Tagen hatte sie sonst immer die Nähe zu Flint regelrecht gesucht. Aber wenn ihre Tage dazwischen kamen, dann fehlte dieser Ruhepol ungemein. Sie wusste einfach nicht wohin mit ihrer Rastlosigkeit. Klar sie könnte auch mit Lee abhängen, oder den Zwillingen, oder mit Leanne und Cho, aber keiner ihrer Freunde hatte den selben Effekt, wie er.
 

Es störte sie sogar, dass sie in dem Moment so verklemmt war. Sicherlich hätte er nichts dagegen gehabt. Wusste sie auch, dass es an sich keine Probleme gab, wenn sie eben ihre monatliche Mädchensache hatte, aber dieses unangenehme Gefühl konnte sie einfach nicht abstellen.
 

„Oh schau mal!“, rief Leanne plötzlich und sie sah zu ihrer Freundin.
 

Die Braunhaarige zeigte auf ein Schaufenster. Katie und sie traten näher an die Scheibe und ließ die Dunkelblonde leicht lächeln.
 

„So schöne Schneekugeln.“, sagte Leanne und Katie konnte ihr nur zustimmen, „Oh, die sollen sich wohl auch verändern. Komm lass uns mal reingehen!“, sagte die Hufflepuff und zog sie bereits in den kleinen Souvenirladen hinein.
 

Während Leanne bereits an der Theke stand und die ältere Dame in Beschlag nahm, sah sich Katie die Reihe mit den Schneekugeln genauer an. Ihre zarten Finger strichen sanft über das Glas und nahm dann auch einfach mal eine heraus. In ihrem Inneren war ein Schneemann zu sehen und ein kleine Holzhütte. Sie lächelte, als sie diese schüttelte, um den typischen Effekt des Schnees zu erzeugen. Doch anstatt dass es schneite, fing das Innere sich augenblicklich an zu verändern. Der Schneemann schmolz augenblicklich und hervor kam ein schöner Kirschbaum, in seiner vollen Blüte auf einer schönen grünen Wiese.
 

„Was für eine schöne Magie.“, flüsterte sie leise für sich.
 

Das würde ihrem Papa sicherlich auch super gefallen. Vielleicht als Weihnachtsgeschenk? Kurz sah sie auf das Preisschild, doch musste daraufhin direkt hart schlucken. Schnell stellte sie die Schneekugel zurück auf ihren Platz.
 

„Ach, hier bist du.“, kam Leanne um die Ecke auf sie zu, „Also. Die Verkäuferin hat gemeint, dass sich die Schneekugeln im Inneren verändern, wenn man sie schüttelt. Es gibt haufenweise von Motiven und man kann sogar welche nach eigenen Wünschen anfertigen lassen.“
 

„Ja. Ein teurer Spaß.“, kommentierte sie und begegnete ihren verwirrten Blick.
 

Katie deutete auf das Preisschild und nun stockte auch Leanne.
 

„Oha. 19 Galleonen?!“
 

„16 Sickel und 23 Knut.“ (*)
 

„Das ist wirklich ungeheuerlich teuer.“
 

„Zu teuer für mich. Komm, lass uns wieder gehen. Ich will jetzt eh hoch zum Schloss, bevor es dunkel wird.“
 

Leanne stimmte ihr zu und beide Mädchen verließen wieder den Souvenirladen. Noch draußen beschwerte sich Leanne über die Preise. Sie nahm es nur mit einem Achselzuckend hin.
 

„Dabei stehst du doch voll auf die Dinger. Schickt dir dein Dad nicht jedes Jahr eine?“
 

„Zum Geburtstag und zu Weihnachten.“
 

„Oh, stimmt.“
 

Katie blickte auf den Boden. Noch war dieser steinig und staubig. Zum Glück. Denn geschneit hatte es bisher noch nicht. Obwohl sie bereits Dezember hatten. Noch zwei Wochen bis zu den Ferien. Katie seufzte. Ob ihr Papa ihr wieder eine Schneekugel schickte? Wahrscheinlich. Sie musste unbedingt in ihrem Schlafraum platz schaffen, sonst wüsste sie nicht mehr, wohin mit all den Kugeln. Auch wenn es echt lieb gemeint war und er sich jedes mal ein außergewöhnliches Motiv aussuchte. Es war für sie nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Viel lieber hätte sie Weihnachten bei ihm verbracht. Aber leider hatte er keinen Flug mehr zurück nach London bekommen. Der nächste würde er erst im neuen Jahr bekommen. Wieder seufzte sie.
 

Jedes Jahr aufs Neue wurde ihr bewusst, wie sie von diesen Lastern ihres Lebens umringt wurde. Gerade an so Tagen wie Weihnachten. Es war wohl einfach ihr Schicksal. Eine Mutter, die sich nur um ihre Berufung als Heilerin kümmerte und einen Vater, der sich zwar Mühe gab, aber ihr auch nicht wirklich das Gefühl von Liebe vermitteln konnte.
 

Während sie in Gedanken versunken war, kamen sie am Schlosstor an.
 

„Ehm, Katie?“
 

„Ja?“
 

„Ich müsste nochmal zu Hagrid. Er wollte mir helfen für den Aufsatz bei Professor Sprout. Du weißt schon, tierisches Pflanzenfutter und so...“
 

„Geh ruhig.“, lächelte sie, „Den Rest schaffe ich schon noch alleine.“
 

„Cool. Dann sehen wir uns morgen?“
 

„Ehm,... ja. Denk schon.“
 

„Super.“, kurz umarmten sich die Freundinnen noch, bevor Leanne sich auf dem Weg zu Hagrids Hütte aufmachte und die Dunkelblonde hoch zum Schloss weiter lief.
 

Kaum paar Minuten später war sie am Außenhof angekommen, wollte schnurstracks durch die Eingangstore und einfach nur noch hoch, in ihren Turm. Doch gerade als sie das große Tor öffnen wollte, drückte jemand diese wieder zu. Unwirsch wandte sie sich der Person zu. Im ersten Moment dachte sie, es wäre Flint gewesen, da sie das Slytherin Wappen auf der Robe erkannt hatte. Doch weit gefehlt.
 

„Hallo Bell.“, schnarrte kein anderer als Warrington ihr entgegen.
 

Bitte nicht dieser Idiot.
 

„Noch so spät unterwegs?“
 

„Was geht dich das an?“, stellte sie die Gegenfrage und wollte ihn einfach da stehen lassen.
 

Erneut zog sie das Tor auf, doch wieder drückte er es zu.
 

„Was?!“, schnaufte sie laut aus.
 

„Jetzt hau doch nicht so schnell ab. Ich wollte dich was fragen.“
 

Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck wartete sie einfach nur, was da noch aus seinem Mund kam. Höchstwahrscheinlich nichts geistig sinnvolles.
 

„Hast du Zeit?“
 

„Was willst du?“
 

„Na ja,...“
 

Katie bemerkte einen merkwürdigen Blick in seinen Augen. Besonders mulmig wurde ihr, als er förmlich ihren Körper begutachtete.
 

„Ich hab da was gehört.“
 

„Und was?“, fragte sie gelangweilt.
 

Der sollte mal schneller machen. Sie fror sich gerade den Arsch ab. Trotz allem, dass der Winter noch nicht vollkommen angekommen war, waren es bereits Minusgrade.
 

„Man sagt sich,... du sollst leicht zu haben sein. Also dachte ich-“
 

„Wie bitte?!“
 

„Du weißt schon,... ein bisschen Spaß zu Zweit. Natürlich würde auch etwas für dich raus springen. Was du willst. Testergebnisse, Prüfungsaufgaben. Du würdest nicht leer ausgehen. Mit mir sowieso nicht.“, grinste er schelmisch, so dass ihr Übel wurde.
 

„Entschuldige, ich dachte ich hätte mich verhört. Wer erzählt so einen Mist?!“
 

„Tja, ich hab da so meine Kontakte.“
 

„Mir ist egal, welche Kontakte, Warrington! Lass mich in Ruhe mit dem Scheiß!“
 

Und mit einem kraftvollen Schwung öffnete sie das Tor und schlüpfte schnell hindurch. Ihre Schritte waren nun doch etwas schneller, als ursprünglich geplant. Sie wollte so schnell es ging von diesem Slytherin weg. Wie kam er denn auf die Hippogreifkacke?! Wer...
 

„Flint...“, schoss es scharf aus ihrem Mund, wenn auch leise.
 

Würde er wirklich mit anderen Slytherins über sie beide reden? Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Warum würde er sonst so ein Geheimnis daraus machen wollen. Als sie dieses Arrangement geschlossen hatten, war die ausdrückliche Anweisung, dass keiner von ihren Cliquen etwas darüber erfahren durfte. Er wäre also ziemlich dumm, wenn er es selbst hinausposaunen würde.
 

Sie musste mit ihm reden. Unbedingt. Aber das sollte sie lieber auf die nächsten Tage verlegen. Mit ihrem derzeitigen Hormonhaushalt, sollte sie keinem Flint begegnen...
 


 

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In die Enge getrieben


 

Buch Eins - Begierde

Kapitel 05: In die Enge getrieben
 

Eine neue Woche, ein neuer Start. Diese Woche konnte nur besser werden, oder?

Katie hatte das restliche Wochenende darüber nachgedacht, ob sie Flint wirklich darauf ansprechen sollte, was da am Samstag mit Warrington passiert war.

Noch immer nicht glaubte sie, dass der Slytherin Kapitän wirklich mit seinen Leuten über die Sache gesprochen hatte. Sicher, Flint hatte noch nie seine Errungenschaften geheim gehalten. Selbst sie hatte so einige Mädchen mitbekommen, die sich an ihn dranhingen und sich mehr erhofften, als nur eine Bettgeschichte. Und er hatte damit geprahlt. So war eben ein Flint.
 

Aber die Sache mit ihr verschwieg er. Natürlich. Sie war eine Gryffindor und spielte zugleich noch in der gegnerischen Hausmannschaft. Natürlich verschwieg er das. Vielleicht lag es auch an ihrem Alter. Er war mittlerweile 18, da er die Siebte wiederholen musste. Sie war 16 und in einigen, vielen Augen ein prüdes Küken. Es zu zugeben etwas mit ihr zu haben, damit würde er zur Lachnummer werden. Wenn auch das Prüde nicht stimmte. Katie achtete nur sehr darauf, wie sie in der Öffentlichkeit sich verhielt. Was hinter der Fassade war... das kannte nur ein Flint. Zu ihrem Leidwesen.
 

Es half nichts. Sie musste eigentlich mit ihm reden. Nur wann? Noch immer hatte sie Blutungen und sie wollte ihn nicht mit dem Hintergrund aufsuchen. Es wäre für sie unheimlich peinlich, wenn es dann doch auf Sex hinauslief. Also lieber noch warten. Aber zu lange sollte sie das auch nicht aufschieben. Immerhin begannen die Weihnachtsferien bald. Außerdem seit Warrington sie am Samstag abgepasst hatte, bemerkte sie ihn immer wieder in ihrer Nähe. Es machte sie nervös und auch ein bisschen ängstlich. Von Panik war sie noch weit entfernt, aber darauf würde es hinauslaufen.
 

Flint hatte sie sich selbst ausgesucht. Einen Warrington würde sie niemals gestatten, sie anzufassen. Der Unterschied bei diesen beiden Jungs war es nur, dass Flint es akzeptieren würde. Ein Warrington nicht. Zumindest nicht einfach so.
 

„Kindchen. Sie sind ja immer noch da.“
 

Verwirrt sah Katie auf. Professor Trelawney stand vor ihrem Tisch und schaute besorgt auf sie herunter.
 

„Oh, entschuldigen Sie, Professor. Ich war zu sehr in Gedanken.“
 

„Ach das macht doch nichts. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Der Klassensaal ist immer für Sie zugänglich. Sie wissen schon, wenn Sie mal unabhängig vom Unterricht in einer Teetasse lesen wollen.“
 

„Ehm... danke... Professor.“, sagte sie langsam, räumte aber dann doch ihre Sachen von Wahrsagen in ihre Tasche. Die Professorin schlug hingegen den Weg in ihre privaten Räume ein, welches direkt neben dem Klassensaal angelegt wurde.
 

Zuletzt warf sie noch ihren Schlüsselanhänger, in der Form einer schlafenden, getigerten Katze, die ihr oft als Glücksbringer diente, in die Tasche. Von ihrem Platz aufstehend sah sich um. Sie war tatsächlich die Letzte. Wie viel Uhr war es überhaupt? Kurz schielte sie auf ihre Armbanduhr. Bei Merlin, es war bereits Abendessenszeit! Hatte sie wirklich ganze zwanzig Minuten stumm und starr auf ihrem Platz im Wahrsager Turm gesessen? Diese ganze Sache machte sie noch kaputt.
 

Eilig verließ Katie daher den Turm und kletterte die Strickleiter hinunter. Auf der Marmortreppe angekommen schulterte sie ihre Tasche erneut und eilte die Wendeltreppe hinunter.
 

Sie schaute wie immer beim Treppenlaufen eher auf die Stufen, als nach vorne zu blicken. So bemerkte sie auch nicht, wie eine Person auf halben Weg, am Fenster stand. Die sich ihr jedoch direkt in den Weg stellte, als sie auf gleicher Höhe war.

Katie erschrak kurz und erkannte sofort die blonden Haare. Oh nein. Bitte nicht.
 

„Bell.“, grinste er dreckig, als hätte er irgendetwas gegen sie in der Hand.
 

„Du stehst im Weg.“, sagte sie eisern und straffte ihre Schultern.
 

„Ja... könnte gut sein.“, grinste er überheblich, „Weißt du, ich hab nochmal nachgedacht.“
 

„Seit wann kannst du denken?“
 

„Charmant.“, kam es über Warringtons Lippen und sie verdrehte die Augen, „Jedenfalls, du solltest dir das nochmal gut überlegen... mit meinem Angebot.“
 

„Verpiss dich.“, sagte sie direkt und wollte sich an ihm vorbei drängen, als er seinen Arm hob und sie einkesselte.
 

„Sei nicht so zickig, Bell.“
 

„Wieso sollte ich? Aus deinem Mund kommt eh nur Graphorn Kacke.“
 

Sie schnaufte erneut und schubste ihn zur Seite. Ihre Füße trugen sie schneller die Treppe hinunter. Bloß schnell weg von dem!
 

„Hey Küken... Kätzchen? Oh warte, ich weiß.“, rief er ihr nach, „Kitty. So nennt dich Flint doch immer, wenn er es dir besorgt, oder?“
 

Abrupt blieb sie stehen, wandte sich aber nicht zu ihm um. Woher wusste er... nein. Das konnte nicht sein. Er konnte das Detail nicht wissen. Es sei denn Flint hatte wirklich gezwitschert.
 

„Kitty,... ja doch, Kitty...“, flüsterte er plötzlich so nah an ihrem Ohr, dass sie merklich über die Nähe erschrak.
 

Sie fiel die letzten Stufen fast schon hinab, nur damit sie schnell von Warrington wegkam. Am unteren Ende der Treppe wollte sie dann nur noch rennen. Doch Katie kam nicht allzu weit, als sie plötzlich am Arm gepackt wurde und hart gegen die Wand des Korridors gedrückt wurde.
 

„Lass mich sofort los!“
 

„Ich glaube, du verstehst mich nicht richtig.“, zischte er nun und drückte fester zu.
 

Katie versuchte den Schmerz zu unterdrücken und ihm nicht zu zeigen, dass ihr die Situation Angst bereitete. Es wäre nur noch mehr Öl, welches sie ins Feuer kippen würde. Eisern setzte sie daher ihre Maske auf, als würde sie das alles nichts angehen.
 

„Was ist dein scheiß Problem?!“
 

„Na gut. Kommen wir zum Punkt. Ich weiß, dass Flint dich fickt. Warum auch immer, interessiert mich nicht. Aber... ich wette Wood würde mir sicher ein Ohr schenken dafür.“
 

Ihr Herz blieb fast stehen, als er ihr dies mitten ins Gesicht sagte und verlieh dem ganzen Satz auch noch die gewisse Härte, als er noch mehr Kraft auf ihrem Arm ausübte.

Der Schmerz zog sich nun über ihre Arme, in den Nacken und ebenso in den Rücken. Die kalte Wand hinter ihr verdoppelte das eisige Gefühl nur noch. Sie dachte, sie würde keine Luft mehr bekommen.
 

„Aber ich... könnte auch den Mund halten.“, sagte er und hob die freie Hand, um diese über ihre rechte Seite streichen zu lassen.
 

Es jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken und sie fühlte sich mehr als unwohl.
 

„Was...“, begann sie leise, „... willst... du?!“, schlug sie seine Hand von sich weg.
 

„Hier und jetzt eine schnelle Nummer? Würde für den Anfang reichen.“
 

„Fick dich.“, kam es schnell und bebend über ihre Lippen, ehe sie darüber nachdachte.
 

So viel zum Thema, nicht noch mehr Öl ins Feuer kippen. Typische Eigenschaften von Gryffindor. Der Mut, welcher sie prägte, brachte sie schon zu oft in solche heiklen Momente.

Mit einem Ruck hatte er nun auch ihren anderen Arm gepackt und sie erneut heftig gegen die Wand geschleudert.
 

„Jetzt pass mal auf, du minderwertiges kleines Halbblut!“, zischte er bedrohlich und knallte sie erneut dreimal gegen die Wand.
 

„Hör auf!“, kam es dann doch keuchend über ihre Lippen, als der Schmerz zu viel wurde, „Du tust mir weh... Lass mich... los.“
 

Hilfesuchend sah sie zu ihren Seiten, doch der Korridor war wie leergefegt. Wieso war dieser Teil des Schlosses nur so abseits von allem? Und wieso musste sie heute ausgerechnet die Letzte sein, die den Nordturm verließ? Wenn sie nur mal pünktlich ihre Sachen zusammengepackt hätte, wäre sie jetzt vielleicht nicht in dieser Situation.
 

Sie begann sich zu wehren, wobei ihre Schultasche von den Schultern rutschte und den gesamten Inhalt auf dem Marmorboden sich verteilte. Doch noch immer hörte er nicht auf. Er schüttelte sie immer und immer wieder und übte weiter Druck auf ihren Körper aus. Die Luft wurde immer dünner und sie merkte schon, dass ihr gleich schwarz vor Augen werden würde.
 

„... bitte.“, flehte sie bereits, „Bitte lass mich los...“
 

Plötzlich, von einem Lidschlag zum nächsten, war der Druck verschwunden und Katie brauchte einen Moment, um wieder Luft holen zu können, als sie eine weitere Stimme vernahm. Eine ihr sehr vertraute.
 

„Sie hat Nein gesagt.“
 

Sie konnte nicht glauben, wer plötzlich vor ihr stand, als sie vorsichtig aufschaute. Ein schwarzhaarige Slytherin stand zwischen ihr und Warrington, wobei dieser nur den Sucher von Slytherin fixierte. Kein anderer als Marcus Flint selbst hatte sich eingemischt. Wo kam er überhaupt her? Sie hatte ihn in keiner weise bemerkt zuvor.
 

„Flint. Schön. Dann sind wir ja komplett.“, lachte der Blonde verachtend.
 

„Mach einen Abgang, Warrington.“, sprach er mit einer dunklen und gefährlichen Stimmlage.
 

„Wir haben nur geredet.“
 

Katie konnte keine Mimik in Flints Gesicht erkennen, da er immer noch mit dem Rücken vor ihr stand. Aber anscheinend war diese nicht sehr freundlich, denn sofort hob Warrington ergeben seine Hände nach oben.
 

„Schon gut, schon gut... ich... will ja keinen Stress, mit meinem Kapitän.“
 

Mit einem letzten Blick seinerseits auf ihr, verschwand er zugleich hinter der nächsten Ecke. Katie atmete laut ein. Hatte immer noch das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Wenn sie vorhin noch meinte, dass sie noch nicht in Panik verfallen wäre, dann war jetzt der Moment gekommen. Geistig abwesend rutschte sie plötzlich an der Wand hinunter, was auch endlich Flints Aufmerksamkeit auf sie lenkte.
 

„Hey... alles okay?“
 

Seine Stimme klang merkwürdig besorgt. Ein Klang, den sie kaum bis gar nicht bei ihm wahrgenommen hatte. Katie antwortete jedoch nicht gleich und versuchte sich eher auf ihre Atmung zu konzentrieren.
 

„Du hyperventilierst doch jetzt nicht, oder?“
 

Nein. Sie tat nur so! Mit einem bösen Blick schaute sie zu ihm hoch, was ihn deutlich schlucken ließ. Dennoch ging er in die Hocke vor sie und hob seine Hand. Sie sah, wie er diese auf ihre Schulter legen wollte und aus einem ihr unerfindlichen Grund, zuckte sie zusammen und rutschte von ihm weg. Dass ihr Körper gerade so abweisend auf seine Berührung reagierte, war für sie unverständlich. Immerhin war sie noch in ihrer geistigen Fähigkeit zu erkennen, dass Flint nicht der Übeltäter dieser Situation gewesen war. Ganz und gar nicht. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er nicht eingeschritten wäre.
 

Er ließ seinen Arm wieder fallen. Sah mal weg, mal wieder zu ihr. Dann zu ihren Sachen, die auf dem Boden verteilt waren. Ohne etwas zu sagen, begann er dann plötzlich ihre Habseligkeiten einzusammeln und in ihre Tasche zurück zu legen.
 

„Wo kommst du überhaupt her?“, fragte sie dann nach einer Weile, als sie sicher war, ihre Atmung unter Kontrolle zu haben.
 

„Ich...“, begann er, stoppte aber zugleich, „Ist doch egal. Sag mir lieber, was Warrington gegen dich hat, dass er dich so angeht.“
 

„Ich? Ich hab gar nichts gemacht! Das ist doch alles deine schuld!“, warf sie ihm direkt vor.
 

So viel zum Thema, dass sie warten sollte mit diesem Gespräch. Aber wenn er jetzt schon mal da war, dann musste er wohl ihre vollen Hormone abbekommen.
 

„Meine Schuld? Wie darf ich das den verstehen?“
 

„Ich weiß nicht, was du in deiner Freizeit treibst, ist mir auch so ziemlich egal, aber wir hatten eine Abmachung. Keiner... und ich wiederhole KEINER erfährt das hier!“, zischte sie zu ihm zu und schwang ihren Finger zwischen sie beide.
 

„Das weiß auch keiner, Bell. Wieso sollte ich-“
 

„Weil Warrington ja offenbar darüber Bescheid weiß!“, machte sie ihrem Ärger Luft.
 

„W-was? Wie sollte er...“
 

„Was weiß ich!“, sagte sie und versuchte sich aufzurappeln.
 

Kurz fuhr ihr ein stechender Schmerz durch den Rücken. Doch weitestgehend ignorierte sie diesen. Flint schien es bemerkt zu haben, da er ihr seine Hand hin hielt. Doch diese Gestik ignorierte sie gekonnt.
 

„Ich weiß nicht, was dich geritten hat, alles rum zu erzählen!“, sagte sie schlussendlich, als sie endlich stand.
 

„Ich hab niemanden davon erzählt. Wieso sollte ich? Wir wissen beide, dass diese Konstellation mehr Stress verursachen würde, als gut für uns wäre. Außerdem ist es ja auch nur Sex.“
 

„Sag es doch noch lauter!“, warf sie dazwischen mit einem gereizten Funkeln in ihren Augen.
 

Ja, sie war ziemlich auf Krawall gebürstet. Dabei hätte sie ihm am liebsten viel eher gedankt, dafür dass er sich hier eingemischt hatte. Ihre Freunde hätten sich sicherlich auch dazwischen gestellt, aber das ausgerechnet Flint ihr zur Hilfe kam, das rechnete sie ihm hoch an. Vor allem wenn man bedachte, dass Warrington jetzt ganz sicher von etwas ausgehen konnte. Merlin! Das fiel ihr jetzt erst auf. Flint hatte mit seinem Auftreten nur noch mehr die Bestätigung gestreut, dass es da was zwischen ihnen gab.
 

„Red doch mal Klartext, Bell. Ich weiß nämlich echt nicht, wie du auf den Trichter kommst, dass ich so etwas Pikantes herumerzählen würde!“, gestikulierte er wild mit seinen Armen, „Damit würde ich mich doch ins eigene Fleisch schneiden!“
 

Sie schnaufte tief ein und aus und erzählte ihm dann doch die Sache von Samstag. Wie Warrington sie abgefangen hatte und ihr dieses unmoralische Angebot gemacht hatte. Da war er ja noch recht... human wollte sie nicht sagen, aber zuvorkommender, in dem er ihr eine nette Gegenleistung anbot. Wenn auch sie niemals darauf eingegangen wäre. Heute... heute hatte er sie um das Wissen mit Flint erpressen wollen.
 

„Wie kommt er nur darauf.“, murmelte Flint nachdenklich und reichte ihr nebenbei ihre – wieder volle – Tasche.
 

„Was weiß ich. Wenn du es nicht warst, dann muss er uns gesehen haben.“, sagte sie immer noch aufgebracht und zog schnell ihre Umhängetasche zu sich.
 

„Aber wann... ich bin bei der Angelegenheit immer vorsichtig. Er könnte uns niemals beobachtet haben.“
 

„Dann erklär mir mal, woher er weiß, welchen ekeligen Namen du mir gegeben hast.“
 

„Kitty? Der ist nicht ekelig.“, kommentierte er beiläufig.
 

„Auslegungssache.“
 

Er antwortete darauf nicht, was ihr nur Recht war. Kurz sah sie auf ihre Armbanduhr und stellte erschrocken fest, dass sie das Abendessen nun völlig vergessen konnte. Erneut straffte sie ihre Schultern und platzierte den Gurt ihrer Tasche noch einmal neu auf diesen.
 

„Wir... wir sollten erst einmal, Abstand wahren. Wenn Warrington wirklich davon ausgeht, das wir beide was...“, stockte sie, „Dann sollten wir ihn nicht noch mehr damit füttern. Vielleicht hat sich das nach den Ferien wieder beruhigt.“
 

„Mhm.“, nickte er nur, wenn auch etwas abwesend.
 

„Ich... ich geh dann.“, räusperte sie sich, was ihn wohl endlich aus seiner Starre befreite.
 

„Warte.“, stieß er aus, „Ich begleite dich noch.“
 

„Das ist eine überaus dumme Idee, Flint. Wenn-“
 

„Keine Widerworte. Lass mich dich wenigstens bis zur Großen Treppe begleiten. Nur für den Fall, dass er hier noch irgendwo herumlungert.“
 

Sie seufzte, ließ jedoch den Satz einfach so stehen. Dann soll er doch machen, was er wollte. Wer war sie denn schon, dass sie die Situation richtig einschätzte?
 

Es dauerte nur fünf Minuten, bis sie an der Großen Treppe angekommen waren. In dieser Zeit, hatte weder Katie noch Flint etwas gesagt. Dafür machte sie sich unnötig viele Gedanken. Das Größte war wohl, das Problem mit Warrington. Wenn er damit wirklich zu Oliver gehen würde und diese pikante Sache aus ihrem Leben erzählen würde, vorausgesetzt ihr Kapitän glaubte ihm, könnte sie sich vergraben gehen. Er würde sie wahrscheinlich hochkantig aus dem Team werfen. Auch wenn gegen so eine Konstellation, wie es Flint vorhin so schön beschrieben hatte, eigentlich kein Rauswurf gerechtfertigt wäre. Sie hatte schließlich keine Team bezogenen Dinge verraten... Nein, falsch Katie. Sie hatte erst am Samstag etwas darüber an Flint weitergegeben. Kurz blickte sie im Augenwinkel zu dem Schwarzhaarigen. Wenn das rauskommen würde, würde er für sie lügen? Also behaupten, dass es nicht um Quidditch ging? Was es am Anfang ja noch war. Oder würde er sie in die Pfanne hauen, um dem Gryffindorteam zu schaden? Für seine Gunsten? Ehrlich gedacht, konnte sie das nicht gut einschätzen. Früher hätte sie das durchaus in Betracht gezogen. Heute hatte sich diese Ansicht ein bisschen verzerrt.
 

Was zu ihrem zweiten Gedanken führte. Was hatte ihn angetrieben, in der Nähe vom Weissagungstreppenhaus zu sein? So weit sie wusste, belegte er kein Wahrsagen, oder hatte überhaupt irgendetwas mit dem 7. Stock zu tun. Als sie ihn vorhin danach gefragt hatte, wollte er erst darauf antworten und war ihrer Frage dann ausgewichen.

Ein merkwürdiger Gedanke schlich sich in ihren Geist. Ob er nach ihr gesucht hatte? Das wäre die einzige wirklich gute Erklärung dafür. Wahrscheinlich, weil sie ihn schon über Wochen hingehalten hatte. Was sie auch nicht so wirklich verstand. Immerhin war da nur das Körperliche. Er hätte sich doch locker irgendwen suchen können. Sie hatte damit überhaupt kein Problem. Sie waren schließlich kein Paar. Weder sie, noch er war dem anderen zu irgendetwas verpflichtet.
 

Angekommen an der Großen Treppe sah sie überall hin, nur nicht zu ihm. Irgendwie machte Flints Verhalten sie nervös. Und diese Stille, diese gesamten fünf Minuten lang, fühlten sich an wie eine gesamte Stunde bei Professor Binns.
 

„Große Treppe. Wir sind da.“, sagte sie einfach so heraus, um endlich diese Stille zu brechen.
 

Hauptsache irgendetwas sagen, da er ja nicht anfing.
 

„Sieht wohl so aus.“, hörte sie ihn murmeln, worauf sie eine Augenbraue hochzog.
 

Es schien, als wollte er noch unbedingt irgendetwas loswerden, aber da hatte sie sich wohl einfach vertan. Denn er drehte sich plötzlich einfach zur verzauberten Treppe um und begann bereits die ersten Stufen hinunter zu gehen.
 

Katie blieb einfach oben stehen und sah ihm nach. Was hatte sie erwartet? Dass er ihr eine gute Nacht wünschte? Oder einfach nur ein einfaches Wort des Abschieds? Warum dachte sie daran überhaupt?!

Wahrscheinlich weil dieser Abend einfach nur so grotesk war, wie sonst keiner ihrer Schultage.
 

Mit einem Kopfschütteln und einem Seufzer versuchte sie ihre wirren Gedanken von sich zu schieben und drehte sich ebenso um. Mit gezielten Schritten lief sie auf das Porträt der Fetten Dame zu, die nicht unweit der Großen Treppe war. Katie wollte einfach nur noch schnell in ihr Bett. Schlaf. Den brauchte sie. Sie musste normal Denken können.
 

Gerade als sie das Passwort sprach und durch das Porträtloch stieg, erschien ein Gesicht vor ihr. Vor Schreck tat sie einen Schritt zurück und knallte prompt an die Rückseite des Porträts.
 

„Katie! Da bist du ja endlich!“, kam ihr Lee entgegen, „Ich dachte schon, wir müssen ein Suchtrupp zusammentrommeln. Du hast das Abendessen verpasst! Es gab dein Lieblingsnachtisch! Waffeln, mit so viel Puderzucker, dass man darin baden könnte!“, quasselte in einem Rutsch, woraufhin sie fast Kopfschmerzen bekam.
 

„Merlin, Lee...“, keuchte sie und drückte sich an ihm vorbei.
 

„Wo kommst du her?“
 

„Von Wahrsagen.“, sagte sie ziemlich schnell.
 

„Wahrsagen? Hast du da gepennt?!“
 

„Bisschen.“
 

War immerhin nicht ganz gelogen. Ohne auf ihren besten Freund zu achten, stieg sie sofort die Treppe hinauf zum Mädchenschlafsaal. Lee hinter ihr her, aber er würde nicht weit kommen. Denn kaum hatte er sich der Treppe unten genähert, verwandelte sich diese direkt in eine Rutsche. Der Jungen-Abwehr-Zauber, oder auch nur Glisseo genannt. Tat seinen Zweck, wenn auch es Wege und Mittel gab, diesen Zauber zu kontern.
 

„Ach scheiße!“, hörte sie ihn, „Katie! Katie, warte doch! Ich muss dir noch was erzäähh-au.“, kam es noch dumpf hinter ihrer Tür, als sie diese geschlossen hatte.
 

Sie kannte den Gegenzauber. Aber Lee würde sie den niemals verraten.

Heilende Hände


 

Buch Eins - Begierde

Kapitel 06: Heilende Hände
 

„Katie! Links! LINKS! Das ist RECHTS!“, schrie ein Oliver Wood vom Feld unten zu ihr hoch, als sie erneut von einem Klatscher getroffen wurde.
 

Krampfhaft hatte sie bereits ihren Besen umklammert. Biss die Zähne zusammen. Ihr tat gefühlt alles weh. Schon heute Morgen machte sich das Gefühl von Schmerz breit. Gestern Abend hatte sie das nur ganz kurz bemerkt. Als sie zu Bett ging überhaupt nicht. Ihre Gedanken rund um einen gewissen Slytherin hatte das komplett verdrängen lassen.

Als ihr Wecker klingelte um halb fünf Morgens, wäre sie am liebsten liegen geblieben. Aber Alicia hatte sie aus dem Bett förmlich geworfen! Einen Vortrag von „Lass Oliver besser nicht warten. Sonst kriegen wir das noch alle ab.“, konnte sie sich anhören. Und wie als würde der Tag ihr heute sagen wollen „Heute läuft es ganz beschissen für dich“, machte sie gefühlt alles falsch in Olivers Augen.
 

„KONZENTRIER DICH DOCH MAL! DU FLIEGST WIE EINE ANFÄNGERIN!“
 

Am liebsten wünschte sie sich jetzt einen Treiberschläger, damit sie diesen scheiß Klatscher auf Oliver schlagen konnte. Sie wusste ja selbst, dass sie hier gerade unter aller Sau flog. Dass das Gründe hatte, konnte er schlecht wissen, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sie so runter zumachen!

Die Dunkelblonde schluckte einen böswilligen Kommentar hinunter und machte sich bereit für den nächsten Klatscher. Dieser drehte gerade ein paar Loopings bei den Torringen, bevor dieser auf sie zuraste. Ihre bernsteinfarbene Augen fixierten den wild gewordenen Ball. Gewollt diesmal nach rechts auszuweichen, wollte sie gerade sich zu dieser Seite neigen, als sich ihr Bauch zusammenkrampfte. Der Krampf kam so schnell, dass sie, statt nach rechts, sich nach vorne beugte. Der Komet unter ihr neigte sich daher sofort Richtung Boden. Der Klatscher sauste nur knapp am Besenschweif vorbei, doch Katie hatte darauf gar keine Acht mehr. Sie nahm ihre rechte Hand vom Besenstiel und presste diese auf ihren Bauch. Wieder einer dieser leichtsinnigen Fehler, die sie sonst nie tat. Doch das sollte sie nun bitter bereuen. Denn der Klatscher rauschte schon wieder, nach einem weiteren Looping, auf sie zu. Diesmal in ihrem toten Winkel und das Unglück geschah.
 

Der Klatscher traf ihren Kometen an der Unterseite. Da Katie erstens nicht darauf vorbereitet war und zudem nur eine Hand am Stiel hatte, verlor sie den Halt auf ihrem Besen. Die Wucht war so immens, dass sie vorne über, in den freien Fall fiel. Sie schrie vor Panik und sah das Quidditchfeld im rasanten Tempo auf sich zukommen. Weit weg hörte sie Oliver rufen, doch sie schloss einfach nur ihre Augen. Sie wartete auf den Schmerz. Auf das knacken ihrer Knochen. Das war's.

Der Aufprall wurde jedoch je unterbrochen. Etwa zehn Zentimeter vor dem Rasen, wurde ihr Körper abrupt in der Luft gestoppt. Sie öffnete die Augen ängstlich und erst dann fiel sie auf das Grün unter sich. Nicht gerade sanft, aber dafür ohne Knochenbrüche.
 

„Katie!! Katie!! Geht's dir gut?!“, hörte sie Oliver rufen und sie rappelte sich auf ihre Knie.
 

Die Dunkelblonde sah direkt zu ihrem Kapitän, der sich schon auf dem Weg zu ihr macht. Die Panik im Gesicht. Doch unendlich erleichtert, als ihm bewusst wurde, dass sie unbeschadet war. In Katies Kopf drehte sich zwar noch vieles, und auch ihre Magenkrämpfe waren noch da, aber die Verwirrtheit stand ihr ebenso ins Gesicht geschrieben. Was war passiert?
 

Da hatte eindeutig ein Federfallzauber gegriffen, sonst wäre das hier eindeutig ein Fall für Madame Pomfrey geworden. Aber Oliver hatte jetzt noch keinen Zauberstab in seiner Hand. Er war offenbar so geschockt über den Vorfall, dass er darauf gar nicht gekommen war. Im selben Augenblick spürte sie jedoch, dass sie beobachtet wurde. Katies Kopf bewegte sich über die Tribünen, bis sie in dunkelgrüne Augen starrte.
 

„Katie, Merlin sei dank! Alles noch dran?!“, stieß Oliver aus und riss sie aus ihrer Starre.
 

Offenbar hatte er gar nicht gesehen, was mit ihr geschehen war. Zumindest nicht, wie sie so unbeschadet aus dieser Lage herausgekommen war. Dafür war ihre Wut über Oliver nun auf einem ganz anderen Level angekommen.
 

„Alles noch DRAN?!“, zischte sie ihm entgegen und stand, wenn auch wacklig, endlich wieder auf ihre zwei Beine, „Du bist ein Vollidiot!“
 

„A-aber Katie-“
 

„Das war's!“
 

„Wie? Das war's?“
 

„Ich hab kein Bock mehr! Ich hätte im Bett bleiben sollen.“, kam es genervt über ihre Lippen und klopfte sich den Staub von der Uniform.
 

„Aber wir müssen deine Flugfähigkeiten verbessern. Im Bett tut sich da gar nichts.“, sagte er und stemmte seine Hände in die Hüfte, „Wo ist dein Besen? Ah! Da hinten. Ich hol ihn dir, dann machen wir das nochmal von vorne.“, sagte er und war schon hinter ihr davon gelaufen.
 

Krampfhaft presste sie ihre Hand zusammen, so dass sogar schon ihre Fingerknochen sich weiß hervorhoben. War das sein verdammter, ernst?! Sie wäre hier gerade fast gestorben! Mal davon abgesehen, dass er den Klatscher freigelassen hatte, ohne irgendjemand, der das Ding unter Kontrolle halten konnte. Fred und George zum Beispiel. Nein, stattdessen jagte er sie durch die Luft, ließ sich zurichten von dem Biest und jetzt wollte er auch noch, dass sie weitermachte?
 

Sie sah über ihre Schultern und sah, wie der Braunhaarige gerade ihren Kometen vom Boden aufhob. Als er zurückkam, sah sie nach vorne, zurück an die Stelle, an denen sie das andere Augenpaar bemerkt hatte. Doch die dazugehörige Person war verschwunden.
 

„Hier, Katie.“
 

Sie schnaubte und nahm ihm den Besen ab.
 

„Du kannst mich mal!“, zischte sie ungehalten, rempelte Oliver gehörig gegen die Schulter und stapfte vom Feld.
 


 


 

Katie hatte sich sofort in der Umkleide umgezogen. Verstaute ihren Kometen in der Besenkammer und war dann so schnell wie möglich aus dem Quidditchbereich abgehauen. Es war sechs Uhr, als sie vor der Großen Halle stand. Sie könnte frühstücken. Aber sicher wären ihre Mädels auch schon am Gryffindor Tisch und diesem Gespräch, was sie hier schon machte, brauchte sie jetzt garantiert nicht.
 

Sie seufzte und machte sich stattdessen auf zur großen verzauberten Treppe. Sie steuerte den 1. Stock an. Krankenflügel. Poppy wird sicherlich noch nicht dort anwesend sein. So weit sie wusste, war die Krankenschwester zwar eine Frühaufsteherin, würde jedoch noch sicher in der Großen Halle sitzen und sich ihr geliebtes Ei auf Toast genießen. Eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, um sich was gegen ihre Schmerzen zu besorgen. Die Krämpfe waren hierbei jedoch nebensächlich. Mit denen konnte sie umgehen, wenn es darauf ankam, aber ihr Rücken tat ungeheuerlich weh, wenn sie sich zu sehr bewegte.
 

Dort angekommen sah sie sich kurz um, rief gar nach der Heilerin, doch es war totenstille in diesem Raum. Kurz spitzte sie sich ihre Lippen, bevor sie sich eilig in Poppys Büro stahl. Zum Glück wusste sie ungefähr, wo sie suchen musste und nach was. Wenn man in einem Haus mit einer Heilerin aufgewachsen war, kannte man die gängigsten Tränke und Heilsalben.
 

Während Katie einige Schränke und Schubladen durchsuchte, kam kurz ein Gedanken an vorhin zurück, den sie bis dato komplett verdrängt hatte. Sie hätte ehrlich nicht damit gerechnet, dass Flint sich zu ihrem Einzeltraining auf dem Quidditchfeld einschleichen würde. Andererseits war es doch irgendwie vorhersehbar. Wenn schon sie diese Dreistigkeit besessen hatte, Slytherin ausspionieren zu wollen, würde es eine Schlange garantiert tun. Dass er jedoch auf den Tribünen war und ihrem katastrophalen Training zusah, anstatt die Gryffindor Kabine zu durchforsten, daran hatte sie nicht geglaubt. Und auch wenn sie es nie laut aussprechen würde, war sie in dem Moment ihm unendlich dankbar, dass er den Federfallzauber verwendet hatte. Oliver hätte sie eiskalt fallen lassen, ohne vorher sein Gehirn einzuschalten. Warum er das allerdings getan hatte, darauf hatte sie keine Antwort. Es käme ihm doch sicherlich Recht, wenn sie sich verletzen würde und für das kommende Quidditchspiel ausfallen würde. Mit seinem Einmischen hatte er es sich also unkompliziert schwerer gemacht. Es sei denn, er wollte eben nicht, dass sie sich verletzte...
 

Die Dunkelblonde schüttelte den Kopf. Was auch immer der Gedanke gerade sollte, sie sollte es vergessen. Ein Slytherin und dann auch noch Flint höchstpersönlich würde sich doch nie für jemand anderes, außer sich selbst interess-
 

„Kann man dir irgendwie helfen?“, unterbrach plötzlich jemand ihren Gedanken gang abrupt.
 

Im nu rauschte ihr Kopf nach oben und knallte prompt mit diesem gegen eine offene Schranktür.
 

„Au! Verdammt...“
 

Sich den Kopf reibend wandte sie sich um und erschrak fast erneut, als sie heute nun schon zum zweiten Mal in dunkelgrüne Augen sah.
 

„Flint. W-was machst du hier?!“
 

Den Gedanken, dass er ihr offenbar vom Quidditchfeld aus gefolgt war, drängte sich in ihren Kopf. Auf ihre Frage hin schien er nicht antworten zu wollen. Fast schon gelangweilt, lehnte er sich an den Türrahmen des Büros.
 

„Poppy sitzt noch beim Frühstück. Was tust du hier also?“
 

„Das geht dich gar nichts an.“, sagte sie dann schnell und wandte sich wieder zu den Schubladen um.
 

Was auch immer ihn bewegte, ihr hinterher zu gehen, sollte ihr egal sein. Sie musste sich beeilen, bevor die Schulheilerin wieder zurückkam. Sie hatte keine Lust zu erklären, warum sie eine Schmerzsalbe brauchte.
 

Gerade als sie eine weitere Schublade öffnen wollte, hörte sie sein Räuspern erneut.
 

„Was?!“, spie sie genervt und sah über ihre Schultern.
 

Der Schwarzhaarige sagte jedoch nichts, stattdessen sah er etwas wortkarg aus. Er wollte definitiv etwas sagen. So wie vor ein paar Tagen, als sie sich auf dem 7. Stück an der Großen Treppe getrennt hatten. Aber er blieb still. Nur seine Augen wanderten hin und wieder über ihren Körper. Viel eher hatte er jedoch ihren Rücken im Auge. Ob er es ahnte? Immerhin hatte er ihr Training mitangesehen. Wahrscheinlich wurde ihm dabei mehr Dinge bewusst, als ihr eigener Kapitän.
 

„Wenn du nichts besseres zu tun hast, dann hilf mir wenigstens diese Dreckssalbe zu finden!“, schnaubte sie dann und wandte sich wieder ab.
 

Als ob er das machen würde, aber vielleicht würde er dann wenigstens aufhören sie anzustarren und sich verpissen. Doch auch da hatte Katie nicht mit der Option gerechnet, dass er sich von dem Türrahmen löste und an ihrer Seite trat.
 

„Wie sieht die Heilsalbe denn aus?“
 

Von seiner Stimme überrascht, stammelte sie kurz eine Beschreibung der besagten Salbe über ihre Lippen. Auch da konnte sie kaum glauben, als er sich einer noch geschlossenen Schublade widmete und diese aufmachte.
 

Stumm durchsuchten sie zu zweit Poppys Büro. Katie versuchte die Anwesenheit von Flint teils auszublenden. Sich darüber Gedanken zu machen, welchen Hintergedanke er dabei ansteuerte, würde eh zu nichts führen. Denn für sie war der Slytherin jetzt erst Recht nicht mehr einzuschätzen.
 

Nach etwa weiteren zehn Minuten schien sie endlich die besagte Salbe gefunden zu haben. Die Dunkelblonde wollte gerade die Tube aus einem Schrank nehmen, als sie die große Tür des Krankenflügels hörte und ein fröhliches Summen vernahm.
 

Verdammt. Das war sicherlich Madame Pomfrey. Schnell ließ sie die Salbe in ihren Umhang gleiten, bevor sie zum Türrahmen schlich. Um die Ecke gebeugt sah sie dann auch wirklich Poppy, die gerade mitten im Raum stand und in ihrem Kittel etwas suchte. Jetzt einfach aus dem Büro zu laufen, wäre ihr Todesurteil. Keine Chance da unentdeckt herauszukommen. Flint schien ebenso begriffen zu haben, dass sie drauf und dran wären entdeckt zu werden. Doch im Gegensatz in Panik zu verfallen, wie Katie, zückte Flint plötzlich seinen Zauberstab.

Sie wollte gerade leise fragen, was er vor hatte, als ihr erneut einen eiskalten Schauer über den Körper fuhr. Wieder hatte er sie unsichtbar gemacht und zugleich sich, nachdem er nach ihrer Hand gegriffen hatte und sie weiter ins Büro zog. Perplex ließ sie es mit sich machen. Sah zu, wie er eine Steinplatte berührte, die dann leise zur Seite schwang.
 

Katie staunte nicht schlecht. Sie hatte nicht gewusst, dass es hier einen Geheimgang gab. Noch gerade rechtzeitig, zog er sie in den Gang hinein und die Steinwand schloss sich hinter ihr, als vermutlich die Heilerin gerade ihr Büro betrat. Erneut wurde ihr eiskalt, als der Zauber von ihr genommen wurde und sah zu dem Schwarzhaarigen. Er deutete an weiterhin leise zu sein, ließ jedoch ihre Hand los und ging voran. Katie folgte ihm einfach stumm.
 

Es dauerte vielleicht minimal zwei Minuten, als sie das Ende des Ganges erreichten. Ein Gemälde wurde zur Seite geschoben und kurze Zeit später standen beide in einem verlassen Klassenraum, des 1. Stocks. Noch einmal wandte sie sich zum Geheimgang um. Den musste sie sich auf jeden Fall merken. Das würde ziemlich nützlich werden, wenn-
 

„Komm gar nicht auf die Idee, das Wissen zu nutzen, Bell.“
 

Sie drehte sich wieder zu dem Slytherin um.
 

„Und wieso nicht? Das ist wie ein Freifahrtschein, zu allem-“
 

„Wenn du das wegen jedem Kleinkram nutzt, wird es Poppy auffallen, dass hin und wieder Tränke und Salben verschwinden.“, unterbrach er sie direkt, „Und dann ist der Geheimgang nicht mehr lange geheim.“, hängte er dazu, bevor er sich auf einer der Tische sich setzte.
 

Katie spitzte ihre Lippen und enthielt sich ihrem Kommentar. Vermutlich hatte er auch Recht, mit dem was er sagte.
 

„Besser wäre es auch, wenn du die Salbe hier anwendest und sie dann zurücklegst. Poppy wird ihr Material sicher auch überprüfen von Zeit zu Zeit.“
 

„Das käme dir jetzt zu gute, oder?!“, kam es prompt aus ihrem Mund.
 

„Wie meinst du?“
 

Sie würde sich ganz sicher jetzt nicht vor Flint ausziehen. Auch wenn sie es in der Vergangenheit ziemlich oft getan hatte. Aber das hier war eine andere Situation. Katie fühlte sich alles andere als Wohl in ihrer Haut gerade. Was sicherlich auch an ihrem Mädchenproblem lag. Andererseits wäre sie hier mit niemanden anderen gerne, als Flint. Herrje... was stimmte eigentlich nicht mit ihr?
 

Kopfschüttelnd schluckte sie ihre Gedanken hinunter und ergab sich einfach ihrem Schicksal. Auch wenn es nichts nützte, wandte sie ihm den Rücken zu, als sie ihren Umhang ablegte und darunter auch ihren Pullover, ihr T-Shirt, welches sie darunter trug. Wie ein Ei gepellt, merkte sie deutlich seine Blicke auf ihrem Rücken. Ob er in dem dunklen Klassenzimmer die blauen Flecke sehen konnte? War Flint vielleicht nicht wegen ihrem Einzeltraining auf dem Quidditchfeld gewesen, sondern wegen ihr? Wegen der Sache von gestern? Immerhin schien er nichts zu ihrem Rücken sagen zu wollen. Es schien ihn aber auch nicht zu wundern. Als hätte er es geahnt.
 

Mit ihren Gedanken beschäftigt versuchte sie die Salbe auf den Stellen zu verreiben, die schmerzten. Doch musste schnell feststellen, dass sie nicht gut genug ran kam. So eine Scheiße! Wie sollte sie denn die Schmerzen lindern, wenn sie die Salbe nicht einmal drauf schmieren konnte?
 

„Gib her.“, hörte sie Flints raue Stimme plötzlich.
 

Im Sekundentakt stand er plötzlich direkt hinter ihr, nahm ihr die Tube aus der Hand, strich etwas auf seine Hand und kurz darauf spürte sie seine wärmende Hand auf ihrem Rücken.

Wenn sie vorhin noch sich nicht Wohl in ihrer Haut fühlte, war davon auf einmal nichts mehr zu merken.

Sanft massierte er die Stellen ein. So viel zu dem Thema, ob er die Flecken sehen konnte. Ein Gefühl von Wärme floss durch ihren Körper und womöglich führte das dazu, dass sie ihren Rücken unabsichtlich mehr gegen seine Hand lehnte.
 

„Warum bist du nicht gleich zu Poppy?“, murmelte er dann leise.
 

Flint riss sie mit der Frage völlig aus ihrem Paradies heraus und kurz unterbrach sie den Hautkontakt, in dem sie sich etwas vorlehnte.
 

„Was hätte ich denn sagen sollen, woher die Verletzungen kommen?“, stellte sie die Gegenfrage genauso leise.
 

„Training?“
 

„Was somit Oliver auf den Plan rufen würde. Tolle Idee, Flint.“, spuckte sie sarkastisch aus.
 

„Du könntest... es auch melden.“
 

„Und was dann? Dann plaudert er das mit uns aus und ruft alle auf den Plan. Darauf kann ich getrost verzichten.“
 

Darüber hatte sie sich auch schon Gedanken gemacht, die letzte Nacht. Was Warrington für einen Film fuhr, war ihr absolut nicht bewusst. Er wusste zu Hundert Prozent, dass sie etwas mit Flint hatte. Das könnte er auf so viele verschiedenen Ebenen ausnutzen und nicht nur, um sie damit zu erpressen. Er könnte zu Oliver gehen. Oder zu irgendeinem anderen Gryffindor. Scheiß egal wer. Es würde ihr schaden. Ob er auch Flint schon versuchte zu bestechen?
 

„Wenn du dich nicht eingemischt hättest, würde es jetzt nicht auf dem Silberteller präsentiert werden.“
 

„Hätte ich wegschauen sollen?“, kam seine Frage wie aus einem Zauberstab geschossen, was sie kurz stocken ließ.
 

Sie sah über ihre Schultern zu ihm hinauf. Er hatte den Blick nach unten abgewandt und schraubte gerade die Tube wieder zu. Katie versuchte ihm in die Augen zu schauen, aber er schien ebenso in Gedanken versunken zu sein. Allgemein war er ziemlich in sich gekehrt, seit das gestern passiert war.
 

Und dann ganz leise hörte sie einen weiteren Satz, der sich in ihrem Hirn förmlich einbrannte...
 

„Ich kann Menschen nicht leiden, die ein Nein nicht akzeptieren.“
 

Die Gryffindor wandte sich nun komplett zu ihm um. Nun war ihr der Umstand, dass sie mal wieder fast oben ohne vor ihm stand, egal. Versuchte weiterhin ihn anzusehen, doch er wich ihrem Blick gekonnt aus. Die Nähe zu ihm machte sie erneut verrückt. Vielleicht auch ein Nebeneffekt, wenn sie ihre Tage hatte. In dieser Zeit war sie für so etwas immer anfälliger, als an den anderen Tagen des Monats.
 

Endlich schien er dann seinen Blick zu heben und ihre bernsteinfarbene Augen trafen diese dunkelgrünen, die sie magisch vor Monaten schon angezogen haben.

Wie in Trance stellte sie sich auf die Zehenspitzen und war gewollt ihre Lippen auf die seine zu drücken. Diese Anziehung hielt sie in seiner Nähe einfach nicht aus. Wie konnte es nur dazu, so weit kommen?
 

Schon in Gedanken spürte sie seine Lippen auf ihren. Spürte den Atem auf ihren Wangen und diesen Blick auf ihrem Gesicht. Doch alles schien nur ein Traum zu bleiben.

Denn das einzige was sie spürte, war die Tube in ihren Händen und der Windhauch, als er sich abwandte und den Klassenraum verließ.
 

Mit offenem Mund starrte sie ihm hinterher. Oder eher gesagt, starrte an die Tür des Klassenzimmers, die in ihre Halterung flog. Hatte Flint sie tatsächlich das erste Mal einfach stehen gelassen? Sie hatte sich ihm doch gerade offen angeboten und er lehnte sie ab.
 

Sie zuckte zwar kurz danach ihre Schultern und zog sich langsam wieder an, doch im inneren machte es ihr schon etwas aus, dass er sie abgeblitzt hatte. Vielleicht tat es auch weh. War sie irgendwie zu weit gegangen? Sie hatten ein ziemliches ernstes Gespräch geführt und sie konnte plötzlich nur noch dran denken, was er mit seinen warmen Händen anstellen konnte. Das war sicherlich nicht gerade der perfekte Zeitpunkt. Mal ganz davon abgesehen, dass sie körperlich nicht gerade in der besten Lage war, aber zu Flint hätte sie nie nein gesagt.

Seltsame Veränderungen


 

Buch Eins - Begierde

Kapitel 07: Seltsame Veränderungen
 

Die letzten Tage vor den Ferien waren ein einziges Desaster. Nicht nur, dass sie bemerkt hatte ihren Glücksbringer irgendwo verloren zu haben, oder dass sie von Oliver noch eine saftige Ansage bekam und das auch noch vor versammelter Mannschaft, da sie ihrem Einzeltraining entfloh, sondern auch wurde ihr immer mehr bewusst, dass Flint ihr seit neustem aus dem Weg ging. Einen Umstand den sie noch nie wahrgenommen hatte. Dass sie ihm mindestens einmal im Monat aus dem Weg ging, ja. Okay. Aber das er sie mied, war seltsam.

Seitdem der Schwarzhaarige sie in diesem Klassenraum alleine gelassen hatte, sie einfach halb nackt stehen gelassen hatte, war er wie aus ihrer Wahrnehmung verschwunden. Sie sah ihn nicht einmal dann, wenn Gryffindor den Quidditchbereich betrat und Slytherin zuvor Training hatte. Als hätte er vorzeitig schon den Bereich verlassen.
 

Sie würde nicht sagen, dass es ihr etwas ausmachte, hatte sie so wenigstens wieder etwas Zeit für sich. Dennoch ging es ihr irgendwo dann doch gegen den Strich. Immer mehr, wenn sie nachts in ihrem Bett lag, musste sie sich eingestehen, dass sie die kleinen Zusammenkünfte mit ihm vermisste. Und wenn es nur ein kurzer Blickwechsel wäre. Zu wissen, dass er sie sah, war für sie oftmals schon genug. Oft lag sie stundenlang wach und hatte über die letzten Tage nachgedacht. Sie führte diese Sache nun schon fast vier Monate. Am Anfang des Schuljahres war es zu diesem Arrangement gekommen und immer war da eine klare Linie zu erkennen. Eine feste Abmachung. Vier Monate ohne Probleme. Nur jetzt schien es sich plötzlich zu verändern. Weil sie aufgeflogen waren? Lag es wirklich allein an Warrington? Der sie, zu ihrem Leidwesen immer noch heimlich beobachtete, wenn sie es denn mitbekam. Sie ignorierte ihn gekonnt und versuchte so wenig allein zu sein, wie es ihr möglich war. Wenn sie schon nicht in Flints Nähe kam, dann immerhin bei ihren Freundinnen.
 

Leanne und Cho waren so die einzigen in ihrem Jahrgang, mit denen sie wirklich gut zurecht kam. Leider waren beide in verschiedenen Häuser. Leanne war eine Hufflepuff und Cho war in Ravenclaw. So konnte sie oft die Abende nicht zusammen in einem Gemeinschaftsraum verbringen, dafür aber auch oft irgendwo im Schloss rumhängen, oder eben in Hogsmead.
 

Gestern hatte sie mit Cho im Eulenturm rumgehangen. Die Ravenclaw kümmerte sich schon immer gerne um die Schuleulen und brachte ihnen fast jeden Abend etwas zum Knabbern vorbei. Da Katie wie gesagt, nicht alleine sein wollte, hatte sie die Schwarzhaarige begleitet. Cho redete wie ein Wasserfall, so dass sie kaum dazu kam, irgendwie eine Konversation zu starten. Kommunikation war in der Hinsicht noch nie ihre Stärke gewesen. Mit Slytherins kam sie klar. Sprüche drücken, kein Ding. Soweit es kein bulliger Slytherin, wie Warrington war. Jedoch über normale Sachen reden, die eine 16-jährige Interessieren sollte, das fiel ihr unfassbar schwer. Sie konnte sich nicht identifizieren mit Mädchen, wie Cho. Auch wenn sie sie echt gerne mochte. Aber über Klamotten und über die angesagtesten Stars der magischen Welt zu reden, war für Katie schlicht und einfach überflüssig. Fast schon nicht existent. Zudem kam, dass Cho in einer reinblütigen Familie groß wurde. Das machte es oft kompliziert, wenn sie denn mal überhaupt andeutete etwas anderes „toll“ zu finden. Dinge, wie Kino gehen oder diverse Serien im Fernseher zu schauen, verstand jemand wie Cho nicht. Katie hatte immer direkt bemerkt, dass die Chinesin damit überfordert war und äußerte sich oft gar nicht mehr dazu. Sie sagte meistens dann nur Sachen, die sie hören wollte. Einfach um den Frieden zu wahren und nicht, um tausende Kanten zu schlagen, um die Dinge zu erklären.
 

Da konnte sie mit Leanne schon eher reden. Sie war muggelstämmig und kannte das normale Leben zu Genüge. Aber auch hier konnte sie nie offen genug mit der Hufflepuff reden. Wenn sie darüber anfing, wie ihre Familie mit der ganzen magischen Welt umgingen und wie offen sie für Neues waren, blieb Katie lieber still. Oder log. Einmal hatte Leanne sie gefragt, wie ihr Vater das so handhabe. Immerhin war er der Muggelteil in ihrer Familie. Ehrlich zu sein und zu sagen, dass er sich eigentlich gar nicht auskannte, da er sie seit sie ihre magischen Fähigkeiten entdeckte, rar machte, weil er damit eben nicht umgehen konnte und auch nie wirklich versuchte mit diesem Teil seiner Tochter klarzukommen, sondern sich lieber weit weg hat versetzen lassen und ihr nur jedes Jahr ein paar Schneekugeln schickte, um das halbwegs wieder gut zu machen, sagte sie, dass er immer sehr interessiert an der magischen Welt war.

Dinge über ihre Mutter hatte sie dagegen komplett in sich hinein geschwiegen. Jeder wusste schließlich, dass Clarice Bell eine ausgezeichnete Heilerin war. Oberheilerin im St. Mungo auf der 4. Etage. Fluchschäden waren ihr Fachgebiet und eine Koryphäe in dem was sie da auch immer tat.

Katie hatte sich noch nie wirklich für das Heilen interessiert. Dennoch besaß sie einige wenige Talente auf dem Gebiet. So war sie in Zaubertränke zwar eine rechte Niete, dafür glänzte sie jedoch in Kräuterkunde und in Heilzauber. Musste wohl an ihren Genen liegen, dass sie sich die Unterschiede der magischen Pflanzen besser einprägen und eben auseinander halten konnte, als zu wissen, wie oft sie den Trank der Lebenden Toten umrühren musste.

Immer wenn sie hörte, wie Poppy über ihre Mutter sprach, kam ihr öfters als einmal die Kürbispastete wieder hoch. Und wie oft die Schulheilerin ihr schon beipflichtete, sich gut anzustellen in ihren UTZe, dann würde aus ihr auch eine exzellente Heilerin werden, wie ihre Mutter eben. Es lege ja in ihrem Blut. Noch nie hat jemand sie überhaupt mal gefragt, was sie später mal machen wollen würde.

Die Antwort wäre klar. Quidditch. Das war ihre Leidenschaft. Auf den Besen schwingen, durch die Lüfte fliegen und für ihre Lieblingsmannschaft, den Holyhead Harpies als Jägerin spielen.

Aber das würde wohl immer nur ein Traum bleiben. Wenn ihre Mutter von diesem Traumjob erfahren würde, würde sie sie wahrscheinlich hochkantig auf die Straße werfen. Oder sie in ein Sommercamp stecken, die ihr die Vernunft regelrecht aufdrücken sollte. Wenn ihre Mutter sich schon jahrelang nicht für ihre Tochter interessiert hatte, dann wenigstens wenn es darum ging, ihren Ruf als Oberheilerin zu schützen. Was wäre das auch für ein Skandal, wenn ihr eigenes Fleisch und Blut eine Karriere als Quidditchspielerin ansteuern würde?!
 

Katie seufzte, als sie sich gerade dabei war umzuziehen. Sie war die erste in der Umkleide gewesen. Lag wohl daran, dass sie schon Stunden zuvor das Feld aufgesucht hatte, um noch ein bisschen Ruhe für sich zu haben, bevor in einer halben Stunde das Spiel Gryffindor gegen Hufflepuff angepfiffen werden sollte. Das letzte Spiel vor den Weihnachtsferien.
 

Darauf würden nur unendlich lange drei Wochen folgen, in der sie sich zu Tode langweilen würde. Wie jedes Jahr blieb sie in Hogwarts. Was würde es Zuhause auch interessantes geben? Außer ein leeres Haus und der Fernseher? Klar, hier hatte sie jetzt auch nicht unbedingt viele Optionen, aber immerhin wäre Leanne da und... hier würde sie nicht ständig daran erinnert werden, wie egal sie ihrer Familie war. Zumindest traf das voll und ganz auf ihrer Mutter zu. Das auch von ihrem Vater zu sagen, wäre nicht fair. Auch wenn er nie körperlich da war, so dachte er wenigstens hin und wieder an seine magische Tochter.
 

Was ihr auch noch Kopfschmerzen bereitete war die Tatsache, dass sie gehört hatte, dass Flint wohl auch nach Hause fuhr. Das hieße also, sie könnte nicht einmal die Ferien nutzen, um ihm auf den Zahn zu fühlen, warum er sich ihr nun auch entsagte. Ständig dachte sie darüber nach, ob sie etwas falsch gemacht hatte. Was konnte man bei Flint überhaupt falsch machen? Es lief doch immer gleich ab. Sie stritten sich, beleidigten sich, dann gab es da diesen einen angriffslustigen Funken und dann war da nur diese Anziehung. Alles hatte immer genau gepasst. Aber es wurde einfach alles komplizierter, je länger er ihr aus dem Weg ging. Sie dachte immerhin schon über Flints Absichten nach. Über sein Verhalten, besonders ihr gegenüber. Was hatte sich verändert?

Das war doch zum Verrückt werden! Dieser Junge stellte ihre gesamte Welt so langsam, aber sicher auf den Kopf.
 

Katie schüttelte den Kopf und zog ihre Quidditchhose aus dem Spind. Schluss mit diesen Gedanken! Heute müsste sie ganz und gar bei diesem Spiel sein und nicht über die Abgründe von Marcus Flint nachdenken. Was ihr nicht gerade einfach fiel. Es tat fast schon weh, dass er sie so rege ignorierte. Als hätte sie etwas an sich, an das er sich anstecken könnte. Dabei müsste er doch genau wissen, dass sie nicht ansteckend war, so oft wie sie es schon getan hatten.
 

Gerade wollte sie die lange Hose über ihre Kurzen ziehen, als es unerwartet an der Umkleide klopfte. Sie zog eine Augenbraue nach oben. Wer zum Geier war das denn jetzt?! Keiner der anderen Mädels aus dem Team würde klopfen. Eher höchstwahrscheinlich hineinstürmen und Angst haben, zu spät zu sein.
 

Sie seufzte erneut und legte die Quidditchhose wieder auf die Bank zurück. Mit kurzen Schritten war sie an der Tür und öffnete diese schwungvoll. Sie wollte schon ansetzen, da sie befürchtete, dass Lee vor der Tür stehen könnte. Doch sie fand jemand ganz anderes vor.
 

„Was willst du denn hier?!“, kam es direkt aus ihrem Mund geschossen, als sie nichts ahnend Marcus Flint gegenüber stand.
 

„Ich bin gleich wieder weg. Ich...“
 

Sie sah ihn überrascht und zugleich verwirrt an. Flint stand so verloren im Türrahmen und außerdem sah er überall hin, nur nicht in ihre Richtung. Sie verstand nicht, was das nun sollte. Was er hier wollte! Mal abgesehen, dass jeden Moment ihre Teamkollegen antanzen könnten, ging er sonst nie das Risiko ein, von anderen gesehen zu werden. Zum anderen hatte er sie die letzten Male komplett weg ignoriert. War ihr aus dem Weg gegangen und hatte jeden Blickkontakt zu ihr gemieden und nun stand er einfach vor der Umkleide der Gryffindors und wollte... was bitte? Smalltalk halten?!
 

„Was denn?“, spuckte sie ihm fast entgegen und eine ungeheuerliche Wut kochte in ihr hoch.
 

Katie wusste nicht einmal, woher die auf einmal kam. Fast schon fühlte es sich an, als wäre sie verletzt darüber, wie Flint seit neustem mit ihr umging. Obwohl sie ja eigentlich nichts anderes von ihm erwarten könnte. Aber innerlich verletzt traf das Verhalten schon ganz gut.
 

Endlich schien er seine Starre losgelassen zu habe und sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
 

„Ehm...“, er räusperte sich, „Vielleicht solltest du Wood vorwarnen, dass ich nach den Ferien, wohl wieder seinen Trainingsplan durcheinander bringe. Mehr wollte ich nicht.“
 

Abrupt machte er kehrt und Katie brauchte einige Sekunden, um das Gesagte zu verstehen und doch, blickte sie nicht durch diese Aussage. Was meinte er denn jetzt damit?! Mal ganz davon abgesehen, dass sie es unverschämt fand, dass er sich erneut einfach so aus dem Staub machen wollte. Er konnte doch nicht einfach, mir nichts – dir nichts, sie ignorieren, dann plötzlich, in einem Moment, in dem sie wirklich nicht damit gerechnet hatte, auftauchen und ihr noch dazu so eine unnötige Information zukommen lassen! Wer dachte er eigentlich, wer er war?!
 

Der nächste innere Impuls den sie hatte, war genauso irrsinnig, wie seine Worte zuvor. Eilig lief sie aus der Umkleide. Dabei war es ihr egal, dass sie gerade nur ihren rot-gelb gestreiften Quidditch Pullover und einer Hotpants durch die Gänge lief.

Sie sah ihn gerade noch, wie er um eine Ecke biegen wollte und bevor er vollständig aus ihrem Blickfeld verschwand, tat sie etwas, was sie zuvor noch nie getan hatte.
 

„Flint! Warte!“, rief sie nach ihm und tatsächlich blieb er stehen, wandte sich jedoch nicht zu ihr um.
 

„Was ist denn noch?“
 

„Was noch ist? Sag mal tickst du noch ganz sauber?!“, spie sie erneut, dabei war ihr völlig egal, wer das alles zu Hören bekam, „Ich bin ganz sicher nicht deine Eule! Was hab ich denn mit den Plänen zu tun! Mach das doch mit Oliver aus und nicht mit mir!“
 

Etwas näher trat sie an den Rücken des Slytherins, der sich immer noch nicht umgedreht hatte.
 

„Was soll der Mist?!“, fügte sie hinzu, als er nichts sagte.
 

Es kam ihr vor wie Stunden, bis er sich plötzlich wohl doch entschied, etwas dazu zu sagen. Dabei drehte Flint sich halbwegs zu ihr um und begann fast in einem Flüsterton zu sprechen.
 

„Slytherin braucht einen neuen Sucher.“, kam es langsam und Katie öffnete sofort ihre Mund, doch seinen nächsten Satz, den er aussprach, machte sie sprachlos, „Ich hab Warrington rausgeworfen. Das ist alles.“
 

Die Information konnte sie erst gar nicht verarbeiten. Was hatte er gemacht? Ihn rausgeworfen? Wieso? In Katies Kopf drehte sich alles und sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Im selben Augenblick wandte er sich jedoch schon wieder ab und wollte gehen, da griff sie ruckartig an seinen Arm.

Er blieb erneut stehen und sie merkte, wie er tief und laut ausatmete. Sie stellte sich an seine Seite, um ihm endlich ins Gesicht dabei sehen zu können. Sie dachte erst, er würde sich einfach losreißen und gehen. Doch das sollte nicht der Fall sein.

Kaum traf Bernstein auf Smaragd, kam ihr der einzige wahre Gedanke in den Sinn, warum Flint ihr diese Information gegeben hatte und nicht Oliver.
 

Konnte es sein, dass sie selbst der ausschlaggebende Grund war, wieso er den neuen, alten Sucher von Slytherin wieder aus dem Team nahm? Sie hatte plötzlich den Blick von vor einer Woche im Kopf. Wie er zwar nicht verwundert war, über ihre Verletzungen, aber dennoch so in sich gekehrt schien, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
 

Ihre Beine versagten fast, als ihr bewusst wurde, was Flint offenbar wirklich dazu bewegt hatte, hier aufzutauchen. Definitiv hatte sich hier etwas veränderte. Oder hatte es das schon vorher? Wenn sie in seine Augen schaute, sah sie das übliche Funkeln. Jedoch war da noch etwas, was sie nicht bestimmen konnte.
 

Katie konnte gar nicht so schnell reagieren, da fühlte sie plötzlich seine warmen Hände auf ihren Wangen. Der gutgebaute Slytherin schoss regelrecht zu ihr auf, so dass sie einige Schritte zurück gedrückt wurde, an die steinige Wand des Ganges. Keine Sekunde später spürte sie seine Lippen auf den ihren. Direkt schlug ihr Herz so schnell, dass sie es kaum aushielt. Natürlich spürte sie die Anziehung, aber noch etwas anderes mischte sich hier unter. Katie konnte es nicht richtig deuten, aber es war ihr auch egal. Gerade war ihr so ziemlich alles egal. Selbst die noch zuvor vorhandene Wut auf den Schwarzhaarigen.

Egal, dass sie ihm nachgerannt war. Egal, dass sie ihn aufgehalten hatte. Egal, dass sie es zuließ, dass er sie so küsste. Leidenschaftlich und mit so viel Wärme in seiner Handlung, dass es ihr sogar egal wäre, wenn jemand sie so mit ihm sah.
 

Die Dunkelblonde presste sich mehr an ihn. Ihre Hände lagen auf seiner Brust, wobei ihre Finger sich in den Baumwollstoff seines Slytherin Pullovers verkeilten. Der Kuss vertiefte sich. Sie spürte seine Zunge an ihren Lippen und nur eine Sekunde später drängte er diese oberhalb ihrer Unterlippe vorbei. Als sich ihre Zungen berührten war es wie das Gefühl, wenn sie nach einem Sturzflug wieder ihren Besenstiel hochriss. Ein Kribbeln in ihrer Bauchregion.
 

Lautes Gejohle und Motivationsgesänge lösten jedoch so abrupt diesen Moment, wie er gekommen war. Und in der nächsten Sekunde, in der sie die Augen öffnete, ihn ansah, wie er sich von ihrem Gesicht entfernte. Wusste sie, was sich untergemischt hatte.
 

Sehnsucht.
 

Katie atmete heftig, bekam daher kein Ton heraus. Stattdessen hörte sie ein leises „Fuck“ von seiner Seite aus und im nächsten Lidschlag hatte er sich schnell von ihr gelöst und war den Gang links von ihr davon gestiefelt, während von Rechts plötzlich um die Ecke ihre Teamkollegen auftauchten.
 


 

________________________

Ende des 1. Buches
 

Schockmomente


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 08: Schockmomente
 

Er atmete die frische Luft rund um Hogsmead ein, als er aus dem Zug stieg. Auch wenn er es nicht zugab, aber er mochte den Geruch, der hier umher wehte. Es wirkte frisch und fast unschuldig. Auf alle Fälle besser, als im Anwesen seiner Familie.
 

Viel lieber wäre es ihm gewesen, wenn er die Weihnachtsferien nicht dort verbracht hätte. Aber wie jedes Mal gab es da für ihn kein Entrinnen. Man erwartete es einfach von ihm, dass er zu Gegen war. Besonders da seine Eltern jedes Jahr ein Weihnachtsball veranstalteten, auf dem er natürlich auch zu Erscheinen hatte. Sein Vater war ein angesehener Immobilienmakler und bei solch einer Veranstaltung klärten sich Geschäfte um einiges besser, als in einem stickigen Büro.
 

Aber andererseits kam ihm der Abstand gerade Recht. Er hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Auch wenn er sich sicher war, dass er das mit Bell unbedingt beenden musste, sträubte sich ein kleiner Teil in ihm. Die ganze Zeit dachte er an diesen Kuss, den er nicht hätte beginnen sollen. Er wusste, sie hatte es gesehen, was in ihm vorging. Dabei wollte er genau das verhindern. Deswegen war er ihr die restlichen Tage auch aus dem Weg gegangen, damit er eben keinen Fehler machte.
 

Marcus musste so schnell es ging, diese Sache zu ihr unterbinden. Nachdem Abendessen musste er sie aufsuchen und hoffen, er würde nicht schon wieder die Kontrolle verlieren. Was leider viel zu oft passierte, wenn sie in seiner greifbaren Nähe war.
 


 

Als Marcus am Slytherintisch saß und die anderen an seinem Tisch sich dem Festessen hingaben, war ihm irgendwie nicht wohl. Etwas war hier faul. Die große Halle wirkte so... erdrückend. Sein Blick wanderte zum Gryffindortisch. Alle zogen ziemlich ernüchternde Gesichter und er konnte Bell nicht entdecken. Wo war sie? Sie würde sich doch nie das Festessen entgehen lassen.
 

„Hast du einen neuen Geist gesehen, oder warum schaust du so verwirrt, Marcus?“, vernahm er die Stimme seines besten Freundes, Adrian.
 

„Nein... nein. Ist nichts.“, murmelte er zurück, doch wieder schaute er zu den Löwen und auch darüber hinaus.
 

Ravenclaw und Hufflepuff saßen genauso still an ihren Tischen und nahmen schweigend das Abendessen zu sich.
 

„Obwohl... da ist doch etwas.“, sagte er dann aus einem Impuls heraus und wandte sich dem Dunkelblonden zu, „Wieso sehen alle so niedergeschlagen aus? Ist wer gestorben?“
 

„Fast.“, kam es nun von Graham, der ihm gegenüber saß.
 

„Was?!“, entkam es ihm schnell und deutlich entsetzt.
 

„Oh, du weißt das ja noch gar nicht.“, kam es wieder von Adrian.
 

„Was weiß ich nicht?“, wieder sah er zu Adrian, doch Graham schien ihm die Frage beantworten zu wollen, also sah er wieder zu diesem.
 

„Es gab einen Anschlag auf Dumbledore.“, antwortete dieser eher belanglos.
 

„Ernsthaft?!“
 

„Mhm. Dem Alten geht’s aber gut.“, fügte sein Jäger noch hinzu, „Nur eine Schülerin hat's fast erwischt.“
 

„Ah... ha?“
 

„Lebt noch. Ist also echt nicht der Redewert.“, kam es erneut von Graham, der nun endlich von seinem Teller aufsah, „Isst du das noch?“, fragte er und deutete auf seine Hähnchenkeule.
 

Marcus hob eine Augenbraue, schob seinen Teller aber zu Graham rüber, der auch sofort seine Essensreste vom Teller stibitzte. Seine dunkelgrünen Augen huschten erneut über die Gesichter der restlichen Schüler. Fast jeder hatte einen traurigen, fast schon ängstlichen Ausdruck in den Augen. Nur für den Tisch an dem er saß, schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Dabei war die Nachricht, dass man wohl versucht hatte den Schulleiter zu ermorden, nicht einmal ansatzweise in Ordnung.
 

Der Schwarzhaarige hatte es fast befürchtet, dass so etwas bald passieren könnte. Wie oft hatte er seinen Vater heimlich dabei beobachtet, wie er mit zwielichtigen Männern gesprochen hatte. Er kannte diese Leute nicht, aber er konnte sich sehr gut vorstellen, warum sein werter Herr Vater so ein Geheimnis daraus machte. Zu wissen in welche Kreise seine Familie gehörte, wusste er schon länger und auch wenn es ihm keine Angst machte, zerstörte es sein Bild von einer normalen Welt.
 

„Ist mit dir wirklich alles okay?“, hörte er erneut Adrian fragen und er nickte sofort.
 

„Klar.“, nickte er noch einmal zur Bestätigung und begann sich langsam von seinem Platz zu erheben, „Ich bin nur müde. Von der langen Zugfahrt. Ich glaube...“, hing er noch hinzu, „... ich werde mich schon mal in den Gemeinschaftsraum verziehen.“
 

„Okay.“, kam es von Adrian langgezogen, „Dann... gute Nacht?“
 

„Nacht.“, grinste er zuletzt.
 

Marcus verließ die Große Halle mit dem Wissen, dass er eisblaue Augen im Nacken hatte. Adrian traute ihm nicht über den Weg. Er merkte mit Sicherheit, dass etwas los war. Aber da konnte er auch die nächsten Wochen so viel starren wie er wollte.
 

Als das große Tor zufiel und die Stille ihn übermannte, atmete ein paar Mal tief ein und aus. Es war wohl vergeblich heute noch nach der Gryffindor zu suchen. Wenn sie schon nicht beim Abendessen war, wäre die beste Möglichkeit wohl erst die nächsten Tage, wenn der Unterricht wieder begann. Also steuerte er direkt die Treppe zu den Kerkern an. Schlaf wäre sicherlich eine gute Idee. Kaum im Gemeinschaftsraum angekommen, der zum Glück noch ausgestorben war, verzog er sich direkt in sein Einzelzimmer. Das Privileg eines Mannschaftskapitäns.
 

Schnaufend ließ er sich auf sein Bett fallen und klemmte seine Arme hinter den Kopf. Den Blick starr an die Steindecke gerichtet. Auch wenn er sich schon im Gedanken zurecht gelegt hatte, dass er sie aufsuchen musste, um das ganze zu beenden, hatte er noch keinen Plan, wie er das anstellen sollte. Ein einfaches „vorbei“ in den Raum zu werfen, bezweifelte er, dass er das schaffen würde. Besonders da ein kleiner Teil in ihm, sich nicht von der Idee beeindrucken lassen wollte, die Gryffindor nicht mehr treffen zu wollen. Aber alles andere wäre nur fatal und leichtsinnig. Er hatte sich schon viel zu sehr daran gewöhnt.
 

„Miau.“, kam es plötzlich von links und er merkte eine Bewegung auf der Matratze.
 

Sein Blick wich der Decke und schaute zur Seite. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen.
 

„Na?“, sprach er raus in die Richtung einer Katze.
 

Diese war pechschwarz, bis auf einem minimal kleinen, weißen Fleck auf ihrer Brust. Marcus legte sich zur Seite, der Katze zugewandt, zog seine rechten Arm unter seinem Kopf hervor und hielt dem Tier seine Hand entgegen. Spürte zugleich die sanfte Atmung, als die Katze an seiner Hand schnupperte, bevor sie mit ihrem Kopf schwungvoll gegen seine Hand stieß.
 

„Wenigstens einer der mich vermisst hat.“
 

„Miauuu...“
 

Immer wieder stieß die schwarze Katze gegen seine Hand, begann gar zu schnurren, als er ihr dann über das glänzende Fell strich. Im Kreis drehend genoss das Tier die Streicheleinheiten, bis sie mit ihrem Kopf in seine Bauchgegend stieß. Marcus seufzte, drehte sich jedoch zurück auf den Rücken, so dass sie sich mit Leichtigkeit auf seinen Bauch legen konnte. Der Kopf zu ihm gedreht, maunzte sie ihn weiter an.
 

„Ich weiß ganz genau, was du willst.“, grinste er und strich ihr über den Kopf, „Wahrscheinlich hat dich Adrian über Weihnachten zugefüttert mit den ganzen Minzbonbons. Also gehst du ab heute wieder auf Diät.“
 

„Miau.“
 

„Hör auf zu betteln.“
 

„Miau, Mauuu.“
 

„Ich mein es ernst, Lucifer.“
 

„Mau.“, gab sie noch einmal zum Besten, bevor sie abrupt aufstand, sich herumdrehte und ihm provokant den Arsch hinhielt, bevor sie sich wieder hinlegte.
 

Wieder seufzte er. Dieser Kater war einfach unglaublich eigensinnig und beleidigend, wann er mal etwas nicht bekam. Leicht legte er den Kopf schief. Irgendwie erinnerte ihn das an die Gryffindor. Für den Gedanken schellte er sich sofort selber. Er musste endlich damit aufhören und abschließen. Ein für alle Mal! Er würde jetzt schlafen und morgen früh sehe die Welt schon wieder perfekter aus. Er würde sie suchen und finden, ihr die Meinung sagen und einen Schlussstrich ziehen. War besser für sie beide.
 

Mit diesem Gedanken drehte er sich unbeirrt wieder auf die Seite. Lucifer gab einen beleidigenden Ton ab, bevor er von seinem Körper und auch vom Bett sprang. Stolzierend lief er über den Teppich, bevor er auf seinen Katzenbaum elegant kletterte und sich auf die oberste Schicht ein murmelte.
 


 

Es war einfach unfassbar. Bell war nicht zu fassen. Im wahren Sinne des Wortes. Seit drei Tagen waren die Ferien nun schon vorbei. Der Unterricht hatte längst wieder begonnen und er sah sie kein einziges Mal. Manchmal in seinen Freistunden hatte er ihre Unterrichtsräume aufgesucht und dort gewartet, aber irgendwie schien sie nicht anwesend zu sein. Er hatte sich sogar einmal auf die Lauer gelegt vor dem Gemeinschaftsraum der Löwen. Aber selbst da, hatte er sie weder ein- noch ausgehen gesehen. Und er hatte lange abgewartet. Sogar Verteidigung gegen die Dunkle Künste geschwänzt. Und das war bei weitem keine gute Idee, da Snape dieses Fach nun unterrichtete.

Aber wo, beim blutigen Baron, war sie denn? Es konnte doch nicht sein, dass sie einfach so vom Erdboden verschluckt wurde!? Fast war er sogar einmal so irre gewesen und hätte Wood ausgequetscht, wo sie wäre. Aber er konnte sich noch rechtzeitig bremsen. Das wäre wohl die dümmste Idee, die er je gehabt hatte.
 

Marcus wusste echt nicht mehr, was er damit jetzt anfangen sollte. Am besten gar nichts. Dann umging sie ihn offenbar gekonnt. Wie auch immer sie das machte. Vielleicht war sie auch so geschockt von diesem Moment vor den Weihnachtsferien gewesen, dass sie nun einen riesigen Bogen um ihn machte und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihn nie wieder sehen zu wollen. Was praktisch nicht möglich war, das wusste er, aber wer wusste schon, was in ihrem Kopf vor sich ging?
 


 

Als er den Arithmantik Klassenraum verließ schulterte er seine Schultasche und ging zügig in Richtung Große Treppe. Es war Mittagszeit. Nur schnell wollte er sich etwas zum Essen einpacken und dann runter zum Quidditchfeld. Heute kämen einige Interessenten vorbei, die für die neue Stelle als Sucher sich gemeldet hatten. Die Auswahl war nicht gerade berauschend, wie er von der Liste entnehmen konnte, aber was für eine Wahl hatte er denn? Es war ja doch ganz auf seinen Mist gewachsen, warum Slytherin nun in dieser Position war.
 

Doch als er den ersten Schritt getan hatte, hörte er plötzlich ein bitterliches Weinen. Marcus spitzte seine Ohren und folgte den Lauten. Zu erst hatte er gedacht, Bells Stimme darin erkannt zu haben, doch als er um die Ecke kam, sah er stattdessen Peakes und Chang im Gang stehen. Direkt vor dem Klassenzimmer von Alte Runen.
 

Dabei war Peakes diejenige, die hier förmlich zusammengebrochen war. Aus seinen bisherigen Beobachtungen heraus wusste er, das gerade die beiden oft mit Bell unterwegs waren. Vielleicht ergab sich hier ja eine nützliche Information, wo die Gryffindor abgeblieben war.

Schnell hatte er sich hinter einer Rüstung versteckt und lauschte den Worten, der Mädchen.
 

„Und du willst wirklich nicht mitkommen?“, fragte Chang.
 

„Ich... ich kann nicht. Ich... Ich mach mir so Vorwürfe, Cho! Ich bin doch schuld daran und...“
 

„Du konntest das doch nicht wissen, Leanne.“
 

„Doch! Ich hätte sie abhalten müssen davon, ich... hätte was ahnen müssen...“
 

„Bitte glaub nicht-“
 

„Es ist meine schuld! Sie war so... verändert, als sie rauskam und ich hab sie den ganzen Weg bis hoch zum Schloss nicht in Ruhe gelassen damit. Hätte ich einfach meine Klappe gehalten, dann-“
 

„Mach dich bitte nicht so fertig, Schatz. Keiner gibt dir die Schuld. Niemand hätte ahnen können, dass der Inhalt des Paketes verflucht war und das Katie damit in Berührung kam. Das hast du nicht zu verantworten.“
 

„Und was ist wenn sie nie wieder aufwacht?!“, schrie sie verzweifelt, „Hätten wir nicht gestritten, wäre das nie passiert! Dann... dann würde sie jetzt nicht im Koma liegen, Cho!“
 

Nur langsam kam die Information in seinem Gehirn an und die Worte gingen ihn durch Mark und Bein. Bell war... was?! In seinem Schock stieß er kurz an die Ritterrüstung und es polterte einmal heftig. Doch er war schnell genug, den Blicken der Schülerinnen auszuweichen und huschte um die Ecke, aus der er eben noch gekommen war.
 


 

Seine Schritte waren schnell und zielsicher, als er in den ersten Stock ankam und direkt den Krankenflügel ansteuerte. Vergessen war das Mittagessen und die Auswahlspiele. Würde er halt zu spät kommen. Was soll's. Seine Gedanken beherrschten ganz allein nur ein Thema. Bell.

Er war nicht einmal auf die Idee gekommen, hier nach ihr zu schauen. Aber wieso auch? Wer konnte auch ahnen, dass-
 

Er hätte es ahnen können, wie dumm war er denn? Adrian und Graham hatten ihm doch von diesem Anschlag erzählt, wenn auch nicht viel. Aber er hätte eins und eins zusammenzählen können, wenn er Bells Abwesenheit beim Festmahl und ihrem Verschwinden der letzten Tage mitgezählt hätte.
 

Abrupt blieb er stehen, als er sich durch das Tor quetschte und einen direkten Blick auf das hintere Bett fallen ließ. Er schluckte nervös, als sich seine Füße wieder bewegten und er auf das Krankenbett zuging. Sein Herz blieb fast stehen, als er neben dem Bett ankam.
 

Sie sah aus, als würde sie schlafen. Aber die magischen Apparate, die auf der anderen Seite des Bettes standen und ihre Vitalwerte missten, verrieten ihm, dass sie nicht nur einfach so schlief.
 

Peakes hatte etwas von Koma gesagt und von einem verfluchten Paket. „Nur eine Schülerin hat's fast erwischt.“, erinnerte er sich an Grahams Worte und es lief ihm eiskalt den Rücken runter, als er begriff, dass Bell diese Schülerin gewesen sein musste.
 

Das war doch nur ein schlechter Traum, oder? Das konnte nicht Realität sein, oder? Das hier im Bett war nicht die Gryffindor, mit der er sich das letzte halbe Jahr getroffen hatte. Wahrscheinlich nur eine Doppelgängerin. Marcus konnte es nicht begreifen. Was war zur Hölle nochmal in den Ferien passiert?!
 

„Mr. Flint?! Was machen Sie denn hier?“
 

Erschrocken fuhr er herum und starrte die die Medihexe an, die wohl gerade aus ihrem Büro gekommen war.
 

„Fühlen Sie sich nicht gut?“
 

Doch er antwortete nicht und bevor noch weitere Worte von der Schulheilerin kamen, kehrte er dem Mädchen im Krankenbett den Rücken zu und verschwand eilig.

Falsche Zeit, falscher Ort


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 09: Falsche Zeit, falscher Ort
 


 

„Kommen wir nun zu den Themen für ihre UTZe.“, hörte er Slughorn nur noch, bevor er abermals abschaltete.
 

Seit dem Besuch im Krankenflügel war er wie ausgewechselt. Er konnte sich auf kaum etwas konzentrieren. Selbst, als er dann endlich auf dem Quidditchfeld war, fast zwei Stunden zu spät, hatte er meistens nur am Seitenrand gestanden und Adrian die Leitung überlassen.

Von den Auswahlspielen hatte er nicht wirklich was mitbekommen. Stattdessen hatte er ständig dieses Bild vor Augen. Bell in diesem Krankenbett, nicht bei Bewusstsein. Er dachte die ganze Zeit darüber nach, was passiert war. Die Gedanken, dass mit ihnen zu beenden hatte sich dafür, weit in den Hintergrund verschoben.
 

Marcus ließ das Gespräch von Chang und Peakes mehrmals Revue geschehen. Was die Hufflepuff gesagt hatte, konnte er nur so deuten, dass das ganze in Hogsmead passiert war, oder zumindest auf dem Weg zurück ins Schloss. Dass es um ein Paket ging, um irgendeinen verfluchten Inhalt und dass sie seitdem im Koma lag. Er musste irgendwie mehr herausfinden.

Nein. Nein. Nein. Schüttelte er innerlich den Kopf. Am besten er hielt sich hierbei raus. Es würde die ganze Sache einfacher machen. Die Gryffindor ging ihn schließlich nichts an.
 

„Mr. Flint.“, wurde er angesprochen und er sah irritiert von seinem Pergamentbogen auf.
 

„Professor?“
 

„Ich glaube, Ihnen würde es gut tun, ein bisschen frische Luft zu schnappen, damit Sie meinen Unterricht wieder als interessant empfinden. Würden Sie bei Professor Sprout ein paar Bündel Nieskraut besorgen?“
 

„Natürlich.“, schluckte er einen bissigen Kommentar hinunter und stand von seinem Platz auf.
 

Er hatte lange gebraucht die Bündel für Professor Slughorn zu besorgen. Denn wie das Schicksal es wollte, war Sprout nicht wie erwartet im Gewächshaus, sondern ausgerechnet bei Madame Pomfrey, im Krankenflügel. Da die Gewächshäuser immer abgeschlossen wurden, wenn kein Unterricht herrschte, musste er also notgedrungen zum Krankenflügel. Lange hatte er vor der Tür gestanden und nicht gewusst, wo oben oder unten war. Seine Gedanken, ein komplexes Wirrwarr, aus dem selbst er nicht schlau wurde.
 

Tief durchgeatmet fand er dann den Mut die Tür zu öffnen. Er sah seine Professorin an Bells Bett stehen und wieder erstarrte er. Zum Glück holte ihn die Schulheilerin aus seinen Gedanken, als diese sich neben ihn räusperte.
 

„Kann ich Ihnen helfen?“
 

„Ehm... ehm, ja.“, hustete er kurz, da sein Hals sich trocken anfühlte und schaute dann vor zu seiner Kräuterkunde Lehrerin, „Ehm Professor Sprout?“
 

Die ältere Professorin wandte sich zu ihm um, als sie ihren Namen gehört hatte.
 

„Oh, Mr. Flint. Was verschafft mir die Ehre?“
 

„Prof-Professor Slughorn schickt mich.“, kam es erst etwas stotternd über seine Lippen, „Wir brauchen ein paar Bündel Nieskraut für den Unterricht.“
 

„Oh, natürlich.“, sagte sie lächelnd und ging auf ihn zu.
 

Als die Hufflepuff Hauslehrerin bei ihm ankam, wandte sie sich jedoch noch einmal zu Madame Pomfrey, was Marcus wissbegierig in sich auf sog.
 

„Probier mal ein bisschen Wermut. Vielleicht reagiert sie ja darauf.“
 

„Werde ich versuchen, Pamona. Danke für deine Einschätzung.“
 

„Immer gerne.“, sagte sie lächelnd und sah dann zu ihm, „Kommen Sie, Mr. Flint.“
 

„Jawohl.“
 

Der Schwarzhaarige folgte ihr, auch wenn sein Blick kurz noch einmal auf das hintere Bett fiel.
 


 

Auch wenn er sich mehrmals selbst gesagt hatte, dass er sich aus der Sache heraushalten sollte, hielt er es mitten in der Nacht dann doch nicht mehr aus.

Marcus innerer Drang veranlasste ihn, erneut im Krankenflügel aufzutauchen. Er wusste, es war nicht gerade die genialste Idee, die er da hatte. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht, keiner durfte mehr alleine durchs Schloss laufen. Außenstehende wurde gar der Besuch nach Hogwarts verboten. Die Sperrstunde wurde um zwei Stunden nach vorne verschoben. Anstelle von 23 Uhr, war es nun schon um 21 Uhr totenstille auf den Korridoren.

Wenn ihn jemand sah, konnte er sich darauf gefasst machen, dafür bis zu seinem Abschluss, nachzusitzen. Aber das war ihm gerade herzlich egal. Seinen Vorsatz, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen und diesem Gefühl aus dem Weg zu gehen. Beiseite schieben, verwarf er schon, als er vorhin für Zaubertränke das Nieskraut besorgt hatte. Der Slytherin musste sie einfach sehen.
 

Als er wieder vor ihm Bett stand, zog er sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Er wusste ehrlich nicht, wieso ihn das so fertig machte. Am Anfang des Jahres war ihm die Gryffindor doch auch egal gewesen, solange sie sich eben nicht miteinander vergnügten. Die hasserfüllten Blicke, wenn sie sich mit ihren Gruppen im Gang trafen, blieben. Mal hier einen ekligen Spruch, hier ein paar Sticheleien. Aber wenn sie alleine waren, konnte er sich ihr nicht entziehen.
 

Wann genau hatte das eigentlich angefangen? Ziemlich am Anfang des Jahres zirka. Irgendwo zwischen dem Spiel seines Hauses gegen Hufflepuff und dem Spiel Ravenclaw gegen Gryffindor, schätzt er.
 

Flashback
 

Sie hatten sich erneut gestritten auf dem Quidditchfeld, als er mal wieder mit einer Sondergenehmigung von Snape um die Ecke kam. Mit Wood sich zu fetzen, hatte noch lange nicht so viel Spaß gemacht, wie mit Bell. Sie hatte Feuer und hatte ihm öfters mal mit einem Satz, fast den Wind aus den Segeln genommen.
 

Zwar hat Gryffindor danach widerwillig das Feld geräumt, aber was danach geschah, hatte sich einfach verselbstständigt.
 

Bell hatte ihm nach dem Training abgefangen, allein. Und ihn zu einem Eins gegen Eins herausgefordert, mit dem Einsatz um die Trainingszeiten des Halbjahres. Sprich. Sollte er gewinnen, und er war sich sicher das Ding in die Tasche zu stecken, würde Gryffindor seine Trainingseinheiten an Slytherin verlieren. Keine Ahnung, ob das mit Wood abgesprochen war. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. War ihm auch recht egal. Er hätte sich so oder so darauf eingelassen.
 

Das Match war hart an der Gürtellinie gewesen. Sie hatten sich öfters das eine oder andere Mal gefoult, aber keiner wollte klein bei geben. Bis sie plötzlich einmal ineinander gekracht waren und sie ihn beschuldigte, dass es seine schuld gewesen war, da er ihr angeblich an den Po gefasst hätte. Was zu keiner Zeit stimmte, mal so nebenbei gesagt.
 

Die Dunkelblonde hatte sich so in rage geredet, dass er nicht mehr zu Wort kam. Sie standen sich so nah gegenüber, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten, während sie ihn weiter anschrie. Dann kam es einfach über ihn.
 

Eigentlich wollte er nur, dass sie still war, bevor irgendwer ihre Eskapade noch mitbekam. Allen voran Madame Hooch, die ihn eh schon auf dem Kieker hatte, weil er den Hufflepuff Smith letzte Woche das Nasenbein gebrochen hatte, im ersten Spiel des Schuljahres.
 

Also hatte er Bell einfach hart auf den Mund geküsst und sie reagierte natürlich prompt und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Was bis hier hin noch alles logisch war und nachvollziehbar. Aber was sie dann tat, konnte er beim blutigen Baron, nicht mehr begreifen.
 

Sie krallte sich in seine dunkelgrüne Quidditch Uniform und zog ihn zurück zu sich, bevor er auch noch realisieren konnte, trafen sich ihre Lippen erneut. Hart und verlangend und er erwiderte es genauso.

Sein Gehirn setzte völlig aus, als er ihren Umhang öffnete und ihre Hose herunterzog, während sie dasselbe mit seiner Kleidung anstellte. Er hatte sie gegen einen Pfeiler eines Torrings gepresst und sich dem Moment einfach völlig hingegeben.
 

Das Endergebnis ihrer kleinen Schlammschlacht war also somit hinfällig geworden, stattdessen hatten sie es auf dem Quidditchfeld getrieben. Was... sicherlich interessant war und seine Lust auf sie nur noch mehr anheizte, aber es war auch verdammt riskant gewesen. Wenn jemand sie dabei entdeckt hätte. Er wollte gar nicht daran denken. Im Nachhinein war es ein Kick für ihn gewesen, doch seit dem Tag konnte er nicht mehr seine Finger von ihr lassen.
 

- - -


 

Bell wehrte sich nie. Er hatte gespürt, dass sie das auch wollte und dass das alles so eskalierte, ging ja auch von ihr aus. Sie liebte es wohl, wenn er sie überfiel. Er hatte sie schon in den verschiedenen Klassenräumen genommen, im Gewächshaus, in den Slytherin Umkleidekabine oder in Snapes geliebten Vorratskammer. Sogar unterhalb der Tribünen, während eines Matches zwischen Ravenclaw und Hufflepuff fiel er über sie her. Es war der absolute Höhepunkt, als er ihr mit seiner Zunge einen Orgasmus bescherte, an dem sie sich nicht mehr halten konnte. Ihr Stöhnen und ihre Schreie der Lust gingen unter im Jubelgeschrei der Adler.
 

Er empfand nur Lust für ihren Körper. Das Verlangen konnte Marcus nicht ausschalten. Sicher wusste er, dass das alles irgendwann einmal ein Ende haben musste, weil ihre kleine, hartnäckige Liaison niemals an die Oberfläche auftauchen durfte. Er konnte sich gut vorstellen, wie Wood ausrasten würde, wenn er das erfuhr. Bell war schon immer das gut um schützte Küken der Gryffindors gewesen. Dabei war sie gar nicht so harmlos, wie es immer für andere aussah. Sie war ein Biest und wusste ihren Charme und Wirkung auf Männer auch einzusetzen. Er wusste das nur zu gut. Er war einfach Wachs in ihren Händen.
 

Aber als das mit Warrington geschah, war diese ganze Sache zwischen ihnen irgendwie komplizierter geworden. Offenbar war er einfach nicht mehr vorsichtig genug gewesen. Es gehörte schon zur Normalität, dass er sie heimlich traf und dass sie dasselbe tat. Der Grund, wieso Bell das für sich behielt, war ihm mehr als bewusst, aber auch er hätte das nie an die große Glocke gehangen. Wenn das die Runde in der Schule gemacht hätte, hätte früher oder später auch seine Familie davon erfahren. An sich waren es denen egal, was er mit wem trieb. Aber immerhin war Bell ein Halbblut, was für seine Eltern absolut nicht in ihre Wertvorstellung passte.

Es war also unaussprechlich gut für beide, dass keiner jemals davon erfuhr. Um so schlimmer, dass es Warrington wusste. Seit dem Vorfall war er nicht mehr er selbst gewesen. Marcus hatte sich unerklärlicher Weise verantwortlich für sie gefühlt. Für das was passiert war. Und er hatte seine Konsequenzen daraus gezogen.
 

Flashback
 

Nachdem Marcus zur Teambesprechung aufrief und sich all seine Spieler auf dem Quidditchfeld einfanden, hatte er ohne Umschweife Warrington aus dem Team geworfen. Der Aufschrei war groß, gerade von Bole und Derrick, die nicht verstehen konnten, wieso er den Sucher so kurzfristig wieder aus dem Team warf. Auch Warrington versuchte den Grund zu erfahren, als Marcus einfach sagte, dass er ja noch schlechter als Malfoy sei und er wie ein ungekochtes Ei auf dem Besen herumrutschte. Er würde lieber einen unerfahrenen Spieler nehmen, als nochmal ihn an einem Spiel teilnehmen zu lassen.
 

Das war seine offizielle Aussage gewesen.
 

Warrington war danach wutentbrannt vom Feld gerauscht und nachdem er Adrian anwies, die anderen Spieler zum Training zu bewegen, verschwand er unbeobachtet ebenso vom Feld. Er hatte nicht damit gerechnet, den eben rausgeworfenen Spieler noch in der Umkleide anzutreffen, aber es spielte ihm dafür gut in die Karten.
 

Er hatte ihn unsanft gegen eines der Spinde geknallt und seinen tatsächlichen Standpunkt klar gemacht.
 

„Ich sag dir das jetzt einmal, Warrington.“, zischte er, „Wenn ich nochmal sehe, wie du ihr hinterher starrst, dich ihr näherst, oder gar mit ihr sprichst... dann vergesse ich mich für einen kurzen Augenblick und verscharre dich irgendwo im Verbotenen Wald!“
 

„Deswegen...“, grinste er plötzlich, „... wirfst du mich raus?“, lachte er, „Weil ich in deinem Revier streune?!“, kam es amüsiert von ihm und Marcus Hand zuckte gefährlich.
 

Er wollte ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Doch er beherrschte sich. Ihn jetzt für diese Aussage zu verprügeln, würde nur noch mehr preisgeben. Etwas, was er versuchte zu verhindern.
 

„Sei lieber froh, dass ich den Übergriff nicht Snape melde.“, zischte er dann mit etwas mehr Ruhe in der Stimme, doch eigentlich brodelte es unter seiner Oberfläche.
 

- - -


 

Seit er sie an den Treppen zurückgelassen hatte, bekam er diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Er konnte förmlich sehen, wie ihr diese Situation zugesetzt hatte. Zwar war sie noch ziemlich gefasst, aber der Morgen danach bestärkte sein Gefühl nur noch mehr.
 

Er hatte das Einzeltraining von ihr heimlich beobachtet. Nicht um zu schauen, welche Taktik Wood fuhr. Das war ihm wahrlich egal gewesen. Er wollte nur sichergehen, ob sie in Ordnung war. Schon im dem Wahrsagerkorridor hatte er bemerkt, wie sie sich merkwürdig verhielt. Als würde sie Schmerzen unterdrücken wollen. Und genau das sah er ebenso bei diesem Einzeltraining.

Allein wie sie auf ihrem Besen herumgerutscht war, wie unaufmerksam und gefährlich ihre Ausweichmanöver waren, grenzte schon an Fahrlässigkeit. Das war er von ihr gar nicht gewohnt. Auf dem Feld war Bell stets bedacht, in dem was sie tat. Er würde sogar soweit gehen und sagen, dass sie von allen Gryffindors die wohl am talentierteste war. Wenn man den Faktor im Hinterkopf gehabt hätte, wäre Wood das sofort aufgefallen. Denn er als Kapitän sollte eigentlich geschult sein zu erkennen, wenn einer seiner Spieler nicht fähig war zu fliegen. Das schien der Holzkopf nur komplett ausgeblendet zu haben, da ihm der Sieg wichtiger zu sein schien.

Stattdessen hatte er sie fast gar in Lebensgefahr gebracht. Am liebsten wäre er damals aufs Feld gestürmt und hätte sie aus der Luft geholt, um diesem Wahnsinn einen Riegel vorzuschieben!

Aber wie hätte das ausgesehen?
 

Marcus hatte Bell immer als starkes, selbstbewusstes Mädchen wahrgenommen. Die wusste was sie wollte. Aber sie so in dieser Situation vorzufinden. So verzweifelt, verletzt, Warrington völlig unterlegen... hatte etwas in ihm ausgelöst. Etwas was er nicht verstand, aber es beiseite schieben konnte er wiederum auch nicht.
 

Der blonde Slytherin sollte ihr einfach nie wieder zu Nahe kommen. Mit seinem Rauswurf hatte er zumindest etwas getan, um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass Bell ihm nicht aus versehen hier im Quidditchbereich über den Weg lief.
 

Ob es die richtige Entscheidung war, wusste er bis heute nicht. Es beschlich ihm dennoch das Gefühl, nicht genug getan zu haben.
 

Dass, was er für sie getan hatte, hatte er zuvor noch nie gemacht. Nicht für andere, wenn es ihm nicht auch etwas brachte. Zwischen ihm und Bell hatte sich eindeutig etwas verändert und auch das was kurz vor den Ferien passiert war, behagte ihm weiterhin nicht.
 

Eine Anziehung zu der Gryffindor war schon lange vorhanden, aber je näher die Weihnachtsferien kamen, umso mehr merkte er, wie sein ganzes Sein sich veränderte, wenn er in ihrer Nähe war. Das erste Mal richtig bewusst wurde ihm das, als er sie in Poppys Büro überrascht hatte. Oder viel eher danach. In diesem Klassenraum. Die Anziehung war auch da anwesend, keine Frage. Aber zuvor war es nur das Eine. In dieser Situation, als er ihre blauen Flecke gesehen hatte, da hatte sich etwas ganz anderes in seinem Inneren breit gemacht. Der Versuch von ihr, ihn zu küssen hatte er mit viel Mühe abblitzen lassen, weil er es nicht richtig fand. Wenn er diesen Schritt gegangen wäre, würde es zugleich zum körperlichen Akt kommen und das konnte er in ihrem Zustand nicht verantworten. Ein Zugeständnis, dass er Mitgefühl zeigte, was ihn schlussendlich in die Flucht trieb und er die Idee hatte, sich von ihr ab sofort fernzuhalten. Aber dann hatte er bemerkt, wie Warrington ihr immer wieder hinterher starrte, mit einem wissenden Grinsen auf seinen Lippen. Da hatte er ihn einfach hochkant rausgeworfen.
 

Marcus hatte schon viele Fehler in seinem Leben gemacht. Seinem Vater einmal als Kind widerstand zu leisten, war einer davon. Es Bell wissen zu lassen, dass er seinen besten Sucher rausgeworfen hatte, wegen ihr. Und bei Salazar, natürlich war ihr das in dem Moment bewusst geworden, war sein größter Fehler in dieser Parabel.

Dieser Kuss am Spieltag Gryffindor gegen Hufflepuff, war anders gewesen, als die Male zuvor. Er wusste bis heute nicht, was ihn da geritten hatte, dass er sich voll und ganz gehen gelassen hatte. Aber da war so viel Feuer und Leidenschaft und... Leben in ihr. Bei keiner anderen hatte er es jemals so stark gespürt.
 

Jetzt war nichts mehr davon übrig, wenn er auf ihr Gesicht sah. So unscheinbar sie auch da lag. In einem grün-gelben T-Shirt, dass das Logo der Holyhead Harpies zierte. Sie rührte sich kaum und nur die leichte Erhebung ihres Brustkorbes, versicherte ihm, dass sie überhaupt noch atmete.
 

Marcus hatte sich lange gegen das Gefühl gesträubt, aber er sorgte sich um sie. Er vermisste ihre aufbrausende Art und auf eine merkwürdige Weise auch ihre Auseinandersetzungen. Ihre Stimme. Ihre bernsteinfarbene Augen, die sich immer wieder gerne in die seine tiefgrünen bohrten.
 

Er seufzte und beugte sich zu ihrem Bett ein klein wenig vor. Seine Arme streckten sich und seine Hände wollten gerade ihre linke Hand umfassen, als eine leise Stimme ihn zusammenfahren ließ.
 

„Was machen Sie denn hier um diese Uhrzeit?!“
 

Im Impuls wollte er sofort wieder verschwinden, doch die Medihexe stand schon direkt hinter seinem Stuhl und drückte ihn zurück.
 

„Jetzt hauen Sie nicht schon wieder ab.“, sagte sie leise, aber bestimmend, „Ich werde Sie schon nicht verraten, Mr. Flint.“
 

Er wusste nichts darauf zu erwidern, also blieb er lieber still und seine Augen fielen wieder auf die bewusstlose Katie Bell.
 

„Das geht uns allen sehr nah.“, seufzte sie, als sie sich von seinen Schultern löste und zur anderen Seite des Bettes hinüberging.
 

Er beobachtete Poppy, wie sie kurz auf ein Klemmbrett sah, bevor sie eine Phiole zur Hand nahm und es in einen Infusionsbeutel hineingab, in der sich bereits eine Flüssigkeit befand.
 

An diesen Dingen hing er auch schon einmal, als er mit Roger Davies mal zusammen geknallt war. Er war bewusstlos gewesen und über diese Beutel hatten sie ihm Tränke verabreicht.
 

„Wie lange... ist sie schon...“, versuchte er zu fragen, doch seine Stimme hörte sich merkwürdig kratzig an.
 

„Ab morgen sind es drei Wochen.“, murmelte sie.
 

Wie bitte? Er war erst seit ein paar Tagen zurück in Hogwarts und sie war schon drei Wochen in diesem Zustand?! Sein Kopf brummte, doch er versuchte es auszublenden. Andauernd wollte er wissen, was überhaupt passiert war. Er hatte nur Bruchstücke erfahren, konnte sich darauf aber immer noch keinen Reim machen. Vielleicht... wäre Madame Pomfrey ja gesprächiger?
 

„Was ist passiert?“, forderte er daher sein Glück heraus.
 

„Mr. Flint.“, sah sie ihn maßregelnd an, „Sie wissen doch, dass ich Ihnen keine Auskünfte zu meinen Patienten geben darf.“
 

„Jeder im Schloss redet darüber!“, zischte er ungehalten und die Medihexe strafte ihn mit einem bösen Blick.
 

„Dann wissen Sie doch sicherlich, was geschehen ist.“
 

"Ich... ich war Zuhause in den Ferien, ich hab nur durch Zufall mitbekommen, dass sie überhaupt hier ist...“, setzte er leise fort, „Jeder erzählt etwas anderes,...“, kurz befeuchtete er seine Lippen mit der Zunge, „Bitte.“
 

Verzweifelt sah er Poppy an. Er war sichtlich am Ende und würde einer seiner Hauskollegen ihn so sehen, würde er sofort seinen Status und Einfluss auf sie einbüßen. Immerhin gestand er gerade indirekt ein, dass er sich um ein Halbblut sorgte. Noch dazu, zu einer Gryffindor.
 

„Miss Bell kam mit einem schwarz-magischen Artefakt in Berührung.“, gab sie dann nach wenigen Minuten zu.
 

„Wie das denn?“, fragte er laut nach, da er das ja schon wusste.
 

„Nicht so laut, Mr. Flint.“, tadelte sie ihn erneut, „Ich habe gesagt, ich werde Sie nicht verraten, dass Sie ihr Bett verlassen haben, aber ich kann nichts für Sie tun, wenn unsere Unterhaltung bemerkt wird.“
 

„Entschuldigen Sie, aber... sie...“, er sah zu ihr zurück, „Sie ist doch nicht der Typ für schwarze Magie.“, stieß er nun deutlich leiser aus.
 

„Davon gehen wir auch nicht aus, Mr. Flint.“, schüttelte sie den Kopf leicht hin und her, „Miss Peakes meinte, Miss Bell habe ein Päckchen im Pub der Drei Besen bekommen und sie sollte es an Professor Dumbledore übergeben.“, erzählte sie weiter, nahm dabei das Klemmbrett wieder zur Hand und notierte etwas darauf.
 

Dumbledore. In seinem Kopf schob sich eine Erinnerung hervor. Das Gespräch am Esstisch in der Großen Halle, als Graham davon erzählte, dass man versucht hatte den Schulleiter zu ermorden. Bell war wohl einfach nur der Kurier, dessen Inhalt sie nicht einmal kannte, vermutlich.
 

Poppy ging danach erneut um das Bett herum, bis sie neben ihm stehen blieb und ihre Hände ineinander faltete.
 

„Auf dem Weg zum Schloss zurück gerieten die beiden in einen Streit, wobei das Paket aufriss und Miss Bell eine Kette berührte, die allerdings unter einem Fluch stand.“
 

Er wollte über ihre Dummheit fluchen, doch er zügelte sich vor der Schulheilerin. Poppy hasste Gewaltausbrüche und in einer gewissen Form schätzte er die ältere Hexe. Immerhin hatte sie ihn des öfteren zusammengeflickt, wobei er schon oftmals gedacht hatte, er könnte nie wieder Quidditch spielen.
 

Madame Pomfrey sah jedoch sein verzerrtes Gesicht und legte eine Hand auf seine Schulter. Er sah erneut zu ihr hoch.
 

„Sie hat es nicht bewusst getan. Sie wurde dazu gebracht.“
 

„W-wie meinen sie das?“, kam es verwirrt von Marcus und sah zu ihr hoch.
 

„Ich komm damit in Teufelsküche,...“, murmelte sie kurz vor sich hin, aber setzte direkt danach fort, „Wir gehen davon aus, dass sie mit einem Imperius Fluch belegt worden war.“, sagte sie noch leiser, „Sie war... höchstwahrscheinlich nur... zur falschen Zeit, am falschen Ort.“

Am seidenen Faden


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 10: Am seidenen Faden
 

Das Gespräch mit Poppy war nun schon etwas her, aber seitdem konnte er sich nicht mehr auf den normalen Schulalltag konzentrieren. Er wirkte fahrig, mit dem Kopf nicht beim Unterrichtsstoff und von Quidditch wollte er erst gar nicht anfangen. Was ein Problem war, da mittlerweile Adrian, sogar Graham, der sonst nie zwischen den Zeilen lesen konnte, seine Abwesenheit bemerkt hatten. Sich ständig Ausreden einfallen zu lassen, oder sie als Verrückt abzustempeln, war nicht besonders schlau, wenn er sein Verhalten nicht bald ändern würde. Aber er dachte viel zu sehr über die Sache nach und dauernd stellte er sich die Frage, wer ihr das angetan hatte. Wenn er das Arschloch finden würde, denjenigen in die Finger bekam... dann könnte er für nichts mehr garantieren.
 

Erneut versuchte er sich auf sein Buch zu konzentrieren, was er vor sich liegen hatte. Arithmantik. Eines seiner Lieblingsfächer, in dem er eigentlich ziemlich gut war, aber derzeit fiel ihm einfach alles schwer. Und das ständige Gegacker der weiblichen Front in seinem Gemeinschaftsraum machten die Sache nicht gerade besser.
 

„Ich hätte ja gerne Peakes Gesicht gesehen,... bestimmt zum Tod lachen.“, gackerte die ältere Greengrass zu ihren Freundinnen.
 

„Ich hoffe Bell hat sich alles zerschossen. Meint ihr sie fällt für die restlichen Spiele aus?“, fragte Parkinson hinterhältig grinsend, „Dann haben wir den Quidditchpokal diesmal sicher in der Tasche.“
 

Marcus schnaufte tief durch die Nase ein und aus. Sein Blut brodelte gefährlich.

Bells Zustand war alles andere, als sich darüber noch lustig zu machen und sich um das irrelevante Quidditchspiel Sorgen zu machen.

Ja, Slytherin und Gryffindor bekriegten sich schon immer. Manchmal auch auf unfaire Art und Weise und oft schossen sie auch übers Ziel hinaus. Jedoch ging es hier nicht um einen dummen Schülerstreich!
 

An dem Abend, als er bei ihr im Krankenflügel war, da hatte Poppy auch gesagt, dass Bell noch nicht außer Lebensgefahr war. Wenn man sich dann noch im Hinterkopf behielt, dass ihr Zustand bereits fast zwei Monate anhielt, war das alles noch mehr Besorgniserregend und jeder weitere Tag der verging, schwand die Hoffnung, dass sie jemals wieder aufwachte. Es ging hier also um Leben und Tod. Und das hatte niemand verdient. Kein x-beliebiger Gryffindor und schon gar nicht sie.
 

Was war also verkehrt bei dem Hühnerhaufen?! Hatten sie den Ernst der Lage noch nicht gecheckt? Er besann sich darauf, ruhig zu bleiben. Er durfte hier auf gar keinen Fall ausfallend werden. Das würde ihm gerade noch fehlen. Aber am liebsten würde er der schwarzhaarigen Schlampe einen Fluch auf den Hals hetzen.
 

„Am besten wäre es, die wacht niemals wieder auf. Ein Halbblut weniger auf diesem verseuchten Planeten.“, gab Tracey Davis nun zum Besten.
 

Marcus schlug abrupt sein Buch zusammen, worauf selbst Adrian neben ihm zusammenzuckte. Er musste hier raus. Er könnte sonst wirklich nicht mehr an sich halten. Aufgewühlt stand er auf, nahm seine Schulsachen und wollte schon ansetzen, die Sitzecke zu verlassen, als sein bester Freund ihn aufhielt.
 

„Wo willst du hin? Es ist gleich Sperrstunde...“
 

„Bibliothek. Hab was vergessen.“, murmelte er verwunderlich ziemlich ruhig.
 

Adrian sagte nichts mehr, aber er spürte seine eisblauen Augen in seinem Rücken nur zu deutlich.
 


 

Natürlich war seine Aussage, zur Bibliothek zu wollen, nur eine weitere billige Ausrede, um den Gemeinschaftsraum alleine verlassen zu können. Wie jeden Abend, kurz vor Sperrstunde war er stattdessen bei ihr am Krankenbett. Öfters saß er hier und hatte seine Hausaufgaben an ihrer Seite erledigt, oder für die UTZe gelernt. Hier fand er die Ruhe, wenn auch eine sehr bedrückende.

Der Schwarzhaarige versuchte das nicht zu nah an sich heranzulassen, aber die Wahrheit war, dass es ihn schier wahnsinnig machte.
 

„Kann ich Ihnen auch einen Tee machen?“, hörte er Poppy fragen und er nickte ihr nur zu.
 

Er dankte ihr stillschweigend. Nicht nur, dass Poppy ihn hier duldete, selbst außerhalb der Besuchszeit, oder gar in der Sperrstunde. Er dankte ihr auch, dass sie es für sich behielt, dass er überhaupt ab und an nach ihr sah.
 

Auch wenn seine besten Freunde sich seinem Verhalten bewusst geworden war, hielt sich Marcus weiterhin so gut es ging bedeckt, was seine nächtlichen Aktivitäten angingen. Er musste das unbedingt weiterhin geheim halten. Nicht auszudenken, was für eine Hölle über ihn einbrechen würde, wenn die beiden oder andere Slytherins um sein kleines Geheimnis erfahren würden. Reichte schon, dass es Warrington wusste.
 

Das dieser noch nichts dahingegen unternommen hatte, wunderte Marcus jedoch ein wenig. Er hätte erwartet, dass er seinen Platz im Quidditchteam zurückfordern würde und falls er ablehnte, er das ganze auffliegen lassen würde. Der Schwarzhaarige hätte das getan an seiner Stelle.

Aber nichts. Vielleicht hatte er auch das Interesse der Sache verloren, jetzt da sie außer Gefecht war. Er hoffte es zumindest.
 

„Hier bitte sehr.“, flüsterte die Medihexe neben ihm und er sah auf, bevor er die Teetasse entgegen nahm.
 

„Danke.“, hauchte er kaum hörbar.
 

Sie nickte nur freundlich und wollte gerade wieder in ihr kleines Büro zurückgehen, als sie noch einmal ihre Stimme an ihn wandte.
 

„Wissen Sie...“, begann sie und er sah über seine Schultern zu ihr auf, „... man sagt Koma-Patienten nach, dass sie die Anwesenheit von Personen wahrnehmen können. Vielleicht reden Sie mit ihr einfach.“, lächelte sie zuversichtlich und verschwand nun endgültig.
 

Verwirrt blickte er drein, bevor er zurück zu Bell sah. Reden? Was sollte er denn sagen?

Bell und er haben nie wirklich miteinander geredet. Sich angeschrien und verspottet und sich gegenseitig heiß zugeflüstert. Aber eine wirkliche humane Unterhaltung führten sie nie.
 

Obwohl... es gab eine Situation. Nach dem Übergriff von Warrington, als er sie in Poppys Büro erwischt hatte, wie sie nach Heilmedikamenten gesucht hatte. Zwar hatten er das eine oder andere dazu gesagt, aber dennoch war die Unterhaltung mehr als merkwürdig und... einfach skurril. Vielleicht hatte es ihn auch einfach nur zu sehr abgeschreckt, als er die blauen Flecken auf ihrem Rücken gesehen hatte, dass er kein richtiges Gespräch beginnen konnte.
 

Er schüttelte den Kopf und versuchte sich erneut auf seine Gleichungen und Parabeln zu konzentrieren, während er ab und an an seiner Tasse nippte. Die Prüfungen waren in vier Monaten und er hatte kaum was dafür getan. Er musste endlich mal hier voran kommen, sonst würde er es dieses Jahr auch wieder keinen Abschluss schaffen.
 

Doch immer wieder huschten seine dunkelgrünen Augen zu ihr, bis er irgendwann aufseufzte und seine Schulsachen auf ein hinteres Bett warf, wie auch seine Tasse auf den Nachttisch abstellte.

Hatte er schon erwähnt, dass er kopflos war? Bells Situation machte ihn fertig. Wieder seufzte er, als er sich einfach vorbeugte und seine Ellenbogen auf ihrer Matratze abstützte. Seine Hände fuhren über sein Gesicht.
 

Um genau zu sagen: Er hielt das nicht mehr aus. Diese Ungewissheit. Er hob seinen Kopf und seine Pupillen fielen erneut auf ihr schlafendes Gesicht. Seine Hand machte sich fast selbstständig und er zuckte kurz zusammen, als er ihre Wange berührte. Ließ sich jedoch nicht beirren davon.
 

Sie fühlte sich kalt an. Nicht eiskalt, aber jegliche Wärme, die sie sonst ausstrahlte, war vollends verschwunden. Unbewusst legte er nun beide Hände auf ihre Linke und strich langsam über die Haut des Mädchens.
 

„Bitte wach auf.“, wisperte er dann auf einmal, „Oder willst du, dass Wood noch komplett austickt, weil du beim Spiel gegen uns nicht in der Startmannschaft fliegst?“, grinste er kurz, doch erstarb es direkt wieder.
 

Immer wenn er die Gryffindors sah, wie sie zum Quidditchfeld gingen, bemerkte man die ernüchternde Stimmung zwischen ihnen. Bisher hatte er noch nicht mitbekommen, dass Gryffindor einen Ersatzspieler aufgestellt hatte. Sie hofften wohl alle noch, dass Bell noch zuvor aufwachen würde und mitspielen könnte. Im Stillen hoffte er das auch. Denn das Spiel würde ohne sie, nicht das selbe sein. Alles würde nicht mehr so sein, wie vor Weihnachten.
 

Kurz erinnerte er sich wieder an diesen Morgen zurück. Er wollte sie wissen lassen, dass er Warrington ihrer wegen aus dem Team geworfen hatte. Dass er die Sache geregelt hatte.

Er hatte ihren Blick mit Absicht gemieden, weil er wusste, dass er in ihrer Nähe schwach werden würde. Aber dann war sie ihm nachgelaufen. Er hatte sie angesehen und wurde augenblicklich schwach. Diese Anziehung, die sie auf ihn hatte war beängstigend und zugleich etwas befriedigendes.
 

Sanft strich er weiter über ihre Hand und kurz ließ er sich dazu hinreißen, ihre Hand anzuheben und ihre Handfläche auf seine linke Wange zu legen. Er schloss seine Augen und seufzte. Er sehnte sich nach dieser Berührung. Nach ihren bewussten Berührungen. Es war schon lange nicht mehr nur den Sex, den er vermisste.
 

„Du fehlst mir.“, hauchte er dann eher unbewusst, ohne darüber nachzudenken.
 

Er ließ die Hand wieder sinken und schluckte. Was machte sie nur mit ihm? Er konnte sich selbst nicht verstehen, wie sie seine Welt einfach ins Wanken brachte. Seit wann war er so mitfühlend? Seit wann hatte es angefangen, dass er sich überhaupt für einen anderen Menschen interessierte? Für jemanden, der vor allem den Halbblutstatus inne hatte? War er doch mit ganz anderen Werten aufgewachsen.
 

Doch Marcus konnte seine Gedanken nicht mehr weiterführen. Er starrte plötzlich auf seine Hand, die immer noch über ihrer lag und er hatte kurz das Gefühl, als hätten sich ihre Finger bewegt.
 

„Bell?“, kam es aufgeregt über seine Lippen.
 

Plötzlich begann ihre gesamte Hand tatsächlich zu zittern an. Immer mehr, so dass er dann doch lieber nach Poppy rief, die auch direkt angerannt kam.
 

„Du liebe Güte!“, stieß sie aus und zückte ihren Zauberstab.
 

„Sie wacht auf, oder?“, fragte er voller Hoffnung in der Stimme.
 

Sie antwortete ihm nicht, sprach nur eilend den Zauber für den Patronus und fügte eine Nachricht hinzu.
 

„Minerva, Sie müssen Severus informieren. Miss Bell krampft.“
 

„E-ein Krampf?!“, stieß er verwirrt aus und sah zu der Dunkelblonden zurück, deren Zittern ihr gesamter Körper nun umfasste, „Was heißt das?“
 

Die Medihexe drehte sich zu ihm um und begann ihn vom Krankenbett wegzuziehen.
 

„Sie müssen gehen.“
 

„Was? Nein!“, stieß er wütend aus und wollte sich aus dem Griff der Hexe befreien, um wieder an Bells Seite zu gelangen.
 

„Hören Sie, Mr. Flint. Gleich treffen Professor McGonagall und Professor Snape hier ein und es wäre fatal, wenn Sie dann immer noch hier sind.“
 

„Nein... nein... ich will hier bleiben. Ich muss bei ihr-“
 

„Seien Sie vernünftig. Sie können für sie sowieso nichts tun.“
 

„Aber... Sie helfen ihr doch, oder?“
 

„Ja, doch, aber Sie müssen jetzt gehen!“
 

Mit letzter Kraft schob sie ihn aus dem Krankenflügel, während er immer noch nicht verstand, was hier gerade geschah. Was mit ihr geschah. Er atmete noch heftig, als er Stimmen wahrnahm. Schnell versteckte er sich hinter einem Wandteppich, bevor er von seinem Hauslehrer entdeckt werden konnte.
 

Er beobachtete wie er und McGonagall den Krankensaal betraten und er hörte aufgeregte Stimmen durcheinander, konnte die Sätze aber nicht verstehen. Dann fiel das Tor zu und über ihn kam nichts als Stille...

Erschreckende Vermutung


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 11: Erschreckende Vermutung
 

„Bitte sehen Sie sich noch einmal alle Verwandlungen von Tieren in Gegenstände an und lernen sie die Gesetze der Magie in der Theorie noch einmal. Das ist essenziell wichtig für Ihre Prüfungen.“, herrschte McGonagall über den Klassenraum, bevor alle Schüler der 7. Klasse ihre Sachen zusammenpackten.
 

„Ey,... die Stunde ist vorbei...“, schubste ihn Adrian in die Seite und er sah müde auf seine Unterlagen, „Hast du ein Glück, dass die olle Schabracke deinen Kurzschlaf übersehen hat...“, fügte er murmelnd hinzu.
 

Marcus knurrte gefährlich, richtete sich aber auf und packte nun auch seine Sachen zusammen. Adrian stand bereits neben ihm und schien auf ihn zu warten, doch da erklang wieder die Stimme von der älteren Professorin.
 

„Oh, Mr. Flint. Sie bleiben bitte noch einen Moment. Ich muss mit Ihnen reden.“, sagte sie und sah Adrian dabei durchdringend in die Augen.
 

„Ich... ehm... geh dann schon mal zur nächsten Stunde.“. Kam es zögernd von seinem besten Freund.
 

„Das ist ein hervorragender Geistesblitz, Mr. Pucey.“, erwiderte sie lächelnd und rückte ihre Brille zurecht.
 

Marcus stöhnte genervt auf. Dafür hatte er gar keine Zeit und schon gar keinen Bock drauf. Er hätte jetzt eigentlich eine Freistunde, die er dafür nutzen wollte, im Krankenflügel vorbeizuschauen, um nach ihr zu sehen. Vor lauter Unruhe hatte er in der Nacht noch eine Runde auf seinem Nimbus gedreht. Er musste irgendwie den Kopf frei kriegen, nachdem Madame Pomfrey ihn rausgeworfen hatte. Trotzdem hatte er kein Auge zugemacht, als er weit nach Mitternacht endlich wieder in seinem Schlafsaal war.
 

Hinter Adrian fiel die Tür zu und er ging zum Pult vor.
 

„Ja?“, fragte er missmutig nach und schulterte seine Schultasche.
 

Professor McGonagall sah ihn an, als würde sie etwas wissen. Hatte sie ihn etwa auf dem Quidditchfeld gesehen? Immerhin war ihr Büro ziemlich in Sichtweite des Feldes. Er hoffte es nicht. Das hätte ihm gerade noch gefehlt.
 

„Mr. Flint. Nur eine Frage...“, begann sie und er schluckte ungewöhnlich nervös, „Was treibt einen Schüler der siebten Klasse, nachts außerhalb seines Bettes?“
 

Fuck. Sie hatte ihn gesehen. Das war's. Quidditch ade. Hallo Nachsitzen.
 

„Ich konnte nicht schlafen,... ich hab nur eine Runde auf dem Quidditchfeld gedreht, Professor. Frische Luft schnappen.“, versuchte er es einmal mit der Wahrheit.
 

Konnte ja nicht schaden. Doch ihr Blick irritierte ihn weit aus mehr. Denn tadelnd sah sie ihn nicht an und auch nicht überaus sauer, da er sich über die Sperrstundenregelung mal wieder hinweggesetzt hatte. Im Gegenteil. Sie wirkte fast... überrascht?
 

„Oh. Sie waren auf dem Quidditchfeld?“
 

Doppeltes Fuck. Sie hatte ihn da gar nicht gesehen. Verdammt. War das vielleicht nur eine Finte? Nein, die Hauslehrerin von Gryffindor würde niemals ihre Schüler so hinters Licht führen. Aber was meinte sie dann? Egal. Auf unschuldig tun, half da sicher mehr.
 

„Ehm... ja?“, kam es leise unsicher aus ihm heraus.
 

Plötzlich holte sie etwas aus ihrer Tasche heraus und knallte es ihm auf den Tisch. Marcus wollte schlucken, aber ihm blieb wortwörtlich die Spucke dafür weg.
 

„Wie kommen denn dann Ihre Schulutensilien über Arithmantik in den Krankenflügel?“, fragte sie stechend, „Ich kann mich nicht entsinnen, dass Sie in den letzten zwei Monaten sich krank gefühlt hätten.“
 

Dreifaches Fuck. Das war sein Ende. Aus der Sache kam er nicht mehr raus, oder?
 

„Ich... ich... das sind nicht meine Sachen!“, behauptete er dann felsenfest, doch diesmal sah sie ihn definitiv tadelnd an.
 

„Lügen ist zwecklos, Mr. Flint. Madame Pomfrey hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie Miss Bell täglich besuchen. Um genau zu sein eher... nächtlich.“, antwortete sie prompt, „Sie können froh sein, dass Professor Snape Ihre Sachen nicht entdeckt hatte, dieser hätte Sie einen Kopf kürzer gemacht, oder Sie gar der Schule verwiesen, aufgrund des Regelverstoßes.“
 

Er sagte nun gar nichts mehr. Rausreden war hier wirklich sinnlos. Soviel zum Thema, das Poppy ihn deckte. Schulpersonal hielt halt immer zusammen, wenn es darauf ankam.
 

„Hören Sie, ich möchte Ihnen keine Steine in den Weg legen. Es ist Ihr letztes Jahr... hoffentlich...“, setzte sie den Seitenhieb seiner extra Runde, stechend nach, „Und... ich möchte auch nicht den Hintergrund erfahren.“, sagte sie und rückte erneut ihre Brille zurecht, „Aber... Sie sind doch auch daran interessiert, dass man den Täter, der für Miss Bells Lage verantwortlich ist, stellt. Nicht wahr?“
 

Marcus blinzelte ein paar Mal mehr. Konnte gar nicht so recht fassen, was sie da sagte. Was zum...
 

„Was wollen Sie damit andeuten?", fragte er vorsichtig.
 

„Nun...“, räusperte sie sich, „Wenn Sie etwas wissen, dann sagen Sie es mir bitte jetzt.“
 

„Über was denn?“
 

„Jetzt stellen Sie sich nicht dumm. Sie sind ein intelligenter junger Mann und ich habe Augen im Kopf, Mr. Flint. Wir beide wissen, um Miss Bells Zustand.“
 

„Wie... wie geht es ihr?“, hauchte er dann auf einmal, weil ihn die ganze Zeit schon diese eine Frage im Kopf herumschwirrte.
 

„Sie ist wieder stabil. Vorerst.“
 

Er atmete tief aus und konnte für einen Moment nicht seine Gefühle im Griff behalten. Was der Verwandlungslehrerin natürlich sofort auffiel. Ihr sanftes Lächeln brachte ihn völlig aus dem Konzept. Glück für ihn, dass sie Adrian vorhin unmissverständlich hinausgeschickt hatte.
 

„Was ist da die Nacht mit ihr passiert?“
 

Er musste es einfach wissen. Andauernd fragte er sich, ob er schuld daran war. Da er angefangen hatte Selbstgespräche mit ihr zu führen, weil es angeblich helfen sollte. Einen Scheiß! Erst danach hatte sie plötzlich diesen Krampf bekommen. Es fühlte sich an, als wollte sie nicht von ihm berührt werden. Als würde sie sich gegen ihn wehren. Selbst im Unterbewusstsein.
 

„Ein Kammerflimmern.“, sagte sie ruhig aber aufrichtig.
 

„Kammerflimmern?“
 

Mit medizinischem Kram kannte er sich noch nie gut aus.
 

„Ein... Vorbote, dass... ihr Herz zwar arbeitet, jedoch nichts durchkommt, was bei zu später Behandlung zu einem Herzstillstand führen könnte.“
 

„Herzstillstand?!“, keuchte er.
 

„Bleiben Sie ruhig, Mr. Flint. Soweit kam es ja nicht. Wir konnten sie noch rechtzeitig stabilisieren.“
 

„Kam es dazu, weil ich mit ihr gesprochen hatte?“, sprach er dann seine Befürchtung konkret aus.
 

„Das bezweifel ich, Mr. Flint.“, sagte sie relativ schnell und er bemerkte, wie sie ihn haargenau beobachtete, „Geben Sie sich daran bitte keine schuld. Das hätte zu jeder Zeit passieren können.“
 

„Kommt das dann... von der Verfluchung? Poppy hat mir davon erzählt und-“
 

„Das wissen wir nicht.“, unterbrach sie ihn direkt.
 

„Was ist denn mit dieser verfluchten Kette? Haben Sie da schon was herausgefunden?“
 

Die Verwandlungslehrerin seufzte und schien hin und hergerissen zu sein. Sicher wog sie ab, ob es sinnvoll wäre, etwas zu den Ermittlungen zu erzählen. Doch glücklicherweise schien sie sich dazu äußern zu wollen.
 

„Die Kette befindet sich derzeit im Ministerium und wird dort weitestgehend untersucht, so viel kann ich Ihnen sagen. Was der Effekt des Fluches war, können wir jedoch weiterhin nicht abschätzen.“, sagte sie und rückte ihre Brille zurecht.
 

„Wie hat sich das denn verhalten? Ich meine,... Peakes hat doch zum Ablauf sicher etwas gesagt.“, bohrte er nach.
 

Ein bisschen hoffte Marcus, dass er helfen konnte. Mit schwarz magischen Artefakten kannte er sich, aufgrund seiner Familiengeschichte relativ gut aus. Sein Vater kam öfters an alte Herrenhäuser heran, um sie neu zu vermarkten. Diverse Artefakte fand man da hin und wieder auch vor, die nicht ganz ungefährlich waren.
 

„Ich darf Ihnen dazu leider nichts sagen, Mr. Flint. Anordnung vom obersten Leiter des Aurorenbüros. Solange die Ermittlungen noch laufen, sind das streng vertrauliche Informationen.“
 

„Ich kann vielleicht helfen. Bitte, lassen Sie mich-“
 

„Sie können helfen, wenn sie Informationen beitragen können.“, sagte sie streng in einem Atemzug.
 

„Ich weiß gar nichts. Ich war nicht mal hier in den Ferien, wie sollte ich denn darüber etwas wissen?!“
 

Langsam wurde er wütend. Er hatte von dem Anschlag doch erst nach den Ferien erfahren. Und mal ganz davon abgesehen. Würde er wissen, welcher Aasgeier sich da auf Bell gestürzt hatte, hätte er die ganze Sache schon längst selbst in die Hand genommen und würde jetzt nicht nach weiteren Hinweisen betteln.
 

„Ich würde Sie nicht fragen, wenn ich nicht sehen würde, dass Sie eine Verbindung zu Miss Bell haben. Wie auch immer diese aussieht. Aber ihr Schicksal, ist Ihnen nicht egal und ich... ich klammere mich gerade an jeden Strohhalm, den ich zufassen bekomme.“
 

„Ich weiß nicht, wie ich Ihnen da helfen kann.“, zischte er immer noch aufgebracht.
 

„Ist Ihnen denn... zum Beispiel aufgefallen, dass Miss Bell mit jemanden eine Auseinandersetzung hatte, oder ob sie Probleme mit einem anderen Schüler hatte, irgendwie so etwas?“
 

„Nein, Professor.“, verneinte er, ohne nachzudenken und schüttelte leicht den Kopf.
 

„Mhm... und... haben Sie vielleicht mitbekommen, ob jemand schlecht über sie geredet hatte? Sie wissen, ich bin der letzte Mensch, der Vorurteile hat, aber gerade in Ihrem Haus...", kam es langsam und vorsichtig über ihre Lippen.
 

Marcus fiel erst jetzt auf, dass sie explizit ihre Fragerei auf Schüler dieser Schule bezog. Ihm kam ein furchtbarer Gedanke hoch. Einen, der die gesamte Situation in ein völlig anderes Licht rückte.
 

Fuck. Marcus Augen weiteten sich. Was wenn,... Warrington hinter dem Anschlag steckte?! Das würde auch erklären, warum er bisher die Füße still hielt.
 

„Mr. Flint?“, riss Gryffindors Hauslehrerin ihn aus seiner geschockten Starre.
 

„Ehm...“, er schluckte nervös und versuchte seine Gesichtsmimik zu entspannen, „Sie glauben, dass es sich um einen Schüler handelt, der ihr das angetan hat?“
 

„Wir gehen davon aus, dass sie den Täter gekannt haben muss. Sonst wäre sie nie in die Reichweite des Imperius Fluches gekommen. Daher muss es eigentlich nur ein Schüler gewesen sein. Ebenso könnte es sein, dass es kein Zufall war und sie gezielt ausgesucht wurde. Aber das sind nur Vermutungen.“
 

Ihm war bewusst, dass er an dieser Stelle, ihr die Wahrheit hätte sagen sollen. Er hätte ihr von dem Übergriff berichten sollen. Dass Warrington ihr nachgestellt hatte und sie erpressen wollte. Wenn er sich als Zeuge davon, zur Verfügung stellen würde, würde die Schule dem sicher nachgehen. Aber er konnte nicht. Denn es würde auch bedeuten, dass eventuell alles an die Oberfläche kam, was er wirklich mit Bell verband. Das konnte er nicht preisgeben. Was da alles dran hing...
 

Mittlerweile war er an einem Punkt angekommen, dass es ihm egal wäre, wenn einer aus seiner Clique die Sache mit ihr herausfinden würde. Aber seine Familie durfte das niemals erfahren! Besonders nicht jetzt, da Bell so ein leichtes Ziel für sie war. Nicht auszudenken, was sein Vater mit ihr machen würde, wenn er davon wüsste. Dass sein einziger Sohn drauf und dran wäre, Blutsverrat zu begehen und nur, weil er sich von einem Halbblut so Gefühls abhängig gemacht hatte.
 

Er musste das wohl selbst in die Hand nehmen. Er hatte lange genug herumgesessen und nichts getan. Doch zuvor musste er McGonagall erst einmal klar machen, was er wusste. Nämlich nichts.
 

„Nein. Professor.“
 

Sie seufzte schwer.
 

„Nun gut. Sie können gehen.“
 

Er schnappte sich seine Schulsachen vom Tisch und stopfte diese einfach, ohne hinzusehen, in seine Tasche. Noch beim Gehen hörte er noch einmal seine Lehrerin.
 

„Falls Ihnen doch noch was einfällt, Sie wissen ja wo mein Büro ist.“
 

Er nickte nur und verließ den Verwandlungsraum.
 


 

Eigentlich war Marcus' Plan direkt runter zum Gemeinschaftsraum zu gehen. Doch als er an der Eingangshalle vorbeikam und Peakes mit Smith an den Punktegläser sah, stoppte er im Gehen. Peakes war Bells Freundin und ausgerechnet diejenige, die bei dem Attentat dabei gewesen war.

McGonagall wollte ihm dazu keine Informationen geben. Aber vielleicht würde sie es tun? Dass das mehr als merkwürdig aussehen würde, wenn er jetzt einfach darüber gehen würde, um sie anzusprechen, war ihm bewusst. Aber was für eine andere Wahl hatte er denn?

Sie kidnappen und ihr einen Veritaserum untermischen? Nur um später dann wieder ihre Gedanken zu löschen? Die Zeit hatte er nun wirklich nicht.
 

Einmal schnaufte er kurz durch, schulterte seine Tasche neu und ging mit gezielten Schritten auf die zwei Hufflepuffs zu. Als er nah genug dran war, konnte er das Gespräch deutlich hören. Es ging wohl um Kräuterkunde und die dazu bevorstehende praktische Prüfung.
 

„Wenn wir Alraunen umtopfen müssen, bin ich verloren, Leanne. Meine Ohrenschützer geben so langsam den Geist auf.“
 

„Wenn wir nicht zur selben Zeit die Prüfung haben, kann ich dir meine ausleihen.“
 

„Oh, das würdest du machen?“
 

„Klar. Wir Dachse müssen doch zusammenhalten.“
 

Smith grinste wie bescheuert und Marcus wusste instinktiv, wieso er ihm beim Spiel einen Klatscher um die Nase gehauen hatte. Da lachte er genauso beschissen, als Hufflepuff den Ausgleichstreffer gelandet hatte. Doch zum Glück erstarb sein Grinsen sofort, als er bemerkte, wie er plötzlich neben den Beiden stehen geblieben war.
 

„F-Flint.“, begann er zu stottern und trat zugleich einen Schritt zurück.
 

„Verpiss dich.“, schnarrte er nur in seine Richtung und wandte sich direkt zu Peakes um.
 

Im Augenwinkel sah er, wie Smith rückwärts taumelnd wortwörtlich seine Beine in die Hand nahm und schnurstracks den Rücktritt antrat. So viel zu dem Thema „Dachse halten zusammen“. Smith war definitiv im falschen Haus. Loyalität. Das er nicht lachte. Wenn der Kerl etwas zu seinen Gunsten auslegen konnte, nahm er es immer an. Aber für andere einstehen war nicht so sein Ding. Eigentlich ganz klar eine Slytherin Eigenschaft. Wäre er nicht muggelstämmig, wäre er sicherlich in seinem Haus.
 

„Peakes.“, sagte er dann an die Schwarzhaarige gerichtet, die im selben Atemzug scharf die Luft einsog.
 

„W-was willst du Flint?!“, kam es ebenso erst stockend von ihr, doch zugleich in einem angriffsbereiten Ton.
 

„Mit dir reden.“
 

„Wieso sollte ich mit dir reden wollen?“
 

Krampfhaft hielt sie plötzlich den Gurt ihrer Schultasche.
 

„Von Wollen ist hier keine Rede.“
 

Sie schien sich panisch umzuschauen. Vermutlich hielt sie Ausschau nach anderen Slytherins, die ihr eine Falle stellen könnten. Keiner aus seinem Haus sah er derzeit, jedoch dafür einige Raben und Löwen. Zwar keinen den er kannte, aber er sollte hier ebenso vorsichtig sein.
 

„Unter vier Augen.“, sagte er dann und ging einen Schritt an ihrer Seite, nur um ihr ins Ohr flüstern zu können, „Wenn du Bell helfen willst, dann sei morgen vor dem Quidditchspiel im Raum für Arithmantik.“
 

Wieder ging er auf Abstand, sah ihr abschätzend noch einmal in die Augen. Diese waren wie erstarrt und er sah noch mehr Panik in ihnen. Wenn auch Neugier. Abrupt wandte er ihr den Rücken zu und steuerte nun die Kerker an. Deutlich konnte er jedoch den Blick der Hufflepuff in seinem Kreuz spüren. Er hatte keine Ahnung, ob sie zu dem Treffen kommen würde. Aber er glaubte einfach daran, dass sie wohl am stärksten daran interessiert war, dass man Bell half.

Immerhin wusste Marcus ja auch, dass sie sich die Schuld dafür gab. Sofern er das Gespräch zwischen ihr und Chang noch richtig im Kopf hatte. Warum und weshalb, das würde er dann morgen auswerten. Wenn sie denn kam.
 

Jetzt würde er sich erst einmal dem anderen Problem widmen. Warrington.

Vermeintliche Rache


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 12: Vermeintliche Rache
 

Es dauerte weniger als ein paar Minuten, die er aufbrachte, als er von der Eingangshalle im Kerker war. Schnell das Passwort gezischt, schob sich die Steinwand zur Seite und er stolperte direkt in den Gemeinschaftsraum von Slytherin. Dieser war wie ausgestorben. Perfekte Gelegenheit um seinen Vermutungen nachzukommen. Er warf seine Schultasche auf eine Ledercouch, bevor er die Treppen hinunter zu den Schlafsälen ansteuerte. Kurz bevor er vor der besagten Zimmertür stand, von dem er wusste, dass hier Warrington schlief, stoppte er abrupt, als jemand aus diesem Zimmer heraustrat.
 

„Oh. Hallo Flint.“, kam ihm Nott entgegen.
 

Er nickte ihm nur zu und tat so, als würde er weiter gehen wollen, zu seinem Zimmer. Doch Nott schien ihn nicht nur einfach so begrüßen zu wollen.
 

„Hör mal,...“, sagte er und Marcus wandte sich halb mit seinem Oberkörper zu ihm herum, „Ich wollte mich nochmal bedanken, dafür dass du mir die Chance gibst, morgen für uns zu fliegen. Ich bin noch lange nicht so gut wie Cassius, aber ich werd' mein Bestes geben.“
 

„Vermassel es nur nicht.“, hatte er nur geschnarrt und wollte schon wieder sich abwenden, als Nott ihn erneut aufhielt.
 

„Sag mal,... mich geht es ja eigentlich nichts an, aber... warum habt ihr euch von ihm getrennt? Das Spiel gegen Ravenclaw lief doch erste Sahne.“, sagte Nott zögerlich.
 

„Das geht dich auch nichts an.“, hatte er eiskalt darauf erwidert.
 

Mal abgesehen davon, dass er noch nie seine Entscheidungen mit dem Team geteilt hatte. Man fügte sich seinem Urteilsvermögen einfach und hinterfragte es nicht. Selbst Adrian, als sein Vize-Kapitän, hatte er nie teambezogene Details anvertraut. Aber selbst wenn,... was hätte er auch anders sagen sollen?! Dass sich Warrington an seinem Mädchen vergriffen hatte und dass sein Rauswurf rein gar nichts mit Quidditch zu tun hatte? Dass er es lieber in Kauf nahm, das nächste Spiel zu verlieren, nur damit er hier eindeutig seine Macht demonstrieren konnte? Wäre ziemlich dumm gewesen und ein Wurf ins eigene Aus.
 

„Ehm, natürlich. Ich... dachte nur, da... sei etwas Persönliches dahinter. Cassius war kaum zu bremsen, als er nach seinem Rauswurf in unserem Zimmer aufgetaucht war.“
 

„Hat er etwas bestimmtes erwähnt?“, fragte Marcus nun doch sehr interessiert daran.
 

„Eh... nein, also... außer dass er sich rächen will und dir den Tod wünscht... also... das hat er nur so gesagt. Ich meine, man fliegt schließlich nicht jeden Tag aus dem Slytherinteam. Da sagt man mal unüberlegte Dinge.“
 

„Sicher.“, murmelte Marcus eher zu sich, als zu Nott.
 

„Wie auch immer... ehm, ich geh dann mal...“, sagte Nott mehr als verunsichert und Marcus sah ihm noch so lange hinterher, bis dieser den Treppenaufgang nahm.
 

Wieder komplett herumgedreht starrte er nun auf die Zimmertür, aus die eben noch Nott kam.

Immer mehr beschlich ihm ein Gefühl, dass er völlig falsch gehandelt hatte damals. Vielleicht hätte er ihn nicht direkt rauswerfen dürfen. Das war wie ein Freiflug für ihn gewesen. Denn erst ab da, war es ihm zu Hundert pro klar, dass es eine Verbindung zwischen ihm und Bell gab. Wenn er ihn im Team belassen hätte, dann hätte er ihn besser im Auge behalten können. Er hätte einfach dafür sorgen müssen, dass die beiden nicht mehr aufeinander treffen würden. Stattdessen wurde er Opfer seiner Gefühle und hatte ihn emotional handeln lassen.

Er wollte sich also dafür rächen. Ganz sicher hatte er das und wieso dann nicht beim schwächsten Glied in der Kette? Die Gryffindor war ihm mit Sicherheit wie ausgeliefert gewesen. Vielleicht hatte sie es auch gar nicht kommen sehen. Wer würde auch schon damit rechnen, dass ein Schüler einen unverzeihlichen Fluch aussprechen würde...
 

Er schüttelte seine Gedanken beiseite und öffnete die Tür. Er musste sich beeilen, solange die meisten Schlangen sich nicht in ihren Zimmern aufhielten. Er würde diesen gesamten Raum auseinander nehmen. Irgendetwas musste er finden, was beweisen würden, dass Cassius Warrington hinter dem Anschlag steckte.
 


 

Marcus hatte den richtigen Riecher gehabt. Zumindest bestätigte sich, dass Warrington nicht einfach so aufgegeben hatte und der Gryffindor noch weiter hinterher spioniert hatte. Er glaubte immer noch nicht, dass der blonde Slytherin sogar eine verdammte Laufkarte angefertigt hatte. Er hatte alles akribisch notiert. Wann sie welches Unterrichtsfach hatte, wo sie sich meistens in ihren Pausen aufhielt, mit wem sie unterwegs war und das alles an seinen Augen vorbei. Dabei hatte er ihm doch klar und deutlich gemacht, dass er sich von ihr fernhalten sollte. Er war wie besessen von ihr.
 

Seine Intuition dahinter, ihn aus dem Quidditchteam zu werfen, hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Wieso war ihm nicht aufgefallen, was alles im Hintergrund lief?
 

Aber einen konkreten Beweis, fand er leider nicht. Keine Hinweise darauf, dass er in letzter Zeit sich über schwarz-magische Artefakte erkundet hatte. Schade, dass er nicht wusste, woher die Kette stammte. Da hätte er nochmal ganz andere Möglichkeiten gehabt. Dadurch, dass er bereits volljährig war, hätte er an Wochenenden das Schulgelände verlassen dürfen. Einen Abstecher in die Winkelgasse, oder gar in die Nocturngasse, hätte darüber hinaus ihm vielleicht wertvolle Informationen geben können. Oder mal kurz nach Flint Manor apperieren. In die hauseigene Bibliothek. Dort würde er sicherlich fündig werden. Auch wenn er keine Lust gehabt hätte, dass seine Familie etwas davon mitbekam. Das war auch der Grund, wieso er diese Idee direkt wieder verwarf.
 


 

Nachdem er diesen Fund gemacht hatte, wusste er einfach nicht wohin mit seinen Gedanken und hatte sich zum Krankenflügel aufgemacht. Eigentlich hätte er Geschichte der Zauberei gehabt, jedoch würde Professor Bins wohl eh nicht seine Abwesenheit bemerken. Das Fach hatte er auch früher schon oft geschwänzt, so würde es auch nicht für Adrian und Graham auffallen.
 

Sein Blick wanderte zu der Dunkelblonden. Sollte er mit seinen neuen Erkenntnisse zu Professor McGonagall? Würde dass jedoch seine Eltern auf den Plan rufen? Oder sollte er einfach die andere Variante nehmen, Warrington aufsuchen, ihn damit konfrontieren und dann ihm die Leviten lesen? Er wusste nicht, was richtig war. Stattdessen war er wieder einmal an ihre Seite aufgetaucht und grübelte über so viele Dinge, die er nicht verstand.
 

„Hast du gewusst, dass er dir hinterher geschlichen war?“, murmelte er und legte seine Arme auf ihr Bett ab, „Dir muss das doch aufgefallen sein.“, flüsterte er, während er über ihre Wange strich, „Wieso bist du nicht zu mir gekommen und hast was gesagt...“, und seine Finger gruben sich in ihre Haare.
 

Aber zugleich konnte er sich die Frage selbst beantworten. Wie hätte sie ihm auch diese Information geben können, wenn er ihr doch zu diesem Zeitpunkt regelrecht aus dem Weg gegangen war? Alles was er dachte, es sei richtig, machte er es stattdessen komplett falsch.
 

Wenn er nur daran dachte, wie blau ihr Rücken war, als Warrington damals vor dem Nordturm über griffig geworden war, wurde ihm schon wieder ganz übel dabei. Da steckte eine ungeheuer Kraft dahinter. Wenn er mit ihr schlief, und das öfters ziemlich ruppig und rau, hatte sie nie solche Blessuren davon getragen. Und selbst wenn es ihr mal zu hart wurde, hatte er es immer direkt bemerkt und sich gar nach ihrem Wohlbefinden erkundigt. Er könnte ihr nie weh tun.
 

Wieder seufzte er und zog seine Hände zu sich. Vergrub diese in seiner schwarzen Stoffhose. Seine rechten Finger umgriffen etwas und zogen es heraus. Ein getigerte Katze hing an einem Schlüsselanhänger. Er nahm es in beide Hände und betrachtete es.
 

Als er Warrington verjagt hatte und ihre Sachen einsammelte, um diese wieder in ihre Schultasche zu verstauen, hatte er aus einem ihm unerfindlichen Grund, das Ding einfach eingesteckt. Keine Ahnung was ihn da geritten hatte. Vielleicht war es, weil sie in der Zeit Abstand zu ihm suchte. Er wollte sie damit nötigen zu einem Treffen zu kommen. Aber das war eigentlich nur eine weitere billige Ausrede für sich selbst und nicht um irgendwie seine Überlegenheit zu demonstrieren.
 

Ob es da schon angefangen hatte? Dass er anders über sie dachte? So gut konnte er seine früheren Gedanken nicht mehr rekonstruieren.
 

„Morgen ist das Quidditchspiel.“, sagte er dann leise, jedoch in die Richtung des Schlüsselanhängers, „Ohne dich ist Gryffindor aufgeschmissen.“, schluckte er schwer, „Ich...“, stockte er kurz, „Einen Sieg über dein Team, wenn du nicht mitspielst, fühlt sich nicht besonders gut an. Irgendwie... unverdient.“, und erst jetzt sah er auf und lächelte leicht, „Jetzt kriegst du doch nicht mit, was ich vor gehabt hatte. Aber ich werd's dir einfach jetzt erzählen.“, sagte er und richtete sich im Stuhl etwas auf, „Eigentlich hatte ich gar nicht vor meine Position zu wechseln. Ich hab mir schon gedacht, dass du es dir nicht nehmen lässt, die Information die ich dir gegeben habe, schamlos auszunutzen. Also hab ich einfach falsche Informationen platziert.“, sein Lächeln wurde breiter, „Ich wollte mir daraus einen Spaß machen.“, kurz lachte er, „Zu gern hätte ich dein Gesicht gesehen, wenn wie gewohnt, Graham dir gegenüber wäre. Und Woods Gesicht erst, wenn ihm auffällt, dass sich einfach nichts geändert hätte. Das hätte ich dir dann das gesamte restliche Schuljahr vorgehalten.“
 

Wenn er sich daran zurückerinnerte, wie geladen sie aus der Teambesprechung kam, musste er noch breiter grinsen. Wood hatte ihm da noch wunderbar in die Karten gespielt und als sie ihm gegenüber zugab, Einzeltraining aufgebrummt bekommen zu haben, nur wegen seiner gefälschten Aufstellung, da musste er sich das Lachen deutlich verkneifen.
 

Doch als er weiter nachdachte, erstarb sein Lächeln.
 

„Hätte ich nur gewusst, was danach noch alles passiert. Dann hätte ich das mal lieber sein gelassen.“, und dachte an das besagte Einzeltraining, „Manchmal frage ich mich, wie Wood Kapitän geworden ist.“, sagte er grimmig, „Wenn ich nicht da gewesen wäre und den Federfallzauber auf dich angewandt hätte...“, er sah von ihr ab und wieder auf den Schlüsselanhänger, „Vielleicht wäre es sogar besser gewesen. Dann wärst du vielleicht, mit ein paar Knochenbrüchen im Krankenflügel gewesen und nicht an diesem verhängnisvollen Weihnachtswochenende in Hogsmead.“
 

Zurück dachte er an seine vorigen Gedanken. Wenn sie kein Zufallsopfer gewesen war, dann konnte nur Warrington dahinter stecken. Wahrscheinlich rührte es daher, weil sie ihn hat abblitzen lassen und er in seinem Ego gekränkt gewesen war. Vielleicht auch, weil er dadurch aus dem Team flog. Egal was es war. Es war seine schuld. Er hätte besser auf sie aufpassen müssen. Für ihn war eines glasklar in diesem Moment.
 

Abwesend verstaute er den Schlüsselanhänger wieder in seiner Hosentasche und stieg von seinem Stuhl auf. Er schaute zu der Gryffindor und setzte dann einen Fuß vor den anderen. Ohne darüber nachzudenken, oder gar nachzuschauen, ob er alleine im Krankenflügel war, beugte er sich über sie und hinterließ einen zarten Kuss auf ihrer Wange.
 

„Ich verspreche dir, Katie, wenn ich handfeste Beweise finde... Wenn er dich wirklich verflucht hat...“, er stellte sich wieder gerade vor ihrem Bett auf, „Dann bring ich diesen Mistkerl um.“

Klarsichtige Augen


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 12: Klarsichtige Augen
 

Marcus hatte beschissen geschlafen. Lucifer, der sich tausendmal gefühlt eine andere Schlafstellung auf seinem Rücken gesucht hatte, hatte ihn nicht fest genug einschlafen lassen. Er war sogar kurz davor gewesen, den verdammten Kater aus seinem Zimmer zu werfen. Seine Schlaflosigkeit führte dann noch dazu, dass er ständig über die Dunkelblonde nachdenken musste.

Die Idee, sich aus seinem Schlafsaal zu ihr zu schleichen, hatte er verworfen. Das war absolut nicht gut, wenn heute das besagte Spiel gegen Gryffindor wäre. Eigentlich bräuchte er seinen wohlverdienten Schlaf, auch wenn er kein Elan hatte auf dieses Spiel. Das erste Mal, dass er sich lieber wünschte, kein Quidditch zu spielen.
 

Auf diesem Feld zu sein, mit dem Wissen, dass sie immer noch das Bett bewachte im Krankenflügel, machte ihn weiterhin mürbe im Kopf. Er hatte sich diesen Tag ganz anders ausgemalt.
 

Das einzige was ihn von diesen Gedanken ablenken konnte, war nur noch das Treffen mit Peakes. Er hoffte mittlerweile, dass er sich bei ihr nicht verschätzt hatte und sie auftauchen würde. Er wüsste sonst nicht, wie er an die Informationen herankommen sollte. McGonagall würde dazu nichts mehr sagen. Professor Snape war wohl auch involviert, sonst wäre er bei dem medizinischen Vorfall nicht auch anwesend gewesen. Aber sein Hauslehrer zu fragen glich einem Selbstmord. Kam also auch nicht in Frage.
 

Um halb sechs morgens war er bereits in der Großen Halle. Da er so auch schon eher zu den Frühaufsteher zählte, fiel das auch gar nicht so sehr auf, dass er alleine am Tisch von Slytherin saß. Ein ausgiebiges Frühstück nahm er zu sich, um später nicht vom Stiel zu fallen und war auch fast zügig durch mit dem Essen, als er die ersten Gryffindors sah, die die Halle betraten.
 

Wie auch zum Training, sahen sie nicht gerade siegessicher aus. Würde er auch nicht, wenn einer seiner besten Spieler ausfallen würde und zugleich immer noch in Lebensgefahr schwebte.
 

Marcus schüttelte den Kopf und versuchte das Drama am Löwentisch auszublenden. Er musste sich auf wichtigere Sachen konzentrieren. Peakes zum Beispiel. Noch hatte er sie nicht in der Großen Halle gesehen. Es war aber auch erst sechs Uhr. Das Spiel begann für gewöhnlich um acht. Also genug Zeit für ein Gespräch unter vier Augen.
 

Als er sein Teller geleert hatte, legte er das benutzte Geschirr zusammen und erhob sich dann. Zuvor nahm er sich noch ein vorgefertigtes belegtes Sandwich mit. Auf direktem Weg verließ er dann die Halle wieder und machte sich stattdessen auf in den 1. Stock. An einer Gabelung stand er ziemlich lange, wie verloren im Gang. Es fiel ihm schwer zum Arithmantikraum abzubiegen und nicht stattdessen in den Krankenflügel zu gehen. Seine Sorge um Katie wurde immer größer. Diesen Anfall den sie hatte, löste pure Angst in ihm aus. McGonagall erwähnte immerhin, das diese Anfälle zu jeder Zeit auftreten könnten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wenn man das einmal zu spät bemerken würde. Wenn ihr Herz plötzlich aufhören würde zu schlagen, würde ihn das womöglich endgültig brechen.
 

„Konzerntrier dich auf das Wesentliche, Marcus.“, schellte er zu sich selbst und bog dann zum richtigen Gang ab.
 

Der Klassenraum war der letzte auf diesem Korridor und so weit weg vom Quidditchfeld, wie nur möglich. Hier könnte er in Ruhe mit Peakes reden, ohne dass sich ein Schüler hier hin verirren würde. Waren sie sicherlich eh alle auf dem Weg zum Spielfeld.
 

Schwungvoll öffnete er die Holztür zum Klassenzimmer. Vermutete als Erster da zu sein, da er Peakes nicht beim Frühstück gesehen hatte und sie sicherlich nicht ohne leeren Magen dem Gespräch stellen würde. Vorausgesetzt sie würde kommen. Ein ganz kleiner Teil war da in seinem Inneren, der nicht glaube, dass sie kommen würde. Alleine. Mit einem Slytherin in einem Raum, weit weg von Schulfreunden. Das war doch sehr suspekt und viel zu gefährlich. So würden wohl einige denken und er könnte es ihnen nicht einmal verübeln.
 

„Flint.“, hörte er plötzlich unerwartet seinen Namen und er sah auf.
 

Okay? Er hatte sich wohl getäuscht. Er war nicht der Erste.
 

Peakes stand der Tür genau gegenüber, an einem Bücherregal und hatte ihre Arme ineinander verschränkt. Sie musste wohl schon auf ihn gewartet haben.
 

„Peakes.“, entgegnete er ihr und schloss die Tür hinter sich, „Wundert mich tatsächlich ein bisschen, dass du gekommen bist.“
 

„Mich ehrlich auch. Ich wollte eigentlich erst gar nicht. Weil ich dachte, das wäre eine Falle.“
 

„Möglich.“, antwortete er ihr und ging auf den ersten Tisch zu, nur um sich dagegen zu lehnen.
 

„Ich weiß wirklich nicht, was du von mir willst, oder-“
 

„Ich will nur eines von dir wissen.“
 

„Und das wäre?“
 

Er stellte sein rechten Fuß, über sein linkes Bein und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
 

„Wie ist das passiert?“, fragte er ohne Umschweife und erntete einen verwirrten Blick, „Ich meine, Bell. Wie ist der Unfall passiert?“
 

„Wieso sollte ich dir das sagen? Damit ihr Slytherins weiterhin Gerüchte streut, die absolut unter die Gürtellinie gehen?!“, sagte sie energisch und Marcus erkannte ihre Angriffslustigkeit.
 

„Gerüchte?“
 

„Tu nicht so. Du weißt genau, was ich meine.“
 

„Tut mir Leid, Peakes. Ich habe keine Ahnung, von was du redest.“
 

Das hatte er wirklich nicht. Er hatte zwar viele Schüler darüber reden hören, aber ihm war bisher nichts zu Ohren gekommen, dass irgendwelche Gerüchte im Umlauf waren. Gehässige Sprüche, wie die aus seinem Gemeinschaftsraum, wenn es um Quidditch ging, ja. Aber die hatte er so gut es geht ausgeblendet. Ansonsten wäre er wahrscheinlich selbst an die Luft gegangen und hätte so einige Schüler den Hals umgedreht.
 

Das Gesicht des Schwarzhaarigen schien anscheinend so ahnungslos ausgesehen zu haben, dass Peakes plötzlich ihre angespannte Haltung fallen ließ. Ihre Arme glitten zu ihren Seiten hinab und sah ihn einfach nur verwundert an.
 

„Du hast echt keine Ahnung.“
 

„Ehm... ja?“
 

„Und ich dachte, es käme aus dem Quidditchbereich.“
 

„Was denn?“
 

Jetzt verstand er noch weniger als zuvor.
 

„Davies und Parkinson hab ich darüber reden hören.“, sagte die Hufflepuff, „Angeblich käme es von Warrington. Er hätte ihnen erzählt, dass Katie auf einen Slytherin reingefallen wäre. Also... dass sie sich verliebt hätte in einen von euch.“, ihre Stimme nahm einen zittrigen Ton an, „Das stimmt garantiert nicht.“, winkte sie dann mit ihren Händen ab, „Jedenfalls meinte er wohl auch, dass das Paket sicherlich von diesem Slytherin wäre, um... na ja... ihr bewusst zu schaden. Weil sie ja, ich zitiere: „Ein dreckiges Halbblut sei“.
 

„Wie bitte?!“, keuchte er, stieß sich vom Tisch ab und begann nun auf und ab zu laufen.
 

Fuck. Fuck. Fuck.
 

Warrington hatte also doch seine Finger im Spiel. Nicht nur das. Er schien das zwischen ihm und Katie doch erzählt zu haben. Offenbar ohne seinen Namen zu nennen, aber das kleine Gerücht hatte wahrscheinlich schon genug Leute angestachelt. Allein dass es existierte, war hochgradig gefährlich. Für sie beide.
 

„An dem Gerücht ist wirklich nichts dran, Flint. Katie würde nie-“, begann sie, stoppte jedoch, als sie endlich zu bemerken schien, wie Marcus Nervosität stieg, „Sekunde. Wieso interessiert dich das ganze eigentlich?“
 

Er seufzte. Der Slytherin hatte eigentlich nicht vor gehabt, irgendetwas preiszugeben. Er wollte sich nur die Informationen holen und dann abhauen. Sie im Ungewissheiten lassen. Je weniger davon wussten, desto sicherer wäre es. Aber das, was Peakes im eben erzählt hatte, machte die Sache schwieriger.
 

„Flint. Ich will jetzt eine Antwort von dir! Wieso wolltest du etwas über den Ablauf des Anschlags wissen und wieso rennst du hier rum, wie ein aufgescheuchtes Huhn?“
 

Er wollte sich seine nächsten Worte erst einmal zurecht legen. Was sollte er zu erst sagen und wie vor allem. Sie mit einem Nichts abzuspeisen wäre vielleicht nicht unbedingt gut, da sie sich ihm höchstwahrscheinlich komplett verschließen würde. Zu einer Ansprache kam er jedoch nicht.

Peakes' Gesicht erhellte sich und sie schien sofort eins und eins zusammen zählen zu können.
 

„Oh. Mein. Gott.“, keuchte sie, „DU bist der Slytherin!“
 

Marcus seufzte und rieb sich seine Schläfe, während seine andere Hand in der Seite lag.
 

„Niemals. Nein.“, schüttelte sie den Kopf, „Nie würde sich Katie auf dich-“
 

„Du kennst deine Freundin wohl nicht so gut.“, - wie ich, wollte er hintendran setzen, doch beließ es dabei.
 

„Ganz dünnes Eis, Flint.“, sagte sie dann auf einmal schneidend und im nächsten Augenblick zog sie ihren Zauberstab.
 

„Pack das Ding weg, Peakes.“
 

„Einen scheiß mache ich! Wenn das Gerücht stimmen sollte, dann... dann warst du das auch mit dem Paket?!“
 

„Was? Nein!“
 

„An jedem Gerücht ist ein Funke Wahrheit dran.“
 

„Dein ernst jetzt?“, schoss er zurück, ließ seinen Zauberstab aber in seinem Umhang, „Würde ich dich denn hier hin bestellen und über das alles mehr wissen wollen, wenn ich schuld daran wäre?! Schalt mal dein Gehirn ein!“
 

„Vielleicht willst du ja nur wissen, was ich weiß, um dann die Beweise verschwinden zu lassen. Du würdest immerhin von der Schule fliegen, in Azkaban landen! Das war versuchter Mo-“
 

„Ich würde Katie niemals ein Haar krümmen!“, wurde er nun lauter und ging einen Schritt auf sie zu, wobei sie ihren Stab noch höher ansetzte, „Bitte. Peak- Leanne. Richtig?“, versuchte er ruhiger zu sprechen.
 

„Ich hab dir meinen Vornamen nicht angeboten, Flint.“, zischte sie dazwischen.
 

„Schön.“, seufzte er und hob die Hände in die Höhe, „Peakes. Ich erzähl dir alles, was du wissen willst. Aber bitte nimm den Zauberstab runter.“
 

Sicherlich hätte er seinen Zauberstab ebenso ziehen und sie damit schneller ausknocken können, wie sie Quidditch sagen könnte. Aber er tat es nicht. Das alles wäre zu kontraproduktiv. Sie sollte ihm vertrauen können. Wenn er sie auf seine Seite holen könnte, wäre er um einiges besser dran, als alleine. Aber dafür müsste er wohl alle Karten auf den Tisch legen.
 

„Hör zu,...“, sagte er und schluckte merklich nervös, „Es stimmt. Wir haben...“, kurz stockte er, „... hatten...“, revidierte er dann seinen Satz, machte jedoch erneut eine kurz Pause, bevor er laut seufzte, „Wie auch immer. Aber das war auch schon der Funke Wahrheit aus diesem Gerücht. Ich würde ihr nie wehtun. Warum auch? Ich hab gar kein Grund dazu.“
 

„Du wolltest sie nur verarschen.“
 

„Nein! Verdammt nochmal, mir liegt was an ihr, okay?!“, sagte er dann aufgebracht, „Ich hab sie gern. Ich... ich bin jede Nacht an ihrem Bett und hoffe darauf, dass sie wieder aufwacht.“
 

Langsam nahm sie den Zauberstab herunter, was ihn erleichtert ausatmen ließ.
 

„Woher soll ich dir das glauben? Sie hat nie was gesagt.“
 

„Natürlich nicht. Kannst du dir das nicht denken, warum? Sie wollte nicht vorverurteilt werden. Immerhin...“
 

„Immerhin, was?“
 

Wieder seufzte er. Die Wahrheit hier zu erzählen war ihm mehr als unangenehm, aber was sein musste, musste sein.
 

„Es war nur Sex am Anfang.“
 

„Katie würde sich nie auf so eine derartige Beziehung einlassen.“
 

„Ich kann dir nicht sagen, warum sie es tat. Ehrlich nicht. Aber es ist passiert.“, sagte er und nahm nun endlich seine Hände ebenso herunter, „Genauso wenig kann ich dir erzählen, warum sie mir wichtig geworden ist. Ich versteh' mich selbst kaum, aber darum geht es auch gar nicht. Ich will nur helfen. Ich muss einfach wissen, wie das abgelaufen ist an diesem Hogsmead-Wochenende.“, sagte er mit klaren Worten, „Und du bist die einzige, die mir das sagen kann.“
 

Lange war es still um sie geworden. Peakes hatte immer noch einen starren Blick auf ihn gerichtet, während er eher verloren in diesem Klassenraum stand. So viel wollte er nicht sagen. Aber vielleicht half es ihm ja, Peakes Vertrauen zu bekommen.
 

Endlich schien sie sich zu bewegen. Erst auf ihn zu. Den Zauberstab schon wieder in ihrem Umhang verschwunden, setzte sie sich auf einen Tisch neben dem er stand.
 

„Es... ist eine komische Situation, findest du nicht?“
 

„Was davon?“
 

„Alles?“, sagte sie, jedoch relativ ruhig, „Okay.“, schnaufte sie erneut durch, „Bevor ich etwas dazu sage, will ich wissen, was du mit der Information machst. Was bringt es dir denn? Ich hab schließlich alles schon Professor McGonagall erzählt.“
 

„Vielleicht weiß McGonagall aber nicht, was sie mit bestimmten Information anfangen soll. Ich hab Kenntnisse über schwarz-magische Artefakte. Wenn ich nur wüsste, wie diese Kette ausgesehen hat, dann-“
 

„Sie war Silber und mit Opalen besetzt.“, unterbrach sie ihn.
 

Marcus setzte sich auf einen Tisch neben ihr, jedoch in ihre Richtung sehend.
 

„Wie viele Opale?“
 

„Ehm... weiß ich nicht, so genau habe ich nicht darauf geachtet. Weit mehr als zehn schätze ich. Es war ringsum.“
 

„Und in welcher Form? Rund, rautenförmig, quadratisch?“
 

„Mal so, mal so.“, zuckte sie mit den Schultern, „Hast du ein Pergamentpapier? Dann könnte ich sie vielleicht zeichnen.“
 

„Ehm...“, kam es über seine Lippen und er sah zuerst im Klassenraum um, bevor er dann unter den Tisch schaute, auf dem er saß.
 

Zum Glück hatte irgendein Schüler Schreibmaterial darunter verstaut. Von Feder und Tinte fehlte jede Spur. Peakes musste das ebenso bemerkt haben, doch anstatt nach etwas zum Schreiben zu suchen, riss sie ihm das Pergament aus den Händen.
 

„Einen Kulli hab ich.“
 

„Kulli?“, fragte er nach, weil er das Wort noch niemals gehört hatte.
 

Sie zog etwas aus den Weiten ihres Umhanges und hielt es ihm kurz vor die Nase.
 

„Kugelschreiber.“, sagte sie knapp, „Damit schreiben Muggel, weißt du?“
 

Ah. Kein Wunder war er gerade so irritiert. Er schüttelte den Gedanken fort und beugte sich etwas mehr zu ihr rüber, da sie bereits angefangen hatte die Kette zu skizzieren.
 

„Jetzt wo ich das wieder so vor Augen hab, waren nicht die Opale in irgendeiner Form, sondern sie waren eingefasst darin.“, sagte sie während sie nicht einmal von der Zeichnung aufsah, „Eigentlich versuche ich das Geschehene zu vergessen.“, fügte sie dann leise hinzu und ihr Blick war sichtlich quälender geworden.
 

„Ich würde so genau nicht fragen wollen, aber-“, sagte er vorsichtig, doch sie unterbrach ihn erneut.
 

„Du versuchst zu helfen, ich hab's verstanden, Flint. Was auch immer da zwischen euch ist, geht mich an sich ja nichts an,...“, begann sie, „Aber ich rechne dir das dennoch an. Bisher hat sich keiner so wirklich für Katies Vorfall interessiert.“, und erhob den Kopf, als würde sie über ihre eigene Aussage nachdenken, „Außer Lee und ich. Vielleicht Cho noch ein bisschen, aber sie war glaube ich nur einmal zu Besuch. Oh und Harry hat oft nach ihr gefragt.“
 

„Wood ist doch sicherlich auch-“
 

„Willst du eine ehrliche Antwort?“, warf sie direkt wieder rein und sah provokant zu ihm.
 

„Entscheid du.“, sagte er ruhig, da er nichts schlimmes erwartete.
 

„Oh ja! Alle. Das gesamte Gryffindorteam war jeden Tag dort.“, triefte ihr Satz nur so vor Sarkasmus, bevor sie sich wieder ihrer Zeichnung widmete, „Die Weasley Zwillinge sind die einzigen, die mal nach ihr sehen. Alle anderen ziehen seit Monaten lange Gesichter, aber doch nur, weil sie für Quidditch ausfällt und nicht, weil sie sich um sie sorgen. Tolle Freunde.“
 

Mit so etwas hatte Marcus überhaupt nicht gerechnet. Hätte er gewusst, dass Katie auch tagsüber kaum Besuch bekam, wäre er öfters auch zwischen den Schulstunden im Krankenflügel aufgetaucht.
 

„Wie gesagt, Lee und ich sind ihre Dauerbesucher.“, begann sie erneut, „Und du anscheinend.“, wieder sah sie zu ihm auf, „Ich hab dich nie auf dem 1. Stock auch nur gesehen. Wie hast du das gemacht?“
 

„Hab ich doch gesagt. Ich war größtenteils nachts da.“, antwortete er ihr.
 

„Jede?!“
 

„Na... das ist vielleicht ein bisschen überspitzt. Aber sicher fünfmal die Woche.“
 

„Respekt, Flint.“, gestand sie und erhörte keinen gehässigen Ton heraus.
 

Marcus sagte dazu aber auch nichts mehr. Viel eher überlegte er, wie er seine vielen Fragen im Kopf ordnen sollte. Da war natürlich die direkten Fragen über den Anschlag, aber Peakes quasselte auch viel zu viel aus Katies privaten Umfeld aus, dass er dazu neigte, sie mehr danach ausfragen zu wollen. Dem inneren Drang nicht nachzugeben, da es ihn wirklich neugierig machte, viel ihm verdammt schwer. Er musste sich zusammenreißen. Das war nun wirklich irrelevant.
 

„Kannst du mir noch erzählen, wie es dazu gekommen ist?“
 

„Es war ein Samstag.“, sagte sie langsam, „Das erste Wochenende in den Ferien. Ich hab sie ehrlich gesagt dazu überreden müssen.“
 

„Sie wollte gar nicht nach Hogsmead?“
 

Zugleich schüttelte sie den Kopf.
 

„Ich brauchte eine neue Feder, da mir meine Spitze kaputt gegangen war. Ich hätte auch mit Kulli schreiben können, aber dann drehen mir die Lehrer den Hals um.“, rollte sie kurz mit ihren Augen, „Auf jeden Fall, Katie... Katie igelt sich in der Weihnachtszeit immer ein. Sie denkt, ich krieg das nicht mit, aber nach sechs Jahren Freundschaft kann man das nicht mehr übersehen.“
 

„Wie meinst du das,... sie igelt sich ein?“, fragte er, mit einer hochgezogenen Augenbraue nach.
 

„Puh. Das fängt an, dass sie das Essen sausen lässt, nicht mehr aus ihrem Zimmer geht und jeglichen sozialen Kontakt meidet.“, zählte sie auf, „Während andere sich im Dezember einen Babyspeck anfressen, macht sie das genaue Gegenteil. Ich dachte sogar eine Zeit lang, dass sie eine Essstörung hätte.“, seufzte sie, „Entwarnung.“, fügte sie schnell hinzu und hob eine Hand in seine Richtung, „Hat sie nicht. Lee hat gemeint, sie würde nachts runter in die Küche wackeln.“
 

„Vielleicht will sie einfach ihre Ruhe haben?“
 

„Und das restliche Jahr hängt sie dann immer überall, mit jedem rum? Nein. Das ergibt keinen Sinn. Ich hab da allerdings eine Vermutung.“
 

„Vermutung? Du weißt es also nicht.“
 

„Sie redet darüber nicht, Flint. Schweigen kann sie super gut. Ausweichen, überhaupt kein Problem. Immer wenn ich versucht hab, ihr da etwas zu entlocken, macht sie fadenscheinige Aussagen, die alles bedeuten könnten.“, antwortete sie ihm, „Es ist immer... immer wenn Weihnachten näher rückt. Und das ist schließlich das Fest der Liebe. Familie... eventuell. Ich meine...“, kurz machte sie eine Pause, „Ich weiß praktisch nichts über ihre Familienverhältnisse. Ich war noch nicht einmal bei ihr Zuhause. Wir hatten das öfters mal vor in den Sommerferien. Aber dann hat sie sich immer kurz vor knapp davor gedrückt.“
 

Marcus' Blick fiel auf den Boden. Das klang nicht gerade nach der Katie Bell, wie sie sich ihm gegenüber gegeben hatte. Zurückgezogen hatte sie sich hin und wieder mal, ja, aber solche direkte Anzeichen hatte er nicht bei ihr wahrgenommen.
 

„Du hast davon auch nichts mitbekommen, wie ich an deinem Blick erkenne.“
 

„Wir... reden nicht besonders viel.“
 

„Bitte, keine Details.“, winkte sie direkt ab, worüber er nur kurz Grinsen konnte, „Jedenfalls,... ich hab sie praktisch angebettelt und den Grund vorgeschoben, nicht alleine gehen zu wollen. Sie kam mit, aber eher widerwillig. Wenn ich es mir Recht überlege, war sie an dem Tag besonders abgelenkt. Gar nicht geistig anwesend.“
 

„Weißt du, woran es lag?“
 

„Nein.“, schüttelte sie den Kopf, „Ich hab nicht nachgefragt. Wahrscheinlich wäre sie mir eh nur wieder ausgewichen. Probleme zu teilen war noch nie Katies Ding. Sie hat schon immer alles mit sich selbst ausgemacht. Und jemanden ein Gespräch aufzwingen, macht es jetzt auch nicht unbedingt besser.“
 

Er hingegen hatte da ebenso eine Vermutung. Vielleicht auch mehrere. Immerhin war da die Sache mit Warrington, oder ihr gemeinsames Ding. Oder dass er ihr kurz anhand seines Blicks fast schon drauf gestoßen hatte, dass da etwas anders war. Er wusste nicht, ob das einer der Gründe war, aber es wäre nachvollziehbar.
 

„Nachdem ich meine neue Feder hatte, waren wir dann noch in den Drei Besen. Nur um uns kurz aufzuwärmen und dem Schnee Wirrwarr zu umgehen. Wir waren nicht lange da. Zehn Minuten oder so. Haben mit Madame Rosmerta noch gequatscht und dann wollten wir auch schon wieder los.“, erzählte sie dann weiter, „Katie musste dann aber nochmal aufs Klo und ich wollte draußen auf sie warten, weil es allmählich zu voll wurde im Pub und... und fünf Minuten später kam sie dann mit diesem Päckchen raus.“
 

„Sie hatte es also tatsächlich aus den Drei Besen?!“, horchte er auf.
 

Diesen Teil hatte er zumindest von Poppy erfahren, aber er hatte bisher immer ein bisschen an dieser Sache gezweifelt. In den Drei Besen wäre es doch irgendjemand aufgefallen. Klar, der Pub war gut besucht übers Wochenende, aber Madame Rosmerta hatte schon immer überall ihre Augen und Ohren. An ihr wäre das niemals unentdeckt vorbeigegangen.
 

„Ja... offenbar.“, hob sie ihre Schultern, „Ich hab... ich hab sie danach ständig gefragt, woher und wie... und warum und... sie ist mir merkwürdigerweise nur in einer Frage nicht ausgewichen.“
 

„Bei welcher?“
 

„Warum sie das Paket hat.“, und sah ihn an, „Sie meinte, Jemand hat es mir gegeben, damit ich es Dumbledore bringe. Aber so merkwürdig, dass ich stutzig wurde. Den ganzen Weg hoch zum Schloss hab ich sie voll gequatscht, aber sie hat nur diesen einen Satz immer und immer wieder von sich gegeben.“
 

„Der Imperius Fluch.“, murmelte der Schwarzhaarige.
 

„Das war mir in dem Moment überhaupt nicht bewusst, Flint. Ehrlich! Ich... ich hab das nicht bemerkt. Dabei nehmen wir das andauernd im Unterricht durch und ich hab's einfach nicht gecheckt.“
 

„Wenn du damit noch nie in Berührung gekommen bist, ist das für Laie auch nicht einfach zu durchschauen. Du solltest dir keine-“
 

„Vorwürfe machen? Zu spät.“, warf sie dazwischen, „Ich hab in allen Punkten versagt. Nicht nur, dass mir der Fluch entgangen war, wenn ich sie in Ruhe gelassen hätte und wir nicht gestritten hätten, so dass das Paket herunterfiel und sogar aufsprang, wäre das alles nie passiert!“
 

„Was ist denn passiert?“
 

Tief atmete Peakes durch und legte die Zeichnung nun ebenso zur Seite. Die nächsten Worte, die sie aussprechen wollte, waren wohl die schwierigsten.
 

„Die Opalkette lag im Schnee und sie ist ohne zu zögern hin und... ich hab sie angeschrien, sie soll die Finger davon lassen. Aber sie hat einfach nicht auf mich gehört und dann... kaum... kaum dass sie die Kette berührte, stieg sie plötzlich in die Höhe, mit ausgestreckten Armen, als wollte sie ohne Besen fliegen. Ihre Augen waren zuerst geschlossen und ihr Gesicht vollkommen ausdruckslos. Es war so unheimlich.“, ihre Stimme war nur noch ein Hauchen, „Sie war... knapp zwei Meter über den Boden, als sie... plötzlich einen fürchterlichen Schrei herausstieß. Die Augen geweitet und was auch immer sie sah, machte ihr offenbar schreckliche Angst und dann schrie sie durchgehend...“
 

Peakes Hände legten sich abrupt auf ihr Gesicht und kurz darauf hörte er sie auch schon aufschluchzen.
 

Im ersten Moment wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Es hätte ihm eigentlich klar sein müssen, dass Peakes nicht ohne Emotionen durch seine Fragerei durchkommen würde. Hatte er kurz nach den Ferien doch auch schon ihren Zusammenbruch gegenüber Chang heimlich beobachtet. Nun neben dran zu sitzen und sie förmlich dazu zu drängen, das Erlebte erneut wiederzugeben, war dafür noch unangenehmer.
 

„Hätte ich sie bloß nicht mitgeschleift.“
 

„Hey... du...“, räusperte er sich, „Du solltest dir wirklich keine Vorwürfe machen.“
 

Noch einmal schniefte sie kurz, bevor sie die Zeichnung wieder nahm und ihm entgegen hielt. Seine Worte zuvor ignorierte sie dabei vollkommen und versuchte ihre gebrechliche Stimme in Zaum zu halten.
 

„Da. Kannst du... kannst du damit etwas anfangen?“
 

Er nahm das Pergament in die Hand und sah sich die Skizze an. Sie war außergewöhnlich detailreich. An Peakes war definitiv eine Künstlerin verloren gegangen.
 

„Im ersten Moment... nein.“, schüttelte er den Kopf, „Aber ich hab Mittel und Wege das herauszufinden.“
 

„Würdest du... also...“, sagte Peakes zögerlich, „Wenn du was findest darüber,... würdest du-“
 

„Klar.“, unterbrach er sie direkt, „Ich lass dir die Infos zukommen, sobald ich was über diese Halskette herausgefunden habe.“, nickte er sachte, „Du hast mein Wort.“
 

„Ist das Wort eines Slytherins, denn was wert?“
 

Kurz sah er zu ihr auf, dann zurück auf die Skizze, bevor er ihr leise darauf eine Antwort gab.
 

„In diesem Fall... ja. Ich will immerhin diesen Mistkerl finden, der ihr das angetan hat.“, sagte er schluckend und sah dann zu der Hufflepuff auf, „Und ohne deine Informationen, käme ich wahrscheinlich nicht so weit. Also... werde ich dich teilhaben lassen. Für Katie.“
 

„Für Katie.“, wiederholte sie seine letzten Worte und nickte, bevor sie vom Tisch rutschte, „Dann... ich sollte gehen. Nicht, dass Cho noch einen Suchtrupp startet.“, begann sie langsam und wollte bereits das Klassenzimmer verlassen, als Marcus im Augenwinkel sah, wie sie sich erneut umdrehte, „Weiß... Katie das eigentlich?“
 

„Was?“, fragte er nach und hob sein Blick zu ihr.
 

„Also... das du was für sie empfindest?“, fragte sie und Marcus hatte gehofft, Peakes würde das nicht fragen.
 

Das Leben war eben kein Wunschkonzert.
 

„Vielleicht. Keine Ahnung.“, sagte er jedoch wahrheitsgetreu, „Ich hab's ihr nicht direkt gesagt, wenn du das damit andeuten wolltest.“
 

„Mhm... du solltest es ihr sagen.“, sagte sie dann, hatte die Hand schon auf der Türklinke.
 

„Ich bin ein Slytherin, schon vergessen?“
 

„Ein Slytherin der... echt okay ist, finde ich.“, lächelte sie kurz, bevor sie die Tür aufdrückte.
 

Über das Gesicht des Schwarzhaarigen huschte ein Grinsen über seine Lippen.
 

Peakes stand bereits schon im Türrahmen, als er ebenso vom Tisch sprang und noch einmal nach ihr rief.
 

„Hey, Peakes.“
 

Sie wandte sich um und sah ihn fragend an.
 

„Wenn du mir, einem Slytherin vertraust, solltest du nicht so blauäugig auf Smith verwetten. Auch wenn er in deinem Haus ist, hat er es faustdick hinter den Ohren.“
 

Sie schien verstanden zu haben, auf was er abzielte und nickte sachte.
 

„Weißt du was? Ich glaub ich werd' heute für Slytherin sein. Aber nur ausnahmsweise.“, sagte sie, „Und ich heiße Leanne.“, fügte sie noch hinzu, bevor sie sich umwandte und den Raum für Arithmantik verließ.
 

Marcus grinste erneut, als die Tür schon längst zugefallen war. Er hätte nicht gedacht, das Peakes... Leanne so umgänglich war. Misstrauisch zu Anfangs ja, aber dieses Gespräch war mehr von den positiven Dingen geprägt worden, als von schlechten Sachen.

Hitzige Konfrontation


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 14: Hitzige Konfrontation
 

Noch einmal sah er auf die Zeichnung, knickte das Pergament dann jedoch und schob es in seinen Umhang. Am Wochenende stünde eigentlich nichts dagegen, wenn er das Schulgelände mal eben verließ. Die Winkelgasse schien ihm ein guter Ansatzpunkt. Vielleicht würde er etwas bei Flourish & Blotts finden? Oder er machte einen Abstecher in die Nocturngasse. Irgendwo müsste er doch sicherlich etwas zu dieser Kette herausfinden können. Gerade mit seinem Familiennamen, würden so einige dunkle Gestalten mit ihm sprechen, als mit einer Professorin aus Hogwarts.
 

Jetzt erst einmal müsste er diesen Gedanken aber beiseite schieben. Marcus verließ, wie Leanne zuvor, nun auch den Klassenraum und bewegte sich raus ins Freie. Zum Quidditchfeld. Diese Hürde zu nehmen viel ihm unsagbar schwer.

Früher hätte er sich keinen Gedanken darum geschert, aber je mehr er sich in diese Sache einmischte, wenn auch noch gut im Hintergrund, desto mehr sogen seine Sinne immer mehr Dinge in seinem Kopf auf. Plötzlich lief er aufmerksamer durchs Schloss. Hörte Gespräche zu, die ihn früher nie interessiert hätten. Sein ganzes Selbst hatte sich komplett in die entgegengesetzte Richtung gedreht.
 

Und nur, weil aus ein bisschen Spaß, plötzlich etwas absolut Ernstes geworden war. Es waren nun schon so viele Monate vergangen und trotzdem versuchte die Schulleitung alles normal weiterlaufen zu lassen. Etwas, was er bis heute nicht verstand. Andererseits war er auch froh drum. Wenn sie die Schule geschlossen hätten, könnte er mit Sicherheit nicht mehr in ihrer Nähe sein. So hatte er wenigstens noch die Nächte, die er bei ihr verbringen durfte.
 

Kurz vorm Stadion wurde sein Gang langsamer. Stoppte sogar ganz kurz, als er einen blonden Slytherin zwischen den Aufgängen und dem Spielerbereich entdecken konnte. Marcus Blick wurde kälter, je näher er dem Feld kam. Warrington lehnte sie provokativ gegen die Holzwand, starrte auf die Schüler, die gerade die Tribünen hochgingen. Warum der ehemalige Sucher nicht auch sich einen Platz suchte, wurde ihm spätestens dann klar, als er gerade einfach an ihm vorbeilaufen wollte.
 

„Na? Fühlst du dich fit?“
 

Marcus antworte ihm nicht, wollte sich an ihm vorbei drücken. Doch wieder stellte sich Warrington sich ihm in den Weg. Nach Monaten der Verschwiegenheit ihm gegenüber, hatte er sich ausgerechnet diesen Tag ausgesucht, ihm auf den Sack gehen zu wollen.
 

„Hast du eben noch deine kleine Fick-Freundin besucht?“, grinste er wissentlich.
 

Der Schwarzhaarige schnaufte aufgebracht, aber vorsichtig durch die Nase. Nicht provozieren lassen. Bleib ruhig. Versuchte er sich selbst zu bremsen. Wieder eine Tatsache, die sich geändert hatte. Früher hätte er gelächelt und wäre weitergegangen. Heute musste er schwer an sich halten, nicht auf solche Sprüche aufzuspringen. Einen Aufstand anzuzetteln, war alles, aber nicht das was er unbedingt wollte. Immerhin schienen die anderen im Gang auf ihn zu warten.
 

„Oh warte, ich hab vergessen, dass sie ja gerade nicht ficken ka-“
 

Irgendetwas knackte laut im selben Moment.
 

Wie war das nochmal? Sich nicht provozieren lassen? Das war in dem Moment vorbei, als Warrington diesen Satz angefangen hatte. Noch bevor dieser zu Ende sprechen konnte, hatte Marcus sich von einer Sekunde zur nächsten herumgedreht und seine geballte Faust in diese hässliche Visage gepfeffert.
 

„Bastard!“, stieß er wütend aus und hielt sich seine Nase, die unter seiner Hand zu bluten begann.
 

„Du hältst dich für überaus schlau, was Warrington?!“, spuckte er ihm entgegen
 

Im nächsten Augenblick hatte er ihn am Kragen genommen und ihn gegen die Wand, an der er zuvor gelehnt hatte, gepresst. Vorbei war es mit seiner Beherrschung. Er wollte ihm wehtun, so wie er ihr offenbar wehgetan hatte. Rasend von dem Gedanken besessen, dass er ihr zu nah gekommen war, obwohl er ihm klar und deutlich ermahnt hatte, sich ihr fernzuhalten und Katie dann aus Rache sehr wahrscheinlich dieses schwarz-magische Artefakt in die zierlichen Hände gedrückt hatte, machte ihn krank.
 

„Warum hast du das gemacht?! Weil sie dich Lackaffen nicht ran lassen wollte? Weil sie kein Interesse an einem wie dir hatte? War's das wert?!“, zischte er ihm entgegen, zog ihn erst wieder zu sich, nur um ihn dann wieder gegen die Wand zu schleudern.
 

„Ich weiß... nicht... von was du sprichst...“, kam es brüchig über die Lippen des Blonden, immer dann wenn Warringtons Rücken gegen die Wand prallte.
 

„Bullshit!“
 

„Marcus!“, hörte er Adrian erschrocken rufen.
 

Im Augenwinkel sah er wie er und Graham zurückkamen, da sie das Gerangel wohl mitbekommen hatten. War ja auch nicht schwer zu übersehen.
 

„Ich schwöre dir, Warrington...“, zischte er leise, nur für sie beide hörbar, „Wenn sie sterben sollte, und nur weil du keinen reingesteckt bekommen hast, dann bist du so gut wie tot.“
 

„Ohhh...“, kam es dann gefasst und höhnisch über seine Lippen, „Ist da etwa jemand verliebt?“
 

„Fick dich!“, spuckte er und ließ ihn mit einem weiteren Schubser endlich los.
 

Gerade rechtzeitig, denn Adrian und Graham standen nun hinter ihm.
 

„Verpiss dich von hier. Das ist der Spielerbereich und du gehörst nicht mehr zum Team.“
 

„Tze...“, kam es nur von ihm, „Das wird Folgen haben, Flint!“, richtete seine Klamotten und ging Richtung Zuschauertribüne davon.
 

Was auch immer das für Konsequenzen haben sollte, Marcus war das in dem Moment vollkommen egal. Wenn er kein Echo vertragen konnte, dann hätte er am besten die Schnauze gehalten.
 

„Was war das?!“, fragte der dunkelblonde Slytherin, doch er schüttelte nur den Kopf leicht und lief ohne Kommentar durch den Spielerbereich.
 

Auf dem Weg zur Besenkammer, um seinen Nimbus zu holen, waren Adrian und Graham nur einen Schritt hinter ihm. Er spürte ihre Blicke in seinem Rücken. Sicher waren da einige Fragen in ihren Köpfen, aber er würde es einfach gekonnt ignorieren, sollten sie fragen.
 

Er hat da eben deutlich die Fassung verloren. Etwas, was so untypisch für ihn war und sicher ging das ebenso seinen Freunden durch den Kopf. Er hoffte nur, dass sie nichts von der Unterhaltung mitbekommen hatten. Das würde nur noch mehr Probleme auf den Plan rufen.
 

Angekommen an der Besenkammer, holte er direkt seinen heraus, sowie die von den anderen beiden und reichte sie weiter.
 

„Ehm...“, räusperte sich Graham, doch verstummte direkt, da er einen Seitenhieb von Adrian in die Rippen bekam.
 

„Ich hoffe ihr seid fit heute.“, sagte Marcus ohne jegliche Regung in seinem Gesicht.
 

„Sicher, Kapitän.“, antwortete Adrian.
 

„Wo sind die anderen?“
 

„Schon in der Kabine. Abflug bereit.“
 

„Gut. Dann los, zerlegen wir Gryffindor.“
 


 

Auch wenn es ihm gegen den Strich ging, dieses Spiel durchzuziehen, gab er Gryffindor keine Möglichkeit das Ruder herumzureißen. Als Ersatzjäger hatten sie die kleine Weasley eingesetzt. Dennoch war dieses Spiel von vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen für sie. Nicht zuletzt, da die Motivation bei den Löwen absolut unterirdisch war. Aber wer nahm es ihnen übel? Selbst er hatte keine Motivation auf einen Sieg. Nicht mal das überraschte Gesicht von Wood konnte ihn aufmuntern, als er begriff, dass sie immer noch in der gleichen Flugformation unterwegs waren.
 

„Montague schon wieder am Ball.“, hörte er Jordan durch das Megaphon.
 

Er blieb in der Luft stehen und sah zur höchsten Tribüne. Auf denen meistens die Lehrer saßen und eben Lee Jordan, der jedes Spiel eigentlich ziemlich enthusiastisch kommentierte. Aber auch heute sprach er eher lustlos daher. Kurz musste er an Leannes Worte denken. Bis auf wenige Ausnahmen hatte sich keiner um Katie gesorgt. Jordan war einer dieser Personen, die offenbar öfters bei ihr im Krankenflügel waren. Sein Blick wanderte weiter zu den gegnerischen Torringen. Wood schrie gerade etwas zu seinen Jägerinnen. Er schien wohl als einziger konzentriert zu sein und das Spiel irgendwie gewinnen zu wollen. Ein sauerer Geschmack stieg in seinem Rachen auf.

Während Katie um ihr Leben kämpfte, hatte er nur den Sieg in den Augen und noch mehr Hass staute sich in seinem Inneren auf. Er verstand einfach nicht, wie unwichtig sie für Wood zu sein schien. Menschlich gesehen. Spielte sie doch bereits seit drei, vier Jahren im Quidditchteam.

In so vielen gemeinsamen Matches fiel die Freundschaft sicherlich nicht aus. War bei Slytherin immerhin genauso und früher hätte er gedacht, dass das bei jedem Haus so war. Aber Wood schien allein auf das Spiel fixiert zu sein. Eigentlich hätte es ihm klar sein sollen. Nicht umsonst wurde er verschrien als Fanatiker.
 

„Marcus! Vorsicht!“
 

Irritiert versuchte er sich zu orientieren, von wem der Ruf kam, doch genau in diesem Augenblick spürte er einen Ruck auf seinem Besen. Seine Sicht verschwamm, da er plötzlich wie in einem Wirbelwind herumgeschleudert wurde. Krampfhaft versuchte er die Kontrolle über seinen Besen zurückzuerlangen. Schaffte es jedoch nicht und nur die Hufflepuff Tribüne schien ihn zu stoppen.
 

Ein lautes Krachen ertönte durchs Stadion und im selben Moment wurde ihm schwarz vor Augen...
 


 

Immer noch war alles schwarz vor seinem inneren Geiste. Doch drangen ganz dumpf, Stimmen in seinem Kopf auf.
 

„Er wird doch wieder, oder Poppy?“
 

„Aber sicher, Mr. Montague. Mr. Flint braucht nur ein bisschen Ruhe.“
 

Grahams Stimme, sowie die von Madame Pomfrey erkannte er. Er war sicherlich im Krankenflügel. Die Stimmen wurden klarer, aber seine Augen zu öffnen war mehr als nur schwer. Als wären sie mit einem Klebefluch belegt worden.
 

„Wie sicher? Der Klatscher hat ihn schon heftig erwischt... Wieso ist er ihm nicht ausgewichen?! Da war so viel Platz zum reagieren!“
 

Ein Klatscher? Im selben Moment dröhnte sein Kopf unaufhörlich. Darüber nachzudenken, was passiert war, dazu fühlte er sich nicht wirklich in der Lage. Nicht nur wegen diesen Kopfschmerzen, sondern auch sein gesamter Körper fühlte sich wie gebrochen an. Jeder einzelne Knochen tat ihm weh, so dass er sich nicht wagte, sich zu bewegen.
 

„Ja, das war wirklich ziemlich merkwürdig. Er sah aus, als wäre er vollkommen in seinen Gedanken versunken.“
 

„Meinst du, er hat über die Sache von vor dem Spiel nachgedacht?“
 

„Wegen Warrington?“
 

„Klar! Ich hab Marcus noch nie so austicken gesehen. Was ist denn bitteschön zwischen den beiden vorgefallen? Du musst doch mehr wissen, Adrian.“
 

In diesem Moment war er glücklich darüber, dass er seinen Freunden keine Reaktion schenkte. Sie sprachen immerhin gerade über ihn und seinem merkwürdig Verhalten. War also definitiv besser, sich einfach weiter bewusstlos zu stellen.
 

„Sorry, er hat nichts erwähnt.“
 

„Wirklich nicht? Ihr redet doch sonst über alles...“
 

Alles scheint sich wohl zu Schweigen verändert zu haben.“
 

„Jetzt ist hier aber Schluss. Mr. Flint braucht Ruhe, wie ich eben schon gesagt habe. Ich denke, Sie sollten zurück in Ihren Gemeinschaftsraum gehen, Mr. Montague und Mr. Pucey.“
 

Ja, bitte. Verschwindet, dachte Marcus. Er hatte keine Lust sich dem Ganzen zu stellen. Sich rechtfertigen zu müssen. Hatte er nie, würde er auch nie. Auch wenn er wusste, dass Adrian ziemlich hartnäckig werden konnte, wenn er etwas nicht verstand. Es gab früher nichts, was er ihm verheimlicht hätte.
 

Eine kurze Pause der Anwesenden trat ein. Er hörte nur ein paar Schritte, offenbar die von der Schulheilerin. Also standen Adrian und Graham wohl immer noch um sein Bett herum.

Erneut versuchte der Schwarzhaarige langsam seine Augen zu öffnen. Jedoch so kontrolliert, dass es nicht direkt auffiel. Einen Spalt bekam er hin und er sah, wie gedacht, seine zwei Freunde vor dem Bett stehen. Jedoch waren ihre Gesichter nicht auf ihn gerichtet. Beide schauten schräg nach hinten, was ihn stutzen ließ.
 

„Ist unheimlich hier.“, hörte er Graham sagen.
 

„Ich weiß, was du meinst.“, erwiderte Adrian.
 

„Wenn Bell fit gewesen wäre, wäre das Spiel nicht so einfach gewesen.“
 

Ruckartig schloss Marcus seine Augen wieder. Dahin sahen sie also. Er selbst hatte für einen kurzen Augenblick vergessen, dass Katie keine fünf Meter von ihm entfernt liegen musste. Immer noch schlief.
 

„Vermutlich.“, hörte er Adrian antworten, „Komm, lass uns zurück in den Gemeinschaftsraum gehen. Die anderen sind sicherlich auch schon da.“
 

„Und Marcus?“
 

„Der wird schon wieder. Du hast doch Poppy gehört. Der Skele-Wachs bekommt er, wenn er wach wird und dann geht doch alles ziemlich fix.“
 

„Aber dann bereiten wir ihm ein unvergessliche Feier in den Kerkern vor!“
 

„Machen wir.“, lachte Adrian leise und endlich hörte er mehrere Schritte.
 

Jedoch bewegte sich nur ein Paar von seinem Bett weg. Die andere hörte er laut und deutlich an seiner rechten Seite. Er konnte Adrians Deodorant wahrnehmen. Irgendetwas wurde kurz darauf auf seinem Nachttisch abgelegt und erst dann bewegte sich auch seine Schritte von ihm weg.
 

Als die Tür zufiel und er sicherlich keine Zuschauer mehr hatte, wartete er dennoch ein paar Minuten ab, bevor er die Augen langsam und bedacht öffnete. Diesmal jedoch ganz aufschlug und sich erst einmal versuchte zu orientieren.
 

Sein Kopf, wie auch seine Knochen ignorierend, setzte er sich ein wenig im Bett auf. Ein stechender Schmerz ging durch seinen Rücken. Ebenso merkte er einen beachtlichen Druck um seinen Oberkörper. Mit seiner rechten Hand hob er das Betttuch ein Stück hoch und sah, dass sie ihn bandagiert hatten.

Laut seufzte er. Sein Abgang war wahrscheinlich ziemlich spektakulär gewesen. Sah man immerhin nicht oft, dass er mit einem Klatscher aneinander geriet. Eigentlich nie. Es waren sicherlich schon fünf Jahre her, dass er von dem Biest getroffen wurde.
 

Dass er sich für das Spiel nicht fit gefühlt hatte, das war ihm ja schon zuvor bewusst gewesen. Dass er jedoch so unachtsam geworden war, dass er den Klatscher gar nicht beachtet hatte, war schon ein deutliches Fehlverhalten seinerseits. Er erinnerte sich so langsam, wie unfähig er in der Luft gestanden hatte. Wahrscheinlich Minuten lang, so dass es ein leichtes gewesen sein musste, ihn vom Besen zu hauen. Ein Ziel, welches sich nicht bewegte, war wie ein Jackpot. Da konnte ja nichts schief gehen.
 

Seine Gedanken rund um Katie hatten ihn vom Spielgeschehen abgelenkt. Wäre dass ein ernstes Spiel gewesen, hätte er sicherlich den Sieg damit aufs Spiel gesetzt. Aber nach Grahams Aussage zur dunkelblonden Gryffindor, schien Slytherin das Spiel gewonnen zu haben. War ja abzusehen, dennoch blieb ein bitterer Beigeschmack.
 

„Oh, Sie sind wach.“, hörte er die ältere Heilerin sagen und er sah auf.
 

Sie kam gerade aus ihrem Arbeitszimmer heraus.
 

„Eben waren noch ihre zwei Freunde da. Sie haben Sie knapp verpasst.“
 

„Ich weiß.“, kommentierte er trocken.
 

„Oh. Verstehe.“, lächelte sie und stellte sich an seine rechte Seite, „Wie fühlen Sie sich?“
 

„Getroffen?“, zog er eine Augenbraue nach oben und sah zu ihr auf.
 

„Das kann ich mir gut vorstellen. Beim Aufprall mit der Tribüne, haben Sie sich einiges gebrochen. Zwei Sakralwirbel, vier Brustwirbel und einen Steißbeinwirbel. Die Halswirbel sehen angeknackst aus, aber nicht komplett gebrochen. Dass vergrößert unsere Chance auf eine schnelle Heilung.“
 

„Schön.“, kam es erneut kurz von dem Schwarzhaarigen.
 

„Hier, trinken Sie das.“
 

Unbeeindruckt nahm er eine Phiole aus Poppys Händen. Er vermutete den Skele-Wachs, was sich auch bestätigte, als er kurz daran roch. Ja. Erbrochenes.

Ohne darüber nachzudenken legte er es an seine Lippen und schluckte den gesamten Inhalt hinunter. Es schmeckte auch nach Kotze. Merlin, wie er den Scheiß hasste. Dennoch verzog er keine Mine. Seine Maske saß perfekt, solange wie er nicht zu dem anderen Bett schaute.
 

Madame Pomfrey fing seinen Blick auf und faltete ihre Hände ineinander.
 

„Immer noch unverändert.“
 

Er hatte die Frage nicht stellen wollen, aber sein Blick, die er der Gryffindor zugeworfen hatte, war für die ältere Hexe genug, um darauf zu antworten.
 

„Eventuell...“, begann sie dann wieder, „... wird Miss Bell ins St. Mungo verlegt, sobald die Kapazität gewährleistet wurde.“
 

„Was?“, hauchte er erschrocken auf und sah zu der Heilerin hoch.
 

Eigentlich dürfte er sich darüber nicht wundern. Ihm war es sowieso schleierhaft, wieso sie immer noch hier in Hogwarts war. Aber er hatte sich nicht beschwert. Kam ihm ja nur zugute. Jetzt diese Möglichkeit so nah an sich dran zu haben, machte ihn unsagbar nervös.

Andererseits hatte das St. Mungo deutlich bessere Möglichkeiten ihr zu helfen. Allerdings...
 

„Was... was wenn die ihr auch nicht helfen können?“, stellte er seine Frage eher unbewusst.
 

Eine lange Stille trat ein und er konnte in Poppys Gesicht erkennen, dass sie damit haderte, ihm darauf eine Antwort zu geben.
 

„Ruhen Sie sich ein bisschen aus, Mr. Flint. Sie sollten schlafen, wenn der Skele-Wachs seine Wirkung zeigt.“, sagte sie dann und entschied sich gegen eine Antwort auf seine Frage.
 

Während sie zurück in ihr Büro ging, wusste er jedoch welche Antwort, sie ihm vorenthalten wollte. Vielleicht aus Schutz. Vielleicht, weil die Wahrheit zu niederschmetternd sein würde.
 

Wenn sie selbst im Krankenhaus keine Hilfe bekam, würde sie weiterhin in diesem Koma verharren. Nie mehr aufwachen und letztendlich,... daran versterben.
 


 

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Ein zweiter Anschlag


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 15: Ein zweiter Anschlag
 

Die Wirkung des Skele-Wachs Tranks kam irgendwann mitten in der Nacht. Er war schweißgebadet aufgewacht. Poppy schien zum Glück eine Nachtschicht eingelegt zu haben und vernahm seine Schmerzensschreie. Viel bekam er jedoch nicht wirklich mit. Irgendeinen weiteren Trank wurde ihm in den Rachen gekippt, woraufhin es direkt wieder schummrig im Kopf wurde, so dass er zurück ins Land der Träume wanderte.

Das nächste an was er sich erinnern konnte, waren laute Stimmen im Krankenflügel. Sie gehörten jedoch keinem seiner Freunde. Dennoch erkannte er eine Stimme aus diesem Wirrwarr.
 

„Wie viele willst du ihr noch kaufen? Katie mochte noch nie Berti Botts.“
 

Eindeutig die Stimme von Katies Hufflepuff Freundin.
 

„Quatsch nicht! Jeder liebt Berti Botts Bohnen! Katie weiß es nur noch nicht.“
 

Sein Kopf neigte sich zur Seite und er öffnete vorsichtig seine Augen. Sah zu Katies Krankenbett hinüber und sah zwei Personen um das Bett stehen. Jeweils einer auf eine Seite.
 

„Ehrlich Lee, sie wird dir die Eimer um die Ohren hauen.“
 

Ah. Jordan. Beim genauen Hinsehen konnte er seinen strubbeligen Kopf erkennen.
 

„Abwarten. Ich hab sogar vorgesorgt und die ekeligen Sorten aussortiert! Eine harmlose Version, des Originals, sozusagen.“
 

„Du bist echt unbelehrbar.“, seufzte Leanne genervt aus.
 

„Du wirst schon sehen. Am Ende wird sie mir dankbar sein, dass ich ihren Geschmacksknospen einen unwiderstehlichen Genuss geschenkt habe!“, sagte er stolz und stemmte seine Hände in die Hüfte.
 

„Wie auch immer.“, kam es von ihr und im selben Moment schaute sie kurz zu seinem Bett rüber.
 

Marcus wollte schnell die Augen schließen, musste jedoch davon ausgehen, dass er nicht schnell genug war. Denn eine lange Pause schlich sich bei Katies Besuch ein. Zu lange für seinen Geschmack.
 

„Oh... die Blumen haben gar kein Wasser mehr.“, hörte er dann Leanne wieder sagen, „Da, Lee. Füll mal frisches Wasser auf.“
 

„Wieso ich?“, erwiderte verständnislos.
 

„Wenn ich annehme, dass du die ekelhaften Bohnen aussortiert hast... frage ich mich, wo die abgeblieben sind. Selbst gegessen wirst du sie wohl nicht. Vielleicht einem Erstklässler untergejubelt haben. Oder sogar einem Slytherin, für die niederschmetterten Niederlage von gestern.“
 

„Was hat das... mit den Bohnen zu tun?“, fragte er vorsichtig.
 

„Falls du,... zweite Option gewählt haben solltest, wäre es gut, du würdest etwas an deiner Ausdauer arbeiten.“
 

Jordan schien nicht zu antworten. Aber für Marcus war es auch nicht verständlich, auf was die Hufflepuff hinauswollte.
 

„Herrgott, Lee. Nimm die Vase und lauf einfach zur nächsten Toilette! Bisschen Sport bringt dich nicht um! Besonders nicht, wenn eine wild gewordene Schlange hinter dir her ist!“
 

Leannes Tonfall sank deutlich in die Minusgrade und erneut konnte er seine Neugier nicht entgegen wirken und riskierte noch einmal einen Blick. Er sah, wie sie die Vase mit den Blumen einfach in die Hände des Gryffindors drückte, der dann mit einem hängenden Kopf, den Rücktritt antrat.
 

„Immer auf die kleinen, dicken, die nicht fliegen können.“, hörte er ihn noch missmutig murmeln, bevor er den Krankenflügel verließ.
 

Kaum als die Tür sich hinter Jordan schloss, kniff er wieder die Augen zu, als er eine Bewegung gegenüber wahrnahm. Schritte nährten sich seinem Bett.
 

„Haben wir dich geweckt?“, hörte er dann erneut ihre Stimme.
 

Marcus seufzte innerlich. So zu tun, als würde er noch schlafen, wäre wohl spätestens jetzt sinnlos. Also öffnete er seine Augen zum dritten Mal, in weniger als zehn Minuten. Also öffnete er seine Augen und wollte auf ihre Frage tatsächlich antworten, jedoch kam sie ihm zuvor.
 

„Lee hat so ein lautes Sprachorgan, davon bekommen die meisten Menschen Kopfschmerzen.“, kam es einfach weiter aus ihr heraus, deutete dann auf einen Stuhl, der etwas Abseits stand, „Darf ich?“
 

Er nickte nur kurz und sie zog sich den Stuhl zu sich, um sich wenig später neben seinem Bett niederzulassen. Der Schwarzhaarige setzte sich im selben Atemzug auf.
 

„Findest... du es eine gute Idee, dich hier hin zu setzen?“, war dann seine erste Frage, „Jordan wird sicherlich gleich zurück sein.“
 

„Das glaube ich nicht.“
 

„Und... woher diese Annahme?“
 

„Die nächstbeste Toilette, wäre der 2. Stock. Aber Lee ist ein Schisser und deswegen wird er Myrtes Klo meiden wollen.“, begann sie zu erklären, „Und da das Klo im 3. Stock letzte Nacht von Peeves geflutet wurde, bleibt ihm nur noch das im Fünften Stockwerk.“
 

„In der Eingangshalle ist auch noch-“
 

„Nope.“, unterbrach sie ihn direkt, „Also... ja schon, aber da läuft er Gefahr, in sein Berti Botts Bohnen Opfer zu laufen.“
 

Marcus zog eine Augenbraue nach oben, bevor ein kleines Grinsen auf seinen Lippen auftauchte. Wie durchdacht sie handelte, war fast beeindruckend. Hatte er bei einem Dachs ehrlich nicht erwartet.
 

„Und wenn es kein Slytherin getroffen hat?“, hakte er dann, mit erhobener Augenbraue, nach.
 

„Bezweifel ich. So oft, wie er sich aufgeregt hatte heute Morgen beim Frühstück, weil einige Slytherins großkotzig über das Spiel gesprochen haben, kann ich mir das wunderbar vorstellen.“, zuckte sie mit den Schultern, „Seine Reaktion sprach immerhin Bände. Ich kenne Lee dafür schon viel zu gut und er hängt schließlich auch ständig mit Fred und George ab. Dieser Unfug der beiden färbt irgendwann ab.“
 

„Du hast es auch faustdick hinter den Ohren.“, bemerkte er an.
 

„Dachse graben halt gerne Höhlen... manchmal auch Löcher, in denen jemand hineinfallen könnte.“, grinste sie dann auch, welches jedoch zugleich verschwand, „Wie geht’s dir? Das sah gestern echt übel aus.“
 

„Mhm... sah wahrscheinlich schlimmer aus, als es schlussendlich war.“, sagte er und setzte sich noch etwas höher, um es zu demonstrieren, „Hab zumindest keine Schmerzen mehr.“
 

„Du bist voll Karacho unter mir rein gedonnert. Was war da denn los?“
 

Sein Blick wandte er ab und sah auf die Bettdecke. Wie unbeschwert diese Unterhaltung vorher auch war und er ihre Gesellschaft sichtlich angenehm fand, war ihm nicht danach, seine Gedanken mit ihr zu teilen. Was sie auch zu bemerken schien. Verdammt, hatte sie eine gute Auffassungsgabe. Oder war er einfach, wie ein offenes Buch geworden?
 

„Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst. Ich wollte... mich nur nach deinem Wohlbefinden erkundigen.“
 

„Warum?“, fragte er dann irritiert und sah wieder zu ihr.
 

„Warum nicht?“, stellte sie die Gegenfrage, schien aber ebenso keine Antwort zu erwarten, „Ich hab doch schon festgestellt, dass du ganz in Ordnung bist. Und außerdem,... sind wir ja so etwas, wie ein Team oder? Für Katie.“
 

Für Katie. Sein Blick wanderte an Leanne vorbei, rüber zur besagten Gryffindor.
 

Mittlerweile waren die Weihnachtsferien fast fünf Monate her und noch immer schien sie wie gefangen in diesem komatösen Zustand zu sein. Die Lehrer waren ratlos, wie ebenso die Schulheilerin. Marcus erinnerte sich daran, dass Madame Pomfrey ihm gegenüber erwähnt hätte, dass Katie wohl bald dem St. Mungo übergeben werden würde. Ob ihre Freundin davon auch schon wusste?
 

„Sie wollen sie ins St. Mungo stecken.“, sagte er dann einfach, immer noch den Blick auf die Dunkelblonde.
 

Leanne seufzte, was seinen Blick zur der Hufflepuff aufrichten ließ.
 

„Ich weiß.“
 

„Poppy hat es dir auch erzählt?“
 

„Eh... nein. Lee hat Kontakt zu Katies Mum. Hält sie auf dem Laufenden, sozusagen.“
 

„Was genau... hat das mit dem St.-“, begann er fragend, wurde jedoch je von ihr unterbrochen.
 

„Sie ist dort Oberheilerin und das ausgerechnet im 4. Stock.“
 

„Fluchschäden...“, murmelte Marcus und ihm wurde die Verbindung sofort bewusst.
 

„Korrekt.“, nickte sie leise, „Lee erzählte schon früh, dass ihre Mum sie ins St. Mungo bringen wollte, aber da hat ihr die Schulleitung erst noch einen Strich durch die Rechnung gemacht.“, erzählte sie, „Sie konnten da noch nicht ausschließen, ob Katie nur ein Zufallsopfer war, oder sogar als Ziel gewählt wurde. Und da Hogwarts als sicherster Ort galt, war eine Überlieferung zu gefährlich. Zumal der Platz lange fehlte.“
 

„Und jetzt ist es anders?“, er setzte sich noch mehr auf, „Wie das?“
 

Plötzlich bemerkte er, wie sie seinen Blick mied und auffällig auf ihrem Stuhl umher rutschtet.
 

„Leanne...“, sagte er eindringlich, „Du musst mir sagen, was du weißt. Ich... hör zu.“, atmete er tief durch, „Ich habe eine Vermutung, wer da seine Finger im Spiel hat, aber ich hab keine Beweise.“, sagte er dann wahrheitsgetreu und hoffte, dass sie ihm gegenüber ebenso aufrichtig sein würde.
 

Was offenbar von Erfolg gekrönt war.
 

„Also... Lee hat da... von einem Vorfall im Gryffindorturm erzählt.“
 

„Was für einen Vorfall?“, wurde er hellhörig.
 

„Na ja, also... so viel weiß ich auch nicht, dass ist erst vor kurzem wohl passiert.“, druckste sie weiter herum und er wollte bereits wieder, diesmal wohl etwas giftiger ansetzen, doch sie sprach direkt weiter, „Weasley ist wohl vergiftet worden.“
 

„Welcher?“
 

„Ron. Lee hat nur mitbekommen, dass er wohl Pralinen gegessen haben soll, die mit Amortentia getränkt waren und-“
 

„Der Liebestrank ist aber doch nicht giftig.“, schüttelte er den Kopf.
 

„Darum geht’s auch nicht.“, schüttelte sie ebenso den Kopf, „Harry hat ihn dann wohl zu Slughorn gebracht, für ein Gegenmittel und irgendwie haben sie dann bei ihm ein Glas Met getrunken. Beziehungsweise, nur Weasley hatte das und darin war wohl Gift enthalten.“
 

„Sekunde... was? Ich komm nicht mit.“
 

Genau genommen verstand der Slytherin nicht den Zusammenhang zu Katies Fall. Was hatte eine Schachtel Pralinen, Amortentia und ein vergifteter Met mit ihrer Sache zu tun?
 

„Der Met sollte wohl ein Weihnachtsgeschenk an Dumbledore sein.“, eröffnete sie ihm dann.
 

Leanne machte eine große Pause und er wollte schon wieder seinen Senf dazugeben, dass er nicht verstand, auf was sie hinauswollte. Jedoch wurde es ihm im selben Moment bewusst.
 

„Weasleys Sache war... ein zweiter Anschlag?“
 

„Davon gehen mittlerweile alle aus. Was ebenso dazu führt, dass Katie wohl, so schlecht es auch klingt, einfach nur zur falschen Zeit, am falschen Ort war. Sie war ein Zufallsopfer, Flint.“
 

Das konnte nicht sein. Nein. Immerhin... waren da so viele Parallelen zu Warrington. Es passte alles so gut zusammen. Andererseits, müsste er jetzt nicht froh darum sein, dass es da niemanden mehr auf Katie abgesehen hatte? Und dennoch konnte er sich damit nicht abfinden. Irgendwie wollte er, dass Warrington für ihren Zustand verantwortlich war, damit er einen Grund fand, ihn wirklich noch im Verbotenen Wald verscharren zu können...
 

„Welche... Vermutung hattest du denn?“, fragte sie dann neugierig nach.
 

Marcus war sich nicht sicher, ob er diese Information fallen lassen sollte. Auch wenn Leanne ihm hier gerade mit wertvollen Sachen fütterte, war er sich nicht sicher, ob sie es wissen sollte. Mal angenommen,... Warrington wäre wirklich nicht involviert, war das Wissen über ihn dennoch hochgradig riskant. Ebenso was sein Hauskamerad selbst über ihre Sache wusste. Zumal Warrington nicht gerade zimperlich war und er wollte gewiss niemanden dort hineinziehen. Schon gar nicht Katies beste Freundin.
 

Er wollte daher gerade diese Frage mit ausweichenden Worten abschwächen, dass er eben keine Beweise hatte und zuvor auch keinen Namen nennen würde, doch sein Vorhaben wurde je unterbrochen.
 

Mit einem gewaltigen Knall wurden die Krankenflügeltüren aufgeschlagen und mit voller Kraft wieder zu gepfeffert. Irritiert sahen sowohl Marcus auf, als auch Leanne, die zeitgleich schon fast panisch aufstand. Zurecht, wie sich herausstellte.
 

„Leanne! Du musst mich verstecken!“, keuchte der schwarzhaarige Gryffindor panisch, der mit dem Rücken zu ihnen stand und immer noch die Türen zuhielt, „Er weiß es... er weiß es, dass ich es war!“, schnappte er und drehte sich im Nu um.
 

Man hätte Grillenzirpen hören können für einen kurzen Augenblick, als er in die verdatterten Gesichter von einem Slytherin und einer Hufflepuff starrte, die sich ungewöhnlich nah standen... zu nah.
 

„Was bei Godric' Gryffindor, geht denn hier ab??!“
 


 

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Das Leben der Katie Bell


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 16: Das Leben der Katie Bell
 

Leanne rang nach Worten. Zumindest sah der schwarzhaarige Slytherin, wie sie immer wieder den Mund auf und ihn dann doch wieder schloss. Jordans Schritte kamen im selben Augenblick auf sie beide zu. Oder viel besser gesagt, auf sein Bett zugesteuert. In so einem rasanten Tempo, dass er fast über seine zwei Füße gestolpert wäre, hätte er sich nicht am Bettpfosten von Marcus derzeitigen Stätte festgeklammert.
 

„Was machst du an Flints Krankenbett?!“, zischte er und sah zugleich zu ihm hinab, „Hat er dir was getan?“, fragte er im gleichen Atemzug.
 

Marcus innerer Drang sich zu Wort zu melden und das ganze zu dementieren, kam zu Vorschein. Doch der Gryffindor gab ihm nicht mal einen Hauch von einer Chance.
 

„Was für einen Koboldmist hast du jetzt wieder vom Stapel gelassen? Huh!? Reicht es nicht, dass ihr gewonnen habt, müsst ihr jetzt auch noch ständig nach unten treten?!“
 

„Lee...“, begann Leanne vorsichtig, wurde jedoch gekonnt ignoriert.
 

„Wenn Katie da gewesen wäre, hätte sie dir so in den Arsch getreten, dass du nie mehr sitzen könntest!“
 

„Lee.“, versuchte sie es erneut.
 

Doch der Sechstklässler schien ihr gar nicht zuhören zu wollen. Marcus Drang verschob sich dagegen nach hinten, kaum als er die Dunkelblonde erwähnt hatte. Denn auch wenn er es nie laut sagen würde, hatte Jordan sicherlich Recht. Das Spiel gegen Gryffindor wäre ein ganz anderes Kaliber geworden, wenn sie mitgespielt hätte.
 

„Lee! Jetzt hör mir doch mal zu!“, wurde die Hufflepuff nun um einiges lauter und der strubbelige Kopf wandte sich endlich mal zu ihr um.
 

„Was?!“
 

„Du siehst das... alles ganz falsch. Flint hat mir nichts getan, oder gesagt... ich...“, nervös warf Leanne ihm einen Blick zu.
 

Er erkannt sofort, in welcher brenzligen Lage sie sich befand. Auch wenn er ihr gegenüber nicht ausdrücklich erwähnt hatte, dass ihre Zusammentreffen geheim bleiben sollte, hatte Leanne es einfach für sich übernommen. Zumindest wollte sie dies offenbar einhalten. Vielleicht auch, da sie wusste, das Freundschaften zu Slytherins in anderen Häusern nicht unbedingt gern zu sehen waren. Freundschaft. Waren sie so eine Konstellation überhaupt?
 

Marcus war noch weit entfernt davon, Leanne als Freund zu sehen. Sie waren vielleicht allerhöchstens eine Zweckgemeinschaft. Für ihn war das einfach noch zu neu, Dinge nicht nur mit sich selbst auszumachen. Und wenn, dann hatte er Adrian immer mit ins Boot geholt. Aber seit diesem Jahr war einfach alles anders geworden. Genauso wie er ebenso erkannte, dass es keine Möglichkeit gab, Jordan eine Ausrede vor den Kopf zu knallen. Er war vielleicht sehr kindisch in manchen Aktionen, aber er war genauso wenig auf den Kopf gefallen und konnte mit Sicherheit die ganze Situation gut genug durchschauen.
 

„Sag's ihm einfach.“, sagte er dann frei raus und Leanne sah ihn fast schon entgeistert an.
 

„Bist... bist du dir sicher?!“
 

Marcus zuckte mit den Schultern. Was würde es bringen, ihm irgendetwas vorzulügen, wenn er am Ende irgendwelche Gerüchte streute, die mal ganz davon abgesehen, eventuell wahr sein könnten? Damit würde er all die Problematik mit Warrington nur noch mehr und sogar selbst anheizen. Dann lieber alle Karten auf den Tisch legen und vielleicht... vielleicht könnte er Jordan auch auf seine Seite ziehen.

Der Hintergedanke, der sich in seinem Kopf breit machte, dass er über Jordan auch an vertrauliche Informationen über Katie herankam, versuchte er zu verdrängen. Auch wenn es verlockend war. Der Slytherin in ihm konnte er nur schwer unterdrücken.
 

Nach ein paar Minuten hatte Leanne das alles dann in die Hand genommen. Sie erzählte dem Gryffindor fast brühwarm, dass er und Katie was miteinander gehabt hatten, vor dem Anschlag und der Blick war fast grandios gewesen. Ein kleines bisschen Schadenfroh darüber war er ja doch leider. Jordans immer wieder schüttelten Haarschopf zu sehen brachte Marcus fast zum Grinsen. Wie er es sich fast gedacht hatte. Keiner ihrer sogenannten Freunden wusste wohl wirklich, wie ihre Freundin tickte. Okay. Er auch nicht unbedingt. Aber immerhin kannte er eine Seite von ihr, die ihnen lange verborgen blieb.
 

„Ihr wollt mich doch verarschen.“, erwiderte Jordan dann gegen Ende, als Leanne ihre Ansichten ihm gegenüber geteilt hatte.
 

„Würde ich so etwas tun, Lee?“
 

„... ja!“, kam es nach kurzen zögern von ihm.
 

Leanne seufzte.
 

„Ich glaub euch,... dir...“, sagte er und sah dann direkt in die dunkelgrünen Augen des Slytherins, „... überhaupt nichts!“, schüttelte er erneut den Kopf, bevor er den Blick auf ihn abwandte.
 

Irgendwie seltsam starrte er wie gebannt auf seinen Nachttisch.
 

„W-was ist das? Ist das etwa...“, begann er wieder, stoppte aber im Satz, ging schnell an die Seite des Bettes zu eben diesem Nachttisch und hob etwas hoch, „Das ist Katies Glücksbringer! Was macht der bei deinen Sachen?“
 

Oh. Schoss es ihm durch den Kopf. Das hatte er fast vergessen. Nachdem Spiel hatte Adrian ja irgendetwas auf seinem Nachttisch abgelegt. Er war zu müde und zu ausgelaugt gewesen, um nachzusehen, was er war. Und da er ja so wunderbar geweckt wurde, hatte er dann auch keinen Augenmerk darauf gelegt.

Hätte er vielleicht mal machen sollen, denn diese Ausgangslage war nicht nur deswegen ungünstig, da Jordan diesen Gegenstand wohl eindeutig identifizieren konnte. Nein, es würde auch bedeuten, das Adrian diesen Fund sicher ebenso merkwürdig fand. Warum musste er auch unbedingt diesen scheiß Schlüsselanhänger ständig und überall hin mitnehmen?! Gerade eben auch zum Quidditchspiel? Bei Salazar, er war einfach zu sentimental geworden...
 

„Flint, ich frag dich noch einmal,... warum bist du im Besitz von Katies absolut, heiligen Glücksbringer!? Und jetzt erzähl mir keinen Mist. Ich würde diesen Schlüsselanhänger von Tausenden wiedererkennen!“, donnerte er weiter.
 

„Hab ihn... von ihr?“, war dann sein vergeblicher Versuch und erntete direkt einen bitterbösen Blick, des Löwen.
 

„Erzähl mir keinen Scheiß, hab ich gesagt! Nie würde Katie den aus der Hand geben! Dir schon gar nicht! Dafür bedeutet es ihr viel zu sehr! Den hat sie nämlich von meiner Mum zur Einschulung bekommen!“
 

Lügen war definitiv keine Option. Am Ende würde er sich mit Jordan nur noch mehr verscherzen.
 

„Na ja, sie... hat ihn mir nicht freiwillig gegeben, das stimmt schon, aber-“
 

„Du hast ihn geklaut.“, warf Leanne dann plötzlich dazwischen und verschränkte die Arme ineinander.
 

„Ey, diese Zeit war extrem kompliziert, okay.“, versuchte er sich zu rechtfertigen.
 

Zu sagen, dass es eine Kurzschlusshandlung, würde das ganze sicher noch mehr anfachen. Also hielt er lieber die Fresse.
 

„Du wolltest sie damit sicher erpressen oder so etwas! Ging's um Quidditch?“
 

„W-was? Nein.“, schüttelte er dann doch den Kopf, über diese haltlose Aussage.
 

„Also,... sicher ist, dass du ihn offenbar geklaut hast.“, sagte die Hufflepuff vorsichtig, während Jordan mehrmals nickte, während er böse auf Marcus hinab blickte, „Aber du hast trotzdem unrecht, Lee.“
 

Immer noch nickte Lee enthusiastisch, bis in seinem Gehirn Leannes letzte Worte eintrafen.
 

„Huh? Wieso das jetzt?!“
 

„Ich weiß, dass ist für dich wahrscheinlich ein gigantischer Schock, aber Flint versucht den Mistkerl ausfindig zu machen, der für Katies Zustand verantwortlich ist und ich glaube ihm das, egal woher er auch nun ihren Glücksbringer her hat.“, sagte sie und lockerte ihre Arme wieder, „Du weißt, ich habe eine gute Menschenkenntnis und nach allem was ich gehört und gesehen habe, weiß ich einfach, dass er nur gute Absichten hat.“, sagte sie aufrichtig in die Augen des Gryffindors, „Außerdem weiß Flint vielleicht mehr über Katie, als wir.“
 

„Was soll dass jetzt wieder heißen?! Katie und ich sind seit Kindertagen die besten Freunde. Ich weiß alles über sie. Ihre Lieblingsfarbe, ihr Lieblingsessen, ihre Lieblingsmannschaft, selbst über ihre verkorkste Familie weiß ich Bescheid!“, wurde er laut... und noch lauter, „Ihr habt beide überhaupt keine Ahnung, wie das ist, wenn man ständig irgendwo abgeschoben wird, weil sie einen einfach nicht haben wollen!“
 

Marcus wurde hellhörig und beugte sich etwas zu Jordan vor, der gerade panisch seine Hände auf den Mund legte und mehrere Schritte wieder zurückging.
 

„Abgeschoben?“, fragte der Schwarzhaarige verwirrt nach.
 

„Das hab ich nicht gesagt!“, versuchte er zurückzurudern, als er die Hände herunternahm, „Vergesst das wieder. Ich hab nichts gesagt!“
 

„Lee... was meinst du-“
 

„Gar nichts.“, kam es einige Oktaven höher aus seinem Mund.
 

„Lee...“, kam es fast schon bedrohlich von der Hufflepuff.
 

„Bitte habt das überhört. Wenn Katie erfährt, dass mir das herausgerutscht ist, bringt sie mich um!“, sagte er panisch und schüttelte den Kopf, „Vor allem dir gegenüber!“, und sah zu dem schwarzhaarigen Slytherin.
 

„Jetzt Butter bei den Fischen.“, kam es erneut von Leanne und Marcus zog irritiert die Augenbrauen hoch, da er diese Wortwahl von ihr merkwürdig fand, fragte aber nicht nach, „Von was redest du? Ich meine, dass sie eine komische Familie hat, das war mir schon irgendwie bewusst. Aber deine Aussage verstehe ich gerade gar nicht.“
 

Jordan seufzte gequält auf und stützte seine beiden Händen auf die Bettpfosten ab.
 

„Katies Familie ist... na ja. Schwierig.“, begann er dann vorsichtig, „Ihr müsst mir versprechen, dass Katie davon nie etwas erfahren wird, was ich euch jetzt erzähle.“, sagte er wieder, „Sie bringt mich wirklich um. Das weiß keiner, außer mir. Aber wenn das die Runde macht, dann...“, atmete er schwer, „Sie versucht immer die Starke zu sein, aber innerlich sieht das alles ganz anders aus.“
 

„Hier ein Deal.“, schoss es aus Marcus' Mund und beide an seinem Bett sahen zu ihm hinab, „Wir behalten das für uns und im Gegenzug, verrätst du niemanden das, zwischen mir und Katie.“
 

„Zusatz Deal.“, erwiderte Lee und Marcus hob eine Augenbraue an, „Du musst mir Montague vom Leib halten.“
 

„Graham? Was... hat er mit-“, begann er, doch sofort stieß Leanne die nächste Worte aus.
 

„Ich wusste es! Die ekeligen Bohnen hast du doch einem Slytherin-“
 

„Ja, ja! Ist ja gut. Du hattest Recht.“, winkte er ab und sah erneut zum Schwarzhaarigen auf, „Also. Haben wir einen Deal?“
 

„Deal. Und jetzt spuck's schon aus.“, sagte er fast ein bisschen zu unwirsch.
 

Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er Graham davon abhalten sollte, Jordan um nieten zu wollen. Geschweige denn, was er nun zu hören bekam. Aber irgendwie klang das viel zu absurd, dass er es unbedingt wissen wollte. Ach, was wollte er sich einreden. Alles was mit Katie zu tun hatte, sog er mittlerweile auf wie ein Schwamm.
 

„Clarice Bell, ihre Mum ist... na ja. Nicht so eine tolle Mutter. Eigentlich eher eine Rabenmutter. Witzig, wenn man weiß, dass sie eine Ravenclaw war.“
 

„Lenk' nicht vom Thema ab.“, zischte Leanne diesmal, „Komm zum Punkt.“
 

War wohl genauso heiß auf diese interne Information, die sie als beste Freundin so gar nicht zu kennen schien.
 

„Ist ja gut.“, zischte er, „Katie und ich sind praktisch zusammen groß geworden. Sie ging Tag ein- und aus bei uns Zuhause. Ihre Mutter ist ständig nur am Arbeiten und hat sie nie wirklich beachtet.“
 

„Das hab ich schon vermutet, dass irgendetwas damit-“
 

„Nein, hast du nicht.“, unterbrach Lee zischend Leanne, „Du kannst dir nicht einmal Ansatzweise vorstellen, wie das für eine Achtjährige ist, wenn die eigene Mutter dir eiskalt ins Gesicht sagt, dass du nur ein Unfall warst!“
 

„W-wie bitte? Wie meinst du das denn jetzt, Lee?“, fragte sie verwirrt.
 

Doch bei Marcus setzte kurz etwas aus. Er hatte sehr wohl Jordans Wortwahl verstanden. Konnte sich das ganze jedoch kaum vorstellen. Das Nachwuchs nicht geplant war in manchen Familien, ja. Gab es. War keine Schande. Aber einem Kind diese Lage unter die Nase zu reiben, war ganz und gar nicht die Norm.
 

„Eigentlich...“, begann Jordan dann erneut, „Eigentlich wäre das schon schlimm genug, aber wenn man dann auch noch weiß, dass Katie ihre eigene Abtreibung überlebt hat, bekommt das Ganze einen noch bitteren Beigeschmack.“
 

„Was?!“, keuchte Leanne erschrocken und hob eine Hand an ihren Mund.
 

Marcus' Augen weiteten sich. Musste Jordans letzten Satz ein paar Mal in seinem Kopf wiederholen, um es erst richtig zu begreifen. Wie war so etwas vor allem überhaupt möglich? Nicht, dass ihm das Leben der Dunkelblonden missfiel. Zum Glück könnte man nun sagen, sonst hätte er niemals jemanden wie Katie kennenlernen dürfen.
 

„Ihre Mum kommt aus einer reinblütigen Familie und sie sei wohl ziemlich früh schwanger geworden von einem Muggel dann auch noch. Dir muss ich das ja nicht erklären, wie manche Reinblütige ticken, Flint.“, zischte er kurz giftig in seine Richtung, „Sie wollte... sie daher abtreiben.“, sagte er und starrte dann direkt auf Marcus' Bettdecke, „Aber da ging wohl was schief und als ihre Familie das herausfand, haben sie sie aus dem Stammbaum gesprengt.“
 

„Das ist grauenvoll... und... und Katie weiß das alles?“
 

Jordan sah zu Leanne auf.
 

„Ihr wurde es all die Jahre immer wieder unter die Nase gehalten. Dass sie ja an allem schuld sei. Dass ihr Leben verpfuscht wäre. Also ja, Leanne. Katie weiß das.“, sagte er in einer so unterkühlten Tonlage, dass selbst Marcus dabei eisig wurde, „Katies Eltern leben eher eine Scheinbeziehung. Für die Öffentlichkeit auf Happy Family machen, aber eigentlich leben sie getrennte Leben, welches nur das Kind verbindet. Wobei ihre Mutter am liebsten gar keine Verbindung zu ihrer Tochter hätte.“
 

Sein Blick wanderte ganz automatisch zum anderen Krankenbett. Konnte die Worte des Gryffindors immer noch nicht wirklich glauben.
 

„Und ihr Dad...“, wieder seufzte er, „Na ja, er ist nicht ganz so schlimm, aber er kommt mit den magischen Genen einfach nicht zurecht. Er war vollkommen überfordert damit und hat sich schlussendlich auch verpisst. Halbwegs zumindest. Hat irgendeinen Job im Ausland angenommen und ist wenn's hoch kommt, zwei, vielleicht dreimal im Jahr in London.“, seufzte er erneut, ging ums Bett herum und setzte sich einfach unverschämt darauf, „Um sein Gewissen reinzuwaschen, schickt er ihr immer wieder kleine Schneekugeln und es hilft ihr tatsächlich. Er ist zwar körperlich nie da, aber wenigstens einer der an sie denkt.“
 

„Er kam... nicht zurecht? Aber mir hat sie doch gesagt, dass-“
 

„Sie hat dich angelogen, Leanne.“, warf er schnell dazwischen, „In dem Bezug verschleiert sie die Wahrheit. Bewusst. Sie macht das nicht gerne, aber für sie ist es die einzige Chance, in ihrer Welt zu überleben. Wenn sie in Hogwarts auf sich gestellt war, hat sie das wunderbar überspielen können. Denn sie wusste ja schließlich, dass sie bei mir und meiner Mum immer Willkommen war. Katie ist wie eine Schwester für mich. Wenn sie in den Ferien Zuhause war, dann meistens bei uns. Wenn sie ein Mädchenproblem hatte, war meine Mum immer für sie da. Sie hat sie aufgenommen, wie ihre eigene Tochter, obwohl sie das Kind ihrer Freundin war.“, wieder ein Seufzer seinerseits.
 

„Deine Mum ist mit ihrer befreundet?“, fragte er Leanne erneut nach.
 

„Waren sogar im selben Jahrgang. Sie hat so oft versucht auf Clarice einzureden, aber das hat nie gefruchtet. Irgendwann hat sie aufgegeben und ab da versuchte sie immer das Beste für Katie herauszuholen, um ihr wenigstens eine halbwegs normale Kindheit bescheren zu können.“
 

„Warum...“, begann sie und setzte sich nun wieder auf ihren Stuhl, „... hat sie mir das nie anvertraut?“
 

„Sie hat sich geschämt, Leanne. Katie denkt oft, dass sie nicht normal ist. Dass mit ihr etwas nicht stimmt. Geschuldet darauf, dass ihre Mutter ihr das förmlich einredet. Irgendwann glaubt man das halt.“, zuckte er mit den Schultern, „Und dann kommt jemand wie du,... das ist kein Vorwurf!“, warf er schnell dazwischen und sah über seine Schultern zur Hufflepuff, „Aber die immer erzählt, wie cool du es findest, dass dein Dad sich für die magische Welt ja so interessiert. Dass ihr in jeden Sommerferien irgendwelche Familienurlaube zusammen macht. Dass du einen Haufen an Geschenken bekommst an Weihnachten oder Geburtstag, von all deinen Familienmitgliedern. Wie natürlich ist es dann, dass sie mit ihrem Familiendrama zu dir kommt? Die das null nachvollziehen kann?“
 

„Aber wenn wir darüber geredet hätten-“
 

„Dann würde es das ganze nur noch schlimmer machen. In Hogwarts ist sie befreit von all dem Druck und dem nicht Erwünscht sein, weil es nun mal keiner wusste. Sie hasst es bemitleidet zu werden, aber genau das würde passieren, wenn sie damit hausieren würde.“, seufzte Jordan schwer, „Sie konnte halbwegs frei von diesen Gedanken sein, was ein Grund mehr ist, wieso sie die Weihnachtsferien immer in Hogwarts verbringt. Zuhause würde ihr nur die Decke aufm Kopf fallen, so ganz allein... mit sich selbst und mit dem Gedanken stetig in ihrem Kopf, dass ihre Mutter sie offenbar so sehr hasst, dass sie sie sogar abtreiben wollte.“
 

Leanne blickte traurig zu der Dunkelblonden hinüber.
 

„Katie ist oft einsam, aber sie lässt nie jemanden an sich heran. Nicht mal mich, obwohl ich die Situation kenne. Solange wie wir in Hogwarts sind, schweigt sie darüber. Es könnte ja jemand Außenstehender mitbekommen. Da kann man noch so oft nachfragen, ob es ihr gut geht. Da kommt immer ein „Mir geht’s super, Lee. Mach dir keine Sorgen.“, aber eigentlich zerbricht sie innerlich und oft frage ich mich, wie sie diese Einsamkeit aushalten kann. Wie sie das mit sich selbst ausmachen kann, ohne völlig dabei verrückt zu werden.“, endete Jordan und spielte gedankenverloren an dem Katzenanhänger herum.
 

Marcus Gedanken fuhren auf und ab. Er hatte sich größtenteils aus dem Zweiergespräch herausgehalten. War das für ihn doch völlig neu. Das hätte er niemals erwartet. Nie und nimmer.

War Katie in seinen Augen doch immer aufgeschlossen und wenn er sie zwischen ihren Freunden gesehen hatte, strahlte sie eine gewisse Zufriedenheit aus. Jetzt fragte er sich, ob sie das nur schauspielerte, um keinem einen Anreiz zu geben, weiter nachzuhaken.
 

„Deswegen ist sie in der Weihnachtszeit immer so depressiv...“, stellte Leanne fest.
 

„... und zieht sich von allen zurück? Ja.“, nickte er langsam, „Sie kann diese fröhliche Familienzeit der anderen einfach nicht ertragen.“, seufzte er wieder, „Da kommt ihr dann selbst in Hogwarts der Gedanke, dass sie nicht normal sei. Keine normale 16-jährige ist und oft kommt dieses Gefühl so plötzlich, wie ein harter Treiberschlag und... haut sie damit völlig aus der Spur.“, wieder ein schwerer Seufzer, „Deswegen beginnt sie gerade in dieser Zeit, sozialen Kontakt aus dem Weg zu gehen. Um... keine Ahnung, nicht die Spaßbremse zu sein. Nicht andere wissen zu lassen, wie scheiße es ihr eigentlich geht.“
 

Der Slytherin erinnerte sich an Leannes Worten vor dem Quidditchspiel. Sie sei an dem Wochenende in den Ferien merkwürdigerweise zu abwesend gewesen. Vielleicht war der Grund gar nicht wegen ihrer Sache, oder wegen Warrington. Sondern einfach nur ihr alljährlicher Kampf mit sich selbst.
 


 

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Verfluchte Suche


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 17: Verfluchte Suche
 

Es waren nun schon einige Tage vergangen, seit dem er aus dem Krankenflügel wieder entlassen worden war. Es war ja auch nur eine Nacht, wenn man es genau nahm. Der Skele-Wachs hatte wie immer ganze Arbeit geleistet. Noch am selben Abend, an dem Lee Jordan nun als dritter Mitwisser von ihm und Katie Bescheid wusste, war er wieder für sich. Auch wenn er an Leannes Anwesenheit sich bereits gewöhnt hatte, war Jordan ein anderes Ding. Der Kerl konnte ohne Punkt und Komma reden und reden und reden. Oft in einem Tempo, dass – wie Leanne es erwähnte – man Kopfschmerzen davon bekam. Mit dem wollte er ganz gewiss nicht alleine in einem Raum verbleiben. Zumindest nicht zu lange.
 

Als der Samstag näher rückte, machte sich Marcus bereits schon vor dem Frühstück auf zur Grenze des Schulgeländes. Zum Glück hatte er den Gemeinschaftsraum ohne andere Blicke verlassen können. Besonders froh war er, dass Adrian noch tief und fest schlief, als er gegangen war.

Seit dem er aus dem Krankenflügel entlassen worden war und kaum in Nähe seines besten Freundes war, wich er ihm plötzlich nicht mehr von der Seite. Hin und wieder fragte er, ob es ihm gut ginge. Andere würden meinen, dass er sich einfach nur nach seinen Verletzungen erkundigen wollte, die er sich beim Quidditchspiel zugezogen hatte. Aber Marcus wusste es besser.
 

Immerhin war es der Dunkelblonde gewesen, der ihm den Schlüsselanhänger von Katie, auf seinen Nachttisch gelegt hatte. Er wusste nicht, wie oft er sich für diese Nachlässigkeit schon selbst eine innerliche Ohrfeige verpasst hatte. Denn natürlich war es merkwürdig, warum er einen Schlüsselanhänger bei sich trug. An dem nebenbei gesagt, eine Katze baumelte und zudem keinen einzigen Schlüssel dranhing. Der Schwarzhaarige war nur froh, dass Adrian nicht gezielter nachfragte. Er hätte nicht gewusst, wie er darauf reagieren hätte sollen. Denn jede Ausrede, würde nur noch mehr seine Skepsis ins Gesicht treiben.
 

Seine Hände waren in einer schwarzen Stoffhose vergraben, während er in der einen Hand links, die Zeichnung von Leanne zusammengefaltet in der Hose hatte und in der anderen Tasche war eben dieser besagte Schlüsselanhänger. Kaum zu glauben, dass Jordan ihm den Anhänger zurückgab. Nun gut. Nicht ganz freiwillig. Der Gryffindor hatte ihm deutlich gemacht, wenn er Katie nur verarschen würde, oder ihr in irgendeiner anderen Weise wehtun würde, wäre der Schlüsselanhänger sein geringstes Problem.

Auch wenn der Sechstklässler um fast zwei Köpfe kleiner war als er, nahm er die Drohung ernst. Für Menschen, die wie Familie waren, würde man immer durchs Feuer gehen. Nun... Marcus würde für seine Familie dies niemals tun. Und Katie offenbar auch nicht, wie er erfahren musste.
 

Ein paar Meter vor dem Schultor wurden seine Schritte langsamer, bis er dann gänzlich stehen blieb. Er seufzte leise und schaute kurz über seine Schultern zum Schloss hoch. Es behagte ihm nicht, Katie alleine zu lassen. Auch wenn sie nicht wirklich alleine war und sich auch nicht vom Fleck bewegen konnte. Aber die Sache, die er durch Jordan erfahren hatte, die nicht einmal ihre beste Freundin erahnen konnte, ließ ihn einfach nicht mehr los.
 

Die eigene Abtreibung überlebt.
 

Wenn er davon sprach, dass seine Familie ihn auch nur als Stammeshalter sahen und nicht als geliebtes Kind, dann war das eine Sache. Ein Leben eines noch nicht geborenen, warum auch immer, beenden zu wollen... okay. Wenn man damit umgehen konnte und außerdem war er nicht in der Position darüber zu urteilen. Aber dieses Kind, welches man dann nicht haben wollte, dann dafür verantwortlich zu machen, was im Leben zuvor schief lief, das ging zu weit. Man konnte doch nicht einem Kind für etwas die Schuld geben, für was es nichts konnte?! Schlimmer noch. Diesen ganzen Hass auf Katie zu projizieren verstand er noch weniger. Bei Merlins Bart, dann hätte Katies Mutter das Kind einfach abgeben sollen. Aber wahrscheinlich wäre das wieder negativ auf ihre öffentliche Präsenz zurückgefallen. Obwohl er sich da auch sicher war, dass es Mittel und Wege gab, das unter den Teppich zukehren.
 

Marcus schüttelte den Kopf und schritt seinen Weg weiter. Kaum das Tor durchquert setzte er auch schon an und verschwand augenblicklich.
 


 

Den ersten Ort den er aufsuchen wollte, war eigentlich der normale Bücherladen in der Winkelgasse. Aber es war eben Samstag und brechen voll. Nicht nur die Gasse. Auch jedes andere Geschäft war gefüllt von Zauberer und Hexen, die am Wochenende ihrer Shoppingsucht nachgingen. Obwohl es ihn auch teilweise überraschte, dass so viel los war.

Wurde doch Ende August letzten Jahres, die Brockdale-Brücke zum Einsturz gebracht und man fürchtete noch mehr Anschläge. Auch wenn das eher gegen die Muggel ging, konnte man sich bei den Todessern nie sicher sein, wen sie als nächstes einschüchtern wollten.

Marcus wandte den Blick ab zu seiner Rechten und trat dann seinen Weg in eine kleine Nebengasse. Dunklere Gestalten begegnete ihm ihr. Tiefe Kapuzen, deren Gesichter völlig verdeckt dadurch wurden. Kurz zog er seine schwarze Lederjacke enger um sein Körper und zupfte ebenso die Kapuze eines grauen Hoodies unter seiner Jacke hervor, die er dann über seinen Kopf stülpte.
 

Auch wenn er hier nichts zu befürchten hatte, wollte er eher unerkannt bis zu Borgin & Burkes durchkommen. Hin und wieder musste er sich relativ dünn machen, wenn er zwischen zwei Personen hindurch schlüpfen wollte. Bloß jetzt keinen Anrempeln. Auf Stress konnte er getrost verzichten.
 

Nach elendigen langen Minuten hatte er dann endlich den zwielichtigen Laden erreicht. Er trat durch die Tür, eine kleine Glocke kündigte sein Eintreten an, jedoch schien der Besitzer des Ladens weit hinten im Lager zu sein. So sah sich Marcus erst einmal in Ruhe alleine um. War vielleicht sogar besser. Wenn er ohne Mr. Borgin, das fand was er suchte, würde er ohne Begegnung mit diesem schmierigen Lappen davonkommen.
 

Zielsicher schritt er die Regale entlang. Wusste immerhin nach was er Ausschau halten musste. Mit argwöhnischen Artefakten hatte er schon sein ganzes Leben lang zu tun gehabt. Als Kind fand er es sogar faszinierend. Später war ihm jedoch klar, wie abartig manche Sachen waren. Wer dann auch noch diverse Flüche darauflegte, der konnte nicht mehr ganz richtig im Kopf sein.
 

Zum Beispiel kam sein Vater mal mit einer Spieldose Heim, die man sonst gerne nutzte, um Musik spielen zu lassen. Die Figur darauf würde dann aus ihrer Box herausklettern und irgendwelche Bewegungen zur Musik machen. Aber anstatt, dass Musik gespielt wurde, schoss im nu irgendetwas haariges, mit einer Klauen besetzten Pfote aus der Box. Und hätte er als Kind nicht vor Schreck die Box fallen gelassen, hätte das Vieh, welches am Boden der Box befestigt worden war, seine Augen wortwörtlich heraus gekratzt.
 

Angekommen an einer verschlossenen Glasvitrine sah er schon einige Stücke, die der besagten Kette nahe kamen. Kurz zog er die Zeichnung von Leanne heraus und verglich zugleich die Dinge in der Vitrine mit der Skizze. Seine dunkelgrüne Augen überflogen die ausgestellten Sachen nur. Auf Anhieb konnte er erkennen, dass dieser Schmuck zwar sicherlich unter dem einen oder anderen Fluch standen, sonst wären sie niemals neugierigen Händen verschlossen geblieben, aber eine wie auf der Skizze gab es wohl nicht.

Eigentlich hatte er es fast erwartet. Oftmals gab es solche Fluch Gegenstände nur jeweils einmal. Da sie eher aus persönlichen Hintergründen erschaffen wurden und sie somit einen unermesslichen Wert besaßen, wenn es nur ein Exemplar gab. Aber Hoffnung starb nun mal zuletzt.
 

„Ich bin gleich für sie da, werter Herr!“, hörte er den Ladenbesitzer rufen und kurz sah er auch auf.
 

Doch er konnte Borgin nicht ausmachen. Marcus seufzte, dann müsste er wohl doch ihn dazu aushorchen müssen. Gefiel ihm gar nicht. Doch wenn er etwas herausfinden wollte, müsste er das kleinere Übel auf sich nehmen. Immerhin hatte er Leanne großkotzig zum Besten gegeben, dass er Mittel und Wege kannte. Gerade jetzt, da Jordan mit im Boot war. Er war immer noch nicht voll überzeugt von ihm. Wenn er mit leeren Händen zurückkam, würde sich das eher noch mehr ins Negative ziehen.
 

Gerade wollte Marcus der Vitrine den Rücken kehren, als er im Augenwinkel auf ein Schild in der Glasvitrine aufmerksam gemacht wurde. Der Sockel daneben war leer, daher hatte er es wohl beim ersten drüber schweifen ignoriert. Aber als er nur das Wort Opalhalskette darauf las, waren plötzlich alle seine Sinne geschärft.
 

Der Schwarzhaarige trat wieder näher und las die wenigen Worte, die darauf standen. Schon beim ersten Satz lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Als er dann auch noch die Beschreibung der Kette durchlas, war ihm sofort klar, dass die Halskette, die Katie berührt hatte und sie in diesen ewig langen Koma versetzte, aus diesem Laden stammen musste.
 

„So, jetzt bin ich nur für Sie- Oh. Mr. Flint.“, trat plötzlich Mr. Borgin an seine Seite und Marcus erhob schnell sein Haupt, „Sie habe ich hier gar nicht erwartet... ehm.“, er räusperte sich sichtlich nervös.
 

Ihm war sofort bewusst, wieso das so war. Sein Vater ging hier schließlich ein- und aus. War oft geschäftlicher Natur. Wenn er mal wieder ein Haus leerräumte, um es dann gewinnbringend an den nächsten reichen Reinblüter zu verscherbeln, verkaufte er oft die Inneneinrichtung hier. Marcus war oft genug dabei gewesen. Eher gezwungen, als er hätte jemals gewollt. Immerhin sollte er ja nach der Schule, für die Öffentlichkeit natürlich, die Geschäfte seines Vaters übernehmen. Irgendwann. Jedenfalls waren unter den verkauften Sachen hin und wieder eben auch ziemlich gefährliche Dinge, die im Ministerium wahrscheinlich viel besser aufgehoben wären, als in diesem schäbigen Laden.
 

„Mr. Borgin. Es ist auch schön, Sie wiederzusehen.“, setzte er seine perfekte Maske auf und lächelte zuversichtlich.
 

„W-wie kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas Bestimmtes?“
 

„Könnte man so sagen...“, sagte er mit bedacht und zeigte auf den leeren Sockel, in der Vitrine, „Die Kette die dort hing hat meine Aufmerksamkeit erregt. Was können Sie mir dazu erzählen?“
 

„Die... Opalhalskette? Oh, ein wunderschönes Schmuckstück, nicht wahr?!“, erhellte sich sein Gesicht plötzlich, „Handgefertigt mit den schönsten Opalen die unser Land zu bieten hat.“, und sprach so, als würde er über ein unverschämt teuren Federkiel reden.
 

Von einem Schmuckstück war es nämlich weit entfernt, wie er dachte. Wenn die Beschreibung des Schildes stimmte, brachte es dem Tragenden den sofortigen Tod nahe. Dass Katie daran nicht gestorben war, war viel eher Glück im Unglück gewesen. Warum dieser glücklicher Umstand jedoch so war, konnte er nicht nachvollziehen. Vielleicht sollte er nochmal Leanne fragen. Vielleicht war ihr ja etwas entgangen. Eines war jedoch dadurch glasklar. Das hier war ein Mordanschlag definitiv gewesen. Ob nun an Dumbledore geplant, oder höchstens getarnt als Kollateralschaden, wenn sie nicht das Ziel war.
 

„Sie haben nicht zufällig das Schmuckstück hier?“, fragte er dann gespielt interessiert.
 

Auch wenn er wusste, wo sich die Halskette derzeit befand. Aber immerhin musste er den Unwissenden mimen.
 

„Eh... nein, nein. Aber selbst wenn, Mr. Flint, Sie wissen doch, dass diese Auslage in den verschlossenen Vitrinen nur zur Anschauung dienen und nicht zum Verkauf stehen.“
 

Witzbold. Als ob er ihm das abkaufte. Natürlich waren überall Warnhinweise angebracht worden, wie auch an dieser Glasvitrine, dass diese Dinge Unverkäuflich wären. Aber eben nur zum Schein. Wenn Borgin das große Gold witterte, würde er alle seine Habseligkeiten an den Mann bringen wollen.
 

„Aber... sie haben es hier beschildert, oder sehe ich das falsch?“
 

„Eh... ja-ja. Eh... weil es so ein fasziniertes Stück war und...“
 

„Sie können mir doch sicher mehr über diese Kette verraten, oder Mr. Borgin?“, unterbrach er ihn gekonnt, „Wir beide wissen doch, dass sie einem guten Deal nicht widerstehen können.“ - egal an wen er den Scheiß verkaufte und damit unschuldige Menschen ins Grab brachte, dachte er dabei.
 

„Ich... ich weiß nicht, was Sie meinen.“, sagte er dann und verschloss seine Arme ineinander.
 

„Vielleicht ein Name, wer sie gekauft hat?“, half er ihm auf die Sprünge.
 

Er könnte ihn auch sicherlich bestechen, für die Information. Und kurz bei seiner Ankunft in der Winkelgasse, war er auch kurz am überlegen, ob er einen Abstecher in sein Verlies machen sollte. Verwarf es jedoch zugleich wieder. Den illegalen Markt wollte er nicht auch noch unterstützen.
 

Borgin schien hin und hergerissen zu sein und sah sich auch ein paar Mal in seinem eigenen Laden um. Bis er ihn zum Tresen winkte. Marcus folgte ihm direkt. Dort angekommen huschte Borgin direkt zur Eingangstür des Ladens, schloss ab und drehte ein Aushängeschild an der Fensterscheibe um.
 

„Ich fürchte nicht, Mr. Flint. Ich führe keine Liste meiner Kunden, wie Sie sich sicher denken können. Wieso haben sie so ein reges Interesse an diesem Schmuckstück?“, fragte er, als er wieder bei ihm ankam.
 

Er hatte sich also dafür entschieden, offen mit ihm zu reden. Schön.
 

„Mein... Vater ist Immobilienmakler, wie Sie wissen und... ebenso ein Artefakt-Liebhaber. Sehen Sie, einer seiner Kunden vermisst ein solches Schmuckstück. Es wurde unwissentlich entfernt aus dem neuen Anwesen und ich helfe nur, um es wieder aufzutreiben. Ich dachte, bei Ihnen wäre die perfekte Anlaufstelle. Sie kaufen schließlich auch an.“
 

Er wusste, er pokerte hier ziemlich hoch. Seinen Vater da jetzt mit hineinzuziehen mit einer erfundenen Geschichte, war nicht die beste Idee, wenn er hier eben Stammkunde war. Aber er hoffte einfach, dass Borgin es nicht zur Sprache kommen lassen würde, gegenüber ihm. Er musste nur dafür Sorgen, dass er ihn subtil unter Druck setzte. So dass er aus Angst und Panik darüber schweigen würde.
 

„Sie wollen mir doch nicht unterstellen, ich würde geklaute Ware-“
 

„Aber nicht doch.“, lächelte er charmant, „Wenn Sie mir nur einen Namen geben könnten, wer sie Ihnen verkauft und ebenso dann erworben hat, wären Sie mich wieder los. Ich werde Ihren Namen aus allen Angelegenheiten herauslassen.“
 

Der schmierige Ladenbesitzer räusperte sich auffällig und bevor die Pause zu lang wurde, erhob Marcus direkt wieder das Wort.
 

„Wenn Sie allerdings auf ihre Nichtaussage beharren wollen, dann bleibt mir nichts anderes übrig, das leider ans Ministerium weiterzuleiten. Mein Vater hat da vorzügliche Verbind-“
 

„Ist ja gut, ist ja gut. Warten Sie kurz.“, unterbrach er ihn unwirsch und verschwand schnell hinter seinem Tresen.
 

Geht doch, dachte er zufrieden. Bestechung war hier definitiv fehl am Platz. Gerade bei Borgin. Seit der eigentliche Eigentümer des Ladens, Mr. Burkes, irgendwann vor vier Jahren verschwand, leitete Borgin den Saftladen alleine. Und gewiss war es nicht einfach in der Nocturngasse Fuß zu fassen. Hier gab es nur zwielichtige Geschäfte, die mit schwarz-magischen Gegenständen oder Substanzen dealten. Einen Kunden zu verärgern würde Borgin also auf alle Fälle vermeiden wollen. Genauso, wie er das Ministerium von seinem Laden fernhalten wollte. Wenn das die Runde machen würde, dass das Ministerium wieder in seinen Angelegenheiten herumschnüffelte, wäre sein Ruf diesmal wohl endgültig hin.
 

„Also...“, kam er wieder aus dem Lager und hatte ein dicken Wälzer dabei, den er laut und aufgeschlagen auf den Tresen warf.
 

Marcus lehnte sich zur Seite, um hinein sehen zu können, was ihm sogar offenbar gestattet wurde und Borgin zeigte ihm die Zeile, in dem die Halskette stand.
 

„Ich kann Ihnen wie gesagt, keine Namen nennen. Das zeichne ich nie auf. Zumal die Opalhalskette plötzlich eines Abends vor meiner Tür lag. Eben mit ihrer sagenumwobenen Eigenschaft.“
 

„Wann war das?“
 

„Das weiß ich leider nicht mehr. Ich habe es auch nie für wichtig gehalten, das festzuhalten. Ich weiß nur, aus Recherche, dass sie wohl zuletzt im Besitz von neunzehn Muggel war.“
 

„Neunzehn?“, fragte er nochmal nach, da er dachte, sich verhört zu haben.
 

„Ja, Sir. Sie sind dem Fluch wohl zum Opfer gefallen.“
 

Ach du Scheiße, schoss es ihm durch den Kopf.
 

„Und... und dieser Fluch... wissen Sie, wie sich dieser auswirkt?“
 

„Man stirbt bei bloßer Berührung, Mr. Flint. Wie auf dem Artikelschild zu lesen war.“
 

„Ja, schon klar... aber...“, er stoppte kurz und überlegte, ob es nicht zu gefährlich war, mehr nachzuhaken.
 

Aber welche andere Wahl hatte er denn? Die Kette war von hier. Das war sicher. Borgin wäre der einzige, der sie vor dem Einsatz vor fünf Monaten, gesehen hatte und offenbar auch das Ding untersucht hatte. An einen besseren Informanten würde er niemals mehr herankommen.

Dauernd schoss ihm Katie durch den Kopf. Er musste einfach dieses Risiko eingehen. Für sie.
 

„Angenommen...“, begann er dann erneut langsam, „Man würde den Fluch überleben.“
 

„Ausgeschlossen.“
 

„Nein, nein, warten Sie. Nur mal... angenommen.“
 

„Ich wiederhole mich nur ungern, Mr. Flint. Aber das ist ausgeschlossen.“
 

Marcus wäre ihm fast über den Tresen, an die Gurgel gegangen. Bei Salazar, konnte er nicht mal für eine Minute die Klappe halten?! Er atmete angespannt durch die Nase und setzte erneut an. Diesmal sprach er es schneller aus, so dass Borgin keine Chance hatte wieder dazwischen zu funken.
 

„Angenommen man überlebt, wie würde sich der Fluch dann überhaupt auf die Person auswirken?“
 

Mr. Borgin seufzte nun genervt, doch er schien tatsächlich kurz darüber nachzudenken.
 

„Angenommen...“, wiederholte der Ladenbesitzer seine Worte, „Ich weiß es nicht. Wirklich nicht, Mr. Flint. Auf dieser Kette liegt eine andere Art des Todesfluches, aber es führt zum selben Ergebnis. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie jemand das überleben könnte.“
 

Katie hatte es überlebt. Mehr oder weniger. Wie auch immer sie das angestellt hatte. Aber schlecht konnte er Borgin davon erzählen. Das wäre definitiv ein zu gefährliches Wissen. Verärgert darüber, dass er ihm wohl doch nicht damit weiterhelfen konnte, kratzte er sich seinen Hinterkopf.
 

„Wieso wollen Sie das eigentlich so genau wissen? Ich dachte, die Kette sei abhanden gekommen, bei einem Ihres Vaters Kunden?“
 

Fuck. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht.
 

„Reine Neugier.“, schoss er jedoch gekonnt zurück, so dass Borgin tatsächlich diese Lüge für voll nahm.
 

„Sie konnten schon früher als Kind nicht genug von interessanten Dingen lassen. Hat sich nicht geändert.“
 

Innerlich gab er ein tiefen Seufzer von sich, dass er das so schnell geschluckt hatte. War jetzt vielleicht doch gut, dass sein Vater ihn immer hier hin mitgenommen hatte. Dass ihm das mal so nützlich sein würde, hätte er im Leben nicht dran geglaubt.
 

„Nun gut, Mr. Borgin. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen ihre Zeit geraubt habe.“
 

„Nicht doch, Mr. Flint. Ich hoffe,... nun... egal in welche Richtung ihre Ermittlungen gehen, hoffe ich, dass Sie meinen Namen aus der Angelegenheiten herauslassen.“
 

„Natürlich. Wie abgemacht.“, nickte er und stützte sich vom Tresen mit einer Hand ab, „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
 

„Gleichfalls, gleichfalls.“, sagte er und Marcus wandte sich dem Gehen zu.
 

Mr. Borgin kam ebenso um den Tresen herum geschossen, beeilte sich noch ihn einzuholen und öffnete ihm dann mit einem schmierigen Lächeln, die Tür.
 

„Grüßen Sie ihren Vater.“
 

Der Schwarzhaarige nickte nur und verließ dann das Geschäft.

Schmerzhafter Seitenhieb


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 18: Schmerzhafter Seitenhieb
 

Keine Stunde später war er wieder in Hogwarts. Oder besser gesagt in Hogsmead. Hier hatte er sich noch gestern mit Adrian und Graham verabredet. Wollten mal wieder was Trinken gehen. Das hatten sie wirklich lange nicht mehr gemacht. Obwohl er das gar nicht so genau wusste, ob nicht einfach er schon lange nicht mehr dabei war.

Eigentlich hatte er keine Lust sich in den Eberkopf zu setzen. Er sah es schon kommen, dass er sich abschießen würde, weil die Ergebnisse, die er bei Borgin mitgenommen hatte, eher einem Troll nachkam. Schon jetzt wusste er, dass Jordan sich sein Maul über ihren zerreißen würde und wie enttäuscht Leanne sein würde. War das doch sein Pluspunkt. Er konnte immerhin das Schulgelände verlassen, da er volljährig war. Die anderen beiden waren immerhin erst sechzehn.
 

Während er also auf seine zwei Freunde am Torbogen des kleinen magischen Dorfes wartete, hing er weiter seine Gedanken nach. Noch einmal ging er alle Fakten durch, was sie bisher in Erfahrung bringen konnten. Denn wenn er bei der Halskette nicht weiterkam, dann musste er wenigstens herausfinden, wer der Attentäter war.
 

McGonagall ging ja immerhin von einem Schüler aus und er hatte da weiterhin Warrington im Visier. Wenn auch er Leannes Worte im Ohr hatte, dass es bereits einen zweiten Anschlag gegeben hatte und es diesmal jedoch einen Weasley traf. Also wenn Katie ein Zufallsopfer war, dann konnte das mit Warrington nicht wirklich passen. Dennoch musste sie den Täter offenkundig gekannt haben und dieser jemand wollte mit der verfluchten Kette, Dumbledore umbringen.

Fazit: Konnte ja nur einer gewesen sein, der sich in den Dunklen Künsten auskannte und einen Vorteil, aus dem Tod des Schulleiters, gewann. Warrington fiel da eigentlich nun komplett raus.
 

Also, wenn es dieser Mistkerl nicht war... Wer trachtete Dumbledore nach dem Leben? Da gab es eigentlich nur eine richtige Antwort, dessen Namen er nicht einmal aussprechen wollte. Aber dieser könnte sich nie öffentlich zeigen und mal nebenbei gesagt, der dunkle Lord würde wahrscheinlich eher ein offizielles Duell vorziehen, als heimtückisch Dumbledore in eine Falle zu locken. Das war eher die Herangehensweise von...
 

„Todessern...“, murmelte Marcus leise vor sich hin, als ihm sofort dieser Gedanke kam.
 

Beim blutigen Baron. Allein daran zu denken, dass Katie in der Nähe eines Todessers war, verursachte bei ihm Magenschmerzen. Noch dazu, wenn man beachtete, dass es ein Schüler gewesen sein musste. So die Vermutung, wie gesagt. Aber würde der Dunkle Lord einen Schüler in die Reihen der Todesser einführen?

So weit er wusste wurde man erst mit der Volljährigkeit in die dunklen Kreise aufgenommen. Aus dem einfachen Aspekt, dass bei Minderjährigen noch die Spur auf ihnen lag, bis eben zu deren 17. Geburtstages. Hätte ihm sicher auch geblüht, wenn er nicht eine Extrarunde hätte drehen müssen. Nach diesen Regeln, wäre das also doch komplett absurd! Wer würde in dieser Parabel hineinfallen?
 

Marcus Blick wanderte vor sich, da er Stimmen wahrgenommen hatte. Gerade kamen Adrian und Graham den Fußweg vom Schloss hinunter gelaufen, die sich anscheinend anregend miteinander unterhielten, bis sie bei ihm angekommen waren. Darauf verstummten sie augenblicklich.
 

„Ah! Da ist ja unser Findelkind!“, kam Graham auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter, „Wir haben uns schon gefragt, wo du abgeblieben bist.“
 

Marcus quittierte das nur mit einem Murmeln, das nicht mal echte Wörter enthielt. Also war es ihnen aufgefallen, dass er sich aus dem Staub gemacht hatte. Mal wieder. Wohin, das würde er für sich behalten.
 

Adrian sagte nichts, sah ihm aber irgendwie an, als würde er tausende Hummeln im Arsch haben. Er schüttelte innerlich den Kopf und reihte sich in die Mitte seiner zwei Freunde ein.
 

„Lasst uns lieber schnell zum Eberkopf, bevor die besten Plätze weg sind.“, waren nur seine Worte gewesen und so lief das Dreiergespann von Slytherin auch schon los.
 

Doch kaum ein paar Meter gelaufen, fiel er schon wieder zurück. Seine Gedanken beherrschten Marcus förmlich. Er konnte einfach nicht abschalten und an etwas anderes denken. Das funktionierte so nicht! Denn immer noch machte er sich darüber innerlich Notizen, wer Katie in diese Lage gebracht hatte. Wer dafür verantwortlich sein könnte.
 

Sein Blick fiel nach vorne. Adrian und Graham liefen ein gutes weites Stück vor ihm her. Unterhielten sich gerade über neue Besengeneration, wie er heraushören konnte.
 

Wenn er das ganze logisch angehen würde, sollte er bei den Personen anfangen, von denen er wusste, dass ihre Eltern zu den Todessern gehörte. Der Schwarzhaarige wusste zum Beispiel, dass Adrians Eltern mehr denn je dem alten Standard nach gierten und auch das sein Vater einer von ihnen war. Aber Adrian selbst schloss er aus. Da würde er seine Hand für ins Feuer legen. Der Dunkelblonde konnte keiner Fliege was zur Leide tun. Graham vielleicht? Nein... Er schüttelte vehement den Kopf. Ihm konnte er es auch nicht zutrauen. Eigentlich vertraute er darauf, dass niemand aus seinem Team dazu in der Lage war.
 

Sie redeten viel, aber taten nie etwas in der Richtung. Außer eben... Warrington. Immerhin hatte er schon ein deutliches Fehlverhalten an den Tag gelegt, als er Katie damals bedrängt hatte. Und auch seine Stalker Eigenschaften sprachen eher dafür, dass er nicht so unschuldig war, wie er sich gab. Er kam einfach auf keinen anderen Nenner. Er musste es eigentlich gewesen sein. Wenn man nur annahm, dass Warrington im inneren Kreis aufgenommen wurde und er, mal angenommen, den Auftrag bekam, Dumbledore zu töten...
 

Abrupt blieb Marcus stehen, denn ihn hatte einen komplett verwirrten Gedanken erreicht.
 

War Warrington überhaupt zu der Zeit, in Hogwarts gewesen? Er dachte angestrengt darüber nach, kam aber nicht darauf, ob er im Zug gesessen hatte, oder nicht.
 

„Wo bleibst du denn?!“, rief Adrian plötzlich und holte ihn aus seinen Gedanken.
 

„Ich komm ja schon...“, rief er zurück und wollte gerade aufholen, als er im Augenwinkel auf ein Schaufenster sah, an dem er gerade vorbei kam.
 

Wieder blieb er stehen.
 

Viele Schneekugeln standen auf kleinere, mal größere Podeste. Unterschiedliche Farben, unterschiedliche Motive. Hier stand sie auch mal. Hatte sie gesehen. Oder besser gesagt, gefunden. Nachdem sie ihn auf der Brücke so abserviert hatte, war er ihr hinterher gegangen. Natürlich so, dass sie es nicht mitbekam. Den ganzen Tag hatte er nichts anderes gemacht, als zu sehen, was sie bitteschön machte, als sich mit ihm zu vergnügen. Bis sie beide hier angekommen waren. Sie hatte ewig lange davor gestanden und war darin auch mit ihrer Hufflepuff Freundin verschwunden.
 


 

ӿ Flashback ӿ
 

Er hatte sich den Desillusionierungszauber auferlegt und war näher an das Schaufenster getreten. Von dort aus konnte er sie wunderbar beobachten. Wie sie durch die Regale schlich, auf der Suche nach irgendetwas interessantes. Dann nahm sie einer dieser Schneekugeln aus dem Regal und sah, wie sich ihre Lippen bewegten, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte. Schien jedoch wie fasziniert davon zu sein, was sie in ihren Händen hielt.
 

Ihre Freundin kam hinzu und er hörte diesem Gespräch interessiert zu.
 

„Also. Die Verkäuferin hat gemeint, dass sich die Schneekugeln im Inneren verändern, wenn man sie schüttelt. Es gibt haufenweise von Motiven und man kann sogar welche nach eigenen Wünschen anfertigen lassen.“
 

„Ja. Ein teurer Spaß.“
 

„Oha. 19 Galleonen?!“
 

„16 Sickel und 23 Knut.“
 

„Das ist wirklich ungeheuerlich teuer.“
 

„Zu teuer für mich. Komm, lass uns wieder gehen. Ich will jetzt eh hoch zum Schloss, bevor es dunkel wird.“
 

Trotz allem, dass er unsichtbar war, versteckte er sich vorsichtshalber hinter einer Wand und schaute nur ein bisschen um die Ecke. Die zwei Mädchen schienen tatsächlich den Rückweg antreten zu wollen. Als sie weit genug entfernt waren, nahm er den Zauber von sich und schaute noch einmal ins Schaufenster.
 

Schneekugeln. Das war doch nur was für Kinder, dachte er sich. Für ihn war es unbegreiflich, wie Bell auf der einen Seite so eiskalt berechnend war und auf der anderen Seite wieder kindlich wirkte. Noch einmal sah er zum Weg auf. Zurück zum Schloss wollte er jetzt nicht. Er wandte sich daher ab und ging Richtung des Eberkopfes.
 

ӿ ӿ ӿ


 


 

Marcus seufzte. Damals hatte er nicht verstanden, was er da beobachten durfte. Dafür fehlte ihm einfach das gewisse Etwas und Katies Hintergrundgeschichte noch dazu. Heutzutage sah er das schon wieder komplett anders. Katie mochte diese kleinen Dinger. Wie Jordan gesagt hatte. Es half ihr über den inneren Schmerz hinweg.
 

„Alter,... brauchst du eine extra Einladung?!“, rief erneut sein bester Freund, doch diesmal sah er nicht zu ihm auf.
 

Eine fixe Idee brannte sich in sein Hirn ein. Er meinte, gehört zu haben, man könnte so eine Schneekugel nach Belieben anfertigen lassen. Vielleicht sollte er das einfach machen. Denn selbst wenn sie aufwachen sollte, wie sollte er nur die richtigen Worte finden? Darin war er nicht gut. Nicht bei so etwas.
 

„Geht schon mal vor, ich muss noch was erledigen.“, antwortete er unbeteiligt, ignorierte die Blicke seiner Freunde und betrat das Geschäft.
 

„Was will Marcus in einem Souvenirladen?“, fragte Graham verwirrt.
 

„Keine Ahnung.“, murmelte Adrian daraufhin stumpf, „Komm, lass uns zum Eberkopf. Er wird schon nachkommen.“
 


 


 

„Boah, irgendwie... schmeckt der Met heute wie Koboldkacke.“, grummelte Graham und schob seinen Krug weit weg von sich.
 

Marcus sagte nichts dazu, nahm nur sein Glas in die Hand und spülte den Feuerwhisky, wie Wasser hinunter. Nachdem er im Laden vorhin eine Schneekugel nach seinem Geschmack in Auftrag gegeben hatte, war er schnurstracks zum Eberkopf gelaufen. Er hätte auch umdrehen können und sich einfach verpissen können, aber das wäre viel zu auffällig gewesen. Immerhin hatte er zugestimmt. Dachte, er könnte abschalten. War ein Irrglaube! Er fand noch nicht mal irgendein Elan, sich dem Gespräch seiner Freunde anzuschließen.
 

„Alles was du derzeit zu dir nimmst, schmeckt wie Koboldkacke.“, kommentierte Adrian und hielt seinen Krug fest am Henkel.
 

„Alles nur wegen diesem verstrubbelten Streuner!“
 

„Bist du sicher, dass die Bohnen von Jordan kamen? Und nicht von irgendjemanden, den du auf'n Schlips getreten bist, weil du vielleicht deren Mädchen ausgespannt hast?“
 

„Natürlich, Adrian! Wer sollte sonst so frech sein? Jordan ist nur ein schlechter Verlierer! Wir können schließlich nichts für das, was Bell passiert ist. Quidditch ist nun mal kein Ponyhof!“
 

Kurz öffnete er seinen Mund. Wollte etwas dazu sagen. Aber schloss sein Mundwerk direkt wieder. Nein. Er würde jetzt nicht Partei für den Gryffindor ergreifen. Das war ganz und gar nicht gut. Und was ihm auch nicht gut tat, war der Alkohol, wie er stetig merkte. Seine Zunge lockerte sich dabei immer viel zu sehr. Aber aufhören konnte er gerade auch nicht. Immerhin betäubte er damit halbwegs seine Gedanken rund um Katie und seine verwirrten Gefühle.
 

Tief durchatmend, hob er seinen Arm und rief dem Wirt eine weitere Runde zu.
 

„Was ist eigentlich mit dir los?“, kam es erneut von seinem geschmacklosen Jäger.
 

„Was soll sein?“, zuckte er mit seinen Schultern und spielte bereits mit seinem leeren Whiskyglas.
 

„Nimm's mir nicht krumm, Marcus. Aber du verhältst dich echt merkwürdig, seit einiger Zeit.“
 

„Weiß nicht, was du meinst.“
 

„Du weißt schon, von was ich rede.“, sagte er und beugte sich etwas mehr zu ihm, „Was war das zum Beispiel mit Cassius? Nicht nur, dass du einfach unseren besten Sucher rausgeworfen hast, ohne richtige Erklärung, nein. Sondern ihn auch noch fast zu Schaschlik verarbeitet hast.“
 

„Meinungsverschiedenheit.“, sagte er nur knapp, denn da kam schon eine Bedienung zu ihrem Tisch und stellte weitere sechs kleine Whiskygläser in die Mitte.
 

„Alter, die sind aber nicht alle für dich, oder?“, sprach der Dunkelblonde, das erste Mal ihn direkt an, als die Kellnerin wieder zur Bar zurückging.
 

„Nein. Zwei sind für euch, wenn ihr wollt.“, sagte er in einem völlig neutralen Ton und stellte wie behauptet, jeweils ein Glas vor Adrian und Graham ab.
 

Wobei er sich die restlichen vier Gläser zu sich zog.
 

„Das ist ein schlechter Scherz.“, starrte Adrian ihn an, „Du weißt schon, dass wir heute unbedingt noch die Hausaufgaben für Arithmantik fertig machen müssen. Am Montag ist Abgabetermin.“
 

„Ihr wolltet doch Saufen gehen, oder?“, und zischte sich das erste Glas hinunter, „Also... besauf' ich mich... wann... und wie ich will.“, sagte er mit bedeutsamen Zwischenpausen, um seinen Standpunkt klarzumachen.
 

„Musst du irgendwas kompensieren?“, kam es nun wieder von Graham mit einem süffisanten Grinsen.
 

„Musst du ständig deine Nase in anderen Angelegenheiten reinstecken?“, kam direkt die Gegenfrage aus seinem Mund geschossen.
 

Graham ging ihm gerade gehörig auf den Sack. Noch nie hatte er seine Entscheidungen in Frage gestellt, wenn es um Quidditch ging. Gut, ja. Der Rauswurf war unberechtigt, auf Sports-ebene. Aber eben auch nur auf dieser. Das musste aber ein Montague nicht wissen.

Das nächste Glas fand den Weg in seinen Rachen.
 

„Sag mal, wann hast du das letzte Mal einen weggesteckt?“
 

„Was soll die Frage jetzt?!“, zischte er direkt und seine dunkelgrünen Augen, verdunkelten sich noch mehr.
 

„Du bist einfach viel zu unausgeglichen. Hast du vielleicht etwa ein Problem, ein Mädel flachzulegen?“, grinste der Schwarzhaarige dann.
 

Das hatte er nicht wirklich gesagt, oder?! Marcus Glas, welches er bis dato eben noch in der Hand hielt, knallte er auf den Holztisch. So laut, dass sich sogar ein paar andere Gäste zu ihnen umwandten. Aber ihm war es egal. Graham hatte wohlgemerkt unbewusst, das schlechteste Thema herausgepickt, was er nur auswählen konnte.
 

„Das geht dich einen Scheiß an.“
 

Adrian versteifte sich sichtlich neben ihm. Sah auch im Augenwinkel, wie er seinen Kopf mal zu Graham, mal zu ihm wandte. Wahrscheinlich roch er die Eskalation schon. Aber so schnell wie der jüngere Schwarzhaarige seinen nächsten Satz aussprach, konnte er einfach nicht mehr rechtzeitig eingreifen.
 

„Ah, also noch schlimmere Probleme, als ich dachte. Kriegst du keinen mehr hoch, oder was?“
 

Marcus Stuhl kippte im selben Moment nach hinten um, da er mit einem Mal aufstand, sich mit der linken Handfläche auf dem Tisch abstützte und mit der rechten, zur Faust geballt, groß ausholte.

Ein weiterer Stuhlbein verrutschte, Gläser klirrten, der Krug von Graham kippte und die restliche Flüssigkeit breitete sich ungehindert aus. Aber viel lauter war der Schmerzensschrei des jüngeren Slytherin, der nun auf dem Boden kauerte.
 

„Fuck!“, stieß der Geschlagene schmerzlich aus und hielt sich seine Nase, „Was stimmt mit dir nicht?! Kann man nicht mal einen Witz machen?!“
 

„Witz? Der größte Clown bist ja wohl du! Ich glaube, ich sollte Jordan einen Orden verleihen, dafür dass er deine Fresse mit Ohrenschmalz gestopft hat!“
 

Vorsichtig rappelte sich Graham auf seine Beine, wobei er immer noch sich mit einer Hand, an die Nase fasste. Marcus erblickte ein Rinnsal von Blut hervorblitzen, aber er empfand kein Fünkchen Mitleid mit ihm. Das was er da vom Stapel gelassen hatte traf. Tief. Sehr tief. Denn es erinnerte ihn daran, dass Katie immer noch um ihr verficktes Leben kämpfte!
 

„Man könnte meinen,...“, begann er und man hörte, wie er versuchte den Rotz in seiner Nase wieder hochzuziehen, „Ich hab da einen wunden Punkt getroffen.“
 

„Halt die Schnauze.“, zischte er und rauschte um den runden Tisch gezielt herum, bevor er begann Graham kräftig nach hinten zu schubsen.
 

„Du bist doch vollkommen krank! Welcher Idiot hat dir ins Gehirn geschissen!?“
 

„Kehr doch erst mal vor deiner eigenen Haustür!“, zischte Marcus zurück und erneut schubste er ihn.
 

„Oh und wie ich davor kehre, aber da ist so ein Drecksfleck von einem Flint!“
 

„Jetzt reicht es aber! Ihr seid beide komplett bescheuert!“, hörte er nun Adrian dazwischen rufen und ging ebenso zwischen die Beiden, um sie auf Abstand zu schieben, „Kommt mal runter, wir sind hier doch nicht im Kindergarten!“
 

„Geh beiseite, Pucey. Ich will dieser eingebildeten Blindschleiche zeigen, wer hier das größere Problem hat.“, giftete der Slytherin Kapitän zu seinem Jäger rüber.
 

„Dann komm doch her!!“, forderte dieser ihn auch noch auf, „Ich werd dir so die Fresse polieren!“
 

Als wäre es eine Einladung gewesen, war er schon dabei Adrian einfach zur Seite zu schubsen und sich auf Graham zu stürzen. Auch sein Gegenüber machte einen Schritt nach vorne, doch weit kamen beide nicht.
 

„Das können Sie gerne draußen machen, aber nicht in meinem Pub!“, schnarrte der Eberkopf Besitzer, als dieser hinter Adrian hervorkam, „Wenn Sie nicht augenblicklich mit diesem Theater aufhören, muss ich hier ein Hausverbot aussprechen. Für beide! Lebenslang!“
 

Marcus stoppte sofort, sah kurz zu Aberforth, dann zu Graham zurück. Er atmete schwer aus, war aber gewollt seinen Gemütszustand herunterzufahren. Was nicht so einfach war, mit dem Alkohol in seinem Blut.
 

„Keine Sorge, ich gehe schon.“, presste er dann mit einem bitterbösen Blick auf Graham heraus, „Der Klügere gibt nach.“
 

Eigentlich wollte er wirklich nur da weg. Also schnaufte er noch einmal tief durch und wandte sich zu seinem umgekippten Stuhl herum, um seine Lederjacke aufzuheben. Doch gerade, als er im Begriff war seine Jacke auch anzuziehen, kam schon Grahams Konter.
 

„Und dumm fickt gut?“
 

Es folgte eine reine Kurzschlussreaktion. Mit einem Mal drehte er sich noch einmal zu ihm herum und spuckte Graham provokativ ins Gesicht.
 

„Wichser!“
 

„Fick dich!“, zischte er zum Schluss und wandte sich nun endgültig ab.
 


 

Fuck. Fuck. Fuck! Hörte er es immer wieder in seinem Kopf sagen, als er vor dem Pub stand und seiner Wut Luft machte, in dem er mehrmals gegen ein Fass trat. So ein verfluchtes Arschloch! Was hatte er ihm denn bitte getan, dass er so Sprüche gedrückt bekam?! Und bei Salazar, wieso musste er auch so viel trinken?! Das hatte das ganze nur noch mehr angefeuert. Er war wie im Rauschzustand gewesen und kurz hatte er sich sogar vorgestellt, Warrington würde vor ihm stehen und nicht Graham.
 

Er war eindeutig ein Fall für die Gestörten Abteilung im St. Mungo.
 

Er hatte plötzlich so viel Hass in sich, dass er sich einfach nicht bremsen konnte. Wenn auch ihm bewusst war, dass Graham eigentlich nichts dafür konnte. Er wusste nicht, wie scheiße es ihm ging. Er wusste nicht, dass er ständig nur Katie im Kopf hatte und diese blanke Panik inne hatte, dass sie sterben könnte. Dass ihn Sex schon lange nicht mehr interessierte, wenn Katie nicht seine Gefährtin war.
 

Missmutig über den Ausgang dieses Ausflugs mit seinen Freunden, trat er den Rücktritt zum Schloss an. Taumelte hin und wieder, so dass er sich am Wegesrand öfters als einmal an einem Baumstamm festhalten musste. Wenn er in dem Tempo weitermachte, käme er nicht vor dem Abendessen oben an.
 

Als er kurz auf seine Armbanduhr starrte, stöhnte er noch einmal gequälter auf. Denn ihm fiel plötzlich ein, dass er sich um halb fünf mit Leanne und Jordan verabredet hatte. Um die Ergebnisse aus der Winkelgasse zu besprechen. Und es war gleich vier. Fuck! So schnell käme er nicht von seinem Alkoholkonsum runter. Betrunken wollte er nicht bei diesem geheimen Treffen auftauchen, aber einen Katertrank hatte er auch nicht mehr auf Lager. Das war doch alles zum Kotzen!
 

„Marcus!“
 

„Bitte nicht...“, murmelte er, als er Adrians Stimme vernahm.
 

„Jetzt warte doch mal!“, rief er erneut von weiter hinten.
 

„Merlin, wenn du mich nicht hasst, dann lass ihn jetzt bitte in eine Hasengrube fallen.“, murmelte er weiter, doch seine Gebete wurden nicht erhört, denn Adrian tauchte an seiner Seite auf, „Danke für nichts.“, sagte er nur für sich leise murmelnd.
 

Marcus zischte zu ihm, dass er ihn in Ruhe lassen sollte und versuchte wieder Herr seiner Sinne zu werden, um den Feldweg weiter hoch zu erklimmen.
 

„Ich lass dich ganz sicher nicht in Ruhe.“, sagte er deutlich und stoppte ihn im Gehen, „Du hattest deine Schonfrist.“
 

Wieso musste er sich jetzt unbedingt aufdrängen wollen? Eindeutig konnte man doch sehen, dass er absolut nicht in der Lage war, klar zu denken! Aber vielleicht war auch genau das der Grund, wieso er ihm hinterher gelaufen kam. Immerhin konnte er in diesem Zustand sehr wahrscheinlich nicht einmal mehr seinen Zauberstab erheben, um ihn zum Schweigen zu bringen.
 

„Willst du auch noch dumme Sprüche bringen? Mein Sexleben geht auch dich nichts an!“, kam es erneut giftig von ihm.
 

Adrian erwiderte nichts darauf, also wollte er an ihm vorbeigehen, als er ihn abermals aufhielt.
 

„Du weißt, ich bin dein bester Freund und du weißt auch das Graham es nicht so meint.“
 

„Ich hab's aber ernst gemeint.“, knirschte er und schubste den Dunkelblonden zur Seite.
 

Er ging ohne Rücksicht einfach weiter, wobei Adrian auch wieder weiterlief.
 

„Marcus...“
 

„Was an, Lass mich in Ruhe geht nicht in dein Spatzenhirn rein?!“
 

„Ich mach mir nur Sorgen um dich.“
 

„Brauchst du nicht. Ist alles in bester Ordnung.“, kam es viel zu aggressiv über seine Lippen.
 

Bei seiner Aussprache sollte er sich nicht wundern, dass Adrian sich nicht verpisste. Er stieß ihn ja schon selbst auf das offensichtliche an, ohne es je beabsichtigt zu haben.
 

„Das glaube ich dir nicht. Mit dir ist was... seit Monaten. Du... bist abwesend, in Gedanken versunken, kriegst kaum mehr was um dich herum mit. Selbst bei Professor Vektor hast du es mittlerweile verschissen.“, zählte er auf, „Dabei warst du ihr Lieblingsschüler.“, zählte er auf.
 

„Da ist nichts.“
 

„Verarschen kannst du jemand anderen. Von mir aus baller Graham ruhig noch eine rein. Er weiß manchmal nicht, wo die Grenzen sind. Aber halt mich nicht für verrückt.“, sagte er in einem ernsteren Ton, „Du kannst mir nichts vormachen. Dafür kenne ich dich zu gut und deine merkwürdigen Ausreißer, in denen man dich selbst auf Krampf nicht finden kann, sind nicht gerade unauffällig.“
 

Erneut blieb Marcus stehen und atmete tief die Luft ein, bevor er lautstark seufzte.

Irgendwie wusste er, dass er hier auf keinen grünen Zweig mehr kam. Adrian war schon immer von anderen Augen verborgen geblieben. Viele andere Schüler meinten oft, dass er nichts um sich herum mitbekam. Dabei wurde er immer immens unterschätzt. Denn sehr wohl nahm er seine Umgebung wahr. Manchmal sogar besser, als die, die im Mittelpunkt standen.
 

Und genau das, kam ihm nun zum Verhängnis. Der Alkoholpegel tat dann sein übriges dazu.
 

„Ist... kompliziert.“, presste er dann nichtssagend heraus.
 

„Wegen dem, was Graham angedeutet hat?“, fragte er nach und kam einen Schritt näher auf ihn zu.
 

„Was?! Nein! Ich-“, stoppte er und wollte etwas erwidern, als Adrian ihm zuvor kam.
 

„Hat es was mit diesem komischen Anhänger zu tun, der in deiner Uniform war?“
 

Da war es. Das Gespräch vor dem er sich fürchtete. Zeitgleich fühlte er die Katze in seiner Hosentasche. Er wusste nicht, was er sagen sollte darauf. Wirklich nicht. Auch wenn er hin und wieder sich darüber Gedanken gemacht hatte. Aber er kam irgendwie nie auf eine Lösung.

Marcus' Blick huschte dabei nur minimal zu Adrian und dann wieder zurück zu seinen Füßen.
 

„Es geht um ein Mädchen, oder?“, fragte er dann und kurz setzte sein Atem aus, „Ein bestimmtes Mädchen. Hab ich Recht?“, setzte er, ziemlich genau wissentlich nach.
 

Der Schwarzhaarige blieb stumm. Was hätte er auch sagen sollen? Er traf ja voll ins Schwarze. Aber zugeben vor seinem engsten Vertrauten... soweit war er noch nicht. Er hatte es gegenüber Leanne angedeutet. Bei ihr hätte er keine Hemmungen gehabt, wenn sie damals ausfallend geworden wäre. Es hätte ihn nicht interessiert, was sie über die Sache dachte. Aber bei Adrian war das anders. Seine Meinung über ihn wog schwer.

Zumal er sich darüber eigentlich noch keine Gedanken machen wollte. Was nützte es denn, wenn er sich darauf einließ, wenn noch gar nicht klar war, ob sie jemals wieder zu Bewusstsein kam? Es brachte ihn nicht weiter, oder?
 

Doch für seinen besten Freund schien Marcus' Schweigen eh Antwort genug zu sein.
 

„Deswegen die Überreaktion auf Grahams Seitenhieb.“, schlussfolgerte er.
 

„Wie gesagt, es geht dich nichts an.“, sagte er fast schon kraftlos und sah zur Seite, zum Schloss hoch, bevor er einfach weiterging.
 

Diesmal nur nicht mehr so schnell, als würde er vor dem Dunkelblonden flüchten wollen.
 

„Wer ist sie?“, fragte er ihn, ohne auf seine Worte überhaupt zu reagieren.
 

„Das geht dich auch nichts an!“
 

„Aha... also keine aus Slytherin, sonst würdest du kein solch ein Geheimnis draus machen.“, begann er leicht zu grinsen, was er im Augenwinkel mitbekam.
 

„Willst du auch noch eine geballert kriegen?!“, warf er über seine Schultern zu ihm nach hinten.
 

„Hey, ruhig Blut. Bin nur neugierig, wer es da geschafft hat, etwas mehr in dir zu sehen.“
 

Mehr in ihm... wo zu sehen? Adrian ahnte vielleicht, dass er einem Mädchen verfallen war, aber nicht mal Marcus wusste, ob Katie es überhaupt gesehen hatte. Geschweige denn, ob sie es sehen würde, wenn sie denn... überhaupt wieder die Alte wurde.
 

„Ist immerhin das erste Mal, dass ich diesen Status bei dir erleben darf.“, lächelte er vorsichtig.
 

„Schön. Bist du jetzt fertig mit deiner Analyse?“, kam es trocken über seine Lippen.
 

„Fürs erste.“
 

Wieder seufzte Marcus, lief jedoch einfach weiter hoch zum Schloss. Adrian in seinem Nacken. Er hoffte, er würde ihn nicht noch weiter ausfragen. Das konnte er gerade echt nicht gebrauchen.

Noch mehr Knochen


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 19: Noch mehr Knochen
 

Marcus wusste nicht, wie er heil im Schloss angekommen war. Vermutlich lag es daran, dass Adrian ihn auf halben Weg unter die Arme griff, um ihn zu stützen. Er nahm es einfach hin. Dennoch konnte der Dunkelblonde es nicht lassen, ihn hin und wieder nach der vorigen Thematik ausquetschen zu wollen. Hakte nach, ob es ihr Anhänger war, den er da besaß, oder fragte die einzelnen Häuser ab, woher sie kam. Er gab natürlich keine Antwort darauf. Er würde ihn für verrückt halten, wenn er zugeben würde, Gefühle für eine Löwin entwickelt zu haben.
 

Als sie oben angekommen waren, hatte er sich über seine Kopfschmerzen beschwert und zeitgleich darüber wetterte er, dass er keinen Katertrank mehr hatte. Adrian bot ihn direkt einen von seinen an, was er nur zu gerne annahm.
 


 

Um kurz vor halb fünf verließ er den Slytherin Gemeinschaftsraum dann wieder. Zum Glück ohne Adrian diesmal im Nacken, dafür aber wieder halbwegs ohne Nebel im Kopf. Was leider auch dazu führte, dass er ein schlechtes Gewissen gegenüber Graham bekommen hatte. Es kam schon in den früheren Jahren zu Reibereien zwischen ihnen, in denen es auch öfters lauter knallte. Meistens legte sich das aber immer recht schnell. Marcus bezweifelte jedoch, dass es diesmal genauso verlaufen würde. Mit seiner letzten Aktion hatte er einfach über-überreagiert.

Er war aber auch ein reines Nervenbündel geworden und wenn Graham gewusst hätte, dass dieses Thema derzeit bei ihm Tabu gewesen wäre, hätte er auch nicht weiter darauf herum getreten. Aber das war nun mal seine Schuld. Denn er schwieg diese gesamte Sache einfach tot. Zumindest gegenüber seinen Freunden.
 

Der Schwarzhaarige war schon immer verschlossen gewesen. Ja, zusammen lachte man über den einen oder anderen Schüler oder witzelte über Lehrer. Hin und wieder auch gegen die eigenen Hauskollegen. Hatten durch Quidditch immer ein Gesprächsthema, in dem jeder mitreden konnte. Aber private Gedanken blieben meistens privat. Über die eigene Familie sprach man zum Beispiel ebenso nur selten. Das war wohl das Problem aller, die in konservativen Reinblutfamilien hineingeboren worden sind. Er war allerhöchstens zwei Mal bei Adrian Zuhause. Bei Graham noch nie, obwohl sie nun schon so lange befreundet waren.

Wenn er ganz melancholisch war, dann sprach er höchstens mit Adrian darüber. Aber auch diese Momente waren einfach zu selten, da er sich um zeitweilige Zukunftspläne nie Gedanken machen wollte. Er schob solche Sachen immer ganz weit nach hinten. Hatte er doch nie wirklich eine Zukunft.
 

Für ihn war das von vorne rein vorherbestimmt. Das Geschäft der Familie übernehmen und hintenrum für die dunkle Seite agieren. Was er dabei wollte, nämlich im Quidditch Fuß zu fassen, würde nie zur Debatte stehen. Auch wenn er es nie seiner Familie offenbaren würde. Was würde es nützen?
 

Marcus kam gerade am alten Klassenraum an, als er schon Stimmen vernahm. Tief atmete er durch, verdrängte seine Gedanken und verschloss seinen Geist. Sicher war sicher. Der Schwarzhaarige betrat den Raum und sah Jordan und Leanne sich gegenüber sitzen.
 

„Du musst irgendetwas dagegen unternehmen, Lee!“
 

„Was soll ich denn machen? Sie ist immerhin-“, stoppte der Gryffindor, als er die weitere Person im Raum bemerkte, „Flint. Du kommst reichlich spät.“
 

Er sagte darauf nichts und setzte sich einfach, wie gewohnt neben die Hufflepuff.
 

„Was ist los?“, fragte er stattdessen, um gleich das Thema wieder zurückzulenken.
 

Denn es interessierte ihn schon, um was es eben ging.
 

„Nichts.“
 

„Das ist ja wohl mehr, als nichts!“, warf Leanne dazwischen und wandte sich an den Slytherin, „Clarice hat in ihrem letzten Brief an Lee erwähnt, dass Katie wohl in zwei Wochen verlegt wird, weil Platz frei geworden ist.“
 

„Ist das nicht... gut?“, fragte er vorsichtig nach.
 

Auch wenn es ihn selbst störte, war das doch eigentlich eine gute Neuigkeit, oder? Das St. Mungo hatte immerhin bessere Möglichkeiten, der Dunkelblonden zu helfen. Als hier sinnlos rum zu sitzen.
 

„Das ist alles andere als gut.“, seufzte Lee dann, „Sie werden Katie wie ein Experiment behandeln. Besonders dann, wenn ihre Mutter das Zepter in der Hand hält. Sie wird an ihr herumdoktern und sie viel mehr als Projekt für ihre Karriereleiter sehen, als ihr Kind vor sich zu sehen.“
 

Soweit hatte Marcus tatsächlich nicht gedacht.
 

„Egal.“, schüttelte er dann den Kopf und sah zu ihm auf, „Was hast du raus gefunden?“
 

„Ehm... ja.“, bekam er nur heraus, da er immer noch nicht so schnell schalten konnte.
 

Zwar war der Restalkohol längst aus seinem Blut, dennoch hing er nach. Adrians Kartertränke waren eben noch lange nicht so stark, wie seine.
 

„Ich konnte nicht viel rausfinden. Aber es stammt sicher von Borgin und Burkes.“
 

„War ja wieder klar, dass Borgin da mit drin hängt.“, kam es von Lee.
 

„Er hat sicher keine Ahnung, was damit gemacht worden ist, auch wenn er die Wirkung kannte. Aber-“, begann Marcus, wurde jedoch erneut von Jordan unterbrochen.
 

„Für wie viel hat er es denn verscherbelt?!“
 

„Keine Ahnung, aber das ist auch nicht wichtig. Sicher ist nur, dass der Fluch hätte tödlich sein sollen.“
 

„Aber Katie ist nicht... na ja, ihr wisst schon.“, murmelte Leanne nun.
 

„Und genau deswegen hab ich da eine Frage an dich, Leanne...“, kam es von dem Slytherin.
 

„Ja?“, horchte sie auf.
 

„Wie hat... ehm...“, wieder versuchte er seine Worte zu ordnen, „... wie hat Katie die Kette aufgehoben?“
 

„Hab ich das nicht erwähnt?“, fragte sie verwirrt.
 

„Doch, doch... aber ich brauch eine genaue Abfolge. Alles was dir dazu noch einfällt. Egal, wie unwichtig dir das erscheinen mag.“
 

„Wozu?“, mischte sich Jordan ein, doch er sah nicht zu ihm, sondern fixierte weiterhin Katies Freundin.
 

„Nun... ich wollte es aus ihren Händen nehmen und wir haben daran gezerrt und... dann fiel es. Der Kartondeckel flog dabei weg und die Halskette ebenso, in den Schnee.“
 

„Und sie hat es aufgehoben? Mit ihren bloßen Händen?“
 

„Ja... also, ja, mit Handschuhen halt.“, sagte sie immer noch mehr als verstörend über seine Fragen, „ Es war eisig. Fast Minus zwölf Grad an dem Samstag.“, stimmte sie ihm zu, „Wir waren beide zugepackt, wie geschnürte Päckchen.“
 

„Aber dann kann das so gar nicht passiert sein...“, murmelte der Slytherin, worauf Jordan verwirrt zu ihm sah.
 

„Wie meinst du das? Leidest du unter Demenz, Flint?“
 

„Sehr witzig.“, zischte er, „Nein, ich meine... auf diesem Schild, dass ich bei Borgin gesehen hatte, stand drauf, dass es bei sofortigen Hautkontakt reagiert. Wenn Katie aber Handschuhe getragen hat, dann hätte es ihr nichts anhaben dürfen.“
 

„Dann ging's eben durch den Stoff.“, kam es von dem Gryffindor schulterzuckend und unbeeindruckt.
 

„Nein, nein. So ist das niemals möglich. Ich kenne mich aus mit Artefakten. Gerade die, auf denen Flüche liegen. Die haben alle etwas auf das sie explizit getrimmt sind. Schmuck im allgemeinen basieren immer auf Hautkontakt.“, erklärte er, „Es ist zumindest üblich, da man sie ja doch irgendwie sicher transportieren muss. Und gerade so eine Halskette, legt man sich ja nicht um einen Rollkragenpullover oder packt es mit Samthandschuhen an.“
 

„OH Gott! Du hast Recht!“, stieß Leanne plötzlich laut aus und beide Jungs sahen zu der Hufflepuff, die ihre Hände über den Kopf zusammengeschlagen hatte, „Die Handschuhe! Ich meine, ich kann mich daran erinnern, das einer ein Loch gehabt hätte. In der Fingerbeuge am rechten Zeigefinger.“
 

„Dann muss es das gewesen sein.“, kam es von Marcus nachdenklich.
 

„Das heißt dann... was?“, gab der schwarzhaarige Gryffindor immer noch verwirrt von sich.
 

„Das war Katies Glück im Unglück.“, sprang der Slytherin direkt wieder drauf ein, „Als sie die Kette aus dem Schnee aufhob, hatte sie zwar Handschuhe an, aber durch das Loch in einem ihrer Handschuhe, könnte ein kleiner Hautkontakt entstanden sein. Aber eben so gering, dass es nicht direkt zum Tod führte.“, erklärte es Marcus für den Gryffindor verständnisvoller, „Von dem was mir Borgin noch so erzählt hat, sind allein an dieser verfluchten Kette, neunzehn Muggel gestorben. Und bei allen Fällen bezweifle ich, dass sie nicht mal einen Hauch von einer Chance hatten, diese Kette überhaupt erst umlegen zu können.“
 

„Das würde dann auch ihre schwere Verletzung an der rechten Hand erklären.“, kam es von der Hufflepuff.
 

„Welche Verletzung?“, fragte Marcus irritiert nach.
 

Merkwürdig. Er konnte sich überhaupt nicht erinnern, dass ihre Hand verletzt gewesen wäre.
 

„Als... alles passiert war und bevor die Ersthelfer kamen, hab ich gesehen, wie ihre rechte Hand ziemlich verkohlt war. Als hätte sie sich an etwas Heißem verbrannt.“, erzählte Leanne langsam, „So weit ich weiß, wechselt Poppy den Verband dreimal am Tag. Wahrscheinlich hast du es nur nicht gesehen, weil sie ihren rechten Arm immer unter die Decke legen. Soll kein Sonnenlicht ausgesetzt sein, hieß es.“
 

Jordan lehnte sich an seine Stuhllehne zurück.
 

„Dann haben wir zumindest dieses Mysterium gelöst, aber wie sich der Fluch genau verhält, wissen wir immer noch nicht.“
 

„Du und dein Pessimismus, Lee.“
 

„Was denn?! Ich dachte, das sei euer genialer Plan gewesen. Über die Kette Dinge rausfinden, die Katie helfen könnten.“, sagte Lee wenig beeindruckt, beugte sich dann wieder nach vorne und verschränkte seine Arme auf dem Tisch, „Sie liegt jetzt schon fünf, fucking Monate im Koma.“
 

„Denkst du, ich weiß das nicht, Jordan?!“
 

„Aber daran was geändert, hast du jetzt auch nicht unbedingt.“
 

„Das ist auch nicht so einfach! In der Bibliothek habe ich schon vor Monaten danach gesucht. Aber selbst in der Verbotenen Abteilung war nichts Brauchbares, was uns hätte weiterbringen können und Borgin, den interessiert nur Gold. Wenn das Wissen darüber ihn reich gemacht hätte, wären wir um einiges weiter.“
 

„Und was ist mit deinem Alten? Du hast ja so schön getönt, dass der sich auskennen würde.“
 

Sofort schüttelte Marcus den Kopf.
 

„Niemals. Wenn ich meinen Vater auch nur versuchen würde, ihn auszufragen, würde er misstrauisch werden.“
 

„Wegen was?“
 

Marcus seufzte. Niemals würde er diesen Schritt tun wollen. Es wäre fatal. Sein Vater könnte unangenehme Fragen stellen. Und alles was er nicht wollte war, Katie in eine noch größere Lebensgefahr zu bringen, wie sie eh schon war. Zumal sein werter Herr Vater im Inneren Kreis war. Das wäre das Todesurteil für sie alle.

Aber das würde er Jordan nie unter die Nase reiben. Denn eines war gewiss. Wenn Marcus davon beginnen würde, dass ausnahmslos alle seine Familienmitgliedern, bis auf ihn eben, dem Dunklen Lord folgten, würde er sein neu gewonnenes Vertrauen bei beiden höchstwahrscheinlich aufs Spiel setzen.
 

„Egal. Es ist keine Option.“, schmetterte er dann ihm um die Ohren.
 

„Toll. Dann sind wir genauso schlau wie zuvor.“
 

„Vielleicht hat Professor McGonagall schon was rausfinden können? Du könntest das doch sicher bei ihr erfragen, Lee.“
 

„Die Idee ist gut.“, nickte Marcus ihr zu, bevor er zu Jordan sah.
 

„Keine Chance. Ich hab's schon mal versucht. McGonagall beruft sich dauernd auf ihre Schweigepflicht.“, konterte dieser, „Aber Snape ist doch auch involviert. Wieso versuchst du nicht dein Glück, Flint?“, schoss er hingegen direkt zurück.
 

„Aus Snape was rauskriegen?!“, hob er eine Augenbraue, „Eher friert die Hölle zu.“
 

„Mhm... ich könnte Professor Sprout fragen.“
 

„Was hat die denn damit zu tun?“, kam es ungewöhnlich von beiden Jungs gleichzeitig, wobei sie sich kurz irritiert dabei ansahen.
 

„Na ja... seit neustem stapeln sich Bücher auf ihrem Tisch, wenn wir mit unsere Teamarbeit beschäftigt sind und versinkt darin oft und gerne.“, begann sie langsam nachdenklich, „Einmal, als ich sie was fragen wollte, konnte ich in einem Buch etwas lesen von Pflanzen und ihre magische Wirkung auf humanoide Organismen.“
 

„Sie versucht eine Lösung zu finden, wie wir.“, warf Marcus dazwischen, worauf er nun angestarrt wurde, „Ich hab sie schon einmal mit Poppy reden hören. Da hat sie ihr den Tipp mit dem Wermut gegeben. Sie hoffte wohl, dass Katie darauf reagieren würde.“, klärte er die beiden auf, „Wenn sie jetzt immer noch nach einem Heilmittel sucht, dann ist sie genauso ratlos wie wir.“
 

„Oh... ach so.“
 

„Haben nicht die Muggel irgendein Mittel, dass sie aus dem Koma holen kann?“, fragte Lee dann schon recht verzweifelt, diesmal an Leanne gerichtet.
 

„Das ist schwierig zu sagen. Sicher gibt es da Medikamente, aber das könnte auch mehr Schaden anrichten, als ihr damit geholfen wird.“
 

„Wie genau kann man sich das vorstellen?“, fragte Marcus interessiert.
 

„Also von dem medizinischen Fach der Muggel weiß ich echt nichts. Das ist wie chinesisch. Versteh ich kein Wort von. Aber es war noch nie eine gute Idee, Magie mit Muggel Praktiken zu vermischen. Das könnte auch gut nach hinten losgehen. Wenn dann ist das nur mit Vorsicht zu genießen.“
 

„Aber gar nichts machen, ist auch scheiße!“, warf Lee nun missmutig seine Stirn kräftig auf den Holztisch.
 

„Ich weiß, Lee. Aber glaub mir. Wir wissen praktisch nichts über diesen Fluch! Außer jetzt, wie er eventuell ausgelöst wurde. Wir wissen aber nicht, ob Katies Koma damit in Zusammenhang steht. Es könnte auch sein, dass es ein Schutzmechanismus ihres eigenen Körpers war.“
 

„Du meinst, wenn man sie gezwungenermaßen aus dem Koma holen würde,...“, murmelte Marcus eher zu sich, aber laut genug für die anderen.
 

„... dann könnte es auch sein, das wir es nur schlimmer damit machen. Wenn es wirklich eine Art Schutz ist, dann könnte, sobald sie erwacht, der Fluch vielleicht volle Auswirkung auf sie haben.“
 

„Was sie in absolute Lebensgefahr bringen könnte.“, schlussfolgerte der Slytherin.
 

„Richtig.“
 

Jordan stöhnte genervt. Marcus verstand ihn voll und ganz. Ihm ging das auch gehörig gegen den Strich einfach nur zu zusehen, wie sich die Dinge entwickelten. Immer mehr wuchs seine Angst, dass sie nie mehr aufwachen würde. Wenn sie es überhaupt aus eigener Kraft schaffen konnte. Man saß nur da und wartete den nächsten Tee ab. Es war ätzend und eine Zerreißprobe für seine Nerven.
 

„Ich vermisse sie.“, murmelte Jordan plötzlich gegen den Tisch, „Selbst die Momente, wenn sie mir irgendeinen Gegenstand gegen den Kopf wirft.“
 

Marcus hörte Leanne neben sich leise aufseufzten.
 

„In der Dritten wollten wir mal die Schule schmeißen.“, begann Jordan erneut, aber viel eher zu sich, „Sie wollte unbedingt mal ans Meer. Hauptsache weit weg von ihrer Mum und dem ganzen Druck und Erwartungen, die sie ja doch nie erfüllen könnte.“
 

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte die Hufflepuff.
 

„Hätten wir das gemacht, würde sie den Horror jetzt nicht durchmachen müssen.“
 


 


 

Eine halbe Stunde später hatte sich das dreier Gespann aus drei Häusern, wieder getrennt. Während Leanne verkündigte, dass sie noch Hausaufgaben zu machen hatte und Jordan... nun ja. Er hat da nicht mehr richtig zugehört, da er schon auf halben Weg aus dem Raum gewesen war.
 

Es war jetzt eigentlich Abendessenszeit, aber irgendwie verspürte Marcus keinen wirklichen Hunger. Seine Beine trugen ihn einfach wieder in den 1. Stock. Auch wenn es zu dieser Zeit für ihn gefährlich war vor dem Krankenflügel aufzuschlagen, konnte er seinem inneren Drang nicht zurückhalten.

Heute war einfach zu viel passiert, was er nicht einmal im Ansatz verarbeiten konnte. Da waren so viele Gedanken über diese Halskette und den Fluch, der Streit mit Graham und die fragenden Blicke von Adrian. So langsam hatte er das Gefühl, verrückt zu werden. An ihrer Seite zu sitzen hatte bisher immer geholfen. Und auch hier hatte er immer die Frage im Kopf, ob das zwischen ihnen überhaupt einen Halt haben konnte.
 

Während Marcus den Korridor entlang ging, huschte ein kurzes Lächeln über seine Lippen. Denn ihm wurde bewusst, wie er die einen Probleme wegschob, nur um dann über ein anderes nachzudenken. Er war echt ein hoffnungsloser Fall.
 

„Na? Was gibt es denn zu lachen?“
 

Abrupt stoppte er im Gehen und sah das Übel schon ein paar Meter vor ihm, an der Wand gelehnt. Wie schaffte er es nur immer, Marcus' Weg zu kreuzen? Ob er es wirklich darauf anlegte? Falls ja, dann war er außerordentlich dumm.
 

„Was geht dich das an?“, atmete er leise durch und versuchte einfach an Warrington vorbei zu gehen.
 

Doch wie immer schien er auf Provokation aus zu sein. Denn er stieß sich von der Wand ab und ging wenige Sekunden später neben ihm her.
 

„Denkst du gerade über deine kleine, Süße nach?“, kam es, wie vor dem Spiel, süffisant über seine Lippen.
 

Deutlich schluckte er seinen aufkommenden Kommentar herunter. Nicht. Provozieren. Lassen.
 

„Du willst Bell wohl besuchen, oder?“, fragte er schamlos weiter, „Ah, ich weiß. Du musst Druck ablassen, oder?“, sah Marcus ihn dann grinsen, „Mal eben so über sie drüber. Glaub mir, dass hab ich mir auch schon mal ausgemalt-“
 

Im nächsten Moment hatte sich Marcus zu ihm gewandt und ihn mit einem kräftigen Schubser, an die nächste Wand befördert. Warrington schien darüber nicht einmal überrascht, denn er lachte gehässig, was in Marcus nur noch mehr die Wut aufschäumen ließ.
 

„War ich nicht deutlich genug, als ich dir gesagt habe, dass du dich von ihr fernhalten sollst?!“
 

„Oh... jetzt wollen wir also darüber reden.“, grinste er immer noch unverschämt, „Denkst du, mit so einer billigen Drohung, lass ich meinen Fang aus den Augen?“
 

„Deinen...“, er stoppte und schüttelte den Kopf, „Sie hatte überhaupt kein Interesse an dir! Check es endlich!“
 

„Was Bell auch immer will, interessiert mich genauso wenig.“
 

„Weißt du eigentlich, was du da von dir gibst?!“
 

Für ihn war das alles mehr als unbegreiflich. Er deutete mit seinen Aussagen doch gerade darauf hin, dass er... Marcus konnte es nicht mal im Gedanken aussprechen, denn da hatte sich schon leicht die Galle in ihm gebildet.
 

„Ich sag es dir noch einmal. Klar und deutlich, Warrington.“, setzte er neu an, „Wenn du dich weiterhin in ihrer Nähe aufhältst, dann siehst du bald die Wurzeln der Alraunen von unten!“
 

„Die Leier hatten wir schon, Flint.“
 

Wie gelassen er da an der Wand stand machte ihn nur noch wütender und wahrscheinlich auch unberechenbarer. Er schaffte es immer wieder ihn auf Hochtouren zu bringen und zwar auf die schmerzvolle Art und Weise. Wieder kam der Gedanke in ihm hoch, im eben jener Schmerzen zu zufügen. Den Drang, Katie vor ihm zu beschützen. So wie damals.
 

„Dass du mich aus dem Team wirfst, hätte ich echt nicht gedacht. Aber offenbar hat sie dir dein Hirn so hart raus gefickt, dass du plötzlich alles für sie tun würdest.“
 

„Du weißt gar nichts!“
 

„Ich weiß eine Menge... das dich sogar noch mehr in die Scheiße reiten kann.“, grinste er immer breiter, „Ziemlich tief. Familiär, wenn du verstehst.“, und sein Gesichtsausdruck wechselte zu einem Nachdenklichen, „Mag sie es hart, ja? Ich glaub, ich werd einfach mal gucken, ob sie alleine ist-“
 

Warrington konnte nicht mehr seinen Satz zu Ende sprechen, da hatte Marcus nur wieder erneut ausgeholt. Heute war definitiv ein furchtbarer Tag, an dem er seine Gefühle überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Während er Graham im absoluten Alkoholrausch zusammengefaltet hatte, fiel er nun auf Warrington drauf und das völlig nüchtern. Da war einfach nur noch blanke Wut, diese Angst und dieser starke Beschützerinstinkt in ihm.
 

Der blonde Slytherin fiel zu Boden und Marcus beugte sich zu ihm nach unten. Griff mit der linken Hand die Schulrobe und schlug dann einfach weiter mit der Rechten auf Warringtons Gesicht ein. Keine Ahnung wie lange, aber er hörte Schritte hinter ihm. Nur ein Paar. Worte wie „Was machst du da!?“, „Hör auf mit dem Mist!“ oder „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“ Kurz hatte er einen Blick über seine Schultern gewagt, doch so schnell die Stimme aufgetaucht war, war die dazugehörige Person wohl wieder verschwunden. Diese kleine Ablenkung nutzte jedoch Warrington gekonnt. Im nächsten Zug sah Marcus nur noch, wie er seinen Zauberstab zog und flog im nächsten Moment im hohen Bogen nach hinten.
 

„Der einzige Verrückte hier, bist du, Flint!“, kam es knirschend von ihm, „Für ein Halbblut so ein Aufriss zu machen!“
 

Marcus rappelte sich im nu wieder auf und hatte ebenso seinen Zauberstab gezogen, den er in dessen Richtung deutete.
 

„Verrückt? Wer von uns beiden wollte sich an ihr vergehen, während sie bewusstlos in einem Krankenbett liegt?!“
 

„Du verstehst echt kein Spaß.“
 

„Spaß? Spaß?!“, wurde Marcus lauter, „Du redest von Spaß, während es hier um ein Leben geht!!“
 

„Ein Leben eines Halbblutes, wie schlimm soll das schon sein.“, zuckte er mit den Schultern, worauf Marcus ihm nur ein nonverbalen Zauber entgegenschleuderte, der ihn ohne zu zögern ebenso nach hinten schleuderte.
 

Hart landete Warrington mit dem Rücken auf dem Marmorboden. Ob er auf keuchte, oder lachte, konnte Marcus nicht identifizieren. Noch beim Aufstehen flog ein Stupor ihm stattdessen entgegen. Doch diesmal konterte er es mit Bravour, direkt mit einem Protego. Im direkten Anschluss schoss er den Expulso zurück. Warrington wehrte diesen Zauber nun ab und lenkte ihn auf einen Ritterstatue, die in ihre unendlichen Einzelteilen zerfiel.
 

Weitere Zauber und Flüche wurden von beiden Seiten gesprochen, wobei diese immer mehr an Aggressionen zunahmen. Wenn es ein Außenstehender betrachten würde, würde dieser ganz klar Marcus Flint als besseren Duellanten ansehen.

Eigentlich hatte Warrington keine Chance gegen ihn. Kaum einer war so bewandert in Zaubern, wie Marcus. Schon als Kind wurde er darauf trainiert und ein Versagen kam für einen Flint nie in Frage.
 

Marcus holte mit seinem Zauberstab erneut aus, als Warrington mal wieder am Boden lag und wollte den Levicorpus-Zauber ungesagt anwenden, als plötzlich sein Zauberstab aus seiner Hand rutschte. Irritiert wanderte sein Blick nach hinten und er wusste in dem Moment, als er der Person in die Augen blickte, dass das womöglich sein Ende war.

Nichts wie geplant


 

- Rückblende -

Marcus holte mit seinem Zauberstab erneut aus, als Warrington mal wieder am Boden lag und wollte den Levicorpus-Zauber ungesagt anwenden, als plötzlich sein Zauberstab aus seiner Hand rutschte. Irritiert wanderte sein Blick nach hinten und er wusste in dem Moment, als er der Person in die Augen blickte, dass das womöglich sein Ende war.
 

- - -
 

Grüne Augen fixierten ihn scharf, während die ältere Professorin ihren Zauberstab in seine Richtung hob und in der selben Hand nun auch seiner sich befand.
 

„Mr. Flint.“, herrschte sie laut und bedrohlich, „Was veranstalten Sie hier?!“
 

Sein Kopf war voll von Wörtern, die er jedoch nicht sortieren konnte. In dem Moment kam dann auch noch Warrington sichtbar in seinen Augenwinkel, der sich vor Professor McGonagall rechtfertigte.
 

„Er ist einfach auf mich los gegangen, Professor!“, sprach er hektisch aus, „Ich hab mich nur verteidigt!“
 

Im Nu schwang sein Kopf in dessen Richtung.
 

„Wer so einen Bullshit von sich gibt, brauch sich nicht wundern, dass-“
 

„Ruhe! Alle beide!“, zischte sie und beide Slytherins verstummten augenblicklich, „Das Zaubern auf den Korridoren ist verboten, dass wissen Sie beide. Von Flüche sprechen, ganz zu Schweigen.“
 

„Er hat mich provoziert, Prof-“, begann er, wurde jedoch von Warrington unterbrochen.
 

„Ich hab gar nichts gemacht!“, kam es aus seinem Mund und deutete dann auf seine Nase, „Schon vor dem Quidditchspiel hat er mir fast die Nase gebrochen, Professor! Dabei wollte ich unserem Team nur viel Glück wünschen.“
 

So ein Aasgeier, dachte sich Marcus. Die Hauslehrerin von Gryffindor besah ihn streng an, so als ob er wirklich der Hauptaggressor war. Was aus ihrer Sicht mit Sicherheit auch nicht anders ausgelegt werden konnte. Er hatte sich einfach wieder erfolgreich provozieren lassen. Manchmal vergaß er, dass Warrington auch ein Slytherin war, der seine Lage durchaus vorher durchdachte. Was er wie sagte und wie es enden könnte. Er stattdessen hatte sich untypisch von seinen Gefühlen leiten lassen und ihm damit wunderbar in die Hände gespielt.
 

McGonagall seufzte und ließ ihre Arme an ihrer Seite fallen.
 

„Fünfzig Punkte Abzug, für jeden von Ihnen beiden.“
 

„Was?!“, kam es von dem blonden Slytherin, „Aber... aber Flint ist auf mich-“
 

„Und sie haben nicht deeskalierend gewirkt, sondern sind auch noch mit eingestiegen.“, sagte sie, „Und jetzt sehen Sie zu, Mr. Warrington, dass sie ihre Verletzungen behandeln lassen.“, sagte sie und reichte dem Schwarzhaarigen während ihrem Gesagten, Marcus' Zauberstab wieder in die Hand, bevor sie ihre Hände vor ihrem Körper zusammenfaltete.
 

„Dann geh ich wohl... zu Madame Pomfrey.“, sagte er und sah Marcus offensichtlich dreist grinsend ins Gesicht.
 

In Marcus gefror jede Ader. Als ob Warrington das auch berechnet hatte?! Es ihm erst unter die Nase zu reiben, was er für kranken Gedanken hatte und dann einfach vor seinen Augen, während er selbst nichts dagegen tun konnte, wieder in Katies Nähe zu kommen.
 

„Doch nicht in den Krankenflügel! Madame Pomfrey hat schon genug zu tun.“, herrschte die Professorin und Marcus sah wieder zu ihr, „Professor Snape kann diese Kleinigkeit auch erledigen.“
 

„Aber-“
 

„Keine Widerworte, Mr. Warrington, oder wollen sie noch mehr Punkte für ihr Haus verlieren?“
 

„Nein, Professor.“
 

Missmutig stapfte er an Marcus vorbei. Er hingegen seufzte leise aus, wollte sich auch schon abdrehen und die kurze Strecke zum Krankenflügel zurücklegen, als die Stimme der älteren Professorin erneut erklang.
 

„Moment, Mr. Flint. Sie habe ich noch nicht entlassen.“
 

Genervt wandte er sich ihr wieder zu. Kaum als dies geschah, sprach sie auch schon befehlshaberisch weiter.
 

„Ich weiß nicht, was in Ihnen gefahren ist, aber dieses Verhalten kann und werde ich nicht dulden.“
 

Marcus blieb stumm. Jeder weitere Versuch, der Hauslehrerin von Gryffindor klar zu machen, dass er nicht nur allein an der Situation schuld war, hätte eh keinen Sinn gehabt. Da war Schweigen und Still sein einfach die bessere Option.
 

„Sie werden eine Strafarbeit absolvieren, Mr. Flint. Glücklicherweise sucht Madame Hooch gerade eine Aushilfe, die den Rasen auf dem Quidditchfeld mal wieder trimmt.“
 

„Wann?“, fragte er seufzend und geschlagen nach.
 

„Morgen früh. Vor dem Frühstück, versteht sich.“
 

„Ja, Professor.“
 

„Ach und...“, begann sie und beäugte ihn kritisch, was ihm merkwürdig vorkam, „Angesicht der Tatsache, dass sie das Chaos derzeit förmlich anziehen...“
 

„Anziehen?“, wurde er jetzt doch hellhörig, „Das war die erste Art von diesem Aufeinandertreffen. Warrington hat-“
 

„Es ist mir egal, was er gemacht, gesagt oder gedacht hat. Ich rede von Ihnen, Mr. Flint. Egal aus welcher Perspektive ich Sie auch betrachte. Es ist immer irgendetwas.“
 

Marcus befeuchtete kurz seine Lippen, sagte jedoch nichts und starrte nun zu Boden.
 

„Verstehen Sie mich nicht falsch, ich rechne ihren Gemütszustand natürlich an. Die gesamte Situation belastet uns alle. Die einen mehr, die anderen weniger. Aber das soll keine Entschuldigung sein und das müssen Sie sich auch klar machen.“, sagte sie klar und deutlich, „Und deswegen, um die gesamte Sache etwas zu entschärfen und um Ihnen auch mal wieder ein bisschen frische Luft geben zu können, ist der Krankenflügel für Sie erst einmal Tabu.“
 

„W-was??!“, kam es empört über seine Lippen und schaute wieder zu ihr auf.
 

Er hatte sich eben verhört, oder? Meinte sie das ernst?!
 

„Ich lasse mich garantiert nicht vom Krankenflügel fernhalten, wenn Sie denken-“
 

„Madame Pomfrey werde ich darüber in Kenntnis setzen und sollten Sie meiner Anweisung widerstand leisten, können Sie ihren Verweis im Schulleiterbüro abholen.“
 

„Aber... Professor! Was hat das denn eben mit dem Krankenflügel zu tun! Das ist... nicht fair!“
 

„Sie sollten mal wieder an sich denken, Mr. Flint. So kopflos, wie Sie in manche Situationen rennen, können Sie Miss Bell sowieso nicht helfen.“
 

Er schnaubte. Konnte das alles gar nicht fassen, was er von McGonagall an den Kopf geworfen bekam. Wenn sie nur wüsste, dass sie ihm gerade den einzigen Ruhepol nahm, den er hatte. Dann hätte sie das sicherlich nicht getan. Obwohl... so ganz sicher war er sich da nicht.
 

„Nun. Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Abend.“, sagte sie und ging an ihm vorbei.
 

Noch im Gehen hörte er sie sagen, dass er seine Strafarbeit nicht vergessen sollte. Der Slytherin schnaubte erneut, sah der Verwandlungslehrerin hinterher, bis sie an den Flügeln des Krankenzimmers ankam, und dahinter gänzlich verschwand. Er hasste sein Leben gerade. Doch viele Gedanken konnte er daran nicht verschwenden, denn ein Geräusch hinter ihm vernahm er.

Fix drehte er sich halb mit seinem Körper um und erkannte jemanden hinter einem Pfeiler.
 

„Jordan.“, knurrte er hörbar für den Gryffindor, den er deutlich erkannt hatte, „Ist das hier auf deinen Mist gewachsen?!“
 

Er sah ihn hart schlucken.
 

„Was...“, er schluckte erneut und trat dann vorsichtig hinter dem Pfeiler hervor, „Was hätte ich denn machen sollen? Du hättest ihn fast umgebracht.“
 

„Wäre besser gewesen.“, murmelte er, doch noch laut genug für den Sechstklässler.
 

„Sag doch so etwas nicht!“
 

„Ich sag was ich will.“, schnaubte er wieder und schritt zu ihm.
 

Als Marcus gleichauf mit Jordan war, ging er jedoch an ihm vorbei. Er hatte jetzt eigentlich keinen Nerv, sich auch noch mit ihm anzulegen. Vor allem, da McGonagall immer noch in Reichweite war. Bestimmt sprach sie gerade mit Poppy und über die Sache, die vor dem Krankenflügel sich abgespielt hatte. Wenn er jetzt auch noch eine lautstarke Diskussion mit einer ihrer Schützlinge anfangen würde, könnte er gleich seine Papiere abholen.
 

„F-Flint. Warte mal!“, hörte er ihn hinter sich.
 

„Kein Bedarf.“
 

„Nein. Jetzt wirklich. Warte.“, rief er erneut und lief ihm eilig hinterher.
 

Jordan holte ihn daher ziemlich schnell ein und stellte sich ihm in den Weg. Erst wollte er ihm ausweichen und einfach diesen nervigen Strubbelkopf ignorieren. Doch als Jordan ihm zugleich den Weg abschnitt, blieb er dann doch stehen.
 

„Was?!“
 

Es schien, als ob er sich seine Wörter gerade im Kopf zusammenlegte. Doch für ihn war das einfach eine unaussprechliche lange Wartezeit, auf die er absolut keine Lust hatte.
 

„Wenn du nicht mal weißt, was du sagen willst, sag am besten gar nichts.“
 

„W-warte, warte.“, räusperte er sich, bevor er endlich mit der Sprache rausrückte, „Katies Name ist da zwischen euch gefallen und-“
 

„Du hast uns belauscht.“, stellte er fest, „Fuck.“, hauchte er dann leise, „Hast du mich verfolgt, oder was?!“, wurde er dann etwas lauter.
 

„Das... würde ich so nicht sagen. War Zufall. Ich wollte doch noch nach Katie sehen, vor dem Abendessen. Hab ich doch erzählt.“
 

Marcus stocherte in seinem Hirn nach dieser Information. Möglich das der Gryffindor es erwähnt hatte, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Er wollte schließlich ziemlich schnell weg.
 

„Ich hab nicht damit gerechnet, dich in der Nähe zu treffen. Oder besser gesagt, dich und Warrington. Jedenfalls... will ich wissen, was Warrington jetzt auch noch mit Katie zu tun hat. Du verschweigst uns die ganze Zeit Dinge. Ich merke das. Ich bin nicht dumm.“
 

Marcus war sich bewusst, dass Jordan vielleicht nicht gerade der Schlauste war, aber ihn als dumm zu bezeichnen, hätte er sicherlich nicht.
 

„Wie viel hast du mitbekommen?“, war jedoch seine erste Frage dazu.
 

„Genug. Aber ihr habt ja ständig nur in Hieroglyphen gesprochen. Ich will jetzt Antworten, Flint.“, sagte er unbeeindruckt und verschränkte seine Arme ineinander, „Katie ist meine beste Freundin und ich hab ein Recht darauf zu erfahren, was da noch so alles lief.“
 

„Sie hat es dir aber nicht erzählt und damit hast du kein Recht darauf. Komm darauf klar.“
 

„Aber sie hat es dir erzählt, oder was?!“
 

„Nein... ich...“, seufzte er.
 

Er verstand seinen Standpunkt ja irgendwie. Er war auch dauernd am Durchdrehen, wenn es um die Gryffindor ging. Wollte alles wissen und die Dinge klären. Aber die Sache mit Warrington hatte er immer so gut es ging vor den anderen beiden verborgen. Mit Absicht. Das war einfach eine viel zu heiße Sache, als dass er noch Unbeteiligte hineinziehen wollte.
 

„Warrington hat erwähnt, dass du ihn aus dem Team geschmissen hast, wegen Katie. Fang doch da erst mal an. Das verstehe ich nämlich null.“
 

Fuck. Das hatte er schon mitbekommen?! Also so gut, wie das gesamte Gespräch. Super. Wie beschissen konnte dieser Tag noch werden?
 

„Das... das ist... das geht nichts an, okay.“, sagte er dann und rempelte Jordan an, als er seine Füße wieder in Bewegung setzte.
 

Tatsächlich kam er auch an ihm vorbei, doch schon zeitnah hörte er seine Schritte hinter ihm.
 

„Ich meine es ernst, Flint! Ich will jetzt wissen, warum! Ich geh dir sonst solange auf den Sack, bist du den Mund aufmachst! Und glaub mir, ich hab einen langen Atem!“
 

Marcus versuchte ihn auszublenden, was leider nicht lange anhielt. Als er an der ersten Abzweigung ankam, stellte sich Jordan erneut ihm in den Weg.
 

„Du hast ihm gedroht. Das hab ich auch gehört. Er soll sich von ihr fernhalten. Und warum auch immer, scheint er ein Interesse an ihr zu haben. Ich verstehe aber diese Zusammenhänge einfach nicht.“, sagte er so laut, dass Marcus schon fast Angst hatte, es könnte jemand mitbekommen, „So langsam glaube ich, dass du ganz genau weißt, wer das ihr angetan hat! Hab ich Recht?!“, wurde er noch eine Tonlage lauter.
 

Das war ganz schlecht. Jordans Vermutungen gingen zwar in die selbe Richtung, wie die seine, aber er hatte ganz gewiss nicht die absolute Gewissheit darüber, wer Katie verflucht hat.

Hier an der Stelle konnte er nicht mehr die Tatsache ignorieren, dass der Gryffindor die Auseinandersetzung zwischen ihm und Warrington mitbekommen hatte. Wenn er nichts dazu sagte, würde er sich da hineinsteigern und das ganze nur noch schlimmer machen.
 

„Okay. Du hast gewonnen.“, sagte er dann seufzend und sah bereits das breite Grinsen in seinem Gesicht, „Aber nicht jetzt und nicht hier.“
 

„Gut. Lass uns in den alten Klassenraum von vorhin gehen.“
 

„Nicht jetzt, Jordan.“
 

„Wenn du denkst, du kannst mich hinhalten-“
 

„Hör zu.“, sagte er und hob seine Hände vor sich zur Beschwichtigung, „Wie du sicher mitbekommen hast, hab ich morgen eine Strafarbeit vor dem Frühstück. Ich würde also gerne heute Abend noch etwas zum Essen abbekommen.“
 

Jetzt seufzte Jordan.
 

„Wann dann?“
 

„Komm gegen Mittag zur Slytherin Umkleide. Denke, Hooch wird mich um die Zeit zum Essen entlassen.“
 

„Gut.“, sagte er, wenn auch nicht gerade begeistert.
 

Jordan drehte sich halb von ihm weg, hob jedoch einen Finger, den er auf ihn zeigte.
 

„Wehe du verarschst mich.“
 

„Du hast mein Wort.“
 

Er hob kurz abschätzend seine Augenbrauen, sagte jedoch nichts mehr, bevor er sich vollständig umdrehte und vor ihm zur Großen Treppe lief.
 

Der schwarzhaarige Slytherin seufzte. Irgendwie lief einfach alles aus dem Ruder.

Es gab keinen Weg daran vorbei, Jordan nicht davon zu erzählen, was er wusste. Aus der Nummer kam er nicht mehr raus. Er musste sich unbedingt vorher zurechtlegen, was er ihm, wie sagte. Er würde sicherlich nichts auslassen, aber ebenso ihm nahelegen, dass er es für sich behalten soll. Nicht auszudenken, wenn das an Dritte weitergetragen werden würde, zuletzt an einen Lehrer. Warrington würde instinktiv ihn in Verdacht haben und das könnte mehr als fies für ihn enden, im Bezug auf seine Familie. Er hatte es ihm ja eben noch angedroht. Natürlich war ihm sofort klar, auf was er das bezog. Und diese Sache machte ihn wirklich fahrig und kopflos. Er wüsste jetzt nicht, wie er darauf reagieren sollte.
 

Wenn Warrington zu seinen Eltern gehen würde, die unglücklicherweise sehr gut befreundet sind mit seinen. Nicht auszudenken, was sein Vater mit dieser Information alles anstellen könnte.
 

Marcus schüttelte die Gedanken aus seinem Kopf. Darüber sollte er sich jetzt keinen Kopf machen. Er musste das mit Jordan einfach nur entschärfen. Diesmal nur... mit der Wahrheit.
 


 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N:
(*) 19 Galleonen, 16 Sickel, 23 Knut = 109,- Euro
Umgerechnet hier, falls es jemand interessiert ;)
HarryPotter-Xperts Calculator
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier bin ich wieder! Entschuldigt die etwas längere Wartezeit. Ich hab das Kapitel so oft umgeschrieben und das Reallife tat sein übriges.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Vielen Dank an alle, die die Story in ihrer Favoriten aufgenommen haben <3

Habt ein schönes Wochenende, fühlt euch gedrückt.
Eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zum Anfang des 2. Buches!
Wie ihr sicherlich festgestellt habt, hat sich ab hier die Sichtweise geändert. In den ersten 8 Kapiteln, war nur Katies Sicht zu sehen. Was sie sieht, hört, fühlt. Ab hier werden wir nur noch Flints Gedanken lesen. Was ihm passiert, was er sieht, was er tut und vor allem wie er es tut. Vielleicht werden in diesen Teilen des Buches auch versteckte Anekdoten aufgeklärt, die in Katies Sichtweise keinen Sinn ergaben.
Als Beispiel: Erinnert ihr euch an die Minzbonbons, aus "Katzen jeglicher Art"? - Da habt ihr die Antwort, warum Flint Katzen Minzbonbons besitzt. Nicht einfach nur, um Mrs. Norris abzuwehren. ;)

Was euch ab diesem Kapitel auch klar sein solltet, in welchem Ereignisjahr diese Story spielt. Da auch noch einmal der Hinweis, weswegen ich euch so darauf gestoßen habe, wieso die Jahrgänge nicht mit dem Original vereinbar waren. Katie war im 6. Buch bereits in der Siebten, da sie ein Jahr älter ist, als Harry. Flint wäre hier bereits also schon 19/20 und gar nicht mehr auf der Schule. Das ist also hinfällig. Wir gehen einfach davon aus, dass Katie in der 6. ist und Harry & Co erst in der 5. *hust* während Marcus mit 18, im 7. Jahrgang ist.

Das war's auch schon von meiner Seite aus! Ich freue mich sehr über eure Reaktion zu diesem Kapitel *-* Beeilt euch eventuell, denn die nächsten 4 Kapitel sind bereits fertig. Sofern ich nicht nochmal drüber lese und etwas ergänze xD Also wenn alles klappt, sollte jeden Tag ein Update kommen =)

Liebe Grüße
eure KatieBell :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hi, ich melde mich mal wieder zurück. Wollte nur anmerken, dass die nächsten Kapitel wohl ein bisschen auf sich Warten lassen könnten.
Das kommende Kapitel ist doch noch im "Ergänzungs-Modus"^^' zudem hab ich die nächste Woche mehrere "Dungeon & Dragons"-Sessions, auf die ich mich doch noch drauf vorbereiten muss. (Der letzte Spieltag ist fast ein Monat her XD)
Daher hier mal Werbung für die eigene Sache: Unsere Gruppe ist damit Live auf Twitch, am 21. und 23. Juli, ab 20 Uhr. Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust vorbeizuschauen - Spiele eine Magierin! Wer hätte das nur gedacht ;)

In diesem Sinne, habt ihr erstmal Zeit, die ganzen Kapitel zu verarbeiten xDD
Habt eine schöne, klimatisierte Woche!
Eure Katie :3
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da bin ich wieder aus der Pause!
Ergänzungsmodus ist völlig eskaliert. Ich hab jetzt anstatt zu ergänzen, ein komplett neues Kapitel dazwischen geschoben, weil es sonst einfach zu viel gewesen wäre. Sowieso hatte ich den Plan, Katies "Freunde" mehr in den Fokus zu schieben. Für Lee hab ich da schon lange einen Plan, aber bei Leanne war das immer die Frage: "Ab welchem Zeitpunkt nur?!" Hier war die Antwort.

Ich freue mich wie immer auf eure Reaktion auf dieses Kapitel und möchte zudem auch gerne anmerken: "Solltet ihr Rechtschreib- und/oder Grammatikfehler erkennen. Zögert nicht, mich darauf anzusprechen!" Ich hatte früher eine Beta-Leserin, die mittlerweile einfach keine Zeit mehr hierfür hat, somit bin ich also so ziemlich alleine mit der Korrektur. Und mein Open Office hat schließlich auch nur ne veraltete Rechtschreibung auf Lager.
Schreibt es mit ins Review, oder schickt mir eine private Nachricht, sollte euch also etwas auffallen =)

In diesem Sinne,
bis zum nächsten Mal! ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hi, da sind wir wieder. Ich muss euch sagen,... ich muss hier bisschen Ordnung reinbringen. Irgendwie fehlen mir hier ein paar Szenen, von meinen anfänglichen Stichpunkten. Vielleicht geht's mir auch zu schnell? Ich weiß nicht. Jedenfalls, muss ich noch mehr Kapitel dazwischen schieben, bevor ich meine fertigen Kapitel daran anknüpfen kann xD

Es kann sich also etwas ziehen, bis das nächste Kapitel für euch erscheint.

Aber bis es soweit ist, werf ich einfach ein paar Fragen rein, über die ihr euch jetzt Gedanken machen dürft:
1. Was denkt ihr über Oliver Wood? Wirklich so fanatisch, wie Marcus denkt? Oder steckt da mehr dahinter?
2. Hat sich irgendjemand von euch gefragt, was Adrian da auf Marcus Nachttisch abgelegt hat? Wenn ja, was könnte das sein?
3. Allmählich werden sogar schon seine Freunde stutzig. Obwohl sie nichts genaues zu wissen scheinen, aber ob das auch wirklich so ist?

Gedanken dürfen sehr gerne geteilt werden! Nicht, dass ich selbst auf diese Fragen eine Antwort hätte... *Hoffentlich merkt keiner meinen Sarkasmus...*

In diesem Sinne,
Eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Moin! Unverhofft kommt oft... ich dachte echt, ich finde die nächsten Tage keine Zeit und keine zündende Idee fürs weitere Vorgehen. Meine Migräne-Attacke hat das am Wochenende auch deutlich unterstrichen. Tja, nachdem ich praktisch das ganze Wochenende im Bett lag und nur versucht habe zu schlafen, um diesen Schlagbohrer in meinem Kopf auszublenden, war ich jetzt Sonntag auf Montag fit, wie ein Siebenschläfer, der frisch aus seinem Schlaf erwachte. Ohne Kopfschmerzen nebenbei gesagt. Und die Muse war da!
Zwar wirft dieses Kapitel, zwei andere „schon fertige“ Sachen komplett über den Haufen. Aber ich hab sowieso schon angefangen, diese zu ändern. Und diese Variante ist deutlich besser durchdacht, als die Erste. Vertraut mir! Wirklich!

In diesem Sinne,
habt einen schönen Start in die Woche und wir lesen uns :)
Eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Herrje, jetzt habt ihr aber was zu lesen gehabt :D
War auch wieder gar nicht so lang geplant. Am Ende hab ich doch nochmal radikal kürzen müssen, sonst wären das 12 Word-Seiten geworden. Das kommt dann halt eben im nächsten Kapitel. :) Ich finde immer, wenn zu viel passiert, wird es leicht unübersichtlich und man kann sich so schwer kleinere Sachen merken, die erst später eventuell eine größere Bedeutung bekommen.

In diesem Sinne,
die Woche ist schon zur Hälfte rum. Den Rest packt ihr auch noch <3
Eure Sweet :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo? Jemand da? Oh ich fühl mich so schlecht. Über zwei Monate habe ich das hier schleifen gelassen. Irgendwie war mein Terminkalender zu voll gestopft. Hier Reallife, da Streaming-Projekte, und zuletzt kickte eine fiese Grippe rein. Den Husten hab ich derzeit immer noch -.-
Hin und wieder hab ich ein paar Absätze zusammenbekommen, aber heute komplett fertiggestellt!
Ich hoffe, ich konnte ein paar Cliffhänger hiermit beantworten, vom letzten Mal.
Teilt mir sehr gerne eure Gedanken mit! :D

Liebe Grüße,
eure KatieBell :3
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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Annie
2023-06-30T16:25:58+00:00 30.06.2023 18:25
Ooooh ich bin sehr gespannt was lee zu erzählen hat!
Antwort von: KatieBell
01.07.2023 02:04
Tja, ich glaube, dass Katie kein Interesse am neusten Klatsch & Tratsch haben wird xD
Sie hat ihre eigenen Probleme ;)

Danke dir für dein Review!
Lg KatieBell :3


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